Montag, 31. Dezember 2012

Tschüss 2012


Heuer (wie der Österreicher sagt) habe ich tatsächlich zum ersten Mal das Bedürfnis, zum Jahreswechsel einen Blick auf das vergangene Jahr zurück zu werfen, um Vergangenes Vergangenheit sein zu lassen und 2013 eine neue Seite aufzuschlagen. In der Regel messe ich dem Jahreswechsel keine besondere Bedeutung zu. Das eine Jahr gleitet ohne Übergang in das andere, was in einem Jahr begonnen hat, setzt sich im folgenden fort, Altes wird abgestreift, Neues beginnt, na und? Kein Grund, Vorsätze zu fassen und sinnierend zurückzublicken. Diesmal aber brauche ich ein persönliches Abschiedsritual: was aufgeschrieben ist, ist gebannt und bleibt dort, wo es hingehört.


2012 war für mich ein schweres Jahr. Es brachte großen persönlichen Kummer. In einem emotionalen Ausnahmezustand Anfang des Jahres musste ich in kurzer Zeit weitreichende Entscheidungen treffen und mich mit sehr unangenehmen Leuten herumärgern. Daneben ging das Tagesgeschäft weiter, ein nicht ganz glatt verlaufender Büroumzug und die Arbeit am Buch kamen dazu. Glücklicherweise kann ich im Rückblick sagen, dass ich die richtigen Entscheidungen getroffen, das Buchprojekt erfolgreich abgeschlossen habe und auch sonst nicht zusammengebrochen bin. Im letzten Quartal war dann ziemlich die Luft raus, nichts ging voran, selten ist eine Schreibtischplatte mehr angestarrt worden als meine, und neben dem Gefühl, nichts gebacken zu kriegen, hatte ich gefühlt auch keine Zeit für anderes.


Ebenfalls in der ersten Jahreshälfte steckte ich viel Zeit und Arbeit ein Zeitschriftenprojekt, das aber nicht aus der Planungsphase oder sagen wir besser: heiße-Luft-Phase herauskam. Ich habe für den Papierkorb geschrieben, habe dabei aber viel über mich und andere gelernt, und das ist ja nur gut.


Zuerst einmal - vielleicht eine banale Erkenntnis für jemanden, der sowieso ständig schreiben muss - dass ich mich auf meine Schreibkompetenz verlassen kann und dass die Schreibstrategien funktionieren, die ich mir im Laufe der Jahre angeeignet habe. Zweitens, dass ich trotz des zuletzt vorherrschenden gehetzten Gefühls Zeit habe, Zeit, die ich für mich und für bessere Projekte verwenden könnte. Drittens, dass ich mich nicht aus Nettigkeit in Projekte hineinziehen lassen soll, von denen ich von Anfang an nicht überzeugt bin und dass ich mich von Projekten trennen muss, die mich belasten. Und nicht zuletzt verraten scheiternde Projekte wie dieses viel über die Mitstreiterinnen und Mitstreiter, nämlich darüber, wer wirklich bei der Sache bleibt, wenn es um echte Arbeit geht, und wer lieber die anderen machen lässt.


Einige Konsequenzen in punkto belastende Projekte hatte ich schon 2012 gezogen, indem ich die Mitorganisation der BMQG abgegeben habe. Das ging - warum auch immer - nicht ganz ohne zwischenmenschliche Konflikte ab, aber wie auch bei meinem persönlichen Ärger zu Jahresanfang sind solche Konflikte ein gutes Mittel, die Spreu vom Weizen zu trennen. Auch das bringt mehr Klarheit und macht es leichter, sich ohne Bedauern von persönlichen Beziehungen zu trennen, die weder wertschätzend noch freundlich sind.


Dennoch war 2012 nicht nur schlecht! Eher ein Jahr der Extreme. Ich habe ungeheuer viele freundliche Mails von Leserinnen bekommen die ich hoffentlich alle beantwortet habe (wenn nicht, schreibt mir bitte nochmal, dann ist mir das durchgerutscht). Es war ein Vergnügen, sich mit euch online und offline, in den Kommentaren und per Mail über unser gemeinsames Hobby auszutauschen. Da ich mich im "realen Leben" so viel mit menschlicher Niedertracht herumschlagen musste, war ich noch mehr als sonst davon überwältigt, wie viel voraussetzungslose Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft einem im Netz, aber auch bei Treffen mit Leserinnen und Mitbloggerinnen begegnen. Um so überwältigender, da es sich ja um Menschen handelt, die man "eigentlich" gar nicht kennt und die gar nicht zum Nettsein verpflichtet sind.
 

Trotz widriger Umstände habe ich nicht wenig gebloggt, wenn auch weniger genäht als 2011. Viele Kleinigkeiten, die Taschen des Stoffmanipulationsprojekts, eine große Tasche, zwei Röcke, einfache T-Shirts, ein Wickelkleid und natürlich den Wintermantel. Gegen Ende des Jahres habe ich vor allem gestrickt - das geht immer dann noch, wenn Energie und Aufmerksamkeit für ein Nähprojekt nicht ausreichen.
 

Was soll nun 2013 blog- und nähtechnisch bringen? Ich möchte - natürlich - wieder mehr nähen. Einige Schnitte aus den Pattern-Magic-Büchern umsetzen, endlich den Blazer fertignähen, den Schnitt für das Absolut Perfekte Sommerkleid finden, im Herbst wieder einen Mantel machen, Kissenbezüge für das Wohnzimmersofa patchen und für die Balkonstühle, wieder alten Kleidern neues Leben einhauchen.... Ihr seht schon, an Ideen und Plänen ist kein Mangel. 


Der Wintermantel-Sewalong jetzt im Herbst war zwar anstrengend, hat mir aber auch sehr viel Spaß gemacht. Für 2013 habe ich mir schon ein Sewalong-Thema überlegt, bei dem auch Nähanfänger mitmachen können, los geht's wahrscheinlich im April/Mai.


