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Montag, 6. Januar 2025

Kaminer, Wladimir "Die Kreuzfahrer"

Kaminer, Wladimir "Die Kreuzfahrer" [The Crusaders] - 2018

Ich habe ja immer mal von einer Ostseekreuzfahrt geträumt, Start in Lübeck oder Kiel, dann nach Kopenhagen, Stockholm, Helsinki, St. Petersburg, über Tallinn, Riga, Klaipėda, Gdańsk, vielleicht Szczecin, Stralsund, aber auf jeden Fall Rostock zurück zum Starthafen. Hört sich toll an. Man bezieht in Lübeck sein Zimmer und braucht nichts wieder einzupacken, man kann all diese Städte mit einem Landgang besuchen.

Nach der Lektüre dieses Buches bin ich mir nicht so sicher, dass diese Art des Reisens etwas für mich ist. Dass man mich nicht falsch versteht, das Buch ist fabelhaft, wie alles von diesem Autoren. Aber: ich habe mich nie zu Urlauben auf irgendwelchen spanischen oder griechischen Inseln "all inclusive mit Kinderbelustigung" hinreißen lassen, wir haben mit unseren Kindern in Jugendherbergen übernachtet oder uns ein Häuschen gemietet, ich mag diese Touristenbespaßung nicht. Ich möchte Städte besuchen, Museen, alles, was die Menschen in anderen Ländern ausmacht kennenlernen. Ich habe das Gefühl, das ist auf diesen Kreuzfahrtschiffen nicht so. Erinnert mich mehr an diese Kaffeefahrten mit einem Reisebus, an denen meine Eltern früher teilgenommen haben.

Ich glaube aber, Wladimir Kaminer hat die Art der Kreuzfahrten schon ganz gut beschrieben, vielleicht zu gut für meinen Geschmack. Es kommt einem so vor, als ob die Reisenden von der Bar auf dem Schiff in die nächste Bar an Land gehen. Für jemanden wie mich, der keinen Alkohol mag, nicht unbedingt erstrebenswert.

Vielleicht kann mich ja jemand überzeugen, der schon öfter eine solche Fahrt mitgemacht hat, dass es sich doch lohnt …

Buchbeschreibung:

"Ein Kreuzfahrtschiff ist eine ganz eigene Welt. Der Reisende betritt man eine schwimmende des Glücks mit Bar, Tanzabenden und dem reibungslosen Übergang von einer Mahlzeit in die nächste. Und natürlich mit jeder Menge neuer Bekanntschaften. Aber auch an Land gibt es viel zu entdecken: von Putin-Schokolade in St. Petersburg, über falsche Götter auf der Akropolis bis zu verrückten karibischen Taxifahrern. Und wer könnte schöner davon erzählen als Wladimir Kaminer, Kreuzfahrer aus Leidenschaft?"

Mittwoch, 1. Januar 2025

Bernières, Louis de "Traum aus Stein und Federn"

Bernières, Louis de "Traum aus Stein und Federn" (Englisch: Birds without Wings) - 2004

Vor Jahren war Louis de Bernières' erster Roman "Corellis Mandoline" (Captain Corelli's Mandolin) das erste Buch, das ich mit einem Lesekreis gelesen habe. Wir waren unterschiedlicher Meinung darüber und selbst ich war mir nicht sicher, ob ich es nicht unbedingt auf meine Liste der Lieblingsbücher setzen würde.

Also dauerte es eine Weile, bis ich mich an ein weiteres Buch dieses Autors heranwagte. Was für ein Fehler. Ich war absolut begeistert von diesem Roman. Griechenland und die Türkei zu Beginn des letzten Jahrhunderts mit vielen Informationen über ihre Geschichte, eine großartige Ergänzung zu Victoria Hislops "Eine Geschichte von Liebe und Feuer" (The Thread), den ich kurz zuvor gelesen hatte.

