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Donnerstag, 18. April 2024

Orwell, George "Der Weg nach Wigan Pier"

Orwell, George "Der Weg nach Wigan Pier" (Englisch: The Road to Wigan Pier) - 1937

Ich habe dies für den "1937 Club"  gelesen.

Ich habe bereits einige Bücher von George Orwell gelesen und sie waren alle hochinteressant. Dieses begann ein wenig langwierig, viele Zahlen wären leichter zu verstehen gewesen, wenn man sie in die heutigen Währungen umgerechnet hätte oder wenn man sie zumindest in den Kontext gestellt hätte. Woher soll ich wissen, wie viel 15s. oder 3s. 6d. sind? Wie viel muss man für ein Brot bezahlen? Wie viel bekommt ein guter Verdiener?

Aber das Buch wird besserh, als der Autor die Bedingungen erwähnt, unter denen die Menschen leben.

Wir schreiben das Jahr 1937. Ein Jahr, das sehr wichtig war. Wie ein anderer Blogger schrieb: "In den 30er Jahren ist eine Menge gutes Schreiben entstanden. Turbulente Zeiten neigen dazu …" (siehe hier, danke CyberKitten)

Und ja, wir haben wieder ähnlich turbulente Zeiten und wenn wir nicht aufpassen, könnte sich die Geschichte wiederholen.

Ein Zitat aus dem Buch:

"Sie [die Sozialisten] haben nie hinreichend deutlich gemacht, dass die wesentlichen Ziele des Sozialismus Gerechtigkeit und Freiheit sind. Mit Blick auf wirtschaftliche Fakten gingen sie davon aus, dass der Mensch keine Seele habe, und setzten sich explizit oder implizit eine materialistische Utopie zum Ziel. Dadurch konnte der Faschismus jeden Instinkt ausnutzen, der sich gegen Hedonismus und eine billige Vorstellung von 'Fortschritt' auflehnt. Es gelang ihr, sich als Trägerin der europäischen Tradition zu präsentieren und an den christlichen Glauben, den Patriotismus und die militärischen Tugenden zu appellieren. Es ist weitaus schlimmer als sinnlos, den Faschismus als 'Massensadismus' oder eine andere einfache Formulierung dieser Art abzutun. Wenn wir so tun, als handele es sich nur um eine Verirrung, die bald von selbst vergeht, träumen wir einen Traum, aus dem wir erwachen, wenn uns jemand mit einem Gummiknüppel schlägt."

Und auch diese berühmten Worte von Martin Niemöller sollten wir nicht vergessen.

"Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Kommunist.
Als sie die Gewerkschaftler holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Gewerkschaftler.
Als sie die Juden holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Jude.
Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte."

Wenn wir nicht aufpassen, werden wir wieder da sein. Und zwar früher, als wir denken möchten.

Buchbeschreibung:

"The Road to Wigan Pier ist ein Buch des englischen Schriftstellers George Orwell, das erstmals 1937 veröffentlicht wurde. Die erste Hälfte dieses Werkes dokumentiert seine soziologischen Untersuchungen der trostlosen Lebensbedingungen unter der Arbeiterklasse in Lancashire und Yorkshire im industriellen Norden Englands vor dem Zweiten Weltkrieg. Die zweite Hälfte ist ein langer Essay über seine bürgerliche Erziehung und die Entwicklung seines politischen Gewissens, in dem er die britische Haltung zum Sozialismus hinterfragt. Orwell stellt klar, dass er selbst für den Sozialismus ist, hält es aber für notwendig, Gründe aufzuzeigen, warum viele Menschen, die vom Sozialismus profitieren würden und ihn logischerweise unterstützen sollten, in der Praxis wahrscheinlich starke Gegner sind.

