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Exponat ponet Setzen Stellen Legen

In: HOLZ-KULTUR - Von der Urzeit bis in die Zukunft. Begleitschrift Sonderausstellung Landesmuseum Natur und Mensch (Oldenburg 2007),100-109. Exponat ponet Setzen, Stellen, Legen Hölzernes Inventar in einer neolithischen Innenraumrekonstruktion Birte Meiler Holz und seine Nutzung ist ein wichtiger Themenbereich, möchte man ein neolithisches Wohnhausmodell mit einer zeittypischen Einrichtung ausstatten. Zwei aufeinander aufbauende Seminare 1 gingen daher den Fragen nach, welche Holzarten verwendet wurden, wie und was aus Holz gefertigt oder wie viel Holz in einem Haus verbraucht wurde. Um das existierende Bild (AHRENS 1990. SCHMIDT 2000. LULEY 1999) vom beweglichen und unbeweglichen Inventar neolithischer Wohnbauten zu überprüfen, wurden in einer praktischen Umsetzung die Herstellungsschritte und Handwerkstechniken versucht nachzuvollziehen. Gab es tatsächlich nichts? Oder spielte hier die Vergänglichkeit von Holz eine tragende Rolle? Nach Recherche der archäologischen Befundlage wurde die Vorgehensweise geplant und schließlich 2004 und 2006 realisiert 2 • Primäres Ziel war zunächst, dem Besucher mit der Gestaltung des Innenraumes die Möglichkeit zu geben , sich die Lebensverhältnisse der Menschen des Neolithikums zu verdeutlichen und Alltagsgegenstände in ihrer eigentlichen Umgebung nachzuvollziehen. Daher wurde in einigen Bereichen zunächst auf einen technikgetreuen Nachbau verzichtet, um das Hausinnere zu füllen (Abb. 1-3). In weiteren Versuchen ist Abb. 1-3: Innenansichten des „ Pennigbütteler" Hauses im AÖZA: Holz, wohin das Auge blickt, vom hinteren Raum bis zum Eingangsbereich. 100 dies geplant worden und 2006 wurde daran gearbeitet, ,,steinzeitliches" Werkzeug herzustellen, um dieses in die Experimente einzubinden. Zunächst soll das Holz in der archäologischen Überlieferung kurz angerissen werden, um danach zu einzelnen Versuchen zu kommen. Holz im Neolithikum Holz als universeller Werkstoff des Neolithikums findet in der archäologischen Befundlage nicht seine quantitative Entsprechung, denn ein fast unerschöpflicher Reichtum an Holz stand den Menschen des Neolithikums, besonders im mitteleuropäischen Raum, buchstäblich vor der „Haustür" zur Verfügung: Holz und andere Bestandteile des Baumes wie Zweige, Äste oder Rinde waren als leicht zu beschaffende Rohstoffe die universellen Baumaterialen und Werkstoffe der Zeit. Funde von Holzgeräten und zur Holzbearbeitung belegen, dass den Menschen des Neolithikums Qualität, technologische Eigenschaften und Eignungen der einzelnen Holzarten bekannt waren, und sie entsprechend gezielt ausgesucht wurden (WILLERDING 1996, 24). Eiche (Quercus spec.) und Esche (Fraxinus exe/siofJ wurden bevorzugt für tragende Bauelemente ausgewählt (LULEY 1999, 775). Hölzer wie Ahorn (Acer spec.), Erle (Ainus spec.) und Hasel (Corylus avellana) wurden als Fußbodenbeläge verarbeitet und für kleinere Gerätschaften und Alltagsgegenstände genutzt. Für die Geräteherstellung wurde vielfach das Holz der Buche (Fagus sy/vatica) verwandt (MAIER 1995, 194. LÜNING 2000). Befunde aus dem schweizerischen Feldmeilen-Vorderfeld zeigen, dass hier Buche in der „Möbelherstellung" genutzt wurde (WINIGER 1981, 178). Der hohe Anteil von Esche unter den Holzkohlen am Fundort Riedschachen II wird auf eine intensive Nutzung für Gerätschaften und Mobiliar zurückgeführt (LULEY 1992, 31; 149). Aufgrund der Eigenschaften der Birke (Betu/a spec.), relativ biegsam und elastisch bei einer gewissen Festigkeit zu sein, nimmt LULEY (1992, 33) eine