Wie in dem Roman leben Türken und Griechen friedlich nebeneinander, Christen, Muslime und Juden. Sie haben keine Probleme mit ihren Nachbarn, stimmen sogar zu, wenn ihre Kinder einander heiraten oder bitten zum Beispiel jemanden des anderen Glaubens, zu ihren Heiligen zu beten. Bis zum Fall des Osmanischen Reiches, als alle Christen nach Griechenland und alle Muslime in die neu gegründete Türkei umgesiedelt werden. Wir erfahren auch etwas über die Kindheit und die frühen Jahre von Mustafa Kemal, der im Rest der Welt besser als Atatürk bekannt ist.

Ein Zitat, das so viel über die Stimmung hinter diesem Buch aussagt: "Es lässt sich nicht abschätzen, wie viele Armenier bei den Gewaltmärschen starben. Im Jahr 1915 sprach man von 300 000, eine Zahl, die seither unter den Bemühungen wütender Propagandisten immer weiter nach oben korrigiert worden ist. Aber es ist müßig und grausam darüber zu streiten, ob 300 000 oder zwei Millionen Menschen umgekommen sind, denn beide Zahlen sind entsetzlich, und das Leid der einzelnen Opfer auf ihrem Weg in den Tod ist in jedem Fall unermesslich."

Ich habe das immer gesagt über die Todesopfer in jedem Krieg, aber besonders im 2. Weltkrieg, Leute beginnen darüber zu diskutieren, wieviele Juden  tatsächlich getötet wurden. Selbst wenn wir die genaue Zahl wüssten, wüssten wir nie, wie viel Trauer hinter dieser Zahl steckt. Jede Zahl ist zu viel, selbst eine Person, die durch einen Krieg getötet wird, ist nicht das wert, wofür die Menschen, die den Krieg begonnen haben, ihn zu haben glauben. Und es stimmt, ob es nun tausend oder eine Million sind, es bedeutet nur, dass mehr Menschen um ihre Lieben trauern. In jedem Fall zu viele.

In "Traum aus Stein und Federn" bekommen viele dieser Zahlen Gesichter. Und das ist es, was ich am meisten daran liebe, solche Romane zu lesen, es ist so viel einfacher, sich vorzustellen, was die Menschen erlitten haben, wenn man von Einzelfällen hört. Man kann es sich nie wirklich vorstellen, bevor man nicht die Geschichte von jemandem gehört hat.

Stalin soll gesagt haben: "Ein Toter ist eine Tragödie; 1000 Tote sind eine Statistik." Egal, wer es war, es stimmt leider.

Die Charaktere sind absolut bemerkenswert, die meisten von ihnen sind sehr liebenswert. Wir erfahren von wunderbaren Freundschaften und Liebe, die ewig währt. Wir erfahren von Heldentum und sinnlosem Kämpfen. Wir hören von den guten und schlechten Seiten der Menschen. Und wir können auch heute noch viel von ihnen lernen.

Am Ende sehen wir sogar eine Verbindung zu seinem früheren Buch "Corellis Mandoline".

Ein wunderbares Buch, eines meiner Lieblingsbücher.

Und das bedeutet der Originaltitel: "Der Mensch ist ein Vogel ohne Flügel, [...] und ein Vogel ist ein Mann ohne Sorgen."

Buchbeschreibung:

"In einem atemberaubenden epischen Roman macht Louis de Bernières eine vergessene Stadt im Südwesten Anatoliens zur Mitte der Welt. Mit schillernden Farben erschafft er einen Kosmos, in dem vor 100 Jahren Türken und Griechen, Christen und Muslime in Frieden nebeneinander lebten. Louis de Bernières lässt Iskander den Töpfer auftreten, dessen skurrilen Sprichworte als weise gelten, Georgio den Händler, der sein Glück sucht und einen Brunnen stiftet, Rustem Bey, der osmanische Landbesitzer, der eine Frau verliert und in Istanbul eine Mätresse findet, und schließlich die schöne Philotei, an deren Liebe zu Ibrahim sich die Stadt entzweit.