Das Buch setzt sich 'mit der sozialen und historischen Realität des Depressions-Leidens im Norden Englands auseinander, - Orwell will nicht einfach Übel und Ungerechtigkeiten aufzählen, sondern das durchbrechen, was er als bürgerliche Vergessenheit ansieht, - Orwells Korrektiv zu solcher Falschheit direkt in die Erfahrung des Elends.' Erster Teil

George Orwell machte sich auf, um über das Leben der Arbeiterklasse in den trostlosen industriellen Kerngebieten der West Midlands, Yorkshire und Lancashire zu berichten. Er verbrachte seine Zeit damit, unter den Menschen zu leben, und als solche sind seine Beschreibungen detailliert und lebendig. Das erste Kapitel beschreibt das Leben der Familie Brooker, ein wohlhabenderes Beispiel der nördlichen Arbeiterklasse. Sie haben einen Laden und eine billige Unterkunft in ihrem Haus. Orwell beschreibt die alten Leute, die in dem Heim leben, und ihre Lebensbedingungen.

Das zweite Kapitel beschreibt das Leben der Bergleute und die Bedingungen in einem Kohlebergwerk. Orwell beschreibt, wie er in ein Kohlebergwerk hinabgestiegen ist, um die Vorgänge zu beobachten, und er erklärt, wie die Kohle verteilt wird. Die Arbeitsbedingungen sind sehr schlecht. Dies ist der Teil des Buches, der am häufigsten zitiert wird.

Kapitel drei beschreibt die soziale Situation des durchschnittlichen Bergarbeiters. Hygienische und finanzielle Bedingungen werden besprochen. Orwell erklärt, warum die meisten Bergleute in Wirklichkeit nicht so viel verdienen, wie man manchmal glaubt.

Kapitel Vier beschreibt die Wohnsituation im industriellen Norden. Es herrscht Wohnungsnot in der Region und deshalb nehmen die Menschen eher Substandard-Wohnungen an. Die Wohnverhältnisse sind sehr schlecht.

Kapitel Fünf beschäftigt sich mit der Arbeitslosigkeit und Orwell erklärt, dass die Arbeitslosenstatistiken der damaligen Zeit irreführend sind.

Kapitel Sechs befasst sich mit der Ernährung des durchschnittlichen Bergarbeiters und wie die meisten Familien, obwohl sie in der Regel genug Geld haben, um Lebensmittel zu kaufen, lieber etwas Leckeres kaufen, um ihr tristes Leben zu bereichern. Dies führt in vielen Familien zu Unterernährung und körperlichem Verfall.

Kapitel Sieben beschreibt die Hässlichkeit der Industriestädte im Norden Englands. Zweiter Teil

Im Gegensatz zur geradlinigen Dokumentation des ersten Teils des Buches diskutiert Orwell im zweiten Teil die Bedeutung des Sozialismus für die Verbesserung der Lebensbedingungen. Dieser Abschnitt erwies sich als kontrovers. Orwell legt seine Ausgangsprämissen sehr einfach dar:
Sind die im ersten Teil beschriebenen entsetzlichen Zustände erträglich? (Nein)
Ist der Sozialismus, '
von ganzem Herzen als Weltsystem angewandt', in der Lage, diese Bedingungen zu verbessern? (Ja)
Warum sind wir dann nicht alle Sozialisten?

Der Rest des Buches besteht aus Orwells Versuch, diese schwierige Frage zu beantworten.
"

Mittwoch, 5. April 2023

Friedrichs, Julia "Gestatten: Elite"

Friedrichs, Julia "Gestatten: Elite - Auf den Spuren der Mächtigen von morgen" - 2008

Die Buchbeschreibung sagt eigentlch schon alles. Die PISA Studie bestätigt, was viele schon lange wussten, wir müssen mehr für unsere Schüler tun, und zwar für alle. Als ich zur Schule ging, war das Gymnasium fast nur für Kinder von Akademikern und Reichen gedacht, was man mich als Arbeiterkind immer hat spüren lassen. Heute schaft man es vielleicht etwas, eher das Abitur zu erreichen, wenn dort auch nicht alles Gold ist, was glänzt. Aber was ist mit dem Rest? Was haben wir von einer Gesellschaft, in der "die Elite" das Leben bestimmt und der Rest abgeschrieben wird?