Auf die Stoffspielereien, vormals Stoffmanipulation freue ich mich, und auch darauf, wieder häufiger am Me made Mittwoch teilzunehmen. Außerdem plane ich schon länger einige Artikel, die ein bißchen über den DIY-Tellerrand hinausblicken, eine Rubrik, die ich im letzten Jahr ziemlich vernachlässigt habe.


Ich wünsche euch allen ein erfolgreiches, gesundes, glückliches Jahr 2013 mit viel Zeit und Muße für kreative Unternehmungen. Lasst - wie ich - das Schlechte im alten Jahr und nehmt nur das Gute mit. Wir sehen und lesen uns!


Sonntag, 30. Dezember 2012

Stoffspielerei Dezember 2012: Zackenlitze


Meine Dezemberspielerei ist aufgrund der Feiertage etwas magerer ausgefallen als geplant. Schon lange wollte ich mich mit aufgestickten Zackenlitzen beschäftigen, genauer gesagt, seitdem ich in "Unser Schneiderbuch" von Antonie Janusch (1967) ein Beispiel aufgestickter Litzen gefunden hatte, mit der ermunternden Aufforderung "Ihre eigene Phantasie wird noch viele Möglichlichkeiten finden."  Auch in Lieselotte Kunders "Schneidere selbst" (1962) kommen eingesetzte, aufgestickte oder zweifarbig miteinander verschlungene Litzen vor. 
 
 

Nunja, mit der eigenen Phantasie bin ich noch nicht so weit gekommen, ich habe erstmal die Beispiele aus dem Buch nachgestickt: Zackenlitze mit Hexenstich überfangen oder mit einzelnen Kettenstichen (Margeritenstichen) an den Zacken befestigt.


Die Fotos geben die satte Schwärze des Reststoffs meines Wintermanels leider nicht richtig wieder. Aus dem Stoff werde ich eine Hülle für meinen Laptop nähen - Stoff und Wattierung sollen dann noch mit roten und hellgrauen Quiltstichen verbunden werden. 


Das muss aber bis nach den Feiertagen warten.

Stoffspielereien der anderen:

Suschna bestickte Kissenbezüge mit der Nähmaschine mit sinnigen Sprüchen.

Annekata beschäftigte sich mit japanischen Ringen aus Stoff und Garn, die gleichzeitig als Fingerhut dienen.

Griselda nähte ein fluffiges Biscuit-Kissen und zeigt ganz genau, wie das geht.

Danyeela experimentierte mit Stoffstreifen und erhielt einen Stoff, der sie an NATO-Patchwork erinnert - aber auch (vermeintliche) Sackgassen gehören zu Stoffspielereien dazu.

KunstundKleider setzte ein mittelalterliches Porträt in Trockenfilztechnik um und wird die Köpfe in ein appliziertes Bild einbauen.

Frifris nähte Perlen auf Walk - nach einigen Versuchen am Ende dann doch noch erfolgreich. 

(Linksammlung wird nach und nach ergänzt und die nächste Stoffspielerei-Sammlung ist am 27. 1. bei Griselda/Machwerk.)

Freitag, 21. Dezember 2012

Dank an die Spender und ein allerletztes, schnell gemachtes Weihnachtsgeschenk

Ihr habt es wahrscheinlich schon alle gesehen: der Spenden-Dankeschön-Film ist online. Mehr als 4200 Euro sind bei unserer Spendenaktion zusammengekommen - mehr als vier Mal so viel, wie wir ursprünglich erhofft hatten. Danke für eure überwältigende Unterstützung und Danke für die vielen netten Kommentare, die unsere musikalisch mäßige, aber von Herzen kommende Darbietung erhalten hat. Nach dem ganzen Stress, den wir (und besonders Cutter-Queen Meike) mit der Planung und Umsetzung hatten, tut das sehr gut. Wir halten euch auf dem Laufenden, was die Verwendung unserer Spende betrifft und werden im nächsten Jahr berichten.

Jetzt aber erstmal Weihnachten - da muss ich doch mal dazwischenfragen, ob ihr auch immer unter den überheizten Wohnungen eurer Verwandtschaft leidet? Wie oft ich den Seufzer "und bei Oma/Mutter ist es dann auch noch so schrecklich warm" in den letzten Tagen gehört habe, kann ich gar nicht zählen. Sowohl von den Bürogenossinnen, von Teilen der Me-made-Mittwoch-Crew, von Nachbarinnen - beim Temperaturempfinden herrscht offenbar eine Kluft zwischen den Generationen, und schlaue Töchter bzw. Enkelinnen packen vorausschauend schon etwas Leichtes, Kurzärmeliges ein (und genügend Wolle gegen die Langeweile!).   

Am Sonntag ist beim Me-made-Mittwoch noch die große Weihnachtskleidparade, angeführt von Katharina, die den Weihnachtskleid-Sewalong organisiert hat. Wenn ihr zwischen Weihnachtskleid und Bescherung noch schnell ein Geschenk braucht, habe ich hier noch etwas für euch, das schafft man sogar noch am Vormittag des 24.

Owl Lover 2013 Calendar
(Bild: My Owl Barn)

Bei My Owl Barn könnt ihr euch einen Eulenkalender für 2013 zusammenstellen und herunterladen. Die 43 Eulenbilder verschiedener Künstler lassen sich nach Wunsch mit Monatskalendarien kombinieren. Sucht euch die schönsten 12 Bilder aus, ordnet sie einem Monat zu und ladet die pdf-Datei herunter. Ihr könnt die Blätter am heimischen Farbdrucker ausdrucken, oder sie im Copyshop ausdrucken und dort gleich mit einer Spiralbindung binden lassen (und Tante Lucy, aus Erfahrung schlau geworden, rät: fragt besser vorher, was das kostet, denn Lucy bezahlte gestern im Copyshop mehr als den Gegenwert eines Kim-Hargreaves-Strickbuchs für Farbkopien und heult deswegen noch immer rum. Aber wie verschenkt man ein Schnittmuster-Ebook? Auf einer CD? Auf einem USB-Stick? "Schau mal in dein Postfach, ich habe dir ein pdf geschickt, das ist dein Geschenk"?).