An ihrer Leidenschaft zerreißt das fragile Gewebe aus gemeinsamer Not und karger Freundschaft, aus kleinen Betrügereien und großen Heldentaten. Hatte man bis vor kurzem noch Türkisch mit griechischen Buchstaben notiert, stirbt die Toleranz über Nacht und werden Nachbarn zu Mördern, bis im Untergang des Osmanischen Reiches ganze Völker ihr Land verlieren. Die Stadt wird zerstört und schließlich leben nur noch Eidechsen in den Ruinen."

Mittwoch, 25. September 2024

Hislop, Victoria "Eine Geschichte von Liebe und Feuer"

Hislop, Victoria "Eine Geschichte von Liebe und Feuer" (Englisch: The Thread) - 2011

Dies war mein drittes Buch von Victoria Hislop und es war auch nicht das letzte. Ich habe jede einzelne Zeile davon geliebt.

Während ein junger Mann seine Großeltern in Griechenland besucht, erzählen sie ihm die Geschichte ihres Lebens und gleichzeitig die Geschichte ihrer Stadt und ihres Landes. Thessaloniki hat viel Aufruhr durchgemacht und seine Bewohner auch.

Wir lernen erfolgreiche Männer und unglückliche Frauen kennen, entschlossene Männer, die ihr Land retten wollen, sowie Menschen, die alle Hoffnung aufgegeben haben. Wir gehen durch die deutsche Besatzung und folgen den Widerstandskämpfern in die Berge. Wir treffen eine junge Schneiderin, die entschlossen ist, hart zu arbeiten, um durchs Leben zu kommen. Ihre Liebe zu dem Mann, in den sie sich nicht verlieben sollte, muss viele Hindernisse überwinden, aber da wir sie am Anfang als Großeltern des jungen Mannes kennenlernen, wissen wir bereits, dass sie am Ende ein Happy End haben werden.

Dies ist eine Geschichte über die Liebe und eine Geschichte über das Überleben. Wie überstehen Menschen, insbesondere Frauen, turbulente Zeiten? Sogar in Kriegszeiten scheinen manche Menschen zu versuchen, ein Klassensystem aufrechtzuerhalten, während es für andere einfach unwichtig geworden zu sein scheint. Wir erfahren, wie Familien in schwierigen Situationen unterschiedlich reagieren, wie Beziehungen entstehen - oder nicht - und wie verschiedene Ehen funktionieren - oder nicht.

Dieses Buch enthält so viel Geschichte, so viele Details, die Geschichte sogar für Leute interessant machen, die sich überhaupt nicht für Geschichte interessieren. Victoria Hislop hat sich ihren Platz auf meiner Liste der Lieblingsautoren verdient. Sie beginnt normalerweise mit einem Prolog, der in der heutigen Zeit spielt, und geht dann zurück in die Geschichte, um schließlich in ihrem Epilog in die moderne Zeit zurückzukehren. Besonders gut gefiel mir der Originaltitel dieses Buches, eine leichte Anspielung auf den Beruf einer Näherin sowie auf all die verschiedenen Menschen in der Geschichte, deren Leben miteinander verknüpft sind. Der deutsche Titel ist mal wieder nicht zu gebrauchen.

Buchbeschreibung:

"Thessaloniki 2007: Der junge, in England aufgewachsene Mitsos erfährt zum ersten Mal etwas über die Vergangenheit seiner Großeltern. Das Leben von Katerina und Dimitri ist untrennbar mit der wechselhaften Geschichte ihrer Heimatstadt verbunden – nur dank ihrer Liebe verloren sie nie die Hoffnung. Mitsos erkennt, dass hier auch seine Wurzeln liegen, und er spürt, dass er eine Entscheidung für sein Leben treffen muss.

Nachdem 1917 ein großer Brand weite Teile von Thessaloniki verwüstet hat, wächst Dimitri, Sohn eines reichen Tuchhändlers, bei seiner Mutter in ärmlichen Verhältnissen auf. Dennoch verbringt er eine glückliche Kindheit. Besonders eng befreundet ist er mit Katerina, die auf der Flucht aus Smyrna ihre Mutter verlor. Dann aber trennen sich die Wege der Kinder, und erst als Erwachsene treffen sie sich wieder. Sie erkennen, dass sie sich lieben, doch Dimitri zieht schon bald in den Zweiten Weltkrieg und kämpft danach noch viele Jahre im Widerstand. Die Nachricht seines Todes lässt Katerina zutiefst verzweifeln. Als der Besitzer der Schneiderei, in der sie arbeitet, ihr einen Heiratsantrag macht, willigt sie ein. Dann steht eines Tages Dimitri wieder vor ihr: voller Sehnsucht, gejagt von seinen Feinden …"

Andere Bücher von Victoria Hislop sind hier und hier (englisch). 

