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Samstag, 4. Januar 2025

Follett, Ken "Kinder der Freiheit"

Follett, Ken "Kinder der Freiheit" (Englisch: Edge of Eternity) (Jahrhundertsaga #3) - 2014

Als ich zum ersten Mal von einer Trilogie über das vergangene Jahrhundert erfuhr, in der sich jeder Teil auf einen anderen Krieg konzentriert: den Ersten, den Zweiten und den Kalten, dachte ich, der letzte könnte mich am wenigsten interessieren. Schließlich war ich dort, ich habe den Kalten Krieg erlebt, ich erzähle meinen Kindern immer wieder, wie es war – und langweile sie wahrscheinlich zu Tode.

Allerdings war ich nur während eines Teils des Kalten Krieges dort, ich habe nur den westdeutschen erlebt, nicht den ostdeutschen, den russischen oder den amerikanischen. Ich denke, mein Teil war dem der englischen und walisischen Familien in der Geschichte am nächsten, schließlich hatten wir freie Wahlen und konnten tun, was wir wollten.

Wie in den vorherigen Teilen stellt der Autor die Charaktere der verschiedenen Familien nacheinander vor und die meisten von ihnen stehen wichtigen Personen sehr nahe. Sie arbeiten entweder für Martin Luther King und Robert Kennedy, Chruschtschow oder es gibt eine fiktive Figur, die Solschenizyn ähnelt ... viele wahre Lebensverbindungen, die erklären, was damals passiert ist. Natürlich wusste ich über die Bürgerrechtsbewegung Bescheid, aber dieses Buch hat mir mehr darüber beigebracht und ich bin sicher, dass es anderen mehr über die Teile beibringt, die sie nicht kennen.

Ich war überrascht, dass einige Leute dieses Buch schlecht bewertet haben, ich denke, das liegt hauptsächlich daran, dass sie mit der Art und Weise, wie die Geschichte dargestellt wurde, nicht einverstanden waren, ihre Ansichten wichen ein wenig (oder sehr) von denen von Ken Follett ab. Verglichen mit amerikanischen Republikanern scheinen die meisten Europäer Kommunisten zu sein und das ist für sie das Schlimmste von allen.

Nun, mir haben alle drei Bücher gefallen. Sehr sogar. Ich habe die Charaktere liebgewonnen und fühlte mich, als wäre ich Teil ihrer Familie oder zumindest eine enge Freundin von ihnen. Insgesamt habe ich etwa 3.000 Seiten voller wunderbarer Geschichten gelesen. Und ich bin immer noch erstaunt über die Menge an Recherche, die Ken Follett dafür betrieben haben muss.

Buchbeschreibung:

"Der Krieg ist zu Ende, doch die Welt ist noch immer in Aufruhr. In Berlin wird eine Mauer errichtet, die Ost und West trennt und Millionen Familien zerstört. Nicht alle finden sich damit ab - trotz der Gefahr für Leib und Leben. Zur gleichen Zeit kämpfen die Schwarzen in Amerika für ihre Bürgerrechte, und die USA und die Sowjetunion stürzen sich in eine Auseinandersetzung, die die Welt an den Rand der Katastrophe führt. Wem kann man noch trauen in dieser Zeit, in der die Welt mehr als einmal am Abgrund steht?"

Und dies sind die ersten beiden Bücher der Trilogie:
Follett, Ken "Sturz der Titanen" (Fall of Giants) - 2010 - 1. Weltkrieg
Follett, Ken "Winter der Welt" (Winter of the World) - 2012 - 2. Weltkrieg

Follett, Ken "Winter der Welt"

Follett, Ken "Winter der Welt" (Englisch: Winter of the World) (Jahrhundertsaga #2) - 2012

Das zweite Buch der Trilogie über das 20. Jahrhundert, sicherlich eines der dramatischsten Jahrhunderte überhaupt, und definitiv eines, das uns noch lange begleiten wird.

Nachdem unsere fünf Familien den ihrer Meinung nach schlimmsten Teil ihres Lebens überstanden haben, den "Krieg, der alle Kriege beenden sollte", später Erster Weltkrieg genannt, begeben sie sich nun auf eine noch dunklere Zeit, den Zweiten Weltkrieg. Viele unserer Helden aus "Sturz der Titanen" (Fall of Giants) sind erwachsen geworden, haben Kinder bekommen und/oder sind gestorben, also geht es weiter mit der nächsten Generation. Sie haben es nicht leichter als ihre Vorfahren, sie müssen gegen ihre Freunde und manchmal sogar gegen ihre Familie kämpfen.

Genau wie im ersten Buch gibt der Autor einen guten Einblick in das Leben der Menschen in den verschiedenen Ländern. Er stellt sowohl die Menschen vor, die den Krieg und die mit den kommenden bösen Ereignissen rechnen, als auch diejenigen, die glauben, ihr Land könne nichts Böses tun, dass alles einem höheren Gut dient.

Wir sehen alle negativen Seiten eines jeden Krieges, aber besonders die dieses Krieges, der so anders war als alle Kriege zuvor und hoffentlich auch als alle, die noch folgen werden. Ich finde es toll, dass viele der Charaktere direkt in einige der wichtigen Ereignisse und Personen dieser Zeit verwickelt sind, weil wir uns die Vorfälle dadurch noch genauer ansehen können. Wir lesen einige sehr detaillierte Berichte über Schlachten und andere Kriegsgräueltaten, und da wir die Charaktere schon vorher "kennenlernen" konnten, ist es noch schockierender.

Wir erfahren, wie die Nazis Deutschland übernahmen und dann versuchten, dies auch mit dem Rest der Welt zu tun, wie jeder, der sich ihnen widersetzte, auf sehr unterschiedliche Weise "ruhiggestellt" wurde. Wir sehen, wie die Deutschen versuchten, sie zu bekämpfen (oder auch nicht) und wie das endete. Und falls wir es noch nicht wussten, wissen wir jetzt mit Sicherheit, dass sie nicht nur die Juden töteten, sondern jeden, der nicht in ihre Vorstellung von einem "anständigen" Menschen passte. Ob jemand einer Rasse angehörte, die sie nicht kannten oder die ihnen feindlich gesinnt war, behindert oder schwul war, niemand, der nicht in ihre "Norm" passte, war vor ihrer Verfolgung sicher. Ich habe viele Geschichten von meinen Eltern gehört, die noch kleine Kinder waren, als Hitler gewählt wurde, aber es gibt viele jüngere Leute, die diese Zeitzeugen nie in ihrem Leben hatten, und es gibt noch mehr Leute auf der Welt, die diese Details ebenfalls nicht kennen.

Ein Buch, das von einer der Figuren erwähnt/gelesen wurde: "Im Westen nichts Neues" von Erich Maria Remarque, ein Roman eines Veteranen des Ersten Weltkriegs. Auch einfach ein fantastisches Buch, das jeder lesen sollte.

Ein großartiges Zitat eines der Protagonisten: "Warum war es so, fragte sich Lloyd, dass die Leute, die alles Gute an ihrem Land zerstören wollten, am schnellsten die Nationalflagge schwenkten?" Ich habe mich mein ganzes Leben lang dieselbe Frage gestellt und ich schätze, man muss in Deutschland aufgewachsen sein (sogar in der Nachkriegszeit), um jedes Mal ein komisches Gefühl zu haben, wenn man Leute sieht, die stolz ihre Flaggen schwenken. Es bleibt immer ein seltsamer Nachgeschmack.

Eine hervorragende Erzählung einer Zeit, die uns auch siebzig Jahre später noch beschäftigt. Eine faszinierende Geschichte einer der schlimmsten Zeiten der Geschichte. Gut gemacht, Mr. Follett.

Buchbeschreibung:

"1933. Seit dem Ersten Weltkrieg ist eine neue Generation herangewachsen. Nun spitzt sich die Lage in Europa erneut gefährlich zu. In dieser dramatischen Zeit versuchen drei junge Menschen heldenhaft ihr Schicksal zu meistern. - Der Engländer Lloyd Williams wird Zeuge der Machtergreifung Hitlers und der Nationalsozialisten. Er entschließt sich, gegen den Faschismus zu kämpfen, und meldet sich freiwillig als Soldat im Spanischen Bürgerkrieg.

Die deutsche Adelige Carla von Ulrich ist entsetzt über das Unrecht, das im Namen des Volkes geschieht. Sie geht in den Widerstand und bringt damit sich und ihre Familie in höchste Gefahr. - Die lebenshungrige Amerikanerin Daisy hingegen träumt nur vom sozialen Aufstieg. Sie heiratet einen englischen Lord - aber ihr Mann steht auf Seiten der Faschisten ...

Von Berlin bis Moskau, von London bis Washington, D.C. spannt sich der weite Bogen der Geschichte. Der in sich abgeschlossene Roman erzählt die miteinander verbundenen Schicksale von Menschen in Deutschland, Russland, England und den USA, während über ihren Köpfen drohend der Zweite Weltkrieg heraufzieht. Es ist eine Zeit des Umbruchs, eine Zeit der Finsternis. Aber auch der Hoffnung, die selbst das tiefste Dunkel erhellt."

Follett, Ken "Sturz der Titanen"

Follett, Ken "Sturz der Titanen" (Englisch: Fall of Giants) (Jahrhundertsaga #1) - 2010

Welch ein Buch. Und es ist nur der Anfang einer Trilogie. Von den Kohlebergwerken in Wales bis zu den Kommunisten in Russland, von der englischen bis zur deutschen Aristokratie, vom amerikanischen Präsidenten bis zum russischen Zaren können wir anhand der Armen und Reichen in all diesen Ländern sehen, wie es zum Ersten Weltkrieg kam. Wir können sehen, dass nichts so schwarz und weiß ist, wie die Historiker uns glauben machen wollen. Wir lernen die Charaktere genauso sehr lieb gewinnen, als ob wir sie im wirklichen Leben kennen würden. Die Verflechtung von fiktiven und realen Personen lässt uns sogar glauben, dass sie wirklich existierten. All diese Geschichten könnten geschehen sein, sie sind wahrscheinlich mehreren Menschen in jedem dieser Länder passiert.

Wir treffen eine walisische Bergarbeiterfamilie, zwei russische Waisen, einen englischen Grafen und seine Familie, einen deutschen Diplomaten, einen amerikanischen Politiker und viele, viele mehr. Durch ihre Augen können wir ihre Angst vor einem drohenden Krieg sehen, was sie tun oder nicht tun können, um ihn zu verhindern und wie sie ihr Leben einrichten müssen, um ihn zu überstehen.

