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Mittwoch, 22. Juli 2015

Das Kleid, das aus dem Hausflur kam (Nr, 9, Fashion Style 5/2015)


Nachdem ich zuletzt ziemlich viel und ziemlich theoretisch über Viskose geschrieben hatte (übrigens lohnt es sich sehr, auch die Kommentare zu lesen - es gibt noch jede Menge Profitipps zum Umgang mit Viskose), habe ich in letzter Zeit natürlich auch praktisch mit Viskose genäht. Allerdings ein bißchen geschummelt, denn meine Viskose ist von der festeren, griffigeren Sorte, ein nicht ganz dünner, aber trotzdem weichfallender Stoff mit einer leicht pfirsichartigen Oberfläche.

Der Stoff ist mir zugelaufen, er lag eines Abends im Hausflur zwischen allerlei Küchengerät und einer rosa Schultüte - im Haus war jemand ausgezogen und hatte die Überreste auf dem "zu-verschenken"-Platz unter den Briefkästen abgeladen. Ich konnte mein Glück kaum fassen: Dunkelrot mit schwarz, stilisierte Blumen, den Stoff hätte ich auch gekauft. Die zwei-Meter-Bahn war an den Enden abgekettelt und hatte entlang der Mitte ein paar Löcher von Tackerklammern, davon abgesehen war der Stoff völlig in Ordnung, nur sehr staubig. Ich nehme an, der Stoff stammt noch aus den Neunzigern, das Muster erinnert mich sehr daran, und Viskose gab es damals ja auch viel.


Ich habe das Kleid Nummer 9 aus Fashion Style 5/2015 daraus genäht, allerdings mit großen Zweifeln, ob mir die Schnittform stehen würde: Oberteil und Rockteil werden angekräuselt, so dass sie an das Taillenband passen, das Oberteil fällt dadurch blusig und ich befürchte immer, dass so ein relativ unstrukturiertes Oberteil große Oberweiten noch größer macht. Aber ich bin ziemlich begeistert von der Schnittform (norddeutscher Ausdruck für: ich finde es supertoll). Und ich habe daran gedacht, Seitennahttaschen in den Rock einzuarbeiten.

Die Bilder sind von Sonntag, als es den halben Tag in Strömen regnete, daher die Strumpfhose - mit Strickjacke darüber ist das durchaus auch ein Schnitt für ein Herbstkleid.


Das Vorderteil ist am Ausschnitt in Falten gelegt und mit einem breiten Beleg verstürzt, der an den Seiten in die Armlöcher hineinläuft und dadurch im Schulterbereich großflächig fixiert wird - eine gute Konstruktion, denn der Beleg kippt daher vorne nicht nach außen, wie das bei solchen Faltenkonstruktionen sonst oft der Fall ist.


Der Rückenausschnitt ist natürlich der Clou - bei mir ist er im Verhältnis zum Kleid etwas kleiner, als er eigentlich gehört, weil ich nach dem übervorsichtigen Zuschneiden von Größe 40 das gesamte Kleid dann doch wieder auf ca. Größe 38 verkleinerte. Am Reißverschluss in der Mitte musste ich eine Menge wegnehmen, dadurch rücken die Spitzen der Passe oben näher zusammen. Für 40 entschied ich mich, weil mir das Taillenband in 38 nicht gepasst hätte (aufpassen: das ist nur 5mm weiter als das Taillenmaß vorgesehen), und ich dachte, dass ich die Weite obenrum bestimmt auch brauchen könnte. Beim nächsten Mal würde ich 38 zuschneiden und das Taillenband nach Körpermaß mit 2 bis 3 cm Bewegungszugabe, denn bei den Kräuseln kommt es nicht auf den Zentimeter an. Anders als bei Burda musste ich das Oberteil auch nicht verlängern - daran merkt man, dass Knip für 1,72 m Körpergröße konstruiert.

Schnitt: Nr. 9, Fashion Style (=Knipmode) 5/2015
Material: 2 m Viskose
Änderungen: Taillenband Größe 40, Oberteil Größe 40 am Reißverschluss und an den Seitennähten wieder auf ca. 38 verkleinert. Seitennahttaschen eingebaut.

Viele weitere selbstgemachte Kleider heute wie jeden Mittwoch im Me made Mittwoch-Blog!

Samstag, 23. März 2013

Welche Schnittmuster gibt es II: Zeitschriften in anderen Sprachen

Die glückliche Selbernäherin ist ja immer und überall auf der Suche nach Futter für ihr Hobby, auch im Urlaub, und das überall Verfügbare wird irgendwann fad, kurz: neue Herausforderungen müssen her. Das gilt auch für Schnittmuster, und was könnte herausfordernder und interessanter sein, als Schnittmuster in Sprachen, die man gar nicht spricht? Glücklicherweise ist die Sprache von Belegen und Zweinahtärmeln und Saumzugaben international. Im zweiten Teil der Schnittmusterübersicht geht es um Schnittmusterhefte aus dem Ausland (den ersten Teil über deutsche Schnittmusterhefte findet ihr hier).