Ich finde es jedenfalls gut, dass Julia Friedrichs sich nicht hat einfangen lassen von dem Glanz, der ihr vorgestellt wurde, sondern kritisch der Sache nachgegangen ist.

Ich hoffe, sie kann mit ihrem Buch etwas bewirken, aber ich sehe da eher schwarz.

Buchbeschreibung:

"Julia Friedrichs ist fünfundzwanzig, als McKinsey ihr ein lukratives Job-Angebot unterbreitet: Sie soll künftig zur Elite des Landes gehören. Was man sich darunter vorstellt, erlebt sie bei einem Edel-Assessment-Center - und ist geschockt. Doch das Wort 'Elite' lässt sie nicht mehr los. Sie schlägt den Job aus und recherchiert ein Jahr lang an Elite-Universitäten, Elite-Akademien, Elite-Internaten. Sie taucht ein in eine Welt, in der 'Minderleister' das größte Schimpfwort ist, in der zwanzigjährige Eliteanwärter Talkshow-Auftritte trainieren und Teenager Karriereberatungen buchen ..."

Dienstag, 28. März 2023

Specht, Heike "Die ersten ihrer Art"

Specht, Heike "Die ersten ihrer Art. Frauen verändern die Welt" [The first of their kind, Women are changing the world] - 2022

Ich habe ja vor kurzem das Buch von Hillary & Chelsea Clinton "The Book of Gutsy Women" gelesen. Daraus habe ich u.a. auch das Zitat von Sor Juana Inés de la Cruz entnommen: "Ich studiere nicht , um mehr zu wissen , sondern um weniger zu ignorieren". Aber auch sonst war das Buch fantastisch und ich habe bedauert, dass es nicht auf Deutsch erschienen ist, denn die beschriebenen Frauen sollten eine Inspiration für uns alle sein.

Dann sah ich, dass unsere örtliche Buchhandlung eine Lesung von Heike Specht anbietet, die das Buch "Die ersten ihrer Art" mit dem Untertitel "Frauen verändern die Welt" herausgegeben hat. Wir erfahren, wie diese Frauen für ihren Platz in der Gesellschaft haben kämpfen müssen, für sich und für alle, die nach ihnen kamen, also auch und vor allem für uns. Noch längst ist Gleichberechtigung nur eine Utopie, noch längst haben Frauen nicht die gleichen Chancen und Möglichkeiten wie Männer. Aber hoffen wir mal, dass wir es mit Frauen dieser Art irgendwann einmal schaffen.

Dies sind wohl die wichtigsten oder bekanntesten Frauen, die sie beschreibt:
Marie-Elisabeth Lüders, Louise Schroeder, Elisabeth Selbert, Erna Scheffler, Ruth Bader Ginsburg, Jutta Limbach, Susanne Baer, Annemarie Renger, Marta Schanzenbach, Käte Strobel, Golda Meir, Simone Veil, Ulrike Meinhof, Ruth Dreifuss, Renate Lepsius, Lilian Uchtenhagen, Renate Schmidt, Petra Kelly, Claudia Roth, Elisabeth Schwarzhaupt, Rita Süssmuth, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Hildegard Hamm-Brücher, Margot Käßmann, Micheline Calmy-Rey, Christine Haderthauer, Andrea Nahles, Margaret Thatcher, Angela Merkel, Ursula von der Leyen, Annalena Baerbock, Hillary Clinton, Jacinda Ardern, Sawsan Chebli, Aminata Touré

