Bildung Und Rassismus

Wie kann die diversitätsorientierte Organisationsentwicklung in der Praxis gelingen? Am Beginn eines jeden diskriminierungskritischen Prozesses steht die Verständigung über ein kritisches Verständnis von Diskriminierung. Am IDB haben wir in Bezug auf Rassismus dazu den Fragenkatalog „Meine Organisation und Rassismus“ entwickelt. Dessen Bearbeitung erlaubt es Teilnehmenden, das Thema Rassismus in der Organisation zu benennen, Rassismuskritik als Querschnittsaufgabe zu verstehen und Strategien für verändertes Handeln in der Organisation zu entwickeln.

Online unter: https://www.deutsch-plus.de/wp-content/uploads/2019/03/izv20191-boenkost-1.pdf

Mit diesem dialogischen Artikel ist es unsere Absicht,  rassismuskritische Bildungsarbeit im Schwarz-weißen Team zu diskutieren und dabei unsere eigene Zusammenarbeit, im Hinblick auf Bündnisarbeit in rassistischen Gesellschaftsverhältnissen, kritisch zu reflektieren.

In diesem Band widmet sich Nora Sternfeld der Frage, wie Kunstvermittlung im 21. Jahrhundert jenseits “einer einfachen Übermittlung oder jener einer konsenssuchenden Mediation” (S. 9) verstanden kann. Dabei entwickelt sie nach Spivak im Anschluss an postkoloniale Theorien ein Verständnis von “Verlernen”, das gängige strukturelle Machtstrukturen hinterfragt und dadurch erst andere Relationen zum Vorschein kommen lässt. An zwei Straßenblockaden der Künstlergruppe Public Movement zeigt sie Situationen, in denen traditionelles und kulturelles Wissen innerhalb einer Aufführung im öffentlichen Raum zu einem Prozess des Verlernens werden und ihn dadurch allererst reflektierbar machen.

Dieser Beitrag stellt eine Denkfigur vor, die ich im Rahmen meiner Hochschullehre zum Thema Diskriminierungskritik in den Gender Studies entwickelt und seitdem in unterschiedlichen Kontexten diskriminierungskritischer Bildungsarbeit angewendet habe. Dieses Analysemodell, das „De_Stabilisationsdreieck“, dient der Reflexion von Verstrickung und Handlungsfähigkeit in einer Gesellschaft geordnet von strukturell verorteten Macht- und Ungleichheitsverhältnissen. Es stellt sowohl ein Werkzeug für eine diskriminierungskritische Hochschullehre als auch ein Reflexionsinstrument für die diskriminierungskritische (pädagogische) Praxis im außeruniversitären Bereich dar. Es bietet Ansatzpunkte dafür, Kritik an Diskriminierung mit ihren Widersprüchen und Möglichkeitsräumen denkbar zu machen.

Rassismus betrifft alle Menschen in Deutschland, wenn auch auf unterschiedliche Weise. Wie wir von Rassismus betroffen sind, formt unsere Perspektive auf ihn. Die Perspektive wiederum beeinflusst, wie wir mit ihm umgehen sowie welche Möglichkeiten und Schwierigkeiten damit verbunden sind. In diesem Beitrag formuliere ich einige Gedanken zu den Bedingungen für die Arbeit gegen Rassismus durch weiße Personen.

Die Handreichung enthält neben Erklärungen zentraler Fachbegriffe, handlungsorientierte Fragenkataloge für die Reflexion der Bereiche "eigenes Handeln", "Bildungsmaterial" und "Organisation Schule" sowie Unterrichtsbeispiele für die pädagogische Praxis. Herausgegeben vom Landesinstitut für Schule und Medien Berlin-Brandenburg (LISUM).

In diesem Beitrag diskutiere ich weiße Privilegien im Kontext Schule. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit liste ich einige weiße Privilegien auf, die weiße Schüler*innen und weiße Lehrer*innen besitzen. Die Privilegienlisten richten sich an weiße Lehrkräfte. Für sie gehört die Fähigkeit zur kritische Reflexion der eigenen weißen Positionierung zur professionellen Handlungskompetenz. Die Listen sollen weiße Lehrkräfte dabei unterstützen, sich ihrer weißen Privilegien bewusst zu werden. Sie sollen dabei helfen, rassistische Diskriminierungen in der Schule besser zu erkennen, um gegen sie angehen und dem eigenen pädagogischen Auftrag gerecht werden zu können.

