Inhalt
Heft 2 | 2012
Editorial
Lorenz Engell / Bernhard Siegert
Aufsätze
Heiko Christians
Relexionen über Wiederholung. Oder: Welche Disziplin ist
eigentlich zuständig für Kurt Tucholskys Pyrenäenbuch (1927)?
Monika Dommann
Wertspeicher: Epistemologien des Warenlagers
Debatte: Web 2.0
Geert Lovink
Eine Welt jenseits von Facebook: alternative soziale Medien.
Die Forschungsagenda des Netzwerks Unlike Us
vs.
Stefan Heidenreich
Freunde, Zeiger, Daten
Archiv
Pier Paolo Pasolini
Die Schriftsprache der Wirklichkeit
Lorenz Engell
Kommentar
Schwerpunkt: Kollektiv
Urs Stäheli
Infrastrukturen des Kollektiven: alte Medien – neue Kollektive?
Inhalt Heft 2 | 2012
2
Henning Schmidgen
Das Konzert der Maschinen. Simondons politisches Programm
Marc Rölli
Dinge im Kollektiv. Zur Diferenz phänomenologischer und
ANTistischer Denkansätze
Wolfram Nitsch
Mobile Mediatope. Verkehrsmittel als Medien und Milieus
in der französischen Literatur der Gegenwart
Barbara Zahnen
Kollektiv Erdbewohner. Das geographische Wir
Isabell Otto
Kollektiv-Visionen. Zu den Möglichkeiten der kollektiven Intelligenz
Abstracts
Autorenangaben
SCHWERPUNKT
Infrastrukturen des Kollektiven: alte Medien –
neue Kollektive?*
Urs Stäheli
Kollektivität spukt seit ihren Gründungsjahren durch die Soziologie, sie ist allgegenwärtig und taucht aber doch nur am Rande als explizites Thema
auf. Eigentlich benennt Kollektivität den Gegenstand der Soziologie schlechthin,
so etwa wenn Park und Burgess in ihrer einlussreichen Einführung die Soziologie
als »science of collective behavior« bezeichnen.1 Das Zusammen-Handeln, das noch
kein gemeinschaftliches Handeln sein muss, ja diesem häuig sogar gegenüber
gestellt werden wird, scheint der kleinste Nenner für die verschiedensten Gegenstände der noch jungen Wissenschaft zu sein. In der Kollektivität i ndet sich
jenes Moment, das den Einzelnen transzendiert und eine seltsame neue Dynamik
anzeigt. In dieser Allgemeinheit interessiert sich die Soziologie aber kaum für
das Kollektive, aus dem Allgemeinen wird in der amerikanischen Soziologie der
1920er Jahre der Sonderfall des kollektiven Verhaltens (collective behavior) – dieses
ist ein Sonderfall, weil es immer dann auftritt, wenn gesellschaftliche Routinen unterbrochen werden, wenn soziale Ordnungen in die Krise geraten, wenn
kulturelle Verbindlichkeiten außer Kraft treten. Kollektives Verhalten, obwohl
eigentlich der Gegenstand der Soziologie, wird zu dem Bereich, welcher die Gesellschaft überrascht, sie gefährdet und manchmal auch erneuert – und wird trotz
dieser fundierenden Funktion zu einem Bereich, der von einer Spezialsoziologie
bearbeitet wird.
Man mag sich fragen, warum man sich heute mit der inzwischen etwas angestaubt wirkenden Sub-Soziologie des kollektiven Verhaltens beschäftigen sollte,
hat diese doch längst ihren Zenit überschritten und ist in andere Forschungsfelder
(z. B. soziale Probleme, soziale Bewegungen, Gruppensoziologie) integriert worden. Ich möchte argumentieren, dass sich für ein gegenwärtiges Verständnis von
Kollektivität ein Blick zurück in deren frühe Konzeption in der amerikanischen
Soziologie und Literatur lohnt. Kollektivität taucht dort primär als kollektives
*
1
Ich verdanke viele Anregungen einer interdisziplinären Hamburger Antragsgruppe zum
Thema »Neue Kollektivitäten«.
Robert E. Park u. Ernest W. Burgess: Introduction to the Science of Sociology, Chicago
1921, S. 42.
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Verhalten – also als Prozess und nicht als Aggregatsform auf. Sie wird als ein Gegenstand entdeckt, der sich zwischen die in Europa zeitgleich entwickelte Gegenüberstellung von Gemeinschaft und Gesellschaft einnisten wird, ja, als ein Gegenstand, der ein Drittes denkbar macht, das trotz seiner ortlosen Virulenz in der
Theoriegeschichte zunehmend zum Opfer der erfolgreichen Dichotomie geworden ist.2 Das Nachdenken über kollektives Verhalten beeindruckt dadurch, dass es
aus einer möglichst einfachen Situation das Soziale zu denken versucht. Erklärt
werden soll, wie eine gemeinsame Verhaltensdynamik aus einer bloßen »collection
of individuals« entsteht.3 Der Begrif des Verhaltens ist Programm, denn in dieser
soziologischen Ur-Situation greifen die üblichen, viel zu anspruchsvollen Theoreme der Soziologie zu kurz. Ein solchermaßen bestimmtes Kollektiv im Prozess
muss ohne den Bezug auf Normen und Werte, ohne Bezug auf einen rationalen
oder relexiven Akteur, ohne Bezug auf die Funktionalität kollektiven Handelns
– und ohne einen intentionalen Handlungsbegrif auskommen.
Es ist genau diese radikale Ausgangslage, welche die Überlegungen aus der
ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts auch für unsere heutigen Debatten über Kollektivität bedeutsam macht. Denn zunehmend geraten neue soziale Phänomene
wie Flash Mobs, die Occupy-Bewegung, Anonymous, die Arabellion oder Schwarmtechniken der Kriegsführung in den Blick, auf welche die klassischen Kategorien
von Gruppe, soziale/kulturelle Identität, Netzwerk oder soziale Bewegung nicht
mehr richtig passen wollen – allesamt Formen kollektiven Verhaltens, die scheinbar voraussetzungslos aus einer Versammlung von sich fremden Individuen entstehen.4 Während in gegenwärtigen Beschreibungen neuer Kollektivitäten stets
auf deren mediales Substrat – ihre Konnektivität – hingewiesen wird (z. B. Mobilkommunikation, Twitter, Facebook etc.), scheint die Rolle von Medien in den
klassischen Konzepten kollektiven Verhaltens recht unklar. Ich möchte danach
fragen, wie sich dieser primitive (im Sinne von: möglichst voraussetzungslose) Blick
auf die Dynamiken des Kollektiven mit dessen Medien zu verschalten beginnt und
ob so möglicherweise auch Hinweise auf die mediale Verfassung von Kollektivität
gegeben werden.
2
3
4
Vgl. Ferdinand Tönnies: Gemeinschaft und Gesellschaft. Grundbegrife der reinen Soziologie (1935), Darmstadt 1991.
Jerry Rose: Outbreaks: The Sociology of Collective Behavior. New York 1981, S. 12.
Zentral für das Interesse an neuen Formen der Kollektivität sind besonders die Arbeiten
von Eugene Thacker. Siehe Eugene Thacker: Netzwerke – Schwärme – Multitudes, in:
Eva Horn u. Lucas Marc Gisi (Hg.): Schwärme – Kollektive ohne Zentrum. Eine Wissensgeschichte zwischen Leben und Information, Bielefeld 2009, S. 27 – 68.
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1. Kollektivität – die normale Ausnahme?
Die Chicago School, welche seit Beginn des 20. Jahrhunderts zu den Wegbereitern einer qualitativen und hermeneutisch ausgerichteten Sozialforschung gehört,
widmet sich der Kollektivität in der Form von kollektivem Verhalten, worunter v. a.
urbane Phänomene in Gestalt unterschiedlicher Massen verstanden werden.5 Weit
davon entfernt, den stabilen, inneren Kern der Gesellschaft zu benennen, zeichnet
sich Kollektivität durch ein Moment der Unrast – »social unrest« 6 – aus, am besten
exemplii ziert durch außergewöhnliche Ereignisse wie Mobs, Paniken, Aufstände
und Straßenauf läufe. Noch Anfang der 1960er Jahre wird Neil Smelser seine große
synthetisierende Darstellung Theory of Collective Behavior mit einer Passage beginnen, die das Kollektive an außergewöhnlichen Phänomenen festmacht: »In all
civilizations men have thrown themselves into episodes of dramatic behavior, such
as the craze, the riot, and the revolution.«7 Die ganze Anstrengung der Forschungstradition des kollektiven Verhaltens wird in einer Zähmung, in einer Normalisierung dieser erstaunlichen Ereignisse des Kollektiven liegen, in ihrer Umwandlung
in ein erklärbares kollektives Handeln. Die Soziologie wird das Phänomen sozialstrukturell zu erklären suchen, darauf aufmerksam machen, dass die vordergründige Irrationalität nur für den soziologisch naiven und ungeschulten Beobachter
als solche erscheint. Zu entzifern gelte es die sozialen und kulturellen Bedingungen für solche Kollektivitätsereignisse, empirisch zu analysieren sei, wie im kollektiven Verhalten eben doch soziales Handeln (und nicht nur Verhalten) beobachtet werden könne. Das, was zunächst als spektakuläre Ausnahme gesehen
wurde, wird nun nur als Oberl ächenerscheinung entlarvt, die zumindest epistemologisch kaum Anlass zur Beunruhigung sei.
Damit aber verschwinden genau jene Einsichten in das Funktionieren von Kollektivität, welche bis etwa Anfang der 1950er Jahre deren Rätselhaftigkeit ernst
genommen haben. Geprägt von der europäischen Massenpsychologie des 19. Jahrhunderts (insbesondere von Gustave Le Bon und Gabriel Tarde) hat Herbert Blumer, der eine der ersten systematischen Theorien kollektiven Verhaltens entworfen hat, dieses in aller Schärfe von Gemeinschaften ( folk communities) unterschieden. In Gemeinschaften treten nur äußerst selten Episoden kollektiven Verhaltens
auf, denn hier wird das Zusammenleben durch Sitte, kulturelle Traditionen, Routinen und ritualisierte Zeremonien vollzogen. Kollektives Handeln ist dagegen
5
6
7
Für eine Kontextualisierung von Konzepten ›kollektiven Verhaltens‹ im Kontext der amerikanischen und europäischen Massentheorie sowie der Fassung von Massen als urbanes
Phänomen vgl. Christian Borch: The Politics of Crowds: An Alternative History of Sociology, Cambridge 2012
Park u. Burgess: Introduction (wie Anm. 1), S. 382.
Neil Smelser: Theory of Collective Behavior (1962), New Orleans, LA 2011, S.1.
