Dienstag, 28. September 2010

Nach dem Streifzug




Am Montag wiesen nur noch wenige, aber untrügliche Zeichen darauf hin, dass es das Streifenauto gegeben hatte - verdächtig vor allem die Papiertonne und die gestreiften Kartons im Hinterhof der Hausnummer 21.

Zusätzlich noch ein kleines Maybachmarkt-Bulletin: Die Wintersaison lässt sich nur langsam an. Bisher gibt es nur wenig Wollstoffe, noch keinen bunten Cord, wenig Fleece, dafür aber Walk in vielen Farben für 10€/Meter.

Sonntag, 26. September 2010

Streifen-Wagen




Ein alter Volvo, gesehen am Donnerstag in der Glogauer Straße in Berlin-Kreuzberg.
Das Wochenende hat es mehr oder weniger durchgeregnet. Wenn der Wagen morgen noch da steht, gibt es noch ein Foto.

Mittwoch, 22. September 2010

Brandenburgisches Textilmuseum Forst


Erkältet-Sein hat doch wenigstens einen Vorteil: Sobald es einem wieder einigermaßen gut geht, kann allerlei zuhause Liegengebliebenes aufgearbeitet werden. Diese Bilder schmorten seit Juli auf der Festplatte, da war ich nämlich an einem strahlend blauen und sehr sehr heißen Tag (ihr erinnert euch, 35 Grad und so) im Brandenburgischen Textilmuseum.

Die kleine Stadt Forst in der Lausitz, direkt an der Neiße und damit direkt an der polnischen Grenze gelegen, war im 19. und frühen 20. Jahrhundert - und zum Teil auch noch in der DDR - eine der der großen deutschen Textilstädte. Auch wenn es in Forst schon seit dem Mittelalter eine Tradition der Textilverabeitung gibt, kam die Initialzündung für die industrielle Massenproduktion wohl durch einen einzelnen besonders findigen Unternehmer, der sich auf der Leipziger Messe von englischen Wolltuchen aus Manchester inspirieren und diese mustergewebten Stoffe in Forst nachahmen ließ. Wollmischgewebe, in die auch nicht so hochwertige Bestandteile, Reißwolle und und andere Fasern, eingearbeitet werden konnten, waren schließlich die Forster Spezialität. Und die Herstellung von sehr großen Mengen - sei es für die Anfang des 20. Jahrhunderts aufkommende Konfektionskleidung, sei es für die in zwei Weltkriegen benötigten Uniformen.


Das Textilmuseum ist in einer dieser typischen alten Fabrikhallen untergebracht, aus denen Forst heute noch zu einem nicht unerheblichen Teil besteht. In der Ausstellung kann man fast alle Stufen des Textilverarbeitungsprozesses sowohl in seiner nicht-industriellen, als auch in seiner industriellen Variante verfolgen. Das heißt es gibt sowohl Spinnräder, Spulen, Handwebstühle, als auch deren Pendants aus der Fabrik, zum Teil Maschinen aus dem 19. Jahrhundert, zum Teil solche, die noch bis 1990 gelaufen sind. Alle Maschinen werden für die Besucher in Bewegung gesetzt - man bekommt so eine individuelle Führung durch die Halle, bei der die Museumsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter, gelernte Textilfachleute, die mit den Maschinen zum Teil noch selbst gearbeitet haben, kein vorgefertigtes Programm abspulen, sondern die Funktionsweise erklären, Anekdoten erzählen, Fragen beantworten. Je mehr Fragen - umso interessanter.


Die laufenden Maschinen sind im wahrsten Sinne des Wortes eindrucksvoll und veranschaulichen unmittelbar, wie es in der Lausitzer Textilindustrie zugegangen sein mag.

Erster Eindruck: Es war laut, sehr laut. Die Museumsmitarbeiterin nähert sich dem vollautomatischen Webstuhl nur mit Respekt, und wenn er in Gang gesetzt ist und eine Garnspule im irrwitzigen Tempo zwischen den Kettfäden hindurch hin- und herschießt und an der Seite jeweils mit einem Knall aufschlägt, wird jedes Gespräch unmöglich. Man denke sich nun nicht einen, sondern dreißig solcher Webstühle in einer Halle, und es wird klar, wieso Schwerhörigkeit zu den Berufskrankheiten im Textilgewerbe zählt.

Zweiter Eindruck: Es war gefährlich. Die Krempelmaschine, die Wolle und andere Fasern erst zu einem gleichmäßig dicken Vlies und dann zu flauschig-dicken Faserbündeln ausrichtet, die anschließend versponnen werden können, ist ein meterlanges Monstrum aus Dutzenden hintereinander und übereinander angeordneter, von Zahnrädern und Transmissionsriemen angetriebener Walzen mit rauher Oberfläche, ohne jeden Schutz gegen versehentlich hineingeratende Finger, Ärmel oder Haare. Wenn dieses Gebirge aus aufgeschichteten Metallzylindern erst einmal in Gang gekommen ist, kommt es nicht so schnell wieder zum Stehen.