Dienstag, 17. September 2024

Hosseini, Khaled "Traumsammler"

Hosseini, Khaled "Traumsammler" (Englisch: And the Mountains Echoed) - 2013

Bisher habe ich drei Bücher von Khaled Hosseini gelesen, die drei Bücher, die er bisher geschrieben hat. "Drachenläufer" (The Kite Runner) hat mir gefallen, "Tausend strahlende Sonnen" (A Thousand Splendid Suns) hat mir sehr gut gefallen und ich fand, dass dies eines der besten Bücher ist, die ich seit langem gelesen habe (und ich lese viel). Ein Beweis dafür, wie sehr ich mich darauf gefreut habe, ist, dass ich es sogar gelesen habe, bevor es als Taschenbuch herauskam. Ich bevorzuge diese Ausgaben, sie sind leichter zu halten und mitzunehmen.

Khaled Hosseini ist ein wunderbarer Autor. So ein schöner Schreibstil, so ein Talent, die Geschichte seines vom Krieg zerrütteten Heimatlandes zu erzählen. Er ist ein Autor, bei dem man nicht glaubt, dass so bald wieder ein so großartiges Buch wie dieses erscheinen wird. Sein Buch hinterlässt bei einem das Gefühl, dass es noch nicht zu Ende sein kann, warum hat es nur 400 Seiten?

"Also, dann. Ihr wollt eine Geschichte hören? Gut, ich erzähle euch eine. Aber nur eine.  …" So beginnt die Geschichte. Abdullahs und Paris Vater Saboor liebt es, Geschichten zu erzählen und die Kinder hören ihm gerne zu. Was sie nicht wissen, sind seine Geschichten, die oft Parabeln sind, die auf ihr eigenes Leben hinweisen, im Guten wie im Schlechten. Der Roman erzählt uns vom Stadt- und Dorfleben in Afghanistan, aber auch vom Leben afghanischer Auswanderer in Frankreich und den Vereinigten Staaten von Amerika sowie von dem der in Afghanistan lebenden Ausländer. Er erwähnt sie alle. Wir treffen reiche und arme Menschen, gute und böse. Wir erfahren etwas über Geschwister, Geschwisterrivalität und Geschwisterliebe. Über Freundschaft, Ehe, Krankheit und Gesundheit, dieser Roman handelt von allem. Die Geschichte erstreckt sich über mehrere Generationen und mehr als ein halbes Jahrhundert, beginnt in den 40er Jahren in Afghanistan und endet zu Beginn dieses Jahrhunderts in Kalifornien. Ich möchte nicht zu viel verraten, und das müsste ich tun, wenn ich tiefer in die Geschichte eintauchen würde. Ich möchte nur hinzufügen, dass dieses Buch so viele Fragen darüber aufwirft, warum und wie wir leben, welche Entscheidungen die Menschen treffen und welche Auswirkungen dies auf das Leben so vieler Menschen hat. Ich würde sagen, es ist in dieser Hinsicht ziemlich philosophisch, erzählt aber auch eine packende Geschichte, die man nicht weglegen möchte, bis man fertig ist.

Was mir an diesem Buch besonders gefallen hat, ist, dass es sofort losgeht, keine lange Einführung, um sich an die Charaktere zu gewöhnen, keine Beschreibung dessen, was vorher war (das kommt später), ich liebe es, wie es mit einem Paukenschlag beginnt. Man muss nicht etwa fünfzig Seiten lesen, um zu wissen, ob einem dieses Buch gefallen wird. Man wird es von Anfang an mögen.

Wenn ihr dieses Jahr nur ein Buch lest, sollte es "Traumsammler" (And the Mountains Echoed) sein!