"Sturz der Titanen" (Fall of Giants). Ich würde sagen, man kann dieses Buch sehr leicht vergleichen mit "Die Säulen der Erde" (The Pillars of the Earth) und dessen Fortsetzungen die auch zu meinen Lieblingsromanen gehören, und deshalb habe ich mir dieses Buch besorgt. Es ist genauso brillant. Es ist nur eine ganz andere Zeit. Europa im zwanzigsten Jahrhundert. Dieses Buch spielt während des Ersten Weltkriegs, das nächste wird der Zweite Weltkrieg sein und das dritte der Kalte Krieg. Diese Art, Geschichte zu zeigen, erinnert mich ein wenig an Edward Rutherfurd, einen anderen meiner Lieblingsautoren, der die Geschichte eines Landes, einer Region oder einer Stadt im Laufe der Zeit immer anhand mehrerer fiktiver Familien und auch einiger realer historischer Figuren beschreibt. Dieses Buch ist sehr ähnlich. Die Familien in dem Buch kommen aus Wales, England, Deutschland, Russland und den USA und sie haben alle sehr unterschiedliche Hintergründe. Man hat das Gefühl, man ist dabei, als der Krieg beginnt, aber man hat all die Ängste mit den Charakteren miterlebt.

Ken Folletts Schreibstil ist wunderschön, seine Recherche zu einem Thema erstaunlich perfekt. Ich habe viele Bücher zu diesem Thema gelesen und trotzdem viele neue Details gelernt.

Der einzige Nachteil des Buches ist, dass man es kaum weglegen kann und gleich nach der letzten Seite das Internet lesen möchte. Ich hatte Glück, dass ich lange genug warten konnte, bis alle drei Teile der Serie erschienen sind, sodass ich nicht zu lange auf das nächste warten musste.

Auf jeden Fall können wir alle viel aus diesem Buch lernen. Wenn wir es vorher nicht wussten, bin ich sicher, dass jeder nach der Lektüre zustimmen wird. Krieg ist teuflisch. In einem Krieg verlieren alle. Lasst uns keinen weiteren beginnen.

Buchbeschreibung:

"Europa, 1914: Eine deutsch-österreichische Aristokratenfamilie, die durch politische Spannungen zerrissen wird. Eine Familie aus England zwischen Arbeiterschicht und Adel. Und zwei Brüder aus Russland, die in den Strudel der Revolution geraten und sich auf verschiedenen Seiten gegenüberstehen. Ihre Schicksale verflechten sich vor dem Hintergrund eines heraufziehenden Sturmes, der die alten Mächte hinwegfegen und die Welt in ihren Grundfesten erschüttern wird."

Samstag, 21. Dezember 2024

Bryson, Bill "Mein Amerika"

 
Bryson, Bill "Mein Amerika: Erinnerungen an eine ganz normale Kindheit" (Englisch: The Life and Times of the Thunderbolt Kid) - 2006 

Ich weiß nicht, was ich an Bill Bryson am meisten liebe, sein Humor ist sicherlich ein großer Anwärter auf Platz eins. Aber es ist nicht nur das, er ist ein brillanter Autor, ich denke, selbst wenn er ein Kochbuch oder eine technische Anleitung schreiben würde, würde es großartig klingen.

Wie auch immer, in diesem Buch gehen wir zurück zu seinen Wurzeln, treffen seine Familie, treffen den kleinen William - oder Billy - Bryson, seine Freunde, seine Feinde, seine Abenteuer als kleiner Junge, seine Abenteuer als älterer Junge.

So können wir mit dem kleinen Billy die Schule besuchen, mit ihm auf den Jahrmarkt gehen und herausfinden, warum er so verzweifelt dreizehn werden will, erfahren, warum er schließlich zu neuen Ufern aufbricht, alles in allem lernen wir den Autor mit jeder Seite ein bisschen besser kennen. Und wer, wie ich, ungefähr zur gleichen Zeit aufgewachsen sind, wird zurückgeführt in all jene Erinnerungen aus der Kindheit, die man fast vergessen hätte.

Bill Bryson denkt viel über Fragen nach, über die ich schon seit Ewigkeiten grüble. Zum Beispiel: "Wie können wir sicher sein, dass wir alle die gleichen Farben sehen? Vielleicht seht ihr das, was ich als grün sehe, als blau. Wer könnte das schon sagen? Und wenn Wissenschaftler sagen, dass Hunde und Katzen farbenblind sind (oder nicht - ich konnte mich nie erinnern, was es war), woher wissen sie das? Welcher Hund wird es ihnen sagen?"

Ich lerne immer etwas von dem Autor, selbst wenn es das amerikanisch-englische Wort für ein gewöhnliches Wurzelgemüse ist: Rutabaga, in Großbritannien wird es Swede genannt, unsere Steckrübe. ;)

Ich kann es nicht oft genug erwähnen, Bill Bryson ist einer der witzigsten Autoren, die je gelebt haben, und es wird schwer sein, seinesgleichen zu finden. Wer noch andere Bücher von ihm lesen möchte,  alle, die ich bisher gelesen habe, sind auf dieser Seite.

Buchbeschreibung:

"Von grünen Caprihosen, Zigarettenwerbung von Ärzten und dem ersten Farbfernseher

Die 1950er Jahre waren Bill Brysons Kindheitsjahre und damit die spannendsten, sorgenfreiesten und idyllischsten Jahre seines Lebens. Weil sie das alles auch für die gesamten Vereinigten Staaten von Amerika waren, hat Bill Bryson gleich zwei Biographien geschrieben: seine eigene und die seines Landes. Denn wer könnte besser und witziger von Lausbubenstreichen und Wirtschaftsboom, von grünen Caprihosen und Hiroshima, von Ärzten, die Zigarettenwerbung machen, und dem ersten Farbfernseher erzählen als Bill Bryson?
"

Mittwoch, 20. November 2024

Gao, Xingjian "Der Berg der Seele"

Gao, Xingjian "Der Berg der Seele" (Chinesisch: 灵山, língshān) - Soul Mountain - 1989

Ein außergewöhnliches Buch. Eine Biografie, eine Suche nach der Seele eines Menschen in einer Welt, in der das Individuum nichts bedeutet. Eine Sammlung von Geschichten aus der Gegenwart und der Vergangenheit, die hin und her springen, aber nach einer Weile hat man den Dreh raus. Eine Einführung in die Charaktere, die "ich" und "du", "er" und "sie" sind, aber sie scheinen sich alle zu vermischen. Eine Geschichte über einen Reisenden, der sein eigenes Land entdeckt und dabei sich selbst entdeckt. Und nebenbei führt er den Leser in viel chinesische Kultur, Religion, Politik und Geschichte sowie in seine eigene Geschichte ein, die Geschichte seines Vaters, seiner Vorfahren.

Mir gefiel auch seine Einsicht in viele Probleme, die nicht die seinen sind, man könnte meinen, er hätte andere eigene Probleme, über die er nachdenken muss, aber nein, er liefert Zitate wie "... wenn Menschen die Natur angreifen, rächt sich die Natur unweigerlich." oder "... nicht die Natur ist furchteinflößend, es sind die Menschen, die furchteinflößend sind!"

Eine meiner Lieblingspassagen: "Ich suche ständig nach Sinn, aber was ist Sinn eigentlich? Kann ich die Menschen davon abhalten, diesen großen Damm als Grabinschrift für die Vernichtung ihres Selbst zu bauen? Ich kann nur nach dem Selbst des Ich suchen, das klein und unbedeutend ist wie ein Sandkorn. Ich könnte genauso gut ein Buch über das menschliche Selbst schreiben, ohne mir Gedanken darüber zu machen, ob es veröffentlicht wird. Aber welche Konsequenzen hat es dann, ob ein Buch mehr oder ein Buch weniger geschrieben wird? Ist nicht schon genug Kultur zerstört worden? Braucht die Menschheit so viel Kultur? Und außerdem, was ist Kultur?"

Und dann liebe ich es, als Esperanto-Sprecherin, wenn ich meine Sprache in einem Buch finde: "Er hatte eine tiefe Stimme und konnte Die Internationale auf Esperanto singen."

Dies ist auf jeden Fall keine leichte Lektüre, nichts, was man nebenbei liest, um eine "nette Geschichte" zu hören. Der Autor fordert uns auf, seine Lebensweise und die Lebensweise seiner Kultur zu verstehen. Und indem wir ihn auf seiner Suche nach dem Berg der Seele an der Quelle des Jangtse begleiten, können wirauch viel über uns selbst erfahren.

Buchbeschreibung:

"Der Berg der Seele ist der große autobiographische Roman des Nobelpreisträgers Gao Xingjian. Den Fluss Yangtze hinab von der Quelle bis ans Meer führt ihn eine epische Reise in das Herz eines unbekannten China. 1983 diagnostiziert ein Arzt bei Gao Lungenkrebs und gibt ihm nur noch wenige Monate. Dies stellt sich bald als falsch heraus und mit dem Gefühl, dem Tod durch Finger geschlüpft zu sein, beschließt er, der sich abzeichnenden politischen Repression in der Hauptstadt zu entgehen. Lingshan, der von Legenden umwobene Berg der Seele, wird zum Fluchtpunkt einer Reise, auf der er die leuchtenden Farben einer vom offiziellen Peking an den Rand gedrängten Welt entdeckt. Unterwegs wie Bruce Chatwin in Australien ist er auf der Spur einer anderen, einer sinnlichen Geschichte, begegnet er weisen Frauen, skurilen Helden und den letzten Schamanen."

Xingjian Gao erhielt den Nobelpreis für Literatur in 2000 "für sein Werk von universaler Güte, bitterer Einsicht und sprachlichem Sinnreichtum".

Ich wirke an dieser Seite mit: Read the Nobels, und Ihr könnt alle meine Blog-Einträge über Nobelpreisträger und ihre Bücher hier finden.

Samstag, 2. November 2024

H., A. "M.K."

 

H., A. "M-K." (Notizen eines Größenwahnsinnigen, der glaubte, er könne die Welt beherrschen) - My Struggle (Notes by some megalomanic who thought he could rule the world) - 1925/26 

Ich werde weder den Namen des Autors noch den Originaltitel (deutsch) dieses Buches nennen, ihr werdet sicherlich erraten, von wem ich spreche, und könnt es dem Buchtitel und der Goodreads-Seite entnehmen, auf die ihr gelangt, wenn ihr auf das Foto klickt. Ich möchte es den neuen Fans von ihm und seinen Methoden nicht zu leicht machen, diesen Beitrag zu finden. Und ich werde alle Kommentare derjenigen löschen, die dazu geneigt sind.

