Ebook Blasenentzündung

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04/2021

ED.01

BLASENENTZÜNDUNG

GANZHEITLICH UND
NATÜRLICH BEHANDELN

MARCEL RIFFEL

VITALSTOFFRATGEBER

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BLASENENTZÜNDUNG
(ZYSTITIS)
GANZHEITLICH UND NATÜRLICH
BEHANDELN

MARCEL RIFFEL
Heilpraktiker und Physiotherapeut mit den Schwerpunkten Naturheilkunde,
komplementäre Medizin, Bioresonanztherapie und Osteopathie

VITALSTOFFRATGEBER

NATURE MEETS SCIENCE

3
© 2021 Dr. Schweikart Verlag, 10785 Berlin, Deutschland

Das Werk einschließlich aller Inhalte ist urheberrechtlich ges-


chützt. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck oder Reproduk-
tion (auch auszugsweise) in irgendeiner Form (Druck, Fo-
tokopie oder anderes Verfahren) sowie die Einspeicherung,
Verarbeitung, Vervielfältigung und Verbreitung mit Hilfe
elektronischer Systeme jeglicher Art, gesamt oder auszugs-
weise, ist ohne ausdrückliche schriftliche Genehmigung des
Verlages untersagt. Alle Übersetzungsrechte vorbehalten.

1. Auflage April 2021


Erschienen im Dr. Schweikart Verlag
NATURE MEETS SCIENCE
NMS-0006

Aus rechtlichen Gründen sei darauf hingewiesen, das dieser


Ratgeber nicht den Rat oder die Behandlung durch einen
Arzt oder Heilpraktiker ersetzen kann oder soll. Die Informa-
tionen in diesem Ratgeber wurden mit großer Sorgfalt und
nach bestem Gewissen recherchiert und dargestellt. Das
Wissen um die gesundheitliche Bedeutung von Vitalstoffen
unterliegt einem laufenden Wandel durch Forschung und
klinische Erfahrung. Trotz größter Sorgfalt können Druckfe-
hler und Falschinformationen ebenfalls nicht vollständig aus-
geschlossen werden. Verlag und Autor übernehmen daher
keine Gewähr und Haftung für die Aktualität, Richtigkeit und
Vollständigkeit der Inhalt und keine juristische Verantwor-
tung oder Haftung für fehlerhafte Angaben und daraus ent-
stehende Folgen. Die Anwendung der Inhalte dieses Buch-
es erfolgt auf eigenes Risiko, Autor und Verlag übernehmen
keinerlei Haftung für Schäden oder Folgen, die sich aus dem
Gebrauch oder Missbrauch der hier dargestellten Informa-
tionen ergeben.

Ausschließlich zum Zweck der besseren Lesbarkeit kann in


einigen Fällen auf die geschlechtsspezifische Schreibweise
verzichtet werden. Die in diesen Fällen gewählte männliche
Form soll immer zugleich weibliche, männliche und diverse
Personen inkludieren.
4
5
Inhaltsverzeichnis

1. Zusammenfassung................................................................................................ 9
2. Harnwegsinfektionen ............................................................................................ 11
2.1 Klassifikation von Harnwegsinfektionen................................................................ 11
2.2 Ursachen und Risikofaktoren................................................................................. 13
3. Probleme der klassischen Behandlung mit Antibiotika.......................................... 16
3.1 Resistenzbildung................................................................................................... 16
3.2 Schädigung des Mikrobioms in Darm und Vagina................................................ 18
3.3 Schädigung der Mitochondrien............................................................................. 18
4. Ganzheitliche Behandlung von Blasenentzündungen.......................................... 20
5. Natürliche alternative Heilmittel bei Blasenentzündungen.................................... 22
5.1 Ausgewählte Heilmittel in der Übersicht................................................................ 22
5.2 Immunsystem und Schleimhäute stärken.............................................................. 24
5.2.1 Vitamin C............................................................................................................... 25
5.2.2 Zink........................................................................................................................ 27
5.2.3 B-Vitamine............................................................................................................. 28
5.2.4 Vitamin A............................................................................................................... 30
5.2.5 Vitalpilze............................................................................................................... 32
5.3 Bakterienadhäsion verhindern............................................................................. 35
5.3.1 D-Mannose............................................................................................................ 35
5.3.2 Cranberry-Extrakt.................................................................................................. 37
5.4 Antibakterielle und Biofilm-lösende Wirkstoffe....................................................... 39
5.4.1 Ätherische Öle....................................................................................................... 39
5.4.2 Meerrettichwurzel und Kapuzinerkresse............................................................... 44
5.4.3 Grapefruitkern-Extrakt........................................................................................... 47
5.5 pH-Regulierung des Urins und Bakterienausschwemmung erhöhen.................... 47
5.5.1 L-Methionin............................................................................................................ 47
5.5.2 Tee-Mischungen bei Blasenentzündungen........................................................... 48
6. Weitere wohltuende und unterstützende Maßnahmen......................................... 57
6.1 Ausreichend trinken................................................................................................ 57
6.2 Wärme und Schmerzlinderung.............................................................................. 57
6.3 Stress vermeiden und abbauen............................................................................. 57

6
6.4 Ungelöste psychische Belastungen bewältigen..................................................... 58
6.5 Hormon-Balance verbesser................................................................................... 58
6.6 Ernährung anpassen.............................................................................................. 58
6.7 Homöopathische Ergänzung................................................................................. 59
6.8 Mikrobiom aufbauen nach Antibiotikatherapie....................................................... 59
6.9 Sexual-Partner mitbehandeln................................................................................ 60
7. Fazit....................................................................................................................... 61
8. Quellen.................................................................................................................. 62

7
8
1. ZUSAMMENFASSUNG

Die Blasenentzündung (Zystitis) gilt als eine der häufigsten bakteriellen Erkrankungen und
kennzeichnet sich durch eine schmerzhafte Entzündung der Harnwege und Blase. Typische
Symptome sind das “Brennen beim Wasserlassen”, aber auch vermehrter Harndrang sowie
unangenehme Schmerzen im Unterbauch. Die Erkrankung sollte insgesamt als ein komplexes
Geschehen betrachtet werden, das von einer akuten unkomplizierten Harnwegsinfektion
(“Blasenentzündung”), über eine rezidivierende Infektion bis hin zu komplizierten Verläufen mit
Beteiligung der Nieren reicht. Während nach der Klassifikation der S3-Leitlinie der Deutschen
Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) eine Blasenentzündung
(Zystitis) bei Frauen meist unkompliziert ist und komplikationslos ausheilen kann, ist bei
Kindern, Schwangeren, Männern und Personen mit anatomischen oder gesundheitlichen
Beeinträchtigungen immer von einer komplizierten Harnwegsinfektion auszugehen (1–3).

In diesem Ratgeber werden ganzheitliche alternative und komplementärmedizinische


Behandlungsmöglichkeiten von Harnwegsinfektionen vorgestellt, die in Absprache mit dem
behandelnden Arzt oder Therapeuten bei allen Harnwegsinfektionen eingesetzt werden können.
Besteht der Verdacht auf einen komplizierten Verlauf, sollte zur Abklärung ein Arzt aufgesucht
werden.

Insgesamt machen Harnwegsinfektionen etwa 10-20 % aller schulmedizinisch behandelten


Infektionen aus (4). Ein geschwächtes Immunsystem und eine beeinträchtigte Barriere der
Schleimhäute in Blase und Harnwegen erleichtern es zahlreichen bakteriellen Erregern, diese zu
befallen. Zu etwa 80 % ist das pathogene Bakterium E.coli ursächlich bei einer Harnwegsinfektion
(1). Bei Frauen zählt die Blasenentzündung zu den häufigsten Infektionen insgesamt. Nicht wenige
von ihnen leiden zudem unter einer rezidivierenden Blasenentzündung. Betroffene suchen nach
der mehrmaligen Therapie mit Antibiotika oft nach einer Alternative, die das Leiden nachhaltig
kuriert und beginnen sich für naturheilkundliche oder ganzheitliche Ansätze zu interessieren (5).

Angesichts der stark zunehmenden Resistenzen von zahlreichen Erregern gegen gängige
Antibiotika wächst das Interesse an alternativen Behandlungsmöglichkeiten und Prophylaxe-
maßnahmen stetig. In der allgemeinmedizinischen S3-Leitlinie für Harnwegsinfektionen (2018)
werden nun auch alternative Behandlungsmethoden zusätzlich zur üblichen antibiotischen
Therapie bei akuten und rezidivierenden Blasenentzündungen empfohlen. Zahlreiche
Studienergebnisse bekräftigen diese Entwicklung. Es hat sich gezeigt, dass 95 - 100 % der
unkomplizierten Blasenentzündungen, die ohne Antibiotika oder nur alternativ behandelt wurden,
komplikationslos ausheilen (6).

Traditionell werden bei einer Blasenentzündung zahlreiche Heilpflanzen erfolgreich eingesetzt.


Die hohe Verträglichkeit, die fehlende bakterielle Resistenzbildung sowie die vielfältigen und
potenten Wirkungen rechtfertigen ihren weltweiten Einsatz. Heilpflanzen und daraus hergestellte
Extrakte, ätherische Öle oder Auszüge (Tees) sind immer natürliche Wirkstoffgemische aus
mehreren bioaktiven Inhaltsstoffen, die sich ergänzen und synergistisch wirken können. In
diesem Ratgeber möchten wir ihnen einen Überblick über die zahlreichen natürlichen Heilmittel
zur alternativen und komplementären Behandlung von Harnwegsinfektionen geben. Die Tabelle
auf der folgenden Seite bietet eine kompakte Übersicht über die Wirkbereiche ausgewählter
Vitalstoffe, Nährstoffe, Pflanzen-Extrakte und ätherischer Öle.

9
Tabelle 1: Übersicht Harnwegsinfektionen Symptome - Wirkstoffe - Wirkbereiche

Klassifikation Symptome Wirkstoffe Wirkbereiche

akute Symptome: Stärkung des


Vitamin C, Vitamin A, Zink,
Schmerzen beim Immunsystems und der
B-Vitamine, Vitalpilze
Wasserlassen, Schleimhäute
vermehrter
Harndrang aber nur D-Mannose, Cranberry- Hemmung der
geringer Urinabsatz, Proanthocyanidine Bakterienadhäsion
Schmerzen oder
akute und Krämpfe oberhalb Ätherische Öle,
rezidivierende des Schambeins, Grapefruitkern-Extrakt,
unkomplizierte unangenehmer Meerrettich- und Hemmung der
Blasen- Druck auf der Blase, Kapuzinerkresse-Extrakt, Bakterienwachstums
entzündung oft auch begleitet Vitamin C,
(Zystitis) von Brennen/ Bärentraubenblätter
Jucken
und pH-: Schachtelhalm, Melisse,
Prophylaxe vor 20-36 % junger Schafgarbe, Grünhafer ...
rezidivierenden Frauen erleiden pH+: L-Methionin, Cranberry,
pH-Regulierung des Urins
Blasen- innerhalb eines Hibiskus, Lapacho,
entzündungen halben Jahres Walnussblätter, Weidenrinde
ein Rezidiv; jede ...
zweite Frau mit
rezidivierender Brennnessel,
Harnwegsinfektion Orthosiphonblätter, Harnausscheidung
erleidet innerhalb Hauhechelwurzel, erhöhen, harntreibend/
eines Jahres eine Goldrutenkraut, Trinkmenge nierenspülend
erneute Infektion erhöhen

unterstützend
bei oberen meist
komplizierten Flanken- Alle oben genannten natürlichen Heilmittel können bei
Harnwegs- schmerzen, einem komplizierten Verlauf der Harnwegsinfektion in
infektion Nierenschmerzen Absprache mit dem behandelnden Arzt oder Therapeuten
(Pyelonephritis) und/oder Fieber unterstützend eingenommen werden.
“Nieren- (>38°C)
entzündung”

10
2. HARNWEGSINFEKTIONEN

2.1 KLASSIFIKATION VON HARNWEGSINFEKTIONEN

Die Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin e. V. (DEGAM) beschreibt


in ihrer S3-Leitlinie “Brennen beim Wasserlassen” das schulmedizinisch anerkannte angemessene,
aufgabengerechte Handeln im Rahmen einer hausärztlichen bzw. allgemeinmedizinischen
Grundversorgung bei Harnwegsinfektionen. In der Leitlinie werden die Klassifikation von
Harnwegsinfekten, das diagnostische Vorgehen und Therapieempfehlungen je nach Schweregrad
der Erkrankung beschrieben.

Entsprechend der S3-Leitlinie “Brennen beim Wasserlassen” der DEGAM werden


Harnwegsinfektionen wie folgt definiert:

“Harnwegsinfektionen stellen eine symptomatische Entzündung der Harnwege, ausgelöst durch


eine bakterielle Besiedlung, dar. Diese Besiedlung erfolgt zum überwiegenden Teil aufsteigend
aus der Urethra, eine hämatogene oder lymphogene Genese spielt eine untergeordnete Rolle.”
(1)

Physiologisch wird das Aufsteigen von Erregern durch die Harnausscheidung (Diurese) über
die Nieren verhindert. Eine Vermehrung und ein Ansteigen von pathogenen Erregern führt zu
Harnwegsinfektionen (5). Bei der Blasenentzündung (Zystitis) handelt es sich um eine Infektion,
bei der sich die Harnblasenschleimhaut und die Harnleiter schmerzhaft entzündet haben und
anschwellen. Es kann typischerweise zu folgenden Symptomen kommen, die sich auf den unteren
Harntrakt begrenzen:
• Störungen beim Wasserlassen, wie Brennen, erschwerte, schmerzhafte Harnentleerung
(Dysurie),
• häufiger Harndrang mit nur geringer Menge (Pollakisurie),
• anhaltender Druckschmerz in der Blasengegend (Blasentenesmen),
• häufig Nachtschmerzen und vermehrtes nächtliches Wasserlassen (Nykturie),
• in seltenen Fällen auch begleitet von erhöhter Körpertemperatur/ Fieber (1,2,5).

Bei einer ausgeprägten Entzündung wird die Blasenschleimhaut so in Mitleidenschaft gezogen,


dass sie sogar bluten kann. Die Symptome der Blasenentzündung können äußerst unangenehm
werden, sodass die Betroffenen vor allem bei chronischen Verläufen auch mitunter psychisch
schwer leiden. Es ist also sehr ratsam eine Blasenentzündung gut auszuheilen.

Die DEGAM empfiehlt in ihrer S3-Leitlinie die folgende tabellarisch dargestellte Klassifikation
zur Diagnosestellung und Behandlung. Diese, der Vollständigkeit halber gezeigten, klassischen
Behandlungsempfehlungen beinhalten überwiegend nur den Einsatz von Antibiotika und
Schmerzmitteln zur Symptombehandlung. Wie in Kapitel 3 dieses Ratgebers erläutert wird,
bringt dies einige teils gravierende Probleme mit sich. Es sollte daher immer gründlich abgewägt
werden, ob der Einsatz eines Antibiotikums notwendig ist. Zumal sich gezeigt hat, dass 95 -
100 % der Blasenentzündungen, die ohne Antibiotika oder nur alternativ behandelt wurden,
komplikationslos ausheilen (6). In Kapitel 5 dieses Ratgebers werden ausführlich vielfältige,
hochwirksame natürliche Heilmittel zur alleinigen und auch zur komplementären Behandlung von
Blasenentzündungen beschrieben.

11
Tabelle 2: Klassifikation von Harnwegsinfektionen entspr. der S3-Leitlinie (DEGAM) (1)

Klassische Behandlungs-
Klassifikation Symptome Bemerkung empfehlung der S3-Leitlinie

nicht behandlungswürdig;
asymptoma- Keimbesiedelung Vitamin C, Vitamin ausreichende Trinkmenge
tische Bakte- der Blase ohne A, Zink, B-Vitamine, (mind. 2L/d), Wärme bei
riurie klinische Symptome Vitalpilze Schmerzen

Empfehlung einer antibiotischen


Schmerzen beim Therapie oder alleinige
Wasserlassen, symptomatische Therapie
akute untere Bei nichtschwangeren,
vermehrter als Alternative (Ibuprofen,
Harnwegs- erwachsene Frauen
Harndrang aber nur Diclofenac), Kurzeittherapie mit
infektion ohne anatomische
geringer Urinabsatz, Antibiotika (1 bis 3 Tage),
(Zystitis) oder funktionelle
Schmerzen/ ausreichende Trinkmenge
“Blasen Besonderheiten ist von
Krämpfe oberhalb (mind. 2L/d), Wärme bei
-entzündung” einer unkomplizierten
des Schambeins, Schmerzen.
Harnwegsinfektion
unangenehmer
Meist unkompli- (“Blasenentzündung”)
Druck auf der Blase, Alternative Behandlung/
zierte Harnwegs- auszugehen.
oft auch begleitet Prophylaxe:
infektion
von Brennen/Jucken siehe unten bei “rezidivierende
Harnwegsinfektion”

Flankenschmerzen,
Besondere
Nierenschmerzen
Risikofaktoren für einen Therapie mit Antibiotika und ggf.
obere Harn- und/oder Fieber
schweren Verlauf oder Schmerzmitteln
wegsinfektion (>38°C)
Folgeschäden: Ältere,
(Pyelonephritis)
Immunsupprimierte, Alternative Behandlung/
“Nierenbecken- Im Falle
Kinder, Männer, Prophylaxe:
entzündung” einer oberen
Schwangere, bei Alle in diesem Ratgeber
Harnwegsinfektion
funktionellen/ anatom. vorgestellten natürlichen
Meist kompli- mit Beteiligung der
Besonderheiten, alternativen Heilmittel können
zierte Harnweg- Nieren (komplizierte
renale/ urologische unterstützend/ begleitend
sinfektion Harnwegsinfektion)
Erkrankungen und eingesetzt werden.
ist ein Arzt zu
Nierensteine
konsultieren.
Empfohlen: Langzeittherapie mit
niedrig dosierten Antibiotika für
20-36 % junger
6 Monate.
Frauen erleiden
rezidivierende Alternativ empfohlen:
innerhalb eines
Harnwegsinfek- > 3 Infektionen/ Jahr D-Mannose, Bärentraubenblät-
halben Jahres
tion ter*, Kapuzinerkressekraut*,
ein Rezidiv; jede
oder Meerrettichwurzel*,
zweite Frau mit
Meist unkom- ausreichende Trinkmenge
rezidivierender
plizierte Infek- > 2 Infektionen/ 6 (mind. 2L/d), Wärme bei
Harnwegsinfektion
tionen, siehe Monate Schmerzen,
erleidet innerhalb
oben weitere Maßnahmen zur Rezidi-
eines Jahres eine
vprophylaxe u. a. Cranberry**,
erneute Infektion
Akupunktur**, Probiotika**,
Östrogen vaginal*

* Traditionell eingesetzt; Empfehlung zur Prophylaxe laut S3-Leitlinie möglich.


** Traditionell eingesetzt; aktuell werden in der S3-Leitlinie keine Empfehlungen ausgesprochen.

12
In diesem Ratgeber werden ganzheitliche alternative und komplementärmedizinische
Behandlungsmöglichkeiten von Harnwegsinfektionen vorgestellt, die in Absprache mit dem
behandelnden Arzt oder Therapeuten bei allen Harnwegsinfektionen eingesetzt werden können.
Besteht der Verdacht auf einen komplizierten Verlauf, sollte zur Abklärung ein Arzt aufgesucht
werden.

2.2 URSACHEN UND RISIKOFAKTOREN

Harnwegsinfektionen sind meist die Folge von aus der Harnröhre aufsteigenden Infektionen, die
durch pathogene Erreger ausgelöst werden. Die Invasion pathogener Erreger in den Harntrakt
führt zu einer inflammatorischen Antwort der Schleimhäute des Urogenitaltraktes (7). Insgesamt
machen Harnwegsinfektionen etwa 10-20 % aller behandelten Infektionen aus. Die Inzidenz
beträgt weltweit über 150 Millionen (4, 8). Frauen sind signifikant häufiger von Harnwegsinfektionen
betroffen als Männer. Fast die Hälfte aller Frauen erkrankt mindestens einmal in ihrem Leben an einer
Blasenentzündung (Zystitis). Bis zum Alter von 24 Jahren erleidet fast jede dritte Frau mindestens
eine Blasenentzündung. Die Wahrscheinlichkeit an einer wiederkehrenden Blasenentzündung
zu leiden steigt mit zunehmendem Alter deutlich an (1, 9). Dieser Umstand ergibt sich vor allem
aus den anatomischen Unterschieden zwischen dem männlichem und weiblichem Körper. Bei
Frauen liegen zum einen Harnröhre und After viel näher beisammen, sodass ein Übertreten
von pathogenen Erregern (vorwiegend E. coli aus dem Darm) leicht möglich ist. Zusätzlich ist
die Harnröhre bei Frauen deutlich kürzer als bei Männern und die pathogenen Erreger können
schneller über den Harnleiter in die Blase aufsteigen (4 ,5, 8, 10).

Etwa 80 % der Harnwegsinfektionen werden durch das säurebildende, stäbchenförmige


und gramnegative Bakterium Escherichia coli ausgelöst. E. coli gehören zur Familie der
Enterobakterien und kommen im menschlichen Darm vor. Zumeist lösen Enterobakterien keine
Krankheiten aus und sind als Produzent des Vitamin K2 im Darm bekannt. Unter ihnen existieren
aber auch viele krankheitsauslösende Stämme, sodass diese Bakterien sogar als die häufigsten
Verursacher menschlicher Infektionskrankheiten gelten. Aus dem Darmmikrobiom gelangt
E.coli in die Harnwege und heftet sich dort besonders hartnäckig an die äußeren Zellen der
Blaseninnenwände. Hierdurch kommt es im weiteren Verlauf zu Entzündungen und Schwellungen
der Blasenschleimhaut, die sich auf die Harnwege ausbreiten kann (1, 5, 9).

Tabelle 3: Häufigkeit pathogener Erreger einer Zystitis (1, 11)

Pathogene Erreger bei Zystitis Häufigkeit

Escherichia coli 73-80 %

Enterokokken (u. a. Enterococcus spp.) 3-13 %

Staphylokokken (u. a. S. aureus, S. saprophyticus) 5-8 %

Klebsiella pneumoniae 7%

Proteus spp. (u. a. P. mirabilis) ca. 5 %

Neben dem E. coli sind auch die folgenden Enterobakterien bei Harnwegsinfektionen anzutreffen:
Proteus mirabilis (3,4 %), Streptococcus spp. (1,9 %), Enterobacter und andere Enterobacteriaceae
(2,3 %), Citrobacter (1,4 %), Pseudomonas aeruginosa, Acinetocater und Morganella morganii.
Besonders hartnäckige und chronische Infektionen werden von den Staphylokokken, insbesondere

13
Staphylococcus saprophyticus und Staphylococcus aureus verursacht. Selten treten auch
Chlamydien oder Viren und Parasiten sowie Mykoplasmen und Hefen (Candida albicans) als
Verursacher auf (1, 5, 11, 12).

Bei Blasenentzündungen, insbesondere bei bereits lang bestehenden rezidivierenden


Blasenentzündungen kann eine Co-Infektion mit Candida albicans (Candidurie) vorliegen.
Im Normalfall gilt C. albicans als natürlicher Parasit des Menschen und eine Besiedelung
löst keine direkte Infektion aus. Candida albicans beeinträchtigt jedoch die schützende
Schleimhautbesiedelung der Vagina, Harnleiter und Harnblase und macht es so pathogenen
Erregern leichter, sich dort anzusiedeln und eine Infektion hervorzurufen. Sprosspilze können
sich außerdem als Opportunisten in Folge einer Antibiotika-Therapie besonders gut vermehren,
da die schützenden milchsäurebildenden Lactobazillen reduziert werden (13,14).

In den anerkannten allgemeinmedizinischen Leitlinien wird die Existenz einer aufsteigenden


Harnwegsinfektion mit Sprosspilzen (Candida albicans) bei unkomplizierten Verläufen allerdings
größtenteils ausgeschlossen. Jedoch konnten in 3 % der bei Verdacht einer Harnwegsinfektion
eingesendeten Urinproben eine Belastung mit C. albicans (58 %) nachgewiesen werden. Mit
geringeren Anteilen waren auch C. glabrata (18 %), C. tropicalis (8 %), C. parapsilosis (5 %) und
Trichosporon spp. (3 %) vertreten. Weiterhin umstritten bleibt, welchen Stellenwert eine massive
Candidurie bei der Entstehung einer akuten oder rezidivierenden Blasenentzündung hat. Bei
Patienten mit Harnwegkathetern sind bis zu 30 % auch von Candidurie betroffen. Insbesondere
auch Personen mit Immunschwäche und Diabetes mellitus (13,14). Bei alternativmedizinischen
Therapieansätzen kann die Mitbehandlung einer Candidurie meist durch die vielfältigen
pflanzlichen Therapeutika eingeschlossen werden.