Dienstag, 18. Dezember 2012

Wochenrückblick KW 50


1. Stoffspielerei - der nächste Termin ist am 30. 12. und die Sammlung eurer Stoffspielereien findet dann hier bei mir statt. Ich denke über zwei Projekte nach: entweder wird es etwas zum Anziehen für mich, wobei ich eine nicht mehr so gebräuchliche Stickereitechnik ausprobieren möchte. Allerdings müsste ich noch eine Zutat besorgen - dafür bliebe nur der nächste Samstag, und ob ich das schaffe? Im Kopf ist dieses Projekt aber schon fertig! Oder es wird etwas zum Anziehen für meinen Laptop (was viel dringender wäre als ein Teil für mich). Dafür hätte ich Stoff da, allein mir fehlt die Idee, wie und wo und was man damit spielen könnte. Wenn beides nichts wird, ziehe ich mich mit einem Foto meiner Taschenserie aus der Affäre.

2. Was vom Dreh übrig blieb. Das Filmmaterial für den MMM-Film "Du spendest - wir singen für dich" ist im Kasten! Wir sind vollkommen überwältigt vom Erfolg unserer Me-made-Mittwoch-Spendenaktion. Schon mehr als 3400 Euro, das heißt wir haben 17 Ausbildungsplätze für Frauen in Marokko gemeinsam finanziert. Danke, ihr seid großartig!

Die kreative, konzentrierte und hoch professionelle Atmosphäre bei unserem Berliner Dreh hatte Melleni ja schon geschildert. Zur Stunde wird der der Film in den Crafteln-Post-Production-Studios in Hamburg geschnitten. Meike hatte den Trailer für uns intern schon freigegeben - ich kann euch verraten, dieser Film hat alles: Action! Spannung! Komik! gute Laune! Und der Soundtrack erst!

3. Jede Bastelstunde, an der so eine Kiste mit Stoffresten beteiligt ist, muss gut sein. Vielen Dank all den netten Menschen, die am Sonntag den Volksfaden besucht haben, mit mir Yoyoanhänger bastelten und freundliche und interessierte Fragen stellten - und vor allem vielen Dank an Linda, die all das ermöglicht hat.   

4. Wie sich die Bilder gleichen: Ja, es wird wieder eine Strickjacke mit Nadelstärke dreieinhalb. Auf die Anleitung für Swing (97-18) von Drops wäre ich nie aufmerksam geworden, wären nicht bei Ravelry schon 456 schöne Strickjacken nach diesem Muster gestrickt worden. Voraussetzung: man strickt am unteren Rand auch ein schmales Bündchen in kraus rechts oder Perlmuster. Das Raffinierte (und in der Abbildung bei Drops Unsichtbare) sind abnäherähnliche Ab- und Zunahmen in den Vorder- und Rückenteilen. Ansonsten ist das Teil absolut anspruchslos zu stricken, und entspricht damit perfekt meinen derzeitigen Anleitungsverstehkapazitäten.  

Freitag, 14. Dezember 2012

Ich bin ein Medium!

Festhalten, Leute, jetzt wird's esoterisch: Vielleicht erinnert ihr euch an meinen Post vom Mai 2012, "Plötzlich verrückt nach Tangerine Tango". Ich verspürte damals ein für mich unerklärliches Hingezogensein zu der Farbe Mandarinenorange, nur um festzustellen, dass praktisch die gleiche Farbe, genannt Tangerine Tango, von der Farb-Trend-Agentur Pantone zur Farbe des Jahres 2012 ausgerufen worden war.

Jetzt ist schon wieder sowas passiert. Die Farbe des Jahres 2013 ist Emerald, ein dunkles, sattes, ins Türkis-Blaue gehendes Grün, so wurde am Donnerstag (6. 12.) von Pantone bekanntgegeben. Und was meint ihr wohl, was habe ich bereits am 17. November auf dem Markt gekauft (ca. 25 Blogtreffenteilnehmerinnen waren Zeugen)?



Jupsi. Mantelvelours Smaragdgrün alias Emerald. Es ist also wahr. Ich bin ein Medium. Eindeutig. 

Ergeben sich dadurch nicht ganz neue berufliche Perspektiven? Ich denke zum Beispiel an mich als eine ein-Frau-Stoff-Trendagentur. Ich würde, agil wie ein junger Hund, den Maybachmarkt abschnüffeln, und dem Kunden einen Stoff apportieren. Das hieße selbstverständlich nicht, dass rosa Blümchen Trend würden, brächte ich rosa Blümchenstoff mit - so einfach ist das ja nie mit Vorhersagen. Wie bei jedem guten Orakel käme es darauf an, meine Vorhersagen richtig zu verstehen. Daran scheitern ja die meisten Orakel-Kunden, weiß man ja, Macbeth ist das beste Beispiel. Ich sehe jedenfalls im nächsten Jahr eine glänzende Zukunft auf mich zukommen, das verraten mir meine mediumistischen Fähigkeiten!


Die Konferenz der Internationalen Fernmeldeunion ist gescheitert...

und das ist ausnahmsweise eine gute Nachricht.Ich hatte ja kürzlich über die Pläne einiger Staaten geschrieben, bei dieser Konferenz ein Vertragswerk durchzubringen, das eine staatliche Kontrolle des Internets ganz offiziell erlauben würde. Die Konferenz ist nun ohne Ergebnis zuende gegangen, das Abkommen wurde von den europäischen Staaten und den USA nicht unterzeichnet, wie u. a. SPON berichtet.   

