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Montag, 2. Dezember 2024

Dinesen, Isak/Blixen, Karen "Afrika - dunkel lockende Welt"

Dinesen, Isak/Blixen, Karen "Afrika - dunkel lockende Welt" oder "Jenseits von Afrika" (Englisch: Out of Africa) - 1937

Wer hat nicht den großartigen Film "Jenseits von Afrika" (Out of Africa) gesehen? Ich lese oft ein Buch und sehe mir dann einen Film an, was eigentlich genau der falsche Weg ist, denn wenn man das Buch gelesen hat und seine eigenen Bilder sieht, gefällt einem der Film nie wirklich.

Nun - "Jenseits von Afrika". Ich glaube, mir hätte der Film auch gefallen, wenn ich zuerst das Buch gelesen hätte. Meryl Streep fängt die Sprache der Erzählerin so schön ein, ich glaube, man kann es sich nicht anders vorstellen.

Isak Dinesen, alias Karen Blixen, zieht nach Afrika, wo sie einen guten Freund heiratet und mit ihm eine Milchfarm gründen möchte. Nichts läuft wie geplant, aber wir lernen eine kluge und wunderbare Frau mit großem Herzen kennen, die den Kontinent und seine Bewohner ins Herz schließt. Ich habe diesen Roman sehr genossen.

Buchbeschreibung:

"'Ich hatte eine Farm in Afrika am Fuße der Ngongberge.' Tania Blixen verbrachte siebzehn Jahre im feudalen Glanz einer Kaffee-Plantage in Kenia. Wehmütig zurückblickend hat sie – jenseits von Afrika – ihre Erinnerungen zu Papier gebracht.

Tania Blixen hat ein ebenso spannendes wie geistreiches Abenteuerbuch einer mutigen, beherzten Frau geschrieben – teils Autobiographie teils Fiktion. Kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs gründet sie gemeinsam mit ihrem Mann eine Kaffeefarm nahe Nairobi, zweitausend Meter über dem Meer, im 'Lustgarten Afrika'. In dieser unvergleichlichen Landschaft geht sie auf Jagd, schießt Zebras und folgt den Nashörnern auf ihren Streifzügen durch den Busch. Sie erlebt Dürren und die große Regenzeit, begeistert sich für das Leben der Kikuju und Massai und schwelgt in poetischen Reflexionen über ein Land, das sie nie wieder loslassen wird. Sie weiß: 'Hier bin ich, wo ich sein sollte.'

In einem der lebendigsten Bücher über das afrikanische Hochland erschließt uns die große Erzählerin die in ihrer Fremdartigkeit faszinierende Welt. Ein großer Atem durchweht ihre Schilderungen, eine tiefe Leidenschaft für das Freie, Ursprüngliche, für jene Wahrhaftigkeit, die alles, Mensch und Landschaft, Tier und Ding, in seinem einzigartigen Wesen aufleuchten lässt.

Vorlage des Oscar-prämierten Films 'Jenseits von Afrika' von 1987 mit Meryl Streep und Robert Redford."

Freitag, 14. April 2023

Gercke, Stefanie "Ich kehre zurück nach Afrika"

Gercke, Stefanie "Ich kehre zurück nach Afrika" [I Return to Africa] - 1998

Ich bin ja ein großer Fan von Stefanie Zweigs Afrika-Romanen, also hatte ich mich auf dieses Buch auch gefreut.

Es war jedoch nicht das Gleiche. Ja, es entstand zu einer anderen Zeit und es ist natürlich schon ein anderes Thema. Apartheid ist eine andere Sache als Fliehen vor den Nazis. Südaftrika ist nicht das Gleiche wie Kenia. Aber das ist es nicht. Auch wenn die beiden Schriftstellerinnen den gleichen Vornamen tragen, sind sie doch Welten voneinander entfernt.

Ich habe bessere Bücher über die Apartheid gelesen, über den Zwiespalt, in denen Menschen sich befinden, die ihre Heimat verlassen müssen, über das Eingliedern in eine völlig neue Welt. Dieses Buch war mir zu seicht.

