Medizinische Amboss-Notizen Für FSP-Münster. SukranTekin
Medizinische Amboss-Notizen Für FSP-Münster. SukranTekin
Medizinische Amboss-Notizen Für FSP-Münster. SukranTekin
INHALT
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DIABETES MELLITUS
****Klassifikation:
Typ 1 (juveniler Diabetes): immunologisch (Typ 1A), idiopathisch (Typ 1B)
Typ 2 (Altersdiabetes)
Typ 3: weitere spezifische Diabetestypen
-MODY, Erkrankungen des exokrinen Pankreas, Endokrinopathien wir
Cushing-Syndrom oder Akromegalie, durch Glucocorticoide induziert, andere
genetische Syndrome usw.
Typ 4: Gestationsdiabetes (Während einer Schwangerschaft erstdiagnostizierte
Glucosetoleranzstörung.)
Allgemeine Symptome:
Leistungsminderung, Fatigue,
Polyurie (übermäßige Urinausscheidung >2-5 L/Tag), Nykturie
Polydipsie (Übermäßige Trinkmenge >3 L täglich infolge eines übermäßigen Durstgefühls)
Wadenkrämpfe (Ursache ist eine durch die Polyurie bei Glucosurie vermittelte Depletion von
Kalium und Magnesium.)
Pruritus, Xerodermie
Infektanfälligkeit, Gingivitis
Sehstörungen (Starke Blutzuckerschwankungen können durch osmotisch bedingtes
Aufquellen der Linse zu einer transitorischen Refraktionsänderung (oft Myopie) führen.)
Bei absolutem Insulinmangel: Gewichtsabnahme
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DIAGNOSTIK:
Diabetes mellitus:
Nüchternglucose (nach 8 h Nahrungskarenz) >= 126 mg/dL
HbA1C >= 6.5 % (Glykierte Hämoglobin korreliert mit dem mittleren Blutglucosegehalt der
vergangenen 8-12 Wochen!)
2-h-Wert des OGTT:>= 200 mg/dL
--C-Peptid: Bei Typ 1 niedrig bis nicht vorhanden, bei Typ 2 hingegen eher erhöht.
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**Unterscheidung zwischen Diabetes mellitus Typ 1 und 2
Typ 1 Typ 2
Häufigkeit 10-20% 80-90%
Vererbung HLA-Assoziation keine HLA-Assoziation,starke genetische Disposition
Pathogenese absoluter Insulinmangel Insulinresistenz
Körperbau Asthenisch Adipös
Beginn akute, meist 15.-24. Lj langsam, meist >40. Lj.
C-Peptid niedrig bis fehlend Anfangs hoch
Ketoseneigung hoch gering
Therapie Insulintherapie immer erforderlich Lifestyle-Schulung-Medikamente-Insulin
THERAPIE:
Allgemeine Empfehlungen:
Lebensstilveränderung: Ernährungsumstellung, Gewichtsreduktion, Tabakentwöhnung,
körperliche Bewegung,
Patientenschulung
Regelmäßige Verlaufskontrollen; Parameter des metabolischen Syndroms, Kardiovaskuläre
Vorsorgeuntersuchungen, Vorbeugung des diabetischen Fußsyndroms (Untersuchung der
Füße), Vorbeugung der diabetischen Nephropathie (Nierenwerte, Elektrolyte), Vorbeugung
der diabetischen Retinopathie (Untersuchung der Augenhintergrundes; Fundoskopie)
BZ-Messung: Bei stabiler Einstellung auf jeden Fall vor den Mahlzeiten und beim
Zubettgehen (mind. 4×/Tag), zusätzlich Bedarfsmessungen
BZ: Grundsätzlich wird bei allen Diabetesformen ein HbA1c <7,5% (<58 mmol/mol Hb)
empfohlen. Individuell werden angepasste Zielbereiche definiert.
Nüchtern-BZ 90-120 mg/dL
PP-BZ: <160 mg/dL
Blutdruck: Bei Diabetes mellitus Typ 2 werden aktuell folgende Werte empfohlen: <130
mmHg systolisch, <80 mmHg diastolisch
Lipidstatus:
Bei Diabetes mellitus Typ 2 werden aktuell folgende Werte empfohlen:
LDL-Cholesterin <100 mg/dL (<70 mg/dL bei KHK),
HDL-Cholesterin >50 mg/dL (>40 mg/dL bei Männern),
Triglyceride <150 mg/dL.
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Insulintherapie:
Typ-1-Diabetes: Immer!
Typ-2-Diabetes: Bei Versagen der Basistherapie (Gewichtsreduktion durch
Ernährungsumstellung und körperliche Bewegung) und oralen Antidiabetika
Grundlagen der Insulintherapie:
*Tagesbedarf: Als Faustregel und Merkhilfe gilt, dass der durchschnittliche Tagesbedarf 40–
50 Insulineinheiten (IE) beträgt.
*Basal/prandial: Verhältnis beträgt ca. 1:1, also 20 IE für den basalen Stoffwechsel und 20 IE
für die Nahrungsaufnahme.
* Ein IE-Insulin senkt den Blutzucker um etwa 30–40 mg/dL (1,7–2,2 mmol/L), sofern keine
Insulinresistenz vorliegt.
* Eine Kohlenhydrateinheit (KE) entspricht etwa 10 g Kohlenhydraten und erhöht den
Blutzucker (BZ) um 30–40 mg/dL. Es wird also grob etwa 1 IE für 1 KE benötigt.
*Insulinbedarf pro Kohlenhydrateinheit ändert sich im Tagesverlauf
Pro KE: morgens 2 IE, mittags 1 IE, abends 1,5 IE
1.Intensivierte Insulintherapie
1A. Intensivierte konventionelle Insulintherapie: langwirksame Basalinsuline +
malhlzeitbezogene Insuline
----Zielgruppe: Insb. Alle Typ-1 und gut schulbare Typ-2-Diabetiker
1B. Insulinpumpentherapie: Externe Pumpe mit kontinuierlicher Applikation von
Insulin. (Basal-und Bolusgaben individuell einstellbar)
----Indikationen: Schwangerschaft, Dawn-Phänomen (frühmorgendliche Hyperglykämie),
Typ-1 Diabetiker mit unzureichender Stoffwechselkontrolle unter der intensivierten
konventionellen Insulintherapie.
----- Vorteile: Leichtere Einstellung des Blutzuckers möglich, kein fester Ernährungsplan
(„Der Patient isst, was und wann er will, und treibt Sport, wann und so viel er will“), bei guter
Compliance optimale Einstellung möglich und Senkung des Risikos für Spätkomplikationen.
----Nachteile: Zeitaufwendig durch häufige Blutzuckerselbstkontrollen, häufiger
Hypoglykämien als bei konventioneller Insulintherapie, gute Compliance des Patienten und
intensive Schulung vonnöten.
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DM-KOMPLIKATIONEN:
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HYPOGLYKÄMIE: BZ < 45-50 mg/dl
Hypoglykämien treten meist im Rahmen der Therapie eines Diabetes mellitus. und
entsprechender antidiabetischer Medikation auf.
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*Durch häufige Hypoglykämien verringert sich die Hypoglykämie-Wahrnehmung. Die
ausbleibenden Warnsymptome können auch auf eine autonome Neuropathie
zurückzuführen sein!
ÄTIOLOGIE:
Allgemeine begünstigende Faktoren: unzureichende Nahrungsaufnahme, Alkoholkonsum,
starke körperliche Betätigung
1.Hypoglykämie bei Diabetikern:
-Überdosierungen blutzuckersenkender Wirkstoffe (Insulin, Antidiabetika)
-Typische Situationen: Körperliche Anstrengungen, Alkoholkonsum, unregelmäßige
Nahrungsaufnahme
-Reaktive Form: Postprandial in der Frühphase des Dm Typ 2.
2.Hypoglykämie bei Erwachsenen Nicht-Diabetikern
-Medikamente, Drogen und Toxine (Alkohol, Cannabis!)
-Magenentleerungsstörung, Dumping-Syndrom nach Gastrektomie
-autonome Insulinsekretion: Insulinom
-endokrinologische Ursachen: Nebennierenrindeninsuffizienz, Hypopituitarismus,
ausgeprägte Hypothyreose, nach Resektion eines Phäochromozytoms
-schwere Erkrankungen: Nieren- / Leberinsuffizienz, Sepsis, septischer Schock, Kachexie bei
Tumorerkrankungen oder im Rahmen von Essstörungen
DIAGNOSTIK:
Basisdiagnostik: Blutzuckermessung
Bei dem Fastentest wird der Patient maximal 72 h unter Hungerbedingungen stationär auf
Symptome und den Nachweis einer Hypoglykämie hin überwacht.
Labor: Serumglucose, Insulin im Serum, C-peptid
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*C-Peptid entsteht nur bei endogener Insulinfreisetzung, es fehlt hingegen bei exogener
Insulinzufuhr.
THERAPIE:
In der Klinik: Glucosegabe (p.o. 20-100 g; Traubenzucker in Wasser, bei Bewusstlosigkeit i.v)
Präklinisch und im Alltag: Getränke und Süßigkeiten mit schnell resorbierbarer Glucose (Cola,
Orangensaft, Gummibärchen)
Fortlaufende BZ-messungen
Ggf. Dauertropfinfusion mit Glucose 5%
Ziel-BZ:200 mg/dl
Bewustlosigkeit, kein Venenzugang: Glukagon i.m. od. s.c.
Stationäre Überwachung für 24-72 h
Kausale Therapie: Abklärung und Behebung der Ursache
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MYOKARDINFARKT
Angina pectoris (AP): Plötzlich auftretende, thorakale (retrosternale) Schmerzen oder
Druckgefühl. Die Angina pectoris ist das Leitsymptom der KHK und wird durch seelische oder
körperliche Belastungen ausgelöst. Eine Schmerzausstrahlung (bspw. in den linken Arm)
sowie Angst, Unruhe oder vegetative Begleitsymptome sind möglich. Sie kann stabil
(selbstlimitierend) oder instabil (progredient) verlaufen.
Stabile AP:
- Reproduzierbare Symptomatik einer Angina pectoris ohne Anhalt für eine klinische
Progredienz
-Auslöser: psychische oder körperliche Belastungen, Kälteexposition, geblähter Magen
-Beschwerden klingen i.d.R. nach kurzer Zeit (10 min) oder ggf. nach Gabe von Nitroglycerin
innerhalb von 2 min ab.
Instabile AP:
- Retrosternale Schmerzen, die auf eine rasch progrediente, bedrohliche Ischämie hinweisen
- Infarkttypische Symptomatik (in Ruhe oder bei geringster Belastung)
-Länger anhaltende Beschwerden als bei stabiler Angina pectoris (>20 min)
-Verzögertes oder fehlendes Ansprechen auf Nitrate
Pathopysiologie der AP: Arterielle Ischämie als Folge eines Missverhältnisses von O2-
Angebot und O2-Bedarf der Kardiomyozyten (Koronarinsuffizienz)
Hauptursache (>95%): stenosierende Atherosklerose (vermindertes O2-Angebot)
---Ätiologie: passagere Koronarspasmen (können sowohl in Kombination mit als auch ohne
signifikante Koronarstenosen auftreten)
---Typische Beschwerdesymptomatik einer (belastungsunabhängigen!) Angina pectoris
---Auftreten V.a. in den frühen Morgenstunden
---EKG: Reversible ST-Hebung
---Labor: Kein Anstieg von Troponin T oder I
---Therapie: Calciumantagonisten (1.Wahl), alternativ oder in Kombination Nitrate
---Kontraindikation: Betablocker!
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Akutes Koronarsyndrom: ist ein Sammelbegriff für akuten Myokardinfarkt (STEMI, NSTEMI)
und instabile Angina pectoris.
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Diagnostik:
KU:
---Inspektion: Zyanose, Blässe, Orthopnoe, Kaltschweißigkeit, peripher kühle Extremitäten,
-verlängerte Rekapillarisationszeit bei kardiogenem Schock
-gestaute Jugulervenen bei Rechtsherzinsuffizienz, Unterschenkelödeme bei HI
---Auskultation: ggf. Mitralinsuffizienz, Holosystolikum, Diastolikum
ggf. bds. feuchte Rasselgeräusche bei Lungenödem
Notfallmäßig 12-Kanal-EKG
Sofort, <10 min nach Erstkontakt!
Wiederholung nach 6 und 12 h
ggf. Ableitung zusätzlicher Kanäle (bei V.a Hinterwandinfarkt)
Labor (so früh wie möglich!): BB, Troponin T/I, CK-gesamt, CK-MB, Myoglobin, D-Dimere,
Gerinnungsparameter, TSH, Nierenwerte, BNP, LDH, AST
*** Troponin ist der wichtigste Marker für einen akuten Myokardinfarkt! (mehrere
Messungen für Troponin benötigt; bei Erstkontakt und nach 3-6 h bzw. nach 1-3 h bei
hochsensitiven Troponinassays; hs-cTn)
**Kreatinin und TSH: Dies muss vor der Verwendung von Kontrastmittel überprüft werden!
---Echokardiografie:
Notfallmäßig bei kardiogenem Schock oder hämodynamische Instabilität
Differenzialdiagnostisch bei nicht-aussagekräftigem EKG (DD: Aortendissektion, akute
Rechtsherzbelastung bei LAE, Aortenstenose)
Infarkttypische Befunde: frische, regionale Wandbewegungsstörungen
Darstellung mögliche Komplikationen eines akuten Myokardinfarktes:
Vorderwandaneurysma, Klappeninsuffizienz durch Abriss eines Papillarmuskels,
Perikarderguss, Ventrikel-Ruptur
Differenzialdiagnosen; Red Flags bei Thoraxschmerz
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----Lungenembolie: plötzlicher Beginn, >20 min anhaltender, einseitiger, stechender,
Atemabhängiger Thoraxschmerz, belastungsabhängige Dyspnoe, ggf. auch in Ruhe,
Tachypnoe, Tachykardie, Hypotonie, Husten, evtl. Hämoptysen, Halsvenenstauung, Zyanose,
vegetative Symptomatik, Thromboseanamnese
NSTEMI:
früh-elektiv Koronerangiografie innerhalb von 2-72 h: je nach Befund primäre PCIàPTCA
mit Ballondilatation oder Stentimplantation oder aortokoronare Bypass-OP
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Medikamente:
-----Thrombozytenaggregationshemmung und Antikoagulation;
NSTEMI/IAP:
Bei passendem klinischem Bild; sofortiger Beginn mit ASS, ggf. Erweiterung mit P2Y12-
Inhibitor (Abhängig vom Befund der Koronarangiografie)
Antikoagulations der Wahl: Fondaparinux , Während PCI zusätzlich; UFH
STEMI:
sofortiger Beginn mit ASS, zusätzlich bei sicherer EKG-Diagnose P2Y12-Inhibitor (=ADP-Rez-
Hemmer; Ticagrelor, Prasugrel, Clopidogrel)
Antikoagulations der Wahl: UFH (unfraktioniertes Heparin) während der primären PCI
Postinterventionelle Nachsorge:
Auskultation, ggf. Duplex-Sono, EKG-Monitoring (für min. 24 h), routine-Labor,
transthorakale Echo
Komplikationen:
Frühkomplikationen (innerhalb der ersten Tage): plötzlicher Herztod,
Herzrhythmusstörungen, akute HI, Rupturen, kardiogener Schock
*Orthopnoe: Verstärkte Dyspnoe in liegender Position, die zur aufrechten Haltung des
Thorax zwingt; zusätzlich beobachtet man den Einsatz der Atemhilfsmuskulatur, aus der sich
günstigere hydrostatische Verhältnisse ergeben, die eine tiefere Einatmung erlauben.
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HERZINSUFFIZIENZ
Klinisches Syndrom: Folge struktureller oder funktioneller Veränderungen des Herzens, die
zu einer Reduktion des Herzzeitvolumens (HZV) führen.
ÄTIOLOGIE:
Häufige Ursachen:
--ischämische Kardiomyopathie (koronare Herzkrankheit, MI, Ventrikelaneursyma),
--arterielle Hypertonie
**KHK + art. HT sind gemeinsam für 70-90% der Fälle von chronischer HI verantwortlich!
Seltenere Ursachen:
--Herzrhythmusstörungen (AV-Blockierungen, VHF)
--Herzklappenerkrankungen
--Perikarderkrankungen (Perikarditis, Perikarderguss)
--Nicht-ischämische Kardiomyopathie
--Nierenerkrankungen
--Infektiöse Ursachen: Lyme-Karditis, Myokarditis
--Hypothyreose oder Hyperthyreose
--systemische Erkrankungen mit kardialer Beteiligung: Amyloidose, SLE, Polyarteriitis nodosa
KLASSIFIKATION:
Nach LVEF:
---HI mit erhaltener linksventrikulärer Ejektionsfraktion: LVEF >= 50%
---HI mit gering reduzierter linksventrikulärer Ejektionsfraktion: LVEF 41-49%
---HI mit reduzierter linksventrikulärer Ejektionsfraktion: LVEF<= 40%
Nach Verlauf:
---akute HI
---chronische HI
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Nach Pathophysiologie:
---systolische HI: Kontraktionsfähigkeit des Herzmuskels reduziert
---diastolische HI: Relaxationsfähigkeit des Herzmuskels reduziert
---kombinierte systolische und diastolische HI
* Eine isolierte Rechtsherzinsuffizienz ist selten, kann aber bspw. bei akuter Lungenembolie,
Herzklappenerkrankungen, Rechtsherzinfarkt, arrhythmogener rechtsventrikulärer
Kardiomyopathie oder Cor pulmonale auftreten.
Nach Kompensationszustand:
---Kompensierte HI: chronische HI mit guter Symptomkontrolle und Normovolämie
---Dekompensierte HI: plötzliche oder allmähliche Verschlechterung einer chronischen
Herzinsuffizienz
SYMPTOME:
Leistungsminderung
---Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Schwächegefühl
---verminderte Belastungstoleranz und verlängerte Erholungszeit
Dyspnoe
----Ggf. Tachypnoe, Orthopnoe und/oder Bendopnoe (Kurzatmigkeit beim Vorwärtsbeugen)
Periphere Ödeme (nur bei Rechtsherzinsuffizienz)
----Lokalisation schwerkraftabhängig: Initial i.d.R. an Fußrücken, Knöcheln und/oder prätibial,
ggf. Nykturie
Änderungen des Körpergewichts
--Gewichtszunahme >2 kg/Woche ohne nutritive Ursache (Ausdruck einer zunehmenden
Hypervolämie)
--Gewichtsverlust: Prognostisch schlechtes Zeichen bei fortgeschrittener Herzinsuffizienz,
kardiale Kachexie
Asthma cardiale: Lageabhängige, i.d.R. nächtliche Episoden schwerer Atemnot mit Husten
(pulmonale Stauungà reflektorischen Bronchospasmus)
Gastrointestinale Symptome: Appetitlosigkeit, Völlegefühl, Übelkeit, Bauchschmerzen
Neurologische Symptome: Schwindel, Verwirrtheit, Schlafstörungen, Depression
Kardiologische Symptome: Palpitationen, Sinustachykardie, Arrhythmien, Synkopen
Hautsymptome: Blässe, kalte Haut, ggf. periphere Zyanose, Schwitzen
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SYSTEMATIK VON HERZINSUFFIZIENZSYMPTOMEN:
Vorwärtsversagen:
----Vorwärtsversagen des linken Herzens:
HZV ß ---- Perfusion der Körperkreislaufs ß ---- Versorgung der Zielorgane mit
sauerstoffreichem Blut ß
Rückwärtsversagen:
---Rückwärtsversagen des linken Herzens:
Venöse Stauung im Lungenkreislauf à Hydrostatischer Druck in den Lungenkapillaren Ý à
Flüssigkeitsaustritt in die Alveolen und/oder das Interstitium
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DIAGNOSTIK:
Anamnese;
---Vorerkrankungen: Insb. KHK, MI, art. HT, D.m., Familienanamnese
---kurzfristig erfolgter Änderungen einer bestehenden Dauermedikation
---Gewichtszunahme
---Alkohol und Drogenkonsum
Körperliche Untersuchung;
---Periphere Ödeme, Aszites, Hepatomegalie, Herzspitzenstoß
---Tachypnoe, feuchte Rasselgeräusche, abgeschwächtes Atemgeräusch über den basalen
Lungenabschnitten bei Pleuraerguss
---schwacher und/oder unregelmäßiger Puls, Tachykardie
---gestaute Venen bei venöser Stauung, Hepatojugulärer Reflux
Labordiagnostik;
---BNP oder NT-proBNP (Brain Natriuretic Peptide bzw. N-terminales pro BNP): Freisetzung
aus Herzmuskelzellen bei vermehrter Dehnung der Herzkammern
**BNP wirkt vasodilatatorisch und natriuretisch, NT-proBNP hingegen ist ein biologisch
inaktives Spaltprodukt.
Normale Werte machen eine klinisch relevante Herzinsuffizienz unwahrscheinlich (hoher
negativer prädiktiver Wert).
Stark erhöhte Werte sprechen für eine Herzinsuffizienz.
Bei leicht erhöhten Werten ist eine Interpretation schwierig, weil es mit steigendem
Lebensalter oder bspw. bei Erkrankungen der Leber und Nieren zu einer unspezifischen
Zunahme der Werte kommen kann (niedriger positiv prädiktiver Wert).
**DD bei erhöhtem BNP / NT-proBNP: HI, LE, pulmonale HT, Nieren- und Lebererkrankungen
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Röntgen-Thorax;
---Kardiomegalie:
Herz-Thorax-Quotient > 0.5 (Quotient aus maximalem Herzdurchmesser im p.a.-Bild und
maximalem inneren Thoraxdurchmesser)
linksbetonte Vergrößerung des Herzens (sog. Holzschuhform)
---interstitielles Lungenödem:
gestaute Hilusgefäße, interstitielle Verschattungen, Kerley-Linien (A-B), Pleuraerguss
---alveoläres Lungenödem:
Alveoläre Verschattungen, positives Bronchopneumogramm (sichtbare luftgefüllte
Bronchien)
THERAPIE
****Medikamentöse Therapie-4-Säulen-Modell:
Grundprinzip; Medikamentöse Basistherapie mit mind. 4 Substanzklassen (NYHA St II-IV)
---ACE-Hemmer / AT1-Rezeptor-Blocker (Nur bei ACE-Hemmer Unverträglichkeit) / ARNI
---Betablocker
---Mineralocorticoidrezeptor-Antagonist (Nicht bei Hyperkaliämie oder GFR < 30)
---SGLT2-Inhibitor
*Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie empfiehlt bei Herzinsuffizienz mit reduzierter
Ejektionsfraktion bereits initial eine Kombinationstherapie mit 4 prognoseverbessernden
Substanzklassen (ACE-Hemmer, Betablocker, Mineralocorticoidrezeptor-Antagonist und
SGLT2-Inhibitor)
Diuretika;
Indikation: Klinische Zeichen einer Flüssigkeitsretention (in allen Stadien)
Schleifendiuretika (Furosemid, Torasemid) und Thiazide
Invasive Therapie:
--Kardiale Resynchronisationstherapie (CRT)
--Implantierbarer Kardioverter-Defibrillator (ICD)
--Koronarrevaskularisation durch PTCA oder Bypass-OP
--Herztransplantation
Komplikationen:
Kardiale Dekompansation, Kardiorenale Syndrome (HI-bedingte Nierenschädigung),
Arrhythmien, Kardiogener Schock, Thrombenbildung mit Risiko für Thromboembolien bei
VHF, zentrales Schlafapnoe-Syndrom, Stauungsdermatitis, Stauungspneumonie
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Periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK)
Ätiologie:
---Ätiologie der chronischen pAVK: Atherosklerose: In ca. 95% ursächlich
Weitere Ursachen: Vaskulitis (z.B. Thromboangiitis obliterans), traumatische
Gefäßverletzungen, fibromuskuläre Dysplasie
---Ätiologie akuter arterieller Verschlüsse einer Extremität:
Embolien (ca.80%, v.a. kardialer Genese)
Thrombosen (ca. 20%)
Klassifikation:
**Befall der unteren Extremität (über 90% der Fälle)
---pAVK vom Beckentyp (ca. 35%): (meist bei Rauchern)
Stenosen im Bereich von A.abdominalis und Aa. iliacae
Lokalisation der Symptome: Gesäß, Oberschenkel
---pAVK vom Oberschenkeltyp (ca. 50%):
Stenosen im Bereich von A. femoralis und A. poplitea
Lokalisation der Symptome: Unterschenkel (Wadenschmerzen!)
----pAVK vom Unterschenkeltyp (ca. 15%): (meist bei Diabetikern)
Stenosen distal der A.poplitea (A. tibialis ant. oder post.)
Lokalisation der Symptome: Fuß (Schmerzen in den Fußsohlen und Zehenspritzen)
Akraler Typ: selten als Unterform des Unterschenkels verwendet, wenn ein
isolierter Verschluss von Zehenarterien vorliegt
----pAVK vom Mehretagentyp
Stenosen in proximalen und distalen Bein- und Fußarterien (Mischtyp)
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Symptome/Klinik:
**Leitsymptom: Claudicatio intermittens
Belastungsabhängige, krampfartige Ischämieschmerzen
Besserung durch Tieflagerung und Pausen
Häufig verbunden mit Schwäche- und Kältegefühl
**Symptome bei kritischer Extremitätenischämie:
Ischämischer Ruheschmerz (meist Vorfuß)
Tropische Störungen (häufig an der Außenseite des Unterschenkels,
am Außenknöchel, sehr schmerzhaft): Gangrän, Ulzera (Ulcus cruris arteriosum), Nekrosen
Blasse (Pallor), kühle Haut (Hypothermie)
Nicht tastbare Pulse
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DIAGNOSTIK:
**körperliche Untersuchung:
-----Inspektion: Hausfarbe (Blass, ggf. zyanotisch), verringerte Schweißbildung, tropische
Störungen
-----Auskultation der Extremitäten im Seitenvergleich: systolische Stenosegeräusch (ab
Stenosen 60-70 %)
-----Palpation der Extremitäten im Seitenvergleich: verringerte Temperatur, Pulsstatus
aller Gefäßgebiete inkl. Kapillerpuls an Zehen und Fingern
****A. femoralis, A. poplitea, A. brachialis, A. radialis, A. carotis communis, A. temporalis
****Fußpulse: A. dorsalis pedis (Lateral der Sehne des M.ext. hallucis longus), A.tibialis
posterior (hinter dem Innenknöchel)
*Die A. dorsalis pedis ist die Fortsetzung der A. tibialis anterior. Die A. tibialis anterior kann
proximal der A. dorsalis pedis auf Höhe des Sprunggelenks palpiert werden.
* Bei der durch eine Mikroangiopathie ausgelösten pAVK (bspw. im Rahmen eines Diabetes
mellitus) können die Fußpulse weiterhin tastbar sein!
-----Blutdruckmessung der oberen Extremitäten im Seitenvergleich
-----Ratschow-Lagerungsprobe: wird die reaktive Hyperämie und Venenfüllung der Füße
beurteilt. Normal: Leichte reaktive Hyperämie innerhalb von ca. 5 Sekunden, Venenfüllung
innerhalb von ca. 20 Sekunden; bei Vorliegen einer pAVK dauert dies deutlich länger. Je
intensiver jedoch der Grad der reaktiven Hyperämie ist, desto stärker ist der
Sauerstoffmangel im Gewebe.
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----Knöchel-Arm-Index (Doppler-Verschlussdruckmessung):
Systolischer RR des Unterschenkels / systolischer RR des Oberarmes: Verhältnis von
systolischer Beinarteriendruck zu Armarteriendruck
Durchführung: Im Liegen und nach 10 Minuten Ruhe wird an Oberarm und Unterschenkel
mittels Blutdruckmessung und Doppler-Sonografie ermittelt, ab welchem Druck wieder Blut
durch die jeweilige Arterie fließt (systolischer RR) und der Quotient der beiden Werte
gebildet.
<0.9: Stenose, Normwert: 0.9-1.2
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Differenzialdiagnosen: TVT, Polyneuropathie, Thrombophlebitis, akuter arterieller
Extremitätenverschluss
Therapie: Je nach Stenosegrad und Lokalisation der Stenose können wir das medikamentös
oder operativ behandeln.
Alle Stadien: Nikotinverzicht, Diät, normale Blutzucker-, Blutdruck- und Cholesterinwerte
St. I und II: regelmäßiges Gehtraining zur Verbesserung der Kollateralisation
*Bei kritischer Extremitätenischämie ist ein Gehtraining kontraindiziert!
St. IV: strukturierte Wundbehandlung und Druckentlastung
Medikamentöse Therapie der pAVK:
Ab St. I: Statine (immer!), Blutdruckeinstellung (ACE-Hemmer od. Kalziumantagonisten),
Blutzuckereinstellung (<140/90 mmHg)
Ab St. II: + ASS oder Clopidogrel
Im St. III, falls Revaskularisation nicht möglich ist; Prostanoide
Ab St. III, falls möglich: Revaskularisation;
Interventionelle Standartverfahren: Perkutane transluminale Angioplastie (PTA) mit
Ballondilatation od. Stent-Einlage
Operative Verfahren:
----Thrombendarteriektomie (TEA; Desobliteration): Thrombus und Wandschicht der
Arterien wird ausgeschalt.
----Bypass-OP: Überbrücken meist mit V. saphena magna
Wenn interventionelle od. operative Revaskularisation nicht möglich ist: Prostanoide (PG E1)
Ab St. IV: Bei kritischer Ischämie und Infektion; systemische Antibiose, Wundbehandlung
KOMPLIKATIONEN:
Wundinfektion, Sepsis, Nekrosen, Ulzera (Ulcus cruris arteriosum), Gangrän
akuter arterieller Extremitätenverschluss
arteriosklerotischer Zweiterkrankungen: MI, Apoplex
***Worauf müssen wir achten, wenn der Pat. art. HT und pAVK hat?
-----Wir müssen noch A. carotis aufgrund des erhöhten Risikos eines Hirninfarkts
untersuchen, um die Stenose zu bestätigen oder auszuschließen.
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TVT
Risikofaktoren:
--Phlebothrombose oder Lungenembolie in der Anamnese
--Immobilisation
--Adipositas
--Alter>60 J
--aktive Malignome
--Antiphospholipid-Syndrom (erworbene Form der Thrombophilie)
--Östrogentherapie, Pille
--Schwangerschaft
--Hereditäre Thrombophilie (z.B. F-V-Leiden-Mutation)
Pathophysiologie; Virchow-Trias
**Die Virchow-Trias beschreibt die drei wesentlichen pathophysiologischen Ursachen, die
zur Entstehung einer Thrombose führen.
1.Schädigung der Gefäßendothels: Entzündlich, traumatisch, autoimmune Erkrankung, OP
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2.Herabsetzung der Blutströmungsgeschwindigkeit (Hypozirkulation, Stase): Varizen,
äußerer Druck auf Extremität, Immobilisation (postoperativ, Langstreckenreise,
Bettlägerigkeit, Lähmungen), Arrhythmien, lokale Wärmeanwendung
3.Veränderungen der Blutzusammensetzung (Hyperkoagulation): gesteigerte
Adhäsionstendenz der Thrombozyten, erblich oder medikamentös bedingte Verstärkung der
Blutgerinnung (Thrombophilie, Gerinnungsstörungen, Volumenmangel, Leukämie,
Tumorerkrankungen)
Symptome;
Typische Trias (nur in 10% der Fälle): Schwellung, dumpfer Schmerz, Zyanose
Überwärmung
Schweregefühl/Spannungsgefühl
Verstärkte Venenzeichnung
Bei LE: plötzlich auftretende Luftnot, Schwindel- und Schwächegefühl
Diagnostik;
---Klinische Untersuchungsbefunde *****
Meyer-Zeichen: Wadenkompressionsschmerz
Homans-Zeichen: Wadenschmerz bei Dorsalextension des Fußes
Payr-Zeichen: Fußsohlenschmerz bei Druck auf mediale Fußsohle
Seitendifferente Beinumfänge >3 cm
---Laborbefunde
D-Dimere erhöht (Normwert:<0.4 µg/ml), BSG-Erhöhung, Leukozytose
*Unspezifisch! Ein normaler D-Dimer-Wert schließt eine TVT oder LE nahezu aus – erhöhte
D-Dimere können jedoch viele Ursachen haben (bspw. MI, DIC (Verbrauchskoagulopathie),
Sepsis, Leberzirrhose, postoperativ, rheumatischen Erkrankungen, Tumoren, Leukämie,
Schwangerschaft, Wundheilung)
** In der Situation einer hohen klinischen Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen einer
Phlebothrombose (z.B. Wells-Score hoch) ist die D-Dimer-Bestimmung nicht mehr sinnvoll.
