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Kerncurriculum
gymnasiale Oberstufe
BIOLOGIE
Hessisches Kultusministerium Kerncurriculum
Biologie gymnasiale Oberstufe
Impressum
Hessisches Kultusministerium
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Tel.: 0611 368-0
Fax: 0611 368-2096
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Internet: www.kultusministerium.hessen.de
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Inhaltsverzeichnis
Hinweis: Anregungen zur Umsetzung des Kerncurriculums im Unterricht sowie weitere Materi-
alien abrufbar im Internet unter: www.kerncurriculum.hessen.de
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- sich aktiv und selbstständig mit bedeutsamen Gegenständen und Fragestellungen zent-
raler Wissensdomänen auseinandersetzen,
- wissenschaftlich geprägte Kenntnisse für die Bewältigung persönlicher und gesellschaft-
licher Herausforderungen nutzen,
- Inhalte und Methoden kritisch reflektieren sowie Erkenntnisse und Erkenntnisweisen
auswerten und bewerten,
- in kommunikativen Prozessen sowohl aus der Perspektive aufgeklärter Laien als auch
aus der Expertenperspektive agieren.
Schulische Bildung eröffnet den Lernenden unterschiedliche Dimensionen von Erkenntnis
und Verstehen. Bildungsprozesse zielen so auf die reflexive Beschäftigung mit verschiede-
nen „Modi der Weltbegegnung und -erschließung“, für die – in flexibler bzw. mehrfacher Zu-
ordnung – jeweils bestimmte Unterrichtsfächer und ihre Bezugswissenschaften stehen.
Folgende vier Modi werden als orientierende Grundlage angesehen:
(1) kognitiv-instrumentelle Modellierung der Welt (Mathematik, Informatik, Naturwissen-
schaften)
(2) ästhetisch-expressive Begegnung und Gestaltung (Sprache / Literatur, Musik / bildende
und theatrale Kunst / physische Expression)
(3) normativ-evaluative Auseinandersetzung mit Wirtschaft und Gesellschaft (Geschichte,
Politik, Ökonomie, Recht)
(4) deskriptiv-exploratorische Begegnung und Auseinandersetzung mit existentiellen Fragen
der Weltdeutung und Sinnfindung (Religion, Ethik, Philosophie)
Diese vier Modi folgen keiner Hierarchie und können einander nicht ersetzen. Jeder Modus
bietet eine eigene Art und Weise, die Wirklichkeit zu konstituieren – aus einer jeweils beson-
deren Perspektive, mit den jeweils individuellen Erschließungsmustern und Erkenntnisräu-
men. Lehr-Lern-Prozesse initiieren die reflexive Begegnung mit diesen unterschiedlichen,
sich ergänzenden Zugängen, womit das Ziel verbunden ist, den Lernenden Möglichkeiten für
eine mehrperspektivische Betrachtung und Gestaltung von Wirklichkeit zu eröffnen.
In der Verschränkung mit den o. g. Sprachkompetenzen und lernstrategischen Fähigkeiten
bilden diese vier Modi die Grundstruktur der Allgemeinbildung und geben damit einen Orien-
tierungsrahmen für die schulische Bildung. Darauf gründen die Bildungsstandards, die am
Ende der gymnasialen Oberstufe zu erreichen sind und als Grundlage für die Abiturprüfung
dienen. Mit deren Bestehen dokumentieren die Lernenden, dass sie ihre fundierten Fach-
kenntnisse und Kompetenzen in innerfachlichen, fachübergreifenden und fächerverbinden-
den Zusammenhängen verständig nutzen können.
In der Realisierung eines diesem Verständnis folgenden Bildungsanspruchs verbinden sich
zum einen Erwartungen der Schule an die Lernenden, zum anderen aber auch Erwartungen
der Lernenden an die Schule.
Den Lehrkräften kommt die Aufgabe zu,
- Lernende darin zu unterstützen, sich aktiv und selbstbestimmt die Welt fortwährend ler-
nend zu erschließen, eine Fragehaltung zu entwickeln sowie sich reflexiv und zuneh-
mend differenziert mit den unterschiedlichen Modi der Weltbegegnung und Welt-
erschließung zu beschäftigen,
- Lernende mit Respekt, Geduld und Offenheit sowie durch Anerkennung ihrer Leistungen
und förderliche Kritik darin zu unterstützen, in einer komplexen Welt mit Herausforderun-
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Daher liegt es in der Verantwortung aller Fächer, dass Lernende im fachgebundenen wie
auch im projektorientiert ausgerichteten fachübergreifenden und fächerverbindenden Unter-
richt ihre überfachlichen Kompetenzen weiterentwickeln können, auch im Hinblick auf eine
kompetenz- und interessenorientierte sowie praxisbezogene Studien- und Berufsorientie-
rung. Dabei kommt den Fächern Politik und Wirtschaft sowie Deutsch als „Kernfächer“ eine
besondere Verantwortung zu, Lernangebote bereitzustellen, die den Lernenden die Möglich-
keit eröffnen, ihre Interessen und Neigungen zu entdecken und die gewonnenen Informatio-
nen mit Blick auf ihre Ziele zu nutzen.