Mehrere Faktoren können eine rapide Vermehrung der Erreger ermöglichen und zu einer Infektion
führen. Am häufigsten können die folgenden Risikofaktoren identifiziert werden, die eine Zystitis
begünstigen (2,5,15):
• geschwächtes Immunsystem und Schleimhäute im Urogenitaltrakt,
• Abwehrschwäche verursacht durch Stress,
• mangelhafte und unausgewogene Ernährung,
• Übersäuerung,
• Unterkühlung (auch kalte Füße) und Durchnässung,
• sexuelle Aktivität (z.B. häufiger Verkehr „Flitterwochen-Zystitis“ oder Vaginalverkehr nach
Analverkehr),
• geringe Harnbildung, Harnabflussstörungen bei Nierensteinen, Tumoren, Vergrößerung
der Prostata bei Männern (Prostatahypertrophie), anatomische Anomalien,
Blasenfunktionsstörungen bei Querschnittslähmung oder Multiple Sklerose, Defekte am
Ventilmechanismus der Uretermündungen,
• Stoffwechselstörungen wie Diabetes mellitus, Gicht, Hyperkalzämie (erhöhter Calcium-
Spiegel im Blut),
• Schmerzmittel-Missbrauch (Analgetikaabusus),
• Katheter,
• Schwangerschaft, Menstruation, Wechseljahre,
• Hormon-Dysbalance,
• starkes Schwitzen (geringe Harnbildung),
• Tampons, Pessare und Spermizide,
• eine Mutter mit einer Harnwegsinfektion in der Vorgeschichte oder eine Harnwegsinfektion in
der Kindheit,
• Aus ganzheitlicher Sicht ist vor allem bei wiederkehrenden Entzündungen auch an psychische
und seelische Belastungen zu denken, wie insbesondere Verluste, Trauer, Probleme mit dem
Partner und der Sexualität.

14
Insbesondere das geschwächte Immunsystem und die geschwächte Schleimhautbarriere in
Harnröhre und Harnblase können durch Ernährungs- und Mikronährstoffdefizite hervorgerufen
werden. Wissenschaftliche Untersuchungen haben nun aufgedeckt, dass eine mangelnde
Versorgung mit Mikronährstoffen und Proteinen das Auftreten einer Blasenentzündung (Zystitis)
begünstigen kann. Die Ergebnisse zeigen, dass schwerwiegende Ernährungsdefizite mit höheren
Krankheitsgraden und schlechteren Verläufen assoziiert sind. Eine optimale Wundheilung und
Schleimhautregeneration erfordert einen adäquaten Ernährungszustand (16).

Im Sinne einer ganzheitlichen Betrachtung der Erkrankung sollte diesem Bereich bei der
therapeutischen Behandlung deutlich mehr Beachtung geschenkt werden. Mit einem gestärkten,
schnell reagierenden Immunsystem und einer optimalen Schleimhautbarriere kann sowohl
der Ausbruch einer Blasenentzündung, als auch ein schwerer Verlauf sowie das Auftreten von
rezidivierenden Infektionen vermindert werden.

15
3. PROBLEME DER KLASSISCHEN BEHANDLUNG MIT ANTIBIOTIKA

Antibiotika werden sehr häufig bei aller Art bakterieller Infektionen eingesetzt, obwohl für alle
gewisse toxische Wirkungen bekannt sind. Diese toxischen Wirkungen können teilweise sehr
schwerwiegende Folgen haben, die alle Organe betreffen können. Auch hochgradige allergische
Reaktionen sind nicht selten. Trotz der rapide steigenden Resistenzraten und zahlreichen
Nebenwirkungen werden Antibiotika immer noch inflationär bei vielen entzündlichen Erkrankungen
prophylaktisch verschrieben. Hinzu kommt, dass unzählige praxiserprobte pflanzliche Heilmittel
(Phytotherapeutika, Phytopharmaka) immer noch “mangels nachweisbarer Evidenz” nicht zur
Standardtherapie empfohlen, obwohl etliche Studienergebnisse gegenteiliges belegen. Seitens
der medizinischen Forschung besteht hier großer Nachholbedarf, um allgemeinmedizinisch
umsetzbare Einnahmeempfehlungen wirksamer natürlicher pflanzlicher Heilmittel zu erarbeiten
(8).

3.1 RESISTENZBILDUNG

Antibiotika werden seit Jahrzehnten auch zur Behandlung von unkomplizierten


Blasenentzündungen verordnet, jedoch sind sie nicht immer die einzige Lösung. Obwohl der
Nutzen des Antibiotikaeinsatzes für die Patienten klar ist, haben Über- und Fehlgebrauch
zum wachsenden Problem der Resistenz unter uropathogenen Bakterien beigetragen. Eine
klassische Behandlung der Blasenentzündung mit Antibiotika schlägt in den meisten Fällen nur
kurzfristig an oder ist aufgrund resistenter Erreger sogar wirkungslos geworden und begünstigt
dadurch rezidivierende Harnwegsinfektionen. Die Jahr für Jahr zunehmenden Resistenzen
und die daraus folgenden Konsequenzen für die Bevölkerung sind nach Einschätzung vieler
Experten bedrängend und haben zum Umdenken geführt. Der breite, unreflektierte Einsatz von
Antibiotika selbst bei “Bagatellinfektionen” sollte kritisch hinterfragt werden, denn so ist bereits für
viele Antibiotikagruppen, die potenziell lebensrettende Wirkung bei gravierenden Erkrankungen
verloren gegangen (6–8, 17, 18).

Die Resistenzbildung kann durch vier unterschiedliche Reaktionen der pathogenen Erreger auf
das Antibiotikum entstehen:

• Modifikation bakterieller Proteine und Enzyme, die das Antibiotikum spalten und so unwirksam
machen,
• Veränderung der Struktur des Wirkortes in den Bakterienzellen, sodass das Antibiotikum dort
nicht mehr angreifen kann,
• DNA-Übertragung von anderen bereits resistenten Erregern verbreiten und modifizieren
Resistenzen,
• Verminderung der Aufnahme des Antibiotikums in die Bakterienzelle und schnelleres
Ausscheiden (19).

In der überarbeiteten S3-Leitlinie der DEGAM aus dem Jahr 2018 wird nun bei akuten und
rezidivierenden Blasenentzündungen (Zystitis) empfohlen, diese zunächst mit alternativen
Therapien zu behandeln und abzuwarten, ob eine spätere Antibiotika-Gabe notwendig ist.
Ebenso wird zur Prophylaxe rezidivierender Blasenentzündungen nicht mehr zuerst empfohlen
eine Langzeit-Antibiotika-Therapie durchzuführen. Diese Änderung der Empfehlung wird vor
allem damit begründet, dass auch bei anderen leichten bakteriellen Erkrankungen generell zu
früh und zu häufig Antibiotika verschrieben wurden und sich so in den letzten Jahrzehnten etliche
antibiotikaresistente Bakterienstämme ausbilden konnten. Die resistenten Stämme erschweren
eine Behandlung enorm, da die üblichen verordneten Antibiotika nun unwirksam sind und stärkere,
oft mit zahlreichen Nebenwirkungen einhergehende Antibiotika zum Einsatz kommen müssen.

16
Um diesem Trend entgegenzuwirken wird nun auch offiziell vor einer klassischen Behandlung
zunächst die Therapie mit alternativen Mitteln oder eine rein symptomatische Behandlung
(Schmerzlinderung) empfohlen (1,2,11).

Das Projekt “ARS - Antibiotika-Resistenz-Surveillance in Deutschland” sammelt kontinuierlich


repräsentative und aktuelle Daten zur Resistenzlage und zum Antibiotikaverbrauch. Aus der
Datenbank können Resistenzstatistiken zu den am häufigsten vorkommenden pathogenen
Erregern und verschriebenen Antibiotika abgerufen werden. Die auf der folgenden Seite
abgebildete Tabelle zeigt eindrücklich, wie hoch der prozentuale Anteil an antibiotikaresistenten
Bakterienstämmen bereits angestiegen ist. Zur Veranschaulichung wurden einige gängige
Antibiotika ausgewählt, die bei den häufigsten Erregern von Blasenentzündungen eingesetzt
werden. Die bereits hohen Resistenzraten begünstigen die Vermehrung resistenter Erreger und
führen zu immer schwerer behandelbaren, rezidivierenden Infektionen.

Die Resistenzbildung erhöht sich zudem, wenn eine rezidivierende Zystitis bereits zuvor mit
einem Antibiotikum behandelt wurde und nun erneut mit dem Antibiotikum therapiert werden soll.
Untersuchungen ergaben dies für die Antibiotika Trimethoprim, Cotrimoxazol, Amoxicillin und
Ciprofloxacin (1, 11). Es stellt sich nur die Frage, wie lange es dauert, bis die Resistenzraten
auch für die noch sensiblen Antibiotika deutlich ansteigen.

Tabelle 3: Häufigkeit pathogener Erreger einer Zystitis (1, 11)

Antibiotikum (Gruppe) * Escherichia coli Klebsiella-Arten Staphylokokken-Arten

Penicilline teilweise fast 50% teilweise > 20%

Penicillin nicht angegeben nicht angegeben etwa 80%

Amoxicillin fast 50% fast 23% fast 10% bis > 60%

Cephalosporine 10-20% 10-20%

Cefuroxim > 16% fast 20% fast 10% bis > 60%

Cefotaxim > 10% > 10% > 10% bis > 60%

Clindamycin nicht angegeben nicht angegeben fast 20% bis fast 50%

Trimethoprim fast 25% > 15% fast 2% bis fast 30%

Fosfomycin > 1% > 16% bis fast 20 % > 1% - > 16%

Nitrofurantoin > 1% nicht angegeben fast 30% bis fast 50%

Fluorchinolone etwa 20% 10-20%

Ciprofloxacin fast 20% > 10% fast 20 % bis fast 50%

* häufig verschriebene und in der S3-Leitlinie empfohlene Antibiotika zur Therapie einer
unkomplizierten Zystitis

Hier kommt ein weiteres Problem der klassischen Behandlung ausschließlich mit Antibiotika
hinzu: Eine geschädigte Schleimhautbarriere in Harnwegen und Harnblase ermöglicht es den

17
pathogenen Erregern tiefer in die Hautschichten einzudringen und einen schützenden Biofilm
auszubilden. Innerhalb des Biofilms sind die Bakterien gegenüber den Antibiotika geschützt und
nicht angreifbar, da die meisten verwendeten Antibiotika die schützende Schicht nicht durchdringen
können. Kommt es nun zu einer kurzzeitigen Immunschwäche durch Stressbelastung oder eine
andere Infektion, breiten sich die Erreger erneut aus und eine rezidivierende Zystitis tritt auf (3).

Ergebnisse aus randomisierten Studien zeigen außerdem, dass 95 - 100 % der Blasenentzündungen,
die ohne Antibiotika oder alternativ behandelt werden, keinen schweren Verlauf hin zu einer
Nierenentzündung entwickeln. Die Spontanheilungsrate einer unkomplizierten Zystitis ist sehr
hoch (6). Lediglich bei 2 % aller Harnwegsinfektionen entwickeln sich zu einer komplizierten
Infektion (8). Am wichtigsten jedoch ist: Besteht die zugrundeliegende Ursache fort, so kann es
leicht zu einer Wiederkehr der Entzündung und Infektion kommen.

3.2 SCHÄDIGUNG DES MIKROBIOMS IN DARM UND VAGINA

Zusätzlich schadet bereits die erste Einnahme eines Antibiotikums, vor allem aber wiederholte
Antibiotika-Gaben, das Darmmikrobiom, sodass dies zu einer signifikanten Beeinträchtigung
des Immunsystems und einem starken Ungleichgewicht des Darmmikrobioms führen kann. Die
natürliche Zusammensetzung des Mikrobioms wird verändert und die Bakterien-Vielfalt nimmt
ab, wodurch sich pathogene und resistente Erreger wie E. coli leichter ansiedeln können. Dies
ist für das Wiederauftreten der Blasenentzündung (Zystitis) bzw. für einen chronischen oder
auch komplizierten Verlauf sehr förderlich. So kann eine Antibiotika-Therapie paradoxerweise
die Infektanfälligkeit sogar erhöhen. Auch werden immer häufiger teils schwerwiegende und
chronische Gesundheitsprobleme in Verbindung mit einem durch Antibiotika geschädigtem
Darmmikrobiom gebracht (5–7).

Nicht nur das Darmmikrobiom leidet unter der Antibiotika-Therapie, sondern auch das natürliche
ausgeglichene Mikrobiom der Vagina. Antibiotika führen häufigst zu einer Reduktion der dort
zahlreich vorhandenen Lactobacillus-Arten, die das Milieu der Vagina im schützenden sauren pH-
Bereich halten. Die Reduktion der Lactobazillen und Verschiebung des sauren pH beeinträchtigen
die Schutzmechanismen des vaginalen Mikrobioms und erhöhen das Risiko für eine (rezidivierende)
Blasenentzündung (4, 7, 21). Das geschädigte vaginale Mikrobiom begünstigt zudem das Auftreten
von Pilzinfektionen. Vielfach wird dies als Nebenwirkung bei einer Antibiotika-Therapie genannt.
Wie im Kapitel zuvor bereits erwähnt wurde, können sich Sprosspilze wie Candida albicans als
Opportunisten in Folge einer Antibiotika-Therapie besonders gut vermehren, da die schützenden
milchsäurebildenden Lactobazillen reduziert werden (13,14).

In jedem Fall sollten bei einer Antibiotikakur begleitend starke Probiotika (lebende Darmbakterien)
sowie begleitend und auch für einen längeren Zeitraum anschließend natürliche Präbiotika
eingenommen werden (5). Probiotika tragen zur Wiederbesiedelung und Diversifikation des
geschädigten Darmmikrobioms bei, sodass dieses wieder ins Gleichgewicht kommen kann.
Präbiotika verstärken das Wachstum der nützlichen Darmbakterien. Förderliche Nahrungsmittel
sind beispielsweise Erdmandeln, Lucuma und Inulinreiche Lebensmittel. Ergänzend können
Präbiotika, wie z.B. Akazienfaser, Oliventrester und Inulin eingenommen werden.

3.3 SCHÄDIGUNG DER MITOCHONDRIEN

Nicht nur das Mikrobiom in Darm und Vagina reagiert empfindlich auf Antibiotika. Auch die
Mitochondrien, als Kraftwerke der Zellen, können durch die Einnahme geschädigt werden. Eine
sekundäre Mitochondriopathie kann die Folge sein, die seitens der Schulmedizin immer noch

18
nicht als Erkrankung anerkannt wird.

Durchschnittlich enthält eine Körperzelle zwischen 1.000 und 2.000 Mitochondrien, um die
Energieversorgung (ATP-Synthese) sicherzustellen. Mitochondrien vermehren sich innerhalb der
Zellen durch Teilung, ähnlich wie Bakterien. Einmal zerstört, kann sie der Körper selbst nicht neu
bilden, da auf der DNA keine Sequenz für deren Synthese enthalten ist.

Die Endosymbiontentheorie geht davon aus, dass in sehr früher Zeit der Evolution, Mitochondrien
als Bakterien in die Zellen migriert sind. Mitochondrien haben ihre eigene DNA, die unabhängig von
der Zellkern-DNA funktioniert. Diese symbiotische Verbindung zeigte sich als Evolutionsvorteil,
da so eine höhere Energieversorgung verfügbar war. Mit diesem Hintergrund lässt sich auch
erklären, warum Mitochondrien ähnlich wie Bakterien so empfindlich auf viele Antibiotika reagieren
und nachhaltig geschädigt werden und absterben (19, 22, 23). Diese potenziell schwerwiegenden
Nebenwirkungen sollten beim immer noch großflächigen Einsatz zahlreicher Antibiotika deutlich
mehr Beachtung finden, da die resultierenden Folgen hochkomplex und vor allem aber vermeidbar
wären.

Eine mitochondriale Dysfunktion beeinträchtigt aber nicht nur dieATP-Synthese in allen Körperzellen.
Auch weitere Stoffwechselprozesse, wie Citratzyklus, Beta-Oxidation von Fettsäuren, Eisen- und
Kupferstoffwechsel, Häm-Synthese und Apoptose-Steuerung können beeinträchtigt werden,
sodass die mitochondriale DNA- und Proteinbiosynthese direkt oder indirekt gestört sind. Zuerst
nimmt nach und nach die Zellfunktionalität ab, da die Regulation nicht mehr optimal funktioniert.
Dann sinkt auch die Anzahl an Mitochondrien in den Zellen nach und nach ab, da sie sich nicht
mehr erneuern oder vermehren können. Die gestörten Stoffwechselprozesse und fehlende
Regulation der Zellen führt letztendlich zu einer stillen Entzündung und übermäßigen Belastung
durch freie reaktive Sauerstoffradikale. Hieraus können zahlreiche chronische Erkrankungen
folgen: Allergien, Asthma, zahlreiche Autoimmunerkrankungen, Bluthochdruck, Diabetes mellitus,
Infektanfälligkeit, Migräne, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Störungen der Schilddrüsenfunktion,
chronische Erschöpfung, Burnout und Depressionen, neurodegenerative Erkrankungen wie
Alzheimer und Parkinson bis hin zu Krebs gehen mit einer sekundären Mitochondriopathie einher
(22, 23).

Zahlreiche Antibiotika aus unterschiedlichen Gruppen und andere Medikamente können an


mehreren Stoffwechselprozessen schädigend einwirken. Aufgrund der großen Vielfalt der
Manifestationen mitochondrialer Funktionsstörungen ist die Studienlage noch immer spärlich.
Für einige Antibiotika wurde nachgewiesen, dass sie in die mitochondriale Proteinbiosynthese
eingreifen. Dabei wurden die folgenden unerwünschten Wirkungen im Zusammenhang mit
der mitochondrialen Toxizität festgestellt: Taubheitsgefühle, Nierenversagen und Myopathie
(Muskelschwäche), Depression und andere psychische und neuronale Störungen. Gemeinsam
ist vielen dieser gravierenden Nebenwirkungen die übermäßige Entstehung freier reaktiver
Sauerstoffradikale und die fehlende Neutralisation (19, 23).

19
4. GANZHEITLICHE BEHANDLUNG VON BLASENENTZÜNDUNGEN

Eine umfassende ganzheitliche Behandlung von Blasenentzündungen sollte mindestens die


folgenden Bereiche mit einbeziehen:

1. Die Stärkung des Immunsystems und der Schleimhäute (Blase, Harnwege).

Nährstoffmängel und vorangegangene Infektionen können für ein geschwächtes Immunsystem


und eine geschwächte Schleimhautbarriere in Harnwegen und Harnblase verantwortlich sein.

Der erste Angriffspunkt pathogener Erreger ist eine geschwächte Schleimhautbarriere


in Harnwegen und Harnblase. Die Erreger können sich leicht festsetzen und tiefer in die
Hautschichten eindringen. Ein zusätzlich geschwächtes Immunsystem kann pathogene Erreger
nicht schnell genug identifizieren und eliminieren, sodass eine Besiedelung der Harnwege und
deren Entzündung meist schon fortgeschritten ist, bis eine adäquate Immunantwort folgt. Ein
schwaches Immunsystem und eine geschädigte Schleimhautbarriere begünstigen zudem die
Entstehung von bakteriellem Biofilm. Rezidivierende Blasenentzündungen können die Folge
sein. Eine therapeutische Behandlung wird durch die Biofilm-Bildung zusätzlich erschwert.

2. Die Hemmung der Bakterienadhäsion (Anhaftung) an den Schleimhäuten.

Um die fortschreitende Vermehrung pathogener Erreger und die Entzündung der Harnwege und
Harnblase zu verhindern, sollte deren Adhäsion (Anhaftung) an den Schleimhäuten gehemmt
werden. Haben sich die Erreger erstmal an der Schleimhaut festgesetzt, können sie eine
fortschreitende Entzündung auslösen und in tiefere Hautschichten eindringen. Eine gesunde
Blasenschleimhaut besitzt eine natürliche Schutzschicht aus Proteinen. Können sich die Erreger
nicht an den Schleimhäuten festsetzen, werden sie mit dem Urin schnell ausgeschieden.

3. Die gezielte Hemmung des Bakterienwachstums durch antibakterielle Inhaltsstoffe.

Mehrere pathogene Erreger können als hauptverantwortliche Auslöser einer Blasenentzündung


ausgemacht werden. Durch den gezielten Einsatz vielfältiger antibakterieller natürlicher Heilmittel
aus vor allem Frucht- und Pflanzen-Extrakten können die Erreger in der Harnblase gezielt in ihrem
Wachstum gehemmt und sogar abgetötet werden. Ein fortschreiten der Infektion und Entzündung
wird so verhindert. Zudem sind einige besonders potente Pflanzen-Inhaltsstoffe dazu in der Lage,
bakteriellen Biofilm in der Harnblase aufzulösen.

4. Die Steigerung der Harnausscheidung, um möglichst viele Erreger aus der Blase
auszuschwemmen sowie die Regulierung des pH-Wertes des Urins.

Durch die gesteigerte Harnausscheidung können Erreger schneller aus der Blase geschwemmt
werden und haben nicht die Möglichkeit, sich an den Schleimhäuten festzusetzen. Die Verschiebung
des pH-Wertes des Urins in der Blase führt ebenfalls zu Hemmung des Bakterienwachstums, da
sich bestimmte Erreger entweder nur in saurem oder basischem Milieu vermehren können.

5. Weitere Bereiche, die nicht unbeachtet bleiben sollten, sind der Stressabbau,
Schmerzlinderung, die seelische Gesundheit (z.B. bei Trennungen, unerfüllte
Kinderwünsche, Beziehungsprobleme), die Hormon-Balance, die Ernährung sowie die
Darmgesundheit und die Behandlung des Partners.

Eine Blasenentzündung, vor allem eine rezidivierende, kann durch mehrere weitere Faktoren

20
beeinflusst werden, die bei der klassischen Behandlung häufig völlig unbeachtet bleiben. Eine
hohe Stressbelastung schwächt bekanntlich das Immunsystem und macht es so den pathogenen
Erregern leichter, sich in der Harnblase anzusiedeln oder (erneut) eine Infektion auszulösen.
Oftmals werden, gerade bei Kindern und in der Pubertät oder auch in psychisch schwierigen
Lebenslagen, Blasenentzündungen aufgrund seelischer Belastungen ausgelöst. Insbesondere
in der Schwangerschaft und den Wechseljahren können hormonelle Ungleichgewichte das
Auftreten einer Blasenentzündung begünstigen. Eine Dysbiose des Darmmikrobioms kann
dazu führen, dass E. coli-Bakterien vermehrt in die Harnblase migrieren. Ebenfalls sollte bei
einer Behandlung immer auch der Lebenspartner mitbehandelt werden, sodass eine erneute
gegenseitige Ansteckung verhindert werden kann.

Bei der umfassenden ganzheitlichen Behandlung einer Blasenentzündung sollten sich akut
wirksame natürliche Heilmittel mit nachhaltig wirksamen natürlichen Heilmitteln ergänzen.
Zusätzlich sollte gezielt das geschwächte Immunsystem und die Schleimhautregeneration durch
eine adäquate Ernährung und Mikronährstoffe gestärkt werden. Tieferliegende psychische/
emotionale Ursachen und Stressbelastungen, die eine rezidivierende Blasenentzündung
begünstigen, sollten in ein ganzheitliches Behandlungskonzept einbezogen werden. Keiner der
oben genannten Behandlungsbereiche sollte allein betrachtet werden, da Blasenentzündungen
ein komplexes entzündliches Geschehen darstellen können. Nur mit einer ganzheitlichen, alle
Bereiche umfassenden Behandlung kann die vollständige Ausheilung der Erkrankung ermöglicht
und unerwünschte Rezidive verhindert werden.

21
5. NATÜRLICHE ALTERNATIVE HEILMITTEL BEI BLASENENTZÜNDUNGEN

Viele Inhaltsstoffe von Früchten und Pflanzen werden bereits seit Jahrhunderten in der traditionellen
Medizin zur Therapie von Harnwegsinfektionen eingesetzt.

In diesem Ratgeber werden ganzheitliche alternative und komplementärmedizinische


Behandlungsmöglichkeiten von Harnwegsinfektionen vorgestellt, die in Absprache mit dem
behandelnden Arzt oder Therapeuten bei allen Harnwegsinfektionen eingesetzt werden können.
Besteht der Verdacht auf einen komplizierten Verlauf, sollte zur Abklärung ein Arzt aufgesucht
werden.

5.1 AUSGEWÄHLTE HEILMITTEL IN DER ÜBERSICHT

Die Tabelle dient der Übersicht über die im Folgenden ausführlicher dargestellten Wirkbereiche
pflanzlicher Heilmittel, Mikronährstoffe, Vitalstoffe, Pflanzenextrakte und ätherischer Öle.

