Sonntag, 29. November 2015

Stoffspielerei im November: Folklore

Die Kommentare unter der Ankündigung dieser Stoffspielerei vor ein paar Tagen ließen ja vermuten, wir würden uns heute fast alle zeigen, was wir nicht gestickt haben - ich bin sehr gespannt, wie ihr das Thema aufgefasst habt.


Zufällig habe ich auch gestickt und dabei ermittelt, wie oft man denselben Fehler wiederholen kann, ich kam auf fünf Mal.  Ausgesucht hatte ich mir eine armenische Stickereitechnik aus Das große BLV-Buch der Stickkunst. Klassische Stickereien aus aller Welt. Techniken und Muster von Mary Gostelow (München 1980), das Orginal erschien unter dem Titel Embroidery in London.


Das Buch, einen großformatiger Wälzer von 286 Seiten, kann ich sehr empfehlen. Man findet darin, nach Regionen geordnet, Fotos von Stickereien und bestickten Gegenständen, außerdem informative Zeichnungen, die die angewandten Sticktechniken genau zeigen und den Arbeitsablauf verdeutlichen. In den Länderkapiteln gibt es jeweils einen Abriss der Stickereitraditionen des jeweiligen Landes, und durch das Buch verstreut Anleitungen für konkrete Projekte im Geschmack der späten 70er Jahre, bei denen Stickereitechniken zur Verzierung verwendet werden.


Oben ein paar Beispiele aus dem Buch.
Die Fotos sind von der Druckqualität her nicht ganz so gestochen wie die Bilder in Bildbänden, die man heute kaufen kann, aber die Zusammenstellung von Textilien aus der ganzen Welt und ihren Stickstichen mit Anleitungen ist wirklich einzigartig - es gibt kein neu erhältliches Buch, das das leistet. Ich kann mir das immer wieder angucken und entdecke jedes Mal etwas, das mir bisher noch nicht aufgefallen war.


Die armenische Stickerei sah auf den ersten Blick ganz einfach aus, und in der Beschreibung war von zwei Hexenstichreihen die Rede, die mit einem zweiten und dritten Faden umwebt werden. Den Absatz, in dem von "der komplizierten Stichumschlingungstechnik" die Rede ist, übersah ich zuerst.

Die Tücke bei diesem armenischen Stich liegt im Detail: Die Grundstiche sehen zwar wie Hexenstiche aus, aber es ist nicht so, dass jeder Stich den folgenden deckt, wenn man fortlaufend stickt - manchmal muss der Faden auch unter den bereits bestehenden Stichen hindurchgeführt werden, sonst können die weiteren Fäden nicht gleichmäßig gewebt werden.


Beim vierten Versuch merkte ich endlich meinen Fehler in den Grundstichen und konnte eine Reihe richtig sticken (die unterste, zweifarbig pink und beige. Es hilft sehr, am Anfang Fäden in verschiedenen Farben zu verwenden. bis man das Prinzip verstanden hat. Der erste Versuch ganz oben ist mit dünner Wolle gestickt, das gefiel mir aber nicht, weil man die Webung nicht erkennt. Alle anderen Reihen sind mit Sticktwist gestickt.).


Das wird nach den Proben oben das "richtige" Stück. Ich werde noch einige Reihen mehr sticken und mir dann ein kleines Täschchen für Stifte daraus nähen. Übrigens legte ich ganz am Anfang die Grundstiche wieder falsch an und musste erstmal wieder alles auftrennen. Sechsmal der gleiche Fehler!

Jetzt aber zu euren Beiträgen der Stoffspielerei:

Ines (Nähzimmerplaudereien) zeigt schwäbische Bauerntrachten und hat die dazugehörige Haube, die Bändelhaube, nachgenäht. In ihrem Beitrag zeigt sie Schritt für Schritt, wie man eine Bändelhaube anfertigt. 

Gabi (madewithblümchen) hatte sich schon frühzeitig als Teilnehmerin gemeldet und nun ausgerechnet heute Serverprobleme - ich trage ihren Link dann hier nach - hier ist ihr Beitrag: gestickte Lesezeichen und Kabeltacos.


Sabine (Textile Ideen) zeigt Stoff mit Paisleymuster, der mit einer ganz einfachen Siebdruckschablone hergestellt wurde.

Griselda (Machwerk) hat gleich zwei ganz verschiedene Techniken ausprobiert: eine Filzapplikation im Stil von Bauernmalerei, und ein Motiv in Paper-piecing-Technik.  

Frifris stickt auf Vichykarostoff, eine Technik, die unter verschiedenen Namen bekannt ist: Schweizer Stickerei, Spanische Stickerei oder Chicken Scratch.  

Stoffnotizen beschäftigte sich mit verschiedenen traditionellen (Trachten-) Rüschenarten: Rüschen etwas anders interpretiert.

Siebenschön druckte folkloristische Borten auf eine Bluse - vor dem Nähen, so dass sie dem Ausschnitt und dem Saum folgen.

Ella (Ich mach das dann mal) nähte eine Trachtentasche namens Resi.

Ute (1-2-3-Nadelei) zeigt Thüringer Trachten und probierte Thüringer Stickereien aus.

Gusta (facile et beau) zeigt Textilien aus Siebenbürgen - eine Trachtenbluse, Decken und vor allem eine selbstgenähte Tasche aus Folkloreborten.