Wie auf dem Buchtitel erwähnt, wurde er als Verrückter, Tyrann, der leibhaftige Teufel und jedes böse Wort beschrieben, das man sich vorstellen kann. Und keines davon ist schlimm genug.

Dies war sicherlich eines der schlechtesten Bücher, die ich je gelesen habe, sowohl was den Schreibstil als auch den Inhalt angeht. Obwohl es angeblich eine Autobiografie ist, ist es eher ein Propaganda- und Kampfpamphlet und voller Verschwörungstheorien. Es war als Gegenentwurf zum Marxismus gedacht.

Ich habe diese Tiraden gelesen, weil mein Großvater das Buch vor dem Krieg gelesen und dann alle gewarnt hatte, den Kerl nicht zu wählen. Seine Worte waren gewesen: "Er will nur Krieg." Von da an war mein Großvater als "der Kommunist" bekannt und musste während des Krieges untertauchen. Das und weil er einigen Juden geholfen hatte.

Ich wollte das Buch immer lesen, aber es war in Deutschland lange, lange Zeit nicht zu verkaufen. Ich hatte ausländische Freunde, die es lasen, aber natürlich lasen sie Übersetzungen. Ich lese immer lieber das Original, besonders in einem so wichtigen Fall. Als also eine Freundin sagte, sie habe es von ihren Schwiegereltern "geerbt", nahm ich das als Zeichen, dass ich es jetzt lesen sollte. Und da heutzutage so viele Leute seine Idee wiederbeleben, dachte ich, es wäre eine gute Idee, mich tiefer mit dem Thema zu befassen. Ich wusste, dass ich meine Meinung über ihn und jeden, der ähnliche Ideen hat, nie ändern würde. Ich neige auf jeden Fall zur anderen Seite.

Winston Churchill hatte gesagt, dass alliierte Politiker und das Militär dieses Buch sehr sorgfältig hätten studieren sollen. Er hatte natürlich recht. Wenn mein Großvater mit seinen 8 Jahren allgemeinbildender Schule verstanden hatte, was dahinter steckte, hätten es die Gelehrten sicherlich verstanden. 1945 wurde in den Nachrichten gezeigt, dass ein amerikanischer Soldat das Bleiset dieses Buches in einer symbolischen Handlung ins Feuer wirft. Wahrscheinlich hätte er es dort lassen sollen.

Dieses Buch ist einfach rassistisch. Das habe ich erwartet. Aber wenn jemand ernsthaft glaubt, dass es Menschen gibt, die mehr wert sind, weil sie mit einer bestimmten Hautfarbe oder einer bestimmten Religion oder was auch immer geboren wurden, und das sogar für eine wissenschaftliche Tatsache hält, kann man ihn nur dumm nennen.

Leider war er nicht so dumm. Er wusste genau, was er vorhatte und was er tat. Anscheinend war er ein guter Redner, obwohl ich von ihm nur Schimpftiraden, Geschwafel, Geschrei, Getöse und Schimpftiraden (fast wie von einem, hoffentlich Ex-, Präsidenten unserer Zeit) sehe oder höre. Und dass er "immer Recht" hat.

Ich fand es immer komisch, dass er so ein Fan der "arischen Rasse" war, groß, mit blondem Haar und blauen Augen. Er war alles andere als das. Außerdem war er so scharf auf die Deutschen. Er war nicht einmal Deutscher, er war Österreicher.

Ich war immer neugierig, warum Menschen faschistische Ideen haben, warum sie rassistische Gedanken hegen. Vielleicht könnte der größte Rassist von allen zumindest ein wenig Licht ins Dunkel bringen und wir könnten einen Weg finden, die neue Generation, die einige große Rassisten in ihren Reihen hat, davon zu überzeugen, dass sie Unrecht haben. Natürlich habe ich nicht erwartet, in diesem Buch eine Lösung zu finden, und es gab auch keine.

Mein Vater erzählte mir immer, dass diejenigen, die in seinem Dorf die niedrigsten Arbeiter waren, plötzlich Parteimitglied in den höchsten Positionen wurden. Ich denke, das erklärt einiges.

Heutzutage sehe ich junge Leute, die behaupten, Ausländer würden ihnen die Arbeit wegnehmen. Genau das sagten die Leute in Deutschland in den zwanziger und dreißiger Jahren. Die Extremisten nutzen jede Situation aus und geben immer jemand anderem die Schuld, Ausländern, anderen Religionen (damals Juden, heute Muslime), was auch immer. Es sind nie sie, es sind immer die anderen.

Oh, und noch eine letzte Bemerkung. Wenn ihr dieses Buch lesen möchtet, erwartet keine hohe Literatur. Es ist wirklich, wirklich grottenschlecht geschrieben. Ich musste lange nach einem neutralen Buchcover ohne das Bild des Autors oder das Emblem seiner Partei suchen, weil ich, wie ich oben sagte, weder für dieses Buch noch für irgendetwas, das damit in Zusammenhang steht, "Werbung" machen möchte. Wie auf dem Cover steht, ist dies "... ein Einblick in den Geist eines Mannes, der den Weltfrieden destabilisierte und den Völkermord durchführte, der heute als Holocaust bekannt ist." Stimmt. Lassen wir nicht zu, dass so etwas jemals wieder passiert.

Buchbeschreibung:

"'M.K.' ist das schrecklichste Buch, das je auf Deutsch geschrieben wurde, für die einen ein Tabu, für andere ein Faszinosum, in Deutschland seit Kriegsende verboten, in anderen Ländern bis heute ein Bestseller. Aber was wissen wir über 'M.K.', seine Entstehungsgeschichte und seine Wirkung damals und heute? Wie und wo hat H. daran geschrieben? Wer hat den Text gelesen und wie hat man vor H.s Machtergreifung darüber gedacht? Wie wurde es zum Bestseller? Wie viel verdiente H. an dem Buch? Warum hat es eine Schlüsselrolle für seine Macht gespielt? Und wie soll man heute, wo das Nachdruckverbot endet, mit diesem Buch umgehen?"

Die englische Beschreibung fängt so an:
Madman, tyrant, animal - history has given A.H. many names. 
Verrückter, Tyrann, Tier – die Geschichte hat A.H. viele Namen gegeben.
Und sie sind alle noch zu gut.

Samstag, 26. Oktober 2024

Krug, Nora "Heimat. Ein deutsches Familienalbum"

Krug, Nora "Heimat. Ein deutsches Familienalbum" - Belonging: A German Reckons With History and Home - 2018

Dieses Buch ist schwer zu rezensieren. Nicht weil es so schlecht ist, sondern weil es so persönlich ist. Eine gute alte Freundin aus meinem internationalen Lesekreis hat mich nach dem Buch gefragt. Sie wollte wissen, ob ich das Buch überhaupt kenne und, wenn ja, was ich davon halte.

Ich bin zwanzig Jahre älter als Nora, daher bedeuten mir die Fragen, die sie über ihre Vorfahren und den Zweiten Weltkrieg stellt, noch mehr. Meine Eltern waren fünf Jahre alt, als A.H. gewählt wurde, mein Vater musste mit gerade einmal sechzehn Jahren in die Bundeswehr. Glücklicherweise wurde er mehr oder weniger sofort Kriegsgefangener und der Krieg war innerhalb von ein paar Monaten vorbei, dann wurde er freigelassen. Ich bezweifle, dass ich sonst hier wäre.

Vielleicht haben mir meine Eltern mehr über den Krieg erzählt, weil sie direkt betroffen waren, vielleicht waren sie bereit, mehr über ihre Jugend zu sprechen, weil ihre Familien Nazigegner waren. Ich weiß es nicht. Aber ich habe viel gehört. Über meine Großeltern und ihre politischen Ansichten, wie sie ihre Kinder ohne Parteizugehörigkeit großgezogen haben usw.

Ich habe irgendwo gelesen, dass "die meisten Deutschen schuldig waren". Wer die Geschichte meiner Großeltern hören und sehen könnte, dass viele von ihnen so waren wie sie, würden sie das nicht sagen. Natürlich waren viele schuldig und viele sagten hinterher, sie hätten "nichts von den Grausamkeiten oder dem, was passiert ist, gewusst". Meine Eltern sagten immer, jeder habe gesehen, dass sie alle Juden abgeholt haben und keiner von ihnen zurückkam. Was glaubten sie, was mit ihnen passiert war? Selbst wenn sie keinen Kontakt zu einem von ihnen hatten, müssen sie bemerkt haben, dass Geschäfte geschlossen wurden (oder den Besitzer wechselten), Ärzte verschwanden, Bauernhöfe aufgegeben wurden …

Mein Großvater väterlicherseits galt in seinem Dorf als Kommunist, obwohl ich nicht glaube, dass er in der Partei war. Er hatte "Mein Kampf" (My Struggle) gelesen und warnte die Leute davor, diese Partei zu wählen, weil "er nur Krieg will". Das und die Tatsache, dass er einem alten jüdischen Ehepaar auf ihrem Hof half, dessen Kinder nach Amerika gegangen waren, brachten ihn auf die Beobachtungsliste und er musste sich im Moor verstecken, wo sie lebten.

Alle meine Großeltern mussten ihre ältesten Söhne in den Krieg schicken. Wenn die Jungs nicht gingen, wurde die ganze Familie abgeholt und abtransportiert, also starben entweder die Jungs im Krieg oder die ganze Familie. Was würden wir wählen? Mein Vater hatte vier ältere und zwei jüngere Brüder (nur eines der acht Kinder war ein Mädchen), die fünf ältesten wurden eingezogen, darunter auch mein Vater, wie ich oben erwähnte. Die beiden ältesten wurden in Russland getötet (die Geschwister hörten 1999 vom Tod des zweiten Bruders), die beiden nächsten wurden schwer verwundet und litten ihr Leben lang darunter. Nur mein Vater blieb unverletzt, hauptsächlich aus dem Grund, dass er nicht sehr lange dabei war, obwohl er natürlich mit seinen Erinnerungen kämpfen musste. Er wollte nie wieder in den Osten, auch nicht, nachdem die Mauer gefallen war.

Mein anderer Großvater arbeitete als Landarbeiter oder Heuermann. Sein Haus und sein Land gehörten dem Freiherrn, einem deutschen Adelstitel zwischen einem Ritter und einem Grafen. Ihm gehörte der größte Teil des Dorfes, und die Leute auf seinem Land mussten auf seinem Anwesen arbeiten, sogar die kleinen Kinder. Meine Mutter war das vierte von sechs Geschwistern, nur eines der älteren war ein Junge. Er fiel in Italien. Keiner meiner Onkel, die starben, war älter als zwanzig.