Die einzige Enttäuschung: Nachdem ich sein neuestes Buch so schnell gelesen habe, werde ich noch länger auf das nächste warten müssen.

Buchbeschreibung:

"In 'Traumsammler' erzählt Khaled Hosseini die bewegende Geschichte zweier Geschwister aus einem kleinen afghanischen Dorf. Pari ist drei Jahre alt, ihr Bruder Abdullah zehn, als der Vater sie auf einem Fußmarsch quer durch die Wüste nach Kabul bringt. Doch am Ende der Reise wartet nicht das Paradies, sondern die herzzerreißende Trennung der beiden Geschwister, die ihr Leben für immer verändern wird."

Mittwoch, 12. Juni 2024

Frisch, Max "Homo Faber"

Frisch, Max "Homo Faber" - Homo Faber - 1957

Ich habe keine Ahnung, warum ich dieses Werk nie gelesen habe. Vielleicht, weil die meisten Schüler in Deutschland jede Art klassischer Literatur hassten, wobei klassisch bedeutet, dass sie etwa zehn Jahre vor unserer Schulzeit geschrieben wurde.

So viele Themen sind in diesem Buch. Max Faber ist Schweizer und arbeitet weltweit als Ingenieur. Seine Kollegen nennen ihn Homo Faber, was so viel heißt wie "der Mann, der Dinge herstellt", eine direkte Übersetzung aus dem Lateinischen.

Man merkt, dass er ein logischer Denker ist, aber seine Welt ist alles andere als logisch. Seine Gedanken wandern vom Zweiten Weltkrieg zur Liebe seiner Jugend oder vielleicht sogar zur Liebe seines Lebens. Seine Reise nach Mexiko endet in einer Vielzahl von Zufällen, die wir, wenn sie uns im wirklichen Leben passieren würden, niemals glauben würden. Max auch nicht. Und das macht ihn blind und lässt ihn das Offensichtliche ignorieren.

Wie auch immer, dieses Buch ist ein philosophisches, ein Denkerbuch. Wir reisen mit Walter durch Zeit und Raum, begleiten ihn aber auch auf seinem Weg zur Weisheit, in den "der, der sehen kann"-Teil seines Lebens.

Eine interessante Geschichte, eine gute Lektüre, ein toller Schreibstil.

Buchbeschreibung:

"Max Frischs Homo faber ist eines der wichtigsten und meistgelesenen Bücher des 20. Jahrhunderts: Der Ingenieur Walter Faber glaubt an sein rationales Weltbild, das aber durch eine 'Liebesgeschichte' nachhaltig zerbricht. Kein anderer zeitgenössischer Roman stellt derart ehrlich wie hintergründig die Frage nach der Identität des modernen Menschen."

Max Frisch hat 1976 den Friedenspreis des deutschen Buchhandels erhalten.

Ich habe ebenfalls "Biedermann und die Brandstifter" (The Arsonists) vom gleichen Autor gelesen.

Montag, 30. Januar 2023

Janson, Stefan "Griechenland. Reise-Lesebuch"

Janson, Stefan (Hrsg.) "Griechenland. Reise-Lesebuch" [Greece. Travel Reader] - 2002

Hier ist mal wieder ein Buch, das mehr verspricht, als es hält. Ich habe vor kurzem ein ähnliches Buch über die Transsibirische Eisenbahn gelesen: "Transsib-Lesebuch: Reiseerlebnisse auf der längsten Bahnstrecke der Welt" und hatte etwas ähnliches hier erwartet.

Leider war das nicht der Fall. Die ein oder andere Kurzgeschichte war in Ordnung, aber mir fehlte die Beschreibung der Menschen in Griechenland, des Lebens, auch der Landschaft. Stattdessen gibt es viel über die griechischen Götter, für die ich mich noch nie so richtig begeistern konnte.

Zum Ende hin waren ein paar Geschichten dabei, aus denen man entnehmen konnte, dass der Autor selbst in Griechenland war und mit Land und Leuten Bekanntschaft gemacht hat.