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immer an eine Ausnahmesituation gebunden: bestimmte kulturelle Traditionen
mögen zusammenbrechen, eine Katastrophe mag eintreten, ein plötzliches Ereignis unterbricht die Routinen einer Gemeinschaft. In anderen Worten: Kollektives
Verhalten ist gerade nicht das unsichtbare Sich-Ereignen des Sozialen, sondern ein
»behavior that generates news«.8
Interessant an Blumers Konzeption ist nun, dass er dessen Bereich weit über
die klassischen Massenphänomene ausweitet. Er unterscheidet vier Typen des
kollektiven Handelns: »acting crowd«, »expressive crowd«, »mass« und »public«.9
Modell für diese Typologie ist eine Massenkonzeption, die stark an der europäischen Massenpsychologie orientiert ist, sich aber durch – aus heutiger Perspektive – eine entscheidende Akzentuierung auszeichnet: Sie versteht die Masse
als Bewegungsphänomen. Bewegung wird dabei weit basaler gefasst als im erstarrten Begrif der (neuen) sozialen Bewegungen, die konsequenterweise für
die Theoretiker des kollektiven Verhaltens wie Smelser gerade nicht mehr zu
ihrem Gegenstandsbereich gezählt wird. Kollektives Verhalten ist mehr als eine
»collection of individuals«;10 dieses bezeichnet einen dynamischen Vorgang, einen Vorgang an der Umschlagsstelle von einer Zufallsverteilung zu einem sich
selbst organisierenden Phänomen. Blumer i ndet diese reinste Stufe des Werdens
von Kollektivität im sogenannten »milling«, dem ziellosen Umherschlendern einer Menge von Individuen. Die zu versammelnden Individuen bei nden sich in
permanenter und suchender Bewegung. Dieses Umhergehen ist der soziale Ausdruck einer »shared restlessness«, die durch Ansteckung übertragen wird.11 Die
Bewegungen der Einzelnen sind nicht koordiniert, sondern sie sind »random,
erratic, aimless«12 oder »queer, vehement, and surprising«.13 Der gemeinsame Nenner dieses Kollektivs-im-Werden ist denn auch genau diese Unruhe. Gerade vor
dem Hintergrund von funktionalistischen Lesarten muss die Ziellosigkeit dieser
Bewegungen hervorgehoben werden, »they seek to i nd […] but without knowing what it is that they are trying to i nd or avoid«.14 Wir haben es mit einem
kollektiven Verhalten ohne Intention – mit einer kollektiven Ratlosigkeit – zu
tun, einer Unruhe, welche Körper in Bewegung setzt, ohne dass diese Bewegung
über ein Ziel verfügen würde. Die Unruhe ist dabei so groß, dass gehandelt werden muss, ohne dass aber im strengen Sinne gehandelt werden kann: es geht um
8
9
10
11
12
13
14
Rose: Outbreaks (wie Anm. 3), S. 4.
Herbert Blumer: Collective Behavior, in: A. M. Lee (Hg.): New Outlines of the Principles of Sociology, New York 1951, S. 170 – 222, hier S. 177.
Rose, Outbreaks (wie Anm. 3), S. 15.
Blumer: Collective Behavior (wie Anm. 9), S. 172.
Ebd., S. 173.
Ebd., S. 181.
Ebd., S. 173.
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den »urge to act with no goals«.15 Dieser Ur-Zustand des Kollektiven beschreibt
hier also ein Handeln, das noch keines ist, eine Bewegung, die noch keine Richtung hat – und gerade dadurch zur Grundlage für Selbstorganisationsprozesse
wird.
Damit erhält auch die Qualii zierung des kollektiven Handelns als »social
unrest« eine doppelte Bedeutung: Dieses Verhalten ist nicht nur eine Erhebung
gegen herrschende Normen, also nicht nur sozialer Unrast, soziale Unzufriedenheit und Rebellion. Vielmehr ist »social unrest« auch ganz buchstäblich zu lesen
als ein Kollektiv in ständiger Bewegung, als ein rastloses Kollektiv, das durch
die Bewegung entsteht. Diese Bewegung produziert dadurch Kollektivität, dass
die Einzelnen sich aufeinander beziehen. Es i ndet eine »interstimulation« statt –
die Rastlosigkeit wird ansteckend, sie überträgt sich auf die anderen Mitglieder des
Kollektivs.16 Von kollektivem Verhalten soll nur dann gesprochen werden, wenn
diese Bewegungen sich reziprok verschränken und sich meist auch durch diese
Wechselseitigkeit steigern. Das bereits erwähnte Umhergehen (milling) stellt den
»pure instance of circular reaction« dar. Durch diese Bewegung entsteht nicht nur
ein emergentes Bewegungsmuster, sondern der Einzelne verändert sich.17 Er wird
»more sensitive«, »increasingly preoccupied« und dadurch – wie unter Hypnose –
ofen für direkte und schnelle Reaktionen.18 Durch das gemeinsame, a-zentrische
Bewegen i ndet eine Transformation von Individualität statt, die als Mediatisierungsprozess beschrieben werden kann: Der Einzelne wird selbst zum Medium
von Nachahmungs- und Bewegungsströmen.19
Kollektives Verhalten muss damit zur Herausforderung gerade einer sinnverstehenden Soziologie werden. So hatte Max Weber den Handlungsbegrif an der
subjektiven sinnhaften Ausrichtung des Handelns ausgemacht (und dieses deshalb
vom bloßen Verhalten unterschieden). Sinnhaftes Handeln i ndet dagegen beim
kollektiven Verhalten nicht – oder höchstens sekundär – statt. Ebenso wenig ließe
sich die Dynamik aber auf die einzelnen rationalen Kalküle zurückführen und
so zum kollektiven Handeln transformieren. Denn nicht nur die Fähigkeit zum
Sinnverstehen wurde durch diesen Mediatisierungsprozess empi ndlich gestört,
sondern auch die relexive Fähigkeit zur Kalkulation. Obwohl das kollektive Verhalten sich damit sowohl einer hermeneutischen wie auch einer rationalistischen
Perspektive entzieht, handelt es sich nicht um ein bloßes chaotisches Durcheinander. Vielmehr haben wir es – wie Blumer, aber auch schon Gabriel Tarde, immer
15
16
17
18
19
Ebd.
Ebd., S. 170 f.
Ebd., S. 174.
Ebd.
Urs Stäheli: Protokybernetische Figuren in der Massenpsychologie, in: Michael Hagner
u. Erich Hörl (Hg.): Transformationen des Humanen. Frankfurt/M. 2008, S. 299 – 325.
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wieder betont haben – mit einer zirkulären Reaktion (»circular reaction«) zu tun.
Die Unzufriedenheit, die sich in der Bewegung von A ausdrückt, wird von B
aufgenommen und von diesem wiederum relektiert.20 Wie sehr diese Perspektive einer hermeneutischen widerspricht, wird in McPhails Zuspitzung und Kritik sehr deutlich: Einer »circular reaction« steht unversöhnlich die »interpretative
interaction« gegenüber.21 Gerade die interpretative Analyse sozialer Verhältnisse
wurde denn auch zum Markenzeichen des von Blumer so getauften Symbolischen
Interaktionismus. Während nun Clark McPhail und andere gegenwärtige Leser von
Blumer versuchen, die »circular reaction« zu minimieren, diese als theoretischen
Irrtum zu entlarven, so erscheint gerade die Radikalität der Beschreibung dieses
Verhaltens durch Blumer interessant. Denn hier zeichnet sich ein Begrif des Kollektiven ab, welcher dieses konsequent als operatives Bewegungsgeschehen jenseits
von Repräsentationsprozessen denkt.
Wenn wir am Anfang nach der medialen Verfassung des Kollektiven gefragt
haben, erhalten wir hier eine zunächst medientheoretisch abstinente Antwort.
Diese operative Vorstellung von Kollektivität geht mit einem nahezu medienfreien
Verständnis von Kollektivität einher. Die crowd beruht auf der Unmittelbarkeit von
sich bewegenden Körpern und von diese durchströmenden Ängsten, Aufregungen
und Hof nungen. Möchte man hier von einer medialen Verfassung sprechen, dann
besteht diese darin, dass der Einzelne zum Medium gemacht werden muss. Durch
die permanente Bewegung wird er ofen für Reize und andere Bewegungen,
verliert seine Selbstkontrolle und wird so selbst zum Medium für die Bewegungsströme der Masse. Aber – dem Argument vorgreifend – wir werden sehen, dass
auch diese crowds auf Infrastrukturen beruhen; man denke hier z. B. an die Rolle
von städtischen Plätzen für die Entstehung von Massen.22 Wie aber wäre eine crowd
zu denken, die über ein speziisches Ereignis – eine bestimmte Versammlung, ein
spektakuläres öfentliches Ereignis – hinausreichen könnte?
20
21
22
Park u. Burgess: Introduction (wie Anm. 2), S. 382.
Clark McPhail: Blumer’s Theory of Collective Behavior: The Development of a NonSymbolic Interaction Explanation, in: Sociological Quarterly 30 (1989), S. 401 – 423, hier
S. 419.
Blumer hat die Verschränkung von Masse und Medium in seinen Kinostudien thematisiert. Das Kinopublikum wird allerdings als ›mass‹ im Unterschied zur gerade erläuterten
›crowd‹ gefasst. Trotz aller Unterschiedlichkeit werden ›crowd‹ und ›mass‹ beide als Formen kollektiven Verhaltens gelesen. Vgl. Herbert Blumer: Moulding of Mass Behavior
through the Motion Picture, in: Publications of the American Sociological Society 29
(1935), S. 115 – 127; Herbert Blumer: Movies and Conduct, New York 1933.
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2. Fähren: Kollektive in Bewegung
Für die Beantwortung dieser Frage müssen wir uns nicht notwendigerweise
mit aktuellen Diskussionen zu neuen Medien beschäftigen, auch wenn dies gewiss ein lohnendes Unterfangen wäre. Vielleicht ist aber – nicht zuletzt durch die
historische Verfremdung – ein Blick zurück ebenfalls sinnvoll. Ich möchte mich
einer der literarischen Inspirationsquellen der Chicago School aus dem 19. Jahrhundert zuwenden, dem amerikanischen Drucker, Dichter und Journalisten Walt
Whitman, dem großen Poeten der amerikanischen Massen.23 Es mag kein Zufall
sein, dass Whitman für die Chicago School von Bedeutung gewesen ist. Blumers
akademischer Lehrer – Robert Park – hat sich 1930 in einer Rede mit Whitman
beschäftigt und in ihm einen versteckten Stadtsoziologen gesehen.24 Park sah in
Whitman (und insgesamt in der amerikanischen Literatur) einen privilegierten
Zugang zum Mysterium der Stadt und ihren Massen. Zu Recht betont Christian
Borch, dass Whitman – besonders im Gegensatz zu den europäischen MassenKollektiv-Semantiken – geradezu eine Feier der Masse veranstaltet und in der
Masse eine Kraft sieht, die keineswegs nur destruktiv ist, sondern Neues schaf t.
Whitman ist aber auch ein Dichter und Beobachter, welcher in der Masse mehr
als ein situatives Ereignis sieht und sich doch für diese Ereignishaftigkeit interessiert. Whitman liefert damit eine erste Antwort auf die Frage, wie die crowd über
ihr situatives Sich-Ereignen hinaus gedacht werden kann. Auch wenn Whitman
von den frühen Soziologen der Chicago School bewundert wurde, so nähert er sich
der Masse nicht über die Frage nach subjektiven Deutungen und Geschichten an
(und ist gerade wegen dieser mangelnden Psychologie immer wieder gescholten
worden). Vielmehr interessiert ihn jener Aspekt, den Blumer mit dem milling erfasst hat: die permanente Bewegung von Körpern. Für Whitman – und das macht
ihn für uns aufschlussreich – wird diese Frage nun aber ganz wesentlich in Begril ichkeiten des städtischen Verkehrs gedacht.25 Verkehr bedeutet dabei nicht
nur die Bewegung von Menschen, sondern jene Infrastrukturen, welche diese
23
24
25
Insbesondere Christian Borch: Body to Body: On the Political Anatomy of Crowds, in:
Sociological Theory 27 (2009), S. 271 – 290; Borch: Politics of Crowds (wie Anm. 5) u.