Nutzung als Möbelholz an. An verschiedenen Fundstellen konnte Birkenrinde als Basis von Lagerstätten nachgewiesen werden. Weitere Verwendung fanden Baumrinden in der Herstellung von Rindengefäßen, Körben oder zur Gewinnung von Pech und Teer. Für die Herstellung von Körben und Matten wurden Weiden- und Haselruten sowie anderes Zweigwerk genutzt (LÜNING 2000, 101 . WILLERDING 1996, 35). Teile von Wurzelholz und Stammholz, insbesondere Kernobstholz und Ahorn, dienten zur Herstellung von Gefäßen wie Schalen und Tassen, die direkt aus dem Holz herausgeschnitzt wurden (LEUZINGER 1999). Zur Herstellung von Textilien, Geflechten und Netzen sowie Schnüren, Seilen und Stricken wurden neben anderen Pflanzenfasern im großen Umfang Gehölzbaste verschiedener Baumarten wie Ulme (U/mus) oder Linde (Tilia) genutzt. Vielfach diente der Bast zur Herstellung von Schnüren, die auch zur Befestigung und Aufhängung von Hausrat Gebrauch fanden. Außer Bast und Rinde wurden für textile Techniken auch Zweigwerk und Äste genutzt. Aufgrund der Erhaltungsbedingungen spiegelt der archäologische Befund die neolithische Holznutzung in keiner Weise wider. Nur in feuchten Sedimenten bietet das nasse sauerstoffarme Milieu optimale Bedingungen für die Konservierung organischer Materialien. So zeigen die Befunde aus den Feuchtbodensiedlungen in herausragender Weise die Verwendung dieser Rohstoffressource: Neben der Nutzung des Holzes für den Bau und die Ausstattung der Häuser finden sich auch andere Objekte des täglichen Gebrauchs wie Näpfe, Schalen, Schachteln aus Rinde, Körbe und Matten, Kellen, Löffel, Schöpfer sowie Stiele und Griffe für Werkzeuge. Die Befundaufnahme in Feuchtbodensiedlungen zeigt weiterhin, 101 dass eine Vielfalt an Werkzeugtypen zur Holzbearbeitung eingesetzt wurde. Neben Werkzeugen aus Silex und Felsgestein wurden auch solche aus organischen Materialien wie Knochen oder Holz genutzt3 • Der fortgeschrittene technologische Stand der neolithischen Holzbearbeitung wurde insbesondere von MüLLER-BECK (1965) am Siedlungsplatz Seeberg, Burgäschisee Süd (Schweiz) dargelegt4 • Setzen, Stellen, Legen Die archäologische Befundlage macht es in vielen Bereichen notwendig, Ergebnisse miteinander zu kombinieren, um einen Rekonstruktionsansatz zu formulieren. Der hier vorgestellte Themenkomplex Setzen, Stellen, Legen beschäftigt sich mit den Aspekten des Aufbewahrens und Abstellens und fasst einen Teil der Versuche zur Herstellung von hölzernen Gebrauchsgegenständen des neolithischen Haushaltes zusammen. Setzen Da archäologische Befunde bisher keine eindeutigen Nachweise von Sitzmöbeln erbracht haben, wurde eine mögliche Gestaltung durch Rückschluss von neolithischen Konstruktionen und Techniken konstruiert (SCHWEITZER 1998, 110): Nachgewiesene Holzbearbeitungstechniken können auf bestimmte Konstruktionen verweisen5• Einzelne Funde erlauben einen Rückschluss aufTechniken wie Verzapfungen, Überblattungen und Schlitzungen von Holzteilen6 . An Tonmodellen finden sich Holzverbindungen abgebildet, so bei dem Sitzmöbel einer thronenden Frau vom Siedlungsplatz von Szegvar-Tüzköves, Ungarn (K0REK 1990). Hier wies die Außenseite des Hockers Verstrebungen auf, die an Zapfenverbindungen erinnern 7• In Anlehnung daran wurden für das AÖZA bisher drei Sitzkonstruktionen erstellt. Die Fertigung erfolgte hauptsächlich mit modernen Hilfsmitteln wie Axt 102 und Stechbeitel, da noch nicht ausreichend „steinzeitliche" Werkzeuge zur Verfügung standen8 • Reste, der für den Hausbau verwendeten Eichenstämme, dienten als Rohstofflieferanten. Die Stuhlrekonstruktionen bestanden