Kirsten Nazarkiewicz / Peter Bourquin (Hg.)
Essenzen der
Aufstellungsarbeit
Praxis der Systemaufstellung
Kirsten Nazarkiewicz/Peter Bourquin (Hg.): Essenzen der Aufstellungsarbeit
© 2019, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen
ISBN Print: 9783525408445 — ISBN E-Book: 9783647408446
Kirsten Nazarkiewicz/Peter Bourquin (Hg.): Essenzen der Aufstellungsarbeit
Jahrbuch der Deutschen Gesellschaft für Systemaufstellungen
Im Namen der Deutschen Gesellschaft für Systemaufstellungen gGmbH
herausgegeben von Kirsten Nazarkiewicz und Peter Bourquin
DGfS gGmbH, von-Beckerath-Platz 7, 47799 Krefeld
www.systemaufstellung.com
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ISBN Print: 9783525408445 — ISBN E-Book: 9783647408446
Kirsten Nazarkiewicz/Peter Bourquin (Hg.): Essenzen der Aufstellungsarbeit
Kirsten Nazarkiewicz/Peter Bourquin (Hg.)
Essenzen der
Aufstellungsarbeit
Praxis der Systemaufstellung
Mit Illustrationen von Petra Wagner
Vandenhoeck & Ruprecht
© 2019, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen
ISBN Print: 9783525408445 — ISBN E-Book: 9783647408446
Kirsten Nazarkiewicz/Peter Bourquin (Hg.): Essenzen der Aufstellungsarbeit
Mit 8 Abbildungen und 5 Tabellen
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Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind
im Internet über http://dnb.de abrufbar.
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Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich
geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen
bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages.
Umschlagabbildung und Illustrationen: © Petra Wagner
Petra Wagner gibt ihren Arbeiten keine Titel – so ist die betrachtende Person völlig frei in der
Resonanz mit dem Bild. Verschiedene Techniken auf Papier, Format 43 × 61 cm, 2019.
Satz: SchwabScantechnik, Göttingen
Vandenhoeck & Ruprecht Verlage | www.vandenhoeck-ruprecht-verlage.com
ISSN 2568-048X
ISBN 978-3-647-40844-6
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ISBN Print: 9783525408445 — ISBN E-Book: 9783647408446
Kirsten Nazarkiewicz/Peter Bourquin (Hg.): Essenzen der Aufstellungsarbeit
Inhalt
Peter Bourquin und Kirsten Nazarkiewicz
Einführende Worte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
9
I Bewusstsein
Kerstin Kuschik
Annäherungsbewusstheit als Haltung – eine Suche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
21
Markus Hänsel
Intuition als Weg zur Entwicklung von Sein und Bewusstsein . . . . . . . . . .
39
Albrecht Mahr
Essenzielle Qualitäten in Systemaufstellungen – eine Ridhwan-Perspektive
59
II Wahrnehmung
Annika Schmidt
Proxemik in der Aufstellungsarbeit: Maß-Nahme verborgener
Dimensionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
75
Harald Homberger
Die stellvertretende Wahrnehmung in der systemischen Aufstellungsarbeit
87
Heiko Kleve
Die körperliche Empathie räumlichen Sinns . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105
Die leere Mitte
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6
Inhalt
III Phänomenologie
Olivier Netter
Angewandte Phänomenologie in der Aufstellungsarbeit . . . . . . . . . . . . . . . 127
Thomas Latka
In Gefühle eintreten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153
Jakob Robert Schneider
Sehen und Sinn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 165
IV Praxis
Holger Lier und Christiane Lier
Systemische Qualitätsmerkmale in Aufstellungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 179
Kerstin Kuschik und Kirsten Nazarkiewicz
Zwanzig Thesen zum Aufstellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 197
Christoph Wild
Sprache der Weisheit? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 209
V Forschung
Jan Weinhold
Den Essenzen auf der Spur – eine Übersicht über die empirische
Forschung zu Systemaufstellungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 221
Kirsten Nazarkiewicz, Frank Oberzaucher und Holger Finke
Repräsentierende Wahrnehmung als kommunikative Aufgabe –
ein Werkstattbericht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 237
Georg Müller-Christ
Die Aufsteller/-innen-Gemeinschaft als Evolutionstreiber für
die Wissenschaft? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 259
Die Autorinnen und Autoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 273
Über die Künstlerin Petra Wagner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 278
Praxis der Systemaufstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 280
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In Memoriam
Bert Hellinger
1925–2019
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Peter Bourquin und Kirsten Nazarkiewicz
Einführende Worte
»Sobald wir etwas aussprechen, entwerten wir es seltsam. Wir glauben in
die Tiefe der Abgründe hinabgetaucht zu sein, und wenn wir wieder an die
Oberfläche kommen, gleicht der Wassertropfen an unseren bleichen Fingerspitzen nicht mehr dem Meere, dem er entstammt. Wir wähnen eine Schatzgrube wunderbarer Schätze entdeckt zu haben, und wenn wir wieder ans
Tageslicht kommen, haben wir nur falsche Steine und Glasscherben mitgebracht; und trotzdem schimmert der Schatz im Finstern unverändert.«
Maurice Maeterlinck (1965)
Mit dem Entstehen des Familienstellens in den 1980er Jahren ging die Suche
einher, was die Grundlagen dieser Methode seien. Als Grundpfeiler wurden zu
Beginn die phänomenologische Wahrnehmung (Hellinger, 1994) sowie ein systemisches Verständnis (Weber, 1993) benannt. Seitdem wird versucht, aus der praktischen Erfahrung heraus und in Verbindung mit verschiedenen Theorieansätzen,
Bausteine zusammenzutragen, um so allmählich die wesentlichen Bestandteile
des Ansatzes zu bestimmen. Wo stehen wir heute, nach dreißig Jahren?