Patrones


Patrones (zu deutsch: "Schnittmuster") ist die monatlich erscheinende Schnittmusterzeitschrift aus Spanien. Die Hefte enthalten Damenmode in den spanischen Größen 36 bis 48 und jeweils sechs bis acht Schnitte in den Größen 50 bis 58. Spanische Größen, das heißt die zugrundeliegende Maße sind etwas anders als bei uns: was bei Burda und Co Größe 38 ist, entspricht bei Patrones der Größe 40 mit Tendenz zu 42. Die Körpergröße wird nur bei dem großen Größen explizit angegeben: Größe 50 ist 1,62 m groß, mit Größe 58 darf frau immerhin 1,70 m messen.

Die Modelle in Patrones ähneln dem Stil, den es auch bei Mango und Zara gibt: modisch, aber nicht avantgardistisch, eher elegant als sportlich, eher Bluse und Rock als Jeans und T-Shirt, oft etwas verspielt, mit interessanten, nähtechnisch anspruchsvollen Schnittdetails. In den älteren Patrones-Ausgaben wurden Designermodelle von Armani bis Gucci kopiert und auch im Zusammenhang mit  den Markennamen abgebildet - ob das wohl so ganz legal war? 

Vor drei oder vier Jahren wechselte die Zeitschrift den Verlag, sie ist dünner geworden, der Schnittbogen unübersichtlicher, die Designernamen weniger, manchmal wurden Modelle aus alten Heften ein zweites Mal aufgelegt, kurz: Patrones leidet sichtlich unter der spanischen Finanzkrise. Seither zeigt die Webseite auch nur noch das Allernötigste, keine Schnittmusterübersichten mehr, keine Bestellmöglichkeit älterer Hefte, und auch Auslandsabos direkt vom Verlag scheint es nicht mehr zu geben. Dennoch ist das Heft immer noch eine interessante modische Alternative zu den Schnitten, die wir hier bei uns bekommen können. 

Die Anleitungen in Patrones sind – klar – spanisch, und außerdem ziemlich knapp. Man sollte also im Prinzip wissen, wie Kleidungsstücke aufgebaut sind und in welcher Verarbeitungsreihenfolge man sie näht, wenn man sich mit einem Patrones-Schnitt befassen möchte. Gerade bei den Modellen, die nicht-alltägliche Schnittführungen und Details haben, muss man sich ganz schön viel zusammenreimen, selbst wenn man Spanisch versteht. Der Schnittbogen ist relativ unproblematisch – nicht mehr so übersichtlich wie der auf dem Bild, der ist aus einer älteren Ausgabe – aber nicht auch nicht unübersichtlicher als Burda. Die Schnittteile sind ohne Nahtzugaben auf dem Bogen.

In Spanien kostet das Heft 3,95€ (4,10€ auf den Inseln), in Deutschland habe ich die Patrones schon oft in großen Bahnhofsbuchhandlungen durchgeblättert, aber doch nie gekauft, weil sie hier mit 10-12€ gehandelt wird. Ein paar Schnittmuster- und Stoffshops bieten einzelne Hefte an, Abonnements über einen deutschen Vertrieb sind ebenso teuer wie die Einzelhefte: 130-140€ für 12 Ausgaben. 

Ergänzung 30. 9. 2013: In der Schweiz kann man Patrones über die Buchhandlung Lehmanns im Abo beziehen, wie Leserin Lisette herausgefunden hat. Unter dem Reiter "Zeitschriften" nach "Patrones" suchen - im Formular für die Anfrage ist zwar "Deutschland" als Bezugsland eingetragen, sie liefern aber auch in die Schweiz. Danke für die Mühe, Lisette!  


La mia Boutique


Kommen wir zu einem weiteren, finanzkrisengeschüttelten südlichen Land und seiner Schnittmusterzeitschrift: La mia Boutique aus Italien, unter Hobbyschneiderinnen als „LMB“ abgekürzt, ist ebenfalls eine Monatszeitschrift mit eleganter, modischer Damenkleidung, oft mit nicht-alltäglichen schnitttechnischen Details. Im Blog von Liselotte  findet man eine ganze Menge umgesetzter LMB-Schnitte. Um den Jahreswechsel herum suchte ich in Italien vergebens nach einem Dezember- oder Januarheft. Wie das allwissende Hobbyschneiderinnenforum vermeldete, fiel diese Ausgabe aus nicht ganz erklärlichen Gründen aus, und man vermutete schon das Schlimmste. Dank guter Verbindungen nach Italien (vielen, vielen Dank nochmal!! Ist wie Weihnachten!) bekam ich aber vor ein paar Tagen das Februar- und das Märzheft, und wie es aussieht (und soweit ich ohne Italienischkenntnisse das Editorial entziffern kann), besteht derzeit kein Grund zur Sorge: Die Zeitschrift hat eine neue Chefredakteurin, einen neuen Modechef, ein neues Layout und neue Büroräume bekommen, und tatsächlich sind die neuen Hefte um einiges schicker als die Ausgabe, die ich im letzten Sommer gekauft hatte. Es gibt jetzt jeweils eine Modestrecke, in der eine Grundgarderobe mit 6 oder 7 kombinierbaren Teilen gezeigt wird, entworfen von einer italienischen Designerin oder einem italienischen Desiger, und auch bei den anderen Modellen steht ganz klein ein Markenname dabei. 