Überfachliche Kompetenzen umspannen ein weites Spektrum: Es handelt sich dabei um
Fähigkeiten und Fertigkeiten genauso wie um Haltungen und Einstellungen. Mit ihnen stehen
kulturelle Werkzeuge zur Verfügung, in denen sich auch normative Ansprüche widerspiegeln.
Im Folgenden werden die anzustrebenden überfachlichen Kompetenzen in sich ergänzenden
und ineinandergreifenden gleichrangigen Dimensionen beschrieben:
Soziale Kompetenzen: sich verständigen und kooperieren; Verantwortung übernehmen und
Rücksichtnahme praktizieren; im Team agieren; Konflikte aushalten, austragen und lösen;
andere Perspektiven einnehmen; von Empathie geleitet handeln; sich durchsetzen; Toleranz
üben; Zivilcourage zeigen: sich einmischen und in zentralen Fragen das Miteinander betref-
fend Stellung beziehen
Personale Kompetenzen: eigenständig und verantwortlich handeln und entscheiden; wider-
standsfähig und widerständig sein; mit Irritationen umgehen; Dissonanzen aushalten; sich
zutrauen, die eigene Person und inneres Erleben kreativ auszudrücken; divergent denken;
fähig sein zu naturbezogenem sowie ästhetisch ausgerichtetem Erleben; sensibel sein für
eigene Körperlichkeit und psychische Verfasstheit
Sprachkompetenzen (im Sinne eines erweiterten Sprachbegriffs): unterschiedliche Zei-
chensysteme beherrschen (literacy): Verkehrssprache, Mathematik, Fremdsprachen, Natur-
wissenschaften, symbolisch-analoges Sprechen (wie etwa in religiösen Kontexten), Ästhetik,
Informations- und Kommunikationstechnologien; sich in den unterschiedlichen Symbol- und
Zeichengefügen ausdrücken und verständigen; Übersetzungsleistungen erbringen: Verstän-
digung zwischen unterschiedlichen Sprachniveaus und Zeichensystemen ermöglichen
Wissenschaftspropädeutische Kompetenzen: fachliches Wissen nutzen und bewerten;
die Perspektivität fachlichen Wissens reflektieren; Verfahren und Strategien der Argumenta-
tion anwenden; Zitierweisen beherrschen; Verständigung zwischen Laien und Experten initi-
ieren und praktizieren; auf einem entwickelten / gesteigerten Niveau abstrahieren; in Mo-
dellen denken und modellhafte Vorstellungen als solche erkennen
Selbstregulationskompetenzen: Wissen unter Nutzung von Methoden der Selbstregulation
erwerben; Lernstrategien sowohl der Zielsetzung und Zielbindung als auch der Selbstbe-
obachtung (self-monitoring) anwenden; Probleme im Lernprozess wahrnehmen, analysieren
und Lösungsstrategien entwickeln; eine positive Fehler-Kultur aufbauen; mit Enttäuschungen
und Rückschlägen umgehen; sich im Spannungsverhältnis zwischen Fremd- und Selbstbe-
stimmung orientieren
Involvement: sich (auf etwas) einlassen; für eine Sache fiebern; sich motiviert fühlen und
andere motivieren; von epistemischer Neugier geleitete Fragen formulieren; sich vertiefen,
etwas herausbekommen, einer Sache / Fragestellung auf den Grund gehen; etwas vollen-
den; (etwas) durchhalten; eine Arbeitshaltung kultivieren (sich Arbeitsschritte vornehmen,
Arbeitserfolg kontrollieren)
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Mit Blick auf gesellschaftliche Entwicklungen und die vielfältigen damit verbundenen Heraus-
forderungen für junge Erwachsene zielt der Erwerb fachlicher und überfachlicher Kompeten-
zen insbesondere auf die folgenden drei Dimensionen, die von übergreifender Bedeutung
sind:
Demokratie und Teilhabe / zivilgesellschaftliches Engagement: sozial handeln, politi-
sche Verantwortung übernehmen; Rechte und Pflichten in der Gesellschaft wahrnehmen;
sich einmischen, mitentscheiden und mitgestalten; sich persönlich für das Gemeinwohl en-
gagieren (aktive Bürgerschaft); Fragen des Zusammenlebens der Geschlechter / Generatio-
nen / sozialen Gruppierungen reflektieren; Innovationspotenzial zur Lösung gesellschaftlicher
Probleme des sozialen Miteinanders entfalten und einsetzen; entsprechende Kriterien des
Wünschenswerten und Machbaren differenziert bedenken
Nachhaltigkeit / Lernen in globalen Zusammenhängen: globale Zusammenhänge bezo-
gen auf ökologische, soziale und ökonomische Fragestellungen wahrnehmen, analysieren
und darüber urteilen; Rückschlüsse auf das eigene Handeln ziehen; sich mit den Fragen, die
im Zusammenhang des wissenschaftlich-technischen Fortschritts aufgeworfen werden, aus-
