Montag, 14. Dezember 2015

Weihnachtspause

Weihnachtspause 

Und wieder neigt sich ein Jahr dem Ende zu. Weihnachten steht vor den Toren. Zeit für Stille und Besinnlichkeit. Zeit für Familie und Freunde. 
Ich möchte mich bei allen bedanken, die auch im Jahr 2015 Gretes Geschichten gelesen haben. Und hoffe sehr, dass ich damit ein bisschen Freude verteilen konnte.
Euch allen da draußen wünsche ich ein friedvolles Weihnachtsfest im Kreise Eurer Lieben. 

Eure Grete


 

Dienstag, 8. Dezember 2015

Von einem Mistelzweig und Wolke 4

Von einem Mistelzweig und Wolke 4 

Das Fräulein Grete Meier saß in eine Decke gehüllt auf ihrem Balkon und blätterte in alten Fotoalben. Immer wieder griff sie dabei in die Schale mit den Weihnachtsplätzchen. Selbstgebacken versteht sich. Ab und an rutschte ihr ein Seufzer über die Lippen, aber die meiste Zeit lächelte sie stillvergnügt vor sich hin. Wie verliebt sie doch damals gewesen war.  So richtig mit tausenden von Schmetterlingen im Bauch. Wie schlank sie aussah auf dem Bild.  Und die Haare, lockig und bis über die Schultern. Sie fuhr mit den Fingerspitzen über das Gesicht neben ihr auf dem alten Foto. Rolf! Dreimal Wolke sieben und zurück. Grete schloss die Augen und holte sich die Szene am Strand zurück. Hach,  in der Vergangenheit zu Schwelgen ist schon was Feines. Viel zu selten hat man Zeit und Ruhe dafür.
"Na Frau Meier, das is ein Wetterchen, gell? Fünfzehn Grad in der Sonne. Und das so kurz vor Weihnachten"
Fast wäre die Grete von ihrer Bank gekippt, so sehr erschrak sie. "Mensch Herr Heinevetter, müssen sie sich so anschleichen? Ne alte Frau verträgt sowas nicht mehr ..."
Schuldbewusst blickte Herr Heinevetter auf seine Puschen. "Tut mir leid, Frau Meier. Aber weil es so warm ist, habe ich nicht daran gedacht richtige Schuhe anzuziehen." Neugierig beugte er sich über die Mauer. "Was schauen sie sich denn da an? Fotos von Verflossenen?"
Grete überhörte geflissentlich die Frage. Das fehlte ja noch, dass der Heinevetter Bilder von ihr im Bikini zu sehen bekam, dachte sie. Schnell klappte sie das Album in ihrer Hand zu, legte es zu den anderen neben sich auf die Bank und stand auf.  "Kekse, Herr Heinevetter? Zimtsterne, selbst gebacken, die mögen sie doch so gerne." Grete hielt ihm die Schale direkt unter die Nase. "Greifen se ruhig zu, ich hab noch jede Menge. Ach was, nehmense doch gleich die ganze Schale..." Sie drückte ihm die Schale in die Hand. "Ich muss dann auch mal wieder ..."
Und Schwupps war die Grete auch schon mit dem Stapel Alben in ihrem Wohnzimmer verschwunden. Zurück blieb ein perplexer Herr Heinevetter mit einer Schale Zimtsterne in den Händen, der ihr hinterher starrte. aber nicht lange. Feiner Zimtduft stieg in seine Nase und kitzelte seinen Gaumen. "Was solls", murmelte er vor sich hin, griff in die Schale und stopfte sich gleich zwei Kekse auf einmal in den Mund. "Hmmm ... backen kannse ..." 

Grete hatte sich mittlerweile an ihrem Computer verzogen. Skypen mit Lieschen war heute nicht drin, da diese mit Herrmann den ganzen Tag unterwegs sein würde. Irgendein Museum anschauen. Mit Museen hat es die Grete nicht so. Lieschen eigentlich auch nicht. Aber der Herrmann. Und naja, was tut man nicht alles so, wenn man ... 
Grete mochte nicht weiterdenken. Dennoch konnte sie ihre Gedanken nicht aufhalten.Würde sie auch, wenn ... also wenn der Holzmann ... Grete!!! Denk nicht mal dran. Es war nur ein einziger Kuss. Völlig harmlos. Und praktisch erzwungen. Von einem Mistelzweig. Das gilt nicht. Das hat nichts zu sagen. ÜBERHAUPT NICHTS! Und geschmeckt hat es eh nur nach Eierpunsch. 
Grete bearbeitet entschlossen die Tastatur: Liebes Lieschen ... ich glaube, ich habe mich ein bisschen verliebt ... du ahnst bestimmt schon in wen ...
Grete schrieb und schrieb. Von der Weihnachtsfeier, zu der Herr Holzmann sie freundlicherweise begleitet hatte, von dem tollen Kleid, dass sie getragen hatte, von Eierpunsch und ihren Kollegen, die ihr alle zu Herrn Holzmann gratuliert hatten. Sogar der Chef hatte gemeint, was für ein netter Mann das sei und wie gut er doch zu ihr passen würde! Hah, als ob ... 
Und sie schrieb Lieschen von dem Mistelzweig unter dem sie sich urplötzlich (ich schwöre Lieschen, ich hab den nicht gesehen!) mit Herrn Holzmann befunden hatte und davon, dass Susi und Berta plötzlich angefangen hatten "Küssen, küssen, küssen" zu rufen. Natürlich hatten dann plötzlich alle anderen auch nichts Besseres zu tun gehabt, als ebenfalls ins gleiche Horn zu stoßen. Lieschen, mir ist nichts anderes übrig geblieben. Ich musste den Holzmann küssen. Und ich sag dir ...
An dieser Stelle unterbrach die Grete ihren Schreibfluss. "Herrgottnocheins Grete", fluchte sie laut. "Was schreibste denn da für einen Müll. Verliebt ... ich doch nicht ...
Ein Klick und die E-Mail war gelöscht. Fürs Erste ...








Dienstag, 1. Dezember 2015

Das Fräulein Grete Meier löffelt ihre Suppe

Das Fräulein Grete Meier löffelt ihre Suppe

"Boah Lieschen, ich bin ja sowas von blöde ... ich könnt mich in den Hintern treten!" Das Fräulein Grete Meier schlug sich mit der Hand vor die Stirn. Lieschen, auf dem Bildschirm, sagte nichts. Sie hob nur ebenfalls eine Hand und zeigte der Grete einen Vogel. Sehr deutlich. 
"Ja was soll ich denn nun machen", jammerte die Grete. "Echt jetzt, du bist mir auch keine Hilfe!" Grete warf einen vorwurfsvollen Blick in die Kamera. Lieschens Antwort bestand lediglich aus einem schiefen Grinsen.
"Nu sag doch mal was, bevor ich hier total ausklinke!" 
"Mensch Grete", tönte es aus dem Lautsprecher. "Da kann ich dir nun wirklich nicht helfen. Diese Suppe haste dir selber eingebrockt. Was biste auch immer so voreilig. Und überhaupt, was is denn schon dabei. Der Holzmann ist doch ganz umgänglich. Sagste ihm einfach was los is und dann .."
Grete unterbrach sie. "Nee, auf keinen Fall. Eher fall ich tot um. Ihh muss mir was anderes einfallen lassen. Ich hab da auch schon ne Idee. Grippe ... ja, so mach ich es. Ne richtig schöne Grippe. Heiser kann ich, Liescchen. Das merkt keiner. Hör mal ..." Grete hustete dreimal und sprach mit Flüsterstimme weiter. "Leider, ich kann nicht kommen, die Stimme, der Hals und Schnupfen habe ich auch und das Fieber ... 41 Grad, ich muss bestimmt ins Krankenhaus." 
Lieschen konnte sich vor Lachen kaum noch halten. "Grete, komm mal wieder runter", gluckste sie, nachdem sie sich einigermaßen von Gretes Ichmalmalaufkrank erholt hatte. "Denk nach und dann tuste das, was de immer tust. Pack den Stier bei den Hörnern. So, nu muss ich aber auflegen. Herrmann hat die Pizza fertig. Ich meld mich am Sonntag, dann kanste mir erzählen, wie es ausgegangen is ... und bis dahin ..halt die Ohren steif." Noch ein letztes Winken in die Kamera und das Lieschen verschwand vom Bildschirm.
Pizza ... na, die brauchte sich ja um  sowas keine Sorgen machen. Die hat ja Herrmann. Ehe Grete den Faden weiterspinnen konnte, wusste sie bereits, wie ungerecht das von ihr war. Beschämt senkte sie den Kopf. Grete, denk nach ... Sie griff nach einer Zigarette und zündete sie an. Lieschen hat ja recht. Schuld biste selber. Nur wie aus der Nummer herauskommen?
Drei Zigaretten später wusste die Grete immer noch nicht, was sie tun sollte. Krankstellen war im Grunde keine Option. Dafür mochte sie die jährliche Weihnachtsfeier viel zu gerne. Was zum Henker hatte sie nur heute morgen im Büro geritten. Sie wusste es nicht. 
Heidi Seelig hatte morgens die Liste der Teilnehmer erstellt. Und nur ganz zufällig hatte die Grete mitangehört, wie sie zu Eido gesagt hatte, dass Grete ja wie jedes Jahr alleine kommt und somit neben Berta Kalt sitzen soll, die ja auch ohne Anhang ist. Dieses Jahr sollten nämlich zu der Weihnachtsfeier auch die Partner eingeladen werden. Grete verfluchte innerlich die Idee vom Chef. Doch anstatt den Mund zu halten hatte die Grete spontan in Richtung von Frau Seelig gerufen: " Ich bin nicht allein. Ich bring meinen Freund mit. Den Herrn Holzmann. Jawoll!" Schon als die Säze heraus waren, hatte die Grete sie bereut. Über das Gesicht von der Seelig hatte sie sich dennoch amüsiert.
Nu denn, Grete, jetzt gibbet kein Zurüch mehr. Is ja nich so wie bei den Politikern, die heute was sagen und morgen davon nix mehr wissen wollen! Nee, nee, wenn die Grete wat sacht, dann stehtse auch dazu.... Grete ordnete ihre Gedanken, dann das Haar. Noch ein Blick in Spiegel, etwas Lippenstift ( is immer gut, wenn man einem Mann etwas abringen möchte ...) und dann ...
Schultern gestrafft und ab in die Höhle des Löwen. Grete griff nach ihrem Schlüsselbund. Entschlossen öffnete sie die Wohnungstür und trat in den Flur. "Na, dann wollen wir mal. Wäre doch gelacht, wenn ich den Holzmann nicht überreden kann mit mir zur Weihnachtsfeier zu gehen ...!"





 


Dienstag, 17. November 2015

In eigener Sache

In eigener Sache

Hallo Ihr Lieben da draußen,
auf Grund der dramatischen Geschehnisse in Paris in den letzten Tagen, die mich doch sehr mitgenommen haben, sehe ich mich diese Woche außerstande Lustiges aus dem Alltag von Fräulein Grete Meier zu erzählen. 
Weil schon soviel darüber geschrieben und gesagt wurde, und ich von dem Thema auch die schreibenden Finger nicht lassen könnte, fällt auch "Gretes Senf am Mittwoch" diese Woche aus.
Ich bin einfach noch zu aufgewühlt und meine Gedanken sind in diesen Tagen bei den Angehörigen und Freunden der Opfer, bei den Überlebenden, bei den Rettern und Helfern.  