Clara Cappetti: Writing Chicago: Modernism, Ethnography, and the Novel, New York
1993 haben sich in jüngster Zeit mit der Beziehung zwischen der Chicago School und
Whitman auseinander gesetzt. Anders als in meiner Darstellung spielt dort aber die infrastrukturelle und mediale Verfassung der Massen keine Rolle.
Vgl. Borch: Politics of Crowds (wie Anm. 5) S. 141 f.; Cappetti: Writing Chicago (wie
Anm. 23), S. 25 f.
Andere Vertreter der Chicago School zeigten sich aber durchaus an den Infrastrukturen
der Stadt interessiert – so hatte Burgess z. B. einen Kurs zum Thema der Stadt in der
Literatur angeboten, der sich u. a. mit »Skyscrapers, Crowds, Subways« beschäftigte. Vgl.
Capetti: Writing Chicago (wie Anm. 23), S. 28.
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Urs Stäheli
Bewegungen ermöglichen, kanalisieren und kontrollieren. Die Frage des Kollektivs wird auf diese Weise zur Frage nach den Infrastrukturen von Kollektivität.
Nicht nur Whitmans für das amerikanische Selbstverständnis so wichtige Gedicht »Crossing Brooklyn Ferry« hat sich mit dem Verkehr auseinandergesetzt.26
Whitman zeigte sich auch als Journalist von städtischen Infrastrukturen fasziniert.
So hat er sich etwa mit dem Croton Aquädukt, den Brooklyn Water Works, dem
Railroad Depot an der 3rd Avenue oder dem transatlantischen Kabel beschäftigt.
Von Interesse waren für ihn die Straßenbeleuchtung, die Straßenbahn und sogar
die Frage nach dem besten Straßenbelag.27 Diese Beschäftigung mit städtischen
Infrastrukturen war nicht nur dem journalistischen Alltagsgeschäft geschuldet. Zu
seinen vier entscheidenden frühen Erfahrungen in New York, seinen »formative
stamps«, zählt Whitman seine Erfahrung mit Fähren,28 dem Broadway,29 Bussen 30und Theatern.31 Damit steht die Erfahrung von städtischen Infrastrukturen
gleichgewichtig neben jener der (Populär-)Kultur.
Am deutlichsten wird dies am Verkehrsmittel der Fähre, die auch zum lyrischen
Gegenstand geworden ist. In journalistischen Texten spricht Whitman von seiner
Leidenschaft für Fähren;32 selbst hat Whitman mit großer Begeisterung regelmäßig die Fulton Fähre benutzt und kannte viele Fährmänner namentlich.33 Ja, an
manchen Tagen ist Whitman stundenlang mit der Fähre hin- und hergefahren,
um das Schauspiel der Überfahrt zu genießen.34 Die Fähre ist mehr als eine persönliche Leidenschaft von Whitman, in ihr überkreuzt sich sein Interesse an städ26
27
28
29
30
31
32
33
34
Walt Whitman: Crossing Brooklyn Ferry, in: Leaves of Grass, Boston 1860, S. 379 – 388.
Diese Aufzählung stammt von Richard Haw: Reevaluating Whitman’s Relationship to
the Brooklyn Bridge, in: Journal of American Studies 38/1 (2004), S. 1 – 22, hier: S. 8.
Walt Whitman: The Philosophy of Ferries (1847), in: Emory Holloway: The Uncollected
Poetry and Prose of Walt Whitman, Bd. 2: Garden City, New York 1921, S. 168 – 171.
Walt Whitman: Broadway Sights, in: ders.: Complete Prose Works, Philadelphia 1892,
S. 17 f.
Walt Whitman: Omnibus Jaunts and Drivers, in: ders.: Complete Prose (wie Anm. 29),
S. 18 f.
Walt Whitman: Plays and Operas Too, in: ders.: Complete Prose (wie Anm. 29), S. 19 f.;
siehe Dana Brand: The Spectator and the City in Nineteenth Century American
Literature, New York/Melbourne 1991, S. 157 f.
Walt Whitman: My Passion for Ferries, in: ders.: Complete Prose (wie Anm. 29), S. 17.
So beschreibt Whitman in My Passion for Ferries seine regelmäßigen Fahrten mit der
Fulton Fähre: »Living in Brooklyn or New York city from this time forward, my life,
then, and still more the following years, was curiously identiied with Fulton ferry,
already becoming the greatest of its sort in the world for the general importance, volume,
variety, rapidity, and picturesqueness. Almost daily, later, (’50 to ’60,) I cross’d on the
boats.« Whitman: Complete Prose (wie Anm. 29), S. 16 f.
Vgl. Walt Whitman: Scenes on Ferry and River, in: ders.: Complete Prose (wie Anm. 29),
S. 124 – 128.
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tischen Infrastrukturen und einem manchmal geradezu euphorischen Begrif der
Masse, einer Entität, welche über die Beweglichkeit der crowd verfügt und gleichzeitig aber auch über deren Flüchtigkeit hinausweist und zum Ausdruck des amerikanischen Volkes wird.
Whitmans Ästhetik der Masse zeichnet aus, dass er die Möglichkeitsbedingungen der Masse mit der ›gleichen‹ Sorgfalt beschreibt wie jene metaphysische Seele,
in der die heterogene Masse zusammen i nden soll. Er ist hier materialistischer als
seine soziologischen Nachfolger. Blumer hatte zwar beeindruckt das milling beschrieben sowie dessen Orte und Plätze – die städtischen Infrastrukturen, die
diesem erst eine Bühne boten, wurden aber zumindest in den Analysen kollektiven Verhaltens kaum gewürdigt. Whitman führt uns dagegen vor, dass die urbane
Masse nicht ohne deren Infrastrukturen zu denken ist, dass die Liebe zur Masse
sich sogar auf jene Infrastrukturen überträgt, welche sie möglich machen, sie
kontrollieren, aber auch die Masse als Schauspiel erfahrbar machen. Wenn Whitman von der Fähre spricht, dann gehören nicht nur die Fährboote dazu, sondern
auch die Fährhäuser, die Warteräume, die Fahrpläne und auch die akustischen
Signalanlagen. So wird der Fluss der Passagiere durch einfachste Medientechniken
wie die Glocke und andere akustische Signale gesteuert:
»Then the single stroke of the bell is heard; and straightway what was rage before comes
to be a sort of extatic fury! Aware of his danger, the man that takes the toll has ensconced
himself behind a stout oaken partition, which seems only to be entered through a little
window-looking place: but we think he must have more than ordinary courage, to stand
even there. We seriously recommend the ferry superintendent to have this place as strong
as iron bars can make it.« 35
Die Fähre kanalisiert die Passagierströme durch ihre akustischen Signale, aber auch
durch ihre Bauweise; der Kontrollpunkt bedarf besonderer baulicher Maßnahmen,
um den nun geradezu als naturwüchsig beschriebenen Menschenstrom bändigen
und in Bahnen lenken zu können.
Erst diese Fähren-Assemblage macht das Ereignis der Masse in dieser Form
möglich und macht die Masse, obwohl stets einzigartig, zu einem wiederholbaren
Ereignis. Genau darin liegt die mediale Struktur der Fähre. Sie macht die Erfahrung der temporären Versammlungen wiederholbar, entwirft einen Fahrplan für
das vorläuige Masse-Werden. Als materiale Infrastruktur ermöglicht sie ein sich
wiederholendes Ritual des Versammelns, das selbst über einen speziischen zeitlichen Rhythmus verfügt.36 Dadurch ist die Fähre denn auch mehr als ein bloßes
35
36
Whitman: Philosophy of Ferries (wie Anm. 28), S. 169.
Vgl. auch die Analyse der Liverpool Fähre von Les Roberts: Film Mobility and Urban
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passives Transportmedium, das Menschen und Güter von Punkt A zu Punkt B
transportiert. Für Whitman ist nicht primär die Transport-Funktion der Fähre
interessant, sondern das, was in und durch dieses Transportmedium passiert.37 Die
Fähre wird zu einem mobilen Versammlungsort, an dem sich immer wieder neu
eine Menschenmenge vermischt und für eine bestimmte Zeit zusammen bleibt.
Und doch ist die Fähre mehr als ein bloßer Behälter für unterschiedliche Massenszenen: Sie selbst entfaltet eine über das Einzelereignis hinausreichende Beständigkeit in der Bewegung. In Crossing Brooklyn Ferry wird diese Verschränkung von
einer speziischen crowd mit ihrer zukünftigen Erscheinungsform immer wieder
hervorgehoben. Nicht nur zeigt sich Whitman von den gegenwärtigen Passagieren
fasziniert, sondern auch von jenen, die erst in vielen Jahren auf dieselbe Fähre
warten werden und imaginär sind, aber bereits zu diesem Kollektiv gehören, und
jenen, die die Fähre vor vielen Jahren schon benutzt haben:
»FLOOD-TIDE below me! I see you face to face!
Crowds of men and women attired in the usual costumes,
how curious you are to me!
On the ferry-boats the hundreds and hundreds that cross,
returning home, are more curious to me than you
suppose,
And you that shall cross from shore to shore years hence are
more to me, and more in my meditations, than you
might suppose.« 38
Die Assemblage der Fähre ist in zweifacher Weise in Bewegungen eingelassen.
Die Fähre ist eine Infrastruktur in Bewegung, die unterschiedliche Bewegungsströme aufeinander bezieht.
In seiner Philosophy of Ferries entwickelt Whitman diese Verschaltung von sich
bewegenden Menschenmengen, der Gezeiten-Bewegung, der Maschinen-Bewegung und letztlich der Bewegung der Sprache:39 »What oceanic currents, eddies,
37
38
39
Space: A Cinematic Geography of Liverpool, Liverpool 2012, S. 105 f. Roberts hebt
ebenfalls die Wiederholungsfunktion der Fähre hervor.
Dies ist auch zunehmend eine Einsicht, welche die Commuting-Studies stark macht und
sich so auf die Eigenlogik des Commuts bezieht. Siehe Jaigris Hodson u. Phillip Vannini:
Island Time: The Media Logic and Ritual of Ferry Commuting on Gabriola Island, BC ,
in: Canadian Journal of Communication 32 (2007), S. 261 – 275. Dort i ndet sich auch eine
Literaturübersicht zu den Commuting Studies.
Whitman: Crossing Brooklyn Ferry (wie Anm. 26), S. 379.
Siehe die präzise Analyse von Stanley Cof man: Crossing Brooklyn Ferry: A Note on
the Catalogue Technique in Whitman’s Poetry, in: Modern Philology 51/4 (1954),
S. 225 – 232. Cof man zeigt auf, wie Whitman mit Hilfe von katalogförmigen Listen auf
sprachlicher Ebene Bewegung erzeugt.
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underneath — the great tides of humanity also, withever-shifting movements.
Indeed, I have always had a passion for ferries; to me they aford inimitable streaming, never-failing, living poems. The river and bay scenery, all about New York
island, and time of a i ne day — the hurrying, splashing sea-tides — the changing
panorama of steamers.«40
Wie aber wird aus der bewegten Passagiermenge ein Kollektiv? Reichen bereits
die Bewegungsmuster beim Ein- und Aussteigen dafür aus, von einem Kollektiv
zu sprechen? Whitman fragt immer wieder danach, welche Art von Verbindung
zwischen den Gästen der Fähre besteht, worin ihr gemeinsames Band liegt:
»I am with you, you men and women of a generation, or ever
so many generations hence,
Just as you feel when you look on the river and sky, so I felt,
Just as any of you is one of a living crowd, I was one of a crowd,
Just as you are refresh’d by the gladness of the river and the
bright low, I was refresh’d,
Just as you stand and lean on the rail, yet hurry with the
swift current, I stood yet was hurried […].«41
Zwischen den gegenwärtigen und zukünftigen Passagieren i ndet keine sprachliche Kommunikation statt, der Zusammenhang zwischen ihnen beruht stattdessen
auf der gemeinsamen visuellen Wahrnehmung und der taktilen Erfahrung der
Nähe des anderen.42 Die Masse auf der Fähre unterscheidet sich von einer bloßen
zufälligen Ansammlung von Individuen – die gegenwärtigen und zukünftigen
Passagiere teilen das gleiche sinnliche Erlebnis. Das Kollektiv wird hier zu einem
Erfahrungs-Kollektiv in Bewegung, das hochgradig heterogen ist, temporär – in
dem keine Kommunikation statti ndet, und doch wissen sich die unterschiedlichen Passagiere als Teil eines Kollektivs (an der universellen Seele partizipierend).
