"Der Kopf.
Manche Leute neigen ihn,
manche verstecken ihn,
manche verlieren ihn.
Ich bevorzuge diejenigen, die ihn benutzen."
Rita Levi-Montalcini (1909-2012)
"Die persönliche Perspektive ist immer begrenzt.
Ich muss akzeptieren,
dass Menschen anders
auf die Welt schauen als ich."
Jürgen Wiebicke, Journalist & Schriftsteller
"... was Faschismus auf der emotionalen Ebene ist:
eine verzweifelte Flucht vor Verletzlichkeit."
Gabor Maté, Suchttherapeut
Seit bald einem Dreivierteljahr war ich nicht mehr dort. Viel ist inzwischen passiert, und ich habe mal wieder meinen Blick auf die Welt verändern müssen. Aber gefahren bin ich jetzt, um praktische Hilfe beim Start in ein neues Schuljahr zu leisten. Das kriegt ja meine Altersklasse gar nicht mehr mit ( es sein denn, sie gehört zu den Großeltern und ist als Notstopfen gefordert ), was für eine Zumutung unser Bildungswesen inzwischen ist. Und das, wo von den Müttern erwartet wird, sich der Wirtschaft & dem Erwerbsleben voll zur Verfügung zu stellen. Ein Brechreizthema für mich - dazu weiter unten mehr.
Aber so hatte ich meine Enkelinnen um mich. Und im Verlaufe der Woche ein paar andere nette Kinder dazu.
Am Dienstag habe ich auch meinen Lieblingsfloristen vor Ort aufgesucht und zugeschlagen: Drei wunderbaren jungen Frauen wollte ich zum Eintritt in eine neue Lebensphase Blumen überreichen.
... und habe gelernt, was eine "Sommerstraße" ist, und dass frau in der bayrischen Hauptstadt auch ganz schnell in Kontakt zu anderen stolzen Omas kommen kann.
Die Idee, mit großen Blumenkübeln und bequemen Gartenstühlen öffentlichen Raum für die Begegnung der Stadtbewohner zu schaffen statt für wärmespeichernde Blechkisten, gefällt mir sehr.
Perspektivwechsel aus dem siebten Stock
Der Mittwoch mit meinem Ausflug auf den Ostfriedhof kann am Sonntag im Blog als Monatsspaziergang nachvollzogen werden. Und der Donnerstag ist schon bei "12 von 12" verbloggt. Bleibt noch der Freitag:
Ich freu mich über Sterne, ich freu mich über Schornsteinfeger ( auch wenn sie hier eher Kaminkehrer heißen ).
Ich kam auch mit dem Regen klar, der am Freitag lange nicht so intensiv war, wie angekündigt, aber mit einer Temperatur von maximal 9° C auch nicht wirklich spielplatzkompatibel.
Es bröckelt an allen Ecken & Enden des Landes, doch für die Politiker*innen hier bei uns gibt es in letzter Zeit nur ein einziges Thema, das zählt, und das ist Migration und Asyl.
Ich erlebe gerade hautnah, wie desinteressiert so angebliche Wichtigkeiten wie Kinder und Schule bzw. Bildung angegangen werden am Beispiel meiner Enkelin in einer Münchner Grundschule. Dort wurde bereits zu diesem Schuljahr offiziell die Offene Ganztagsschule eingeführt, die verbindlich erst im August 2026 ( und dann zunächst nur für die Erstklässler des Schuljahres 2026/27 ) kommen soll. Das Gesetz besagt, dass an mindestens vier der fünf Wochentage ab Unterrichtsende bis grundsätzlich 16 Uhr verlässliche Bildungs- und Betreuungsangebote für die Kinder, deren Eltern es wünschen bzw. aufgrund ihrer beruflichen Situation benötigen, angeboten werden.
Bisher gab es an dieser Schule eine Übermittagsbetreuung, organisiert von der Caritas, die gut funktioniert und durchaus sehr liebevolle Mitarbeiter beschäftigt hat. Warum die Schule diese Möglichkeit gecancelt hat, ist nicht mit den Eltern der Schule kommuniziert worden.