Grundidee dieses Buches ist es, anhand verschiedener Beiträge theoretische und praktische Erkenntnisse bezüglich dem, was in Aufstellungen vorausgesetzt ist und ihren praktischen Einsatz begleitet, verständlich zusammenzutragen. Dieses Themenbuch versucht also Kernthemen – soweit möglich – auf
ihrem aktuellen Stand zu benennen, zusammenzufassen, zu präzisieren und
zur Diskussion zu stellen und damit den methodologischen Austausch zum
Thema zu fördern. Denn obgleich verschiedene Grundthemen der Aufstellungsarbeit von Beginn an das tägliche Tun begleiten, haben sich erst ganz allmählich und als Folge des stetigen Reflektierens und Infragestellens ausdifferenzierte Perspektiven entwickelt, deren Kohärenz noch aussteht. Wir fragen:
Was ist das Wesentliche (in) der Aufstellungsarbeit? Aus welchen Ressourcen
wird geschöpft?
Von einer Essenz spricht man z. B., wenn es um ein Konzentrat geht oder –
in der Philosophie – wenn man nach der Substanz und dem Wesen fragt, also
nach tieferen Erklärungsebenen. Hier wird es schnell grundsätzlich. Wenn wir
von »Essenzen der Aufstellungsarbeit« sprechen, dann geht es z. B. um die stellvertretende Wahrnehmung, die im Zentrum der Aufstellungsarbeit steht, und
um eine Phänomenologie, welche Erklärungen für den Zugang zum Fremdbewusstsein sucht. Es geht auch um das Bewusstsein der Aufstellungsleitung
als ermöglichender wie beschränkender »Raum«, in dem das Geschehen statt-
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findet. Diese und andere Essenzen manifestieren sich schließlich in der praktischen Arbeit und ihrer Qualität, die zunehmend erforscht wird.
Die folgenden fünf Rubriken tragen einfache Titel: I Bewusstsein, II Wahrnehmung, III Phänomenologie, IV Praxis und V Forschung. In allen Kapiteln
gibt es spannende Beiträge aus unterschiedlichen Perspektiven, die uns neue
Sichtweisen ermöglichen und möglicherweise zu einem erweiterten Verständnis beitragen. Die Autorinnen und Autoren ringen um neue Verbindungen
sowie um eine Sprache, die nicht immer hinreicht, die Fülle und Dichte dessen zu formulieren, was in Aufstellungen erfahrbar ist. Wir sind uns somit der
Grenzen des Vorhabens, Essenzen zu formulieren, sehr wohl bewusst. Daher
überschreiben wir diese einführenden Worte mit einem Zitat von Maeterlinck:
»Sobald wir etwas aussprechen, entwerten wir es seltsam.« Symbolisch für jene
Geisteshaltung und jenen Seinszustand, in denen keine Worte hinreichen und
die keiner Sprache bedürfen, stehen daher bewusst unbedruckt gelassene Seiten im Zentrum dieses Buches: die »leere Mitte«.
Übersicht
Kapitel I: Bewusstsein
Eröffnet wird das Buch mit einem Beitrag von Kerstin Kuschik zur Haltung
der Aufstellungsleitung. Diese in allen Aus- und Weiterbildungen in ihrer
Bedeutung hervorgehobene Voraussetzung beschreibt sie als »Annäherungsbewusstsein«. Statt Kernelemente einer hilfreichen Haltung normativ zu proklamieren oder an diese zu appellieren, nimmt sie die Lesenden mit auf eine
Suche, die mitten in diesen permanenten Prozess des Auslotens hineinführt.
Dabei streift und erläutert sie die in diesem Zusammenhang häufig erwähnten Voraussetzungen einer förderlichen Haltung wie Leib, Bewusstsein, Atmen,
Üben, Präsenz, Mitschwingen, Absichtslosigkeit, Unterscheiden und Staunen.
Haltung – so die These – ist eine Bewegung rund um ein Zentrum, das nie
erreicht wird, so dass das Herantasten selbst als Annäherungsbewusstsein
zum Zentrum wird.
Intuition ist keine Blackbox. Markus Hänsel hat darüber geforscht und kondensiert seine Erkenntnisse im Beitrag »Intuition als Weg zur Entwicklung von
Sein und Bewusstsein« in Verbindung mit der Aufstellungsarbeit. Zunächst differenziert er Aspekte des intuitiven Erlebens wie u. a. Handlungsimpulse, Stimmigkeitserleben oder Unwillkürlichkeit und konzipiert Intuition als komplementär zur Ratio. Intuition ist verkörpertes Wissen, das auf einem Beziehungs- sowie
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Einführende Worte
Kommunikationssystem basiert, als professionelle Fähigkeit über verschiedene Kompetenzfelder ausgebaut werden kann und zu dem auch die eigene
persönlich-professionelle Entwicklung gehört. Für den Autor sind Aufstellungen ein kultureller Erfahrungsraum und systemisch-dialogischer Kontext, die
es ermöglichen, das Oszillieren zwischen bewusst, vorbewusst und unbewusst
auf allen Sinneskanälen zu erleben und damit zu erfahren, wie das Selbsterleben
zutiefst von Interdependenzen geprägt ist. Dadurch leistet Aufstellungsarbeit –
so eine der Thesen – einen Beitrag zum verantwortungsvollen Umgang mit
dem eigenen Bewusstsein und mit einer gesellschaftlichen Transzendenzfähigkeit, also einer Bewusstseinskultur, in der verschiedene Bewusstseinszustände
differenziert und zwischen ihnen moduliert werden kann.
Ridhwan-Arbeit ist eine spirituelle Schulung, bei der wesentliche Merkmale
des Menschseins in psycho-spirituellen Übungen exploriert werden. Albrecht
Mahr verbindet sie mit den Essenzen von Systemaufstellungen, nachdem er
zunächst die Differenzen beider Wege zur Klärung unbewusster biografischer
Zusammenhänge benannt hat. Aufstellungen sind für ihn u. a. Forschungslaboratorien zur Bewusstseinsentwicklung, welche die tiefe Verbundenheit von Menschen und ihre Abhängigkeit von Beziehungen erleben lassen. Dies geschieht
zugleich als mitfühlendes Gemeinschaftswerk in wechselseitiger erlebnisintensiver Zeugenschaft. Die Genauigkeit, mit der Hinweise mithilfe des Körperwissens in stellvertretender Wahrnehmung anschaulich gemacht werden können, ist
frappierend, der Weg transzendierend: Der Fokus liegt auf der bewussten Wahrnehmung von Bindungen und Ängsten und den menschlichen Möglichkeiten.