Ich habe auch eine bessere Zeitangabe vermisst. In einem Hinweis steht: "Die Beiträge sind chronologisch geordnet. Vorrangig ist das Jahr des betreffenden Aufenthaltes in Griechenland, andernfalls das Datum des Erstdrucks eines Textes. Ansonsten richtet sich die Chronologie an den Lebensdaten des Autoren aus." Ja, was denn nun? Aufenthalt, Erstdruck, Leben des Autoren? Man wird auch nicht schlauer, wenn man das Buch liest. Eine Liste am Ende mit ein oder zwei Zeilen zu den jeweiligen Autoren, wie in dem Transsib-Lesebuch, wäre sehr hilfreich gewesen.

Schade, ich war vor vielen Jahren in Kreta und habe das Land und die Leute lieben gelernt. Und ich habe schon ein paar sehr gute Bücher über Griechenland (Greece) gelesen.

Zwei Zitate will ich aber noch erwähnen und damit meinen Bericht beenden:

"Die Griechen sind ein sehr altes Volk. Sie haben viel, allzu viel in ihrer Geschichte erlebt. Der bärtige Alte meinte, Vergessenkönnen sei eine weise Kunst." Peter Bamm
"Nirgendwo sonst wird so augenfällig wie auf Kreta, dass der Begriff Geschichte wortwörtlich zu nehmen ist - Als geschichtetes Geschehen, besser noch: als geschichtete Zeit. Lage um Lage lässt sich hier die Vergangenheit abheben." Theo Sommer.

Buchbeschreibung:

"Wie ein Kaleidoskop funktioniert dieses Lesebuch mit Texten berühmter Reisender verschiedener Epochen: Je nachdem, wie der Leser es dreht und wendet, formt es immer wieder andere überraschende Ansichten und Bilder. Historische Momentaufnahmen von Leuten, Landschaften und Monumenten laden ein zum Vergleich mit modernen Schilderungen derselben oder ähnlicher Szenerien. Berichte vom Essen und Trinken, von Badefreuden und Sommerhäusern fordern zu genießender Nachahmung in Phantasie oder Wirklichkeit auf. Darüber hinaus erzählen die Text aber auch eine kleine Geschichte des europäischen Tourismus und des fremden Blickes auf Griechenland: Sehnsüchte und Erwartungen der Reisenden werden ebenso sichtbar wie Eigen- und Gewohnheiten, ihre Vorurteile und Ansprüche. Mit Wolfgang Hildesheimer Eulen nach Athen zu tragen, mit Virginia Woolf auf dem Eselsrücken zu reiten, sich mit Alfred Kerr an geharzten Wein bzw. 'Möbelpolitur' zu gewöhnen - das sind die ungewöhnlichen Reise-Lesevergnügungen, die es mit dem Buch zu erleben gibt."