Gruß vonner traurigen und bestürzten Grete






Mittwoch, 11. November 2015

Gretes Senf am Mittwoch (11.11.15)

Gretes Senf am Mittwoch (11.11.15) 

Nu sinde se wieder los. Die Jecken. Pünktlich um 11 Uhr 11 hat man sie freigelassen. Zumindest in den Karnevalshochburgen. Kölle Alaaf ... oder so ähnlich. Na, mal schauen, was die Session so bringt. Alkoholleichen auf jeden Fall und das ganz sicher nicht nur heute. Leider. Is ja nix Neues.

Neues gibt es auch kaum im Blätterwald. Da kann es noch so rauschen, mich interessiert da nix momentan. Euch etwa? Kann ich mir kaum vorstellen. Sind wir dochmal ehrlich ... dem Hauptteil der Bevölkerung geht es doch zur Zeit am Arsch vorbei, ob dem Kaiser seine Krone angekratzt ist. Und wer bitte ist Herr Niersbach? Das Sommermärchen? Ja, kenne ich. War gut. Und nu? Nicht, dass ich Korruption und Bestechung, egal wo, egal wer, gutheiße. Es gibt aber doch viel wichtigere Themen, die zu dieser Jahreszeit unsere Synapsen knallen lassen. 
Liebe  Redakteure, fragt doch mal die Menschen auf der Straße, was sie wirklich bewegt. Ganz bestimmt nicht das Halloween-Outfit von uns Heidi. Was im Übrigen einfach nur scheußlich ausgesehen hat. Da schon eher, ob St. Martin noch reiten darf oder ob unsere Kinder zukünftig nur noch einem x-beliebigen Laternenträger singenderweise hinterhereilen. Warum weiß in einigen Jahren dann nur noch der Henker. Dann wäre da noch die Frage, welche Farben dieses Jahr den Weihnachtsbaum zieren sollen. Sowas muss gut überlegt sein. Und frühzeitig entschieden. Nachher ist noch alles ausverkauft und man muss doch wieder auf die guten alten roten und goldenen Kugeln zurückgreifen. Wer will das schon. Zumal Rot immer so schlecht zu den fliederfarbenen Sofakissen passt. Kekse müssen auch noch gebacken werden. Eulenformen sind betreits jetzt schon kaum noch zu kriegen. Und überhaupt, wo soll man dieses Jahr Heiligabend verbringen. Wieder bei Oma und Opa? Das war doch letztes Jahr schon stressig. Oma hatte mal wieder keine Batterien für das Hörgerät und Opa  ... na, lassen wir das. Dann die Geschenke ... da muss man sich Gedanken machen. Lange. Das nimmt jede Menge Zeit in Anspruch. Ebenso die Art der Verpackung. Es geht doch nix über hübsch und mit viel Liebe eingepackte Krawatten und Socken. Der Strohsternebastelnachmittag im Kindergarten muss auch geplant werden. Wer bringt die Kekse mit (Zucker- und Glutenfrei natürlich), wer macht den Kakao. 
Diverse Weihnachtsfeiern stehen auch noch auf dem Plan und Stiefel müssen geputzt und gefüllt werden. Termine über Termine. Und bei allem immer die Zeit im Nacken. Mahnend. Heiligabend ist schon Morgen! Meinense wirklich da interessiert uns, wer da wo und wieviel Millionen auf irgendwelchen Konten hin und her geschoben hat? Eher wohl nicht.

Gruß vonner Grete






Dienstag, 10. November 2015

Von Wehmut und Anerkennung mit Mentholgeschmack

Von Wehmut und Anerkennung mit Mentholgeschmack 

"Hamse schon gehört?" ... Hatte das Fräulein Grete Meier nicht. Und eigentlich wäre es ihr lieber gewesen, wenn Herr Heinevetter damit etwas Tratsch aus dem Haus gemeint hätte. Aber so ...
Grete lehnte sich auf ihrem Lesesessel zurück. Für jeden kommt ja mal der Tag, dachte sie traurig. Und 96 Jahre ist ja nun wirklich ein hohes Alter. Dennoch ... 
Obwohl sie Helmut Schmidt nie persönlich begegnet war, ging ihr die Nachricht über seinen Tod an die Nieren. Grete nippte an einem kleinen Glas Mirabellenschnaps. Ein  kleiner großer Mann, das war er. Immer in Zigarettenqualm gehüllt. Reyno-Menthol. Sie konnte sich noch gut an die Filmaufnahmen und Reportagen erinnern, die sie über Sturmflut, damals in Hamburg, gesehen hatte. Als er noch nicht Kanzler sondern Senator der Polizeibehörde in der Hansestadt gewesen war. Und ohne rechtliche Grundlagen gehandelt hatte. Alles hatte er getan, damit sich diese Katastrophe nicht noch zu einer weitaus größeren ausweitete. Nie waren seine Worte leer gewesen. Immer gefolgt von Taten. Sicher, manchmal recht unverblümt. Und doch, immer zum Wohle der Bürger dieses Landes. Was hatte sie sich gefreut, dass er 1974 Kanzler wurde. Auch wenn dies auf dem Rücken von Willy Brandt geschehen war, den die Grete im Übrigen auch sehr gemocht hatte. Ein würdiger Nachfolger ist er gewesen. Der die damalige Bundesrepublik durch die Ölkrise geführt und unnachgiebig der RAF die Stirn geboten hatte. Gut, man mag einige seiner Entscheidungen aus der Zeit heute mit anderen Augen sehen. Er selber hat ja mal in einem Interview gesagt, dass er heute anders handeln würde und seine Entscheidung, nicht auf die Lösegeldforderungen der Schleyer-Entführer eingegangen zu sein, bereut. 
Grete zündete sich eine Zigarette an. Menthol. Wie immer. Vor ihrem inneren Auge stiegen Bilder der damaligen Fernsehansprache von Helmut Schmidt auf. Sie schüttelte sich. Nein, in seiner Haut hätte sie damals nie und nimmer stecken wollen. Sie dachte an die Landshut. Die Berichte und Filmaufnahmen der Stürmung des entführten Flugzeuges durch die GSG 9 in Mogadischu liefen wie ein Film ab. Der tote Pilot, die Bilder des später ermordeten Hans Martin Schleyer. Was für ein Drama. Und für alles hatte Helmut Schmidt die Verantwortung getragen. So eine große Last auf schmalen Schultern. Grete verneigte sich. Im Qualm ihrer Zigarette. Noch einen Zug. Allein für dich Helmut Schmidt, für dich und deine Loki. Die immer zu dir gehalten hat. In guten, wie in schlechten Tagen. 
Jetzt rollten der Grete doch ein paar Tränen über die Wangen. Wieder zog sie an ihrer Zigarette. Helmut, dachte sie, jetzt kannste wieder mit ihr zusammen eine rauchen. Das haste dir verdient. Aber sowas von. Ruhe in Frieden. 

Ein letzter Gruß vonner Grete






Mittwoch, 4. November 2015

Gretes Senf am Mittwoch (04.11.15)

Gretes Senf am Mittwoch (04.11.15) 

Gestern. Irgendwo auf der A1 Richtung Köln. Graffiti auf Pfeilern und Brücken sind ja nun nix Neues. Aber was ich da lesen musste, an einer Brücke die über die Autobahn führte, hat mich sprachlos gemacht. TOD UND HASS DEM BVB prangte dort in riesigen Lettern. Naürlich habe ich schon von Hooligans gehört und gelesen. Von radikalen Fußballfans, die randalieren und sich mit Fans rivalisierender Fußballclubs blutige Schlägereien liefern. Die im Stadion Terror machen, sogar mit angewandter Pyrotechnik gefährliche Situationen hervorrufen. Fans, die sich besaufen. Fans, denen der Fußball wichtiger ist, als Familie, Arbeit oder Freunde. Das ist für mich ja schon unverständlich. Aber solche Sprüche? Das übersteigt mein Denkvermögen und mein Verständnis komplett. 
Dieser Spruch hat mich heute den ganzen Tag nicht mehr losgelassen. Also habe ich mich ein wenig auf Spurensuche begeben. Im Netz. Und bin entsetzt. Nicht nur, dass es eine Facebookgruppe gibt (zugemüllt mit Sprüchen und  Postings, die alle in eine Richtung zielen), die sich ebenso benennt, wie das Graffiti an der Brücke, nein, es gibt zig brutale und menschenverachende Youtubevideos zu dem Thema. Da wird z.B. die berühmte gelbe Wand auf der Südtribüne im Dortmunder Stadion gezeigt. Ein Totenkopf wird von zig BVB-Anhängern entrollt. Sieht gigantisch aus ... und ist an sich ja nichts Verwerfliches. Fangehabe eben.  Was dann allerdings folgt in dem Video ist sowas von unmöglich, dass ich kotzen könnte. Plötzlich erscheint die Aufnahme einer Rakete, die dann im Fanblock einschlägt. Was bitte sind das für Menschen, deren fiktive Vorstellungskraft soweit reicht, dass sie so ein Video erstellen? Haben wir nicht schon genug Krieg, Tod, Hass und Leid in  der Welt? Wo lebe ich eigentlich?
Auch ich mag Fußball und ja, ich halte auch seit zig Jahren einem Club die Treue. Nein, ich besitze keine Fanrtikel und an meinem Auto klebt auch kein Aufkleber. Ich weine auch nicht, wenn der Club mal wieder verliert. Das sind alles Menschen, das ist Sport. Es wird immer Gewinner und Verlierer geben. Und  wenn ich die Wahl habe zwischen einem Bundesligaspiel im Fernsehen und einem Kaffee mit meiner Tochter, ziehe ich letzteres vor. Und doch, ich bin ein Fan. Vielleich ein naiver Fan, einer dem solch falsch verstandene sportliche Treue fremd ist. Immer fremd bleiben wird. 
Seit gestern frage ich mich, wieviel Hass unsere Welt noch ertragen kann. Ich finde keine Antwort.