einandersetzen; sich dem Diskurs zur nachhaltigen Entwicklung stellen, sich für nachhaltige
Entwicklung engagieren
Selbstbestimmtes Leben in der mediatisierten Welt: den Einfluss von digitaler Kommuni-
kation auf eigenes Erleben und persönliche Erfahrungen wahrnehmen und reflektieren; den
medialen Einfluss auf Alltag und soziale Beziehungen sowie Kultur und Politik wahrnehmen,
analysieren und beurteilen, damit verbundene Chancen und Risiken erkennen; Unterschiede
zwischen unmittelbaren persönlichen Erfahrungen und solchen in „digitalen Welten“ iden-
tifizieren und auch im „online-Modus“ ethisch verantwortungsvoll handeln; einen selbstbe-
stimmten Umgang mit sozialen Netzwerken im Spannungsfeld zwischen Wahrung der Pri-
vatsphäre und Teilhabe an einer globalisierten Öffentlichkeit praktizieren; in der media-
tisierten Welt eigene Interessen und Bedürfnisse wahrnehmen
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2.2 Kompetenzmodell
Das Kompetenzmodell in den naturwissenschaftlichen Fächern umfasst wesentliche Kernbe-
reiche der fachspezifischen Unterrichtsgegenstände und unterstützt die Übersetzung von
Bildungszielen in Unterrichtsvorhaben und in Aufgabenstellungen für Prüfungen. Es stellt
somit ein Bindeglied zwischen Bildungszielen und Aufgaben im Unterricht bzw. in Prüfungs-
situationen dar. Die Unterscheidung von drei Dimensionen ist sowohl bei der Konstruktion
neuer als auch bei der Analyse gegebener Aufgaben hilfreich. Im Kompetenzmodell der na-
turwissenschaftlichen Fächer wird unterschieden zwischen
– den Kompetenzbereichen (Abschn. 2.3 und 3.2), die wesentliche Bereiche naturwissen-
schaftsbezogenen Arbeitens und Reflektierens beschreiben,
– den Inhalten (Abschn. 3.3), die sich auf spezifische inhaltliche Bereiche der jeweiligen
Naturwissenschaft beziehen und in Themenfelder gegliedert sind, sowie
– den Anforderungsbereichen, die den kognitiven Anspruch an kompetenzbezogene Tä-
tigkeiten ausweisen.
Die Kompetenzbereiche sind in Teilbereiche gegliedert (vgl. Abschn. 2.3). Für jeden Teilbe-
reich werden abschlussbezogene Bildungsstandards in Form von Regelstandards (vgl. Ab-
schn. 3.2) angegeben.
Die Inhalte sind in Themenfeldern gefasst, welche den inhaltlichen Kern der jeweiligen
Kurshalbjahre (vgl. Abschn. 3.3) bilden. Für die Einführungsphase werden die Themen der
beiden Kurshalbjahre zusammengefasst. Für die Qualifikationsphase sind die angegebenen
Themen zeitlich konkreten Kurshalbjahren zugeordnet. Innerhalb der Themenfelder der Qua-
lifikationsphase ist eine Niveaudifferenzierung in Grund- und Leistungskurs im Rahmen der
inhaltlichen Angaben ausgewiesen. Zudem sind für die Kurshalbjahre verbindliche Bezüge
zu den Basiskonzepten (vgl. Abschn. 2.4) herzustellen.
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2.3 Kompetenzbereiche
Naturwissenschaftliches Arbeiten erfolgt in den Fächern Biologie, Chemie und Physik nach
ähnlichen Prinzipien. Um diese Gemeinsamkeiten zu verdeutlichen und Anhaltspunkte für
fachübergreifendes und fächerverbindendes Arbeiten in den Naturwissenschaften zu geben,
sind die Kompetenzbereiche, ihre Teilbereiche und die zugehörigen Bildungsstandards in
den Fächern Biologie, Chemie und Physik gleichlautend formuliert. Die Bildungsstandards
sind fachspezifisch zu interpretieren. Vervollständigt und konkretisiert werden die Angaben
daher ggf. durch weitere fachspezifische Beschreibungen in den Teilbereichen, die für das
jeweilige Fach charakteristische Aspekte erfassen und somit das fachliche Profil verdeutli-
chen.
Ausrichtung und Benennung der Kompetenzbereiche und Teilbereiche greifen die Gliede-
rung aus den Kerncurricula der naturwissenschaftlichen Fächer für die Sekundarstufe I 1 auf
und entwickeln diese spezifisch für die gymnasiale Oberstufe weiter. Dabei werden die Vor-
gaben der „Einheitlichen Prüfungsanforderungen in der Abiturprüfung“ (EPA) für die Fächer
Biologie, Chemie und Physik (Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 01.12.1989 i. d. F.
vom 05.02.2004) zugrunde gelegt.
In der gymnasialen Oberstufe erfolgt der Kompetenzerwerb der Lernenden aufbauend auf
den in der Sekundarstufe I erworbenen Kompetenzen. Die in Abschnitt 3.2 aufgeführten Bil-
dungsstandards (allgemeine fachliche Kompetenzen) sind abschlussbezogen formuliert.
