Kunstpädagogische Positionen
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Nora Sternfeld
Verlernen vermitteln
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Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrubar.
Kunstpädagogische Positionen
ISSN 1613-1339
Herausgeber: Andrea Sabisch, Torsten Meyer, Eva Sturm
Band 30
Bearbeitet von Andrea Sabisch (Redaktion) und
Annemarie Hahn (Satz und Layout)
© 2014 Nora Sternfeld. All rights reserved.
Herstellung:
REPRO LÜDKE Kopie + Druck, Hamburg
ISBN 978-3-943694-08-6
Editorial
Gegenwärtig tritt die Koppelung von Kunst & Pädagogik,
Kunstpädagogik, weniger durch systematische Gesamtentwürfe in Erscheinung, als durch eine Vielzahl unterschiedlicher
Positionen, die aufeinander und auf die Geschichte des Faches
unterschiedlich Bezug nehmen. Wir versuchen dieser Situation eine Darstellungsform zu geben.
Wir setzen die in Hamburg begonnene Reihe fort mit kleinen
Publikationen, in der Regel von Vorträgen, die im Arbeitsbereich Ästhetische Bildung der Universität Hamburg (blaue Hefte), dem Institut für Kunst & Kunsttheorie der Universität zu
Köln (rote Hefte) und dem Arbeitsbereich Kunst-VermittlungBildung der Universität Oldenburg (grüne Hefte) gehalten
wurden.
Im Rahmen der Bildung und Ausbildung von Studentinnen und
Studenten im Bereich der Koppelung von Kunst & Pädagogik
als Unterricht, Vermittlung oder Bildung wollen wir Positionen
zur Kenntnis bringen, die das Lehren, Lernen und die bildenden Efekte der Kunst konturieren helfen.
Andrea Sabisch, Torsten Meyer, Eva Sturm
Kunstpädagogische Positionen
Band 30
Herausgegeben von
Andrea Sabisch
Torsten Meyer
Eva Sturm
Nora Sternfeld
Verlernen vermitteln
hrsg. von Andrea Sabisch, Torsten Meyer, Eva Sturm
Kunstpädagogische Positionen 30/2014
Was heißt Kunstvermittlung? Diese Frage wurde – unter anderem auch bereits in dieser Publikationsreihe – viel diskutiert,
ohne eine abschließende Antwort zu inden. Und das ist vielleicht auch gut so. Einerseits schien die Selbstbezeichnung
„Kunstvermittlung“ zum Zeitpunkt ihrer zunehmenden Verbreitung in den 1990er Jahren attraktiv, um die Zukunft des
Berufsstandes neu zu denken – gerade auch als Gegenbegrif
zu einer verstaubt erscheinenden Museumspädagogik, die
zudem mit geringem symbolischen Kapital ausgestattet war.
Andererseits werden im alltäglichen Verständnis des Begrifs
leider auch einige Vorannahmen suggeriert: So scheint das
Wort „Vermittlung“ zu implizieren, dass es da etwas Konkretes, vorher Existierendes, klar Umreißbares gibt, das vermittelt werden könnte. Dabei scheint es ebenfalls mitzuerzählen,
dass es da jemanden gibt, der das zu Vermittelnde vorher
kennt – die VermittlerInnen – und dass dieses Wissen dann
in möglichst präziser und verständlicher Form an jemand anderen, der es bisher nicht hatte, weitergegeben werden soll.
Dieses erste Verständnis des Wortes transportiert vor allem
das Bild eines mehr oder weniger reibungslosen Transfers und
lässt die Wissensverhältnisse in der Vermittlung als Einbahnstraße erscheinen. Für Wissensproduktion als Gegenverkehr
oder gar als Kommunikationsstau d.h. für die Prozesse und
dekonstruktiven Momente, die einen wesentlichen Teil der
Arbeit ausmachen und die ebenfalls in den späten 1980er und
1990er Jahren in den Diskurs zur Kunstvermittlung Einzug gehalten haben (vgl. Sturm 1996), scheint die Bezeichnung, so
verstanden, nur wenig geeignet. Es sei denn, wir nehmen die
Vorsilbe „Ver-“ in dem Wort ernst. Dann geht es beim „Vermitteln“ auch darum, sich der Idee einer einfachen Übermittlung oder jener einer konsenssuchenden Mediation zu widersetzen und auch das, was dabei tradiert werden soll, kritisch
relektierbar zu machen. Dann würde gängiges Wissen beim
Vermitteln möglicherweise nicht nur tradiert, sondern auch
relektiert und vielleicht sogar erschüttert.
In der postkolonialen Theorie wurde mehrfach auf die Notwendigkeit eines „Ver-lernens“ mächtigen Wissens hingewie9
sen, um sich mitten in der Struktur der Wissensproduktion
mit dem Apparat der Wertekodierung anlegen zu können.
Wenn wir Kunstvermittlung in dieser Weise verstehen, dann
überwindet sie auch die gesellschaftliche Unterscheidung zwischen der Produktion und der Reproduktion von Wissen: Denn
in der Zurückweisung des scheinbar bruchlosen Transfers von
Werten und Wahrheiten liegt eine generierende Kraft der
Kunstvermittlung. Nun könnte hier eingewendet werden, dass
eine solche Wortklauberei mit einer Vorsilbe, nicht imstande
ist, den Begrif und seinen alltäglichen Gebrauch (in einem zunehmend an Service und BesucherInnenzahlen orientierten
und längst ökonomisierten Ausstellungsbetrieb) völlig umzudeinieren. Das stimmt – und ist vielleicht auch gut so. Denn
spätestens an dieser Stelle wird klar, dass es hier weniger darum geht, letztgültig festzuschreiben, was Kunstvermittlung
ist, als darum, mitten in ihrem gängigen Verständnis, eine Vision davon zu entwickeln, was sie sein kann. Mitten im Begrif
der Kunst-ver-mittlung soll also ein Raum für Dissens eröfnet
werden, verbunden mit der Möglichkeit, dass Unerwartetes
geschieht. Um dieser Idee näher zu kommen, möchte ich mich
in diesem Text mit der Idee des Verlernens auseinandersetzen.