Die Ridhwan-Arbeit geht davon aus, dass es einen menschlichen Wesenskern
gibt, ein grundloses Sein, das der biografischen Persönlichkeit vorausgeht. Um
die »Löcher« lebensgeschichtlicher Mangelerfahrungen, wie u. a. Entwertung,
Angst, Lieblosigkeit, nicht fühlen zu müssen, füllen wir sie – und entfernen uns
vom Wesenskern. Die Verbindung des Ridhwan-Ansatzes mit der Aufstellungsarbeit sieht der Autor in der Reflexion der Rolle des Über-Ichs oder Gewissens, die in beiden Herangehensweisen bedeutsam ist. Verinnerlichte mentale
Strukturen werden entdeckt und nachvollziehbar gemacht. Werden existenzielle Mangelerfahrungen derart angenommen, treten essenzielle Qualitäten
wie Liebe und Selbstwert als innere Gewissheiten wieder hervor.
Kapitel II: Wahrnehmung
Die Beiträge des zweiten Kapitels kreisen um das Thema Wahrnehmung als
Raumsprache. Diese baut auf der Proxemik auf, drückt sich in großer Vielfalt
aus und benötigt eine theoretische Konzeption – insbesondere in Bezug auf die
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repräsentierende Wahrnehmung. Die drei Autoren bearbeiten diese zentralen
Themen aus verschiedenen Perspektiven.
Annika Schmidt widmet ihren Beitrag der Proxemik als Raumsprache und
Essenz in der Aufstellungsarbeit. Räumliche Ausdrucksformen wie NäheDistanz-Verhalten, körperliche Ausrichtung, Augenhöhe oder Berührungen
sind das Medium in der Aufstellungsarbeit, verborgene Dimensionen zu entdecken. Wir erkennen dadurch unser gewohntes Denken und Verhalten, also
wie wir uns eingerichtet und eingepasst haben. Die These der Autorin ist, dass
wir zunächst nur Elemente wahrnehmen und mit Sinn verknüpfen können, die
bereits in unserer Vorstellung existieren, sie sind uns innerlich, sie erinnern wir.
Wir erkennen und erfahren damit die gewohnte Struktur und nur, wenn wir
das vorstellende Denken verlassen, Anordnungen umstellen, neue Beziehungsperspektiven erspüren, was in Aufstellungen körperlich erfahrbar geschieht,
beziehen wir – wie bei einer Wohnung – neue zwischenmenschliche Räume.
Das mögliche Maß der Stimmigkeit im neuen Arrangement wird dabei proxemisch ausgehandelt – mit den anderen und sich selbst. Aufstellungen unterstützen diese Syntheseleistung zu einer neuen Aus- und Einrichtung, die dann
wieder der Wahrnehmung vorangestellt wird.
Auf das Phänomen der stellvertretenden Wahrnehmung in der systemischen
Aufstellungsarbeit ist der Beitrag von Harald Homberger ausgerichtet. Er trägt
eine Sammlung und Beschreibung dessen zusammen, was in Aufstellungen
erfahren werden kann. Wenn wir uns mit entsprechender Aufmerksamkeit und
Achtsamkeit ausrichten, können wir generationenübergreifend wahrnehmen,
Informationen zu Objekten oder geistige Strukturen spüren, oder das Erfasstwerden von Sinneswahrnehmungen, Gedanken, Gefühlen oder Bewegungen
wahrnehmen. Der Autor beschreibt auch Hindernisse der stellvertretenden
Wahrnehmung wie eigene traumatische Erlebnisse, welche das Differenzieren
erschweren. Doch dieser Spiegel, den Menschen in der Aufstellungsarbeit erfahren, ist nicht auf die Aufstellungsarbeit beschränkt – so die These des Autors.
Stellvertretende Wahrnehmung ist dem Menschsein als Bewusstseinsprozess
zugehörig und daher ebenso mögliche Alltagserfahrung.
Einen erklärenden Theorieansatz zur repräsentierenden Wahrnehmung stellt
Heiko Kleve zur Diskussion. In seinem Beitrag »Die körperliche Empathie räumlichen Sinns« formuliert er, wie das Phänomen aus systemtheoretischer Sicht
entworfen werden könnte. Er beschäftigt sich mit der entscheidenden Frage, wie
diese Wahrnehmungsform – auch ohne Kenntnisse der inhaltlichen Details, so
wie man es im verdeckten Arbeiten erlebt – zustande kommen kann. Dabei vermeidet er spirituelle Erklärungen ebenso wie allzu profane: Aufstellungen sind
keine Rollenspiele, sondern artikulieren bio-psycho-soziale Wahrnehmungen
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von Stellvertretern aufgrund ihrer räumlichen Positionierungen und Relationen. Der Raum bietet also einen Beobachtungs- und Erfahrungskontext für systemische Prozesse. Diese können wir wie eine Raumsprache spüren, weil alles,
was wir in unserer Welt erfahren (haben), immer schon raum-, empathie- und
sinnbasiert ist. Vermittelst der Empathie, welche über neuronale Spiegelungseffekte Mitfühlen über Perspektivenwechsel ermöglicht, sind eigene und fremde
körperliche Positionen sowie ihre Relationen spür- und verbindbar. Schließlich wird das beobacht- und wahrnehmbare Geschehen mit Sinn gefüllt. Wie
der Raum der Kontext des wandelbaren Systemgeschehens ist, so ist der Sinn –
soziologisch betrachtet – der Kontext, in dem Gedanken und Bedeutung eingebettet sind. In diesem System, dem Sinn-Raum, realisieren sich Aufstellungen. Sie simulieren Sinnbildung in gewohnter oder auch neuer Weise: Alles
könnte auch anders sein. Die Antwort des Autors auf das Rätsel der repräsentierenden Wahrnehmung ist also: Sie fußt auf drei miteinander verbundenen
Medien: dem Raum, der Empathie und dem Sinn. Systemische Aufstellungen
bieten dazu das räumliche Medium.