jeweils aus drei Bohlenbrettern, die in unterschiedlichen Gefügeverbindungen zusammengesetzt wurden. Die Breite der Bretter gab die spätere Größe der Sitzfläche vor. Der Ablauf der Fertigung verlief gleich: Als erstes erfolgte das Spalten der Stämme und die Herstellung von Bohlen bzw. Brettern. Die entsprechenden Aussparungen für die Steckverbindungen wurden mit Stechbeiteln herausgearbeitet, die einliegenden Zapfen danach eingepasst. Das Anfertigen der Verzapfungen war am zeitaufwändigsten, da immer wieder Maß genommen werden musste, um die Werkstücke passgenau zu arbeiten. Eine andere Schwierigkeit trat schon beim Spalten auf: Die Bretter bekamen Risse, die beim Ausstemmen der Verbindungen zum Abbrechen führten. Die Herstellung für einen „Hocker" dauerte ein bis zwei Tagen, die Vorbereitung der Bretter nahm einen weiteren Tag in Anspruch. Im Verlauf der Arbeiten wurden einzelne Arbeitsschritte mit „steinzeitlichem" Werkzeug angegangen, dabei bewährten sich vor allem Knochengeräte. In zukünftigen Experimenten ist es geplant, ,,steinzeitliche" Werkzeuge verstärkt einzusetzen, wie auch andere Holzarten zu nutzen. Fertiggestellt, wurde die Sitzkonstruktion nicht nur zum Sitzen genutzt, sondern diente als Werkbank oder dem Ablegen von Gegenständen (Abb. 4-7). Stellen Die Aufbewahrung von Gegenständen, Rohstoffen und Nahrungsmitteln im Haushalt ist ein wichtiger Punkt für das häusliche Leben im Neolithikum. Verschiedene Behältnisse wurden für diesen Zweck genutzt wie Rindengefäße, deren Nutzung als Alltagsgegenstand ab dem Mesolithikum u. a. mit der gefalteten Birkenrindenschachtel vom Fundplatz Friesack belegt Abb. 4-7: Steinzeitliches Werkzeug zum Bau von einfachen Sitzkonstruktionen aus begradigten Boh/enbretter, die mittels Zapfenverbindungen verbunden wurden. ist (GRAMSCH 1999). Aus Feuchtbodensiedlungen neolithischer Zeitstellung stammen weitere Funde9 und auch im Inventar des Mannes vom Hauslabjoch befanden sich zwei Rindengefäße (SPINDLER 1993). Nach diesen Vorbildern wurden Gefäße aus Birkenrinde gefertigt, teilweise unter der Verwendung von steinzeitlichen Werkzeugen wie Silexklingen, Knochenpfriem und -nadel. Die Birkenrinde wurde zunächst gewässert, um sie biegsam zu machen. Dann wurde ein rechteckiges Stück mittels einer Feuersteinklinge, die entweder frisch geschlagen oder vom „Abraum" gesammelt worden war, ausgeschnitten. In die Längsseiten wurden mit einem Knochenpfriem Löcher vorgestochen und die beiden Seiten danach mit Bast oder Tiersehne verbunden. Nach Fertigstellung des Körpers wurde ein passender Boden zugeschnitten sowie ein Deckel und ein Seitenstück für die Deckelplatte. Die Befestigung des Bodenstückes und die Herstellung eines Deckels erfolgte wie das Verbinden der Längsseiten. Insgesamt wurden vier verschiedene Birkenrindengefäße mit unterschiedlichen Nähten hergestellt. Der Zeitaufwand für die Fertigung lag in etwa bei einer Stunde bis einem halben Tag, ohne die Vorbereitung und Beschaffung der Materialien. Die Rinde ließ sich einfach zuschneiden und 103 auch das Vorstechen der Löcher stellte kein Problem dar. Die leichten Rindengefäße ließen sich sofort in den Transport von Sammelgut einbinden und dienten der Lagerung. Ihre Größe, durch d ie erstandene Birkenrinde vorgegeben, reichte dazu aus, kleinere Mengen zu sammeln bzw. Kleinigkeiten aufzubewahren (Abb. 8-11). Legen Um größere Mengen sammeln und aufbewahren zu können, wurden Körbe geflochten. Befunde von Körben sind ab dem Mesolithikum u. a. durch Reusenfunde 10 belegt und aus neolithischen Feuchtbodensiedlungen stammen Funde von Korbformen