Hinzu kommen unter anderem:
Herta Däubler-Gmelin, Marlene Dietrich, Jutta Dithfurth, Marion Gräfin Dönhoff, Nora Ephron , Indira Gandhi, Kamala Harris, Elly Heuss-Knapp, Mely Kiyak, Heilwig von der Mehden, Golda Meir, Frieda Nadig, Nicole, Dolly Parton, Suzi Quatro, Kristina Schröder, Alice Schwarzer, Heide Simonis, Helene Weber, Helene Wessel, Clara Zetkin

Es könnten noch mehr genannt werden. Ich hätte sicher noch erwähnt:
Rosa Parks, Bertha von Suttner, Greta Thunberg, Malala Yousafsai

Und wir brauchen noch mehr dieser Bücher, damit die meisten Frauen aufwachen. Als ich vor ein paar Jahren mit jüngeren Lesekreismitgliedern "Das Goldene Notizbuch" (The Golden Notebook) von Doris Lessing gelesen haben, habe ich mit Schrecken feststellen müssen, dass viele jüngere Frauen überhaupt keine Vorstellung davon haben, wie es noch vor dreißig Jahren ausgesehen hat und wie es auch wieder aussehen könnte, wenn wir nicht dafür kämpfen, dass Frauen endlich als gleichwertige Menschen anerkannt werden.

Der Vortrag war dann auch hervorragend. Herein kam eine junge Frau, frisch und sympathisch. Sie las nicht nur ein paar gute Beispiele aus ihrem Buch vor, sie erzählte auch einiges dazu und munterte den zahlreich erschienenen Damen (und ein paar Herren) dazu auf, Fragen zu stellen oder selbst Anmerkungen zu machen. Es war ein sehr guter Abend. Ich hoffe, dass noch viele Menschen, vor allem Frauen, die Gelegenheit haben werden, diser Autorin zu folgen, als Leser oder Zuhörer.

Auf jeden Fall habe ich mir auch gleich eines ihrer anderen Bücher zugelegt: "Ihre Seite der Geschichte: Deutschland und seine First Ladies von 1949 bis heute" (Goodreads). Und die Autorin hat beide Bücher signiert. Sie war auch bei dieser Gelegenheit äußerst freundlich und zuvorkommend.

Buchbeschreibung:

"Ohne Frauen fehlt die Hälfte

Simone Veil, Margaret Thatcher, Angela Merkel, Kamala Harris: Sie alle eroberten ihren Platz in einer Männerwelt und veränderten sie Stück für Stück. Das Buch führt uns zu diesen und vielen anderen
Ersten ihrer Art. Es zeigt nicht nur, was fehlt, wenn Frauen nicht mit am Tisch sitzen, sondern auch wie sie in den letzten hundert Jahren gegen Widerstände an die Spitze gelangten und neue Themen setzten.

Die Autorin hat viele Erste interviewt und akribisch recherchiert. Sie belegt, dass die Kämpfe noch nicht ausgefochten sind: Die Hälfte der Menschheit hat noch längst nicht die Hälfte der Macht.


'In Die Ersten ihrer Art reist die Autorin durch die Politikgeschichte und veranschaulicht durch akribische Recherche, was Simone Veil, Margaret Thatcher, Claudia Roth, Kamala Harris und Aminata Touré für Gleichberechtigung und unsere Gesellschaft geleistet haben.' (Subway-Magazin)"

Montag, 27. März 2023

Kampfner, John "Warum Deutschland es besser macht"

Kampfner, John "Warum Deutschland es besser macht: Ein bewundernder Blick von außen" (Englisch: Why the Germans Do it Better. Notes from a Grown-Up Country) - 2020

Ein weiteres Weihnachtsgeschenk von einem meiner Söhne. Sie wissen, was mich interessiert.