Damit Lernende diese verbindlichen Könnenserwartungen erfüllen können, ist der fachbezo-
gene Kompetenzerwerb über die gesamte Lernzeit der gymnasialen Oberstufe zu fördern.
Insgesamt sind die Bildungsstandards so formuliert, dass sie bezüglich der konkreten Lern-
inhalte variabel interpretiert werden können. In Lern- und Prüfungssituationen ist die inhaltli-
che Anbindung der Kompetenzen entsprechend dem Kompetenzmodell (vgl. Abschn. 2.2)
durch die ausgewiesenen Inhalte der Kurshalbjahre (vgl. Abschn. 3.3) gegeben.
Unterschiedliche Anforderungen in den Bildungsstandards für den Grundkurs und den Leis-
tungskurs ergeben sich durch die in Abschnitt 3.3 genannten Aspekte und vertiefenden In-
halte in den Themenfeldern.
Es ist weder möglich noch beabsichtigt, die Bildungsstandards scharf voneinander abzu-
grenzen. Vielmehr ist es charakteristisch für naturwissenschaftliches Arbeiten, dass mehrere
Kompetenzen im Verbund benötigt werden. Sie werden in ihrer Gesamtheit von den Lernen-
den in aktiver Auseinandersetzung mit vielfältigen fachlichen Inhalten erworben, welche in
Abschnitt 3.3 für die Kurshalbjahre beschrieben sind und fachübergreifende sowie fächer-
verbindende Aspekte berücksichtigen.
Die folgende Tabelle stellt die in den naturwissenschaftlichen Fächern einheitlichen Kompe-
tenzbereiche und Teilbereiche (diese mit Kennziffern versehen) im Überblick dar.
1
Bildungsstandards und Inhaltsfelder. Das neue Kerncurriculum für Hessen. Sekundarstufe I / Gym-
nasium. Biologie
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Kompetenzbereiche Teilbereiche
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Oberstufen- und Abiturverordnung (OAVO) in der jeweils geltenden Fassung
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Damit sind zum einen Unterrichtsvorhaben gemeint, die mehrere Fächer gleichermaßen be-
rühren und unterschiedliche Zugangsweisen der Fächer integrieren. So lassen sich z. B. in
Projekten – ausgehend von einer komplexen problemhaltigen Fragestellung – fachübergrei-
fend und fächerverbindend und unter Bezugnahme auf die drei herausgehobenen überfach-
lichen Dimensionen komplexere inhaltliche Zusammenhänge und damit Bildungsstandards
aus den unterschiedlichen Kompetenzbereichen der Fächer erarbeiten (vgl. Abschn. 1.3).
Zum anderen können im Fachunterricht Themenstellungen bearbeitet werden, die – ausge-
hend vom Fach und einem bestimmten Themenfeld – auch andere, eher benachbarte Fä-
cher berühren. Dies erweitert und ergänzt die jeweilige Fachperspektive und trägt damit zum
vernetzten Lernen bei.
Im folgenden Abschnitt werden die Basiskonzepte näher erläutert und neben einer fachlichen
Beschreibung exemplarisch Anwendungssituationen aufgeführt. Weiterhin werden zu jedem
Basiskonzept Kurshalbjahre benannt, in denen das jeweilige Basiskonzept vertiefend zu er-
arbeiten ist.
Insgesamt sollen die Basiskonzepte im Unterricht transparent und präsent sein, um ein trag-
fähiges Gerüst für Wissensnetze aufzubauen und bereitstellen zu können.
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vgl. Bildungsstandards und Inhaltsfelder. Das neue Kerncurriculum für Hessen. Sekundarstufe I /
Gymnasium. Biologie
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Reproduktion
Lebewesen sind fähig zur Reproduktion; damit verbunden ist die Weitergabe von Erbinfor-
mationen.
Dieses Basiskonzept hilft z. B. beim Verständnis der identischen Replikation der DNA, der
Viren, der Mitose und der geschlechtlichen Fortpflanzung.
Kompartimentierung
Lebende Systeme zeigen abgegrenzte Reaktionsräume.
Dieses Basiskonzept hilft z. B. beim Verständnis der Zellorganellen, der Organe und der Bio-
sphäre.
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3.2 Bildungsstandards
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Informationen aus Quellen werten die Lernenden aus und verknüpfen diese zielge-
richtet. Dabei überarbeiten und strukturieren sie Informationen, um sie gezielt weiter
nutzen zu können. Dies schließt auch den Vergleich von Quellen aus unterschiedli-
chen Blickwinkeln ein.
Vor dem Hintergrund, dass die modernen Biowissenschaften stark von der engli-
schen Fachsprache geprägt werden, üben die Lernenden im Oberstufenunterricht
exemplarisch den Umgang mit englischsprachigen Materialien oder Originaltexten.
