Die Geschichte Des Saarlandes
Die Geschichte Des Saarlandes
Die Geschichte Des Saarlandes
Saarlandes
Ein Überblick
Das Gebiet des heutigen Saarlandes hat im Laufe seiner
Geschichte zahlreiche Veränderungen erlebt.
Aus vielen Einzelteilen wurde über die Jahrhunderte ein Ganzes.
Großes entsteht immer im Kleinen.
„Ein Land geübt im permanenten Strukturwandel“: So könnte man die Geschichte
der Saarregion überschreiben, die in dieser Broschüre dargestellt wird.
Die Saarregion war nie auf Rosen gebettet. Immer wieder durchlebte sie tiefgreifende
Umbrüche. Im Fadenkreuz deutsch-französischer Rivalitäten waren Phasen ver
lässlicher Rahmenbedingungen und kontinuierlicher Aufwärtsentwicklungen eher
selten. Hinzu kamen Steinkohlebergbau und Stahlindustrie, die Wirtschaft und
Arbeit in der Region lange Zeit beherrschten. Wertschöpfungsketten jenseits von
Kohle und Stahl und ein selbstbewusstes Unternehmertum konnten sich damit
nicht so deutlich ausprägen, wie es in anderen Regionen der Fall war.
Diese Broschüre lädt ein, sich mit der ereignisreichen und spannenden Geschichte
der Saarregion zu beschäftigen. Auf vielen Seiten finden Sie Hinweise auf weiter-
führende, interaktive Informationsangebote.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine spannende und anregende Lektüre.
Ihre
Anke Rehlinger
Ministerpräsidentin des Saarlandes
Inhaltsverzeichnis
ca. 1880–1914
4 Eine neue Gesellschaft 14
formiert sich
Arbeiter und Stahlbarone
prägen das Saarland
ab 1914–1933 Die Geburt des Saarlandes 19
Erster Weltkrieg und
Völkerbundszeit
Zersplitterung und
höfisches Leben
Die Saarregion im ausgehenden Mittelalter
Seit dem Mittelalter entwickelte sich in der Saarregion eine viel-
gestaltige politische Landschaft. Der Saarraum bildete keine
politische Einheit, sondern war in zahlreiche mittlere und kleine
Herrschaften aufgeteilt. Die größten Machthaber waren die
Grafen von Nassau-Saarbrücken, die Kurfürsten von Trier, die
Herzöge von Pfalz-Zweibrücken und der französische König.
Die Grafen von Die Grunderfahrung in dieser Zeit war das Dasein an der Grenze
der Leyen bauten
zwischen deutschem und französischem Kulturraum. Im 15. Jahr-
Blieskastel im
18. Jahrhundert zur hundert übersetzte Elisabeth von Lothringen französische Ritter-
barocken Residenz- romane ins Deutsche. Sie war eine Wegbereiterin des deutsch-
stadt aus. Das
Porträt zeigt Gräfin sprachigen Prosaromans und machte Saarbrücken zur Residenz
Marianne von der des Hauses Nassau-Saarbrücken.
Leyen, die von
1775–1791 die
Grafschaft regierte. Im 16. Jahrhundert erlebte die Saarregion eine Blütezeit, in der
keine Kriege das Land verwüsteten. Die Wirtschaft entwickelte
sich, Handel und Wandel kennzeichneten das Leben in den
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1600–1700
Die Waffenruhe nach dem Krieg währte nur kurz. Der franzö
sische König Ludwig XIV. verfolgte eine aggressive Expansions-
politik. Er dehnte im Zuge der Reunionskriege zwischen 1667
und 1697 die Grenzen seines Reiches weit nach Osten aus.
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1700–1800
Viele Städte wie Ottweiler oder Merzig wurden von den durch
ziehenden Heeren verwüstet. Auch das heutige Alt-Saarbrücken
brannte im Jahre 1677 völlig nieder.
Das Gebiet des heutigen Saarlandes wurde als Teil der Province
de la Sarre in den französischen Staat integriert. Zur Absicherung
der Grenze errichtete Baumeister Vauban ab 1680 die Festungs-
stadt Saarlouis. Mit dem Frieden von Rijswijk 1697 fiel die Saar-
region wieder an das Heilige Römische Reich Deutscher Nation
zurück.
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1789
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1800–1835
10
1800–1835
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1815–1850
Mit der Einweihung Den Durchbruch der Industrialisierung brachte die Eisenbahn.
des Bahnhofs
Als Führungssektor beeinflusste sie alle Wirtschaftsbereiche. Die
Bexbach als vorüber-
gehende Endstation Ludwigsbahn als erste Strecke im Saarland führte seit 1849 vom
der pfälzischen Rhein bis nach Bexbach. Schnell wurde das Eisenbahnnetz weiter
Ludwigsbahn begann
im August 1849 das ausgebaut, es erschloss bald das ganze Saarrevier mit seiner
Eisenbahnzeitalter expandierenden Schwerindustrie. 1852 wurde die Region über
an der Saar.
