D8 Bericht
D8 Bericht
D8 Bericht
Berichte verfassen
Mike Scholz
GHS Wolfegg
Der Bericht - Was ist das?
Bei der Erzählung geht es darum, möglichst anschaulich und spannend zu schreiben, so dass der
Leser (im Idealfall) nicht zu lesen aufhört, bis er die letzte Zeile verschlungen hat.
Beim Bericht dagegen stehen andere Ziele im Vordergrund, nämlich nicht die Spannung, sondern
die genaue Information und die sachliche Darstellung. Ein Bericht stellt ein Geschehen (zum Beispiel
eine eigene oder fremde Tätigkeit oder auch ein Ereignis) klar und sachlich dar, informiert möglichst
genau über Zeit und Ort, beteiligte Personen sowie über den Verlauf des Ereignisses/Ablauf der
Tätigkeit. Damit dein Bericht auch gelingt, solltest du folgende »Tipps« beachten!
3) Als Zeitform
verwendest du beim schriftlichen Bericht das Präteritum (das Imperfekt, Ich ging, ich kam, er
rannte....). Je nach Aufgabenstellung kannst du den Bericht in der Ich-Form oder in der Er-Form
verfassen.
TAFEL-HEFT
SCHREIBPLAN
Aufgabe: Erarbeite aus den folgenden Angaben und der beigefügten Skizze einen
entsprechenden Zeitungsbericht! Gib deinem Bericht auch eine möglichst zündende
Überschrift!
Zeugenaussagen
H. Franzen:
Wir wollten nach Altdorf zum Einkaufen fahren. Ich hab' ihn zunächst gar nicht gesehen. Ich bin
jetzt noch ganz durcheinander! Er war auf einmal vor mir, und dann ging alles blitzschnell. Ich hab'
noch bremsen wollen, aber da hatte ich ihn schon erfasst. Ich dürfte etwa 80 km/h schnell gefahren
sein. Wer kommt jetzt für den Schaden an meinem Wagen auf? Hoffentlich sind die Eltern gut
versichert!
T. Franzen:
Der Junge tut mir so leid! Wie der geblutet hat! Hoffentlich fehlt ihm nichts Ernstes. Er war ja nicht
bei Bewusstsein, als der Sanka kam. Wir haben einen neun Jahre alten Enkel. Der fährt auch immer
so wild. Wahrscheinlich wär' er ja noch vor uns rüber gewischt, aber das Rad rutschte weg, und dann
war's passiert. Mein Mann kann nichts dafür. Damit konnte doch niemand rechnen, dass der Bengel
noch vor uns einbiegen wollte. Was wohl seine Eltern sagen werden?
F. Steiner:
Schade um das wunderschöne neue Rad! So eins möchte ich auch einmal! Ich hab' den Jungen
mit seinem Rad zwar auf dem Feldweg kommen sehen, hab' mir aber zunächst gar nichts dabei
gedacht. Ich war nämlich schon recht spät zum Tischtennistraining in Bolldorf dran und bin kräftig
geradelt. Aber dann war's plötzlich geschehen! Ich kenne den Jungen nicht, meine aber, dass er wohl
nicht abbremsen, sondern noch vor dem Auto in die Bundesstraße einbiegen wollte.
Er hätte es auch sicher geschafft, wenn da nicht dieser Rollsplitt gelegen hätte, vermutlich noch
vom Streuen im Winter. Er legte sich stark quer, um die Kurve zu kriegen, und da muss er wohl weg
gerutscht sein. Das sah übel aus, wie ihn das Auto erfasste und zur Seite schleuderte. Der Autofahrer
war ganz verdattert. Ich bin sofort zu dem Jungen hin, aber der war bewusstlos und hat stark aus
einer Platzwunde am Kopf geblutet Wir konnten da gar nichts machen, deswegen bin ich gleich nach
Bolldorf weiter geradelt und habe die Notrufnummer gewählt.
Sanitäter:
Wir fuhren sofort los und waren nur wenige Minuten nach dem Unfall an der Unfallstelle. Der
Junge muss mit dem Kopf auf den Asphalt geschlagen sein, denn er war nicht ansprechbar und nicht
bei Bewusstsein. Wir versorgten ihn notdürftig, aber es war klar, dass er schleunigst ins Krankenhaus
gebracht werden musste. Vermutlich hat er eine schwere Gehirnerschütterung und möglicherweise
auch innere Verletzungen erlitten. Gebrochen hat er sich nichts. Und die Platzwunde am Kopf und die
Abschürfungen sind nicht besonders schlimm.