Inhalt
Apostelgeschichte: Paulus in Athen
Friedrich Hölderlin: Hyperion
Edward John Trelawny: Mit Lord Byron unterwegs
Gustav Schwab: Der Triumph der Elektra
Hans Christian Andersen: Erlebnisse in Athen
Gustave Flaubert: Rhodos
Victor Hehn: Vom Wein
Ernst Curtius: Athens Klima
Jacob Burckhardt: Das Symposion
Ferdinand Gregorovius: Athenisches Land - Römische Campagna
Ferdinand Gregorovius: Athens Niedergang im Mittelalter
Alexander von Warsberg: Die Gärten des Alkinoos
Friedrich Nietzsche: Kleine Mysterienlehre der griechischen Tragödie
Bernhard von Bülow: In diplomatischem Auftrag
Joseph Maria von Radowitz: Ausgrabungen in Olympia
Karl Friedrich von Duhn: Bei der Auffindung des Hermes von Olympia
Peter Altenberg: Olympische Spiele!
Virginia Woolf: Besteigung des Pentelikon bei Athen
Gerhart Hauptmann: Auf der Akropolis
Hugo von Hofmannsthal: Die Statuen
Harry Graf Kessler: Schönheit und Religion
Andre Gide: Der Faden der Ariadne
Ludwig Curtius: Licht, Luft, Fels und Meer
Egon Friedell: Der "klassische" Grieche?
Rudolf Alexander Schröder: Odyssee und Ilias
Alfred Kerr: Kerkyra
Alfred Kerr: Gang nach Sunion
Helene von Nostiz: Nächtliches Büffet vor dem Parthenon
Hans Licht: Geselligkeit und Gasthausleben in der Antike
Julius Meier-Graefe: Griechenland-Diskurs mit Richard Strauss
Wilhelm Hausenstein: Delphi
Richard Seewald: In der Sissi-Villa
Henry Miller: Der Koloß von Maroussi
Walter Benjamin: In der Sonne
Ernst Jünger: Frühling auf Rhodos
Eberhard Rondholz: Beispiel: 10. Juni 1944
Peter Bamm: Abenteuer auf dem Weg nach Athos
Alexander Lernet-Holenia: Das Orakel von Delphi
Eckart Peterich: Im starken Licht des Himmels
Marie Luise Kaschnitz: In Aegina und Athen
Josef Mühlberger: Der Wagenlenker von Delphi
Marguerite Yourcenar: Antigone oder Die Wahl
Erhart Kästner: Ankunft in Aigina
Wolfgang Koeppen: In Athen
Hilde Spiel: Begegnungen in Griechenland
Lawrence Durrell: Gespräche auf Korfu
Rudolf Hagelstange: Ein Tag auf Mykonos
Max Frisch: Sonnenaufgang am Meer von Korinth
Wolfgang Hildesheimer: Ich trage eine Eule nach Athen
Walter Jens: Blüte im Angesicht der Nacht
Zbigniew Herbert: Die heilenden Götter
Christa Wolf: Vom Mutterrecht oder Nachdenkliches im Palast von Knossos
Theo Sommer: In einem Garten am Meer
Carl Schneider: Von Früchten, Honig, Wein und Wasser
Sten Nadolny: Hot Spot Santorin
Essay: Griechenland und wir

Donnerstag, 18. August 2022

Bernières, Louis de "Corellis Mandoline"

Bernières, Louis de "Corellis Mandoline" (Englisch: Captain Corelli's Mandolin) - 1994

Dies war das erste Buch, das ich jemals mit einem Lesekreis gelesen habe. Während ich es las, hätte ich nicht gesagt, dass es mir schwergefallen ist, es zu verstehen, aber ich könnte wahrscheinlich sagen, dass es mir schwergefallen ist, es zu begreifen. Nachdem ich darüber gesprochen hatte, sah ich den Roman mit anderen Augen. Deshalb bin ich seitdem Mitglied in einem Lesekreis.

Ich denke, diese Geschichte verdient mehr als einen Hollywood-Film, es gibt so viele Themen im Buch selbst, so viele Fragen, die auftauchen. Es ist sicherlich eines dieser Bücher, die man öfter als einmal lesen kann.

Das Einzige was mir nicht gefallen hat, ist das Ende.
Es war auf eine Weise zu lang, auf eine andere zu kurz. Wer es gelesen habt, weiß sicher, was ich meine.

Wir haben dieses Buch im Mai 1999 in unserem
britischen Lesekreis besprochen.

Buchbeschreibung:

"Wo weiße Felsen das Meer vom Himmel trennen, erscheint alles idyllisch: Die Männer schwimmen mit den Delphinen, der Landarzt weiß über alles und jeden Bescheid, und dessen schöne eigenwillige Tochter Pelagia ist mit einem jungen Fischer verlobt. Doch dann greift die Historie nach der kleinen Insel und Mussolini marschiert ein: Krieg und Verrat bedrohen Liebe und Freundschaft. Die jungen Männer schließen sich den Partisanen an, die Deutschen kommen, und alle Versuche des italienischen Offiziers Antonio Corelli, den militärischen Drill mit Musik und Arien zu beantworten, schlagen fehl. Er gewinnt zwar die Herzen, aber keine Schlacht."

Ich habe das englische Original gelesen und hoffe, die Übersetzung ist genauso gut.