Buchbeschreibung:

"Die junge Henrietta wird von ihren Eltern nach Südafrika zu ihren Verwandten geschickt. Sie liebt dieses Land, versteht jedoch nicht die Grenzen der Apartheid. Als sie den Schotten Ian kennenlernt, scheint ihr Glück vollkommen. Mit ihm will sie sich endgültig ein eigenes Leben in diesem Land aufbauen. Doch schon bald geraten die beiden mit dem System der Rassentrennung in Konflikt und Henrietta muß aus ihrem geliebten Afrika fliehen."

Dienstag, 20. Dezember 2022

Kwalanda, Miriam "Die Farbe meines Gesichts"

Kwalanda, Miriam "Die Farbe meines Gesichts. Lebensreise einer kenianischen Frau" [The colour of my face. Life journey of a Kenyan woman] - 2000

Wie ergeht es einer Afrikanern, die nach Deutschland kommt? Das Straßenmädchen Miriam Kwalanda kann davon erzählen. Das Buch ist schon ein paar Jährchen alt, aber ich denke, es ist immer noch aktuell.

Viele Menschen aus Ländern, denen es finanziell nicht so gut geht, träumen davon, einmal in ein "reiches" Land einzuwandern und hoffen, es ginge ihnen dort besser. Das ist leider nicht immer so einfach, wie sie es sich vorstellen.

Miriam Kwalanda schildert sehr ausführlich, was sie vor und nach ihrer Einwanderung nach Deutschland durchgemacht hat.

Ein sehr anschauliches Buch.

Buchbeschreibung:

"Miriam Kwalanda hat Glück gehabt. Geboren in der kenianischen Provinz, Straßenkind in Nairobi, Hure am Strand von Mombasa, erfüllt sich für sie der Traum vieler kenianischer Mädchen: Umworben von weißen Freiern entscheidet sie sich dafür, als Ehefrau eines 'Stammgastes' aus dem Ruhrgebiet ins 'reiche' Deutschland zu gehen. Damit hat ihre riskante Gratwanderung zwischen den Welten, zwischen Gewalt und Sex, Selbstmordversuchen und unbändiger Lebensfreude ein vorläufiges Happy End gefunden. Miriam Kwalanda und Birgit Theresa Koch erzählen mit authentischer Kraft, ohne Larmoyanz und mit schonungsloser Offenheit. Sie geben damit unserer westlichen Sicht auf die afrikanischen Verhältnisse eine neue Dimension."

Mittwoch, 7. Dezember 2022

Zweig, Stefanie "Wiedersehen mit Afrika"

Zweig, Stefanie "Wiedersehen mit Afrika" [Reunion with Africa] - 2002

Noch eine Geschichte, in der Stefanie Zweig an ihre Erlebnisse in Afrika zurückdenkt. Dieses Mal geht es um eine ihrer Freundinnen. Stella ist eine Engländerin, die genausoviel Sehnsucht nach dem geheimnisvollen Kontinent hat wie Regine aus "Nirgendwo in Afrika". Und wie alle Immigranten muss sie erkennen, dass nichts mehr so ist wie in ihrer Erinnerung.

Ein gutes Buch nicht nur über Afrika sondern auch über Immigranten und wie es ist, so keine richtige Heimat zu haben.

Buchbeschreibung:

"Stella ist in Afrika aufgewachsen und musste nach England fliehen. Jetzt kehrt sie in ihre alte Heimat zurück und baut zusammen mit ihrer afrikanischen Freundin aus Kindertagen eine Lodge im Hochland von Kenia. Stella genießt die Vertrautheit mit den Menschen und fühlt sich aufgehoben in den Farben und Düften Kenias. Doch schmerzvoll erkennt sie, dass das Afrika ihrer Träume sich verändert hat. Und immer öfter schleichen sich Bilder aus England in ihre Gedanken."