Mein Vater sagte immer, sobald die Nazis die Macht übernahmen, waren die größten Idioten des Dorfes in der Partei und schrien laut, was getan werden musste. Wenn ich mir die rechten Parteimitglieder heute anschaue, die uns erzählen, dass die Ausländer uns die Arbeit wegnehmen und gefährlich sind usw., kann ich das sehr gut glauben, je lauter sie schreien, desto geringer ist ihr IQ.

Jedenfalls musste mein Großvater mit russischen Kriegsgefangenen arbeiten. Als sie befreit wurden, brannten sie das halbe Dorf nieder, ließen aber das Haus meiner Großeltern aus. Ich schätze, das sagt etwas darüber aus, wie er sie behandelte. Meine Mutter erzählte uns, dass sie BBC-Radio hörten und dass sie es niemandem gegenüber erwähnen durften, weil es verboten war.

Obwohl es "erwünscht" war, also mehr oder weniger obligatorisch, waren weder meine Eltern noch ihre Geschwister in der Hitlerjugend oder im BDM. Das war ziemlich mutig, denke ich. Viele Leute schickten ihre Kinder einfach dorthin, damit sie nicht auf die schwarze Liste der Nazis kamen.

Meine Mutter konnte noch Jahrzehnte später erkennen, ob jemandes Familie "braun" war oder nicht. Als Kind habe ich mich immer gefragt, wie sie das machen konnte, aber jetzt glaube ich zu wissen, wenn man damit aufwächst, bekommt man ein Gespür dafür.

Warum fühle ich mich immer noch schlecht, wenn ich das schreibe? Muss ich mich verteidigen? Selbst die Nachkommen von Leuten, die Parteimitglieder waren, finden es schlimm, wenn jemand sagt, meine Großeltern waren es nicht. Ich habe oft gehört, dass die meisten von ihnen gelogen haben, dass wir das nur sagen würden, damit wir uns nicht schuldig fühlen usw. Niemand glaubt, dass es Leute gab, die die Nazis von Anfang an nicht mochten. Vielleicht bin ich auch ein bisschen sensibler bei dem Thema, weil ich viel im Ausland gelebt habe und antideutschen Gefühlen ausgesetzt war, besonders während der zwanzig Jahre, die ich in den Niederlanden verbracht habe.

In der Beschreibung heißt es, der Zweite Weltkrieg habe die Kindheit der Autorin lange geprägt. Und das tut er auch heute noch. Als wir in den Niederlanden lebten, nannten die Kinder in unserer Straße meine Söhne "Nazis". Sie wurden fast ein halbes Jahrhundert nach Kriegsende geboren, und selbst ihre Großeltern waren zu klein, um für dieses Regime gestimmt zu haben. Wer weiß, was die Großeltern dieser niederländischen Kinder angestellt hatten? Es gab viele Nazis in den Niederlanden. Aber egal, was Ihre Großeltern angestellt haben oder nicht, wer Deutsch ist, ist für immer schuldig, wer nicht Deutsch ist, ist es nicht.

Die Sache ist die, dass die meisten Länder eine Leiche im Keller haben. Unsere Geschichte ist, was sie ist, wir können nichts dagegen tun. Aber wir können versuchen, daraus zu lernen, wir können gemeinsam auf eine bessere Zukunft hinarbeiten. Wenn wir nur in Selbstmitleid schwelgen, wenn wir uns immer nur selbst die Schuld geben, ist niemandem geholfen. Vor allem, wenn wir andere nur nach ihrer Geschichte beurteilen. Ich war vor vielen Jahren in Israel. Die Leute dort wollten mit uns reden, sie wollten die neue Generation der Deutschen kennenlernen. Das ist die richtige Einstellung.

Ich könnte wohl ein ganzes Buch darüber schreiben.

Buchbeschreibung:

"'Wie kann man verstehen, wer man ist, wenn man nicht weiß, woher man kommt?'

Sie lebt seit über 12 Jahren in New York, ist verheiratet mit einem amerikanischen Juden und fühlt sich deutscher als jemals zuvor. Woher kommt das? Und wer ist sie eigentlich? Die preisgekrönte, 1977 in Karlsruhe geborene Autorin und Illustratorin Nora Krug fragt sich, was Heimat für sie bedeutet, und unternimmt eine literarisch-grafische Spurensuche in der Vergangenheit ihrer Familie: Was hatte Großvaters Fahrschule mit dem jüdischen Unternehmer zu tun, dessen Chauffeur er vor dem Krieg gewesen war? Und was sagen die mit Hakenkreuzen dekorierten Schulaufsätze über ihren Onkel, der mit 18 Jahren im Zweiten Weltkrieg fiel? Ihre gezeichneten und handgeschriebenen Bildergeschichten fügt Krug mit Fotografien, Archiv- und Flohmarktfunden zu einem völlig neuen Ganzen zusammen. 'Heimat' ist ein einzigartiges Erinnerungskunstwerk, in dem Familiengeschichte auf Zeitgeschichte trifft. Ein Graphic Memoir, lebendig, wahr und poetisch erzählt."

Freitag, 25. Oktober 2024

Mak, Geert "In Europa"

Mak, Geert "In Europa. Eine Reise durch das 20. Jahrhundert" (Niederländisch: In Europa: Reizen door de twintigste eeuw) - In Europe. Travels through the twentieth century - 2004

Das 20. Jahrhundert. Welch ein Jahrhundert das war. Wenn wir älter als 20 oder 30 Jahre alt sind, erinnern wir uns vielleicht an einen Teil davon. Ich erinnere mich an die zweite Hälfte. Die bessere Hälfte, würde ich denken, die friedliche Hälfte, in der der Krieg nur um die Ecke drohte, aber nie präsent war. Zumindest nicht in dem Teil der Welt, in dem ich lebte.

Geert Mak ist ein ausgezeichneter niederländischer Journalist, der mehrere Sachbücher über das Leben im Allgemeinen und im Besonderen in diesem Teil der Welt geschrieben hat (ich "Wie Gott Verschwand Aus Jorwerd: Der Untergang des Dorfes in Europa" gelesen.)

Mit dieser Arbeit hat er sich selbst übertroffen. Er reist durch Europa (nicht nur im Buch, sondern auch im wirklichen Leben) und beschreibt jedes Jahrzehnt des Landes, das er gerade besucht. Einige davon muss er natürlich mehrmals besuchen.

Auf jeden Fall gibt er einen brillanten Überblick über das Jahrhundert, das das Leben aller (und nicht nur das der Europäer) für immer verändert hat. Lasst uns aus den Fehlern der Vergangenheit lernen. Die Lektüre eines solchen Buches könnte uns allen helfen, diese Fehler besser zu verstehen und zu versuchen, sie im Interesse einer besseren und friedlicheren Welt zu vermeiden.

Buchbeschreibung:

"Europa erfahren – Geert Mak auf den Spuren des 20. Jahrhunderts

Geert Mak, der große Erzähler unter den Historikern unserer Zeit, legt mit diesem Buch sein bisheriges Hauptwerk vor. Seine Geschichte des 20. Jahrhunderts ist als ein Reisebericht angelegt und versteht sich als eine Bestandsaufnahme Europas am Ende eines katastrophenreichen Jahrhunderts. Mak sucht die Orte auf, an denen die Geschichte in besonderer Weise Spuren hinterlassen hat. Ein kluges und bewegendes Buch, das uns zu Augenzeugen des letzten Jahrhunderts macht.

Für dieses Buch ist Geert Mak ein Jahr lang kreuz und quer durch Europa gereist. In jedem Monat seiner Reise nimmt sich Mak einen weiteren Abschnitt des 20. Jahrhunderts vor. Im Januar besucht er Paris, wo das 20. Jahrhundert mit der großen Weltausstellung seinen optimistischen Anfang nahm. Im Dezember befinden wir uns in den Ruinen Sarajewos, die das Ende des blutigen Jahrhunderts markieren.

Mak liest die Spuren, die das 20. Jahrhundert auf unserem Kontinent hinterlassen hat, er begibt sich auf die Suche nach der Befindlichkeit Europas, wie sie an historischen Erinnerungsorten und in den Geschichten von Menschen zum Vorschein kommt. Dabei wird erkennbar, in welcher Weise die Vergangenheit unsere Gegenwart prägt, wie sie uns Europäer verbindet, vielfach aber auch trennt.

Mak versteht es wie kein anderer, der Geschichte Europas im 20. Jahrhundert ein Gesicht zu geben, sie in zahllosen Details sichtbar, fühlbar, sinnlich wahrnehmbar zu machen. Auf seiner Reise sprach Mak mit Schriftstellern und Politikern, mit Dissidenten und hochrangigen Offizieren, mit einem Bauern aus den Pyrenäen und mit dem Enkel des letzten deutschen Kaisers sowie mit zahlreichen anderen Europäern, die ihm ihre Erfahrungen und Erinnerungen anvertraut haben.
"

Donnerstag, 24. Oktober 2024

Briley, John "Schrei nach Freiheit"

Briley, John "Schrei nach Freiheit" (Englisch: Cry Freedom: The Legendary True Story of Steve Biko and the Friendship that Defied Apartheid) - 1987

Ich habe den Film "Schrei nach Freiheit" nie gesehen, aber er stand schon ewig auf meiner Wunschliste. Jetzt setze ich ihn ganz nach oben. Dies ist ein Buch, das nach dem Film geschrieben wurde – eine ziemliche Seltenheit. Eine interessante Geschichte über einen Mann, der versuchte, Freiheit für sein Volk zu fordern, Gleichbehandlung, egal welche Hautfarbe man hat, das Ende der Apartheid. Er wollte das alles friedlich und zahlte den höchsten Preis. Ich glaube nicht, dass das ein Spoiler ist, denn Steve Biko ist seit über vierzig Jahren tot.

Aber es ist auch die Geschichte eines anderen Mannes, der in Privilegien hineingeboren wurde, in einem Land, in dem es einen großen Unterschied macht, wer die Vorfahren sind, geboren mit dieser Art von Einstellung, die sie glauben lässt, sie hätten dieses Privileg aus irgendeinem seltsamen Grund verdient. Als Donald Woods Steve Biko trifft, entwickelt sich eine Freundschaft. John Briley, der Autor, beschreibt dies auf sehr subtile Weise, man kann sich vorstellen, wie sich die Freundschaft langsam aber sicher entwickelte.