Gruß vonner verstörten Grete


Dienstag, 3. November 2015

Von Kürbissen und einem Nachtgespenst

Von Kürbissen und einem Nachtgespenst

Endlich vorbei. Süßes oder Saures ... Süßes oder Saures ... ja watt denn nun. Das Fräulein Grete Meier starrte in die halbwegs geleerte Schüssel mit dem Süßkram, die auf ihrer Flurkommode stand. Süß ist besser, entschied sie und schnappte sich einen Riegel Kinderschokolade. Lieber wäre ihr zwar jetzt ein Stück Marzipan gewesen, aber nach all der Aufregung ... in der Not ... Schoki ist Schoki. Ob der Kaffee in der Kanne wohl noch heiß ist? War er natürlich nicht mehr, aber immerhin lauwarm. Grete nahm sich einen Becher und füllte ihn mit dem Rest aus der Kanne. Feuerzeug, eine Zigarette, schnell noch die Jacke übergeworfen und ... aah - die Luft auf dem Balkon tat so richtig gut. Grete beugte sich über das Geländer. Die
Straße, vor einer halben Stunde noch voller lärmender Kinder und Jugendlicher in den abstrusesten Kostümen, lag nun vollkommen ruhig unter ihr. Lediglich eine einsame Gestalt, in einem Hexenkostüm an der beleuchteten Bushaltestelle gegenüber, legte noch Zeugnis ab, von dem turbulenten Geschehen der letzten Stunden.  Langsam gewöhnten sich Gretes Augen an die Dunkelheit. Die Straßenlaternen hinterließen einen gelblichen Schimmer auf dem Asphalt, ein Auto zog eine rote Lichtspur nach sich. In einigen Vorgärten leuchteten noch die Kürbisse als letzte Zeugen eines völlig sinnfreien Abends. Grete mag dieses Halloweengedöhne nicht besonders. "Neumodischer Kram", hatte sie morgens im Büro noch zu Eido und Berta gesagt."Da mache ich nicht mit!"
Der kleine Plastikkürbis, den ihr die Heidi Seelig auf den Schreibtisch gestellt hatte, wurde kommentarlos von ihr in der Schublade versenkt. Was ihr einen missbilligen Blick eingebracht hatte. Immerhin, das Bild von Susis kleiner Anna, welches diese ihr über Whatsapp geschickt hatte,  hatte ihr dann doch ein kleines Lächeln entlockt. Zu allerliebst hatte die Kleine aber auch in dem Kürbiskostüm ausgesehen. 
Grete drückte die Zigarette aus und stellte den Kaffeebecher auf der Balkonbrüstung ab. Grete griff in die Jackentasche. Das Display ihres  Handys leuchtete im Dunkeln auf. Wo ist es denn nur nur ... Jaaa, Anna strahlte sie mit großen Augen und einer orangen Kürbismütze an. Grete wischte zweimal mit einem Finger nach rechts.Nein, wie süß. Luis als Nachtgespenst. Herrlich, wie der drollige kleine Kerl vorhin vor ihrer Tür gestanden hatte. Natürlich in Begleitung von Herrn Heber. Immer wieder hatte er auf den Klingelknopf geedrückt und "Süßes oder Saures" durch den Hausflur gebrüllt. Immer wieder unterbrochen von einem schaurigen "huhuhuhu". 
Jetzt, so im Nachhinein, war Grete ganz froh, dass sie auf Onkel Günther gehört hatte. "Grete", hatte er bei einem Telefonat  nachmittags gesagt, "Grete, das kannste nicht machen. Man muss auch mal alle Fünfe grade sein lassen und mit der Zeit gehen. Wo doch die Kinder so viel Spaß an diesem Hällowien haben. Tante Heidi ist ja auch immer so dagegen. Aber heut isse nicht da. Und ich hab vorhin jede Menge Süßkram besorgt. Das wird lustig. Nu spring mal über deinen Schatten. Süßigkeiten kannste doch wohl jetzt noch beschaffen. Denk mal an den Luis. Du hast mir doch erzählt, dass Frau Heber ihm ein Kostüm genäht hat. Der klingelt doch bestimmt bei dir an der Tür. Was meinste, wie der enttäuscht ist, wenn er dich nicht erschrecken kann!"
Tja, und weil die Grete das natürlich in keinem Fall wollte, war sie über ihren Schatten gesprungen. Und hatte sogar Spaß an der der ganzen Klingelei und den "Süßes oder Saures - Rufen" gehabt. Riesenspaß. Aber sowas von. 




Mittwoch, 28. Oktober 2015

Gretes Senf am Mittwoch (28.10.15)

Gretes Senf am Mittwoch (28.10.15) 

Jetzt ist es amtlich. Ich habe es schwarz auf weiß. Oder genauer: Aus dem Munde eines Fachmannes. Also von einem, der es wissen muss. Mein Auto, oder besser gesagt, das Herz meines Autos, der Bordcomputer, kann nicht mehr mit meinen Reifen kommunizieren. Kein Kontakt mehr möglich. Nichts. Nada. Sozusagen Nulllinie. Immerhin, man teilt es mir mit. Mit Hilfe einer Kontrollleuchte. Ihr versteht nur Bahnhof? Keine Sorge, damit seid ihr nicht alleine. 
Ich mag es nicht, wenn zuviel technischer Firlefanz im Spiel ist. Drei Knöppe an der Waschmaschine reichen mir völlig aus. Auch am Trockner. Je weniger Technik, desto weniger kann kaputt gehen. Meine Devise.
Aber von vorne. Ich habe mir ein neues Auto gekauft. Kaufen müssen, da mir so ein A4-Idiot ungebremst in meinen Pixo gerauscht ist. Vorfahrt achten, davon hatte der wohl noch nie gehört. Totalschaden. Der Pixo war hin. Ich bin Nissan treu gebleiben und habe mir einen schnuckeligen Micra zugelegt. Mit allem Schnickschnack und Pipapo.  
Hab ich schon gesagt, dass ich zuviel Technik nicht mag?  Aber, zu meiner Entschuldigung, es war ein echtes Schnäppchen.  Gut, manches ist sicher sinnvoll, so wie ein Navi mit Touchscreen, Klimautomatik und Sitzheizung (Echt klasse so ein warmer Pöppes). Ok, nach 2 Tagen ging das Beifahrerfenster nicht mehr auf. Ich also in die Werkstatt. Himmel nochmal, wozu baut man einen Knopf ein, mit dem man das Fenster sperren kann? Bin ich wohl versehentlich drangekommen. Aber die Birne für die Fahrzeuginnenbeleuchtung war wirklich kaputt. 
Ein paar Tage später, es war schon dunkel und ich saß noch in meinem Auto , weil mal wieder meine Tasche vom Sitz gefallen war (Ihr kennt das ja bestimmt, irgendwann gehen die Taschen einfach nicht mehr zu!). Ich sammelte also die Utensilien ein ... und da war es. Im Display blinkte im Sekundentakt ein kleines rotes Auto auf. Nein, ich wurde nicht nervös. Ich doch nicht. Lust auf die Bedienungsanleitung hatte ich nach einem so richtig anstrengenden Arbeitstag auch nicht. Wird morgen schon wieder weg sein. War es natürlich nicht. Zumindest nicht im Ruhezustand. Na, die Kollegen werden schon wissen was das ist. Ehrlich, es hörte sich bescheuert an. "Bei mir im Auto blinkt immer ein kleines rotes Auto . . was kann da sein?" Gut, dass meine Kollegen mich kennen und recht verständsvoll sind. Dei Ursache war schnell gefunden (in der Bedienungsanleitung) - Wegfahrsperre. Leuchtet immer, sobald der Schlüssel nicht im Schloss steckt. Scheinbar war mir das die Tage vorher nicht aufgefallen. Da war es aber auch nie dunkel gewesen. 
Dann kamen die Reifen ins Spiel. Der Wagen hatte nur Sommerreifen (Alufelgen, falls es jemanden interessiert) und da der Winter ja bereits Laut gegeben hat, also quasi in den Startlöchern steht, mussten Winterreifen her. Natürlich nicht vom Nissanhändler. Viel zu teuer. Online geht doch auch. Schnell wurde mir (eher meinen netten Kolegen) klar, dass ich spezielle Reifen benötigte, da mein Micra über eine Reifendruckkontrolle verfügt. Ja, das gibt es. Reifendruckkontrolle. Automatisch. Falls mal ein Reifen Druck verliert. Ahh, hatte ich das schon mal? Nee, nie. Aber da das tatsächlich mittlerweile Vorschrift ist bei Neuwagen ... musste das ja nützlich sein. Also habe ich die Reifen in einer Autowerkstatt bestellt und montieren lassen. Damit ich nur ja die  richtigen Reifen bekam. Immerhin 130 Euro weniger bezahlt als direkt beim Nissanhändler. 
Was soll ich euch sagen, mitten auf der Autobahn, bei 140 kmh ging sie an. Eine kleine gelbe Leuchte begann im Display zu blinken. Mir brach der Schweiß aus. Die neuen Reifen hatten keine Luft mehr. Natürlich bin ich sofort an der nächsten Ausfahrt raus. Und mit 40 kmh nach Hause gezuckelt. Ich gebe zu, ich war auch an einer Tankstelle. Aber wie zum Teufel prüft man mit diesem Ding was da steht, den Luftdruck in den Reifen? Die Finger mussten reichen. Fühlten sich alle gut an. Zuhause also mal wieder den Blick in die Bedienungsanleitung. Immerhin hat mich der vor einer schlaflosen Nacht gerettet. Denn wenn nach einem Reifenwechsel das Lämpi für eine Minute blinkt und dann auf Dauer leuchtet, ist es wohl nicht so schlimm. Dann fehlt nur der Kontakt zu den neuen Reifen. Reinitialisieren und fertig.  Häh? Also googeln. Kleiner Trost ... viele schienen dieses Problem zu haben. Auch Männer. Noch mehr Trost. 
Nun denn, in der Werkstatt wurde es mir dann erklärt. Keine Kommunikation mit den Reifen. Aber, gute Frau, wir machen das schon. Nach einer halben Stunde konnte ich wieder fahren. Und was soll ich sagen, die Leuchte verhielt sich ruhig. Für genau 20 Kilometer. Dann ... blink, blink, blink. Nee, nicht mit mir. 
Lieber Bordcomputer, die Reifen sind neu, der Druck stimmt auch, wenn du also nicht mit ihnen reden willst, dann ist das dein Problem. Ich für meinen Teil, bin damit durch. Und damit ich nicht jeden Tag nervös auf das Display starre, habe ich  mir folgendes überlegt. Ab sofort lege ich deine Anwesenheit anders aus. "Achtung, sie haben Winterreifen aufgezogen. Beachten Sie bitte, dass sie damit nicht schneller als 140 kmh fahren dürfen" Das ist nett. Ein richtig netter Hinweis. Damit komme ich klar. Und ja, der nächste Sommer kommt bestimmt. Und die Reifen kennste ja bereits.

Zuviel Technik ist doof. Aber das habe ich ja schon erwähnt.

Gruß vonner Grete




Dienstag, 27. Oktober 2015

Das Fräulein Grete Meier hat (keine) Masern

Das Fräulein Grete Meier hat (keine) Masern

"Masern, ach Gottchen, Lieschen schau doch nur ..." Theatralisch hielt das Fräulein Grete Meier ihren Hals samt Brustansatz in die Kamera. (Wieso eigentlich in? Man hält doch etwas davor ...)
"Grete, ich kann nix sehen. Alles undeutlich. Halt doch mal stille. Bei deiner Zappelei kann die Kamera ja kein ordentliches Bild liefern!"
Grete hörte nicht, oder wollte nicht hören. Stattdessen fummelte sie an der Kamera herum. "Gut, dass ich nicht so ein eingebautes Ding habe. Isses jetzt besser? Kannste jetzt die Flecken sehen? Ach Lieschen, die Masern. Und das in meinem Alter! Lieschen wo biste denn? Ich seh dich  nicht mehr ..." Zwei Sekunden später tauchte das Gesicht von Lieschen wieder auf dem Bildschirm auf.
"Also, echt jetzt,  ich seh doch das Grinsen, was dir noch im Gesicht hängt. Ich sterbe hier fast und du drehst dich weg. Schöne Freundin biste ...!"
Lieschen beugte sich soweit vor, dass nur ihre riesigen Augen auf Gretes Bildschirm zu sehen waren. "Grete, jetzt gehste aber zu weit. Geh in die Küche, koch dir einen Tee, rauch ne Zigarette und wennste dann wieder normal bist, dann kannste mich nochmal anrufen." Der übliche Skypeton erklang und Lieschen verschwand von der Bildfläche. 
"Also, da hört sich doch alles auf! Legt die einfach auf ... sowas ...!" Grete war verärgert. Aber nur für ein paar Minuten. Vielleicht ist ein Tee nicht schlecht bei Masern, dachte sie. Kann zumindest nicht schaden. 