Andere Bücher von Stefanie Zweig zu diesem Thema:
Doch die Träume bleiben in Afrika (Goodreads)
Karibu heißt willkommen (Goodreads)

Inschrift auf dem Grabstein von Stefanie Zweig:
"Ihre Liebe und Güte bleiben unvergessen, auch wenn ihr Leben vom Verlust geprägt war. Ihre Geschichten bleiben uns als ewiges Geschenk."

Dienstag, 4. Oktober 2022

Zweig, Stefanie "Owuors Heimkehr"

Zweig, Stefanie "Owuors Heimkehr" [Owuor's Homecoming] - 2003

Wer die Familie Redlich aus "Nirgendwo in Afrika" kennt, kennt auch ihren Koch und "Mädchen für Alles" Owuor, ohne den sie in Afrika oft total verloren gewesen wären.

So ist es schön zu erfahren, wie es Owuor ergangen ist, nachdem die Redlichs wieder nach Deutschlang gezogen sind. Eine Sammlung von wirklich wunderschönen Erzählungen, die die Liebe der Autorin zu Afrika widerspiegelt.

Buchbeschreibung:

"Was ist aus Owuor, dem Koch der Familie Redlich aus 'Nirgendwo in Afrika', geworden? Stefanie Zweig erzählt von der Heimkehr Owuors in seine Heimatstadt Kisumu. Diese fünf großen Erzählungen, die sowohl in der Kolonialzeit wie auch im heutigen Afrika spielen, sind erfüllt von Poesie und Humor. Ihre sensiblen Schilderungen und phantasievollen Bilderwelten gleichen einer einzigartigen Safari durch diesen Kontinent."

Freitag, 2. September 2022

Zweig, Stefanie "Es begann damals in Afrika"

Zweig, Stefanie "Es begann damals in Afrika" [It started back then in Africa] - 2004

Stefanie Zweig hat ja viele Romane über Immigranten in Afrika geschrieben, da sie selbst dies ja auch mitgemacht hat. In diesem Fall dreht es sich um die Freundinnen von Regina (also Stephanie) in ihrer Schule. Ihre Eltern sind alle vor den Nazis nach Kenia geflohen und sie haben ganz verschiedene Träume und Erlebnisse.

Wer mehr über das Leben Stefanie Zweigs erfahren möchte, ist hier richtig aufgehoben.

Buchbeschreibung:

"Nakuru School, Kenia 1944: Die Freundinnen Regina, Leah, Vicky und Liesel, die alle vor den Nazis fliehen mussten, sitzen unter einem Eukalyptusbaum und malen sich ihre Zukunft aus. Sie haben große Träume: Regina möchte Schriftstellerin werden und für immer auf der Farm Ol’ Joro Orok bleiben. Liesel glaubt nur an Zahlen und Logik und hofft auf akademische Erfolge. Die schöne Vicky schämt sich für ihre Herkunft, will einen reichen englischen Gentleman heiraten und ihre Wurzeln und ihre Religion vergessen. Die orthodox erzogene Leah weiß am wenigsten von der Wirklichkeit. Ihr Großvater ist einer der reichsten Männer Kenias und in seine Enkelin vernarrt …"

Montag, 1. August 2022

Zweig, Stefanie "Ein Mundvoll Erde"

Zweig, Stefanie "Ein Mundvoll Erde" (auch: Vivian und Ein Mundvoll Erde) [A Mouthful of Earth/Soil] - 1980

Stefanie Zweig ist in Afrika aufgewachsen. Darum kann sie auch so wundervoll über ihre Lieblingsheimat schreiben. Sie ist eine meiner deutschen Lieblingsautoren.

In dieser Geschichte geht es um ein deutsches Mädchen namens Vivian und einen schwarzen Kikuyu-Jungen. Die beiden sind befreundet, so befreundet, wie es eben Kinder sind, egal, woher ihre Eltern kommen oder welche Hautfarbe sie haben.