-----------------------------------Die monatliche Stoffspielerei ist eine Aktion für textile Experimente. Sie ist offen für alle, die mit Stoff und Fäden etwas Neues probieren möchten. Der Termin soll Ansporn sein, das monatlich vorgegebene Thema soll inspirieren. Jeden letzten Sonntag im Monat sammeln wir die Links mit den neuen Werken – auch misslungene Versuche sind gern gesehen, zwecks Erfahrungsaustausch.

27. Dezember: WINTERPAUSE
31. Januar: Perlen bei frifris
28. Februar: noch offen (bei Suschna)
27. März: Verschlungen und verflochten bei Griselda    

Donnerstag, 26. November 2015

Nicht vergessen: Stoffspielerei am Sonntag zum Thema "Folklore"


"Folklore" ist ja so ein schwankender Begriff, zwischen echter Volkskunst und verkitschtem Touristennippes kann man alles darunter verstehen - und überhaupt: Gibt es das "Echte", das "Authentische" in unserer globalisierten Welt überhaupt noch? So verkopft müssen wir aber an das Thema nicht herangehen, meine ich, denn Ornamente und textile Techniken, Kleidungsschnitte und Verarbeitungspraktiken sind schon von je her von einer Ecke der Welt zur anderen gewandert, Remix ist keine Erfindung des 21. Jahrhunderts.   

Ich bin gespannt, was ihr mit dem Thema anfangt und sammele eure Stoffspielerei-Beiträge hier am nächsten Sonntag. Das Foto oben zeigt übrigens eine Stickerei, aus Indien mitgebracht in den frühen 1980er Jahren. Das Muster ist komplett handgestickt mit Baumwollgarn auf schwarzem Baumwollstoff, Spiegelchen inklusive, ein Bordürenstoff, der zu einem Rock verarbeitet wurde. Selbst da kann man sich schon über die Authentizität streiten, denn so weit ich weiß wurden solche Röcke in Indien nicht getragen, man stellte sie wohl schon vor 30 Jahren nur für Touristen her...

Die monatliche Stoffspielerei ist eine Aktion für textile Experimente. Sie ist offen für alle, die mit Stoff und Fäden etwas Neues probieren möchten. Der Termin soll Ansporn sein, das monatlich vorgegebene Thema soll inspirieren. Jeden letzten Sonntag im Monat sammeln wir die Links mit den neuen Werken – auch misslungene Versuche sind gern gesehen, zwecks Erfahrungsaustausch.

Am 27. Dezember ist die Stoffspielerei in der WINTERPAUSE - wir sagen euch rechtzeitig, ob und wie es weiter geht.   

Mittwoch, 25. November 2015

Auflösung einer Handweberei, Nähkurse in Kreuzberg und eine Ausstellung

Nach dem wunderbaren Nähbloggerinnentreffen in Köln hats mich erstmal umgehauen. Erst die Anschläge in Paris, von denen ich in Köln erst am späten Samstag Nachmittag etwas mitbekam, halb erkältet, immer noch schlapp, dann eine Familienfeier, bei der es ganz viel bedenkliches Gerede der Genration 75+ über Flüchtlinge zu überstehen gab - ich habe mich eine Woche in der fränkischen Provinz verkrochen, mir Luxuswolle gekauft, und war froh, die Nachrichten nur gefiltert durch die Fränkische Landeszeitung oder die Fürther Nachrichten mitzubekommen. Das tat mal gut.

Zum Einstieg ein paar Ankündigungen und Hinweise, die schon länger in der Pipeline warten:

Wie verkauft man eine Handweberei?


Flyer Handweberei Hinder
Keine einfache Frage, denn die Handweberei Hinder, ein Traditionsunternehmen aus Gladenbach in der Nähe von Marburg, verfügt noch über einen ansehnlichen Bestand handgewebter Wollstoffe aus den letzten Jahrzehnten, einen großen Vorrat kardierter Wolle und einen von ehemals vielen Flachwebstühlen, der eine neue Besitzerin sucht. Einer der Firmenerben kontaktierte mich vor einigen Wochen, um eventuell Interessentinnen zu finden, wobei allerdings ein meterweiser Verkauf der Stoffe in kleinen Mengen nicht möglich sein wird. Falls ihr aber Stoffladenbesitzerinnen oder Weberinnen seid, könnt ihr euch mit Horst Hinder per Mail (hier auf der Webseite der Weberei) in Verbindung setzen.

Näh-Workshops in Kreuzberg



Nähkursflyer Kiki Bergmann-Ostendorf

Im Modulor-Haus am Moritzplatz gibt's jetzt wieder Nähkurse! Die Nähabteilung bei Modulor hatte sich ja ziemlich ausgedünnt, nachdem das Linkle Nähinstitut ausgezogen war. Der neue Näh-Ort heißt à la mode, dort finden Dienstags, Mittwochs und Donnerstags Nähworkshops mit Kiki Bergmann-Ostendorf statt - Informationen dazu findet ihr entweder auf ihrer Facebookseite Von Ostendorf Modedesign oder direkt bei à la mode.

"Mit Faden": Vier Textilkünstlerinnen in der Linienstraße


Im Atelier tapa läuft bis zum 6. Februar nächsten Jahres eine Gruppenausstellung von Tatyana Kotlyar (Russland), Diana Lavoie (USA), Inga Liksaite (Litauen) und Gudrun Leitner (Österreich), vier Frauen, die auf sehr unterschiedliche Weise großformatige Bilder aus Stoffen und Fäden schaffen. ich habe mir die Ausstellung - geöfffnet ist Freitag und Samstag jeweils von 12-16.00 Uhr und nach Vereinbarung - noch nicht ansehen können, werde das aber so schnell es geht nachholen, den Eindruck auf der Webseite des Ateliers tapa macht mich nämlich sehr neugierig.