BERICHT
Aufgabe: Schreibe aus den folgenden Aussagen einen Zeitungsbericht in dein
Heft. Der Bericht darf nicht länger als eine A4-Seite sein. Suche eine starke
Schlagzeile.
K. Lämmle
"Mir kam es gleich so komisch vor. Ich wollte eigentlich schon nach Hause gehen, hatte aber
meinen Warenbestand noch nicht vollständig im Computer. Da hab ich das noch schnell fertig getippt.
Es war kurz nach 16:00 Uhr, da roch ich plötzlich den Geruch von Verdünnung. Es fiel mir erst gar
nicht auf, weil ich so beschäftigt war. Dann wurde der Gestank immer stärker. Ich stand auf um nach
zu sehen und ging hinüber in die Lagerhalle. Als ich die Tür öffnete lief ich direkt in eine Wolke von
Verdünnungsgestank. Mir wurde kotzübel und schwindelig. Ich hab dann gleich die Tür wieder
zugemacht und bin hinüber ins Büro gerannt. Dort fand ich die Chefin und hab gleich Bescheid
gesagt."
K. Wegener
"Frau Lämmle kam so gegen viertel nach vier in mein Büro hereingeplatzt. Ich war mitten in einer
Besprechung mit einem Farben-Vertreter. Sie sagte mir, dass im Lager ein Behälter mit Verdünnung
ausgelaufen sein müsse, weil es so furchtbar danach stinken würde. Ich weiß natürlich, dass das
Zeug extrem feuergefährlich ist, vor allem wenn es verdampft. Als erstes hab` ich die 110 angerufen.
Dann wollte ich selbst hinüber gehen und schauen was eigentlich genau passiert ist. Gerade als ich
mit Frau Lämmle auf den Hof hinaus kam sah ich den Lichtblitz und hörte die Explosion. Die
Scherben von den Fensterscheiben flogen über den ganzen Hof. Zum Glück standen wir nicht näher
bei der Halle, sonst hätten wir die Splitter abbekommen. Kurz darauf sahen wir den Feuerschein und
den Qualm aus den Fenstern quellen.
In weniger als fünf Minuten stand die Halle lichterloh in Flammen. Immer wieder hörten wir das
Knallen der explodierenden Lack- und Farbkanister. Ich dachte mir: "Mein Gott, hoffentlich kommt die
Feuerwehr bald, sonst brennt noch die ganze Firma ab." Die Lagerhalle wurde erst letztes Jahr für
1,5 Mio DM gebaut und da stehen Waren für nochmal 450 000 DM drin. Wir sind zwar gut gegen
Brand versichert, aber trotzdem ist das ein Riesen-Verlust, weil wir erst wieder eine neue Halle
aufstellen müssen."
K.Ritter
"Der Notruf ging genau um 16:21 Uhr bei uns ein. Acht Minuten später kamen wir am Brandort an
und begannen die Ausrüstung zu montieren. Zum Glück war der Hydrant gut markiert. Um 16:40 Uhr
gab ich den Befehl: "Wasser marsch!". Ein Löschzug musste das angrenzende Gebäude mit vier
Löschgruppen anspritzen, damit es gekühlt wurde. Die Halle stand voll in Flammen. Mit unseren zwei
modernen Schaum-Löschwagen spritzen wir den Spezialschaum durch die Fenster in die Halle
hinein. Die restlichen zwei Löschzüge spritzen die Halle von außen mit Wasser ab.
Vermutlich wurde das Gas von einem Stromschalter entzündet. Da reicht schon der kleinste
Funken. Insgesamt waren 28 Feuerwehrleute im Einsatz. Wir mussten alle unsere Atemschutzgeräte
anlegen, weil die Dämpfe teilweise giftig sind. Nach ungefähr drei Stunden war der Brand unter
Kontrolle. Gegen 21:00 Uhr konnte ich meine Männer zum Feuerwehrhaus zurück schicken. Fünf
meiner Leute sind leicht verletzt. Das war der schlimmste Brand in den letzten 10 Jahren".