Das ist das Schöne an diesem Buch. Und dass Vivian auch ein wenig von Stefanie in sich hat, ist wohl selbstverständlich. Das macht die Geschichte ja so besonders.

Buchbeschreibung:

"'Ein Mundvoll Erde' essen zusammen die kleine Deutsche Vivian und der schwarze Kikuyu-Junge Jogona als Beschwörung ihrer Freundschaft. Nur wer wie ein Kikuyu denkt und fühlt, kann dieses Ritual vollziehen. Vivian, die mit ihrem Vater aus dem nationalsozialistischen Deutschland nach Kenia geflohen ist, kennt jede Geste, jedes umgeschriebene Gesetz und natürlich auch die Sprache dieses afrikanischen Stammes. Da ist sie ihrem Vater überlegen, dessen heimwehkranke Gedanken in Deutschland weilen."

Das Buch wurde 1980 zuerst unter dem Titel "Ein Mundvoll Erde" veröffentlicht und dann noch einmal 2001 als "Vivan und ein Mundvoll Erde". Warum? Ich glaube, das weiß niemand so genau. Oder doch? Vielleicht wollten die Herausgeber noch einmal an dem Buch verdienen ... Ich finde es jedenfalls schlimm, wenn das gleiche Buch noch einmal mit einem anderen Titel herausgegeben wird.

Donnerstag, 7. Juli 2022

Hirsi Ali, Ayaan "Mein Leben, Meine Freiheit"

Hirsi Ali, Ayaan "Mein Leben, Meine Freiheit" (Niederländisch: Mijn Vrijheid) Infidel: My Life - 2006

Ich hatte unserem Lesekreis dieses Buch vorgeschlagen, weil wir in den Niederlanden lebten und gerne ein wenig mehr Informationen über das Thema bekommen würden, aktuelle niederländische Politik, etwas aus der Gegenwart, während unseres Aufenthalts dort, ich wollte schon immer so etwas lesen.

Wir alle fanden, dass es ein sehr interessantes Buch war und es führte zu einer lebhaften Diskussion über Religion, Frauenrechte, verschiedene Leben in verschiedenen Ländern und andere Bücher zu diesen Themen. Wir waren überrascht, wie die Niederländer hierüber denken.

Wir fanden keine neuen Ansichten über die Politik in diesem Land. Es kam die Frage auf, wie sehr sich die Muslime in unseren Ländern anpassen müssten.

Es wird immer Menschen mit Vorurteilen geben. Wir müssen unsere Meinung ändern, wenn wir die islamische Welt verstehen wollen. Und wir müssen sie auf moderate Weise ändern, Europa hat sich auch nicht in wenigen Jahren verändert, es hat lange gedauert.
Kader Abdolah (ein iranisch-niederländischer Schriftsteller) sagt: "Wir Muslime in Europa müssen aufhören, Imame aus muslimischen Ländern zu importieren. Wir sollten nicht vergessen, dass die Folgen von Regelverstößen nicht die gleichen sind wie im Christentum."

Die Autorin hatte eine interessante Kindheit. Wir waren erstaunt, wie gut gebildete Menschen in Somalia nach islamischen Regeln leben. Auch der Unterschied zwischen Stadt und Dorf wurde sehr gut dokumentiert - und die Probleme, als Mädchen aufzuwachsen.

Ayaan Hirsi Ali erwähnt auch, wie schwierig es war, die Leute aufzurütteln, ihnen die Probleme bewusst zu machen. Das Buch zeigt, wie einfach es ist, Menschen zu manipulieren.

In gewisser Weise war das Buch deprimierend, aber wir fanden auch einen Hoffnungsschimmer. Es ist schwierig, wenn man so viel Schmerz sieht. Wir sollten die Rechte der Frauen durchsetzen. Der Islam muss auf moderne Standards hochgezogen werden. Ayaan Hirsi Ali hatte den Mut, sich für etwas so Furchtbares einzusetzen. Bildung ist der Schlüssel.