Es kann direkt zur bildgebenden Untersuchung übergegangen werden.
---Bildgebende Verfahren
-Goldstandart: Farbduplex-Kompressionssonografie ****
**Von der Leistenregion nach distal werden die tiefen Beinvenen in Abständen von wenigen
Zentimetern durch Ausüben von Druck mit dem Schallkopf auf ihre Komprimierbarkeit
geprüft. Das Lumen einer normalen Vene ist vollständig komprimierbar.
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---Weiterführende Diagnostik;
---Tumorsuche bei Thrombosen mit unklarer Ätiologie (insb. ab dem 50. Lj.)
---Thrombophilie-diagnostik bei Jungen, ungewöhnlicher Lokalisation, positive
Familienanamnese
Differenzialdiagnosen:
Muskelfaserriss und posttraumatische Schwellungszustände/Hämatom
Kompartment-Syndrom
Lymphödem
Erysipel
Thrombophlebitis
Therapie:
---Kompressionsbehandlung für mindestens 3 Monate:
initial durch elastischen Wickelverband, im Verlauf (nach Abschwellung) tagsüber
angepasster Kompressionsstrumpf
*Bei fortbestehender venöser Insuffizienz sollte die Kompressionstherapie auch darüber
hinaus fortgeführt werden.
29
---Vena-cava-Filter: Interventionelle Anlage eines Filters in die V. cava inferior, um
embolisches Material aufzufangen und eine Lungenembolie zu verhindern
Indikation: Rezidivierende Lungenembolien trotz adäquater Antikoagulation und
Kontraindikationen für eine Antikoagulation bei Personen mit TVT und hohem Risiko für
eine Lungenembolie
Komplikationen:
Lungenembolie
Postthrombotisches Syndrom (chronische Rückfluss, Stau)
Rezidiv
Aszendieren der Thrombose
0-1 niedrige
2-6 mittlere
>=7 hohe Wahrscheinlichkeit
Diagnostik zur Lungenembolie: D-Dimere und CT-Angiografie
30
Thrombophlebitis: eine Entzündung einer oberflächlichen (epifaszialen) Vene bzw.
einer varikös veränderten Vene (Varikophlebitis) mit sekundärer Ausbildung von
Thrombosen.
----Strangförmige Rötung (Rubor), druckschmerzhafte Verhärtung (Dolor, Tumor),
Überwärmung (Calor)
Ätiologie:
--Varikosis am Bein
--infizierte Venenverweilkanüle bzw. die Infusion venenreizender Medikamente am Arm
Therapie:
----NSAR, Kühlen, Anlage eines Kompressionsverbandes (i.d.R 3 Monate, aber bis zur
Symptomfreiheit), Mobilisation, beim Sitzen hochlagern
----Antikoagulation bei Thrombophlebitiden mit Beziehung zum tiefen Venensytem
(Transfasziale Phlebothrombosen und Thrombophlebitiden mit ≤3 cm Abstand zu
Perforansvenen werden wie tiefe Thrombosen behandelt.)
-----Antikoagulation für 4-6 Wochen bei Thrombusausdehnung >=5 cm in größeren
oberflächlichen Venen wie V. saphena magna und parva
-----Elektive chirurgische Sanierung der Varikosis (nach der konservativen Behandlung der
Thrombophlebitis)
Komplikationen: Phlebotrombose, bakterielle Infektion bzw. Abzess
31
**Chronisch-venöse Insuffizienz (CVI): Folgeerscheinung im Rahmen von chronischen
Venenerkrankungen der unteren Extremität, die mit Haut- und Venenveränderungen,
Ödemen bis hin zu Ulzera einhergeht.
Ätiologie der CVI: Primäre oder sekundäre Klappenschäden (bspw. durch primäre Varikosis
oder nach stattgehabter tiefer Beinvenenthrombose), angeborene oder erworbene arterio-
venöse Fisteln
Diagnostik:
KU, Duplexsonografie (1.Wahl),
ggf. Venenverschlussplethysmografie, Phlebografie
Ulcus cruris:
--- Ulcus cruris venosum (bei CVI, nach TVT oder ausgeprägter Varikosis)
--- Ulcus cruris arteriosum (pAVK)
---diabetischer Fuß (Dm)
*Bei pAVK treten an der Außenseite des Unterschenkels schmerzhafte Ulzera auf ("Aua!")!
Bei CVI treten am Innenknöchel eher indolente Ulzera auf!
32
Therapie für Ulcus cruris:
Erstmaßnahme: Kürettage (Spülung und Entfernung von Belegen)
Kompressionstherapie und Mobilisierung bei Ulcus cruris venosum
Lokale Wundtherapie (mit Verbänden, AB)
ggf. plastische Verfahren zur Defektdeckung (Hauttransplantation)
LYMPHANGITIS
Die Lymphangitis ist eine Entzündung der Lymphgefäße, die durch Krankheitserreger (z.B.
Staohylokokken, Streptokokken, Parasiten) oder andere Noxen (z.B. Schlangengifte,
Chemotherapeutika als Extravasate) ausgelöst wird.
Eine Lymphangitis geht in der Regel mit einer Entzündung der regionalen Lymphknoten
(Lymphadenitis) einher.
Symptome
Allgemein: Krankheitsgefühl, Fieber (vor allem bei Kindern), Schüttelfrost, Tachykardie
Lokal: streifenförmige, unscharf begrenzte, pochende-schmerzhafte Rötung von der
Wunde in Richtung der lokalen Lymphknoten, leichte palpable Schwellung, Überwärmung,
ggf. druckdolente LAP
*Lokalen Symptomen tritt nach ein paar Stunden von Wespenstich auf.
Diagnostik;
KU+ typische Krankengeschichte
Überprüfung der Lymphknoten
Labor: Entzündungsparameter (Leukozytose ist häufig)
Wundabstrich
Ggf. Blutkultur
Therapie:
Bei leichter Lymphangitis: Lokalbehandlung (Ruhigstellung, alkoholverband,
antiphlogistischen Salben)
In ausgeprägten Fällen: Antibiotikatherapie z. B. Amoxicillin / Cephalosporin
33
PNEUMONIE
Erreger:
---Ambulant erworbene Pneumonie: Pneumokokken, Haemophilus influenza, Mycoplasma
pneumonie, Chlamydia pneumonie usw.
34
---Atypische Pneumonie
Atypische Klinik vor allem bei Infektionen durch Mykoplasmen, Chlamydien, Legionellen,
Viren und/oder bei alten Patienten
Schleichender Beginn mit
Kopf- und Gliederschmerzen
Leichtem Fieber
Dyspnoe
Trockenem Husten
Oftmals nur diskret veränderten Entzündungsparametern
Risikofaktoren:
Hohes Alter und Immobilität jeglicher Ursache
Schlechter Immunstatus
Chronische Erkrankungen; Asthma, COPD, Herzinsuffizienz
Bronchiektasien, Mukoviszidose
Vorbestehende Influenza
Maschinelle Beatmung (nosokomiale Pneumonie)
DIAGNOSTIK: ****
1.Klinische Untersuchung
Vitalzeichen: Blutdruck, Herzfrequenz (Normwert bei Erwachsenen in Ruhe: 60-100/min),
Atemfrequenz (Normwert: 16-20/Min), Pulsoxymetrie (spO2)
2.Labordiagnostik:
--Entzündungszeichen: ****
Leukozytose, im peripheren Blutausstrich, CRP ↑, BSG ↑, Procalcitonin ↑ (PCT; höchste
Spezifität für den Nachweis einer bakteriellen Pneumonie)
35
3.Erregerdiagnostik bei stationär Aufnahme:
Bei leichtgradigen Pneumonien, die ambulant behandelt werden können, ist eine
Erregerdiagnostik nicht erforderlich.
*Blutkulturen
*Bronchoalveoläre Lavage: Kann gezielt aus den unteren Atemwegen und den in der
Bildgebung auffälligen Arealen der Lunge gewonnen werden.
4.Bildgebung:
*** Typische Pneumonien zeigen eher eine Lobärpneumonie, atypische Pneumonien eher
eine interstitielle Pneumonie!
36
Sicherung der Diagnose: 1 Haupt- und 2 Nebenkriterien
**Hauptkriterium: Neu aufgetretenes Infiltrat im konventionellen Rö-Thorax in 2 Ebenen
**Nebenkriterien:
Fieber (≥38,5 °C) oder Hypothermie (≤36,5 °C)
Leukozytose (>10.000/μL) oder Leukopenie (<4.000/μL)
Eitriger Auswurf (gelblich-grün)
Für Infiltration sprechende physikalische Zeichen (Bronchophonie, Stimmfremitus u.a.): Nur
geringe Sensitivität und Spezifität
Nachweis eines Erregers (Blutkultur, Sputum, Bronchialsekret oder Pleuraflüssigkeit)
THERAPIE:
Leichte Pneumonie, Ambulante Behandlung;
Patienten ohne Risikofaktoren:
---Amoxicillin 1000 mg p.o. 1-1-1 für 5-7 Tage
---Bei Penicillin-Allergie oder V.a. Beteiligung atypischer Erreger: Makrolid (Clarithromycin,
Azithromycin)
37
Supportive Maßnahmen:
---Körperliche Schonung, jedoch keine strenge Bettruhe
---Physiotherapie: Frühmobilisierung und Atemtherapie (Triflow)
---Hohe Flüssigkeitsaufnahme
---Bei Hypoxie: Atemunterstützung bzw. Sauerstoffgabe
---Nicht-invasiv: Sauerstoffgabe über Nasensonde oder Gesichtsmaske, HFNC, CPAP-Therapie
---Invasiv: Maschinelle Beatmung
---Antipyretika, Analgetika (z.B. Paracetamol, Ibuprofen)
---Antitussiva (z.B. Codein): Sollten nur im Ausnahmefall zum Einsatz kommen, da hierdurch
eine Sekretretention begünstigt wird.
---Expektoranzien (Ambroxol, Efeublätter-Trockenextrakt) und Mukolytika (NAC)
Komplikationen: **
Pleuritis
Pleuraerguss (ggf. Therapie: Anlage einer Thoraxdrainage)
Pleuraempyem (Anlage einer Thoraxdrainage immer indiziert)
Lungenabszess
Respiratorische Insuffizienz
Sepsis
Präventionsmaßnahmen:
--Pneumokokken-Impfung (zusätzlich eine einmalige Impfung für alle Personen 60 J)
--Grippe-Impfung (zusätzlich jährliche Impfung für alle Personen 60 J)
--RSV-Impfung
--Aufgabe des Rauchens
--Kritische Überprüfung insb. von Dauermedikamenten, die in einzelnen Studien eine
erhöhte Wahrscheinlichkeit für eine Entwicklung einer Pneumonie anzeigten: PPI, inhalative
Glucocorticoide (bei COPD-Indikation hinterfragen) und Opioide
--Beseitigung bzw. optimierte Therapie und Prophylaxe einer Schluckstörung mit
Aspirationsneigung
38
ASTHMA BRONCHIALE
Asthma bronchiale: Chronisch-entzündliche Erkrankung der Atemwege mit reversibler
bronchialer Obstruktion und/oder hyperreagiblem Bronchialsystem.
Exazerbation des Asthma bronchiale (sog. akutes Asthma): Akute Phase mit
Symptomzunahme und/oder Abnahme der Lungenfunktion, die über das gewohnte Maß
hinausgeht.
---Asthmaanfall: Akut einsetzende, schwere Asthmaexazerbation, die sich fulminant
innerhalb von wenigen Minuten entwickelt und schnell lebensbedrohliche Ausmaße
annehmen kann.
---Status asthmaticus: Vital bedrohlicher Asthmaanfall mit Ortho- und Tachypnoe,
Tachykardie und Zyanose, der trotz adäquater Therapie mind. 24 h andauert.
Risikofaktoren:
---Endogene Risikofaktoren:
Genetische Prädisposition
Erhöhtes Körpergewicht
Psychosoziale Belastungen
---Exogene Risikofaktoren:
Allergene (Bspw. Pollen, Hausstaubmilben, Tierhaare)
Infektionen
Umweltbedingungen, Berufliche Noxen, Kalte, trockene Luft
Chemisch-toxische Stoffe, bspw. Haarspray
Tabakrauch
Medikamente (Bspw. Aspirin, Ibuprofen)
Komorbiditäten bei Asthma bronchiale: OSAS, COPD, GERD, atopische Dermatitis usw.
UNTERFORMEN:
39
Besonderheiten der Therapie bei allergischem Asthma:
---Allergenkarenz, Expositionsvermeidung
---Allergen-Immuntherapie (subkutane oder sublinguale): nur zusätzlich zur Allergenkarenz
und Pharmakotherapie. (Die AIT kann eine antiasthmatische Medikation nie ersetzen.)
*Kriterien für Allergen-Immuntherapieindikation
Kausaler Zusammenhang des Asthmas mit Allergie
Stabiles Asthma (und FEV1 >70% bei Erwachsenen)
Nur zusätzlich zur Allergenkarenz und Pharmakotherapie
Wenn Allergenkarenz unmöglich oder wenn Karenz nicht zur Asthmakontrolle führt
** Oft anfallsweise auftretende Luftnot durch reversible bronchiale Verengung ohne Hinweis
auf eine allergische Genese, ausgelöst durch Infektionen oder andere Triggerfaktoren. Der
korrekte Begriff lautet "intrinsisches Asthma", weil der fehlende Nachweis eine Allergie nicht
ausschließt.
---Kontrolliertes Asthma: Symptome tagsüber <= 2x pro Woche, keine Einschränkung von
Alltagsaktivitäten, keine nächtlichen Symptome, Notwendigkeit von Bedarfsmedikation oder
Notfallbehandlung <= 2x pro Woche
---Teilweise Kontrolliertes Asthma: Symptome tagsüber > 2x pro Woche, Einschränkung von
Alltagsaktivitäten und/ oder nächtliche Symptome und/ oder Notwendigkeit von
Bedarfsmedikation oder Notfallbehandlung >2x pro Woche (1-2 Kriterien)
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Pathophysiologie:
Bronchiale Hyperreagibilität (ist gemein allen Patienten) und/oder
reversible Bronchialobstruktion
Allergenexposition und/oder Viren-/Bakterienexposition → Freisetzung
proinflammatorischer Zytokine und Wachstumsfaktoren
IgE-vermittelte allergische Reaktion
Allgemeine Symptomatik
Chronischer Husten oder Räusperzwang, teilweise auch als primär einziges Symptom
Kurzatmigkeit/Dyspnoe
Häufig atopische Komorbiditäten, bspw. atopisches Ekzem
***Die Diagnose Asthma bronchiale gilt als gesichert bei charakteristischer Symptomatik +
Nachweis einer Obstruktion + Reversibilität!
41
---Lungenfunktionsdiagnostik: ***
Spirometrie;
FEV1<80 %
FEV1 / VC < 70% à obstruktive Ventilationsstörung mit Erhöhung des
Atemwegswiderstandes
**Im Gegensatz zur COPD ist bei Asthma die bronchiale Obstruktion durch
Bronchospasmolyse deutlich reversibel: Anstieg des FEV1 um mind. 12% und um 200 mL
* Bronchiale Hyperreagibilität ist typisch beim Asthma – aber auch bei allergischer Rhinitis,
Zystische Fibrose, COPD, Sarkoidose und bei Gesunden (unspezifischer Befund)!
42
Differenzialdiagnose:
COPD
Postinfektiöse bronchiale Hyperreagibilität
Asthma cardiale (Atemnot durch Linksherzinsuffizienz und pulmonalvenöse Stauung; feuchte
Rasselgeräusche+)
Lungenembolie mit plötzlich einsetzender Atemnot (erhöhte D-Dimere, CT-Angiografie)
Vocal Cord Dysfunktion
**COPD
Erstdiagnose meist ab dem 50. Lebensjahr
Ätiologie: fast ausschließlich Raucher
Klinik: schleichender Beginn und chronische Progredienz über Jahre, Dyspnoe bei Belastung
Lufu: persistierende Obstruktion ohne Reversibilität
Bronchiale Hyperreagibilität: Häufig vorhanden
Akuttherapie bei Exazerbation: Gutes Ansprechen auf systemische Glucocorticoide
Langzeittherapie: Gutes Ansprechen auf Parasympatholytika (Ipratropiumbromid) und
langwirksame ß2-Symphatomimetika (Formoterol)
43
Biologicals: keine ausreichende Asthmakontrolle trotz 3-monatiger Therapie mit ICS in
Höchstdosis+ LABA+ LAMA
Anti-IL-5-AK: Mepolizumab
Anti-IgE-AK: Omalizumab
*Pulmonale Nebengeräusche:
Feuchte Geräusche, die durch dünnflüssiges Sekret in den Atemwegen erzeugt werden:
---Feinblasig, klingend: Pneumonie
---Grobblasig: Lungenödem, Bronchiektasen
Trockene Geräusche, die durch turbulenten Luftstrom an einer Verengung der Atemwege
entstehen.
---Expiratorischer Stridor oder expiratorisches Giemen (höherer Frequenz in den kleineren
Atemwegen; pfeifender Rhoncus) und Brummen (niedrigerer Frequenz in den größeren
Atemwegen; volltönender Rhoncus) bei Obstruktionen der intrathorakalen Atemwege:
Asthma bronchiale, COPD
---Inspiratorischer Stridor durch Verengung der extrathorakalen Atemwege: Epiglottitis,
Fremdkörperaspiration
44
ANGINA TONSILLARIS
Die Tonsillen (Mandeln) ****
Tonsilla pharyngealis (Rachenmandel) ----Adenoide Vegetationen / Tonsillitis
Tonsilla palatina (Gaumenmandel) ----insb. Angina Tonsillaris
Tonsilla lingualis (Zungenmandel)
Tonsilla tubaria (Tubenmandel)
Ätiologie:
----Viral (in 70-95% der Fälle):
-Rhinovirus, Coronavirus (eher milde Verläufe)
-Adenovirus (ausgeprägte Tonsillitis mit purulentem Exsudat)
-Influenzavirus A, B, Parainfluenzavirus
-Epstein-Barr-Virus (EBV; präsentiert sich häufig als systemisches Krankheitsbild mit
möglicher Beteiligung anderer lymphatischer Organe wie Leber und Milz)
-Enteroviren (Coxsackieviren; Angina herpetica)
-RSV (insb. im Kindesalter)
----Bakteriell
Streptococcus pyogenes (ß-hämolysierende Streptokokken): häufigster bakterieller Erreger
der akuten Tonsillitis (15-30 % aller Fälle)
Staphylokokken, Pneumokokken
Klassifikation:
1.Angina catarrhalis (rote, geschwollene Gaumenmandeln ohne Beläge)
2.Angina follicularis (eitriges Sekret (lokale Ansammlung von Fibrin und Leukozyten)
imponiert als gelb-weißliche „Stippchen“)
3.Angina lacunaris (Erosion des Epithels der Gaumenmandel mit Fibrinauflagerung, Krypten,
größere, fleckartige Beläge)
Symptome/Klinik:
Allgemeines Krankheitsgefühl mit Fieber, Kopfschmerzen und Husten
Halsschmerzen (ggf. mit der Ausstrahlung bis in die Ohren)
Schluckschmerzen und -störung, kloßige Sprache und Atemwegsbehinderung mit Stridor
Foetor ex ore
Übelkeit bis Erbrechen, epigastrische Bauchschmerzen (oft bei Streptokokken-positiven
Tonsillitiden und beim Scharlach)
Diagnostik:
------Körperliche Untersuchung mit Inspektion des Rachens
Zervikale Lymphadenopathie (insb. bds. submandibuläre LAP)
Lokalbefund: starke Rötung und Schwellung der Tonsillen, ggf. Fibrinbeläge und Stippchen
(gelb-weißliche Beläge) auf den Tonsillen, ggf. lakunenartig erweiterte Krypten
45
----Rachenabstrich:
Streptokokken-A-Schnelltest (hochspezifisch, aber wenig sensitiv): Dabei wird
Rachensekret mit einer Reagenzlösung gemischt und auf ein Testkit aufgebracht.
(Reaktion mit Streptokokken-Antigen)
*Das bedeutet, der Test erkennt nicht immer, wenn eine Streptokokkeninfektion vorliegt.
Wenn das Ergebnis positiv ist, liegt aber mit großer Wahrscheinlichkeit tatsächlich eine
Streptokokkeninfektion vor.
Bakteriologische Kultur
EBV-PCR in Ausnahmefällen
Diphtherie-Toxin-Gens mittels PCR bei V.a. Diphtherie (Tonsillitis mit Pseudomembran)
-----Blutuntersuchung:
Entzündungsparameter (CRP↑, BSG↑, Leukozytose)
Bestimmung des Antistreptolysin-Titers: Antistreptolysin O
*Antikörper gegen das von β-hämolysierenden Streptokokken der Gruppe A gebildete
Exotoxin Streptolysin O, die ca. 1–3 Wochen nach einer Infektion ansteigen.
Die Bestimmung des Titers kann bei V.a. eine Streptokokken-Folgeerkrankung
(z.B. rheumatisches Fieber, Poststreptokokken-Glomerulonephritis) hilfreich sein.
Erregerspezifische Serologie bei V.a. EBV
Häufige DD:
----Akute Pharyngitis (gerötete, granulierende Rachenschleimhaut)
----Herpangina (Coxsackie A; herpesähnliche Bläschen im gesamten Rachenraum und an den
Tonsillen, im Verlauf fibrinbedeckte Ulzerationen)
----Angina durch IMN (EBV; gerötete, vergrößerte Tonsillen mit weiß-gräulichen Belägen
oder Pharyngitis, generalisierte LAP, evtl. Organ-/Hautbbeteiligung)
----Angina Plaut-Vincenti (Mischinfektion mit Treponema vincentii und Fusobacterium
nucleatum; einseitige, ulzeröse Gaumenmandel mit Dysphagie, Foeter ex ore)
----Tonsillenhyperplasie (nicht-infektiös)
----Lymphom (nicht-infektiös, meist einseitige und indolente LAP)
THERAPIE
*Keine Aminopenicilline (Ampicillin oder Amoxicillin): Lösen bei EBV-Infektion i.d.R. ein
Arzneimittelexanthem aus
46
3.Operative Therapie (Tonsillektomie oder Tonsillotomie)
Indikation für OP:
Rezidivierende akute, eitrige und antibiotikapflichtige Tonsillitis
Massive Tonsillenhypertrophie („kissing tonsils“)
PFAPA-Syndrom (periodic fever, aphthous stomatitis, pharyngitis and cervical adenitis) [2]
Akute Poststreptokokken-Glomerulonephritis
Peritonsillarabszess
Einseitig vergrößerte Tonsille
KOMPLIKATIONEN
---akute Komplikationen
Peritonsillarabszess (zwischen Tonsille und Tonsillenkapsel)
Parapharyngealabszess (im Parapharyngealraum)
---Langzeitkomplikationen
Rezidivierende akute Tonsillitis (der Begriff „chronische Tonsillitis“ ist obsolet); zerklüftete,
schlecht luxierbare Tonsillen, narbengewebe in den Tonsillen, Peritonsilläre Rötung
(„Peritonsillitis“), Iritis
INFEKTIÖSE MONONUKLEOSE
Erreger: EBV (=HHV-4)
Infektionsweg: Speichel hochinfektiös (Kissing-Disease)
Inkubationszeit: 1–7 Wochen
Leitsymptome:
---Fieberhafte Angina tonsillaris (gerötete und, manchmal asymmetrisch, vergrößerte
Tonsillen mit weiß-gräulichen konfluierenden Belägen) oder Pharyngitis
---Generalisierte Lymphknotenschwellungen (insb. bds. Zervikale LAP)
---Im Kleinkindesalter verläuft die Infektion dagegen meist asymptomatisch
Organbeteiligung
---In ca. 50% Splenomegalie (Risiko für lebensbedrohliche Milzruptur)
---Ggf. Hepatomegalie und Hepatitis mit Entwicklung eines Ikterus
---Ggf. exanthematische Form (ca. 3% der Fälle)
---Petechiales Enanthem am harten Gaumen; zusätzliches Exanthem (feinfleckig-
makulopapulös) am Stamm möglich
---Selten können weitere Organe (bspw. Herz, Nieren, ZNS, Gelenke) beteiligt sein
47
Verlauf: Häufig ausgeprägte Fatigue (Abgeschlagenheit) über mehrere Wochen
*Unter einer Therapie mit Aminopenicillinen (bspw. aufgrund einer Fehldiagnose) kann sich
bei infektiöser Mononukleose ein Arzneimittelexanthem entwickeln!
DIAGNOSTIK:
Die Verdachtsdiagnose einer infektiösen Mononukleose wird meist klinisch gestellt und kann
im Blutbild untermauert werden. Zur Diagnosesicherung dient die Serologie.
***Serologie (Goldstandard):
Bestätigungsdiagnostik, Differenzierung akuter bzw. zurückliegender EBV-Infektion
(Methoden: Immunfluoreszenz, Enzymimmunoassay oder Western Blot)
Antikörperprofil:
AK gegen Viruskapsidantigen (VCA) = Anti-VCA (IgG, IgM)
Anti-VCA-IgM: früheste serologische Parameter, Hinweis auf eine frische Infektion
Anti-VCA-IgG: tritt kurz nach den IgM auf und bleibt lebenslang
AK gegen Epstein-Barr-Virus-Nuclear-Antigen 1 (EBNA-1) = Anti-EBNA-1 (IgG)
Anti-EBNA-1: deutet eine Abheilung des Infekts, schließt eine frische Infektion
praktisch aus, bleibt lebenslang
AK gegen Early Antigen (EA) = Anti-EA (IgG)
Anti EA: steigt bei Reaktivierung einer EBV-Infektion an
Bildgebung: Sonografie der Leber und Milz (zur Verlaufsbeobachtung bei Hepatomegalie
/Splenomegalie)
Symptomatische Therapie:
----Körperliche Schonung
---Gabe von Flüssigkeit (ggf. i.v.)
---Analgesie und Antipyrese (z.B. Ibuprofen)
*Keine Gabe von ASS! (IMN assoziiert mit Reye-Syndrom; akute Enzephalopathie und
Leberfunktionsstörung)
48
DD: bakterielle Angina tonsillaaris, Diphterie, akute HIV-Infektion, Hepatitis durch
Hepatitisviren, Angina Plaut-Vincenti.
Assozierte Malignome:
---Transplantationsassoziierte B-Zell-Lymphome (Post-transplant lymphoproliferative
disorder (PTLD)): EBV-Reaktivierung bei massiver Immunsuppression
---Burkitt-Lymphom (Non-Hodgkin-Lymphom)
Endemisch (in Äquatorialafrika): Vermutlich zu 100% mit EBV assoziiert
Sporadisch (weltweit): Zu ca. 15% mit EBV assoziiert
---Nasopharynxkarzinom
---Morbus Hodgkin
---Orale Haarleukoplakie bei HIV-Patienten (benigne)
49
OSAS
50
DIAGNOSTIK:
Allgemein:
--Schlafmedizinische Anamnese
--Epworth Sleepiness Scale (Fragebogen zur Beurteilung der Einschlafneigung in typischen
Alltagssituationen)
--24-Stunden-Blutdruckmessung (Meist fehlt der physiologische nächtliche Blutdruckabfall.)
Schlafuntersuchung: ***
----Polygrafie (Screen-Untersuchung, welche ambulant durchgeführt werden kann. Der
Patient kann nach Anleitung das Polygrafiegerät mit nach Hause nehmen.)
*Das Schlafapnoe-Syndrom ist eine sehr häufige Ursache der sekundären Hypertonie!
*Bei Adipösen, Diabetikern, Patienten mit Vorhofflimmern und Patienten mit Hypertonie,
die über Schnarchen berichten, soll die Diagnostik zum Ausschluss eines
Schlafapnoesyndroms erfolgen.
51
THERAPIE
Allgemein:
Behandlung der Grunderkrankung (z.B. die Herzinsuffizienz bei zentralem Schlafapnoe-
Syndrom oder Operation einer Septumdeviation beim OSAS)
Risikofaktor reduzieren: Gewichtsreduktion, eventuell mittels bariatrischer Chirurgie
Meiden von Alkohol, Nikotin und Sedativa
Schlafhygiene: Regelmäßiger und ausreichender Schlaf, Schlaf auf der Seite und nicht auf
dem Rücken
Einstellung des Blutdrucks
Komplikationen:
---Sekundäre arterielle Hypertonie mit fehlender Nachtabsenkung
---Erhöhtes Risiko für Herzinfarkte, Schlaganfälle und plötzlichen Herztod
---Ischämische Kardiomyopathie, Herzinsuffizienz
---Hypoxie-induzierte Herzrhythmusstörungen
---Globale respiratorische Insuffizienz
---Pulmonale Hypertonie
---Unfallrisiko durch Sekundenschlaf
---Erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer vaskulären Demenz
52
LYME-BORRELIOSE
*Die Lyme-Borreliose ist eine Erkrankung, die durch humanpathogene Bakterien der Gruppe
Borrelia burgdorferi sensu lato (Borrelia-burgdorferi-Komplex) hervorgerufen wird.
Erregerreservoir des Bakteriums sind Wildtiere. Der Erreger wird von Zecken mit dem Blut
des Wirtstieres aufgenommen und beim Stich auf andere Wirte, darunter den Menschen,
übertragen!
*Die Infektion äußert sich meistens als Erythem, das sich von der Einstichstelle ausgehend
vergrößert.
*Wird dieser Lokalbefund nicht antibiotisch behandelt, ist eine disseminierte Erkrankung
möglich. Diese kann sich als Lyme-Neuroborreliose (meist als Bannwarth-Syndrom mit
radikulären Schmerzen und Paresen), als Lyme-Karditis mit Herzrhythmusstörungen, als
Lyme-Arthritis der großen Gelenke oder als Acrodermatitis chronica atrophicans äußern.
Alter: In jedem Alter, zwei Häufigkeitsgipfel (5–15 Jahre und 45–55 Jahre)
Risikogruppen: Draußen spielende Kinder, Wanderer, Forstarbeiter
Erreger:
Borrelia burgdorferi sensu lato (Borrelia-burgdorferi-Komplex): Gramnegative,
mikroaerophile Spirochäten der Gattung Borrelia
Vektor: verschiedene Zecken-Spezies der Gattung Ixodes aus der Familie der Schildzecken
mit unterschiedlichen Verbreitungsgebieten
*Ixodes ricinus (Gemeiner Holzbock): Europa
*Die Zecke sticht mit spezialisierten Mundwerkzeugen das Wirtstier und nimmt während des
mehrtägigen Saugaktes mit dessen Blut auch Borrelien auf.
*Nach Ende der „Blutmahlzeit“ lässt sich die Zecke vom Wirtstier fallen.
*Die Zecke sticht anderes Wirtstier/den Menschen → Borrelien gelangen aus dem
Verdauungstrakt der Zecke und deren Speichel in die Haut des Menschen.
*Wahrscheinlichkeit der Borrelienübertragung steigt mit der Dauer des Saugaktes; die
Übertragung erfolgt normalerweise erst nach mehreren Stunden.
*Ein Zeckenstich führt zur Infektion bei 1,5–6% der Betroffenen, nur bis zu 1,4% der
Gestochenen entwickelt eine Lyme-Borreliose.
53
*Die Zecke kann neben Borrelien auch das FSME-Virus übertragen! In Nordamerika ist die
Übertragung von Rickettsien (Erreger des Rocky-Mountain-Fleckfiebers) und Babesien
möglich!