Tabelle 5: Wirkbereiche und Dosierungsempfehlungen im Überblick

Wirkbereich Mittel Wirkung Empfehlung

• Kollagenbildung, normale Funktion der Haut/


Schleimhäute,
• stärkt die Funktionen des Immunsystems bis zu 6 x 1.000
Vitamin C mg Vitamin C/
(Immunzellen und Immunantwort),
• Schutz der Zellen vor oxidativem Stress bei Tag
Entzündungen und Infektionen,
• Erhaltung und Regeneration der
Schleimhäute,
• Barrierefunktion der Schleimhäute 1.000 - 5.000 IE/
Vitamin A Tag
(Erregerkontrolle),
• stärkt die Funktion des Immunsystems
(Immunzellen und Immunantwort)
• Erhaltung der Hautbarriere,
Stärkung des • stärkt die Funktion des Immunsystems
Immunsystems 5-15 mg alle
(Immunzellen und Immunantwort),
und der 2 Stunden bei
Zink • Schutz der Zellen vor oxidativem Stress bei
Schleimhäute einer akuten
Entzündungen und Infektionen,
Entzündung
• unterstützt die Zellteilung (Hautzellen,
Immunzellen)

• Vitamin B1: Heilung von Wunden und


geschädigter Schleimhaut,
• Vitamin B2: Schutz der Zellen vor
Deckung des
oxidativem Stress bei Entzündungen und
Tagesbedarfs
Infektionen, Erhaltung und Regeneration der
und gezielte
B-Vitamin Schleimhäute,
Ergänzung bei
• Vitamin B3: Aufbau von Proteinen und
vorliegenden
Fettsäuren für die Schleimhautregeneration,
Mängeln
• Vitamin B5: Schleimhautbarriere und
Immunfunktionen,
• Vitamin B6: stärkt die Funktion des

22
Wirkbereich Mittel Wirkung Empfehlung

Deckung des
Immunsystems (Immunzellen und
Tagesbedarfs
Immunantwort),
und gezielte
B-Vitamine • Vitamin B9: stärkt die Funktion des
Ergänzung bei
Immunsystems (Immunzellen und
vorliegenden
Immunantwort)
Mängeln
Stärkung des • essentielle Aminosäuren und Fettsäuren
Immunsystems sind für die Wundheilung und
und der Schleimhautregeneration nötig nach Bedarf
Schleimhäute • enthaltene B-Vitamine tragen zur Erhaltung mehrmals täglich
und Regeneration der Schleimhäute bei und eine Mischung
Vitalpilze stärken die Funktion des Immunsystems aus Cordyceps-,
(Immunzellen und Immunantwort), Polyporus-,
• Schutz der Zellen vor oxidativem Stress, Reishi- und
• immunmodulierende und immunstärkende Shiitake-Extrakt
Inhaltsstoffe wirken förderlich auf die
Immunfunktionen
• verhindert die Anhaftung der Bakterien an
die Blasenschleimhaut,
D-Mannose mind. 3x 1 g/ Tag
• lindert die typischen Symptome einer
Blasenentzündung
Hemmung
der Bakterien- • verhindern die Anhaftung der Bakterien an mind. 36 mg PAC,
Cranberry- besser 50 mg
adhäsion die Blasenschleimhaut,
PAC PAC /Tag
• säuert den Urin
Orthosi-
• verhindern die Anhaftung der Bakterien an siehe Tee-
phon-
die Blasenschleimhaut Mischungen
blätter
orale und
transdermale
• bioaktive Inhaltsstoffe (Terpene) wirken
Anwendung
ätherische antibakteriell (insbesondere gegen
möglich; nach
Öle antibiotikaresistente Erreger), antiviral
individueller
und antimykotisch sowie schmerzlindernd,
Anweisung des
krampflösend und entspannend
behandelnden
Therapeuten
Grapefruit-
Hemmung kern-Ex- • wirkt antibakteriell und antimykotisch 100-300 mg / Tag
des Bakterien- trakt
wachstums
50-75 mg
Meerret- • Senfölglycoside wirken antimikrobiell Meerrettich-
tich und (insbesondere gegen antibiotikaresistente Extrakt und
Kapuzi Erreger) und antientzündlich, 120-150 mg
ner- • Ergänzung mit Cranberry-Extrakt unterstützt Kapuziner-
kresse die Wirkung kresse-Extrakt
3-9x/ Tag
Bären-
trauben- • üben eine antimikrobielle Wirkung auf
siehe Tee-
blätter, pathogene Erreger der Blasenentzündung
Mischungen
Ringelblu- aus
men-blüten
23
Wirkbereich Mittel Wirkung Empfehlung

Hemmung
• hohe Konzentrationen hemmen das
des Bakterien- Vitamin C siehe oben
Bakterienwachstum, antibakteriell
wachstums
• körpereigene Aminosäure L-Methionin
L-Methionin 3x 500-1.000 mg/
verschiebt den pH-Wert des Urins in den
Tag
sauren Bereich
• Birkenblätter, Brennnessel, Goldrutenkraut,
kann täglich
Schachtelhalm üben eine diuretische
begleitend
(harntreibende) und nierenspülende Wirkung
Harnausschei- getrunken werden
aus
dung und pH-
Regulierung • Cranberry, Hibiskus, Lapacho, Sunrouge
Tee- Mis-
des Urins Green, Walnuss- blätter, Weideninde,
chungen Empfohlen
Bärentraubenblätter verschieben den pH-
aus Heil- wird eine
Wert des Urins in den sauren Bereich,
kräutern, “Schaukelkur”
• Schachtelhalm, Blaubeeren, Grünhafer,
Beeren über mehrere
Hagebutte, Mädesüß, Melisse, Schafgarbe
und Tee- Tage
verschieben den pH-Wert des Urins in den
Pflanzen
alkalischen/basischen Bereich
Buchu-Tee nicht
länger als 6
• Buchu, Bancha und Gyokuro wirken Wochen täglich
langfristig gegen rezidivierende trinken, Bancha
Blasenentzündungen und Gyokuro
mindestens 6
Monate täglich
trinken

5.2 IMMUNSYSTEM UND SCHLEIMHÄUTE STÄRKEN

Der menschliche Körper ist auf die ausreichende Versorgung mit Vitaminen, Mineralstoffen,
Spurenelementen, Aminosäuren, Fettsäuren und zahlreichen Pflanzenstoffen angewiesen, um
alle lebenswichtigen Stoffwechselprozesse und Immunprozesse optimal aufrechtzuerhalten.
Nährstoffe können auf drei Ebenen zur Stärkung der natürlichen Abwehrkräfte des Körpers
beitragen:

• die physischen Barrieren (Haut, Schleimhäute) verbessern (Vitamin A, C, E und Zink),


• die zelluläre Immunität stärken und
• die Antikörperproduktion fördern (Vitamin A, B6, B12, C, D, E, Folsäure, Eisen, Zink, Kupfer,
Selen).

Insgesamt kann eine mangelnde Aufnahme an Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen


zu einer unterdrückten Immunfunktion führen, indem sie die angeborenen, T-Zell-vermittelten
und adaptiven Antikörperantworten beeinflussen und eine Fehlregulation herbeiführen.
Hierdurch werden Infektionen begünstigt, die wiederum Nährstoffmängel verschlimmern,
indem sie die Nahrungsaufnahme verringern, den Verbrauch an Nährstoffen erhöhen und die
Stoffwechselprozesse beeinträchtigen. Daher kann die zusätzliche Ergänzung des täglichen
Bedarfs an Mikronährstoffen die natürliche Funktion des Immunsystems auf allen drei Ebenen
verbessern (24).

24
Für die Ausheilung einer Blasenentzündung können diese Nährstoffe essentiell sein und
ernährungsbedingte Defizite können außerdem auch an der Schwere der Verläufe beteiligt
sein. Mehrere Vitamine und Spurenelemente sind an der Kollagensynthese, Zellteilung und
Epithelisierung beteiligt. Dazu zählen Vitamin A, Vitamin C, Vitamin D und Zink sowie einige
B-Vitamine. Auch Proteine, Aminosäuren und Fettsäuren sind für die Wundheilung notwendig, da
sie die Hauptbausteine für das Gewebewachstum darstellen (16).

5.2.1 VITAMIN C
Die größten Mengen Vitamin C werden im Körper in den Leukozyten konzentriert. Die
Immunzellen enthalten dabei etwa 40- bis 100-fache höhere Vitamin-C-Konzentration als das
Blut. Aktivierte Immunzellen produzieren während ihrer Aktivität reaktive Sauerstoffspezies
(ROS), die durch Antioxidantien wie Vitamin C oder durch Enzyme abgefangen werden können.
Ein Mangel an Vitamin C schränkt die Funktionalität der Immunzellen deutlich ein, da die
übermäßig produzierten ROS die Zellen schädigen. So kommt es zu einer beeinträchtigten
Immunantwort, durch den Verlust der Zellmembranintegrität, einer veränderten Membranfluidität
und einer beeinträchtigten Kommunikation mit weiteren Immunzellen. Bei Infektionen sinken
die Vitamin-C-Konzentrationen im Blutplasma und in den Leukozyten zusätzlich rasch ab, was
seine essentielle Rolle im Immunsystem bekräftigt (24). Außerdem zeigte sich der Einfluss von
Vitamin C auf einige Entzündungsmediatoren und Botenstoffe zwischen den Immunzellen.
Bei einer Infektion wird durch Makrophagen, Schleimhautzellen und T-Zellen Interleukin-6
ausgesendet, um die Zelldifferenzierung und -proliferation von Thymozyten, T-Zellen und
B-Zellen anzuregen. Interleukin-6 ist einer der Schlüsselmediatoren für die Entzündungsreaktion
bei Blasenentzündungen und bei einer akuten Infektion sehr stark erhöht. Die Einnahme von
Vitamin C führte zur Herunterregulierung von Interleukin-6 und damit zu einer Verringerung
der Entzündung durch Abnahme des entzündlichen (oxidativen) Stresses in den Zellen der
Blasenschleimhaut (25).

Wird Vitamin C supplementiert, kann es zur Bekämpfung von Infektionen im Körper die Produktion
bestimmter Abwehrmechanismen hochregulieren. Gemeinsam mit Bioflavonoiden eingenommen,
erhöht sich sowohl die Aufnahme von Vitamin C als auch die der bioaktiven Pflanzenstoffe. Beide
sind an der Abwehr von übersteigenden ROS im körpereigenen antioxidativen System beteiligt
(26). Eine optimale Versorgung mit natürlichen Antioxidantien wie Vitamin C ist erforderlich,
um die Heilung von geschädigtem Gewebe zu unterstützen. Auch Selen und Zink sind unter
anderem für die optimale Funktion von antioxidativen Enzymen, wie der Glutathionperoxidase und
Superoxiddismutase, verantwortlich (16). Vitamin C trägt so zudem auch zur Aufrechterhaltung der
Schutzfunktion der Haut und auch der Schleimhäute bei. Eine optimal ausgebildete Schleimhaut
in Blase und Harnleiter kann sich gegen Erreger besser schützen.

Bereits die tägliche prophylaktische Einnahme von nur 100 mg Vitamin C zeigte in einer
Studie eine signifikante Reduzierung des Auftretens von Harnwegsinfektionen. Zudem konnte
beobachtet werden, dass die Kombination aus angesäuertem Urin (pH 5-5,5) und Vitamin C
dessen antibakterielle Wirkung noch steigert (27). Weitere Studien, bei denen Erwachsenen 1-3 g
Vitamin C und Kindern 20 mg Vitamin C pro kg Körpergewicht einnahmen, zeigten, dass sich die
Ausschüttung von Botenstoffen durch Zellen des Immunsystems steigerte. Vitamin C stimulierte
das Immunsystem, indem unter anderem die T-Lymphozyten-Proliferation als Reaktion auf eine
Infektion verstärkt wurden (24).

Eine weitere Studie prüfte die präventive Wirkung von hochdosiertem intravenösem Vitamin C auf
die Entstehung von Harnwegsinfektionen. Die Patienten erhielten eine Vitamin-C-Infusion mit 70
mg Vitamin C/kg Körpergewicht. Das Auftreten von Harnwegsinfektionen konnte so gegenüber
der Placebogruppe um knapp 50 % reduziert werden. Erstaunlicherweise erhielten beide Gruppen

25
zusätzlich prophylaktisch Antibiotika, jedoch nur in der Gruppe, die Vitamin C intravenös bekam,
konnte eine Infektion signifikant verhindert werden (28).

Folgende Wirkmechanismen werden in dieser Studie für Vitamin C vorgeschlagen:

• Die Produktion reaktiver Stickstoffspezies (RNS): Vorangegangene Untersuchungen zeigten,


dass das von bakteriellen Erregern produzierte Nitrit in der Harnblase mit Vitamin C reagiert
und sich unter anderem Stickstoffmonoxid bildet, was eine bakterizide Wirkung hat (28).
• Die Ansäuerung des Urins und damit die Verschiebung des pH-Wertes in einen Bereich, in
dem sich die pathogenen Erreger nicht vermehren. Vitamin C hemmt das Wachstum einiger
antibiotikaresistenter Erreger der Blasenentzündung, wie E.coli, Pseudomonas aeruginosa,
Klebsiella pneumoniae und Staphylokokken (28).
• Verhinderung der Biofilmbildung in Blase und Harnleiter: Bei einer Konzentration von 80-100
mg /ml Urin übt Vitamin C eine hemmende Wirkung auf die Biofilmentstehung aus. Diese Urin-
Konzentrationen sind jedoch fast nur über die intravenöse Verabreichung von Vitamin C zu
erreichen. Jedoch zeigte auch die orale Einnahme von 1 g Vitamin C /Tag an drei aufeinander
folgenden Tagen eine Hemmung der Adhäsion pathogener Erreger und damit der Entstehung
von Biofilm (28).
• Diese Studienergebnisse deuten bereits an, dass vor allem hohe Dosen Vitamin C zur akuten
und prophylaktischen Behandlung bei Harnwegsinfektionen (und anderen) sehr wirksam sind,
um die Bakterienadhäsion und deren Vermehrung zu hemmen, aber auch direkte bakterizide
Wirkung auszuüben und die Zellen des Immunsystems zu stärken.

Betrachtet man den Anstieg der Blutspiegel bei der Einnahme unterschiedlich hoher Mengen
Vitamin C wird deutlich, dass nur eine konstante Einnahme mehrerer Einzeldosen einen
ausreichend hohen Blutspiegel aufrechterhält. Hierbei sollte auch berücksichtigt werden, dass
der Vitamin-C-Spiegel im Blut von einer einzelnen auch hochdosierten Einnahme nicht lange
aufrechterhalten werden kann. Innerhalb der ersten drei Stunden nach der Einnahme steigt der
Vitamin-C-Spiegel auf ein Maximum an und fällt dann binnen 24 Stunden auf das Ausgangsniveau
ab. Im Akutfall ist also eine mehrmalige Einnahme hoher Dosen Vitamin C (6x1.000 mg oder
3x2.000 mg) über den Tag verteilt nötig, um einen ausreichend hohen Blutspiegel zu erhalten,
die den Mengen einer Infusion entsprechen. Dieser hohe Vitamin-C-Spiegel ist insbesondere bei
akuten und auch rezidivierenden Infektionen wichtig, um zum einen die Immunzellen optimal zu
versorgen und zum anderen die bakterizide und Biofilm-hemmende Wirkung von Vitamin C zu
erhalten (28,29). Auch sollte beachtet werden, dass eine Vitamin-C-arme Ernährung binnen 1-2
Wochen zu einem unzureichend gefüllten Vitamin-C-Speichel und damit in einen Mangelzustand
führt (30). Betrachtet man die aktuellen Ernährungsgewohnheiten großer Teile der Bevölkerung
ist davon auszugehen, dass ein Vitamin-C-Mangel sehr viel verbreiteter ist, als angenommen
wird. Dies macht eine Ergänzung umso wichtiger.

In der Praxis hat sich bewährt:


• Um den Vitamin-C-Spiegel konstant hoch zu halten, empfiehlt Dr. Wang Jae Lee eine verteilte
Gabe über den Tag hinweg. Konkret sollten 6 x 1000 mg am Tag eingenommen werden;
hierdurch bleibt die Serum-Konzentration dauerhaft hoch. Aus praktischen Gründen können
auch 3 Einnahmen zu je 2000 mg erfolgen. Die Gabe soll ausschließlich zum Essen erfolgen,
nie auch nüchternen Magen.
• Um die Verträglichkeit zu erhöhen, empfiehlt sich eine Liposomale Formulierung oder Vitamin C
mit Lipidummantelung. Bei liposomalen Formulierungen ist der Wirkstoff in kleinen Fettkügelchen,
in sogenannten Liposomen verpackt. Liposomen bestehen aus einer Doppellipidschicht und
besitzen damit den gleichen Aufbau wie Zellwände. Die Doppellipidschicht kann mit der
Zellwand sozusagen verschmelzen und das Vitamin C in seinem Inneren in die Zelle entlassen.
Hierdurch besteht keine Abhängigkeit vom herkömmlichen Aufnahme- mechanismus. Auch die

26
spezielle Technik der Lipidummantelung von Vitamin C, ermöglicht eine solche Umgehung,
da auch Lipide über einen anderen Weg von den Darmzellen aufgenommen werden. Eine
liposomale Vitamin C-Formulierung sowie Vitamin C mit einer speziellen Lipidummantelung
steigert zudem die Halbwertszeit im Blut, wodurch das Zeitfenster zur Zellaufnahme verlängert
wird. Auch die Beifügung von Bioflavonoiden kann die Verweildauer im Blut verbessern.
• Anmerkung: Therapeutische Dosierungen für Vitamin C erstrecken sich teilweise von 20.000
mg bis 200.000 mg täglich, je nach Schwere der Krankheit (31–34).

5.2.2 ZINK
Zink ist essentieller Bestandteil von über 300 Enzymen, die am Stoffwechsel von Lipiden,
Proteinen, der Nukleinsäuresynthese und der Integrität der Zellmembranen beteiligt sind. Für
alle Zellteilungs- und Wachstumsprozesse ist eine ausreichende Proteinsynthese notwendig.
Vor allem sind das Immunsystem und Schleimhäute auf eine ausreichende Versorgung mit Zink
angewiesen, da sie ständigen Erneuerungs- und Zellteilungsprozessen unterliegen (35).

Zink ist einer der wichtigsten Mikronährstoffe, der das Immunsystem stärkt. Insbesondere die stark
proliferierenden Zellen des Immunsystems (sowohl der angeborenen als auch der erworbenen
Immunantwort) benötigen Zink. Bei Zinkmangel wird die Aktivität der Immun- zellen (T-Zellen,
Killerzellen, T-Lymphozyten) reduziert und so die Abwehr geschwächt. Bakterielle Erreger haben
es bei Zinkmangel deutlich leichter in die Schleimhäute der Harnblase einzudringen, ohne dass
eine direkte Reaktion des Immunsystems ausgelöst wird. Eine ausreichende Zinkaufnahme
unterstützt die Th1-Immunreaktion und trägt zur Aufrechterhaltung der Integrität von Haut und
Schleimhäuten bei (24, 35).

Viele Menschen leiden aufgrund von Medikamenteneinnahme, Stress oder bestehenden


Entzündungen unter einem chronischen, latenten Zinkmangel. Ein Zinkmangel ist sehr häufig, da
zum einen die Zinkversorgung über die Nahrung mangelhaft ist und zusätzlich nur maximal 40 %
des enthaltenen Zinks resorbiert werden können (30). Die Ergebnisse einer Fall-Kontroll-Studie
bestätigen, dass die Serum-Zink-Spiegel bei Personen mit rezidivierenden Harnwegsinfektionen
niedriger waren als in der Kontrollgruppe (36). Dies beeinträchtigt maßgeblich die Funktionalität
des Immunsystems, denn sowohl die zelluläre Immunantwort, als auch die Antikörperreaktion
und die Aktivität von Makrophagen sind von Zink abhängig. Eine mangelnde Versorgung
schränkt ihre Funktion deutlich ein und schwächt direkt die Immunabwehr beim Eindringen
pathogener Bakterien und Viren. Zinkmangel stellte also ein erhöhtes Risiko für rezidivierende
Blasenentzündungen und allgemein für eine erhöhte Infektanfälligkeit dar (36). Auch werden viele
weitere Stoffwechselprozesse eingeschränkt, die eine Entzündung begünstigen (24, 26, 35).

Eine Zink-Einnahme erhöht die Aktivität der angeborenen Immunantwort, verstärkt die
Antikörperantworten und die Th1-Antwort (24). Auch stärkt Zink die Proteinsynthese und
Neubildung der Haut- und Schleimhautzellen und so deren Barrierefunktion. Sein Einfluss
auf entzündungshemmende Prostaglandine fördert die Heilung verletzter Schleimhaut in der
Harnblase (35). Bei akuten Infekten zeigte die tägliche Einnahme von 75 bis 90 mg Zink eine
deutliche Verringerung der Infektionssymptome sowie der Infektionsdauer (30).

In der Praxis hat sich bewährt:


• Die begleitende Einnahme von 5 bis 15 mg Zink bei einer akuten Blasen- entzündung kann
zu Beginn der Infektion in Absprache mit dem behandelnden Therapeuten alle 2 Stunden
erfolgen. Anschließend kann die Einnahme auf 3x täglich 5-15 mg Zink reduziert werden, bis
die Entzündung abgeklungen ist.
• Zur dauerhaften Prophylaxe sollte der Zink-Blutspiegel regelmäßig kontrolliert und bei Bedarf
in Abstimmung mit dem behandelnden Therapeuten ergänzt werden. Hierbei sollten auf

27
weitere Mineralstoffe, wie u. a. Kupfer, Magnesium, Eisen und Calcium geachtet werden, um
das homöostatische Gleichgewicht beizubehalten.
• Anmerkung: Der therapeutische Dosierungsbereich liegt zwischen 20 mg bis 100 mg Zink/
Tag (30,33)

5.2.3 B-VITAMINE
Auch B-Vitamine sind an unzähligen Körperprozessen maßgeblich beteiligt. Insbesondere für
die Funktion der Haut- und Schleimhautbarriere, aber auch für die optimale Funktionalität der
Immunantwort sind unter anderem die Vitamin B2 (Riboflavin), B3 (Niacin) und B9 (Folsäure)
unerlässlich. Oftmals werden in Stoffwechselprozessen auch mehrere der B-Vitamine gemeinsam
benötigt.

Vitamin B1 (Thiamin)
Thiamin (Vitamin B1), das auch von einigen körpereigenen Darmbakterien gebildet werden kann,
kann vom Körper nur in geringen Mengen gespeichert werden, sodass er auf eine ausreichende
Versorgung angewiesen ist. Als Thiaminpyrophosphat ist es ein essentielles Co-Enzym im
Energiestoffwechsel und bei der Synthese von Kollagen (Wundheilung). Mangelzustände führen
daher schnell zu einer beeinträchtigten Wundheilung und Schleimhautfunktion (30).

Vitamin B2 (Riboflavin)
Riboflavin (Vitamin B2) hat sowohl antioxidative, alterungshemmende, entzündungshemmende
und nozizeptive (schmerzleitende) Eigenschaften. Der Mensch kann dieses Vitamin nur
schlecht speichern und ist auf eine dauerhaft ausreichende Versorgung über die Nahrung und
Nahrungsergänzungsmittel angewiesen, um einem Riboflavinmangel vorzubeugen (37).

Riboflavin ist essentiell am Wachstum und der Aufrechterhaltung von Gewebe nötig. Anzeichen
eines Riboflavinmangels treten normalerweise in Verbindung mit weiteren Ernährungsdefiziten
auf. Wie bereits erwähnt hat der Ernährungsstatus Einfluss auf die Funktionalität der Schleimhäute
im Urogenitaltrakt. Bei akuten und chronischem Riboflavinmangel treten unter anderem Läsionen
in den Schleimhäuten, dazu oft Schmerzen und Brennen der Lippen, des Mundes und der Zunge
auf. Diese Symptome verschwinden bei einer entsprechend hohen Einnahme von Riboflavin
(Vitamin B2) (37, 38).

Riboflavin (Vitamin B2) ist ein Vorläufer bestimmter essentieller Co-Enzyme, wie FMN
(Flavinmononukleotid) und FAD (Flavinadenindinukleotid). Riboflavin dient diesen Co-Enzymen
als Katalysator für die Oxidations- und Reduktionsreaktionen, den Elektronentransport und
ist maßgeblich am Energiestoffwechsel beteiligt. Es ist Teil des körpereigenen antioxidativen
Systems und beeinflusst die Konzentrationen von Superoxiddismutase (SOD), Katalase,
Glutathionperoxidase und Glutathionreduktase. Riboflavin ist somit an unzähligen
Stoffwechselprozessen beteiligt, einschließlich der Biosynthese und des Katabolismus von
Aminosäuren, Fettsäuren und Kohlenhydraten (37, 38).

Über die Co-Enzyme FMN und FAD, die als Elektronenfänger dienen, ist Riboflavin an einer
Vielzahl von Redoxreaktionen beteiligt. Dabei übt Riboflavin eine indirekte Schutzfunktion auf
die Lipidperoxidation aus, da es in FAD das Glutathionreduktase-Enzym zur Generierung von
reduziertem Glutathion befähigt. Die Glutathionperoxidase schützt wiederum Lipide, beispielsweise
in Zellmembranen, vor zerstörerischen freien Radikalen. So ist ein Riboflavinmangel mit
einer erhöhten Lipidoxidation verbunden. Dies zeigt sich unter anderem in der geschädigten
Barriere von Schleimhäuten (38). Innerhalb dieser Funktion reguliert Riboflavin auch die durch
ROS erzeugte Aktivierung von Entzündungsmediatoren (wie NF-Kappa-B oder Interleukin-6).

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Riboflavin unterdrückt deren Produktion und übt so eine entzündungshemmende Wirkung
aus. Auch hilft Riboflavin bei der Reduzierung von nozizeptiven Schmerzen (ausgelöst durch
Entzündungen) (37). Diese Wirkungen können im Wesentlichen zur Heilung der Schleimhäute
bei einer Blasenentzündung beitragen.

Riboflavin ist außerdem für die Aktivierung von Vitamin B6 und die Umwandlung von Tryptophan
in Vitamin B3 (Niacin) verantwortlich. So kann ein Mangel an Riboflavin auch Mangelzustände
in Vitamin B6 und Vitamin B3 hervorrufen und so ist es nicht selten, dass Vitamin-B-Mängel
gemeinsam auftreten (30).

Vitamin B3 (Niacin)
Vitamin B3 ist besonders reichlich in Immunzellen, den Nieren und auch dem Herz und der Leber
enthalten. Das Vitamin B3 ist an zahlreichen Oxidations- und Reduktionsreaktionen und unter
anderem beim Aufbau von Proteinen und Fettsäuren, die auch für die Schleimhautregeneration
benötigt werden, beteiligt. Ein Mangel an Tryptophan, Vitamin B2 und Vitamin B6 kann einen
Mangel an B3 begünstigen. Auch latente Mängel führen relativ schnell zur Beeinträchtigung der
Haut und Schleimhautfunktionen (35).