Erste Blockade – lernen verlernen
Es ist schwer, sich Verlernen vorzustellen. Vor allem, weil auch
hier wieder ein erstes Verständnis des Begrifes im Weg steht.
Lässt sich denn mächtiges Wissen einfach so hinter sich lassen?
Dies kann gleich zu Beginn dieses Textes aus mindestens zwei
Gründen verneint werden: Erstens gibt es keinen Weg zurück,
keinen Pfad hinter die Geschichte der Macht- und Gewaltverhältnisse, die für das, was wir wissen, verantwortlich sind. Und
zweitens ist das mit dem Verlernen sicher nicht einfach. Gerade deshalb lohnt sich eine Auseinandersetzung mit dem Konzept aus der postkolonialen Theorie. Bevor wir uns aber dem
Verlernen widmen können, muss Lernen überhaupt erst als Ergebnis von hegemonialen Verhältnissen in den Blick kommen,
10
muss das gelernte Wissen und Können relektierbar werden.
Dafür schlage ich einen kunstpädagogischen (Um)weg vor
und möchte mit einer künstlerischen Intervention beginnen.
Begeben wir uns nach Tel Aviv. Dort indet an der Ecke von
Rothschild und Allenby Street am 16. August 2011eine Straßenblockade statt. Die künstlerisch-politische Performance „How
long is Now?“ des KünstlerInnenkollektivs Public Movement
besteht in der Besetzung einer Kreuzung mit einem Tanz.1 Der
populäre Rundtanz Od lo ahavti dai aus den 1970er Jahren ist
in Israel weitgehend bekannt – gehört er doch zu jenen kollektiven Tänzen, die die Kraft und Hofnung beim Aubau eines
jüdischen Staates inszenieren und die bereits im Kindergarten
einstudiert werden.2 Während der Dauer des Tanzes, ist der
Verkehr für zweieinhalb Minuten blockiert. Die Besetzung der
Straße funktioniert durch die Re-appropriation der bekannten
Choreographie und dem damit verbundenen Einsatz israelischen Körperwissens. So erscheint die Aktion überraschend
und doch basiert sie darauf, dass die meisten Leute, die sie
sehen, wissen, was kommen wird, sich also auch einreihen
könnten, wenn sie wollten.
Abb. 1: Erste Blockade von Public Movement in Tel Aviv, August 2011. © Eyal Vexler
11
Was wird hier in Szene gesetzt? Indem der Mut und die Energie,
die der Tanz performt, plötzlich und unausweichlich zu einem
ebenso unerwarteten wie nicht vorgesehenen Einsatz kommt,
schaft die Blockade Aufmerksamkeit und macht das Selbstverständliche und Vertraute relektierbar. Mit der Besetzung der
Kreuzung wird den PassantInnen vielleicht auch ihre Kenntnis
des Tanzes selbst bewusst. Wie kommt es, dass er vertraut ist?
Wie und wann wurde er gelernt? Welche Funktion hatte das Lernen des Tanzes und welche Rolle spielte diese kollektive Choreographie in der israelischen Gesellschaft? Somit werden auch
in der Wahrnehmung des Tanzes die Grenzen des Individuums
und „seiner“ Lernprozesse im Kollektiv wachgerufen.
Welches Lernen und welches bewusste und unbewusste, individuelle und kollektive Wissen liegen dem Können dieses Tanzes zugrunde? Indem solche und ähnliche Fragen auftauchen,
wird hier nicht nur eine Straße blockiert. Die künstlerische Aktion macht auch das Kennen und Können eines Tanzes als etwas Gelerntes und Kollektives sichtbar. Das gelernte nationale
Körperwissen wird also zugleich dekonstruiert und aktiv neu
angeeignet.
Wir haben es also beim Lernen nicht bloß mit einer Akkumulation von Wissen und Können zu tun, wir werden dabei gewissermaßen immer auch zu PerformerInnen der bestehenden Machtverhältnisse. Wir üben sie ein, indem wir ihr Wissen
einsetzen und tradieren, wir können sie aber mit Wissen auch
in Frage stellen, es gegen sie verwenden. Diese grundlegende Verbindung von Macht und Bildung32 beschreibt Antonio
Gramsci mit den Worten: „Jedes Verhältnis von Hegemonie
ist notwendigerweise ein pädagogisches Verhältnis“ (Gramsci, 1994, S. 1335). Dass die Machtverhältnisse so sind, wie sie
sind – dies macht der organische Intellektuelle der kommunistischen Partei Italiens bereits in den 1930er Jahren deutlich –,
hat nicht nur mit Ökonomie und Disziplin zu tun, es wurde
auch gelernt. Lernen ist also eine ebenso diskursive wie performative Praxis. Wir lernen, was wichtig und was scheinbar
unwichtig ist, wie sich Dinge ordnen und unterscheiden lassen, was zusammengehört und was nicht.