Kapitel III: Phänomenologie
Das dritte Kapitel umfasst drei unterschiedliche Blickwinkel auf die Lehre der
geistig-intuitiven Wesensschau, wie die Phänomenologie in der Terminologie
Husserls heißt. Es geht den Autoren dabei jedoch nicht (nur) um philosophische,
sondern auch um ganz praktische Fragestellungen. Der erste Beitrag betont, wie
wichtig es für Aufstellungsleitungen ist, eigene blinde Flecke kritisch zu reflektieren. Der zweite Aufsatz wirf einen neuen Blick auf die Gefühle, die wir uns
in der Regel subjektiv zurechnen und konzipiert sie als Raum, in den wir einund austreten können. Der dritte Beitrag erinnert daran, dass Aufstellungen
erst im Sinnverstehen der Anwesenden ihre Wahrheit erhalten.
Im ersten Beitrag »Angewandte Phänomenologie in der Aufstellungsarbeit«
skizziert Olivier Netter seine Antworten auf die Frage: Was ist (angewandte)
Phänomenologie? Aus Sicht des Autors ist sie eine hermeneutische Deutungspraxis, welche die inneren Voraussetzungen eines Zustands im Aufstellungsbild
offenlegt. Einer der Kerngedanken ist, dass damit ein Gestaltbildungsprozess
in Gang kommt, in dem fehlende Elemente auf sich verweisen können. Dies ist
möglich, weil das Bewusstsein in der Lage ist, unendlich viele mögliche Bestimmungen zu antizipieren, und weil es nach diesen strebt. Das genuin Phänomenologische der Aufstellungsarbeit, dem zugrunde gelegten Vorverständnis
auf die Spur zu kommen, besteht daher in einem fortwährenden Prozess des
Findens und Suchens. Der Aufstellungsprozess ist also keine Offenbarung von
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Wahrheit(en), sondern kann durchaus Fehlannahmen, Vorurteile und Irrtümer
enthalten. Der Autor sieht die Leiter und Leiterinnen und deren individuellen
Entwicklungsstand als Ort der Gewähr für wahrheitsstiftendes Vorgehen. Er
vertritt die These, dass die phänomenologische Methode keine schnell erlernbare Technik oder gar ein Set von Regeln ist, sondern einer besonderen Offenheit in der Haltung bedarf, welche die permanente Arbeit an den eigenen blinden Flecken, kritische Selbstreflexion und Selbstwahrnehmung zur essenziellen
Voraussetzung hat. Zusammen mit Basisannahmen über Formen der Erkenntnisgewinnung und Einblicken in die philosophische Rezeption und Diskussion
der Phänomenologie gibt der Autor so zahlreiche Impulse für eine Reflexion
der eigenen praktischen Arbeit.
Aufstellungen verdeutlichen nur, so argumentiert Thomas Latka, dass wir
auch außerhalb ihrer »in Gefühle eintreten«. Aus Sicht der neueren Phänomenologie werden Gefühle zwar subjektiv gefühlt, haben jedoch quasi-objektiven
Status, d. h. nicht, wir haben Gefühle, sondern diese haben uns, indem sie uns
ergreifen. Sie haben aus Sicht dieser Theorie einen atmosphärischen Zwischenstatus, wie wir ihn auch in der Musik, im Wind oder in der Stille erleben. Folgt
man dieser Linie, ist stellvertretende Wahrnehmung weder Sonderfall noch Rätsel, denn wir können ganz selbstverständlich mit dem eigenen Leib in den bislang aus dem abendländischen Denken ausgesperrten Zwischenraum ein- oder
austreten – ihn erleben. Dem abendländischen Weltbild mit seiner ansonsten
strengen Unterscheidung von Objekt und Subjekt ist diese kategoriale Begründung fremd. In anderen Kulturen, etwa denen Ostasiens, haben sie eine reichere
Tradition. Als Essenz der Aufstellungsarbeit formuliert der Autor, dass diese
neuphänomenologisch betrachtet ein gutes Beispiel für die leibliche Räumlichkeit von Gefühlen sind. Menschen können ohne Vorbereitung oder besondere
Begabung Phänomene spüren, die weder objektiv messbar noch subjektiv zuordenbar sind. Dieses Phänomen ist als Möglichkeitsbedingung in der Welt und
noch längst nicht theoretisch hinreichend beschrieben oder anerkannt.
Die phänomenologische Methode ist Voraussetzung aller Aufstellungsarbeit,
ist die These von Jakob R. Schneider, da in Aufstellungen Beziehungssysteme in
»Erscheinung« gebracht werden. Die sinnliche Anschauung im Bild mit seinen
Details und Bewegungen und die daraus gewonnenen Informationen stellen
keine objektiven Wahrheiten dar, sondern ergeben Sinn für die Klientinnen. Sie
werden wahrgenommen, für wahr genommen und stellen insofern Wahrheit dar,
als sie Bedeutung für das Leben der Falleinbringer haben. Voraussetzung für das
»Sehen«, eine Metapher, die der Autor für alle Sinneskanäle nimmt, ist der Verzicht: ein Verzicht auf schnelle Deutungen, Vorwissen, einen einzigen richtigen
Weg. Die Aufstellungsleitung fokussiert das für den Klienten Bedeutungsvolle,
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Einführende Worte
hilft, Sinn zu suchen, behält den Überblick sowie die Offenheit gegenüber dem
Hypothesenbilden und Ausprobieren. Was immer sich zeigt, hat(te) einen Sinn
im System, möglicherweise in einer anderen Zeit, für eine andere Person, also
in einem anderen Sinnfeld, dem das Ausprobieren und Suchen gilt. Es zu entdecken und anzuerkennen ist die eigentliche Intervention phänomenologischer
Aufstellungsarbeit. Hinzu kommen Konstruktionen neuer Bilder für die Falleinbringer, damit die vergangenen Eindrücke verändert werden können. Maßstab
ist das Stimmigkeitserleben der Klientin als reale Wirkung hilfreicher Schritte.
Kapitel IV: Praxis
Der Frage, welche systemischen Qualitätsmerkmale in der Praxis von Systemaufstellungen zu formulieren sind, widmen sich Holger und Christiane Lier.