Nach der Führung kann man sich noch in der Stadt auf Spurensuche begeben. Viele der alten Fabriken und Fabrikantenvillen stehen noch, obwohl die Stadt im Krieg zu 80 Prozent zerstört wurde. Im Zentrum, falls man davon sprechen kann, herrscht dann auch ein seltsames zusammenhangloses Miteinander von einzelnen Gründerzeithäusern, Plattenbauten und Neubauten der Nachwendezeit, immer wieder unterbrochen von großen Brachflächen.
Einen lesenswerten Aufsatz von Annett Kaiser, Ines Nareike, Petra Ploschenz und Kaija Voss über die Forster Fabriken mit einem Blick auf die zukünftige Nutzung kann man sich von der Seite der Zeitschrift Kunsttexte.de herunterladen (ganz unten, "vollständiger Text").


Ein gutes, gradezu großstädtisches Stoffgeschäft habe ich auch noch entdeckt: Stoff-Art in der Cottbusser Straße 18, etwas zurückgesetzt, nahe der Kreuzung mit der Berliner Straße. Es gibt eine sehr große Auswahl modischer Bekleidungsstoffe, Tildastoffe und ein kleines, farbenfrohes Patchworksortiment. Einen besseren Eindruck als mein etwas uninspiriertes Foto vermittelt die Webseite.


Brandenburgisches Textilmuseum Forst
Sorauer Str. 37
03149 Forst (Lausitz)

Di-Do 10-17.00, Fr-So 10-14.00

www.textilmuseum-forst.de

Stoff-Art Angelika Grätz
Cottbusser Str. 18
03149 Forst (Lausitz)

Mo-Fr 10-18.00, Sa 10-12.00

www.stoff-art.eu

Samstag, 18. September 2010

Piep! (XI)


Ein kleines Lebenszeichen vom heimischen Sofa. Ich bin total erkältet, der Liebste ist demonstrieren gegangen, und ich lasse das Gezwitscher zur Demo im Hintergrund laufen. Moderne Technik ist schon was Tolles.
Danke für eure Beiträge zur Zeitschriftendiskussion - ich bin froh zu wissen, dass ich nicht die einzige, bin die im derzeitigen Angebot nichts findet, und es wird sicher nicht das letzte Mal gewesen sein, dass das Thema hier im Blog behandelt wird.

Aber nochmal zurück zum Zwitschern, aber zum analogen. (Das war jetzt eine unglaublich elegante Überleitung, nicht wahr?) Berlin gilt als Hauptstadt der Spatzen, weil die kleinen Vögel hier auf Brachflächen und in Kleingärten genügend Unterschlupf und Nahrung finden, sagt man. Aber ob das der einzige Grund ist? In vielen anderen Städten gibt es ja auch viel Grün, aber die Berliner Spatzenpopulation ist schon etwas Besonderes.

Mir sind die Spatzen hier vor allem aufgefallen, weil die Viecher wirklich kleine Schlaumeier sind. An den Plätzen in der Stadtmitte gibt es kleine Schwärme, die sich auf die Nahrungssuche in der Großstadt spezialisiert haben. Nicht im mindesten scheu, hüpfen sie sogar auf den Tischen von Straßencafés herum und picken Krümel auf. Schauen einen auffordernd und niedlich-knopfäugig an, wenn man ein Eis ißt. Manche versuchen es direkt an der Quelle und fliegen in Bäckerläden hinein (und finden dann nicht mehr hinaus), andere lassen einen nicht aus den Augen, wenn man im Park auf der Bank sitzt und eine knisternde Papiertüte dabeihat - es könnte ja etwas Eßbares darin sein.


Als Bordüre die Stickaufgabe 11 der Stickamazonen mit dem geschlossenen Knopflochstich (Closed buttonhole stitch) und dem Ährenstich (Wheatear stitch). Eine Wolke links oben spendiere ich den beiden noch, auch wenn ihnen ein Croissant sicher lieber wäre.

Samstag, 11. September 2010

Ideen, verzweifelt gesucht


Brigitte, du enttäuschst mich! Die Ankündigung, dass bei Brigitte Nr. 20 (8. 9. 2010) ein 50-seitiges Extraheft mit Anleitungen zum Nähen, Stricken, Basteln und Dekorieren dabei sein sollte, ließ mich am vergangenen Mittwoch gleich zum Kiosk rennen - dachte ich doch an die liebevoll gestalteten Kreativ-Sonderteile von Brigitte aus den Neunzigern. Damals gab es in jeder Ausgabe ein Beiheft mit Bastel- oder Strickanleitungen, Koch- oder Keksrezepten, Genähtem und Gebautem im typischen zeitlosen und trotzdem originellen Brigitte-Stil.