12
Paul Mecheril spricht in diesem Zusammenhang etwa auch
von „Rassismus als Bildungsraum“4 und zeigt die bildende
Ordnungsfunktion von Rassismus auf. So beschäftigt er sich
mit „der natio-ethno-kulturellen Zugehörigkeitsordnung, in
der Menschen unterschieden und so positioniert werden, dass
ihnen unterschiedliche Werte der Anerkennung und Möglichkeiten des Handelns zugewiesen werden“ und stellt ihr die
Frage gegenüber „wie Pädagogik eine Beitrag zur (Re-)Produktion dieser Ordnung leistet und welche Möglichkeiten der
Veränderung und Schwächung dieser Ordnung gegeben sind
und entwickelt werden können.“ (Mecheril 2010, S. 15)
Das Wissen, das wir lernen, ist also unterscheidend, und es ist
körperlich. Wir lernen uns zu bewegen „wie Männer“, „wie
Frauen“, wie „Deutsche“. Und wir lernen, wer „wir“ sind und
wer die „anderen“ und wir lernen mit allem, was wir lernen,
sehr vieles anderes nicht. Wir lernen also auch, dass nicht jedes Wissen Macht bedeutet (und manche Macht Ignoranz und
Dummheit fördert und voraussetzt), welches Wissen Macht
bedeutet und was gar nicht erst gewusst werden muss: Wir
lernen zum Beispiel, dass manche Sprachen wichtiger sind
als andere. So lernen wir uns damit abzuinden, dass manche
Leute, die sieben afrikanische und drei europäische Sprachen
sprechen, trotzdem nicht als gebildet gelten und deshalb wundern wir uns weniger, wenn sie keine Papiere erhalten und nirgendwo zu Hause sind.
Ganz in diesem Sinne schreibt die Schwarze Aktivistin und
Theoretikerin Araba Evely Johnston-Arthur: „Die Schule, das
Klassenzimmer ist mir als Ort grundlegender, mich tiefgreifend
herausfordernder Selbstbehauptung und intensivster Auseinandersetzungen in Erinnerung geblieben. Unter Selbstbehauptung verstehe ich in diesem Zusammenhang die vielschichtige
Behauptung des eigenen vereinzelten Schwarzen Selbst in
einem, wie ich es heute benennen kann, knallweißen Raum“
(Johnston-Arthur, 2009, S. 119). Für Lehr- und Lernsituationen
in heterogenen Gesellschaften mit noch immer weitgehend
monokulturellen (konkret weißen, westlichen, nationalen,
dominanzkulturellen) Lehrplänen bedeutet dies, dass in jeder
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Lernsituation manche Wissensformen mehr gelten als andere
und manche Ahnungslosigkeit sogar anerkannt wird. Die Kultur- und Bildungsarbeiterin Rubia Salgado schreibt in diesem
Zusammenhang: „Nicht nur das scheinbare/ bewusste/ unbewusste Wissen über die Migrant_innen müsste relektiert werden, sondern auch das abwesende Wissen über die Migrant_
innen. Damit könnte eine Auseinandersetzung mit einer
bestimmten ’privilegierten Distanz‘ zur Realität von lernenden
Migrant_innen gewährleistet werden. Es handelt sich dabei um
eine spezifische Distanz, die es Lehrenden erlaubt, vieles von
und über die Lernenden nicht zu wissen.“ (Salgado, 2012, p. 57)
Wir lernen also zu sprechen, zu schreiben, wir lernen uns etwas auszurechnen, zu ordnen und wie wir mit dem Rest, der
dabei entsteht, umgehen. So basiert Macht nicht nur auf Wissen, sondern auch auf bewusster und proitabler Ignoranz.
In der postkolonialen Theorie wird dieses mächtige Wissen
über Andere und die damit einhergehende mächtige Ignoranz – dieses „gestattete Unwissen, das sozial belohnt wird“5 –
als „epistemische Gewalt“ 6 bezeichnet. Wenn also im Wissen
und seinen Ordnungsweisen, seinen Unterscheidungen und
toten Winkeln selbst Gewalt liegt, und diese noch dazu innerhalb der scheinbar selbstverständlichen Ordnungen nicht in
den Blick gerät, dann scheint es doch sehr wichtig, Wege zu
inden, um die gelernten Selbstverständlichkeiten zu hinterfragen. Und insofern wir uns deutlich machen, dass Machtverhältnisse mit Lernprozessen in Verbindung stehen, tritt auch vor
Augen, dass diese nicht immer so waren, wie sie sind und auch
nicht notwendig so sein müssen. So können sie auch durch ein
anderes Lernen verändert werden. (Vgl. Mayo, 1999).
Zweite Blockade: verlernen lernen
Die Möglichkeit sich lehrend und lernend mit den Machtverhältnissen im Hinblick auf ihre Veränderung auseinander zu
setzen, bezeichnet Gayatri Spivak als eine ebenso notwendige
wie unglamouröse Aufgabe aktueller kritischer Bildungspra14
xen. Sie prägt in diesem Zusammenhang den Begrif „Unlearning“, denn ihr zufolge gilt es, die mächtigen Unterscheidungen und immer schon gewussten Machtverhältnisse aktiv zu
verlernen – und zwar von den Rändern her. (vgl. JohnstonArthur 2009, S. 118).7
So schreiben María do Mar Castro Varela and Nikita Dhawan:
„Postkoloniale Pädagogik problematisiert die in das Bildungsprojekt eingebettete gelernte Ver-gessenheit und Komplizenschaft mit dem imperialistischen und nationalistischen Projekt.
Eine Vergessenheit, die dem Künstler und Cherokee Aktivist
Jimmie Durham zufolge eine ’positive destruction‘ vonnöten
macht. Ein Nach-vorne-Schauen kann demnach nur gelingen,
wenn dieses zeitgleich auch auf das Hier und Jetzt wie auch
Gestern gerichtet bleibt. Wer lernen will, Zukunft aufzubauen,
muss in die Lage versetzt werden, sich mit der Gewalt des ’Sogeworden-Seins‘ auseinanderzusetzen. Wie sind wir zu denen
geworden, die wir jetzt zu sein glauben? Welchen Platz besetzen wir in der Welt? Und auf wessen Kosten?“ (Castro Varela/
Dhawan, 2009, p. 324).