Saarbrücken und Metz ans französische Eisenbahnnetz ange-
schlossen; 1858 bis 1860 entstand die Verbindung entlang der
Saar nach Trier. Die Kanalisierung der Saar ergänzte den verkehrs-
technischen Anschluss des Landes an der Saar.
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ca. 1850
Mit der Eisenbahn entstand auf der einen Seite eine große Nach-
frage nach Kohle und Stahl, auf der anderen Seite konnten die
saarländischen Industriebetriebe ihre Produkte auf überregiona-
len Märkten absetzen. Damit war auch die Voraussetzung für
einen weltweiten Vertrieb der Produkte aus saarländischen Gru-
ben und Hüttenwerken geschaffen.
Die Entstehung
des Montanreviers
Der Durchbruch der Industrialisierung
Bevor das Saarland als politische Einheit entstand, existierte es
bereits als wirtschaftlich zusammenhängende Region. Im Kern
bestand diese Region aus zwei schwerindustriellen Strängen, die
vom Zentrum Saarbrücken bis Dillingen und Merzig beziehungs-
weise durch den Saarhochwald bis Neunkirchen reichten. Im Ge-
gensatz zu anderen Industrierevieren, wie dem Ruhrgebiet, deckte
die Saarregion ihren Arbeitskräftebedarf nicht durch Fernzuwan-
derung, sondern vor allem durch den Zuzug der ländlichen Bevöl-
kerung aus den nördlichen Landesteilen und dem Hunsrück.
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ca. 1880–1914
4
14
ca. 1880–1914 4
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Wir waren schon
deutsch, französisch
und unabhängig.
Und sind es
immer noch!
willkommen.saarland
ca. 1880–1914 4
Zum anderen – und das war die Kehrseite der Medaille – übten
die Arbeitgeber einen Disziplinierungsdruck aus, der bis weit ins
Privatleben hinein reichte. So mussten beispielsweise die Neun-
kircher Hüttenarbeiter bei Carl Ferdinand Stumm persönlich die
Erlaubnis zur Eheschließung einholen. Auch war es den Arbeit-
nehmern strengstens verboten, sich politisch oder betrieblich
gegen die herrschenden Zustände zu engagieren. Auf diese Re-
pression antwortete die Arbeiterschaft zunehmend mit Streiks
und der Bildung von Gewerkschaften. Im Saarland spielten dabei
auch konfessionelle Bindungen eine große Rolle: Die Arbeitneh-
mer waren in ihrer großen Mehrheit Katholiken, während die Ar-
beitgeber fast ausnahmslos dem Protestantismus entstammten.
Carl Ferdinand
Freiherr von Stumm-
Halberg (1836–
1901), Industrieller
und Politiker,
Hüttenbaron und
Patriarch, war eine
der bedeutendsten
Persönlichkeiten
der saarländischen
Geschichte im
19. Jahrhundert.
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ab 1914–1933
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1934 / 1935
Unmittelbar nach
der Bekanntgabe
des Ergebnisses der
Volksabstimmung
gingen zahlreiche
Hitlergegner und
jüdische Bürger in
die Emigration. Das
Bild entstand im
Januar 1935 auf
dem Grenzbahnhof
von Sarreguemines.
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1935–1945
21
1935–1945
Die Innenstadt von überall in Deutschland fielen am 9.11.1938 auch die saarländi-
Saarbrücken war am
schen Synagogen der „Reichskristallnacht“ zum Opfer.
Ende des Zweiten
Weltkriegs stark
zerstört. Hier ein Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges am 1.9.1939 wurde die Zivil-
Blick vom Theater-
vorplatz in Richtung bevölkerung der sogenannten „Roten Zone“ aus dem Grenzgebiet
der evangelischen ins Innere des Reiches evakuiert. Nach dem Frankreichfeldzug
Kirche St. Johann.