Der Artikel bietet eine grundlegende, kurze Einführung in den Zusammenhang von Sprache als Ort sozialer Bedeutungs- und Wirklichkeitsproduktion und zeigt Zusammenhänge zwischen Sprache als symbolischer Machtpraxis und rassistischen Praxen der Benennung und Bedeutungsgebung auf. Abschließend werden Impulse für eine rassismuskritisch reflektierte Sprach- und Denkpraxis skizziert, die die Wirkmächtigkeit rassistischer Praxen erkennt, benennt und an der Entwicklung einer sprachlichen Praxis interessiert ist, die weniger stark auf Rassismus angewiesen ist.

Online unter:
https://www.stadt-muenster.de/fileadmin//user_upload/stadt-muenster/v_zuwanderung/pdf/Denkanstoesse_fuer_eine_rassismuskritische_Perspektive_finale_Fassung.pdf

Critical Whiteness ist seit einiger Zeit ein wichtiger Bezugspunkt innerhalb der (akademischen) antirassistischen und queerpolitischen Linken. Wir haben in der Ausgabe Nr. 575 der Zeitschrift analyse & kritik im September 2012 unter dem Titel "Decolorize it" bereits einen Artikel veroö ffentlicht, der allerdings die Art der Bezugnahme antirassistischer und akademischer Kreise auf das Konzept "Critical Whiteness" kritisiert hat. Der Artikel ist auf Widerspruch, aber auch Zustimmung gestoßen. Zustimmung erhielten wir dabei offensichtlich auch von Personen, die einzelne unserer Argumente herausgriffen und als Legitimation missbrauchten, sich nicht mehr mit Rassismus auseinanderzusetzen. Wir weisen diese Lesart zuruö ck. Im folgenden Text nehmen wir eine weitere Ausdifferenzierung unserer Argumentation vor.

Die vorliegende Bachelor-Arbeit ist eine theoretische Annäherung an eine im Master-Studium angedachte empirische Untersuchung von politisierten Identitäten. Hierbei liegt der Fokus auf Identitätsaushandlungen von rassifizierten Menschen in Deutschland innerhalb sogenannter safe spaces. Mit politisierten Identitäten sind hier zum einen bewusste Positionierungen zu gesellschaftlichen Identitätskonstruktionen - also der Einbezug dieser in die eigene Identitätspolitik - und zum anderen stigmatisierte Identitäten (vgl. Goffman 1975) gemeint, über die ein öffentlich wirksames Wissen als >Kollektiv< existiert, gemeint. Für ein Verständnis des sozial wirkmächtigen Konstruktes >Rasse< sind vor allem die symbolischen Sinnbilder und kulturelleren Deutungsmuster einer Gesellschaft von Relevanz (vgl. Hall 2000). Symbolische Ordnungen und kulturelle Deutungsmuster sind aus wissensoziologischer Perspektive sowohl Produkt von menschlichen Interaktionen, als auch notwendiger Bestandteil für die Identitätskonstruktion von Individuen (vgl. Berek 2009). Dementsprechend kann die Untersuchung von Rassismus nach Mark Terkessidis keine
„einfache wissenschaftliche Untersuchung eines „Objektes“ sein. Sie muss den Prozess der Herstellung dieses „Objektes, also seiner Objektivierung, analysieren, einen Prozess, an dem die Wissenschaft selbst maßgeblich beteiligt war und ist“ (Terkessidis 2004:35). Die Rassifizierung von Menschen als soziale Zuschreibung, race making also, wird in dieser Arbeit daher anhand von Wissens(re)produktionen im Sinne der gesellschaftlichen Konstruktion von Wirklichkeit bei Berger und Luckmann betrachtet.