in Spiralwulsttechnik (VOGT 1937, 8 ff.). Aus der Verbindung der Belege erfolgte der Versuch, Flechtkörbe unterschiedlicher Funktionen und Materialien zu fertigen. An dieser Stelle seien die Rundflechten - Körbe aus Weiden- und Haselruten - vorgestellt: Für die Fertigung wurden Überreste des Hausbaues, d. h. Ruten für die Flechtwandkonstruktion der Häuser, verwendet und zunächst in einer Wasserstelle etwa zwei Monate vor Gebrauch gewässert. Für die Herstellung der Körbe wurde eine ungerade Anzahl ungefähr gleichlanger und -dicker Ruten in Kreuzform aufeinandergelegt. Es erfolgte das Binden des Bodenkreuzes, und durch „einfaches Zäunen" wurde der Körper des Korbes gebildet (Abb. 12-13). Es zeigte sich, dass die Geschmeidigkeit für das Korbflechten das wichtigste Kriterium war: Die Ruten mussten frisch oder gewässert sein, um genügend Flexibiltät zum Flechten zu haben. Dies machte ein Verarbeiten erst möglich, da die Ruten im trockenen unbiegsamen Zustand schnell brachen 1 1. Die Körbe wurden sofort nach Fertigstellung, die etwa einen halben Tag einnahm, Abb. 8-11: Herstellung von Rindengefäßen aus Birke mit steinzeitlichem Werkzeug. Nach dem Zuschneiden der einzelnen Teile wurden diese miteinander vernäht. 104 Abb. 12-13: Für die Herstellung von Rutenkörben wurde zunächst eine Kreuzform gelegt und der Körper durch einfaches Zäunen gebildet. Abb. 14-15: Um nach dem Kochen das Essen auch verteilen zu können, wurden aus Lindenholz einfache Holzgefäße und Löffel hergestellt. bei den Arbeiten im und am Haus eingesetzt: Sie dienten als Transportmittel für Sammelaktionen im umgebenden Wald, als Holzkörbe, mit denen das frisch geschlagene Brennholz zur Herdstelle gebracht wurde, und als Ablage für Lebensmittel bei den Kochversuchen. Vieles des essbaren Sammelgutes landete im Verlauf der Versuche im „Kochtopf" (nachgetöpferte Trichterbecherkultur-Keramik). Für den nachfolgenden Verzehr innerhalb der Gruppe wurden Holzgefäße gefertigt, wie sie auch für das Neolithikum belegt sind 12 • Während in der Regel Stamm- oder Wurzelholz genutzt wurde, wurde im AÖZA auf frisches Lindenholz zurückgegriffen. Neben modernen Werkzeugen wurde auch versucht, mit „steinzeitlichen" zu arbeiten, so kamen Steinmeißel, Feuersteinkratzer, Knochenbeitel und Holzhammer zum Ein- satz. Nach dem Zusägen der gewünschten Größe wurde mit dem Aushöhlen des Inneren begonnen. Das Glätten der Oberfläche wurde, neben modernen Schleifpapier, mit Feuersteinklinge und Kratzer unternommen, denkbar (und besser?) wären auch Ackerschachtelhalm oder feiner Sand gewesen. Auf den ersten Blick ließ sich kein deutlicher Unterschied an den Gefäßen erkennen {Abb. 14-15). Die Herstellung mit modernen Arbeitsmitteln erfolgte schneller, dies könnte aber auch aus der Vorsicht resultieren, mit der die „steinzeitlichen" Werkzeuge benutzt wurden. Diese mussten zudem wesentlich häufiger nachgeschliffen und nachgearbeitet werden. Die Fertigung mit modernen Werkzeugen nahm einen halben Tag in Anspruch, die Dauer bei Gebrauch steinzeitlicher Materialien erhöhte sich merklich. 