Dieses Buch gibt uns einen Überblick über die deutsche Politik, Wirtschaft und Sozialgeschichte der Nachkriegszeit. Der Titel mag ein wenig irreführend sein, John Kampfner lobt Deutschland nicht nur für alles. Er vergleicht es hauptsächlich mit dem Vereinigten Königreich und seiner jüngsten Politik, mit der er anscheinend nicht einverstanden ist - nun, ich auch nicht. Wir sollten alle nach mehr Einheit streben und nicht auseinanderdriften. Darin scheine ich deutscher zu sein, als ich je gedacht hätte.

Alles in allem sieht der Autor Deutschland mit den Augen eines Ausländers, der lange genug hier gelebt hat, um das beurteilen zu können. Viele meiner Landsleute beschweren sich über unser Sozialversicherungssystem, unsere Krankenkassen, wirklich alles. Aber sie wissen nicht, wie es anderswo ist. Vor allem die Gesundheitsversorgung hat nach wie vor höchste Priorität und jeder Deutsche hat ein Recht auf medizinische Versorgung. Das ist leider nicht überall so. Aber auch unsere Politik sei vorbildlich, so der Autor. In der englischen Buchbeschreibung werden wir sogar als ewig faszinierendes Land beschrieben. Ich denke, viele Deutsche wären überrascht, das zu hören. Leider würden nicht alle Ausländer John Kampfner zustimmen. Viele leben noch in den 1940er Jahren und sehen uns als den ewigen Feind.

Ein großer Teil des Buches handelt davon, wie Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaut wurde, wie es zum Aufbau eines vereinten Europas beitrug, wie es sich den Herausforderungen nach der Wiedervereinigung stellte und wie es viel mehr Flüchtlinge aus Syrien aufnahm als die meisten anderen Länder.

Er erwähnt, dass "in Deutschland seit langem Konsens über die Prinzipien großzügiger Zuwendungen direkt aus dem Gehaltspaket für hochwertige Leistung besteht. Ähnlich breite Unterstützung gibt es für die Prinzipien, die einer höheren Besteuerung und der Rolle des Staates zugrunde liegen - dass Sie nicht nur für Ihren eigenen Vorteil und den Ihrer Familie zahlen, sondern für die Bedürfnisse der Gesellschaft als Ganzes. Diese Denkweise ist seit Jahrzehnten üblich."

Und über die Herausforderungen der Wiedervereinigung fragt er: "Hätte eine andere Nation eine solche Situation mit so wenig Umbruch bewältigen können?"

Wohlgemerkt, das Buch ist nicht nur mit einer rosaroten Brille geschrieben. Der Autor erwähnt nicht nur die guten Seiten, er beschreibt auch, was besser sein könnte und was in Zukunft zu Problemen führen könnte. So wurde er von vielen Deutschen gebeten, den Titel zu ändern und mehr darüber aufzunehmen, was wir falsch machen.

Trotzdem ein interessantes Buch, das für Deutsche wahrscheinlich noch interessanter ist als für Außenstehende.

Buchbeschreibung:

"Die Deutschen sind Meister der Selbstkritik. Dabei macht das Land es besser, als viele denken, sagt John Kampfner. Der Autor ist Brite und zeigt, wie sehr sich das Deutschland-Bild im Ausland in den letzten Jahren verändert hat. Die deutsche Politik hält er für vorbildlich: Finanz- und Flüchtlingskrise - kaum ein anderes Land navigiere so erfolgreich und souverän durch schwierige Zeiten. Sogar die Corona-Bekämpfung hält er für größtenteils erfolgreich. Während anderswo autoritäre Politiker und Populisten regieren, sei Deutschland ein Bollwerk aus Anstand und Stabilität. Den Grund dafür sieht Kampfner vor allem in der soliden Politik Angela Merkels und in der kritischen Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit; darin liegt für ihn der Schlüssel zu einer sensiblen Demokratie. Eine erfrischend andere Geschichte der Bundesrepublik."