Nehmen wir diese Fragen ernst, wäre so manche Ignoranz
plötzlich gar nicht mehr so proitabel und vielleicht sogar ziemlich peinlich. Aus dem Beispiel wird auch deutlich, dass es sich
beim Unlearning nicht um eine bloß relexive Aufgabe handelt.
So besteht das aktive Verlernen von Rassismus, Sexismus und
anderen mächtigen epistemischen Unterscheidungen nicht
nur darin, sich diese vor Augen zu führen und ihre binären Logiken sichtbar zu machen, vielmehr ließe es sich wohl mit den
Worten Foucaults als „Aufstand der unterworfenen Wissensarten“ beschreiben (Foucault, 1999, S. 15). Damit meinte er jene
epistemischen Kämpfe, die sich mit dem Kanon anlegen und
seine gewaltsamen Ausschlüsse insofern sichtbar machen, als
sie ihn erweitern und vor allem verschieben. Dies geschieht
Spivak zufolge, wenn und weil „die Unterdrückten nicht mehr
schweigen und der akademische Kanon durch dekonstruktive
und feministische Lesarten irritiert wird.“ (Castro Varela, 2007)
Insofern die Kontestation des Kanons als organisch intellektuelle Arbeit im Sinne Antonio Gramscis verstanden werden
15
kann, geht es beim Unlearning nicht vorrangig um individuelle Ver-Lernprozesse. Es handelt sich also weniger um einen
moralischen Diskurs, der darauf beruhen würde, sich für die
eigenen Sexismen und Rassismen zu schämen und sie daher
nie wieder laut zu sagen. Eine solche Vorgangsweise ginge
nämlich mit der Gefahr einher, die machtvollen Konstruktionen und Zuschreibungen auf eine individuelle Ebene zu verschieben. Tatsächlich gibt es eine nämlich eine gewisse Tendenz zahlreicher Ansätze der Antidiskriminierungspädagogik,
gesellschaftliche Phänomene zu personalisieren und dabei
die Analyse realer Macht- und Herrschaftsverhältnisse auszublenden: Selbst wenn solche pädagogischen Programme
einen auklärerischen Anspruch haben und diskriminierende
Vorstellungen und Logiken problematisieren, bleibt die Auseinandersetzung zumeist dem Persönlichen verhaftet. Ein
solcher Ansatz beschränkt sich auf die individualisierende
De- und leider auch oft Re-Konstruktion von Identitäten. Die
gesellschaftlichen, politischen und ökonomischen Strukturen,
die die materielle Basis der Konstruktionen darstellen, geraten
jedoch nicht in den Blick. Die Rolle der rassistischen Gesetze,
die Maßnahmen der Abschiebung sowie die Mechanismen der
Ausbeutung werden dabei nicht thematisiert, weil es nur um
persönliche Verbindlichkeiten eines besseren Miteinanders
geht. In diesem Zusammenhang ist kritisch zu hinterfragen,
ob sich pädagogische Konzepte nicht missbrauchen lassen, indem sie so tun, als könnten sie einfache Antworten auf Diskriminierungen geben, die bei kritischer Betrachtung innerhalb
des pädagogischen Diskurses nicht lösbar sind. Es handelt
sich dabei allerdings um ein Problem, das gewissermaßen der
Pädagogik selbst inhärent ist, insofern sie es immer mit Individuen zu tun hat und ihr keine realen Mittel der politischen
Organisation zur Verfügung stehen. Wollen wir die Idee des
„Unlearning“ ernst nehmen, müssen wir uns allerdings auch
die Frage stellen, wie eine Pädagogik aussehen kann, die keine „heile Welt eines toleranten und friedlichen Miteinanders
vorgaukelt“ (Paseka, 2001, S. 196), die die realen politischen
Hintergründe, die sexistischen Bedingungen, heteronormati16
ven Selbstverständnisse, homo- und transphoben Normalitäten und rassistischen Strukturen nicht verschleiert, sondern
sie selbst zum Thema macht.
Sprechen wir von „Unlearning“ geht es also nicht darum, persönlichen Lösungsmöglichkeiten zu suggerieren, sondern um
Ansätze, die eine Kritik an den gesellschaftlichen Verhältnissen implizieren. Diese Kritik formuliert sich in Solidarität und/
oder aus der Perspektive eines Wissens, das schon deshalb
den Kanon adressiert, weil es von diesem nicht anerkannt, unterdrückt oder ausgeschlossen wird. In ihrem Buch „teaching
community“ macht Bell Hooks klar, dass ein politisches Lernen gegen Rassismus ein Lernen durch und mit anderen, also
immer eine kollektive Arbeit an einem „geteilten Wissen“8 ist
(vgl. Hooks 2003). Diese Arbeit hat Hooks zufolge nicht mit
Moral, sondern mit einer Entscheidung (für oder gegen die
bestehenden Machtverhältnisse) zu tun, und es ist als gemeinsame Praxis sicherlich mit Kämpfen und Streiten verbunden,
aber auch mit Liebe, Leidenschaft und Hofnung.