Dienstag, 10. November 2015

"Neues Leben für alte Kleider" ist da!


Endlich komme ich dazu, euch mein neues Buch "Neues Leben für alte Kleider" vorzustellen, das ich vor ein paar Wochen angekündigt hatte. Den Karton mit den Belegexemplaren auszupacken, ähnelt vom Gefühlszustand her dem Entgegennehmen von Prüfungsergebnissen und ich brauchte ein, zwei Tage und eine Erkältung, um alles sacken zu lassen - jetzt kann ich mich endlich freuen!

Das Thema Upcycling oder Refashion interessiert mich hier im Blog ja schon seit Jahren. Ich finde es einfach ungeheuer befriedigend, eine alte Klamotte, die sonst in den Müll wandern würde, zu erhalten und noch etwas Sinnvolles daraus zu machen. Als Selbermacherin ist mir der Wert von Textilien natürlich bewusst, die viele Arbeit und die Ressourcen, die in so einem Stoff und erst recht in einem Kleidungsstück stecken. Daher tue ich mich schwer, Textilien die noch nicht nicht völlig zerfallen sind, einfach in die Tonne zu hauen. Auf der anderen Seite mag ich die Unbeschwertheit, die das Experimentieren mit alten Stoffen mit sich bringt und die kreativen Lösungen, die einem manchmal zufallen, wenn das Material begrenzt ist.

Von sehr vielen Selbermacherinnen weiß ich, dass sie alte Kleider horten und nur der letzte Anstoß fehlt, tatsächlich loszulegen, und ich hoffe, dass das Buch diesen Stupser bieten kann. Die verwendeten Materialien beschränken sich auf Jeans, Hemden, T-Shirts und Pullis, denn die hat sowieso jeder zuhause oder sie lassen sich leicht im Verwandten- und Freundeskreis sammeln. Ich habe mich nämlich selbst schon ab und zu über lebensfremde Refashion-Anleitungen geärgert, für die man sehr spezifische Dinge wie ein bodenlanges Seidenkleid oder 5 Blusen in aufeinander abgestimmten Farben und Mustern brauchte.

Neben dem Upcycling gibt es in jedem Kapital auch noch ein paar Tipps zum Reparieren: Wie stopft man eine Jeans oder einen Pullover? Wie kürzt man eine Jeans, ohne den coolen abgeschraddelten Saum zu opfern? Wie kann man ein löchriges T-Shirt retten?    


Die Projekte im Einzelnen:

Im Jeanskapitel gibt es
- Jeans stopfen, flicken, kürzen
- eine Anleitung für eine modular aufgebaute Decke oder Matte, quasi Patchwork, aber ganz einfach zu nähen
- eine Anleitung für große und sehr stabile Einkaufstaschen
- eine Anleitung für Hüllen für Laptop oder Tablet, den Schnitt macht man sich ganz einfach selber
- der Upcycling-Klassiker schlechthin: Der Rock aus einer Jeanshose
- eine kleine gefütterte Umhängetasche mit Reißverschluss 


Das Oberhemdkapitel:
- Kragen und Knopfleiste reparieren
- eine Anleitung für ganz einfache Kissenbezüge
- ein Malkittel für Kinder, den kann man gut als Vorübung für das Kleidchen nähen
- ein Sommerrock oder auch eine Schürze - ist in der Mitte unten auch auf dem Titel abgebildet
- eine Schößchenbluse, die sich unendlich variieren lässt, ein guter Einstieg ins Bekleidungsnähen
- das Kinderkleid von der Doppelseite oben. Den Schnitt zeichnet man direkt auf das Hemd.


Im T-Shirt-Kapitel geht es zuerst  um die Rettung löchriger oder fleckiger Teile durch Negativapplikationen (die Spaß machen, auch wenn sie sich, nunja, nicht so positiv anhören) und um das Konservieren abgeliebter T-Shirts mit Erinnerungswert. Genäht wird außerdem

- ein Loopschal aus dünnen Viskoseshirts
- ein Rock mit Taschen und Gummibandbund, den können ältere Kinder sicher schon mit geringer Hilfe nähen
- eine Hose für kleine Kinder aus einem alten Langarmshirt

Außerdem gibt es eine Anleitung für T-Shirt-Garn - für solches Garn gibt es ja mittlerweile viele Strick- und Häkelmodelle, für die man widersinnigerweise extra hergestelltes Jerseyschlauchgarn kaufen soll. Aber Selberschneiden ist wirklich einfach.


Im Pulloverkapitel wird das Löcherstopfen gezeigt, und wie man sich eigene Ellbogenflicken machen kann, die hübscher sind, als die Fertigteile aus der Kurzwarenabteilung. Meine Lieblingstechnik, das Pulloverfilzen kommt vor, mit Anleitungen für kleine Dinge, die man aus gefilzten Pullovern nähen kann: Kleine Hüllen für elektronische Gadgets, eine Hülle für die Wärmflasche und ganz einfache Stulpen, mit denen man gut als Weihnachtsgeschenk für den weiblichen Teil der Verwandtschaft in Serienproduktion gehen kann. Die Stulpen können Kinder auch gut umsetzen, sie brauchen vielleicht nur ein bißchen Hilfe beim Schneiden der Knopflöcher.