Dienstag, 6. Dezember 2022

Precht, Richard David "Die Kunst, kein Egoist zu sein"

Precht, Richard David "Die Kunst, kein Egoist zu sein: Warum wir gerne gut sein wollen und was uns davon abhält" [The Art of not being Selfish: "Why We Want to be Good and What Keeps Us From Doing So] - 2010

Wie schon in seinen anderen Büchern über Philosophie, versucht der Richard David Precht, uns die Philosophie und ihre Bedeutung näherzubringen. Sind wir Egoisten oder eher das Gegenteil? Wie bringt die Moral uns zu einem besseren Handeln? Und was sagt die Geschichte dazu? Vorschläge, wie wir die Welt verbessern könnten, sind auch dabei. Dass die meisten Menschen sich nicht dafür interessieren, war vor zehn Jahren bekannt und ist es leider auch noch heute.

Buchbeschreibung:

"Ist der Mensch gut oder schlecht? Ist er in der Tiefe seines Herzens ein Egoist oder hilfsbereit? Und wie kommt es eigentlich, dass sich fast alle Menschen mehr oder weniger für die 'Guten' halten und es trotzdem so viel Unheil in der Welt gibt? Das Buch stellt keine Forderung auf, wie der Mensch zu sein hat. Es untersucht - quer zu unseren etablierten Weltbildern - die Frage, wie wir uns in unserem täglichen Leben tatsächlich verhalten und warum wir so sind, wie wir sind: Egoisten und Altruisten, selbstsüchtig und selbstlos, rivalisierend und kooperativ, nachtragend und verzeihend, kurzsichtig und verantwortungsbewusst. Je besser und unbestechlicher wir unsere wahre Natur erkennen, desto gezielter können wir unsere Gesellschaft verändern und verbessern. Ein Buch, das uns dazu bringt, uns selbst mit neuen Augen zu sehen!"

Donnerstag, 29. September 2022

Marx, Karl; Engels, Friedrich "Das kommunistische Manifest"

 

Marx, Karl; Engels, Friedrich "Das Kommunistische Manifest" - The Communist Manifesto - 1848

Es ist unglaublich, dass dieses Buch fast zwei Jahrhunderte alt ist. Es ist so aktuell und genau wie 1848. Ich habe immer gesagt, und ich halte es immer noch für richtig, Marx und Engels würden sich im Grabe umdrehen, wenn sie sehen würden, was aus ihren Ideen geworden ist. Leider haben sie vergessen, einen Aspekt in ihre Theorien aufzunehmen, den menschlichen Faktor. Wie wir in den Jahren dieser Pandemie gesehen haben, gibt es immer gierige, selbstsüchtige Menschen, die ihre Meinung für das Gemeinwohl nicht ändern werden, oft sind sie nicht klug genug, um das zu verstehen, und können nicht weiter als bis an ihre eigene Nasenspitze denken. Also sollten wir ihnen vergeben. Aber ehrlich gesagt will ich das nicht. Ich hasse Egoismus mehr als alles andere.

Ich lebe in einem Land mit einem guten Gesundheitssystem, das von vielen Außenstehenden als kommunistisch angesehen wird. Wir haben kostenlose Bildung und eine gute Absicherung für den Fall, dass wir unseren Arbeitsplatz verlieren. Wir passen in unserem System aufeinander auf und das freut mich. Aber es gibt immer noch zu viele Reiche, die mehr für den Rest der Bevölkerung tun könnten. Wieder der menschliche Faktor. Aber ich bin froh, dass wir das System haben, das wir haben, und würde nicht in einigen anderen Ländern leben wollen, selbst wenn sie behaupten, mehr Geld zu haben. Mein Sohn lebte eine Zeit lang in Schweden und ihr System ist sogar noch weiter als das deutsche, ein großartiges System mit hohen Steuern, aber die Menschen sind im Allgemeinen viel glücklicher als die in anderen Ländern. Ich denke, das spricht für sich.