Um die Sache zu verkomplizieren, möchte ich allerdings noch
einige Überlegungen zur Frage der Entscheidung anstellen:
„Taktisch innerhalb und strategisch außerhalb des Systems“
verortet Freire seinen Ansatz (zit. nach Mayo 2006, S. 21). Er
geht davon aus, dass es keine „neutrale“ Erziehung gibt: Erziehung sei immer politisch – entweder im Sinn einer Konsolidierung der bestehenden Verhältnisse oder im Hinblick auf
ihre Veränderung. Peter Mayo, der über Gramsci und Freire
schreibt, fasst dies in der einfachen Frage, der sich wohl jede
politische Pädagogik stellen muss, zusammen: „Auf welcher
Seite stehen wir, wenn wir erziehen und unterrichten, wenn
wir handeln?“ (ebd. S. 20)
In seinem Vorwort zu Paulo Freires „Pädagogik der Unterdrückten“ bringt auch Ernst Lange dies sehr eindeutig auf den Punkt:
„Es gibt keine andere als politische Pädagogik, und je unpolitischer eine Pädagogik sich versteht, desto gefährlicher sind ihre
politischen, ihre herrschaftsstabilisierenden Wirkungen. Ob der
Erzieher Politik macht, ob seine Bemühung politische Wirkung
hat, steht für ihn gar nicht zur Disposition. Es kann nur darum
17
Abb. 2: Zweite Blockade in Tel Aviv, September 2011
gehen, welche Politik ein Erzieher macht, die der Unterdrücker
oder die der Unterdrückten.“ (Lange 1973, S. 17)
Diese zunächst einfach klingende und heute stark binär erscheinende Frage nach der Seite, wo wir stehen, wirft allerdings einige Folgefragen auf: Woher wissen wir, dass wir auf
der Seite der Unterdrückten sind? Sind wir das immer? Wollen
wir das immer sein? Wer sind wir? Wer bleibt dabei dennoch
ausgeschlossen? Und wer glauben wir, dass wir sind, wenn wir
das wissen? Und natürlich: Wie kann innerhalb der Verhältnisse überhaupt auf ihre radikale Transformation hingearbeitet
werden? So verkompliziert sich die Entscheidung, sobald sie
getrofen ist. Damit sie sich allerdings verkomplizieren kann,
so die These dieses Vortrages, muss sie erst einmal getrofen
werden. Dann können vielleicht gerade jene Widersprüche
fruchtbar werden, mit denen sich bereits Freire auseinandergesetzt hat. Denn, auch wenn wir in den Niederungen des Alltags und mitten im System nicht den Überblick haben, wie eine
Pädagogik aussehen könnte, die tatsächlich eine Veränderung
der Verhältnisse und nicht ihre Stabilisierung im Blick hätte –
so eröfnet sich dennoch gerade dort ein Handlungsraum, ein
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möglicher Ort für Politik. Insofern nämlich Machtstrukturen
nicht als eindimensionale Blöcke, sondern als Kampfelder begrifen werden, kann auch der Ort des Lernens und Lehrens
zum „umkämpften Terrain“ werden. Dann geht es einer Pädagogik als verändernder Praxis darum, wie das Sagbare und
Denkbare verhandelt und verändert werden, wie „die dominanten Formen des Denkens und Handelns in den weiten und
amorphen Kampfarenen der Zivilgesellschaft herausgefordert
werden können.“ (Mayo, 2006, S. 22)
Neben der aktiven Arbeit am Kanon besteht eine weitere
Unterscheidung zwischen relexiven Ansätzen und dem Konzept des „Unlearning“ im Augenmerk auf die performative
Dimension, die damit verbunden ist. Es handelt sich eben
nicht nur um Ideologiekritik, vielmehr geht es um eine Auseinandersetzung mit dem langsamen – manchmal mühsamen
und schmerzhaften, manchmal aufregend-lustvollen Prozess
der Überschreitung und des Abarbeitens der antrainierten
Sicherheiten, die die Machtverhältnisse tradieren. „Unlearning“ kann in diesem Sinne als Übung verstanden werden,
um langsam und Schritt für Schritt, mit den angelernten Praxen und Gewohnheiten der machtvollen Unterscheidung,
die sich in Habitus, Körper und Handlungen eingeschrieben
haben, zu brechen. Das ist eine ganz schön schwere und unsichere Übung.
Veranschaulichen wir diese nun wieder mit einer Blockade: Vor
der Habimah in Tel Aviv proben Public Movement eine Dabke,
einen arabischen Kreistanz, dessen Schrittfolge für einige der
Tanzenden ofensichtlich keineswegs einfach ist.9 Die öfentliche Probe mit den vielen Schnitzern und Schwierigkeiten ihrer israelischen AkteurInnen sieht auf den ersten Blick ähnlich
aus, wie die oben beschriebene Aktion. Doch was die Selbstverständlichkeit des Tanzens betrift, geschieht hier etwas
völlig anderes: Da kein erprobtes Körperwissen zur Verfügung
steht, muss die Dabke mühsam erlernt werden. Hora tanzen
zu können, ist dabei nicht unbedingt nur hilfreich, es steht
auch im Weg – muss ofensichtlich im Prozess des Erlernens
des Neuen Tanzes verlernt werden.
19
Ähnlich wie bei Butlers Verständnis von „undoing“ in „undoing
gender“ (vgl. Butler, 2004) kann „unlearning“ also als performatives Gegen-Lernen zum mächtigen performativen Lernen
verstanden werden. Stellen wir uns also vor, dass wir Tanzschritte gelernt haben, die von Macht- und Gewaltverhältnissen durchzogen sind. Wie können wir diese problematisieren
und dennoch tanzen wollen? Und wie können wir tanzen und
zugleich das Tanzen verlernen, um anders zu tanzen? Diese
Fragen stellen sich übrigens beim Tanzen genauso wie beim
Denken, wir können beide mit Butler als performative Handlungen verstehen. Vielleicht ist theoretische Arbeit, sofern sie
eine Praxis ist, nichts anderes als die Arbeit am „Unlearning“
der eigenen toten Winkel und machtvollen Vorannahmen. So
beginnt Irit Rogof ihren Text „What is a theorist?“ mit den
Worten „A theorist is one who has been undone by theory“
(Rogof 2006)
Nun sollen hier noch die beiden oben angesprochenen Missverständnisse ausgeräumt werden: Wir können uns Verlernen
nicht einfach vorstellen wie auf den Delete-Knopf zu drücken
und dann wären mächtige Wahrheitsproduktionen und Herrschaftsgeschichten einfach weg. Das wäre absurd und wahrscheinlich auch ziemlich gut vereinbar mit den Logiken jener
mächtigen Diskurse, die sich über Geschichte hinwegsetzen
zu können glauben. Außerdem geht es in dem Konzept des
„Unlearning“, das Spivak (aus der Perspektive einer postkolonialen Theorie, die Gramscis Hegemonietheorie aktualisiert)
prägt, nicht bloß darum, Hegemonie zu vermeiden, sondern
vielmehr darum, gegen-hegemoniale Prozesse zu formieren.