Soll Rassismus langfristig abgebaut werden, muss dieser zunächst einmal erkannt und als strukturelles Phänomen begriffen werden. Ein Anliegen, das u. a. auch der im November 2020 von der Bundesregierung beschlossene Maßnahmenkatalog zur Bekämpfung von Rassismus und Rechtsextremismus thematisiert. Explizit verlangt wird eine kritische Aufarbeitung der Kolonialgeschichte und Auseinandersetzung mit dem Zusammenhang von Kolonialismus und Rassismus. Jule Bönkost plädiert für eine Verbindung von schulischer und außerschulischer Bildungsarbeit und Kolonialismusaufarbeitung. Sind doch die Auswirkungen des Kolonialismus auf die aktuellen gesellschaftlichen Verhältnisse noch zu wenig bekannt. Die Auseinandersetzung mit Rassismus und Kolonialismus in der schulischen und non-formalen Bildungsarbeit ist voraussetzungsvoll. Pädagogische Fachkräfte benötigen hierfür neben einer sorgfältigen Vorbereitung angemessenes Wissen. Dies schließt die selbstkritische Reflexion eigener Weltbilder mit ein. Rassismuskritische Bildungsarbeit ist eine ständige Gratwanderung, die nicht frei von Verstrickungen und Spannungen ist.

In diesem Beitrag diskutiere ich weiße Privilegien im Arbeitsalltag. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit liste ich weiße Privilegien auf, die Weiße im Berufsalltag genießen. Die Liste scheint mir geeignet zu sein, um von weißen Arbeitgeber:innen und Beschäftigten als Sensibilisierungsinstrument genutzt werden zu können, um sich der eigenen weißen Privilegien im Berufskontext bewusst zu werden. Vor allem in Kolleg:innengesprächen und Supervisionsveranstaltungen sowie rassismuskritischen Fortbildungen zur Sensibilisierung kann die Liste ein sinnvolles Ausgangsmaterial für die kritische Reflexion des eigenen Handelns im Berufsalltags sein. In diesem Sinne hoffe ich, Arbeitgeber:innen und Beschäftigten mit diesem Beitrag einen nützlichen Impuls für rassismuskritische Praxis im Arbeitskontext zu geben sowie die Notwendigkeit von entsprechenden innerbetrieblichen und außerbetrieblichen Bildungsangeboten aufzuzeigen.

Um eine Beschäftigung mit dem Aspekt Emotionen und Rassismus(kritik) in Bildungszusammenhängen in Deutschland voranzutreiben, diskutiert der Beitrag am Beispiel Hochschule, inwiefern ein Lernen über Rassismus einen emotionalen Lernprozess darstellt. Dabei liegt der Fokus auf weißen Lernenden. Besprochen werden rassismusrelevante emotionsbasierte Hindernisse beim Lernen über Rassismus für Weiße und die Funktion von weißen Emotionen als rassistische Diskriminierung. Als Strategie rassismuskritischer Lehre wird die Normalisierung der weißen Emotionen als Herausforderungen für Weiße beim Lernen über Rassismus vorgeschlagen. Damit sollen Denkanstöße für positionierungssensible Überlegungen zu einer Lehre zum Thema Rassismus gegeben werden, die die Emotionen der Lernenden und Lehrenden als relevant für rassismuskritische Lehr-Lernprozesse mitdenken. Hierfür wird auf Ergebnisse der US-amerikanischen Forschung zu Rassismus und Gefühlsleben zurückgegriffen.