Dr. Kerner
"Die Leute von der Feuerwehr fanden hinter der Halle einen bewusstlosen Lagerarbeiter. Den
mussten wir sofort ins Krankenhaus fahren. Der Mann hatte etliche Glassplitter in den Armen und im
Gesicht. Außerdem hat er Brandwunden am Hals und im Gesicht. Er stand wahrscheinlich im
Augenblick der Explosion hinter einem Stapel mit leeren Öltonnen, gerade mal 15 Meter hinter der
Halle. Vermutlich hat ihm das Leben gerettet. Fünf Feuerwehrmänner wurden von mir wegen leichter
Brandverletzungen hier vor Ort versorgt."
Aufgabe zum Bericht
für Dimitri
Montag, der 13.7. Gustav Mayer erzählt am Abend seiner Frau Lotte:
"Mensch Lotte, hör mal was mir heute morgen passiert ist. Ich fahre wie immer mit dem Auto zur
Arbeit. Es ist noch ziemlich dunkel draußen, so dass ich das Licht einschalten muss. Ich fahr vom Hof
in Richtung Emmelhofen. Vor Emmelhofen war übrigens dichter Nebel, nicht hoch, nur so hoch wie
das Auto. Den Kirchturm konnte ich noch sehen. Da denke ich: "Fährst halt langsam, damit nichts
passiert" und schalte runter in den dritten Gang. Mit nur 40 Sachen krieche ich durchs Dorf. Na und
weil ich Zeit habe, schalte ich das Radio ein und höre ein bisschen Musik.
Nach dem Dorf ist wieder freie Sicht, da ist kein Nebel mehr. Also gebe ich Gas, schalte wieder
hoch in den fünften Gang und flitze die schmale Straße rauf zum Wald. Du weißt ja wie schmal die
Straße ist. Kurz vor dem Wald rennt ein Fuchs über die Straße. Na, den hätte ich beinahe überfahren,
so plötzlich kommt er aus den Büschen gesprungen. Ich stehe also voll auf die Bremsen, dass die
Reifen quietschen.
Nach dem Schreck fahre ich erst mal wieder langsam durch den Wald. Du weißt ja, da sind viele
blöde Kurven, bei denen man nicht sieht, ob jemand entgegen kommt. Nach dem Wald fahre ich wie
immer an der Abzweigung links die Straße nach Weipolzhofen hinunter. Es wird schon langsam hell.
Im Radio sind gerade die Sieben-Uhr-Nachrichten vorbei, da sehe ich schon von weitem die
Scheinwerfer von einem Auto, das von Weipolzhofen herauf donnert.
Ich merke gleich: Dieser Depp fährt brutal schnell. Vorsichtshalber bremse ich auf sechzig
Kilometer runter und lenke unseren Escort ganz auf die rechte Seite. Genau in der Linkskurve kommt
mir der Idiot auch schon entgegen. Der Kerl ist so schnell, dass er noch weiter auf meine Seite rüber
schlittert. Ich kann gerade noch das Steuer herum reißen und auf den Acker brettern. Also, zwischen
seiner Karre und unseren Escort hätte nicht mal meine Hand gepasst.
Ich bin schon an ihm vorbei, da fliegt ein Stein, so groß wie ein Markstück, auf mich zu und es
knallt fürchterlich. Mir bleibt schier das Herz stehen vor Schreck. Ich habe alle Mühe den Escort
wieder auf die Straße zu bringen. Ich bremse und muss erst mal Luft holen. Erst in dem Moment sehe
ich den langen Riss und die Macke in der Frontscheibe. Der Riss zieht sich quer über die ganze
Scheibe, unten bei den Scheibenwischern."
Gustav: "Ich hab` s gleich nach der Arbeit zu Karl in die Werkstatt gebracht. Der hat auch gesagt,
dass da sofort eine neue Scheibe rein muss. Aber zum Glück sind wir ja mit Vollkasko versichert. So
eine Scheibe kostet gleich mal 450,-€. Jetzt muss ich nur einen Bericht an die Versicherung
schreiben und die Rechnung von der Scheibe beilegen, dann schickt die Versicherung das Geld an
Karl".
Lotte: "Heute kommt sowieso nichts Gescheites im Fernsehen. Da kannst du ja den Bericht schon
heute Abend schreiben".