„Unlearning“ bietet also weder die Möglichkeit einer phantasmatischen Rückkehr zu einer Zeit vor den Machtverhältnissen
noch die eines eindeutigen Korrekturprozesses. Es geht nicht
darum, Gewaltgeschichten durch Aufarbeitung hinter sich zu
lassen, es geht vielmehr um andere Geschichtspolitiken und
ein anderes Erinnern, in dem Gewaltgeschichten, widerständige Handlungsräume und Befreiungskämpfe im Hinblick auf
eine Veränderung der Gesellschaft benannt werden. In diesem Sinne geht es um ein Lernen, das mächtige privilegierte,
20
ausschließende und gewalttätige Wissens- und Handlungsformen – die wir nicht selten für Bildung halten –, aktiv zurückweisen, ein Lernen, das manchmal durchaus ruhig stellen will
und sich das auch herausnimmt. Wenn das mit dem Verlernen
also gerade nicht in einem einfachen Akt des Loswerdens
von Wissen besteht, dann hat es eben mit den langsamen
und zähen Prozessen zu tun, die den Alltag des Ringens mit
dem Kanon begleiten (vgl. Sternfeld 2010) – Gayatri Spivak
„beschreibt diese Form der Bildung als das Einweben unsichtbarer Fäden in die bereits vorhandene Textur“ (Castro Varela
2007). Verlernen löst also Gewaltgeschichten nicht auf und es
kann sicherlich langwierig und mühsam aber vielversprechend
werden, denn möglicherweise lassen sich mächtige Wissensformen und Handlungsmuster nicht nur analysieren, sondern
eben auch in kleinen Schritten verändern.
Dieser Text basiert auf dem Vortrag vom 3.6.2013, den Nora
Sternfeld im Rahmen der Ringvorlesung „Aufmerksamkeit“
an der Universität Hamburg gehalten hat.
21
Anmerkungen
1 Public Movement, How long is now?, Intervention Rothschild Boulevard – Allenby street, August 16th 2011, http://www.youtube.com/watch?v=EG9ppwLbwlg
2 Ich verdanke den Hinweis auf das Verhältnis von Lernen und Verlernen bei
Public Movement Oliver Marchart: Oliver Marchart, Dancing Politics. Political Relections on Choreography, Dance and Protest, in: Stefan Hölscher and
Philipp Schulte (Ed.), Dance, Politics & Co-Immunity. Current Perspectives on
Politics and Communities in the Arts, Zürich/Berlin: Diaphanes 2013, S. 41-60, hier
S. 56-57. Und Oliver Marchart, Art, Dance and Political Intervention, Vortrag auf
der Konferenz: Event as an Artistic, Cultural and Political Practice, 27. März 2013.
3 Antonio Gramsci hat einen politischen Bildungsbegrif, der sich historisch
aus der Reformpädagogik und ihrer radikalen Politisierung in den 1920er Jahren entwickelt. Als Aktivist und „organischer Intellektueller“ der kommunistischen Bewegung Italiens, als Journalist, als Lehrender und Vortragender in
Arbeitervereinen sowie als marxistischer Theoretiker in den langen Jahren im
faschistischen Gefängnis entwickelt Gramsci ein politisches Denken, für das die
Frage nach dem pädagogischen Verhältnis zentral ist. Wenn er von Bildung/
Erziehung spricht dann meint er dies stets politisch im Sinne einer Bildung von
Hegemonie (also von Erziehung als Instrument der Hegemoniesicherung) bzw.
Bildung von Opposition (also von Erziehung als Wafe in der gegen-hegemonialen Organisation).
4 Vgl. den Vortrag „Rassismus als Bildungsraum“ von Paul Mecheril am 5. Mai
2008 an der Akademie der Bildenden Künste Wien im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Kollektives Widerstandslernen organisieren“ von Petja Dimitrova,
Eva Egermann und Nora Sternfeld.
5 „Während die klassische Pädagogik versucht, die nicht akzeptable Ignoranz
zu bekämpfen, adressiert die postkoloniale Pädagogik die »gestatteten Unaufmerksamkeiten« jenes Unwissen, welches sozial belohnt wird und auch nicht
Halt macht vor den theoretischen Eliten“, Castro Varela/ Dhawan, 2009, p. 327.
6 „Postkoloniale Theorie und postkolonialer Aktivismus interessieren sich
nicht nur für die Quadratkilometer okkupiertes Land und auch nicht nur für
die Millionen ausgebeuteter, ermordeter und unterjochter Menschen in diesen
Ländern, sondern zeigt auf, dass Kolonialismus auch eine intellektuelle, geistige und kulturelle Bewegung war, in deren Folge Europa und das Wissen über
dieses und seinen Anderen entstand.“ Ebd., p. 320.
7 Vieles gelernt habe ich in diesem Zusammenhang von Araba Evelyn JohnstonArthur und der Recherchegruppe für Schwarze österreichische Geschichte.
8 Hooks spricht von shared knowledge. Ich mag aber die doppelte Bedeutung
von „shared“ und „divided“ des Begrifes „geteilt“ im Deutschen in diesem Zusammenhang. Ich beziehe mich dabei auf das Konzept der „geteilten Räume“
wie es in der Postkolonialen Theorie in Bezug auf Grenzen und Konlikte thematisiert wird. Vgl. etwa Michael Chisholm/ David Smith (Hg.): Shared Space,
Divided Space: Essays on Conlict and Territorial Organization, London, New
York 1990.