Liegt ein Vitamin B2-Mangel (Riboflavin) vor, so ist auch die Umwandlung von Tryptophan in
Vitamin B3 gestört, sodass sich auch hier schnell ein Mangelzustand einstellt (30).

Vitamin B5 (Pantothensäure)
Pantothensäure (Vitamin B5) nimmt als Bestandteil des Coenzym A eine zentrale Rolle im
gesamten Energiestoffwechsel ein. Außerdem ist es am Abbau von Aminosäuren und Fetten
beteiligt. Mangelerscheinungen treten wie bei anderen B-Vitaminen auch oft gemeinsam mit
weiteren Mängeln auf, insbesondere mit einem Riboflavinmangel. Liegt ein Mangel an Vitamin
B5 vor, so ist häufig die Schleimhautbarriere sowie die Immunfunktion stark beeinträchtigt und
die Infektanfälligkeit deutlich erhöht. Vitamin B5 fördert die Regeneration von entzündetem
Schleimhautgewebe, indem es die Neubildung von Granulationsgewebe und damit den
Wundheilungsprozess anregt. Aus diesem Grund wird Vitamin B5 auch als Wundheilungsvitamin
bezeichnet (33, 35).

Vitamin B6 (Pyridoxin)
Die Umwandlung von Pyridoxin in seine aktive Form, das Coenzym Pyridoxal-5-Phosphat, ist
auf eine ausreichende Versorgung mit Zink und Vitamin B2 angewiesen. Als aktives Coenzym
ist Vitamin B6 an über 100 Stoffwechselprozessen und über 200 Enzymen beteiligt. Es ist
nötig, um aus Tryptophan Vitamin B2 herzustellen, wesentlich an der Bildung von Hämoglobin
(Sauerstofftransport) und an der Synthese von Proteinen (u. a. Kollagen) beteiligt sowie zur
Aufrechterhaltung der Immunfunktion essentiell. Aufgrund der niedrigen Körperspeicher muss
stets auf eine ausreichende Zufuhr von Vitamin B6 geachtet werden. Selbst ein leichter B6-
Mangelzustand schränkt die Reaktion des Immunsystems auf Entzündungen ein und vermindert
die Produktion spezifischer Antikörper gegen pathogene Erreger (30,33).

Vitamin B9 (Folsäure)
Die Bezeichnung Folsäure für das Vitamin B9 ist strenggenommen nicht korrekt, da Folsäure
ein synthetisches Produkt ist und in dieser Form nicht in der Natur anzutreffen ist. Die korrekte
Bezeichnung für Vitamin B9 ist Folat, genauer L-5-Methyltetrahydrofolat (kurz L-Methylfolat),
welches auch die biologisch aktive Form des Vitamin B9 darstellt.

Folat ist im Körper an etlichen essentiellen Prozessen beteiligt. Das Vitamin B9 spielt, zusammen
mit Vitamin B6 und Vitamin B12, eine entscheidende Rolle bei der Nukleinsäure- (DNA) und
Proteinsynthese. Der Körper kann jedoch nur kleine Mengen Folat speichern, sodass er stets

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auf eine ausreichende Versorgung angewiesen ist. Ein Mangel an Folat beeinträchtigt so jeden
Mechanismus, der an der Zellproliferation beteiligt ist und kann maßgeblich die Immunantwort und
somit die Resistenz gegen Infektionen schwächen. Die zellvermittelte Immunantwort wird durch
Folatmangel besonders beeinträchtigt, indem sowohl der Anteil an zirkulierenden T-Lymphozyten
und deren Proliferation reduziert wird, als auch die Antikörperantworten auf verschiedene
Antigene abnehmen (24, 30, 39). Die Supplementierung von Folat verbessert die allgemeine
Immunfunktion der angeborenen Immunität. Die NK-Zellaktivität und die Th1-Reaktion werden
erhöht und somit auch der Schutz vor Infektionen (24).

Auch beeinträchtigt ein Mangel an Folat, der durch einen Mangel an Zink, Vitamin C und Vitamin
B12 begünstigt wird, die Funktionalität der Schleimhäute (35).

In der Praxis hat sich bewährt:


• Grundsätzlich ist es empfehlenswert alle B-Vitamine im Verbund einzunehmen, da sie
sich gegenseitig bedingen. Ein Mangel eines B-Vitamins kann den Mangel eines anderen
begünstigen, indem u. a. Umwandlungsprozesse nur reduziert ablaufen.
• Es hat sich gezeigt, dass relativ viele Menschen unter latenten Mängeln mehrerer B-Vitamine
leiden, da aus der Nahrung oft nur ein geringer Teil aufgenommen werden kann.
• Zur Begleitung einer akuten Blasenentzündung und auch zur Prophylaxe von rezidivierenden
Blasenentzündungen kann in Absprache mit dem behandelnden Therapeuten ein Vitamin-B-
Komplex eingenommen werden, der sich am empfohlenen Tagesbedarf orientiert. Bei einem
vorliegenden Mangel eines oder mehrerer B-Vitamine können individuell höhere Dosierungen
nötig sein, um eine optimale Versorgung zu erreichen.
• Anmerkung: Der therapeutische Dosierungsbereich liegt für Vitamin B1 zwischen 10-300 mg,
für Vitamin B2 zwischen 10-400 mg, für Vitamin B3 zwischen 300-6.000 mg, für Vitamin B5
zwischen 50-10.000 mg, für Vitamin B6 zwischen 50-300 mg und für Vitamin B9 zwischen
0,4-15 mg (30,33).

5.2.4 VITAMIN A
Vitamin A ist unter anderem an der Erhaltung der Funktion der Schleimhäute (Blase, Harnwege)
sowie an einer normalen Funktion des Immunsystems und der Zellspezialisierung beteiligt:

• Es beeinflusst unter anderem maßgeblich die für die Erregerkontrolle zuständigen Barriere-
und Immunzellen in Schleimhäuten. Eine mangelnde Versorgung an Vitamin A führt daher
umgehend zu einer gestörten Barriere-Schutzschicht und erleichtert es Erregern die Blasen-
schleimhaut zu befallen. Vitamin A ist an der Bildung, Heilung und Integrität von Epithel- und
Schleimhautgewebe beteiligt, die als erste Kontaktflächen für alle pathogenen Erreger dienen.
Es steuert die Differenzierung Schleimhautzellen sowie deren Zellzykluszeiten (Regeneration)
(40,41). Retinol in seiner Rolle als hormonähnlicher Wachstumsfaktor für Epithelzellen steuert
die Wiederherstellung der geschädigten/ entzündeten Schleimhaut. Eine intakte Schleimhaut
verhindert die rasche Neuansiedlung von Bakterien und verringert zudem die Schwere einer
Infektion (42).
• Vitamin A ist an der Entwicklung und Aufrechterhaltung der Funktionen des Immunsystems
beteiligt und reguliert die zelluläre und humorale Immunantwort, die Makrophagen- und Lym-
phozytenaktivierung und -proliferation, die T-Zell-Proliferation und weitere (41). Ein Mangel an
Vitamin A dämpft die Immunantwort, was die Infektionsanfälligkeit weiter erhöht. Eine optimale
Versorgung mit Vitamin A vor und während einer Harnwegsinfektion stärkt die Barriere der
Blasenschleimhaut, verhindert das Einnisten von Erregern, erhöht die Erkennung von Erre-
gern und damit die gezielte Reaktion des Immunsystems mit spezialisierten Immunzellen zur
Bekämpfung (43).

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Vitamin A ist demnach sowohl zur Vorbeugung einer Infektion, als auch im Akutfall bei der Erre-
gerbekämpfung beteiligt. Studienergebnisse bestätigen, dass die Einnahme von Vitamin A die
Immunantwort deutlich verbessert, die Infektions- und Rezidivrate signifikant senkt (43,44). Weit-
ere Studienergebnisse zeigen darüber hinaus, dass die Einnahme von Vitamin A die Symptome
einer akuten Harnwegsinfektion, wie Fieber, häufigen Harndrang und Appetitlosigkeit, signifikant
verringerten im Vergleich zur alleinigen Antibiotika-Einnahme (42). Ein Mangel an Vitamin A kann
daher zu einem großen gesundheitlichen Problem werden. Kein Vitamin ist mehr mit der Infek-
tanfälligkeit verknüpft, als Vitamin A, denn seine Funktionen sind für alle Immunprozesse essen-
tiell. In Situationen mit erhöhtem Vitamin-A-Bedarf werden Vitamin-A-Reserven aus der Leber
freigesetzt. Die Freisetzung kann jedoch verzögert sein, wenn kein ausreichender Retinol-Blut-
spiegel vorhanden war, sodass es zunächst zu einer Beeinträchtigung der Schleimhautbarrieren
und des Immunsystems kommt. Studienergebnisse zeigen, dass bei akuten Infektionen große
Mengen Retinol und Retinol-Bindungsprotein im Urin ausgeschieden werden, sodass der Vita-
min-A-Spiegel sinkt. So ist der Bedarf in solchen Situationen noch zusätzlich erhöht. Ein dauer-
haft ausreichend hoher Blut-Spiegel an Vitamin A ist daher vor allem für Situationen mit erhöhtem
Bedarf wichtig, sodass bereits geringfügige Mängel schwere Auswirkungen haben können (45,
46). Außerdem ist das Retinol-Bindungsprotein von einer ausreichenden Versorgung mit Zink
abhängig. Liegt ein Zinkmangel vor, kann aus der Leber nicht ausreichend Vitamin A freigesetzt
werden (30).

Eine schlechte Versorgung mit Vitamin A schränkt die Reaktion von Makrophagen und Monozyten
ein und lässt die Zahl natürlicher Killerzellen sinken. Ein bestehender Vitamin-A-Mangel kann
während der erhöhten Produktion von Interleukin-12 zur Förderung des T-Zell-Wachstums und
entzündungsförderndem TNF-a zur Aktivierung der mikrobiziden Wirkung von Makrophagen eine
übermäßige Entzündungsreaktion fördern. Vitamin A ist auch wesentlich an der Entwicklung und
Differenzierung von Th1- und Th2-Lymphozyten beteiligt. Es hält die antikörpervermittelte Th2-Ant-
wort aufrecht, indem es die Interleukin-12, TNF-a und IFN-g-Produktion von Th1-Lymphozyten
unterdrückt. Zudem wird die Integrität der Schleimhautbarrieren geschwächt. Veränderungen in
der Epithelfunktion der Schleimhäute führen zum Verlust der wichtigen Barrierefunktion als erster
Schutzmechanismus gegen pathogene Erreger. Die Integrität der Schleimhäute ist von entschei-
dender Bedeutung. Die besonderen Funktionen von Vitamin A (und auch Vitamin D) für das
Immunsystem und die Schleimhäute erklären die starke Infektanfälligkeit selbst bei geringfügigen
Defiziten. Schon ein geringer Vitamin-A-Mangel kann das Infektionsrisiko um das 2-3-fache er-
höhen (24,30,40,47).

So zeigen Studienergebnisse, dass eine Supplementierung von 3.000 IE Vitamin A bei einem
vorherigen Mangelzustand zu einem plötzlichen Anstieg des Retinol-Spiegels im Blut und ein-
er Speicherung von Retinol-Bindungsprotein in der Leber führte (46). Eine 6-monatige Supple-
mentierung von 6.500 IE Vitamin A führte bei vorliegendem Immundefekt und niedrigem Vita-
min-A-Spiegel zu einer Herunterregulierung spezifischer entzündungsfördernder Zytokine (z. B.
TNF, Interleukin-6) und der Wiederherstellung der Immunkompetenz (48).

In der Praxis hat sich bewährt:


• In Absprache mit dem behandelnden Therapeuten ist begleitend zu einer akuten Blase-
nentzündung eine tägliche Einnahme von mindestens 3.000 IE Vitamin A empfehlenswert, um
in jedem Fall eine ausreichende Versorgung zu gewährleisten.
• Vorwiegend ist Vitamin A Retinol nur in tierischen Lebensmitteln zu finden. Pflanzliche Leb-
ensmittel enthalten hingegen die Vitamin-A-Vorstufe Beta-Carotin, welche im Körper in Ret-
inol umgewandelt werden muss. Zum einen sind jedoch sehr viele Menschen genetisch be-
dingt nicht dazu in der Lage, die Vitamin-A-Vorstufe Beta-Carotin in ausreichender Menge
zu Vitamin A Retinol umzuwandeln. Zum anderen ist zudem die Bioverfügbarkeit von Be-
ta-Carotin sehr schlecht. Daher sollte insbesondere auf eine ausreichende Ergänzung von

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Retinol geachtet werden, um die Funktionen des Immunsystems und die Schleimhautbarriere
aufrechtzuerhalten.
• Anmerkung: Der therapeutische Dosierungsbereich von Vitamin A Retinol liegt zwischen
10.000-100.000 IE (3-30 mg) (30).

5.2.5 VITALPILZE
Pilze sind eine überaus vielfältige Organismengruppe, die ein riesiges Reservoir an medizinisch
wirksamen Inhaltsstoffen enthält. Im Laufe der Evolution haben Pilze zum Überleben die Fähigkeit
entwickelt, biologisches Material abzubauen und zu recyceln. Hierbei synthetisieren sie aus ver-
schiedenen Ausgangsstoffen komplizierte Enzyme, Vitamine und großmolekulare Sekundärstof-
fe, sowie hocheffektive antibakterielle, antivirale und antimykotische Inhaltsstoffe. Die gemeins-
am mit den Säugetieren stattgefundene Evolution hat dazu geführt, dass für beide ein nahezu
identisches mikrobielles “Feindbild” besteht. So wirken manche Pilzsubstanzen auch gegen hu-
manpathogene Erreger sehr effektiv (49).

Vitalpilze besitzen durch ihren natürlichen Gehalt an Aminosäuren, Provitaminen, Vitaminen, En-
zymen, Mineralien, Spurenelementen und besonderen komplexen Wirkstoffen, die im Körper die
Wiederherstellung der Homöostase fördern, ein enorm breites Anwendungsfeld. Vitalpilze führen
nicht zu einer unmittelbaren künstlich herbeigeführten Heilung, sondern sie stellen Bedingungen
her und regen Prozesse an, mit welchen eine Genesung des Organismus aus sich selbst heraus
möglich wird.

Die optimale Versorgung des Körpers mit ausreichend Aminosäuren und Fettsäuren ist zusätzlich
zu Vitamin C, Vitamin A und B-Vitaminen sowie Spurenelementen unter anderem essentiell er-
forderlich für die Kollagensynthese und Reepithelisierung (Wundheilung). Fettsäuren sind zudem
ein wichtiger Bestandteil von Zellmembranen. Eine mangelnde, nicht fortschreitende Heilung
der Schleimhäute bei einer Blasenentzündung lässt auch auf eine mangelnde Versorgung mit
Aminosäuren und Fettsäuren als Bausteine der Blasenschleimhaut schließen. Wissenschaftliche
Untersuchungen haben aufgedeckt, dass eine mangelnde Versorgung mit Mikronährstoffen und
Proteinen das Auftreten einer Blasenentzündung (Zystitis) begünstigen kann. Die Ergebnisse zei-
gen, dass schwerwiegende Ernährungsdefizite mit höheren Krankheitsgraden und schlechteren
Verläufen assoziiert sind. Eine optimale Wundheilung und Schleimhautregeneration erfordert ein-
en adäquaten Ernährungszustand (16). Die reichhaltigen Inhaltsstoffe von Vitalpilzen können
diesem Ernährungsdefizit entgegenwirken.

Vor allem sind in allen Vitalpilzen bestimmte Polysaccharide, die Beta-Glucane, in großen Men-
gen enthalten. Besonders bedeutsam sind die Beta-1,3- und Beta-1,6-Glucane. Sie ähneln den
Polysaccharid-Ketten auf der äußeren Zellwand von pathogenen Erregern, wodurch im Körper
das Eindringen von Erregern simuliert wird. Die Polysaccharide docken hierbei an bestimmte
Rezeptoren auf den Immunzellen an und führen zu einer unspezifischen Aktivitätserhöhung. Das
Immunsystem wird hierdurch sozusagen “trainiert”. Wenn nun tatsächlich eine Infektion im Gange
ist, wird so eine schnellere und gezieltere zelluläre sowie humorale Immunantwort, sowohl der
angeborenen als auch der erworbenen, ermöglicht.

Vitalpilze enthalten aber darüber hinaus weitere zahlreiche Inhaltsstoffe, die zur Gesamtwirkung
beitragen. Darunter unter anderem:

• Triterpene, wie Betulin, Betulinsäure und Lupeol, die ein breites antimikrobielles Wirkspek-
trum auf Viren, Bakterien und Schadpilze ausüben,
• Sterole, wie Ergosterol oder Lanosterol, die als Grundgerüst für Hormone dienen können,
• Polyphenole, wie Flavonoide, die antioxidativ wirken,
32
• Ballaststoffe, wie Chitin, die unter anderem präbiotisch wirken,
• Enzyme, wie GSH-Reduktase, Peroxidase, SOD, KAT, die entgiftende und antioxidative Ak-
tivität zeigen.

Verschiedene Vitalpilze verfügen über sowohl ähnliche, gleichzeitig aber auch über sehr unter-
schiedliche Wirkungen. Die richtige Zusammenstellung kann so einerseits bestimmte Einzel-
wirkungen fokussieren, andererseits auch auf die Behandlung, Linderung und Prävention von
komplexen Erkrankungsbildern abgestimmt werden. Aus einer abgestimmten Mischung ergibt
sich somit eine Synergie an potenten Wirkstoffen.

Vitalpilzextrakte liefern dabei alle löslichen Pilzbestandteile in konzentrierter Form. Der genaue
Gehalt wichtiger Inhaltsstoffe, wie der Beta-Glucane, kann hier standardisiert werden. Dies er-
möglicht zum einen mehr Kontrolle über die zu erwartende Wirkung und zum anderen lassen sich
so stärkere therapeutische Effekte erzielen. Empfohlen wird die Einnahme zeitnah zum Essen,
damit sich der Vitalpilz mit dem Speisebrei verbindet, sodass fettlösliche Bestandteile gut resor-
biert werden können. Wichtig ist zudem auf eine ausreichende Wasserzufuhr zu achten, da Pilze
sehr viel Wasser binden können. Je mehr die Pilze im Körper aufquellen können, desto besser
werden sie aufgenommen. Bei der Einnahme von Kapseln sollten pro Kapsel mindestens 100 ml
Wasser getrunken werden (50).

Den Harnwegen, Nieren und Schleimhäuten sowie dem Immunsystem allgemein werden traditio-
nell die folgenden Vitalpilze zugeordnet: Chaga, Hericium, Reishi, Polyporus, Champignon, Au-
ricularia, Shiitake, Cordyceps, Argaricus blazei murril, Coriolus, Maitake, Pleurotus und Tremella.

Bei Harnwegsinfektionen eignet sich insbesondere die Kombination und synergistische Wirkung
dieser vier Vitalpilze, die im Folgenden näher beschrieben wird:
Cordyceps, Polyporus, Reishi und Shiitake.

1. Cordyceps sinensis: nierenstärkend und ausscheidungsfördernd


In der Traditionellen Chinesischen Medizin wird der Cordyceps unter anderem der Niere zugeord-
net. Die Niere speichert die gesamte körperliche und psychische Energie und wird daher auch
als Wurzel des Lebens betrachtet und schließt in der Traditionellen Chinesischen Medizin auch
die Geschlechtsorgane, die Knochen, das Knochenmark und die Ohren mit ein. Er regt die Nier-
entätigkeit an (wirkt diuretisch) und trägt so dazu bei, dass harnpflichtige Substanzen und Keime
schneller ausgespült werden. Die angeregte Nierentätigkeit bewirkt eine Durchspülung sowohl
der Harnwege als auch der Harnblase, wodurch auch die pathogenen Erreger reduziert werden
(20, 50, 51).

Insbesondere bei einer stressbedingten Blasenentzündung kann der Cordyceps hilfreich sein.
Durch die Regulierung der Hormonabgabe aus der Nebennierenrinde wirkt er Stress-Symptomen
entgegen. Der Cordyceps entfaltet außerdem wärmende Effekte im Bereich der unteren Körper-
hälfte, was die Abwehrkraft bei Blasenentzündungen verbessert. Seine reizlindernden sowie an-
tibakteriellen Wirkungen bekämpfen die schmerzhafte Entzündung der Schleimhäute. Seine im-
munstärkende Wirkung reduziert die Gefahr von chronischen Krankheitsverläufen (20,51).

Auch hilft er bei der Regulation des Immunsystems. Cordyceps wirkt stimulierend bei schwacher
Immunlage, jedoch dämpfend bei überschießenden Reaktionen. Er reguliert insbesondere die
Aktivität der weißen Blutkörperchen, der Makrophagen und der natürlichen Killerzellen. Außer-
dem besitzt er durch die Aktivierung der Superoxiddismutase (SOD) und Glutathion-Peroxidase
eine antioxidative Wirkung. Der Inhaltsstoff Cordycepin zeigt eine besondere Wirkung, die vergle-
ichbar mit der von Antibiotika ist. Cordycepin hemmt das Wachstum einiger pathogener Bakter-
ienstämme und ist außerdem dafür verantwortlich, dass der Vitalpilz entzündungshemmend und

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schmerzstillend wirkt (51).

Wichtige Inhaltsstoffe sind unter anderem:

• Vitamin E, A und K, B1, B2,


• verschiedene Mineralstoffe,
• alle essentiellen Aminosäuren und verschiedene Fettsäuren sowie Enzyme,
• Beta-Glucane,
• Sterole

2. Polyporus umbellatus: diuretisch


Der Polyporus wird bereits seit 2.000 Jahren medizinisch genutzt und in der Traditionellen Chine-
sischen Medizin auch den Organen Niere und Blase zugeordnet. Er ist ein natürliches Diuretikum
und besitzt starke entwässernde Wirkung, die mit synthetischen Diuretika vergleichbar ist (52).
Diese Wirkung ist zumindest zum Teil über eine Hemmung der Aldosteronwirkung vermittelt. Die
Inhaltsstoffe Ergosterol und Mannitol wirken als sogenannte Aldosteron-Antagonisten. Das Hor-
mon Aldosteron reguliert den Wasser- und Elektrolythaushalt und verhindert so, dass über die
Nieren zu viel Wasser ausgeschieden wird. Im Gegensatz zu manchen Diuretika kommt es durch
den Polyporus jedoch nicht zum Verlust von Kalium, sondern nur zu der gewünschten Reduktion
von Natrium und Chlorid. Die angeregte Nierentätigkeit bewirkt eine Durchspülung sowohl der
Harnwege als auch der Harnblase, wodurch auch die pathogenen Erreger reduziert werden. In
Studien zeigte sich die antibakterielle Wirkung gegenüber den uropathogenen Erregern Staphy-
lococcus aureus und Chlamydia trachomatis. Seine reizlindernden sowie antibakteriellen Wirkun-
gen bekämpfen die schmerzhafte Entzündung der Schleimhäute. Seine immunstärkende Wirkung
reduziert die Gefahr von chronischen Krankheitsverläufen (20, 53).

Wichtige Inhaltsstoffe sind unter anderem:

• Vitamin B1 und B7,


• Mineralstoffe Kalium, Calcium und Eisen, Mangan, Zink und Kupfer,
• alle Aminosäuren, außer Tryptophan,
• Fettsäuren, verschiedene Polysaccharide und Glycoproteine,
• Sterole und Enzyme

3. Reishi: immunregulierend und antientzündlich


Viele Heilwirkungen, die traditionell mit den Reishi in Verbindung gebracht wurden, sind heute
wissenschaftlich gut dokumentiert. Von allen heilkundlich verwendeten Pilzen ist er derjenige mit
der größten medizinischen Bandbreite. Der Reishi schützt die Nieren und unterstützt ihre Funk-
tion. Aufgrund seiner antientzündlichen Wirkung ist er ideal bei Entzündungen der Harnwege. Die
im Reishi reichlich enthaltenen Triterpene zeigen starke positive cortison-ähnliche Effekte gegen
Entzündungen im Körper. Seine reizlindernden sowie antibakteriellen Wirkungen bekämpfen die
schmerzhafte Entzündung der Schleimhäute. Auch hat der Reishi durch das enthaltene Adenosin
eine beruhigende und entspannende Wirkung auf die Muskulatur. Dies kann bei Blasenentzünd-
ungen schmerzlindernd wirken, da oftmals die Blase und untere Bauchmuskulatur verkrampft
(20, 54).

Der Reishi reguliert das Immunsystem und regt unterstützend die Selbstheilungskräfte des
Körpers zur Genesung an. Bei Infektionen und entzündlichen Prozessen entsteht immer oxida-
tiver Stress, der durch das körpereigene antioxidative System abgefangen werden muss. Stu-
dien zeigen, dass die in Vitalpilzen enthaltenen Poysaccharide, wie Beta-Glucane, körpereigene
Enzyme des antioxidativen Systems (SOD, Glutathionperoxidase) aktivieren und so oxidativen
Stress reduzieren können. Seine immunstärkende Wirkung reduziert die Gefahr von chronischen/

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rezidivierenden Krankheitsverläufen bei der Blasenentzündung (20,54).

Hormonelle Dysbalancen in den Wechseljahren begünstigen oft die Entstehung einer Blase-
nentzündung. Der Reishi wirkt hormonstabilisierend und kann in dieser Phase des hormonellen
Umbruchs stärkend und harmonisierend wirken (54).