Das Leben von Donald Woods ist wahrscheinlich genauso interessant wie das von Steve Biko. Die Geschichte über ihre Freundschaft beschreibt die Geschichte Südafrikas, die Geschichte der Apartheid. Ich habe ziemlich viele Bücher über die Menschen in diesem Land gelesen und es schockiert mich immer wieder, wie so etwas überhaupt passieren konnte, wie die Menschen das akzeptieren konnten. Ich bezweifle, dass ich es jemals verstehen werde, aber ich fordere alle auf, darüber zu lesen und dafür zu sorgen, dass so etwas nicht noch einmal passiert, weder in Ihrem eigenen Land noch anderswo.

Eine brillante Geschichte.

Buchbeschreibung (übersetzt von mir von der englischen Ausgabe):

"Sie sagten, Steve Biko sei ein Mann der Gewalt; warum sprach er dann von Frieden? Sie sagten, er wolle eine Revolution; warum sprach er dann von Freundschaft? Sie sagten, er sei verhungert; warum war sein Körper gebrochen und verletzt? Dies ist die Geschichte des Kampfes eines Mannes gegen die Regierung Südafrikas. Es ist die Geschichte aller Menschen, die die Wahrheit der Lüge vorziehen. Es ist die Geschichte aller Menschen, die nach 'Freiheit' rufen und keine Angst vor dem Tod haben."

Freitag, 18. Oktober 2024

Tanpınar, Ahmet Hamdi "Das Uhrenstellinstitut"

Tanpınar, Ahmet Hamdi "Das Uhrenstellinstitut" (Turkish: Saatleri Ayarlama Enstitüsü) - The Time Regulation Institute - 1961

Ahmet Hamdi Tanpınar war mir bisher nicht bekannt. Außer dass einer meiner Lieblingsautoren, Orhan Pamuk, sagt, er sei sein Lieblingsautor. Gibt es eine bessere Empfehlung?

Die Geschichte ist Satire vom Feinsten. Was brauchen wir nicht? Bürokratie. Und was brauchen wir noch weniger als Bürokratie? Ein Institut, das nichts wert ist, das keinem Zweck dient und das voller Menschen ist, die mit seinem Schöpfer verwandt sind.

Dem Autor gelingt es, eine urkomische Geschichte eines Abenteurers zu erzählen, der die Schwächen der Menschheit gegen sich selbst ausnutzt. Die Protagonisten Hayri Irdal und sein Gegenspieler Halit Ayarci könnten unterschiedlicher nicht sein und ergänzen sich dennoch perfekt. Sie repräsentieren sowohl die alte als auch die moderne Türkei, die Brücke zwischen Orient und Okzident. Zusammen bilden sie "Das Institut für Zeitregulierung", das sicherstellen will, dass jeder die richtige Zeit hat. Auch ohne Hintergrund ist es eine urkomische Geschichte und Ahmet Hamdi Tanpınar schafft es, unser Interesse jede Sekunde zu wecken, in der wir das Buch lesen.

Es ist heute genauso aktuell wie vor über einem halben Jahrhundert, als es geschrieben wurde. Neben einer unterhaltsamen Geschichte bietet es einen brillanten Einblick in die türkische Kultur und Geschichte.

Für alle, die türkische Autoren mögen, ist dies ein MUSS.

Wir haben dies im Januar 2015 in unserem internationalen Lesekreis besprochen.

Buchbeschreibung:

"Das Selbstporträt eines türkischen Mannes ohne Eigenschaften: Hayri Irdal ist bereits als Kind von Uhren fasziniert. Durch die Begegnung mit dem Lebenskünstler Halit wird er plötzlich zu einem einflussreichen Menschen. Gemeinsam gründen sie das Uhrenstellinstitut, einen gigantischen und doch ganz und gar überflüssigen Verwaltungsapparat, der für die korrekte Einstellung sämtlicher Uhren im Land zu sorgen hat."

Freitag, 11. Oktober 2024

Schweizer, Gerhard "Islam verstehen"

Schweizer, Gerhard "Islam verstehen. Geschichte, Kultur und Politik" [Understanding Islam. History, Culture and Politics] - 2016

Ein Sachbuch über den Islam und was wir oft falsch verstehen.

Dieses Buch ist für alle, die auch nur ein bisschen verstehen wollen, wie der Islam funktioniert, damit wir die Menschen verstehen, die unter uns leben. Es geht nicht nur darum, dass diese sich integrieren, das können sie nur, wenn wir ihnen auch etwas offen entgegentreten. Und Verständnis für ihre Religion ist ein guter erster Schritt.

Ja, dies ist ein dickes Buch, dass man auch gar nicht in einem Rutsch lesen sollte. Viel besser ist es, ab und zu ein Kapitel zu lesen und es auf sich einwirken zu lassen.

Noch besser ist es, zu versuchen, Ausländer zu treffen, ob sie nun Muslime sind oder etwas anderes. Sie bereichern unser Leben.

Buchbeschreibung:

"Orient und Okzident, die islamische Welt und der Westen drohen in Parallelwelten zu zerbrechen. Umso wichtiger ist es, jetzt die Kenntnisse und das Verständnis über beide Weltkulturen zu vertiefen. Gerhard Schweizer entfaltet ein nuanciertes Bild dieses Jahrtausendkonflikts.

Der 11. September 2001, die Attentate und der Terror von Madrid (2004), London (2005) und Paris (2015), Brüssel und Nizza (2016) – der Islamismus festigt mit dem Schlagwort vom 'Heiligen Krieg' gegen die Ungläubigen, insbesondere die Kultur des Westens, seinen Status als Symbol des Bösen. Die islamische Welt, selbst wenn sie sich unmissverständlich von derartigen Gewaltakten distanziert, löst tiefe Ängste aus.

Aber wer nimmt diese Einschätzung vor? Der 'Westen', das 'christliche Abendland', 'besorgte Politiker', die 'schweigende Mehrheit', die 'AfD', der 'Front National' und andere fremdenfeindliche Rechtspopulisten in ganz Europa oder Donald Trump in den USA? Es ist höchste Zeit für eine umfassende Schilderung, wie der Islam historisch entstanden ist, welche Ziele er kulturell verfolgt, wie sich seine (Welt-)Politik heute präsentiert.

Denn die Auseinandersetzungen reichen weit zurück in die Antike, als sich antike Großmächte bekämpften; ins Mittelalter, in die Zeit der Kreuzzüge, als sich Islam und Christentum austauschten und bekriegten. Heute stehen sich die beiden Weltreligionen und Zivilisationen als Osten und Westen in einem Jahrtausendkonflikt gegenüber, der nicht überwunden ist.Dies war nicht immer so. Über Jahrhunderte hinweg erreichten aus der islamischen Welt kulturelle Anregungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der Astronomie, Mathematik, Medizin, Philosophie, Theologie, der Natur- und Geisteswissenschaften generell das christliche Abendland. Die großen und wichtigsten Handelsrouten verliefen durch das Weltreich des Islam. All dies ermöglichte es, die jeweils andere Kultur zu verstehen.

Geschichte, Kultur, Weltanschauung und Politik des Islam vergegenwärtigt Gerhard Schweizer in seiner Darstellung des Islam und stellt die größten Spannungen eines Jahrtausendkonflikts zwischen Ost und West einprägsam heraus. - Wie hat sich der Islam entwickelt? - Weshalb war die Kulturmacht Islam im Mittelalter Europa an Toleranz und Fortschrittlichkeit weit überlegen? - Wodurch sind Ost und West historisch und kulturelle miteinander verflochten?- Weshalb erschüttert der Fundamentalismus den Islam so tief? - Warum ist der Koran das 'Heilige Buch' und gerät jede Kritik zur Ketzerei? - Warum sind grundlegende Änderungen notwendig? Wie wären sie möglich? - Wie kann der Islam die tiefe Kluft zwischen religiöser Tradition und technischer Moderne schließen? - Wie lassen sich die gegenseitigen Vorurteile überwinden? Die Widersprüche brechen in Ost und West immer wieder auf. Schlagartig wechselt die 'öffentliche Meinung' und prägt derzeit die Politik in Europa. Wie lassen sich solche Reflexe bewältigen und verhindern?

Seine persönlichen Eindrücke lassen die Gegenwart in den islamischen Staaten, die Gerhard Schweizer seit über 50 Jahren bereist, zu einem lebendigen Panorama werden.

Das vorliegende Buch ist die völlig überarbeitete und ergänzte Neuausgabe des Titels von Gerhard 'Islam und Geschichte eines Dauerkonflikts'."

Eigentlich wollte ich auch alle Länder angeben, die in dem Buch behandelt werden, aber leider erlaubt mir der Blog nicht mehr als 200 Zeichen für die Label je Eintrag. Hier sind also die Länder, die der Autor besonders bespricht:
Afghanistan, Ägypten, Algerien, Indonesien, Irak, Iran, Israel, Italien, Jordanien, Libanon, Libyen, Marokko, Saudi-Arabien, Spanien, Sudan, Syrien, Türkei

Samstag, 31. August 2024

Kadaré, Ismail "Ein folgenschwerer Abend"

Kadaré, Ismail "Ein folgenschwerer Abend" (Albanian: Darka e Gabuar) - The Fall of the Stone City (aka Chronicle in Stone) - 1971

Da ich gerne ein Buch über jedes Land der Welt lesen würde (siehe Travel the World Through Books), begann ich nach Romanen aus Ländern zu suchen, über die ich noch nichts gelesen hatte.

Ich war bisher noch nicht auf ein Buch über Albanien gestoßen, fand aber dieses von einem ihrer renommierten Autoren.

Obwohl der Roman 1943 beginnt, reicht er bis in die fünfziger Jahre, in eine Zeit, in der die Außenwelt nicht viel über Albanien wusste.

Es war eine interessante Geschichte. Nach der Besetzung durch die Nazis von den Kommunisten übernommen zu werden, ist wie vom Regen in die Traufe zu kommen. Es war sicherlich kein Fest für unseren Protagonisten, der dafür bezahlen musste, dass er während des Krieges versucht hatte, sein Dorf zu retten.

Wie auch immer, es ist kein dickes Buch, ich hätte gerne mehr darüber gelesen. Ich schätze, ich werde mehr von diesem Autor lesen müssen, der in einem sehr fesselnden Stil schreibt.

Buchbeschreibung:

"'Ein folgenschwerer Abend', dessen tatsächlicher Ablauf unklar bleibt - Ismail Kadares Roman ist voller Mysterien.

