Kaum regnet es ein paar Tage, sind sie urplötzlich da. Wie aus dem Nichts. An jeder Straßenecke, in der Bahn, beim Bäcker, beim Friseur, im Büro. Die klassischen "Wannwirdsmalwiederrichtigsommeranhänger". Im Schlepptau die immer gleiche Platte. Die nicht nur einen Kratzer hat, sondern mindestens zwanzig. Rudi würde sich im Grabe umdrehen. Leute, die Scheibe ist abgenudelt, wann begreift ihr das denn nur! Würde es nur bei der Platte bleiben, könnte man es ja noch einigermaßen ertragen. Aber nein, der absolute Höhepunkt ist dann dieser eine Satz.
Früher war alles besser, alles anders, die Sommer noch Sommer usw ... et cetera pp ...
Ich kann es nicht mehr hören. Auch nicht das ganze Gelaber vom Klimawandel, Weltuntergang, Eiszeit und das die Chinesen und Amis alles schuld sind. Was die damit zu schaffen haben sollen, habe ich eh nie begriffen. Thekengewäsch eben. Was nicht heißen soll, dass ich den Klimawandel verleugne. Die Umwelt verändert sich. Die Pole schmelzen langsam ab. Das ist nicht von der Hand weisen und die Ursachen findne sich ganz sicher in unserem Umgang mit der Natur und ihren Ressourcen. Und natürlich muss daran etwas getan werden.
Dennoch, war früher wirklich alles anders, oder sehen so viele Mitmenschen das alles nur verzerrt? Ich bin mal in mich gegangen. Was fällt mir also als erstes ein? Heiße und ungetrübte Sommertage in meiner Kindheit. Freibadbesuche jeden Tag. Kurze Gewitter am Nachmittag, danach wieder Sonne satt. Und das die ganzen Ferien über. Der Eiswagen, der jeden Tag so gegen 16.00 Uhr bimmelnd in unsere Straße einbog. Die Kugel einen Groschen. Und heute? Regen, Wind, mal gerade 18 Grad. Sollten die ewig Gestrigen, also recht haben? Ich grabe noch ein wenig tiefer in meinem Gedächtnis. Sommer 1975 - Deutschland war im August ein einziger Glutofen. Wasser musste gespart werden. Autowaschen und Rasensprengen war verboten. Was übrigens Rudi Carell damals zu seinem Lied veranlasst hatte, war der relativ kühle Sommerbeginn in jenem Jahr. Argh ..also doch. Die haben recht mit ihrer Leier. Aber dann fallen mir diese fürchterlich verregneten Ferienwochen im Jahr 1978 ein. Auch im Jahr 1985 war es im Sommer kalt und regenerisch. Ebenso 1987. Und dazwischen die Jahre? Alles super. 1982, 1983 waren extrem warm. Ebenso 1992. Der Rest? Eben einfach durchwachsen, wie Sommer nun mal sind. Jederzeit durch diverse Wetteraufzeichnungen belegbar. Bis auf ein paar wenige Ausnahmen nach oben oder unten keine gravierenden Veränderungen. An diese Sommer kann ich mich allerdings kaum erinnern.
Warum also ewig diese Leier? Nun, ich denke, dass eben diese heißen und unbeschwerten Kindheitssommer eher im Gedächtnis haften bleiben, als Regen und Sturm. Und je weiter sie zurück liegen, also je älter wir werden, desto mehr erinnern wir uns. Besonders an Regensommertagen wie heute. Und sind wir mal ganz ehrlich ... auch das Eis ... es schmeckte doch früher viel besser als heute.
Und jetzt ... habe ich einen Ohrwurm
Gruß vonner Grete