Außerdem gibt es eine Kinderjacke mit umhäkelten Kanten (auch auf dem Cover) und  einen Strickbolero oder Ärmelschal, also eine kurze Jacke zum Überziehen.

Die wunderbaren Fotos der fertigen Dinge hat die Leipziger Fotografin Kathleen Busies gemacht. Wir haben uns nie getroffen und die Zeit war ziemlich knapp, und trotzdem hat sie die Sachen sehr schön inszeniert und in ihren Bildern eine Stimmung geschaffen, die sehr gut zum Thema Upcycling passt. Ich bin richtig begeistert davon, dass die Kleidungsstücke von ganz normalen hübschen Frauen präsentiert werden und dass die Bilder der Kindersachen so fröhlich und natürlich geworden sind. Kathleen Busies ist offensichtlich eine ausgezeichnete Porträtfotografin und ich bin sehr glücklich, dass der Verlag sie für die Zusammenarbeit ausgesucht hat. Besser hätte es nicht laufen können.

Meike, Frau Crafteln, hat schon vor einigen Tagen über das Buch geschrieben, bei ihr findet ihr auch weitere Bilder aus dem Inneren  und wenn ihr euch sehr beeilt, könnte ihr dort heute Abend noch ein Exemplar gewinnen. Ansonsten gibt es das Buch natürlich in der Buchhandlung eures Vertrauens!

Constanze Derham
Neues Leben für alte Kleider (Mach mit!)
BuchVerlag für die Frau, Leipzig 2015
ISBN 978-3-89798-482-0
80 Seiten, 12,95 €

Übrigens: Das ABC Nähen von 2012, das einige Zeit vergriffen war, ist nun in der zweiten Auflage wieder erhältlich! Ein paar Druckfehler wurden korrigiert, sonst hat sich nichts geändert, es ist ein schlichtes, kleines, nützliches Nähtechnikbuch für Anfänger - hier hatte ich damals darüber geschrieben.

Constanze Derham
Nähen (ABC der Handarbeiten)
BuchVerlag für die Frau, Leipzig
2. Auflage 2015
ISBN 978-3-89798-361-8
72 Seiten, 9,95 €

Samstag, 7. November 2015

Ein Stoff wie ein Gemälde

Das dritte Treffen des Vivienne-Westwood-Sewalongs bei Sybille - Das Büro für schöne Dinge habe ich verpasst, aber ich bin noch nicht abgesprungen. Vor zwei Wochen fand ich auf dem Markt nämlich ganz zufällig einen atemberaubenden Stoff, der meinen Plänen eine neue Richtung gibt.




Ist der nicht phantastisch? Es handelt sich um einen festeren, leicht glänzenden Stoff aus reiner Baumwolle mit einer kreppigen, eingewebten Struktur. In Wirklichkeit tritt das aufgedruckte Muster nicht so klar hervor, denn das Auge nimmt die Webstruktur stärker wahr, als sie auf einem Foto erscheint. Das Schwarz wirkt dadurch nicht so tiefschwarz, die hellen Partien sind in Wirklichkeit eher gelblich und das Muster erscheint etwas verwaschen.


Auf dem Bild aus der Nähe kann man das vielleicht erahnen. Der Blumendruck ist wirklich sehr, sehr großformatig - auf dem obersten Bild bedeckt der Stoff etwa ein Viertel meines (zugegebenermaßen nicht sehr großen) Balkons.

Hier noch ein Foto mit einem großen Teller (27 cm Durchmesser) als Maßstab:


Der Stoff erinnerte mich sofort an die drapierten Röcke und Kleider von Vivienne Westwood aus der Anglomania-Kollektion. Dort gibt es einige Teile mit überdimensionierten Rosen, zum Teil weite, tellerartige Röcke wie hier (Pinterest-Link), aber auch engere Röcke wie hier (Pinterest-Link). So einen weiten Rock mit unregelmäßig eingelegten Falten wie auf dem ersten Bild möchte ich probieren - ich habe dabei quasi Griseldas Stimme im Ohr, die mal bei einem ihrer Röcke aus sehr groß gemustertem Stoff schrieb, solche Muster müsse man durch Falten aufbrechen. Mal sehen, ob ich das bis zum Abschluss des Vivienne-Westwood-Sewalongs (am 21. 11. bei Claudia) schaffe - dafür wäre eine Schneiderpuppe schon mal gut.

Mittwoch, 4. November 2015

"Geschickt eingefädelt", 1. Folge: Der Partyknopf und Sex sells

Jetzt ist sie also gelaufen, die erste Folge von "Geschickt eingefädelt", der Näh-Castingshow bei Vox mit Guido Maria Kretschmer. Ich habe zwar die ganze Sendung schon beim Zuschauen mit Herrn Nahtzugabe besprochen, der aufgrund meiner beständigen Quatscherei über Nähthemen schon eine Art theoretischer Nähnerd geworden ist (kennt sich aus, näht aber nicht), aber ich habe dennoch Gesprächsbedarf. Wie fandet ihr die Folge? Ich komme ja nicht umhin, das deutsche Format mit dem britischen Vorbild zu vergleichen, ich habe hier mal geordnet, was mir aufgefallen ist:

Die Kulisse


Hier ist Vox sehr nah am Original: ein Fabrikgebäude mit lichtdurchfluteteten Räumen, Ziegelwände, ein alter Orientteppich, alte Nähmaschinen als Deko. Ich bin erleichtert, dass das Set kein rosa Barbiezimmer geworden ist, so wie die Kulisse, in der Das große Backen stattfindet. Einen Ortswechsel in ein Café gibt es nicht - und nun ja, die Themse ist doch etwas cooler als die Spree an der Nonnendammschleuse, trotz Stadtautobahn im Hintergrund.