Die Lernenden leiten anhand von Kriterien auf Basis fachlicher Kenntnisse naturwis-
senschaftliche Sachurteile ab, begründen diese mit Hilfe fachlicher Argumente und
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bewerten deren Gültigkeit. Dabei wählen, verknüpfen und deuten sie Sachverhalte
innerhalb eines naturwissenschaftlichen Bezugsrahmens. Die Sachurteile weisen
sich durch fachliche Angemessenheit und innere Stimmigkeit von Argumenten aus.
Die Lernenden entwickeln fachlich begründete Vorschläge zur Erklärung von Sach-
verhalten und zur Lösung von Problemen. Sie analysieren und reflektieren Sachur-
teile und prüfen sie hinsichtlich fachlicher Richtigkeit.
Im Fach Biologie analysieren und bewerten die Lernenden Anwendungsmöglichkei-
ten biologischer Erkenntnisse, z. B. in den Bereichen Gesundheit, Ernährung, Bio-
technik, Reproduktionsbiologie, Medizin und Umwelt.
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Qualifikationsphase
Verbindliche Grundlage des Unterrichts sind in Kurshalbjahr Q1 die Themenfelder 1–3 und in
den Kurshalbjahren Q2 und Q3 die Themenfelder 1 und 2. Ein weiteres Themenfeld je Kurs-
halbjahr in Q2 und Q3 wird durch Erlass verbindlich festgelegt. Im Hinblick auf die schriftli-
chen Abiturprüfungen können durch Erlass Schwerpunkte sowie Konkretisierungen innerhalb
dieser Themenfelder ausgewiesen werden. Im Kurshalbjahr Q4 sind Themenfeld 1 und ein
weiteres Themenfeld – ausgewählt durch die Lehrkraft – verbindliche Grundlage des Unter-
richts. Die „z. B.“-Nennungen in den Themenfeldern dienen der inhaltlichen Anregung und
sind nicht verbindlich. Soweit sich eine bestimmte Reihenfolge der Themenfelder nicht aus
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fachlichen Erfordernissen ableitet, kann die Reihenfolge frei gewählt werden. Für die Bear-
beitung der verbindlichen Themenfelder sind etwa zwei Drittel der gemäß OAVO zur Verfü-
gung stehenden Unterrichtszeit – i. d. R. ca. 12 Unterrichtswochen – vorgesehen. In der
verbleibenden Unterrichtszeit ist es möglich, Aspekte der verbindlichen Themenfelder zu
vertiefen oder zu erweitern oder eines der nicht verbindlichen Themenfelder zu bearbeiten.
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Einführungsphase (E)
E1/E2 Zellbiologie
Themenfelder
E.1 Struktur und Funktion von Zellen
E.2 Struktur und Funktion von Proteinen und Enzymen
E.3 Humanbiologische Aspekte der Zellbiologie
E.4 Entwicklungsbiologie A – Tierentwicklung
E.5 Entwicklungsbiologie B – Pflanzenentwicklung
verbindlich: Themenfelder 1–3
Qualifikationsphase (Q)
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Q4 Evolution
Themenfelder
Q4.1 Evolutionsgedanken, Evolutionsmechanismen und die Entstehung neuer
Arten
Q4.2 Evolution des Menschen
Q4.3 Hypothesen zur Entstehung des Lebens
Q4.4 Entwicklung der Evolutionstheorie
Q4.5 Spannungsfeld Evolutionstheorie
verbindlich: Themenfeld 1 sowie ein weiteres aus den Themenfeldern 2–5, ausgewählt
durch die Lehrkraft
Im Zusammenhang der Bearbeitung der Themen der Kurshalbjahre und der Themenfelder
des Faches lassen sich vielfältig Bezüge auch zu Themenfeldern anderer Fächer (innerhalb
eines Kurshalbjahres) herstellen, um sich komplexeren Fragestellungen aus unter-
schiedlichen Fachperspektiven zu nähern. Auf diese Weise erfahren die Lernenden die Not-
wendigkeit und Wirksamkeit interdisziplinärer Kooperation und erhalten gleichzeitig
Gelegenheit, ihre fachspezifischen Kenntnisse in anderen Kontexten zu erproben und zu
nutzen. Dabei erwerben sie neues Wissen, welches die Fachdisziplinen verbindet. Dies be-
reitet sie auf den Umgang mit vielschichtigen und vielgestaltigen Problemlagen vor und för-
dert eine systemische Sichtweise. Durch fachübergreifende und fächerverbindende
Themenstellungen können mit dem Anspruch einer stärkeren Lebensweltorientierung auch
die Interessen und Fragestellungen, die junge Lernende bewegen, Berücksichtigung finden.
In der Anlage der Themenfelder in den Kurshalbjahren sind – anknüpfend an bewährte Un-
terrichtspraxis – fachübergreifende und fächerverbindende Bezüge jeweils mitgedacht. Dies
erleichtert die Kooperation zwischen den Fächern und ermöglicht interessante Themenstel-
lungen.
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E1/E2 Zellbiologie
Die Entdeckung und Beschreibung der zellulären Struktur als Grundbaustein aller Lebens-
prozesse bildeten die Grundlage für die rasante Entwicklung der modernen Biowissenschaf-
ten. Bis heute stellen Kenntnisse über zellbiologische Zusammenhänge die fachliche Basis
für die Bearbeitung aller weiteren Teilgebiete der modernen Biologie dar.