Zehn Minuten später stand sie mit einer Tasse Tee auf dem Balkon. Kein Lieschentee. Nee, jetzt erst recht nicht, da bin ich eigen. Sie zündete sich eine Zigarette an und nach weiteren zehn Minuten war Herr Heinevetter im Bilde. Bestens. Allerdings reagierte er nicht so, wie die Grete es erwartet hatte. "Masern? In ihrem Alter? Wo sie mir doch mal erzählt haben, dass sie alle Kinderkrankheiten hatten, die es unter Gottes Sonne gibt? Nee, das kann nicht sein. Lassense mich mal schauen."
Grete beugte sich über das Geländer und lupfte ein wenig ihren Pullover. Aber nur soweit, dass Herr Heinevetter die Haut etwas unterhalb des Halses zu sehen bekam. Grete ist anständig. Mehr zu zeigen gehört sich nicht. Auch wenn Herr Heinevetter ein älterer Herr ist. "Und, Masern, gell, ich wusste es ...! Grete fing an zu schniefen. "Jetzt kann ich auf keinen Fall morgen die Susi besuchen. Nachher steck ich noch das Baby an!" 
Nachdem Herr Heinevetter ausgiebig die roten Flecken betrachtet hatte (ein bisschen zu ausgiebig fand die Grete im Nachhinein, als sie später wieder mit Lieschen telefonierte), hob er den Kopf und sah der Grete fest in die Augen. "Masern, keine Frage. Absolut tödlich in ihrem Alter. Kann ich ihren PC haben, samt Drucker und Scanner? Ich meine, wo sie ihn ja nun bald nicht mehr brauchen ..."
Grete sah ihn sprachlos an. "Wie tödlich ... ja was ..." Erst als Herr Heinevetter lauthals an zu lachen fing, dämmerte es ihr. "Sie ... sie ... ach rutschen sie mir doch den Buckel runter!" Grete drehte sich auf dem Absatz um und wollte in ihr Wohnzimmer verschwinden. 
"Nu wartense doch, Frau Meier. War nur Spaß. Flecken habense ja, aber keine Masern, ganz gewiss nich. Oder habense Fieber?"
Grete blieb stehen und wandte sich wieder Herrn Heinevetter zu. "Nein, Fieber habe ich nicht." Versöhnlich griff Herr Heinvetter nach ihrem Arm. "Und sonst, irgendwelche anderen Beschwerden? Juckt der Ausschlag?"
Grete, noch immer ein wenig beleidigt, zog ihren Arm zurück. "Juckt nicht, auch sonst  ist alles ok. Außer immer noch Zahnschmerzen. Obwohl mir der Arzt ja gestern den Zahn gezogen hat. Aber mit den Novalgintabletten, die er mir mitgegeben hat, geht das schon."
"Sehense Frau Meier, da ist doch schon des Rätsels Lösung. Habense mal den Beipackzettel gelesen? Meine Frau konnte Novalgin auch nicht vertragen. Hat immer schlimmen Ausschlag bekommen. Stand auch in irgendeiner Ausgabe von der Apothekendingsda. Wartense mal ... ich such die gleich mal raus. Sie wissen ja, ich hebe die alle auf!" 
Grete wusste. Insgeheim hatte sie sich immer darüber amüsiert. Jetzt war sie fast dankbar für die Sammelwut von Herrn Heinevetter. 
Nachdem sie den Artikel zusammen mit Herrn Heinevetter gründlichst studiert hatte, ebenso den Beipackzettel und alles was Mr. Google darüber wusste, war sie beruhigt. Zumindest soweit, dass sie es wagte Lieschen anzurufen. "Keine Masern, Lieschen, hörste ... falscher Alarm. Aber glaub mir, wennste hier gewesen wärst, und die Flecken so richtig gesehen hättest, also leibhaftig und nicht nur über die Kamera ... du hättest ganz gewiss auch an Masern gedacht ...!" 







Dienstag, 20. Oktober 2015

Von passender Deko und kaltem Kaffee

Von passender Deko und kaltem Kaffee 

"Ach ... Oh ... Ah " Vor lauter Achs und Ohs und Ahs, die das Fräulein Grete Meier in Sekundenabständen von sich gab, war der Kaffee bereits kalt geworden. Zumindest ihr Kaffee. Herr Heinevetter hatte seine Tasse ordungsgemäß in heißem Zustand geleert. So wie es sich eben für eine gute Tasse Kaffee gehört. Verzweifelt versuchte er deshalb, Grete auf diesen Missstand aufmerksam zu machen. Doch die reagierte weder auf sein immer lauter werdendes Räuspern, noch auf das nervöse Gefummel und Geklirre mit der leeren Tasse. Zu sehr war sie mit dem Fotoalbum auf dem Tisch beschäftigt. So intensiv, dass ihr ständig die Brille von der Nase rutschte. Endlich schien sie doch etwas zu bemerken, denn sie hob den Kopf. Erwartungsvoll nutzte Herr Heinevetter die Situation und hielt ihr die Tasse direkt unter die Nase. "Schauense mal" 
Grete schaute. Allerdings leicht irritiert.  "Aber das mach ich doch schon die ganze Zeit. Nu nehmense doch mal die Tasse weg, so kann ich die Bilder nämlich nicht sehen. Ach, was war die Hochzeit doch schön. Und wie glücklich der Stefan mit seinem Markus ist. Das sieht man auf jedem Bild. Also ich hätte ja nie gedacht, das weiße Anzüge bei Männern so toll aussehen. Und  die Blumendeko dazu. Alles in Flieder. So geschmackvoll. Wie gut, dass ich mich für das dunkelila Kleid entschieden hatte. Stellense sich mal vor, ich hätte das rote angezogen. Also nein, das hätte ja überhaupt  nicht zur Tischdeko gepasst.  Gell, Herr Heinevetter, da sehense doch genauso. Nee, was war das für eine tolle Rede von dem Standesbeamten. So von Liebe, und wo sie hinfällt und das es egal ist, wen sie trifft. Hauptsache sie ist ehrlich und aus vollem Herzen ..." Jetzt schniefte das Fräulein Grete Meier. "Besser hätte das ein Pfarrer auch nicht machen können. Da sieht man mal wieder, wie borniert die Kirche heutzutage noch ist. Bloß weil die Braut nicht in einem Kleid steckt, wird einem Gottes Segen verwehrt. Totaler Schwachsinn ist das. Aber sowas von!" Grete griff nach ihrer Tasse und trank einen Schluck. Das "Der ist schon kalt" von Herrn Heinevetter ignorierte sie.  Sie blätterte weiter in dem Bildband. "Is ja schon doll, was man heute alles machen kann. Schauense mal hier, Herr Heinevetter." Grete tippte auf ein Foto. "Ein Herzrahmen um die zwei. Wie schön. Und das hat der Stefan alles auf dem Computer gemacht? Is ja doll. Früher mussste man alles mühselig einkleben und dann beschriften. Und immer aufpassen, dass die Fotos nicht aus diesen furchtbaren Klebeecken rutschen. Guckense mal, da bin ich ja. Mit dem Holzmann ... " Grete strich leicht verträumt mit ihrem Zeigefinger über das Bild. Aber nur für eine Sekunde. Schließlich sollte Herr Heinevetter nicht denken ... Ja was eigentlich? Schnell schlug Grete die nächste Seite auf. 
"Ah ... da ist sie ja. Die Hochzeitstorte. Dreistöckig. Buttercreme, eingehüllt in schneeweißen Fondant mit fliederfarbenen Röschen drumherum. Und obendrauf. Nee, was war die lecker. Und der Kaffee erst ... "
"Apropos Kaffee, Frau Meier ... " Herr Heinvetter hielt Grete die leere Tasse nun direkt vor das Gesicht. "Meine ... " Weiter kam er nicht. 
"Was soll das denn jetzt? Wollense mir damit sagen, das mein Kaffee nicht so gut ist wie der in dem Restaurant? Also das ... nee... ehrlich, Herr Heinevetter. Mein Kaffee ist immer gut. Das ist der beste Kaffee überhaupt. Da könnense jeden fragen. Auch den Holzmann ... Mein Kaffee schmeckt ihm nicht. Ja hat man Töne ... "
Jetzt riss Herrn Heinevetter die Geduld. Er griff nach dem Fotobuch und klappte es zu. "Nu hörnse mir mal zu, liebe Frau Meier (Irgendwie kann er sich an das DU nicht gewöhnen), ja, die Hochzeit war toll. Und ja, ihr Kleid passte perfekt zur Dekoration. Und die Torte war auch klasse. Und der Kaffee. Das habense in den letzten zwei Stunden mindestens hundermal erwähnt. Und ebeso oft, habense auch die Bilder angeschaut. Nu is mal gut. Ich will jetzt sofort Kaffee. Ihren Kaffee. Der ist nämlich hervorragend. Und das könnnte ich ihnen auch hundertmal bestätigen.Wenn ich denn welchen in der Tasse hätte ...!



Mittwoch, 14. Oktober 2015

Gretes Senf am Mittwoch (14.10.15)

Gretes Senf am Mittwoch (14.10.15) 

Schnee! Der Winter ist da und der "Goldene Herbst" war gestern. Echt jetzt? Der war da? Wo denn bitte! Ich hab den Herbst nicht gesehen. Winter fängt nämlich für mich an, wenn im Regal meines bevorzugten Supermarktes die Spekulatius, Dominosteine und die Schokonikoläuse (Läuse ... süß ne?) stehen. Das habe ich schon als Kind gelernt. Wenn die da stehen ist Winter. Und bald Weihnachten. Basta! Und diese so nach Weihnachten duftenden Dinge standen da schon, bevor der kalendarische Herbst überhaupt in der Nähe war. Quasi also noch im Sommer. Der Herbst hatte also bei mir gar keine Gelegenheit sich golden oder überhaupt zu zeigen.  Ist aber auch egal. Bald ist Weihnachten. Yippi!!! Obwohl, überall scheint dass noch nicht angekommen zu sein. Zum Beispiel bei den Radiosendern. Last Christmas ... ob die alle gleichzeitig die CD verlegt haben? Hey, ihr da im Radio ... ich kann aushelfen ... 

Helfen ist ja auch so ein Thema in den letzten Wochen. Die einen tun es, die anderen auch ... aber ...
Nun, ich will da nicht schon wieder drauf rumreiten. Das tun andere zu Genüge. Manche sitzen dabei fest im Sattel, andere fallen ...

... wie auch die Beliebtheit von uns Mutti. Ja ... dat Ansehen von Angela sinkt. Gesunken sind auch die Aktien von VW. Ganz tief sogar. Kellermäßig tief. Den Winterkorn haben sie gleich mitgerissen. Ein bisschen tut er mir ja leid. Wo er doch von so rein gar nichts gewusst hat. Shit happens ...

Paderborn hat bis vorgestern auch von nix gewusst. Klar, den Stinkefinger kannten sie. Aber dass sich der ausgerechnet nach Paderborn verläuft! Wo ist das überhaupt? Wahrscheinlich am Arsch der Welt. Die haben, glaube ich, noch nicht mal eine Promidisco. Naja, bis dato wohnte da ja auch keiner. Also ein Promi. Nur Paderborner eben.  Obwohl, wenn ich es mir so recht überlege ... ist der Effe ein Promi?  Hat der was gleistet, außer seinen Mittelfinger auszustrecken? Gilt das überhaupt um den Promistatus zu erreichen? Ich brauch Zeit, um darüber nachzudenken. 

Zeit zum nachdenken brauchen auch die Holländer. Ach was, die haben sie ja jetzt schon. Denn zur EM müssen sie ja nicht fahren. Was für ein Glück. Also für uns, oder besser für die Jungs von Jogi.  Einer weniger auf der Abschussliste. Ich bin mir allerdings nicht so ganz sicher, ob die Jungs nicht auch schon die Rückfahrkarte in der Tasche haben. So wie die auf dem Spielfeld rumeiern in letzter Zeit. Wie meine Oma schon sagte ... Hochmut kommt vor dem Fall. 

Gruß vonner Grete




  

Dienstag, 13. Oktober 2015

Von Wille,Wolle und einem kleinen Betrug

Von Wille, Wolle und einem kleinen Betrug

Das Fräulein Grete Meier stöhnte. Und das nicht zum ersten Mal. Die Augen fest auf das Youtube-Video gerichtet, während ihre Hände Stricknadeln und Wolle umklammerten. Die im übrigen schon quietschte, wenn Grete versuchte eine Masche aufzunehmen. Kein Wunder, denn Gretes Hände waren schweißnass. Und das hatte sich bereits auf die Wolle übertragen. Rosa Wolle, wohlgmerkt. Extra weich. Sozusagen babyweich. "Bestens für ein Mützchen geeignet. Sie wollen doch nicht, dass sich das Kleine unwohl fühlt, weil die Wolle kratzt", hatte die Verkäuferin im Wollgeschäft gesagt. Nein, nein - das wollte die Grete natürlich nicht. Susis kleine Anna, würde nie und nimmer eine kratzende Mütze erhalten. Nicht von ihr. Denn eine solche wollte die Grete stricken. Eigenhändig. Für die kleine Anna. Kaufen kann ja schließlich jeder. Und natürlich sollte es eine ganz besonders schöne Mütze werden. Ausgefallen. Eben, was nicht jedes Baby hat. Geht doch nicht. Nicht bei Susis Kind. 

Also hatte sich die Grete stundenlang Youtube-Videos über selbstgestrickte Babymützen angeschaut. Bis sie endlich fündig wurde. Ein rosa Babymützentraum. Mit Muster und sogar mit einer kleinen Schleife, die mit Perlchen besetzt war. Und kompliziert sah es auch nicht aus. Ohne sich das Video genauer anzuschauen, war die Grete gleich losgestürmt um Wolle, Stricknadeln und Perlchen zu besorgen. Dass es schon Ewigkeiten her war, als Grete das letzte Mal gestrickt hatte, dürfte ja wohl kein Problem sein. Schnell noch Kaffe gekocht und los ging es.
Dann der Schock. Alles in Englisch. Nun gut, hatte die Grete gedacht, wozu gibt es denn Mr. Google, der hat schließlich so ein Übersetzungsdingens. Und ein bisschen Englisch kann ich ja durchaus. Allerdings stellte sich die Sache dann doch als komplizierter heraus, als Grete angenommen hatte. Ständig hatte sie die Wörter nachschlagen müssen und die Nadeln wollten auch nicht so recht. Maschen waren gefallen und nie hatte das das angefangene Strickwerk so ausgesehen wie im Video. Grete war nichts anderes übrig geblieben, als ständig wieder alles aufzuribbeln und von vorne anzufangen. Gut, dass man die Videos zurückspulen kann. 

Verflucht! Jetzt war auch noch die Nadel herausgerutscht. Grete fummelte sie wieder in die Maschen. Sie drehte und wendete das klägliche Etwas. Irgenwie sieht das nicht nach einer Mütze aus. Eher nach einem Kaffepottwärmer. Und das vorher so schöne Rosa, gleicht mehr einem schmutzigen Schweinchenton. 
Sie griff nach der Kaffeetasse. Leer. Auch das noch. Grete schaute auf die Uhr. Mein Gott, da sitzte hier schon drei Stunden und nix is mit Mütze. Vielleicht sollte ich doch ein anderes Video .. vielleicht etwas Einfacheres ... Grete legte Wolle und Nadeln beiseite. Und fing an zu suchen.  Die hier vielleicht? Nee, alles auf Spanisch. Oder die? Komisches Muster. Da, die könnte richtig sein ... nein, doch nicht. Gehäkelt. Gerade als Grete schon aufgeben wollte fiel ihr Blick auf einen rosa Traum. Mit Schleife und Perlchen. "Da ist ja wieder meine Mütze", jubelte sie. Grete klickte das Video an. Deutsch. Sie konnte es kaum fassen. Grete, jetzt biste aber schlauer. Zuerst anschauen, dann anfangen. Gesagt getan. Doch einfacher schien es deshalb nicht zu werden. Auch wenn Grete alles verstand, was die nette Frauenstimme da so erklärte, während sie ihre Nadeln vor laufender Kamera klappern ließ. Grete war kurz davor aufzugeben als ... "Diese besondere Mütze kann auch fertig bei mir erworben werden. Schreiben Sie mir einfach eine E-Mail und nennen mir Größe und Farbe. Die Wolle die verwendet wird kratzt garantiert nicht. Ihr Baby wird sich wohlfühlen." 
Schnell ... Stift , Papier ...  
Fünf Minuten später lehnte sich die Grete aufatmend zurück. "Jetzt ne Zigarette und einen Mirabellenschnaps. Das haste dir verdient!"




 


Dienstag, 29. September 2015

Von #facebookdown und falschen Brüsten

Von #facebookdown und falschen Brüsten

Zahnschmerzen, facebook kaputt und dann noch das Theater am Telefon mit der Berta Kalt. Das Fräulein Grete Meier lag in ihrem Bett und wälzte sich von einer Seite auf die andere. Sie war völlig erledigt. Total erschossen. Immerhin, so langsam zeigte die Schmerztablette Wirkung, denn das unangenehme Pochen im rechten Unterkiefer ließ langsam nach. So einer langwierigen Zahnbehandlung hatte sich die Grete noch nie unterziehen müssen. "Ein Versuch noch, Frau Meier. Wenn wir dann die Entzündung nicht rauskriegen ... na, dann muss der Zahn weg. Aber alles kein Problem, wir setzen dann einfach ein Implantat ein." Der hatte gut reden. Ein Implantat. Was das wieder kosten würde. Trotz Zusatzversicherung. Natürlich hatte die Grete, gleich als sie vom Zahnarzt zurück in ihrer Wohnung war, den Computer angeschmissen und Mr. Google gefragt. Nicht nur nach den Kosten so eines Implantats. Die waren relativ schnell gefunden. Zumindest Pi mal Daumen. Grete hatte auch nach den Methoden geschaut, wie man so ein Implantat einsetzt. Und war über die ganze Sucherei  schnell in irgendwelchen Foren gelandet, wo ihr völlig fremde Menschen eine  Horrorgeschichte nach der anderen auftischten. Da war eine Ulla H. gewesen, aus Herne, der hatte man beim Einsetzen der Verschraubung in den Kieferknochen gebohrt. Oder der Herr Ludger S., aus Hamburg. Bei dem hatte sich alles so entzündet, dass das Zahnfleisch verfaulte. Grete hatte es richtiggehend mit der Angst zu tun  bekommen. Dennoch, sie hatte danach das einzig richtige getan, zumal mittlerweile die Betäubung nachgelassen und der Zahn sich wieder bemerkbar gemacht hatte. Sie hatte die Gefilde gewechselt. Weg von Mr. Google und seinen Schreckgespenstern. Ab zu facebook. Da gibt es wenigstens Katzenvideos. Doch, Pustekuchen, facebook war nicht erreichbar gewesen.  Keine Katzenvideos - keine Ablenkung! Vielleicht twitter? Nun, der alles beherrschende Twittertrend war ... #facebookdown. Als wenn die Grete das nicht selbst schon wüsste. Also doch wieder Ulla H. aus Herne und dieser Ludger aus Hamburg. Wie gut, dass justament das Telefon geklingelt hatte. Die Berta Kalt, was Grete unweigerlich an "Hoch auf dem gelben Wagen ..." erkannt hatte. "Für jeden einen anderen Klingelton, für jeden. So weiß ich immer wer dran ist!", hatte sie erst neulich zu Herrn Heinevetter gesagt. 
Grete drehte sich wieder um in ihrem Bett. Streng darauf achtend, den Kopf nicht allzu sehr zu bewegen. Wo doch gerade Ruhe war in ihrem Mund. Nicht dass da der Zahn wieder wachgerütelt wurde. Nee, wie der Herr Heinvetter da geguckt und neugierig nach seinem Klingelton gefragt hatte. Aber die Grete hatte nix verraten. Sie kicherte. Nach der Kletterpartie damals auf seinem Balkon war es der Grete passend erschienen "Faust auf Faust" von Klaus Lage für ihn auszuwählen. Immerhin hatte er es damals ja Schimanski gleichtun wollen. "Hoch auf dem gelben Wagen" für die Berta. Wo die doch so gern wandert.  
Na, jedenfalls war die Berta in der Leitung gewesen. Also Ablenkung. Und die Grete hatte dann auch gleich losgelegt. Von wegen Implantat für die rechte Seite und dass das ja so teuer sei und überhaupt die ganzen Gefahren bei so einer OP. Grete musste jetzt doch schmunzeln, als sie das Gespräch nochmals Revue passieren ließ. 
"Und stell dir vor Berta, ich kann auch ohne Vollnarkose!" Doch anstatt vor Mitleid zu zerfließen, wie es die Grete erwartet hatte, reagierte die Berta recht ungehalten. "Also, Grete, dass du sowas nötig hast, ausgerechnet du. Also nee, das hätte ich nicht gedacht. Das muss sich doch total falsch anfühlen, wenn man sowas hat!
Grete stutzte. Diesen Aspekt hatte sie noch gar nicht bedacht. "Man gewöhnt sich bestimmt Berta. Und dann fühlt es sich wie echt an."
"Und wieso überhaupt nur rechts? Ist denn links weniger? Das ist mir noch gar nicht aufgefallen." Immer noch klang Bertas Stimme irgendwie empört.
Nun war Grete leicht verwirrt. Doch ehe sie antworten konnte redete Berta schon weiter. Diesmal schwang deutliche Missbilligung in ihrem Ton mit. "Sag mal Grete, und dann noch ohne Vollnarkose? Du fährst doch wohl nicht nach Polen zu irgendeinem Stümper. Und das alles wegen dem Holzmann! Nee, Grete, also wirklich!" 
Tausend Fragezeichen tanzten mittlerweile vor Grete auf und ab. Was bitte hat denn jetzt der Holzmann mit ihrem Zahn zu tun! "Echt jetzt Berta, was quasselst du denn da, Wieso der Holzmann?"
In der Leitung war es augenblicklich still. Grete hörte, wie die Berta scharf die Luft einzog. "Grete, sag jetzt nicht, dass du den Holzmann für einen anderen abserviert hast. So ein feiner Herr. Hätte ich mir ja denken können, dass der nie und nimmer von dir eine Brustvergrößerung gefordert hätte. Also, wie heißt der Kerl?"
Grete fiel dast der Hörer aus der Hand."Berta, was erlaubst du dir. Brustvergrößerung? Ich?!! Für den Holzmann? Oder für wen auch immer ...  Ja bist du denn von allen guten Geistern verlassen?  

Grete, schon halb im Schlaf, lächelte. Zu gerne hättte sie das Gesicht von der Berta gesehen, als die kapierte, dass es nicht um ein Brust - sondern um ein Zahnimplantat ging.




Dienstag, 22. September 2015

Das Fräulein Grete Meier hat den Blues

Das Fräulein Grete Meier hat den Blues

Das Fräulein Grete Meier saß in der geöffneten Balkontür auf einem Stuhl, eingemummelt in ihrer Wolljacke und starrte in den Regen, der unaufhörlich die Geranien mit dicken Tropfen bedachte. Der Himmel schimmerte in einem trägen einheitsgrau. Und das schon seit dem frühen Morgen. So hatte die Grete sich ihren freien Tag nciht vorgestellt. Eigentlich mag die Grete den Herbst ja, vor allem die ersten Tage, wenn die Bäume sich langsam verfärben und im Sonnenlicht die ersten bunten Blätter zu Boden segeln. Doch dieses miese Wetter schlug ihr mächtig auf die Seele. Sonst voller Elan, vor allem wenn sie mal einen Tag in der Woche frei hatte, konnte sich die Grete heute zu nix aufraffen. Den halben vormittag hatte sie lustlos in Schlafanzug und Bademantel mit Kaffeetrinken und dem Lesen diverser alten Zeitungen verbracht. Selbst der PC war ausgeblieben. Ein anschließendes Schönheitsbad hatte ihre Stimmung auch nicht angehoben. Auch Rühreier mit Speck, sonst ein Allheilmittel gegen schlechte Stimmung, hatten nichts ausrichten können. Die Laune blieb im Keller. Zujmal die Grete nur Brot dazu hatte und keine Brötchen. Und das war auch nicht mehr taufrisch gewesen. So wie ich nicht, dachte die Grete, während sie an ihrer Zigarette zog. 
Sie betrachtete ihre Hände.  Faltig. Fast schon wie bei Frau Korters, die immerhin fast 20 Jahre älter ist. Die Grete sog die kühle Regenluft ein. Ist eben der Lauf der Dinge. Das Alter fordert seinen Tribut. Fast 55 Jahre haste nun schon auf dem Buckel. Gute und schlechte Jahre. Grete, wennste ehrlich bist, sind es wohl doch eher mehr gute. Dennoch, jetzt sitzte hier, allein und starrst in den  Regen. 
Ihre Gedanken liefen rückwärts. Was wäre wohl gewesen, wenn ich damals nicht ... Ach herrjeh, ja, der Rolf. "We had joy we had fun, we had seasons in the sun, but the hills that we climbed were just seasons out of time" ... Terry Jacks. Leise summte die Grete die Melodie vor sich hin. Und dann der Unfall ... Mein Gott, wie lange ist das jetzt schon her. Die Jahre bei Tante Heidi und Onkel Günther, der Einzug hier im Haus. Die erste Begegnung mit Herrn Heinevetter ... jetzt schmunzelte die Grete. Wie der damals vor mir stand auf dem Balkon nebenan, mit zerzausten Haaren auf dem schief ein Hut saß von dem der Regen tropfte, und mir einen Kaffee anbot. "So auf gute Nachbarschaft, Frau Meier, und hammse schon gehört ... also ich kann ihnen da was erzählen ..." War genau so ein Regentag gewesen wie heute. Lieschen, die sie vor etlichen Jahren wiedergetroffen hatte und die nun so weit weg wohnt. Ach, wie ich den Mittwochskaffee doch vermisse. Das gute Lieschen. 
Grete erinnerte sich an den ersten Tag von Susi im Büro. Das Gesicht total zugekleistert, auf hohen Hacken und vorlaut. Und heute? Heut isse schon Mama, die Susi. Das waste nie hingekriegt hast Grete! Jetzt liefen die Tränen. Grete kramte nach einem Taschentuch. Dumme Pute, dachte sie, während sie sich über die Augen wischte. Is so, hat nicht sein sollen. Sie schneuzte kräftig in das Tuch. Und außerdem, wer weiß, wozu das alles gut war. Und gut ist. Alleine biste doch deshalb nicht. Da sind Tante Heidi und Onkel Günther, Marie, das ferne Lieschen, die Kollegen und der Chef, Frau Korters, die Hebers,  Luis der Rabauke, Herr Wenig, der Holzmann ( ja, der auch!) und natürlich ... Eine Tür klappte. "Tach Frau Meier, hammse schon gehört?"


 

Dienstag, 15. September 2015

Von einem Stich und blauen Freunden

Von einem Stich und blauen Freunden 

Aufgeregt wuselte das Fräulein Grete Meier durch ihre Wohnung. Schob hier etwas zurecht und da etwas. Zupfte an der zartgelben Tischdecke und rückte wohl zum hundertsten Mal das Besteck gerade. Zwischendurch immer der Blick zur Uhr. Wo zum Henker ist denn nur das Feuerzeug! Grete zog planlos eine Schublade nach der anderen von ihrem Sidebord auf. Nichts. Küche vielleicht? Da fand sie zwar die Zigarettenschachtel, aber kein Feuerzeug. Grete fummelte eine Zigarette heraus und klemmte sie sich zwischen die zart rosé gefärbten Lippen. 24 - Stunden Lippenstift. Sauteuer, aber er war sein Geld wert. Kein rosa Abdruck an den Zigaretten und auch nicht an Glas oder Kaffeetasse. Und er überstand jedes Essen. Ohne Nachziehen. Sogar Rot geht damit. Aber nachdem die Heidi Seelig im Büro mal getönt hatte, dass Rot auf den Lippen ab 40 vulgär aussieht, fristete der rote Lippenstift sein Dasein neben dem blauen Lidschatten (O- Ton Susi: "Total out, Frau Meier!") in der Karnevalskiste. Wegschmeißen kam für die Grete nämlich nicht in Frage. Hat doch schließlich mal was gekostet. Von Blau war sie danach auf bescheidens Beigebraun umgestiegen. Und eben zu Rosè. Ah, da war es ja, das Feuerzeug. Auf der Fensterbank. Rasch zündete die Grete ihre Zigarette an. Doch noch vor dem ersten Zug klingelte es an der Wohnungstür. Ohne zu zögern versenkte die Grete die brennende Zigarette im Blumentopf mit dem Kaktus. Die einzige Grünpflanze in der Wohznung übrigens, die sich permanent hielt. Trotz, oder vielleicht auch, wegen der gelegentlichen Tabakdüngung. Nee, mit Pflanzen in der Wohnung hat die Grete nie Glück. Auf dem Balkon die Geranien dagegen. Ein Traum. In Rot. Das wird ja wohl nicht verboten sein. auch nicht mit Ü 50.  Grete eilte zur Tür. Soll ja keiner sagen, dass geladene Gäste bei der Grete zwei Mal klingeln müssen.

Gretes Stimme überschlug sich fast. Oder ganz, nach Lieschens Gesicht auf  Gretes Bildschirm zu urteilen.  "Jetzt weißte Lieschen, warum du mir unbedingt deinen Tee schicken musst. Alle isser, ausgerechnet heute! Das halt ich im Kopp nich aus!" Grete verdrehte die Augen.  
"Nu mal langsam Grete", antwortete Lieschen. "Hol mal tief Luft und dann erzählste mir alles von vorne. Ich hab kaum etwas verstanden. Nur, dass Herr Heinevetter und dein Holzmann zum Kaffee da waren. Und dass sie einen Stich hatten." 
"Na", empörte sich die Grete, senkte dabei aber etwas die Stimme. "Das kannste laut sagen. Die hatten einen Stich, aber sowas von. Dabei habe ich es nur gut gemeint!" 
Lieschen lachte. "Grete, wenn du schon was gut meinst ...Also, was war los?" 
Grete beugte sich vor und sah direkt in die Kamera. "Ich hatte dir doch erzählt, wie sauer der Heinevetter war, dass ich den Holzmann duze und ihn nicht, wo wir uns doch schon viel länger kennen. Gar nicht mehr geredet hat er mit mir. Guck nicht so, ich habe mich ja entschuldigt bei ihm. Und dann hab ich mir gedacht, ich lad den Holzmann und den Heinevetter mal zusammen zum Kaffee ein. Damit die sich mal kennenlernen. Ich hab extra Pflaumenkuchen gebacken. Und dann, du musst dir diese Peinlichkeit mal vorstellen, dann hatte die Sahne einen Stich!"
Lieschen war verwirrt."Die Sahne? Hast du nicht eben gesagt, die zwei Männer hatten einen Stich? 
"Mensch Lieschen, du hörst aber auch gar nicht zu. Zuerst war es die Sahne und dann der Heinevetter und kurz danach auch der Holzmann. Die haben Lieder gesungen und sogar Brüderschaft getrunken  Stell dir das mal vor! Es war entsetzlich. Der Heineveter wollte sogar mir mir tanzen und der Holzmann hat sich eine der Rosen aus der Vase geschnappt und sie sich zwischen die Lippen geklemmt. Zwei Tassen und ein Teller sind kaputt. Ich brauch den Tee, Lieschen, dringend!"
"Grete!", Lieschens Stimme klang streng. "Grete, du hast doch nicht etwa den Mirabellenschnaps von Tante Heidi ..." Sie redete nicht weiter.
"Naja!", kam es recht kleinlaut von der Grete. "Ich dachte, weil doch die Sahne einen Stich hatte .. so für den Magen ... woher sollte ich denn wissen, dass die nicht Mal ein, zwei Schnäpse vertragen! Kann ich doch auch."
"Das sind wohl eher vier, fünf gewesen laut deinen Schilderungen, gell?"
Grete versank regelrecht in ihrem Schreibtischstuhl. Sie traute sich kaum noch das Lieschen anzublicken. "Nun, da kannste recht haben. Wenn ich so recht überlege, war die Flasche fast voll. Nu isse leer. Und irgendwie geht es mir jetzt gerade gar nicht gut.. Mir dreht sich alles. Aber sowas von ..."




Dienstag, 8. September 2015

Das Fräulein Grete Meier hat die Hose voll

Das Fräulein Grete Meier hat die Hose voll

Das Fräulein Grete Meier schwang sich von ihrem Fahrrad, lehnte ihr Vehikel an den rostigen Mülleimer und setzte sich schnaufend auf die Parkbank. Sie nestelte ein Taschentuch aus ihrer Jackentasche und wischte sich den Schweiß von der Stirn. "Grete, du wirst alt", murmelte sie dabei. "Nicht mal zwei Kilometer schaffste ohne Pause!" Im Grunde wusste sie genau, dass weniger ihr Alter daran schuld war, dass sie nach Luft schnappend und mit Herzjagen auf der Parkbank saß, sondern viel mehr ihre ewige Unlust an jeglicher Art von sportlicher Betätigung. Aber das muss man ja nicht laut sagen. Auch nicht, wenn es eh keiner hören konnte. Ab und an ein bisschen Gymnastik ... das reicht doch. Und wenn ihr Arzt fragt, na dann wird aus dem ab und an ganz gerne mal ein "Jeden Tag Herr Doktor, jeden Tag ein bisschen, ehrlich!" Grete schob den Gedanken an den zweifelnden Blick ihres Arztes in die hinterste Ecke ihres Kopfes. Und die mahnenden Stimme von Dr. Heimel: "Denken sie an ihren Blutdruck, Sport ist wichtig", gleich hinterher. Denn wichtig war jetzt etwas ganz anderes. 
Grete nestelte am Gepäckträger des Fahrades. Besser gesagt, an der knallgelben Tasche, die sie dort festgeklemmt hatte. Schnell fand sie in den endlosen Weiten der Tasche, das was sie suchte. Da lag er, unter dem Handy und der Packung Tempos. Zwischen Hausschlüssel, Brieftasche, Hustenbonbons, diversen Einkaufsquittungen, einem Schraubenzieher (Ach da ist der!) Zigarettenschachtel und Feuerzeug. Ein Brief. Schmal und in elegantem Champagnerton gehalten. 
"Nur unter Protest, Frau Meier!", hatte Herr Heinevetter gesagt, als er vorhin bei ihr geklingelt hatte. Mit spitzen Fingern hatte er ihr den Brief entgegengestreckt. Begleitet von einem wütenden Blick. Sie hatte sich gar nicht getraut den Brief zu öffnen. Stattdessen hatte sie ihn in die gelbe Handtasche gesteckt und sich auf das Rad geschwungen. Raus an die Luft. In den Park, zum Nachdenken.
Grete drehte und wendete den Umschlag. Für Frau Grete Meier stand darauf geschrieben. Immer noch unschlüssig und auch etwas beunruhigt starrte die Grete auf die Schrift. Wenn der mir jetzt ... und dann auch noch schriftlich ... die Grete mochte gar nicht weiterdenken. Stur war er ja schon immer, der Heinevetter. Aber sowas von. Gretes Gedanken liefen von einer Ecke in die nächste. Dann im Kreis. Ohne Ausweg. Sie straffte ihre Schultern. Also wenn der Heinevetter mir wirklich wegen der Sache mit der Duzerei die Freundschaft kündigt, dann .... Ja was dann? Grete wurde es urplötzlich schlecht. Sie sah sich schon auf dem Balkon stehen, allein, Selbstgespräche führend und einsame Rauchwölkchen in die Luft pustend. Keine Fußballabende mehr mit Schnittchen und nie wieder: Hammse schon gehört ... Grete zitterte und der Brief fiel aus ihren Händen. Grete bückte sich und hob ihzn wieder auf. Es hilft nix, Grete, du musst ihn öffnen. 
Mit einem Ruck riss sie den Umschlag auf. Eine Karte! Eine Karte? Grete zog sie heraus. EINLADUNG prangte ihr in ein fein ziselierten Schrift entgegen. Wie jetzt? Keine Freundschaftskündigung, eine Einladung? Aufgeregt las die Grete weiter. Stefan Heinevetter und Markus Werberitz sagen JA ... am 26. September 2015 ... im alten Rathaus in ...
Stefan heiratet? "Wie geil ,ist das denn!", entfuhr es der Grete. Und mich will er dabei haben  ... Grete kullerten ein paar Tränen über die Wangen. Was für ein guter Junge, der Neffe von Herrn Heinevetter. 
Herrjee, Herr Heinvetter. Keine Freundschaftskündigung also. Grete war sichtlich erleichtert. Gleichzeitig kamen ihre Schuldgefühle wieder hoch. Denn dass Herr Heinevetter immer noch sauer ist, steht wohl kaum außer Frage. "Nur unter Protest!" Also das hat er damit gemeint. Nur unter Protest hat er ihr die Einladung übergeben. Grete grinste. Sie konnte sich die Szene ganz gut vorstellen, als Stefan Herrn Heinevetter die Einladung für die Grete mitgegeben hatte. Mit Engelszungen wird er auf Stefan eingeredet haben. Aber der Junge ist eben auch stur. Naja, Äpfel fallen ja bekanntleich nie weit vom Stamm herunter. 
Grete steckte die Karte wieder in den Umschlag zurück, selbigen in die gelbe Tasche, die sie wieder fest auf den Gepäckträger klemmte und schwang sich auf das Rad. Beschwingt trat sie in die Pedale. Ihre Gedanken tanzen bei jedem Tritt Samba. Eine Hochzeit. Wie aufregend. Nee, was da alles noch erledigt werden musste. Ob das blaue Kleid wohl noch passt? Und überhaupt, zum Friseur musste sie auch. Ganz dringend. Und neue Schuhe und einen neue Handtasche. Passend zum Kleid natürlich. Und wenn es regnet? Was die Braut wohl trägt? Hier stockte die Grete etwas. Wer ist denn da nur die Braut, oder spricht man da von zwei Brätigammen? Immerhin, so  eine Hochzeit nur mit Männern, das war auch für die Grete neu. Da musste noch einiges recherchiert werden. Man will ja schließlich nichts falsch machen. Und die Grete schon dreimal nicht. Hoffentlich weiß Mr. Google da etwas drüber. 
Aber zuerst ... nun zuerst musste die Sache mit Herrn Heinevetter bereinigt werden. Und zwar ganz schnell. Da half nu nix mehr.
Mittlerweile war Grete wieder zuhause angekommen. Ungeachtet ihres Blutdruckes, der mittlerweile ganz sicher einige Höhen erklommen hatte, stürmte die Grete in ihre Wohnung und schnurstracks auf den Balkon. Gott sei Dank, da stand er. Mit einer Zigarette im Mundwinkel. "Mein lieber, lieber Herr Heinevetter ..."



Mittwoch, 2. September 2015

Gretes Senf am Mittwoch (02.09.15)

Gretes Senf am Mittwoch (02.09.15)

Uhhh ... da hat doch einer das N -Wort gesagt . Wie böse. Böse. böse, böse. Aber sowas von! Ne, Herr Joacheim Herrmann, das war nicht fein. Dafür gibbet Hause. So richtig. Vonner Presse, von den besetzten Hockern der längsten Theke der Welt (facebook), ja, sogar von allem Zwitschervögeln. Also, um es klar auszudrücken: Von allen Seiten. Nur einer regt sich nicht auf. Der Betroffene, der, dem der Satz " ... war immer ein wunderbarer Neger ..." gegolten hat. Roberto Blanco. Der versteht nämlich wie ich, die ganzen Schreie nach Vergeltung überhaupt nicht. Der hat scheinbar als einziger (neben mir natürlich) verstanden, dass dieser Satz lediglich eine spontane und nett gemeinte (nett in Richtung Roberto Blanco) Reaktion auf die Aussage eines bayrischen Mitbürgers war. Der da lapidar sagte, er wolle keine Neger haben. Okay, ich gebe zu, hätte Herr Herrmann ein wenig nachgedacht und den Satz nicht gleich rausgehauen ... tja, dann hätte am nächsten Tag Stille auf FB und Twitter und in den Medien geherrscht. Nun, das kann man ja nicht verantworten, oder? 
Jetzt mal Butter bei die Fische. Soviel Aufregung um Nix. Ist das nötig? Klar, in der heutigen Zeit, ist es Sitte, derartige Wörter zu vermeiden. Es gehört quasi zum guten Ton, sie nicht auszusprechen. Schließlich will man ja kein Rassist sein. Ich bin mit Mohrenköpfen, Negerküssen, Sarottimohren und den 10 kleinen Negerlein groß geworden. Herr Herrmann garantiert auch. Mir fehlen sie. Ungemein. Schaumküsse, was für ein blödes Wort. Ein Negerkuss ist ein Negerkuss und bleibt ein Negerkuss. Für mich. Basta. Nichts desto Trotz gehöre ich auch zu der Gemeinde der N-Wort Vermeider. Farbige, oder Menschen mit dunkler Hautfarbe, hört sich in der Tat wesentlich netter an. Also Herr Herrmann, nächstes Mal einfach das Gehirn für ein paar Sekunden einschalten und dann erst loslegen. Aber das weiß der Herr mittlerweile. Ganz sicher. Das braucht man ihm kein zweites Mal zu sagen.

Mehr als ein zweites Mal möchte ich allerdings der BILD etwas sagen. Und das schon seit Tagen. Liebe BILD-Online ... ich mache eure Seite jeden Morgen auf. Man will ja schließlich kurz und knackig wissen, was über Nacht so in der Welt passiert ist. So quasi noch vor dem ersten Schluck Kaffee. Das VOR dem Kaffee ist jetzt echt wichtig. Der wäre mir nämlich glatt wieder hochgekommen. Der Schluck, wenn ich ihn denn getrunken hätte. Denn seit Tagen blickt es mich morgens an. Dieses Gesicht. Muss das sein?  Reicht euch nicht der POPO von  Kim Kardashian? 
Ich will ihn nicht sehen, diesen Irren mit dem hasserfüllten stieren Blick und dem lächerlichen Bartersatz unter der Nase. Und von Goldschätzen in einem Zug, will ich auch nichts wissen. Denn, wenn es tatsächlich vorhanden ist: Es ist dreckig. Dreckiger geht es schon gar nicht mehr. Schiebt es euch sonstewo hin. Samt dieser Fratze. 

Gruß vonner Grete



Dienstag, 1. September 2015

Von einer falschen Vorstellung und nackten Tatsachen

Von einer falschen Vorstellung und nackten Tatsachen

"Neeneenee, Herr Heinevetter. Das war nix für mich. Viel zu viele Nackedeis um mich herum." Das Fräulein Grete Meier zog leicht genervt an ihrer Zigarette. Herr Heinevetter beschattete mit einer Hand seine Augen, denn die Abendsonne blendete ihn. "Ja nun, Frau Meier, das is nu mal so in sone Sauna. Das weiß man doch vorher!" Flugs bückte er sich nach seiner Einkaufstasche, die er vor der Haustür abgestellt hatte, als die Grete seinen Weg kreuzte. Denn er wollte auf jeden Fall verhindern, dass sie sein Grinsen sah. So empört wie sie war, wäre das wahrscheinlich nicht gut für ihn ausgegangen.
"Vorher, vorher, Schlaumeier! Natürlich weiß ich, dass man da nicht im Jogginganzug herumläuft. Aber ich dachte ... zumindest ein Handtuch ... echt jetzt, das kann man sich doch umbinden. Aber nee, splitterfasernackt muss es sein. Wenn die Berta mir das doch nur vorher gesagt hätte. Wo ich doch noch nie in einer Sauna war. Also ich bin nicht ohne Handtuch. Gar nicht hingucken konnte ich bei den andern. Ich hab mich sowas von geniert ... "
"Wer war splitterfasernackt?" Die Grete fuhr herum. Natürlich, der Holzmann. Ausgerechnet. Grete wurde knallrot. "Müssen sie mich immer so erschrecken? Nicht die feine Art sich anzuschleichen ...!"
Aus Gretes Augen schossen Blitze. Herr Holzmann ließ sich davon allerdings nicht abschrecken. "Du etwa?", hakte er schmunzelnd nach. 
"Und wenn?", blaffte die Grete zurück. "Geht sie gar nichts an! Und überhaupt gucken sie mal nicht so blöd. Oder meinen sie vielleicht ich kann es mit nicht mehr leisten?" Ein herausfordernder Blick traf Herrn Holzmann. Grete, du bist total übergeschnappt, was laberst du da eigentlich? 
Herr Holzmann lachte. "Sie? Waren wir nicht schon bei Du, liebe Grete? 
Herr Heinevetter blickte zu Grete. Dann zu Herrn Holzmann und wieder zurück zur Grete. "Hab ich da was verpasst? Is ja ´n Ding!" 
Jetzt war die Grete auf einhundertachtzig. "Nix da, nix haben sie verpasst, Herr Heinevetter. Kümmern sie sich mal  lieber um ihre Einkäufe. Muss doch bestimmt so einiges von in den Kühlschrank, oder?" Grete bückte sich nach der Einkaustasche, hob sie auf und drückte sie Herrn Heinevetter in die Hand. "Nu los, machen sie schon!" Sie schob den völlig verdatterten Herrn Heinevetter in den Hausflur. 

"Mensch, Grete, du machst Sachen. Der arme Herr Heinevetter. Und erstmal der Holzmann." Lieschen sah auf Gretes Bildschirm richtig ernst aus. "Wie biste denn aus DER Nummer wieder rausgekommen?" 
"Ach Lieschen", seufzte die Grete. "Ich glaub, diesmal so gar nicht. Herr Heinevetter ist beleidigt, weil ich ihm nie das Du angeboten habe, obwohl wir uns ja schon sooo lange kennen. Da haben noch nicht mal meine Haferflockenkekse geholfen. Und Gerd, also der Herr Holzmann, na, den hab ich einfach stehen lassen.  War mir alles zu peinlich. Ich weiß ja auch nicht was mich da geritten hat. Aber schuld haben die Nackten. Wenn die nicht gewesen wären ... ich sag ja, ein Handtuch nur ... "





Mittwoch, 26. August 2015

Gretes Senf am Mittwoch (26.08.15)

Gretes Senf am Mittwoch (26.08.15)

Ich muss nochmal. Ich kann einfach nicht anders. Auch wenn ich mir eigentlich geschworen habe, diese Thematik nicht mehr aufzugreifen. Das braune Pack. Der Mob, dem scheinbar jegliche Gehirnzellen abhanden gekommen sind. Pöbel gab es schon im alten Rom. Heute stehen Heidenau und Freital dafür. Was ich in den letzten Tagen lesen, sehen und hören musste, ganz besonders auf facebook, ruft das kalte Grausen in mir vor. Bewusst habe ich mir die letzten Abende die Mühe gemacht (man kann auch sagen: Ich habe es mir schweren Herzens angetan) diverse Kommntarthreads zu verfolgen und mir Profile derer genauer anzuschauen, die sich durch besonders dumme rassistische Bemerkungungen hervorgetan haben. Mir wurde mehr als schlecht. Da findet man Busfahrer, Angestellte von Airports, VerkäuferInnen - Im Grunde ist alles durch die Bank weg vertreten, von Arbeitlosen bis hin zu merkwürdigen Zeitgenossen mit Doktortitel. Manche posten im Minutentakt Presseartikel und dubiose Meldungen, fein garniert mit den eigenen rassistischen Anmerkungen. Alls unter dem Deckmantel der Vaterlandsliebe. Da werden teilweise krudeste Verschwörungstheorien aufgestellt. Wie dumm sind diese Menschen? Das kann man mit Zukunftsangst und/oder Perspektivlosigkeit, mangelnder Bildung etc .. nicht mehr entschuldigen. Das ist einfach nur Schwachsinn. 
Ich habe Propagandavideos gesehen, die dermaßen an den Haaren herbeigezogene Thesen aufstellen, dass ich nicht wusste, ob ich lachen oder weinen sollte.  Ja, sogar Kinder werden missbraucht. Auf einem geposteten Bild sieht man ein kleines Mädchen (natürlich blond!), begleitet von folgendem Text: Liebe Daddys und Mamis, ihr habt meine Zukunft in der Hand, ihr dürft entscheiden ob ich später ein freier Mensch bin oder eine Sklavin Mohammeds im Burkagewand
Das ist gruselig und völlig verantwortungslos dem armen Kind gegenüber. 
Ich habe sogar ein Bild gefunden (um keine Urheberrechtsverletzung zu begehen, werde ich mir das posten hier sparen) mit einer Zeichnung, wie die Grenzen Deutschlands gesichert werden sollen. Da wird Schlimmeres gefordert als die Mauer. Wie kann man innerhalb von 25 Jahren vergessen, was diese Mauer jahrzehntelang angerichtet hat? Mein erster Gedanke war dementsprechend richtig böse. Ja, dann mauert euer Sachsen doch wieder ein ... und gut is. 
Wie gesagt, nur mein erster Gedanke. Denn es sind ja nicht alle Sachsen so.
Die Bürger Sachsens, die damit nichts zutun haben, tun mir leid. Und davon gibt es viele. Sie werden allesamt in den Topf mit brauner Brühe gekippt. 
Danke Angie und Sigmar und all den anderen, die klare Position beziehen. Schweigen ist der Anfang vom Ende.

Gruß vonner Grete

Und hier noch ein paar Gedanken von mir zum Thema .. einfach auf den Link klicken .. und wenn ihr mögt ... der Link kann gerne geteilt werden. Ich habe keine Angst ..




Dienstag, 25. August 2015

Von einem Bohrer und einem armen Tier

Von einem Bohrer und einem armen Tier

Das Fräulein Grete Meier litt. Und wie. Mit schmerzverzerrtem Gesicht hockte sie auf ihrer Couch, die Knie angezogen, eingemummelt in eine Decke, die rechte Hand an die ebensolche Wange gedrückt. Während sie die dampfende Tasse mit Kamillentee die vor ihr auf dem Tisch stand beobachtete und darauf wartete, dass die Flüssigkeit endlich abkühlt, schüttete die Grete kübelweise Mitleid über ihr Haupt aus. Grete hätt dat ärme dier, wie Onkel Günther jetzt ganz sicher anmerken würde. Selbstmitleid kann er nämlich nicht so gut leiden. Zumindest bei anderen nicht. Ein Grund mehr von der Grete lieber allein zu leiden. Nicht weils schöner ist, sondern eher um gutmütigem Spott aus dem Weg zu gehen. 
Grete hatte Zahnschmerzen. Gewaltige Zahnschmerzen. Und das schon seit Tagen. Zuerst war es nur ein leichtes Ziehen gewesen. Was Grete natürlich nicht beachtet hatte. Dann fing es an zu klopfen und schmerzhaft zu pochen. Auch diese Alarmzeichen verhallten ungehört. Wozu gibt es denn Schmerztabletten. Erst als es gar nicht mehr ging, sprich die Grete alle zwei Stunden nach einer Tablette greifen musste und nachts keinen Schlaf finden konnte, wurde ihr der Ernst der Lage bewusst. Sie musste zum Zahnarzt. Da half alles nix. Immerhin, sie bekam gleich einen Termin. Und der hatte es in sich. 
Unter einer ihrer Kronen, hatte sich eine Wurzel entzündet. Also, Betäubung rein, Krone runter und dann ... Wurzelbehandlung. So etwas Unangenehmes hatte die Grete noch nie erlebt. Aber, immer in der Hoffnung, dass danach der Schmerz im Nirwana verschwindet, ließ sie widerstandlos alles über sich ergehen. Zwar mit dicker Backe und provisorischer Krone, aber schmerzfrei, hatte sie gegen mittag die Praxis verlassen. Nur um drei Stunden später dort wieder auf der Matte zu stehen. Mit gefühlt noch mehr Schmerzen als vor der Behandlung. Der Zahnarzt wollte das Provisorium wieder runternehmen. Keine Chance. Das saß einfach zu fest. "Ist aber nicht schlimm, Frau Meier. Dann bohren wir halt." 
Bohren? Das war nun gar nicht nach Gretes Sinn. "Wie jetzt, bohren, durch das Prosisorium? Das geht?" Der Zahnarzt lachte. "Ja, das geht, Frau Meier. Und glauben Sie mir, davon spüren sie nichts. Ich bohre ja nicht in einem richtigen Zahn."
Das war der Grete egal. Bohren geht bei Grete nämlich gar nicht. Nicht, weil sie Angst vor den Schmerzen hat, dafür gibt es ja die Betäubung, nein, sie mag das Geräusch einfach nicht. Findet es gräßlich. Schon als Kind war ihr deshalb jeder Zahnarztbesuch ein Gräuel gewesen. Noch Tage später hatte sie das Geräusch des Bohrers in den Ohren gehabt.  Überhaupt, alle Geräusche, egal von welchem zahnärztlichen Instrument, empfindet die Grete als äußerst unangenehm. Zahnreinigung. dieses Kratzen und Schleifen. Gruselig. Dennoch, Grete geht regelmäßig zum Zahnarzt. Widerwillig zwar, aber sie geht. 
Der Tee war abgekühlt und Grete trank ihn in vorsichtigen Schlucken. Die Betäubung hatte nachgelassen und der Zahn schmerzte bereits wieder. "Das kann ein, zwei Tage noch dauern, Frau Meier. Der Zahn muss sich erst wieder beruhigen", hatte der Zahnarzt gesagt.  Grete jammerte vor sich hin. "Immer ich, warum eigentlich, ausgerechnet heute, womit habe ich das nur verdient, das ist gemein und überhaupt alle sind gemein ... keiner kümmert sich um mich ..." Gretes Magen knurrte vernehmlich. "Wenn das so weiter geht, verhungere ich noch ..."
Ein leichtes Sirren ertönte, steigerte sich und mündete in einem ohrenbetäubenden Geräusch ... Grete konnte es nicht fassen. Wer um alles in der Welt ...? Grete sprang von der Couch, raste zur Tür und öffnete sie. Sie lauschte. Natürlich, Herr Heinevetter. Wer denn sonst. Rasend vor Wut, schlug sie mit der Faust gegen die Tür ihres Nachbarn. Das Dröhnen der Bohrmaschine erstarb. Schritte näherten sich der Tür. "Wollen sie mich umbringen?", schmetterte sie einem völlig verdutzten Herrn Heinevetter entgegen, als sich die Tür öffnete.