Die Kandidatinnen


Ich frage mich, wie unvorbereitete Zuschauer mit der Menge an neuen Leuten und Informationsschnipseln zurechtkommen. Gar nicht, vermute ich, denn auch bei jeder ersten Folge des GBSB bin ich als Zuschauerin nur am Sortieren, um mir ein Bild von den Kandidatinnen zu machen. Die Folge sprang sehr von einem zum anderen und es fiel mir schwer, mit den Personen eine Geschichte zu verbinden.

Dennoch hatte jede Kandidatin einen Moment, in dem sie glänzen konnte, in dem sie sympathisch, klug, interessant oder witzig rüberkam. Auch wenn die Jury meistens die besten Dialogzeilen bekam - Florian, wie er inmitten der Petticoatkleider steht, die er verkauft, Katja, wie sie zuhause von Kleid zu Kleid wechselt (meine Güte, hat sie schon großartige, aufwendige Sachen genäht!), Meike, wie sie den "Partyknopf" sucht, Ella, wie sie kluge Dinge über das Nähen ohne Konfektionsgrößen sagt - das bleibt in Erinnerung, und ich freue mich sehr darüber, dass niemand vorgeführt wurde und vor allem, dass es keine Einzelinterviews gibt, bei denen die Kandidatinnen fiese Sachen über ihre Mitbewerberinnen sagen.

Dass die Teilnehmenden alle mehr oder weniger in das binäre Schema "näht technisch gut, ist aber nicht kreativ" (Celine, Ines) oder "ist kreativ, kommt aber mit der Technik nicht zurecht" (Frank, Katja) hineingepresst werden - geschenkt, das kennt man ja schon von der BBC-Sendung, ebenso wie die verschiedenen Typen: "die überehrgeizige Akribische", "die sportliche Oma", "der kreative junge Mann" und so weiter. Das wird in den nächsten Folgen noch deutlicher zutage treten.

Die Jury


Guido Maria Kretschmer erfüllt eine Doppelfunktion als Gastgeber und Jurymitglied. In seiner ersten Rolle tritt er als Komplize der Kandidaten auf, berät, baut auf und rät zum Schummeln ("das muss Inge ja nicht wissen"), wird pastoral ("Nähen heißt Vertrauen") oder zum Küchenpsychologen, wenn er einen Zusammenhang zwischen Florians Verunsicherung angesichts ungleich langer Schnittteile und mangelndem Vertrauen in der Kindheit herstellt. Als Jurymitglied macht er nicht viel anderes als in Shopping Queen, nur dass er sich hier zum Teil etwas unbeholfen und mit hektischer Körpersprache durch eine Kulisse bewegen muss. Das Kommentieren aus dem Off ist wohl doch eher seine Sache. Die modische Aktualität des Genähten ist sein Bereich, der "persönliche Style" des Kandidaten, seine Sprüche ("Das ist sehr weit weg von Mode") gleichen denen aus Shopping Queen - Guido-Fans wirds freuen, auf mich wirken die Sprüche austauschbar, sehr routiniert, aber immerhin ganz charmant und nicht bösartig bloßstellend.

Aus diesem Buch stammt Inges grünes Kleid: Tomoko Nakamichi, Pattern Magic


"Guter Bulle - böser Bulle" ist ja eine beliebte Taktik, und der liebe Guido findet sein Gegengewicht in der strengen Inge, die im Verlauf der Sendung gleich zwei Mal einzelnen Kandidaten "Selbstüberschätzung" attestieren darf und beim Inspizieren der Nähwerke noch ein paar andere starke Sprüche loslässt. Nach dem, was man vorab lesen konnte, war ihr Verhältnis zu den Kandidatinnen in Wirklichkeit sehr gut und sehr herzlich - aber im Privatfernsehen braucht man wohl unbedingt eine Figur, auf die sich die negativen Emotionen der Zuschauer konzentrieren können. Diese Rolle erfüllt Inge, sicher umso mehr, als dass nicht nähende Zuschauer ihre Detailkritik an den Nähwerken sicher kaum nachvollziehen können. Sehr hübsch auch der Gegensatz, der zwischen ihr und Guido aufgebaut wird: Einmal fängt die Kamera Guidos belustigtes Augenrollen ein, während Inge von unsichtbaren Blindstichsäumen spricht.      
Welche Rolle Anke Müller erfüllt, wurde mir hingegen nicht klar. Sie soll "die Kreativität" der Kandidaten bewerten, sagt aber entweder vollkommen banale Sachen, die der Zuschauer selbst sehen kann, so der denn hinguckt, oder Sätze wie "Mir gefällt der Rock supergut." oder "Das ist eine superschöne Farbe." In der zweiten Hälfte der Sendung wurde glücklicherweise alles etwas weniger super, so dass ich hoffe, dass sie sich in den nächsten Folgen noch entwickelt und deutlicher wird, wofür sie steht.