Karl Marx ist ein großer Philosoph; er wird als einer der bekanntesten Denker der Welt bezeichnet. Wir sollten seinen Gedanken mehr Beachtung schenken.

Zitate und Gedanken dazu:

"Politische Macht, wie sie eigentlich genannt wird, ist lediglich die organisierte Macht einer Klasse zur Unterdrückung einer anderen." Leider war hier wie immer Karl Marx richtig.

"Die herrschenden Ideen jedes Zeitalters waren immer die Ideen seiner herrschenden Klasse." Das stimmt leider auch, diejenigen, die das Land regieren, sagen uns, was wir denken sollen.

"Dann wird die Welt für die einfachen Leute sein, und die Klänge des Glücks werden die tiefsten Quellen erreichen. Ah! Kommt! Menschen aller Länder, warum wacht ihr nicht auf?" Gute Frage. Wenn die Leute es nicht verstehen wollen, werden sie es nicht tun.

"Sie sind entsetzt über unsere Absicht, das Privateigentum abzuschaffen. Aber in Ihrer bestehenden Gesellschaft ist das Privateigentum bereits für neun Zehntel der Bevölkerung abgeschafft." Auch dies gilt immer noch mehr denn je.

"Lasst die herrschenden Klassen vor einer kommunistischen Revolution zittern. Die Proletarier haben nichts zu verlieren als ihre Ketten. Sie haben eine Welt zu gewinnen. Proletarier aller Länder vereinigt euch!" Das Problem ist, dass viele der unterdrückten Menschen ihren Unterdrückern glauben, dass dies falsch ist und in einer Katastrophe für sie enden wird. Nein, es wird in einer Katastrophe für die Reichen enden.

"Die Gesellschaft als Ganzes spaltet sich immer mehr in zwei große verfeindete Lager auf." Immer noch das gleiche! (Stichwort: Querdenker)

Zuguterletzt: "Der Kommunismus beraubt niemanden der Macht, sich die Produkte der Gesellschaft anzueignen; er beraubt ihn lediglich der Macht, die Arbeit anderer durch eine solche Aneignung zu unterjochen."


Buchbeschreibung:

"Als Karl Marx und Friedrich Engels Mitte des 19. Jahrhunderts am 'Kommunistischen Manifest' arbeiten, geht es ihnen nicht um einen willkürlichen Umsturz der politischen Verhältnisse: Jene Revolution des Proletariats, die ihnen vorschwebt, soll historisch begründet sein - als notwendige Folge einer geschichtlichen Entwicklung, durch die sich die Frage nach sozialer Gerechtigkeit neu und immer dringlicher stellt. Marx' und Engels kraftvolle Vision einer klassenlosen und dadurch gerechten Gesellschaft macht 'Das kommunistische Manifest' zu einer bis heute äußerst anregenden Lektüre."

Siehe auch: "Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie" (Capital. Critique of Political Economy) - 1867
Sonneborn, Martin & seine politische Beraterin: Latour, Claudia "99 Ideen zur Wiederbelebung der politischen Utopie. Das kommunistische Manifest" [99 Ideas to Revive the Political Utopia. The Communist Manifesto] - 2021

Dienstag, 30. August 2022

Marx, Karl "Das Kapital"

Marx, Karl "Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie" - Capital. Critique of Political Economy - 1867

In meinem englischen Blog nehme ich an einem Thema teil, "Non-fiction November" (Sachbuchlektüre im November). Beim ersten Mal habe ich ein Buch ausgesucht, das ich schon seit Ewigkeiten lesen wollte. "Das Kapital". Als ich vor über einem Jahrzehnt ein Profil bei Facebook erstellte, nahm ich an einigen ihrer Umfragen teil und stellte fest, dass ich sehr liberal bin (keine Überraschung), "so weit links wie möglich, bevor ich in Stalins Hinterhof trete" (as far left as can be before heading into Stalin's backyard). Das war natürlich eine US-amerikanische Umfrage. (Im Vergleich zu ihren Republikanern stimmt das sicherlich.) Aber ich weiß, Karl Marx würde sich im Grabe umdrehen, wenn er sähe, was in vielen Ländern aus seinen Ideen gemacht wurde. Die Skandinavier sind wahrscheinlich die besten Beispiele dafür, was er den Menschen wünschte. Und ich gehöre zu denjenigen, die an öffentliche Gesundheitsversorgung, kostenlose Bildung für alle, einen anständigen Mindestlohn, eine gute Altersvorsorge "glauben" und an alles, was die Leute ablehnen, die meinen, das bringt den "Kommunismus" in ihr Land.