SYMPTOME/KLINIK:
Die Infektion mit Borrelia burgdorferi sensu lato kann klinisch inapparent oder mit variablen
klinischen Manifestationen verlaufen. Das variable klinische Bild ist auch auf Unterschiede
im Organotropismus der geografisch unterschiedlich verteilten Erreger und ihrer
genetischen Subtypen zurückzuführen.
54
Formen:
----Typisches Erythema migrans:
Stichstelle im Zentrum sichtbar
Befund randbetont, nicht erhaben
Durchmesser des Erythems >5 cm
55
Lyme-Karditis
Bis zu 4% der unbehandelten Fälle
Myokarditis bzw. Myoperikarditis mit unspezifischen Erregungsrückbildungsstörungen (AV-
Block I.–III. Grades, anderen Arrhythmien)
Häufig asymptomatisch
Belastungsdyspnoe, thorakale Schmerzen, Adams-Stokes-Anfälle möglich
* Die Lymphadenosis cutis benigna kann auch bei der früh disseminierten Infektion
auftreten.
Lyme-Arthritis
Mono- oder Oligoarthritis der großen Gelenke (häufig Knie)
Gelenkschwellung infolge chronischer Synovialitis mit lymphoplasmazellulären Infiltrationen
Beschwerden intermittierend
Chronische Neuroborreliose
Sehr selten
Progressive Enzephalitis oder Enzephalomyelitis
Störung von Kognition, Gang und/oder Blasenfunktion,
ggf. psychopathologische Veränderungen
Sonstige Manifestationen
Augenbeteiligung in jedem Stadium möglich; Konjunktivitis, Keratitis, Uveitis,
Retrobulbärneuritis, Retinale Vaskulitis
Begleithepatitis mit Erhöhung der Cholestaseparameter im Krankheitsverlauf möglich
56
DIAGNOSTIK:
Anamnese und klinische Untersuchung
----Zeckenstich erinnerlich?
----Erythema migrans in Vergangenheit?
----Klinische Befunde hinweisend auf Lyme-Borreliose
Notwendige Diagnostik nach Manifestation
*Erythema migrans: Rein klinische Diagnose
*Alle anderen Manifestationen: Klinischer Verdacht und positive Serologie (Nachweis
Borrelien-spezifischer Antikörper)
Einordnung-Serologie
*Persistenz von Antikörpern über Jahre möglich (auch nach klinisch stummer Infektion)
*Hohe Antikörperprävalenz in Normalbevölkerung (bis zu 25% der über 70-Jährigen),
deshalb ist die positive Serologie nur in Gesamtschau mit für eine Lyme-Borreliose
verdächtiger Symptomatik wegweisend.
*Falsch-positive Befunde bei Lues (Syphilis) möglich.
*In der Frühphase der Infektion: Negative Serologie möglich.
*Serologie nicht zur Therapiekontrolle geeignet.
57
Prognose:
----Häufig gutes Ansprechen auf antibiotische Therapie und komplette Rückbildung der
Beschwerden
----Akute Neuroborreliose: Residuelle Paresen (z.B. bei Fazialisparese) möglich
----Chronische Neuroborreliose: Residuen häufiger
----Acrodermatitis chronica atrophicans: Langsame Rückbildung nach Therapie
----Nach durchgemachter Infektion: Reinfektionen mit Borrelien sind möglich
Prävention:
*Kein zugelassener Impfstoff
*Zurückliegende Erkrankungen oder hohe Antikörpertiter: Kein Schutz vor Neuinfektion!
*Eine prophylaktische Antibiotikatherapie nach Zeckenstich ohne Hinweis auf eine Lyme-
Borreliose wird nicht empfohlen.
*Expositionsprophylaxe als einzig wirksamer Schutz;
---Meiden von Risikogebieten
---Absuchen des Körpers auf Zecken
----Umgehendes Entfernen von Zecken:
1.Zecke mit Pinzette unmittelbar über der Haut fassen
2.Unter Zug vorsichtig leicht hebelnd mobilisieren
3.Die Zecke nicht quetschen!
4.Keine Nagellackentferner, Klebstoffe, Öle oder Ähnliches verwenden!
---Beobachten der Einstichstelle, um ein Erythema migrans (tritt einige Tage bis Wochen
nach dem Stich auf) zu erkennen.
***FSME
Bei der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) kommt es nach Infektion mit dem FSME-
Virus über einen Zeckenstich zunächst zu grippeähnlichen Symptomen (Inkubationszeit:7-28
Tage) und im Verlauf zu neurologischen Ausfällen. Zu Beginn der Erkrankung erfolgt der
direkte Virusnachweis mittels PCR im Blut und im Verlauf kann ein Antikörpernachweis in
Serum oder Liquor mittels ELISA wegweisend sein. Eine kausale Therapie existiert nicht;
neben der Expositionsprophylaxe zur Vermeidung von Zeckenstichen wird vor Reisen in
entsprechende Risikogebiete eine Impfung empfohlen.
58
ÖSOPHAGUSKARZINOM (Speiseröhrenkrebs)
Für die Entstehung eines Plattenepithelkarzinoms sind verschiedene Noxen wie Rauchen,
heiße Getränke, Nitrosamine und vor allem Alkohol als Risikofaktoren anerkannt.
Plattenepithelkarzinome befinden sich vor allem im mittleren Drittel des Ösophagus.
Die zumeist erst spät auffallende klinische Symptomatik (z.B. Dysphagie, Druckgefühl) des
Ösophaguskarzinoms trägt dazu bei, dass dieses zum Zeitpunkt der Diagnosestellung nur bei
ca. 40% der Erkrankten noch operabel ist. Bei Verdacht auf einen Tumor der Speiseröhre
kommt v.a. die Endoskopie zum Einsatz, mit der auch eine histologische Sicherung der
Verdachtsdiagnose gelingt. Therapeutisch können Karzinome bis etwa zum Stadium IIa
operativ und in kurativem Ansatz angegangen werden, während dem Großteil der Patienten
mit höhergradigem Stadium nur noch eine palliative Therapie zuteilwerden kann.
Epidemiologie:
Steigende Inzidenz von Adenokarzinomen
Geschlecht: ♂ > ♀ (3:1)
Alter: Auftreten meist erst ab dem 40. Lebensjahr (Häufigkeitsgipfel um 60.–70. Lebensjahr)
Ätiologie:
1.Adenokarzinom (häufiger in Westeuropa; 50–60%):
Risikofaktoren:
Adipositas
Gastroösophagealer Reflux
Rauchen
Achalasie
Stenose nach Verätzung
Präkanzerose: Barrett-Ösophagus (Zylinderzellmetaplasie) als Komplikation einer
gastroösophagealen Refluxkrankheit
Lokalisation: Vor allem unteres Drittel des Ösophagus (>90%)
59
Möglicher Zusammenhang zwischen dem Plattenepithelkarzinom des Ösophagus und einer
Infektion mit humanen Papillomaviren (insb. HPV 16, 18, 6)
Plummer-Vinson-Syndrom
Lokalisation
Bevorzugt im mittleren Ösophagusdrittel (50%) >> distales Ösophagusdrittel > oberes
Ösophagusdrittel
Entlang physiologischer Engstellen (Ösophagusmund, Aortenenge, Zwerchfellenge)
Symptome/Klinik:
Leitsymptom: Dysphagie
*Auftreten jedoch meist erst bei fortgeschrittenem, nicht mehr kurativ behandelbarem
Befund.
* Zuerst triff Dysphagie meist bei fester Nahrung auf. Denn es gibt am Anfang genug Platz für
Flüssigkeit. Im Verlauf triff aber auch Dysphagie bei flüssiger Nahrung auf.
Weitere lokale Symptome:
Gastrointestinale Blutung (Hämatemesis oder Meläna)
Regurgitation
Erbrechen, Völlegefühl
Pseudohypersalivation (bei totaler Verlegung des Ösophaguslumens): Durch die Stenose ist
der Patient nicht in der Lage, den Speichel zu schlucken – im Gegensatz zur sog.
Hypersalivation, bei der zu viel Speichel produziert wird.
Heiserkeit (Infiltration des N. recurrens)
Allgemeinsymptome:
Retrosternale Schmerzen, Rückenschmerzen
Appetitlosigkeit
Gewichtsverlust
*Das Ösophaguskarzinom ist ein „stummes“ Karzinom und wird in der Regel erst im
fortgeschrittenen Stadium symptomatisch!
Diagnosesicherung
---Anamnese: Insb. im Hinblick auf Schluckstörungen
---Endoskopie (ÖGD) mit Entnahme von Biopsien: Goldstandard zur Diagnosesicherung
***Bei jeglichem Neuauftreten von Dysphagie, rezidivierenden Aspirationsereignissen,
gastrointestinaler Blutung, rezidivierendem Erbrechen, Gewichtsverlust, Inappetenz und
dyspeptischen Symptomen muss eine Ösophagogastroduodenoskopie veranlasst werden!
60
Staging-Untersuchungen bei Ösophaguskarzinom
---Endoskopische Sonografie (EUS): Obligat bei möglicher kurativer Therapieoption
---CT von Abdomen/Thorax mit KM
---Abdomensonografie: Ausschluss von Lebermetastasen
---Zervikale Sonografie: Ausschluss zervikaler Lymphknotenmetastasen bei hochsitzenden
Tumoren
Adenokarzinom-Pathogenese:
Gastroösophagealer Reflux führt zur Schädigung des ösophagealen Plattenepithels → Ersatz
durch Zylinderepithel vom intestinalen Typ mit Becherzellen (=„Barrett-Metaplasie“) →
Dysplasie → Adenokarzinom
Therapie:
Therapieoptionen: Kurativer oder palliativer Ansatz
Komplikationen:
Frühe lymphogene Metastasierung
Frühe Infiltration benachbarter Strukturen
Stenosierung
Ösophagitis
Ösophagotracheale Fistel: Eindringen von Nahrung und Flüssigkeit in die Atemwege
--Auswurf enthält Nahrungsbestandteile
--Gefahr der Aspirationspneumonie
61
Achalasie
Die Achalasie (von griech. a- = „nicht“ und chalasis = „Nachlassen“, „Erschlaffung“) ist ein
durch Störung der Ösophagusmotilität gekennzeichnetes Krankheitsbild, das in eine
funktionelle Obstruktion am gastroösophagealen Übergang mündet.
Ätiologie:
---Primäre Achalasie: Ursache unbekannt (häufigste Form)
---Sekundäre Achalasie: Kardiakarzinom (Adenokarzinome des gastroösophagealen
Übergangs), Chagas-Krankheit
Pathophysiologie:
---Störung folgender Regulation: Die Koordination des Schluckaktes ist durch das
Zusammenwirken exzitatorischer (Acetylcholin, Substanz P) und inhibitorischer
neurohumoraler Einflüsse (NO, VIP) auf die Ösophagusmuskulatur reguliert
---Degeneration der vorwiegend inhibitorischen Neurone des Plexus myentericus (Auerbach)
→ Mangelnde Erschlaffung sowie erhöhter Ruhedruck des unteren Ösophagussphinkters
und Störung der Peristaltik
Symptome/Klinik:
Dysphagie: Jahrelange Anamnese im Gegensatz zum Ösophaguskarzinom; typisch ist
eine Zunahme der Dysphagie bei psychischer Belastung.
Erleichterung des Schluckaktes durch Nachtrinken
Regurgitation unverdauter, nicht saurer Speisen
Selten krampfartige retrosternale Schmerzen bei hypermotiler Achalasie
Rezidivierende Aspirationen nach Regurgitation
Gewichtsverlust durch gestörte Nahrungsaufnahme
***paradoxal Dysphagie bei Achalasie: Am Anfang tritt Dysphagie meist nur bei flüssiger
Nahrung auf. Denn feste Nahrung ist hart genug, um den Ösophagus zu dilatieren. Im Verlauf
triff aber auch Dysphagie bei fester Nahrung.
Apparative Diagnostik:
----Endoskopie
Ösophagoskopie mit obligater Biopsie zum Karzinom-Ausschluss
Geweiteter Ösophagus mit segmentaler Kontraktion
----Manometrie (Goldstd.)
Inkomplette oder fehlende Erschlaffung des unteren Ösophagussphinkters
Erhöhter Ruhedruck
Unterscheidung in hyper-, hypo- oder amotile Form
----Ösophagusbreischluck (mit Bariumsulfat)
„Sektglasform“: Trichterförmige Engstellung des Kardiasegments und Erweiterung des
prästenotischen Ösophagus
62
Therapie:
Medikamentös:
Gabe von Nifedipin vor/zu den Mahlzeiten → Erschlaffen des unteren Ösophagussphinkters
(nur 10% wirksam)
Interventionell:
----Ballondilatation (pneumatisch): Methode der Wahl!
Erfolgsraten von 60%, Perforationsrisiko bis zu 5%
Die Hälfte der Behandelten muss wiederholt behandelt werden.
----Offene oder laparoskopische extramuköse Myotomie der Kardia und des unteren
Ösophagussphinkters (modifiziert nach Gottstein und Heller)
Als kausale Therapie bspw. bei jüngeren Patienten vorzuziehen, wenn ein Zentrum für diese
Operationstechnik erreichbar ist. (mit Fundoplastie (Nissen-Fundoplikatio) als Prophylaxe
gegen GERD)
Komplikationen:
Aspiration → Chronischer Husten, ggf. Lungenentzündung
Megaösophagus mit Gewichtsverlust
Erhöhtes Risiko für karzinomatöse Entartung
63
Gastroduodenale Ulkuskrankheit
Ulkus: Gewebedefekt, der die Lamina muscularis mucosae überschreitet und auch tiefere
Wandschichten betrifft.
Erosion: Oberflächlicher Gewebedefekt mit noch intakter Muscularis mucosae
*Die Lamina muscularis mucosae trennt die Mukosa von der Submukosa. Sie gilt daher für
die histopathologische Diagnostik als scharfe Trennschicht zwischen erosiven und
ulzerierenden Defekten im Gastrointestinaltrakt.
Epidemiologie:
Ulcus duodeni 2–3× häufiger als Ulcus ventriculi
Ulcus duodeni: ♂ > ♀
Ulcus ventriculi: ♂ =♀
Ätiologie:
Helicobacter-pylori-(HP-) positive Ulkuskrankheit
Chronische HP-Gastritis
Besiedelung mit HP: In >90% der Fälle mit duodenalem Ulkus, bei ca. 75% der Fälle
mit Magenulkus
HP-negative Ulkuskrankheit
Risikofaktoren:
Einnahme nichtsteroidaler Antirheumatika (NSAR), Glucocorticoiden,SSRI
Rauchen, Alkohol
Alter >65 Jahre
Chronische Niereninsuffizienz mit Urämie
Positive Ulkusanamnese
Selten: Hyperparathyreoidismus, Zollinger-Ellison-Syndrom (Gastrinom)
Chronische Gastritis:
ABC-Klassifikation der chronischen Gastritis;
Typ-A-Gastritis (Autoimmungastritis): Ursache unbekannt
Typ-B-Gastritis (bakterielle Gastritis): Infektion mit Helicobacter pylori (gramnegative,
mikroaerophile Stäbchen)
Typ-C-Gastritis (chemische Gastritis): Einnahme nichtsteroidaler Antirheumatika
(NSAR); chronischer Gallereflux (z.B. nach Magenteilresektion), weitere Noxen wie
hoher Alkoholkonsum, Rauchen etc.
Akutes Stressulkus:
Ursachen: Polytrauma, große Operationen, SIRS, Nierenversagen etc. (durch erhöhte
endogene Glucocorticoidspiegel und verminderte Magendurchblutung
Therapie: Stressulkusprophylaxe
64
Klassifikation:
---Ulcus ventriculi: Meist kleine Kurvatur oder Antrum
---Ulcus duodeni: Meist im Bulbus duodeni
Symptome/Klinik:
---Allgemeine Symptome:
Epigastrische Schmerzen
Evtl. Blutungszeichen (Anämie, Hämatemesis, Meläna)
Besserung durch Antazida
Asymptomatische Verläufe sind möglich
---Spezifische Symptome:
Ulcus ventriculi à Schmerzen unmittelbar nach Nahrungsaufnahme oder
Schmerzen unabhängig von Nahrungsaufnahme
Ulcus duodeni à Nüchternschmerzen (insb. nachts),
Linderung der Schmerzen durch Nahrungsaufnahme
*Durch NSAR-Einnahme verursachte Ulzera verlaufen oftmals asymptomatisch, bis es zur
Blutung oder Perforation kommt!
Diagnostik:
---Ösophago-Gastro-Duodenoskopie (ÖGD) mit Biopsien
Mehrere Biopsien: Helicobacter pylori ist fleckförmig verteilt; zudem größere
Sicherheit, ein Magenkarzinom zu entdecken
Karzinomrisiko: Ca. 10% der Ulcera ventriculi >2 cm sind maligne (Magenkarzinom!)
→ Mind. 8 Biopsien unter Einbezug des Randbereiches und aus dem Grund eines
Ulcus ventriculi sind obligat
*Ein Ulcus duodeni ist fast nie maligne und muss daher auch nicht zwingend biopsiert
werden!
----Helicobacter-pylori-Diagnostik ******
1.Vorzugsweise endoskopische Biopsien bei akuten Erkrankungen
àImmer Histologie mit Färbung und direktem mikroskopischen Nachweis
àUrease-Schnelltest mit Nachweis einer Ammoniakbildung durch Urease des
Helicobacter pylori
àKultur und Resistogramm: Die kulturelle Anzucht von Helicobacter erfordert eine
spezielle Nährbouillon und etwa 14 Tage Zeit und kann mit dem Ziel einer
Resistenztestung erfolgen (Ausnahmefälle!)
àHP-DNA-Nachweis mittels PCR: Sehr sensitiv und spezifisch, in der klinischen Praxis
jedoch fast nie verwendet
2.Nicht-invasive Verfahren
65
àHP-Antigennachweis im Stuhl: Nachweis von Helicobacter-pylori-Antigenen im
Stuhl auf Basis einer ELISA-Testung mit monoklonalen Antikörpern
à13C-Atemtest: Gabe von 13C-Harnstoff → Spaltung durch HP über eine Urease →
13CO2 in der Ausatemluft messbar
àSerum-IgG-Antikörper gegen HP: Auch nach Eradikation nachweisbar, nicht primär
zum Nachweis einer aktuellen Infektion einzusetzen
Medikamentös Therapie:
1.HP-Eradikationstherapie, wenn HP-positiv:
Indikation: Grundsätzlich bei jedem Ulkusleiden mit HP-Nachweis
Ulcus ventriculi: Eradikation bei 2 positiven HP-Tests (z.B. Histologie und Urease-Schnelltest)
Ulcus duodeni: Eradikation bei 1 positiven HP-Test
*Erstlinientherapie: Bismut-Quadrupeltherapie (PPI + Bismut + Tetracyclin + Metronidazol)
Zweitlinientherapie: Nach Resistenztestung PPI + 2 AB (Amoxicillin+Levofloxacin /
Amoxicillin+Clarithromycin / Clarithromycin+Metronidazol)
2.HP-negative Ulzera
Karenz der Noxen: Keine NSAR, Reduktion von Rauchen, Alkohol und Stress
Protonenpumpeninhibitoren
**Nach 4–8 Wochen sollte der Eradikationserfolg endoskopisch kontrolliert werden, auch
um übersehene Karzinome auszuschließen!
*Bei fehlender Indikation zur Kontrollendoskopie sollte die Therapiekontrolle mittels Atem-
und Stuhlantigentest erfolgen. Anschließend kann über die Fortführungsmodalitäten der PPI-
Therapie entschieden werden!
Interventionelle Therapie:
---Endoskopische Blutstillung: Unterspritzung, Hämoclips, Fibrinkleber etc.
---Operation bei Komplikationen (endoskopisch nicht beherrschbare Blutung, Perforation)
---Operation bei Karzinomverdacht
Komplikationen:
----Akute gastrointestinale Blutung
----Perforation von Magen/Duodenum
----Magenausgangsstenose
----Karzinomatöse Entartung beim Ulcus ventriculi
66
Ulcus duodeni: Kontrollendoskopie nach 2–4 Wochen beifolgenden Risikokonstellationen
und Komplikationen: Blutung, Perforation, Penetration, HP-Negativität; hierbei dann auch
erneute HP-Diagnostik
----Ulkusprophylaxe: PPI-Therapie
----Rauchen- und Alkoholkarenz
----Möglichst auf Medikamente verzichten, die ein Ulkus begünstigen (NSAR, GC, SSRI)
67
*Klassifikation der Blutungsaktivität nach Forrest (durch Endoskopie)
Forrest I: aktive Blutung
Forrest II: inaktive Blutung
Forrest III: Läsion ohne Blutungszeichen
**Besonders bedrohlich ist ein akut blutendes Duodenalulkus an der Hinterwand des
Duodenums → Möglicherweise Arrosion der A. gastroduodenalis mit starker Blutung!
Allgemeinsymptome:
----Bei Blutungsanämie infolge eines chronischen Blutverlustes
Blässe der Haut und Schleimhäute
Schwäche und Abgeschlagenheit
----Bei akuten Blutungen stehen die Symptome einer Kreislaufinsuffizienz bzw. eines
hypovolämischen Schocks im Vordergrund;
Tachykardie
Hypotonie
Schwindel, Kollaps, Schock
Vigilanzminderung
Schockindex=Plusfrequenz/systolischer Blutdruck
(0.5-0.7: N, >1: Schock)
-----Untere GI-Blutung:
Hämatochezie
Bei Rektumblutung: Frisches Blut, das streifenförmig auf dem Stuhl aufliegt
Bei Kolonblutung: Dunkelrote, geleeartige Blutbeimischung
Erhöhte Stuhlfrequenz und Hypermotilität des Darmes
68
Kausale Therapie der gastrointestinalen Blutung:
----Bei relevanter Blutung: Notfallendoskopie (zunächst Gastro-, dann Koloskopie)
Intravenöse PPI-Gabe
Endoskopische Blutstillung: Adrenalin-Unterspritzung, Sklerosierung, Ligatur, Clips,
Fibrinkleber oder Koagulation einer identifizierten Blutungsquelle möglich
Blutender Polyp (z.B. im Kolon) → Abtragung
*Bei Verdacht auf eine gastrointestinale Blutung sollten zügig zwei suffiziente periphere
Venenverweilkatheter angelegt sowie eine möglicherweise im Verlauf notwendig werdende
Bluttransfusion vorbereitet werden (Abnahme von Kreuzblut, Bestimmung der Blutgruppe)!
69
Cholelithiasis, Cholezystitis und Cholangitis
Cholelithiasis = Gallensteine (unabhängig von der Lokalisation)
Cholezystolithiasis = Steine in der Gallenblase
Choledocholithiasis = Steine im Ductus choledochus
Cholezystitis = Entzündung der Gallenblase
Cholangitis = Entzündung der Gallenwege
Ätiologie
Cholelithiasis (Pathogenese von Gallensteinen):
Lösungsungleichgewicht der in der Gallenflüssigkeit enthaltenen Substanzen
Steinbildend: Cholesterin, Calciumcarbonat, Bilirubin
Lösend: Gallensäuren, Lecithin
Risikofaktoren: 6 x F-Regel
Fat (Adipositas)
Female (weiblich)
Fertile (Fruchtbarkeit, Schwangerschaft)
Forty (Alter >40 Jahre)
Fair (hellhäutig)
Family (Familienanamnese, genetische Prädisposition)
Cholezystitis
Bakterielle Entzündung (E. coli, Klebsiella, Enterobacter, Anaerobier)
----Akute kalkulöse Cholezystitis: 90% durch Steinbildung mit Stase, Obstruktion und/oder
Mikrotraumen der Gallenblasenwand
----Akalkulöse Cholezystitis (Stressgallenblase): Bei schwerer Krankheit, Operationen und
Traumata (Durch eine zeitweise Minderperfusion ereignen sich Schädigungen der
Gallenblasenwand, wodurch bakterielle Infektionen begünstigt werden.)
----Chronische Cholezystitis: Folgezustand von (wiederholten) akuten Cholezystitiden, die
unter konservativer Therapie, bzw. spontan, narbig verheilen
Extremformen: Schrumpfgallenblase (narbig atrophiert) und Porzellangallenblase
(narbig verkalkt)
70
Cholangitis
Aszendierende bakterielle Infektion: Durch aufsteigende Bakterien aus dem Duodenum,
begünstigt durch Steine und/oder Strikturen
Risikofaktoren:
----Obstruktionen, Strikturen, Stenosen (z.B. tumorbedingt) und/oder sonstige anatomische
Prädispositionen
----Endoskopische Interventionen (ERC/ERCP) und/oder Fremdmaterialien am Gallengang
(ERC/ERCP mit Stenteinlage)
----Resektionen an den Gallenwegen und Hepatikojejunostomien (häufig rezidivierende
Episoden einer Cholangitis)
Symptomatische Cholezystolithiasis
*Kein einzelnes Symptom ist alleine spezifisch genug, um die Art des Gallensteinleidens
definitiv zu bestimmen. Geleitet von Wahrscheinlichkeiten und der Zusammenschau mit
bildgebenden und labormedizinischen Befunden sind Symptomatik und Verlauf jedoch für
jede Therapieentscheidung relevant.
*Maximal 25% der Betroffenen mit einer Cholezystolithiasis entwickeln eine klinische
Symptomatik bzw. Komplikationen!
**Gallenkoliken mit einer Dauer von >5 h sprechen für ein kompliziertes Gallensteinleiden!
Die Hälfte aller symptomatischen Betroffenen entwickelt binnen eines Jahres nach der
ersten Gallenkolik ein Rezidiv oder eine Komplikation!
71
*Eine Choledocholithiasis und eine Cholangitis liegen häufig gemeinsam vor!
Diagnostik
Untersuchung des Abdomens:
---Inspektion, Auskultation, Perkussion
---Murphy-Zeichen: Leitsymptom der Cholezystitis!
Ein positives Murphy-Zeichen beschreibt den schmerzbedingten reflektorischen Abbruch der
Inspiration während des rechten Oberbauchs palpiert wird.
---Druckschmerz über Epigastrium bzw. rechtem Oberbauch: Bei allen Formen der
symptomatischen Cholelithiasis und auch insb. bei der akalkulösen Cholezystitis möglich
---Abwehrspannung und Resistenzen: Hinweis auf eine Peritonitis (bei Cholezystitis oder
Cholangitis), Hinweis auf komplizierten Verlauf und dringliche Therapieindikation!
Abdomensonografie:
Abdomensonografie ist Mittel der 1. Wahl!
---Beurteilung: Intra- und extrahepatische Gallenwege, Gallenblase und ggf. darstellbare
Konkremente
---Hohe Sensitivität und Spezifität: Cholezystolithiasis >95%, Cholezystitis >80%
Bei Cholezystitis:
Wandverdickung >3mm
Dreischichtung der Wand (entzündungsbedingte Wandödeme und Flüssigkeitseinlagerung),
ggf. mit umgebender freier Flüssigkeit
Vergrößerung der Gallenblase
Konkremente
Bei Choledocholithiasis:
DHC-Durchmesser >=7mm (Ductus hepatocholedochus)
Erweiterte intrahepatische Gallenwege
Gangkonkremente
Bei Cholangitiis:
Gallenwege auffällig wie bei Choledocholithiasis
Labordiagnostik:
---Allgemeine Parameter: Blutbild, Kreatinin, Natrium, Kalium, (Calcium, Phosphat)
---Leberwerte und Cholestasezeichen: AST, ALT, GGT, AP, Bilirubin, Lipase
---Hämolyseparameter: LDH
---Entzündungszeichen: CRP, (PCT)
---Gerinnungsstatus: Quick, PTT
72
** Zusammenschau der Befunde aus klinischem Bild, Sonografie und Laborwerten erlaubt
fast immer die richtige Diagnosestellung!
Erweiterte Diagnostik: Endosonografie, MRT, CT-Abdomen
Allgemeines Vorgehen
---Nahrungskarenz
---Spasmolytika (z.B. Butylscopolamin)
---Analgetika (z.B. Metamizol)
Spezifisches Vorgehen
Neben den allgemeinen Maßnahmen sind je nach zugrunde liegender Pathologie
unterschiedliche therapeutische Maßnahmen empfohlen.
73
OP-Standardverfahren: Laparoskopische Cholezystektomie
Kontraindikationen:
---Absolut: Gallenblasenkarzinom
---Relativ: Blutgerinnungsstörung
ERCP-Vorgehen
1.Kontrastmitteldarstellung der Gallenwege und/oder Pankreasgänge nach endoskopischem
Aufsuchen und Sondieren der Papilla duodeni major
2.Röntgen-Durchleuchtung mit Lokalisation pathologischer Prozesse: Gangkonkremente
zeigen sich als Kontrastmittelaussparung
3.Endoskopische Papillotomie
4.Ggf. Einlage eines die Obstruktion überbrückenden Kunststoff-Stents (zur Sicherung des
Gallenflusses immer anstreben)
5.Steinextraktion: Häufig papilläre Ballondilatation oder Dormia-Körbchen
6. Ggf. Steinzertrümmerung (Lithotripsie): I.d.R. mechanisch oder mit Laser durch einen über
die Papille an das Konkrement geführten Lithotripsie-Katheter
Komplikationen:
Entzündlich;
-----Extremformen der akuten Cholezystitis (hohe Gefahr der Perforation, dringliche
Cholezystektomie-Indikation)
Gallenblasenempyem
Gallenblasengangrän
-----Nach Jahren mit wiederholten subklinischen Entzündungszuständen (Chronische
Cholezystitis)
Porzellangallenblase
Schrumpfgallenblase
----Leberabszess
----Cholangitis und Choledocholithiasis
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„Mechanisch“;
---Gallenblasenperforation
---Gallensteinileus: Mechanischer Ileus bei Obstruktion durch abgegangenen Gallenstein
bzw. durch entzündliche Verwachsung infolge einer Penetration
(Typisches Zeichen: Aerobilie)
---Akute Pankreatitis biliärer Genese
---Papilleninsuffizienz (endoskopische Beurteilung)
----Gallenstein-Rezidiv
*Sowohl bei einer Porzellangallenblase als auch bei einer Schrumpfgallenblase ist das Risiko
für ein Gallenblasenkarzinom wesentlich erhöht!
Appendizitis
Die Appendizitis ist eine Entzündung der Appendix vermiformis (wurmartiges Anhängsel des
Zäkums) und eine der häufigsten Ursachen des akuten Abdomens. Sie tritt vermehrt im
Kindes- und Jugend- bzw. jungen Erwachsenenalter auf. Ätiologisch liegt ihr oft eine
Obstruktion mit Entleerungsstörung der Appendix zugrunde.
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Ätiologie
Mögliche Ursachen für Obstruktion des Appendixlumens :
--Koprolithen
--Lymphatische Hyperplasie
--Benigne/maligne gastrointestinale Tumoren oder Fremdkörper
Klassifikation:
Unkomplizierte akute Appendizitis: Einfache Entzündung der Appendix vermiformis
Katarrhalisch: Hyperämie der Appendix, Ödembildung (reversible Phase)
Seropurulent: Histopathologisch tiefere Ausbreitung der Entzündung in alle
Wandschichten, makroskopisch Rötung und Verdickung
Pathophysiologie:
Obstruktion des Appendixlumens → Entleerungsstörung der Appendix vermiformis,
Sekretstau → Bakterielle Vermehrung, Druck in Lumen und Darmwand ↑ → Inflammation,
Thrombose kleiner Gefäße, Lymphstau → Ischämie mit möglichen Folgekomplikationen
bspw. Nekrose, Gangrän, Perforation, Abszess, Peritonitis, Sepsis
Symptome:
Schmerz ***
Zunächst diffuse epigastrische/periumbilikale Schmerzen (viszeraler Schmerz)
Schmerzwanderung in den rechten Unterbauch nach ca. 4–24 h (somatischer Schmerz)
Objektive Zeichen: Schonhaltung (gebeugte Hüfte), Erschütterungsschmerz (beim Hüpfen)
Vegetative Symptomatik
Übelkeit, Erbrechen
Inappetenz
Wind- und Stuhlverhalt
Fieber, Schüttelfrost
Dysurie (wegen entzündlicher Reizung des Urethers und Translokation von Bakterien)
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***Leitsymptom der Appendizitis sind Schmerzen im rechten Unterbauch!