Das Nähen


Ich fand das Nähen selbst kam recht wenig vor, was meint ihr? Letztlich wurden immer wieder sehr ähnliche Bilder gezeigt, die den Vorgang bebildern sollten: Stoff, der durch eine Overlockmaschine gezogen wird, Kandidatinnen beim Handnähen, Kandidatinnen beim fernsehwirksamen Bügeln mit viel Dampf oder direkt an der Schneiderpuppe. Zwar gab es sogar die gleiche animierte technische Zeichnung wie in der britischen Sendung, die den Aufbau eines Bleistiftrocks erklärt, aber was und warum die Kandidaten machen, blieb im Dunkeln. Im BBC-Original erklärte ein Moderator aus dem Off die Etappen des Nähvorgangs, außerdem hatte die Moderatorin Claudia Winkleman vom Nähen keine Ahnung und konnte als Stelllvertreterin des Zuschauers den Teilnehmerinnen sehr glaubwürdig naive Fragen zum Nähen stellen. Ob Inges trockene technische Erklärungen, ihr Betonen von Sorgfalt und Handarbeit bei nicht-nähenden Zuschauern den Funken überspringen lassen?

Die Aufgaben

Bei der ersten Aufgabe solte ein Bleistiftrock nach einem Schnittmuster genäht werden, "Style"-Vorgabe: "Sexy" sollte er sein. In einer Besprechung der Jury werden die nähtechnisch wichtigsten Stichworte für die Aufgabe genannt: Nähte, die ohne Versatz aufeinander treffen und ein mit Blindstich unsichtbar angenähter Saum. Sehr gut, so wissen auch Nähunkundige, worauf es bei der Bewertung ankommt.

Der Verlauf der Aufgabe folgt der aus GBSB bekannten Dramaturgie: Mit dem Fortschreiten der Zeit wird die Musik dräuender, es gibt eine Teilnehmerin (Katja), die sich eine Zusatzschwierigkeit einbaut, und dadurch letztendlich scheitert. Ein anderer Kandidat (Frank) wählt hingegen eine vollkommen untypische Nähreihenfolge, und der Rock gelingt ihm trotzdem.

Die Jurybewertung ist gut nachvollziehbar und arbeitet die Punkte ab, die in der Jurybesprechung genannt wurden. Offensichtlich gibt die technische Ausführung den Ausschlag, "Style" und "Sexiness" (was immer man darunter verstehen mag) kommen nicht zum Anschlag.

Bei der zweiten Aufgabe wird ein Oberhemd in ein "Top für eine Szeneparty" umgearbeitet - das Stichwort "sexy" schwebt auch hier im Raum. Jurorin Anke gibt etwas konfus die Bewertungsmaßstäbe zum besten: Elemente können übernommen werden, letztlich soll das Hemd aber nicht wieder als Hemd getragen werden, am besten wäre, das Teil vollkommen umzuarbeiten.

Beim Urteil der Jury kommen diese Maßstäbe aber nicht recht zum Tragen: Tobias näht eine Corsage aus Pailettenstoff, an der lediglich der Hemdkragen als Dekoration prangt, während Florian das Hemd mit einem Schößchen und gekürzten Ärmeln zur Bluse umdekoriert, das Hemd also nicht grundlegend verändert. Dass das so nicht gefragt war, spielt aber irgendwie keine Rolle mehr.  Anders als im BBC-Vorbild weiß die Jury von Anfang an, welcher Kandidat welches Teil gestaltet hat - bei der Doppelfunktion von Guido als Moderator und Jury nicht anders möglich - aber der große Reiz, dass die Jury nicht wusste, wen sie bewertet, fällt natürlich weg.

Die Dramaturgie


In der ersten Folge einer Staffel wird viel zwischen den Kandidaten hin- und hergesprungen, so dass sich kein roter Faden einstellt, das ist im britischen Vorbild nicht anders. Ich fand vor allem den Anfang und das Ende der Sendung schlecht markiert, am Anfang wusste ich nicht: Ist das noch ein Trailer, oder hat die Sendung schon angefangen? Zum Schluss nach der Verabschiedung von Katja und der Vorschau auf die nächste Folge war ich mir auch nicht sicher, ob die Sendung jetzt wirklich vorbei ist. Das kann allerdings in der Absicht des Privatfernsehens liegen: der Zuschauer soll dranbleiben und in die folgende Sendung hinüber gezogen werden, daher gibt es keine markierten Brüche.

Fazit


Ich bin kein besonderer Kretschmer-Fan, daher nerven mich Wendungen wie "dein besonderer Style" oder die übermäßig oft fallenden Begriffe "kreativ" und "sexy". Die halbnackten Frauen und BHs am Anfang der Sendung und am Ende in der Ankündigung der nächsten Folge - "wenn Florian Ines an die Wäsche geht" - sind wohl ein Versuch, auch männliche heterosexuelle Zuschauer zu fesseln.

Obwohl mich Nähen interessiert und die Sendung schnell geschnitten ist, fand ich sie eher langweilig, für mich gab es da keinen Spannungaufbau, kein Mitfiebern. Und auch Nählust wurde mir nicht übermittelt. Hatte ich nach den GBSB-Folgen immer sehr große Lust, mich sofort mit einem neuen Projekt an die Maschine zu setzten, verspürte ich bei "Geschickt eingefädelt" nichts dergleichen. Ich kann aber nicht genau festmachen, woran das liegt. Wie geht es euch?