105 Abb. 16: Eine Art Versuchszusammenfassung: Sitzender essender Mensch am Herdfeuer mit gesammeltem Feuerholz im Weidenkorb neben „Brotdose" aus Birkenrinde. Fazit Die genannten Zeiten für die Fertigung der einzelnen Objekte sollten als maximale Werte zu verstehen sein, da davon ausgegangen werden kann, dass im Neolithikum die Arbeiten von geübteren Händen ausgeführt worden sind. Dennoch überraschte die oft zügige Herstellung der Objekte und das eigentliche Hindernis blieb die Materialbeschaffung, die durch Besitzverhältnisse, Naturschutz und naturräumliche Bedingungen stark eingeschränkt war. Der Mensch des Neolithikums wird wesentlich freier mit der Ressource Holz umgegangen sein, als es uns heute möglich ist: Jede Holzart, die verfügbar war, wurde als Ressource nach ihren Eigenschaften verwendet. Fast in jedem Bereich des Hauses muss mit hölzernem 106 Inventar gerechnet werden, mehr als uns der archäologische Befund überliefern kann {Abb. 16). Bedenkt man allein die Menge des Brennholzes zum Heizen und Kochen 13 , wird der Holzverbrauch enorm gewesen sein. So wird das (Herd-) Feuer oft auch die letzte Station vieler hölzerner Objekte gewesen sein, die unbrauchbar geworden waren und keinen Nutzen mehr für ihre Besitzer hatten. So verschwand schon viel hölzernes Inventar, bevor es in den Boden kam. Für die Möglichkeit der Durchführung der Experimente danke ich dem AÖZA e. V. und seinen Mitgliedern, insbesondere Rüdiger Keim, der die schwierige Aufgabe der Materialbeschaffung glänzend löste, sowie natürlich allen Studierenden, die durch ihren Arbeitseinsatz erst die Ergebnisse möglich machten. In 2004 and 2006 various experiments were made to look at the use of all sorts of wood within a Neolithic household. Furniture as well as sorts of commodity were reconstructed to learn about technical steps of manufacturing and craftsmanship know-how of Neolithic time. In this article some of the experiments which dealing with the aspect of the custody of goods will be presented. Even it had to be used modern tools in some cases the experiments showed, that these "everyday objects" could be easily produced. The main problem was actually this day and age with its diverse ownership of property, the rules of nature conservation and ecological regulations, which made it more problematic to get hold on the resource wood than it would have been in the Neolithic. The experiments suggests that we have to count with lots of more use of wood within the house than the archaeological record is able to show. Anmerkungen 2 3 4 Der Praxisteil der Seminare „Schöner Wohnen in der Steinzeit" des Archäologischen Instituts der Universität Hamburg wurden im „Steinzeitdorf" des Archäologisch-ökologischen Zentrums in Albersdorf (AÖZA) durchgeführt. Aufgrund der schwierigen Befundlage zur neolithischen Einrichtung wurden Befunde und Funde aus ganz Europa kombiniert. Auf der Basis der so gewonnenen Erkenntnisse zeichnete sich eine Vielzahl von Ansätzen ab. Die voranzustellende Überlegung war dabei allgemeiner Natur und besagte, dass das Modell eines neolithischen Inventars zwar auf elementare, jedoch nicht auf einfachste Lösungen abzielen sollte (MELLER 2004). Siehe dazu auch HOIKA (2000, 55 ff.}, LULEY (1992, 42-45) und NOtL, BOCOUET (1987). Der Umgang mit neolithischen Holzwerkzeugen ist durch den Bereich der Experimentellen Archäologie eingehend überprüft worden. Schon früh wurden Fällversuche mittels neolithischer Beile unternommen (WEINER 1991 , 51. ANDRASCHKO, SCHMIDT 1991, 70). Weiterführende Versuche zeigten, dass selbst komplizierte Arbeiten ohne Schwierigkeiten durchführbar waren (Los1ssER 1999; 2005). W1N1GER (1981, 1 78) weist einige bearbeitete Hölzer des Fundortes Feldmeilen-Vorderfeld aufgrund keiner genauen Funktionsbestimmung dem Mobiliar zu. Es handelt sich dabei in der Hauptsache um brettartig zugerichtete Hölzer, die teilweise Spuren ehemaliger Gefügeverbindungen aufwiesen. Bretter von bis zu 4 cm Dicke fanden sich in den Feuchtbodensiedlungen, die Bretter des Fundortes Seeberg, Burgäschisee-Süd (CH), waren im Schnitt sogar nur 1 cm dick (MüLLER-BECK 1965). Weiterhin belegen aufgefundene Bohlen und Kernhölzer, die durch verschiedene Spalttechniken gewonnen wurden, die facettenreiche Fertigung von Konstruktionselementen. Einzelne Beispiele von Bohlen sind auch aus den Schweizer Feuchtbodensiedlungen Gachnang-Niederwil und Thayngen-Weier bekannt (WATERBOLK, VAN ZEIST 1978. GUYAN 1966). 