Dabei schauen sie zunächst nach den Einflussgrößen, wie unterschiedliche
Theoriekonstrukte und Therapierichtungen, bzw. nach deren Verknüpfungen,
welche Wirkungen auf die zugrundeliegende ethische Grundhaltung der Aufstellungsleitungen und ihr Vorgehen zur Folge haben. Zu den von den Autoren
an einem Fallbeispiel und konkreten Dialogen illustrierten Qualitätsmerkmalen gehören u. a.: Transparenz, Schutz und Sicherheit, Kontext- und Auftragsklärung, Zielformulierung, Lösungsorientierung, die Nutzung der körperlichen
Ebene, Wertschätzung, Klienten- und Prozessorientierung, Sorgfalt bezüglich
der Gruppendynamik sowie Zielüberprüfung und Nachsorge. Die authentische
Orientierung und das Reflektieren der eigenen Praxis an diesen und weiteren
Kriterien ist für Aufstellungsleiterinnen und Klienten gleichermaßen essenziell.
Die Arbeit der Aufstellungsleitung geschieht im Spektrum zwischen intuitivvorbewusster und handlungsfähig-bewusster Wahrnehmung und hat Methode,
vertreten Kerstin Kuschik und Kirsten Nazarkiewicz in ihrem Beitrag »Zwanzig
Thesen für das Aufstellen«. Essenzen für eine qualitative Praxis, die in der Auseinandersetzung mit Kritikern, in der internen Diskussion und individuellen
Selbstreflexion aus der Praxis für die Praxis entstanden sind, lassen sich thetisch
zusammenfassen. Die Thesen beschreiben neben den praktischen Aspekten der
fachlichen Sorgfalt (wie das Herstellen von Vertraulichkeit oder das VerwerfenKönnen von Hypothesen) auch ethische Implikationen im methodischen Vorgehen, wie den Umgang mit Wahrheit, das Schaffen herrschaftsfreier Kommunikationsbedingungen und das Mitwirken an der menschlichen Selbstaufklärung.
Ein derart reflektiertes und achtsames Arbeiten ermöglicht allen Teilnehmenden
transformierende Erfahrungsmomente, und zwar u. a. durch einen beziehungsdichten, unmittelbaren Kontakt mit anderen Menschen, erleichternde Ähnlichkeitserlebnisse, Vertrauen in die eigene Körperweisheit und Wahrnehmung und
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Peter Bourquin und Kirsten Nazarkiewicz
Momente des Staunens durch neue Perspektiven. Diese und mehr Erfahrungen fördern als erfahrbare Essenzen lebendiger Resonanz Aufstellungsarbeit.
In »Sprache der Weisheit? Ordnungen der Liebe neu gelesen« blickt Christoph Wild auf die Anfänge der Aufstellungsarbeit vor 25 Jahren zurück, wo er
dem Weisheitswissen des Familienstellens einen grundlegenden Platz einräumt.
Basierend auf der phänomenologischen Methode, entfalte sich jeder Fall einzigartig und die gebündelten Erfahrungen, induktiv von Hellinger einst zu
»Ordnungen« formuliert, seien keine Theorie, sondern ein lebensweisheitliches Wissen. Weisheit versteht der Autor als von jedem Menschen erkennbares
implizites Wissen. Es ist aus seiner Wirksamkeit und Alltagstauglichkeit entstanden. Seine Wahrheit liegt also in der lebensorientierten Kraft. Weisheiten
bewähren sich immer wieder, aber nicht immer und überall, daher sind sie
nicht allgemeingültig wie eine Theorie. Ihr Dienst liegt in der konkreten, fallbezogenen, individuellen Wirkung. Personen, die sie formulieren, wird Autorität zugebilligt, denn es gelingt ihnen, Ordnungen zu erkennen und zu stiften.
Diese Ordnungen haben jedoch keine abstrakte Geltung. Sie sind weder ethische
Normen noch anthropologische Konstanten und schon gar nicht sakrosankte
Schöpfungsordnungen. Derart missverstanden wären sie eine Anmaßung. Wenn
man Hellingers Buch und seine umstrittenen Äußerungen in dieser Hinsicht
reinterpretiert, werden die Ordnungen der Liebe zur zeitgebundenen Intervention für bestimmte Generationen und es stellt sich die spannende Frage, welche
Ordnungen in einem anderen gesellschaftlichen Kontext und einer veränderten
Situation und Zeit weisheitliche Wirkkraft entfalten.
Kapitel V: Forschung
Das abschließende Kapitel zur wissenschaftlichen Erforschung der Aufstellungsarbeit nähert sich aus drei unterschiedlichen Perspektiven diesem Unterfangen:
einer Übersicht über den aktuellen Forschungsstand zu Systemaufstellungen,
einem Einblick in die Prozessforschung und einem visionären Ausblick: Aufstellungen als Evolutionstreiber für Wissenschaft.
Eine Übersicht über die empirische Forschung zu Systemaufstellungen gibt
Jan Weinhold in seinem gleichnamigen Beitrag. Im Anschluss an eine vorliegende Synopse des Autors über die Erforschung von Aufstellungsarbeit, welche
bereits veröffentlicht wurde, konzentriert sich dieser aktuelle Aufsatz auf die
Entwicklungen und Studien der letzten sieben Jahre. Er gruppiert nach Zielen
(z. B. Wirksamkeit, Prozess von Aufstellungen), Gebieten (z. B. Mediation) und
kulturellen Kontexten. Dabei berücksichtigt er stets die verschiedenen Formate
wie Familienaufstellungen und Organisationsaufstellungen. In einem Ausblick
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Einführende Worte
am Ende kommt der Autor zu dem Schluss, dass die Aufstellungsforschung
weiterhin in den Kinderschuhen steckt, sich die Forschungsarbeiten in bester wissenschaftlicher Manier jedoch zunehmend aneinander orientieren. All
das bringt Transparenz in die Aufstellungsarbeit, fördert eine auf überprüfbaren Beobachtungen basierende Theoriebildung und erhöht die Chancen ihrer
Anschlussfähigkeit in unterschiedlichen – auch kulturellen – Kontexten.
Einen Einblick in die Prozessforschung der Aufstellungsarbeit gibt der Beitrag »Repräsentierende Wahrnehmung als kommunikative Aufgabe – ein Werkstattbericht« von Kirsten Nazarkiewicz, Frank Oberzaucher und Holger Finke.