Medienschau zu "Geschickt eingefädelt"


Einige Medienjournalisten bekamen offenbar die erste Folge der Sendung - oder einen Zusammenschnitt - vorab zu sehen. Über die hämische Fernsehkritik auf Kosten der Kandidaten bei Brigitte online habe ich mich gestern schon etwas aufgeregt. Wie Fernsehkritik richtig geht, zeigt hingegen der Kollege von der Süddeutschen Zeitung: "Der Umarmer aller Frauen ist knallhart": Sein Spott gilt wenn, dann dem Moderator und den Jurymitgliedern.

Die Rheinische Post nimmt "Geschickt eingefädelt" als Aufhänger, um Einzelhändlerinnen aus der Region zum Näh- und Handarbeitsboom zu befragen, zitiert Trendforscher und Statistiken: Neue Näh-Sendung mit Guido Maria Kretschmer. 

SPON nennt die Sendung "rührend altmodisch", begrüßt aber das "ruhige, freundliche Format", das die Kandidaten nicht vorführe: Faden verloren? Hilfe Naht!

Die Focus-online Autorin schwankt beim Ansehen der Sendung zwischen der Erinnerung an die Schrecken der Handarbeitsstunde und Langeweile: "Geschickt eingefädelt" - Warum Guido Maria Kretschmer jetzt Frauen unter den Rock schauen will

Auch die Fernsehkritik von t-online fand die Show "zum Einschlafen": "Geschickt eingefädelt" ist ein fernsehtechnischer Blindstich

Die Fernsehkritikerin bei n-tv sieht die Sendung als folgerichtige Weiterentwicklung der Kochshows im Fernsehen, fragt sich aber: Brauchen wir das? Vox-Show "Geschickt eingefädelt" "Zieh' das bitte niemals an!"

Eine differenzierte Sendungskritik bei Klamm.de: Eine handwerklich gut gemachte Sendung, bei der es tatsächlich um den Inhalt gehe und nicht darum "irgendwelchen persönlichen Schnickschnack auszuschlachten oder Talentlosigkeit zum infantilen Massen-Amüsement zu nutzen": Geschickt eingefädelt - Kretschmer glänzt auch außerhalb der Bluebox

Die Kritikerin der Rheinischen Post fand die Sendung etwas "müde" und nur dann amüsant, wenn Guido kommentiert: Kraftloser Start von "Geschickt eingefädelt"

Simone Deckner vom Stern sieht Inge als heimlichen Star der Sendung und lobt den klugen Schachzug, sie "als Gegenpol zum natursanften Guido Maria Kretschmer", "Deutschlands schnuffeligstem Star-Designer" zu besetzen: Guido und das toughere Schneiderlein

Quote: Nicht so gut wie "Die Höhle der Löwen", aber respektabel: Marktanteil 7,9%.

Montag, 2. November 2015

Nähen im Fernsehen: Morgen gehts los mit "Geschickt eingefädelt"


Fiebert ihr auch schon morgen Abend entgegen, wenn auf Vox die Sendung Geschickt eingefädelt - wer näht am besten? mit Guido Maria Kretschmer als Moderator und Juror beginnt? Die Castingshow ist die deutsche Adaption des BBC-Nähwettbewerbs Great British Sewing Bee. Wie im englischen Vorbild nähen acht Kandidatinnen, in diesem Fall fünf Frauen und drei Männer, in sechs Folgen um den Titel der besten Hobbyschneiderin oder des besten Hobbyschneiders. Nach dem Castingaufruf im Sommer 2014 und ersten Hinweisen, dass Kretschmer an der Sendung beteiligt sein werde im Juli letzten Jahres, war sehr lange nichts zu hören über den Stand der Dinge. Jetzt, da die Ausstrahlung unmittelbar bevorsteht und ich zur Vorbereitung ein paar Folgen Shopping Queen geguckt habe, hoffe ich nur inständig, dass das Privatfernsehen diese schöne Sendung nicht kaputtmacht.

Total klischeehaft, hier jetzt von "britischer Fairness" zu schwafeln, aber genau das zeichnete The Great British Sewing Bee aus: Die Teilnehmerinnen wurden durchweg liebenswürdig präsentiert und standen im Mittelpunkt der Sendung, Moderation und Jury agierten mit leiser Selbstironie und machten keine Witze auf Kosten der Kandidaten. Lasst uns hoffen, dass das deutsche Privatfernsehen dem nacheifert, und lasst uns vor allem nicht vergessen, dass es sich um eine Show handelt.

Da wurde kein Nähwettbewerb ausgerichtet und abgefilmt, in der Hoffnung, dass zufällig etwas hinreichendes Interessantes dabei passieren möge. Die Berichte über die Kandidaten-Vorauswahl von Kittykoma und von Drehumdiebolzen zeigen vielmehr, wie Fernsehen funktioniert: dass es darum geht, bestimmte "Typen" zu finden, die nähen, aber auch vor der Kamera agieren können, und die den Zuschauerinnen Identifikationspunkte bieten. Das Erzeugen von Sympathie und Antipathie beim Zuschauer, das Mitleiden und Mitfiebern, aber auch Häme und Schadenfreude sind dabei Teil dieses Spiels, bei dem die Kandidatinnen nicht die Regie führen. Ich merke an mir selbst, wie leicht ich mich zu Wertungen über Menschen hinreißen lasse, die mir im Fernsehen präsentiert werden, wie ich die Rolle, die sie spielen, nicht von der Person (die ich gar nicht kenne) trennen kann, wie ich glaube, was mich das Fernsehen glauben lassen will.

