Protokoll MP - MG Emil Bakiev 23.10.2023

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Protokoll zur Vorlesung

Musikphysiologie und Musikergesundheit

Zur Stunde am 23.10.2023

An der Staatlichen Hochschule für Musik Trossingen

Themen:

Belastung und Beanspruchung


Superkompensationsprinzip
Aufbau der Wirbelsäule

Verfasser: Emil Bakiev


Studiengang: Bachelor Klavier, 1. Fachsemester
Dozentin: Dr. Henriette Gärtner
Matrikelnummer: 141110
0. Einstieg: Unterschied Musikermedizin/Musikphysiologie und Zusatz:

- Physiologie erfasst die Bewegung und Mechanik, stellt keine Diagnose, sondern nur Anwendung
und Behandlung/Therapie anhand der Diagnose
- Medizin befasst sich mit Beschwerden, erstellt eine Diagnose
- Musikermedizin gibt es rund seit 30 Jahren, rückt inzwischen verstärkt in den Fokus.

Musik ∞ Bewegung

➔ ganzheitliche funktionelle Einheit

Körper/Geist/Seele ∞ Instrument

1. Belastung und Beanspruchung:

- Belastung: Von außen einwirkende Kräfte auf den Körper


- Beanspruchung: Reaktion des Körpers auf die Belastung
- Beispiel: Eisenkugel fällt auf Fuß (Belastung), Beanspruchung ist die Reaktion (Knochenbruch,
Sehnenriss, …)

Abb. 1

Beispiele:

- Lineare Elastizität: Gummi wird normal gedehnt, geht wieder in Ursprungsform zurück
- Nichtlineare Elastizität: Gummi wird mehr, über das Normale, gedehnt, geht aber noch in die
Ursprungsform zurück
- Plastische Verformung: Gummi wird noch mehr, fast bis zum Zerreißen gedehnt, leiert aus, geht
trotzdem noch in die Ursprungsform zurück
- Verschleiß/Zerstörung: Gummi wird überdehnt, der Gummi reißt
Belastung

Äußere Belastung: Innere Belastung/Beanspruchung:


Kräfte und Momente, die von außen auf den Kräfte und Momente, die innerhalb des
Bewegungsapparat einwirken Bewegungsapparates einwirken (Muskelkraft,
(Bodenreaktionskraft, Bodenreibungsmoment) Gelenkkraft, Muskelkraftmoment)

- Positiv sollte von Negativ unterschieden werden


- Belastung abhängig von Bewegungskontrolle (Technik), Äußere Bedingungen (Schuhe, Boden),
Innere Bedingungen (Masse, Muskelkraft, Körperbau)

2. Bewegungsapparat:

Aktiver Bewegungsapparat Passiver Bewegungsapparat

- Muskulatur - Knochen, Knorpel


- Faszien1 - Sehnen, Bänder

Der aktive Bewegungsapparat lässt sich schneller trainieren, häufig jedoch tritt das Problem der
überstrapazierten Sehnen auf (v.a. bei Kindern, wenn Muskeln im Vergleich zu den Sehnen und
Knochen zu weit ausgebildet sind und die Sehnen die Belastung nicht standhalten)

➔ Trainingsbalance von aktivem und passivem Bewegungsapparat wichtig

Akute2 und chronische3 Überbelastung des Bewegungsapparates:

Technik, Training, Material, Vorschäden, Psyche, Witterung, Alter



Dysfunktion (Muskeln, Faszien, Sehnen, Knochen, Bänder, Gelenke)

1
Faszien reagieren auf Dehnung langsam, deswegen muss diese rund 2 Minuten, oder besser: 5-10 Atemzyklen
gehalten werden, um eine Wirkung zu erzielen
2
Akut: „kurz“, akute Überlastung: Unfall
3
Chronisch: von Dauer, chronische Überlastung: Arthrose, Osteoporose
3. Reizstufenregel nach Roux

Unterschwelliger Reiz: Wirkungslos

Überschwellige, schwache Reize: Erhaltung das aktuelle Funktionsniveau

Überschwellige, starke Reize: Lösen physiologische und anatomische


Veränderungen aus

Überschwellige, zu starke Reize: Schädigen die Funktion

Morphologische Adaptionsprozesse dauern im passiven Bewegungsapparat länger als im Aktiven


4. Training – Superkompensation

1. Ausgangsniveau

Das ist die aktuelle Leistungsfähigkeit des z.B.


Muskels

2. Belastung

Der Muskel wird belastet, seine


Leistungsfähigkeit sinkt

3. Ermüdung

Der Muskel wurde belastet und ist erstmal nicht Abb.3


mehr so leistungsfähig wie zu Anfang

4. Erholung

Nach der Belastung setzt die Erholung an

5. Wiederherstellung der Leistungsfähigkeit


Der Körper beginnt in der Erholungsphase den Muskel zu reparieren

6. Positive Anpassung

Der Körper reagiert auf die vorangegangene Belastung und macht den Muskel leistungsfähiger

7. Superkompensation

Ist der Bereich, indem der nächste Reiz, die


nächste Belastung gesetzt werden sollte, um
ein effektives Training zu gestalten (Abb. 3
führt weiter aus)