Die Themenfelder der Einführungsphase greifen Kenntnisse aus der Sekundarstufe I zum
Bau von Zellen und deren Funktionen im Organismus auf, vertiefen diese um die submikro-
skopische Ebene und erweitern sie um humanbiologische und auch entwicklungsbiologische
Aspekte der Zellbiologie. Die Lernenden erarbeiten sich im Zusammenhang mit dem grund-
legenden Aufbau von Zellorganellen und deren Aufgaben eine erste Übersicht über die Or-
ganisation auf der zellularen Systemebene. Dabei stellen die Erarbeitung und Erklärung
grundlegender zellbiologischer Zusammenhänge für die Lernenden eine besondere Heraus-
forderung dar, da hierbei erstmals biochemische Vorgänge auf molekularer Ebene integriert
werden müssen. Der Grundaufbau der drei bedeutendsten Molekülgruppen (Kohlenhydrate,
Lipide, Proteine) in Form vereinfachter Modelle ist daher unverzichtbarer Bestandteil der
Themenfelder. Eine vertiefte Einbindung in biochemische Prozesse erfolgt erst in den The-
menfeldern der Qualifikationsphase im Zusammenhang mit einzelnen Zellorganellen.
Auf der Grundlage ihrer Kenntnisse sind die Lernenden in der Lage, zu zellbiologischen Fra-
gestellungen in wissenschaftlich und gesellschaftlich relevanten Kontexten, z. B. aus dem
medizinischen oder ernährungsphysiologischen Bereich, Stellung zu beziehen und entspre-
chende persönliche und gesellschaftliche Handlungsoptionen abzuleiten.
Bezug zu den Basiskonzepten: Bei der Bearbeitung des Themas der beiden Kurshalbjahre
sind insbesondere die Basiskonzepte Struktur und Funktion, Reproduktion, Komparti-
mentierung, Steuerung und Regelung, Stoff- und Energieumwandlung und Geschichte
und Verwandtschaft angemessen und unter entsprechender Schwerpunktsetzung zu erar-
beiten.
Themenfelder
Die Angaben zum zeitlichen Umfang der Bearbeitung der Themenfelder dienen der Orientie-
rung.
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– biochemischer Aspekt I: Aufbau von Lipiden (polare / hydrophile und unpolare / hydro-
phobe Molekülseite, Bilayerstrukturen)
– biochemischer Aspekt II: Aufbau der Kohlenhydrate (Glukose als C6-Körper, Zellulose
und Stärke als Polysaccharide)
– selektive Permeabilität von Biomembranen, aktiver und passiver Transport durch Carrier-
und Tunnelproteine (Schema)
– Endo- und Exocytose (Prinzip)
– Kompartimentierung durch membranumschlossene Zellorganellen (Prinzip)
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Die neueren Erkenntnisse der modernen Genetik und Gentechnik haben wesentlich dazu
beigetragen, dass sich die sogenannten „Life Sciences“ zu einem anwendungsorientierten,
wissenschaftlich innovativen und wirtschaftlich relevanten Arbeitsfeld entwickelt haben.
Für die Lernenden sind entsprechende Erkenntnisse eng verknüpft mit persönlichen, gesell-
schaftlichen und ethischen Fragen. Die Fähigkeit, sich in diesem Bereich eine eigene Mei-
nung zu bilden sowie Meinungen und Entscheidungen anderer zu reflektieren, ermöglicht
den Lernenden die Teilhabe am gesellschaftlichen Diskurs. Ein fundiertes Verständnis mole-
kulargenetischer Zusammenhänge bildet dabei die fachliche Voraussetzung. So bilden bei-
spielsweise Kenntnisse zum Zusammenhang zwischen Genotyp und Phänotyp für die
Lernenden die Grundlage dafür, genetische Forschung und ihre Anwendung unter medizini-
schen, ethischen und auch ökonomischen Aspekten zu diskutieren und an konkreten Bei-
spielen kritisch auf damit verbundene Möglichkeiten, Grenzen und Risiken einzugehen.
Ergänzt wird dies durch die Bedeutung der genetischen Variabilität im physiologischen und
evolutionsbiologischen Kontext.
Bezug zu den Basiskonzepten: Bei der Bearbeitung des Themas des Kurshalbjahres sind
insbesondere die Basiskonzepte Struktur und Funktion, Reproduktion, Kompartimentie-
rung, Steuerung und Regelung, Information und Kommunikation und Variabilität und
Angepasstheit angemessen und unter entsprechender Schwerpunktsetzung zu erarbeiten.
Themenfelder
Die Angaben zum zeitlichen Umfang der Bearbeitung der Themenfelder dienen der Orientie-
rung.
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Ökosysteme stellen offene, mit ihrer Umwelt interagierende Systeme dar, welche die Energie
des Sonnenlichts als primäre Energiequelle nutzen und in Stoffkreisläufe eingebunden sind.