Aber genug davon, ich glaube, ich habe es oft genug gesagt und kenne Leute, die anderer Meinung sind, aber keine bessere Antwort finden. Sie scheinen es zu begrüßen finden, dass die reichen Bonzen niedrige Einkommenssteuern zahlen während andere hungern.

Also das Buch. Als ich es auf der Seite ankündigte, dass ich dies im November lese, erhielt ich viele Kommentare wie "schwer zu lesen", "gut gemacht, wäre mir zu schwer". Eigentlich fand ich es am Anfang eher langweilig. Mein Hintergrund ist mehr oder weniger kaufmännisch, zumindest musste ich während meiner Ausbildung viele Fächer in dieser Richtung belegen. Ich wusste also, wie Nachfrage und Angebot den Preis bestimmen, Material und Herstellung zusammen sind die Basis dafür.

Aber alles in allem steht in diesem Buch viel über die Anfänge der Industrialisierung und was da beim "kleinen Mann" schief gelaufen ist, komischerweise ist vieles davon immer noch schief, der Arbeiter wird immer noch vom Arbeitgeber ausgebeutet.
Siehe Diskussionen zum Thema Mindestlohn. Sie haben heutzutage zum Glück mehr Rechte (dank dieser angeblich "besch...enen"-Gewerkschaften, eine weitere Idee, gegen die die meisten Konservativen sind), aber das bedeutet nicht, dass viele Arbeitgeber nicht versuchen werden, diese zu umgehen und, wenn sie sich daran halten müssen es, keinen Schritt weiter gehen, als sie müssen.

Ich bin mir sicher, dass es viele Bücher gibt, die das für unsere Zeit besser und einfacher erklären, damit auch die hartnäckigsten Gegner verstehen, dass sich die Welt nicht nur um sich selbst dreht, dass es so viel schöner wäre, wenn die Menschen ihren Egoismus aufgeben würden Einstellungen. Aber ich bezweifle, dass sie sie verstehen wollen. Dieses Buch und diese Ideologie gibt es jetzt seit mehr als 150 Jahren und vieles hat sich nicht geändert. Leider.

Dies ist auch eine sehr gute Geschichtsstunde.

Zugegeben, das Buch hat einige trockenere Passagen, aber alles in allem finde ich es sehr lesenswert.
Ich würde das gerne mit Leuten diskutieren, die es gelesen haben, und sehen, ob sich ihre Meinung geändert hat.


Beschreibung:

"Kaum ein theoretisches Werk hat die Welt so stark verändert wie Das Kapital von Karl Marx. Marx zielte bei der Abfassung des Kapitals darauf, die zwanghafte Gesetzmäßigkeit der kapitalistischen Produktionsweise zu entschlüsseln. 'Sie wissen es nicht, aber sie tun es' - dieser Satz aus dem ersten Kapitel kann deshalb als Präambel des ganzen Werks gelesen werden, einem mit ebenso viel theoretischem Scharfblick wie akribischer Genauigkeit vorgetragenen Versuch, der Gesellschaft ein Bewusstsein ihrer eigenen materiellen Existenzgrundlage zu vermitteln."

Ich habe auch "Das Kommunistische Manifest" (The Communist Manifesto) von Marx und Engels gelesen.