Wichtige Inhaltsstoffe sind unter anderem:

• Vitamin B1, B2, B6 und E,


• Mineralstoffe Kupfer, Mangan und Germanium,
• verschiedene Aminosäuren, Fettsäuren und Enzyme,
• Beta-Glucane und verschiedene Glycoproteine sowie Ballaststoffe,
• Triterpene und zahlreiche Monoterpene, wie Carvon, Alpha-Pinen, 1,8-Cineol, o-Cymen, Thu-
jon, Campher, Alpha-Bisabolol

4. Shiitake: immunstärkend, antiviral, antibakteriell und antimykotisch


Der auch als Speisepilz beliebte Shiitake wird als “König der Heilpilze” bezeichnet und kann be-
sonders vielseitig eingesetzt werden.

Der Shiitake enthält ein Beta-Glucan namens Lentinan, welches in der Lage ist, das Immunsys-
tem stark anzuregen. Seine immunaktivierenden Eigenschaften machen den Shiitake sehr wert-
voll bei Infektanfälligkeit. Er schützt durch die Aktivierung und Stärkung des Immunsystems vor
viralen und bakteriellen Infektionen, besitzt aber auch direkte viruzide sowie bakterizide Wirkun-
gen (55, 56). Der Shiitake wird traditionell als aufbauender und stärkender Pilz angesehen. Ins-
besondere sein Gehalt an B-Vitaminen kann förderlich auf etliche Körperprozesse, wie auch die
Schleimhautregeneration in Blase und Harnleitern einwirken (57).

Wichtige Inhaltsstoffe sind unter anderem:

• B-Vitamine, Vitamin C und D,


• Mineralstoffe Calcium, Kalium und Zink,
• Aminosäuren, verschiedene Fettsäuren und Enzyme,
• Polysaccharid Lentinan und Glycoprotein Peptidomanan, sowie Ballaststoffe (insbes. Chitin);

In der Praxis hat sich bewährt:


• Begleitend zu einer akuten Blasenentzündung und auch zur Prophylaxe rezidivierender Bla-
senentzündungen kann in Absprache mit den behandelnden Therapeuten eine Mischung aus
Vitalpilz-Extrakten von Cordyceps, Polyporus, Reishi und Shiitake eingenommen werden.
Um eine höhere Wirkung zu erzielen, sollte die Mischung mehrmals am Tag eingenommen
werden, bis sich Besserung einstellt.
• Aus praktischer Sicht bietet sich die Einnahme einer Vitalpilz-Mischung in Kapselform an.
Insbesondere angereicherte Extrakte liefern hoch konzentrierte Wirkstoffe und sind daher be-
sonders reichhaltig.

5.3 BAKTERIENADHÄSION VERHINDERN

5.3.1 D-MANNOSE

Im Gegensatz zu anderen Zuckern aus der Nahrung, wird D-Mannose während der Verdauung
im Darm nichtverstoffwechselt, sondern gelangt zu etwa 90 % über den Blutkreislauf direkt in die

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Nieren und wird von dort aus in die Blase abgeführt. D-Mannose hat daher keinen Einfluss auf
den Blutzuckerspiegel und ist somit auch für Diabetiker geeignet. Die restlichen 10 % werden
innerhalb von ca. 8 Stunden ebenfalls über die Nieren abgeführt.

Die innere Schleimhautschicht der Harnblase und Harnwege ist mit Proteinen beschichtet,
die strukturell Teilen der D-Mannose ähneln. D-Mannose ist ein vom Körper selbst gebildetes
Monosaccharid, das hauptsächlich als Bestandteil von Zellmembranen (Glykoproteine und
-lipide) dient. In geringen Mengen stellt der Körper aus Glukose D-Mannose selbst her, um sich
vor Bakterien in der Harnblase zu schützen (4, 58).

D-Mannose wirkt in der Harnblase auf zwei Wegen gegen die Bakterienadhäsion:

• Pathogene Erreger wie E.coli binden mit ihren winzigen Fimbrien ihrer Außenhülle verstärkt
an die strukturell der Proteinschicht der Blasenschleimhaut ähnlichen D-Mannose. An
D-Mannose gebunden können sie die Blasenschleimhaut nicht mehr befallen und werden
über den Urin schnell ausgeschieden (58, 59). Diese adhäsionshemmende Wirkung wird für
E. coli, Pseudomonas aerugiosa und Streptokokken berichtet (60).
• D-Mannose blockiert zudem selbst auch die Bindungsstellen an der Proteinschicht der
Blasenschleimhaut, sodass pathogene Erreger dort nicht mehr anheften und eindringen
können und mit dem Urin ausgeschieden werden. Sie fungiert so als zusätzliche Schutzschicht
der Harnblase und auch der Harnleiter.

Viele Studienergebnisse bestätigen, dass D-Mannose täglich eingenommen effektiv gegen


eine wiederkehrende Harnwegsinfektion wirkt - und zwar weitaus effektiver als die herkömmlich
eingesetzten Antibiotika.

• So traten in einer Untersuchung rezidivierende Harnwegsinfektionen bei antibiotischer


Behandlung durchschnittlich nach etwa 50 Tagen und bei der Einnahme von D-Mannose
erst nach 200 Tagen erneut auf. 1 g D-Mannose wurde für 14 Tage dreimal täglich und
anschließend zweimal täglich prophylaktisch eingenommen. Dieser signifikante Unterschied
macht D-Mannose zu einem sicheren und sehr effektiven Mittel zur Vorbeugung gegen
Harnwegsinfekte, ohne unerwünschte Nebenwirkungen und Resistenzbildung (58).
• Auch wurde in einer Untersuchung berichtet, dass die Einnahme von 1,5 g D-Mannose für
drei Tage und anschließend einmal täglich für 10 Tage zusätzlich zur Prophylaxe-Wirkung
auf rezidivierende Blasenentzündungen auch die unerwünschten typischen Symptome der
Harnwegsinfektion, wie Brennen beim Wasserlassen, vermehrter Harndrang und Schmerzen
im Unterbauch signifikant reduziert werden konnten (59).
• In weiteren Studien zeigten sich zwar nur geringe Unterschiede zwischen D-Mannose und dem
eingesetzten Antibiotikum in Bezug auf die Prophylaxe-Wirkung. Jedoch hatte D-Mannose (2
g täglich über 6 Monate eingenommen) ein signifikant geringeres Risiko für Nebenwirkungen
(Unverträglichkeit, Resistenzen) und kann daher als verträgliches und effektives Mittel zu
Prophylaxe einer Harnwegsinfektion empfohlen werden (17, 60, 61).

In der Praxis hat sich bewährt:


• In Absprache mit dem behandelnden Therapeuten kann begleitend zu einer akuten
Blasenentzündung mindestens 3x täglich 1 g D-Mannose für mindestens 14 Tage eingenommen
werden.
• Zur Prophylaxe rezidivierender Blasenentzündungen sollte die Einnahme von 1 bis 2 g
D-Mannose am Tag für mindestens 6 Monate fortgesetzt werden.
• Je nach Belieben und Verträglichkeit kann die Einnahme in Form von Pulver oder Kapseln
erfolgen.

36
5.3.2 CRANBERRY-EXTRAKT

Cranberries (Vaccinium macrocarpon), auch Großfrüchtige Moosbeere genannt, gehört wie auch
die Heidelbeere (Vaccinium myrtillus) zur Pflanzenfamilie der Ericaceae. Die Wirksamkeit von
Cranberries ist schon lange bekannt und sie werden seit vielen Jahrhunderten als traditionelles
Mittel unterstützend bei Harnwegsinfektionen eingesetzt. Die Wirksamkeit geht auf mehrere
Inhaltsstoffe zurück, vor allem Flavonoide, Anthocyane, Flavonole (darunter auch Quercetin),
Proanthocyanidine, Catechine und Triterpene (8, 9, 62–64).

Vor allem die in Cranberries enthaltenen biologisch aktiven Proanthocyanidine (PAC), die zu den
Polyphenolen zählen, sind für die unterstützende Wirkung bei Blasenentzündungen verantwortlich.
PAC können die Adhäsion (Anhaftung) von bakteriellen Erregern (vor allem E.coli) an die
Zellen der Blasenschleimhaut signifikant hemmen und so die Besiedlung und anschließende
Infektion verhindern. Außerdem sind PAC dazu in der Lage, bereits anhaftende Bakterien von
den Schleimhäuten zu lösen. Dieser Effekt verstärkt sich mit steigender Konzentration der
Proanthocyanidine. E. coli bindet nach dem Ligand-Rezeptor- Prinzip mit den Fimbrien auf seiner
Außenhülle, die eine mannosespezifische Struktur aufweisen, an mannoseähnliche Strukturen
auf der Schleimhautoberfläche der Harnleiter und Harnblase. Ebenso wie D-Mannose sind auch
Cranberry-PAC dazu in der Lage, diese Adhäsion zu blockieren, da sie sich an die Fimbrien
von E.coli heften. Weitere Cranberry- Inhaltsstoffe verfügen außerdem über antimikrobielle
Wirkungen, die die Zellwände der Erreger schädigen und die Durchlässigkeit erhöhen, sodass
weitere antimikrobielle Stoffe besser eindringen können und die Erreger letztendlich absterben
(9, 62–64).

Insbesondere Personengruppen, die erfahrungsgemäß deutlich häufiger von rezidivierenden


Harnwegsinfektionen betroffen sind, profitieren signifikant von der präventiven Wirkung der
Cranberry-Inhaltsstoffe. Wie Studienergebnisse zeigen, kann das Erkrankungsrisiko durch die
präventive Einnahme von Cranberry-Extrakt um fast 50 % reduziert werden (63, 64).

Aussagekräftige Studienergebnisse zeigen:

• Eine 36%ige Reduktion von E.coli bei der täglichen Einnahme von 500 mg und sogar eine
65%ige Reduktion bei 1.000 mg Cranberry-Extrakt (mit 1,5 % PAC, was 7,5 mg bzw. 15 mg
PAC entspricht). Negative Wirkungen konnten im Laufe der Studie nicht festgestellt werden
(9).
• Im Vergleich mit einem gängigen Antibiotikum zur Vorbeugung gegen wiederkehrende
Harnwegsinfektionen stellte sich heraus, dass das Antibiotikum nur einen sehr begrenzten
Vorteil, dafür aber mehr unerwünschte Nebenwirkungen (Resistenzen, zusätzliche Pilz-
Infektion) als der Cranberry-Extrakt hatte (62, 65).
• Eine Reduktion des Auftretens einer Harnwegsinfektion um 73 % durch die Einnahme eines
Cranberry-Extraktes. Ebenfalls war die Dauer einer Harnwegsinfektion deutlich verkürzt.
Bei knapp 91 % der Teilnehmer, die Cranberry-Extrakt einnahmen, konnten keine Erreger
nachgewiesen werden (66).
• Die Einnahme von 3x täglich 120 mg Cranberry-Extrakt (32 mg PAC), Lactobacillus rhamnosus
(hitzeabgetötet) und 750 mg Vitamin C in Kombination verhinderte bei rund 60-70 % das
Wiederauftreten einer Harnwegsinfektion (67).
• Die Einnahme eines auf 18 mg und 36 mg PAC-Gehalt standardisierten Cranberry-Extrakts
zeigte 6 Stunden nach der Einnahme die höchste anti-adhäsive Wirkung, die innerhalb von 24
Stunden absank. Es wird empfohlen, die Einnahme von 36 mg PAC auf 2 Einnahmen am Tag
zu verteilen, um einen gewissen Schutz vor bakterieller Adhäsion zu erreichen (62).

Die Ergebnisse unterstützen die natürliche vorbeugende Wirkung von Cranberry-Extrakt


37
nachdrücklich. Besonders positiv an der adhäsionshemmenden Wirkung von PAC ist es, das
hiermit Erreger erreicht werden, die nicht auf die adhäsionshemmende Wirkung von D-Mannose
ansprechen (9).

Oftmals zeigten jedoch Cranberry-Säfte in Studien nur unbefriedigende Wirkung auf die
Verhinderung einer Harnwegsinfektion, da die Konzentration an PAC in den Säften als zu gering
einzustufen ist und der PAC-Gehalt zudem nicht standardisiert ist. Studien mit standardisierten
Cranberry-Extrakten bestätigen aber die signifikant hemmende Wirkungen auf E.coli sowie
die Linderung der Symptome einer Harnwegsinfektion. Insbesondere bei rezidivierenden
Harnwegsinfektionen zeigen die Studien eine signifikante Reduktion der Rezidive während der
Einnahme von Cranberry-Extrakten. Die Menge der Cranberry-PAC als Wirkstoff muss jedoch
für eine ausreichend gute und vorbeugende Wirkung gegen Harnwegsinfektionen entsprechend
hoch und standardisiert sein. Es wird empfohlen den Extrakt auf mindestens 36 mg PAC pro
Kapsel zu standardisieren (9,62,64).

Aber nicht nur die Cranberry-Proanthocyanidine helfen dabei, die Erreger in der Harnblase
unschädlich zu machen. Die in großen Mengen enthaltene Chinasäure wird in Hippursäure
umgewandelt und über den Urin ausgeschieden. Hippursäure säuert den Urin und hilft dadurch
bei der Regulierung des pH-Wertes im Urin. Ein saurer pH übt ebenfalls eine bakteriostatische
Wirkung aus, lindert zudem Beschwerden beim Wasserlassen und aktiviert die Wundheilung des
entzündeten Gewebes (26,63).

Insgesamt werden Cranberry-Extrakte sehr gut vertragen, zeigen ein sehr geringes Risiko
für Nebenwirkungen, induzieren keine Resistenzbildung bei bakteriellen Erregern und zeigen
keine Kreuzreaktionen mit anderen Medikamenten. Beim Vorliegen von Nierensteinen oder
einer Nierenfunktionsstörung sollte die Einnahme hochdosierter Cranberry-Extrakte mit Vorsicht
gestaltet werden.

Auch andere Beeren der Pflanzenfamilie der Ericaceae, wie die heimische Preiselbeere (Vaccinium
vitid-idaea) weisen ähnliche Wirkungen wie die Cranberry auf und werden auch bereits seit
Jahrhunderten zur Prophylaxe von Harnwegsinfektionen eingesetzt. Die heimische Preiselbeere
ist ebenfalls reich an Proanthocyanidinen, die die Bakterienadhäsion an die Schleimhäute der
Harnblase hemmen (8,68).

In der Praxis hat sich bewährt:


• In Absprache mit dem behandelnden Therapeuten sollte bei einer akuten Blasenentzündung
ein Cranberry-Extrakt mit mindestens 36 mg, besser jedoch 50 mg Proanthocyanidinen pro
Kapsel zu sich genommen werden.
• Bei Bedarf kann die Einnahme in der akuten Phasen zweimal am Tag (morgens und abends)
vorgenommen werden.
• In Kombination mit Vitamin C verstärkt sich die Wirkung der Cranberry-PAC zusätzlich.
• Die viel zu oft angebotenen nicht-standardisierten Cranberry-Extrakte oder Fruchtpulver,
ebenso aber auch die oft empfohlenen Cranberry-Säfte, enthalten kaum ausreichend hohe
Mengen an bioaktiven Cranberry-Proanthocyanidinen (PAC). Es ist daher insbesondere
darauf zu achten, einen standardisierten Cranberry-Extrakt mit hohem Anteil an bioaktiven
PAC zu nutzen.

38
5.4 ANTIBAKTERIELLE UND BIOFILM-LÖSENDE WIRKSTOFFE

5.4.1 ÄTHERISCHE ÖLE

Ätherische Öle werden typischerweise mit intensiv duftenden Pflanzenteilen (Blüten, Wurzeln,
Rinde) in Verbindung gebracht. Aber auch Pflanzen, die auf den ersten Blick keinen intensiven
Duft verströmen, können hochwirksame ätherische Öle enthalten, die ihr Aroma erst durch die
Aufkonzentrierung zeigen. In vielen Kulturen der Welt werden ätherische Öle seit Jahrhunderten
zur Behandlung zahlreicher Krankheiten eingesetzt. Heute weiß man, dass die in ätherischen
Ölen als komplexe Mischungen enthaltenen bioaktiven Terpene für die vielfältigen antibakteriellen
Aktivitäten verantwortlich sind. Sowohl über den Magen-Darm-Trakt als auch über die Haut
(transdermal) können die bioaktiven Terpene in den Körperkreislauf aufgenommen werden und
an ihre Wirkorte gelangen. Potente antibakteriell wirksame Terpene sind u. a. 1,8-Cineol, γ-Pinen,
Linalool, Eugenol, Thymol, P-Cimen, Terpinen-4-ol, ß-Myrcen, ɑ-Terpinen. Die chemische Struktur
der Terpene beeinflusst ihre mehr oder weniger starke antibakterielle Aktivität (12, 69).

Auch gegen die häufig für Harnwegsinfektionen ursächlichen Bakterien, wie Staphylococus
aureus, E.coli, Klebsiella und Pseudomonas aeruginosa zeigen unterschiedliche ätherische Öle
stark bakterizide Wirkung. Vor allem auch gegen antibiotika-resistente Arten und solche, die in
Harnblase und Harnleiter einen schwer erreichbaren Biofilm ausbilden, wirken ätherische Öle
effektiv. Biofilm-bildende Bakterien sind von herkömmlichen antibiotischen Arzneimitteln in der
Blase nur schwer zu erfassen, was zu deren Persistenz beiträgt (69).

5.4.1.1 WIE WIRKEN ÄTHERISCHE ÖLE?

Die antimikrobielle Wirkung ätherischer Öle wird von den zahlreichen Terpenen hervorgerufen,
die

• das Lebensumfeld von Bakterien, Viren und Pilzen verändern und so entscheidenden Einfluss
auf deren Stoffwechsel und andere organische Funktionen der Zellen nehmen,
• die Anlagerung von Viren und Bakterien an Wirtszellen blockieren und so das Eindringen und
die Vermehrung verhindern,
• aufgrund ihres lipophilen Charakters mit den Zellmembranen der Mikroorganismen in einer
Art interagieren, die die Membranstruktur und Permeabilität verändert, sodass das Zellinnere
nach außen strömt und/oder wichtige Nährstoffe nicht mehr hineingelangen können (70–72).

Die Bakterienzellen sterben so fast unmittelbar ab. Zudem sind ätherische Öle dazu in der Lage,
den schützenden bakteriellen Biofilm zu durchdringen und aufzulösen. So sind die Bakterien
insgesamt wieder angreifbar für Cranberry-Proanthocyanidine, D-Mannose oder weiter antibiotisch
wirksame Pflanzenstoffe (69).

Der Tabelle auf der folgenden Seite kann entnommen werden, welche ätherischen Öle bei den
typischen pathogenen Erregern einer Blasenentzündung wirksam sind. Eine Mischung mehrerer
ätherischer Öle erzielt zudem eine höhere Wirksamkeit.

39
Tabelle 6: Übersicht pathogene Erreger von Blasenentzündungen und wirksame ätheri-
sche Öle

Erreger Wirksame ätherische Öle


Basilikum, Cajeput, Eukalyptus, Lavendel-Arten, Lemongrass,
Escherichia coli Muskatellersalbei, Neroli, Oregano, Rosmarin, Salbei,
Teebaum, Thymian, Waldkiefer, Zimt

Lavendel-Arten, Lemongrass, Manuka, Palmarosa, Teebaum,


Candida albicans
Thymian
Streptokokken- Arten Lavendel-Arten, Neroli, Rosengeranie, Teebaum
Basilikum, Cajeput, Eukalyptus, Lavendel-Arten,
Staphylococcus aureus und
Lemongrass, Muskatellersalbei, Oregano, Salbei, Thymian,
weitere Arten
Wacholderbeere, Waldkiefer
Basilikum, Cajeput, Lemongrass, Manuka, Salbei, Teebaum,
Proteus mirabilis
Thymian
Cajeput, Lavendel-Arten, Lemongrass, Teebaum, Thymian,
Enterokokken
Waldkiefer
Basilikum, Cajeput, Eukalyptus, Lavendel-Arten, Lemongrass,
Klebsiella pneumoniae
Manuka, Oregano, Salbei, Teebaum, Thymian
Enterobacter Cajeput, Lemongrass, Salbei, Teebaum, Thymian

Eine detailliertere Übersicht über die spezifischen Wirkungen ausgewählter ätherischer Öle und
der darin häufig vorkommenden bioaktiven Terpene auf die typischen pathogenen Erreger bei
Blasenentzündungen gibt die folgende Tabelle.

Tabelle 7: Übersicht Wirkungen ausgewählter ätherischer Öle gegen pathogene Erreger


von Blasenentzündungen

Quelle
Ätherisches Öl Terpene Wirkungen Erreger

Staphylococcus aureus,
1,8-Cineol, Eugenol, antiseptisch, E.coli, Klebsiella pneumoniae, (73, 74,
Basilikum Thymol, p-Cymen Proteus mirabilis, 75)
antimikrobiell
Pseudomonas aeruginosa
Limonene, Linalool, antiseptisch,
Bergamotte (73)
Geraniol, Citral desinfizierend
E.coli, Proteus mirabilis,
1,8-Cineol Klebsiella pneumoniae,
Cajeput (Eukalyptol), antibakteriell Enterobacter, Pseudomonas (76)
α-Terpineol aeruginosa, Enterokokken,
Staphylokokken
antiseptisch, ent-
zündungs- hem-
mend, schmerz-
Copaiba (77, 78)
lindernd, harntrei-
bend, antimi-
krobiell
40
Quelle
Ätherisches Öl Terpene Wirkungen Erreger

1,8-Cineol (Eukalyp-
tol), α-Pinen, Limo- antiseptisch,
nen, P-Cymen, Cit- antibakteriell, Staphylococcus aureus, (73, 79,
Eukalyptus ronellal, Citronellol, biofilm- E.coli, Klebsiella pneumoniae 8)
Carvacrol, Thymol, reduzierend
Eugenol
Limonen, Linalool,
Fenchon, α-Pinen,
Camphen,
Myrcen, α- und harntreibend
Fenchel (73)
β-Phellandren,
α-Terpinen, cis-
Anethol, Terpinolen,
Estragol, p-Cymol
α-Bisabolol, E.coli, Proteus mirabilis,
Isobutylangelat, Klebsiella pneumoniae,
antibakteriell,
Kamille Isoamylmethacrylat, Enterobacter, Pseudomonas (73, 12)
antimikrobiell
Methyl-Allylangelat, aeruginosa, Enterokokken,
Isoamylangelat Staphylokokken
Linalool, Linalylac-
etat, cis-β-Ocimen,
Lavendel- Eugenol, Lavan- schmerzlindernd, Streptokokken, Staphylococ-
Arten (Echter (73, 80,
dulylacetat, Citral, krampflösend, cus aureus, Enterokokken,
Lavendel, 81, 79,
β-Caryophyllen, La- antibakteriell, E.coli, Candida albicans,
Speik-, Schopf- antimikrobiell 82, 8)
vandulol, Geraniol, Klebsiella pneumoniae
Lavendel) Limonen, Coumarin,
Farnesol
Candida albicans, E.coli,
Neral, Geranial,
Klebsiella pneumoniae,
Citral, Geraniol,
antibakteriell, Enterobacter, Proteus (74, 76,
Lemongrass Linalool, Limonene,
antimikrobiell mirabilis, Enterokokken, 80)
Citronellol,
Staphylokokken,
Isoeugenol
Pseudomonas aeruginosa
α-Pinen, Leptosper- antimikrobiell, Klebsiella pneumoniae,
mon, Calamenen, entzündungs- Proteus mirabilis, Candida
Manuka (83)
α-Terpineol, Terpi- hemmend albicans, Pseudomonas
nen-4-ol aeruginosa

Hydroxyzimtsäure,
Rosmarinsäure,
Citral, Citronellal, antibakteriell,
Melisse β-Caryophyllen, entzündungs-
Thymol, Linalool, hemmend
Geraniol, Germac-
ren D, Nerol

antibakteriell,
Linalylacetat, Lin-
stark
Muskateller- alool, Germacren D, (81, 84,
entzündungs- Staphylococcus- Arten, E.coli
salbei Geraniol, Limonen, 75)
hemmend,
Citral, Sclareol krampflösend

41
Quelle
Ätherisches Öl Terpene Wirkungen Erreger

Camphen, Pinen, antiseptisch,


Linalool, Terpineol, antibakteriell,
Neroli Streptokokken, E.coli (80)
Geraniol-Nerol, biofilm-
D-Nerolidol reduzierend
Zimtsäuremethy-
lester, Eukalyptol,
Niauli Limonen, Cineol, antibakteriell (73)
Nerolidol, Terpineol,
Pinen
Carvacrol, Eugenol,
antibakteriell, E.coli, Klebsiella pneumoniae, (8, 69,
Oregano Thymol, γ-Terpinen,
biofilmhemmend Staphylococcus aureus 75)
p-Cymol
(80, 81,
Palmarosa Geraniol antibakteriell Streptokokken 85)
Kampferol, Rose-
entzündungs-
noxid, Linalool,
hemmend,
Menthon, Citronellol, (80, 81,
Rosengeranie reizlindernd, Streptokokken
Geraniol, Citronel- diuretisch, 85)
lylformiat, Geranyl- antiviral
formiat
1,8-Cineol (Eu-
kalyptol), Kampher/ antibakteriell,
Rosmarin Borneon, α-Pinen, E.coli (69)
biofilmhemmend
Limonen, Linalool,
Verbenon, Citral

1,8-Cineol, Borneol, E.coli, Klebsiella


Thujon, Bornylester, pneumoniae, Enterobacter,
Salbei Linalool, Camphen, antimikrobiell (8, 74)
Staphylococcus aureus,
Limonen, α-Pinen, Proteus mirabilis
β-Pinen, Campher

α- und β-Santalol, krampflösend,


Sandelholz α- und β-Santalen, antiseptisch, Staphylococcus- Arten, E.coli (73, 81)
β-Bisabolol antibakteriell

Candida albicans, E.coli,


Klebsiella pneumoniae,
Terpinen-4-ol, α- Enterobacter, Proteus (73, 80,
Teebaum antibakteriell
und γ-Terpinen mirabilis, Enterokokken, 76, 79)
Staphylokokken,
Pseudomonas aeruginosa

Linalool, Terpin- antiseptisch,


en-4-ol, Thymol, antibakteriell, E.coli, Klebsiella pneumoniae,
Carvacrol, Eugenol, krampflösend, Enterobacter, Proteus (12, 69,
P-Cymen, γ-Terpin- harntreibend, mirabilis, Enterokokken, 73, 75,
Thymian biofilm- 76, 79,
en, Cineol, Linaly- Staphylococcus aureus,
lacetat, Thujanol, reduzierend, Candida albicans, 80, 81)
Sabinenhydrat, biofilmhemmend, Pseudomonas aeruginosa
Geraniol antimikrobiell

42
Quelle
Ätherisches Öl Terpene Wirkungen Erreger

α-Terpinen, Terpin-
Wacholder- en-4-ol, α-Pinen, krampflösend, Staphylococcus aureus,
(73, 86)
beere Myrcen, 3-Caren, Sa- harntreibend Pseudomonas aeruginosa
binen, Caryophyllen

arntreibend,
α-Pinen, β-Pinen, entzündungs-
Staphylococcus aureus und
Waldkiefer D-Limonen, Bornyla- hemmend, (73, 86)
weitere, Enterokokken, E.coli
cetat antiseptisch,
antibakteriell

Eugenol, Zimtalde- antimikrobiell,


hyd, Cinnamylacetat, schmerzlin-
Zimt E.coli (87)
Linalool, Limonen, dernd, ent-
Coumarin krampfend

Borneol, Cedrol, harntreibend


Manool, Himalachen,
Zeder (73)
Himalachol, Atlanton

α-Pinen, δ-3-Caren,
Limonen, Linalool, krampflösend,
Zypresse (73, 81)
Coumarin, Eugenol, harntreibend
Citronellol, Cedrol

5.4.1.2 DAS AROMATOGRAMM: GEZIELT GEGEN PATHOGENE


ERREGER

Mit einem Aromatogramm können, vergleichbar zu einem Antibiogramm, gezielt hochwirksame


ätherische Öle gegen die im Urin vorkommenden pathogenen Erreger ausgewählt werden. Dazu
werden die aus dem Urin gewonnenen Bakterienkulturen in einem agarhaltigen Nährmedium
in eine Petrischale gegossen und in ausgewählte ätherische Öle getränkte Plättchen aufgelegt.
Bildet sich um ein Blättchen ein sogenannter Hemmhof, hemmt dieses ätherische Öl das
Wachstum der pathogenen Erreger. Je größer der Hemmhof, desto wirksamer ist das jeweilige
ätherische Öl. Aus den gewonnenen Ergebnissen können nun Mischungen besonders wirksamer
ätherischer Öle hergestellt werden. So kann durch das Aromatogramm eine auf die beim Patienten
vorherrschenden pathogenen Erreger abgestimmte aromatherapeutische Behandlung gezielt
durchgeführt werden.