Die Lernenden erschließen sich ökologische Sachverhalte und Zusammenhänge, indem sie
Ökosysteme als komplexe Beziehungsgefüge von Biotop und Biozönose auffassen und er-
läutern. Durch eine handlungsorientierte Beschäftigung mit einem konkreten Ökosystem wird
ihnen deutlich, dass alle Organismen von abiotischen und biotischen Faktoren beeinflusst
werden. Die Lernenden erklären sowohl Stoffkreisläufe, Energieflüsse und ihre Abhängigkei-
ten als auch Wechselwirkungen innerhalb von Ökosystemen einschließlich derer, die sich
durch sich ändernde Umweltbedingungen ergeben. Am Beispiel der Fotosynthese und einer
ergänzenden Übersicht über die Zellatmung gewinnen die Lernenden exemplarisch einen
vertieften Einblick in den Ablauf biochemischer Prozesse.
Kenntnisse über die Bedeutung von Biodiversität und über die Auswirkungen von veränder-
ten Umweltfaktoren sensibilisieren die Lernenden für ökologische und evolutionsbiologische
Fragen. Sie begreifen den Menschen als Teil des Ökosystems und erkennen die mit
menschlichen Eingriffen verbundenen Probleme und Gefahren. Die Lernenden entwickeln
die Bereitschaft, durch verantwortungsbewusstes Handeln zur Erhaltung der Natur im Sinne
der Nachhaltigkeit beizutragen.
Die Auseinandersetzung mit ökologischen Fragestellungen lässt die Lernenden erkennen,
dass die Ökologie Erkenntnisse verschiedener Wissenschaftsdisziplinen integriert. So kann
die Existenz einer Population in ihrem Lebensraum nur unter Einbeziehung von Genetik,
Physiologie und Evolutionsforschung verstanden werden. Ökologische Modellvorstellungen
geben den Lernenden Entscheidungshilfen für umweltverträgliches und nachhaltiges Han-
deln: sie sind dazu fähig, Auswirkungen menschlicher Eingriffe in Ökosysteme bzw. Lebens-
räume abzuschätzen, zu beurteilen und zu bewerten.
Bezug zu den Basiskonzepten: Bei der Bearbeitung des Themas des Kurshalbjahres sind
insbesondere die Basiskonzepte Struktur und Funktion, Kompartimentierung, Steuerung
und Regelung, Stoff- und Energieumwandlung und Variabilität und Angepasstheit an-
gemessen und unter entsprechender Schwerpunktsetzung zu erarbeiten.
Themenfelder
verbindlich: Themenfelder 1 und 2 sowie ein weiteres aus den Themenfeldern 3–5, durch
Erlass festgelegt; innerhalb dieser Themenfelder können durch Erlass Schwerpunkte sowie
Konkretisierungen ausgewiesen werden
Die Angaben zum zeitlichen Umfang der Bearbeitung der Themenfelder dienen der Orientie-
rung.
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In der Neuro- und Verhaltensbiologie stehen das tierische Lebewesen bzw. der Mensch als
ganzer Organismus im Fokus der Betrachtung: In beiden wissenschaftlichen Teilgebieten
wird das Verhalten von Tieren und Menschen einschließlich der neurobiologischen und hor-
monellen Grundlagen untersucht.
Die Neurobiologie liefert Erklärungen und modellhafte Veranschaulichungen für das Ver-
ständnis komplexer Verhaltensweisen und deren Veränderung auf physiologischer Ebene.
Im Themenfeld „Neurobiologie“ erarbeiten sich die Lernenden grundlegende neurophysiolo-
gische Vorgänge und elementare Mechanismen der Informationsverarbeitung auf der zellulä-
ren bzw. molekularen Ebene. Diese beschreiben sie mit Hilfe einfacher Modellvorstellungen.
Die Lernenden erläutern, wie z. B. durch Medikamente, Drogen oder Nervengifte neurophy-
siologische Prozesse beeinflusst oder durch Krankheiten wie z. B. Alzheimer, Parkinson oder
Multiple Sklerose verändert werden können.
Im Themenfeld „Verhaltensbiologie“ bieten unterschiedliche Betrachtungsebenen und Me-
thoden den Lernenden die Möglichkeit, tierisches und menschliches Verhalten mit wissen-
schaftlichen Erklärungsmodellen zu beschreiben und zu interpretieren. Dabei analysieren sie
die Angepasstheit von Verhalten unter proximaten und ultimaten Fragestellungen und stellen
Verhalten im Zusammenhang mit angeborenen Elementen, Beeinflussung durch endogene
und exogene Faktoren sowie verschiedenen Lernformen dar. In den Bereichen Verhal-
tensökologie und Soziobiologie beurteilen die Lernenden die Zweckmäßigkeit von Verhal-
tensweisen unter dem Gesichtspunkt der biologischen Gesamtfitness. Dabei interpretieren
sie im Leistungskurs Verhalten auch unter der Evolutionsperspektive. Sie erkennen dadurch
Grundprinzipien und Zusammenhänge der Verhaltensbiologie, die ein theoretisches Grund-
gerüst zur Einordnung der vielen Fallbeispiele und Detailuntersuchungen bieten.