Basierend auf ihrem gemeinsamen Forschungsprojekt »Aufstellungsarbeit als
interaktive Konstruktion: Ressourcen, Wirkungen, Strukturen« berichten die
Forscher von ihren Daten, ihren Fragestellungen und ihrer Suche nach der
kommunikativen Vermittlung der – vielleicht nur vermeintlich – außeralltäglichen Erfahrung der repräsentierenden Wahrnehmung. Sie zählt unzweifelhaft
zu einer der Essenzen der Aufstellungsarbeit. Erstmals werden Ergebnisse über
Regelmäßigkeiten der kommunikativen Darstellung dieser Erfahrung konversationsanalytisch analysiert und – auch für die Praxis erkenntnisreich – gruppiert. Die Stellvertreterinnen stellen auf kunstvolle Weise dar, wie sie erfasst
werden (von etwas), beschreiben, was mit ihnen geschieht und machen ihre
Selbstwahrnehmung zu einem kommunikativen Ereignis. Indem Akteure der
Aufstellungsarbeit Wahrnehmungsebenen kultivieren, welche von einer Zugänglichkeit des Fremdbewusstseins ausgehen, werden allerdings weitreichende
methodologische und erkenntnistheoretische Fragestellungen aufgeworfen,
deren Erforschung erst am Anfang steht. Die Forschungsgruppe gibt einen
Einblick in mögliche geisteswissenschaftliche Anschlüsse und Erklärungen der
repräsentierenden Wahrnehmung und vertreten die These, dass diese menschliche Grundfertigkeit keineswegs auf Aufstellungen beschränkt ist, sondern in
ihnen nur besonders gute Bedingungen zur Entfaltung erhält.
Der visionäre und erkenntnistheoretisch fundierte Beitrag von Georg MüllerChrist argumentiert, dass die Aufstellerinnen Evolutionstreiber für die Wissenschaft sein könnten. Der Autor skizziert am Beispiel von drei Denkparadigmen,
der »Aristoteles-Qualität«, der »Galileo-Qualität« und der »Rosa-Qualität«,
dass wir uns meist über Jahrhunderte in jeweils dominierenden wissenschaftlichen Vorstellungsräumen befinden, die zueinander keinen Zugang finden.
Wer Ursache-und-Wirkung-Kausalität, Wiederholbarkeit und Messbarkeit als
(wissenschaftlichen) Maßstab nimmt (Galileo-Qualität), wie es in den heutigen
Wissenschaften dominiert, kann Resonanz, Verbundenheit und Stimmigkeit
(Rosa-Qualität) nicht gelten lassen. Hier können Berufswissenschaftlerinnen
und Aufsteller als Laienwissenschaftler, die sich selbst beobachten, einander
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Peter Bourquin und Kirsten Nazarkiewicz
unterstützen, also weltumspannende Kooperationsformen von Aufstellern und
Wissenschaftlerinnen bilden, die den Forschungsstrom zusammenfließen lassen. Virtuelle »Constellation-Schools« bringen Forschung und Fortbildung so
zusammen, dass »Crowd-Effekte« entstehen können. Die damit verbundene
Hoffnung ist eine stimmigere Identitätslandschaft von Aufstellungen, besteht
aber vor allem darin, deren Potenzial auszuschöpfen und der Welt auf diese
Weise eine neue Art von Erkenntnis im Resonanzraum zu verschaffen.
Einladung
Wer beim Lesen auf die Suche nach Essenzen geht, findet sie in, aber auch
quer zu den Beiträgen und Kapiteln. Sie mögen in der Kraft einzelner Begriffe
bestehen, im Nachspüren einer Erfahrung, in Erkenntnissen oder der sich öffnenden Wahrnehmung für Neues. Letztlich bleiben die Essenzen unsagbar, nur
lässt sich Schweigen schwerlich zwischen zwei Buchdeckel packen. Wir laden
daher alle Lesenden zu diesem Annäherungsversuch ein, d. h. dazu, Sprache für
die Essenzen zu finden und sie dadurch dem Austausch zugänglich zu machen.
Literatur
Hellinger, B. (1994). Ordnungen der Liebe. Ein Kursbuch. Heidelberg: Carl-Auer.
Maeterlinck, M. (1965). Der Schatz der Armen. Düsseldorf u. Köln: Diederichs.
Weber, G. (1993). Zweierlei Glück. Die systemische Psychotherapie Bert Hellingers. Heidelberg:
Carl-Auer.
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I Bewusstsein
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Kerstin Kuschik
Annäherungsbewusstheit als Haltung – eine Suche
Vorbemerkung
Wahrscheinlich ist es stimmig, einen Beitrag, der sich um Annäherung rankt,
der suchend ist, ja suchend sein muss, im besten Sinne vorläufig zu nennen. Die
Annäherung, die ich meine, kommt ohne Hoffnung auf ein Ziel aus, obwohl die
Illusion eines Zieles mir Anregung ist. So mache ich mich auf die Reise, fragmentarisch, sinnend und nachspürend zu einzelnen Bereichen, die diese prozesshafte
Haltung beschreiben möchten. Mein Anliegen dabei ist, eine essenzielle Verbundenheit als Quelle sowohl für Haltung als auch für Heilung immer wieder
wahrzunehmen, aufzusuchen und auch, mich darin befindend, zu beschreiben.
Ein solches Verbundensein habe ich beim Aufstellen als Teilnehmerin zum
ersten Mal vor zwanzig Jahren erlebt, bevor ich mir dessen bewusster wurde.
Und als Leiterin habe ich es weiter gelebt und erlebt. Es sind darin Größen wie
Demut enthalten, eine starke Kraft, eine Geborgenheit und das Staunen über das
Dasein und Sosein. Im Folgenden hege ich die Hoffnung, etwas zur Diskussion
beizutragen, mit welcher Haltung wir Aufstellungen wohl am besten leiten können, wie wir überhaupt Menschen begleiten oder auch Haltung lehren könnten.