Diagnostik:
Körperliche Untersuchung:
Abdomenuntersuchung: Auskultation, Palpation, Appendizitiszeichen prüfen
Druckschmerz im rechten Unterbauch
Abwehrspannung (lokalisiert im rechten Unterbauch,
ggf. generalisiert bei diffuser Peritonitis)
Schmerzauslösung durch Erschütterung (Provozierbar bspw. durch Hüpfenlassen auf
einem Bein oder Fallenlassen auf beide Fersen aus dem Zehenspitzenstand)
Flankenklopfschmerz prüfen; Differenzialdiagnostischer Hinweis auf eine urologische
Genese der Beschwerden (Nephrolithiasis, Pyelonephritis)
Inspektion des Skrotums und der Leiste (Ausschluss Hodentorsion, Leistenhernie usw.)
Körpertemperatur messen: Axillo-rektale Temperaturdifferenz ≥1 °C (Dies ist ein typischer
Anhaltspunkt für eine Appendizitis. Normalerweise ist die axillär gemessene Temperatur um
0,5 °C niedriger als die rektal gemessene Körperkerntemperatur. Diese Differenz kann sich
bei Entzündungen im Bauchraum infolge Appendizitis oder Peritonitis vergrößern.)
Appendizitiszeichen
Schmerzhafte Druckpunkte ****
McBurney-Punkt: Punkt auf der Linie zwischen rechter Spina iliaca anterior superior und
Bauchnabel zwischen dem lateralen und mittleren Drittel
Lanz-Punkt: Punkt auf der Linie zwischen beiden Spinae iliacae zwischen rechtem und
mittlerem Drittel
*Der McBurney- und der Lanz-Punkt liegen in einem gedachten Dreieck aus den
Verbindungslinien zwischen rechter Spina iliaca anterior superior, Bauchnabel und Symphyse
(sog. Sherren-Dreieck)!
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Laboruntersuchungen
Entzündungsparameter:
Leukozytose (kann bei älteren Menschen fehlen)
CRP-Erhöhung
Bei Peritonitis: Möglicherweise Leukopenie bzw. Thrombopenie als Zeichen der Sepsis
Urinstatus: Wichtig zur differenzialdiagnostischen Abgrenzung von
Harnwegsinfekten/Harnleitersteinen (Zu beachten: Begleitende Entzündung des rechten
Harnleiters (häufig mit Begleiterythrozyturie) möglich bei Appendizitis)
Blutkulturen: Bei Fieber/Schüttelfrost
Schwangerschaftstest: Bei Frauen im gebärfähigen Alter
Bildgebung
Indikation: Immer vor Einleitung einer Therapie
1. Wahl: Sonografie
---Rasche Diagnosesicherung (Vermeiden von Komplikationen) bzw. Ausschluss einer
Appendizitis (Vermeiden unnötiger Appendektomien)
---Differenzialdiagnostische Abklärung
---Prätherapeutische Klassifizierung in unkomplizierte Appendizitis bzw. komplizierte
Appendizitis
* Ein V.a. akute Appendizitis sollte vor Therapiebeginn sonografisch gesichert werden!
Gelingt dies nicht, sollte alternativ eine Schnittbilddiagnostik erfolgen, bei Schwangeren
und Kindern vorzugsweise eine MRT!
Differenzialdiagnosen:
Gastroenteritis (häufige DD), CED, Divertikulitis
Adnexitis, Extrauteringravidität, Ovarialtorsion
Harnwegsinfekt
*Auch als begleitende Entzündungsreaktion bei Appendizitis möglich.
Ein pathologischer Urinbefund (bspw. Erythrozyturie) schließt Appendizitis nicht aus!
Urolithiasis, Hodentorsion, Epididymitis, Leistenhernie
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Supportive Maßnahmen bei V.a. Appendizitis
----Stationäre Überwachung
---Parenterale Volumenzufuhr mit Vollelektrolytlösung (Kristalloide)
---Analgesie, bspw. mit Metamizol
---Nahrungskarenz (ggf. flüssige Kost)
---Bei Befundverschlechterung oder -persistenz: Zeitnahe explorative Laparoskopie
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CED
Der Morbus Crohn ist eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung unklarer Genese und
befällt meist junge Erwachsene und Kinder mit einem Häufigkeitsgipfel zwischen dem 15.
und 35. Lebensjahr. Während ein diskontinuierlicher Befall des gesamten
Gastrointestinaltrakts möglich ist, stellt das terminale Ileum einen besonders typischen
Manifestationsort dar. Klinisch zeigen sich meist Durchfälle, Gewichtsverlust und
rechtsseitige Unterbauchschmerzen. Weiterhin kann es auch zu extraintestinaler
Manifestation mit Augen-, Gelenk- oder Hautbeteiligung kommen. Die Diagnosestellung ist
meist schwierig, da kein nachweisendes Standardverfahren zur Verfügung steht: Anamnese,
klinische Untersuchung, Labordiagnostik, Bildgebung (z.B. MRT-Sellink), Endoskopie und
Histologie müssen gesammelt betrachtet werden.
Therapeutisch steht im akuten Schub die lokale oder systemische Gabe von Glucocorticoiden
im Vordergrund. Um langfristig den Bedarf von Glucocorticoiden zu senken, erfolgt je nach
Krankheitsintensität eine Remissionserhaltung mit Immunsuppressiva. Da es bei der
Erkrankung häufig zur Ausbildung von Fisteln, Abszessen und Stenosen kommt, müssen
eventuelle infektiös bedingte Komplikationen auch antibiotisch abgedeckt und
gegebenenfalls chirurgisch saniert werden. Eine Heilung ist jedoch durch den
unregelmäßigen Befall des gesamten Gastrointestinalsystems im Gegensatz zur Colitis
ulcerosa nicht möglich. Ziel der Therapie ist deswegen das Verhindern einer Progredienz und
eines Wiederauftretens entzündlicher Schübe.
Epidemiologie:
Häufigkeitsgipfel: 15-35 Lebensjahr.
10% der Erkrankungen manifestieren sich jedoch erst um das 60. Lebensjahr.
Ätiologie: unbekannt
Risikofaktoren: Nikotinkonsum, familiäre Disposition
*Für die Colitis ulcerosa gilt Nikotinkonsum dagegen als protektiver Faktor!
Symptome/Klinik:
Intestinale Symptome:
--meist unblutige, chronische Diarrhö
--Schmerzen im rechten Unterbauch (Ileitis terminalis), evtl. subfebrile Temperaturen
--Tenesmen; schmerzhafter und teilweise von Krämpfen begleiteter Stuhldrang
80
--Konglomerattumor im Unterbauch (Entzündlich bedingte Verwachsung mit Einbeziehung
des Darms. Tastet sich als derbe Resistenz meist rechtsseitig, da der Befall des terminalen
Ileums am häufigsten ist.)
--Anale bzw. perianale Befunde; transsphinktäre/intersphinktäre Fisteln (40%), anorektale
Abszesse, Fissuren
--intestinale Stenosen und Strikturen (Gefahr eines mechanischen (Sub-)Ileus.
--intestinale Fisteln (bei 35% aller Patienten, meist enteroenteral)
*Analfisteln und anorektale Abszesse sind häufig erste Symptome des Morbus Crohn!
Malabsorptionssyndrom:
Je nach befallenem Darmschnitt variiert die Symptomatik.
--Gewichtsverlust
--Wachstumsstörungen bei Kindern
--Anämie (Vitamin-B12 und Eisenmangel)
--durch gestörte Rückresorption von Gallensäuren; Steatorrhö, Mangel an fettlöslichen
Vitameinen, Cholelithiasis, Urolithiasis
Extraintestinale Symptomatik:
--Gelenke: Enteropathische Arthritis
--Auge: Uveitis, Iritis
--Leber/Gallengänge: Primär sklerosierende Cholangitis (seltener als bei Colitis ulcerosa)
--Haut: Erythema nodosum, Pyoderma gangrenosum
--orale Manifestation: Aphthöse Ulzerationen der Mundschleimhaut, Stomatitis
81
Komplikationen bei Morbus Chron:
Fisteln, Abszesse, Fissuren, Stenosen und Strikturen des DarmsàIleus, freie
PerforationàPeritonitis, erhöhtes Karzinomsrisiko
Amyloidose, Osteoporose, Cholelithiasis, Urolithiasis
COLITIS ULCEROSA
Die Colitis ulcerosa (CU) zählt mit dem Morbus Crohn zu den chronisch-entzündlichen
Darmerkrankungen (CED) und tritt meist bei jungen Menschen zwischen dem 20. und 35.
Lebensjahr auf – die Ursache der Erkrankung ist unklar. Klinisch fallen als Leitsymptom meist
blutige, schleimige Durchfälle auf, zudem sind Bauchschmerzen und Fieber typische
Beschwerden. In der Diagnostik zeigen sich neben laborchemisch erhöhten
Entzündungswerten und erhöhten Autoantikörpern (pANCA) oft radiologische Auffälligkeiten
(z.B. eine sonografische Darmwandverdickung). Den Goldstandard stellt jedoch die
Koloskopie dar, in der meist das typische Ausbreitungsmuster mit Beginn im Rektum und
kontinuierlicher Ausbreitung im restlichen Dickdarm imponiert.
Die Therapie der Erkrankung erfolgt bei leichten und mittelschweren Schüben zumeist mit
Aminosalicylaten (5-ASA-Präparate), bei schwereren Schüben kommen auch Glucocorticoide
und Immunsuppressiva zum Einsatz. Bei distaler Kolitis können die Substanzen lokal (per
Klysma oder Schaum) gegeben werden, wohingegen ausgedehnte Befunde systemisch
behandelt werden müssen. Aufgrund des erhöhten Entartungsrisikos (kolorektales
Karzinom) sollten regelmäßige Kontrollkoloskopien durchgeführt werden. Beim Nachweis
von Dysplasien, aber auch bei nicht beherrschbaren Schüben oder dem Auftreten von
Komplikationen (z.B. toxisches Megakolon) kann die Erkrankung durch eine
Proktokolektomie behandelt und sogar geheilt werden.
Symptome/Klinik:
Leitsymptom: Blutige, schleimige Durchfälle
Bauchschmerzen
Tenesmen (schmerzhafter Stuhldrang)
Fieber
Extraintestinale Manifestationen;
--Leber/Gallengänge: Primär sklerosierende Cholangitis (PSC)
--Gelenke: Arthritis, Spondylitis ankylosans, Sakroiliitis
--Hautv: Erythema nodosum, Pyoderma gangraenosum, Pyostomatitis vegetans
--Auge: Iritis, Episkleritis, Uveitis
Ätiologie: unbekannt
Häufigkeitsgipfel: 20-35. Und 60.-80. Lebensjahr
Risikofaktoren: genetische Prädisposition
Komplikationen bei CU: massive Blutungen, Eisenmangel bei chronischer Blutung im Kolon,
Toxisches Megakolon (Lebensbedrochliche Komplikation mit septischem Krankheitsbild),
Perforation, Peritonitis erhöhtes Karzinomsrisiko, Amyloidose.
82
CED-Diagnostik:
1.Basisdiagnostik;
---Blut: erhöhte Entzündungsparameter, ggf. Anämie,
ASCA (Anti-Saccharomyces-cerevisiae-Antikörper) positiv ca. 60% bei Morbus Chron
pANCA (Myeloperoxidase-AK) positiv ca. 60%-70% bei Colitis ulcerosa
---Stuhl; Calprotectin (erscheint bei intestinalen Entzündungsreaktionen im Stuhl,
Sensitivität >90% für MC), alternativ Lactoferrin (Erhöhte Werte im Stuhl zeigen
Entzündungsaktivität),
---Fäkaler okkulter Bluttest (FOBT)
2.Bildgebung;
---Sonografie: ödematöse Verdickung der Darmwand, Kokärden-Phänomen, evtl
Abszess/Fistel
---MRT des Dünndarms nach Sellink (sog. Hydro-MRT od. MRT-Enteroklysma)
---Röntgen mit Doppelkontrasteinlauf bei Colitis ulcerosa: Fahrradschlauch-Aspekt
*Bei akutem Schub besteht eine Gefahr der Perforation durch Koloskopie!
(Vor Koloskopie wird Sonografie empfohlen)
3.Endoskopie;
---Ileokoloskopie mit Stufenbiopsien aus terminalem Ileum, Kolon und Rektum
---ÖGD bei Morbus Chron zur Beurteilung einer möglichen Beteiligung von Ösophagus,
Magen und Duodenum
4.Nachsorge: Regelmäßige Koloskopie zur Kontrolle aufgrund des erhöhten Risikos für ein
kolorektales Karzinom
83
--Schneckenspuren Läsionen;
längliche oder
landkartenartige Ulzera
Histologie --Transmuraler Befall mit --Läsionen auf Mukosa und
tiefen Ulzerationen Submukosa begrenzt
--Granulome mit --Keine Granulome
Riesenzellen
Therapie:
Allgemein: Nikotinkarenz (bei MC), entsprechende Substitution von Vitaminen, Eiweiß usw.
Im akuten Schub: Verzicht auf Ballaststoffe, parenterale Ernährung (vor allem bei
ausgedehntem Dünndarmbefall im Rahmen einem MC)
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KOLOREKTALES KARZINOM
Lokalisation:
--Rektum 50%
--Colon sigmoideum 30%
--Colon transversum und Colon descendens 10%
--Zäkum und Colon ascendens 10%
Ätiologie:
Prädisponierende Faktoren:
----Genetisch; Familiäre Polyposis-Syndrome, Hereditäres nicht-polypöses Kolonkarzinom-
Syndrom (HNPCC)
----Lebensstil, Ernährung; Rauchen, Alkohol, Adipositas, fettreiche, ballaststoffarme
Nahrung, viel rotes oder verarbeitetes Fleisch
----Krankheiten mit erhöhtem KRK-Risiko; kolorektale Adenome, Colitis ulcerosa und
Morbus Crohn, primär sklerosierende Cholangitis, Dm-Typ 2
----Alter: > 40 Jahre
Symptome/Klinik:
* Altersbedingt haben etwa 50% der Patienten mit einem kolorektalen Karzinom gleichzeitig
symptomatische Hämorrhoiden. Rektale Blutabgänge sollten daher immer an ein Karzinom
denken lassen, auch bei bereits diagnostiziertem Hämorrhoidalleiden!
Metastasierung:
Lymphogene Met. à mesenteriale, paraaortale Lymphknoten
Hämatogene Met. à primär in die Leber,
weitere hämatogene Metastasierungsziele; Skelett, Gehirn, Lunge
Metastasierung auch per continuitatem: Infiltration des umgebenden Binde-/Fettgewebes,
ggf. der Nachbarorgane (Harnblase, Dünndarm etc.)
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Diagnostik:
---Digital-rektale Untersuchung
---komplette Koloskopie mit Biopsie (Goldstandard zur Detektion kolorektaler Polypen und
Karzinome)
---Abdomensonografie und Röntgen-Thorax (zur Abklärung von Leber- und
Lungenmetastasen)
--- CEA-Bestimmung als Ausgangswert vor Therapiebeginn
---ggf. CT bei unklaren Befunden, Fernmetastasen- oder Infiltrationsverdacht
---ggf. Endosonografi4 zur Bestimmung der Infiltrationstiefe (bei lokal begrenztem Tumor)
Pathologie:
meist Adenokarzinom (90% aller Kolonkarzinome)
Sonderformen: muzinöses Adenokarzinom, Siegelringzellkarzinom, Plattenephitelkarzinom
usw.
**Entartungsrisiko des Adenoms abhängig von dessen Größe (>1 cm), Dysplasiegrad,
histologischer Typ (villös>tubulovillös>tubulär), Anzahl der Adenome (>=3), Lebensalter.
Therapie:
Primäre OP (nach Stadien endoskopische Resektion oder radikale chirurgische Resektion)
und ggf. adjuvante Chemotherapie
Prävention:
---Nicht-Risikopersonen;
Alter>50 J; jährlich Stuhltest auf okkultes Blut
Alter> 55J; Koloskopi+DRU (alle 10 Jahre) oder Sigmoidoskopie (alle 5 Jahre)
---Risikopersonen: Verwandte ersten Grades von Patienten mit kolorektalem Karzinom:
Komplette Koloskopie idealerweise 10 Jahre vor dem Alterszeitpunkt des Auftretens des
Karzinoms beim Indexpatienten, spätestens jedoch im Alter von 40–45 Jahren.
Epidemiologie:
Bei ca. 30% der Menschen >60 Jahren
Kolorektale Polypen sind zu 70% Adenome
Ätiologie:
---Neoplastisch; häufig (70-80%), bspw. Adenom, Lipom, Karzinom
---Nicht-neoplastisch; bspw. Hamartom, entzündlicher oder hyperplastischer Poly
86
Symptome/Klinik:
Meistens asymptomatischer Zufallsbefund
Evtl. schleimiger, blutiger Stuhl
Evtl. Stuhlveränderungen (Obstipation oder Diarrhö)
Risikofaktoren:
Zunahme mit dem Lebensalter, familiäre Disposition
ungünstige Ernährung (viel rotes Fleisch, wenig Ballaststoffe), Bewegungsmangel, Adipositas,
Rauchen, Alkoholkonsum, chronische Obstipation
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Symptome/Klinik:
Divertikulose: meist asymptomatisch, evtl. linksseitige Unterbauchschmerzen oft in
Verbindung mit Änderung des Stuhlgangs
Divertikulitis:
Akute, progrediente Schmerzen im linken Unterbauch (sog. Linksappendizitis;
Sigmadivertikulitis)
Sonderfälle: Zäkumdivertikulitis (Schmerz im rechten Unterbauch)
Fieber
Stuhlveränderungen (Obstipation/Diarrhö)
Blut im Stuhl, Flatulenz, Übelkeit, Erbrechen
KU: Evtl. lokalisierte Druckschmerzhaftigkeit mit ggf. walzenförmiger Resistenz im linken
Unterbauch
Abdomen-Sono, CT+KM
Immer Koloskopie zum Ausschluss eines Kolonkarzinoms: Im entzündungsfreien Intervall
nach Abklingen der Akutsituation (i.d.R. nach 6–8 Wochen)
* Eine Koloskopie sollte in der Akutphase einer Divertikulitis wegen der Perforationsgefahr
vermieden werden!
Klassifikation:
Stadium 0: asymptomatische Divertikulose
Stadium 1: akute unkomplizierte Divertikelkrankheit/Divertikulitis
Stadium 2: akute komplizierte Divertikulitis
Stadium 3: chronische Divertikelkrankheit
Stadium 4: Divertikelblutung
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LEBERZIRRHOSE
Ätiologie:
--Toxisch:
Äthyltoxisch (Alkoholtoxischer Leberschaden; häufigste Ursache chronischer
Lebererkrankungen)
Nicht-alkoholische Fettlebererkrankung
Medikamentös (Amiodaron, Zytostatika wie z. B. Methotrexat)
--Entzündlich:
Virushepatitis B, C, D
Primär biliäre Cholangitis, Primär sklerosierende Cholangitis, Autoimmenhepatitis
--Stoffwechselerkrankungen:
Hämochromatose, Morbus Wilson, Alpha1-Antitrypsin-Mangel
---kryptogene Leberzirrhose:
Leberzirrhosen, deren Ätiologie nach ausreichender Diagnostik unklar verbleibt
Klassifikation:
Anhand der Child-Pugh-Klassifikation kann die Prognose einer Leberzirrhose eingeschätzt
werden.
--Albuminkonzentration im Serum
--Bilirubinkonzentration
--Quick-Wert in % (eine Umrechnung der Thromboplastinzeit (TPZ))
--Aszites (sonografisch)
--Hepatische Enzephalopathie
Pathophysiologie:
1.Auslösende Noxe → Aktivierung/Einwanderung eines Entzündungsinfiltrats → Untergang
von Hepatozyten und überschießende, bindegewebige Reparaturvorgänge
2. Anhaltende Einwirkung der Noxe → Zirrhotischer Umbau
----Unterbrechung der Gallekanälchen sowie der Sinusoide → Portale Hypertension
----Intrahepatische Shuntbildung → Minderdurchblutung der Leber
----Leberfunktionsstörung (exokrin und metabolisch):
Gerinnungsfaktoren↓ → Blutungsneigung
Eiweiße↓ (insb. Albumin↓) → Aszites
Gallensäuren↓ → Aufnahme fettlöslicher Vitamine↓
Transportproteine↓ für Hormone
Globuline↓ (außer γ-Globuline), Cholinesterase↓
Harnstoff↓ → Ammoniak↑ → Hepatische Enzephalopathie
Gluconeogenese↓ sowie Glykogenspeicherung↓
Arzneimittelmetabolisierung /Entgiftung↓ → Kumulation toxischer Stoffe
Bilirubin-Glucuronidierung↓ → Hyperbilirubinämie, Ikterus
Gesteigerte Insulinresistenz → Hepatogener Diabetes mellitus
Hydroxylierung von Vitamin D3↓ → Sekundärer Hyperparathyreoidismus
Störung des Lipid- und Lipoproteinstoffwechsels
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Symptome/Klinik: ****
----Leberhautzeichen
Lacklippen, Lackzunge (Atrophie der Zungenpapillen)
Teleangiektasien: (Am häufigsten als Spider naevi; sternförmig erweiterte arterielle Gefäße
an lichtexponierter Haut und oberem Rumpf)
Periumbilikale Erweiterung der subkutanen Venen: „Caput medusae“
Palmar- und Plantarerythem
Milchglasnägel/Weißnägel (Trübe Weißverfärbung der Fingernägel mit Rillenbildung)
Uhrglasnägel
Dupuytren-Kontraktur
Generell: Pergamentartige Hautatrophie
----Hormonstörungen
Gynäkomastie, Bauchglatze und Brustglatze
Libido-/Potenzstörungen
Amenorrhö
90
Diagnostik
Therapie:
1.Allgemeine Maßnahmen:
----Behandlung einer auslösenden Grunderkrankung
----Alkoholabstinenz
----Vermeidung lebertoxischer Medikamente
----Ausgewogene, kalorisch ausreichende Kost, keine Eiweißrestriktion
2.Medikamentöse Maßnahmen zur Therapie der Leberzirrhose:
---Senkung des portalen Drucks bei Nachweis von Ösophagusvarizen bzw. klinischer
Erscheinung der portokavalen Anastomosen: Nicht-selektive Betablocker, z.B. Propranolol
----Aszitestherapie und Therapie der oft begleitenden generalisierten Ödeme bei
Hypalbuminämie: Spironolacton, ggf. + Schleifendiuretikum (Furosemid)
---Bei Mangel an Gerinnungsfaktoren, ggf. kombiniert mit Thrombozytopenie →
Koagulopathie mit Auftreten einer diffusen Blutungsneigung: Vitamin K substituieren
3.Interventionell: TIPS-Anlage (Transjugulärer intrahepatischer portosystemischer Shunt)
4.Operativ: Lebertransplantation
Komplikationen:
Dekompensierte Leberzirrhose
Definition: Situative Verschlechterung der Leberfunktion im Rahmen einer Leberzirrhose,
klinisch fassbar durch Auftreten oder Exazerbation von Komplikationen wie Aszites, Ikterus,
Enzephalopathie oder Ösophagusvarizenblutung.
Manifestationen:
-----Direkte Folgen einer portalen Hypertension:
Ösophagusvarizenblutung
Aszites und Folgezustände wie die spontane bakterielle Peritonitis
-----Metabolische Komplikationen bzw. assoziierte Organfehlfunktionen:
Ikterus bzw. dessen Exazerbation
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Hepatische Enzephalopathie
Hepatorenales Syndrom
Hepatopulmonales Syndrom
Infektneigung (insb. SBP)
Verdünnungshyponatriämie
92
HERPES ZOSTER
Dem Herpes zoster (Gürtelrose oder häufig verkürzt Zoster) liegt die Reaktivierung einer
Varizelleninfektion zugrunde, da das Virus nach einer Primärinfektion im Kindesalter (in
Form von Windpocken) lebenslang in den Hirn- und Spinalganglien persistiert.
Eine Reaktivierung kann durch Stress oder Immunschwäche ausgelöst werden und tritt als
schmerzhafte unilaterale und dermatombezogene Hautrötung mit Bläschen in Erscheinung.
Durch den Einsatz von antiviralen Medikamenten (insb. Aciclovir) kommt es i.d.R. zu einer
folgenlosen Ausheilung. Mögliche Komplikationen sind eine Enzephalitis oder insb. bei
älteren Menschen eine (oft lebenslang anhaltende) schmerzhafte Post-Zoster-Neuralgie.
Befällt das Virus die Hirnnerven, kann es beim Zoster ophthalmicus zu Visusverlust und beim
Zoster oticus zu Fazialisparese und Schwerhörigkeit kommen. In diesen Fällen ist eine
schnelle Einleitung der antiviralen Therapie besonders wichtig.
Epidemiologie:
Alter: In jedem Alter möglich, insb. Menschen >50 Jahre betroffen
Ätiologie:
Erreger: Varizella-Zoster-Virus (VZV) = Humanes Herpesvirus 3 (HHV-3)
Reservoir: Mensch (einzig bekanntes Reservoir)
Primärinfektion: Windpocken mit lebenslangem Persistieren des Virus in den Spinal-
bzw. Hirnganglien
Reaktivierung: Herpes zoster infolge einer (oft passageren) Immunschwäche
Übertragung: Nur Schmierinfektion (Kontakt zu erregerhaltigem Bläscheninhalt:
direkt von Mensch zu Mensch oder indirekt über Gegenstände)
*Personen, die keine Windpockenerkrankung durchgemacht und keine Impfung erhalten
haben, können angesteckt werden und an Windpocken erkranken
*Herpes zoster bekommt man nie durch Ansteckung, sondern immer durch Reaktivierung
einer vorangegangenen VZV-Infektion (Windpocken) oder VZV-Impfung.
*Eine diaplazentare Übertragung auf das Ungeborene erfolgt bei Herpes zoster der
Schwangeren nicht.
Infektiosität: Von Exanthembeginn bis etwa 5–7 Tage danach („bis das letzte
Bläschen verkrustet ist“)
*Geringere Kontagiosität als bei der Primärinfektion mit Windpocken, da nur das
Bläschensekret infektiös ist
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Pathophysiologie:
Erstinfektion in Form von Windpocken → Wahrscheinlich gelangt das Virus neurogen von
der Haut in die Hirn- und Spinalganglien → Lebenslanges Verbleiben in den Ganglien →
Reaktivierung bei (passagerer) Immuninsuffizienz → Viren gelangen über die sensiblen
Nerven an die Hautoberfläche, vermehren sich dort und verursachen am entsprechenden
Dermatom den Herpes zoster in Form multipler uniformer Bläschen (Anders als bei der
Windpockeninfektion sind die Bläschen alle im gleichen Stadium.)
Symptome/Klinik: ******
----Reduzierter Allgemeinzustand und Fieber
----Lokalbefund dermatombezogen: Meist 1–3 Dermatome auf einer Körperhälfte
(unilateral), in 75% thorakal
----Starke Schmerzen (akute Neuritis)
----Parästhesien und Allodynie (Schmerzen bei Berührung)
----Seltener motorische Ausfälle
----Ca. 4 Tage nach Krankheitsbeginn: Erythem mit uniformen Vesikeln und Papeln
Sonderformen:
Zoster sine herpete: Fehlen von Läsionen
Zoster duplex: Beidseitiger Befall bzw. Überschreiten der Mittellinie
Zoster gangraenosus: Nekrotisieren der Läsionen
Zoster generalisatus: Generalisierte Läsionen, ggf. sekundär hämatogene Streuung und
Organmanifestationen
Zoster ophthalmicus: Zoster des Auges mit Befall des N. ophthalmicus
Zoster oticus: Zoster des Ohrs, ggf. mit Befall des N. vestibulocochlearis und/oder N. facialis
Zoster genitalis: Zoster im Genitalbereich mit Befall von regionalen Nerven
Diagnostik: ***
Typische Anamnese und Klinik i.d.R. ausreichend
KU, Labor (BB, BSG, CRP, Nierenwerte, Leberwerte), routinemäßig EKG
Ggf. Diagnosesicherung:
---- VZV-PCR: Bei Immungeschwächten und Schwangeren: Bläschensekret, bei V.a.
Enzephalitis: Liquor
----Antigennachweis aus Bläschensekret/Abstrich
----Serologie: VZV-spezifische Antikörper: Serum / Liquor, Avidität von Anti-VZV-IgG:
Unterscheidung Primärinfektion (Varizellen) vs. Herpes zoster
++++Serologie HBC, HCV, HIV und ggf. weitere Maßnahmen zum Ausschluss einer Malignität
Therapie:
Analgetische Therapie: Ibuprofen oder Paracetamol, ggf. plus Tramadol bei Erwachsenen
Antivirale Therapie: Aciclovir (800 mg p.o. 1-1-1-1-1, Dauer 7 Tage)
Bei Superinfektion: Cefuroxim p.o.
Therapiebeginn: Eine systemische antivirale Therapie sollte innerhalb von 2–3 Tagen nach
Beginn der ersten Symptome begonnen werden, um die Erkrankungsdauer und die
Schmerzen zu verringern.
94
Eine antivirale Therapie sollte immer erfolgen bei:
Personen >50 Jahre
Kompliziertem Verlauf
Chronischen Hautkrankheiten, z.B. atopischer Dermatitis
Dauertherapie mit Steroiden oder Salicylaten
Post-Zoster-Neuralgie:
persistierende Schmerzen (>3 Monate) nach Abheilung der Hauteffloreszenzen
Schmerzen bei Berührung (Allodynie)
Akute Attacken bohrender Schmerzen im Bereich des Nervens
Epidemiologie: 10-15% aller Fälle mit Herpes zoster, insb. bei älterem Menschen (>60J)
Diagnostik: Klinik+ entsprechende Anamnese
Therapie:
Anfallssuppressiva (Pregabalin, Gabapentin),
Trizyklische Antidepressiva (z.B. Amitryptilin),
bei starken Schmerzen: Opioide,
TENS (Transkutane elektrische Nervenstimulation)
VZV-Prävention:
---Varizellen-Lebendimpfstoff (Standartimpfung im Alter von 11 und 15 Monaten)
---Zoster-Totimpfstoff (Standartimpfung ab 60 J, bei schwerer Grunderkrankung ab 50 J)
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UROLITHIASIS
Die eiweißreiche Kost führt durch höhere Calcium-, Harnsäure- und Oxalatausscheidungen
über den Urin dazu. Weitere Ursachen sind insbesondere in pathologisch veränderten
Stoffwechselvorgängen (z.B. Hyperparathyreoidismus) zu finden.
Das potenziell äußerst schmerzhafte Krankheitsbild macht sich durch Koliken entlang des
gesamten Urogenitaltraktes bemerkbar. Einen wegweisenden Befund stellt die Hämaturie
dar. Neben der symptomatischen Therapie mit Analgetika und Spasmolytika steht die
Rezidivprophylaxe im Vordergrund. Günstig ist grundsätzlich eine reichliche
Flüssigkeitszufuhr sowie die Anpassung der Ernährung.
Bleibt ein spontaner Steinabgang aus oder ist er aufgrund der Größe oder Lage des
Konkrements unwahrscheinlich, so ist eine interventionelle Steintherapie notwendig.
Epidemiologie:
Häufigkeitsgipfel: 30.–60. Lebensjahr
Geschlecht: ♂ > ♀
** Beginn der Symptome häufig nach Übertritt des Steines in den Ureter.
Allgemeine Symptomatik:
Unruhe,
Fieber, Dysurie, ggf. Schüttelfrost àDringender V. a. komplizierte Urozystitis!