Das aktuelle Extraheft hat mit den inspirierenden Brigitte-Handarbeitsideen früherer Zeiten leider gar nichts mehr zu tun. Dass man sich mit der Formel "ganz einfach" vor allem an Menschen richtet, die ansonsten nie basteln oder bauen, finde ich ja noch in Ordnung. Der Satz "Denn viele unserer Ideen sind so einfach, dass Sie bei der Umsetzung nicht nachdenken müssen" schraubte meine Erwartungen schon herunter - und trotzdem bin ich enttäuscht.


Enttäuscht von den banalen Vorschlägen, den zum Teil unbrauchbaren Anleitungen, und verärgert davon, dass man eine Dekoidee, die Burdastyle im Februarheft dieses Jahres auch schon hatte, noch nicht einmal neu und originell in Szene setzen konnte.
Zwar kann man, was die Idee an sich betrifft, wohl nicht von einem Plagiat sprechen, dazu fehlt die Schöpfungshöhe und dazu werden in zu vielen Grundschulklassen weltweit puschelige Blumen aus Seidenpapier gebastelt. Dass es nun aber Brigitte so wie Burda vor einem halben Jahr ganz zufällig einfällt, weiße Papierpuschel an einen knorrigen Ast zu binden, ein altes Sitzmöbel in Blautönen rechts daneben zu stellen und beides vor einer hell getünchten Wand abzulichten, nimmt mich wunder.


Genauso die Blumen aus Muffin- und Pralinenförmchen: hatte ich die nicht kürzlich schon mal irgendwo gesehen? Ja, ebenfalls in Burdastyle 2/2010 (und viel viel früher schon im Blog von Pam Garrison, nebenbei bemerkt).

Und sonst? Wer nach der kryptischen Anleitung von Seite 17 eine Stuhlhusse nähen kann, hätte wohl von Anfang an gar keine Anleitung gebraucht. Als versierte Näherin bekäme ich das wohl hin, aber die Erklärung, wie der Vogel aus Maschendraht und Pappmaché auf der gleichen Seite anzufertigen ist, lässt mich ratlos zurück: "etwas Maschendraht nehmen und daraus ein großes "U" formen. Die Form nun zum Korpus biegen, Draht mit der Drahtzange ein- oder abschneiden. Den Schwanz ebenfalls fertigen und an den Korpus haken." Ah ja.

Und in diesem Stil sind die meisten Anleitungen gehalten: beim Kistenregal auf Seite 42 werden als Material "verschiedene Holzzuschnitte" angegeben, in der Anleitung selbst ist dann übergangslos von "Kisten" die Rede, die zu einem Regal verschraubt werden sollen. Aber wie kommt frau vom Holzzuschnitt zur Kiste? Und hat schon einmal jemand versucht, wie auf Seite 41 vorgeschlagen, mit einer Laubsäge in der Rechten Figuren aus einer Spanplatte auszusägen, während die Linke die Spanplatte auf dem Tisch festhält?

"Bei der Umsetzung nicht nachdenken müssen" richtete sich doch an die Leser, nicht an die Redaktion, oder habe ich da etwas falsch verstanden? Was soll so ein lieblos gemachtes Heft? Brigitte, denk dir doch beim nächsten Mal selbst etwas aus und investier etwas mehr Sorgfalt in die ganze Sache, so wie früher.

Donnerstag, 9. September 2010

Hochzeitsfeier Nummer drei


Von Hochzeitsfeier Nummer drei bringe ich euch noch ein Bild von dem schon mehrfach hier besprochenen Kleid mit. Auch eine sehr schöne Feier übrigens, im Heimatdorf der Braut, komplett mit Blaskapelle vor der Kirche und Rundfahrt mit dem Trecker durchs Dorf. Hochzeit Nummer vier findet dann im Oktober statt, und damit habe ich dann wohl dieses Jahr die ganze nur denkbare Bandbreite an Feiern erlebt. 2011 wird entweder fürchterlich langweilig (wer soll denn dann noch heiraten?), oder ich mache mit dem gesammelten Wissen einen Hochzeitsorganisationsservice auf.

(Schnittmuster und Details zum Kleid findet man hier im vorletzten Blogartikel.)

Montag, 6. September 2010

Hund auf Reisen

Es gibt ja gar keinen Grund...



... so besorgt in die Zukunft zu schauen...

... denn in der neuen Familie hat ers gut. Hund nach dem gleichen Schnitt wie im April, diesmal aus Cord und blauem Flanellkaro. Das Modell ist bereits kleinkindgetestet und für gut befunden worden.

Zum Füllen nehme ich übrigens immer Polyflocken aus Kissenfüllungen. Füllwatte wird im Kaufhaus aus unerfindlichen Gründen nur in winzigen Mengen verkauft und mit Gold aufgewogen. Ein großes Kopfkissen von Ikea, dem Dänischen Bettenlager oder eine Sofakissenfüllung aus irgendeinem Möbelhaus kostet nicht viel und ist bei 40 oder 60 Grad waschbar.