Mamimade hat heute bei Remember the Times das Thema Newborn ausgegeben. Ich habe hier schon mal anklingen lassen, dass unser Start schwer war. Beim Bloggen hab ich immer wieder mal ein Problem: Was erzähle ich euch (und der ganzen restlichen Welt), was ist mir zu privat? Nach einigem Zaudern habe ich mich entschlossen unsere Geschichte genauer zu erzählen.
In der Schwangerschaft wird man zwangsläufig immer wieder mal auf die Geburt angesprochen. Fürchtest du dich nicht? NEIN, war immer meine Antwort, ich freue mich darauf.
Nach über 30 Stunden war mein Muttermund endlich verstrichen, die Hebamme meinte: In einer Stunde ist er da. Es war zwar sehr zach, aber alles gut.
Plötzlich: Totaler Wehenstillstand. Aus vollem Geschäft heraus waren sie plötzlich weg, futsch, total abgedreht. Mein Körper (sein Körper?) wusste es da wohl schon besser... Das war bisher definitv die seltsamste Erfahrung meines Lebens!
Hilft nichts, Wehen mussten her, also wurden sie mit Medikamenten wieder in Gang gebracht. Was folgten waren ein paar wirklich üble Stunden.
In der Zwischenzeit hatten es mein Kind und ich geschafft uns in eine geburtsunmögliche Lage zu bringen, sein Kopf war überstreckt. Zum Schluss wurde es noch richtig dramatisch, die Herztöne wurden schlecht und innerhalb ganz, ganz kurzer Zeit wurde er mittels Kaiserschnitt geholt.
Meinem Kind ging es sofort gut. Die ersten Stunden des Lebens hat sich sein Papa liebevoll um ihn gekümmert, während ich in meiner Narkose dahindämmerte. Meine erste Erinnerung setzt 5 Stunden nach der Geburt ein. Der erste Schrei? Das Suchen nach Milch? Das erste Bad? Ich war nicht dabei.
Da der Kaiserschnitt sehr flott war, hatte ich auch eine dementsprechende Narbe und in den ersten Wochen Probleme beim Heben, Liegen... Trotzdem habe ich das Gefühl, dass diese dramatische Geburt in den ersten Monaten keine wirklichen Probleme bei mir verursacht hat. Mein Mann hat mehr gelitten, er hatte in den letzten Minuten wirklich Todesangst um uns beide.
Warum gerade wir zwei so eine schwere Geburt hatten?
Ich weiß es nicht, es muss nicht immer für alles im Leben eine Erklärung geben. Aber in den letzten Jahren hab ich mir schon so meine Gedanken gemacht.
Ich bin eine sehr energiegeladene Person, ich habe viel Kraft und packe gerne an, kann viel. Manchmal bin ich dadurch zu laut, zu schnell, überfahre und überfordere andere. Aber so ist mein Wesen. Nichts ist nur positiv oder negativ.
Kaiserschnitt? Kam für mich nie in Frage. Kinder bringt frau durch eigene Kraft auf die Welt! Man kann doch alles, wenn man sich nur fest genug anstrengt! So ähnlich dachte ich immer. Mit genügend Kraft, Willen,... geht alles.
So ein Schmarrn! Man kann nichts im Leben erzwingen. Und schon gar nicht, wenn eine andere Person im Spiel ist. Man kann seine Kinder zu NICHTS zwingen. Diese Erkenntnis hat mich mein Sohn gelehrt. Schon ganz am Anfang seines Lebens hat er klargemacht:
Ich bin eine eigenständige Persönlichkeit.
Du kannst es total gut mir mir meinen, aber ich gehe meinen Weg.
Rückblickend betrachtet war meine Einstellung zur Geburt respektlos. Mal schnell hingehen, sich feste anstrengen und dann mit dem Kind glücklich heim... respektlos! Ich habe damals noch nicht verstanden, welch große Aufgabe es ist einem eigenständigen Wesen das Leben schenken zu dürfen. Zu anderer Zeit oder in einem anderen Land hätten mein Sohn und ich die Geburt nicht überlebt.
Ich bin ein ordentliches Stück demütiger geworden. Dankbarer. Ergriffener von der Großartigkeit der Schöpfung.