Die gesellschaftliche, soziale und individuelle Wirklichkeit Deutschlands wird grundlegend von Migrationsphänomenen geformt. Dies gilt auch für die Themen und Fragen, mit denen sich die Pädagogik befasst. Mit der Migrationspädagogik hat sich eine Perspektive etabliert, mit der das Feld Bildung in der Migrationsgesellschaft macht- und differenztheoretisch reflektiert wird. Dieses Handbuch versammelt renommierte Autor/innen, die dies mit Blick auf grundlegende theoretische Perspektiven, spezifische Differenz- und Dominanzverhältnisse, institutionelle Felder, professionelles Handeln sowie normative Referenzen erläutern und weiterführen. Transnationale Migrationsbewegungen problematisieren die Funktionalität und Legitimität institutioneller Routinen und professioneller Habitus – besonders im Bildungsbereich. Die mit Migration, Postkolonialität und Globalisierung verknüpften migrationsgesellschaftlichen Verhältnisse betreffen alle pädagogischen Handlungsfelder wie Elementarpädagogik, Schule, Erwachsenenbildung und alle Handlungsebenen, also Organisationsformen, Methoden, Inhalte wie auch Kompetenzen pädagogischer Professioneller. Mit der migrationspädagogischen Perspektive kommen in einer theoretisch eigenständigen und praktisch anregenden Weise grundlegende Fragen von (Migrations-)Gesellschaft und Bildung in den Blick. Die Beiträge der renommierten Autor/innen geben einen differenzierten Einblick in Fragestellungen und Themenfelder, die zur Diskussion von Bildungsfragen in der gegenwärtigen (Migrations-)Gesellschaft von herausragendem Interesse sind wie beispielsweise Rassismus, Erinnerungsarbeit, Solidarität in der Migrationsgesellschaft, Schule und Bildung, Menschenrechte, Medien und Bildung in der Migrationsgesellschaft.
Mit Beiträgen u.a. von: Prof. Dr. Hans Koller, Prof. Dr. Mechthild Gomolla, Prof. Dr. Micha Brumlik, Prof. Dr. Franz Hamburger, Prof. Dr. Yasemine Karakasoglu, Prof. Dr. Inci Dirim und Prof. Dr. Albert Scherr

In rassismuskritischen Kreisen in Deutschland ist seit Kurzem immer häufiger von „Allyship“ die Rede, wenn es um das Handeln weißer Menschen gegen Rassismus geht. So gibt es auf einmal immer mehr Workshops, in denen Weiße lernen sollen, ein guter Ally zu sein, Vorträge dazu an Universitäten und bei öffentlichen Programmen zu Rassismus sowie Online-Listen mit Handlungsanweisungen für weiße Verbündete. Dabei ist das Allyship-Konzept gar nicht so neu, wie es in Deutschland scheinen mag. Denn mit Allyship beziehen sich die Akteur*innen auf ein Konzept, das ursprünglich aus den USA stammt und dort bereits seit vielen Jahren den rassismuskritischen Diskurse mit prägt.

As we hear nowadays so much about ongoing discrimination, whether based on sexual or racial stereotypes, I have decided to devote this paper to show how education as formation-or Bildung-can and should constantly serve as a reminder that all human beings, even in all their differences, are equal. While I truly believe that there should be no need to have to present an argument for this, I will do so, based on my understanding of Bildung in accordance with Heidegger and Buber as well as Jewish Thought.

Um heutigen Rassismus langfristig abbauen zu können, muss dieser erkannt und hierfür wiederum in seiner Funktions- und Wirkweise begriffen werden können. Davon leiten sich eine Reihe von Ansprüchen an eine rassismuskritische schulische Bildungsarbeit ab. Dazu gehört die kritische Auseinandersetzung mit dem Zusammenhang zwischen Kolonialismus und Rassismus in der Vergangenheit und bis in die Gegenwart genauso wie die Beschäftigung mit den vielfältigen heutigen Artikulationsformen von Kolonial_Rassismus im Kontext Schule.

Das Projekt „Far, far away?“ thematisiert die verantwortungsbewusste Auseinandersetzung mit dem deutschen Kolonialismus und seinem kolonialrassistischen Erbe in der schulischen Bildungsarbeit. Im Fokus stehen dabei die bis heute gegenwärtigen Einschreibungen der kolonialen Vergangenheit in das Berliner Stadtbild als Lernorte einer Bildung gegen Rassismus.