Dienstag, 11. Dezember 2012

Wochenrückblick Kw 49


1. Schneetreiben. Am Wochenende war vorgesehen, die Wohnung winterfest zu machen und die lange geplanten Vorhänge zu nähen, aber diverse Umstände machten uns einen Strich durch die Rechnung: am Samstag fuhren wegen einer Demo am Herrmannplatz keine Busse in Richtung Baumarkt, am verkaufsoffenen Sonntag waren wir schlichtweg eingeschneit - und mit Vorhangstangen zu Fuß durch den Schnee war keine Option. Dass nicht nur ich mit wärmedämmenden Maßnahmen beschäftigt bin, merke ich daran, dass meine alte Anleitung für Zugluftstopper mit Sandfüllung derzeit so häufig aufgerufen wird wie selten.   

2. Nähflow. Da ich keine Vorhänge nähen musste, konnte ich mich ausführlich mit der geerbten Overlock beschäftigen. Ich beginne langsam zu verstehen, was sie mag und was sie nicht mag und sie hat mir sehr schöne Shirts zusammengerattert. Die drei Teile sind nach den Schnitten aus Ottobre Woman 5/2012 entstanden, Rückenteil und Ärmel sind immer die gleichen, nur das Vorderteil ändert sich. Dass die Schnitte und besonders die Ärmel eng ausfallen, wie ich irgendwo gelesen hatte, kann ich nicht bestätigen: ich schnitt Größe 38 zu, und die Shirts sitzen anliegend, aber nicht knalleng, eben so, wie ich es erwartet hatte.

Ganz oben "Cool Grey" aus einem dicken, aber seltsam labberigen Jersey - dieses Oberteil sitzt sogar eher locker, und der Bündchenstreifen (10% kürzer als Halsausschnitt) hätte noch etwas kürzer sein dürfen. Den aufgestepptem Streifen würde ich beim nächsten Mal mit Einlage verstärken - es ist mir schleierhaft, wieso ich am Samstagabend meinte, darauf verzichten zu können. Tragbar, aber es ginge besser.

Rotgestreift darunter: "Patchwork" mit größerem Ausschnitt (dort fast ohne Nahtzugabe zugeschnitten), aus einem dickeren, sehr dehnbaren Viskosejersey, Ausschnittbündchen fast 20% kürzer als Halsausschnittlänge. Gut gelungen, wegen des Materials hauptsächlich zum Unterziehen gedacht.

Ganz unten: "Patchwork" mit Ausschnitt nach Schnittmuster, Halsbündchen ca. 15% kürzer als Ausschnitt. Der dicke Viskose-Baumwoll-Jersey ist toll: dick, dehnbar und mit leichtem Glanz, das Shirt ist für meine Begriffe so ziemlich perfekt geworden, was aber sehr viel mit dem guten Material zu tun hat. Ich bin sehr zufrieden mit der Ausbeute des Wochenendes, stelle aber wieder einmal fest: Shirtnähen ist Erfahrungssache und man hat schon verloren, wenn man den Stoff falsch einschätzt.   

3. Steckerkerlchen (Krüllsstraße, Alt-Treptow)

Sonntag, 9. Dezember 2012

Basteln + Buchvorstellung bei Volksfaden

Habt ihr am 16. 12., also am dritten Advent schon was vor? Und seid ihr wirklich sicher, dass ihr ausreichend Weihnachtsdekorationen besitzt?

Wenn ihr zögert und die Fragen mit "Nein" beantwortet, kommt doch am Sonntag Nachmittag zu Volksfaden in die Crellestraße. Über Volksfaden, in meinen Augen der schönste Patchworkstoffladen in Berlin, hatte ich hier ja schon einmal geschrieben - seither sind viele neue, gut gefüllte Stoffregale dazu gekommen. Volksfaden hat am dritten Adventssonntag ab 12.00 Uhr geöffnet, es gibt Punsch und Kekse, einen kleinen Weihnachtsmarkt mit handgemachten Sachen auf dem Platz vor dem Laden und  außerdem 20% Rabatt auf alle Stoffe. Um 15.00 Uhr stelle ich dort mein Buch vor - kommt vorbei, falls ihr mal darin blättern wollt, oder einfach nur Hallo sagen. Ich würde mich freuen!

Den ganzen Nachmittag über könnt ihr bei Volksfaden außerdem Weihnachtsschmuck aus Stoff basteln: von 13.00-14.30 Stoffkugeln mit Diana, später dann Anhänger aus Stoffyoyos mit mir. Die dekorativen Teilchen machen sich nicht nur gut am Weihnachtsbaum, sondern verzieren auch Geschenke, bei nicht-weihnachtlicher Stoffwahl (schließlich geht auch das schönste Weihnachtsfest einmal vorbei) und entsprechendem Unterbau lassen sie sich auch als Brosche oder Haarspange verwenden.

Ich  hoffe, dass man sich den Weg nach Schöneberg nächsten Sonntag nicht mit dem Spaten bahnen muss (heute hat es nämlich den ganzen Tag geschneit) - vielleicht sehen wir uns ja? Alle Daten und Fakten findet ihr kurz und knapp (und auch auf Englisch) auch noch einmal im Volksfaden-Blog


Donnerstag, 6. Dezember 2012

Ein Wollmusterbuch

 
Wenn ihr auch ab und zu Wolle vom großen norwegischen Garnhersteller bestellt, kennt ihr wahrscheinlich das Problem: es gibt zum Teil unendlich viele Farben, man sinniert vor dem Rechner über die Unterschiede von blau, blau/türkis, petrol, dunkeltürkis und hellpetrol, nicht zu vergessen indigoblau, marineblau und königsblau, schaut sich die Farbkarten bei verschiedenen Händlern und auf verschiedenen Monitoren an und kommt doch zu keinem Entschluss.Aber immer nur grau oder Schwarz verstricken ist ja auch langweilig.