Aufgabe zum Bericht
für Dimitri
Freitag, der 13. 9. 99, Klasse 7c, Jungen, Sport in der 3. Stunde,
Sportlehrer: Herr Auberle,
Schüler: Erich Häberle, Fritz Walter, Harald Hauser, Gerhard Steiner
Herr Auberle:
"In der dritten Stunde haben die Jungen der 7c bei mir Sportunterricht in der Sporthalle. Der
Häberle ist mir beim Umziehen in den Umkleideräumen schon unangenehm aufgefallen. Da hat er
schon rumgeschrien und mit einem Klassenkameraden gestritten. Um was es da ging kann ich nicht
sagen, weil ich erst später aus meinem Umkleidezimmer dazu kam. Jedenfalls musste ich ihn da
schon zum erstem Mal verwarnen.
Als wir dann in die Halle gingen ist er gleich ohne meine Erlaubnis in den Geräteraum gerannt und
hat sich einen Ball geholt. Den musste ich ihm gleich abnehmen. Als sich dann die Jungs in einer
Reihe aufstellen sollten, damit wir für die Volleyball-Mannschaften abzählen konnten, ist er einfach
trotzig auf der Bank sitzen geblieben.
Wir haben erst mal drei Mannschaften ohne ihn aufgestellt und mit Bagger-Übungen begonnen.
Die ganze Zeit, während ich die Übungen erklärt habe, hat der Erich herum gemotzt. Als dann die
ersten beiden Mannschaften gegeneinander spielten, hat die dritte Mannschaft auf dem freien Feld
das Zuspiel geübt. Da wollte Erich wieder mitspielen. Ich sagte zu ihm: "O.K. Erich, du kannst bei der
dritten Mannschaft mitüben. Aber du weißt ja, mit dem Volleyball wird nicht gekickt. Das ist kein
Fußball!". Danach habe ich wieder dem Spiel zugeschaut, weil ich doch den Schiedsrichter machen
musste.
Nach einer Weile gab es Streit in der dritten Mannschaft. Der Erich hat herum gebrüllt, dass der
Fritz Walter ein blöder Sack sei. Ich habe dem Erich gleich wieder den Ball abgenommen und auf der
Stelle auf die Bank geschickt, wo er sich auch maulend hingesetzt hat. Darauf beobachtete ich
wieder das Spiel und nach einer Weile klirrte und schepperte es. Als ich mich herumdrehte, da sah
ich gerade noch wie die Scherben vom Fenster auf den Hallenboden prasselten. Harald Hauser stand
mitten im Scherbenregen. Der hat nochmal Glück gehabt, dass ihm nichts passiert ist."
Fritz Walter:
"Am Anfang war der Erich noch ganz gut drauf. Wir standen im Kreis und haben halt das Zuspiel
trainiert. Plötzlich fängt der Erich an zu toben und schreit rum, weil ich ihm den Ball nicht zugespielt
hab. Ich wollte ja schon, aber ich kann das halt nicht so gut. Der meint sowieso immer, er sei der
König. Wenn er nochmal "blöder Sack" zu mir sagt, dann kleb` ich ihm eine. Nachher kam er
angerannt und hat mir den Ball aus den Händen gerissen. Herr Auberle hat ihn dann wieder auf die
Bank gesetzt und uns den Ball gegeben. Als der Harald dann den Ball verloren hat, ist er zum Erich
hinüber gerollt. Da steht der Depp gleich auf und kickt den Ball "volle Pulle" zurück.
Gerhard Steiner: "Ich weiß nicht wie das passiert ist oder wer das war. Ich hab nichts gesehen."
Erich Häberle: "Immer ich! Das weiß doch ich nicht wer das war! Ich war´s nicht! Ich hab
überhaupt nichts gemacht! Ich hab blos den Ball zurück gegeben!"
Harald Hauser: "Der Erich ist doof ! Der kann auch nicht besser spielen, als wir. Aber immer
macht er den großen Chef und plärrt uns an, wir würden einen Mist zusammenspielen. Ich hab ihm
gesagt, er soll seine blöde Gosche halten. Plötzlich kickt er den Ball auf mich. Ich hab mich geduckt
und der Ball ist über meinen Rücken gesaust und ins Fenster geknallt. Jetzt muss er die Scheibe
bezahlen. Das geschieht ihm recht!"
Bericht: Der Einbruch
Aufgabe: Stell dir vor du seist der Polizist. Schreibe einen genauen Bericht über
diesen Einbruchdiebstahl.