In den letzten Jahren wurden in Deutschland Schulbücher wieder verstärkt unter dem Aspekt Rassismus untersucht (vgl. Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration (Hrsg.) 2015: [14][15]). Dabei haben Lehrwerke für den Fremdsprachenunterricht bisher auffallend wenig Aufmerksamkeit erhalten. Der Beitrag setzt an dieser Leerstelle an. Er thematisiert aus kritisch-dekonstruktiver Perspektive auf der Grundlage einer empirischen Studie (Bönkost 2014), wie sich gegenwärtige deutsche Englisch-Schulbücher in den Diskurs Rassismus einfügen. Ausgangspunkt der diskurstheoretischen Konzeptualisierung des Untersuchungsgegenstandes der Schulbuchanalyse war zum einen die Forschungsabsicht, Rassismus als Normalität zu untersuchen und damit einen Beitrag zur kritischen Reflexion der theoretischen Verkürzung von "Rassismus" in antirassistischen Ansätzen (vgl. dazu z. B. Mecheril 2003) zu leisten. Zum anderen soll mit dem gewählten diskursanalytischen Ansatz die Überwindung des theoretischen und methodischen Defizits der deutschen Schulbuchforschung, das im Zusammenhang mit einem in diesem Forschungsfeld vorherrschenden ideologiekritischen Vorgehen steht (vgl. Höhne 2003: 9-15, 51-57), unterstützt werden. 1 Aus analytischer Perspektive ist es vergleichsweise einfach aufzuzeigen, inwiefern Schulbücher mit ihren Wissensangeboten rassistische Deutungsmuster wiederholen. Denn Schulbücher können sich den gesellschaftlich geteilten Wissensbeständen, auf deren Grundlage Rassismus funktioniert, nicht entziehen. Weil sie in einer rassistisch strukturierten Gesellschaft situiert sind, finden sich in Schulbüchern irgendwo immer Reproduktionen rassismusrelevanten Wissens. Dabei ist irrelevant, ob ein Schulbuch entlang rassismuskritischer Kriterien hergestellt wurde oder nicht. Denn -um es vorweg zu nehmen -eine vollkommen widerspruchsfreie Rassismuskritik im Schulbuch oder anderswo lässt sich aus der hier eingenommenen Perspektive nicht verwirklichen. Kritik am Rassismus kann nur aus den kritisierten Verhältnissen, die Rassismus selbst bedingen, heraus erfolgen. Sie ist damit immer auch eine Bezugnahme auf Rassismus (vgl. Bönkost 2013). Jedoch ist Rassismuskritik Rassismus nicht ausgeliefert. Eine Grundannahme von Rassismuskritik ist, dass Rassismus als sozialer Zusammenhang veränderbar ist. Würde nicht von einer Veränderbarkeit ausgegangen, wäre die Kritik überflüssig (vgl. Jaeggi/Wesche 2009: 7-8). Dementsprechend ist anzunehmen, dass nicht alle Handlungen Rassismus gleichstark bestärken. Als neues realitätsnahes Ziel von Rassismuskritik lässt sich dann vorsichtig formulieren, nicht rassismusfrei zu handeln, sondern mit der geübten Kritik Rassismus nicht mehr als unvermeidbar zu wiederholen. Kritik am Rassismus setzt dann ein geschärftes Bewusstsein für die Mechanismen der Konstruktion 1 Auch verbunden mit dem Anspruch, als praxisnahe (Anwendungs-)Forschung zur pädagogischen Verbesserung von Schulbuchinhalten beizutragen, beschränken sich ideologiekritische Schulbuchstudien vorwiegend auf die Frage der ‚richtigen' oder ‚falschen' Darstellung von Schulbuchinhalten. Sie basieren auf problematischen Realitäts-und Objektivitätsannahmen, die das Forschungsobjekt Schulbuch verengen und zu theoretischen und methodischen Schwierigkeiten führen (vgl. Höhne 2003). Auf ähnliche Weise bieten reduktionistische antirassistische Ansätze, die Rassismus nicht selten als "falsches Bewusstsein" betrachten, "einfache Problem-und Lösungsperspektiven an, die dem Wunsch, etwas verändern zu wollen, vorderhand zu entsprechen scheinen" (Mecheril 2003: 12).

Mouna Maaroufi richtet in ihrem Beitrag den Blick auf die Infrastrukturen der Arbeitsmarktintegration für Geflüchtete und zeigt darin eingelagerte Differenzierungslogiken entlang wirtschaftlicher Kriterien auf. Im Sinne einer logistifizierten Verwertung migrantischer Arbeitskraft kanalisieren Programme die Arbeitskraft von Geflüchteten primär auf sogenannte "Mangelberufe", was aus Sicht der Geflüchteten meistens als Abwertung vorhandener Wissens- und Kompetenzbestände erfahren wird. Maaroufi sieht die Perspektive der Migration als konstitutiv für die Umsetzung von Arbeitsmarktpolitiken an. Durch alltägliche Kämpfe der Migrant*innen wird die alltägliche Praxis der "Integrationspolitiken" ausgehandelt und es zeigen sich auch Formen der Verweigerung gegenüber einer kapitalistischen und rassistischen Regulation von Arbeit und Bildung.

