Bei meinen Spaziergängen, die seit einer Weile wegen eines gesundheitlichen Problems leider viel zu kurz ausfallen, stechen mir immer wieder die schönsten Farben, Formen und Strukturen ins Auge. Malerische Spätsommerwiesen soweit das Auge reicht. Ruhe, klare Farben, reine Luft. Welche Jahreszeit auch immer, die Natur ist für mich das Sinnbild der puren Eleganz. Sie liefert eine Fülle an Ideen, man muss nur darin blättern. Wie ein einem Interieurbuch mit vielen schönen Seiten. Alles wirkt harmonisch und wie aufeinander abgestimmt. Es ist wirklich faszinierend, was die Natur uns an Inspiration liefert. Der leicht verblichene Beige des Heus, dass blättrige Grau des morbiden Holzschuppens, der zerbrechlich am Waldrand lehnt. Ich werde nie müde, mich an jeder einzelnen Nuance zu erfreuen. Alles scheint mit einer sicheren Hand wie zufällig, leicht und mühelos arrangiert. Ein fantastischer Mix aus Naturtönen, die ich von Herzens gerne auch zuhause um mich herum mag und die sich im übrigen auch in meiner Kleidung widerspiegelt. Farben und Töne, die eine sanfte Ruhe ausstrahlen, schenken mir dieses leichte Wohlgefühl. Nichts schrilles, auffallendes, lieber zurückhaltend mit einem Hauch von Raffinesse. Genau das ist meins, wirklich nichts anderes würde zu mir passen.
Jetzt im Spätsommer winken Schafgarbe und wilde Möhre dem Betrachter freundlich und mit einem stumpfen Weiß von den Feldrändern zu. Ein müdes Blattgrün kriecht mit langen Armen aus der Brombeerhecke heraus, und in einem spröden Braun wippen die Gräser am Feldrand gedankenverloren im Wind. Da steckt Harmonie drin, wohin man auch schaut. Diese Nicht-Farben des Spätsommers sind für mich einfach zu schön und wie ihr merkt, komme ich aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus. Darum fällt es mir oft ziemlich schwer, mit leeren Händen zurück nach Hause zu laufen. Zum meinem großen Glück muss ich das aber auch nicht.
Ich muss euch gestehen, dass ich die wilde Möhre mein heimlicher Liebling ist. Grazil ist sie wie ich finde, und gleichzeitig elegant scheint sie über den Wiesen zu schweben. In ihrer Jugend trägt sie gerne einen ausladenden Hut aus ineinander verwebten Sternen. Diesen befestigt sie für gewöhnlich mit einer schwarzen Hutnadel, damit der Wind ihn ihr nicht vom Kopf weht. Mit zunehmenden Alter verändert sich die Diva, da trägt sie vorzugsweise einen vornehmen Dutt, der mich sehr stark an ein Einkaufskörbchen erinnert. Ich mag sie in jedem Abschnitt ihres Seins, egal ob mit Hut oder Körbchendutt. Ich pflücke sie in verschiedenen Altersgruppen und stelle sie zuhause in eine Vase.
Sie ist ein wenig hochnäsig meinst du? Nun, vielleicht hast du nicht ganz unrecht. Aber schau mal, schwebt sie nicht auch mit einer gewissen Leichtigkeit über den Dingen? Ich beneide sie schon ein wenig um diese Gabe. Denn ist es ist nicht eine große Kunst, sich von nichts und niemanden verbiegen zu lassen, sondern erhobenen Hauptes sein eigenes Ding zu machen?
"Die Natur allein ist unendlich reich und bildet den größten Künstler."
- Johann Wolfgang v. Goethe -
Manchmal entdeckt man an den Feldrändern auch alte Obstbäume, wie Apfel, Quitte oder Birne. Das sind ganz besondere Schätze. In Schüsseln, Körben oder einer Jardiniere verteilt strahlen sie beinahe eine ländliche Ruhe aus.
Diese Deko ist einfach, natürlich und im handumdrehen gezmacht. Je älter ich werde, umso mehr mag ich diese Natürlichkeit um mich herum. Weniger gekauftes, sondern an die aktuelle Jahreszeit angelehntes. Es muß nicht viel sein. Einfach, pur und natürlich.
"Beschränke alles auf das Wesentliche, aber entferne nicht die Poesie."
- Leonard Koren -
"Wer den Weg zur Natur findet, findet auch den Weg zu sich selbst."
- Klaus Ender -
Alles Liebe wünsche ich euch. Habt es fein und noch ein gaaanz wunderschönes restliches Wochenende. xox, Meisje