Wie bei Patrones auch, richten sich die Größen der Maßtabelle nach italienischen Gepflogenheiten: die italienische 38 entspricht in etwa einer deutschen Größe 36. Es sind pro Ausgabe etwa 40 Schnitte enthalten, davon etwa 6 für große Größen, also Größe 48-60, und 5-6 Schnitte für Kinder. Die Anleitungen sehen kurz und knapp aus, die Schnittmusterbögen dafür außerordentlich übersichtlich. Auch hier sind die Schnittteile ohne Nahtzugaben auf dem Bogen.

Die Zeitschrift kostet in Italien 4,90€, in hiesigen Bahnhofsbuchhandlungen oder im Versand bei diversen Schnittmustershops um die 12€. Ein Auslandsabo kann man direkt über die LMB-Webseite abschließen. Der Webseite entnehme ich auch, dass bisher zweimal im Jahr Sonderausgaben mit Schnitten für große Größen erschienen sind (Heft 5,50€).


Knipmode


Knipmode, die legendäre Nähzeitschrift unserer holländischen Nachbarn, ist zumindest in Berlin schwer zu finden. Ehrlich gesagt habe ich noch nie eine Ausgabe in freier Wildbahn angetroffen und kann hier nur davon berichten, weil die weit westlicher und damit knip-günstiger wohnende Frau Kirsche eine Ausgabe zum Berlinnähkränzchen mitbrachte, aus der die Bilder stammen.

Auch die Knip ist ein Monatsheft, und wie man es aus Burdastyle oder Ottobre kennt, werden einige  Schnitte im Heft mehrmals in verschiedenen Stoffen oder mit kleinen Variationen gezeigt. Diese Variationen sind aber oft clever gemacht, zum Beispiel gibt es ab und zu eine Art "Kleiderbaukasten", bei dem Kleidoberteile, Rockteile, Ärmel und Kragen nach Wunsch miteinander kombiniert werden können. Die Modelle kommen mir etwas bodenständiger vor - ohne Designernamen, zumindest in der Märzausgabe schön bunt und durchaus mal praktisch. Pro Heft gibt es, Varianten mitgezählt, knapp 40 Modelle, etwa 30 in den Größen 34-36, der Rest in den Größen 44-56. Die Knipmode-Trägerin darf außerdem etwas größer sein: die Maßtabelle geht von 1,72m aus.

Schnittbogen (alle Teile ohne Nahtzugabe) und Anleitungen unterscheiden sich wenig von den anderen besprochenen Heften. Die Zeitschriften kostet in den Niederlanden 8,20€, Einzelhefte sind bei uns im Versand erhältlich, außerdem kann man über einige Stoffläden im Netz ein Abo abschließen, dann kostet ein Einzelheft um 9€.

Zweimal im Jahr (Frühjahr/Herbst) erscheint ein deutschsprachiges Heft namens Knipmode special mit einer Auswahl einiger Modelle aus der holländischen Knipmode, das es anscheinend auch nicht bis in den östlichen Teil Deutschlands schafft und das immer wahnsinnig schnell ausverkauft zu sein scheint. Sewing Addicted zeigte gerade erst ein Kleid aus so einem Heft.

Und das ist bestimmt noch nicht alles: Für Frankreich fällt mir zum Beispiel die Marie Claire Idées ein,  die zweimonatlich erscheint und immer auch ein paar Strickanleitungen und einfache Schemaschnittmuster für Kleidung enthält. Die Schnitte aus La Mia Boutique sollen immer einige Zeit später in einer französischen Zeitschrift namens Idées Couture Boutique auftauchen, für die ich allerdings keine aktuelle Webseite finden kann.

Ergänzt 25. 03.: In Frankreich außerdem Ausschau halten nach Coudre c'est facile - Schnittmuster im japanischen Stil und nach Fait main pas à pas, anscheinend ein weiteres Heft aus dem Hause Burda, in dem es neben Deko und Handarbeiten auch Schnittmuster für Bekleidung gibt. Und ein Blog von Fans des Magazins gibts auch, dort werden genähte Modelle vorgestellt. (Tipps von Nowak, Danke!)

In Brasilien gibt es Manequim, in Russland meines Wissens auch einen La Mia Boutique-Klon, und bestimmt findet man etwas in jeden Land, in dem es Zeitschriften und Nähmaschinen gibt. Habt ihr noch andere interessante Nähzeitschriften entdeckt?