Sonntag, 15. Dezember 2024

Freitag, 13. Dezember 2024

Sich kennenlernen

Meine Sterne zeigen heute ein zwiespältiges Gesicht. Ihr Einfluss zeigt sich darin, dass mir eine Periode ungewöhnlich intensiver Gefühle bevorstehen soll.  Sie kennen meine Bedürfnisse und vermitteln mir ihre Botschaft in Form freundlicher Worte. So wird mir eröffnet, dass ich heute Morgen das starke Bedürfnis habe, mich selbst kennenzulernen und das Leben weitgehend durch meine Emotionen zu erleben.

Es kann demnach eine Zeit sein, die nicht allzu gut geeignet ist für Arbeiten, die einen klaren und emotionslosen Geisteszustand erfordern. Klarheit und Emotionslosigkeit sind tatsächlich gerade kein großes Thema für mich. Bin ich etwa gefährdet, im täglichen Leben, bei meinem alltäglichen Tun meine Emotionen zu stark mit einzubringen? Und wenn ja, worin liegt diese Gefahr? Warum soll ich nicht einen Gefühlsreichtum erleben, der mich froh stimmt und durch den Tag trägt.

Sind es nicht die positiven Emotionen, die helfen Ärger und Spannungen zu bewältigen? In einer emotional positiven Verfassung habe ich viel stärker die Gewissheit, mit Schwierigkeiten fertig zu werden und mich innerlich stark und sicher zu fühlen. So kann ich eigene Prozesse überdenken, sie bewerten und ihnen - falls nötig, einen anderen Platz auf meiner Prioritätenliste zuweisen.

Und das Wichtigste: Ich müsste kein schlechtes Gewissen haben, gegenüber meinem Engel. Heute Morgen habe ich davon gelesen, über die Engellieder von Rainer Maria Rilke, irgendwo im Netz. Sofort sprang mich mein Gewissen an, wie es denn sein kann, dass ein „armer“ Engel meinetwegen so leiden müsse. Das muss er nicht und das soll er nicht, erklärt meine innere Stimme. Denke an das, was du weiter oben über die Sterne geschrieben hast und ihre Botschaften. Denke an das Leben das besser gelingt, mit positiven Gefühlen und der Kraft die aus diesen wächst.


Ich ließ meinen Engel lange nicht los,
und er verarmte mir in den Armen
und wurde klein, und ich wurde groß:
und auf einmal war ich das Erbarmen,
und er eine zitternde Bitte bloß.

Da hab´ ich ihm seine Himmel gegeben, –
und er ließ mir das Nahe, daraus er entschwand;
er lernte das Schweben, ich lernte das Leben,
und wir haben langsam einander erkannt...

Seit mich mein Engel nicht mehr bewacht,
kann er frei seine Flügel entfalten
und die Stille der Sterne durchspalten, –
denn er muss meiner einsamen Nacht
nicht mehr die ängstlichen Hände halten –
seit mich mein Engel nicht mehr bewacht.

* * * * *

Ich ließ meinen Engel lange nicht los -Engellieder - Rainer Maria Rilke




Dienstag, 3. Dezember 2024

Zeit

 



NICHT OKTOBER NICHT NOVEMBER


Herbst sagst du
aber ich sage dir
nicht Oktober nicht November
du musst einen neuen Kalender erfinden
ein andres Alphabet
eine Sprache die Einhalt gebietet
denn die Zeit fällt
fällt ins Unabsehbare
und wir fallen mit ihr

(Rose Ausländer)


Es ist Dezember. Der erste Advent wurde gefeiert und ähnlich, wie in Rose Ausländers Lyrik, erlebe ich diese Zeit als etwas das "fällt". Einem oder einer zufällt und weiter zieht. Es ist Zeit, an die Sperr- und Dunkelnächte zu denken, die ich ab dem 8. Dezember "feiern" werde. Ebenso werde ich, wie jedes Jahr, die Rauhnächte zelebrieren. Die Zeitqualitäten wollen aufmerksam beobachtet, gewürdigt und gelebt werden. Ich werde in die Vergangenheit und in die Zukunft schauen und ahnen und wissen, dass Zeit viele Dimensionen hat, von denen wir nicht alle kennen.  


Die passende Lektüre heute: Die Entdeckung der Langsamkeit von Sten Nadolny







Freitag, 22. November 2024

Geschichten


 Hexenhaus, Magie oder Metapher ?

Werden Menschen geformt von eigenen Energien und Kräften? Oder sind es die Geschichten, die in ihnen und um sie herum geschehen. Formen Menschen Geschichten? oder ist es denkbar, dass es genau umgekehrt passiert? Erkennen Menschen Muster, Gedanken und Melodien die sie formen oder sind es vereinfacht gesagt, Muster, Gedanken und Melodien, die Menschen "bilden", die schon lange vorher in ihnen verwoben waren, sind?