In den 1950er Jahren waren einige Studien zur Bedeutung der Beziehung und
der gegenseitigen Wahrnehmung zwischen Klient*innen und Therapeut*innen
veröffentlicht worden, die klar herausbrachten, dass eine positive Beziehung
und kommunizierte Wahrnehmung Therapieerfolge begünstigen (Fuchs, 2018,
S. 57 f.). Carl Rogers formuliert dazu: »Verfahren und Techniken sind weniger
ausschlaggebend als Einstellungen. Kein Ansatz, der sich auf Wissen, auf Training, auf die Annahme irgendeiner Lehre verlässt, kann auf Dauer von Nutzen sein. Haltung ist entscheidend, nicht Worte« (1961/2018, S. 58). Wir setzen
also heutzutage in vielen Begleitungsformen stark auf die Beziehung vor den
Interventionstechniken und der Methode. Da treibt es mich um, zu fragen:
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Kerstin Kuschik
Wie wächst Haltung? Welche über Werte und Einstellungen hinausreichende
Grundströmung könnte dies sein? Wie ist dies beschreibbar?
Es sind ja seit dem Beginn der Aufstellungsarbeit bereits einige AufstellerHaltungen beschrieben worden. Ich nenne einmal diejenigen, die mir besonders geläufig sind und die ich beim Durchschauen quer durch die Artikel aller
Hefte der »Praxis der Systemaufstellung« aufgefrischt habe (die Aufzählung ist
subjektiv und unfertig und mit notizartig aufgeführten Stichworten versehen):
Ȥ systemische Haltung: Einschließlichkeit/alles gehört dazu, selbst das, was ich
jetzt so noch nicht wahrnehme/systemische Ordnungen und Dynamiken,
Ȥ leere Mitte: Nichtwissen/Anfängergeist,
Ȥ phänomenologische Haltung: Vertrauen ins Feld/in das, was sich zeigt, ins
Unmittelbare/die stellvertretende Wahrnehmung/die Anregungen der Personen im Außenkreis,
Ȥ konstruktivistische Haltung: die Annahme verschiedener Wirklichkeiten/
Lösungskompetenz beim Anliegeneinbringer/bei der Anliegeneinbringerin,
Ȥ dazu durchaus zu allen obigen Haltungen (und anderen) passende Einstellungen wie: Vertrauen in den Körper/in Körperwissen, Vertrauen in den
Zweifel, Vertrauen in mich als Resonanzkörper, Transparenz, Offenheit auch
bezüglich meiner Grenzen und anderes.
Es steht also für unsere Begleitungsarbeit eine Fülle an hilfreichen Erfahrungen,
Konzepten, Wahrnehmungen, Einstellungen oder auch Haltungen zur Verfügung, um Heilung zu ermöglichen. Die meisten beruhen auf der Erfahrung, dass
wir selbst und damit unsere Arbeit in etwas universelles Größeres eingebettet
sind und dass es deshalb wesentlich ist, sich sowohl darüber gewahr zu werden,
wie Bewusstsein und Wahrnehmung als Ausdruck und zugleich Mittel dieses
Größeren funktionieren könnten, als auch darüber, dass Zeit- und Raumgrenzen nicht manifest und Beständigkeiten relativ sind. Diesen letzteren Annahmen möchte ich im Besonderen folgen und auch gleich erwähnen, dass mich
der phänomenologische Aspekt der Aufstellungsarbeit besonders interessiert.
Hinsichtlich der Struktur des Beitrages bediene ich mich einer abschnitthaften
Gliederung und beleuchte einzelne Bereiche.
Alltagshaltungen
Zunächst: Es gibt eine ganz alltagsweltliche, praktische Nutzung des Begriffs
Haltung im Sinne einer Einstellung und eines Wertebezuges. So könnte ich
z. B. eine pazifistische Haltung haben, die auf Gleichwertigkeit, Frieden, Ver-
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Annäherungsbewusstheit als Haltung – eine Suche
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ständigung, Würde und anderem beruht. Als Vorständin einer Friedensinitiative würde ich aus dieser Haltung heraus sprechen und agieren und etwa gegen
Kampfeinsätze oder Waffenexporte sein und auf jeden Fall für friedliche Konfliktverhandlungen. Ich würde aus dieser Haltung heraus die Bereitschaft für
gegenseitiges Zuhören, Entgegenkommen u. Ä. erwarten und bieten. Ist diese
pazifistische Haltung mit einer anderen Wertezusammensetzung verknüpft, etwa
Gleichwertigkeit, Autonomie, Gesundheit, Familie, Verantwortung und Macht,
könnte im Kontext einer Situation, in der mein Haus einer Bahntrasse weichen
soll, eine Art Kampfgeist in mir wachsen und ich würde vielleicht zunächst
mit anderen, letztlich sogar alleine gegen ein Projekt kämpfen, das im Ganzen
betrachtet sogar eine gute Sache wäre und wofür ich an anderen Orten sofort
meine Unterschrift gegeben hätte. Diese Haltungsausrichtungen in uns können widersprüchlich oder wechselhaft sein, sie können kurzfristig oder nebeneinander her bestehen. Sie sind mittelbar, so durchdrungen und begrenzt von
unserer sozialen Einbindung, Herkunfts- und Lebensgeschichte, wie sie in uns
eingeschrieben sind – bis hin zur Körperhaltung, ja vermittelst durch sie sowie
durch Sprache oder durch unseren Kleidungsstil. Der französische Soziologe
Pierre Bourdieu hat hierüber geforscht und die Begriffe Habitus (geistige Haltung, soziokulturelle Gewohnheiten und Verhalten) und Hexis (körperlicher
Ausdruck, die Art, wie jemand sich beispielsweise Raum nimmt oder welche
Sportart gemocht wird) wiederbelebt und weiterentwickelt. Wir sind uns dieser »verinnerlichten Gesellschaft« (Bourdieu, 1993, S. 125) oft nicht bewusst,
selbst in den gewählten und gelernten Haltungen unserer Berufsrollen bleiben
wir unserem Habitus verbunden. So etwa habe ich als Kleinbürgerkind meine
statusangemessene mittlere Reife und eine Lehre gemacht und dann über den
zweiten Bildungsweg studiert. Ich kann einen sozialen Aufstieg vorweisen, an
intellektuellen Runden teilnehmen, mich dort auch wohlfühlen, Dior auflegen
und ich würde an der Art, wie ich zwischen Prosecco-Trinkern meine Bierflasche ansetze, sofort einen anderen »Stallgeruch« durch die Diornebel schicken.