Frau Seeger: "Also ich hab noch Fernsehen geschaut und habe mir noch Teewasser in der Küche
aufgestellt. Der Film war gerade zu Ende als der Teekessel anfing zu pfeifen. Ich hab den Fernseher
abgeschaltet und bin in die Küche gegangen. Als ich mir den Tee eingoss war alles still im Haus. Da
höre ich noch wie es in der Nachbarwohnung rumpelt. Wissen sie, die Wände hier sind nicht
besonders dick. Ich dachte mir: Das wird wohl Frau Gerber sein, die irgendwas in ihrer Wohnung
umstellt. Der Film war etwa um 21:45 zu Ende. Ich hab noch meinen Tee getrunken und bin dann ins
Bett gegangen. Ich hab noch nicht geschlafen, als ich den Lärm im Treppenhaus gehört habe. Ich bin
dann gleich rausgesprungen und habe nachgesehen. Frau Gerber stand im Treppenhaus, und hat
laut geweint. Sie blutete stark aus dem Mund. Ich hab dann gleich die Polizei angerufen."
Herr Lamprecht: "Na ja, ich war noch mit meinem Hund draußen spazieren wie jeden Abend. Ich
habe einen Dackel. Butzi heißt der. Ich kam gerade zurück und will die Eingangstüre aufschließen.
Vorher hab ich mich noch gewundert über das Motorrad, das vor dem Haus stand. Nanu, denk ich,
wer ist den da zu Besuch? Weil die doch noch nie vor dem Haus stand. So eine richtig schwere
Maschine mit vier Zylindern von Suzuki.
Da reißt der Kerl die Türe auf und rennt mich einfach um. Er war etwa so groß wie ich, ungefähr
1,70 Meter, nur nicht so schwer. Der war eher schlank und höchstens 24 Jahre alt, nicht älter. Dann
ist er in der Eile über die Hundeleine gestolpert und auf den Gehweg hingefallen. Butzi hat gebellt wie
verrückt. Das Nummernschild hab ich mir nicht gemerkt in der Aufregung. Aber der Bursche hat
weiße Turnschuhe mit drei blauen Streifen an gehabt und eine blaue Jeans. Also der rappelt sich auf,
humpelt auf einem Bein, ich glaube das linke war' s, zu dem Motorrad und braust ohne Licht davon.
Frau Gerber: Ich arbeite bei der Firma WEBER & SOHN. Heute hatte ich Spätschicht. Die ist um
21:30 Uhr aus. Mit dem Bus brauche ich etwa 20 Minuten. Meistens muss ich warten, weil der Bus
erst um 21: 50 Uhr vor der Firma abfährt. Dann muss ich noch von der Haltestelle bis zu mir nach
Hause gute 10 Minuten gehen. Wie ich vor meiner Wohnungstüre stehe, da sehe ich schon, dass das
Schloss kaputt ist. Die Tür war nur angelehnt. Ich ging in die Wohnung rein und alles war still.
Als ich ins Wohnzimmer kam, da sah ich die Unordnung und alle Schrankschubladen waren offen.
Alles lagt auf dem Boden herum. Der Tisch war umgeworfen und die schöne alte Vase liegt in
tausend Scherben am Boden. Ich hab gar nicht gewusst, was ich machen soll. Da ging die Tür zum
Schlafzimmer auf und der fremde Mann stand da und schaute mich an. Da hab ich geschrien. Dann
ist er auf mich zu gerannt und hat mir mit der Faust ins Gesicht geschlagen. Ich bin rückwärts
hingefallen und hab mir den Kopf angeschlagen. Meine Lippe ist aufgesprungen und es hat ganz
stark geblutet.
Er hatte einen Schnurrbart und braune schulterlange Haare. Eine dunkelbraune Lederjacke hatte
er auch an und ein blaues T-Shirt unter der Jacke. Als ich wieder aufstehen konnte, da war er schon
nach draußen gesprungen. Im Schlafzimmer ist alles durchgewühlt und in Unordnung. Er hat meine
ganze Wäsche aus dem Schrank gerissen und auf den Boden geworfen. Das Bargeld, die 300,- € aus
dem Schrank, hat er mitgenommen. Meine Halskette und die Ohrringe mit den Brillanten aus der
Schmuckschatulle sind auch weg!