Viele fanden es traurig, dass sie Gott verloren hat, aber sie ist noch jung. Man kann hoffen, sie findet ihn wieder. Der Unterschied zwischen Arm und Reich ist ein Kampf zwischen den Religionen. Gottes Wort steht über der menschlichen Liebe, aber wir sehen das nicht immer so.

Wie wir in diesem Buch gesehen haben, gehen große Privilegien mit großer Verantwortung einher. Wenn jemand mit einem anderen Hintergrund etwas sagt, denken die Leute, dass es anders ist. Als wir hierher kamen, dachten wir, die Niederlande sei ein freies Land mit aufgeschlossenen Einwohnern. Einige Gebiete, insbesondere im Raum Amsterdam/Rotterdam, sind von vielen Einwanderern besiedelt.


Wir waren uns alle einig, dass Ayaan Hirsi Ali eine sehr außergewöhnliche, bemerkenswerte, fantastische Person ist. Sie lebte in verschiedenen Ländern, Zeiten, Systemen. Wir hoffen alle, dass sie nicht ermordet wird, der Islam braucht sie. (Dies war 2008, noch lebt sie, in den USA, ist verheiratet und hat zwei Kinder.)

Ich würde dieses Buch jedem empfehlen, der daran interessiert ist, Muslime zu verstehen, und der sich für eine bessere Welt für uns alle einsetzen möchte.


Wir haben dieses Buch
im März 2008 in unserem internationalen Lesekreis und im Dezember 2010 in unserem deutschen Lesekreis besprochen.

Buchbeschreibung:

"Nach ihrem Bestseller 'Ich klage an' erzählt Ayaan Hirsi Ali ihre persönliche Geschichte: Sie schreibt von ihrer Kindheit und Jugend in Somalia, Saudi-Arabien, Äthiopien und Kenia und ihrer Flucht vor der Zwangsheirat nach Europa. Sie berichtet von ihrer politischen Karriere in den Niederlanden, ihrer Abkehr vom Islam und ihrer Übersiedelung in die USA. Der Weg einer jungen Frau zur weltweit geachteten Freiheitskämpferin - und die Antwort darauf, warum sie immer weitermacht, trotz aller Gefahren."

Ich habe das niederländische Original gelesen und hoffe, die Übersetzung ist genauso gut.

Ayaan Hirsi Ali setzt ihre Geschichte fort in "Ich bin eine Nomadin" (Nomad: From Islam to America: A Personal Journey Through the Clash of Civilizations) - 2010

Siehe auch:
Buruma, Ian "Die Grenzen der Toleranz" (Murder in Amsterdam: The Death of Theo Van Gogh and the Limits of Tolerance) - 2006

Samstag, 23. Oktober 2021

Zweig, Stefanie "Nirgendwo war Heimat"

Zweig, Stefanie "Nirgendwo war Heimat. Mein Leben auf zwei Kontinenten" [Home was Nowhere. My Life on Two Continents] - 2012

1995 erschien Stefanie Zweigs Roman "Nirgendwo in Afrika", 2001 entstand ein Film, der den Oskar für den besten ausländischen Film erhielt (damals erst der zweite deutsche in der Geschichte), in 2004 wurde er dann endlich ins Englische übersetzt, so dass ich ihn mit meinem englischsprachigen Lesekreis besprechen konnte.

"Nirgendwo in Afrika" ist schon so etwas Ähnliches wie eine Biografie, Stefanie Zweig heißt hier Regina Redlich, ihre Eltern Walter und Jettel Zweig heißen Walter und Jettel Redlich.

Aber dies ist nun die "richtige Biografie". Wer die beiden Bücher "Nirgendwo in Afrika" und "Irgendwo in Deutschland" gelesen hat, kennt zwar schon einiges, aber man stellt fest, was nun wirklich passiert ist und was die Autorin dazugedichtet hat. Wir lesen Briefe, die ihr Vater an seine Verwandten geschrieben hat, der erste erzählt von der Geburt der kleinen Stefanie in Leobschütz, in der preußischen Provinz Oberschlesien. Wir erfahren von den ersten Lebensjahren der kleinen Steffi und von der langsam immer bedrohlicher werdenden Situation für die Juden bis dann die kleine Familie nach Afrika auswandert. Ihre Familie sehen sie nie wieder.