Der Verhaltensbiologie kommt eine Brückenfunktion zu: Bezogen auf relevante Fragestel-
lungen sichert sie Querbezüge von der allgemeinen Biologie zur Psychologie sowie zu den
Geistes- und Sozialwissenschaften.
Die weiteren Themenfelder „Neurologische Erkrankungen“, „Nervensysteme und Gehirn“
sowie „Humanethologie“ sind so zusammengestellt, dass sie jeweils einzelne Schwerpunkte
aus den ersten beiden Themenfeldern „Verhaltensbiologie“ bzw. „Neurobiologie“ vertiefen
und vernetzen.
Insgesamt sind die Lernenden in der Lage, sachgerechte Beiträge zu gesellschaftlich rele-
vanten Diskussionen im Bereich der Neuro- und Verhaltensbiologie zu leisten, wie z. B. dem
Drogen-, Alkohol- oder Medienkonsum und dem Tierschutz.
Bezug zu den Basiskonzepten: Bei der Bearbeitung des Themas des Kurshalbjahres sind
insbesondere die Basiskonzepte Struktur und Funktion, Kompartimentierung, Steuerung
und Regelung und Information und Kommunikation angemessen und unter entsprechen-
der Schwerpunktsetzung zu erarbeiten.
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Themenfelder
verbindlich: Themenfelder 1 und 2 sowie ein weiteres aus den Themenfeldern 3–5, durch
Erlass festgelegt; innerhalb dieser Themenfelder können durch Erlass Schwerpunkte sowie
Konkretisierungen ausgewiesen werden
Die Angaben zum zeitlichen Umfang der Bearbeitung der Themenfelder dienen der Orientie-
rung.
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Biologie gymnasiale Oberstufe
Q4 Evolution
Wie alle Teilgebiete der modernen Biologie beschreibt und erklärt auch die Evolutionstheorie
Prozesse, die man wissenschaftlich erforschen kann und für die es vielfältige Belege gibt.
Die heute in der Wissenschaft allgemein akzeptierte synthetische Evolutionstheorie integriert
Erkenntnisse verschiedener Teildisziplinen: sie erweitert Darwins Theorie durch molekularbi-
ologische, genetische, ethologische und ökologische Erkenntnisse. Die synthetische Evoluti-
onstheorie beschreibt, wie zentrale Evolutionsfaktoren (z. B. Variabilität und Selektion)
nachhaltige Veränderungen auf der Ebene der Individuen, Populationen, Ökosysteme oder
gar der gesamten Biosphäre haben können. Sie beschreibt und erklärt Evolution als histori-
schen und aktuell stattfindenden Prozess.
Formenvielfalt und Angepasstheit der Lebewesen werden von den Lernenden als Ergebnis
eines langen stammesgeschichtlichen Entwicklungsprozesses aufgefasst und dargestellt.
Die Lernenden setzen sich mit Voraussetzungen und Mechanismen von Evolutionsprozes-
sen auseinander. Sie erweitern das Konzept Darwins und lernen mit der synthetischen Evo-
lutionstheorie eine alle biologischen Teildisziplinen verbindende Theorie kennen, welche
Auswirkungen auch auf andere Fachgebiete der Natur- und Geisteswissenschaften hat. Da-
bei erkennen sie, dass die evolutionsgeschichtliche Interpretation von Fossilien und die For-
mulierung von Abstammungswegen (z. B. der Hominiden) geleitet sind vom jeweils zeit-
gebundenen Wissensstand und der jeweils vorherrschenden Hypothese.
Ein Verständnis der Evolutionstheorie, ihrer wissenschaftlichen Beweise, aber auch der noch
offenen Fragen (z. B. Hypothesen zur Entstehung des Lebens oder des menschlichen Be-
wusstseins) trägt zu einem reflektierten Welt- und Selbstverständnis der Lernenden bei, da
es ihnen zunehmend gelingt, die Herkunft des Menschen und seiner Besonderheiten natur-
wissenschaftlich zu deuten.
Der Evolutionsgedanke ist integrales Element aller Themen der vorangehenden Kurshalbjah-
re. Folglich knüpft das verbindliche Themenfeld 1 insbesondere an die dort unter dem Evolu-
tionsaspekt gekennzeichneten Inhalte an, vernetzt diese und bietet Möglichkeiten,
wiederholende Aspekte einfließen zu lassen.
Bezug zu den Basiskonzepten: Bei der Bearbeitung des Themas des Kurshalbjahres sind
insbesondere die Basiskonzepte Reproduktion, Variabilität und Angepasstheit und Ge-
schichte und Verwandtschaft angemessen und unter entsprechender Schwerpunktsetzung
zu erarbeiten.
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Themenfelder
verbindlich: Themenfeld 1 sowie ein weiteres aus den Themenfeldern 2–5, ausgewählt
durch die Lehrkraft
Die Angaben zum zeitlichen Umfang der Bearbeitung der Themenfelder dienen der Orientie-
rung.
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