Sie alle machen – ob jetzt, in der Vergangenheit oder in der Zukunft – die gleiche
Erfahrung, die wiederum als Wahrnehmungsereignis gefasst wird – »just as you
feel when you look on the river and the sky«.43 Mehr noch, diese Wahrnehmungen werden nicht kommuniziert, werden nicht verbalisiert, sondern gefühlt (so
ist von »feel«, von »refreshed« und »love« die Rede). Hierbei handelt es sich nicht
einfach um den Genuss eines Naturereignisses, sondern das Ereignis wird durch
40
41
42
43
Whitman: My Passion for Ferries (wie Anm. 32), S. 16 f.
Whitman: Crossing Brooklyn Ferry (wie Anm. 26), S. 380.
Vgl. auch Elias Canetti: Masse und Macht (1960), Frankfurt/M. 2011 zum Zusammenhang
von Masse und Nähe. Borch: Politics of Crowds (wie Anm. 5), S. 130 betont, dass für
Whitman die Nähe der Körper sowie ihre Sexualisierung besonders wichtig waren.
Stephen Mack: The Pragmatic Whitman, Ohio 2002, unter: http://whitmanarchive.org/
criticism/current/anc.00159.html (25. 05. 2012).
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110
Urs Stäheli
das Medium der Fähre möglich gemacht: Nicht nur i nden sich die Menschen
gedrängt auf den Decks der Fähre, sie stützen sich auf die Reling (»just as you
stand on the rail«), die sie zum Zuschauer macht, und sie machen die Erfahrung
der Bewegung des Stromes dadurch, dass die Fähre selbst sich auf dem Wasser
bewegt.44 Die Erfahrung der Masse, welche durch die Fähre möglich wird, gleicht
den zeitgenössischen sehr populären beweglichen Panoramas. Die Ausweitung des
Blicks und sein kontinuierliches Gleiten sind geradezu ideal, um die unendlichen
Menschenströme zu beobachten.45
Whitmans Poetik der Masse ist wegen dieses panoramischen Blicks, welcher
dem Erzähler einen herausgehobenen und somit privilegierten Blick verschaf t,
kritisiert worden.46 In der Tat beschreibt Whitman, wie er mit Vorliebe den Platz
im Führerstand der Fähre einnimmt und von dort seinen Blick schweifen lässt:
»I cross’d on the boats, often up in the pilot-houses where I could get a full sweep,
absorbing shows, accompaniments, surroundings.«47 Allerdings erscheint mir auch
hier wiederum die Rolle der Infrastrukturen zentral. Der panoramische Blick
ergibt sich nicht durch ein metaphysisches Privileg des Dichters, sondern durch
dessen Positionierung auf der Fähre. Whitmans Materialismus zeichnet sich denn
auch gerade in der Beschreibung dieser transporttechnischen Positionierungen
aus. Damit verändert sich aber auch der Status der Beobachtung eines solchen
Kollektivs: Die Fähren-Assemblage gibt selbst jene Positionen vor, von denen sie
beobachtet werden kann.
Es mag denn auch gerade diese Eigenschaft der Fähre als Infrastruktur des
Kollektiven sein, die Whitman zu einem großen Brücken-Skeptiker – insbesondere der Brooklyn Bridge, welche die Fulton-Fähre konkurrierte und sie 1921 auch
ihren Betrieb einstellen ließ – gemacht hat. Während die Fähre zum Versammlungsraum (sowohl auf der Fähre wie auch an den Landungsstellen) wird, taugt
die Brücke dazu kaum.48 Auf ihr l ießt der Menschenstrom, ohne dass die imaginierte Nähe zwischen den Brücken-Passagieren entstehen könnte. Zwar mögen sich
auch dort die Körper der Brückenbenutzer streifen, sie verharren aber nicht im
44
45
46
47
48
Vgl. ebd. Mack betont, dass es sich bei Fähre und Strom um zwei unterschiedliche
Richtungen handelt und nicht zuletzt daraus ein ästhetischer Efekt entsteht, »if time is
a lowing stream or river of experience, Whitman’s ferry does not low with it or against
it but crisscrosses over it—back and forth, sideways in Bergson’s experiential time—from
shore to shore.«
Brett Barney: Walt Whitman: Nineteenth-Century Popular Culture, in: Donald D.
Kummings (Hg.): A Companion to Walt Whitman, Malden 2006, S. 233 – 256.
Dana Brand: The Spectator and the City in Nineteenth Century American Literature,
New York/Melbourne 1991, S. 185.
Whitman: Complete Prose (wie Anm. 29), S. 16.
Richard Haw: Reevaluating Whitman’s Relationship to the Brooklyn Bridge, in: Journal
of American Studies 38/1 (2004), S. 1 – 22, hier S. 13.
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Infrastrukturen des Kollektiven: alte Medien – neue Kollektive?
111
Moment der Bewegung, um gerade dadurch diese Bewegung genießen zu können. Die Brooklyn Bridge hatte denn auch die Versammlungen der Fähre aufgelöst,
nicht nur wurde der Fährverkehr eingestellt, sondern das Fulton-Viertel unter der
Brücke verslumte zusehends. Es ist das Vermögen, Versammlung in der Bewegung
zu schafen, welche die Fähre zu einer Infrastruktur des Kollektiven macht. Die
Fähre choreographiert die Bewegungsströme und setzt die Menschen selbst in
Bewegung, indem sie ihnen gleichzeitig ein Moment des Verharrens, der Pause
und des Stillstandes aufzwingt. Auf der Brücke stehen zu bleiben würde den Strom
der Menschen und Autos stören, ihn gar bremsen. Der Beobachter auf der Brücke
würde notwendigerweise herausgehobener Beobachter bleiben; er würde zum
Hindernis des Verbindungsgeschehens.
Die Fähre ist damit eine Infrastruktur, welche das Erleben einer Menge so
orchestriert, dass sie die Fahrt gleichzeitig erlebt. Gabriel Tarde hatte um die Jahrhundertwende die Struktur des Publikums (im Gegensatz zur Masse) genau mit
dieser medialen Spezii k begründet: Ein Publikum zeichnet sich nicht primär
dadurch aus, dass es die gleiche Vorlieben und Weltanschauungen teilt, sondern
dadurch, dass diese Gleichzeitigkeit relexiv wird.49 Die Zeitungsleser lesen nicht
nur alle gleichzeitig, sondern sie wissen, dass sie die Zeitung gleichzeitig lesen.
Die Beziehung zum Medium – die Nutzung des Mediums – macht aus dem Einzelnen Bestandteil eines virtuellen Kollektivs. Dies gilt keineswegs nur für alte
Medien wie das Kino oder die Fähre, sondern fast noch grundlegender für neue
soziale Medien. So bestimmt etwa Clay Shirky die entscheidende Eigenschaft
neuer Medien bei der Bildung politischer Bewegungen gerade in dieser relexiven
Zeitlichkeit: »For political movements, one of the main forms of coordination is
what the military calls ›shared awareness ‹ the ability of each member of a group
to not only understand the situation at hand but also understand that everyone else
does, too. Social media increase shared awareness by propagating messages through
social networks.« 50 Es ist allerdings zu vermuten, dass sich die durch neue Medien
vermittelte »shared awareness« in ihrer Struktur von den ›alten‹ Medien deutlich
unterscheidet. Denn hier gibt es gerade keinen festen Fahrplan, dennoch aber eine
zeitliche Taktung. So wurden etwa an der Blockupy in Frankfurt verschiedenste
kleine Protestgruppen über Twitter unregelmäßig koordiniert – wodurch die
»shared awareness« möglicherweise sogar intensiviert wurde.51 Das Erlebnis des
49
50
51
Gabriel Tarde: L’opinion et la foule (1901), Paris 1989; Urs Stäheli: Das Populäre in der
Systemtheorie, in: Günter Burkart et al. (Hg.): Niklas Luhmanns Kulturtheorie, Frankfurt 2004, S. 169 – 188.
Clay Shirky: The Political Power of Social Media. Technology, the Public Sphere, and
Political Change, unter: http://www.foreignafairs.com/articles/67038/clay-shirky/thepolitical-power-of-social-media (24. 05. 2012).
Ich verdanke den Hinweis und die Lesart von Blockupy Franziska Dahlmeier.
ZMK 2/2012
112
Urs Stäheli
gleichzeitigen Erlebens anderer folgt also selbst einer temporalen Struktur, die
ganz wesentlich durch Medien-Infrastrukturen bestimmt wird: so etwa der sechstägliche Rhythmus einer Zeitung, das Kinoprogramm mit den Laufzeiten der
Filme oder im Fall der Fähre, der Rhythmus des mehrmaligen Überquerens an
einem Tag. Fähren sind durch ihren Fahrplan und ihre Taktung Medienökologien,
welche dem Kollektiv ihren eigenen Rhythmus auferlegen, ohne aber vorherzubestimmen, was aus dieser Rhythmisierung gemacht wird.52
3. Infrastrukturen des Kollektiven
Die heute fast vergessenen Konzepte des kollektiven Verhaltens und die Fähren
von Whitman stellen gewiss ein höchst heterogenes und bruchstückhaftes Inventarium des Kollektiven dar. Geleitet hat mich ein genealogisches Interesse an
Denkweisen des Kollektiven, die noch vor dem heutigen Wiederauferstehen von
Kollektiven entstanden sind. Damit verbunden ist die Vermutung, dass diese häuig verdrängte Vorgeschichte uns Hinweise auf das Funktionieren von Kollektivität geben kann, die möglicherweise auch für die gegenwärtige Debatte von Bedeutung sein mögen. Die frühe Diskussion bei Blumer hatte mit der crowd ein
höchst unbeständiges Kollektiv eingeführt. Mit dem Rückgrif auf Walt Whitman
– dem poetischen Inspirator der Chicago School – habe ich zu argumentieren versucht, dass ein bestimmter Typus von Infrastrukturen nicht nur das Kollektiv mit
konstituiert, sondern dieses auch erfahrbar macht – sowohl in der Gegenwart wie
auch darüber hinausreichend als Ankerpunkt für Imaginationen des Kollektiven.