Vor allem bei lange bestehenden rezidivierenden Blasenentzündungen, die auf eine bisherige
Behandlung nur wenig erfolgreich angesprochen haben, ist es sinnvoll ein Aromatogramm
erstellen zu lassen. So kann gezielt festgestellt werden, welche ausgewählten ätherischen Öle
gegen die vorliegenden pathogenen Erreger wirksam sind.

5.4.1.3 ORALE ANWENDUNG VON ÄTHERISCHEN ÖLEN

Die direkte unverdünnte Einnahme konzentrierter ätherischer Öle ist nicht zu empfehlen, da
sie die empfindlichen Schleimhäute von Mund und Verdauungstrakt reizen können. Auch ist
genauestens auf die Dosierung zu achten, da sie Allergene enthalten, einige Menschen sensibel

43
auf die Inhaltsstoffe reagieren können und hohe Dosierungen toxische und allergische Reaktionen
auslösen können.

Zahlreiche Studien (vorwiegend Tierstudien, aber auch Humanstudien) haben gezeigt, dass die
orale Einnahme ätherischer Öle in geeigneter Dosierung sicher ist. Ätherische Öle sind darum
heute Bestandteil von Tausenden naturheilkundlichen Präparaten. Am häufigsten eingesetzt
werden hierbei die Öle aus Eukalyptus, Rosmarinöl, Melisse, Fichte, Nelke, Lavendel, Wacholderöl
und Pfefferminze. Nur wenige der bekannten ätherischen Öle haben in hohen Konzentrationen
toxische Wirkungen auf den Menschen. Werden jedoch sehr große Mengen ätherischer Öle
oder sogar hoch angereicherte Isolate einzelner Terpene eingenommen, können für einige Öle
Nebenwirkungen nicht ausgeschlossen werden (70, 88). Insgesamt ist die orale Anwendung
ätherischer Öle vor allem Erfahrungsmedizin. In vielen Fällen ist der Forschungsbedarf weiterhin
hoch, um detaillierte Dosierungsempfehlungen zu einzelnen ätherischen Ölen zu erarbeiten.

Um die Sicherheit der oralen Anwendung von ätherischen Ölen zu erhöhen, empfiehlt es sich,
diese als speziell formulierte Kapseln mit definiertem Öl-Gehalt einzunehmen. Einer möglichen
Überdosierung mit unerwünschten Nebenwirkungen kann so vorgebeugt werden. Auch kann
durch die Verkapselung einerseits der teils sehr scharfe Geschmack der Öle und andererseits eine
unerwünschte Reizung der Schleimhäute vermieden werden. Die Kapseln lösen sich im Magen-
Darm-Trakt auf und geben die Wirkstoffe frei. Auf diese Weise können ätherische Öle sicher
und gezielt als wirksame Nahrungsergänzungsmittel genutzt werden. Dosierungsempfehlungen
werden von erfahrenen Therapeuten immer individuell je nach Anwendungsfeld angepasst.

In der Praxis haben sich bewährt:


• In Abstimmung mit einem erfahrenen Therapeuten kann bei einer akuten Blasenentzündung eine
Mischung ausgewählter potenter antimikrobieller ätherischer Öle oral eingenommen werden.
Hierfür sind insbesondere Kapseln mit definiertem Öl-Anteil geeignet. Insbesondere eignen
sich die hochwirksamen ätherischen Öle von Thymian, Lavendel, Speik, Muskatellersalbei,
Lemongras, Teebaum und Melisse.
• Hochwirksam und schmerzlindernd ist in der akuten Phase der Blasenentzündung auch die
transdermale Anwendung von ätherischen Ölen. Auf die Haut des unteren Bauchbereichs
aufgetragen, dringen die wirksamen Bestandteile der ätherischen Öle zur Harnblase vor.
Zusammen mit einem Trägeröl (MCT-Kokosöl, Jojobaöl) lässt sich aus hochwirksamen
ätherischen Ölen von z. B. Bergamotte, Thymian, Lavendel-Arten, Muskatellersalbei,
Lemongras, Teebaum, Manuka, Melisse, Wacholderbeere, Neroli, Copaiba, Palmarosa,
Niaouli, Rosengeranie und Waldkiefer eine angenehm aufzutragende Mischung herstellen.
• Lauwarme Sitzbäder haben sich ebenfalls bewährt, da sie zum einen schmerzlindernd als
auch durch die Zugabe einiger Tropfen ausgewählter ätherischer Öle antimikrobiell wirken.
Zusätzlich sollte eine pH-neutrale Seife zugegeben werden, damit sich die ätherischen Öle im
Wasser lösen können.
• Auch bei einer rezidivierenden Blasenentzündung können ätherische Öle eingesetzt werden,
um den Biofilm in der Harnblase zu lösen.
• Anmerkung: Es sollte stets beachtet werden, dass ätherische Öle auch individuelle
Unverträglichkeiten (z. B. Hautreizungen, allergische Reaktionen) zeigen können. Daher ist
die Anwendung von ätherischen Ölen nicht für alle Betroffenen gleichermaßen geeignet und
sollte mit dem behandelnden Therapeuten abgestimmt werden.

5.4.2 MEERRETTICHWURZEL UND KAPUZINERKRESSE

Meerrettichwurzel (Armoricae rusticanae radix) und Kapuzinerkresse (Tropaeolum majus)


werden in der Medizin traditionell bei bakteriellen Infektionen der Atemwege und der Harnwege
44
eingesetzt. Schon Hildegard von Bingen wusste um die potenten antimikrobiellen Wirkungen
der zahlreichen Inhaltsstoffe dieser beiden Pflanzen. Es sind vor allem die Senfölglycoside,
die für die potenten Wirkungen der Meerrettichwurzel und der Kapuzinerkresse verantwortlich
sind. Zahlreiche moderne Studien bestätigen ihre effektive Wirkung als antimikrobielle Mittel bei
Harnwegsinfektionen und so werden sie nun auch in der S3-Leitlinie der DEGAM als alternative
Behandlungsmöglichkeiten vorgeschlagen (1).

In Meerrettich und Kapuzinerkresse sind zahlreiche bioaktive Pflanzenstoffe, darunter


insbesondere Senfölglykoside (Benzylisothiocyanat, 2-Phenylethylisocyanat, Allylisothiocyanat)
enthalten, welche den Pflanzen vor allem zum Schutz vor Schädlingen dienen. Aber auch Alkaloide,
Flavonoide und phenolische Verbindungen mit bemerkenswert vielfältigen antibakteriellen und
antioxidativen (zellschützenden) Wirkungen sind in den Pflanzen enthalten (10). Die Senföle sind
aufgrund wachsender Antibiotikaresistenzen immer weiter ins Zentrum der Forschung gerückt.
Sie verfügen über ein breites antimikrobielles Wirkspektrum, das zur Behandlung einer akuten
und rezidivierenden Blasenentzündung genutzt werden kann.

Die antimikrobiellen Wirkung der Senfölglycoside wird hervorgerufen durch:

• eine Veränderung der Membraneigenschaften sowie Zerstörung der bakteriellen


Zellmembranen,
• eine signifikante Hemmung des bakteriellen Kommunikationssystems (Quorum sensing) und
damit Verhinderung der Ausbildung von bakteriellem Biofilm,
• eine Reduktion der bakteriellen Proliferation und damit ihrer Vermehrung,
• eine Verringerung der bakteriellen Anhaftung an die Blasenschleimhaut (18).

Das breite antimikrobielle Wirkspektrum und die sehr gute Verträglichkeit von Meerrettich und
Kapuzinerkresse sind durch klinische Studien umfangreich belegt. Die Wirkungen entfalten
sich gegen Bakterien, Viren und Pilze und sogar gegen antibiotikaresistente Keime zeigten
die Inhaltsstoffe starke bakteriostatische und bakterizide Effekte. Meerrettichwurzel und
Kapuzinerkresse enthalten vor allem den Wirkstoff Isothiocyanat (Senfölglycosid), der nachweislich
krampflösende, antimikrobielle und zytotoxische Wirkungen aufweist (10, 18).

Senföle haben hohe Bioverfügbarkeit. Sie und ihre Abbauprodukte reichern sich nach oraler
Einnahme in den Zielgeweben an und erreichen Konzentrationen, die den therapeutischen Effekt
gewährleisten. Senfölglycoside wirken im Körper zunächst nicht direkt antimikrobiell. Erst bei
der Metabolisierung in der Leber werden sogenannte Allyl- und Benzylisothio- cyanate gebildet,
die eine hohe antibakterielle, antivirale und antimykotische Wirkung in der Harnblase zeigen.
In umfangreichen Studien zeigten diese Inhaltsstoffe eine starke Hemmung von Candida spp.
und einiger antibiotikaresistente Erreger, wie unter anderem Staphylococcus aureus, E. coli und
auch Klebsiella-Arten, Proteus vulgaris, Pseudomonas, Enterokokken und MRSA. Über das Blut
gelangen diese Wirkstoffe zu den Nieren, wo sie ausgefiltert und in die Harnblase, ihren Wirkort,
geleitet werden. Auch zeigen die Ergebnisse, dass die Kombination aus Meerrettichwurzel und
Kapuzinerkresse ein breites antibakterielles Wirkspektrum aufweist, das mit der Standardmedikation
(Antibiotika) vergleichbar ist, aber signifikant weniger Nebenwirkungen hervorruft. Die zahlreichen
synergistisch zusammenwirkenden Inhaltsstoffe der Pflanzen erschweren die Entwicklung von
Resistenzen und zeigen eine deutliche Überlegenheit gegenüber herkömmlichen Antibiotika. Diese
Studienergebnisse belegen eindeutig den Einsatz der Pflanzenextrakte von Meerrettichwurzel
und Kapuzinerkresse zur Behandlung von Harnwegsinfektionen, sowohl bei Erwachsenen als
auch bei Kindern (3, 8, 18, 21, 64).

Neben den Senfölglycosiden enthält die Meerrettichwurzel auch Kampferol und Quercetin, die als
potente Antioxidantien bekannt sind. Der insgesamt hohe Gehalt an Polyphenolen und Flavonoiden

45
ist für das starke antimikrobielle Potential verantwortlich. In Studien konnte festgestellt werden,
dass die Polyphenole und Flavonoide mit der Zellwand von Bakterienzellen interagieren und
so die Membranfunktionen stören und deren Fluidität verringert. Dadurch werden die Struktur
und Funktionen der Bakterienzelle beeinträchtigt und letztendlich ihr Tod herbeigeführt. Hinzu
kommt, dass Polyphenole und Flavonoide auch bestimmte Stoffwechselenzyme in den Bakterien
hemmen, die für die Synthese wichtiger Stoffwechselprodukte verantwortlich sind (10).

Die Studienergebnisse zeigen auch, dass Meerrettich und Kapuzinerkresse hervorragend zur
Rezidivprophylaxe bei Blasenentzündungen eingesetzt werden können. Die Langzeit- Therapie
mit Antibiotika ruft häufig unerwünschte Nebenwirkungen, wie Magen-Darm- Beschwerden,
Veränderungen des Mikrobioms (Darm, Vagina), Resistenzbildung und Vaginalmykosen hervor.
Die Extrakte zeigten keine Nebenwirkungen, jedoch aber eine vergleichbare Wirkung wie
Antibiotika. So berichtet eine Studie unter anderem von einer Reduktion der Rezidive um 34 % im
Vergleich zu dem verwendeten Placebo (18).

Zudem konnten entzündungshemmende und durchblutungsfördernde Effekte nachgewiesen


werden. Die enthaltenen Senfölglycoside wirken hemmend auf einige Entzündungs- mediatoren
ein, was insbesondere bei rezidivierenden Blasenentzündungen sehr hilfreich ist. Die Inhaltsstoffe
greifen nachweislich in die Prostaglandinkaskade ein und lösen so eine Herunterregulierung von
proinflammatorischen Mediatoren aus (18, 64, 89).

Weitere Studienergebnisse belegen, dass eine kombinierte Einnahme von Cranberry-Extrakt (mit
67 mg PAC), 300 mg Brunnenkresse- und 150 mg Meerrettich-Extrakt in den ersten 14 Tagen
einer Blasenentzündung in über 70 % der Fälle die Einnahme eines Antibiotikums ersetzt. Auch
im weiteren Verlauf benötigten über 66 % der Patienten kein zusätzliches Antibiotikum. Es wurde
festgestellt, dass zwar die Symptome unter der Antibiotika-Therapie rascher abnahmen, jedoch
die Mischung der Pflanzenextrakte völlig ohne Nebenwirkungen und ohne Resistenzbildung
der Erreger auskamen. Die starke Resistenzbildung von zahlreichen pathogenen Erregern
gegenüber vielen Antibiotika lässt diese nach und nach ihre Wirkung verlieren. Bei natürlichen
Pflanzenextrakten konnte eine Resistenzbildung bisher nicht beobachtet werden, sodass sie ihre
volle Wirksamkeit behalten. Die in Kombination eingesetzten Extrakte aus Brunnenkresse und
Meerrettich (reich an Senfölen) mit der Cranberry (reich an PAC) bilden dank ihrer wertvollen
Inhaltsstoffe einen natürlichen Wirkstoffkomplex, der ein hohes therapeutisches Potenzial
aufweist. Zum einen wirkt die Mischung effektiver als Einzelwirkstoffe und zum anderen zeigte
sich in der Untersuchung eine mit herkömmlichen Antibiotika vergleichbare Wirkung, die jedoch
ohne die üblichen Nebenwirkungen und Resistenzbildung auskommt (64).

In der Praxis hat sich bewährt:


• Das durch enzymatische Spaltung aus den Senfölglycosiden entstehende Benzylsenföl wirkt
ab einer bestimmten Menge schleimhautreizend und kann Magen-, Darm- und Nierenprobleme
verursachen. Wegen der reizenden Wirkung sollten größere Mengen daher nicht von
Kleinkindern und bei Magen- und Darmgeschwüren verwendet werden.
• Eine optimale Verträglichkeit und Wirkung kann mit der über den Tag verteilten Einnahme
kleinerer Mengen erreicht werden. Pro Einnahme haben sich 50 bis 75 mg Meerrettich- und
120 bis 150 mg Kapuzinerkresse-Extrakt als verträglich gezeigt.
• Die Einnahme von 50 bis 75 mg Meerrettich-Extrakt und 120 bis 150 mg Kapuzinerkresse-
Extrakt kann bei einer akuten Blasenentzündung in Absprache mit dem behandelnden
Therapeuten täglich 3- bis 9-mal erfolgen, bis sich Besserung einstellt.

46
5.4.3 GRAPEFRUITKERN-EXTRAKT

Grapefruitkern-Extrakt enthält unterschiedliche Alkaloide, phenolische Verbindungen (Flavonoide,


Phenolsäuren, Cumarine), Terpenoide (Carotinoide, Limonoide) und Anthrachinone, die insgesamt
antibakterielle, antiseptische, antimykotische, antivirale und auch antioxidative Wirkungen
entfalten (26, 90). Mehrere Untersuchungen, in denen Grapefruitkern-Extrakt, Grapefruitsaft oder
Grapefruitkerne eingesetzt wurden, berichten von der antibakteriellen Aktivität bei der Behandlung
von Harnwegsinfekten, vergleichbar mit der Wirkung bewährter Arzneimittel (91).

Grapefruitkern-Extrakt übt seine signifikant antibakterielle Wirkung sowohl bei Gram-Positiven,


als auch bei Gram-negativen Bakterien aus. Bei einigen Erregern von Harnwegsinfektionen, wie
Streptococcus aureus, Pseudomonas aeruginosa und Klebsiella zeigt Grapefruitkern-Extrakt
potente wachstumshemmende Wirkung. Der Extrakt löst die Bakterienhülle auf, sodass der
gesamte Zellinhalt innerhalb von 15 Minuten freigesetzt und die Bakterienzelle abgetötet wird. Die
Einnahme von 5 bis 6 Grapefruitkernen (als Basis für Grapefruitkern-Extrakt) alle 8 Stunden für
zwei Wochen, hat sich als wirksam bei der Bekämpfung auch von antibiotikaresistenten Erregern
erwiesen (26, 91).

Eine Studie weitere ergab gute antiadhäsive und antibiotisch modulierende Effekte auf pathogene
Erreger (Klebsiella pneumoniae, Enterobacter, E. coli, Staphylococcus aureus, Pseudomonas
aeruginosa). Bei einer Konzentration von 2,5 mg/ml Grapefruitkern-Extrakt zeigten 25 % der
getesteten Erreger eine verringerte Adhäsion an die Schleimhäute bei saurem pH-Wert des Urins
(92). Eine kombinierte Einnahme von harnsäuernden Mitteln und Grapefruitkern-Extrakt ist daher
zu empfehlen, um die Wirkung zu verstärken.

In der Praxis hat sich bewährt:


• Begleitend zu einer akuten Blasenentzündung können in Absprache mit den behandelnden
Therapeuten 100-300 mg Grapefruitkern-Extrakt in Form von Kapseln eingenommen werden.
• Für eine optimale Verträglichkeit und Wirkung kann die Einnahme über den Tag verteilt werden.

5.5 PH-REGULIERUNG DES URINS UND BAKTERIENAUSSCHWEM-


MUNG ERHÖHEN

5.5.1 L-METHIONIN

L-Methionin ist die einzige schwefelhaltige essentielle Aminosäure, die neben ihrer Funktion als
Baustein vieler Proteine an zahlreichen Stoffwechselprozessen beteiligt ist. Unter anderem ist
Methionin an der Regulierung des Säure-Basen-Haushalts beteiligt. Ein Mangel an Methionin führt
langfristig zu einer eingeschränkten Immunfunktion und einem Ungleichgewicht der Aminosäuren
(30).

Methionin wird bei Harnwegsinfektionen vor allem zur Bekämpfung von Urin-alkalisierenden
Erregern (wie Proteus mirabilis) eingesetzt, da sie den pH des Urins in den sauren Bereich
schiebt. Das Wachstum dieser Erreger wird im sauren pH-Bereich gehemmt (30,35). Zudem
konnte unter Einnahme von 3-mal 0,5 g L-Methionin/ Tag über einen Zeitraum von 26 Monaten
eine signifikante Hemmung auf die Adhäsion von pathogenen Erregern der Blasenentzündung
und eine verringerte Rezidivrate festgestellt werden (15).

Studienergebnisse zeigen auch synergistische Wirkungen von Cranberry und L-Methionin

47
bei der Prophylaxe von Harnwegsinfektionen. Das Auftreten von rezidivierenden
Harnwegsinfektionen reduzierte sich signifikant (28). Ebenso zeigte die 1-wöchige Einnahme
eines Nahrungsergänzungsmittels aus 400 mg L-Methionin, 100 mg Hibiskus-Extrakt und 100
mg Weihrauch-Extrakt bei schwangeren Frauen eine Reduzierung der bakteriellen Belastung um
42,2 % (93).

In der Praxis hat sich bewährt:


• Erwachsene haben einen täglichen Methionin-Bedarf von etwa 13 mg/ kg Körpergewicht,
während der Bedarf bei Kindern deutlich höher ist (etwa 50 mg/ kg Körpergewicht).
• Begleitend zu einer akuten Blasenentzündung können in Absprache mit den behandelnden
Therapeuten zur Säuerung des Urins täglich bis zu 3x 500-1.000 mg L-Methionin eingenommen
werden.
• Bei rezidivierenden Blasenentzündungen werden zur Prophylaxe täglich 1,5 mg L-Methionin
empfohlen.

5.5.2 TEE-MISCHUNGEN BEI BLASENENTZÜNDUNGEN

Sowohl bei der akuten, als auch der rezidivierenden Blasenentzündung können spezielle Heiltees
äußerst wirksam unterstützen. Die Therapie sollte sich jedoch keinesfalls nur auf die Einnahme
von Tee beschränken. Die Anwendung von Heiltees stellt aber die wesentliche Stütze im gesamten
naturheilkundlichen Therapieplan dar. Und dies gilt umso mehr für die akute Situation, in der
sie schnelle und wirksame Abhilfe schafft. Die wesentlichen Anforderungen an das Teepaket ist
ähnlich komplex, wie die Ursachen der Blasenentzündung (5, 89).

Die verschiedenen Tees entfalten je nach Inhaltsstoffen spezifische Wirkungen, die für das
Ausheilen der Krankheit wichtig sind: Antibakteriell speziell gegen die typischen Urogenital-
Erreger, antientzündlich, diuretisch bzw. durchspülend, basenbildend, Darmmikrobiom, Nieren
und Hormon-Balance unterstützend sowie Stress hemmend. Es finden sich relativ leicht Pflanzen,
die einzelne der oben genannten Anforderungen erfüllen. Für eine möglichst große Wirksamkeit
kommt es aber auf das Abdecken möglichst aller Anforderungen in einer harmonischen, sich
gegenseitig unterstützenden Weise an. Nicht nur die einzelnen Tees sollen zueinander passen,
sondern auch die jeweiligen Mengen der Tees sind abzustimmen (5,89).

5.5.2.1 TEE-MISCHUNGEN AKUTE BLASENENTZÜNDUNG

Tees gegen eine akute Blasenentzündung sollten schnell helfen, die akuten klinischen Symptome
zu lindern und die beteiligten Erreger zu bekämpfen. Ihre Wirkung muss also kurzfristig und stark
sein. Aus diesem Grund können diese Tees bestimmte Nebenwirkungen besitzen und eignen sich
so grundsätzlich nicht in der Schwangerschaft oder der Stillzeit. Sie sollten wegen Ihrer starken
Wirkung nur für einen kürzeren Zeitraum und nicht häufig eingenommen werden. Am potentesten
und umfassendsten ist hier eine spezielle Kombination und Zubereitung der folgenden Tees:

• Bärentraubenblättertee,
• Sencha Tee (japanische Grünteesorte),
• Blasen- und Nierentees: Brennesselblätter, Birkenblätter, Goldrutenkraut, Hauhechelwurzel,
Ringelblumenblüten, Orthosiphonblätter, Schachtelhalmkraut, Süßholzwurzel
• ergänzend: Kapuzinerkresse und Meerrettichwurzel einnehmen und Himbeerenblätter-Tee
(bei Hormon-Dysbalance) (5).