Ggf. Makrohämaturie (Infolge von Schleimhautverletzungen durch scharfkantige
Konkremente)
Abdominelle Symptomatik:
Kolikartige Schmerzen (Flanke und Abdomen)
Mögliche Schmerzausstrahlung in Unterbauch, Leiste, Labien oder Hoden
Ggf. klopfschmerzhafte Nierenlager
Übelkeit und Erbrechen
Paralytischer Subileus möglich (reflektorisch)
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Diagnostik:
KU, Labor Untersuchung, Urindiagnostik (Mikrohämaturie, Hinweise auf Harnwegsinfekt wie
Leukozyturie, positives Nitrit)
Bildgebung: Obligat bei V.a. Urolithiasis *****
1. Sonografie (klinisch meist Methode der 1. Wahl): Darstellung von Konkrementen
und sekundärer Stauung, Ausschluss von Differenzialdiagnosen
-----Nierensteine: Echoreich, echofreier Schallschatten
-----Harnleitersteine: Meist nicht direkt darstellbar (bis auf nahe der Blase und nahe der
Niere gelegene Konkremente), jedoch indirekte Hinweise (Stauung)
Differenzialdiagnosen:
Akute Appendizitis (wichtig!), Divertikulitis
Adnexitis, Extrauteringravidität
Pyelonephritis, Urozystitis
Therapie:
1.Konservative Therapie:
Indikation: Bei Uretersteinen ≤5 mm kann bei komplikationslosem Verlauf unter
konservativen Maßnahmen ein spontaner Abgang abgewartet werden.
Maßnahmen:
----Analgesie:
Metamizol i.v. (1.Wahl bei starken Schmerzen),
Diclofenac (bei moderaten Schmerzen)
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2.Interventionelle Therapie
* Sowohl nach konservativer als auch nach operativer Therapie sind radiologische
Verlaufskontrollen indiziert!
Komplikationen:
--Pyelonephritis und Urosepsis
--Harnstauung mit möglicher Infektion des gestauten Urins (infizierte Harnstauungsniere)
--Fornixruptur: Einreißen des Nierenbeckens durch Druckerhöhung im Kelchsystem mit
Austritt von Urin (Diagnostik: Steinnachweis sowie retroperitoneale, perirenale
Flüssigkeitsansammlung in der Abdomen-CT)
HARNWEGSINFEKTIONEN
Einteilung der Harnwegsinfektionen (HWI):
Nach Lokalisation bzw. Organbeteiligung; ***
---Obere Harnwegsinfektion: Pyelonephritis
---Untere (oder ableitende) Harnwegsinfektion
Urozystitis: Entzündliche Infektion der Harnblase (häufigste Lokalisation einer HWI)
Urethritis: Entzündungen der Harnröhre
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Urozystitis:
Erreger: E.coli ca. 80% der Erreger
(weitere; Proteus, Klebsiella, Enterokokken, Staphylokokken, Ureaplasma)
Prädisponierende Faktoren: weibliches Geschlecht (kurze Harnröhre), Geschlechtsverkehr,
transurethraler Dauerkatheter, Diabetes mellitus, Anomalien des Harntrakts
Symptom: Dysurie, Algurie, Strangurie,Pollakisurie, Hämaturie
Ungewollter Urinverlust durch Drangsymptomatik möglich
Suprapubische Schmerzen
Diagnostik: Urin-Stix (Leukozyturie, Hämaturie, Nitrit positiv), Urin-Mikroskopie,
ggf. Urinkultur (Jeder Verdacht einer HWI außer Frauen mit unkomplizierter Zystitis)
ggf. Sonografie, Zystoskopie (bei komplizierter Zystitis)
Therapie: erhöhte Trinkmenge, Antibiotika
---unkomplizierte Urozystitis bei nicht-schwangeren Frauen:
1. Wahl: Fosfomycin-Granulat (einmalig)
2. Wahl; Nitrofurantoin oder Fluorchinolone
---Urozystitis in der Schwangerschaft: Cefuroxim, Amoxicillin
---Empirische Therapie komplizierter HWI: Amoxicillin od. Cefuroxim + Gentamicin
Komplikationen: Pyelonephritis, Epididymitis, Prostatitis
PYELONEPHRITIS
Eine Pyelonephritis ist die bakterielle Entzündung der Nierenbeckenstrukturen und geht
i.d.R. mit Fieber, Flankenschmerzen und Nierenlagerklopfschmerz einher.
Epidemiologie:
Geschlecht: ♀ > ♂
* Frauen sind aufgrund der anatomischen Verhältnisse (kurze Harnröhre) bei Zystitis und
Pyelonephritis häufiger betroffen.
*Meist gehen bakterielle Infekte der Harnblase (Urozystitis) voraus.
Erreger: Escherichia coli (ca. 70% der Fälle), Proteus mirabilis, Klebsiellen
Symptome/Klinik:
Fieber, Schüttelfrost (Undulierendes Fieber unter/trotz antibiotischer Therapie)
Flankenschmerzen, meist einseitig
Dysurie (erschwerte und ggf. schmerzhafte Blasenentleerung)
Diagnostik:
99
2.Laboruntersuchungen
----Urin-Stix: Meist Leukozyturie und Mikrohämaturie
----Urinkultur zum Keimnachweis mit Resistogramm
----Blutuntersuchung: Entzündungsparameter, Retentionsparameter (Kreatinin,Harnstoff,
Harnsäure, Cystatin C), Blutkultur
3.Sonografie der Nieren und der Harnblase: vergrößerte, im Parenchym aufgelockerte, gut
atemverschiebliche Niere
Pathologie:
Destruktive interstitielle Nephritis: Eitrige Entzündung des Interstitiums mit Destruktion des
Parenchyms, der Nierentubuli und manchmal des Nierenbeckens.
Therapie:
**Die Diagnosestellung einer Pyelonephritis rechtfertigt immer den Einsatz einer
antibiotischen Therapie!
Fluorchinolone (Ciprofloxaxin/Levofloxacin)à 1. Wahl der unkomplizierten Pyelonephritis
Cefotaxim oder Ceftriaxson (unkomplizierte Pyelonephritis mit schwerem Verlauf)
Amoxicillin/Clavulansäure+Gentamicin (komplizierter Infektion)
Darreichungsform: Je nach Schweregrad der Infektion p.o. oder i.v.
**Bei Harnverhalt, Restharn oder Pyurie: Einlage eines transurethralen Dauerkatheters zur
sicheren und prompten Harnableitung
Komplikationen:
Chronifizierung;
---Rezidivierende bakterielle Pyelonephritiden
---Schrumpfniere (Nephrosklerose)
---Terminale Niereninsuffizienz bei beidseitigem Befall, Einzelniere oder anderer Pathologie
der kontralateralen Niere
Urosepsis: Lebensbedrohliche Organdysfunktion infolge einer dysregulierten Immunantwort
auf eine Harnwegsinfektion.
100
HYPERURIKÄMIE UND GICHT
Gicht gehört zu den Kristallarthropathien und ist eine Wohlstandserkrankung. Bei hohen
Harnsäurespiegeln (Hyperurikämie) lagert sich das Salz der Harnsäure in Form von
Uratkristallen insbesondere in den Gelenken ab. Die Wahrscheinlichkeit eines Gichtanfalls
steigt dabei mit der Höhe des Harnsäurespiegels im Blut. Hauptmanifestationsort des sehr
schmerzhaften akuten Gichtanfalls ist das Großzehengrundgelenk (Podagra). Medikamente
der 1. Wahl im akuten Gichtanfall sind NSAR zur Entzündungs- und Schmerzreduktion, im
weiteren Verlauf Allopurinol zur Harnsäuresenkung.
Hyperurikämie: Erhöhter Wert der Serum-Harnsäure ≥6,5 mg/dL (390 μmol/L) gemäß
biochemischer Definition.
Gicht: Klinische Manifestation einer Hyperurikämie mit Ausfällung von Salzen der Harnsäure
(Uratkristalle) an verschiedenen Körperstellen (symptomatische Hyperurikämie)
* Insb. prämenopausal sind Frauen aufgrund der höheren Östrogenspiegel deutlich seltener
betroffen. Östrogene fördern die renale Harnsäureausscheidung und schützen somit vor
einer Hyperurikämie.
Ätiologie:
*Harnsäure ist ein Abbauprodukt von Purinen, das zu 80% über die Nieren ausgeschieden
wird. Purine werden über die Nahrung aufgenommen oder entstehen beim Zerfall
körpereigener Zellen.
1.Primäre Hyperurikämie: ist genetisch determiniert und in ca. 90% der Fälle
ursächlich für eine Hyperurikämie.
----Störung der tubulären Harnsäureausscheidung (ca. 99% der primären Hyperurikämien)
Genetische Disposition
Manifestation bei purinreicher Ernährung, Überernährung und vermehrtem Konsum
von Alkohol und fructosehaltigen Getränken
Oft in Verbindung mit metabolischem Syndrom
---Überproduktion von Harnsäure (ca. 1% der primären Hyperurikämien)
Aufgrund eines Enzymmangels (Lesch-Nyhan-Syndrom)
* Die primäre Hyperurikämie ist eine genetische Erkrankung, die durch Fehlernährung
aggraviert wird!
101
---Vermehrte Harnsäurebildung durch Zelluntergang
Rascher Zerfall von Tumorzellen (Tumorlysesyndrom)à vor allem bei Leukämie
Hämolytische Anämie
Systemerkrankungen wie Psoriasis
Chirurgische Eingriffe
Pathophysiologie:
Plötzlicher Anstieg der Harnsäurekonzentration oder Überschreiten der Löslichkeitsgrenze
von Harnsäure → Ausfallen von Uratkristallen → Einwandern von neutrophilen Granulozyten
→ Phagozytose der Uratkristalle und Freisetzung lysosomaler Entzündungsmediatoren und
Anreichern von Lactat → Kristallinduzierte Synovitis und pH-Wert↓ → Löslichkeitsgrenze
von Harnsäure↓ → Uratkristalle fallen vermehrt aus.
*** Eine Hyperurikämie ist für das Auftreten eines akuten Gichtanfalls nicht obligat. Es
genügt auch ein plötzlicher Anstieg der Harnsäurekonzentration!
Symptome/Klinik:
1.Akuter Gichtanfall (Arthritis urica)
***Klinik: schmerzhafte Monarthritis (oft Ruheschmerz) mit Ergussbildung und lokalen
sowie ggf. systemischen Entzündungszeichen
---Podagra: Entzündung des Großzehengrundgelenks (etwa 60% der Fälle)
---Sprunggelenk und Fußwurzel (15%)
---Gonagra: Entzündung des Knies (10%)
---Chiragra: Entzündung der Hand-und Fingergelenke, insb. des Daumengrundgelenks (5%)
Weitere Lokalisationen: Übrige Zehengelenke, Handgelenk, Ellenbogengelenk
Verlauf:
Typischerweise nachts auftretend
Abklingen nach wenigen Tagen
Im Verlauf rezidivierend mit beschwerdefreien Intervallen
2.Chronische Gicht
Heutzutage seltenes Krankheitsbild, das nur auftritt, wenn keine adäquate Therapie erfolgt.
---Chronische Gichtarthropathie: Wiederkehrende Gichtanfälle und die Ablagerung von
Uratkristallen in Gelenknähe führen zu einer fortschreitenden Gelenkdestruktion
---Gichttophi: Uratablagerungen innerhalb und außerhalb der Gelenke
Weichteiltophus: Uratablagerung in Ohrmuschel, Subkutis, Sehnenscheiden und
Schleimbeuteln (Multiple, schmerzlose, harte, weißlich durchschimmernde Knoten)
Knochentophus: Uratablagerung im Knochen
---Renale Manifestationen: Urat-Nephrolithiasis, Uratnephropathie
102
Diagnostik:
*Die Diagnose eines Gichtanfalls wird in der Regel anhand der Anamnese und Symptomatik
gestellt.
----Gelenkpunktion mit Synovialanalyse
Indikation: Verdacht auf akuten Gichtanfall, insb. bei unklarer Differenzialdiagnose
Befunde: Leukozytose, Nachweis negativ doppelbrechender Natriumuratkristalle in der
Polarisationsmikroskopie
----Bildgebung;Konventionelles Röntgen
Indikation: Gelenkpunktion nicht möglich, weitere Sicherung der Diagnose,ggf. Feststellung
von Gelenkschädigungen bei chronischen bzw. rezidivierenden Formen
Akuter Gichtanfall: Unauffällig
Chronische Gicht: Röntgendichte Weichteilschatten (Uratablagerungen in Weichteilen),
Lochdefekte (Osteolysen) und Tophusstachel
---- Bestimmung der Serumharnsäurespiegel
Bei ⅓ der Patienten im akuten Anfall nicht erhöht
Falls erhöht: Zusätzlicher diagnostischer Hinweis auf Gicht als Ursache der Beschwerden
THERAPIE
Allgemeine Maßnahmen bei Hyperurikämie:
----Normalisierung des Körpergewichts
----Purinarme Kost (<300 mg Purin pro Tag)
----Reduktion des Alkoholkonsums und fructosehaltiger Getränke
----Ausreichend hohe Flüssigkeitszufuhr (mind. 1,5 Liter pro Tag)
----Ggf. medikamentöse Harnsäuresenkung
-----Lokale Kryotherapie: Kälte ist zwar ein Risikofaktor für das Ausfallen von
Harnsäurekristallen und damit für das Auftreten eines Gichtanfalls, in der Akuttherapie
überwiegt jedoch deutlich der Nutzen der Kälteanwendung, die eine Herabsetzung der
nervalen Aktivität (Schmerzhemmung) sowie eine Hemmung der Ödembildung bewirkt.
-----medikamentöse Harnsäuresenkung:
Indikation:
àmind. ein gesicherter Gichtanfall
àchronische Gichtarthritis
àanamnestisch Gichtanfälle + Hyperurikämie
Therapeutisches Ziel: klinische Remission, Serumhernsäure < 6 mg /dL
103
1.Wahl: Urikostatika wie Allopurinol, Febuxostat
2.Wahl: Urikosurika wie. Benzbromaron, Probenecid
*Bei Therapiebeginn medikamentöser Harnsäuresenkung ist die Auslösung eines Gichtanfalls
möglichà Zu Beginn Anfallsprophylaxe mit Colchicin in niedriger Dosierung
**Bei einem akuten Gichtanfall sind NSAR wie Diclofenac, Indometacin, Ibuprofen oder
Naproxen indiziert, nicht jedoch Salicylate (wie ASS), da diese die renale Uratausscheidung
verringern!
Komplikationen:
----Urat-Nephrolithiasis
----Gichtnephropathie (chronische Uratnephropathie): Chronische interstitielle Nephritis
durch Ablagerungen von Natriumurat-Kristallen im Interstitium
Klinik: Hypertonie, Gefahr der progredienten Niereninsuffizienz
----Akute Uratnephropathie: Akute Verlegung der Nierentubuli und Ureteren durch große
Mengen Harnsäure
Ätiologie: Rasche Erhöhung der Serumharnsäure bzw. rascher Anstieg der renalen
Harnsäureausscheidung bspw. im Rahmen eines Tumorlysesyndroms oder zu Beginn einer
urikosurischen Therapie.
Klinik: Akute Nierenschädigung
----Erhöhtes Risiko für:
Metabolisches Syndrom
Diabetes mellitus
Arterielle Hypertonie
Chronische Niereninsuffizienz
Vermutlich kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität
**Chondrokalzinose (Pseudogicht):
Anfallsartige Gelenkentzündung durch Ablagerung von Calciumpyrophosphatkristallen
Ätiologie: Größtenteils idiopathisch im Alter auftretend, mitunter familiäre Genese
Sekundäre Form: Hyperparathyreoidismus, Hämochromatose
Klinik: Häufig asymptomatisch
----Akut: Pseudogichtanfall mit akuter Mono- oder Polyarthritis
----Chronisch: Gelenkschmerzen ähnlich einer rheumatoiden Arthritis/Arthrose
Hauptmanifestationsort: Knie- und Handgelenk, aber auch Hüfte und Sprunggelenk
Diagnostik:
Röntgen: Verkalkung des Knorpels im betroffenen Gelenk
Polarisationsmikroskopie: Nachweis von CPPD-Kristallen
Therapie: Symptomatisch (NSAR, Glucocorticoide, Colchicin)
104
HYPOTHYREOSE
Epidemiologie:
Geschlechterverhältnis: ♀ > ♂ (4:1)
Prävalenz: Ca. 1% der Bevölkerung
Prävalenz der latenten Hypothyreose: 3–10%, ♀ > ♂
Inzidenz: Mit dem Alter zunehmend, insb. ≥50 Jahre
Ätiologie:
1. Primäre Hypothyreose
Häufigste Ursache: Autoimmune Genese (i.d.R. Hashimoto-Thyreoiditis)
Iatrogen (Radioiodtherapie, Thyreostatika, Amiodaron, Lithium)
Extremer Iod- oder Selenmangel (äußerst selten in Deutschland)
2. Sekundäre Hypothyreose
Hypophysenvorderlappeninsuffizienz → Mangel an TSH
3. Tertiäre Hypothyreose
Hypothalamische Insuffizienz (TRH-Mangel)
Pathophysiologie:
1. Primäre Hypothyreose: Periphere Störung (Bildungsstörung oder Sekretionsstörung)
→ T3/T4↓ (fehlende Bildung) → TSH↑ (kompensatorischer Anstieg)
2. Sekundäre Hypothyreose: Hypophysäre Störung → TSH↓ → T3/T4↓
3. Tertiäre Hypothyreose: Hypothalamische Störung → TRH↓ → TSH↓ → T3/T4↓
105
Symptome/Klinik:
*Die Symptomatik der Hypothyreose ist relativ unspezifisch und entwickelt sich i.d.R.
schleichend.
-----Allgemeinsymptome:
Gesteigerte Ermüdbarkeit, schnelle Erschöpfung, Verlangsamung
Antriebsarmut, Teilnahmslosigkeit, Depressivität
Kälteintoleranz (Grundumsatz↓ → Wärmeproduktion↓)
Gewichtszunahme
Obstipation
-----Haut, Haar und Gesicht:
Kühle, trockene Haut
Brüchiges, trockenes Haar, Haarausfall
Hypohidrose
----Kardiologisch: Bradykardie, ggf. Herzinsuffizienz
----Neurologisch: Neuromuskuläre Erregbarkeit↓
Hyporeflexie und verlangsamte Erholung der Reflexe
(Gut zu prüfen anhand des Achillessehnenreflexes!)
----Gynäkologisch: Sekundäre Amenorrhö bzw. Zyklusanomalien
(TRH führt zur Freisetzung von Prolaktin)
----Generalisiertes Myxödem
Auftreten: Bei schwerer Hypothyreose
Pathogenese: Einlagerung von Glykosaminoglykanen in Haut, Subkutis und Muskulatur
Symptomatik: Teigige Schwellung der Haut (nicht eindrückbar) und Schleimhäute
Hauptmanifestationsorte: Initial häufig prätibial, Augenlider, Lippen, Zunge, Hände und Füße
Ggf. Beteiligung der Stimmbänder: Heiserkeit durch ödematös verdickte Stimmbänder bzw.
raue Stimme, langsame und mühsame Sprache
Ggf. kardiale Beteiligung: Myxödemherz mit Kardiomegalie, Bradykardie, Herzinsuffizienz
Diagnostik:
----Schilddrüsendiagnostik:
TSH, fT4, (fT3)
Schilddrüsenantikörper bei latenter Hypothyreose (TPO-AK, Tg-AK)
*fT3 ist für den Nachweis einer Hypothyreose nicht besonders aussagekräftig. Durch eine
verstärkte Konversion von fT4 zu fT3 kann fT3 trotz Hypothyreose normwertig sein.
* Ein normaler TSH-Spiegel schließt eine Hypo- oder Hyperthyreose mit hoher
Wahrscheinlichkeit aus und ist damit der entscheidende diagnostische Parameter!
Manifeste Hypothyreose:
àPrimäre Hypothyreose: TSH↑, fT4 ↓
àSekundäre/ tertiäre Hypothyreose: TSH↓, fT4↓
106
----begleitende Stoffwechseldiagnostik: Blutzucker, Elektrolyte; Lipidparameter
----Schilddrüsen-Sonografie
----ggf. Schilddrüsenszintigrafie
Differenzialdiagnosen:
Low-T3-Syndrom (Euthyroid-Sick-Syndrom): Nicht-schilddrüsenbedingte Störung der
Schilddrüsenhormonkonzentration, i.d.R. mit vermindertem fT3 bei normalem (oder seltener
erniedrigtem) TSH einhergehend.
TSH normal/↓, fT3↓,
fT4 kann normal oder bei langem Krankheitsverlauf erniedrigt sein.
Therapie: Behandlung der Grunderkrankung, keine Substitution von Schilddrüsenhormonen
erforderlich.
Myxödemkoma:
*Diese extrem seltene Dekompensation des bestehenden Schilddrüsenhormonmangels kann
u.a. durch Infekte, Operationen und Traumen ausgelöst werden.
Vigilanzminderung bis Koma
Hypothermie
Hypoventilation mit Hyperkapnie
Hypotonie und Bradykardie
Hypovolämie, Elektrolytstörungen
Hyporeflexie
Myxödem (muss nicht vorliegen!)
Schocksymptomatik
Therapie: Intensivmedizinische supportive Behandlung mit balancierter Zufuhr von
Flüssigkeit, Elektrolyten und ggf. Ernährungstherapie
---L-Thyroxin i.v.
---Glucocorticoide
---Langsame Erwärmung
107
HYPERTHYREOSE
Ätiologie:
----Morbus Basedow (Graves`disease) :TSH-Rezeptor-Autoantikörper (TRAK) wirken
stimulierend auf die Schilddrüsenhormonproduktion und führen zur Hyperthyreose.
Geschlecht:♀ > ♂ (5:1)
Alter: ⅔ der Fälle nach dem 35. Lebensjahr
Seltenere Ursachen;
----Iatrogen
Hyperthyreosis factitia durch exogene Zufuhr von Schilddrüsenhormonen bzw. Iod
(insb. iodhaltige Röntgenkontrastmittel)
Einnahme von Amiodaron
----Entzündlich
Passager bei subakuter Thyreoiditis de Quervain
Passager bei Hashimoto-Thyreoiditis (sog. Hashitoxikose)
----Neoplasie
Schilddrüsenkarzinome
Gesteigerte TSH-Produktion bei Hypophysenadenom
Paraneoplastische TSH-Produktion
108
Symptome/Klinik:
----Schilddrüse: Struma
----Vegetativ:
(Indirekte sympathomimetische Wirkung durch gesteigerte Sensibilität auf Katecholamine)
Tachykardie, Herzrhythmusstörungen, Angina pectoris, arterieller Hypertonus,
Wärmeintoleranz, Hyperreflexie, Tremor und Schwitzen
Diffuser Haarausfall
----Neuropsychiatrisch:
Psychomotorische Unruhe und Reizbarkeit, aber auch Apathie
Schlafstörungen und rasche Ermüdbarkeit
----Gastrointestinal: Evtl. erhöhte Stuhlfrequenz/Diarrhö, aber nicht zwingend
----Metabolisch:
Heißhunger, Gewichtsabnahme (meist trotz gesteigerter Kalorienaufnahme)
----Muskuloskelettal: Myopathie oder Osteopathie, es kann zur Adynamie in Kombination
mit Schmerzen in den Beinen (vorwiegend Oberschenkel) kommen
Diagnostik:
* Bei Verdacht auf Hyperthyreose müssen immer auch T3 und T4 bestimmt werden, da es
auch isolierte T3-Erhöhungen gibt!
----Dopplersonografie
Typische Befunde: vergrößerte Schilddrüse, vermehrte Vaskularisation
109
Differenzialdiagnosen: Drogenabusus (Kokain, Amphetamine), unbehandelter Diabetes
mellitus, Phäochromozytom.
Therapie:
Allgemeine Therapieprinzipen:
----Thyreostatika-Therapie: Bei allen Formen der Hyperthyreose zur Einstellung einer
euthyreoten Stoffwechsellage
----Symptomatische Therapie: Symptomatische und supportive Behandlung von Symptomen
der Hyperthyreose
----Unselektive Betablocker, z.B. Propranolol (Hemmung der Konversion von T4 zu T3)
----Kausale Therapie: Behandlung der Grunderkrankung, bspw. Absetzen auslösender
Medikamente
----Operative bzw. interventionelle Verfahren: Die Indikationsstellung richtet sich nach der
Grunderkrankung
Radioiodtherapie: Totale oder subtotale Ablation des Schilddrüsengewebes nach
Applikation von radioaktivem Iod
Schilddrüsenchirurgie: Resektion der Schilddrüse
110
Thyreotoxische Krise:
111
112
AKUTE LEUKÄMIEN
*Akute Leukämien umfassen maligne Neoplasien der lymphatischen und myeloischen
Zellreihe, bei denen es zur übermäßigen Proliferation unreifer, nicht funktionstüchtiger
Blasten im Knochenmark kommt, ggf. mit Freisetzung ins Blut.
*Die akute lymphatische Leukämie (ALL) ist die häufigste maligne Tumorerkrankung im
Kindesalter, die akute myeloische Leukämie (AML) betrifft v.a. Erwachsene. Beide sind u.a.
mit Trisomie 21 und der exogenen Schädigung des Knochenmarks assoziiert, z.B. durch
Strahlen, Benzol oder Chemotherapie. Klinisch führt die Verdrängung der physiologischen
Leukopoese, Erythropoese und Thrombopoese zu Infektneigung, Anämie und
Gerinnungsstörungen. Leukämien können mit erhöhten, erniedrigten oder normalen
Leukozytenzahlen im Blut einhergehen, daher ist der Nachweis von Blasten im Knochenmark
mitunter entscheidend für die Diagnosestellung.
*Die Chemotherapieschemata bei akuten Leukämien beinhalten grundsätzlich
Hochdosiszyklen zur massiven Reduktion der Tumorzellzahl sowie anschließende
Niedrigdosiszyklen zur Erhaltungstherapie. Je nach Risikoprofil wird ggf. eine
Stammzelltransplantation durchgeführt. Abhängig von zyto- bzw. molekulargenetischen
Befunden können zusätzlich auch monoklonale Antikörper oder Proteinkinaseinhibitoren
zum Einsatz kommen.
Epidemiologie:
Akute lymphatische Leukämie:
Inzidenz: Gesamtinzidenz 1/100.000 pro Jahr
Häufigkeitsgipfel im Kindesalter (ca. 5/100.000 bei <5-Jährigen) und im hohen
Erwachsenenalter (ca. 2/100.000 bei >80-Jährigen)
Medianes Erkrankungsalter: Ca. 5 Jahre
Häufigste maligne Tumorerkrankung des Kindesalters
Geschlechterverhältnis: ♂ > ♀ (1,4:1)
Ätiologie:
----Exogene Faktoren
àUmweltfaktoren: Myelotoxische Chemikalien (Benzol, Chloramphenicol), Ionisierende
(Radioaktive) Strahlung
Weitere: Rauchen, Mineralölprodukte, Farben, Ethylenoxiden, Herbizide, Pestizide, Viren
àIatrogene Faktoren: Zytostatika, Inhibitoren, Strahlentherapie, Radioiodtherapie
----Endogene Faktoren
àGenetische Faktoren: Trisomie 21, weitere Chromosomenaberrationen (z.B. Translokation
t(15;17) bei der akuten Promyelozytenleukämie), angeborene Störung der DNA-
Reparaturmechanismen (z.B. Ataxia teleangiectatica)
àHämatologische Erkrankungen: Myelodysplastische Erkrankungen, Primäre Myelofibrose,
Chronische myeloische Leukämie
113
Klassifikation der ALL: (anhand immunologischer Charakteristika):
----B-Linien-ALL (bei 75% der Erwachsenen mit ALL)
àVorläufer-B-ALL (Pro-B-ALL, Common-B-ALL und Prä-B-ALL)
àReifzellige B-ALL
Pathophysiologie:
----Allgemein: Genetische Aberration (bzw. Akkumulation mehrerer Aberrationen) →
Unkontrollierte Proliferation eines malignen Klons (ausgehend von einer lymphatischen Zelle
(ALL), oder myeloischen Zelle (AML)) → Verdrängung der normalen Hämatopoese
(Zytopenien) und ggf. Befall von Organen.
114
Symptome/Klinik: *****
115
Diagnostik:
----Differenzialblutbild (Leukozytose, normale Leukozytenzahl oder Leukopenie,
Thrombozytopenie, Anämie) ****
----Durchflusszytometrie: zur Immunphänotypisierung
----Gerinnungsdiagnostik (Quick, PTT, Fibrinogen, D-Dimere)
----erhöhter Zellzerfall: LDH, Harnsäure
----Leberwerte: Transaminasen, gamma-GT, AP, Bilirubin, INR
----Nierenwerte: Kreatinin, Harnstoff (Wichtig zur Therapieplanung)
----Elektrolyte
----Blutausstrich: Nachweis unreifer Zellen (Blasten) ****
----Knochenmarksuntersuchung *****
**Die Diagnose einer akuten Leukämie wird durch die Knochenmarkzytologie und -histologie
gesichert (Aspirat, ggf. Stanzbiopsie). Die Diagnose sollte möglichst referenzpathologisch
bestätigt werden.
àMorphologie, Zytologie und Zytochemie: Hyperzelluläres Knochenmark, monomorphes
Zellbild mit überwiegend Blasten
ALL: >25% Blasten
AML: >20% Blasten
àImmunphänotypisierung: Zum Nachweis spezieller Oberflächenproteine (Unterschied
zwischen B und T Lymphozyten)
àZytogenetik bzw. FISH: Nachweis von Chromosomenaberrationen
àMolekulargenetik: Nachweis von Mutationen oder Genumlagerungen
116
CHRONISCHE MYELOISCHE LEUKÄMIE
Alter: meist >60 J
Ätiologie: BCR-ABL-Genfusion (Philadelphia-Translokation bei >95% der Erkrankten positiv!)
(Assoziiert mit ionisierender Strahlung, Benzolexposition)
Symptom:
1.chronische Phase:
Die chronische Phase dauert bis zu zehn Jahre und ist klinisch meist inapparent. Häufig wird
die Diagnose als Zufallsbefund nach einer Blutentnahme gestellt.
---Hochgradige Splenomegalie (extramedulläre Blutbildung): Li. Oberbauchbeschwerden
---Chronische Müdigkeit
---B-Symptomatik
---Eher keine Lymphknotenschwellung
---Ggf. Leukostasesyndrom
----Eher keine Infektanfälligkeit (Da die Granulozyten ausreifen und funktionstüchtig sind!)
2.Akzelerationsphase: Progress der CML
Erhöhter Blastenanteil, Verdrängung anderer Zellreihen im Knochenmark und Myelofibrose
--Anämie: Müdigkeit, Schwäche, Blässe
--Thrombozytopenie: Petechiale Spontanblutungen
--extreme Leukozytose: Infektneigung, Leukostasesyndrom (Bildung leukämischer
Thromben; Milzinfarkt, MI, Zentralvenenverschluss der Retina, Leukämischer Priapismus)
3.Blastenkrise: Endstadium der CML (Blastenanteil >20% im peripheren Blut)
Stark reduzierter Allgemeinzustand mit Symptomen wie bei einer AML oder ALL
117
HODGKIN-LYMPHOM
*Das Hodgkin-Lymphom (früher: Morbus Hodgkin) ist ein B-Zell-Lymphom, das häufig junge
Erwachsene betrifft. Typisch für die Erkrankung sind indolente Lymphknotenpakete, die
meist zervikal auftreten. Das Vorhandensein einer B-Symptomatik kann auch bei der
Therapiewahl eine wichtige Rolle spielen. Die Diagnose wird anhand einer positiven
Histologie nach Entnahme eines kompletten Lymphknotens gesichert, wobei auch der
histologische Subtyp bestimmt wird. Im Präparat sind meist mehrkernige Reed-Sternberg-
Zellen und einkernige Hodgkin-Zellen nachweisbar.