Fünf Minuten an einem Freitag nachmittag, kurz nach zwei: Als ein quecksilbriger, flachsblonder
Junge aus einem Vorort von Chicago den Augen seiner Mutter für einen Moment entwischte und mit
der Gewandtheit eines Dreijährigen das etwa einen Meter hohe Bambusgatter hochturnte, das den
tiefen Graben rund um den Affenfelsen an dieser Stelle abzäunt. Und der dann acht Meter hinunter in
die Betonschlucht fiel, die einer steilen Felsenlandschaft nachempfunden ist.
Dort blieb er zwischen Felsblöcken liegen, heftig aus einer Kopfwunde blutend. Ein lebloses
Bündel in rotem T-Shirt und weißen Hosen. »Um Gottes willen, ein Kind bei den Gorillas«, schrie eine
Besucherin auf, Kingkong und andere Kino-Affenmonster im Gedächtnis, und die Mutter des
bewusstlosen Jungen fiel in Ohnmacht. Gott sei Dank, dass Binti, die Affenmutter, auf einer der
nächsten Klippen saß und gerade ihr Baby, die eineinhalb Jahre alte Koola, lauste.
Ohne Koola abzusetzen, die sich fest an Mama klammerte, kletterte Binti zu dem reglosen Wesen
hinunter, nahm es vorsichtig hoch, hob einen der schlaffen Ärmchen am Handgelenk in die Höhe, als
wollte sie den Puls fühlen, ließ das Ärmchen wieder fallen und wiegte das Kind behutsam in ihren
starken, haarigen Armen. Dann ging sie langsam in Richtung des Ausgangs im Felsen, hinter dem
sonst ihr Fressen auf sie wartet.
Als einer der fünf anderen Gorillas im Gehege, ein Männchen, größer und stärker als die mit ihren
75 Kilo eher zierliche Binti, sich neugierig näherte, fletschte ihn das Affenweibchen an und drehte ihm
den gewölbten Rücken zu, schirmte das Bündel in ihren Armen ab wie ein Footballspieler den Ball.
»Kein Zweifel, sie wollte das Kind schützen«, so ein Augenzeuge. Jetzt reagierten auch die
Menschen im Affenhaus. Tierpfleger waren angerückt und trieben mit starkem Wasserstrahl aus
Feuerwehrschläuchen die restlichen Gorillas in Richtung des zweiten Ausgangs im Gehege, um freie
Bahn für Bintis Rettungsaktion zu schaffen.
Die steuerte auf ihre Tür zu, hinter der schon die Zoo-Wärter und vier zufallig anwesende
Sanitäter warteten, die den Zoo von Brookfield für ihren Betriebsausflug ausgewählt hatten. »Ich
befürchtete das Schlimmste«, sagte Jeff Bruno, einer der vier Leute, doch das Gorillaweibehen legte
den Jungen ganz sachte direkt vor uns auf den Boden. Wenig später wurde das verunglückte Kind in
die nahe Loyola Universitätsklinik eingeliefert.
Für die Chirurgen des Krankenhauses waren Patienten aus dem Primatengehege des Brookfield-
Zoo nicht neu. Im Dezember 1994 hatten sie weltweit erstmalig bei einem Menschenaffen in einer l4-
stündigen Operation einen lebensbedrohenden Tumor aus dem Gehirn des Gorilla-Männchens
Chicory entfernt. Chicory war bei Bintis Großtat als Zaungast anwesend.
Die Verletzungen des Jungen machten den Ärzten weniger zu schaffen. Trotz einer
vierzehnstündigen Bewusstlosigkeit war er mit einer Gehirnerschütterung, einer klaffenden
Fleischwunde an der linken Wange und einer gebrochenen Hand relativ glimpflich davongekommen.
Vier Tage nach dem Unfall wurde das Kind aus dem Hospital entlassen. »Keine
Ausfallerscheinungen«, sagte der Kliniksprecher, »der Junge redet wieder ganz normal mit seinen
Eltern, spielt wie früher. Nur an den Sturz und an Bintis Aktion fehlt ihm jede Erinnerung. Und wir
sehen keine Veranlassung, vor seiner völligen Wiederherstellung mit ihm darüber zu reden. « Der
Rest der Welt aber redet seither über Binti, die eigentlich Binti Jua heißt, was auf Suaheli »Tochter
des Lichts« bedeutet, und über ihre Rettungstat.