9 Public Movement: Dabkeh rehearsal in front of habima, 22. September 2011.
http://www.youtube.com/watch?v=KgtevEtag5U
Literaturverzeichnis
Butler, Judith: Undoing Gender, New York: Routledge 2004.
Castro Varela, María do Mar/ Dhawan, Nikita: Breaking the Rules. Education
and Post-colonialism, in: Carmen Mörsch et al. (ed.), documenta 12 education.
Between Cultural Praxis and Public Service Results of a Research Project, Berlin, Zürich 2009. p. 317-332.
Castro Varela, María do Mar: Verlernen und die Strategie des unsichtbaren Ausbesserns. Bildung und postkoloniale Kritik, 2007. http://www.linksnet.de/de/
artikel/20768
Chisholm, Michael / Smith, David (Hg.): Shared Space, Divided Space: Essays on
Conlict and Territorial Organization, London, New York 1990.
Foucault, Michel: Vorlesung vom 7. Januar 1976, in: Ders., In Verteidigung der
Gesellschaft, Frankfurt am Main 1999, S. 13-36.
Gramsci Antonio: Gefängnishefte, Kritische Gesamtausgabe, Band 6, Hamburg
1994.
Hooks, Bell: Teaching Community. A Pedagogy of Hope, New York 2003.
Johnston-Arthur, Araba Evelyn: Jenseits von Integration… Überlegungen zur
Dekolonisierung des österreichischen Klassenzimmers, in: Egermann, Eva /
Pritz, Anna (Hg.): class works. Weitere Beiträge zu vermittelnder, künstlerischer und forschender Praxis, Wien 2009, S. 113-137.
Lange, Ernst: Einführung, in: Paulo Freire, Pädagogik der Unterdrückten, Reinbek bei Hamburg 1973, S. 17.
Mayo, Peter: Politische Bildung bei Antonio Gramsci und Paulo Freire. Perspektiven einer verändernden Praxis, Hamburg 2006.
Mayo, Peter: Gramsci, Freire and Adult Education: Possibilities for Transformative Action, London Zed books, 1999.
Mecheril, Paul: Migrationspädagogik. Hinführung zu einer Perspektive, in:
Ders. et al.: Migrationspädagogik, Weinheim, Basel 2010, S. 7-22.
Paseka, Angelika: Gesellschaft und pädagogische Praxis, in: Bettina Fritzsche,
Jutta Hartmann, Andrea Schmidt, Anja Tervooren (Hg.), Dekonstruktive Pädagogik. Erziehungswissenschaftliche Debatten unter poststrukturalistischen
Perspektiven, Opladen 2001, S. 187–199, hier S. 196.
Rogof, Irit: What is a Theorist?, 2006, zuerst München 2004. http://www.kein.
org/node/62
Salgado, Rubia: Aufrisse zur Relexivität, in: ifa et al. (ed.), Kunstvermittlung
in der Migrationsgesellschaft. Relexionen einer Arbeitstagung, Berlin 2012,
23
p. 53-56. http://www.ifa.de/ileadmin/pdf/edition/kunstvermittlung_migrationsgesellschaft.pdf
Sternfeld, Nora: Unglamourous tasks: What Can Education Learn from its Political
Traditions? In: e-lux 14.03. 2010. Translated from the German by Steven Lindberg.
http://www.e-flux.com/journal/unglamorous-tasks-what-can-educationlearn-from-its-political-traditions/
Sturm, Eva: Im Engpaß der Worte. Berlin 1996.
Abbildungen
Abb. 1: Public Movement: „How Long is Now?“, Intervention Tel Aviv 16.08.2011.
Fotograie von Eyal Vexler
Abb. 2: Public Movement: „Dabke“. Still aus der Intervention Rothschild Boulevard – Allenby Street, Tel Aviv, 22. September 2011. Quelle: http://www.youtube.com/watch?v=lGn4rHQycHo
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Nora Sternfeld
Jg. 1976, Professorin für Curating and Mediating Art an der
Aalto University in Helsinki.
Sie ist Mitbegründerin und Vorstandsmitglied des Wiener Büro
trafo. K, das an Forschungs- und Vermittlungsprojekten an der
Schnittstelle von Bildung, Kunst und kritischer Wissensproduktion arbeitet. Weiter ist sie im Leitungstema des /ecm – educating, curating, managing – Masterlehrgang für Ausstellungstheorie und -praxis an der Universität für angewandte Kunst
Wien sowie im Kernteam des Wiener Netzwerks schnittpunkt.
ausstellungstheorie & praxis.
Studium der Philosophie sowie Kunst- und Kulturwissenschaften an der Universität Wien und an der Akademie der
bildenden Künste Wien, Promotion zu „Kontaktzonen der Geschichtsvermittlung“ an der Akademie der bildenden Künste
Wien. Arbeitsschwerpunkte: Bildungstheorie, Ausstellungstheorie und -praxis, zeitgenössiche Kunst, Geschichtspolitik
und Antirassismus. Sie ist Autorin und (Mit-)Herausgeberin
zahlreicher Bücher, darunter: Kontaktzonen der Geschichtsvermittlung. Transnationales Lernen über den Holocaust in
der postnazistischen Migrationsgesellschaft, Wien 2013; Das
pädagogische Unverhältnis. Lehren und Lernen bei Rancière,
Gramsci und Foucault, Turia und Kant, Wien 2009; It’s all Mediating: Outlining and Incorporating the Roles of Curating and
Education in the Exhibition Context, Cambridge Scholar Publishing, Newcastle upon Tyne 2013 (mit The Finnish Association for Museum Education Pedaali, Kaija Kaitavuori, and Laura
Kokkonen ); Handbuch Ausstellungstheorie und -praxis, UTB
Böhlau, Wien 2013 (mit schnittpunkt); educational turn. Handlungsräume der Kunst- und Kulturvermittlung, Series: ausstellungstheorie & praxis, vol. 5, Turia und Kant, Vienna 2012 (mit
schnittpunkt, Beatrice Jaschke).