Beim Stricktreffen (nächster Termin übrigens am 12. 12.) arbeiten wir jetzt an einer Lösung: in einem kleinen Ringbuch (ursprünglich ein Jahreskalender von Tchibo) sammele ich Garnproben. Jede Garnqualität bekommt ein farbiges Trennblatt, auf das ich eine Garnbanderole aufklebe, dahinter kommen die in unserem Kreis schon verstrickten Farben mit Farbnummern. Wenn sich das Programm von drops nicht über Nacht grundlegend ändert, haben wir bald ein handliches kleines Nachschlagewerk, wenn es vor dem Garnbestellung mal wieder heißt: "welche Farbe nehm' ich bloß?".

Dienstag, 4. Dezember 2012

Wochenrückblick KW 48

 
 
1. Mittwoch. Diesen Fehler machte ich an den anderen Tagen nicht mehr, dafür aber jede Menge andere.

2. Mittens, zu deutsch: Fausthandschuhe. Dunkelblau-Pink hatte ich mir schön zusammen vorgestellt, aber angestrickt gefällt es mir nicht mehr. Vielleicht stricke ich lieber bei Couturette mit? Ingrid zeigt in einem Tutorial ganz ausführlich, wie man perfekt passende Fingerhandschuhe strickt: erster Teil hier, zweiter Teil hier.   

3. Mochi im koreanischen Restaurant Furusato in der Leibnizstraße, Charlottenburg, das ich sehr empfehlen kann.

4. Mitleid. Danke für die vielen lustigen Repliken zu "Bitte melde dich". Ich habe unter den Interessentinnen gelost und Bettina (ohne Blog, aber ein "sehr stoffreundlicher Haushalt" - klingt gut) bereits kontaktiert. Der Stoff hat sich die Tränen abgewischt und ist noch ein wenig zaghaft, aber vorsichtig optimistisch angesichts der Reise.

5. Mitmachen. Nie im Leben hätte ich gedacht, dass die Spendenaktion auf dem MMM-Blog solche Resonanz hervorruft. Wahnsinn! Durch unsere Spenden sind jetzt schon mindestens 7 Ausbildungen finanziert - und die Aktion geht ja noch bis zum 20. Dezember. Wahnsinn!! (Ich wiederhole mich). 

Dieses Internet überrascht mich doch immer wieder. Weil - wenn ich mal milchmädchenphilosophisch werden darf - das Beste und das Schlechteste am Menschen nur wenige Klicks auseinander liegen. Liest man beispielsweise die Kommentarspalten von Focus online, könnte man auf der Stelle an der Menschheit verzweifeln, angesichts von so viel Destruktivität, Blödheit und Borniertheit. Und zugleich ist es woanders möglich, durch die Vernetzung, wenn sich die richtigen Leute finden und verbinden, etwas Gutes zu bewirken.

Der Me-made Mittwoch hat damit bewiesen, dass er mehr ist, als nur eine Parade von Äußerlichkeiten. Wir sind noch zu ganz anderen Dingen fähig! Die Ermutigung, Vernetzung, der Austausch und für viele, die in ihrer abgelegenen Ecke der Welt ganz alleine dem - in den Augen anderer - unzeitgemäßen Hobby Nähen frönten, die Bestätigung, eben doch kein komischer Vogel zu sein - schon das ist wichtig. Zu wissen, dass es da draußen Menschen gibt, die die eigenen Interessen teilen und die ähnlich ticken. Es ist schrecklich pathetisch, aber ich sage es trotzdem: ich glaube der Me-made Mittwoch hat für viele dazu beigetragen, zu der Person zu werden, die sie gerne sein möchten. Dass sich schöne Kleider, Selbstfindung und Engagement für andere nicht ausschließen, hat sich dieser Tage gezeigt, und ich bin sehr stolz auf diesen besonderen Geist des Me-made Mittwochs.  


Samstag, 1. Dezember 2012

MMM-Spendenaktion: Unterstützt die Ausbildung von Frauen in Marokko!

Foto: betterplace.org
Was für uns ein Hobby ist, ein kreativer Ausgleich zu unsinnlichen Schreibtischjobs, ein Vergnügen und ja, sagen wir es ruhig, zu einem großen Teil auch ein Luxus, den wir uns leisten können, ist für Frauen in anderen Teilen der Welt eine Möglichkeit, Geld zu verdienen und ihre Familie zu versorgen.

Wir vom MMM wurden von betterplace.org angesprochen, ob wir Paten einer Weihnachts-Spendenaktion werden wollen und haben uns ein Projekt ausgesucht, das wir rundherum unterstützenswert fanden: Die Abury Foundation bildet Frauen in Marokko zu Näherinnen aus. Die Frauen erlernen die traditionellen Techniken der Lederbearbeitung und der Stickerei, die durch die Massenproduktion im Verschwinden begriffen sind. Die Taschen, hochwertige Einzelstücke, werden  unter dem Label Abury verkauft, die Hälfte des Erlöses kommt wieder der Region zugute und fließt in Infrastruktur- und Bildungsprojekte (einen Artikel darüber findet ihr hier).

Wenn wir Frauen durch unsere Spende eine Ausbildung ermöglichen, helfen wir also gleich mehrfach: Nicht nur können Frauen, die in den ländlichen Gegenden Marokkos besonders von Arbeitslosigkeit betroffen sind, Geld verdienen und Selbständigkeit und Selbstbewusstsein gewinnen, durch ihre Arbeit verbessern sie auf lange Sicht auch die Lebensbedingungen in ihrer Region.

Wir dachten uns, dass der Me-made-Mittwoch der perfekte Partner für dieses Bildungsprojekt ist: Geben wir einen kleinen Teil ab, damit Frauen anderswo auf eigenen Füßen stehen können. Unser Spendenziel von 1000€ ermöglicht fünf Frauen eine Ausbildung.

Spenden könnt ihr über das Widget unten bzw. rechts in der Sidebar: es leitet euch auf die Seite von betterplace.org, wo ihr per Paypal, Bankeinzug oder Kreditkarte einen beliebigen Betrag spenden könnt. Mehr Infos über die Spendenaktion findet ihr im Me-made Mittwoch-Blog, dort findet ihr auch den Code, wenn ihr bei euch im Blog über die Aktion berichten und das Widget einbinden wollt. Wir alle sind der MMM und wir können etwas bewegen!