Epidemiologie:
Geschlecht: ♂ > ♀ (3:2)
Alter: 2 Häufigkeitsgipfel; 20.–30. Lebensjahr und >55. Lebensjahr
Assoziierte Faktoren:
*Die genauen Ursachen sind unbekannt. Es werden jedoch einige Faktoren mit der
Entstehung des Hodgkin-Lymphoms in Verbindung gebracht:
---Virusinfektion mit EBV
---Immundefizienz durch z.B. HIV
Symptome/Klinik: ****
----- Lymphknotenschwellung
Persistenz: >4 Wochen
Palpationsbefund: Derb, gummiartig, indolent
Lymphknotenpakete (Konglomeratbildung): Lokale Vermehrung und Verschmelzung
Häufigste Manifestationsorte: Zervikal (70%), Mediastinal (60%)
-----Pruritus
-----Abgeschlagenheit
118
Ann-Arbor-Klassifikation ****
Stadium I: Lokaler Befall
IN: Eine lokale Lymphknotenregion
IE: Ein lokalisierter extranodaler Herd (bspw. Lunge)
Stadium II: Eine Seite des Zwerchfells befallen (oberhalb ODER unterhalb des Zwerchfells)
IIN: >= 2 Lymphknotenregionen
IIE: Ein lokalisierter extranodaler Herd und Lymphknotenbefall
Stadium III:Beide Seiten des Zwerchfells befallen(oberhalb UND unterhalb des Zwerchfells)
IIIN: >= 2 Lymphknotenregionen
IIIE: Ein lokalisierter extranodaler Herd und Lymphknotenbefall
*** Die Milz ist ein lymphatisches Organ, weshalb ihr Befall nicht als extranodal, sondern
als nodal gewertet wird!
***Lymphknotenregionen:
Histologische Klassifikation:
1. klassisches HL (95%)
einkernige Hodgkin-Zellen: maligne monoklonale B-Lymphozyten
mehrkernige Reed-Sternberg-Zellen: Entstehung durch Fusion mehrerer Hodgkin-Zellen
àSubtypen:
Noduläre Sklerose (65%, häufigste Form)
Mischtyp
Lymphozytenreiche Form
Lymphozytenarme Form
120
***Differenzialdiagnose Lymphknotenschwellung:
---Infektiös: meist weiche Konsistenz, druckdolent und verschieblich gegenüber dem
umliegenden Gewebe
Genese: CMV, EBV, HIV, Listeriose, Leptospirose, Bartonellose (Katzenkratzenkrankheit),
Tuberkulose
**Bei der Tuberkulose zeigen die Lymphknoten hingegen eine eher derbe Konsistenz und
sind meist nicht druckschmerzhaft.
---Nicht infektiös: meist derbe Konsistenz, indolent und nicht verschieblich (bei Infiltration
des umliegenden Gewebes durch ein Malignom)
Genese: HL, NHL, Metastasen, Sarkoidose
NON-HODGKIN-LYMPHOME
Bei den Non-Hodgkin-Lymphomen handelt es sich um eine sehr heterogene Gruppe
maligner Erkrankungen, die von den Zellen des lymphatischen Systems (B- und T-Zellen)
ausgeht.
Ätiologie:
Zahlreiche Faktoren sind bekannt, die das Auftreten von Non-Hodgkin-Lymphomen
begünstigen;
----Infektionen
HIV → Aggressive B-Zell-Lymphome (z.B. primäres ZNS-Lymphom, Burkitt-Lymphom)
EBV → Burkitt-Lymphom (HIV-assoziiert und endemisch)
Helicobacter pylori → MALT-Lymphom
HTL-Viren → Endemisches (Japan, Karibik) adultes T-Zell Lymphom (=ATLL)
----Zellschädigung
Toxische Substanzen: Aromatische Kohlenwasserstoffe (z.B. Benzol)
Immunsuppressive und zytostatische Therapie in der Anamnese
Radiatiotherapie
121
Klassifikation: Es gibt zwei Kriterien, nach Non-Hodgkin-Lymphome eingeteilt werden:
Zelltyp und Malignität.
B-Zell-Lymphome T-Zell-Lymphome
Niedrigmaligne:
Chronische lymphatische Leukämie Mycosis fungoides
Haarzellleukämie
Morbus Waldenström (Immunozytom) T-Zonen-Lymphom
Multiples Myelom
Follikuläres Lymphom NK-Zell-Leukämie
Extranodales MALT-Lymphom Angioimmunoblastisches T-
Zell-Lymphom
Weitere: Zentrozytisches (Mantelzelllymphom), Pleomorph-kleinzellig
Hochmaligne (aggressiv)
Anaplastisch, lymphoblastisch, Anaplastisch, lymphoblastisch, immunoblastisch
immunoblastisch
Burkitt-Lymphom
Diffus-großzelliges B-Zell-Lymphom
Allgemeine Symptome/Klinik:
B-Symptomatik
Lymphknoten: Persistierende oder in der Größe zunehmende, schmerzlose Lymphknoten
Splenomegalie
Verdrängung des Knochenmarks: Anämie, Blutungen, Infekte
Diagnostik:
---Anamnese und körperliche Untersuchung: B-Symptomatik vergrößerte Lymphknoten
----Histologie:
Lymphknotenexstirpation
Biopsien aus anderen verdächtigen Geweben, z.B. Magen, Haut, etc.
Knochenmarkbiopsie (Beckenkamm): Histologie und Zytologie
----Blutuntersuchung: BB, Entzündungszeichen,
Immunhistochemie (B-Zell-Lymphome: CD20+, T-Zell-Lymphome: CD3+)
----Bildgebung
Thorax-Röntgen, CT-Untersuchung
Sonografie des Abdomens
Ggf. PET-CT
122
BASALZELLKARZINOM
Das Basalzellkarzinom (BCC; veraltet: Basaliom) ist das häufigste Malignom in Mitteleuropa
und betrifft v.a. hellhäutige Menschen höheren Lebensalters. Neben der UV-Exposition als
Hauptrisikofaktor erhöhen u.a. chemische Noxen sowie genetische Erkrankungen (bspw.
Basalzellkarzinomsyndrom) das Erkrankungsrisiko. Klinisch zeigt sich eine Plaque oder ein
Nodus (in der gleichen Farbe wie die umgebende Haut oder erythematös) mit klassischem
perlschnurartigen Randsaum und Teleangiektasien, das Erscheinungsbild ist allerdings sehr
variabel. Der Tumor kann im Verlauf durch lokal destruierende Ulzeration funktionell
wichtige Strukturen zerstören (z.B. Knochen, Blutgefäße oder Auge). Therapeutisch wird
meist chirurgisch exzidiert. Bei kleineren, oberflächlichen Basalzellkarzinomen stehen aber
auch bspw. topische Medikamente zur Verfügung.
Epidemiologie:
Häufigster maligner Tumor in Mitteleuropa, >80% aller Hauttumoren
Alter: Erkrankung des höheren Lebensalters, im Mittel >70 Jahre
Geschlecht: ♂ > ♀
Risikofaktoren:
UV-Exposition
Heller Hauttyp, männliches Geschlecht
Genetische Erkrankungen(Albinismus, Xeroderma pigmentosum, Basalzellkarzinomsyndrom)
Chemische Noxen, insb. Arsen.
Medikamente: insb. HCT
Ionisierende Strahlung
Chronische Wunden und Entzündungen (bspw.Ulcus cruris venosum), verhärtete und
verwachsene Narben (z.B. nach Verbrennung)
Symptome/Klinik:
----Erscheinungsbild: Sehr variabel; vom kleinen Knötchen bis großen, ulzerierenden Tumor
----Häufigste Merkmale:
àPlaque oder Nodus, scharf begrenzt mit perlschnurartigem Randsaum, zentraler
Einsenkung und Teleangiektasien
àIn der gleichen Farbe wie die umgebende Haut bis erythematös, Oberfläche häufig mit
perlmuttartigem Glanz
àIm Verlauf Ulzeration mit Blutungsneigung und Krustenbildung möglich
----Lokalisation:
Entstehung nur an Hautarealen mit Haarfollikeln (Dementsprechend können sie nicht primär
an Schleimhäuten, Handinnenflächen oder Fußsohlen auftreten.)
Vor allem sonnenexponierte Areale betroffen, in absteigender Häufigkeit
àGesicht, insb. Nase (Hauptsächlich sind die oberen 2/3 des Gesichts betroffen.)
àRestlicher Kopf und Hals
-àRumpf und Extremitäten
**Die meisten Basalzellkarzinome entstehen an sonnenexponierten Stellen!
123
----Ausbreitung:
Meist langsames Wachstum über Monate bis Jahre
Lokal destruierend: Einwachsen in umgebende Strukturen möglich
Sehr selten Metastasierung: Primär in regionale Lymphknoten, Muskulatur oder
hämatogen in Lunge und/oder Knochen
Differenzialdiagnosen:
Malignes melanom (hochmaligner, von den Melanozyten ausgehender Tumor der Haut)
Dermaler Nävus
Trichoepitheliom (weiß-gelbliche Papel im Gesicht, selten vorkommend, benigne)
Spinaliom (Spinozelluläres Karzinom=Plattenephitelkarzinom)
124
Therapie des Basalzellkarzinoms:
-----Chirurgische Therapie (1. Wahl)
-----Strahlentherapie: bei lokal-fortgeschrittenem Basalzellkarzinom, Kontraindikationen
oder Ablehnung gegenüber chirurgischer Therapie
-----Topische Medikamente (Imiquimod, 5-Fluoruracil): bei superfiziellem Basalzellkarzinom
mit niedrigem Rezidivrisiko, Kontraindikationen gegenüber chirurgischer Therapie,
Patientenwunsch
----Kryochirurgie oder Laserverfahren: bei superfiziellem Basalzellkarzinom mit niedrigem
Rezidivrisiko, wenn chirurgische Therapie oder topische Medikamente kontraindiziert sind.
Malignes Melanom
*Die Entstehung des malignen Melanoms erfolgt zu 2/3 de novo (auf zuvor gesunder Haut)
und zu 1/3 aus Vorläuferläsionen ((bspw. präexistierende kongenitale oder atypische
Nävuszellnävi, Lentigo maligna).
Diagnostik:
Komplette Primärexzision (mit kleinem (ca. 2mm) Sicherheitabstand) und Histopathologie
Ausbreitungsdiagnostik: Abdomen-Sono, Rö.-Thorax, Ganzkörper-CT/MRT, PET-CT
Klassifikation: TNM
*Besonders häufig metastasiert der Tumor in die Haut, Lunge, Leber, Gehirn, Nieren und
Knochen.
125
SCHLAGANFALL (APOPLEX CEREBRI)
1.Ischämischer Schlaganfall (ca. 80–85% aller Schlaganfälle)
2.Hämorrhagischer Schlaganfall
---Intrazerebralen Blutung (ca. 10–15% aller Schlaganfälle): Einblutung in das Hirnparenchym
---Subarachnoidalblutung (ca. 5% aller Schlaganfälle): Einblutung in den liquorgefüllten
Subarachnoidalraum
ISCHÄMISCHER SCHLAGANFALL
Ätiologie:
----Kardiale Embolien (Thromboembolie bei VHF, Paradoxe Embolie bei ASD, Septische
Embolien bei infektiöser Endokarditis, Ventrikelthromben infolge von KHK, MI)
----Atherosklerose (Makroangipathie, Mikroangiopathie)
----Dissektion eines hirnversorgenden Gefäßes
----Weitere Ursachen:
Zerebrale Vaskulitis, Thrombophilien, Koagulopathien, Iatrogen (Mikrothromben,
Fettembolien, Luftembolien)
----Kryptogene Schlaganfälle: Bei ca. 20–25% aller ischämischen Schlaganfälle bleibt die
Ursache unklar.
Risikofaktoren:
----Beeinflussbare Risikofaktoren:
Arterielle Hypertonie (am wichtigsten)
Vorhofflimmern
Adipositas, Bewegungsmangel, Rauchen
Diabetes mellitus
Hyperlipidämie
Alkoholmissbrauch
Stenose der A. carotis interna
Psychosoziale Belastungsfaktoren
Weitere kardiologische Erkrankungen mit Embolierisiko, bspw. MI, Kardiomyopathien,
Klappenvitien, Endokarditis, Herzrhythmusstörungen
----Nicht-beeinflussbare Risikofaktoren:
Alter
Männliches Geschlecht
Genetische Disposition
Alle Zustände/Erkrankungen mit erhöhtem Thromboserisiko, z.B. Thrombophilien,
Gerinnungsstörungen, Hämatokriterhöhung, Schwangerschaft, Einnahme oraler
Kontrazeptiva, Hormonersatztherapie
Migräne
Kokainabusus
***Die wichtigsten Risikofaktoren für den ischämischen Schlaganfall sind die arterielle
Hypertonie und das Vorhofflimmern!
126
Klassifikation der Ischämietypen nach Verlauf:
**Das Kriterium „Zeit“ ist in der Definition der TIA nicht länger maßgeblich. Früher hatte
man die max. Dauer einer TIA willkürlich auf 24 Stunden festgelegt. In der Mehrzahl der Fälle
mit Symptomatik über 30 Minuten können jedoch in diffusionsgewichteten MRT-Sequenzen
bereits ischämische Läsionen nachgewiesen werden. Auch bei kürzer anhaltender
Symptomatik können ursächliche Infarkte in der Bildgebung sichtbar sein. Im Einzelfall
können aber auch passagere neurologische Defizite über Stunden anhalten, ohne dass es in
der Bildgebung Hinweise auf einen Infarkt gibt.
----Minor Stroke: Schlaganfall mit gering ausgeprägter Symptomatik und ohne behindernde
neurologische Defizite
Symptome/Klinik:
Akutes fokal-neurologisches Defizit (Leitsymptom des Schlaganfalls)
---Plötzlicher Symptombeginn (von einer Sekunde auf die andere)
---Neurologische Defizite, die sich einem bestimmten arteriellen Versorgungsgebiet
zuordnen lassen
*Art und Ausprägung des Defizits hängt von Lokalisation und Größe der Läsion ab.
---Klassisch: Hemiparese, Hemihypästhesie, Sprach-, Sprech- oder Sehstörungen (z.B.
verwaschene Artikulation, Wortfindungsstörungen oder Hemianopsie)
Aber: Auch unspezifische Symptome möglich, bspw. Bewusstseinseintrübung und Schwindel
127
Diagnostik:
---Basismaßnahmen:
àÜberprüfung und Sicherung der Vitalfunktionen
àMonitoring der Vitalparameter: 12-Kanal-EKG (mit Befundung!), Herzfrequenz, Blutdruck,
Atmung, spO2, Körpertemperatur
àIntravenöser Zugang: Mind. einen stabilen i.v. Zugang
àBGA inkl. BZ-Messung
àBasis-Labordiagnostik bei Schlaganfall: Kleines Blutbild, CRP, Blutzucker, Elektrolyte (Na+,
K+), Lactat, Kreatinin, Harnstoff, GFR, Bilirubin, ALT, AST, γGT, Troponin, CK, TSH, INR, pTT,
Ethanol
Ggf. auch in erweiterter Form als BE-FAST mit zwei zusätzlichen Items
B („Balance“): Gangunsicherheit/Gleichgewichtsstörungen oder Schwäche eines Beins
E („Eye“): Sehstörungen oder Störungen der Augenbewegungen
---Bildgebende Diagnostik
*** Bei V.a. Schlaganfall muss schnellstmöglich eine (CT-) Bildgebung erfolgen! Anamnese
und Untersuchung sollten bei Patient:innen, die potenziell im Thrombolyse- oder
Thrombektomiezeitfenster sind, nur wenige Minuten in Anspruch nehmen!
128
*Penumbra: Hirngewebe, das bei einem ischämischen Schlaganfall durch eine relative
Hypoxie funktionell gestört ist, aber durch Reperfusionsmaßnahmen (Thrombolyse oder
Thrombektomie) noch vor dem Zelluntergang bewahrt werden kann („time is brain!“).
à Bei klinisch uneindeutigen Fällen: Direkter Nachweis von Perfusionsstörungen
schon in der Akutphase
*NCT+CTA+PCT = Multimodale CT
---- Echokardiografie (vorzugsweise als TEE): Zur Suche einer Emboliequelle, insb. kardiale
Thromben oder PFO
---- Lumbalpunktion: Bei V.a. SAB ohne Blutungsnachweis im CT
Differenzialdiagnosen:
Stroke-Mimics: Erkrankungen oder Zustände, in deren Rahmen es zu einem plötzlichen fokal-
neurologischen Defizit kommt, bei denen es sich aber nicht um einen Schlaganfall handelt.
----Hypoglykämie
----Migräne mit Aura (gesichtsfeldausfälle, Sprachstörungen)
----Epileptischer Anfall (bspw. postiktal Paresen)
----Schwere Infektion/Sepsis (Vigilanzminderung)
----Periphere Nervenschädigung (Paresen, Sensibilitätsstörungen)
----neuritis vestibularis (Drehschwindel: Bewegungsillusion der Umwelt wie in einem
Karussell, Nystagmus: unwillkürliche, rhythmisch oszillierende Augenbewegung,
Augenzittern)
----Alkoholintoxikation (bspw. verwaschene Sprache oder Gangstörungen)
----Funktionelle Störung (Mögliche Hinweise auf eine funktionelle Störung können
„Triggerfaktoren“ wie eine vorangegangene stark emotionale Situation sein.)
129
---- Rekanalisierende Therapie des ischämischen Schlaganfalls
Ziel: Reperfusion minderperfundierter Areale (sog. Penumbra), da hier der Zelluntergang
noch verhindert werden kann („Time is brain!“).
Therapieoptionen: Thrombolysetherapie und/oder Mechanische Thrombektomie
1. Thrombolysetherapie *****
Indikation: Ischämischer Schlaganfall innerhalb von 4,5 h nach Symptombeginn
(„Thrombolysezeitfenster“)
Wirkprinzip: Gabe von Alteplase → Aktivierung von Plasminogen → Bildung von Plasmin
→ Auflösung von Fibrin im Thrombus → Thrombolyse → Reperfusion vormals
verschlossener Gefäße
Wirkstoff: Alteplase (rt-PA, rekombinanter gewebespezifischer Plasminogenaktivator)
Blutdrucksenkung auf <180/105 mmHg vor Beginn der Thrombolysetherapie
Nach Thrombolysetherapie:
Erneute cCT-Untersuchung 24 h nach Thrombolysetherapie (Kontroll-CT zum
Blutungsausschluss),
Regelmäßige Blutdruckkontrollen
**Keine gerinnungshemmenden Substanzen innerhalb von 24 h nach Thrombolysetherapie!
130
Hirnödeme, Maligner Media-Infarkt
Dysphagie, Aspirationspneumonie
Epileptische Anfälle
TVT und LE
Post-Stroke-Depression, Post-Stroke-Delir, Vaskuläre Demenz
2.Traumatische ICB
*ICB durch Schädel-Hirn-Trauma sind definitionsgemäß sekundäre ICB und zählen nicht
zu den hämorrhagischen Schlaganfällen.
Symptome/Klinik:
---Meist plötzlich auftretende Symptomatik und Progression der Symptomatik infolge
Hämatomausdehnung möglich
---Kopfschmerzen
---Epileptische Anfälle (können auch die Initialsymptomatik einer intrazerebralen Blutung
darstellen.)
---Neurologische Defizite (abhängig von Ort und Größe der Blutung)
Stammganglienà Kontralaterale Hemiparese, Aphasie
Thalamus à Vigilanzminderung, Kontralaterale sensomotorische Hemisymptomatik
Kleinhirn (Cerebellum) à Erbrechen, Ataxie, Schwindel, Spontannystagmus, Dysarthrie
PonsàKoma und Tetraparese, Kontralaterale Hemisymptomatik
LobärblutungàSymptomatik abhängig von Ausdehnung und betroffenem Lappen;
Fokale sensible oder motorische Defizite
Neurokognitive Defizite (Aphasie, Apraxie)
Okzipital: Kontralaterale homonyme Hemianopsie
Konjugierte Blickdeviation zur Läsionsseite (sog. Déviation conjuguée)
Diagnostik:
---Notfallmäßig CT (Goldstandart)
Mögliche Befunde: Hyperdense, meist rundliche intrazerebrale Blutung, perifokales
Ödem um Blutung, ggf. Zeichen der Raumforderung
131
---MRT: In Akutdiagnostik der CT diagnostisch gleichwertig
Nachteil: Längere Untersuchungsdauer, Patienten-Monitoring eingeschränkt und
aufwändiger
Vorteil: Bessere Diagnostik von Mikroblutungen (<10 mm) und chronischen Blutungen
Komplikationen:
Sekundäre intraventrikuläre Blutung (Therapie: externe Ventrikeldrainage bzw.
ventrikuloperitonealer Shunt)
SUBARACHNOIDALBLUTUNG (SAB)
SAB: Einblutung in den liquorgefüllten Subarachnoidalraum.
*Der liquorgefüllte Raum zwischen Arachnoidea und Pia mater wird als Subarachnoidalraum
bezeichnet. Hier verlaufen die großen arteriellen Gefäße des Gehirns, u.a. auch der Circulus
arteriosus Willisii.
132
Symptome/Klinik:
---Akute Leitsymptome: **
àPlötzlicher Vernichtungskopfschmerz, der sich über den gesamten Kopf ausbreitet
(holozephal) und in den Nacken und Rücken ausstrahlt
(Anamnestisch: Stärkster Kopfschmerz wie noch nie!!)
àVegetative Symptome: Übelkeit, Erbrechen, Schweißausbruch, Störungen der
Kreislauffunktion
àBeeinträchtigung der Vigilanz (somnolent bis komatös)
àMeningismus (Nackensteifigkeit)
Diagnostik:
---Notfallmäßig cCT nativ
---CT-Angiografie
---Liquordiagnostik: Nur, wenn die cCT nicht eindeutig ist und keine Zeichen einer
Hirndrucksteigerung vorliegen (Gefahr der Einklemmung bei Liquorpunktion!)
---Aneurysmadarstellung: Digitale Subtraktionsangiografie (DAS)
Therapie:
---intensivmedizinische Überwachung und Stabilisierung
---bedarfsgerechte Versorgung (Analgosedierung (gleichzeitige Verabreichung von
Analgetika und Sedativa), Intubation)
---Oberkörperhochlagerung zur Hirnödem Prophylaxe
--- Vasospasmusprophylaxe: Calciumantagonist Nimodipin ab Aufnahme
--- Blutdrucksenkung bis zur Aneurysmaversorgung auf 60–90 mmHg
--- Neuroprotektive Basismaßnahmen:
Normoglykämie anstreben
Fiebersenkung mit dem Ziel der Normothermie (<37,5 °C)
Normovolämie anstreben, Substitution isotoner Lösungen
Ausgleich von Elektrolytstörungen (insb. Hyponatriämie)
---Aneurysmaversorgung (innerhalb 72 h) : Coiling, Clipping
---Komplikationsmanagement (bspw. Antikonvulsiva, ventrikuloperitonealer Shunt)
Komplikationen:
Rezidivblutung, Hydrozephalus, Vasospasmen und sekundäre Ischämien, Elektrolytstörungen
(insb. Hyponatriämien), epileptische Anfälle, Arrhythmien.
133
EPILEPTISCHE ANFÄLLE UND EPILEPSIEN
Epilepsie: Erkrankung des Gehirns, die durch eine andauernde Prädisposition für
epileptische Anfälle, also eine anhaltend erhöhte Anfallsbereitschaft des Gehirns
gekennzeichnet ist
Kriterien: Mind. 1 der folgenden Faktoren
---≥2 unprovozierte Anfälle oder Reflexanfälle, zwischen denen mehr als 24 Stunden liegen
---1 unprovozierter Anfall oder Reflexanfall in Kombination mit einem 10-Jahres-Risiko für
weitere Anfälle, das mit dem allgemeinen Rückfallrisiko (≥60%) nach 2 unprovozierten
Anfällen vergleichbar ist.
---Diagnose eines Epilepsiesyndroms
Ätiologie:
134
----Trigger im Rahmen anderer pathologischer Zustände
Fieber (häufigste Ursache bei Kindern)
Elektrolytentgleisungen (bspw. Hyper- und Hyponatriämie, Hypokalzämie,
Hypomagnesiämie)
Hypoglykämie (v.a. durch Insulinüberdosierung)
Hypoxie, Hyperventilation
Eklampsie
Epilepsie nach ischämischem Schlaganfall
----Situationsabhängige Trigger
àExzessive körperliche Verausgabung, Extremer psychischer Stress, Stroboskop-Licht
(Flackerlicht), Schlafentzug
ILAE-Klassifikation:
1.Schritt: Angabe des Anfallsbegins (fokal/generalisiert/unbekannt)
2.Schritt: Möglichst Angabe weiterer Anfallsmerkmale:
Bewusst erlebt oder nicht bewusst erlebt (Angabe nur bei fokalem Beginn) und/oder
Beschreibung der ersten (motorischen oder nicht-motorischen) Anfallssymptome
Ggf. Angabe weiterer, im Verlauf aufgetretener Anfallszeichen
1.Epileptische Anfälle mit fokalem Beginn: Anfälle, bei denen die epileptogene Aktivität
(zumindest zu Beginn) nur in einer der beiden Hemisphären auftritt.
Bewusst erlebt / Nicht bewusst erlebt
Motorische Phänomene (Automatismus, Atonisch, Klonisch, Spasmen, Tonisch.
Myoklonisch, Hyperkinetisch)
Nicht-motorische Phänomene (Autonom, Kognitiv, Emotional)
135
2.Epileptische Anfälle mit generalisiertem Beginn: Anfälle, bei denen die epileptogene
Aktivität in einem auf beide Hemisphären verteilten Netzwerk beginnt, also von Beginn an
bilateral ist
Motorisch (Tonisch-klonisch, Klonisch, Tonisch, Myoklonisch-tonisch-klonisch, Myoklonisch-
atonisch, Atonisch, Mit epileptischen Spasmen)
Nicht-motorisch (Absence): Epileptischer Anfall, der durch eine kurze Bewusstseinspause
charakterisiert ist. Die Betroffenen halten in der Bewegung inne, haben einen starren Blick
und reagieren i.d.R. nicht auf Ansprache. Manifestation zumeist im Kindesalter.
3.Epileptische Anfälle mit unbekanntem Beginn: Anfälle, bei denen der Beginn des Anfalls
nicht beobachtet wurde oder nicht sicher zuzuordnen war.
Motorisch (Tonisch-klonisch, Mit epileptischen Spasmen)
Nicht-motorisch (Innehalten)
Nicht klassifiziert
Symptom/Klinik
----Allgemeine Symptomatik eines epileptischen Anfalls
*Abhängig davon, von welchen Bereichen des Kortex die abnorme elektrische Aktivität
ausgeht, kann es prinzipiell zu einem breiten Spektrum motorischer, sensorischer, sensibler,
vegetativer und psychischer Phänomene kommen.
*Plötzliches, unwillkürliches Auftreten
*Meist kurze Dauer (≤2 min) und verlangsamte Reorientierung nach dem Ereignis
*I.d.R. selbstlimitierend, aber Übergang in Status epilepticus möglich
----Epileptische Anfälle mit fokalem Beginn: Symptome vom Ort der Störung
abhängig.
Orale Automatismen: Temporallappenanfälle
Komplexe Bewegungsabläufe: Frontale Anfälle
Visuelle Halluzinationen: Okzipitallappenanfälle
*Ablauf mit oder ohne Bewusstseinsstörung möglich
136
*Übergang in einen bilateral-tonisch-klonischen Anfall möglich
*Zusätzlich ggf. Aura: Sehstörungen, Sprachstörungen, motorische Erscheinungen, Déjà-vu-
und Jamais-vu-Erlebnisse
EEG:
--Im Anfall: Hochfrequente Spikes in der tonischen Phase, Spikes mit folgender
Nachschwankung in der klonischen Phase, postiktal verlangsamter Grundrhythmus
--Im anfallsfreien Intervall: Abhängig von der Ursache des Anfalls
*Das erstmalige Auftreten eines Anfalls mit fokalem Beginn (mit oder ohne Ausweitung zu
einem bilateral-tonisch-klonischen Anfall) bei Erwachsenen spricht für einen
symptomatischen Anfall und bedarf einer gründlichen Abklärung!
Therapie im Anfall:
---Vitalparameter überwachen (insb. Oxygenierung mittels Pulsoxymetrie)
---Patient vor Verletzungen schützen
---Medikamentöse Anfallsdurchbrechung: Nur bei nicht selbstlimitierendem Verlauf, d.h. erst
wenn ein Status epilepticus vorliegt.
*Epileptische Anfälle werden innerhalb der ersten 5 min nicht medikamentös behandelt,
weil die allermeisten Anfälle innerhalb dieser Zeit spontan sistieren und so die Nachteile der
Sedierung vermieden werden können. Erst ab 5 min spricht man von einem Status und
beginnt die Behandlung dann ohne Verzögerung!
Anfallsprophylaxe
Die Prophylaxe weiterer Anfälle beinhaltet:
---Bei symptomatischen Epilepsien: Beseitigung der Ursache
---Medikamentöse Anfallsprophylaxe
---Vermeidung von Triggerfaktoren epileptischer Krampfanfälle (z.B. Alkohol, Schlafentzug,
Flackerlicht)
Indikation: ****
---≥ 2 Anfälle/6 Monate
---Nach erstem Anfall nur, wenn MRT oder EEG zur Klinik passende, spezifische Befunde
zeigen (Ammonshornsklerose, Spike-Wave-Muster)
Durchführung:
àbei Anfällen mit fokalem Beginn
1. Wahl: Lamotrigin, Levetiracetam
2. Wahl: Carbamazepin, Gabapentin, Valproat, Oxcarbazepin, Pregabalin, Topiramat.
àbei Anfällen mit generalisiertem Beginn
1. Wahl: Valproat
2. Wahl: Lamotrigin, Topiramat
Bei nicht ausreichender Wirkung ist eine Kombinationstherapie indiziert; Retigabin, Tiagabin,
Pregabalin, Gabapentin.
138
Absencen: Valproat, Ethosuximid
Status epilepticus
Drei klinische Situationen können einen Status epilepticus definieren:
---≥5 Minuten anhaltender bilateral-tonisch-klonischer Anfall
---≥10 Minuten anhaltender fokal beginnender Anfall (mit oder ohne Bewusstseinsstörung)
bzw. Absence
---Rezidivierende epileptische Anfälle in kurzer Abfolge, ohne eine vollständige Remission
zwischen den Anfällen
Therapie:
1.Sofortmaßnahmen:
---Schutz des Patienten vor Verletzungen (ggf. umlagern, polstern, Gefahrenquellen
entfernen)
---Freihalten der Atemwege
---Monitoring der Vitalparameter (Pulsoxymetrie, Blutdruck, EKG)
---Legen mind. eines i.v. Zugangs in anfallssicherer Lage (bspw. in der Mitte des Unterarms,
aber nicht in der Ellenbeuge!)
---Ggf. O2-Gabe, Atemwegssicherung und kontrollierte Beatmung
139
2.Unterbrechung des Status epilepticus: Anfallssuppressive Therapie
Stufenschema zur Therapie des bilateral-tonisch-klonischen Status epilepticus (des
Erwachsenen)
Stufe 1 (schnellstmöglich): Benzodiazepin
1. Wahl: Lorazepam i.v.
2. Wahl: Clonazepam i.v., Midazolam i.v. oder Diazepam i.v.
Stufe 2 (etablierter Status epilepticus): Aufsättigung mit Levetiracetam, Valproat,
Fosphenytoin, Phenytoin, Phenobarbital oder Lacosamid
Komplikationen:
--Entwicklung eines Hirnödems
--Kardiopulmonale Dysregulation (bspw. hypertensive Entgleisung, Herzrhythmusstörungen)
--Folgen exzessiver Muskelarbeit;
Elektrolytstörungen (Hyperkaliämie, Hyponatriämie)
Metabolische Azidose (Lactatazidose) oder/und respiratorische Azidose
Hyperthermie
(Wirbel-)Frakturen
Rhabdomyolyse, akute Nierenschädigung
140
MIGRÄNE
*Bei der Migräne handelt es sich um einen rezidivierend auftretenden, meist einseitig
lokalisierten Kopfschmerz, welcher oftmals mit Übelkeit, Erbrechen, Phono- oder
Photophobie einhergeht. In etwa 10–30% der Fälle kommt es dabei zu Auraphänomenen.