8. Negative Anpassung

Der Trainingseffekt lässt nach, die


Leistungsfähigkeit nimmt wieder ab bei
geringer oder gar keiner Belastung

9. Rückkehr Ausgangsniveau Abb. 4

Der Trainingseffekt ist weg, der Muskel ist so leistungsfähig wie zu Anfang
Trainingszyklus:

Physische Belastung

Beanspruchung

Ermüdung

Erholung

Adaptionen4

Physische Belastung (wieder von vorn)

Ein Aufstocken der Adaptionen ist nur möglich, wenn die Kriterien in der Richtung erfüllt werden

In der Trainingslehre wird dieser Vorgang als Superkompensationszyklus definiert, wonach Intensität
und der Umfang des Reizes als auch die Dauer und die Art der Erholung, bzw. der Pause zwischen
zwei aufeinanderfolgenden Trainingseinheiten genau festgelegt wird, in Abhängigkeit von der
gewünschten Zielstellungen (Kraft, Ausdauer oder Präzision).

Auf diese Weise bereitet er sich darauf vor, künftig noch größeren Belastungen standzuhalten.
Erklärvideo zur Superkompensation: https://www.youtube.com/watch?v=fnWGDv-vxyM

5. Grundsätze des Trainings:

Individuelles, wirksames, regelmäßig, verändertes angepasstes Training, demnach:

Leistungsveränderungen des Körpers, d.h.:

Körper passt sich der höheren Leistung an, sodass:

Höhere Leistungsfähigkeit

4
Gleiche physische Belastung = reduzierte Beanspruchung, deswegen muss physische Belastung gesteigert
werden, um die gleiche Beanspruchung zu erreichen
8 Trainingsprinzipien:

- Trainingswirksamer Reiz – überschwelliger starker Reiz, um eine Anpassung auszulösen

- Superkompensation – optimale Relation zwischen Belastung und Erholung

- Progressive Belastungssteuerung- damit wird der Trainingsreiz für den Körper und es wird dafür
gesorgt, dass der Reiz immer wirksam bleibt. Verstärkte Trainingshäufigkeit, verstärkte
Trainingsumfang, Dichte, Intensität

- Variation- Variation der Übungen, der Trainingsmethoden, der verschiedenen Sportarten (Variation
beim Üben, verschiedene Tempi, Dynamiken, spielerisches Erlernen)

- Individuelle Belastung- individualisiertes Training, denn jeder Mensch ist unterschiedlich, jeder
Mensch auf unterschiedliche Trainingsmethoden anders an

- Richtige Belastungsreihenfolge: sinnvoller Aufbau einer Trainingseinheit: Warm Up - Hauptteil - Cool


down

- Regelmäßigkeit und Kontinuität- einmaliges Training löst kein nennenswerten Anpassung aus. Durch
regelmäßiges und kontinuierliches Training Leistung steigern oder erhalten

- Periodisierung und Zyklisierung: um Motivation aufrecht zu erhalten, um Schwerpunkt im Training


zu setzen und das Training immer wieder zu verändern
6. Aufbau der Wirbelsäule:

1. 7 Halswirbel
Wölbung nach vorne (Lordose)

2. 12 Brustwirbel (12 Rippen)


Wölbung nach hinten (Kyphose)

3. 5 Lendenwirbel
Wölbung nach vorne (Lordose)
Für das Aufrichten verantwortlich, Federung
durch S-Form der Wirbelsäule

4. Kreuzbein
Aus 6 verschmolzenen Wirbeln gebildet

5. Steißbein
Aus 3-4 verschmolzenen Wirbeln gebildet Abb. 5

Viele Probleme resultieren aus der „Sitzgesellschaft“. Falsche Beanspruchung führt zu Problemen wie
Waden-/oder Hüftbeschwerden.
Quellen:
Alle sachlichen Inhalte wurden mithilfe des Vortrags und der Unterrichtsbeiträge erstellt. Die
Bildquellen sind gesondert deklariert

Bildquellen (alle zuletzt abgerufen am 29.10.2023):


Abb.1:

Selbst anhand Graphik in gezeigter Präsentation erstellt

Abb.2:

Selbst anhand Graphik in gezeigter Präsentation erstellt

Abb.3:

https://www.runnersgate.de/fileadmin/_processed_/c/6/csm_Superkompensation_Grafik1_v430x30
0_20210128_c466277e64.jpg

Abb.4:

https://www.runnersgate.de/fileadmin/_processed_/e/4/csm_Superkompensation_Grafik2_v430x30
0_20210129_4128c22864.jpg

Abb.5:

https://deutsches-zentrum-fuer-
orthopaedie.de/fileadmin/_processed_/9/d/csm_Wirbelsaeule_Anatomie_Grafik_2021_156262c911.
jpg

Fragen:

Nenne die Trainingsprinzipien.

Erkläre die Reizstufenregel nach Roux.

Warum ist gerade die Wirbelsäule anfällig für Fehlbelastung-/Bildung in der heutigen
„Sitzgesellschaft“?

Wie ist ein effektives Training zu gestalten? Welche Aspekte spielen eine Rolle?

Wieso muss man einen bestimmten Trainingszeitpunkt und die Dauer der Pausen beachten, um ein
effektives Training zu gestalten?

(Beschreibe anhand eines Beispiels, in welcher Wechselwirkung Belastung und Beanspruchung


zueinanderstehen.)

Wieso sollte v.a. bei Kindern auf ein zu intensives, einseitiges Muskeltraining verzichtet werden?

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