Albanien, 1943. Die Deutschen marschieren in das Land ein. In Gjirokastra richtet der große Doktor Gurameto ein Gastmahl für den deutschen Divisionskommandanten Fritz von Schwabe aus, das die ganze Stadt in Aufregung versetzt. Über den Abend wird es mysteriöse Gerüchte geben, die zur Folge haben, dass die albanischen Kommunisten den Arzt der Kollaboration verdächtigen.

Einige Jahre nach der kommunistischen Machtergreifung in Albanien finden sich der große und der kleine Gurameto gemeinsam in einer Gefängniszelle wieder. Mit grausamer Folter versuchen albanische, ostdeutsche und russische Agenten, aus dem großen Gurameto ein Geständnis herauszupressen. Doch was sich bei dem geheimnisvollen Abendessen tatsächlich abgespielt hat, bleibt im Dunkeln. War womöglich ein Toter bewirtet worden?

'Ein folgenschwerer Abend' ist ein fesselnd legendenreicher Roman über eine albanische Stadt im Klima des beginnenden Kalten Krieges."

Ismail Kadaré erhielt den Booker International Prize 2005 als "ein universeller Schriftsteller in einer Tradition des Geschichtenerzählens, die auf Homer zurückgeht".

Mittwoch, 28. August 2024

Garfield, Simon "Briefe!"

 

Garfield, Simon "Briefe! Ein Buch über die Liebe in Worten, wundersame Postwege und den Mann, der sich selbst verschickte" (Englisch: To the Letter: A Curious History of Correspondence - A Celebration of the Lost Art of Letter Writing) - 2013

Ich habe vor ein paar Jahren ein Buch von Simon Garfield gelesen: "On the Map. Why the World Looks the Way it Does" (Karten! Ein Buch über Entdecker, geniale Kartografen und Berge, die es nie gab).

Ich war wirklich begeistert. Und da ich Briefe genauso liebe wie Karten, musste ich mir dieses Buch einfach besorgen.

Es ist ein interessantes Buch über die Entwicklung von Briefen, wie sie überhaupt entstanden sind, wie sie sich im Laufe der Jahrhunderte verändert haben und was sie heute in einer Welt der E-Mails und Telefonnachrichten bedeuten.

Ich war früher eine begeisterte Briefeschreiberin und habe mich sehr auf dieses Buch gefreut. Und obowhl es einen guten Überblick über die Gewohnheit des Briefeschreibens bietet und einige nette Anekdoten enthält, fand ich es manchmal ein bisschen langweilig. Ich habe nichts dagegen, in einer Geschichte hin und her zu springen, aber das hier war alles ein bisschen zu planlos.

Das war vielleicht einer der Gründe, warum ich es nicht in einem Rutsch gelesen habe, ich konnte seine Struktur einfach nicht nachverfolgen.

Außerdem erwähnt er in seinem Werk viele Autoren und Bücher, ein Inhaltsverzeichnis wäre schön gewesen.

Ich schreibe immer noch gern Briefe.

Ein schönes Zitat:

"Heute ist das Morgen, um das wir uns gestern Sorgen machten."

Er erwähnt auch ein Briefabonnement, bei dem man zweimal im Monat einen echten Brief von einem seiner Lieblingsautoren erhält. Das gibt es immer noch und hier bei "The Rumpus" findet man alles darüber. Ich konnte nicht herausfinden, ob sie auch etwas ins Ausland schicken, aber es gibt hier ziemlich viele US-Leser, also vielleicht etwas für sie.

Buchbeschreibung:

"In jedem Brief steckt eine Geschichte im Kleinen und in diesem Buch stecken einige der größten Briefe aller Zeiten. Von Oscar Wildes ungewöhnlicher Methode, seine Post aufzugeben bis zum Versuch des Fahrradfans Reginald Bray, sich selbst zu verschicken - Simon Garfield entdeckt eine Fülle von Geschichten rund um die Kunst des Briefeschreibens. In den Hauptrollen: Plinius d. J., Cicero, Napoleon, J. W. von Goethe, Lewis Carroll, Jane Austen, Virginia Woolf, Albert Einstein, Queen Mum und viele mehr. Dazu eine unterhaltsame Geschichte der Ratgeber, wie man Briefe schreibt - einschließlich einer Anleitung, wann man Fische als Hochzeitsgeschenke verschicken darf. Zwischen den Kapiteln dieser wunderbaren Reise durch die Welt der Briefe entfaltet sich ein fesselnder Briefwechsel eines ganz normalen britischen Paares in Kriegszeiten, der zeigt, wie die schlichtesten Mitteilungen ein Leben verändern können. 'Briefe!' ist Loblied und Schwanengesang zugleich - auf die Kunst der Briefe: von den alten Römern bis zur E-Mail."

Garfield, Simon "Karten!"

Garfield, Simon "Karten! Ein Buch über Entdecker, geniale Kartografen und Berge, die es nie gab" (Englisch: On the Map. Why the World Looks the Way it Does aka: On the Map: A Mind-Expanding Exploration of the Way the World Looks) - 2012

Ich habe Landkarten schon immer geliebt. Sie sind wunderschön, sie erzählen Geschichten von weit entfernten Ländern, exotischen Welten, Menschen, die ich nie treffen werde, vom Leben zu anderen Zeiten. Wie kann jemand Karten nicht mögen? Sie lehren uns so viel, und doch sind sie auch eine Kunstform, die man bewundern und genießen kann.

Simon Garfield hat eine Sammlung von Geschichten über Karten im Laufe der Zeit zusammengestellt. Er erzählt uns nicht nur, welche Karten am interessantesten sind, er erzählt uns die ganze Geschichte. Wie sah die erste bekannte Karte aus, wie hat sie sich im Laufe der Zeit verändert, warum zeichnen wir Karten auf diese Weise, was sagen sie uns?

Jede Karte ist sowohl eine Zeichnung eines Ortes als auch eine politische Aussage. Während die meisten der ersten Karten für Seefahrer gezeichnet wurden und viele Kontinente nur als Umrisse bekannt waren, haben sich die Dinge geändert. Es ist ein langer Weg vom Mercator zur Google Map. Simon Garfield erzählt uns von dieser Reise. Er stellt die älteste und die größte Karte vor, er zeigt uns, wie Karten Krankheiten vorbeugen konnten, wie Reiseführer die Art des Reisens veränderten und wie Satellitennavigation unsere Sicht auf die Welt veränderte.

Wer sich nicht für Karten interessierte, bevor er oder sie das Buch in die Hände bekam, wird sich danach bestimmt dafür interessieren. Hinter jeder Karte stecken Geschichten. Mir hat zum Beispiel die über Phyllis Pearsall sehr gut gefallen, die durch die Straßen Londons lief, um das London A-Z zu veröffentlichen. Und er erwähnt sogar eine Episode aus einer meiner Lieblingsfernsehserien, "The West Wing", in der Pressesprecherin C.J. Cregg und der stellvertretende Stabschef Josh Lyman an einer Besprechung mit Kartografen teilnehmen, die alle Karten in Schulen von der Mercator- auf die Peters-Projektion umstellen wollen, und erklären, dass Grönland viel kleiner als Afrika ist (tatsächlich vierzehnmal kleiner), was man nie vermuten würde, wenn man sich die bekannte Mercator-Karte ansieht.

In einem Artikel beschreibt der Autor, wie viele Computerspiele auf Karten basieren. Das erinnerte mich an eines unserer ersten Lieblingsspiele namens Bushbuck. Es war eine Schatzsuche, man bekam einen Gegenstand, der für eine bestimmte Stadt (normalerweise die Hauptstadt eines Landes) bekannt war, und musste dorthin fliegen. Unterwegs erhielt man Hinweise, bis man die Stadt fand. Es war ein wunderbares Spiel und wir fanden exotische Orte wie Tuvalu und Kiribati. Eine wunderbare Möglichkeit, die Länder und ihre Hauptstädte kennenzulernen, leider scheint es das nicht mehr zu geben.

Wer es bisland noch nicht verstanden hat, ich habe dieses Buch wirklich geliebt.

Eines meiner Lieblingszitate auf Seite 63: "Die meisten [Karten] haben einen gemeinsamen Zweck: Sie waren nicht zum Gebrauch gedacht, zumindest nicht zum Reisen. Vielmehr waren sie Ausdruck philosophischer, politischer, religiöser, enzyklopädischer und konzeptioneller Anliegen."

Buchbeschreibung:

"Es war einmal, da drehte sich alles um die Erde - so dachten die Menschen, bis die Astronomen sie eines Besseren belehrten. Jerusalem stand damals im Zentrum jeder Karte, oder Youzhou, wenn wir in China gelebt hätten. Und heute stehen wir im Zentrum unserer eigenen Welt. Auf unseren Navigationsgeräten planen wir nicht etwa eine Route von A nach B: Jede Entfernung misst sich von dem Punkt an, an dem wir gerade stehen. Wie konnte es nur so weit kommen? Mit einem Blick in die Geschichte gibt Simon Garfield die Antwort - anekdotenreich, persönlich und unglaublich unterhaltsam. Von den alten Griechen bis zu Google Maps erzählt das Buch die Geschichte der Kartografie. Dabei hat es immer die menschliche Seite hinter den Karten im Blick. So erfahren wir, warum Amerika nach dem Falschen benannt wurde, wie der größte kartografische Schatz Britanniens dazu verwendet wurde, ein undichtes Dach zu reparieren, oder auch weshalb Computerspiele die Zukunft der Kartografie sein könnten."

Donnerstag, 22. August 2024

Hamann, Brigitte "Elisabeth, Kaiserin wider Willen"

Hamann, Brigitte "Elisabeth, Kaiserin wider Willen" The Reluctant Empress - 1981

Jeder Deutsche hat die Trilogie über "Sissi", die österreichische Kaiserin, gesehen. Wir haben ein Bild von ihr, und das ist bittersüß. Deshalb war ich froh, dieses Buch über sie zu finden, eine gut ausgearbeitete Biografie, die einen viel tieferen Eindruck von der Deutschen vermittelt, die 1854 im Alter von 16 Jahren den Führer des österreichisch-ungarischen Reiches heiratete. Es ist angeblich eine der besten Biografien über sie.

Ich glaube nicht, dass ich heute in der Position eines Mitgliedes einer königlichen Familie sein möchte, aber damals muss es noch schrecklicher gewesen sein, all diese Regeln, diese Etikette, die man befolgen musste, ständig mit Leuten verkehren, selbst wenn sie einem kritisch gegenüberstanden. Ich glaube, Elisabeth wäre mit ihrem "Franzl" viel glücklicher gewesen, wenn er kein Kaiser gewesen wäre, wie sie vor ihrer Hochzeit sagte.