»Was Binti dazu gebracht hat, sich um das bewusstlose Kind zu kümmern, werden wir nie genau
wissen«, sagt Mary Sevenich, dieTiertrainerin des Brookfield-Zoo. »Sicher ist, wenn der Junge
irgendwann einmal zurück kommt, um sich bei der Gorillamutter für die Rettung zu bedanken, wird sie
ihn nicht erkennen«. Doch auch Mary Sevenich glaubt, dass ihr Schützling ein besonders
menschlicher Menschenaffe ist. Der Grund liegt in Bintis Biographie. Das Tier wurde 1988 im Zoo von
Columbus/Ohio geboren. Kurz nach seiner Geburt fing die Mutter an, das Baby nicht mehr
ausreichend zu säugen.
Die Zooleitung entschloss sich, das Affenkind in menschliche Obhut zu geben. Dafür wurde es in
den Tiergarten von San Francisco gebracht. Dort wartete als »Pflegemutter« die ehemalige
Rotkreuzschwester Clara Johnston auf sie. Drei Jahre gab sie dem Äffchen die Nuckelflasche und
einen Gorilla-Baby-Brei aus Reisflocken, Yamswurzeln, Erbsen und grünen Bohnen. »Ich sang ihr
Kinderlieder vor und balgte mit ihr herum.«
Als Binti erwachsen wurde, zog sie in den Brookfield-Zoo bei Chicago um. Dort lebte ein
Gorillamännchen gesetzteren Alters, das bis dahin mit Weibchen nie etwas im Sinn gehabt hatte.
Doch als das Gorilla-Mädchen das Gehege mit ihm teilte, klickte es bei dem alten Junggesellen sofort.
Binti wurde schwanger mit Koola. Der Vater allerdings verschied nicht lange nach seiner heroischen
Anstrengung. »Als wir wussten, dass Binti ein Junges bekommen würde, starteten wir ein spezielles
Mutterschaftstraining für sie«, sagt Mary Sevenich. »Denn da sie von ihrer eigenen Mutter verstoßen
und von Menschen aufgezogen wurde, hatte sie ja nie gelernt, wie man sich als Gorilla-Mami
benimmt.« Auch vom Umgang der Gehege-Genossen im Brookfield-Zoo mit ihrem Nachwuchs, so
fürchtete Sevenich, habe Binti möglicherweise nicht genug abgeguckt.
Also ließen ihre Wärter die schwangere Binti Babypflege üben. Zuerst lernte sie Plastikflaschen
hoch zunehmen und an die Brust zu legen, dann machte sie dasselbe mit einer hellen, plüschigen
Stoffpuppe. Zur Belohnung gab es Weintrauben oder Rosinen, die Gorillas so gerne mögen wie wir
Bonbons und Pralinen. Als dann Koola zur Welt gekommen war, erwies sich Binti rundum als
Mustermutter.
Die Vertrautheit mit Menschen und ihr spezielles Training mit der Plüschpuppe, bei dem sie ja
gelernt hatte, leblose Gegenstände pfleglich und geradezu zärtlich zu behandeln, haben sicher dazu
beigetragen, dass Binti den bewusstlosen Jungen so fürsorglich in Reichweite der menschlichen
Retter absetzte. Wobei viele Tierforscher die Begeisterung dämpfen, das Affenweibchen habe
geradezu gehandelt wie ein Feuerwehrmann, der einen Verletzten behutsam, aber zielstrebig zum
Notarztwagen bringt: »Wir wissen nicht, ob es mit einem Kartoffelsack nicht genauso um gegangen
wäre.«
Unbestritten aber ist, dass Tiere auch selbstlos handeln können. Das dient meist der Erhaltung der
eigenen Art: Elefantenrudel schützen gemeinsam ein schwaches Jungtier gegen angreifende Löwen.
Doch es sind auch Fälle belegt, bei denen Tiere Menschen helfen. Authentisch ist der Vorfall in einem
Zoo auf der Kanalinsel Jersey. Dort war vor einigen Jahren ein Fünfjähriger ebenfalls ins
Gorillagehege gefallen. Der inzwischen verstorbene Yambo hatte ihn aufmunternd und sanft
getätschelt und sich schützend so lange davorgestellt, bis die Wärter ihn bergen konnten.
Aufgabe:
Dieser Zeitungsartikel ist sehr lang und er enthält viele Informationen auf die man
verzichten kann. Du sollst diesen Artikel zu einem Bericht kürzen.