Ende Mai wurden alternative Namensvorschläge für drei Straßen des Kolonialviertels "Afrikanisches Viertel" im Berliner Ortsteil Wedding veröffentlicht. Wenig erstaunlich sind die Reaktionen in der Berliner Presse auf die präsentierten Namen. Sie zeugen von der bekannten weißen Wut und Empörung, die auf die Thematisierung bzw. das Aufzeigen und Infragestellen von Rassismus folgen. Gleichzeitig bringen sie in zugespitzter Form die Unfähigkeit zum Ausdruck, Rassismus zu erkennen und zeigen damit die generelle Notwendigkeit des Lernens über Rassismus auf.

Pädagogisches Handeln ist in Macht- und Herrschaftsverhältnisse verstrickt. Selbst eine Bildungspraxis, die die vorherrschenden sozialen Ungleichheitsverhältnisse kritisch hinterfragt, ist in diese Verhältnisse verwoben. Das stellt Bildungsarbeit vor große Herausforderungen. Diese Herausforderungen werden in erziehungswissenschaftlichen Auseinandersetzungen mit Differenz und Ungleichheit diskutiert. Dabei stehen zumeist einzelne Diskriminierungsverhältnisse, wie z. B. Rassismus, im Mittelpunkt. Es geht um das Involviertsein aller an der pädagogischen Praxis beteiligten Akteur*innen wie der Bildungsinstitutionen in Differenz- und Dominanzverhältnisse sowie um die Möglichkeiten für Überschreitungen der Verhältnisse. Christine Riegel, Professorin an der Pädagogischen Hochschule Freiburg, erweitert diese Diskussion um eine intersektionale Analyseperspektive, die die interdependente Überlagerung verschiedener gesellschaftlicher Unterdrückungs- und Machtverhältnisse in den Blick nimmt.

Im Rahmen des Forschungsprojekts "Wissen über Rassismus. Zeitgeschichte im Spiegel biographischen (Erfahrungs-)Wissens rassistisch diskreditierbarer Menschen in Ost-und Westdeutschland" (Projektleitung: Dr.in Veronika Kourabas/Prof. Dr. Paul Mecheril) ist die Stelle einer*eines wissenschaftlichen Mitarbeiter*in in der AG 10 der Fakultät für Erziehungswissenscha zu besetzen.

Das Projekt untersucht über einen Zeitraum von vier Jahren historische Dynamiken, Diskurse und Formen von Rassismus in Deutschland sowie seine Nachwirkungen in die Gegenwart aus der Perspektive der Erfahrungen und des Wissens von rassismuserfahrenen Menschen. Hierzu werden narrative Interviews und Gruppendiskussionen durchgeführt. Die Analyse von Formen, Bedingungen und Konsequenzen von an Rassekonstruktionen anschließenden Unterscheidungsmustern, die das Projekt leistet, stellt einen Beitrag zur Zeitgeschichte Ost-und Westdeutschlands dar.

In Kooperation mit zwei Praxispartner*innen aus Ost-und Westdeutschland wird im Rahmen des Projektes vor dem Hintergrund der empirischen Daten eine interaktive, digitale und barrierearm öffentlich zugängliche Ausstellungsplattform "Wissen über Rassismus" (Arbeitstitel) erstellt. Die Stellenausschreibung erfolgt vorbehaltlich der Mittelbewilligung.

Bewerbungsfrist: 28.4.22

Beatrice Cobbinah ist Volljuristin, Diversity-Trainerin und seit 2017 wissenschaftliche Mitarbeiterin des Deutschen Instituts für Menschenrechte. Sie arbeitet in den Projekten "Rassismus und Menschenrechte-Stärkung der Strafjustiz" und "Maßstab Menschenrechte" und befasst sich insbesondere mit den Themen Rassismus, Antidiskriminierung und Gender.