Eine Teemischung sollte vor allem die nachfolgend aufgeführten Themenbereiche hinreichend
abdecken:
48
1. Antimikrobielle und ausspülende Wirkung gegen spezielle Erreger
Tees gegen eine akute Blasenentzündung sollten zuvorderst eine starke Wirkung gegen
die am meisten verbreiteten Erreger im Urogenitaltrakt aufweisen. Am stärksten wirkt der
Bärentraubenblättertee gegen die typischen Erreger. Bei den Staphylokokken ist die japanische
Grünteesorte Sencha besonders wirksam, aber insbesondere bei sehr heißer Zubereitung (70 °C
bis 90 °C für 3-5 Minuten). Sencha ist eine wichtige Ergänzung zur Bärentraube (89).

Der Bärentraubenblättertee ist bekanntermaßen sehr magenunfreundlich, sodass er zusammen


mit schleimhautschützenden Pflanzen, wie insbesondere die Süßholzwurzel, eingenommen
werden sollte. Die zahlreichen Tannine/ Gerbstoffe des „heißen“ Sencha gelangen in den Urin und
können die Harnwege zusätzlich reizen. Auch in dieser Hinsicht ist geraten, eine unterstützende
Teemischung einzunehmen (89).

2. Schmerzlindernd, entzündungsstillend, wundheilungsfördernd


Darüber hinaus sind die extrem unangenehmen Symptome einer akuten Blasenentzündung, wie
das starke Brennen beim Wasserlassen und die ziehenden Schmerzen im Harnwegsbereich
sehr bekannt. Die Wirkstoffe der Heiltees sollen stark anti-entzündlich, schmerzstillend und
etwas beruhigend wirken. Zugleich sollten Komponenten enthalten sein, die die Wundheilung der
Schleimhäute fördert, das Immunsystem und die Blutreinigung unterstützt (89).

3. Basisches Milieu schaffen


Die meisten pathogenen Erreger können nur in einem sehr sauren Milieu überleben. Fast immer
ist bei einer Blasenentzündung das Körpermilieu zu sauer. Dies kann durch mehrere Faktoren
bedingt sein, wie insbesondere eine zu stark säurebildende Ernährung, Stress, Kummer und zu
wenig Bewegung. Gegen dieses saure Milieu können basenbildende Tees kurzfristig anwirken.
Besonders empfehlenswert ist hier der Brennsesselblättertee. Es gibt zwar andere Heiltees mit
noch wesentlich stärkerer basenbildenden Wirkung, doch wirkt die Brennnessel sehr sanft und ist
allgemein für die Nieren sehr förderlich (89).

4. Eventuelle hormonelle Dysbalancen ausgleichen


Hormonelle Dysbalancen, insbesondere bei einem Progesteronmangel, wie z.B. in der Menopause
nicht selten vorkommend, können eine starke Entzündungsneigung im Körper hervorrufen. Ist
eine solche Dysbalance bekannt, sind von Anfang an auch Tees zu empfehlen, die zu einem
Hormonausgleich beitragen. Zuvorderst ist hier der Himbeerblätter-Tee anzuführen. Außerdem
sind auch Mexican Wild Yams, Rhodiola, Mönchspfeffer, Rotklee, Soja-Isoflavone und das
peruanische Maca-Pulver hochwirksam (89).

5.5.2.2 TEE-MISCHUNGEN REZIDIVIERENDE BLASENENTZÜN-


DUNG

Die erste Wahl von Heiltees gegen eine rezidivierende Blasenentzündung ist auf eine Kombination
des südafrikanischen Buchu-Tees mit dem japanischen grünen Tee der Sorte „Gyokuro“ und dem
gleichfalls japanischen Grüntee „Bancha“ zu legen. Diese Tees vereinen die wichtigsten Faktoren,
die zu einer Gesundung auch hartnäckig wiederkehrender Blasenentzündungen beitragen:

• ebenfalls hohe Wirksamkeit gegen die Erreger, aber deutlich mildere Nebenwirkungen,
• stärkere Unterstützung der Nieren,
• langfristig antientzündliche Wirkungen,
• basenbildend, stress abbauend und hormonstabiliserend (5).

Diese drei Tees (Gyokuro, Buchu und Bancha) sollten erst eingenommen werden, wenn die
akuten Symptome einer Blasenentzündung verschwunden sind. Bei einer vorliegenden akuten
49
Blasenentzündung sollten zunächst die oben genannten Teemischungen unterstützend eingesetzt
werden, bis keine akute Reizung mehr vorliegt und die klinischen Symptome weitgehend reduziert
sind.

Der Start der Kur wird idealerweise dann vorgenommen, wenn die letzte Blasenentzündung
gerade abgeklungen ist. Sie sollte fortgesetzt werden, bis keine Blasenentzündung für 6 Monate
mehr auftritt. Kommt es innerhalb des Zeitraums der Kur zu einer erneuten Entzündung, sollten
Teemischungen für akute Blasenentzündungen getrunken werden. Es ist zu beachten, dass
erst in der Kombination der drei Tees Gyokuro, Buchu und Bancha sich eine hochwirksame
Wirkung entfaltet. Der Buchu Tee alleine, wird wahrscheinlich nicht die Kraft besitzen, eine immer
wiederkehrende Blasenentzündung alleine auszuheilen (5).

Der Buchu-Tee (Agathosma Betulina) ist ein wohlschmeckender, zitronig-minziger und wohltuender
Tee aus dem Buschland Südafrikas und ein wichtiges medizinisches Erbe der dortigen Ureinwohner
„Khoi San“. Seine antibakterielle Wirkung im Urogenitalbereich (auch für Vaginalspülungen gegen
Hefepilze geeignet), aber auch seine Heilwirkung bei Magenproblemen, Rheuma, Nierensteinen
und seine heilende Eigenschaft bei offenen Wunden, Blutzucker-regulierend und als Detox
ist den westlichen Medizinern bereits seit dem 17. Jahrhundert bekannt. Er war einer der
Hauptpfeiler der Naturmedizin der Khoi San und wurde von Ihnen als „Jungbrunnen“ angesehen.
Buchu zeichnet sich vor allem durch besondere Flavonoide, insbesondere Diosmin, Hesperidin,
Quercetin und Rutin aus. Im Vergleich zum Bärentraubenblättertee besitzt er zwar eine deutlich
geringere antiseptische Wirkung gegen die typischen Erreger der Blasenentzündung, jedoch mit
deutlich geringeren Nachteilen und Nebenwirkungen. Er kann zudem langfristig eingenommen
werden und wirkt auch positiv auf die Nieren. Der Tee reduziert auch das typische Brennen beim
Wasserlassen. Nebenwirkungen treten in der Regel erst ab einer größeren Menge pro Tag auf.
Dazu zählt die mögliche Reizung der Verdauung, der Toxizität auf Leber und Nieren und eine
Gebärmutter-stimulierende und damit ggf. abtreibende Wirkung in der Schwangerschaft und eine
Erhöhung des Menstruationsflusses (94).

Der Gyokuro gilt als einer der edelsten und wohlschmeckendsten grünen Tees Japans. Er wird
aufwendig etwa 20-30 Tage vor der Ernte beschattet und aus jungen Blättern gewonnen. Dadurch
besitzt er besondere Inhaltsstoffe, die ein unbeschatteter Grüntee in nur deutlich geringerem
Umfang besitzt. Dazu zählen insbesondere wichtige Aminosäuren. Neben zahlreichen anderen
gesundheitlichen Vorteilen ist der Gyokuro ein sehr bewährtes Mittel in der Naturheilkunde.
Außerdem wirkt er sehr beruhigend auf das Nervensystem und hilft Stress abzubauen. Der Bancha
stammt im Gegensatz zum Gyokuro aus den gröberen und großen Blättern der Grünteeernte. Er
besitzt weniger Koffein und ist besonders mineralisch und erdend. Bancha ist stark basenbildend
und besitzt einen enorm positiven Effekt auf das Darmmikrobiom. Zudem verfügt er über einen
signifikanten Anteil an Catechinen und wirkt entzündungshemmend (94).

Die Einnahme von Bancha und Gyokuro wird über einen Zeitraum von mindestens sechs
Monaten täglich nach dem in der Tabelle aufgeführten Muster für Erwachsene (ohne sonstige
Erkrankungen) empfohlen. Damit diese Tees als Ergänzung der Therapie eine nachhaltige
Wirkung bei wiederkehrenden hartnäckigeren Blasenentzündungen zeigen, sind sie regelmäßig
über einen längeren Zeitraum von mehreren Monaten einzunehmen. Der Buchu-Tee sollte
aufgrund seiner ab einer bestimmten täglichen Menge reizenden und ggf. toxischen Inhaltsstoffe
vorsichtshalber nicht länger als 6 Wochen und nicht in größeren Mengen pro Tag eingenommen
werden. Bei einer akuten Nierenentzündung sollte Buchu-Tee gar nicht getrunken werden (94). Die
nachfolgende Tabelle zeigt die jeweils optimale Zubereitungsweise und Einnahmeempfehlungen
für die drei genannten Tees.

50
Tabelle 8: Einnahmeempfehlung für Buchu-, Bancha- und Gyokuro-Tee

Teesorte Buchu-Tee, pur Gyokuro-Tee Bancha-Tee, 1. Pflückung

Dosierung pro
1-2 gehäufte TL 3 sehr gut gehäufte TL 2 sehr gut gehäufte TL
Portion
Wasser pro
0,2-0,3l 0,2-0,3l 0,2-0,3l
Portion

Zieh-
kochend 55-60°C 60°C
Temperatur

Ziehzeit 5 Min. 2 Min. 2 Min.


früh abends trinken.
3 x über den Tag Je nach Gefühl u.
Wann? verteilt eine große morgens, nicht Wohltun auch zusätzlich
Tasse trinken. Nicht nüchtern nachmittags. Nicht
nüchtern einnehmen. nüchtern.
Wie oft? 3 x tägl. 1 x tägl. 1 - 2 x tägl.
In der Regel 6
Wochen, dann 1
Woche Pause u.
Dauer erneut, bis keine dauerhaft möglich u. dauerhaft möglich u.
Blasenentzündung sinnvoll sinnvoll
über 6 Monate mehr
aufgetreten ist

5.5.2.3 DURCHFÜHRUNG DER “SCHAUKELKUR”

Einige Erreger der Blasenentzündung vermehren sich vorwiegend im sauren Milieu, andere
wiederum im basischen Milieu. Die begleitende Therapie sollte also auch den ph-Bereich des Urins
in der Harnblase mit einschließen und möglichst vielen Erregern dort ungünstige Lebensumstände
schaffen.

Die sogenannte “Schaukelkur” bezieht sich auf die kurzzeitige Änderung des pH-Wertes in der
Harnblase. Es werden im Wechsel unterschiedliche Tee-Mischungen getrunken, die den Urin
entweder in den sauren Bereich (pH <7) oder in den alkalischen/basischen Bereich (ph > 7)
lenken. Ein abwechselnd alkalischer (basischer) und saurer Urin vertreibt jeweils spezifische
Erreger, die entweder nur in saurem (E.coli) oder alkalischem (Proteus) Milieu überleben können.
So kann das Milieu in der Harnblase in beide Bereiche gelenkt werden, um möglichst viele Erreger
an der Vermehrung zu hindern (95).

Die Schaukelkur wird idealerweise über mehrere Tage durchgeführt und dabei im täglichen
Wechsel über den Tag verteilt entweder die säuernde oder alkalisierende Tee-Mischung getrunken.

Die unten abgebildete Tabelle zeigt, welche Heilkräuter welche Wirkung auf den pH-Wert des
Urins ausüben.

51
Tabelle 9: Ausgewählte Heilkräuter/Teepflanzen und ihre Wirkung auf den pH-Wert des
Urins

Heilkräuter/Teepflanzen mit Heilkräuter/Teepflanzen mit säuernder


alkalisierender Wirkung auf den Urin: Wirkung auf den Urin:

Schachtelhalm Cranberry

Blaubeeren Hibiskus

Grünhafer Sunrouge Green

Hagebutte Walnussblätter

Mädesüß Weidenrinde

Melisse

Schafgarbe

5.5.2.4 TRADITIONELLE HEILKRÄUTER UND IHRE WIRKUNGEN

Traditionell finden sich in Blasen- und Nierentees, die auch bei akuten und rezidivierenden Blase-
nentzündungen unterstützend eingesetzt werden sollten, die folgenden Heilkräuter:

• Baldrian • Goldrutenkraut* • Passionsblume


• Bärentraubenblätter* • Grünhafer • Ringelblumenblüte*
• Birkenblätter* • Hauhechelwurzel* • Schachtelhalm*
• Blaubeeren • Himbeerblätter* • Schafgarbe
• Brennnessel* • Kamille • Süßholzwurzel*
• Cranberry • Melisse • Wacholderbeeren
• Fenchelsamen • Orthosiphonblätter*

Einige ausgewählte Heilkräuter (*) mit besonders starken Wirkprofilen werden nun kurz vorgestellt.

Bärentraubenblätter
Die Bärentraube (Arctostaphylos uva-ursi) wird zur Familie der Heidekrautgewächse
(Ericaceae) gezählt. Vor allem die Blätter der Bärentraube sind reich an Phenolglycosiden
(insbesondere Arbutin), Gerbstoffen, Flavonoiden und Triterpenen. Den Gerbstoffen wird eine
entzündungshemmende, antioxidative Wirkung zugeschrieben, den Flavonoiden und Triterpenen
eine antibakterielle und harndesinfizierende Wirkung (8). Bärentraubenblättertee ist sehr
wahrscheinlich einer der potentesten Tees überhaupt bei einer akuten Blasenentzündung. Ein
Tee aus den Blättern der Bärentraube wird bereits seit Jahrhunderten bei Blasenentzündungen,
vor allem bei rezidivierenden Infektionen, eingesetzt. Der Tee aus den Bärentraubenblättern gilt
dank seiner Inhaltsstoffe als harndesinfizierend (antimikrobiell) und harntreibend (68).

Die antimikrobielle Wirkung der Bärentraubenblätter bei Harnwegsinfektionen wird hauptsächlich


jedoch auf das enthaltene Phenolglykosid Arbutin zurückgeführt. Arbutin wird im Dünndarm nahezu
vollständig resorbiert und in der Leber zu Glukose und Hydrochinon gespalten. Hydrochinon
wird sofort an Schwefelsäure und Glucuronsäure gebunden, sodass es seine toxische Wirkung
umgehend verliert. Über die Nieren ausgefiltert reichert sich der Hydrochinon-Komplex in der

52
Blase an. E.coli Bakterien sind dazu in der Lage diesen Komplex zu verstoffwechseln und nehmen
ihn aus dem Urin auf. Durch automatisierte metabolische Prozesse wird der Hydrochinon-
Komplex in den Bakterienzellen wieder aufgespalten und das toxische Hydrochinon entsteht.
So wirkt Arbutin erst in den pathogenen E.coli antibakteriell, die sich durch die Aufnahme des
Hydrochinon-Komplexes sozusagen selbst abtöten (8,21,68). Die antibakterielle Wirkung zeigt
sich auch gegen Klebsiella, Staphylococcus Spezies, Proteus, Pseudomonas, Citrobacter und
Enterobacter (89).

Nachteil der Bärentraube ist allerdings, dass der Tee wenig magenfreundlich ist, relativ übel
schmeckt und Magenschmerzen und Übelkeit verursachen kann, sowie dass eine relativ große
Menge eingenommen werden muss, damit er wirksam ist (mind. etwa 400-700mg Arbutin).
Sehr hilfreich ist die Beimischung von Süßholzwurzel, da diese eine besonders ausgeprägte
Magenschleimhaut-schützende und -fördernde Wirkung besitzt. Auch andere reizmildernde und
wundheilungsfördernde Tees sind zugleich förderlich. Der Bärentraubenblättertee kann insofern
in einer passenden Mischung mit anderen Heiltees deutlich verträglicher und genauso wirksam
eingenommen werden (68, 89).

Bei chronischen Blasenentzündungen sollte die Therapie mit einem guten Tee allerdings
mindestens 6 Wochen lang erfolgen. Die Anwendung des Bärentraubenblättertees sollte hingegen
maximal eine Woche und maximal 5x pro Jahr vorgenommen werden. Kinder unter 12 Jahren,
Schwangere und Mütter in der Stillzeit sollten ihn überhaupt nicht einnehmen.

Bärentraubenblättertee sollte jedoch nicht mit Mitteln kombiniert werden, die den Harn sauer
machen, wie Cranberries, da hier eine Beeinträchtigung der Wirkung erfolgt. Das hochwirksame
antibakterielle Arbutin wird vorwiegend in basischem/alkalischem Urin angereichert (8, 89).

Birkenblätter
Der Birkenblättertee (Betulae folium) zählt zu den Harnwegstee-Klassikern. Der Birkenblättertee
ist mit seinen besonderen Flavonoiden, Phenolcarbonsäuren, Triterpenester und ätherischen Ölen
eine wunderbare sanfte Ergänzung zu den deutlich kräftigeren Tees aus Bärentraubenblättern.
Die Birke wurde früher sogar wegen ihrer spülenden und sanften Wirkung „Nierenbaum“ genannt.
Die Birkenblätter sind reich an Flavonoiden, Saponinen, ätherischen Ölen (Terpene), Gerb- und
Bitterstoffen. Der Tee aus Birkenblättern hilft besonders bei der Durchspülung der Nieren, zur
Anregung des Stoffwechsels und ist blutreinigend. Die diuretische Wirkung ist wichtig, um eine
gute Ausspülung der Harnblase und Harnleiter zu erzeugen und damit möglichst viele pathogene
Erreger auszuschwämmen. Ebenfalls wird dem Birkenblättertee eine entzündungshemmende
Wirkung zugesprochen (68,89).

Brennnesselblätter
Eine weitere wichtige Zutat in Nieren- und Blasentees sind die altbewährten Brennnesselblätter
(Urticae folium). Sie verfügen über eine Vielzahl positiver besonderer Inhaltsstoffe, darunter ein
hoher Gehalt an Mineralstoffen, insbesondere Kalium. Diese verursachen einen osmotischen
Druck, der bei ausreichender Trinkmenge von Wasser zu einer starken diuretischen Wirkung
führt und Nieren und Blasen spült. Zudem wirken die Blätter antientzündlich, vor allem wegen
der Caffeolylapfelsäure und seltenen Fettsäuren. Zugleich wirkt der Tee immunmodulierend und
stark basenbildend. So tragen die Brennnesselblätter zum einen zur vermehrten Ausspülung
der Harnblase und den pathogenen Erregern bei und zum anderen als Teil der Schaukelkur zur
pH-Verschiebung des Urins in den alkalischen/basischen Bereich. Die antientzündliche Wirkung
trägt zur Heilung der Schleimhäute bei und verringert das typische unangenehme “Brennen beim
Wasserlassen” (89).

53
Goldrutenkraut
Einer der großen Klassiker von Nieren- und Blasentees ist der Goldrutenkrauttee. Von ihm existieren
sowohl die „Echte Goldrute“ (Solidago virgaurea herba) als auch die „Riesengoldrute“ sowie
die „Kanadische Goldrute“. Die Echte Goldrute besitzt zahlreiche bei einer Blasenentzündung
geeignete Flavonoide, Saponine, besondere Bitterstoffe und ätherische Öle. Auch das Leiocarposid
und Virgaureosid sind hervorzuheben (89).

Das Echte Goldrutenkraut zeigt entzündungshemmende und harntreibende sowie


blutreinigende, wundheilende und schmerzlindernde Wirkungen. Diese werden auf verschiedene
Wirkmechanismen zurückgeführt, die Einfluss auf die Harnausscheidung und Entzündungsreaktion
nehmen. Die gesteigerte renale Ausscheidung und gleichzeitig antientzündlichen Effekte wirken
mildernd (wundheilend) gegen das typische unangenehme “Brennen beim Wasserlassen” einer
akuten Blasenentzündung. Enthaltene Phenolglykoside und Flavonoide zeigen zudem eine
krampflösende Wirkung, während Saponine und Kaffeesäurederivate mit immunmodulatorischen
Wirkungen in Verbindung gebracht werden. Diese umfassenden Wirkungen machen die Goldrute
ganz besonders geeignet sowohl für die akute als auch für die langfristige Behandlung bei
rezidivierenden Harnwegsinfektionen (8, 21, 89).

Das Echte Goldrutenkraut empfiehlt sich als wichtige Ergänzung zum Sencha und
Bärentraubenblättertee sowie zu den übrigen klassischen Heilkräutern.

Hauhechelwurzel
Die Hauhechelwurzel (Ononidis radix) genoss schon in der Antike den Ruf nierenheilend zu
sein. Sie kann vorwiegend als Ergänzung zu den anderen aufgeführten Pflanzen zur Förderung
der Harnausscheidung betrachtet werden, ohne die Nieren zu reizen. Die Hauhechelwurzel
wirkt zudem entzündungshemmend, blutreinigend, vorbeugend gegen Harnsteine und
Nierengriess, stoffwechselanregend und antioxidativ. Als wesentliche Wirkstoffe sind besondere
Flavonoide, Triterpene und ätherische Öle zu nennen. Die Inhaltsstoffe tragen zur Steigerung
der Harnausscheidung und damit zur Ausspülung pathogener Erreger in der Harnblase bei.
Nebenwirkungen sind keine bekannt, allerdings können Ödeme bei eingeschränkter Herz- und
Nierentätigkeit entstehen (68,89).

Himbeerblätter
Der Himbeerblättertee (Rubi idaei folium conc.) ist sonst eher als Tee zur Geburtserleichterung,
Weheneinleitung, Entspannung der Muskulatur und Regulierung des Menstruationszykluses
bekannt. Er wirkt durchblutungsfördernd, beruhigend, adstringierend und blutreinigend. Er
besitzt spezielle Gerbstoffe, Flavonoide und Glykoside. Besonders Quercetin und Kampferol sind
hervorzuheben. Doch eine seiner herausragendsten Eigenschaften ist die positive Regulierung
des Hormonhaushalts bei Frauen. Dieser Aspekt ergänzt die Blasenmischung in wichtiger Weise,
da ein Progesteronmangel (z.B. in der Menopause) zu starker Entzündungsneigung führen kann.
Zugleich besitzt der Tee auch förderliche Eigenschaften bei hormonell bedingter sexueller Unlust,
was indirekt bei partnerschaftlichen Problemen unterstützend wirken könnte (89).

Orthosiphonblätter
Der auch als „Indischer Nierentee“ oder „Javatee“ bekannte Tee aus den Blättern des Katzenbart
(Orthosiphonis folium) ist ebenfalls ein hervorragender Tee für die Spülung der Nieren und der
Blase. Seine besonderen Flavone, ätherische Öle, Kaffeesäurederivat und die Kaliumsalze steigern
nicht nur die Harnausscheidung, sondern wirken auch leicht krampflösend, antientzündlich und
leicht antibakteriell. Zudem konnte nun in einer in vitro und in vivo Studie der starke anti-adhäsive
Effekt eines wässrigen Orthosiphonblätter-Extraktes auf pathogene E. coli nachgewiesen werden
(21, 89).

54
Ringelblumenblüten
Die Ringelblumenblüten (Calendulae flos) weisen eine ganze Reihe starker und spezieller
Wirkungsfelder auf, die bei einer akuten Blasenentzündung relevant sind. In Studien wurden
sehr bedeutende Wundheilungseffekte (granulationsfördernd), antiödematöse (gegen Ödeme
wirkend), antimutagene (Erbgut schützend) und entzündungshemmende Eigenschaften
nachgewiesen. Die Blüten wirken auch bei sehr schlecht heilenden Wunden, Geschwüren und
starken Entzündungen. Zudem wird der Lymphabfluss und der Gallenfluss gefördert. Der Tee ist
zudem auch antiviral, antibakteriell und antifungal (89).

Bei einer akuten Blasenentzündung hilft die Ringelblumenblüte wegen ihrer wundheilenden
und antientzündlichen Wirkung sehr gegen das heftige Brennen, die starken Schmerzen und
das Ziehen in den unteren Harnwegen. Die genauen Wirkungszusammenhänge sind nicht
abschließend geklärt. Im Zentrum der Betrachtungen stehen die besonderen Flavonoide,
Saponine (Triterpensaponine mit den Glykosiden A-F), Carotinoide sowie freie und veresterte
Triterpenalkohole (insbesondere Faradiol). Des Weiteren sind spezielle ätherische Öle, wie
z.B. Sesquiterpene, Cumarine, Carotinoide und Polysaccharide zu nennen. Allergiker auf
Korbblütler (selten vorkommend) sollten diesen Tee vorsichtig ausprobieren. Nebenwirkungen
und Interaktionen sind keine bekannt (89).

Schachtelhalm
Schachtelhalmkraut (Equisetum arvense), auch Zinnkraut genannt, enthält Flavonoide
(insbesondere Quercetin), Saponine, Tannine und Terpene (Kampferol), die eine Antibiofilm-
Aktivität ausüben. Bei in vitro Untersuchungen zeigte sich eine bis zu 98%ige Reduktion
der Biofilmproduktion von E. coli. Auch konnten die Inhaltsstoffe die Fimbriensynthese und
Bakterienanhaftung an die Blasenschleimhaut deutlich hemmen. Es wird vermutet, dass hierfür die
enthaltenen Tannine verantwortlich sind, da sie strukturell der Oberfläche der Blasenschleimhaut
ähneln. Die Bakterien haften sich an die Tannine im Urin und können so ausgespült werden (3).
Zudem enthält Schachtelhalmkraut einen hohen Anteil an Kieselsäure und Kaffeesäureester.