Nun hat das Schuljahr seit vergangenem Dienstag begonnen. Für die Kinder, die der Ganztagsbetreuung bedürfen, gab es diese Woche nur eine Notbetreuung, warum auch immer. O. K., kann passieren. Aber was jetzt folgt ist für mich als ehemalige Grundschullehrerin ( auch in Leitungsfunktionen ) nicht nachvollziehbar: Keine Liste, wer notbetreut wird. Stattdessen weinende Kinder, die nach Unterrichtsschluss pauschal da behalten werden, also erst einmal nicht gehen dürfen, bis das geklärt ist & die Angst bekommen, ihre Erwachsenen würden inzwischen nicht mehr draußen auf sie warten. Weinende Kinder, die nicht wissen, wie ihre Betreuer heißen und wer von denen als Ansprechpartner für sie zuständig ist und ihnen klare Ansagen machen kann. Kein Mittagessen ( nur Ravioli aus der Dose ), keine Aufsicht, wenn die Kinder nachmittags auf dem Schulhof sind ( den jeder von der Straße betreten kann ), so gut wie kein Spielzeug drinnen wie draußen ( ein Ball, ), kein Bastelmaterial oder andere Möglichkeit der Beschäftigung wie Brettspiele.
Und folglich dann auch verunsicherte Mütter ( und ja: auch Väter ), die nun nicht wissen, ob sie sich verlassen können, ihrem Beruf oder ihrer Ausbildung nachzugehen. Meine Tochter hat gerade nach langer Familienzeit hoffnungsfroh & engagiert eine Rückkehr ins Erwerbsleben initiiert. Das geht mir alles nahe, lässt aber auch meinen Hals anschwellen, denn es zu regeln, ist doch wahrlich eine einfache Übung, die vor Schuljahresbeginn hätte erledigt werden können, wie ich aus eigener langjähriger Erfahrung weiß. Und ehrlich gesagt, auch Aufgabe einer „hoheitlichen Einrichtung“.
Liegt alles an der Migration, klar. Für mich ist das mal wieder ein weiteres, kleines Beispiel für die allgegenwärtige Dysfunktionalität in öffentlichen Bereichen, für Gleichgültigkeit bzw. Kopf-in-den-Sand-Stecken, Kontrastprogramm zu den vollmundigen Bekundungen von Politik & Verwaltung, Sonntagsreden statt wirklichem Interesse daran, dass die Menschen in diesem Land gut leben können.
Die eingestürzte Dresdener Brücke ist da nur ein weiteres kleine Puzzleteil. Und wer ist schuld? Migranten? Asylanten? Die Grünen? ( Nicht überraschend, dass in den social media in diesem Zusammenhang mit einer üblen Fotomontage wieder gegen Ricarda Lang unter der Überschrift "Teileinsturz der Carolabrücke" gehetzt - und reichlich geherzt - wird. Der Angriff auf ihr Aussehen verfolgt einzig & allein das Ziel, sie als Mensch zu erniedrigen, anstatt sich mit ihren politischen Positionen oder denen ihrer Partei auseinanderzusetzen. Einen Teufel werde ich allerdings tun, so eine Niedertracht zu verlinken oder hier zu zeigen. ) Vergessen, dass wir seit Jahr & Tag Verkehrsministerien unter CSU - Führung hatten? Einschlägigen Kreisen ist der Verursacher ohnehin klar: Der Islamismus! Ist doch am Jahrestag von nine eleven passiert. ( „Denk doch mal nach!“, heißt es gleich wieder. )
Wenn ich momentan nicht so von meinen Liebsten umgeben wäre: Ich könnte irre werden an dieser Welt und an etlichen Mitmenschen…
Ich verlinke trotz mieser, da sorgenvoller Stimmung diesen Post mit Andrea Karminrots Samstagsplausch. Dann geht es zu Nicole/niwibo und ihrem neuen Monatsthema & zu Andrea, der Zitronenfalterin, und ihren Sonntagsschätzchen wie dem Mosaic Monday von Heidrun.