Heuer (wie der Österreicher sagt) habe ich tatsächlich zum ersten Mal das Bedürfnis, zum Jahreswechsel einen Blick auf das vergangene Jahr zurück zu werfen, um Vergangenes Vergangenheit sein zu lassen und 2013 eine neue Seite aufzuschlagen. In der Regel messe ich dem Jahreswechsel keine besondere Bedeutung zu. Das eine Jahr gleitet ohne Übergang in das andere, was in einem Jahr begonnen hat, setzt sich im folgenden fort, Altes wird abgestreift, Neues beginnt, na und? Kein Grund, Vorsätze zu fassen und sinnierend zurückzublicken. Diesmal aber brauche ich ein persönliches Abschiedsritual: was aufgeschrieben ist, ist gebannt und bleibt dort, wo es hingehört.
2012 war für mich ein schweres Jahr. Es brachte großen persönlichen Kummer. In einem emotionalen Ausnahmezustand Anfang des Jahres musste ich in kurzer Zeit weitreichende Entscheidungen treffen und mich mit sehr unangenehmen Leuten herumärgern. Daneben ging das Tagesgeschäft weiter, ein nicht ganz glatt verlaufender Büroumzug und die Arbeit am Buch kamen dazu. Glücklicherweise kann ich im Rückblick sagen, dass ich die richtigen Entscheidungen getroffen, das Buchprojekt erfolgreich abgeschlossen habe und auch sonst nicht zusammengebrochen bin. Im letzten Quartal war dann ziemlich die Luft raus, nichts ging voran, selten ist eine Schreibtischplatte mehr angestarrt worden als meine, und neben dem Gefühl, nichts gebacken zu kriegen, hatte ich gefühlt auch keine Zeit für anderes.
Ebenfalls in der ersten Jahreshälfte steckte ich viel Zeit und Arbeit ein Zeitschriftenprojekt, das aber nicht aus der Planungsphase oder sagen wir besser: heiße-Luft-Phase herauskam. Ich habe für den Papierkorb geschrieben, habe dabei aber viel über mich und andere gelernt, und das ist ja nur gut.
Zuerst einmal - vielleicht eine banale Erkenntnis für jemanden, der sowieso ständig schreiben muss - dass ich mich auf meine Schreibkompetenz verlassen kann und dass die Schreibstrategien funktionieren, die ich mir im Laufe der Jahre angeeignet habe. Zweitens, dass ich trotz des zuletzt vorherrschenden gehetzten Gefühls Zeit habe, Zeit, die ich für mich und für bessere Projekte verwenden könnte. Drittens, dass ich mich nicht aus Nettigkeit in Projekte hineinziehen lassen soll, von denen ich von Anfang an nicht überzeugt bin und dass ich mich von Projekten trennen muss, die mich belasten. Und nicht zuletzt verraten scheiternde Projekte wie dieses viel über die Mitstreiterinnen und Mitstreiter, nämlich darüber, wer wirklich bei der Sache bleibt, wenn es um echte Arbeit geht, und wer lieber die anderen machen lässt.
Einige Konsequenzen in punkto belastende Projekte hatte ich schon 2012 gezogen, indem ich die Mitorganisation der BMQG abgegeben habe. Das ging - warum auch immer - nicht ganz ohne zwischenmenschliche Konflikte ab, aber wie auch bei meinem persönlichen Ärger zu Jahresanfang sind solche Konflikte ein gutes Mittel, die Spreu vom Weizen zu trennen. Auch das bringt mehr Klarheit und macht es leichter, sich ohne Bedauern von persönlichen Beziehungen zu trennen, die weder wertschätzend noch freundlich sind.
Dennoch war 2012 nicht nur schlecht! Eher ein Jahr der Extreme. Ich habe ungeheuer viele freundliche Mails von Leserinnen bekommen die ich hoffentlich alle beantwortet habe (wenn nicht, schreibt mir bitte nochmal, dann ist mir das durchgerutscht). Es war ein Vergnügen, sich mit euch online und offline, in den Kommentaren und per Mail über unser gemeinsames Hobby auszutauschen. Da ich mich im "realen Leben" so viel mit menschlicher Niedertracht herumschlagen musste, war ich noch mehr als sonst davon überwältigt, wie viel voraussetzungslose Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft einem im Netz, aber auch bei Treffen mit Leserinnen und Mitbloggerinnen begegnen. Um so überwältigender, da es sich ja um Menschen handelt, die man "eigentlich" gar nicht kennt und die gar nicht zum Nettsein verpflichtet sind.
Trotz widriger Umstände habe ich nicht wenig gebloggt, wenn auch weniger genäht als 2011. Viele Kleinigkeiten, die Taschen des Stoffmanipulationsprojekts, eine große Tasche, zwei Röcke, einfache T-Shirts, ein Wickelkleid und natürlich den Wintermantel. Gegen Ende des Jahres habe ich vor allem gestrickt - das geht immer dann noch, wenn Energie und Aufmerksamkeit für ein Nähprojekt nicht ausreichen.
Was soll nun 2013 blog- und nähtechnisch bringen? Ich möchte - natürlich - wieder mehr nähen. Einige Schnitte aus den Pattern-Magic-Büchern umsetzen, endlich den Blazer fertignähen, den Schnitt für das Absolut Perfekte Sommerkleid finden, im Herbst wieder einen Mantel machen, Kissenbezüge für das Wohnzimmersofa patchen und für die Balkonstühle, wieder alten Kleidern neues Leben einhauchen.... Ihr seht schon, an Ideen und Plänen ist kein Mangel.
Der Wintermantel-Sewalong jetzt im Herbst war zwar anstrengend, hat mir aber auch sehr viel Spaß gemacht. Für 2013 habe ich mir schon ein Sewalong-Thema überlegt, bei dem auch Nähanfänger mitmachen können, los geht's wahrscheinlich im April/Mai.
Auf die Stoffspielereien, vormals Stoffmanipulation freue ich mich, und auch darauf, wieder häufiger am Me made Mittwoch teilzunehmen. Außerdem plane ich schon länger einige Artikel, die ein bißchen über den DIY-Tellerrand hinausblicken, eine Rubrik, die ich im letzten Jahr ziemlich vernachlässigt habe.
Ich wünsche euch allen ein erfolgreiches, gesundes, glückliches Jahr 2013 mit viel Zeit und Muße für kreative Unternehmungen. Lasst - wie ich - das Schlechte im alten Jahr und nehmt nur das Gute mit. Wir sehen und lesen uns!