P. S. Und wenn wir gemeinsam das Ziel erreichen, müssen wir, also die MMM-Crew, singen. Oder gar Blockflöte spielen. Das ist von den betterplace-Leuten als Anreiz gedacht - ich hoffe ja eher, diese Aussicht hält niemanden vom Mitmachen ab.

Freitag, 30. November 2012

Bitte melde dich!



"Bitte melde dich" ist eine neue Aktion aus dem Hause crafteln, die gerne von Euch kopiert werden darf.

In loser Reihenfolge, aber immer freitags, werde ich hier Stoffe einstellen, die mein Seelenheil und meine Lagerkapazitäten belasten, weil sie sich wie ein Fehlkauf anfühlen. Entweder habt ihr eine tolle Idee für mich, was ich mit diesem Stoff machen könnte, oder ihr schreit laut "hier" und nennt mir eure Idee, was ihr damit machen wollt. Je nach Stoff, bezahlt ihr entweder nur die Versandkosten oder aber einen kleinen Beitrag auf den wir uns einigen.

Ich bestätige hier wahrscheinlich nur den mir wahrscheinlich schon vorauseilenden Ruf als Streberin, wenn ich offenbare, dass dieser Strickstoff mein einziger echter Fehlkauf ist. Für alles andere im Vorrat besteht noch Hoffnung - oder handelt es sich dabei um einen Fall von Verdrängung? Aber auch ein einzelner ungeliebter Stoff ist ein Stoff zu viel, vergessen wir nicht: hinter jedem Stoff steckt ein Schicksal, eine Geschichte von Wünschen und Sehnsüchten. Lassen wir also den Stoff selbst zu Wort kommen:

Frage: Lieber Stoff, du möchtest an „Bitte melde dich“, dem Partnervermittlungsprogramm für ungeliebte Stoffe teilnehmen. Stell' dich bitte kurz vor und erzähle uns, wie du in Lucys Stofflager gelangt bist.

Stoff: Ich bin ein leichter Strickstoff aus Viskose-und-irgendwas, 1m lang, 1,40 breit. Ich stamme vom Holländischen Stoffmarkt, der an einem kalten, nieseligen Tag im November 2006 zu ersten und einzigen Mal in Leipzig gastierte. An diesem Tag lag ich lange auf dem Stoffstand herum, bis in den späten Nachmittag. Lucy hatte mich bei ihrer ersten Runde schon gesehen und befühlt und kam später noch einmal vorbei, um mich zu kaufen. 

Frage: Sie nahm dich also mit nach Hause. Wie ging es dann weiter?

Stoff: Ich wurde in eine Kiste gepackt. In der ersten Zeit nahm sie mich noch öfter heraus, um mich zu betrachten. Eine Weile lag ich sogar auf einem Burda-Heft, aus mir sollte ein leichtes Sommeroberteil mit V-Ausschnitt und kurzen Ärmeln werden. Aber daraus wurde nichts. Ich lag immer weiter unten in dieser Kiste, jahrelang.

Frage: Wie war das für dich? Wie hast du die Situation erlebt?

Stoff: Nicht so schön. Man will ja auch mal raus, mal unter Leute, was erleben. Am schlimmsten war eigentlich, dass ich nach ein paar Jahren jede Hoffnung verloren hatte. (Stoff fängt an zu weinen, schluchzt:) Ich hätte so gern noch einmal eine Chance, das ist doch unmenschlich, sowas! 

Also liebe Leserinnen und Leser, wer gibt diesem Strickstoff eine neue Chance? Ich verschicke ihn gegen Porto. Bitte melde dich!

Weitere einsame Stoff-Herzen in der Stoffpartnervermittlung bei Meike!

Donnerstag, 29. November 2012

Stop the Net Grab - Finger weg vom Netz. Petition für ein freies Internet

Wer soll zukünftig die Kontrolle über das Internet ausüben? Einzelne Staaten jeweils auf ihrem Territorium? Großkonzerne mit wirtschaftlichen Interessen? Und wer bezahlt künftig die Kosten für die Datenübertragung? Dies sind nur einige der Fragen, die bei einer Konferenz der Internationalen Fernmeldeunion (ITU), einer Sonderorganisation der UNO, vom 3. bis zum 14. Dezember in Dubai verhandelt werden.

Uns Internetnutzerinnen geht die Konferenz eine Menge an, denn sie wird möglicherweise bestimmen, wie wir uns in Zukunft im Netz bewegen können. In den Medien wird über diese Konferenz und ihre Implikationen bisher nur wenig berichtet, weil das Thema komplex ist und viele der geplanten Regelungen bisher nur inoffiziell bekannt geworden sind.

Die Kurzfassung: Die Internationale Fernmeldeunion (ITU) ist eine Sonderorganisation der UNO, die in internationalen Verträgen die weltweite Telekommunikation regelt und zum Beispiel Vorwahlnummern vergibt, die Abrechnungsmodalitäten bei grenzüberschreitenden Ferngesprächen bestimmt und ähnliches. Mitglieder der ITU sind vor allem Delegierte der Mitgliedsstaaten und Vertreter von Telekommunikationsfirmen.

Der jüngste der internationalen Verträge über Kommunikationsdienste datiert von 1988. Wie man sich denken kann, spielte das Internet in diesem Vertrag noch keine Rolle. Bei der ITU-Konferenz Anfang Dezember soll nun das Vertragswerk überarbeitet werden, und anscheinend ist auch eine Regulierung des Internets geplant. Die Vorschläge und Dokumente, die von den Konferenzteilnehmern diskutiert werden sollen, wurden in intransparenten Abstimmungsprozessen erarbeitet und erst vor kurzem der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, wie heise.de berichtet hat. Es kristallisiert sich heraus, dass Staaten wie Russland und China, die den Internetzugang ihrer Bürger ohnehin schon stark einschränken, darauf hinarbeiten, diese Zensur- und Kontrollmechanismen in den internationalen Verträgen zu verankern und damit zu legitimieren. Die Überwachung der Internetkommunikation und die inhaltliche Kontrolle des Internets wäre dann in anderen Ländern ebenso möglich.