Lasst uns also nicht vergessen, dass die Kandidatinnen Nähnerds sind wie wir, die sich das Nähen wie wir selbst beigebracht haben, und die all unseren Respekt und unsere Unterstützung dafür verdient haben, dass sie den Mut haben, im Fernsehen der Welt etwas vorzunähen. Wie es Drehumdiebolzen formulierte: "Aber ich werde mich trotzdem nach Kräften bemühen, fiese Sachen nur über die zu sagen, die ganz klar ne Agenda haben ;)." Genau. (Ein Tiefpunkt in Sachen Häme und arrogantem Kandidaten-Bashing und ein Beispiel, wie man eine Fernsehsendung nicht kritisieren sollte: Der Vorbericht von Brigitte online.)

Wenn ihr zur Vorbereitung ein bißchen mehr über die Geschickt-eingefädelt-Kandidatinnen erfahren wollt: Im Blog von Swafing sind Interviews mit den Kandidatinnen und den Jurymitgliedern erschienen, die ich sehr gerne gelesen habe. (Hätte die Brigitte-Autorin da wenigstens da recherchiert, dann wüsste sie, wie es der Unternehmensberater Frank geschafft hat, sich die Zeit für die Dreharbeiten freizuschaufeln.)

Die meisten Teilnehmerinnen der deutschen Sewing Bee schreiben aber auch selbst über die Sendung oder übers Nähen, ich habe hier ein paar interessante Links zusammengestellt.

Frank Brügers - ist von der Kleidung der Renaissance und von Computern begeistert und verbindet beide Interessen, indem er historische Kostüme näht und per Stickmaschine mit komplexen Mustern schmückt. Auf der Seite seines Arbeitgebers schrieb er über seinen Werdegang.

Florian Lange - entwirft, näht und verkauft wunderbare Petticoatkleider aus außergewöhnlichen Stoffen über seine Seite Herr Schneider, ist bei Facebook und in der Märkischen Allgemeinen gab es einen großen Artikel über ihn.  

Ines Meier - ist Berlinerin, die es nach Süddeutschland verschlagen hat. Sie näht außergewöhnliche Dirndl, die sie auf ihrer Seite Pippilotta-Dirndl zeigt und hat ebenfalls eine Facebookseite

Tobias Milse - entwirft und fertigt Handtaschen aus außergewöhnlichen Stoffen, die man auf seiner Webseite tmParis anschauen und kaufen kann. Bei Facebook ist er natürlich auch und hat außerdem ganz neu eine Homepage, auf der er die Sendung begleiten wird.

Meike Rensch-Bergner - muss ich sicher nicht vorstellen, sie ist sicher allen Leserinnen hier als Frau Crafteln wohlbekannt und hat hier in ihrem Blog über das Casting geschrieben. Aus Anlass der Sendung hat sie sich auch zähneknirschend zu Facebook begeben.

Katja Schirmer - um ihren Stil genauer als mit dem Stichwort "Manga" zu beschreiben, kenne ich mich in der japanischen Comic-Kultur nicht gut genug aus. Sie verkauft ihre Sachen auch unter dem Label Candy Zombie Couture bei Dawanda, ist bei Facebook und wurde von der Hessisch-Niedersächsischen Allgemeinen porträtiert.    

Ella Steinmann - kennen wahrscheinlich den meisten Leserinnen hier durch ihr Nähblog Ella Mara schon gut. Ihre tollen Kleider entstehen ohne Kaufschnittmuster, Hallo Herne widmete ihren Kleidern einen Artikel und Der Westen berichtete ebenfalls über ihre Teilnahme.  

Céline Voigt - näht noch nicht lange, ist aber in ganz kurzer Zeit zum höchsten Nähnerd-Niveau vorgedrungen. Sie zeigt ihre Sachen bei Burdastyle und schreibt bei Facebook über ihre Erfahrungen bei der Sendung.

Das Blog des Nähcafés Smilla in Berlin-Schöneberg war bei der Pressekonferenz zur Sendung dabei und schrieb fast ohne das offizielle PR-Blabla über die Präsentation.

Im Medienmagazin DWDL gab es ein Interview mit Guido Maria Kretschmer, das hoffen lässt, dass Drama und fiese Kommentare bei der Sendung nicht im Vordergrund stehen werden.

Inge Szoltysik-Sparrer, Bundesvorsitzende des Verbands des Maßschneiderhandwerks lernt man in diesem Artikel etwas näher kennen. Die Webseite ihres Ateliers findet sich hier und sie ist außerdem als modeatelier-szoltysik bei Instagram.  

Die offizielle Seite zur Sendung Geschickt eingefädelt bei Vox enthält die Trailer, die Sendetermine und ein paar Informationen zu Kandidaten und Jury. Bei Frauenzimmer.de, einer Seite, die ebenfalls von RTL betrieben wird, gibt es ein "Nähspecial" und drei Schnittmuster, die anscheinend in der Sendung vorkommen, können kostenlos heruntergeladen werden: Ein Bleistiftrock, eine Pumphose für Männer und ein Oberteil mit Bubikragen. Die Anleitungen dazu sind allerdings das Unprofessionellste, das mir jemals untergekommen ist - hoffen wir, dass Nähanfänger die Schnitte auf dieser unübersichtlichen Seite gar nicht erst entdecken, sonst wird das nie was mit der Weltherrschaft.  

... und ganz neu von heute Abend: Der Rückblick aufs Casting von Machen statt Kaufen.