6 Aus einem Haus der Siedlung Aichbühl stammen mehrere Hölzer mit Zapfen und Zapfenloch. Im spätneolithischen Befund von Flintbek konnte ein ausgestemmtes Zapfenloch an einer Schwellenoberseite beobachtet werden (Z1cH 1994). Mehrere Bohlen aus der Siedlung Gachnang-Niederwil wiesen regelmäßige Aussparungen auf, die der Aufnahme anderer zugerichteter Hölzer dienten (HASENFRATZ, GROSS-KLEE 1995, 215). Einpassungen in Form einer Nut ohne zusätzliche Klebung kamen ebenso bei einfachen Holztonnen vor, wie bei einer aus einem ausgehöhlten Baumstamm gefertigten Holztonne vom Fundort Feldmeilen-Vorderfeld (WINIGER 1981). 7 Ähnliche Merkmale konnten auch an den Sitzmöbeln weiterer ldolfiguren beobachtet werden, wie in H6dmezövasarhely-Kökenydomb, Ungarn (KAucz. RACZKY 1990). Die Miniaturstühle der bulgarischen Teilsiedlung Ovcarovo wiesen zum Teil Rückenlehnen auf. deren Konstruktion in Originalgröße nicht ohne Steckverbindungen möglich gewesen wäre (ToDOROVA 1976). 8 Als Werkzeuge im Neolithikum für die Herstellung dieser Sitzkonstruktionen wären neben Steinbeilen und Feuersteinklingen auch Knochenmeißel und -beitel eingesetzt worden (WE1NER 2003. KOKABl 1994. SCHLENKER 1994). 9 Siehe z. B. Egolzwil 5 (CH): Behälter aus Rinde, der Rand ist am Boden angenäht (Wvss 1976, 45). Horgen-Dampfschiffweg (CH): Rindengefäßfragmente. Körper und Boden zusammengenäht. Pfäffikersee (CH): Fund dreier Rindenschachteln (ACHOUR-USTER 2002, 34). 10 So in Lille Knabsturb (OK): Zwei fast komplette sowie Reste von 5-6 weiteren Fischreusen (BECKER 1941); weitere Funde stammen u. a. von Villingebrek 0st (PETERSEN 1995} oder Tybrind Vig (ANDERSEN 1995). beide Dänemark. 11 Da in der Praxiswoche 2006 das Wetter zu trocken war, konnten die Ruten nicht in der anlie- 5 107 genden Wasserstelle gewässert werden. Der Teich war ausgetrocknet, sodass weitere Versuche zum Korbflechten verschoben werden mussten. 12 Holzgefäße gab es wahrscheinlich schon länger als das sie archäologisch dokumentiert sind. Einer der frühesten Nachweise stammt vom mesolithischen Fundplatz Friesack. Hier wurde ein etwa 20 cm langes Bruchstück einer außen wie innen sorgfältig zugearbeiteten Holzmulde gefunden, die laut GRAMSCH (1999, 21) zur Aufnahme gesammelter Nahrung gedient haben dürfte. Aus dem Neolithikum finden sich in den Feuchtbodensiedlungen verschiedene Holzgefäße wie in Bad Waldsee-Reute, mehrere Gefäße (KEEFER 1993), in Egolzwil 3 (CH) ein Holzlöffel sowie Holzgefäße aus Ahorn und Esche (VOGT 1951) und aus Arbon-Bleiche 3 ein fast vollständiger hölzerner Geschirrsatz (LEUZINGER 1999). 13 Siehe den Beitrag von Tosca Friedrich in diesem Band. Literatur ACHOUR-USTER, C. 2002: Horgen-Dampfschiffweg. In: Die Seeufersiedlugen in Horgen. Monographien der Kantonsarchäologie Zürich 36, 2002, 25-80. AHRENS, C. 1990: Wiederaufgebaute Vorzeit. Archäologische Freilichtmuseen in Europa. Neumünster 1990. ANDERSEN, S. H. 1995: Coastal adaptation and marine exploitation in Late Mesolithic Denmark - with special emphasis on Limfjord region. In: A. Fischer (Hrsg.), Man & Sea in the Mesolithic-Coastal settlement above and below present sea level. Oxbow Monograph 53, 1995, 41-66. ANDRASCHKO, F. M., ASSENDORP, J. 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