Damit werden reversible fokale neurologische Ausfälle, wie z.B. Gesichtsfeldausfälle
(Flimmerskotome) oder Paresen, bezeichnet, die nicht länger als eine Stunde anhalten.
Epidemiologie:
Geschlecht: ♀>♂ (3:1)
Alter: Erstmanifestation meist zwischen dem späten Jugend- und frühen Erwachsenenalter
Ätiologie:
Familiäre Disposition
Über die pathophysiologische Ursache der Erkrankung gibt es viele Theorien, aber keine
eindeutigen Erkenntnisse
Mögliche Triggerfaktoren:
---Wetterwechsel, Kälte
---Bestimmte Genuss- und Nahrungsmittel: Alkohol, Nikotin, Milchprodukte, Glutamat
---Veränderungen des Schlaf-Wach-Rhythmus, Zeitverschiebungen
---Nach einer anstrengenden, stressigen Zeit (sog. „Feiertagsmigräne“)
---Bei Frauen zusätzlich; Menstruation, Hormoneinnahme (hormonelle Kontrazeptiva)
141
Symptome/Klinik:
***Prodromi (fakultativ, etwa bei einem Drittel der Betroffenen): Vorboten Stunden bis 2
Tage vor der Migräneattacke
---Stimmungsveränderung
---Heißhunger oder Appetitlosigkeit
---Schwierigkeiten beim Schreiben und Lesen
---Vermehrtes Gähnen
---Erschöpfung, Hypo- oder Hyperaktivität
---Polyurie, Polydipsie
***Kopfschmerzen:
Lokalisation: Ca. 60% einseitig (kann auch während eines Anfalls die Seite wechseln), insb.
frontal, frontotemporal, retroorbital
Dauer: 4–72 h
Verlauf: Langsam zunehmender Schmerz
Charakter: Pulsierend, bohrend, hämmernd
Verstärkung durch körperliche Tätigkeiten
***Begleitphänomene:
Phonophobie (Lichtscheu; erhöhte, schmerzhafte Empfindlichkeit gegenüber Licht)
Photophobie (Lärmscheu)
Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen,Geruchsüberempfindlichkeit
Leichtes Augentränen (Parasympathikusaktivierung)
***Sonderformen:
---Aura ohne Kopfschmerz
---Migräne mit Hirnstammaura (früher; Migräne vom Basilaristyp)
---Ophtalmoplegische Migräne (Paresen eines oder mehrerer Nerven für die Okulomotorik
(Hirnnerven III, IV, VI) → Doppelbilder)
---Verstibuläre Migräne (Häufigste Ursache spontan rezidivierender Schwindelattacken im
mittleren Lebensalter; meist Drehschwindel und Lagerungsnystagmus)
142
Klinische Diagnose der klassischen Migräne ohne Aura:
*Anamnestisch mind. fünf Attacken, die folgende Kriterien erfüllen und nicht auf eine
andere Erkrankung zurückzuführen sind.
Dauer (ca. 4–72 h)
Mind. zwei der folgenden Kriterien bzgl. der Kopfschmerzen werden erfüllt
---Lokalisation (meistens einseitig)
---Pulsierender Charakter
---Mittlere bis starke Intensität
---Verstärkung durch körperliche Tätigkeiten
Auftreten von mind. einem der folgenden Begleitsymptome
---Übelkeit und/oder Erbrechen
---Photophobie und Phonophobie
Allgemeine Untersuchung
beim Leitsymptom Kopfschmerz zum Ausschluss anderer Ursachen;
---Neurologischer Status und detaillierter Hirnnervenstatus
---Trigeminale Nervenaustrittspunkte (zum Ausschluss einer Trigeminusneuralgie)
---Bulbusdruck- und Bewegungsschmerz
---Beweglichkeit der HWS, Druckschmerzhaftigkeit der perikraniellen Muskulatur (Hinweis
auf Spannungskopfchmerz)
---Klopf- und Druckschmerz der Kalotte (diffuser Klopfschmerz; Meningitis)
---Schmerzen bei Kieferöffnung
---Beurteilung der Schleimhäute, Zahnstatus
---Ertasten der A. temporalis superficialis (Hinweis auf Arteriitis Temporalis)
---Messung des Blutdrucks (art. HT bzw. hypertensive Krise)
Differenzialdiagnosen:
143
Therapie
----Allgemeine Maßnahmen zur Behandlung von Migräneattacken
Reizabschirmung
Ruhe, Schlaf
Kühlen von Schläfen und Stirn
Nebenwirkungen:
Passagerer Blutdruckanstieg (häufig), koronare Ischämien (selten)
Parästhesien und Kältegefühl der Extremitäten
Schwindel, Müdigkeit, Flush
Kopfschmerzen bei zu häufiger Anwendung (Kopfschmerz bei Medikamentenübergebrauch)
Kontraindikationen:
Ischämische Herzkrankheit
Myokardinfarkt in der Anamnese
Prinzmetal-Angina
pAVK
Ischämischer Schlaganfall oder TIA in der Anamnese
Arterielle Hypertonie
Schwere Leberfunktionsstörung
144
* Bei Migräne mit Aura sollten Triptane jedoch erst nach Beginn der Kopfschmerzen, also
nicht während der Aura, eingenommen werden!
* Die subkutane Applikation von Sumatriptan ist die schnellste und wirksamste
Akutbehandlung einer Migräneattacke!
Komplikationen:
----Chronische Migräne: Kopfschmerzen an ≥15 Tagen/Monat über ≥3 Monate, ohne dass
ein Medikamentenübergebrauch besteht. Dabei an ≥8 Tagen/Monat typische
Migränesymptomatik.
----Status migraenosus: Migräneattacke, die länger als 3 Tage anhält.
Therapie: Glucocorticoide p.o., einmalig Prednison oder Dexamethason
----Migränöser Infarkt: Persistierende Migräne mit Aurasymptomen in Kombination mit
einem Infarktgeschehen (z.B. klinisch fokal-neurologische Ausfälle).
Persistenz der Aura über mind. 60 min
Nachweis eines Infarktgeschehens (in einem relevanten Hirnareal) in der Bildgebung (mittels
MRT oder cCT)
Der ischämische Infarkt ist nicht auf eine andere Erkrankung zurückzuführen
----Persistierende Aura ohne Hirninfarkt: Dauer der Aurasymptome >1 Woche, aber kein
morphologisches Korrelat für einen Hirninfarkt in der Bildgebung.
----Epileptischer Anfall: Getriggert durch eine Migräneattacke
Prävention:
Nicht-medikamentöse Migräneprophylaxe:
---Lebensstiländerung (Vermeidung von Stress)
---Ausdauersport (3×/Woche Schwimmen, Fahrradfahren, Joggen)
---Verhaltenstherapeutische Interventionen
---Neuraltherapie, bspw. okzipitale Nervenblockade (in Ausnahmefällen), Akupunktur
Medikamentöse Migräneprophylaxe: Betablocker (insb. Metoprolol und Propranolol),
Flunarizin (Calciumkanalblocker), Amitriptylin, Topiramat
Indikationen:
---≥3 Attacken/Monat
---Migräneattacke >72 h oder langanhaltende Auraphänomene
---Nicht-Ansprechen oder nicht-tolerierbare Nebenwirkungen der Akuttherapie
---Z.n. migränösem Hirninfarkt
145
DISKUSPROLAPS (Bandscheibenvorfall)
Diskusprotrusion: Verlagerung des Nucleus pulposus in einen Riss des Anulus fibrosus mit
resultierender Vorwölbung des Anulus fibrosus und ggf. des hinteren Längsbandes
Epidemiologie:
Alter: Häufigkeitsgipfel: 30.–50. Lebensjahr
Nach dem 50. Lebensjahr: Seltener aufgrund des abnehmenden Expansionsdrucks des
Nucleus pulposus
Lokalisation:
Lumbaler Bandscheibenvorfall: Häufig (meist L4/L5 (95%) und L5/S1)
Zervikaler Bandscheibenvorfall: Selten (meist C5/C6 oder C6/C7)
Thorakaler Bandscheibenvorfall: Sehr selten
Pathophysiologie des Bandscheibenvorfalls
146
Pathophysiologie des Bandscheibenvorfalls:
1---Degenerativer Bandscheibenvorfall
àRückbildung der Gefäßversorgung der Bandscheibe ab dem 20. Lebensjahr und
Veränderung der strukturellen Zusammensetzung des Anulus fibrosus
àAnulus fibrosus wird anfälliger für Verletzungen
àMikrotraumata führen zur Rissbildung im Anulus fibrosus
àStark verlangsamte oder fehlende Ausheilung aufgrund der reduzierten
Nährstoffversorgung
àEindringen des Nucleus pulposus in die Risse bei Belastung (Bagatelltraumata)
àVorwölbung (Protrusion) des Nucleus pulposus bis hin zum Vorfall von Kernanteilen aus
dem Anulus fibrosus (Prolaps)
Symptome/Klinik
-----Schmerz
Dauer: Akut (<6 Wochen), subakut (6–12 Wochen), chronisch (>12 Wochen)
Qualität: Oft stechend, einschießend
Lokalisation und radikuläre Reizungen:
àZervikaler Bandscheibenvorfall: Schmerzausstrahlung in die Arme (Brachialgie)
àThorakaler Bandscheibenvorfall: Schmerzen im Verlauf sowohl des oberen Rückens
(Dorsalgie) als auch der Rippenbögen (Interkostalneuralgie)
àLumbaler Bandscheibenvorfall: Schmerzen des unteren Rückens (Lumbalgie),
Schmerzausstrahlung in die Beine im Verlauf des N. ischiadicus (Ischialgie) und
Schmerzausstrahlung im Verlauf des N. femoralis (Femoralgie)
-----Sensibilitätsstörungen: Missempfindungen, Kribbelparästhesien, Taubheitsgefühl
-----Paresen: Inkompletter Funktionsausfall eines Muskels
-----Reflexminderung: Ggf. auch Ausfall
-----Myelopathie: Neurologische Funktionsausfälle durch Kompression des Rückenmarks
* Als Warnzeichen für das Absterben eines Nervens gilt ein plötzliches Nachlassen der
Schmerzsymptomatik bei gleichzeitig zunehmender Parese. In einem solchen Fall droht ein
Wurzeltod!
147
C6- Kennmuskel: M. biceps Lateraler Oberarm, radialseitiger Bizepssehnenreflex
Syndrom brachii Unterarm, Daumen (BSR)
M. brachioradialis Brachioradialisreflex
Bei Parese: Armbeugung (BRR) =
geschwächt Radiusperiostreflex
(RPR)
148
Sonderformen:
Das Konus- und das Kaudasyndrom stellen schwerwiegende Verlaufsformen eines
Bandscheibenvorfalls dar. Beide Syndrome können isoliert, aber auch kombiniert auftreten.
Das Konus-Kauda-Syndrom, die Kombination beider Syndrome, ist oft durch eine sehr große
Raumforderung (bspw. posteromedialer Vorfall, Tumor) bedingt, welche eine massive
Kompression des Rückenmarks und der Spinalnerven bewirkt.
* Cauda equina: Fasergeflecht aus sensiblen und motorischen Nervenwurzeln unterhalb des
Rückenmarks
----Cauda equina- Syndrom: Asymmetrisch, eher beinbezogen
Sensibilitätsstörungen der unteren Extremität, u.a. Reithosenanästhesie
Blasen- und Mastdarmentleerungsstörungen, Sexualfunktionsstörungen
Schlaffe Paresen der unteren Extremität
149
Diagnostik:
-----Aktuelle Anamnese
àBeginn und Verlauf der Symptomatik, ggf. auslösendes Ereignis
àLokalisation und Art der Schmerzen, siehe auch: Schmerztherapie, Sektion Schmerz
und Schmerzformen
àNeurologische Symptomatik: Missempfindungen, Kribbelparästhesien,
Taubheitsgefühl
-----Körperliche Untersuchung
àInspektion: Schonhaltung (Häufig Lateralflexion des Rumpfes und Entlastung des
betroffenen Beines), Form und Verlauf der Wirbelsäule
àPalpation: Paravertebraler Hartspann, Klopf- oder Druckschmerz über der Wirbelsäule
*Valleix-Druckpunkte: Punkte über dem N. ischiadicus, die im Falle einer Nervenreizung
druckschmerzhaft sein können. (Beispiele: tiefe Palpation des M. gluteus maximus, der
Poplitea oder des Peroneusansatzes)
àFunktionsuntersuchung: Neurologische Untersuchung insb. mit Prüfung der
Sensibilität, Kraft der Kennmuskeln, Muskeleigenreflexe, Wurzeldehnungszeichen
-----Bildgebende Diagnostik
*Bei akutem Rückenschmerz und fehlenden Hinweisen für Risikofaktoren ist eine
bildgebende Diagnostik initial nicht routinemäßig indiziert!
àRöntgen
Indikation: Starker Schmerz (inbs. nach Trauma)
Befund: Intervertebrale Höhenminderung, veränderte Knochenstrukturen (bspw. bei
Frakturen, Tumoren, Osteoporose), degenerative Prozesse
àMagnetresonanztomografie
Indikation: Bildgebung der Wahl
Befund: Sklerosierte, dehydrierte Bandscheiben bei Bandscheibendegeneration,
Diskusprolaps als Herniation von Bandscheibengewebe mit umgebendem Ödemsaum,
entzündliche Infiltrate
àComputertomografie
Befund: Bspw. von ventral in den Spinalkanal drängende, vom Zwischenwirbelraum
ausgehende Raumforderung, veränderte Knochenstrukturen, degenerative Prozesse
150
***Wurzeldehnungszeichen:
1. Lasègue-Test:
Untersuchung des betroffenen Beines in Rückenlage
Anheben des gestreckten Beines durch den Untersucher
àLasègue-Zeichen positiv: Schnell einschießende Schmerzen in das ipsilaterale Bein mit
Ausbreitung im motorischen/sensiblen Areal der betroffenen Nervenwurzel bei einem
Beugungswinkel im Hüftgelenk von meist 40–60°
Hinweis auf: Wurzelreizung im Bereich L4–S1, Reizung des N. ischiadicus oder meningeale
Reizung
2. Bragard-Test (Wirbelsäule)
Durchführung des Lasègue-Tests, bis der Schmerz einsetzt
Anschließend Absenken des Beines, bis der Schmerz gerade verschwunden ist
Halten der Position und passive Durchführung einer schnellen Dorsalextension des Fußes
durch den Untersucher
àBragard-Zeichen positiv: Schnell einschießende Schmerzen in das ipsilaterale Bein mit
Ausbreitung im motorischen/sensiblen Areal der betroffenen Nervenwurzel
Hinweis auf: Wurzelreizung im Bereich L4–S1, Reizung des N. ischiadicus oder meningeale
Reizung
151
3. Kernig-Zeichen
----Variante 1
Passives Anheben des gestreckten Beines in Rückenlage durch den Untersucher
Kernig-Zeichen positiv: Einschießende Schmerzen ab einem bestimmten Beugungswinkel
des Hüftgelenks sowie reflektorische Beugung des Beines im Kniegelenk durch den Patienten
zur Schmerzreduktion
----Variante 2
Passive Beugung des Beines in Hüft- und Kniegelenk um je 90° beim Patienten in
Rückenlage, anschließend erfolgt eine langsame, passive Streckung im Kniegelenk
Kernig-Zeichen positiv: Einschießende Schmerzen bei Streckung des Kniegelenks mit
fühlbarer Abwehrspannung, typisch ist das Auftreten von Schmerzen bzw. einer
Abwehrspannung bei einem Streckungswinkel <135°.
Hinweis auf: Wurzelreizung im Bereich L4–S1, Reizung des N. ischiadicus oder meningeale
Reizung
Therapie:
----Konservative Therapie
Indikation: Therapie der 1. Wahl
Multimodales Therapiekonzept
àFrühzeitige medikamentöse Schmerztherapie nach WHO-Stufenschema
àPeriradikuläre Therapie: Injektion von Lokalanästhetikum und/oder Glucocorticoide an die
Nervenwurzel (bspw. Ropivacain)
àPhysiotherapie: Bspw. Krankengymnastik, Wärmetherapie, Massage
àBewegungstherapie: Fortführung der täglichen Aktivitäten, keine Bettruhe
àPatientenedukation
àVerhaltenstherapie
152
----Operative Therapie
Absolute OP-Indikation: Konussyndrom oder Kaudasyndrom (notfallmäßige Intervention),
progrediente oder akut auftretende schwere motorische Ausfälle (Kraftgrad <3/5), zentrale
Ausfälle (z.B. pathologische Fremdreflexe) unabhängig vom Schweregrad
Komplikationen:
Persistierende Wurzelschädigung und Wurzeltod:
---Motorischer Funktionsverlust: Paresen, Kraftverlust, Bewegungseinschränkung
---Sensibilitätsstörungen
---Pathologische Reflexe
Rezidiv
Komplikationen bei Bandscheibenoperationen:
---Rezidiv bei Teilnukleotomie
---Iatrogene Wurzel- oder Duraläsion
---Epidurales Hämatom
---Pseudolisthese: Pathologische Überbeweglichkeit im betroffenen Segment mit
Wirbelgleiten
---Postdiskektomie-Syndrom (Persistierende Beschwerden nach OP)
Prävention:
---Gewichtsreduktion
---Steigerung der körperlichen Aktivität
---Rückengerechtes Lastenheben und -tragen (Lasten aus der Hocke mit gestrecktem Rücken
heben und nah am Körper tragen
---Forciertes Aufbautraining der Rücken- und Bauchmuskulatur im Sinne einer Rückenschule
153
POLYTRAUMA
Polytrauma: Verletzungen mehrerer Körperregionen, bei denen mindestens eine oder die
Kombination mehrerer Verletzungen lebensbedrohlich ist. ***
Primäre Behandlungsziele:
Aufrechterhaltung/Wiederherstellung der Vitalfunktionen (ggf. Reanimation)
Diagnostik, Einschätzung und Akutbehandlung von Verletzungen lebenswichtiger Organe
Diagnostik: ****
1.Erstuntersuchung:
----Komplette körperliche Untersuchung: Zeitbedarf so gering wie möglich halten
Gefahr der Auskühlung durch Entkleiden beachten
Begutachtung der Körperrückseite: Vorsichtige Drehung insb. bei Verletzung des
Achsenskeletts
2.Radiologische Diagnostik:
----Ganzkörper-Computertomografie (Polytrauma-CT) ***
Goldstandard zur detaillierten Diagnostik des Verletzungsmusters bei Polytrauma
Zeitnahe Durchführung empfohlen
Durchführung auch bei unauffälligem eFAST-Befund empfohlen sowie bei
Störung der Vitalparameter (Atmung, Kreislauf, Bewusstsein)
Hochenergetischem Trauma (bspw. Sturz aus großer Höhe, Verkehrsunfall mit hoher
Geschwindigkeit)
Relevanter Verletzung ≥2 Körperregionen
Untersuchungsumfang: Native CT des Schädels, CT von Kopf bis einschließlich Becken mit
Kontrastmittelgabe
Alternativ: CT-Schädel, CT-Thorax, CT-Abdomen als Einzeluntersuchung bei isoliertem
Trauma
----Röntgen-Thorax-Untersuchung
Einzelfallentscheidung, falls keine CT durchgeführt wird
----Weitere radiologische Untersuchungen leitsymptom- bzw. bedarfsadaptiert
154
3. Labordiagnostik
----Blutgasanalyse (bevorzugt arteriell) ***
Beurteilung insb. von Gasaustausch, Elektrolyt- bzw. Säure-Basen-Haushalt und möglicher
Transfusionsindikation
Überprüfung und ggf. Anpassung der therapeutischen Maßnahmen (bspw. Beatmung,
Volumentherapie)
----Gerinnungsparameter ***
Quick-Wert bzw. INR, aPTT, Fibrinogen und Thrombozytenzahl
----Blutgruppenbestimmung und Antikörpersuchtest ***
Möglichst vor Transfusion von Fremdblut
Gleichzeitige Durchführung eines Bedside-Tests
----Weitere Parameter nach Klinikstandard, bspw. Blutbild, Harnstoff, Kreatinin, LDH, CK,
γGT, GOT, GPT
Therapie:
1.Basistherapie
----Stabilisierung der Vitalparameter, ggf.Intubation
----Optimierung der Rahmenbedingungen der Gerinnung
àNormothermie durch Einsatz von erwärmten Infusionslösungen, Wärmematten und
Heißluftgebläse
àVermeidung von Hypoperfusion und Hypoxie, ggf. Gabe von Natriumbicarbonat zum
Azidoseausgleich
àNormokalzämie durch Calciumsubstitution bei Hypokalzämie
2.Operative Therapie
àOperative Phase I: Abhängig von Hämodynamik bzw. klinischer Gesamtsituation
Stabil: Zeitnahe definitive Versorgung anstreben
Instabil: Notfallmäßige Erstversorgung akut lebensbedrohlicher Verletzungen (Bspw. mittels
Notfalllaparotomie, Notfallthorakotomie, Notfallkraniotomie)
Stabilisierungsphase: Stabilisierung der Vitalfunktionen
Durchführung auf der Intensivstation
Optimierung der Bedingungen für Folgeeingriffe
àOperative Phase II: Second Look (i.d.R. frühestens nach 24 h und spätestens nach 72 h)
Weitere Behandlung erstversorgter Verletzungen
Behandlung bisher unversorgter (nicht akut lebensbedrohlicher) Verletzungen
àWeitere operative Phasen: Abhängig vom Verletzungsmuster und Heilungsverlauf
155
SCHÄDELHIRNTRAUMA
Symptome/Klinik:
----Quantitative Bewusstseinsstörungen von Somnolenz über Sopor bis zum Koma
----Weitere ZNS-Funktionsstörungen, bspw.
Amnesie
Qualitative Bewusstseinsstörungen (bspw. Posttraumatische Verwirrtheit, Desorientiertheit)
Fokal-neurologische Defizite (bspw. Sprach-, Sprech-, Koordinations-, Hirnnervenstörungen)
Epileptische Anfälle
156
----Äußere Verletzungszeichen, bspw.Riss- und Platzwunden, Austritt von Blut, Liquor oder
Hirngewebe durch Mund, Nase oder Ohr
----Subjektive Beschwerden, insb.
Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Schwindel, Benommenheitsgefühl, Sehstörungen (insb.
Diplopie), Schwerhörigkeit, Licht- und Geräuschüberempfindlichkeit
----Begleitverletzungen:
Verletzungen der hirnversorgenden Gefäße
Beim Polytrauma: Insb. kritische Blutungen anderer lebenswichtiger Organe, Verletzungen
des Respirationstrakts etc.
Verletzung der Wirbelsäule oder des kraniozervikalen Übergangs
Kopfplatzwunde: Aufplatzen der Haut über der Schädelkalotte
Diagnostik:
Differenzialdiagnosen:
Schädelprellung: Verletzung des Kopfes ohne Funktionsstörung und/oder struktureller
Schädigung des Gehirns
Sekundäres SHT: SHT als Folge eines anderen Zustands (neurologisch oder nicht-
neurologisch), der zu einer quantitativen Bewusstseinsstörung (Vigilanzminderung,
Wachheitsstörung) und dadurch zu einem Sturz mit SHT führt.
157
PNEUMOTHORAX: Luftansammlung im Pleuraspalt zwischen Lunge (Pleura visceralis) und
Brustwand (Pleura parietalis).
----Nach Ätiologie
àSpontanpneumothorax: Innerer Pneumothorax, der ohne erkennbare äußere Ursache
auftritt. Durch einen Defekt der Pleura visceralis tritt Luft aus dem Inneren der Lunge in den
Pleuraspalt über;
Primärer Spontanpneumothorax (PSP) bei lungengesunden Patienten
Sekundärer Spontanpneumothorax (SSP) bei Patienten mit Vorerkrankungen der Lunge
àTraumatischer Pneumothorax: Pneumothorax nach Trauma
Stumpfe Gewalteinwirkung (z.B. Autounfall mit Aufprall des Thorax auf das Lenkrad,
Rippenfraktur)
Scharfe Gewalteinwirkung (z.B. Messerstichverletzung)
àIatrogener Pneumothorax: Pneumothorax nach medizinischem Eingriff (Pleurapunktion,
Perkutane (Lungen-) Biopsie, Punktion der V. subclavia (bspw. bei der Anlage eines ZVK,
Herzschrittmachers, Shaldon- oder Portkatheters)
----Nach Erscheinungsbild
àSpitzenpneumothorax: Pneumothorax im Bereich der Lungenspitze, also des Lungen-Apex
àMantelpneumothorax: Schmaler Luftsaum um das Lungengewebe
àPneumothorax mit Mediastinalflattern: Pneumothorax mit atemabhängiger Bewegung des
Mediastinums
158
Pathophysiologie:
*Die Lunge besitzt aufgrund ihrer elastischen Fasern sowie der Oberflächenspannung des
alveolären Flüssigkeitsfilms grundsätzlich das Bestreben, sich zusammenzuziehen →
Unterdruck im Pleuraspalt hält die Lunge entfaltet.
*Eintritt von Luft in den Pleuraspalt → Verlust des Unterdrucks im Pleuraspalt → Die Lunge
gibt dem Zug ihrer elastischen Fasern nach und fällt in sich zusammen.
*Beim Spannungspneumothorax kommt es zusätzlich zum Auftreten eines
Ventilmechanismus.
Allgemeine Symptome
---Plötzlich einsetzender, stechender, atemabhängiger Schmerz im Brustkorb der
betroffenen Seite, Husten (Folgen der Pleuraverletzung)
---Dyspnoe, Tachypnoe, Tachykardie, ggf. Zyanose
---Insb. bei lungengesunden Patient:innen mit Spontanpneumothorax auch symptomloser/-
armer Verlauf möglich
Bei traumatischem Pneumothorax zusätzlich
---Begleitverletzungen (z.B. Rippenfrakturen)
---Ggf. Hautemphysem
Bei Ausbildung eines Spannungspneumothorax zusätzlich ***
---Angst, Panik, Unruhe
---Druckbedingte Behinderung der Blutzirkulation und Herzfunktion
---Obere Einflussstauung
---Hämodynamische Instabilität, Schocksymptomatik ***
159
Ätiologie:
Kann bei jeder Form des Pneumothorax auftreten.
Aufgrund eines Ventilmechanismus baut sich ein Überdruck (Spannung) auf.
Pathophysiologie:
Riss in der Pleura mit Ventilmechanismus → Luft kann nur in eine Richtung strömen → Bei
jeder Inspiration strömt mehr Luft in den Pleuraspalt, bei der Exspiration kann die Luft
jedoch nicht entweichen → Überdruck im Pleuraraum entsteht → Mediastinalverlagerung
sowie erhöhter Druck auf Lunge, Herz und Gefäße
Symptome/Klinik:
Starke Ruhedyspnoe und Tachypnoe
Kreislaufinstabilität: Tachykardie, Hypotonie
Schocksymptomatik
Zyanose, gestaute Halsvenen bis hin zur Einflussstauung
Angst, Panik, Unruhe
160
Pneumothorax-Diagnostik
1.Körperliche Untersuchung *****
----Atemmechanik:
Asymmetrische Thoraxexkursion → Betroffene Thoraxhälfte „hinkt nach“
----Perkussion/Auskultation:
Befunde der betroffenen Thoraxhälfte sind:
àFehlendes oder abgeschwächtes Atemgeräusch
àHypersonorer Klopfschall
----Palpation
àKein Stimmfremitus
àGgf. instabiler Thorax bzw. Krepitationen der Rippen bei Rippenfraktur
àGgf. Hautemphysem
----Kreislaufparameter: ggf. Hypotonie und Tachykardie
*Bei Spannungspneumothorax fallen Kreislaufinstabilität und ggf. zusätzlich eine Zyanose,
eine Einflussstauung (gestaute Halsvenen) und/oder ein Hautemphysem auf!
* Die klinische Untersuchung ist nicht ausreichend, um einen Pneumothorax auszuschließen,
und dient nur als erste Orientierung!
2.Blutgasanalyse: zur Einschätzung der Hypoxämie, Hyperkapnie
3.Röntgen: Thorax p.a. im Stehen und in Inspiration *****
Typische Befunde im Röntgen:
----Spannungspneumothorax ***
àLunge meist komplett kollabiert
àZwerchfelltiefstand auf der betroffenen Seite
àErweiterung der Interkostalräume
àVerlagerung des Mediastinums nach kontralateral (Tracheal-, Gefäß- und
Herzverlagerung)
----Pneumothorax
àAbbruch der Gefäßzeichnung
àVermehrte Strahlentransparenz bzw. Transparenzsprung
* Im Bereich der Luftansammlung zeigt sich eine vermehrte Strahlentransparenz, der Bereich
ist also „schwärzer“. Das Lungengewebe hingegen ist partiell kollabiert und weist daher eine
verminderte Strahlentransparenz auf, ist also „heller“.
àPneulinie: Pleura visceralis als feine Haarlinie sichtbar
Ggf. subkutanes Emphysem und/oder Pneumomediastinum (insb. nach Trauma oder
Intervention)
4.Ggf. CT (nicht Teil der Standarddiagnostik)
Indikationen:
---Unklarer Befund im Rö-Thorax
---Bei Polytraumadiagnostik
---V.a. sekundären Pneumothorax
---Komplizierende Befunde: Hämatopneumothorax, Weichteilemphysem
---Klärung einer OP-Indikation
---Beurteilung der Rezidivwahrscheinlichkeit eines Pneumothorax
5. Sonografie: Bei erfahrenem Untersucher als Alternative zum Röntgen
Differenzialdiagnosen: Angina pectoris, Aortendissektion, Lungenembolie, Pleuritis,
Pneumonie, Ösophageale Ursachen.
161
Therapie:
1. Erstmaßnahmen
---Bedarfsgerechte Sauerstoffgabe, bspw. über eine Nasensonde (4–6 L/min) bzw. eine
Maske mit Reservoir (bis zu 10 L/min)
---Oberkörperhochlagerung zur Verbesserung des pulmonalen Gasaustausches
2.Konservativer Therapieversuch:
Indikation:Nur bei primärem Spontanpneumothorax zu erwägen
--Kleiner Mantel-/Spitzenpneumothorax (<2–3 cm breiter Saum) und
--Keine/geringe Dyspnoe
Durchführung: Symptomatische Therapie
Verlauf: Häufig selbstständige Resorption der Luft, Röntgen-Thorax-Kontrolle
3.Interventionell: Thoraxdrainage
Indikation: Ein Spannungspneumothorax und ein beidseitiger Spontanpneumothorax sind
Notfallindikationen
---Primärer Spontanpneumothorax: Je nach Ausdehnung und klinischer Beeinträchtigung der
betroffenen Personen
---Sekundärer Spontanpneumothorax: Interventionelle Therapie durch Thoraxdrainage i.d.R.
erforderlich, da Erfolgsaussichten einer konservativen Therapie geringer
àLokalisation des Zugangs:
---Bülau-Position: Standardzugang für die meisten Indikationen ***
4.–5. ICR zwischen vorderer und mittlerer Axillarlinie, sog. Safe Triangle
---Monaldi-Position: Anwendung eher in Ausnahmefällen
2. ICR in der Medioklavikularlinie
àZugang zur Thoraxhöhle: Minithorakotomie in Lokalanästhesie--Platzierung des
Drainagenendes (Kontrolle mit Röntgen***) ---Annaht: Fixierung des Drainageschlauches an
der Thoraxwand
Optimale Einstellung: -10 bis -20 cm H2O
4.Operative Versorgung
---Indikation:
Rezidiv eines Spontanpneumothorax
Nachgewiesene Bullae
Spannungspneumothorax (auch Erstereignis)
Persistierendes Luftleck und/oder mangelnde Reexpansion trotz Drainagebehandlung
Dislozierte Rippenfraktur
Hämatothorax
---Zugangswege: Empfehlung zur videoassistierten Thorakoskopie (VATS)
Alternativ: Offene Thorakotomie
Komplikationen:
àDurch Pneumothorax:
----Totalkollaps der Lunge → Respiratorische Insuffizienz
----Spannungspneumothorax → Kardiale Insuffizienz
----Mediastinalflattern bei offenem Pneumothorax → Hämodynamische Instabilität
----Hämatothorax bei Trauma
----Rezidive
àDurch Spannungspneumothorax:
Herz-Kreislauf-Stillstand
162
àNach Drainage/Operation
----Verletzung von Interkostalnerven und -gefäßen
----Blutung bis hin zum Hämatothorax
----Reexpansionsödem
----Keimverschleppung/Infektion
Die distale Radiusfraktur ist eine der häufigsten Frakturen des Menschen.