Zweitens hat eine Reihe europäischer Telekommunikationsfirmen den Vorschlag eingebracht, die Sender von Daten sollten für die Datenübertragung in Form von Durchleitungsgebühren bezahlen. Dies würde eine Abkehr vom bisher verfochtenen Prinzip der Netzneutralität bedeuten, der Gleichbehandlung der Daten im Netz (ein anderes komplexes Thema). Im Klartext, sehr verkürzt: Wer viel zahlt, dessen Daten werden schneller übertragen, wer wenig zahlt oder nichts zahlen kann, muss sich hinten anstellen. Einem Großkonzern wie Google würde das wenig ausmachen, er müsste halt einen kleinen Teil seines satten Gewinns dafür ausgeben, dass die Daten schnell zum Nutzer gelangen. Inhaber einer privaten Webseite, unabhängige Blogger, kleine Nichtregierungsorganisationen könnten sich dies aber nicht ohne weiteres leisten und würden auf diese Weise vom Internet ausgeschlossen werden.

Wie es aussieht, haben sich seltsame Allianzen herausgebildet: eine Reihe mehr oder weniger diktatorisch regierter Staaten im Verein mit Telekommunikationsanbietern auf der einen Seite, die diese Regelungen befürworten, und die EU, die USA und Firmen wie Google auf der anderen Seite, die diese Regelungen ablehnen. Auch wenn ich Google nicht gerade uneingeschränkt für "die Guten" halte, denke ich, dass sie dieses Mal auf der richtigen Seite stehen.

Der Internationale Gewerkschaftsbund hat eine Petition für die Freiheit des Netzes organisiert, die ich unterschrieben habe. Bitte informiert euch, unterzeichnet und gebt der Link zur Petition weiter, denn die Zukunft des Internets geht uns Bloggerinnen und Blogleserinnen ganz besonders an, und es ist bitter nötig, dass eine öffentliche Debatte darüber geführt wird.

Weitere Informationsquellen:

Die Berliner Zeitung veröffentlichte gestern einen Artikel zum Thema: Krieg um das neue Internet   

Auf der Webseite des DGB, der als Mitglied des Internationalen Gewerkschaftsbundes die Aktion unterstützt, werden die geplanten Änderungen und die Folgen zusammengefasst: FAQ Internetregulierung

Auf Englisch eine Zusammenfassung bei Transparency international: The dawn of the virtual Big Brother?

Heise online hat eine Sonderseite zur Internationalen Telekommunikationskonferenz

Und die Petition (zur Zeit 21 408 Unterstützer!) findet sich hier bei change.org: Petition Finger weg vom Netz


Mittwoch, 28. November 2012

Das Nähkontor: Knöpfe, Borten, Retrostoffe in Prenzlauer Berg


Im Wochenrückblick hatte ich vor zwei Tagen ja schon ansatzweise vom Nähkontor in der Bötzowstraße geschwärmt, zu dessen Eröffnung das Kreuzberger Nähkränzchen am Samstag eine Betriebsausflug unternahm. Schon nach einer oberflächlichen Sichtung des Sortiments waren Catherine, Wiebke und ich uns einig: wäre dieser Laden in Kreuzberg und damit in unserer Nähe, es wäre unser Ruin. So eine große Auswahl an Knöpfen, so schöne Retroborten und -Stoffe und so ein stilvolles Geschäft kann man nämlich lange suchen.


Nina und ihre Geschäftspartnerin Elke übernahmen Möbel und Warenbestand eines alt eingesessenen Kurzwarenladens in Konstanz. Einige von euch werden sich vielleicht daran erinnern: Über dieses Geschäft, das es mehr als ein halbes Jahrhundert gegeben hatte, sendete der Bayerische Rundfunk vor etwa zwei Jahren einen kurzen Bericht, als die Besitzerin aus Altersgründen aufhören musste. Herz und Seele des Kurzwarenhandels sind nun nach Berlin transplantiert worden - in einen luftigen Eckladen mit Fünfzigerjahre-blaugrauen Wänden.


Dekorative Borten aus den letzten Jahrzehnten und eine Riesenauswahl an wirklich wunderbaren Knöpfen und dekorativen Gürtelschnallen teilen sich nun die Regale mit Kurzwaren eher praktischer Art wie Schräg- und Gummibändern, Bündchen und Reißverschlüssen und Einlagen. Ergänzt werden die alten Stoffe und Borten von neuer Ware, Stoffstandards wie guten Futterstoffen, Feincord und Jersey in verschiedenen Farben, aber auch einigen Jersey- und Baumwolldrucken.    


Sehr angenehm finde ich, dass das Stoffangebot nicht in erster Linie auf zu benähende Kinder ausgerichtet ist, wie in vielen anderen Läden. Nein, hier bekommt man alles, um ernsthaft für Erwachsene zu nähen. Besonders interessant dürfte das Nähkontor für die Retronäherinnen unter uns sein: sucht ihr zu dem Sommerkleidschnitt aus den 50ern oder dem Jackie-Kennedy-Jäckchen aus den Sechzigern den passenden Originalknopf, findet ihr ihn vermutlich hier. 


Stoffbezogene Knöpfe und Gürtelschnallen passend zum Kleid können die zwei Damen vom Nähkontor demnächst auch herstellen, die Maschinen stehen schon bereit.