Die Fähre wurde als mobile, mediale Infrastruktur gelesen: nicht nur, weil sie als
Transportmedium Menschen und Waren bewegt, sondern weil sie selbst eine speziische Erfahrung des Kollektiven formatiert. Bei Whitman wird deutlich, dass
die Fähre als Infrastruktur nicht einfach in einer wie auch immer zu bestimmenden materialen Gegebenheit aufgeht, sondern dass sie gleichzeitig Gegenstand
einer Erfahrung und einer weitreichenden Imagination ist, einer zum Volk gewordenen Masse, die aber auch als Volk noch ihre Unruhe und Heterogenität
aufrechterhält. Die Infrastrukturen des Kollektiven werden zu Ermöglichungsumwelten für Kollektivität. Die Fähre macht die Heterogenität und die Bewegung
der crowd dadurch erfahrbar, dass sie, wie ein mobiles Panorama, die Menschen52
Vgl. Hodson u. Vannini: Island Time (wie Anm. 38); Phillip Vannini: The techne of
making a Ferry: A Nonrepresentational Approach to Passengers’ Gathering Taskscapes,
in: Journal of Transport Geography 19 (2011), S. 1031–1036. In Social Media basierten
Kollektiven wird diese Rhythmisierung stärker durch das Kollektiv – in Abhängigkeit
von der Medieninfrastruktur – erzeugt und ausgehandelt. In beiden Fällen ist aber die
Taktung für Prozesse des Kollektiv-Werdens zentral.
ZMK 2/2012
Infrastrukturen des Kollektiven: alte Medien – neue Kollektive?
113
ströme in ihrer Bewegung sichtbar macht. Vor diesem Hintergrund möchte ich in
aller Kürze einige Konsequenzen für eine gegenwärtige Theorie von Kollektivität
skizzieren:
Erstens handelt es sich hier um Formen des sich Versammelns jenseits etablierter
Identitäten. Man mag hier durchaus an Latours Begrif des Kollektivs denken, der
bei ihm gar an Stelle des Gesellschaftsbegrifs getreten ist: »Kollektiv« meint »the
project of assembling new entities not yet gathered together«.53 Genau darin lag
die Herausforderung für Blumer wie auch für Park: Die crowd, aber auch die Fährpassagiere – sie alle bestehen aus heterogenen Einheiten, die (im Gegensatz zu den
traditionalen Gemeinschaften) immer wieder in neuen Kompositionen miteinander verbunden werden. In diesem Sinn ist der Begrif des Kollektivs (wie jener der
Masse) ein genuin moderner Begrif. Er setzt die Möglichkeit voraus, aus den
Zwängen von gut etablierten Gemeinschaften freigesetzt zu werden. Erst so wird
die Rekombination, das ständige neue Mischen der Kollektive möglich. Kollektive
zeichnen sich also dadurch aus, dass ihre Zusammensetzung kontingent und heterogen ist und deren Elemente doch irgendwie miteinander verbunden sind.
Das bedeutet aber auch, zweitens, dass solche Versammlungen nicht einfach
spontan entstehen, auch wenn gerade die crowd-Semantiken in der spontanen
Emergenz einen ihrer wesentlichen Charakterzüge sehen. Es bedarf Vorrichtungen, welche diese heterogenen Elemente zusammenbringen (auch wenn diese Formulierung, wie sich gleich zeigen wird, noch viel zu statisch formuliert ist). Dies
ist der Einsatz von ganz unterschiedlichen Infrastrukturen des Kollektiven, seien dies
städtische Plätze, auf denen das ziellose Schlendern der Masse möglich wird, seien
es Kinosäle und Filme, welche die Aufmerksamkeit des Publikums an sich binden,
seien es Fähren, auf denen die Massen sich und ihre Umwelt in Bewegung erleben
oder virtuelle Netze. Diese Infrastrukturen werden in der Begrifsgeschichte des
Kollektiven häuig übersehen. Sie tauchen meist nur als Hintergrund oder Bühne
für das Sich-Ereignen des Kollektiven auf.54 Dies erstaunt kaum, deutet doch
bereits der Begrif der Infrastruktur darauf hin, dass es sich hier um eine unterliegende Struktur handelt. Diese Struktur bleibt im Alltagsleben unsichtbar, es sei
denn, sie bricht zusammen oder sie wird zum Gegenstand von Spezialisten.55 Im
Normalfall benötigt es jedoch großer Anstrengung, um Infrastrukturen sichtbar zu
53
54
55
Bruno Latour: Reassembling the Social: An Introduction to Actor-Network-Theory,
Oxford 2005, S. 75.
Dies gilt für die soziologische Theoriegeschichte insgesamt. Vgl. für eine Analyse der
Rolle von Infrastrukturen in der Sozialtheorie am Beispiel Gof mans Trevor Pinch: The
Invisible Technologies of Gof man’s Sociology: From the Merry-Go-Round to the Internet, in: Technology and Culture 51 (2010), S. 409 – 424.
Vgl. Susan Leigh Star: The Ethnography of Infrastructure, in: American Behavioral
Scientist 43 (1999), S. 377 – 391, hier: S. 381 f.
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Urs Stäheli
machen. Selbst dort, wo wie bei Whitman die städtischen Infrastrukturen unübersehbar in den Vordergrund gerückt werden, abstrahiert die Rezeption von diesen
Möglichkeitsbedingungen für das Kollektive, um sich für den Impressionismus
von Whitmans sprachlichen Bildern zu interessieren.
In der neueren Diskussion über Kollektivität nehmen Infrastrukturen zwar eine
wichtige Rolle ein, werden aber nahe am Beispiel des Labors und großtechnischer
Systeme modelliert. Im Labor wird das Kollektiv erst erzeugt, hier wird zusammengefügt, inskribiert und damit geschafen, was erfunden werden soll – wodurch
sich gleichzeitig das Labor als Ort universalisiert und in die Welt begibt.56 So
aufschlussreich dieses Modell sein mag, so sehr ist dieses aber doch auch von einer
Logik des Projekts und der Stabilisierung geprägt. Nicht nur entgeht so die Vielzahl unterschiedlicher Infrastrukturen des Kollektiven, sondern auch die speziische Wirkungsweise von Infrastrukturen als afektive Technologien droht verloren
zu gehen. Gerade am Beispiel von beweglichen Versammlungs-Infrastrukturen
wie der Fähre wurde deutlich, dass diese auch als Afekt-Maschinen zu konzipieren sind. Durch die Infrastruktur wird das Gemeinsame in einem gemeinsamen
Erleben – von der Bewegung bis zu den sinnlichen Eindrücken – erzeugt. Infrastrukturen müssen in diesem Sinne auch als Erfahrungsräume des Kollektiven
konzipiert werden, als Räume, in denen ein temporäres Wir entsteht, das jenseits
einer gemeinsamen Ideologie Formen des kollektiven Erfahrens etabliert.
Wenn hier also von Infrastrukturen des Kollektiven gesprochen wird, dann soll
von einem breiter gefassten Begrif der Infrastruktur ausgegangen werden. Dazu
gehören materielle und virtuelle Arrangements, welche einerseits die für das Kollektiv entscheidende Versammlung erst erlauben, andererseits aber auch die Zirkulation von Gütern, Menschen und Informationen organisieren. Diese Infrastrukturen beschränken sich nicht auf die jeweilige Architektur oder technische
Struktur, also nicht nur auf die Fähre als Boot, nicht nur auf die Stadt als bebauter
Raum und nicht nur auf die Hardware technischer Netzwerke. Vielmehr gehören
dazu auch die Protokolle dieser Infrastrukturen – und zwar nicht nur bei neuen
Medien.57 Dies sind jene Regelsysteme – wie z. B. Fahrpläne, Modi der Eingangskontrolle und des Wartens und andere Formen der Regulierung von Verweildauer
etc. – welche die materialen Artefakte erst benutzbar machen.
Drittens gilt es, den Zusammenhang von Infrastruktur, Bewegung und Kollektivität zu bedenken. An die frühen crowd-Semantiken mit ihrer Betonung des
milling anknüpfend, sollten Kollektive nicht als bloße Sammlungen (collections) ge56
57
Vgl. Bruno Latour: Science in Action: How to Follow Scientists and Engineers through
Society, Cambridge 1989; Latour: Reassembling the Social (wie Anm. 53).
Alexander R. Galloway u. Eugene Thacker: The Exploit: A Theory of Networks, Minneapolis 2007; Alexander R. Galloway: Protocol: How Control Exists after Decentralization, Cambridge 2004.
ZMK 2/2012
Infrastrukturen des Kollektiven: alte Medien – neue Kollektive?
115
dacht werden, da so das Kollektiv wie in einer Fotograie erstarrt. Man mag der
Analyse von Kollektiven Latours Direktive Follow the Actor in Whitmans Sinne
die Auforderung Follow the Movement gegenüberstellen. Die Bewegung selbst ist
als eigenständiger Faktor in der Herstellung eines »wir-Gefühls« zu bedenken: sei
es die gemeinsame Bewegung des Kollektivs zu einem Ziel, sei es aber auch die
Erfahrung der eigenen Bewegung.58 Mit Whitman zeichnet sich eine Grammatik
kollektiver Bewegungen ab, die – ganz ähnlich wie der Materialismus der ANT –
nicht zwischen menschlichen, natürlichen und technischen Bewegungsformen
unterscheidet, sondern an deren Verschaltung interessiert ist. Dabei sind Infrastrukturen des Kollektiven auf ihre eigenen Bewegungen wie aber auch auf die
Bewegungen, die sie erlauben und miteinander verknüpfen, von Relevanz. Diese
Infrastrukturen kontrollieren Bewegungen nicht nur, sondern machen diese selbst
wiederholbar.59 Auch wenn sich die Zusammensetzung eines Kollektivs verändern
sollte, so ermöglichen Infrastrukturen des Kollektiven die Wieder-Versammlung
und auch die Wiederholung der Bewegungsströme des Kollektiven. Sie machen
die Erfahrung der kollektiven Bewegung reproduzierbar. Gerade in diesem Sinne
ist Whitmans Fassung der Masse bemerkenswert. Die Masse wird für ihn zum
Inbegrif des amerikanischen Volkes. Eine solche Fassung des Volkes verzichtet auf
jede territoriale, kulturelle, ethnische und historische Herleitung. Wenn die Konstruktion des Volkes aber auf all die klassischen stabilisierenden Mechanismen verzichten muss, dann treten die Infrastrukturen des Kollektiven in den Vordergrund.
Sie machen die Erfahrung des Kollektiven in der Wiederholung erfahrbar.60
Viertens sollte dieser Zusammenhang nicht funktionalistisch konzipiert werden.
Infrastrukturen sind nicht nur technische Einrichtungen, welche eine Funktion
zu erfüllen haben und deren Funktionieren in diesem Sinne kritisch ist (so die
Diskussion zu den Critical Infrastructures). Vielmehr ermöglichen Infrastrukturen
ungeplantes und emergentes Verhalten. Sie sind in diesem Sinne ökologische environments, die zur Grundlage ganz unterschiedlicher Prozesse werden können. Viele
Kollektivitätsphänomene sind denn auch nicht gesteuerte Efekte einer Infrastruktur (wobei es diese Kollektivierungsprozesse selbstverständlich auch gibt,
58
59
60
Vgl. William Hardy McNeill: Keeping together in Time: Dance and Drill in Human
History, Cambridge, MA /London 1995; Peter Adey: Mobility: Key Ideas in Geography,
Abingdon/New York 2010.
Siehe auch Leigh Star: Ethnography of Infrastructure (wie Anm. 55), S. 381, die betont,
dass Infrastrukturen räumliche und zeitliche Reichweiten erhöhen und nicht nur Hintergrund für eine »single onsite practice« sind.
Gewiss werden solche Infrastrukturen des Kollektiven auch im Rahmen von Volkskonstruktionen benutzt – man denke nur an die Rolle von Stadien und Massenaul äufen in
totalitären Regimen und die Rolle des Radios für den Faschismus. Im Unterschied zu
Whitman sind diese Infrastrukturen hier den ideologischen Anrufungsapparaten untergeordnet und sind in diesem Sinne funktional im Rahmen dieser Dispositive geschafen.
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116
Urs Stäheli
wie z. B. im Fußballstadion), sondern sie verfügen über ein parasitäres Verhältnis
zu ihren Infrastrukturen. In der Fähre versammeln sich die Passagiere nicht, um
sich selbst als Kollektiv zu erfahren (es sei denn sie sind – wie Whitman – fasziniert
vom Fährerlebnis), sondern, um von einem Punkt zu einem anderen zu gelangen.
Dass die Passage selbst zum kollektiven Erlebnis wird, wird durch die Infrastruktur ermöglicht, nicht aber vorgegeben. Dies gilt auch für zeitgenössische virtuelle
Infrastrukturen: Anonymous ist aus einem image-share-Netzwerk (www.4chan.org)
entstanden, das ganz anderen Zwecken diente.61 Und auch die Plätze, die etwa
von der Occupy-Bewegung besetzt werden, sind zwar als Versammlungsorte (z. B.
Park) geplant, nicht aber a priori Infrastrukturen der Kollektivierung. Kollektivierungsprozesse können in diesem Sinne nicht aus der technischen und materialen Struktur von Infrastrukturen abgeleitet werden, sondern werden erst dann
erfassbar, wenn diese auch als Plattformen für emergente Prozesse gedacht werden.
Fünftens konfrontieren Kollektivitäten deren analytische Erfassung mit einem
besonderen Problem, da diese von sich aus meist keine Selbstbeschreibungen anfertigen. Genau dieses Problem hatte sich in unseren drei Fällen auf unterschiedliche Weise bemerkbar gemacht: Das milling der crowd war selbst für die keineswegs
empiriefeindliche Chicago School kaum zu erfassen, und die poetische Ästhetik der
Masse oszilliert bei Whitman zwischen einer Aufgabe der Beobachterposition und
einem panoramischen Blick. Von Whitman aber lässt sich auch für die kulturwissenschaftliche Analyse von Kollektivität eine wichtige Schlussfolgerung ziehen.
Die Infrastrukturen des Kollektiven selbst kanalisieren nicht nur Bewegungsströme, versammeln nicht nur Mengen und schafen nicht nur gemeinsame Erfahrungen, sondern sie werden selbst zu Beschreibungsformeln dieser Kollektive.62
61
62
Siehe Gabriella Coleman: From the Lulz to Collective Action, unter: http://www.
thenewsignii cance.com/2011/05/09/gabriella-coleman-anonymous-from-the-lulzto-collective-action/ (25. 05. 2012).
Dieses Argument wird im Kontext des Postkolonialismus in der Studie von Brian Larkin:
Signal and Noise: Media, Infrastructure and Urban Culture in Nigeria, Durham 2008 zu
(medialen) Infrastrukturen in Nigeria hervorgehoben: Verkehrsinfrastrukturen übernehmen gleichzeitig eine operative und repräsentationale Funktion.
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Das IKKM
Das Internationale Kolleg für Kulturtechnikforschung und Medienphilosophie der Bauhaus-Universität Weimar erforscht die Verhältnisse zwischen
Menschen und Dingen in der technisierten Medienkultur des 20. und 21 Jahrhunderts. Technische Apparaturen und Artefakte können heute nicht länger als bloße
Werkzeuge des kulturellen Handelns, Wahrnehmens, Erkennens, Kommunizierens etc. begrifen werden. Sie greifen vielmehr mit eigener Handlungsmacht
konstitutiv in Kulturprozesse und Relexionsvorgänge ein. Verlangte die europäische Denktradition, das menschliche Subjekt als eigenbestimmt und handlungsmächtig dem bloßen Objekt gegenüberzustellen, so bedarf die ständige praktische
Vermischung und Vernetzung zwischen Menschen und medialen Apparaturen
eines demgegenüber erweiterten, komplexeren Verständnisses einer verteilten,
gemeinsam getragenen Subjekt- und Handlungsfunktion. Genau darum wird sich
das Internationale Kolleg für Kulturtechnikforschung und Medienphilosophie
bemühen. Dazu wird das Schwergewicht auf aktuelle Theorieansätze und ihre
Weiterentwicklung gelegt, wie sie in Frankreich, England und den USA unter den
Stichworten der »Agency«-Theorie bzw. der »Actor-Network-Theory« (ANT )
vorgeschlagen wurden, aber bislang hauptsächlich in Wissenschaftsgeschichte und
Kunstanthropologie Eingang gefunden haben. Als besonderer Beobachtungsgegenstand soll dabei zunächst der Film herangezogen werden, denn dem Film,
einem relativ gut erforschten technischen Medium, wird immer wieder die besondere Fähigkeit zugeschrieben, eben diese Beziehungen und wechselseitigen
Hervorbringungen, das Zusammenwirken von Mensch und Ding in gemeinsamer
Handlungsmacht, sichtbar zu machen. Von hier aus sollen dann sowohl die aktuelleren medientechnischen Apparaturen als auch die weiter reichenden kulturhistorischen und medienanthropologischen Zusammenhänge freigelegt werden. Mit
diesem Forschungsansatz, nach dem Menschen nicht mehr unabhängig von ihren
Artefakten gedacht werden, stellt sich das Internationale Kolleg in Weimar den
Herausforderungen, die der modernen Medienkultur etwa im Bereich der Zuschreibung und Zurechnung von Urheberschaft an Handlungen und Erkenntnissen erwachsen.
Das Internationale Kolleg funktioniert nach dem Fellow-Prinzip; jeweils zehn
herausragende Fachwissenschaftler und Fachwissenschaftlerinnen aus dem In- und
Ausland, die für ein bis zwei Semester von ihren sonstigen Aufgaben freigestellt
werden, kommen in Weimar zusammen und entwickeln hier in gemeinsamen
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2*
Mitteilungen des IKKM
Diskussionszusammenhängen und koordinierter Arbeit Kulturtechnikforschung
und Medienphilosophie aufeinander hin.
Die erste Förderphase des IKKM ist dabei in sechs thematisch gebundene Forschungsjahre gegliedert, die jeweils mit den akademischen Jahren von April bis
März zusammenfallen. Jedes Jahr schließt mit einer großen Jahrestagung zum
jeweiligen Jahresthema ab.
Das Jahresthema 2012/13 lautet »Synchronisierung – Verfertigung der Gegenwart«
Aus der Beschäftigung mit der Singularität im Raum, die aus dem Jahresthema
2011/12 hervorgegangen ist, erwächst in diesem Jahr die komplementäre Frage
nach der Singularität in der Zeit – dem Ereignis – und namentlich nach der Koordination der Ereignisse, nach deren Synchronisierung. Damit in gemischten
Ensembles überhaupt so etwas wie Handlung auftreten kann, müssen die daran
beteiligten Akteure sich notwendigerweise in zeitlicher Hinsicht aufeinander beziehen: kein Weg führt an Synchronisierungen vorbei. Die Praktiken des Fernsehens etwa bei der programmlichen Datierung von Bildereignissen und v.a. bei der
»Live«-Übertragung bilden hier einen aufschlussreichen Ausgangspunkt. Weltweit
übertragene Fernsehereignisse erbringen eine mehrfache Synchronisierungsleistung; sie koppeln erstens das (»Außen«-)Ereignis an den Rezeptionszeitpunkt,
zweitens die Vielzahl der Rezeptionszeitpunkte untereinander und drittens den
Ausstrahlungszeitpunkt an andere (etwa: parallel laufende) datierte Fernsehereignisse. Schließlich werden Fernsehzeitpunkte mit Datierungen anderen Typs synchronisiert.
Das Fernsehen begnügt sich aber nicht damit, diese Synchronisierungen zu
erbringen, es repräsentiert und relektiert sie vielmehr, macht sie wahrnehmbar
und unterwirft sie damit rekursiver Kontrolle. Andere Synchronisierungsmedien
geraten von hier aus leicht in den Blick, von der Normalzeit- und der Funkuhr
bis zum Mobiltelephon. Sie sind als Agenten zeitlicher Koordination, aber insbesondere als Medien der Sichtbarmachung und Repräsentation von Gleichzeitigkeit
zu untersuchen. Die mitunter anlass- und zwecklosen, auf das Mobiltelephon
gestützten »lash mobs« mögen dafür ein Beispiel sein; sie sind als Realereignisse
Kommunikation und Aktualisierung des Synchronisationspotenzials zwischen
Kommunikation und Realereignis.
Dieser Prozess der Synchronisation i rmiert auch als »Echtzeit«. Damit ist die
Öf nung eines zeitlichen Fensters gemeint, in dem Informationen nicht nur mitgeteilt, auf bereitet und eventuell visualisiert werden, sondern das gleichzeitig auch
eine Intervention in den kommunizierten Prozess selbst erlaubt. Kommunikation
und Kommuniziertes werden im Rahmen des Echtzeitfensters ununterscheidbar.
Noch vor wenigen Jahrzehnten waren diese Echtzeitfenster an singuläre Orte
gebunden, die als militärische Operationszentren oder Regierungszentralen hoch-
ZMK 2/2012
Mitteilungen des IKKM
3*
spezialisierte Medieneinrichtungen und daher streng geheim waren. Sie tendieren
nun dazu, sich von einer auf sie spezialisierten ortsfesten Infrastruktur zu lösen.
Stattdessen werden sie zu »Hüllen«, in denen sich das Individuum mehr und mehr
bewegt. Das moderne Medien-Habitat ist also keineswegs als eine bloße Kategorie des Ortes (des räumlich gestalteten Milieus) zu verstehen. Es wird vielmehr als
Handlungskategorie wirksam, die von einer speziischen Raum-Zeitlichkeit bestimmt ist.
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Mitteilungen des IKKM
4*
Fellows SS 2012
Emmanuel Alloa ist Assistenzprofessor für Kulturphilosophie und Kulturtheorie
an der Universität St. Gallen und Senior Research Fellow am NFS eikones – Bildkritik der Universität Basel. Seit 2005 ist er außerdem Lecturer am Département
d’Arts Plastiques der Université Paris VIII Vincennes-Saint Dénis. Er war Visiting
Fellow an der Columbia University, New York, sowie Gastprofessor an der Universidad Michoacana de San Nicolás de Hidalgo, Morela (México). Er ist Gründungsmitglied und Herausgeber von ATOPIA – The Polylogic E-Zine. Zu seinen
Forschungsschwerpunkten gehören mediale Phänomonologie und Zeugenschaftsphänomene in der Kunstgeschichte. Übersetzt hat er Bücher von Maurice Merleau-Ponty und Jean-Luc Nancy. Zu seinen Publikationen zählen Das durchscheinende Bild. Konturen einer medialen Phänomenologie, Berlin/Zürich 2011; La résistance
du sensible. Merleau-Ponty – critique de la transparence, Paris 2008.
Charles F. (Rick) Altman ist Professor für Film und Vergleichende Literaturwissenschaften an der Universität von Iowa. Er war Gastprofessor an der Université
de Provence, Aix-en-Provence, dem Middlebury College und den Universitäten
von Paris III & X. 1993-2010 leitete er als Direktor die Filmwissenschaft an der
Universität von Iowa. Im Rahmen von The Living Nickelodeon, einem Projekt, das
frühe Filmausstellungen durch Multimediakompilationen von Kurzi lmen, illustrierten Songs und Sing-Alongs rekonstruiert, tritt er auch selbst als Akteur auf.
Altman ist Herausgeber der britischen Buchreihen Cultural Histories of Cinema und
The Soundtrack sowie der amerikanischen Reihe Music and the Moving Image. Akzente seiner Forschung liegen in der Filmtheorie, dem Sound von Film und Fernsehen, Hollywood Genres sowie in der Erzähltheorie. Wichtige Veröfentlichungen sind A Theory of Narrative, New York 2008; Silent Film Sound, New York 2004;
Film/Genre, London/Bloomington 1999.
Peter Berz ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Forschungsprojekt »Übertragungswissen – Wissensübertragung. Zur Geschichte und Aktualität des Transfers
zwischen Lebens- und Geisteswissenschaften (1930/1970/2010)« am Zentrum für
Literatur- und Kulturforschung Berlin. Nach seinem Studium der Philosophie
und Germanistik in Wien, Freiburg und Hamburg promovierte er 1998 mit einer
Arbeit über die maschinentechnische Standardisierung um 1900. Von 1999 bis
2005 war er wissenschaftlicher Assistent am Institut für Ästhetik und Geschichte
der Medien an der Humboldt-Universität zu Berlin, wo er 2008 habilitierte. Er
war Gastprofessor am Graduiertenkolleg »Mediale Historiographien« der Bauhaus-Universität Weimar und am Philosophischen Institut der Universität Wien.
Peter Berz ist Autor des Buches 08/15. Ein Standard des 20. Jahrhunderts, München
ZMK 2/2012
Mitteilungen des IKKM
5*
2001 und Mitherausgeber von Claude Elwood Shannon, Ein/Aus. Ausgewählte Schriften zur Kommunikations- und Nachrichtentheorie, Berlin 2000.
Iris Därmann ist Professorin für Geschichte der Kulturtheorien an der Humboldt-Universität zu Berlin und am Exzellenzcluster 264 – Topoi. Nach ihrem
Studium an der Ruhr-Universität Bochum promovierte sie dort 1993 mit einer
Arbeit zu Phänomenologie und Photographiegeschichte. Sie habilitierte 2003 in
Philosophie und Kulturwissenschaft an der Universität Lüneburg, wo sie von 1997
bis 2009 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Kulturtheorie war. Sie
war Fellow am Internationalen Zentrum für Kulturwissenschaften (IFK) in Wien
und am Exzellenzcluster »Kulturelle Grundlagen von Integration« an der Universität Konstanz. Därmann ist Mitglied des Herausgeberbeirates von »Riss. Zeitschrift für Psychoanalyse. Freud – Lacan« und der »Zeitschrift für Kulturphilosophie«. Sie ist außerdem Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Phänomenologische Forschung. Zu ihren wichtigsten Veröfentlichungen zählen Tod und Bild.
Eine phänomenologische Mediengeschichte; München 1995; Fremde Monde der Vernunft.
Die ethnologische Provokation der Philosophie, München 2005; Geschichte der Kulturtheorien, Hamburg 2011.
Thomas Elsaesser ist Professor emeritus für Film- und Fernsehwissenschaften an
der Universität zu Amsterdam und seit 2006 Visiting Professor an der Yale University. Er studierte Anglistik und Germanistik an der Ruprecht-Karls-Universität
Heidelberg und an der University of Sussex. 1971 promovierte er mit einer Arbeit
über die Historiker der Französischen Revolution Jules Michelet und Thomas
Carlyle an der University of Sussex. Von 1972 bis 1976 lehrte er Englische und
Französische Literatur an der University of East Anglia. 1991 erhielt er einen Ruf
an die Universität von Amsterdam und gründete dort das Department für Filmund Fernsehwissenschaften, dessen Leitung er bis 2000 innehatte. Elsaesser war
Gastprofessor u. a. an der University of Iowa, University of California, New York
University sowie der Universität Bergen, Norwegen. Er war Leverhulme Professor
an der University of Cambridge, Fellow am IFK Wien, dem Sackler Institute der
Universität Tel Aviv und am Churchill College, Cambridge. 2006 wurde Elsaesser mit dem königlichen Orden »Ridder in de Orde van de Nederlandse Leeuw«
ausgezeichnet. 2008 ehrte ihn die Society for Film and Media Studies in Philadelphia mit einer lebenslangen Mitgliedschaft. Zu seinen wichtigsten Publikationen
zählen The Persistence of Hollywood: From Cinephile Moments to Blockbuster Memories, New York 2012; Filmgeschichte und frühes Kino. Archäologie eines Medienwandels,
München 2002; New German Cinema: A History, Basingstoke 1989.
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Boris Groys ist Professor für Russische und Slawische Studien an der New York
Universität und Senior Research Fellow der Universität für Kunst und Design in
Karlsruhe. Er ist ein international bekannter Kunsthistoriker, Philosoph und Medientheoretiker mit einem Fokus auf der russischen Avantgarde. 1994 bis 2009 war
er als Professor für Ästhetik, Kunstgeschichte und Medientheorie am Zentrum für
Kunst und Medientechnologie in Karlsruhe tätig. Er war 2010 Research Fellow
am Center of Humanities, Universität Pittsburgh, und arbeitete 2011 als Mellon
Professor am Courtauld Art Institute in London. Groys ist Mitglied der Association internationale des critiques d’art (AICA) und hat zahlreiche Ausstellungen
kuratiert, zum Beispiel den russischen Pavillon auf der Biennale Venedig 2011.
Seine Forschungsfelder umfassen die russische Avantgarde, die spätsowjetische
postmoderne Kunst und Literatur, das Museum der Gegenwartskunst sowie die
Produktion von Gleichzeitigkeit. Veröfentlicht hat er unter anderem die Bücher
Einführung in die Anti-Philosophie, München 2009; Die Kunst des Denkens, Hamburg
2008; Unter Verdacht. Eine Phänomenologie der Medien, München 2000.
Sybille Krämer ist Professorin für theoretische Philosophie an der Freien Universität Berlin. Sie studierte Philosophie, Geschichte und Sozialwissenschaften in
Hamburg und Marburg. Sie promovierte 1980 an der Universität Marburg, wo sie
von 1982 bis 1989 als Hochschulassistentin am Institut für Philosophie tätig war.
1988 habilitierte sie im Fach Philosophie an der Philosophischen Fakultät der
Heinrich-Heine Universität Düsseldorf. Sie hatte mehrere Gastprofessuren und
Fellowships, u. a. in Zürich, Luzern und Graz, an der Technischen Universität
Wien sowie am Max Reinhardt Seminar der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien. Seit 2006 ist Sybille Krämer Permanent Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin, seit 2007 Mitglied im Panel des European Research Council und seit 2010 Mitglied im Senat der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Zu
ihren Veröfentlichungen zählen Symbolische Maschinen. Die Idee der Formalisierung
in geschichtlichem Abriß, Darmstadt 1988; Berechenbare Vernunft. Kalkül und Rationalismus im 17. Jahrhundert, Berlin/New York 1991; Medium, Bote, Übertragung. Kleine
Metaphysik der Medialität, Frankfurt/Main 2008.
Rosalind Carmel Morris ist Professorin für Anthropologie an der Columbia
Universität, New York. 1999 war sie Gast-Lecturer des Filmprogramms an der
Universität von Witwatersrand, Südafrika, und 2000 Gastprofessorin des Südostasienprogramms an der Cornell Universität. Sie kehrte dann nach New York
zurück und war bis 2004 Direktorin des Instituts für Frauen- und Gender-Forschung und bis 2009 Associate Director des Instituts für Vergleichende Literatur
und Gesellschaft an der Columbia Universität. Sie war Mitherausgeberin des Magazins CONNECT: art, politics, theory, practice. Zu ihren Forschungsfeldern gehören
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Gesellschaftstheorie, Massenmedien, politische Autorität und Gewalt, Formen
kapitalistischer Modernität, Übersetzung und Poetik, Geschlecht und Sexualität
sowie südostasiatische und südafrikanische Geopolitik. Wichtige Veröfentlichungen sind Wars I Have (not) Seen, New York/Calcutta/London 2013; In the Place of
Origins. Modernity and its Medium in Northern Thailand, Durham 2011; New Worlds
from Fragments. Film, Ethnography, and the Representation of Northwest Coast Cultures,
Boulder 1994.
Wolfram Pichler ist Assistenzprofessor am Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien. Er studierte Geschichte, Philosophie, Mathematik und Archäologie
an der Universität Wien. Nach seiner Promotion im Jahr 2000 war er Visiting
Fellow an der Graduate School of Arts and Science der Harvard University. Von
2003 bis 2004 war er Postdoc-Stipendiat am Kunsthistorischen Institut in Florenz
– Max-Planck-Institut. Außerdem war er Mitglied des Forschungsprojektes »Wissen im Entwurf. Zeichnen und Schreiben als Verfahren der Forschung« des MaxPlanck-Institutes für Wissenschaftsgeschichte in Berlin und des Kunsthistorischen
Instituts in Florenz. 1994 war er als akademischer Berater für die Ausstellung »Aby
Warburg – Mnemosyne« in Hamburg und Wien tätig. Wolfram Pichler ist Mitherausgeber von Öfnungen: Zur Theorie und Geschichte der Zeichnung, München
2009; sowie von Topologie. Falten, Knoten, Netze, Stülpungen in Kunst und Theorie,
Wien 2009.
Andrew Pickering ist Professor für Soziologie an der Universität von Exeter. Er
war von 2011 bis 2012 Professor für Soziologie an der Kyung Hee Universität in
Seoul, Südkorea. Nach Promotionen in Physik (1973) und Science Studies (1984)
war er bis 2007 Professor für Soziologie an der Universität von Illinois at UrbanaChampaign (UIUC). Von 1987 bis 2001 war er außerdem Direktor des interdisziplinären Graduiertenprogramms für Wissenschaftsforschung, Technologie, Information und Medizin der UIUC. Er war Fellow am Massachusetts Institute of
Technology (1984-85), am Institute for Advanced Study in Princeton (1986-87), an
der Universität Princeton (1993-94), der Guggenheim Foundation (1997-98), dem
Center for Advanced Study in the Behavioral Sciences in Stanford (2006-07) und
den Institutes for Advanced Study an den Universitäten Durham (2010) und Konstanz (2011). Zu seinen Publikationen zählen The Cybernetic Brain. Sketches of Another Future, Chicago 2011; Kybernetik und Neue Ontologien, Berlin 2007; The Mangle of Practice: Time, Agency & Science, Chicago 1995.
Gerd Zimmermann ist Professor für Architektur an der Bauhaus-Universität
Weimar und Weimar-Preisträger 2012. Er studierte Architektur in Weimar und
promovierte 1974 mit einer Arbeit über Architektur als Kommunikationsmittel.
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Mitteilungen des IKKM
Von 1973 bis 1980 war er Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Städtebau
und Architektur der Deutschen Bauakademie Berlin und anschließend bis 1992
Wissenschaftlicher Assistent und Oberassistent im Wissenschaftsbereich »Theorie
und Geschichte der Architektur« an der Hochschule für Architektur und Bauwesen Weimar. Von 1992 bis 2001 und von 2004 bis 2011 war Gerd Zimmermann
Rektor der Bauhaus-Universität. Für seine erfolgreiche Amtszeit als Rektor, in
der er das Proi l der Universität maßgeblich prägte, wurde ihm 2004 das Verdienstkreuz am Bande des Bundesverdienstordens verliehen. Von 1999 bis 2001
war er Vizepräsident der Hochschulrektorenkonferenz. Gerd Zimmermann ist
Mitherausgeber von vielen Sammelbänden, u. a. von Die Realität des Imaginären,
Architektur und das digitale Bild, Weimar 2007; Kritische Ästhetik und humane Gestaltung, Weimar 2005.
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IKKM Jahrestagung 2013
»Being With … Affinities – Attachments – Assemblages«
Weimar, April 18–20, 2013
Conventionally a place of assembly means a place where people come together.
Town squares, pubs, stadiums, and parliaments are all examples of places whose
physical construction and layout predetermine the conditions and rules governing
who can assemble there and what activities are possible. If one extends the capacity for assembly from people to objects, then other places will also fall within the
dei nition of a place of assembly: a museum, for example, or a collection of any
kind; but likewise, a writer’s desk, or even ictive places such as a still life painting.
Assemblies are further characterized by their unique relation to time – they are
always based on processes of synchronization that bring together people, objects
and activities, not merely through the synchronization of temporal present(s), but
also by preserving the past (as in the case of the museum) and by stabilizing the
future (in the case of the parliament).
The conference will examine assemblages and synchronizations of people and
objects. Yet it shifts the focus to the actions and operations, which constitute them
in the i rst place. In this sense, places of assembly do not precede the activities
that occur in them, but are rather produced through the linking and networking
of operations and their synchronization. This examination of actions and operations inverts the traditional concept of place by shifting the focus from places of
assembly as already predetermined places to the processes of ›becoming place‹.
Consequently, notions of place primarily dei ned by the drawing of boundaries
(e.g. the distinction between inside and outside) are challenged by the (open) processes of joining, decoupling and rejoining and the various relations to time they
entail.
»Being with« aims to explore the bonding forces of assemblies and their diferent stages or intensities of cohesion. The spectrum ranges from an open, continuously adjustable ›throwntogetherness‹ (Doreen Massey), to the fragile processes of
inclination, ainity, and attachement (Antoine Hennion), to dense structures of
afecting, organizing, and distributing (Nigel Thrift) or force ields of assembly
and networks of operations, which in recent years have been increasingly discussed
in terms of assemblages ( Jane Bennett, Manuel DeLanda and others, building on
Deleuze/Guattari). Assembly places thus only come into being in the course of a
complex process of negotiation, which complicates the distinction between human
and nonhuman actors; between active and passive. »Being with« studies networks
of distributed actions and seeks to assess the potential of places of assembly as open
ensembles of couplings, ainities, and attachments.
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Mitteilungen des IKKM
The Internet and social networks organize the linkages and boundaries of globally distributed people and objects, as recently demonstrated by Anonymous, Occupy Wall Street, and the revolutions in North Africa. At the same time they
concentrate the representation of their linkages in the few places where such relationships are created, calculated, and stored. The monitoring and representation
of these assembly infrastructures, of their potentials for bonding and dividing, and
of their role in radical new social developments, are all major arenas in and about
which the debate on assembly practices and their infrastructures takes place. These
newly arising mobile assembly places and assemblies also maintain a special relationship with time – it is here that the formations of present, past, and future are
negotiated, and where the resources are mobilized that will keep the world round
or program it for change.
The IKKM annual conference will examine the processes of formation, stabilization, and dissolution of assemblies. How can we describe assembly places as
open ensembles of bondings and linkages? How does an actor-network achieve its
(temporary) stabilization? How do operations of synchronization afect this process? And how is one to dei ne fragile assembly types that never achieve a state of
stability? This raises the question of how the exploration of the forms and conditions of »Being with« can be understood as symptoms of our time. In the face of
a continual emergence of new assembly types, the traditional concept of place
shifts towards a mobile, perpetually migrating, and ephemeral infrastructure of
assembly places, asking for a new spatial vocabulary of mutual couplings, ainities,
and attachments.
Keynote Speaker: Nigel Thrift (University of Warwick)
Participants: George Chauncey (Yale University), Didier Debaise (Université Libre
de Bruxelles), Laura Frahm (Harvard University), Beate Fricke (University of
California, Berkeley), Douglas Kahn (University of New South Wales), Anna
McCarthy (Tisch School of the Arts, New York University), Andrew Pickering
(The University of Exeter).
Conference Coordination: Olga Moskatova (
[email protected])
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Schriftenreihe des IKKM
Ausführliche Informationen zu allen Bänden der IKKM-Schriftenreihe i nden
Sie im Internet unter www.ikkm-weimar.de/schriften.
Bd. 1: Ludger Schwarte: Philosophie der Architektur
Ludger Schwarte: Philosophie der Architektur. München: Fink 2009, 320 S., broschiert, ISBN 978-3-77054791-3
Bd. 2: Matthias Bickenbach; Harun Maye: Metapher Internet. Literarische
Bildung und Surfen
Matthias Bickenbach; Harun Maye: Metapher Internet. Literarische Bildung und
Surfen. Berlin: Kadmos 2009, 256 S., broschiert, ISBN 978-3-86599089-1
Bd. 3: Daniela Wentz, André Wendler (Hg.): Die Medien und das Neue
Daniela Wentz (Hg.); André Wendler (Hg.): Die Medien und das Neue. Marburg:
Schüren 2009, 282 S., broschiert, ISBN 978-3-89472-676-8
Bd. 4: Lorenz Engell: Playtime. Münchener Film-Vorlesungen
Lorenz Engell: Playtime. Münchener Filmvorlesungen. Konstanz: UVK 2010,
296 S., broschiert, ISBN 978-3-89669-677-9
Bd. 5: Laura Frahm: Jenseits des Raums. Zur filmischen Topologie des
Urbanen
Laura Frahm: Jenseits des Raums. Zur i lmischen Topologie des Urbanen. Bielefeld: transcript 2010, 428 S., kartoniert, ISBN 978-3-8376-1121-2
Bd. 6: Lorenz Engell, Jiri Bystricky, Katerina Krtilova (Hg.): Medien denken.
Von der Bewegung des Begriffs zu bewegten Bildern
Lorenz Engell (Hg.); Jiri Bystricky (Hg.); Katerina Krtilova (Hg.): Medien denken.
Von der Bewegung des Begrifs zu bewegten Bildern. Bielefeld: transcript 2010,
164 S., kartoniert, ISBN 978-3-8376-1486-2
Bd. 7: Markus Krajewski, Harun Maye (Hg.): Die Hyäne. Lesarten eines
politischen Tiers
Markus Krajewski (Hg.); Harun Maye (Hg.): Die Hyäne. Lesarten eines politischen Tiers. Berlin: diaphanes 2010, 120 S., broschiert, ISBN 978-3-03734-136-0
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Mitteilungen des IKKM
Bd. 8: Erich Hörl (Hg.): Die technologische Bedingung. Beiträge zur
Beschreibung der technischen Welt
Erich Hörl (Hg.): Die technologische Bedingung. Beiträge zur Beschreibung der
technischen Welt. Berlin: Suhrkamp 2011, 320 S., broschiert, ISBN 978-3-51829603-5
Bd. 9: Gilbert Simondon: Tier und Mensch. Zwei Vorlesungen
Gilbert Simondon: Tier und Mensch. Zwei Vorlesungen. Aus dem Französischen
von Michael Cuntz, eingeleitet von Jean-Yves Chateau. Berlin: diaphanes 2011,
96 S., broschiert, ISBN 978-3-03734-157-5
Bd. 10: Lorenz Engell: Fernsehtheorie zur Einführung
Lorenz Engell: Fernsehtheorie zur Einführung. Hamburg: Junius 2012, 256 S.,
broschiert, ISBN 978-3-88506-692-7
Das Fernsehen ist das mit großem Abstand wirksamste und wichtigste Medium
der letzten sechzig Jahre. Unser Wissen über dieses Medium des schaltbaren Bilds
ist demgegenüber allerdings punktuell und vorläuig geblieben: Das Nachdenken
über das Fernsehen erfordert ofenbar einen neuen Theorietyp, der nur wenig
konturiert ist. Wir wissen oftmals gar nicht, was wir über das Fernsehen schon
wissen, was wiederum der Theorie zum Nachteil gereicht und ihre Anerkennung
verhindert. Diese Einführung möchte dies ändern. Lorenz Engell schlüsselt den
dif usen und fragmentarischen Zustand der Fernsehtheorie auf und entwirft aus
begründeter Perspektive und unter Einbeziehung zentraler Ansätze (Günther Anders, Stanley Cavell, Marshall McLuhan) einen grundlegenden Überblick und
Zusammenhang einer Theorie des schaltbaren Bilds.
Bd. 11: Gilbert Simondon: Die Existenzweise technischer Objekte
Gilbert Simondon: Die Existenzweise technischer Objekte. Aus dem Französischen von Michael Cuntz. Berlin/Zürich: Diaphanes 2012, 272 S., broschiert,
ISBN 978-3-03734-195-7
In dieser wirkmächtigen philosophisch-technologischen Untersuchung stellt sich
Gilbert Simondon dem ressentimentgeladenen Ausschluss der technischen Objekte
aus der menschlichen Kultur ebenso entgegen wie technokratischen Machbarkeitsvisionen der Herrschaft durch Automaten. Stattdessen plädiert er für die Anerkennung und Relexion der Existenz eines Kollektivs aus Mensch, ofenen technischen Maschinen und Natur.
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Mitteilungen des IKKM
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Sein Ansatz vereint die detaillierte Analyse der Funktionsweisen von Motoren,
Elektronenröhren oder frühen Computern mit weitreichenden philosophischen
Erwägungen. In Auseinandersetzung mit der traditionellen Aufassung von Form
und Stof, dem Evolutionsdenken, Gestalttheorie, Kybernetik, Informationstheorie und Fragen der Gouvernementalität charakterisiert er technisches Denken und
technische Existenzweise als Etappe im Werdensprozess von Leben und Denken.
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Mitteilungen des IKKM
Sonstiges
IKKM Mentoring-Gespräche
Das IKKM bietet Masterstudierenden, Doktorandinnen und Postdoktorandinnen aus dem In- und Ausland jedes Semester die Möglichkeit, die aktuell in Weimar residierenden Fellows zu konsultieren und mit diesen über eine laufende
Qualii kationsarbeit zu sprechen. Dazu laden wir gemeinsam mit den Fellows
nach Weimar ein und übernehmen ggf. die Kosten für die Anreise und eine Übernachtung. Interessierte sollen ihr Projekt und sich in einer kurzen Bewerbung
vorstellen und werden dann von uns und den Fellows kontaktiert. Alle weiteren
Informationen unter http://tiny.cc/mentorenprogramm
IKKM Videos
Seit seinem Bestehen hat das IKKM fast alle Vorträge in Audio und Video
dokumentiert, die im Rahmen seiner Veranstaltungen und Tagungen gehalten
wurden. Seit kurzem ist der Zugrif auf mittlerweile über 100 Videos über unser
neues Videoportal möglich, das Sie auf unserer Homepage www.ikkm-weimar.de in
der Rubrik Publikationen i nden. Neben den Vortragen unserer Jahrestagungen
dokumentieren wir dort die wöchentlich gehaltenen Vorträge im Rahmen der
IKKM Lectures. Außerdem berichten unsere Senior Fellows in kurzen Statements
über ihre Forschungsprojekte. Fragen und Anmerkungen zu den Videos richten
Sie bitte an André Wendler:
[email protected].
Informationen zum IKKM im Internet
Weitere Informationen entnehmen Sie tagesaktuell der Homepage des IKKM
unter: www.ikkm-weimar.de. Sie i nden uns auch beim Kurznachrichtendienst Twitter unter @ikkm. Unsere Facebookseite www.facebook.com/ikkm-weimar informiert
über unsere Aktivitäten im größten sozialen Netzwerk. Außerdem können Sie sich
einmal pro Semester einen Newsletter mit aktuellen Informationen zuschicken
lassen. Sie können den Newsletter auf unserer Homepage in der Rubrik »Kontakt« – »Newsletter« abonnieren. Eine Abmeldung vom Newsletter ist jederzeit
möglich.
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