Wir lernen in diesem Buch nicht nur Elisabeth kennen, wir erfahren auch etwas über die Schwierigkeiten zwischen den Österreichern und dem anderen Land, das ihnen "gehörte". Wir können sogar sehen, wie in diesem Land und in dieser Familie die ersten Anzeichen für den Ersten Weltkrieg gelegt wurden. Wie schade. Wie viele Schrecken wären vermieden worden, wenn dies nicht der Fall gewesen wäre, es hätte wahrscheinlich keinen zweiten Weltkrieg gegeben und Millionen von Menschen wären gerettet worden.

Eine großartige Lektüre über eine beeindruckende Frau. Für den, der sich auch nur ein bisschen für europäische Geschichte interessiert, ist dies ein Muss!

Buchbeschreibung:

"Das übliche süße Sisi-Klischee wird man in diesem Buch vergeblich suchen - Elisabeth, Kaiserin von Österreich, Königin von Ungarn, war eine der gebildetsten und interessantesten Frauen ihrer Zeit. Schon vor dem Attentat, das 1898 ihr Leben beendete, war sie zur Legende geworden. Brigitte Hamann schildert in dieser zum Standardwerk gewordenen Biografie das wirkliche Leben der Kaiserin. Die virtuos erzählte und historisch präzise Geschichte eines ungewöhnlichen Lebens."

Dienstag, 20. August 2024

Woodward, Bob; Bernstein, Carl "Die Watergate-Affäre"

Woodward, Bob; Bernstein, Carl "Die Watergate-Affäre" (Englisch: All the President's Men) - 1974

Wow, was für eine Geschichte. Unglaublich, was ein Präsident alles kann! Oder doch nicht? Wenn ich mir den Amtsinhaber zur Zeit meines Originalrezension anschaue, gibt es immer noch so manches, was sie machen können …

Watergate. Es war immer ein Name, der bei jedem starke Gefühle hervorrief. Ich habe viel darüber gelesen, aber nicht genug. Ich wollte das Buch immer lesen und dann habe ich es getan. Ich bin froh darüber. Ich denke, es ist aktueller denn je und sollte viele Leute warnen, Politiker mehr als genau zu beobachten.

Die amerikanische Politik ist nicht meine Politik, aber als Weltbürger glaube ich wirklich, dass sie uns alle betrifft. Wenn etwas in Amerika passiert, hat das einen enormen Einfluss auf den Rest der Welt. Und das gilt auch für viele andere große Länder, nur zu wenige Leute erkennen das und denken, sie sind allein und was in ihrem Land entschieden wird, zählt nur für sie.

Bob Woodward und Carl Bernstein sind Helden. Sie haben viel für die Wahrheit riskiert. Noch heute bezahlen Journalisten manchmal mit ihrem Leben, wenn sie bestimmte Geschichten aufdecken.

Das Buch erzählt uns auch, was hinter den Kulissen vor sich geht, wie eine Zeitung geführt wird, wie Geschichten geschrieben werden und wie entschieden wird, was veröffentlicht wird und was nicht. Es ist ein harter Job in einer harten Welt.

Viele Dinge haben mich nicht überrascht, vor allem dieser Absatz:
"Während ihrer Watergate-Untersuchung stellten Bundesagenten fest, dass Hunderttausende von Dollar an Wahlkampfspenden für Nixon zurückgelegt worden waren, um eine umfangreiche Undercover-Kampagne zu finanzieren, die darauf abzielte, einzelne demokratische Präsidentschaftskandidaten zu diskreditieren und ihre Kampagnen zu stören." ("During their Watergate investigation federal agents established that hundreds of thousands of dollars in Nixon campaign contributions had been set aside to pay for an extensive undercover campaign aimed at discrediting individual Democratic presidential candidates and disrupting their campaigns.") Es scheint wirklich, als hätte sich nichts geändert.

Es sieht so aus, als wäre das Buch sehr gefragt. Als ich es aus der Bücherei geleihen habe, regierte Trump, und ich musste fast sechs Monate warten, um es zu bekommen. Es gibt Hoffnung. Man sollte meinen, dass Politiker ihre Lektion aus der Geschichte lernen könnten. Leider nicht. Also müssen wir alle noch wachsamer sein.

Ich bin wirklich froh, dass ich dieses Buch gelesen habe.

Buchbeschreibung:

"Bernstein und Woodward, die beiden jungen Reporter der 'Washington Post', die nach monatelanger Kleinarbeit mit ihren sensationellen Enthüllungen den Polit-Skandal des Jahrhunderts aufgedeckt haben - für diese journalistische Leistung sind sie inzwischen mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet worden legen hier ihren minuziösen Report über die größte innenpolitische amerikanische Krise seit dem Bürgerkrieg vor.

Ihre Story beginnt am 17. Juni 1972, dem Tag des Einbruchs ms Hauptquartier der Demokraten, durchleuchtet, wie es zum Rücktritt Deans, Haldemans, Ehrlichmans und des ehemaligen Justizministers Mitchell kam, und reicht herauf bis zur jüngsten spektakulären Fernsehrede Richard Nixons, in der der Präsident der Vereinigten Staaten aller Welt öffentlich erklärte: 'Ein Jahr Watergate ist genug... und ich möchte Ihnen ganz klar sagen, daß ich nicht die geringste Absicht habe, aus dem Amt davonzulaufen, das für das Volk der Vereinigten Staaten zu erfüllen, mich Mitglieder dieses Volkes gewählt haben.'

Es ist ein Bericht, der sich nicht damit begnügt, Fakten zusammenzutragen - dem Leser werden auch die Hintergründe klar, die es überhaupt erst möglich machten, daß einer der mädvttfcsten Staaten der Erde in eine solche Krise stürzen konnte. Und - dieses Buch gibt einen informativen Einblick in die vielschichtigen Probleme und die mühevolle Kleinarbeit des Journalismus unserer Tage.

'
Die Watergate-Affäre', der authentische Bericht der jungen Reporter, die gegen den erbittertsten Widerstand, den je eine amen kanische Regierung einer Zeitung geleistet hat, zu kämpfen hatten, darf die vollständigste, kenntnisreichste und spannendste Darstellung der größten Polit-Affäre unseres Jahrhunderts genannt werden."

Die Autoren nahmen Anteil an zwei Pulitzer-Preisen, darunter den der Washington Post für die Watergate-Affäre und den Pulitzer-Preis für öffentliche Verdienste im Jahr 1973.

Samstag, 10. August 2024

Rees, Siân "Das Freudenschiff"

Rees, Siân "Das Freudenschiff" (Englisch: The Floating Brothel: The Extraordinary True Story of an 18th-Century Ship and Its Cargo of Female Convicts) - 2001

Dieses Buch wurde unserem Lesekreis vor ein paar Jahren empfohlen, sonst hätte ich es wahrscheinlich gleich abgelehnt. Sowohl der Titel als auch der Buchumschlag klangen nicht nach einem Buch, das ich lesen wollte.

Es stellte sich jedoch als sehr interessant heraus. Es ist die Geschichte weiblicher Sträflinge, die England verließen, nun ja, England Ende des 18. Jahrhunderts verlassen mussten, um nach Australien zu gehen. Sie sollten sich dort niederlassen und die neue Kolonie bevölkern. Das Buch gibt einen sehr guten Bericht über das Leben dieser Frauen vor, während und nach ihrer Reise in das neue Land. Tolle Recherche, fast wie ein Roman geschrieben, eine fesselnde Geschichte.

Buchbeschreibung:

"'Das Freudenschiff' erzählt die außergewöhnliche, aber wahre Geschichte von dem ersten Schiff, dessen Fracht das Besiedeln der britischen Kolonien in Australien unterstützen sollte. 1789 werden zweihundertvierzig Frauen aus den Gefängnissen Englands an Bord der 'Lady Julian' gebracht. Sie sollen als Mätressen nach Australien. Sie sind Diebinnen, Betrügerinnen und Prostituierte, und in London bliebe ihnen als Alternative nur der Galgen. Diese ungewöhnliche Schiffsladung dienstbarer Mädchen steht der männlichen Besatzung der 'Lady Julianebenso ungerührt und gern zur Verfügung wie den ausgehungerten Seemännern anderer Schiffe in den Häfen auf der Route des Schiffs. Und nach einem Jahr kommen in Australien Familien an, sogar Babys sind bereits geboren. Anhand von Gerichtsakten und dokumentierten Zeugenaussagen hat Sian Rees eine faszinierende Mischung aus dramatischem Seeabenteuer und einem bislang unbekannten Stück Geschichte geschaffen."

Weitere Geschichten über nach Australien geschickte Sträflinge: "The Secret River" (Der verborgene Fluss) von Kate Grenville und "For the Term of His Natural Life" (Lebenslänglich) von Marcus Clarke.

Donnerstag, 8. August 2024

Zweig, Stefan "Die Welt von Gestern"

  

Zweig, Stefan "Die Welt von Gestern. Erinnerungen eines Europäers" - The World of Yesterday - 1942

Stefan Zweig ist wahrscheinlich einer der größten österreichischen Schriftsteller. Er hat den Ersten und Zweiten Weltkrieg miterlebt und kann viele Geschichten aus erster Hand erzählen.

In diesem Buch beschreibt er sein Leben als jüdischer Autor sowohl während des Ersten als auch des Zweiten Weltkriegs. Er war ein unglaublicher Mensch, lebte in mehreren Ländern, schrieb über seine Erfahrungen und wie sich die Welt langsam aber sicher veränderte. Nicht zum Besseren, wohlgemerkt.

Stefan Zweig kann uns alles über diese Zeiten auf sehr klare und lebendige Weise erzählen. Er beschreibt nicht nur sein eigenes Leben, sondern auch die Geschichte unserer Länder und wie sie zu dem wurden, was sie heute sind.

Lasst uns alle daraus lernen.

Buchbeschreibung:

"Diese Erinnerungen eines Europäers zeigen noch einmal die Gelöstheit und Heiterkeit Wiens und Österreichs in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg, die Welt der Sicherheit, die Stefan Zweig selbst wie einigen, wenn auch nicht allen, die individuelle Freiheit zu garantieren vermochte; sie zeigen Glanz und Schatten über Europa bis zum Sonnenuntergang, bis zu Hitlers Machtausübung, bis Europa 'sich zum zweiten Mal selbstmörderisch zerfleischte im Bruderkriege'. Stefan Zweig hat 'die Welt von Gestern' als Zeitzeuge aufgezeichnet und dabei nicht so sehr sein eigenes Schicksal festgehalten, sondern das seiner Generation; er hat mit diesem Buch, weit über das Persönliche hinaus, ein Kompendium der geistigen Welt in der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts erstellt."