Nina lernte ich ursprünglich in der Strickrunde kennen, wo sie ab und zu von den Fortschritten bei Ladenumbau und Warensortierung erzählte, über die sie auch im Nähkontor-Blog berichtete. Die beiden renovierten den Laden nämlich zu einem großen Teil selbst, und die Kurzwaren aus Konstanz kamen in Umzugskisten verpackt und müssen sortiert, gezählt und inventarisiert werden. Bei der Eröffnung durfte ich einen kurzen Blick in einen Nebenraum werfen - dort waren die Kisten immer noch bis zur Decke gestapelt, nach Ninas Schätzung lagert dort noch einmal so viel, wie jetzt schon im Laden einsortiert ist, und demnächst soll es das meiste auch in einem Online-shop geben.[Ergänzung 19.8. 2013: der Onlineshop ist jetzt eröffnet: naehkontor.de.]


Nicht zuletzt laufen ab sofort auch Nähkurse und Nähworkshops für Erwachsene und Kinder, die in einem gut ausgestatteten Kursraum stattfinden, von dem ich leider kein Foto gemacht habe. 

Nähkontor
Bötzowstr. 13/Ecke Käthe-Niederkirchner-Str.
10407 Berlin

www.naehkontor.de 

Wer einen weiten Weg ins Bötzowviertel auf sich nehmen muss, braucht vor der Heimreise bestimmt eine Stärkung: in der Österreichischen Konditorei Franz-Karl in der Bötzowstraße 15 (laut Webseite nur Mittwoch bis Sonntag geöffnet) gibt es beste Torten, z. B. Mohn-Apfel-Karamelltorte.

Besuchenswert ist außerdem der Laden der Fachfrau, Bötzowstraße 37. Das Konzept ist ähnlich wie in der "Galerie von Fach zu Fach", auf die ich bei meiner Charlottenburg-Tour gestoßen war: Die Regalfächer können wochenweise gemietet werden, angeboten werden Kunst, Selbstgemachtes und Altes.

Montag, 26. November 2012

Wochenrückblick KW 47



1. Da geht die Kuh die Wände hoch! Dietrich-Bonhoeffer-Straße, Prenzlauer Berg.

2. Da geht Nähbegeisterten das Herz auf: im Nähkontor in der Bötzowstraße 13. Das Kreuzberger Nähkränzchen machte am Samstag einen kleinen Betriebsausflug zur Eröffnung. Catherine hatte gestern schon Bilder gezeigt und darüber geschrieben, ich sortiere gerade noch Bilder und schreibe dann morgen was. Heute nur soviel: der Laden ist eine Wucht.

3. Aus naheliegenden Gründen bin ich etwas Sewalong-erschöpft, aber falls ihr noch nicht genug habt: Katharina, sewing addicted, hat sich der Weihnachtskleider und des Gemeinschaftsnähens angenommen - der sewalong begann gestern mit der Schnittfindungsphase, alles weitere findet ihr hier bei Katharina.   

4. Modepräsentation in Neukölln: noch bis zum 1. 12. zeigt das Neuköllner Mode-Netzwerk Nemona  einige Designer des Bezirks in einem temporären Laden in der Ganghoferstr. 2. Ich habs auch noch nicht gesehen, mir den Besuch aber fest vorgenommen.

Sonntag, 25. November 2012

Aus Stoffmanipulation wird Stoffspielerei


Die Stoffmanipulations-Aktion von Suschna startet heute neu als Stoffspielerei und mit etwas verändertem Modus: Die Gastgeberrolle wechselt, heute sammelt Kathrin, annekata die Beiträge.
Ich hatte in meinen Stoffmanipulationsbeiträgen dieses Jahr bisher immer mit weißen Stoffen experimentiert und anschließend aus den Experimenten Stoffbeutel genäht. Nach einer stattlichen Reihe von Beuteln denke ich aber, jetzt ist es genug und nehme den Namenswechsel zum Anlass, die stoffspielerischen Experimente auf andere Objekte auszudehnen, vorzugsweise auf welche zum Anziehen. 


"Origami" oder "Licht und Schatten" waren die Stichworte, die sich Kathrin als Ausgangspunkt ihrer eigenen Stoffspielereiexperimente in diesem Monat gegeben hatte. Das traf sich gut, denn schon lange wollte ich einen Schal aus schwarzem, transparentem Baumwollvoile (eigentlich ein schmal gesäumtes, großzügiges Stück Meterware) "irgendwie" gestalten. Ich liebe solche Baumwollschals, nur ihre meistens indisch-alternativ-ökologische Optik liebe ich nicht. Ein Versuch mit aufgenähten Jerseyapplikationen im Alabama-Chanin-Stil sah nicht so schön aus, wie ich es mir vorgestellt hatte.


Deshalb probierte ich jetzt etwas Einfaches, ohne großartige Muster: aus Resten vom Mantelstoff - dicker schwarzblauer Wollflausch - schnitt ich Kreise in etwa 2-€-Stück-Größe. Sie wurden mit rotem Sticktwist mit einigen Knötchenstichen auf dem Schal befestigt, in einer lockeren, unregelmäßigen Bordüre entlang der schmalen Seiten.


Die Schalenden bekommen dadurch ein schönes Gewicht, die roten Knötchen leuchten aus dem Ton-in-Ton-Schwarz aus feiner Baumwolle und dicker Wolle. Wenn der Schal gewaschen wird, werden sich die Wollkreise vermutlich noch etwas mehr verfilzen und dadurch noch plastischer werden.

Noch einfacher und schneller ließe sich die Idee umsetzen, wenn man die Kreise mit der Maschine aufnäht: mit Garn in einer Kontrastfarbe fast auf der Stelle hin- und hernähen, Anfangs- und Endfäden lang lassen, den Unterfaden auf die Vorderseite ziehen und die Fäden fransig hängen lassen. Vielleicht probiere ich das mit dem zweiten Schal, den ich aus der Meterware geschnitten habe.

Die Stoffspielereien des Tages sammelt Kathrin hier - wegen der Zeitverschiebung etwas später als sonst. Der nächste Stoffspielerei-Termin ist am 30.12., gesammelt wird hier bei mir, Mitmacherinnen sind willkommen - schickt mir eventuell eine Mail mit eurem Link oder schreibt am 30. einen Kommentar, damit ich euch finde.