Verletzungsmechanismus ist meist ein Sturz auf die abstützende, extendierte Hand, die
dabei eine Extensionsfraktur („Colles-Fraktur“) erleidet. Andere wichtige Formen der
Radiusfraktur sind die Flexionsfraktur („Smith-Fraktur“) und die Radiustrümmerfraktur.
Dislozierte Frakturen werden i.d.R. in der Notaufnahme reponiert und durch einen
retinierenden Unterarmstützverband ruhiggestellt.
Ist also der Versuch der geschlossenen Reposition insuffizient oder erweist sich die Fraktur
als instabil, werden operative Verfahren angewendet wie bspw. die Plattenosteosynthese
oder K-Draht-Osteosynthese.
Klassifikation: ***
àExtensionsfrakturen: Sturz auf die extendierte (ausgestreckte) Hand (typische
Abstützbewegung)
Colles-Fraktur (Fraktur loco typico): Dislokation des distalen Fragments nach dorso-radial
àFlexionsfrakturen: Sturz auf die flektierte (gebeugte) Hand
Smith-Fraktur: Dislokation des distalen Fragments nach palmar und radial
***Im Anamnesegespräch: Sind Sie auf die ausgestreckte oder die gebeugte Hand gefallen?
163
*Besonderheit der distalen Radiusfraktur: Potentiell zwei Gelenke betroffen
--Radiokarpalgelenk
--Distales Radioulnargelenk
*Begleitverletzungen:
---Karpale Begleitverletzungen (häufig)
Fraktur oder Luxation der Handwurzelknochen
Bandverletzungen
---Sonstige Begleitverletzungen: Abrissfraktur des Proc. styloideus ulnaeNerven-, Gefäß-,
Sehnenverletzungen
Diagnostik:
1.Untersuchung auf klinische Frakturzeichen und Überprüfung der pDMS
164
***Frakturzeichen: Klinische und radiologische Hinweise auf eine Fraktur.
Es werden sichere von unsicheren Frakturzeichen unterschieden.
2. Apparative Diagnostik
Röntgenaufnahme des Handgelenks in zwei Ebenen: p.a./a.p. und streng seitlich ****
àNachweis einer (evtl. intraartikulären) Frakturlinie und Beurteilung des Frakturverlaufs
(und ggf. einer Trümmerzone)
àVeränderter Böhler-Winkel des distalen Radius: Radioulnare oder Palmare
Inklination/Gelenkflächenneigung
Differenzialdiagnosen:
---Prellung oder Distorsion
---Karpale Verletzungen: Bspw. Kahnbeinfraktur oder skapholunäre Dissoziation
---Luxationsfrakturen mit kompletter Instabilität des distalen Unterarms;
àMonteggia-Fraktur (Proximale Ulnafraktur mit meist ventraler Luxation des Radiuskopfes)
àGaleazzi-Fraktur (Radiusschaftfraktur mit Ulnaluxation im distalen Radioulnargelenk und
Zerreißung der Membrana interossea.)
Therapie:
1.Frühzeitig geschlossene Reposition der distalen Radiusfraktur
Indikation: Alle dislozierten Frakturen, die nicht notfallmäßig operiert werden müssen
Mögliche Verfahren zur Analgesie: Systemische Opioidgabe, Bruchspaltanästhesie
2.Konservative Therapie
àRuhigstellung im fixierenden Unterarmverband für 4–6 Wochen
àRegelmäßige Verlaufs- und Röntgenkontrollen
àFortführen der schmerzadaptierten Analgesie
àPhysiotherapie
3.Operative Therapie: Spickdrahtosteosynthese (bspw. bei Kindern),
Schraubenosteosynthese, Winkelstabile Plattenosteosynthese, Fixateur externe (bspw. bei
Trümmerfrakturen)
165
4.Nachbehandlung:
àJe nach Verfahren postoperative Ruhigstellung, bspw. in dorsaler Unterarmgipsschiene
àThromboseprophylaxe: Basismaßnahmen wie Frühmobilisation und Bewegungsübungen
*Laut aktueller Leitlinie sind nach Eingriffen an der oberen Extremität generell nur
Basismaßnahmen empfohlen, da das Risiko für thromboembolische Komplikationen sehr
gering ist. Lediglich bei individuellen Risikofaktoren oder nach Implantation einer
Schultergelenkprothese nach Trauma sollten weitere Prophylaxemaßnahmen erwogen
werden. (bspw. Heparin)
àRegelmäßige Wund- und/oder Pinkontrollen
àSchwellungsprophylaxe durch Hochlagerung und Kühlung
àSchmerzadaptierte Analgesie mit NSAR
Ibuprofen 600 mg 3x/d (Maximal Dosis: 2400 mg/d)
Bei Kontraindikationen: Metamizol 500–1.000 mg p.o. bis zu 4×/d (Max.dosis 4.000 mg/d)
àRöntgenkontrollen: Intraoperativ und im Verlauf je nach Verfahren
àPhysiotherapie abhängig von der Therapie und der postoperativ erreichten Stabilität
(Aktive und passive Beübung des Handgelenks ohne Belastung--- Beginn mit
Belastungsaufbau (Teilbelastung) --- Unlimitierte Bewegung und Belastung---
Uneingeschränkte Sportfähigkeit)
Komplikationen:
1.Allgemeine Komplikationen:
Verletzung von umliegenden/umgebenden Strukturen (Sehnen, Nerven, Gefäße),
Thrombose, Embolie, Blutung, Hämatom, Infektionen
2.Spezielle Komplikationen
----Sekundäre Dislokation, Heilung in Fehlstellung, Posttraumatische Arthrose,
Pseudoarthrose (Ausbleiben der Frakturausheilung)
----Sehnenruptur (v.a. Sehne des M. extensor pollicis longus)
----Implantatfehllage, Implantatlockerung/-wanderung/-bruch nach Operation
----Instabilität des Handgelenks (v.a. bei Begleitverletzungen wie bspw. SL-Bandruptur)
166
----Akutes posttraumatisches Karpaltunnelsyndrom:
****Das Karpaltunnelsyndrom bezeichnet eine chronische Kompression des Nervus
medianus unter dem Retinaculum musculorum flexorum im Karpaltunnel. Die Symptome
ergeben sich aus der Funktion des N. medianus peripher des Karpaltunnels. Früh zeigen sich
nächtliche Schmerzen in Zeige- und Mittelfinger sowie im Daumen. Im Verlauf kommt es zu
einer Atrophie des Daumenballens.
MILZRUPTUR
*Verletzungen der Milz werden meist durch stumpfe Bauchtraumen verursacht. Selten kann
es auch zu Spontanrupturen im Rahmen infektiöser, entzündlicher oder hämatologischer
Erkrankungen kommen.
**Man unterscheidet die akute, einzeitige Ruptur von der zweizeitigen Ruptur, die nach
einem symptomfreien Intervall von mehreren Tagen bis Wochen eintreten kann.
*Da eine Milzruptur zu massiven intraabdominellen Blutungen führen kann, gilt sie bis zur
eindeutigen Abklärung des Verletzungsausmaßes stets als Notfall.
*Je nach Ausmaß der Schädigung, Begleitverletzungen und patientenabhängigen Faktoren
kann unter engmaschiger Kontrolle eine stationäre konservative Therapie erfolgen, bspw.
bei hämodynamischer Stabilität und fehlender aktiver Blutung.
*Oft ist jedoch ein operatives Vorgehen notwendig. In diesem Fall wird bevorzugt eine
milzerhaltende Operation durchgeführt, bei ausgedehnten Verletzungen und Beteiligung
des Milzhilus ist dagegen eine Splenektomie indiziert.
Ätiologie:
----Traumatische Milzruptur
àStumpfes (geschlossenes) Bauchtrauma: Hauptursache Verkehrsunfälle
àDirektes (penetrierendes) Bauchtrauma, bspw. Messerstich, Schussverletzung
àLinksseitiges Thoraxtrauma (nur bei Vorliegen von Rippenfrakturen)
àIatrogen, bspw. bei Operationen, Koloskopie
----Spontane Milzruptur: Splenomegalie, bspw. im Rahmen von
Malaria, Mononukleose, Hämatologischen Erkrankungen
167
Klassifikation: ****
Grad I: Keine aktive Blutung, subkapsuläres Hämatom; nicht progredient, <10% der
Oberfläche
Grad II: Aktive Blutung, subkapsuläres Hämatom, nicht progredient, 10-50 % der
Oberfläche
Grad III: Aktive Blutung mit >3 cm tiefe Lazeration oder Verletzung von Trabekelgefäßen,
subkapsuläres Hämatom, progredient, >50 % der Oberfläche
Grad IV: Verletzung von Segment- oder Hilusgefäßen, ausgedehnte
Durchblutungsstörungen, intraparenchymales Hämatom; rupturiert mit aktiver Blutung
Grad V: Vollständige Zerstörung der Milz, Abriss der Hilusgefäße, aufgehobene
Durchblutung
Pathomechanismus: ****
----Traumatische Milzruptur
àEinzeitig: Verletzung der Milzkapsel und ggf. des Milzparenchyms → Akute
intraabdominelle Blutung
àZweizeitig: Verletzung des Milzparenchyms bei zunächst noch intakter Milzkapsel →
Zentrales oder subkapsuläres Hämatom → Symptomfreies Intervall → Anschließend Ruptur
der Kapsel mit intraabdomineller Blutung
----Spontane (atraumatische) Milzruptur: Bei Erkrankungen mit Splenomegalie (Diese
Prädisposition kann eine spontane Ruptur verursachen, aber auch bei leichtem Traumen
eine Verletzung begünstigen.)
Symptome/Klinik: ****
----Einzeitige Milzruptur: Klinische Symptomatik variabel (V.a. abhängig vom Blutverlust)
àKreislauf: Stabil oder nicht stabil, bis zum hämorrhagischen Schock (mit Tachykardie und
Blutdruckabfall)
àDiffuse leichte bis starke Schmerzen insb. im linken Oberbauch
àGgf. Abwehrspannung (bis zum Oberbauchperitonismus)
àGgf. Schmerzausstrahlung in die linke Schulter (Kehr-Zeichen) oder Druckschmerz an der
linken Halsseite (Saegesser-Zeichen)
àSchmerzbedingte Schonatmung
àGgf. Symptome begleitender Verletzungen
----Zweizeitige Milzruptur
àDirekt nach Trauma beschwerdefreies Intervall über Stunden bis Wochen
àPlötzlich einsetzende Schocksymptomatik, linksseitige Oberbauchschmerzen sowie
weitere Symptome der einzeitigen Milzruptur
*Bei zweizeitiger Ruptur ist eine verzögerte bzw. abgeschwächte Symptomatik typisch!
168
Diagnostik
1.Anamnese und körperliche Untersuchung: Zügig, fokussiert auf Unfallhergang
Insb. achten auf ;
--Penetrierende Verletzung
--Prellmarken oder Hämatome
--Palpable Raumforderung im linken Oberbauch
--Druck- und Klopfschmerz im linken Oberbauch
--Abwehrspannung
2.Vitalparameter und Monitoring
3.FAST (Sonografie):
Goldstandard zur Diagnosesicherung, engmaschige Verlaufskontrollen obligat ****
àHämatom in der Milz oder subkapsulär
àFreie intraabdominelle Flüssigkeit ****
Koller-Pouch (Recessus splenorenalis)
Morison-Pouch (Recessus hepatorenalis)
♀: Douglas-Raum (Excavatio rectouterina)
♂: Proust-Raum (Excavatio rectovesicalis)
4. Labor: Blutbild, ggf. Hb-Abfall, Nieren- und Leberwerte, Elektrolyte,
Gerinnungsparameter, Kreuzblut und Bestimmung der Blutgruppe
5. Fakultative apparative Diagnostik
----CT Abdomen (mit KM)
Indikation: Stabiler Patient mit Polytrauma, unklare Befunde
Befunde: Scharfe Begrenzung der Milz aufgehoben, Lazeration (Hypodenses oder
inhomogenes Parenchym), ggf. Raumforderung im Sinne einer Blutung sichtbar
----Röntgen-Thorax: Ggf. Rippenserienfraktur
----Röntgen-Abdomen: Im Rahmen eines Polytraumas bzw. zum Ausschluss freier Luft bzw.
einer Hohlorganperforation
****Der klinische V.a. eine Milzruptur ist ein Notfall! Im Vordergrund steht die
Diagnosesicherung durch FAST, weiterführende Diagnostik sollte kritisch gegenüber dem
Zeitverlust abgewogen werden!
* Bei penetrierendem Trauma darf der Gegenstand nicht präoperativ entfernt werden, da
sonst unkontrollierbare Blutungen drohen!
169
Therapie:
*** Wenn der Kreislauf instabil ist oder unter Volumentherapie nicht stabilisiert werden
kann, muss operiert werden!
1.Konservative Therapie
Indikation: Goldstandard bei AAST-Grad I
Stationäre, ggf. intensivmedizinische Überwachung
Engmaschige Sonografie- und Laborkontrollen
2.Interventionelle Therapie: Angiografie und Embolisation von Milzgefäßen
Indikation: Z.n. zahlreichen Voroperationen (Adhäsionen im Bauchraum wahrscheinlich),
Leberzirrhose oder portale Hypertension mit schweren Umgehungskreisläufen
Durchführung: Angioembolisation mittels Schaum oder Coils, Einsetzen von Metallstents
3.Operative Therapie (Laparotomie)
Indikation: AAST-Grad >I, hämodynamisch instabiler Patient, gestörte Blutgerinnung
àMilzerhaltende Verfahren
---Splenorrhaphie: Blutstillung ohne Resektion (Koagulation, Laser, Fibrinkleber usw.)
---Gefäßligatur
---Partielle Milzresektion
àOffene Splenektomie
Indikation: Hilusrupturen oder vollständige Berstung
Lebensgefährliche Komplikationen meist innerhalb der ersten 24 h
Komplikationen:
----Hämorrhagischer Schock
----Intraoperative Komplikationen: Lebensbedrohliche Blutungen, Verletzung von
Pankreasschwanz, Magen, Kolon
170
----Postoperative Komplikationen
Pulmonal: Basaler Pleuraerguss, Lungenatelektase links-basal, Pneumonie
Im OP-Gebiet: Infektion des Milzbettes, Pseudozysten, Pseudoaneurysmen der Milzarterie, --
Pankreasfisteln, subphrenischer Abszess, Pankreatitis
Immunologisch: Nach Splenektomie erhöhte Infektanfälligkeit, erhöhte Sepsisanfälligkeit,
OPSI
Hämatologisch: Passagere Thrombozytose, thromboembolische Komplikationen
171
PATELLAFRAKTUR
*Patellafrakturen sind relativ selten und entstehen meist durch eine Gewalteinwirkung auf
das gebeugte Kniegelenk, häufig im Rahmen eines Verkehrsunfalls.
*Klinisch fällt neben starken Schmerzen und einer Schwellung meist eine Aufhebung der
aktiven Beweglichkeit im Kniegelenk auf.
*Ein konventionelles Röntgenbild in 2 Ebenen (wenn möglich in 3 Ebenen) reicht zur
Diagnosestellung meist aus, jedoch wird das Frakturausmaß in vielen Fällen erst in einer CT-
Untersuchung offensichtlich und hat dann Einfluss auf die Art der operativen Versorgung.
*Die sog. Zuggurtungsosteosynthese ist momentan in Deutschland noch das am häufigsten
verwendete Osteosyntheseverfahren, jedoch wurde in den letzten Jahren insb. bei
Mehrfragmentfrakturen auch vermehrt die Plattenosteosynthese eingesetzt.
*Ziel jeder Therapie ist die Wiederherstellung des Streckapparates und die
Wiederherstellung der Gelenkfläche.
Ätiologie:
----Typischer Entstehungsmechanismus (80%): Anpralltrauma auf das gebeugte Knie im
Rahmen eines Unfalls (Dashboard injury)
-----Seltenere Entstehungsmechanismen:
Begleitverletzung im Rahmen einer Patellaluxation
Komplikation einer operativen Versorgung im Bereich des Kniegelenks (bspw. bei bzw.
nach Knieendoprothese, Rekonstruktion des medialen patellofemoralen Ligaments sowie
Ersatzplastik des vorderen Kreuzbandes mit autologer Patellarsehne)
Begleitverletzungen:
Verletzung der Bursa prae- und infrapatellaris, Ruptur des Reservestreckapparates, hintere
Kreuzbandruptur, zusätzliche Frakturen der unteren Extremität bspw. Acetabulumfraktur
oder Schenkelhalsfraktur, Hüftluxation
172
Symptome/Klinik: ****
----Allgemeine Frakturzeichen
àTastbare oder sichtbare Fehlstellung (Bei Dislokation kann eine Vertiefung getastet
werden.
àHämatom oder Schwellung (Typisch wäre eine ventrale, fast ballonartige Schwellung.)
àSchmerzen (Bewegungsschmerz besonders bei Extension/Flexion, aber auch
Ruheschmerz)
àKrepitation (Es wird empfohlen, auf eine aktive Überprüfung zu verzichten, da Gefahr der
(weiteren) Dislokation und stark schmerzhaftes Prozedere.)
----Spezifische Symptome
àGelenkerguss (Hämarthros)
àInstabilitätsgefühl
àBewegungseinschränkung:
Aktive Extension des Kniegelenkes kaum oder schwer möglich
(Bei undislozierten Frakturen oder intaktem Reservestreckapparat kann eine Extension noch
möglich sein!)
Flexion oft schmerzbedingt vermindert
àSensibilitätsstörungen
173
2. Venöser Zugang und Monitoring (falls nicht bereits präklinisch durchgeführt): EKG,
Pulsoxymetrie (Auf Kreislaufstabilität achten!)
3. Schmerzadaptierte Analgesie: Unter Berücksichtigung bereits erhaltener
Medikamente
----Bei leichten Schmerzen und Vormedikation mit Opioiden: Basisanalgesie, bspw.
Paracetamol 1000 mg i.v. / Ibuprofen 600 mg p.o., alternativ Metamizol 1000 mg i.v.
Bei starken Schmerzen: Opioide, bspw. Piritramid (mit engmaschiger Überwachung!)
Ggf. Behandlung einer opioidinduzierten Übelkeit: Dimenhydrinat
4. Anordnung einer Thromboseprophylaxe
Mind. für den Zeitraum der gelenkübergreifenden Immobilisation
Bspw. mit NMH wie Certoparin (3000IE s.c. 1x/d), alternativ Enoxaparin (20-30 mg s.c. 1x/d)
5. Röntgen: Obligat zur Diagnosesicherung, Therapieplanung, Ausschluss knöcherner
Begleitverletzungen oder Luxationen ****
Knie in zwei Ebenen
Ggf. in 3 Ebenen: noch beidseitige tangentiale Aufnahme der Patella (soweit
schmerzbedingt möglich) ***
Ggf. Becken und Hüftgelenk bei Hochrasanztrauma
6. Laboruntersuchung
inkl. Serologie HBV, HCV, HIV (besteht für die operierende Person ein erhöhtes
Verletzungs- und damit Infektionsrisiko)
7. Fakultative Diagnostik:
àMRT: Insb. zum Ausschluss von Stressfrakturen, osteochondralen Frakturen
(bspw. nach Patellaluxation) und Begleitverletzungen (bspw. Knorpelschäden des
Kniegelenks, hintere Kreuzbandruptur)
àCT: Insb. bei Mehrfragment- oder Trümmerfrakturen sowie bei unklaren Befunden
im Röntgenbild
àSonografie: Zum Nachweis einer Fraktur sowie zur Beurteilung der Patellarsehne,
der Quadrizepssehne, des medialen und lateralen Halteapparats und zur Detektion
eines Gelenkergusses
8. Weitere Maßnahmen:
àRuhigstellung, bspw. in einer Lagerungsschiene
àAbschwellende Maßnahmen, ggf. Kühlen
àBei offener Fraktur: Unverzügliche OP-Vorbereitung (Nüchternzeit, EKG, Labor, BGA,
Homöostase (i.v. Volumenersatz, Elektrolytausgleich), perioperative Thromboseprophylaxe,
Bereitstellung von Blutkonserven), Antibiotikagabe nach vorherigem Wundabstrich und ggf.
Tetanusprophylaxe
àBei ausgeprägtem Hämarthros: Gelenkpunktion (nur in Ausnahmefällen)
àBei Fällen der gesetzlichen Unfallversicherung: Berufsgenossenschaftliche Aufnahme
174
Differenzialdiagnosen:
---Patellaluxation, Knieluxation
---Patellarsehnenruptur, Quadrizepssehnenruptur
---Verletzungen der Kniebinnenstrukturen (Seitenband- oder Kreuzbandrupturen,
Meniskusrupturen)
Therapie:
1. Konservative Therapie
Indikation:
Keine relevante Dislokation der Fragmente
Keine relevante Stufenbildung der Gelenkfläche (<2 mm)
Allgemeine Kontraindikation für Operation
Stressfraktur
Aktive Extension bzw. Streckhebefähigkeit des Kniegelenkes möglich
Durchführung:
---Abschwellende Maßnahmen (Hochlagerung, vorsichtige Kühlung)
---Bedarfsgerechte Analgesie
---Gehhilfen
---Thromboseprophylaxe: Medikamentöse Prophylaxe bis zur Entfernung des fixierenden
Verbandes
---Physiotherapie und ggf. Lymphdrainage (Physikalisches Verfahren der
Entstauungstherapie durch spezielle Massage- und Grifftechniken)
---Funktionelle Behandlung über ca. 6 Wochen, ggf. mit limitierender Sperrorthese
Möglichst Vollbelastung in Extension
Sukzessive Steigerung der Flexion
Vermeidung aktiver Extension
---Ggf. CPM (continuous passive motion=“kontinuierliche passive Bewegung”)-Schiene
---Regelmäßige und engmaschige Kontrolle der Frakturstellung
---Nach 6 Wochen: Radiologische Kontrolle der knöchernen Durchbauung
---Woche 6–8: Physiologisches Bewegungsverhalten
---Woche 8–10: Vollbelastung unter Alltagsbedingungen
---Anschließend: Trainingsstabilität
175
2. Operative Therapie
Indikation:
Offene Verletzung
Relevante Dislokation der Fragmente (≥2 mm)
Relevante Stufenbildung in der Gelenkfläche (≥2 mm)
Keine aktive Extension bzw. Streckhebefähigkeit des Kniegelenkes möglich
Osteochondrale Frakturen
Notwendigkeit zur gleichzeitigen Versorgung kniegelenksnaher Verletzungen
Zeitpunkt:
àOffene Fraktur: Notfallmäßig
àGeschlossene Fraktur: Möglichst frühzeitig oder nach Konsolidierung der Weichteile
Vorbereitung:
Chirurgische Aufklärung und anästhesiologische Aufklärung
Ggf. Perioperative Antibiotikaprophylaxe
Narkoseverfahren: Allgemeinanästhesie, Kombinationsanästhesie oder Regionalanästhesie
(bspw. Femoralisblockade in Kombination mit Ischiadikusblockade)
Durchführung:
---Intraoperative Überprüfung der Kreuzbänder und Seitenbänder des Kniegelenkes
---Zugang: Medianer/lateraler Längsschnitt (parapatellar) oder Miniarthrotomie von lateral
---Verfahren: Osteosynthese
Insb. Zuggurtungsosteosynthese
Schraubenosteosynthese, Plattenosteosynthese
**** Osteosynthese: Die Osteosynthese beschreibt die operative Versorgung von
Knochenfrakturen und -verletzungen mittels Einbringung von Fremdmaterial (z.B.
Schrauben, Metallplatten)
****Zuggurtungsosteosynthese
Indikation: Knochenfragmente, die aufgrund des Zuges über Muskelsehnen
auseinandergezogen werden (z.B. Patella-Querfraktur, Olecranon-Querfraktur)
Prinzip: Dynamische Kompression (Durch Umwandlung der Zugkräfte in Druckkräfte
über eine Metallschlinge)
---Rekonstruktion des parapatellaren Streckapparates
176
Nachsorge:
---Thromboseprophylaxe
Dauer der medikamentösen Thromboseprophylaxe: Mind. 7 Tage, bis zur Abnahme des
ruhigstellenden/fixierenden Verbandes
--- Frühzeitige Mobilisation unter physiotherapeutischer Anleitung
---Zunächst Teilbelastung, dann Übergang in schmerzadaptierte Vollbelastung
Vollbelastung; ab. 16 Woche postoperativ
---Wund- und Laborkontrollen
---Regelmäßige Röntgenkontrollen bis zum Abschluss der Knochenheilung
Komplikationen:
---Frühkomplikationen:
Wundheilungsstörung, Gelenkinfektion, Gelenkerguss, Bursitis praepatellaris,
Phlebothrombose und Embolie, Sensibilitätsausfall im Operationsgebiet,
Knorpelschaden, Stufenbildung im Gelenk, Sekundärer Repositionsverlust,
Implantatdislokation, Schmerzen, CRPS
---Spätkomplikationen:
Implantatversagen, Weichteilirritation durch Implantate, Pseudarthrose,
Arthrose, Bewegungseinschränkung, Funktionseinschränkung, Kraftminderung,
Schmerzen, bspw. durch Hyperkompressionssyndrom der Patella
177
SPRUNGGELENKSFRAKTUR
Sprunggelenke:
*Die zwei Sprunggelenke bilden die Hauptgelenke des Fußes. Es werden oberes und unteres
Sprunggelenk unterschieden. Das obere Sprunggelenk bildet die Verbindung zwischen
Unterschenkel und Fußwurzel, das untere Sprunggelenk ist eine Verbindung der
Fußwurzelknochen untereinander.
*Die Sprunggelenksfraktur ist die häufigste Fraktur der unteren Extremität und wird durch
Supinations- oder Pronationstraumata hervorgerufen.
*Bei der verbreiteten Einteilung des Außenknöchelbruchs nach Weber wird die Höhe der
Fraktur in Bezug auf die Syndesmose berücksichtigt.
*Weiterhin werden verschiedene Begleitverletzungen wie die Fraktur des Volkmann-
Dreiecks (hintere Tibiakante) sowie Kombinationsbrüche mit Beteiligung des Innenknöchels
oder der Gelenkfläche beobachtet.
*Therapeutisch können undislozierte Frakturen konservativ unter Entlastung und
Ruhigstellung therapiert werden, während bei Beteiligung der Syndesmose oder
Dislokation der Fragmente operative Verfahren zum Einsatz kommen.
178
Einteilung der Außenknöchelfrakturen nach Weber: *****
àWeber A: Fraktur des Außenknöchels unterhalb der Syndesmose (intakte Syndesmose)
àWeber B: Fraktur des Außenknöchels in Höhe der Syndesmose (mit möglicher Läsion der
Syndesmose)
àWeber C: Fraktur des Außenknöchels oberhalb der Syndesmose (mit möglicher
rupturierter Syndesmose und Membrana interossea)
Maisonneuve-Fraktur:
--Ruptur der Syndesmose, gleichzeitige Zerreißung der Membrana
interossea,hohe/subkapitale Weber-C-Fraktur
--Mögliche Begleitverletzungen: Innenknöchelfraktur oder Riss des Lig. deltoideum
179
Sonderformen:
---Pilon-tibiale Fraktur: Fraktur der distalen Tibiagelenkfläche
---Trimalleoläre Fraktur: Fraktur von Innen- und Außenknöchel sowie Abscherfraktur der
hinteren Tibiakante (Volkmann-Dreieck)
---Sprunggelenkluxationsfraktur: Bimalleoläre Fraktur mit völliger Instabilität aufgrund der
Sprengung der Sprunggelenksgabel
180
Symptome/Klinik:
---Lokale Schwellung und Hämatom
* Bei sehr starker Schwellung kann die Haut so stark überdehnt werden, dass Blasenbildung
und Nekrosen auftreten. In diesem Fall müssen die Weichteile schnellstmöglich entlastet
werden!
---Schmerzhaft eingeschränkter Bewegungsumfang
---Bei Sprengung der Sprunggelenksgabel → Fehlstellung: Fuß im Vergleich zum
Unterschenkel seitlich versetzt
----Röntgen des Sprunggelenks in zwei Ebenen: a.p. und seitlich Aufnahme (lateral), ggf. in
3 Ebenen (auch Mortise; a.p. mit 20°)
181
Fakultative Diagnostik:
---Röntgen Unterschenkel in zwei Ebenen: Bei V.a. hohe Fibulafraktur
---Gehaltene Röntgenaufnahmen: Zur Prüfung der Syndesmose
Differenzialdiagnosen:
---Isolierte ligamentäre Verletzungen
---Isolierte Fibulafraktur nach direktem Trauma
---Ermüdungsbruch der distalen Fibula
---Alter knöcherner Bandausriss
---Frakturen der Fußwurzel- oder Mittelfußknochen (Röntgen-Fuß in 3 Ebenen)
---OSG-Distorsion („Verstauchung“)
*Eine typische Sportverletzung ist das Umknicktrauma mit OSG-Distorsion und
Bandverletzung („verstauchter Knöchel“), wozu es häufig durch das Wegknicken über den
Außenknöchel kommt. Durch ein solches Supinationstrauma können die Außenbänder
reißen, oft ist das Lig. talofibulare anterius betroffen.
Die weitere Therapie (sofern eine Fraktur ausgeschlossen wurde) besteht i.d.R. in der
Ruhigstellung des Sprunggelenks für mind. fünf Wochen.
182
Konservative Therapie:
àIndikationen: Undislozierte Frakturen (Typ Weber A oder B) ohne Verletzung der
Syndesmose
àRuhigstellung: Mittels Unterschenkelgips oder Vakuumschiene in Neutralposition (90*
Flexion) etwa 6 Wochen lang
àBelastung: Teilbelastung mit Unterarmgehstützen
àPhysiotherapie: Frühzeitiger Beginn mit Gangschulung
à nicht-medikamentöse Thromboseprophylaxe: Basismaßnahmen bspw.
Bewegungsübungen, frühzeitige Mobilisation, ausreichende Flüssigkeitszufuhr
àRöntgenkontrollen: Bspw. nach 1, 3 und 6 Wochen
Operative Therapie:
àIndikationen:
---Instabile und dislozierte Frakturen (V.a. Weber-B und C)
---Maisonneuve-Verletzung/Maisonneuve-Fraktur oder isolierte Syndesmoserupturen
Möglichst innerhalb der ersten 6–8 h
àPerioperative Antibiotikaprophylaxe
àPostoperative Ruhigstellung im Unterschenkelgips für etwa 6 Wochen
àPhysiotherapie mit Gangschulung und dosiertem Belastungsaufbau
20 kg Teilbelastung für die ersten 6 postoperativen Wochen
Anschließend Belastungsaufbau bis zur Vollbelastung
183
Häufigste Verfahren:
Offene Reposition und innere Stabilisierung der Fraktur
Direkte Bändernaht oder Implantation einer temporären Stellschraube
Fixateur externe
OP-spezifische Komplikationen:
---Infektion
---Implantatlockerung und -ausbruch
---Sekundäre Dislokation
---Verzögerte Knochenheilung bis hin zur Pseudarthrose
---Allergie gegen das Implantat
---Thrombose und Lungenembolie
Behandlungsunspezifische Komplikationen:
---Nervus-peroneus-communis-Läsion oder Nervus-saphenus-Läsion
---Knorpelabscherungen des Talus („Flake Fracture“)
---Abrissfraktur des Volkmann-Dreiecks
---Kompartment-Syndrom
---Posttraumatische Arthrose
*Die Arthrose des oberen Sprunggelenks ist – im Gegensatz zur Arthrose in Hüft- und
Kniegelenk – in den meisten Fällen posttraumatischer Genese.
184