Das Schachtelhalmkraut wird gerne zur Durchspülungstherapie der Harnwege, bei Nierengrieß,
bei schlecht heilenden Wunden, Blähungen, Durchfall und Ödeme bzw. Wassereinlagerungen
eingesetzt. Er wirkt leicht diuretisch, ohne dabei den Elektrolythaushalt zu schädigen. Außerdem
zeigen die Inhaltsstoffe antioxidative, antivirale, leberschützende und bindegewebsfestigende
Wirkungen. Das Zinnkraut wirkt auch leicht adstringierend, sodass die Wundheilung gefördert
wird (89).

Süßholzwurzel
Die Süßholzwurzel (Liquiritiae radix) ist traditionell sehr bekannt zum einen für die Herstellung
von Lakritze aber zum anderen auch für ihre schleimhautschützenden und -stärkenden
Eigenschaften, insbesondere auch bei Magengeschwüren und Sodbrennen. Sie ist zudem
entzündungshemmend und krampflösend sowie leberschützend (hepatoprotektiv). Hervorzuheben
sind aber auch die bakterienhemmenden Eigenschaften, insbesondere auch gegen bestimmte
Antibiotika-resistente Stämme und gegen Helicobacter pylori. Die Süßholzwurzel kann mit
ihrer schleimhautstabilisierenden und -schützenden Funktion gegen die aggressive Wirkung
von Bärentraubenblätter-Tee helfen bzw. vorbeugen, die bei akuten Blasenentzündungen im
Zentrum der antibakteriellen Überlegungen stehen. Als besonders wertvolle Stoffe beinhaltet sie
die Glycyrrhizinsäure (antibakteriell, siehe Lakritze), auch andere Triterpensaponine, spezielle
Flavonoide, Isoflavone, Cumarine, Phytosterole und Polysaccharide. Von der Süßholzwurzel
sollte wegen der Glycyrrhizinsäure von einer hohen Dosierung (>5-15g Süßholzwurzel täglich,
bzw. 200-600mg Glycyrrhizinsäure) und einer längeren Einnahme (>4-6 Wochen) abgesehen
werden. Es könnten sonst Nebenwirkungen, wie Bluthochdruck, Ödeme, Hypokaliämie, auftreten.
Außerdem sollte sie bei schweren Leber- oder Nierenerkankungen, in der Schwangerschaft, bei
Hypokaliämie und bei Bluthochdruck gemieden werden (89).
55
In der Praxis hat sich bewährt:
• Tee-Mischungen zur Durchführung einer Schaukelkur können sich aus den folgenden
Heilkräutern zusammensetzen:
• alkalisch/basisch (pH-): Schachtelhalm, Blaubeeren, Grünhafer, Hagebuttenschale, Mädesüß,
Melisse, Scharfgabe
• sauer (pH+): Cranberry, Hibiskus, Lapacho, Sunrouge Green, Walnussblätter, Weidenrinde
• Über mehrere Tage werden im täglichen Wechsel je 3-mal täglich eine Tasse der alkalisierende
oder säuernde Tee-Mischung getrunken.
• Tee-Mischungen, die als Nieren- und Blasentee und bei einer akuten Blasenentzündung
täglich 3-mal getrunken werden, enthalten oft Brennnessel, Melisse, Bärentraubenblätter,
Orthosiphonblätter, Passionsblume, Baldrian, Goldrutenkraut, Wacholderbeeren, Kamille,
Blaubeeren, Cranberry, Hauhechelwurzel, Fenchelsamen und Schafgarbe.
• Buchu-Tee sollte nicht länger als 6 Wochen täglich getrunken werden, Bancha und Gyokuro
sollten mindestens 6 Monate täglich getrunken werden.

56
6. WEITERE WOHLTUENDE UND UNTERSTÜTZENDE MASSNAHMEN

6.1 AUSREICHEND TRINKEN

Wichtig ist, eine ausreichende Menge frisches, stilles Wasser und basische Kräutertees zu
trinken. Insgesamt sollten beim gesunden Menschen als Daumenregel etwa 30ml Wasser pro
kg Körpergewicht möglichst breit über den Tag verteilt getrunken werden. Das entspräche bei
zum Beispiel 60 kg Gewicht etwa 1,8l Wasser. Es ist wichtig häufig zu trinken, ansonsten wird
das überschüssige Wasser ungebraucht ausgeschieden. Bei vorliegender Blasenentzündung ist
es ratsam sogar noch mehr, d.h. etwa 3l stilles Wasser, zu trinken. Dies verdünnt den Urin,
verkürzt die Verweildauer und das Brennen wird reduziert. Zugleich werden die Bakterien
ausgespült und das Anlagern an die Schleimhaut reduziert. Vor allem auch kurz vor und nach
dem Geschlechtsverkehr sollte viel Wasser getrunken werden und kurz danach die Blase entleert
werden (5, 15).

Auch Studienergebnisse zeigen, dass die Erhöhung der Trinkmenge um 1,5 L/ Tag bei Frauen, die
von einer rezidivierenden Zystitis betroffen sind, zu einer 50 %igen Reduktion der Zystitis führt.
Es wird deshalb empfohlen zur Prävention stets ausreichend viel zu trinken, um die pathogenen
Erreger schneller aus der Harnblase auszutreiben (6).

Aus Sicht der Traditionellen Chinesischen Medizin ist es wiederum nicht immer hilfreich, die
Trinkmenge erzwungen hoch zu halten. Insbesondere bei einer geschwächten Nierenfunktion
kann diese sehr schnell überlastet sein. Die Trinkmenge sollte demnach immer an individuelle
Gegebenheiten und Befindlichkeiten angepasst werden. Ein mineralstoffarmes Wasser ist
verträglicher für geschwächte Nieren, da es zum einen dabei hilft Stoffe auszuschwemmen und
zum anderen die Niere durch den geringen Gehalt an Mineralstoffsalzen schont.

6.2 WÄRME UND SCHMERZLINDERUNG

Es ist allgemein ratsam bei Blasenentzündungen oder chronischer Neigung zur Harnwegsinfektion
darauf zu achten, dass der Körper keiner Unterkühlung ausgesetzt wird. Wärme und Trockenheit
sind hier besonders wichtig (Wärmflasche, warme Kleidung, Decken etc.). Dies gilt im übertragenen
Sinne besonders auch für den Aspekt der menschlichen Wärme. Menschen mit chronischer
Blasenentzündung benötigen besonders viel Zuneigung und Geborgenheit. Gerade Partner
des Betroffenen sollten dies beherzigen. Häufig liegen auch partnerschaftliche Probleme und
Probleme in der Sexualität oder seelische Trauer und Verluste oder ein unerfüllter Kinderwunsch
zugrunde. In diesen Fällen sollte zusätzlich eine seelische Therapie erfolgen. Sind die Nieren
mit betroffen, handelt es sich meist um involvierte männliche / väterliche seelische Aspekte, die
therapiert werden sollten (5).

Vergleichende Studien ergaben zudem, dass eine alleinige Behandlung der Schmerzsymptome
einer Zystitis verglichen mit der klassischen Antibiotika-Therapie ebenso wirksam war. In den
mit Schmerzmitteln behandelten Gruppen war in 38 - 65 % kein Antibiotika-Einsatz nötig und
die Zystitis heilte nur unwesentlich langsamer aus. Zudem war die Rezidiv-Rate nicht statistisch
signifikant höher oder sogar niedriger als in der Antibiotika-Gruppe (6).

6.3 STRESS VERMEIDEN UND ABBAUEN

Der oder die Betroffene einer Zystitis selbst sollten sich in dieser Zeit keinem übermäßigen Stress
oder neuen anstrengenden und risikoreichen Unternehmungen aussetzen. Stress schwächt
das Immunsystem und führt zu einer Ausschüttung von Entzündungsbotenstoffen. Er sollte

57
durch geeignete Maßnahmen abgebaut werden (Yoga, leichter Sport (z.B. langsames Joggen),
Meditation, Tai Chi, Sitzen oder Spaziergänge in der Natur, Massagen, etc.) (5). Auch zahlreiche
pflanzliche Adaptogene, wie Ashwagandha oder Rhodiola Rosea können bei der inneren
Stressbewältigung hilfreich sein. Ebenso wie der wohltuende Duft zahlreicher ätherischer Öle wie
Lavendel, Majoran, Melisse, Pfefferminze und Thymian aber auch Öle von Zitrusfrüchten, die die
Stimmung heben und Zuversicht schenken.

6.4 UNGELÖSTE PSYCHISCHE BELASTUNGEN BEWÄLTIGEN

Es gilt das Alte, das Bestehende zu analysieren und zu verinnerlichen. Dazu gehören insbesondere
Probleme in der Partnerschaft, unerfüllte Kinderwünsche, Existenzängste und ähnliche Sorgen.
Hier sollte die professionelle Hilfe von seelischen oder psychischen Therapeuten wahrgenommen
werden (5).

6.5 HORMON-BALANCE VERBESSERN

Bei Frauen kann starker und dauerhafter Stress und ebenfalls die Hormon-Umstellung
in der Menopause zu einem niedrigeren Progesteron-Spiegel führen. Da Progesteron
entzündungshemmend wirken kann, führt ein niedriger Spiegel über längere Zeit zu starker
Entzündungsneigung. Hier kann ebenfalls Stress-Management und die Ernährung mit sogenannten
Phyto-Hormonen helfen. Zuvorderst ist für den hormonellen Ausgleich das peruanische Maca-
Pulver, Frauenmanteltee und der Himbeerblättertee sowie Muskatellersalbei zu empfehlen. Auch
grüner Tee ist hier unterstützend, vor allem der basische und beruhigende Bancha-Tee (5).

(Post-)Menopausale Frauen leiden häufig unter Blasenentzündungen. Durch das hormonelle


Ungleichgewicht in dieser Phase verändert sich die Schleimhautbesiedelung und kann die
infektiöse Vermehrung pathogener Erreger erleichtern. Studienergebnisse zeigen, dass Östrogene
zur Prävention von Blasenentzündungen beitragen können. Vaginal applizierte Östrogene
reduzierten das (Wieder-)Auftreten von Blasenentzündungen in dieser Lebensphase. Durch die
Behandlung wurde kein Anstieg des Blutserum-Östrogens beobachtet (4).

6.6 ERNÄHRUNG ANPASSEN

Basische Ernährung
Ein besonders wichtiger Ratschlag ist die Entsäuerung und basische Ernährung. Die Erreger
der Zystitis werden in einem basischen Milieu nicht lange überleben und auf natürliche Weise
ausgeschaltet. Es gilt entsprechend darauf zu achten, die säurebildenden Lebensmittel
(Zucker, Alkohol, Fleisch, schlechte Fette, Kohlenhydrate etc.) in Maßen zu reduzieren und
die basenbildenden Lebensmittel (Gemüse, viele Obstsorten, bestimmte Teesorten etc.) in
ausreichender Form zu verzehren. Bei stärkerer Übersäuerung empfiehlt sich die Einnahme
eines Basenpulvers als zeitlich begrenzte Kur. Doch Vorsicht: Basenpulver reduzieren die Kraft
der Magensäure und schwächen damit die Verdauung erheblich. Es sollte auf nüchternen Magen
mit zeitlichem Abstand zum Essen genommen werden (5).

Schleimhautreizende Lebensmittel meiden


Schleimhautreizende Lebensmittel wie Alkohol, Kaffee und Gewürze sind zu meiden.
Nahrungsmittel, die den Urin sauer machen, können die Beschwerden verstärken (z.B. Fleisch,
Spargel, Spinat, Zitrusfrüchte, Erdbeeren, Milch, Eis) (5).

Entzündungshemmende Ernährung
Ebenfalls wichtig ist eine entzündungshemmende Ernährung. Hier sollte vor allem auch auf

58
eine ausreichende Versorgung mit guten Fetten und einem ausgewogenen Fettsäure-Verhältnis
(Omega6-Omega3) geachtet werden. Häufig findet sich in der heutigen Nahrung ein zu hoher
Anteil an den entzündungsfördernden Omega-6-Fettsäuren und ein zu geringer Anteil an den
entzündungshemmenden Omega-3-Fettsäuren. Gute Fette sind arachidonarm, linolsäurearm und
besitzen ein gutes Verhältnis zwischen Omega 3 und Omega 6. Dazu zählen z.B. folgende Öle:
Hanföl, Kokosöl, Leinöl, Olivenöl, Mandelöl und folgende Lebensmittel: Avocados, Hanfsaaten,
Leinsamen, Sesam, Mandeln, Walnüsse, Haselnüsse, Oliven, Kokosnuss (5).

Antioxidantien: Catechine (Grüner Tee)


Neben den Fetten und der basischen Ernährung sind den Antioxidantien vieler Gemüse- und
Obstsorten eine besonders entzündungshemmende Rolle zuzusprechen. Als herausragend
erweisen sich allerdings die Catechine (insbesondere das Hauptcatechin EGCG). Dieses ist vor
allem im grünen Tee anzutreffen (5).

Kürbiskerne
Kürbiskerne wirken aquaretisch, positiv regulierend auf die Blasenfunktion und antibakteriell
auf ein breites Erregerspektrum. Das Bindegewebe und die Muskulatur wird durch Tocopherole
gefestigt. Ihre Sterone wirken entzündungshemmend sowie antikongestiv (kongestiv: Blutandrang
durch Gefäßerweiterung). Eine Handvoll Kürbiskerne täglich ist zu empfehlen (5).

6.7 HOMÖOPATHISCHE ERGÄNZUNG

Folgende homöopathische Mittel gelten allgemein als zur Unterstützung besonders geeignet:

• Aconitum und Sarsaparilla D12 bei schnellem Beginn durch Kälte (1/4 stdl. 1 Globuli, nach
Besserung ca. 1 Tag stündlich 1 Globuli),
• Kreosotum D12 (Einnahme wie oben) bei eher gereizter Blase, z.B. bei einem neuen Partner,
• Cantharis bei Brennen, ständigem Harndrang, blutigem Urin, tröpfchenweisem Urin,
• Petroselinum bei eher Jucken als Brennen.

Es ist aber hervorzuheben, dass die Homöopathie sich eher nicht zur Anwendung durch darin
unerfahrene Menschen eignet. Der Besuch eines versierten Homöopathen, der eine volle
Anamnese durchführt und die psychischen und seelischen Aspekte dieser Krankheit untersucht
und in seiner Therapie berücksichtigt, ist zu empfehlen (5).

6.8 MIKROBIOM AUFBAUEN NACH ANTIBIOTIKATHERAPIE

Insbesondere bei chronischen/ rezidivierenden Blasenentzündungen sollte das Darmmikrobiom


saniert werden. Neben einer basischen ausgewogenen und abwechslungsreichen Ernährung
kann ihre Stärkung durch natürliche Präbiotika erreicht werden. Besonders empfehlenswert ist
das peruanische Lucumapulver, aber auch Inulin, Erdmandeln, Akazienfaser und Oliventrester
und andere prä- und probiotische natürliche Mittel. Probiotika tragen zur Wiederbesiedelung und
Diversifikation des geschädigten Darmmikrobioms bei, sodass dieses wieder ins Gleichgewicht
kommen kann. Präbiotika verstärken das Wachstum der nützlichen Darmbakterien. Die tägliche
Einnahme von 1-2 EL Lucuma-Pulver und 1TL Inulin, oder anderer natürlicher Präbiotika, z.B. in
einem grünen Smoothie, ist in der Regel ein sehr guter Anfang. Die Gabe von Probiotika, also
lebenden Darmbakterien, ist bei stärkeren Dysbiosen (Bakterien-Fehlbesiedlungen) die erste
Wahl. Allerdings sollten die richtigen Bakterienstämme gewählt werden. Dies wird durch eine
Stuhluntersuchung analysiert. Eine solche Kur sollte in der Regel über einen längeren Zeitraum
erfolgen (5).

Probiotika, die als orale Gabe oder vaginal verabreicht werden können, sollen das von
59
Milchsäurebakterien geprägte Mikrobiom der Vagina unterstützen. Studienergebnisse zur
Verringerung pathogener Erreger zeigen, dass:

• eine Kombination von Probiotika (Lactobacillus-Stämme) und Cranberry-Extrakt das Auftreten


einer rezidivierenden Zystitis signifikant um 33,3 % reduzieren konnte (4,15).
• die mikrobiologische Therapie in Form der oralen Verabreichung von milchsäurebildenden
Bakterienstämmen und Bakterienautolysaten sowie die Umstimmung der Bakterienbesiedlung
im Darm und Urogenitaltrakt zu einer Regulation und Regeneration der Schleimhäute führte
(7).
• die Einnahme von Laktulose über einen Zeitraum von 6 Monaten das Auftreten von
Harnwegsinfektionen um 20 % reduzierte. Zugleich wurde im Darmmikrobiom ein Anstieg von
Laktobazillus-Arten festgestellt (15).
• durch mehrmals wöchentlich vaginal applizierte Lactobazillen sank das Auftreten rezidivierender
Blasenentzündungen signifikant ab (15).

6.9 SEXUAL-PARTNER MITBEHANDELN

Insgesamt steigt die Infektionsrate bei vermehrtem Geschlechtsverkehr an. Bei sehr häufigem
Geschlechtsverkehr (vor allem mit unterschiedlichen Partnern) erhöht sich das Risiko für eine
Blasenentzündung um das 60-fache (15).

Bei wiederkehrenden Infekten muss der Sexualpartner mitbehandelt werden. Sonst kann es sein,
dass die Erreger immer wieder hin und her übertragen werden. Bei Männern kann auch eine
„stumme“ Infektion der Prostata vorliegen (1, 5, 11)

60
7. FAZIT

Harnwegsinfektionen, wie akute und rezidivierende Blasenentzündungen sind oftmals eine


Erkrankung, die durch mehrere Faktoren begünstigt werden: eine Infektion mit besonders
resistenten bakteriellen Erregern, eine geschwächte Schleimhautbarriere aufgrund von
vorangegangenen Infektionen und Nährstoffmängeln und die Bildung von bakteriellem Biofilm
in der Harnblase machen es einem geschwächten Immunsystem fast unmöglich, die Erreger
erfolgreich zu bekämpfen.

Insbesondere durch die wachsenden Resistenzraten vieler pathogener Erreger von


Harnwegsinfektionen (wie E.coli, S.aureus, P. mirabilis, K. pneumoniae) gegen die üblicherweise
häufig von behandelnden Ärzten eingesetzten Antibiotika wächst das Interesse und auch die
Notwendigkeit am Einsatz natürlicher, pflanzlicher und alternativmedizinischer Heilmittel enorm.
Wie in diesem Ratgeber dargestellt, hält die Natur einige hochpotente Heilmittel bereit, die zur
alternativmedizinischen Behandlung von Harnwegsinfektionen erfolgreich eingesetzt werden
können. Vorteilhaft an allen ist, dass

• auch antibiotikaresistente Erreger erfolgreich abgetötet werden,


• keine Resistenzbildung stattfindet,
• selbst gebildeter Biofilm in Harnblase und Harnwegen aufgelöst wird,
• das Immunsystem und die Schleimhäute in Harnblase, Harnwegen und der Vagina direkt
gestärkt werden und so das körpereigene Schutzsystem schneller reagiert,
• keine Schädigung des Darm- und Vaginalmikrobioms stattfindet sowie keine schwer-
wiegenden Nebenwirkungen (Schädigung der Mitochondrien) hervorgerufen werden,
• eine nachhaltige Ausheilung der Harnwegsinfektion ermöglicht wird,
• die genannten Heilmittel (mit wenigen Ausnahmen) von allen Personen genutzt werden
können.

Die erfolgreiche und nachhaltige Behandlung einer Harnwegsinfektion sollte daher immer fünf
Bereiche einschließen, bei denen die ausgewählten natürlichen Heilmittel zum Einsatz kommen
können:

Die Stärkung des Immunsystems und der Schleimhäute (Blase, Harnwege):


Vitamin C, Zink, B-Vitamine, Vitamin A, Vitalpilze (Cordyceps, Shiitake, Reishi, Polyporus)

Die Hemmung der Bakterienadhäsion (Anhaftung) an den Schleimhäuten:


D-Mannose, Cranberry-Extrakt

Die gezielte Hemmung des Bakterienwachstums durch antibakterielle Inhaltsstoffe:


Ätherische Öle, Meerrettich- und Kapuzinerkresse-Extrakt, Grapefruitkern-Extrakt

Die Steigerung der Harnausscheidung, um möglichst viele Erreger aus der Blase
auszuschwemmen sowie die Regulierung des pH-Wertes des Urins:
Tee-Mischungen (aus u. a. Gyokuro, Buchu und Bancha, Bärentraubenblätter, Brennessel-
blätter, Birkenblätter, Goldrutenkraut, Hauhechelwurzel, Himbeerblätter, Orthosiphonblätter,
Ringelblumenblüten, Schachtelhalmkraut, Süßholzwurzel), L-Methionin

Weitere Bereiche, die nicht unbeachtet bleiben sollten, sind der Stressabbau,
Schmerzlinderung, die seelische Gesundheit (z.B. bei Trennungen, unerfüllte
Kinderwünsche, Beziehungsprobleme), die Hormon-Balance, die Ernährung sowie die
Darmgesundheit und die Behandlung des Partners.

61
8. QUELLE

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04/2021
BLASENENTZÜNDUNG (ZYSTITIS) ED.01

GANZHEITLICH UND NATÜRLICH BEHANDELN

Die Blasenentzündung (Zystitis) gilt als eine der häufigsten bakteriellen Erkrankungen und
kennzeichnet sich durch eine schmerzhafte Entzündung der Harnwege und Blase. Typische
Symptome sind das “Brennen beim Wasserlassen”, aber auch vermehrter Harndrang sowie
unangenehme Schmerzen im Unterbauch. Die Erkrankung sollte insgesamt als ein komplex-
es Geschehen betrachtet werden, das von einer akuten unkomplizierten Harnwegsinfektion
(“Blasenentzündung”), über eine rezidivierende Infektion bis hin zu komplizierten Verläufen mit
Beteiligung der Nieren reicht. Während nach der Klassifikation der S3-Leitlinie der Deutschen
Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) eine Blasenentzündung
(Zystitis) bei Frauen meist unkompliziert ist und komplikationslos ausheilen kann, ist bei Kin-
dern, Schwangeren, Männern und Personen mit anatomischen oder gesundheitlichen Beein-
trächtigungen immer von einer komplizierten Harnwegsinfektion auszugehen (1–3).

In diesem Ratgeber werden ganzheitliche alternative und komplementärmedizinische Behand-


lungsmöglichkeiten von Harnwegsinfektionen vorgestellt, die in Absprache mit dem behandeln-
den Arzt oder Therapeuten bei allen Harnwegsinfektionen eingesetzt werden können. Besteht
der Verdacht auf einen komplizierten Verlauf, sollte zur Abklärung ein Arzt aufgesucht werden.

Insgesamt machen Harnwegsinfektionen etwa 10-20 % aller schulmedizinisch behandelten


Infektionen aus (4). Ein geschwächtes Immunsystem und eine beeinträchtigte Barriere der
Schleimhäute in Blase und Harnwegen erleichtern es zahlreichen bakteriellen Erregern, diese
zu befallen. Zu etwa 80 % ist das pathogene Bakterium E.coli ursächlich bei einer Harnwegsin-
fektion (1). Bei Frauen zählt die Blasenentzündung zu den häufigsten Infektionen insgesamt.
Nicht wenige von ihnen leiden zudem unter einer rezidivierenden Blasenentzündung. Betroff-
ene suchen nach der mehrmaligen Therapie mit Antibiotika oft nach einer Alternative, die das
Leiden nachhaltig kuriert und beginnen sich für naturheilkundliche oder ganzheitliche Ansätze
zu interessieren (5).

Angesichts der stark zunehmenden Resistenzen von zahlreichen Erregern gegen gängige
Antibiotika wächst das Interesse an alternativen Behandlungsmöglichkeiten und Prophylaxe-
maßnahmen stetig. In der allgemeinmedizinischen S3-Leitlinie für Harnwegsinfektionen (2018)
werden nun auch alternative Behandlungsmethoden zusätzlich zur üblichen antibiotischen
Therapie bei akuten und rezidivierenden Blasenentzündungen empfohlen. Zahlreiche Stud-
ienergebnisse bekräftigen diese Entwicklung. Es hat sich gezeigt, dass 95 - 100 % der un-
komplizierten Blasenentzündungen, die ohne Antibiotika oder nur alternativ behandelt wurden,
komplikationslos ausheilen (6).

Traditionell werden bei einer Blasenentzündung zahlreiche Heilpflanzen erfolgreich eingesetzt.


Die hohe Verträglichkeit, die fehlende bakterielle Resistenzbildung sowie die vielfältigen und
potenten Wirkungen rechtfertigen ihren weltweiten Einsatz. Heilpflanzen und daraus hergestell-
te Extrakte, ätherische Öle oder Auszüge (Tees) sind immer natürliche Wirkstoffgemische aus
mehreren bioaktiven Inhaltsstoffen, die sich ergänzen und synergistisch wirken können. In die-
sem Ratgeber möchten wir ihnen einen Überblick über die zahlreichen natürlichen Heilmittel
zur alternativen und komplementären Behandlung von Harnwegsinfektionen geben. Die Tabelle
auf der folgenden Seite bietet eine kompakte Übersicht über die Wirkbereiche ausgewählter
Vitalstoffe, Nährstoffe, Pflanzen-Extrakte und ätherischer Öle.

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