Berührt sein von Leben heißt, vielleicht, habe ich das was geschieht tatsächlich gespürt. Oder  es ist ein Echo, eine  Antwort auf eine Vergangenheit, die nicht zwangsläufig von mir gelebt und erlebt worden ist. Ist es Teil meiner Lebensgeschichte, meines Lebensfadens oder ist es  ein fremder Teil eines fremden Lebens, das um mich herum und in mir gelebt, verwoben wurde, gar noch gelebt wird.  

Wie können wir uns selbst erklären, uns selbst verstehen, ohne in einen Strudel aus Fragen zu geraten, zu deren Antworten wir keinen Zugang haben. Alte Denk-und Glaubensmuster existieren nicht mehr. Kirchliche und familiäre Wegweiser gehören oft der Vergangenheit an. Werte, die unsere Eltern noch mit gutem Gewissen vermittelt haben, scheinen obsolet. Wir ziehen es vor, nur uns selbst zu vertrauen. Was eine gute Sache ist, wären da nicht die vielen alten Glaubensmuster und Werte, die für unsere Eltern Gültigkeit hatten, die ihr Leben bestimmten, es zu einer Gemeinschaft verwoben haben - und, die in unser heutiges Leben hinein wirken. Und: trotz allem scheint es, dass sie sich nicht  als tragende Werte entpuppt haben. Ob sie sich dessen bewusst waren oder nicht, haben sie diese Werte aber im Rahmen unseres Sozialisationsprozesses an uns vermittelt. Sind wir uns dieser Mechanismen bewusst, die unser Leben und damit unsere Werte bestimmen oder ziehen wir es vor, zu verneinen, zu negieren und unsere eigene Werte zu kreieren? Und weiter und wieder gefragt, welchen Wert stellen die Fixpunkte, Eltern und Gesellschaft und unsere eigenen, in unserem Leben dar? 

Wir alle lieben Geschichten, die ein "gutes Ende" haben. Doch was, wenn es uns nicht gelingt, ein gutes Ende, geschweige denn, noch davor, ein gutes Leben zu leben, für unsere Lebensgeschichte zu schaffen? Und weiter: Sind wir uns dessen bewusst, dass Zuordnungen nicht für ein ganzes Leben taugen? Dass wir Kapitel für Kapitel neue Heimaten suchen und finden müssen/ sollen/ dürfen? Wissen wir um die Kraft, die in Geschichten steckt?


Schwester Gretel hat, um ihren Bruder zu retten, die Hexe in den Ofen gestoßen. Bravo, ruft das Publikum. Sie hat die Geschichte erkannt und sie zu einem guten Ende geführt. Nebenbei bemerkt, Gretel  muss sich auch nicht länger mit der Frage herumschlagen, was sie am Los ihres Bruders hätte "verbessern", ändern können. Im Sinne von "wenn nicht er ...  dann wäre ich in die Hände der Hexe gefallen ...". War es ein Akt des Mitgefühls oder stand der Wunsch, sich selber zu retten im Mittelpunkt? Wir wissen es nicht oder wollen es nicht wissen und vielleicht ist es ein guter Zeitpunkt, diese Geschichte nun loszulassen. Es ist passiert, schreiben die Brüder Grimm, die Geschichte ist vorbei und Hänsel ist gerettet. 

Beide Protagonisten dürfen jetzt die Verantwortung für ihr eigenes Leben übernehmen. Das Muster des Helden und der Retterin ist bedient und ruft nach einer neuen Herausforderung. Jetzt können auch wir die Geschichte beruhigt loslassen und uns nach einer anderen umsehen. Nach neuen Erfahrungen, neuen Entscheidungen und neuen Mustern.


Nebenbei? und hoffnungsvoll:  Swami Sivananda sagt: 

Alle Fähigkeiten, Energien und Kräfte liegen in dir verborgen. 

Entfalte sie und werde frei und groß.









Dienstag, 12. November 2024

Die Mässigkeit

Meine Tageskarte aus dem RWS-Tarot vom 12.11.2024


Um einen anderen, neuen Bezug zu den Karten herzustellen, intensiver über deren Bedeutung nachzudenken, möchte ich hin und wieder Gedichte, besonders Haiku aber auch Elfchen zu den Karten verfassen. Hier sind meine ersten:


Haiku

Stiller Fluß im Herbst,
Herz zwischen Helle und Dunkelheit,
Harmonie erwacht.


Elfchen

Mäßigkeit
sanftes Fließen
Harmonie und Ruhe
alles findet seinen Weg
Balance.



Zu dieser ruhigen Stimmung passte sehr schön der Abendspaziergang mit Marie, am Rande unseres Dorfes: