Pavlova, Anna
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
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„GEH RUHIG“: THE ROLE OF PROSODY IN DISAMBUIGUATION
Im vorliegenden Artikel wird die Rolle prosodischer Merkmale (Grundton, Satzakzent und Melodik) für die Auflösung der Ambiguität von schriftlichen Sätzen auf Deutsch, Russisch und Englisch besprochen. Im Fokus stehen die sinngebende Rolle der Prosodie, ihre Funktionen im Bereich Satzsemantik. Es wird der Zusammenhang zwischen ambigen Sätzen und deren Übersetzung demonstriert. Es wird dafür plädiert, Prosodie zum festen Bestandteil des Fremdsprachenunterrichts, des Übersetzungsunterrichts und der Kurse für Post-Editing zu machen.
Vocal pitch (also known as F0), pause and positioning of the sentence accent are closely related to the meaning of a statement. Although other elements of prosody can also be related to the meaning of the statement (e. g. timbre, speaking rate), in this paper only the three mentioned elements of prosody are considered in connection with the semantic interpretation. These three parameters are analyzed here individually or in connection with the meaning of potentially ambiguous statements in writing. In this way, the role of prosody in resolving ambiguities in written formulations is demonstrated, ambiguities that may lead to incorrect translations. The approach used for this research is „Analysis-by-introspection.” For better illustration of the differences in the meaning depending on the prosody, the translation method is used. Some translations come from the author of this paper; other translations are taken from some published books. For one or the other prosodic contour, semantic explanations are formulated. It is shown that prosodic topics play a major role in courses for foreign language learning, translation lessons and post-editing.
Keywords: Prosody, Meaning, Disambiguation, Foreign Language Learning, Translation
„Geh ruhig“: Die Rolle der Prosodie bei der Auflösung von Ambiguitäten
Einleitung
Im vorliegenden Artikel werden einige konkrete Probleme der Satzsemantik im Zusammenhang mit prosodischen Merkmalen diskutiert
Der Artikel entstand unter Mitwirkung von Prof. Dr. Jörn Albrecht (em.), dem an dieser Stelle herzlich gedankt sei. .
Zu den Grundfunktionen der Prosodie zählen in der modernen Linguistik vor allem die akustische Organisation und der Ausdruck der Kohärenz einer sprachlichen Äußerung, die Signalisierung der kommunikativen Funktion eines Satzes, die Redegliederung, die Kennzeichnung wichtigster Elemente der Informationsstruktur (Thema, Rhema, logisch kontrastierende Satzteile, besondere emphatische Fokussierungen).
Nur in vereinzelten Forschungen findet man Belege dafür, dass prosodische Einheiten (Intonationsmuster) zusammen mit semantisch relevanten Elementen der Äußerungen feste Strukturen bilden, wie z. B. mit semantischen Dimensionen von Emotionen (Kehrein 2002), mit Illokutionen (Kodzasov 2009, Pavlova/Svetozarova 2017, Janko 2020) oder sogar mit lexikalischer Bedeutung einiger den Satz füllenden Wörter (Pavlova 1987; Skorikova 1995; Pavlova/Svetozarova 2017). Prosodische Muster zeichnen sich folglich durch eine stark ausgeprägte sinngebende Funktion aus.
In diesem Artikel wird eine weitere wichtige Funktion prosodischer Satzstruktur demonstriert, und zwar die der Auflösung von Mehrdeutigkeit in schriftlich vorliegenden Texten, bei denen in den meisten Orthographiesystemen prosodische Parameter kaum oder überhaupt nicht berücksichtigt werden. Diese Funktion hängt mit den im vorigen Absatz erwähnten Eigenschaften der Prosodie eng zusammen.
Zuerst wird ein kurzer Überblick über die für die Zwecke dieses Aufsatzes infrage kommenden prosodischen Merkmale gegeben. Ein besonderer Abschnitt wird der Frage gewidmet, ob und inwieweit Prosodie für geschriebene Sprache eine Rolle spielt. Nach diesen einleitenden Abschnitten wird zum Thema übergegangen, das im Mittelpunkt dieses Aufsatzes steht, und zwar die Auflösung von Ambiguitäten. Es wird u. a. die Rolle der Prosodie bei der Klärung präsupponierter Inhalte, des metaphorischen vs. direkten Sinnes von Wörtern und Wortgruppen, der Wortbedeutungen bei polysemen Lexemen, der illokutiven Bedeutung ganzer Äußerungen erörtert. Ein Abschnitt ist der beabsichtigten Ambiguität, dem Sprachspiel, gewidmet. Aus der Relevanz der Prosodie für die Lesart von potenziell mehrdeutigen Sätzen ergibt sich auch deren Rolle für die Übersetzung, für den Fremdsprachenunterricht und für das Redigieren von Texten. Diesem Aspekt des Themas ist der letzte Abschnitt gewidmet.
2. Material und Methoden
Alle Thesen dieses Aufsatzes werden durch Beispiele illustriert. Bei der Charakterisierung der angeführten Beispiele wird rein introspektiv vorgegangen, was für die Zwecke dieser Arbeit ausreichend erscheint.
In dem Fall, wenn das uns zur Verfügung stehende Material nicht ausreichend erscheint, um sichere Meinungen zu äußern, werden hier Hypothesen formuliert, die eine nachfolgende Überprüfung voraussetzen.
Die Beispiele (vorwiegend russische und deutsche, seltener englische) stammen aus den unterschiedlichsten Quellen: teilweise aus literarischen, teilweise aus publizistischen Texten. Die meisten russischen und deutschen Beispiele werden dem eigens zusammengestellten Korpus entnommen, das ca. 2500 russische und deutsche Äußerungen beinhaltet, die aus verschiedenen Gründen den Vorstellungen der FSP-Theorie
Theorie der funktionalen Satzperspektive, auch TRG Theorie (Thema-Rhema-Gliederung) genannt. über „neutrale Prosodie“ nicht entsprechen. Das Korpus entstand im Laufe von ca. 30 Jahren; es beinhaltet sowohl literarische und publizistische Beispiele als auch mehrere Hundert Äußerungen aus den mündlichen Diskursen (Dialoge aus verschiedenen Filmen, Alltagsdialoge, Beispiele aus Hörbüchern oder Theateraufführungen, Beispiele aus dem Multimedia-Korpus der Russischen Sprache, abgekürzt MMKRS
Das Multimedia-Korpus (Mul’tidedijnyj korpus russkogo jazyka, s. https://ruscorpora.ru/new/search-murco.html) ist ein Unterkorpus des Nationalen russischen Sprachkorpus‘ (Nacional’nyj korpus russkogo jazyka). ). Viele Beispiele, besonders diejenigen, die als „Vergleichspaare“ fungieren, um die Unterschiede zwischen einem Nuklearakzent und einem davon abweichenden deutlich zu zeigen, wurden zum größten Teil von uns konstruiert.
Alle Beispiele dienen der Illustration von Thesen und Hypothesen, die im Folgenden formuliert werden. Von einer Analyse der Beispiele getrennt nach Sprachen wird deshalb bewusst abgesehen: Die Beispiele werden unabhängig von der Sprache je nach dem gerade zu behandelnden Thema angeführt.
Dadurch, dass das als Quelle für die Beispiele benutzte Korpus zum großen Teil auf den mündlichen Manifestationen der Sprache basiert, werden diese immer wieder im Hintergrund der jeweiligen Überlegungen mitberücksichtigt, obwohl in diesem Aufsatz fast ausschließlich schriftliche Sätze angeführt werden.
Einige ausgewählte Beispiele sind mit Graphiken versehen. Die Bilder dienen zur Veranschaulichung prosodischer Beschreibungen. Auf den Graphiken sind Oszillogramme und Abbildungen der Grundtonfrequenz-Verläufe beim Sprechen des jeweiligen Satzes dargestellt. Ein Oszillogramm gibt den tatsächlichen Schwingungsvorgang des Schalls wieder, während der F0-Verlauf die Sprechmelodie (Intonation) übermittelt (ausführlicher s. Cruttenden 1997, Peters 2009, Peters 2012). Für die phonetische (akustische) Analyse wird das Programm PRAAT benutzt
Version 6.1.16.. Eine Illustrierung sämtlicher Beispiele anhand von Spektrogrammen ist jedoch im Rahmen dieses Aufsatzes nicht möglich.
3. Prosodische Merkmale
In Halliday 1967 werden drei wichtige sinngebende Eigenschaften der Prosodie genannt: Tonführung (Veränderung des Grundtons), Pause und Positionierung der starken Akzentuierung. Zwar können auch weitere Elemente der Prosodie mit dem Sinn der Aussage zusammenhängen (z. B. Timbre, Sprechtempo, allgemeine bzw. absolute Tonlage), in dieser Arbeit werden jedoch nur die drei zuerst genannten im Zusammenhang mit der semantischen Interpretation betrachtet
Von akustischen Charakteristiken prosodischer Merkmale wird hier abgesehen, denn eine derartige Beschreibung würde den Rahmen dieses Artikels sprengen. Ausführliche Beschreibung prosodischer Merkmale auf empirischer Ebene s. z. B. (Cruttenden 1997, Kehrein 2002: 79–100, Peters 2009, Grice/Baumann 2016). .
Diese drei Parameter werden hier einzeln oder kombiniert im Zusammenhang mit dem Sinn potenziell doppelsinniger (ambiger) Aussagen in schriftlicher Form analysiert. Auf diese Weise wird die Rolle der Prosodie bei der Auflösung von Ambiguitäten schriftlich niedergelegter Formulierungen aufgezeigt. Da Ambiguitäten unter Umständen zu falschen Übersetzungen führen können, überschneidet sich das Thema dieses Artikels mit Fragestellungen der Translationswissenschaft und -praxis.
Zum besseren Verständnis der folgenden Ausführungen muss zunächst eine allgemeine Vorstellung von der „neutralen“ Prosodie vermittelt werden. Dieser Begriff wird vor allem im Zusammenhang mit der Platzierung und der melodischen Konfiguration des Hauptakzentes (auch Nuklearakzent genannt) im Satz verwendet. Dabei unterscheidet man den sog. „weiten Fokus“ bei neutraler Prosodie und den „engen Fokus“, bei dem der neutrale Nuklearakzent aus bestimmten Gründen nicht vorzufinden ist und stattdessen ein abweichender Akzenttyp wahrzunehmen ist. Im weiten Fokus fällt die Satzbetonung im deutschen Satz, der zum Informieren über einen gewissen Sachverhalt dient, üblicherweise auf das letzte Wort, falls das Prädikat keine Rahmenkonstruktion
Auch Klammerstruktur genannt. bildet, und auf das vorletzte in einer Rahmenkonstruktion, z. B.: Hier standen beide Fenster weit offen, mit voller Flut strömte ihm süditalischer Frühling entgegen (Bruno Frank)
Der Satzakzent wird hier und auch im weiteren Verlauf des Aufsatzes durch Fettdruck markiert; eine Ausnahme bildet Abschnitt 13.. Auch im Nebensatz bei der Finalstellung des Prädikats ist das Wort vor dem Prädikat betont, z. B.: Diese liebenswürdige Frau bestand darauf, dass ich in ihrem Hause absteigen müsse (Ida Pfeiffer). „By default, sentence accent in German falls on the constituent directly preceding the clause-final verb, which is the object in subject–object sentences“ (Bader 2015: 194). Im Russischen verhält es sich mit dem Nuklearakzent ähnlich; doch da es im Russischen keine Rahmenkonstruktionen gibt und in neutralen auf informative Illokutionen ausgerichteten Aussagen das Verb im Mittelfeld steht, fällt der Satz- oder der Syntagma-Akzent normalerweise auf das letzte Wort (ausführlicher s. Kovtunova 1976).
Forschungen zu den Nuklearakzenten haben erwiesen, dass diese „in weitem Fokus in Relation zu einem hohen pränuklearen Akzent eher herabgestuft werden, während sie in engem und kontrastivem Fokus eher heraufgestuft sind. Bestimmte Fokustypen können auch durch bestimmte Akzenttypen markiert werden“ (Grice/Baumann 2016: 101). Doch die melodische Realisierung des Satzakzentes und verschiedene Akzenttypen werden uns in diesem Aufsatz weniger interessieren als dessen Platzierung oder die allgemeine Tonführung im Syntagma bzw. im Satz.
Schließlich noch eine Bemerkung zur inhaltlichen Abgrenzung: Fälle wie Kontrast
Kontrastierende Satzelemente werden normalerweise immer durch einen starken Satzakzent hervorgehoben, unabhängig davon, ob sie in Kontexten ohne Kontrast betont werden können oder normalerweise unbetont bleiben. Sogar Präpositionen oder Artikel können unter spezifischen Bedingungen, die hier verallgemeinernd als „Kontrast“ bezeichnet werden, akzentuiert werden: Die Brille ist nicht auf dem Kissen, sondern unter dem Kissen. Er ist nicht dein Freund, sondern mein Freund. Es ist nicht ein Weg, sondern der Weg usw. oder empathische Hervorhebungen werden hier nicht berücksichtigt.
4. Gibt es Prosodie nur in der mündlichen Rede?
Die mündliche Rede „lebt“ von der Prosodie: Sogar ein Ein-Wort-Satz kann Mehreres und Verschiedenes allein dank seiner Intonierung bedeuten
Über einen Extremfall berichtet Roman Jakobson: „A former actor of Stanislavskij's Moscow Theater told me how at his audition he was asked by the famous director to make forty different messages from the phrase Segodnja večerom (This evening), by diversifying its expressive tint. He made a list of some forty emotional situations, then emitted the given phrase in accordance with each of these situations, which his audience had to recognize only from the changes in the sound shape of the same two words. For our research work in the description and analysis of contemporary Standard Russian (under the auspices of the Rockefeller Foundation) this actor was asked to repeat Stanislavskij's test. He wrote down some fifty situations framing the same elliptic sentence and made of it fifty corresponding messages for a tape recording. Most of the messages were correctly and circumstantially decoded by Moscovite listeners. May I add that all such emotive cues easily undergo linguistic analysis.“ (Jakobson 1987: 67).. Die schriftliche Sprache ist gegenüber der mündlichen sekundär. Zeichensetzung entspricht prosodischen Mustern der mündlichen Rede nur teilweise. Aussagen, interrogative Sätze, Exklamationen werden durch verschiedene Zeichen am Ende des Satzes gekennzeichnet. Diese Zeichen signalisieren gleichzeitig Pausen zwischen Aussagen. Pausen werden durch Kommata, Gedankenstriche, Klammern, Semikolons oder Doppelpunkte kenntlich gemacht
In Kirchhoff 2016, 2017; Kirchhoff/Primus 2016 wird an umfangreichem diachronischem Material demonstriert, dass das Komma und dessen historische Vorläufer in erster Linie syntaktisch motiviert sind, entgegen der verbreiteten Annahme einer hauptsächlich prosodischen Funktion der Zeichensetzung. Das widerspricht aber nicht der Tatsache, dass Stellen, wo Pausen entstehen, mit den Stellen, an denen Zeichen gesetzt sind, übereinstimmen; sie bilden eine Art Schnittstelle (vgl. Primus 2003). Pausen müssen häufig auch an weiteren Stellen gesetzt werden, wo keine Zeichen im schriftlichen Text vorhanden sind..
Als Illustration für die Wichtigkeit der Zeichensetzung verwenden russische Sprachwissenschaftler in ihren Vorlesungen oft das berühmte Sprachspiel
Der Fachbegriff „Sprachspiel“ wird hier nicht im philosophischen Sinn benutzt, wie ihn Ludwig Wittgenstein geprägt hatte, sondern im rein linguistischen. und das „Geflügelte Wort“
Казнить нельзя помиловать (‚Hinrichten nicht begnadigen‘),
dessen Herkunft mal auf den Zaren Peter I, mal auf Alexander III zurückgeführt wird, während ihre spanische Variante
(1а) Perdón imposible, que cumpla su condena vs. Perdón, imposible que cumpla su condena (‘Begnadigen nicht möglich, sein Urteil vollstrecken‘ vs. ‚Begnadigen, sein Urteil vollstrecken nicht möglich‘) –
dem Kaiser Karl V. zugeschrieben wird
Der Anfang dieses Satzes dient u.a. als Teil des Titels eines spanischen Nachschlagewerkes über Zeichensetzung im Spanischen: „Perdón imposible: guía para una puntuación más rica y consciente“ von B. Maris und J.A. Millán (Barcelona: Ariel, 2015). . Es gibt Variationen auch in anderen Sprachen
Vgl. auf Deutsch: ‚Hinrichten, nicht begnadigen. / Hinrichten nicht, begnadigen‘. Es sind weitere deutsche Sprüche mit einer ähnlichen Bedeutung bekannt, die den Schullehrern zur Veranschaulichung der Wichtigkeit der Zeichensetzung dienen, wie z. B. „Wartet nicht hängen“ (‚Wartet, nicht hängen. / Wartet nicht, hängen.‘).
. Das Sprachspiel beruht hier auf der nicht geklärten Stellung der Pause, von der das Leben eines Menschen abhängt. Eine Pause hinter imposible, gekennzeichnet durch ein Komma, bedeutet, dass der Verurteilte sterben muss, eine Pause hinter perdón, dass die Verurteilung unmöglich ausgeführt werden kann.
Doch beim Sprechen machen wir auch Pausen, für die in der schriftlichen Sprache keine Zeichen vorgesehen sind. Zum einen müssen wir ja ab und zu atmen. Zum anderen wollen oder müssen wir sinngebende Pausen machen. Die phonische Realisierung von Aussagen ist so geregelt, dass wir gerade dort atmen, wo auch Pausen einen Sinn ergeben würden. Physiologie ist beim Sprechen der Semantik unterordnet. Vgl.:
Es war eine schöne Büste hinter seinem Tintenfass aus Marmor (J. Roth)
Wird hier eine kurze Pause nach dem Wort Tintenfass gemacht, so könnte man vermuten, dass die Büste aus Marmor war:
(2a) Es war eine schöne Büste hinter seinem Tintenfass | aus Marmor.
Graphik 1. Oszillogramm zum Bsp. (2a)
In Abbildung 1 ist deutlich, dass zwischen den Signalen Tintenfass und aus eine vom Programm PRAAT registrierte Pause vorhanden ist.
Liegt nach dem Wort Tintenfass keine Pause vor, dafür aber eine nach dem Subjekt Büste, so müsste man annehmen, dass das Tintenfass aus Marmor war:
(2b) Es war eine schöne Büste | hinter seinem Tintenfass aus Marmor.
Graphik 2. Oszillogramm zum Bsp. (2b)
Auf der Abbildung 2 sieht man klar eine akustische Pause zwischen dem Signal Büste und dem darauffolgenden Element hinter.
Dabei sieht die übliche Orthografie nicht zwingend ein Satzzeichen vor, um die beiden Interpretationen zu unterscheiden.
Dazu kommt, dass die Regeln der Zeichensetzung von Sprache zu Sprache differieren. So wird z. B. im Englischen ein Komma zwischen Subjekt und Prädikat akzeptiert, während dieses im Russischen ausgeschlossen ist. Auch die deutsche Zeichensetzung sieht eine Abtrennung des Subjektes vom Prädikat durch ein Komma nicht vor. Das muss aber nicht bedeuten, dass im Russischen oder im Deutschen zwischen dem Subjekt und dem Prädikat keine Pausen gemacht werden. Im Deutschen steht in der Vergleichskonstruktion vor der Konjunktion als kein Komma (etw. ist größer als …), während in ihrem russischen Äquivalent (что-либо больше, чем …) ein Komma erforderlich ist; dabei fallen prosodische Konturen beim Artikulieren dieser Konstruktion in den beiden Sprachen ähnlich aus.
Neben den Schnittstellen zwischen Prosodie der mündlichen Sprache und Zeichensetzung in der schriftlichen existieren in der schriftlichen Sprache weitere Mittel, um die Prosodie des geschriebenen Satzes bei seinem (auch leisen) Lesen mindestens ansatzweise zur Geltung kommen zu lassen. Es sei hier vor allem die Wortfolge genannt: Während in der mündlichen Sprache fast jedes Lexem (zumindest theoretisch) mit der Stimme hervorgehoben werden kann und durch Verstärkung der Betonung kommunikatives Gewicht gewinnt, gibt es für die schriftliche Form der Sprache gewisse Regeln zur Kennzeichnung des jeweiligen kommunikativen Gewichts von Segmenten. So gilt der Anfang des Satzes (Vorfeld) normalerweise als weniger wichtig als sein Nachfeld. Darum geht es in der Theorie der kommunikativen bzw. funktionalen Satzperspektive (FSP), oder Thema-Rhema-Gliederung (TRG). Es erübrigt sich, auf die Einzelheiten dieser Theorie einzugehen, da sie in der linguistischen Welt allgemein bekannt ist
In letzter Zeit wird die TRG Theorie häufig auch „Information-Theorie“ genannt. Interessenten seien vor allem auf die Forschungen der Linguisten der Prager Schule und ihrer Nachfolger verwiesen: Vilém Mathesius, František Daneš, Jan Firbas, Petr Sgall). S. auch: Hockett 1958; Halliday 1967; Jackendoff 1972; Bolinger 1972; Sgall 1974; Chafe 1976; Rooth 1992; Büring 2005; Kriftka/Musan 2012. .
Doch das Problem mit der FSP-Theorie besteht vor allem darin, dass sie nur einen Teil der schriftlichen Aussagen zu deuten vermag. Wenn man versucht, die prosodische Ausprägung verschiedenster Aussagen durch die FSP-Theorie zu erklären, stößt man bald an ihre Grenzen. Es gibt eine Menge von Fällen, die diese Theorie nicht abzudecken vermag. (Mehr zur Kritik der FSP-Theorie s. Pavlova/Svetozarova 2017: 91–224).
Immer mehr Linguisten, die sich mit den Themen Intonation bzw. Prosodie befassen, ob im Zusammenhang mit der funktionalen Satzperspektive (kommunikative Syntax, Thema-Rhema-Gliederung, Informationsstruktur) oder mit dem Textverstehen im Allgemeinen (Psycholinguistik, Parsing), sehen ein, dass prosodische Muster (Konturen, Modelle) mit dem kognitiven Erschließen geschriebener Sätze und Texte aufs Engste zusammenhängen. Beim Lesen werden nicht nur „syntaktisches Parsing“, sondern auch die im Gedächtnis aufbewahrten prosodischen Modelle kognitiv aktiviert, so dass der eine Prozess vom anderen nicht trennbar ist. Die Prosodie ist keine Entität, die beim Artikulieren einer Phrase oder einer Aussage nachträglich wie von oben „aufgesetzt“ würde, sie gehört vielmehr zur Erschließung von Syntax und Semantik und wird beim stillen Lesen (innere Sprache) im Bewusstsein aktiviert. Wir artikulieren eine Aussage in unserem Bewusstsein, auch wenn wir diese nicht laut aussprechen
Vgl: „Mehrere elektromyographische Untersuchungen haben ergeben, dass bei kognitiver Tätigkeit zwei Arten von artikulatorischen Reaktionen registriert werden: tonische (tiefe Amplituden) und phasische (hohe Amplituden mit kurzzeitigen motorischen Aktivitäten von Sprechorganen). Die Ersteren sind vermutlich auf die allgemeine Aktivierung des sprechmotorischen Analysators zurückzuführen, die Zweiten hängen mit Mikrobewegungen der Sprechorgane bei impliziter Artikulation von Wörtern zusammen“ (Meščerjakov, Zinčenko 2004: 69–70). Aus dem Russischen übersetzt von mir (A.P.)..
Der rhythmisch-prosodische Aufbau einer Aussage entsteht nicht als Ergebnis des Verlautens einer vorgefertigten lexikalisch-syntaktischen Konstruktion, sondern bildet sich im Prozess der Gestaltung eines Gedankens, angefangen mit Intention bis zur Verbalisierung hin (Krivnova 2007: 9; aus dem Russischen übersetzt von mir – A.P.).
In Stolterfoht et al. 2007 wird experimentell nachgewiesen, dass prosodische Komponenten wie Auswahl des Fokus und Platzierung des Satzakzentes als unabdingbare kognitive Operationen zum Leseprozess gehören. Ähnliche Ideen werden bei Fodor (2002) und Féry (2006) formuliert. Auch Markus Bader (1996, 2015) ist davon überzeugt, dass für die kognitive Erfassung grammatischer Strukturen beim Lesen Prosodie mit einbezogen wird: gleichzeitig mit der syntaktischen Struktur wird auch eine prosodische Struktur aufgebaut, die mit der syntaktischen aufs Engste verbunden ist. Dies erfolgt nicht beim lauten, sondern beim „stillen“ Lesen im Bewusstsein, während der Leser Entscheidungen über die Syntax und Semantik des zu verstehenden (zu entziffernden) Satzes trifft. Ähnliche Gedanken wurden schon in den 80-er Jahren des vorigen Jahrhunderts geäußert:
„In essence, we want to suggest that the phonological code that is established for words in silent reading results in your hearing a voice saying the words your eyes are falling on. This code is identical to the kind of code that occurs when you hear yourself think. This is not to say that all thinking is based upon speech processes; purely visual thinking clearly occurs. But we want to argue that the kind of phonological coding occurs during thinking and reading are one and the same.“ (Rayner/Pollatsek 1989: 214).
Besonders deutlich wird die Rolle der Prosodie während des Verstehens des zu lesenden Textes beim kognitiven Auflösen von Ambiguitäten (Beispiele s. in den Abschnitten 5 und 6). Bader geht vom mehrstufigen modularen und seriellen Prinzip der Sprachverarbeitung aus: Beim Lesen schriftlich fixierter Texte legt sich der kognitive Mechanismus der Satzverarbeitung (sog. Parser) des Rezipienten ausgehend von einem Vorwissen über syntaktische Modelle auf eine einzelne syntaktische Struktur fest; wenn sich seine Analyse als falsch herausstellt bzw. wenn es sich eine zweite Analysemöglichkeit ergibt, erfolgt eine Reanalyse. Die Prosodie schaltet sich als ein Teil des Parsers entweder spontan oder erst bei der Reanalyse des geschriebenen Textes ein.
Zu einem ähnlichen Ergebnis kommen in ihrer umfangreichen Forschungsarbeit Anna Pavlova und Nataila Svetozarova (Pavlova/Svetozarova 2017). Hier wird die „Semantik der Prosodie“ aus mehreren Perspektiven bezogen auf die Satzsemantik erforscht. Die Autorinnen zeigen außerdem, dass die Auswahl von prosodischen Konturen inklusive Platzierung des Satzakzentes bestimmte syntaktische Konstruktionen und sogar ganze Modelle der Sprechakte begleitet (mehr dazu im Abschnitt 11). Dazu kommt noch die wichtige Erkenntnis, dass bestimmte Wörter durch ihre häufige Betonung bzw. Nichtbetonung in konkreten Konstruktionen und Typen der Sprechakte die Akzentuierung oder Nichtakzentuierung schon auf der Sprachsystemebene beibehalten; es gibt im mentalen Lexikon potenzielle Akzentträger oder potenziell unbetonte Lexeme – also Wörter, die akzentträchtig und nichtakzentträchtig sind
Der Fachausdruck „akzentträchtig“ (deutsche Übersetzung des russischen Adjektivs „акцентогенный“) für die Bezeichnung potenziell akzentuierbarer Wörter bei der Textprodiktion wurde in die russische Phonologie von Tat’jana Skorikova hineingebracht (Skorikova 1995). Ursprünglich kommt dieser Ausdruck in seiner französischen Ausprägung („mots accentogenes“) in Garde (1968: 24) vor.. Die potenzielle Akzentuierung im Satz unterscheidet viele Bedeutungen der polysemen Lexeme voneinander (s. Abschnitte 9, 10).
Generell gesehen findet das Phänomen der „impliziten Prosodie“ immer mehr Beachtung von Sprachwissenschaftlern, in erster Linie im Bereich kognitive Linguistik (vgl. Wagner/Watson 2010). Doch dieser Aspekt der Sprechtätigkeit betrifft in nicht minderem Ausmaße Semantik, Lexikologie, Lexikografie, Pragmatik und Translationswissenschaft.
5. Prosodie als Mittel zur Auflösung von Ambiguitäten
Viele auf den ersten Blick syntaktisch ambige Sätze (sog. Garden-Path-Phänomene) in der schriftlichen Form der Sprache werden mithilfe der Prosodie eindeutig interpretiert. Bader analysiert in seiner Dissertation u. a. die Beispiele:
Maria wollte nicht glauben, dass man sogar ihr Geld geklaut hat. (S. 202)
… dass er ihr Talent nachgesagt hat. (S. 239)
… dass er ihr Gemüse essen musste. (S. 251)
Die Auflösung der Doppelsinnigkeit der Nebensätze erfolgt durch unterschiedlich platzierte Pausen (sie werden im Weiteren durch einen vertikalen Strich bezeichnet) und unterschiedliche Akzentuierung:
(3a) Maria wollte nicht glauben, dass man sogar ihr | Geld geklaut hat.
(3b) Maria wollte nicht glauben, dass man | sogar ihr Geld | geklaut hat.
(4a) … dass er ihr | Talent nachgesagt hat
(4b) … dass er | ihr Talent | nachgesagt hat
(5a) … dass er ihr | Gemüse essen musste.
(5b)… dass er | ihr Gemüse | essen musste.
Die syntagmatische Pause muss nicht unbedingt eine reale Pause (Abbruch des Redeflusses) darstellen; es reicht schon, wenn die Tonführung an der mit dem Zeichen | markierten Stelle umbricht, z. B. wenn die aufsteigende Satzmelodik in eine stark absteigende umbricht. Somit entsteht der Eindruck einer akustischen Pause, auch wenn die Stimme an dieser Stelle nicht abbricht. Damit eine Pause als solche wahrgenommen wird, ist ihr temporaler Aspekt kaum von Belang: „nur die prosodische Grenze fällt ins Gewicht; die Pause entsteht als das Signal dieser Grenze“ (Krivnova, Čardin 1999).
In schriftlichen Texten werden die Stellen der Pause und der starken Akzentuierung nicht bezeichnet, deshalb bleiben beide Möglichkeiten offen; somit ist der schriftliche Satz (3) doppelsinnig, während seine phonische Realisierung dank der die Ambiguität auflösenden Pause und der syntagmatischen Akzentuierung in (3a) und (3b) eindeutig wäre.
In Ágel 2017: 22 findet man weitere Beispiele:
Du fährst mit Abstand am besten.
Die Ambiguität des Bsp. (6) „basiert auf der doppelten grammatischen Funktionalisierbarkeit der Präpositionalgruppe mit Abstand. Bezieht man die Präpositionalgruppe auf das Prädikat, wird die Adverbialfunktion aktiviert. Bezieht man sie dagegen den Superlativ gut (am besten), tritt die Attributfunktion“ an ihre Stelle (ebd.). Es ist unmittelbar klar, dass die Auflösung des Doppelsinnes mit der Pausierung (Auswahl der Stelle für die syntagmatische Pause) zusammenhängt. Vgl.:
(6а) Du fährst mit Abstand | am besten
Laut einigen Internet-Quellen wurde dieser Slogan vor einiger Zeit für Warnplakate an deutschen Autobahnen genutzt, bestimmt auch in Form eines Sprachspiels. Idiomatischer wäre für (6a) die Formulierung mit einer anderen Wortfolge: Mit Abstand fährst du am besten..
(6b) Du fährst | mit Abstand am besten.
Neben der Pausierung spielt für die Auflösung der Doppelsinnigkeit auch die Verteilung der Akzente eine wichtige Rolle: In (6a) ist das Lexem Abstand stark betont, es erhält den sog. syntagmatischen Akzent (den stärksten Akzent binnen eines Syntagmas), während in (6b) das gleich klingende Lexem unbetont bleibt. Das Element am besten trägt in beiden Fällen den stärksten Akzent, Satzakzent genannt.
Auf der gleichen Seite findet sich ein weiteres für das Ziel unseres Aufsatzes relevantes Beispiel:
So ist das Hochzeitsfest in Athen zum Politikum geworden.
„Bezieht man die Präpositionalgruppe in Athen auf das Prädikat, aktiviert man auch hier die Adverbialfunktion. Bezieht man sie dagegen auf die Substantivgruppe das Hochzeitsfest, geht es wiederum um die Attributfunktion“ (ebd.). Für die Auflösung der Ambiguität sorgt auch hier die Prosodie:
(7a) So ist das Hochzeitsfest | in Athen zum Politikum geworden.
(7b) So ist das Hochzeitsfest in Athen | zum Politikum geworden.
In (7a) könnte auch noch die Adverbialbestimmung des Ortes in Athen zum eigenen Syntagma durch eine zusätzliche Pause werden:
(7a) So ist das Hochzeitsfest | in Athen | zum Politikum geworden.
In (7b) bildet das Attribut in Athen mit dem Bezugswort (Subjekt) Hochzeitsfest ein nicht weiter trennbares Syntagma.
Auch die Beispiele, die in Féry 2006: 168, 169 aufgeführt sind, lassen sich prosodisch mithilfe von Pausen und Betonungen eindeutig gestalten:
Maria verfolgt den Mann mit dem Motorrad vs. Maria verfolgt den Mann | mit dem Motorrad
Sasha would like to know | how | good chocolate | tastes vs. Sasha would like to know | how good | chocolate tastes.
Manchmal bedarf es nur eines starken Satzakzentes, um die Ambiguität aufzulösen. Das ist z. B. der Fall in vielen russischen Sätzen mit dem Adverb сразу (‚sofort, gleich, von Anfang an‘) und der darauffolgenden Negativpartikel не. Logisch könnte sich die Negation auf das Adverb beziehen oder auf das Verb (Prädikat):
Он сразу не проявил интереса к проекту. (a`). Er hat von Anfang an kein Interesse an dem Projekt gezeigt. (b`) Er hat nicht sofort sein Interesse für das Projekt an den Tag gelegt.
Um den Sinn (a) zu realisieren, muss man das Adverb сразу stark betonen:
(10a) Он сразу не проявил интереса к проекту;
bei (b) bleibt es unbetont:
(10b) Он сразу не проявил интереса к проекту.
Im Unterschied zu (10a), ist der Satz (10b) dem Satz (10c) mit der Negation vor dem Adverb synonym, wobei das Adverb сразу gerade wegen Negation betont wäre:
(10c) Он не сразу проявил интерес к проекту.
Sätze (10b) und (10c) präsupponieren, dass ein gewisser ‚er‘ sein Interesse am Projekt später doch noch an den Tag gelegt hat.
Ein ähnliches Beispiel stellen deutsche Sätze mit der Negation nicht nach dem Pronomen vieles. Z. B.:
Vieles hat er nicht berichtet.
Der Satz (11a) würde bedeuten ‚Er hat nicht vieles berichtet‘, und (11b): ‚Es blieb noch vieles, was er hätte berichten können‘:
(11a) Vieles hat er nicht berichtet.
(11b) Vieles er nicht berichtet.
6. Prosodie disambiguiert nicht immer
Doch es wäre voreilig zu schließen, dass Prosodie immer und bei jeder Art von Ambiguität Klarheit schaffen kann. Es gibt Fälle, die unabhängig von deren Bedeutung das gleiche prosodische Muster aufweisen (vgl. Ágel 2009: 225). Z. B. in den Sätzen, die das Modalwort мочь (‚können‘) enthalten, dessen Bedeutung ambig ist, falls sie sowohl als Ausdruck der subjektiven als auch der objektiven Modalität ausgelegt werden könnte:
На официальном сайте Организации по запрещению химического оружия говорится, что группа экспертов может начать работу в короткие сроки. (Portal „Эхо Москвы“ – „Moskaus Echo“) (‚Im offiziellen Portal der Organisation für das Verbot chemischer Waffen steht, dass eine Expertengruppe ihre Arbeit in Kürze aufnehmen kann‘
Das korrekte Äquivalent im Deutschen würde das Modalverb im Konjunktiv enthalten (könnte), so dass die deutsche Entsprechung eindeutig als Ausdruck subjektiver Modalität verstanden wäre. Im Russischen dagegen wird hier Indikativ benutzt, daher ist die doppelte Lesart zu beobachten: ‚kann‘ im Sinne ‚ist fähig‘ (objektive Modalität) oder ‚vermutlich‘ (subjektive Modalität). ).
Einige Satzgefüge mit der Negation „nicht“ vor dem Nebensatz sind auch ambig, weil nicht klar ist, ob die Negation auch den Inhalt des Nebensatzes mit einbezieht oder ob der Nebensatz außerhalb der Reichweite der Negation liegend zu deuten wäre. Die Prosodie kann in solchen Konstruktionen nicht immer helfen, besonders für die Lesart von relativ kurzen Sätzen:
Wählt mich nicht, weil ich eine Frau bin. (FAZ).
In Paraphrasen:
(13a) Ich bin eine Frau. Aber nicht aus diesem Grund sollt ihr eure Stimme für mich abgeben.
(13b) Ihr sollt eure Stimme für jemanden anderen abgeben, und zwar für einen männlichen Kandidaten, denn ich bin eine Frau.
Die prosodische Struktur beider Lesarten könnte ähnlich ausfallen. Weder Pause noch Platzierung der Satzakzente oder die Führung des Grundtons vermögen es, die Ambiguität aufzulösen.
Auch bei der Deutung russischer Sätze mit Verben, die mit dem Affix -ся enden, ist Ambiguität eine häufige Erscheinung, da sich dahinter sowohl eine aktive als auch eine passive Konstruktion verbergen könnte: Aktiv, falls das Verb als ein reflexives und intransitives, und Passiv, wenn das Verb als ein transitives und irreflexives ausgelegt wird
Die Frage nach der Notwendigkeit der Auflösung der Ambiguität stellt sich in diesem Zusammenhang immer wieder auf, für jeden Satz individuell. Es gibt nämlich Fälle, wenn die „aktive“ und die „passive“ Lesart sich gegenseitig ergänzen und beide gleichzeitig erwünscht sind (vgl. Ágel 2007). Es gibt aber auch andere Fälle, wenn die Ambiguität als eine rein scheinbare und theoretische ausfindig gemacht werden kann, denn der „gesunde Menschenverstand“ plädiert nur für die aktive Variante. Im Rahmen dieses Artikels wird aber darauf nicht weiter eingegangen. . Die Prosodie ist aber bei beiden Lesarten gleich:
Френч расстегнулся (М. Булгаков) (14a.‚Der Feldrock ging auf.‘ / 14 b. ‚Der Feldrock wurde aufgeknöpft‘).
Aus prosodischer Sicht kann die Lesart (a) von der Lesart (b) durch akustische Merkmale nicht voneinander abgehoben werden. Der Kontext allein lässt den Leser sich für die Lesart (14b), also die passivische Variante, entscheiden
In der entsprechenden Episode aus dem Roman „Die Weißgarde“ von Michail Bulgakow findet ein Dialog zwischen einem Arzt und seinem Patienten statt. Der Patient fragt den Arzt nach den Kosten der Behandlung. Sobald er die ihn zufriedenstellende Antwort vernimmt, knöpft er seinen Feldrock auf. Der Originalsatz ist eindeutig im Passiv formuliert. .
7. Prosodie bei Scheinambiguität
Ambige Sätze werden meist mithilfe des Kontextes oder der Sprechsituation aufgelöst
Das Wörtchen „meist“ ist hier absolut notwendig, denn es gibt Kontexte, die es nicht schaffen, die Ambiguität aufzulösen bzw. die die oben erwähnten Garden-Path-Effekte nicht zu beseitigen vermögen, was sogar zur Vermutung führt, dass der menschliche Parser ein unabhängiger kognitiver Mechanismus wäre. Mehr dazu s. bei Bader et al. (2000: 92–94)., und die Prosodie ist dabei der Weg zur Realisierung und Manifestierung der Eindeutigkeit, manchmal der einzige (allerdings, wie im Abschnitt 6 gezeigt wurde, nicht in jedem Fall). Doch neben tatsächlich ambigen trifft man ab und zu auf Sätze, die man allein aus Gründen der Logik und des Weltwissens „richtig“ versteht. Dies sind pseudo-ambige Sätze. Rein syntaktisch sind sie doppelsinnig, doch der gesunde Menschenverstand lässt nur eine Variante zu. So würde man den Satz
Es gibt verschiedene Theorien, warum Frauen später sterben (M. Goldt)
nur als etwas Sinnhaftes verstehen können, wenn der Satzakzent auf die Komparativform später fällt:
(15a) Es gibt verschiedene Theorien, warum Frauen später sterben.
Gemeint ist selbstverständlich ‚später als Männer (im Durchschnitt)‘. Die Hauptbetonung auf dem Infinitiv sterben dagegen würde den Satz zu einem Nonsens verwandeln (so etwa wie ‚*Zuerst kommen Frauen zur Welt, doch später sterben sie‘)
Der Asterisk steht hier und in weiteren Fällen zur Kennzeichnung inakzeptabler Sätze.:
(15b) *Es gibt verschiedene Theorien, warum Frauen später sterben.
Die Aussage (15) hat einen generalisierenden Charakter; es handelt sich hier um Frauen (und indirekt auch Männer) an sich, als Vertreterinnen einer biologischen Ausprägung des Menschengeschlechtes. Anders würde es sich mit der prosodischen Struktur des Satzes verhalten, falls das Substantiv Frauen den bestimmten Artikel bei sich hätte: die Frauen. Dann würde der generalisierende Sinn der Aussage verschwinden, und es würde durchaus sein können, dass es sich im Text um eine konkrete Gruppe von (den schon oben erwähnten) Frauen handeln könnte, die später (nach einem gewissen Ereignis) sterben mussten. In diesem Fall wäre der Satz (15c) nicht pseudo-ambig, sondern tatsächlich voll doppelsinnig:
(15c) Es gibt verschiedene Theorien, warum die Frauen später sterben.
Klarer wäre der Satz, wenn das Verb im Nebensatz im Präteritum stünde: starben.
Zum Thema Sterben gibt es ein weiteres russisches Beispiel eines pseudo-ambigen Satzes aus einem Roman von Georgij Vajner:
Крупные люди, как динозавры, в первую очередь вымирают.
Der Ausdruck в первую очередь kann rein theoretisch sowohl ‚als Erstes‘ als auch ‚als Erste‘ bedeuten. Der neutrale Satzakzent im Russischen markiert normalerweise das Ende des Satzes (weiter Fokus). In diesem Fall wäre es das Verb вымирают. Doch mit dem Satzakzent auf dem Verb, würde der Satz keinen Sinn ergeben. Er würde bedeuten:
(16a) *Große Menschen sterben gleich Dinosauriern als Erstes aus.
Einen Sinn würde nur die Variante mit der starken Akzentuierung der Gruppe als Erste (в первую очередь) aufweisen:
(16b) Große Menschen sterben gleich Dinosauriern als Erste aus.
Auch das Beispiel aus einer Übersetzung eines Romans von Patricia Highsmith lässt nur eine Deutung zu, die auch durch eine einzige, nicht neutrale Satzbetonung gekennzeichnet wäre:
Betrunken muss man die Welt betrachten.
Die Verlegung des syntagmatischen Akzents auf andere Satzteile würde zum Verlust des Sinnes führen. Nur mit dem Akzent auf betrunken lässt sich dem Satz ein Sinn abgewinnen: ‚Man kann diese Welt nur akzeptieren, wenn man nicht bei klarem Verstand ist‘. Also:
(17a) Betrunken muss man die Welt betrachten.
Eine Alternative mit dem üblichen Nuklearakzent wie
(17b) *Betrunken muss man die Welt betrachten.
wäre nur schwer nachvollziehbar. Im Falle von (18) wären hingegen durchaus zwei Lesarten denkbar:
Betrunken sollte man schlafen gehen.
(18a) Betrunken sollte man schlafen gehen.
(18b) Betrunken sollte man schlafen gehen.
Das betonte Element fungiert jeweils als Rhema; im Beispiel (18a) deutet aber der nichtnukleare Satzakzent auf dem ersten Element auf einen (versteckten) Kontrast hin (‚Schlafen gehen sollte man dann, wenn man betrunken ist, und nicht wenn man nüchtern ist‘; eine weitere Lesart wäre auch noch denkbar: ‚Man sollte sich immer zum Schlafengehen betrinken‘), während Variante (18b) als eine rein informative Mitteilung ausfällt (‚Was tut man, wenn man betrunken ist‘)
Es sei hier auf die „Commonsense-Theorie“ von Helmuth Feilke (1993, 1994) hingewiesen, wo der Autor die Wichtigkeit der „Sympathie“, d. h. des Mitfühlens und Mitdenkens, bei der Textrezeption hervorhebt. Die Sprachzeichen bilden durch ihren häufigen Gebrauch in festen, sich immer wiederholenden Kombinationen kommunikative Modelle; sprachliche Ausdrücke werden in gewissem Sinn „idiomatisch“, sie verwandeln sich mit der Zeit zu „analogisch abstrahierte(n) Gebrauchsform(en)“ (Feilke 1994: 335). Ähnliche Ideen sind in Gasparov 1996 formuliert: Aussagen bestehen nicht aus Wörtern oder Wortgruppen, sondern aus vorgefertigten „kommunikativen Fragmenten“ als Modellen, die u.a. auch eine bestimmte prosodische Form innehaben. Diese Fragmente werden aus dem Gedächtnis als Ganzes abgerufen, als wären sie idiomatische Wendungen. Bei der Wahrnehmung des Textes „entziffert“ der Rezipient diese kommunikativen Fragmente als Ganzheiten; er erkennt sie wieder, weil sie ihm geläufig sind. .
8. Prosodie und Präsuppositionen
George Lakoffs berühmtes Beispiel (Lakoff 1971: 336)
John told Mary that she was ugly and then she insulted him.
demonstriert, dass in Kulturen, in denen jemanden hässlich zu nennen als eine Beleidigung empfunden wird, der Inhalt von insulted präsupponiert ist. Der zweite Teilsatz kann dann nur als Erwiderung einer Beleidigung verstanden werden, wobei das Subjekt den Satzakzent erhält: „… beleidigte sie ihn ihrerseits“:
John told Mary that she was ugly and then she insulted him,
während in Kulturen, in denen das Mary zugeschriebene Merkmal ugly keine Beleidigung für sie darstellen würde, man mit der Betonung auf dem Verb auskommen würde:
John told Mary that she was ugly and then she insulted him.
Die Beleidigung durch Mary kommt in diesem Fall als etwas Neues hinzu.
Verschiedene Präsuppositionen werden oft durch prosodische Mittel manifestiert. Doch ist die Prosodie nicht das „Allheilmittel“ auch im Bereich Präsuppositionen. So ist z. B. der Auszug aus einem Gedicht von Ossip Mandelstam hinsichtlich „kultureller Hintergründe“ ähnlich wie im Beispiel von Lakoff doppeldeutig.
На башне спорили химеры:
Которая из них урод?
Diese Passage könnte man so deuten: ‚Jede Chimäre gab an, sie sei hässlicher als ihre Nachbarin, denn hässlich zu sein ist für Chimären eine Tugend‘ oder aber auch so: ‚Jede Chimäre meinte, die Nachbarin sei hässlicher als sie selbst‘. Paul Celan, der Gedichte von Mandelstam ins Deutsche übersetzte, deutet diese Passage im Sinne der ersten Möglichkeit und löst damit die Ambiguität auf:
(19a) Auf dem Turm: Chimären raufen:
„Ich bin hässlicher!“ – „Nein, ich!“
Doch ob man Mandelstams Zeilen auf die eine oder auf die andere Weise interpretiert, bei der Auflösung des Doppelsinns spielt die Prosodie keine Rolle. Bei beiden Lösungen werden die Sätze des Originals in diesem Zweizeiler auf die gleiche Art und Weise prosodisch wiedergegeben.
Trotz solcher Gegenbeispiele kann man der Prosodie eine wichtige Rolle bei der Vermittlung von Präsuppositionen nicht abstreiten. Ein gutes Beispiel dafür sind faktive Verben (wissen, verstehen, sich wundern, sich freuen, sich schämen u. a.):
Ich wusste, dass du kommen würdest.
Die Form des faktiven Verbs „wissen“ wusste ist betont, der Inhalt des Nebensatzes ist thematisch und präsupponiert. Der Satz ist sinnvoll, wenn die Präsupposition (‚der Adressat ist tatsächlich gekommen‘) wahr ist; der gleiche Satz ist sinnlos, wenn die Präsupposition falsch ist (‚der Adressat ist nicht da‘). Bei nicht faktiven Prädikaten (denken, glauben, hoffen, vermuten) wird bei einem ähnlichen syntaktischen Aufbau das Verb nicht betont, wenn der Inhalt des Satzes keine Präsupposition darstellt:
Ich hoffte, dass du kommen würdest.
Die Variante
(21a) Ich hoffte, dass du kommen würdest
wäre ebenfalls möglich, wenn der Inhalt des Nebensatzes präsupponiert wäre: ‚Du bist gekommen und damit hat sich meine Hoffnung erfüllt‘.
Häufig übernimmt das deutsche Verb denken im Zusammenhang mit dem Reflexivpronomen im Dativ die gleiche Bedeutung: ‚Feststellung, dass eigene Vermutungen sich bewahrheitet haben, ‚Signalisierung der Genugtuung‘:
Ich dachte mir, dass du kommen würdest. (Reaktion auf jemandes Ankunft)
Somit verwandelt sich dieses Verb dank der Betonung und auch dem reflexiven „Zusatz“ aus einem nicht faktiven in ein faktives Verb. Falls dieses Verb keine starke Akzentuierung trägt, ist es nicht faktiv: Der Inhalt des Nebensatzes erweist sich als illusorisch, und die Aussage drückt eine Enttäuschung aus bzw. signalisiert die sich nicht verwirklichten Erwartungen:
Ich dachte (mir), dass du kommen würdest. (Doch du bist nicht gekommen)
In diesem Fall üblicherweise ohne mir.
Im Russischen gibt es eine Art von antifaktiven Verben (показаться, послышаться, почудиться, присниться): sie führen einen Inhalt ein, der allein durch die Semantik des Verbs, falls es im Satz stark betont ist, schon als nichtexistent ausgewiesen wird:
Тебе показалось, что вода шумит. (‚Du hörtest Wasser rauschen‘). – Тебе показалось, что вода шумит. (‚Du hast das Wasser rauschen gehört, aber du hast dich geirrt‘).
Вам послышались шаги. (‚Sie hörten Schritte‘). – Вам послышались шаги. (‚Sie meinten Schritte zu hören, doch es hat keine Schritte gegeben, Sie irrten sich‘).
Wenn das Verb in seiner antifaktiven Bedeutung gebraucht werden soll, ist der Satzakzent für die Verwirklichung der Ausdrucksabsicht obligatorisch; andernfalls wird das Verb seine semantische Funktion nicht erfüllen können.
Auch ohne faktive oder nichtfaktive Prädikate hängt das Vorhandensein einer Präsupposition von der Akzentuierung ab. So lassen sich aus den folgenden Aussagen unterschiedliche Präsuppositionen ableiten:
Wer gewinnt, wird zuerst heiraten. – Wer gewinnt, wird zuerst heiraten.
Nur im zweiten Fall ist „Heirat“ präsupponiert.
Du sollst nicht mehr zunehmen. – Du sollst nicht (noch) mehr zunehmen.
Hier ist ebenfalls nur im zweiten Fall „Gewichtszunahme“ präsupponiert.
Das Thema Präsuppositionen wird auch angesprochen, wenn es um Verneinungen geht. Die Doppelsinnigkeit bei Verneinung ist vorprogrammiert, wenn nicht klar ist, worauf sich die Verneinung bezieht. Es kommt auch vor, wenn die Negation nach einem Modalwort steht, während dieses Modalwort theoretisch auch unter Verneinung fallen könnte. Vgl.:
Этого я вам однозначно не скажу. – Этого я вам однозначно не скажу. (Mögliche Bedeutungen: ‚Das werde ich Ihnen zwar sagen, doch die Antwort wäre nicht eindeutig‘. Die Teilverneinung betrifft das Adverb. / ‚Das werde ich Ihnen nicht sagen können. Sie sollen also nichts von mir erwarten. Ich kann Ihnen nicht weiterhelfen‘. Der komplette Sachverhalt wird negiert.)
Zumindest zwei Männer starben nicht friedlich in ihrem Bett. – Zumindest zwei Männer starben nicht friedlich in ihrem Bett. (Mögliche Deutungen: ‚Zumindest zwei Männer starben im Krieg‘. Der Inhalt ‚friedlich im Bett sterben‘ wird verneint. / ‚Zumindest zwei Männer starben in ihrem Bett nicht auf die friedliche Art‘. Dass die Männer starben, wird nicht verneint; die Reichweite der Negation erstreckt sich lediglich auf die Art des Sterbens).
9. Prosodie und lexikalische Semantik
Heutzutage ist allgemein bekannt, dass „kleine“ Wörter
In der modernen russischen Sprachwissenschaft werden diese Wörter auch als „diskursive Wörter“ bezeichnet, s. (Baranov et al. 1993; Kiseleva, Pajar 2003; Kobozeva, Zacharov 2014; Dobrovol’skij 2013: 48–51, 84). wie Partikeln, einige Pronomen, einige Adverbien (ja, noch, nur, doch, auch, selbst, wohl, rus. да, ещё, иначе, сам, только und viele andere) über Bedeutungen verfügen, die mit ihrer Akzentuierung oder Nichtakzentuierung im Satz direkt zusammenhängen. Sie sind in der Literatur recht ausgiebig beschrieben (Nikolaeva 1985; Kobozeva 1991; Kiseleva, Pajar 2003; Kobozeva, Zacharov 2004; Brauße 1994; Albrecht/Scheid 2013).
So wird in Brauße 1994: 83 aufgeführt: „Die Bedeutung von wohl schwankt zwischen der der betonten Form, die eine Bekräftigung der im Satz gemachten Behauptung zum Ausdruck bringt, und der der unbetonten Form, die fast das Gegenteil ausdrückt, nämlich Ungewissheit hinsichtlich der Gültigkeit des im Satz ausgedrückten Sachverhalts.“ Und weiter: „Der Hauptakzent auf wohl drückt aus, dass in diesem Wort die Hauptinformation des Satzes konzentriert ist“ (S. 88), was mit anderen Worten bedeutet, dass die Partikel wohl in ihrer betonten Ausprägung das Rhema des Satzes darstellt. In (Helbig 1988) wird ergänzt, dass das betonte wohl neben der Bekräftigung einer Aussage im nachfolgenden Kontext eine Einräumung mit sich bringt (<…> wohl <…>, aber …), worauf in (Brauße 1994: 88–90) eine weiterführende Information folgt: eine konzessive Nuance des betonten wohl sei nicht obligatorisch, jedoch häufig anzutreffen, während im unbetonten wohl die konzessive Bedeutung sehr wohl und deutlich zum Ausdruck kommt, so dass das unbetonte wohl zum Synonym von zwar wird; vgl.
(a) Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube.
(b) Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube.
Die konzessive Interpretation des unbetonten wohl führt dazu, dass Sätze wie
(a) *Ich verstehe wohl, was gemeint ist
Bei Kafka könnte so ein Satz durchaus vorkommen, mit der Bedeutung: „Ich habe so den unbestimmten Eindruck, dass ich verstehe, was gemeint ist.“
keinen Sinn ergeben, während Sätze wie
(b) Sie verstehen wohl, was gemeint ist
semantisch akzeptabel wären.
Interessant sind auch Überlegungen zur unbetonten und betonten Variante der Partikel nicht. Das betonte nicht löst in allgemeinen Entscheidungsfragesätzen andere Implikaturen aus als das unbetonte. Vgl.:
(a) Hat Peter seine Mutter nicht benachrichtigt?
(b) Hat Peter seine Mutter nicht benachrichtigt?
Obwohl der logische Skopus der Negation in beiden Varianten übereinstimmt, sind die Illokutionen in (32a) und (32b) verschieden. In (32a) wird die Benachrichtigung als wahrscheinlich, wenn auch nicht ganz sicher angenommen. In (32b) dagegen wird die Nicht-Benachrichtigung als etwas Unerwartetes dargestellt. Somit sind Entscheidungsfragesätze mit nicht in geschriebener Form häufig ambig, erst das Hinzutreten prosodischer Fakten schafft Klarheit (Brauße 1994: 128–132).
Im Wörterbuch russischer Partikeln (Šimčuk, Ščur 1999) werden einige Partikeln als betont oder unbetont im Zusammenhang mit ihrer Bedeutung ausgewiesen. Im Wörterbuch deutscher Partikeln (Métrich/Faucher 2009) werden die verschiedenen Funktionen der Partikeln systematisch mit Angaben zur Betonung versehen (vgl. z. B. auch Konnektor, Fokuspartikel, Satzpartikel, Bestandteil von Subjunktionen, pp. 82–109).
Durch die Betontheit oder Unbetontheit im Satz können auch Unterschiede der Wortarten signalisiert werden. So ist das Pronomen selbst (‚allein‘, ‚persönlich‘) im Satz betont und die Partikel selbst (‚sogar‘) unbetont.
Neben Partikeln und anderen „kleinen“ Wörtern, die traditionell zu den Synsemantika zählen, benötigen viele mehrdeutige Wörter (Autosemantika) in den lexikographischen Beschreibungen Anweisungen zu deren potenziellen Akzentuierung im Satz, denn damit hängt ihre lexikalische Bedeutung eng zusammen. Es folgen Beispiele mit Adverbien und Adjektiven:
Es leben Hundert Frauen allein in unserem Dorf. – Es leben Hundert Frauen allein in unserem Dorf. (Allein bedeutet: 1. einsam, ohne Familie; 2. nur)
Du begreifst langsam. – Du begreifst langsam. (Langsam bedeutet: 1. allmählich; 2. nicht so schnell, wie ich mir erhoffte)
Geh ruhig. – Geh ruhig. (Ruhig bedeutet: 1. ohne Bedenken; 2. nicht zu hastig)
Sie ist einfach in ihren Gedanken. – Sie ist einfach in ihren Gedanken. (Einfach bedeutet: 1. schlicht; 2. es ist nun einmal so, dass…; Nur im zweiten Fall liegt eine idiomatische Wendung vor)
Jetzt hatten sie die Gelegenheit, richtig miteinander zu reden. – Jetzt hatten sie die Gelegenheit, richtig miteinander zu reden. (Richtig bedeutet: 1. „wirklich, gründlich“; 2. korrekt, fehlerfrei)
Er schwimmt gerade. – Er schwimmt gerade. (Gerade bedeutet: 1. soeben; 2. geradlinig)
Du musst besser schreiben. – Du musst besser schreiben. (Besser bedeutet: 1.lieber, es wäre ratsam [zu schreiben als z. B. zu schwätzen]; 2. in höherem Maße gut).
Diesmal brachte er einen ganzen Sack Äpfel. – Diesmal brachte er einen ganzen Sack. (Ganz bedeutet: 1. vollständig; 2. nicht beschädigt, ohne Löcher)
Auch bei einigen Verben lässt sich eine Korrelation zwischen ihrer Bedeutung und ihrer Akzentuierung feststellen:
Er hing an seinem Zimmerschrank. – Er hing an seinem Zimmerschrank. (Hängen bedeutet: 1. baumeln; 2. lieben)
Bayern ließ den Marienberg als Festung bestehen. – Bayern ließ den Marienberg als Festung bestehen. (Bestehen bedeutet: 1. weiterstehen, existieren; 2. seine Funktion erfolgreich beweisen, sich bewähren)
Er steht zu seinen Fehlern. – Er steht in der Haustür. (Stehen bedeutet: 1. (zu etw.) für etw. eintreten, für etw. Verantwortung tragen; 2. in aufrechter Körperhaltung ohne Bewegung verharren)
Er übersah die Anwesenden. – Er übersah die Anwesenden. (Übersehen bedeutet: 1. überblicken, überschauen; 2. absichtlich ignorieren
Unter den Bedeutungen der polysemen Verben übersehen, überhören gibt es jeweils eine, die das Semem ‚bewusst‘ inkludiert, und eine, die mit dem Semem ‚unbewusst‘ in Verbindung steht. Es ist anzunehmen, dass die Bedeutung ‚bewusst‘ ceteris paribus die Akzentträchtigkeit des Verbes verursacht. Das muss aber noch empirisch überprüft werden.
)
Den hier erscheinenden Lexemen werden durch die jeweilige Akzentuierung unterschiedliche Bedeutungen zugewiesen, teils innerhalb derselben Wortart, teils mit Wechsel der Wortart. In diesem Zusammenhang ist hier ein umfangreiches Zitat aus einer Arbeit von Dietrich Busse angebracht, das die Hauptidee dieses Abschnitts wiedergibt:
Wenn jemand die Äußerung hört: „Du kannst ruhig gehen“, dann kann er u. U. aufgrund des Kontextes, der Intonation usw. darauf schließen, daß die Phonemfolge „ruhig“ in diesem Text keinen Anwendungsfall der lexikalischen Regel (a) „Erscheint die Phonemfolge ‘ruhig’ unmittelbar vor einem Verb, dann gehört sie zur Wortart der Adverbien und kann dazu verwendet werden, um eine Handlung/ein Geschehen zu bezeichnen, das still oder ohne bzw. mit wenig Bewegung vor sich geht“ darstellt, sondern einen Fall der Regel (b) „Erscheint die Phonemfolge ‘ruhig’ vor einem Verb, das von seinem Inhalt her nicht/kaum dazu geeignet ist, mit der Phonemfolge ‘ruhig’ nach der semantischen Regel (a) kombiniert zu werden, dann gehört sie wahrscheinlich zur Wortart der Partikeln und wird dazu verwendet, um auszudrücken, daß der Sprecher/die Sprecherin gegen den Vollzug der im Verb ausgedrückten Aktivität/Handlung nichts einzuwenden hat.“ Es handelt sich bei diesem Beispiel um eine einfache Inferenz auf lexikalisch-semantischer Ebene; d. h. es muß die Wortart erschlossen werden, als deren Exemplar die Phonemfolge im gegebenen Text verwendet wurde, um dann sekundär auf die gemeinte Bedeutung schließen zu können. (Linguisten sprechen dann von einer „Disambiguierung“, d.h. das auf der lexikalischen Ebene zunächst mehrdeutige Lexem wird durch den Kontext auf eine einzige der verschiedenen Bedeutungsmöglichkeiten eingegrenzt.) Solche Inferenzen liegen auf allen Ebenen des sprachlichen Verstehens vor und sind Teil der sprachlichen Fähigkeiten selbst. Sie gehören zu dem, was Linguisten die „langue“, „das Sprachsystem“, „die Kompetenz“ im Sinne der Beherrschung der fundamentalsten sprachlichen Regeln nennen. (Busse 1994, 58)
Viele russische Adverbien, die im Satz sowohl als Adverbialbestimmungen als auch in prädikativer Funktion auftreten können, weisen je nach ihrer lexikalischen Bedeutung und gleichzeitig ihrer syntaktischen Funktion im Satz unterschiedliche Akzentuierung auf: рано, поздно, просто, страшно und viele weitere. Als Prädikative sind sie stets stark betont. Vgl.:
Она рано записала себя в старухи.
Je nach Betontheit oder Unbetontheit des Adverbs рано hat der Satz unterschiedliche Bedeutungen:
(45a) Она рано записала себя в старухи. – Sie hat sich schon relativ früh als eine alte Frau empfunden.
(45b) Она рано записала себя в старухи. – Es war voreilig (bzw. falsch) von ihr, sich für alt zu halten.
Im Beispiel (45b) hat das Adverb eine prädikative und gleichzeitig negativ-bewertende Bedeutung (‚hätte sie nicht machen sollen‘).
Es gibt so viele klar belegbare Korrelationen zwischen lexikalischer Bedeutung und der potenziellen Akzentuierung im russischen Lexikon, dass das entsprechende Wörterbuch der Belege unter dem Namen „Wörterbuch der Akzenthomonymie“ in Pavlova/Svetozarova 2017 mehr als 100 Seiten einnimmt (S. 515–624), wobei jetzt schon klar ist, dass es noch wesentlich erweitert werden könnte. Ein deutsches Nachschlagewerk dieser Art steht noch aus.
Interessant ist, dass viele russische mehrdeutige Wörter, deren Bedeutungen mit ihrer potenziellen Akzentuierung zusammenhängen, voll und ganz deren deutschen Äquivalenten entsprechen; besonders stark sind „kleine“ Adverbien oder Partikeln betroffen (sicher, gerade, richtig, langsam, ruhig, kaum, noch, schon etc.). Es gibt also eine starke Übereinstimmung im Bereich der „Akzentträchtigkeit“ zwischen den beiden Sprachen.
Partikeln sind laut Weydt 1986: 396 die einzige Wortart, für die Betontheit / Unbetontheit (eine in der deutschen Sprache regelhafte Erscheinung) Auswirkungen auf die Wortbedeutung hat. Diese Annahme hat sich inzwischen als nicht haltbar erwiesen. Es gibt, wie wir gerade gesehen haben, in jeder Wortart polyseme Wörter, die in ihren betonten und unbetonten Varianten im Satz Unterschiedliches bedeuten können. Manchmal gehören die je nach Betonung unterschiedlichen Bedeutungen sogar zu verschiedenen Wortarten.
Die Akzentträchtigkeit ist also nicht allein auf Partikeln beschränkt. Dieser Umstand liefert einen ernst abzuwiegenden Grund dafür, schon in der Lexikografie, auf der „Langue“-Ebene, die Akzentträchtigkeit vieler polysemer Wörter zu markieren.
10. Prosodie und Metaphern
Manche polysemen Lexeme weisen in einer ihrer Bedeutungen eine metaphorische Bedeutung auf. Beim Gebrauch einer Metapher tendiert der Sprecher dazu, diese durch die Intonation und den Satzakzent hervorzuheben, was beim lauten oder stillen Lesen wie in einem Spiegelprozess reflektiert wird
Die Korrelation zwischen metaphorischem Wortgebrauch und deren Hervorhebung durch Akzentuierung wurde für die russische Sprache in (Nikolaeva 1985) als Hypothese geäußert und in (Pavlova/Svetozarova 2017: 299–303, 316–323) ausführlich untersucht. Die Vermutung liegt nah, dass es sich im Deutschen zwischen Metaphern und Satzakzent ähnlich verhält (s. deutsche Übersetzungen von den in diesem Abschnitt angeführten Beispielen); dies sollte aber noch belegt werden. Оb ähnliche Forschungen für andere Sprachen vorliegen, ist uns nicht bekannt.:
(а) Лев Пономарев: „Гуантанамо – детский сад по сравнению с российскими тюрьмами“ (Portal „Deutsche Welle“). (‚Lev Ponomarёv [ein bekannter russischer Menschenrechtler]: „Guantanamo ist ein Kinderspiel im Vergleich mit den russischen Gefängnissen“‘).
Die Metapher детский сад (=‘ein Kinderspiel‘, wortwörtlich ‚Kindergarten‘) bildet den Fokus der Aussage und trägt den Satzakzent, wobei nach der Regel der Verteilung von Akzenten in Kollokationen nur deren zweites Element der eigentliche Akzentträger ist. Ohne übertragene metaphorische Bedeutung in der Kollokation детский сад erhält man eine Aussage mit dem nuklearen Satzakzent auf dem letzten Lexem im Satz:
(b) Вот чем прекрасен детский сад в сравнении со школой. (‚Das macht den Kindergarten im Vergleich zur Schule so schön‘).
Bei der Übersetzung aus dem Russischen ins Deutsche wird der prosodisch hervorgehobene metaphorisch gebrauchte Ausdruck детский сад sein Übersetzungsäquivalent nicht im Substantiv Kindergarten finden (wie diese Kollokation normalerweise übersetzt wird), sondern in der Metapher ein Kinderspiel, was aber kein zweisprachiges Wörterbuch verraten würde, es sei denn, es wäre ein sehr ausführliches und umfangreiches Wörterbuch, speziell für Übersetzer konzipiert.
Ähnlich im Deutschen:
(a) Die Bedienung eines Geldautomaten sei ein Kinderspiel im Vergleich zu einer Bürgerschaftswahl mit diesem System (Welt).
(b) Honigtöpfchen ist ein Kinderspiel von Wolfgang Dirscherl. Es richtet sich an bis zu vier Kinder ab fünf Jahren. (Internet-Portal „Reich der Spiele“)
Im Beispiel (47b), wo das Substantiv Kinderspiel nicht metaphorisch gebraucht wird, liegt der Nuklearakzent auf dem letzten Wort des Satzes.
Es ist immer spannend, nach passenden Übersetzungen für metaphorisch gebrauchte Lexeme zu suchen, denn auch die gebräuchlichsten Metaphern werden in den zweisprachigen Wörterbüchern oft nicht erwähnt, wie es auch beim nächsten Beispiel der Fall ist:
(a) Великий комбинатор Остап Бендер, знавший четыреста относительно честных способов отъёма денег, просто мальчишка на фоне нашего Минфина. (А. Filatov) (‚Ostap Bender [der Hauptheld des satirischen Romans „Goldenes Kalb“ von Il‘ja Il’f und Evgenij Petrov], der über ca. 400 verschiedene Verfahren für die relativ ehrliche Geldentnahme verfügte, war ein Milchbubi im Vergleich zum Ministerium für Finanzen‘.)
Vgl. das weitere Beispiel, in dem dasselbe Substantiv in seiner direkten Bedeutung gebraucht wird:
(b) На картинке изображён просто мальчишка на фоне моря. (‚Auf dem Bild sieht man einen gewöhnlichen Jungen, mit Meer im Hintergrund‘).
Die Übersetzung, die für das metaphorisch gebrauchte Substantiv мальчишка (48a) passen würde – Milchbubi, ein grüner Junge – findet man nicht im zweisprachigen Wörterbuch
Es sei hier auf das dreibändige deutsch-russische Wörterbuch (Dobrovol’skij 2009 verwiesen. , obwohl der metaphorische Gebrauch dieses russischen Substantivs in der besagten Bedeutung keine Seltenheit ist.
Die Korrelation zwischen Metaphorik und Prosodie betrifft natürlich nicht nur Substantive. Vgl.:
(a) Minister Schäuble will Milliarden sparen. (RP Online)
(b) Wäre die Kommunikation offener, könnte man sich manche Anmerkung sparen. (Wallstreet online)
Im Fall (49b) wird das Verb sparen metaphorisch bzw. idiomatisch benutzt und muss prosodisch hervorgehoben werden, um seiner Bedeutung gerecht zu werden.
In einem Kriminalfilm bekräftigt die folgende Replik eines Protagonisten die hier formulierte These:
(a) Если к полуночи с моим автомобилем ничего не случится – значит, она липовая ведьма! (Serie „Sudebnaja kolonka“, Folge 3).
Das Adjektiv липовый entspricht in seiner Hauptbedeutung dem Komponenten Linden- oder Lindenblüten- vieler deutscher Komposita: липовый мёд = Lindenhonig; липовый чай – Lindenblütentee; липовая аллея - Lindenallee. Aber in seiner zweiten, metaphorischen Bedeutung, bezeichnet dieses Adjektiv etwas Falsches, Vorgetäuschtes. Die Aussage der Filmfigur bedeutet also: ‚Falls meinem Auto bis zur Mitternacht nichts Schlimmes passiert [wie es eine Wahrsagerin prophezeit hatte], dann ist sie keine richtige Hexe [für die sie sich ausgibt]!‘ Vgl. ein paralleles Beispiel mit dem Adjektiv липовый in seiner Hauptbedeutung, wo der Satzakzent als Nuklearakzent auftritt:
(b) Необходимый для выпиливания материал – липовая дощечка. (‚Das fürs Basteln am besten geeignete Material ist ein Lindenbrett‘).
Bei manchen Beispielen sind durch Verschiebung nur des einen Satzakzentes nicht ein Wort, sondern gleich zwei oder sogar mehr betroffen. Z. B.:
(a) Дик – большой осёл.
(b) Дик – большой осёл.
In (51a) geht es darum, dass Dik ein Mann ist, der hier als großer Esel (usuelle Metapher) beschimpft wird. Groß ist hier keine Bezeichnung der Dimension, sondern eine pure Verstärkung der negativen Bewertung. In (51b) handelt es sich darum, dass Dik ein Haustier ist, und zwar ein Esel, dazu noch von beträchtlicher Größe. Ein Satzakzent bewirkt also Veränderung der Bedeutungen von mindestens zwei Lexemen (большой, осёл) und (da bei Eigennamen keine lexikalischen Bedeutungen vorliegen) der Präsupposition ‚Dik ist der Name eines Menschen / der Name eines Tieres‘.
Im nächsten Beispiel sind wieder zwei Lexeme betroffen:
(а) Маша прямо плывёт. (‚Mascha schwimmt geradeaus‘).
(b) Маша прямо плывёт. (‚Mascha bewegt sich beim Gehen sehr weiblich, sanft, fließend‘).
Während im Beispiel (52a) Mascha tatsächlich schwimmt, ist in (52b) nicht Schwimmen, sondern Gehen, genauer die Gangart von Mascha durch eine usuelle russische Metapher beschrieben. Das Wort прямо bedeutet in (52a) die genaue Beschreibung der Richtung, und in (52b) führt es eine Metapher ein, verstärkt ihre Bedeutung und ist semantisch vergleichbar mit dem deutschen Wort buchstäblich.
Es gibt Belege für die extra durch F0 und den Satzakzent hervorgehobenen Metaphern sowohl für die deutsche als auch für die russische Sprache
In diesem Abschnitt sind russische Beispiele in der Mehrzahl, aber es gibt genug Belege dafür, dass es sich im Deutschen mit den Metaphern prosodisch nicht anders verhält. Hier seien nur noch ein paar deutsche Beispielpaare zusätzlich angeführt: Tage später tat sich die Hölle auf (Hölle = Metapher: ‚Chaos, Durcheinander‘). – Tage später tat sich die Hölle auf (‚eine richtige Hölle tat sich auf‘); Das ist Gift fürs Geschäft (Gift = Metapher: ‚etwas sehr Schlechtes‘). – Das ist Gift für Ratten; Sie fliegt auf Filmstars (fliegt = Metapher: ‚eine besondere Schwäche für etw. oder j-n haben‘). – Sie fliegt auf Bali.. Metaphorisch gebrauchte Wörter fungieren oft als Bewertungen; Bewertungen tendieren ihrerseits zur prädikativen Funktion; Prädikate sind prädestiniert für die Rhema-Rolle (aus diesem Grund hat Hermann Paul dem von ihm untersuchten Phänomen, das später in der linguistischen Tradition als „Rhema“ bezeichnet wurde, den Namen „psychologisches Prädikat“ gegeben, s. Paul 1920: 124). Dadurch kann wohl die immer wieder aufs Neue belegbare Korrelation zwischen starker Akzentuierung und der axiologischen Semantik eines Lexems erklärt werden.
11. Prosodie und Illokutionen
„Prosodie ist manchmal der einzige Marker der illokutiven Bedeutung einer Aussage.“ (Kobozeva, Zacharov 2014: 29). Bestimmte Typen von Illokutionen werden durch entsprechende prosodische Muster manifestiert.
So ist eine Begründung für eine bestimmte Handlungsweise anders zu betonen als eine Feststellung. Vgl.:
(a) «А ты почему опоздал, Лю́тиков?» – «Нефть пошла!» (MMKRS) („Warum bist du zu spät gekommen, Ljutikov?“ – „Erdöl strömt nun endlich!“)
(b) Нефть пошла. В Туруханском районе Красноярского края официально введено в промышленную эксплуатацию Ванкорское нефтяное месторождение. (Erdöl strömt. Im Turuchaner Gebiet unweit von Krasnojarsk ist das Vankorski-Ölfeld für Inbetriebnahme freigegeben).
Während der erste Satz in (53b) eine informative Feststellung zum Ausdruck bringt, birgt die Antwortreplik in (53a) eine Begründung für die Verspätung. Die prosodischen Modelle für diese Illokutionstypen sind vollkommen unterschiedlich. Auch die deutschen Übersetzungen weisen die gleichen Gesetzmäßigkeiten in der Stellung des Satzakzentes je nach dem Typ des Sprechaktes auf. Hier noch ein weiteres Beispiel für eine Begründung (a) im Vergleich zu einem informierenden Satz (b):
(a) «Не доверяете?» – «Живу долго!» (Serie „Admiraly rajona“, Folge 2.) („Haben Sie zu mir kein Vertrauen?“ – „Dafür lebe ich zu lange!“)
(b) Я живу долго. Так долго, что помню время Хрущёва. (Ju. Magaršak, „Écho Moskvy“). (‚Ich bin seit Langem auf der Welt. So lange, dass ich mich noch an Chruschtschow-Zeiten erinnere‘).
In ursprünglich deutschen Begründungen ist es um das entsprechende prosodische Modell ähnlich bestellt, vgl.:
Ich bin spät dran. Mein Wecker ist kaputt. (Klaus Krüth)
Trotzdem liegen uns nicht ausreichend Belege dafür vor, dass eine Begründung für bestimmte Handlungsweisen im Deutschen genauso über ein eigenes prosodisches Modell verfügt, wie es im Russischen der Fall ist. Das muss noch geprüft werden.
Auch viele andere Illokutionstypen werden, mindestens in der russischen Sprache, durch konkrete prosodische Muster signalisiert. So ist z. B. eine Satzbetonung auf dem ersten Element einer Aussage für Vorwürfe typisch:
(a) Раньше надо было советы давать. (‚Du hättest deine Ratschläge früher geben können, und jetzt kannst du sie dir sparen‘).
(b) Раньше нам надо было ходить в библиотеки, искать ответы в энциклопедиях. (‚Früher mussten wir in die Bibliotheken gehen und in Enzyklopädien nach Antworten suchen‘).
Ein Vorwurf wie in (56a) unterscheidet sich von einer informativen Aussage wie in (56b) in erster Linie durch Intonation der entsprechenden Äußerung. Dabei ist deutlich, dass auch die Wortbedeutung von раньше (früher) in (56a) und (56b) unterschiedlich ausfällt. Es ist durchaus möglich, dass die Korrelation zwischen Wortbedeutungen und ihrer potenziellen Akzentuierung, die sich mit der Zeit auf der „Langue“-Ebene verfestigt (wie es in den Abschnitten 9 und 10 beschrieben ist) in erster Linie auf die Sprechakttypen zurückzuführen ist, in denen die infrage kommenden polysemen Lexeme in der einen oder anderen Funktion regelmäßig als betonte oder unbetonte Elemente des entsprechenden prosodischen Modells gebraucht werden.
Ist in der Frage
Ты ешь рыбу?
das Verb ешь stark betont, so bedeutet die Frage ‚Isst du eigentlich (überhaupt) Fisch oder magst du vielleicht keinen Fisch bzw. bist du etwa Vegetarier?‘ Ist jedoch das Verb unbetont und stattdessen das letzte Substantiv betont, bedeutet die Frage etwas anderes: Entweder ist es eine Feststellung (‚Du isst jetzt gerade Fisch?‘), die lediglich einer Bestätigung bedarf (eigentlich sieht der Sprecher schon, dass der Adressat Fisch ist); oder es ist Ausdruck des Staunens (‚Was sehe ich da! Du – und Fisch essen?‘), wenn der Sprecher vorher z. B. angenommen hatte, sein Adressat würde keinen Fisch essen und jetzt plötzlich feststellt, dass er sich in seiner Vermutung geirrt hatte.
Der Aufsatz von Irina Levontina (2014) widmet sich den indirekten Sprechakten, die mit Interrogativpronomen anfangen, jedoch keine Fragen bilden, sondern emotionale Reaktionen auf Informationen beinhalten, die vom Gesprächspartner ausgehen. Z. B.: Я упала со стула! – Как упала? С какого стула? (‚Ich fiel von einem Stuhl herunter! – Was heißt fiel? Wieso fiel? Was für ein Stuhl?‘). Oder: Поехали! – Куда поехали? Какой поехали? (‚Los! Fahren wir! – Wieso fahren? Was heißt fahren?‘). Die Reaktionen drücken kein Interesse an weiteren Details aus (etwa von welchem Stuhl der Gesprächspartner gefallen ist oder wohin man fahren sollte): Die illokutive Kraft dieser Scheinfragen besteht darin, Besorgnis, Mitgefühl oder Unmut zu vermitteln. Leider kann in diesem Aufsatz nicht systematisch auf Fragen der Intonation eingegangen werden. So muss hier der Hinweis darauf genügen, dass sich ‚echte‘ Fragen vor allem durch den Tonhöhenverlauf von den hier beschriebenen Scheinfragen unterscheiden:
(а) С ↗какого стула? (Frage: ‚Von welchem Stuhl?‘)
(b) С ↘какого стула? (Staunen, Verdruss, Mitleid, Schreck: ‚Wieso das denn!‘)
(c) С какого ↘стула? (Verdruss, Mitleid, Schreck: ‚Nein, nicht doch!‘; ‚Oh Gott!‘)
(a) ↗Куда поехали? (Frage: ‚Wohin sind sie gefahren?‘)
(b) ↘Куда поехали? (Staunen, Verdruss: ‚Wieso gefahren? Was soll das heißen?‘)
(c) Куда ↘поехали? (Verdruss, Widerspruch, Unwillen: ‚Wieso sollen wir irgendwohin fahren!‘)
Eine der ersten deutschsprachigen Forschungen zum Thema „Ausdruck von bestimmten Illokutionen durch prosodische Modelle“ ist die von Niebuhr et al. (2010), wo, im Unterschied zum Aufsatz von Levontina, prosodische Muster von Nachfragen genauestens untersucht und mit dem Programm PRAAT analysiert werden.
Durch die Prosodie können bei schriftlich formulierten Fragen, die auf den ersten Blick als nicht ambig erscheinen, positive oder negative „Szenarien“ unterschieden werden. Fragt man z. B. jemanden nach etwas Angenehmem im Russischen, so würde die Melodik auf dem Verb хочешь (‚willst du‘) nach oben steigen und danach steil fallen, so dass der finale Tonhöhenverlauf tief unten und gleichbleibend wäre; dabei ist das Wort, auf dem die Melodik steigt, stark betont. Beim negativen Szenario erfolgt die Hebung des Grundtons nicht auf dem Verb, sondern erst am Ende des Fragesatzes (und nach der betonten Silbe fällt der Grundton):
Positiv:
(a) ↗Хочешь мороженого? (‚Magst du ein Eis essen?‘)
(b) ↗Хочешь в зоопарк пойти? (‚Möchtest du in den Zoo gehen?‘)
Negativ:
(a) Хочешь непри↗ятностей? (‚Willst du Ärger haben?‘)
(b) Хочешь со мной по↗ссориться? (‚Willst du einen Streit?‘)
Im Grunde genommen ist die Illokution der Aussagen mit negativem Szenario wie in (61) eine Drohung, während sie in Aussagen mit positiven Szenario-Äußerungen wie in (60) ein Versprechen bzw. ein In-Aussicht-Stellen von etwas Angenehmem ausdrückt. Im Deutschen hingegen würde sich die Melodik in positiven und in negativen Szenarien kaum oder überhaupt nicht voneinander unterscheiden. Dafür benutzt man verschiedene Modalverben – mögen/wollen.
Viele Sprechakttypen gründen auf syntaktisch festen idiomatischen Konstruktionen, oder sog. Phraseoschablonen (PhS)
PhS erinnern an idiomatische kommunikative Modelle in (Feilke 1993, 1994) und an kommunikative Fragmente in (Gasparov 1996). Natalija Švedova (1960: 279-279) hat vermutlich als Erste dieses sprachliche Phänomen unter dem Terminus „phraseologisierte Konstruktionen“ (rus. „frazeologizirovannye postroenija“) beschrieben und somit auf deren Existenz in der russischen Sprache aufmerksam gemacht. Danach wurden PhS in der russischen Phraseologieforschung von Dmitrij Šmelёv (1977, 327-330) unter dem Terminus „Phraseoschemata“, von Alla Veličko unter der Bezeichnung „syntaktische Phraseologismen“ (Veličko 1996), von Dmitrij Dobrovol’skij (2016: 10-14) als „Phrasem-Konstruktionen“, von Leonid Iomdin (2003, 2006, 2008, 2013) unter dem Terminus „syntaktische Phraseme“ im Rahmen seiner Untersuchungen zu der sog. „Mikrosyntax“ erforscht. In der germanistischen Phraseologieforschung haben Irina Černyševa (1975: 233-239) unter dem Terminus „modellierte Bildungen“, Jürg Häusermann (1977: 30-33) unter „Modellbildungen“, Wolfgang Fleischer (1982: 135-139) und Christine Palm (1997: 68-70) unter dem Begriff „Phraseoschablonen“ auf die Existenz der PhS als Untertypen von Phraseologismen hingewiesen. In jüngster Zeit werden PhS aus der konstruktionsgrammatischen Perspektive angesehen und somit im Rahmen der Konstruktionsgrammatik immer intensiver untersucht (vgl. Dobrovol’skij 2011: 114-119, 2016: 10-14, 2018: 11-12; Steyer 2013: 25-32; Ziem 2018a, 2018b: 25-46; Finkbeiner im Druck).. Sie bestehen meist aus fest definierten syntaktischen „Stellen“, oder „Positionen“, die teilweise durch Synsemantika belegt sind und teilweise durch verschiedene austauschbare Lexeme in vorgegebenen morphologischen Ausprägungen im Text ausgefüllt werden können (sog. „Slots“). Z. B.: Es gibt + SubstNom + und + SubtNom (dabei wiederholt sich das Substantiv ohne morphologische Abweichungen): Es gibt Lehrer und Lehrer; Es gibt Themen und Themen, etc. Oder: Adj. + wie (j-d) ist / war, + Fortsetzung des Satzes; dabei enthält das Adjektiv in seiner Bedeutung entweder eine Begründung für die Fortsetzung oder einen Kontrast: Gütig wie sie war, hat sie mir verziehen; Egoistisch wie wir sind, entwickeln wir doch oft Empathie für unsere Mitmenschen; etc.
Es gibt PhS, die ohne eine typische Prosodie als phraseologische Einheit zerfallen und nicht mehr als solche wahrgenommen werden, und solche, deren Wahrnehmung, Verständlichkeit, Illokution nicht so stark an der Prosodie hängen. Unter den prosodisch markierten kann z. B. die PhS Und ó́b … (… er mich verstanden hatte! / … sie mich heiraten würde! / … es gefährlich ist!) angeführt werden, die zum Ausdruck eines hohen Grades an Sicherheit dient. Sie wird als solche wahrgenommen, nur wenn auf das Element ob ein ganz besonders starker Satzakzent fällt; andernfalls würde es sich nicht um eine PhS handeln (vgl.: Sie wollte wissen, ob alles in Ordnung wäre und ob ich sie verstanden hätte). Manchmal wirken neben der Akzentplatzierung noch weitere prosodische Merkmale mit. So erfordert die in Form einer idiomatischen Wendung formulierte Warnung: Dass du já́ nicht … (… auf die Idee kommst, zu dieser Party zu gehen! / … vergisst, die Eltern zu benachrichtigen!) nicht nur einen extrem starken Satzakzent auf dem Wort ja, sondern auch eine deutliche Dehnung seines Vokals a: Dass du jáaaa nicht … – sonst läge keine PhS vor, z. B.: Dass dú ja nicht vergisst, was ich dir gesagt habe, das war mir vorher schon klar. Um die PhS „… so oder só …“ (z. B. Das Teil wäre so oder só kaputt gegangen) zu signalisieren, muss das zweite so betont sein und zwischen den Elementen der PhS darf keine Pause entstehen. Bei Só │oder so ä́hnlich hat er es formuliert handelt es sich nicht um eine PhS.
Dass die Prosodie eines der wichtigsten Merkmale der auf PhS beruhenden Sätze ist, liegt auf der Hand. Trotzdem wird dieser Aspekt in der Literatur häufig übersehen (mit einigen Ausnahmen wie Kurnikova 2003; Svetozarova 2011; Archipeckaja 2012; Auer 2016; Pavlova/Svetozarova 2017
Vor kurzem ist eine sehr detaillierte prosodische Studie unter dem Titel „Prosodie und Konstruktionsgrammatik“ veröffentlicht worden, wo prosodische Merkmale in einigen englischen und deutschen Konstruktionen im Detail analysiert werden. Da geht es aber nicht um die PhS, sondern um eher nichtidiomatische oder wenig idiomatische grammatische Modelle wie z. B. let me do something oder um das „prosodische Verhalten“ von bestimmten Synsemantika [Imo/Lanwer 2020]. ). Prosodie kann auch zwei ähnlich aussehende PhS voneinander unterscheiden:
Ich würde sie schon einladen, aber ich kenne sie noch kaum. (Konzessive Illokution)
Wer würde sie schon einladen! (Skepsis ausdrückende Illokution)
Die Satzpartikel schon nimmt im Deutschen, je nachdem, ob sie betont oder unbetont ist, unterschiedliche Bedeutungen an (vgl. Bsp. 79).
12. Prosodie und Sprachspiel
Da Prosodie für Auflösung von Ambiguitäten „zuständig“ ist (wenn auch nicht immer), wird sie auch von kreativen Autoren gern zur Erzeugung von Sprachspielen benutzt. So werden Pausen als Mittel zum Erzeugen des komischen Effektes in folgendem Titel hinzugezogen:
„Я – другой. Такой страны – не знаю“. (Kasparov.ru)
Es ist ein entstelltes Zitat aus dem populären hurra-patriotischen Lied aus der Sowjetzeit: Я другой такой страны не знаю, / Где так вольно дышит человек. – ‚Ich kenne kein anderes Land, in dem ein Mensch so frei atmen könnte‘
Das Lied heißt „Широка страна моя родная“ (‚Weit ist mein Heimatland‘); die Musik stammt von Isaak Dunajewski, der Textautor ist Wassili Lebedew-Kumatsch.. Egor Sedov, der Autor des kritischen Artikels auf dem politisch engagierten Portal, stellt die Syntax der ersten der hier zitierten Zeilen um, indem er zwei Gedankenstriche und einen Punkt als Pausenzeichen benutzt. Der neue Sinn kann etwa so formuliert werden: ‚Ich bin anders. So ein Land kenne ich nicht‘
Verspottet wird dabei das ominöse Verbot des sog. „Boris-Nemzov-Marsches‘ zum Andenken an den 2015 ermordeten russischen Politiker Boris Nemzov seitens der St. Petersburger Stadtverwaltung. Die Durchführung des Marsches wurde von den Petersburger Behörden unter dem Vorwand abgelehnt, sie würden das Land „RF“ nicht kennen (so wurde die Russische Föderation im schriftlichen Gesuch der Organisationskommission über die Durchführung dieses Marsches bezeichnet, das bei der Petersburger Stadtverwaltung eingereicht wurde). Der Zynismus des Bürgermeisters und seiner Administration hat viele Protestschriften in den Medien initiiert, worauf hin der Marsch doch noch genehmigt wurde, wenn auch nicht im Stadtzentrum.
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Gern werden Sprachspiele, die auf unklarer Prosodie, insbesondere auf der Stellung der Pause beruhen, für verschiedene Zwecke verwendet. So finden sich im Internet folgende Beispiele, in denen der Sinn davon abhängt, welche Zeichensetzung hier Verwendung findet:
Der Mann sagt die Frau kann nicht Auto fahren. (Der Mann, sagt die Frau, kann nicht Auto fahren. / Der Mann sagt, die Frau kann nicht Auto fahren.)
Let’s eat grandma. (Variante: Let’s eat, grandma).
А woman without her man is nothing. (Vgl.: A woman: Without her, man is nothing).
Verbreitet ist auch ein Sprachspiel, das auf Akzentuierung beruht. Der folgende Satz aus der Novelle „Furchtbare Rache“ von Nikolai Gogol ist zum geflügelten Wort geworden:
Редкая птица долетит до середины Днепра. (‚Selten nur fliegt ein Vogel bis über die Mitte des Dnjeprs‘).
Das Adjektiv редкий kann 1. ‚selten‘, 2. ‚exotisch‘, 3. ‚vereinzelt‘ bedeuten. Die Bedeutung ‚selten‘ kann das Adjektiv nur erhalten, wenn es durch Satzbetonung hervorgehoben ist. Wäre es unbetont, würde der Satz eine völlig andere Bedeutung bekommen, und die Art der Referenz des Subjektes würde sich von „unbestimmt-allgemein“ zu „bestimmt-konkret“ ändern:
(69а) Редкая птица долетит до середины Днепра. (‚Ich bin sicher, dass dieser exotische Vogel die Mitte des Dnjeprs erreichen wird‘.)
In der schriftlichen Form kann diese Bedeutung durch keine Mittel vermittelt werden. Ändert man aber die Zeitform, so wird es deutlich, dass der (ganz konkrete) exotische Vogel die Mitte des breiten Flusses erreicht hat; dieser Sinn würde vermittelt, unabhängig davon, ob der Satzakzent auf das Verb oder auf das letzte Wort des Satzes fällt, Hauptsache, er fällt nicht auf das Adjektiv редкая:
(69b) Редкая птица долетела до середины Днепра. / Редкая птица долетела до середины Днепра. (‚Der exotische Vogel schaffte es, die Mitte des Dnjeprs zu erreichen‘).
Das Spiel mit der doppelten Bedeutung des Adjektivs abhängig von seiner Akzentuierung führt zu dem bekannten Witz eines unbekannten Autors:
(69c) В середине Днепра обнаружено кладбище редких птиц. (‚In der Mitte des Dnjepr entdeckten die Wissenschaftler einen Friedhof für exotische Vögel‘).
Vgl. den Witz aus dem Buch Uroki mudrosti. Pritči, bajki i istorii ot psichoterapevta („Lektionen der Weisheit. Parabeln, Witze und Geschichten eines Psychotherapeuten“) von Dmitrij Kovpak:
(69d) Пингвин – птица редкая. Значит, до середины Днепра долететь должна. (‚Pinguin ist ein exotischer Vogel. Folglich wird er es schaffen, die Mitte des Dnjepr zu erreichen‘).
Weitere deutsche Beispiele für Sprachspiele im Zusammenhang mit Prosodie finden sich bei Albrecht (2020b: 121).
13. Die Wichtigkeit prosodischer Merkmale für das Verstehen literarischer Texte
Prosodie spielt generell eine große Rolle für die Sinngebung beim „Entziffern“ eines geschriebenen Textes. Doch besonders wichtig ist das Verstehen und die Verinnerlichung ihrer feinsten Nuancen beim Lesen literarischer Texte, insbesondere für die Stellen, wo Dialoge oder Monologe im Spiel sind
In diesem Abschnitt heben wir durch fette Markierung Autorenkommentare zur Prosodie und autoreneigene Schreibweisen, um bestimmte prosodische Konturen zu übermitteln, hervor. .
Es gibt z. B. Fälle, in denen der Autor mithilfe eines kurzen Kommentars die Illokution der potenziell mehrdeutigen idiomatischen Äußerung bekanntgibt:
«Oh, bitte!» sagte er scharf abwehrend, als K. etwas einwenden wollte (Franz Kafka).
Kafka ist sich der Tatsache bewusst, dass die Exklamation „Oh, bitte!“ auch noch andere Illokutionen ausdrücken könnte als eine scharf abwehrende; es kommt allein auf die Intonation an
Anders intoniert könnte die gleich aufgebaute Exklamation eine flehende Bitte, einen Vorwurf oder Ungeduld ausdrücken..
Oft greifen Schriftsteller nach „extranormalen“ (der Begriffsvorschlag stammt von Svetozarova 2014 b) Schreibweisen, um die Besonderheiten der Prosodie im geschriebenen Text wiederzugeben: Vokale werden verdoppelt und verdreifacht, ein Vokal wird durch einen anderen ersetzt, etc. Darüber hinaus werden von den Autoren oft zusätzliche Kommentare zur Sprechweise der entsprechenden Figur geliefert:
„Па-а-пра-ашу вас!“
Аукционист пел голосом, не допускающим возражений (Ильф и Петров, Двенадцать стульев: Ilja Ilf, Evgenij Petrov. Aus dem Roman „Zwölf Stühle“. In der Replik des Auktionators wird zweimal der Vokal „a“ gedehnt dargestellt; außerdem sollte hier der Rechtschreibung nach in beiden Silben der Vokal „o“, und nicht „a“ geschrieben werden; das lange „a“ imitiert die mündliche Aussprache in der Situation einer Versteigerung, wo der Auktionator laut schreien muss, um den Lärm im Saal zu übertönen. Das Verb „pel“ ‚sang‘ statt „kričal“ ‚rief‘ betont die Lautstärke und beschreibt präziser die Art des Aufrufes).
Oft trifft man auf Autorenkommentare, ohne dass sie durch graphische Besonderheiten der Schreibweise von Repliken begleitet werden:
Надя Зарина […], провожая взглядом проходящих по улице курсисток, говорила, певуче растягивая слова:
„Я хотела бы быть, как они... Господи, какие они счастливицы, эти смешные хлопотуньи!“ (Юрий Волин. В горах. – Jurij Volin. „In den Bergen“). (‚Nadja Zarina […] verfolgte mit dem Blick die über die Straße laufenden Studentinnen und sprach, indem sie die von ihr gesprochenen Wörter wie bei einem Gesang dehnte […]: „Gern würde ich so sein, wie sie… Wie glücklich sie sind, diese komischen Streberinnen…“‘).
Den Dichtern liegt oft viel daran, die Art und Weise des Sprechens ausführlich darzustellen. So beschreibt Leo Tolstoj die Rede des Verteidigers und des Staatsanwalts im Gerichtsprozess gegen Maslowa im ersten Teil des Romans „Auferstehung“:
Darauf erhob sich der Verteidiger der Maslowa, und schüchtern, stotternd brachte er seine Verteidigungsrede vor. Nach diesem Verteidiger erhob sich wieder der Staatsanwalt […] Was aber die Voraussetzung des Verteidigers anbetrifft, daß die Maslowa von einem erdichteten (das Wort »erdichteten« hat er besonders giftig gesagt) Verführer verdorben worden, so sprechen alle Data eher dafür, daß sie eine Verführerin vieler und vieler Opfer, die ihre Hände passiert hatten, war
Zit. nach dem Text aus dem Projekt Gutenberg. Übersetzung und Bearbeitung von Carl Hartz. https://www.projekt-gutenberg.org/tolstoi/aufhartz/titlepage.html..
Manchmal greifen die Autoren zur Kursivschrift, um den Eindruck einer besonderen Melodie oder einer verstärkten Betonung auf bestimmten Passagen zu erzielen:
Sie kam also nach der gestrigen Revolte wieder; daher empfing ich sie streng. Meine Strenge ist Trockenheit. Ich gab ihr für die Zigarrenspitze zwei Rubel, konnte mich aber nicht enthalten, ihr mit etwas gereizter Stimme zu sagen: “Ich tue es nur für Sie […]“ (F. M. Dostojewski. „Die Sanfte“
Übersetzung von Alexander Eliasberg. S. Projekt Gutenberg. https://www.projekt-gutenberg.org/dostojew/sanfte/chap002.html.)
In einem weiteren Fall schildert der Autor, wie einer seiner Protagonisten durch eine besondere Betonung des Determinans eines Kompositums seine Geringschätzung gegenüber bestimmten Musikinstrumenten ausdrückt:
„Ich möchte dich mal sehen, wenn dir eine deiner Klappen [der Klarinette] wegfliegen würde, aber das kann ja bei euren Blasinstrumenten nicht passieren!“ zischte Christian zurück, abgrundtiefe Verachtung in das „Blas“ von „Blasinstrumenten“ legendend [Der Sprecher spielt Cello] (Tellkamp)
In Svetozarova 1990, 2014a werden weitere Verfahren beschrieben, die den Autoren zur Verfügung stehen, um die Prosodie der Dialog- und Monologrepliken in der schönen Literatur möglichst natürlich und pragmatisch orientiert darzustellen. Dieses wissenschaftliche Vorhaben sollte fortgesetzt werden. Es würde sich lohnen, Fälle systematisch zu sammeln und zu analysieren, in denen Autoren Angaben zur Prosodie der Aussagen ihrer Protagonisten machen.
14. Prosodie und Übersetzung
In diesem Aufsatz wurden die russischen Beispiele in den vorhergehenden Abschnitten ins Deutsche übersetzt, insofern haben wir auf die Problematik der Übersetzung im Zusammenhang mit der Prosodie bereits hingewiesen. Es wurde immer wieder demonstriert, wie eng das eine mit dem anderen zusammenhängt. In diesem Abschnitt machen wir aber die Übersetzung zum zentralen Thema.
Wenn sich der Sinn des Satzes von dem seines ambigen „Partners“ unterscheidet, so müssen dementsprechend auch ihre Übersetzungen voneinander abweichen. Würde man z. B. (6a) Du fährst mit Abstand | am besten. und (6b) Du fährst | mit Abstand am besten (vgl. oben, Abschnitt 5) aus dem Deutschen ins Russische übersetzen wollen, so würden die Übersetzungen grundverschieden ausfallen:
(6a`) Самый надёжный способ не попасть в аварию на дороге – соблюдать дистанцию.
(6b`) Ты лучший водитель из всех, кого мне доводилось видеть.
Oft geht es bei der Übersetzung um die Notwendigkeit, die Thema-Rhema-Beziehung durch die Wortfolge deutlich zum Ausdruck zu bringen. Auch wenn rein theoretisch manche Sätze „eins zu eins“ übersetzt werden könnten, wäre es besser, besonders im Unterricht für künftige Übersetzer, mindestens ansatzweise zu versuchen, nach einer eindeutigen Lösung zu streben. Betrachten wir das folgende Textfragment:
Davids Hand. Sie hielt sie den ganzen Tag durch, und sie hielt sie zum Einschlafen. „Ich habe sie fast zerdrückt. Mein Halt, mein Schutz war diese Hand“ (Der Spiegel),
Im deutschen Original ist es klar, dass das Substantiv Hand das Thema des Satzes ist („alte“ Information, bekannt aus dem linken Kontext). Halt und Schutz sind Rhemata, sie werden intonatorisch besonders hervorgehoben. Rein theoretisch könnte man den letzten Satz mit der gleichen Wortfolge ins Russische übertragen:
(75a) Моя поддержка, моя защита была эта рука.
Bei der Übersetzung wäre es jedoch ratsam, die Wortfolge im Russischen zu ändern; dann würde die Relation zwischen dem Thema und dem Rhema wesentlich klarer zur Geltung kommen:
(75b) Эта рука была мне поддержка и защита.
Eine noch größere Klarheit könnte man schaffen, wenn man die Substantive des Prädikativs im Instrumentalis gebrauchen würde:
(75c) Эта рука была мне поддержкой и защитой.
Betrachten wir als Nächstes ein längeres Textfragment:
Der Rabbi stand am Fenster, er kehrte ihr <Deborah> den Rücken, ein schwarzer, schmaler Strich. Plötzlich wandte er sich um. Sie blieb an der Schwelle, auf beiden Armen bot sie ihren Sohn dar, wie man ein Opfer bringt. Sie erhaschte einen Schimmer von dem bleichen Angesicht des Mannes, das eins zu sein schien mit seinem weißen Bart. Sie hatte sich vorgenommen, in die Augen des Heiligen zu sehen, um sich zu überzeugen, daß wirklich in ihnen die mächtige Güte lebe. (J. Roth. Hiob).
Dass im Satz Sie hatte sich vorgenommen, … das Substantiv Augen, und nicht sein Attribut (des) Heiligen stark akzentuiert ist, ergibt sich aus dem bestimmten Artikel des vor dem Heiligen. Dass der Rebe ein Heiliger ist, steht für Deborah außer Zweifel, dieses Satzelement ist hier präsupponiert. Würde hier der unbestimmte Artikel eines (Heiligen) benutzt, so würde in diesem Satz erst ausgesagt, dass der Rebe ein Heiliger sei; der Satzakzent würde dabei auf das Attribut (eines) Heiligen fallen. Doch im Russischen gibt es keine Artikel. Der uns interessierende Satz wird von Juri Archipov übersetzt als:
(76a) Она жаждала увидеть глаза святого, чтобы убедиться, что в них и взаправду живет могучая доброта,
was zwei Deutungen für das Attribut святого zulässt: eine thematische, wie im Original (‚des Heiligen‘) und eine rhematische, die dem Rebe eine Eigenschaft erst zuweist (‚der Rabbiner war ein Heiliger‘). Besser wäre die Lösung gewesen, wenn der entsprechende Inhalt ausdrücklich thematisiert wäre, wie z. B. ‚dieses heiligen Mannes‘, dann wäre das vorhergehende Substantiv глаза (‚Augen‘) ein eindeutiges Rhema; vgl.:
(76b) Она жаждала увидеть глаза этого святого человека, чтобы убедиться, что в них и взаправду живет могучая доброта.
Auch bei der Übersetzung aus dem Russischen ins Deutsche ist die Berücksichtigung des bestimmten oder unbestimmten Artikels von Belang. So kann man den Satz
Хорошенькую мошенницу мы терпели два года.
auf zwei Arten auslegen, je nachdem, ob es sich hier um eine professionelle und dabei recht hübsche Schwindlerin handeln würde oder ob eine weibliche Person, die, ohne eine professionelle Schwindlerin zu sein, in diesem Satz aktuell als Schwindlerin charakterisiert wäre, wobei das Adjektiv хорошенькую in der zweiten Variante nicht die Bedeutung ‚hübsch‘, sondern die einer Verstärkung der negativen Bewertung ‚Schwindlerin‘ hätte:
(76a`) Die hübsche Schwindlerin haben wir zwei Jahre lang in unseren Reihen dulden müssen. –
(76b`) Was für eine gerissene Schwindlerin haben wir in unseren Reihen gehabt!
Je nachdem, wie dieser Satz interpretiert wird (dabei muss sicherlich der Kontext helfen, zumindest, wenn der Satz keinen Titel eines Zeitungsartikels oder dergleichen darstellt), wirkt sich die Entscheidung für den einen oder den anderen Sinn auf die Prosodie aus:
(76a) Хорошенькую мошенницу мы терпели два года. – (76b) Хорошенькую мошенницу мы терпели два года!
Die Entrüstung darüber, dass das gewisse Frauenzimmer sich als eine Schwindlerin entpuppt hatte, wird nicht allein durch die Stellung des Satzakzentes, sondern auch durch Melodik einer Exklamation manifestiert. Auf das Adjektiv хорошенькую (‚hübsch‘ in 76a oder ‚was für eine gerissene…‘ in 76b) fällt in beiden Varianten der Interpretation kein Satzakzent. Jedoch wirkt sich die Nichtakzentuierung des benachbarten Substantivs мошенницу (‚Schwindlerin‘) in 76a und der starke Satzakzent auf dem gleichen Substantiv in 76b sinngebend für das Adjektiv aus. Im Deutschen tritt die zweite Bedeutung von „hübsch“ im Allgemeinen nur als Verstärkung eines Adjektivs auf: „ganz hübsch gerissen“.
Doch nicht immer ist der unbestimmte Artikel im Deutschen ein klares Signal für den rhematischen Charakter eines Satzelementes. Vgl.:
(a) Ich sehe eine gute Freundschaft in Gefahr. – (b) Ich sehe eine gute Freundschaft in knappen Briefen.
Das Objekt eine gute Freundschaft ist in (78a) thematisch, und in (78b) rhematisch. Der Sinn der Sätze ergibt sich aus der lexikalischen Füllung beider Sätze, in diesem Fall unabhängig vom Artikelgebrauch. Einen Kontext kann man sich „dazu denken“. Bei der Übersetzung ins Russische sollte man als Instrument für die Signalisierung des Thema-Rhema-Verhältnisses die Wortfolge einsetzen. Vgl.:
(78a`) Мне представляется, что большая дружба оказалась под угрозой.
(78b`) В кратких письмах мне видится большая дружба.
Im Fall (78b`) muss die Wortfolge gegenüber dem Original geändert werden, damit das Rhema дружба (‚Freundschaft‘) klarer und eindeutiger zur Geltung käme und ihre Akzentuierung gesichert wäre. Auch im Deutschen wäre eine Paraphrase mit geänderter Wortstellung eindeutiger: „Ich sehe (hier) in knappen Briefen eine gute Freundschaft.“ (Mehr zum Thema s. Pavlova 2010, 2012).
In Albrecht (2020a: 139) ist ein Beispiel aus Kafkas Novelle „Das Urteil“ mitsamt seinen Übersetzungen ins Italienische, Spanische und Französische angeführt, dessen Sinn mit der Deutung der prosodischen Struktur des Satzes unmittelbar zusammenhängt. Es handelt sich um die Stelle: "Es gefällt dir also schon im Bett", sagte Georg <…>. Die Partikel schon muss in dieser Replik den Satzakzent tragen, denn sie wird in ihrer kontrastiv-konzessiven Funktion verwendet: ‚Du hast so getan, als ob du nicht ins Bett wolltest, doch es gefällt dir im Bett offensichtlich‘. Die Äußerung ist der Form nach eine Frage, der Illokution nach ist sie aber eine Feststellung des beobachteten Sachverhaltes, der dem linken Kontext widerspricht. Diese Semantik der Partikel und die Illokution des (Schein-)Fragesatzes wird ausschließlich durch die Prosodie demonstriert. Beim Vergleich der Übersetzungen stellt Jörn Albrecht fest, dass nur der italienische Übersetzer diese Satzbedeutung erkannt hatte. Wenn man nach dem entsprechenden erweiterten Textauszug im Original greift, wird der breite Kontext klar; außerdem stellt sich heraus, dass Georg im Dialog mit seinem Vater vorher noch eine Replik mit derselben Funktion der Partikel schon formuliert hat:
Auf seinen Armen trug er den Vater ins Bett. Ein schreckliches Gefühl hatte er, als er während der paar Schritte zum Bett hin merkte, daß an seiner Brust der Vater mit seiner Uhrkette spiele. Er konnte ihn nicht gleich ins Bett legen, so fest hielt er sich an dieser Uhrkette. Kaum war er aber im Bett, schien alles gut. Er deckte sich selbst zu und zog dann die Bettdecke noch besonders weit über die Schulter. Er sah nicht unfreundlich zu Georg hinauf.
"Nicht wahr, du erinnerst dich schon an ihn?" fragte Georg und nickte ihm aufmunternd zu.
"Bin ich jetzt gut zugedeckt?" fragte der Vater, als könne er nicht nachschauen, ob die Füße genug bedeckt seien.
"Es gefällt dir also schon im Bett", sagte Georg und legte das Deckzeug besser um ihn.
"Bin ich gut zugedeckt?" fragte der Vater noch einmal und schien auf die Antwort besonders aufzupassen.
"Sei nur ruhig, du bist gut zugedeckt."
In der Replik "Nicht wahr, du erinnerst dich schon an ihn?" (es handelt sich um einen Freund in Petersburg; der Vater gab im vorherigen Dialog vor, sich an ihn nicht zu erinnern) ist die Partikel schon in der gleichen kontrastiven Bedeutung gebraucht und muss auch den Satzakzent tragen. In der russischen Übersetzung wird dies in der ersten Replik (über den Freund) korrekt erkannt und durch lexikalische Mittel wiedergegeben:
„Ты вспомнил его, ведь правда?“ – спросил Георг и, желая подбодрить отца, кивнул ему. (‚Du erinnerst dich an ihn doch noch, nicht wahr?‘ <…>‘)
während in der zweiten Äußerung von Georg diese Bedeutung der deutschen Partikel vom Übersetzer übersehen wird:
„ Ты доволен, что лёг в постель?“ сказал Георг и подоткнул одеяло. (‚Bist du zufrieden, im Bett zu sein?‘ <…>)
Weitere aufschlussreiche und überzeugende Belege für die Rolle der Prosodie für die translatorische Tätigkeit und ihren Erfolg bzw. Misserfolg sind in Albrecht (2020b) zu finden
In einigen (erfahrungsgemäß eher seltenen) Fällen ist die Übersetzung jedoch nicht fähig, die Mehrdeutigkeit des Originals aufzulösen. Z. B. für den ambigen Satz Es war so dumm, dass ich errötete (1. ‚Etwas, was vorher passierte, war so dumm, dass ich errötete‘; 2. ,Dass ich errötete, war dumm‘). Die zwei hier aufgezeigten Bedeutungen korrelieren mit prosodischen Mustern: Im Fall (1) hebt sich der Ton auf dem Wort dumm, danach sinkt er an der im Nebensatz am stärksten betonten Silbe (Es war so ↗dumm, dass ich ↘errötete); im Fall (2) sinkt der Ton auf dumm, danach bleibt er im ganzen Nebensatz unverändert tief (Es war so ↘dumm, dass ich errötete). Die Übersetzung ins Russisch liefert eine Art Spiegelbild mit ähnlichen prosodischen Konturen: (1). Это было так ↗глупо; что я ↘покраснела. (2). Это было так ↘глупо, что я покраснела), so dass die Übersetzung an sich keine Auflösung der Ambiguität darstellt; diese Funktion kommt hier allein der Prosodie zu, sowohl im Deutschen als auch im Russischen..
15. Prosodie im Fremdsprachenunterricht, im Translationsunterricht und beim Post-Editing
Prosodische Muster sind sprachspezifisch. Eine „unnatürlich“ klingende Satzmelodik könnte auch bei bester Aussprache dem Hörer verraten, dass die gerade gesprochene Sprache für den Sprecher nicht als seine L1 dient. An der Stellung und prosodischen Realisierung des Satzakzents und an der Melodik wird die Qualität des lauten Lesens beurteilt (Peters 2016).
In Moroni, Graffmann, Vorderwülbecke (2010) finden wir einen Überblick über 20 DaF Lehrbücher und Grammatiken, in denen es u. a. auch um Prosodie geht. Die Autoren der Studie stellen fest, dass Prosodie in den DaF Lehrwerken seit 1990 immer stärker berücksichtigt wird. Jedoch sei die Behandlung prosodischer Aspekte im Allgemeinen nicht zufriedenstellend: Prosodie werde nicht ausreichend erörtert, das Thema Prosodie komme in den Lehrwerken oft erst spät; es werden nicht genügend Übungen im prosodischen Bereich angeboten; außerdem beschränke sich das Thema Prosodie meist allein auf den Satzakzent, während Satzmelodie kaum Beachtung finde (ibd.: 23)
Die Situation mit den in Russland herausgegebenen Lehrwerken für Russisch als Fremdsprache (RaF) ist anders. In den 1960er wurden von Elena Bryzgunova (Bryzgunova 1963) ein Konzept der Beschreibung russischer Intonation entwickelt, dass ab den 80er in die Grammatiken und RaF-Lehrbücher Einzug fand und zum Standard wurde. Die russische Intonation wird in diesem Konzept über sieben ausführlich beschriebene prosodische Konturen (sog. „IK“ – intonatorische Konstruktionen) abgebildet, die mit verschiedenen kommunikativen Satztypen verknüpft sind. Zwar reichen diese sieben Muster nicht aus, um die russische Prosodie vollständig abzudecken (vgl. Vol’skaja, Skrelin 2009), jedoch gewähren sie Russischlernern einen guten Einstieg in die Intonation der zu erlernenden Sprache (Keijsper 1992). .
Im Sprachunterricht sollten alle wichtigen Funktionen und Aspekte der Prosodie Schritt für Schritt offengelegt werden, und zwar möglichst von Anfang an, die zu erlernenden kommunikativen Satztypen begleitend. Den Lernern muss im Prozess des Erlernens einer Fremdsprache klar werden, dass ein an die falsche Stelle gesetzte Satzakzent oder eine unpassende Pause den Sinn der Äußerung komplett entstellen könnte oder dass eine falsch konfigurierte melodische Kontur eine unerwünschte Illokution der Äußerung bekanntgeben könnte, was weitreichende Folgen für die Kommunikation haben könnte.
Hinweise auf prosodische Fakten sind im Übersetzungs- und Fremdsprachenunterricht eine große Hilfe, auch wenn es um „pure“ Grammatik geht. So kann man z. B. im Kurs der russischen Grammatik für deutschsprachige Studierende am einfachsten erklären, wodurch sich die russischen Partikeln тоже und также unterscheiden (beide werden ins Deutsche als auch übersetzt), wenn man darauf hinweist, dass тоже dann einzusetzen sei, wo das deutsche auch betont wäre, und также da, wo auch unbetont bleibt. Vgl.:
(a) Peter geht auch in die Sauna. – Петр также пойдёт в сауну.
(b) Peter geht auch in die Sauna. – Петр тоже пойдёт в сауну.
Die Partikel тоже fungiert im Russischen ausschließlich als Rhema des Satzes und ist stets betont (vgl. Padučeva 1991; 2016: 56).
Auch das Thema Objektsätze, die mit der Konjunktion ли (‚ob‘) beginnen, kann den deutschsprachigen Studierenden, die Russisch als Fremdsprache lernen, am besten im prosodischen Kontext vermittelt werden. Es ist nämlich so, dass die russische Konjunktion im Nebensatz nach dem Wort steht, zu dem der Sprecher eine Bestätigung oder eine Verneinung seitens seines Gesprächspartners oder einer dritten Person erwartet. Im Deutschen steht die Konjunktion ob dagegen unmittelbar nach dem Komma und das Anliegen des Sprechers wird normalerweise durch den Satzakzent auf dem entsprechenden Wort im Nebensatz vermittelt. Vgl.:
Ich möchte mich erkundigen, ob wir morgen im Park joggen gehen,
(81`) Я хотел узнать, пойдем ли мы завтра в парк бегать.
Falls der deutschsprachige Sprecher sich danach erkundigen möchte, ob das Treffen im Park (oder anderswo) stattfindet, würde er den Satzakzent seinem Anliegen entsprechend anders platzieren:
Ich möchte mich erkundigen, ob wir morgen im Park eine Runde joggen gehen,
während in der russischen Entsprechung das Äquivalent des Substantivs Park direkt nach dem Komma stehen würde, von der Konjunktion ли begleitet:
(82`) Я хотел узнать, в паркe ли мы завтра будем бегать.
Gesetzt den Fall, dass der Fragende wissen will, ob das Joggen morgen (oder an einem anderen Tag) stattfindet, wird er das Adverb morgen betonen, während im Russischen sein Äquivalent завтра an der ersten Stelle im Nebensatz stehen würde, etc. Die Funktion der Prosodie in den deutschen Objektsätzen mit der Konjunktion ob wird in russischen Entsprechungen in erster Linie durch die Wortfolge ausgedrückt. Der Satzakzent kann dabei auf das erste Wort fallen, wie in (82`), oder auch auf das letzte, wie in (81`).
Auch im Translations- und Dolmetsch-Unterricht sollte das Thema Prosodie eine ihm gebührende Stellung einnehmen. Während für den Dolmetsch-Unterricht die Rolle der prosodischen Konturen einigermaßen klar ist (vgl. Taylor 1996, Viljanmaa 2015), hat sich der enge Zusammenhang zwischen dem Sinn schriftlicher Texte, deren prosodischen Charakteristiken und deren Interpretation für den Übersetzungsunterricht in Form von didaktischen Materialien noch nicht etabliert. Mit Ausnahme des Aspektes „Thema-Rhema-Gliederung“ bzw. „Informationsstruktur“ (Gerzymisch-Arbogast 1986, Arbogast/Mudersbach 1998, Baker 1992, Najdič/Pavlova 2013) wird Prosodie in Lehrwerken zur Übersetzung nicht angegangen
Mindestens in englisch-, deutsch- und russischsprachigen Lehrwerken ist das der Fall.. Diese Erkenntnis folgt sowohl aus Analyse diverser Lehrbücher für Übersetzer als auch aus dem Feedback der Studierenden des FTSK Germersheim, die verschieden Kurse für Übersetzung besuchen
Fachbereich Translations-, Sprach- und Kulturwissenschaft der Mainzer Universität ist eine der renommiertesten und größten Ausbildungsstätten für Übersetzen und Dolmetschen weltweit. Hier werden Übersetzer und Dolmetscher in 13 Studiensprachen unterrichtet.
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Als Beleg für die Wichtigkeit des Themas im Translationsunterricht sei nur ein Beispiel genannt: Eines Tages ereilt die Autorin dieses Aufsatzes die Bitte einer Übersetzerin, sich einen kurzen Dialog aus einem Drehbuch Isaak Babels anzuschauen und zu sagen, was der Ausruf von Natascha bedeuten möge:
„Муж?“ – закричала Вихрашка. – „Вспомнила! – засмеялась Наташа. – Четвёртый год…“ (‚Vichraška ruft erstaunt: „Was, ein Mann?“, und Natascha antwortet lachend: „Wieso kommst du erst jetzt darauf? Seit vier Jahren schon…<bin ich verheiratet>‘)
Die Exklamation Вспомнила! kann theoretisch zwei Bedeutungen haben: (83a) (erfreut, erleichtert, an sich selbst gerichtet) ‚Jetzt fällt es mir wieder ein!‘ oder (83b) (skeptisch und abwertend, dem Gesprächspartner adressiert) ‚Was fällt dir denn ein!‘ bzw. ‚Wieso kommst du erst jetzt darauf?‘. Den Unterschied macht allein ihre Melodik. Vgl.:
Graphik 3. F0-Verlauf für die an sich selbst gerichtete Exklamation der Erleichterung:
Graphik 4. F0-Verlauf für die Exklamation mit der Illokution ‚Skepsis‘:
Die Übersetzerin, die Russisch einwandfrei beherrscht, wusste an dieser Stelle nicht genau, welche dieser Bedeutungen in Babel’s Text gemeint ist. Sie wusste aber aus ihrer mehrjährigen Berufserfahrung, dass hier eine Ambiguität vorliegt. Derartige Erfahrungen sollte man den Studierenden möglichst schon im Unterricht vermitteln.
Generell ist es an der Zeit, prosodische Konturen und Modelle, insbesondere im Zusammenhang mit der pragmatischen (Illokutionen) und lexikalischen Semantik (Polysemie, Phraseologie), in den Fremdsprachen- und Übersetzungsunterricht zu integrieren.
Es wäre auch wichtig, die Rolle der Prosodie beim Auflösen von Ambiguitäten in der Post-Editing-Tätigkeit für die maschinelle Übersetzung (PEMT) in Angriff zu nehmen. Zurzeit können die MÜ-Systeme mit ambigen Sätzen nicht umgehen, das ist eine bekannte Tatsache, die für Autoren und auch für Pre-Editing relevant ist (Siegel 2013). Jedoch ist es nicht immer möglich, Ambiguität in der Pre-Edining-Phase aufzulösen, denn es gibt Sätze, die per se ambig sind. Außerdem müssen viele Texte so übersetzt werden, wie sie verfasst wurden, so dass weder der Autor noch der Pre-Editor darauf Einfluss nehmen könnten. Wenn der Titel eines Zeitungsartikels zum Beispiel lautet: Невероятно просто (Portal „Echo Moskaus“), so muss er auch in dieser Ausprägung von einem MÜ-System übersetzt werden; eine Pre-Editing Phase ist dafür normalerweise nicht vorgesehen. Dabei ist dieser kurze Titelsatz doppelsinnig: Je nach der Stellung des Satzakzentes kann er bedeuten: 1) ‚Es ist einfach unglaublich‘ (beim stärker betonten ersten Wort) oder 2) ‚Es ist unglaublich einfach‘ (beim Satzakzent auf dem zweiten Wort). Nur aus dem Text selbst kann sich die Lösung des „Rätsels“ ergeben, welche dieser zwei Lesarten gemeint sein könnte. Dergleichen Strukturen, die für die maschinellen Systeme ein Risiko darstellen, sollten spätestens im Post-Editing identifiziert und überprüft werden. Es versteht sich von selbst, dass gewisse Grundvorstellungen von Prosodie beim stillen Lesen hier unabdingbar sind.
Zu Post-Editing werden gerade die ersten Lehrwerke herausgegeben (O‘ Brien at al. 2014), es werden PEMT-Kurse online angeboten (s. TranslateMedia). Es wäre höchste Zeit, prosodische Aspekte der Satzsemantik wie die Funktion der Prosodie für die Manifestation der Informationsstruktur, ihre sinnbildende und ihre ambiguitätsauflösende Rolle in die Betrachtung der PEMT-Tätigkeit mit einzubeziehen
Zurzeit ist es nicht der Fall: Die im vorliegenden Aufsatz angeschnittenen Themen werden im Lehrwerk zu PEMT mit keinem Wort erwähnt..
16. Zusammenfassung und Ausblick
In dem vorliegenden Artikel wurden einige prosodische Merkmale, vor allem Pause, Melodik und Satzakzent, auf ihre Fähigkeit hin untersucht, syntaktisch, lexikalisch und pragmatisch (illokutiv) mehrdeutige Sätze in geschriebenen Texten zu disambiguieren. Der Fokus der Untersuchung lag auf der Prosodie, deshalb wurde auf nicht durch Prosodie bedingte Arten von Ambiguität nicht näher eingegangen (vgl. Scheibl 2004, Ágel 2009). Es wurde demonstriert, dass Prosodie schon beim stillen Lesen potenziell ambige Äußerungen disambiguieren kann. Es wurde auch gezeigt, dass Prosodie nicht bei allen ambigen Sätzen als Disambiguierungsmittel fungiert. Exemplarisch wurden Äußerungen aufgeführt, deren Mehrdeutigkeit durch prosodische Mittel nicht aufgelöst werden könnte.
Einige Thesen wurden in diesem Aufsatz in Form von sicheren und belegbaren Befunden formuliert, während andere als Hypothesen gelten müssen.
Eine der Schlüsselfragen im Zusammenhang mit dem hier betrachteten Thema ist der Freiheitsgrad bei der „prosodischen Deutung“ verschiedener Aussagetypen. Die Hypothese diesbezüglich lautet: Falls Prosodie dazu dient, potenzielle Ambiguitäten aufzulösen, muss sie eindeutig sein. Sobald ein Satz keine Anzeichen der Ambiguität aufweist, erhöht sich der Freiheitsgrad bei der Deutung und Interpretation prosodischer Eigenschaften des Geschriebenen.
Vor allem der umfassende Sprachvergleich steht noch aus. Die hier betrachteten Sprachen haben in ihren prosodischen Merkmalen vieles gemeinsam, insbesondere im Bereich „starker semantisch und kommunikativ bedingter Satzakzent“ und Pausierung. In Sachen Melodik weisen Deutsch, Russisch, Englisch viel mehr Unterschiede auf, so dass hier dieser Aspekt der Prosodie wenig berücksichtigt wurde.
Es gibt aber auch außerhalb der sprachspezifischen prosodischen Merkmale genug zu vergleichen, zu erörtern und zur weiteren Diskussion zu stellen. Insbesondere wäre zu überprüfen, ob die linguistischen Theorien angefangen beim europäischen Strukturalismus bis hin zu den neuesten Syntax- und Semantiktheorien nicht im Lichte der modernen Prosodieforschung modifiziert werden sollten.
Das Thema der prosodisch-semantisch wirksamen Merkmale bei der Interpretation der geschriebenen Sprache steht ganz am Anfang seiner wissenschaftlichen Behandlung und wartet auf weitere Untersuchungen. Doch eines steht fest: Berücksichtigt man die Prosodie bei der Übersetzung und bei der Deutung (Interpretation) der schriftlichen Sprache, fährt man in Sachen Semantikanalyse „mit Abstand am besten“.
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