Es ist eine Entwicklung in der Haltung, dem eigenen Habitus auf die Spur
zu kommen sowie diesem möglichst wertungsfrei zu begegnen, denn Haltungen sind Informationsträger unseres sozialen Ordnungssinnes, sie zeigen, wie
wir uns den Umgang mit den Anforderungen des sozialen Feldes, in dem wir
leben, angeeignet haben. Auch in einem Aufstellungsfeld wirken diese inkorporierten Muster, werden wahrgenommen und gesendet.
Was ich jedoch mit diesem Beitrag versuchen möchte, ist, eine Bewusstseinshaltung zu beschreiben, die hinter oder unter diesen alltagsweltlichen Orientierungsfeldern liegt und schließlich dazu dient, diesen Alltagshaltungen, sofern
sie unheilsam sind, heilsame Alternativen zu bieten. Meine Sprache ist begrenzt
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dabei, was nicht verwundert, denn auch meine Wahrnehmung ist begrenzt. Auch
ist es schwer, über den Leib Erfahrenes in dieser nichtsprachlichen Erlebensqualität in Sprache zu fassen. Kunst sprechen zu lassen wäre hier manchmal
angebrachter, wie u. a. Rilke (2003, S. 112) immer wieder zeigt:
»Es winkt zu Fühlung fast aus allen Dingen
aus jeder Wendung weht es her: Gedenk!
Ein Tag, an dem wir fremd vorübergingen,
entschließt im künftigen sich zum Geschenk.
[…]
Durch alle Wesen reicht der eine Raum:
Weltinnenraum. Die Vögel fliegen still
durch uns hindurch. O, der ich wachsen will,
ich seh hinaus, und in mir wächst der Baum.«
Be-Deutungen
Im indo-europäischen Sprachraum umfasst der Begriff »Haltung« sowohl eine
körperliche Komponente als auch eine innere Werteausrichtung. Hier einige
Übersetzungsbeispiele, zusammengesucht aus diversen Wörterbüchern und
»Wiktionary«:
Ȥ attitùdine (ital., lat. = actus: Richtschnur im Tun, Körperbewegung): Darauf
beziehen sich attitude (franz./engl.), Attitüde, actitud (span.) u. Ä.;
Ȥ mindset (mind = altengl.: gemynd/althochdeutsch: gimunt: Erinnerung,
Gedächtnis, indoeuropäisch: mentis= Gedanken; set = indoeuropäisch: sitzen);
Ȥ Position (lat. positio, ein bestimmter, physischer wie psychischer Ort im
Raum), alle Ableitungen: posizione mentale, disposition, posture etc.;
Ȥ Haltung (althochdeutsch: haltan = Stillstand (von Vieh): holdnig (dän.),
hållning (schwed.) etc.;
Ȥ als Beispiel außerhalb der indoeuropäischen Sprachfamilie mag eine japanische Übersetzung dienen: Haltung = shisei, dieser Begriff gilt sowohl für
eine körperliche wie auch für eine geistige Position.
Die in der Aufzählung bestehenden Korrelationen zeigen vor allem die von
Bourdieu beschriebene Auffassung von Haltung: Es klingen soziale Strukturen
mit, wie etwa im Begriff der »Position«, dem Verweis auf Alltagspraktiken wie
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Annäherungsbewusstheit als Haltung – eine Suche
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Viehhaltung oder »etwas halten«. Wichtig an dieser Stelle erscheint mir jedoch
das mannigfaltige Vorhandensein eines Zusammenhangs von Körperausdruck
und Geisteshaltung an sich.
Leib und Bewusstsein
Da also eine Geistesausrichtung – alltagsweltlich oder spirituell – erst durch
ihre körperliche Bedingtheit spürbar wird, möchte ich diesen Beitrag im Einklang mit der Wahrnehmung über meine Leiblichkeit schreiben, besser: über
meine Leibhaftigkeit. Unter Leib verstehe ich in Anknüpfung an Merleau-Ponty
(1965) und die Neue Phänomenologie (Schmitz, 2016) den Körper als ein über
die Sinne hinausreichendes Bewusstseinsorgan, welches meinem Selbst erlaubt,
sich in diesem Leib wahrzunehmen und über ihn die Welt zu erfahren. Dies
betrifft sowohl konkrete, sensorische Eindrücke als auch solche Wahrnehmungen, die sich in raumlosen Räumen ohne Innen und Außen zu befinden scheinen, die Schwingungen und Atmosphären zwischen sich und der Mitwelt wahrnehmen, ohne sich einnehmen zu lassen, sowie Phasen von Zeitlosigkeit – etwa
wie in tiefer Meditation. So ist es kein Wunder, dass die buddhistische Sicht auf
das Bewusstsein diesen leibphilosophischen Betrachtungen nahekommt. Der
Meditationslehrer Jack Kornfield beschreibt Bewusstsein mit von der Quantenphysik entliehenen Begriffen als wellen- und teilchengleich (2008, S. 63). Die
Quantenphysik versucht, die dichotome Beschaffenheit des Lichtes zu fassen.
Bewusstsein aus Kornfields buddhistischer Sicht hat ebenfalls zwei Aspekte:
den raumgleichen, unwandelbaren und zeitlosen und den mit der Erfahrung
momenthaft verbundenen. Das Sich-Hineinüben in diesen offenen Raum des
wellengleichen Bewusstseins geschieht vermittelst der sowohl leiblichen als auch
geistigen Atemerfahrung: Mein Leib ist hier atmender und beatmeter Körperraum, erfahrbar durch den augenblicksgebundenen, teilchengleichen Aspekt des
Bewusstseins als das, was meine Gedanken, meine Gefühle, Stimmungen und
Erwartungen in ihrer gegenseitigen Wechselwirkung erkennen kann.
Atmen
Wenn ich auf meinen Atem achtend meiner Haltung nachspüre, ändert sich
meine Position, ich richte mich in mir bequemer, in der Regel aufrechter ein.
Ich gebe meinem Atem Raum. Ich achte auf meinen Herzschlag und gebe ihm
Raum durch den Atemraum, darum herum. Ich atme bis ich Atem bin und
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