Donnerstag, 18. Juli 2024

Basti, Abel & van Helsing, Jan "Hitler überlebte in Argentinien"

Basti, Abel & van Helsing, Jan "Hitler überlebte in Argentinien"Hitler in Argentina - 2011

Ein großartiges und interessantes Buch, ob man den Autoren nun glaubt oder nicht. Ihren Recherchen zufolge überlebte Hitler das Ende des Krieges und floh nach Argentinien.

Es gibt viel über den Zweiten Weltkrieg und über Südamerika (und die Verbindung zwischen beiden) zu lernen. Egal, wie viel man liest, es gibt immer mehr. Das ist mein Eindruck. Obwohl ich viele Bücher, sowohl Belletristik als auch Sachbücher, zu diesem Thema lese (siehe hier und hier), gibt es in jedem Buch, das ich darüber lese, etwas Neues. Dieses unterschied sich wahrscheinlich am meisten von allen anderen. Die Autoren versuchen, die Annahme zu beweisen, dass Hitler den Krieg überlebt und viele, viele Jahre in Argentinien gelebt hat. Ich erinnere mich, dass ich die Gerüchte schon als kleines Kind gehört habe, und sie haben nie aufgehört.

Wer sich für dieses Thema interessiert, sollte versuchen, ein Exemplar zu finden. Die Recherche ist hochinteressant.

Über Abel Basti:

"Basti behauptet, Hitler sei nach dem Zweiten Weltkrieg nach Argentinien geflohen.

Er war auch Koordinator mehrerer Expeditionen in der Nähe der argentinischen Küste mit dem Ziel, U-Boote zu finden, die von der deutschen Kriegsmarine eingesetzt wurden
."

Buchbeschreibung:

"'So ein Unsinn', werden Sie sich über den Titel denken. 'Hitler ist im Berliner Bunker gestorben. Man hat die verkohlten Leichen von ihm und Eva Braun gefunden, und das dort aufgefundene Gebiss wurde als das von Hitler identifiziert.' Nun ja, diese Darstellung des Ablebens von Adolf Hitler ist zwar die offiziell anerkannte und wurde kürzlich auch recht aufwendig verfilmt, ist aber selbst unter Historikern umstritten. Nicht zuletzt deshalb, da der angebliche Schädel Hitlers im Jahre 2010 untersucht wurde und sich nach einem DNA-Test als der einer Frau herausstellte. Auch die Untersuchung der Zahnbrücke Hitlers durch zwei Experten erbrachte keine Sicherheit, denn die stammt - wie auch die Röntgenaufnahmen des Zahnarztes - wohl von seinem Doppelgänger. Man fragt sich zudem, wieso Josef Stalin bis zu seinem Tod behauptet hat, Hitler sei nach Südamerika geflohen. Und wieso berichten die größten Tageszeitungen Paraguays im Jahre 2010, dass Hitler lange in Südamerika gelebt hat und auch dort gestorben ist? Nun stellen Sie sich bestimmt die Frage: 'Ja und, was soll’s? Jetzt ist er aber bestimmt tot! Was soll ich mich damit noch beschäftigen?' Richtig, genau das sollte man meinen. Doch werden in diesem Buch Personen präsentiert - die namentlich genannt werden -, die nicht nur behaupten, Adolf Hitler persönlich in Südamerika angetroffen zu haben und das über einen längeren Zeitraum hinweg - bis ins Jahr 1961 -, sondern auch, dass er die letzten zwanzig Jahre seines Lebens nicht untätig war - ganz im Gegenteil! Er hat demnach sein politisches Ziel nie aus den Augen verloren, und nach dem gescheiterten Plan A einen Plan B in Angriff genommen - teilweise zusammen mit den Regierungen Argentiniens und Paraguays! Folgende Fragen werden unter anderem in diesem Buch erörtert: Wieso sind die argentinischen Akten über Hitler immer noch unter Verschluß, wenn er doch nie in Argentinien war? Wieso wurde Adolf Eichmann vom BND nicht festgenommen, obwohl sein Aufenthaltsort bereits Jahre bekannt war? Welche Rolle spielt die GESTAPO, die im Jahre 2008 die Zeugin Olga Meyer aus Miramar davon abhielt, Abel Basti ein Foto von Hitler in Argentinien auszuhändigen? Welche Rolle spielt Hitlers Sohn, der den Augenzeugen zufolge unbehelligt in der Schweiz studieren konnte und was macht seine Tochter, die heute in Buenos Aires leben soll? Wer befehligt die geheime U-Boot-Flotte, die seit den 1950er Jahren die Weltmeere unsicher macht? Hat Deutschland deshalb bis heute keinen Friedensvertrag? Was werden die Historiker sagen, wenn sie den paraguayischen Original-Ausweis von Martin Bormann vorgelegt bekommen - ausgestellt im Jahre 1961? Es gibt nur zwei Möglichkeiten: 1. alle in diesem Buch mit Namen auftretenden Augenzeugen lügen, oder 2. wir werden seit 66 Jahren von den Regierungen belogen!"

Samstag, 13. Juli 2024

Schaik, Carel van & Michel, Kai "Das Tagebuch der Menschheit"

 

Schaik, Carel van & Michel, Kai "Das Tagebuch der Menschheit. Was die Bibel über unsere Evolution verrät" (Niederländisch: Het oerboek von de mens) - The Good Book of Human Nature: An Evolutionary Reading of the Bible - 2016

Als ich anfing, dieses Buch zu lesen, hatte ich eine bestimmte Vorstellung davon, wie es sein könnte. Vor Jahren las ich eine Erklärung, warum die Menschen koscher leben mussten, warum bestimmte Lebensmittel "unrein" waren und andere anders zubereitet werden mussten. Ich dachte, dies könnte ein solches Buch sein, das die Bedeutung von Teilen der Bibel erklärt.

Und in gewisser Weise ist es das auch. Es stellte sich jedoch als völlig anders heraus, als ich dachte. Es könnte eine großartige Lektüre für alle sein, die denken, man könne entweder an die Bibel oder an die Wissenschaft glauben. Die Autoren dieses Buches zeigen uns, dass dies absolut nicht der Fall ist. Sie ziehen bestimmte Grenzen zwischen den Geschichten des Alten Testaments, des Neuen Testaments und den Erkenntnissen seitdem.

Viele ihrer Erklärungen sind so klar, dass man sich fragt, warum niemand zuvor darüber nachgedacht hat. Wahrscheinlich, weil die Menschen die Bibel einfach so, wie sie geschrieben wurde, als selbstverständlich hinnahmen und nichts in Frage stellten oder nichts finden wollten, was etwas in Frage stellen könnte.

Jedenfalls erklärt ein Teil dieses Buches, dass der Garten Eden das Leben der Jäger und Sammler gewesen sein könnte und dass sich das Leben ziemlich stark veränderte, als die Menschen sesshaft wurden. Mehr Krankheiten, Kämpfe, mehr Regeln. Früher gab es kein Privateigentum, die Menschen lebten in kleinen Gruppen und das Leben wurde nach dem Motto "Einer für alle, alle für einen" geregelt. Das musste sich ändern, als jeder begann, sein eigenes Land zu bewirtschaften.

Die Autoren erklären auch, dass wir eine erste, zweite und dritte Natur haben, wobei die erste angeboren ist, wahrscheinlich vergleichbar mit einem tierischen Instinkt. Die zweite Natur wird uns von Religion und Gesellschaft gegeben, also davon, wie wir uns verhalten sollen. Die dritte Natur hat mit Gesetzen und Regeln zu tun, definitiv viel mehr als das, womit sich die Jäger und Sammler auseinandersetzten.

Auf jeden Fall eine großartige Analyse der Geschichte der Bibel. Sie erklärt sowohl die Entwicklung als auch den Grund für Religion.

Ein brillantes Buch, sowohl faszinierend als auch informativ.

Buchbeschreibung:

"Gott wirft Adam und Eva aus dem Paradies, die Arche Noah übersteht die Sintflut und Jesus von Nazareth erweckt Tote zum Leben - die faszinierenden Geschichten der Bibel sind fester Bestandteil unserer Kultur. Und doch stecken sie voller Rätsel und Widersprüche, die auch jahrhundertelange theologische Kontroversen nicht lösen konnten. Der Evolutionsbiologe Carel van Schaik und der Historiker Kai Michel legen nun erstmals eine verborgene Seite der Bibel frei. Sie lesen die Heilige Schrift nicht als Wort Gottes, sondern als Tagebuch der Menschheit, das verblüffende Einblicke in die kulturelle Evolution des Homo sapiens bietet. Und plötzlich beginnen die alten Geschichten in neuem Licht zu funkeln.

Die Vertreibung aus dem Garten Eden markiert das wohl folgenreichste Ereignis der Menschheitsgeschichte: den Übergang vom Leben als Jäger und Sammler zum sesshaften Dasein mit Ackerbau und Viehzucht, das nicht nur zu Fortschritt, sondern auch zu Ungleichheit, Patriarchat und großen, anonymen Gesellschaften führte. Für die daraus resultierenden Probleme waren die Menschen aber weder biologisch noch kulturell gerüstet. Wie sie sich mühsam anpassten, wie sie versuchten, sich auf das bis dahin ungekannte Ausmaß menschlichen Leids in Gestalt von Ausbeutung, Krieg und Krankheiten einen Reim zu machen, das dokumentiert die Bibel auf erstaunliche Weise. Auch zeigt sie, woher das Bedürfnis nach Spiritualität stammt und weshalb die Menschen nicht schon immer die Angst vorm Tod umtrieb.

Die Autoren nehmen uns mit auf eine Reise voller Überraschungen, die von Eden über den Exodus aus Ägypten bis nach Golgatha und zur Apokalypse führt. Dabei eröffnet sich eine neue Perspektive auf die kulturelle Evolution des Menschen und der Religion. Wir begreifen, warum viele der biblischen Probleme uns bis zum heutigen Tage beschäftigen und warum nicht wenige von uns eine Sehnsucht nach dem Paradies verspüren.
Die Bibel ist tatsächlich das Buch der Bücher. Sie geht uns selbst dann etwas an, wenn wir gar nicht an Gott glauben."