konnte die Bevölkerung zurückkehren. Währenddessen wurden
in der „Wagner-Bürckel-Aktion“ im Oktober 1940 die Juden wie
auch Sinti und Roma aus Südwestdeutschland nach Frankreich
in das Lager Gurs (Pyrenäen) verschleppt. Viele wurden später
nach Auschwitz deportiert und ermordet. Einige konnten sich
mit der Hilfe französischer Bürger retten. Im Jahr 1940 wurde in
Saarbrücken an der „Goldenen Bremm“ das Gestapo-Lager „Neue
Bremm“ errichtet, das als Arbeits-, später als Durchgangslager
zu den weiter entfernten Vernichtungslagern fungierte. Das Ter-
rorregime setzte in der kriegswichtigen Montanindustrie zahlrei-
che Zwangsarbeiter ein. Industrie- und Bahnanlagen sowie die
Städte waren ab 1942 immer wieder Ziel von alliierten Bomben-
angriffen, deren stärkster am 5.10.1944 große Teile Saarbrü-
ckens in Trümmer legte. Am 21.3.1945 war nach der Besetzung
durch die Amerikaner der Krieg für die Saarländer vorüber.
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1945–1955
Die „europäische“
Universität des
Saarlandes entstand
1948 in den Gebäu-
den einer ehemaligen
Kaserne als zwei-
sprachige Institu-
tion unter französi-
scher Führung.
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1955
Saarstatut und
Volksabstimmung
Das Ende eines Experiments
In der Saarfrage bestand zwischen der Bundesrepublik und Frank-
reich lange Zeit keine Einigkeit. Sie belastete das deutsch-fran-
zösische Verhältnis und stand einer Fortentwicklung der europä
ischen Einigung im Weg. Robert Schuman, der französische
Außenminister, schlug daher 1952 die Europäisierung der Saar vor.
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1955
25
1955
Eine „vorschrifts CDU (Hubert Ney) und SPD (Kurt Conrad), die eine Loslösung
mäßige“ Plakatwand
von Deutschland strikt ablehnten.Erst drei Monate vor der Abstim-
in Saarbrücken mit
den Werbungen der mung waren sie offiziell zugelassen. Davor agierten sie im Unter-
„Ja-“ und „Neinsager“ grund. Die KP des Saarlandes lehnte das Statut ebenfalls ab.
vor dem Referen-
dum um das Euro-
päische Saarstatut. Die Abstimmung brachte ein eindeutiges Ergebnis: 67,7 Prozent
votierten gegen das Statut. Hoffmann trat daraufhin als Minister-
präsident zurück. Die Ablehnung wurde als Wille der Saarländer
zur Rückkehr nach Deutschland interpretiert.
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1955–1959
27
1960–bis heute
Zur Überprüfung
der marktkonformen
Preise nach der
Währungsumstel-
lung auf D-Mark
bereiste Bundes-
wirtschaftsminister
Erhard (2. v. r.) im
Sommer 1959 das
Saarland. Hier mit
dem saarländischen
Ministerpräsidenten
Franz-Josef Röder
(3. v. l.)
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1960–bis heute
Im luxemburgischen
Mondorf kamen am
20.9.1995 neun
Regierungs- und
Verwaltungschefs
zum ersten Gipfel-
treffen der Groß
region Saar-Lor-Lux/
Rheinland-Pfalz/
Wallonie zusammen,
u. a. der Gastgeber
und heutige EU-
Kommissionspräsi-
dent Jean-Claude
Juncker (1. Reihe, m.)
sowie der saar
ländische Minister
präsident Oskar
Lafontaine (3. Reihe,
m.).
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1960–bis heute
Besonders im Um-
feld der Universität
haben sich zahl
reiche, europa- und
weltweit führende
Forschungseinrich-
tungen, Institute und
Technologie-Start
Ups angesiedelt. Von
den Science Park
Saar 1 und 2 über
das Deutsche For-
schungszentrum für
Künstliche Intel
ligenz, die Scheer
Tower, das Max- Im Zusammenspiel mit einem rührigen Unternehmertum und
Planck-Institut für vielen hervorragend ausgebildeten Fachkräften verfügt das Saar-
Softwaresysteme,
land damit über beste Voraussetzungen, um auch aktuelle Her-
das Fraunhofer-Insti-
tut für Zerstörungs- ausforderungen zu meistern – so etwa den Wandel im Bereich der
freie Prüfverfahren Mobilität oder den Übergang hin zur klimaneutralen Stahlproduk-
bis zum Korea Insti-
tute of Science and tion. Als Innovations- und Hochtechnologieland treibt das Saar-
Technology und dem land den Strukturwandel offensiv voran, nimmt Kurs auf die indus-
CISPA – Helmholtz-
Zentrum für Informa-
trielle Fertigung von morgen und sichert so seine internationale
tionssicherheit. Wettbewerbsfähigkeit.
30
Staatskanzlei
Am Ludwigsplatz 14
66117 Saarbrücken
[email protected]
www.saarland.de
saarland.de
@saarland_de
@staatskanzlei_des_saarlandes
saarland_de