Wenn man dieses Buch heute liest, fühlt man eine seltsam vertraute Bekanntschaft. Nicht nur in den USA gibt es Rassismus und wird immer mehr eine Situation heraufbeschworen, wie wir sie hier in den Dreißiger Jahren hatten, auch bei uns sollten wir aufpassen, dass wir nicht noch einmal in die gleiche Situation kommen. Geschichte ist dazu da, dass wir daraus lernen, nicht, dass wir sie wiederholen.

Buchumschlag:

"Ein bewegtes Leben auf zwei Kontinenten

Ihr Leben wurde geprägt vom Exil in Kenia - den Menschen, Tieren, Farben und Düften Afrikas, die ihre Kindheit zu einem überwältigenden Erlebnis machten. Aber auch von der frühen Begegnung mit Not, Verlust und Heimatlosigkeit, der Rückkehr nach Deutschland 1947, dem Aufenthalt in der Schweiz und ihrer Karriere als Journalistin und Schriftstellerin. Ein Stück Zeitgeschichte in literarischer, atmosphärisch dichter Form.
"

Freitag, 21. Mai 2021

Zweig, Stefanie "Nirgendwo in Afrika"

Zweig, Stefanie "Nirgendwo in Afrika" - Nowhere in Africa - 1995

Vor fast zehn Jahren habe ich geplant, auch meine deutschen Bücher zu rezensieren und hier zu veröffentlichen. Bei der Erstellung der Liste ist es dann geblieben.

Daher will ich jetzt endlich mit meinem deutschen Lieblingsbuch anfangen. Es ist mittlerweile auch schon ein Vierteljahrhundert alt, aber ich finde es steht immer noch in vorderster Reihe.

Wir haben es zweimal in unserem internationalen Lesekreis besprochen (jeweils mit unterschiedlichen Mitgliedern), einmal im April 2008 und dann im Januar 2016. Beide Male waren die Leser begeistert von dem Buch.

In Englisch habe ich das Buch hier und hier beschrieben.

Wir schreiben das Jahr 1938 und Rechtsanwalt Walter Redlich schafft es in letzter Minute, aus Nazideutschland zu fliehen. Die Familie zieht nach Kenia, wo er als Manager einer Farm eingestellt wird. Sie alle erleben dieses neue Land unterschiedlich, Walter kämpft mit der anderen Art Arbeit, die von ihm erwartet wird, Jettel vermisst den Luxus ihres früheren Lebens, beide haben mehr als ein paar Schwierigkeiten mit der Kultur und der Sprache, mal ganz abgesehen von den schlechten Nachrichten, die sie von und über ihre zurückgelassenen Familien aus Deutschland. Nur Regina, 9 Jahre alt, nimmt das Leben auf dem neuen Kontinent an, lernt die Sprachen, findet Freunde und kann sich kein anderes Leben vorstellen. Als ihr kleiner Bruder Max 1946 geboren wird, ist die Familie vollständig.

Dies ist eine Fast-Autobiographie der Autorin Stefanie Zweig, der Roman beruht auf ihrem Leben. Es gibt auch eine "richtige" Autobiographie, die sie später unter dem Titel "Nirgendwo war Heimat. Mein Leben auf zwei Kontinenten" veröffentlicht hat. Auch das Buch empfehle ich total. Sie ist eine wundervolle Autorin, die viel über den Kontinent geschrieben hat, an den sie ihr Herz verloren hat: Afrika. Es gibt eine Fortsetzung dieses Buches mit dem Titel "Irgendwo in Deutschland", das sollte man unbedingt im Anschluss lesen.