Dienstag, 9. August 2022

Goethe, Johann Wolfgang von "Iphigenie auf Tauris"

 
Goethe, Johann Wolfgang von "Iphigenie auf Tauris" - Iphigenia in Tauris - 1787

Ein Theaterstück von Goethe, eines der Bücher, die man im deutschen Gymnasium lesen muss. Iphigenie ist die Tochter von Agamemnon, die sie der Göttin Artemis anbietet. Obwohl die Göttin Iphigenie rettet und sie auf die Insel Tauris bringt, führt dies zu vielen Konsequenzen.

Ich bin kein großer Fan von Theaterstücken, ich schaue sie mir lieber an. Dies ist jedoch eine sehr interessante Geschichte, die viel über die griechische Mythologie lehrt.

Buchbeschreibung:

"Das Werk knüpft an die alte Sage von Orest an, der den Gattenmord an seiner eigenen Mutter rächen muß. Von den Erinnerungen verfolgt, wird er ruhelos umhergetrieben. Seine Schwester Iphigenie vermag durch reine 'Menschlichkeit' ihrem Bruder zu helfen. Die Seelengröße der lphigenie verhilft der Tragödie zu Formenschönheit und Vollkommenheit, die sie zur klassischen Dichtung macht.
Das Nachwort gibt Aufschluß über das Entstehen des Werkes. 5 Seiten Anmerkungen helfen dem Schüler.
"

Dienstag, 8. März 2022

Hislop, Victoria "Insel der Vergessenen"

 

Hislop, Victoria "Insel der Vergessenen" oder "Die Insel" (Englisch: The Island) - 2005

Ein interessantes Buch über einen wunderbaren Teil dieser Welt mit einer erschütternden Vergangenheit. Als ich Kreta besuchte, nahmen wir auch ein Boot zur unbesetzten Insel Spinalonga. Wir konnten auf der Insel herumlaufen und uns umsehen, während wir der Geschichte dieses schönen kleinen Stückchens Land lauschten. Das Spannendste: Es wurde von 1903 bis 1957 als Leprakolonie genutzt. Menschen, die dorthin verbannt wurden, kehrten nicht ins normale Leben zurück, bis ein Heilmittel gefunden wurde.

Dieses Buch reflektiert das Leben der Menschen auf dieser Insel, wie sie dorthin kamen, wie ihr Alltag war, wie sich das Leben für die Zurückgebliebenen änderte, wie die Menschen in dem kleinen Dorf direkt gegenüber der Insel lebten. Die Autorin hat es geschafft, all dies durch eine Familie zu veranschaulichen, die an der ganzen Geschichte beteiligt war. Es gibt einige starke Charaktere in dieser verheerenden Familiensaga.


Buchrücken:

"Alexis Fielding sehnt sich danach, mehr über die Herkunft ihrer griechischen Mutter zu erfahren. Doch Sofia schweigt. Erst als Alexis kurz entschlossen nach Kreta aufbricht, gibt ihr Sofia einen Brief mit. Er sei, verspricht sie, der Schlüssel zur Vergangenheit. Bei ihrer Ankunft entdeckt Alexis nur einen Steinwurf von Plaka entfernt die Insel Spinalonga, bis 1957 Griechenlands Leprakolonie.

Endlich erfährt sie, welche Rolle diese '
Insel der Vergessenen' über Generationen im Leben ihrer Familie gespielt hat. Doch sie ahnt nicht, wie stark das Geflecht aus Intrigen, Verrat und enttäuschter Liebe bis heute ihr eigenes Leben bestimmt ..."

Ich habe das englische Original gelesen und hoffe, die Übersetzung ist genauso gut.

Victoria Hislop at in der Zwischenzeit nicht nur fantastische andere Romane geschrieben, sondern auch eine Fortsetzung, "One August Night", die allerdings noch nicht ins Deutsche übersetzt wurde. Das dürfte aber nicht allzu lange dauern. Wem "Die Insel der Vergessenen" diese gefallen hat, dem empfehle ich dringend, auch diese zu lesen.

Meine anderen internationalen Beschreibungen der Bücher von Victoria Hislop sind hier.