Bisher in dieser Reihe erschienen
Ehmer, Hermann K.: Zwischen Kunst und Unterricht – Spots
einer widersprüchlichen wie hedonistischen Berufsbiograie.
Heft 1. 2003. ISBN 978-3-9808985-4-6
Hartwig, Helmut: Phantasieren – im Bildungsprozess?
Heft 2. 2004. ISBN 978-3-937816-03-6
Selle, Gert: Ästhetische Erziehung oder Bildung in der zweiten
Moderne? Über ein Kontinuitätsproblem didaktischen Denkens.
Heft 3. 2004. ISBN 978-3-937816-04-3
Wichelhaus, Barbara: Sonderpädagogische Aspekte der Kunstpädagogik – Normalisierung, Integration und Diferenz.
Heft 4. 2004. ISBN 978-3-937816-06-7
Buschkühle, Carl–Peter: Kunstpädagogen müssen Künstler
sein. Zum Konzept künstlerischer Bildung.
Heft 5. 2004. ISBN 978-3-937816-10-4
Legler, Wolfgang: Kunst und Kognition.
Heft 6. 2005. ISBN 978-3-937816-11-1
Sturm, Eva: Vom Schießen und vom Getrofen–Werden. Für
eine Kunstpädagogik »Von Kunst aus«.
Heft 7. 2005. ISBN 978-3-937816-12-8
Pazzini, Karl–Josef: Kann Didaktik Kunst und Pädagogik zu einem Herz und einer Seele machen oder bleibt es bei ach zwei
Seelen in der Brust?
Heft 8. 2005. ISBN 978-3-937816-13-5
Puritz, Ulrich: nAcKT: Wie Modell und Zeichner im Aktsaal verschwinden und was von ihnen übrig bleibt.
Heft 9. 2005. ISBN 978-3-937816-15-9
Maset, Pierangelo : Ästhetische Operationen und kunst- pädagogische Mentalitäten.
Heft 10. 2005. ISBN 978-3-937816-20-3
Peters, Maria: Performative Handlungen und biograische
Spuren in Kunst und Pädagogik.
Heft 11. 2005. ISBN 978-3-937816-19-7
Balkenhol, Bernhard: art unrealized – künstlerische Praxis aus
dem Blickwinkel der Documenta11.
Heft 12. 2006. ISBN 978-3-937816-21-0
Jentzsch, Konrad: Brennpunkte und Entwicklungen der Fachdiskussion.
Heft 13. 2006. ISBN 978-3-937816-32-6
Zacharias, Wolfgang: Vermessungen – Im Lauf der Zeit und in
subjektiver Verantwortung: Spannungen zwischen Kunst und
Pädagogik, Kultur und Bildung, Bilderwelten und Lebenswelten.
Heft 14. 2006. ISBN 978-3-937816-33-3
Busse, Klaus-Peter: Kunstpädagogische Situationen kartieren.
Heft 15. 2007. ISBN 978-3-937816-38-8
Rech, Peter: Bin ich ein erfolgreicher Kunstpädagoge, wenn
ich kein erfolgreicher Künstler bin?
Heft 16. 2007. ISBN 978-3-937816-39-5
Regel, Günther: Erinnerungen an Gunter Otto: Ästhetische Rationalität – Schlüssel zum Kunstverständnis?
Heft 17. 2008. ISBN 978-3-937816-50-0.
Münte-Goussar, Stephan: Norm der Abweichung. Über Kreativität.
Heft 18. 2008. ISBN 978-3-937816-51-7
Billmayer, Franz: Paradigmenwechsel übersehen. Eine Polemik gegen die Kunstorientierung der Kunstpädagogik.
Heft 19. 2008. ISBN 978-3-937816-57-9
Sabisch, Andrea: Aufzeichnung und ästhetische Erfahrung.
Heft 20. 2009. ISBN 978-3-937816-64-7
Wetzel, Tanja: »Das dreht einen richtig an ...« Über die Figur
der Rotation in der aktuellen Kunst – und ihren Wert für die
ästhetische Bildung
Heft 21. 2009. ISBN 978-3-937816-71-5
Aden, Maike; Peters, Maria: ‚Standart‘ – Möglichkeiten, Grenzen und die produktive Erweiterung kompetenzorientierter
Standards in performativen Prozessen der Kunstpädagogik
Heft 22. 2011. ISBN 978-3-943694-00-0
Balkenhol, Bernhard: in Kunst, um Kunst und um Kunst herum
Heft 23.2012. ISBN 978-3-943694-01-7
Pazzini, Karl-Josef: Sehnsucht der Berührung und Aggressivität des Blicks
Heft 24.2012. ISBN 978-3-943694-02-4
Heil, Christine: Beobachten, verschieben, provozieren.
Feldzugänge in Ethnograie, Kunst und Schule
Heft 25.2012. ISBN 978-3-943694-03-1
Hartwig, Helmut: Visuelle Kommunikation im Kraftfeld des
Zeitgeistes
Heft 26.2012. ISBN 978-3-943694-04-8
Maset, Pierangelo: Kunstvermittlung heute: Zwischen
Anpassung und Widerständigkeit
Heft 27.2012. ISBN 978-3-943694-05-5
Lange, Marie-Luise: I’m here – ästhetische Bildung als
Präsenz, Ereignis, Kommunikation, Aufmerksamkeit und
Teilhabe
Heft 28.2013. ISBN 978-3-943694-06-2
Meyer, Torsten: Next Art Education
Heft 29.2013. ISBN 978-3-943694-07-9
Kunstpädagogische Positionen 30/2014
ISBN 978-3-943694-08-6