In der zweiten Besprechung haben wir eine Liste mit Fragen erstellt, die man sich beim Durchlesen stellen und über die man sehr gut diskutieren kann:

1. Was denkt ihr über Jettel, die Mutter? Glaubt Sie, dass es in Deutschland viele Menschen gab, die nicht gesehen haben, was kommen würde?

2. Was ist mit Regina? Wie wird sie sich wohl fühlen, wenn sie nach dem Krieg nach Deutschland verpflanzt wird?

3. Walter, der Vater, wird meistens als fürsorglicher Vater beschrieben, der nur seine Familie durch den Krieg bringen will. Rückblickend war dies die richtige Entscheidung. Was hätte er wohl gedacht, wenn der Krieg nicht so gewesen wäre, wenn er seine Familie umsonst verpflanzt hätte?

4. Wusstet ihr, dass "Nirgendwo in Afrika" fast eine Autobiografie der Autorin Stefanie Zweig ist, dass all dies ihrer Familie passiert ist, dass sie einen jüngeren Bruder namens Max hat, der zum Beispiel in Afrika geboren wurde? Wenn ja, wie habt ihr euch dabei beim Lesen gefühlt? Wenn nicht, denkt ihr jetzt anders über den Roman?

5. Habt ihr das Gefühl, dass das Aufwachsen in Afrika den Stil der Autorin beeinflusst hat? Hattet ihr das Gefühl, dass ihr Geschichtenerzählen einen bestimmten Fluss hatte?

6. Was denkt ihr über die anderen Charaktere, hauptsächlich Walter Süßkind und Lilly und Oskar Hahn, aber noch wichtiger Owuor? Wie beeinflussen sich Walter und Owuor gegenseitig und verändern das Leben des anderen?

7. Dieses Buch wurde zu einem Film verarbeitet und erhielt den Preis bei den 75. Oscar-Verleihungen 2003 für den besten fremdsprachigen Film. Wenn ihr den Film gesehen habt, wie findet ihr ihn im Vergleich zum Buch? Was hättet ihr anders gemacht, wenn ihr der Regisseur gewesen wärt?

8. Ich mag es, mit jedem Buch, das ich lese, etwas zu lernen. Egal, ob ihr zu dieser Art Lesern gehört oder nicht, was habt ihr aus dem Buch gelernt?

9. Gibt es noch andere Themen, die ich nicht angesprochen habe und die ihr diskutieren möchtet?

Es hat lange genug gedauert, bis dieses Buch ins Englische übersetzt, zwölf Jahre, um es genau zu nehmen. Im Jahr 2001 wurde daraus ein Film gemacht und dieser Film erhielt einen Oscar für den besten ausländischen Film. Der Film ist sehr gut, wird dem Buch aber - wie üblich - nicht wirklich gerecht.

Wie auch immer, Stefanie Zweig ist eine meiner Lieblingsautoren. Sie schreibt ebenso gut über jüdische Themen wie über Afrika, da sie dort eine wichtige Zeit ihrer Kindheit verbracht hat. Sie hat aber bis zu ihrem Tod im Jahre 2014 in Frankfurt gelebt.

Buchumschlag:

"Mit phantasievollen Bildern und einer wunderbaren Sprache voll Poesie überrascht Stefanie Zweig in ihrem Romandebüt über die Emigration ihrer Familie nach Kenia.

Die kleine Regina erlebt das Abenteuer der Emigration in das ferne Afrika an der Seite ihrer Eltern, die 1938 Oberschlesien verlassen müssen. Und dennoch trauern Walter und Jettel Redlich dieser Heimat nach, die sie nicht mehr haben wollte. Doch was ihren Eltern in dieser gänzlich andersartigen Welt nicht recht gelingen mag, glückt ihrer Tochter Regina. Rasch erliegt sie dem Zauber Afrikas mit seinen Gerüchen und Farben, den wilden Tieren und den ursprünglichen Menschen, die zu ihren Freunden werden.
"

Die Fortsetzung des Romans ist als "Irgendwo in Deutschland" erschienen.