MagMat Magnetische Eigenschaften Von Materialien v2014
MagMat Magnetische Eigenschaften Von Materialien v2014
MagMat Magnetische Eigenschaften Von Materialien v2014
1. Grundlagen
1.1. Bedeutung magnetischer Werkstoffe
Magnetische Erscheinungen sind seit dem Altertum bekannt. Bis Mitte des 19. Jahrhun-
derts war der Kompass jedoch die einzige wichtige Anwendung des Magnetismus. Erst
mit der Entwicklung der elektrotechnischen Industrie am Ende des 19. Jahrhunderts
entstand eine ständig steigende Nachfrage nach Magnetwerkstoffen. Gegenwärtig fin-
den Magnetwerkstoffe als unentbehrliche Komponenten in verschiedensten technischen
Gebieten Anwendung:
3 Elektromagnetische Abschirmung/Kopplung.
1.2 Magnetismus
Abb. 1: Schematische Darstellung der regellosen Ausrichtung der atomaren magnetischen Momente beim
Paramagnetismus
In einem größeren Magnetfeld richten sich die magnetischen Momente aufgrund des
wirkenden Drehmomentes gegen die Temperaturbewegung in Feldrichtung aus. Es ent-
steht eine makroskopische Magnetisierung. Sie ist abhängig von der Größe der äußeren
Feldstärke und der Temperatur des Stoffes.
Praktikum Werkstoffe: Versuch MagMat „Magnetische Eigenschaften der Materialien“ 3
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Abb. 3: Blochwand zwischen zwei 180°Domäne und Umkehr der atomaren magnetischen Momente
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Spontane Magnetisierung
Trotz des geordneten magnetischen Zustandes ist daher die makroskopische Magneti-
sierung ohne äußeres Magnetfeld Null.
Ferrimagnetismus: (Fe3O4, NiFe2O4, CoFe2O4, ZnFe2O4, BaFe12O19 oder SrFe12O19 u.a.)
Hier liegt eine antiferromagnetische Ordnung vor, dessen magnetische Momente auf-
grund eines unsymmetrischen Gitteraufbaus unterschiedlich groß sind und deshalb sich
nur teilweise kompensieren (s. Abb. 7).
Superparamagnetismus:
Diese Erscheinung setzt bei ferro- bzw. ferrimagnetischen Partikeln ein, wenn die Parti-
kelgröße einen kritischen Wert unterschreitet, sodass sich keine vollständiger Weiß-
scher Bezirk ausbilden kann. Die thermische Energie ist dann größer als die Kristallan-
isotropieenergie und die Magnetisierungsrichtung folgt der thermischen Fluktuation. Sol-
che Partikel besitzen keine Remanenz. Das Vorstadium sind eindomänige Partikel.
Abb. 8 Qualitative Gegenüberstellung der B(H)- Kennlinien eines typisch hart- und weichmagnetischen
Werkstoffes
Ist die Richtung der spontanen Magnetisierung nur sehr locker an die Vorzugsrichtung
gebunden, so ist die Koerzitivfeldstärke klein. Das Material wird als weichmagnetisch
bezeichnet. Ist die Bindung dagegen sehr fest, die Koerzitivfeldstärke also hoch
(> 1 kA/m), so spricht man von hartmagnetischem Material.
Weichmagnetische Materialien werden in der Regel zur Führung des magnetischen
Flusses eingesetzt, hartmagnetische dagegen – auch mit „permanentmagnetisch“ be-
zeichnet – werden für die Flusserzeugung und damit als passive Feldquelle verwendet.
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Bei Magnetfeldern in einem Material wird der Zusammenhang zwischen der Induktion B
und der Feldstärke H beschrieben durch Gl. (1):
B = µ . H = µo. µr H (1)
Unter Einbeziehung der Gl. (1) kommt man zur Definition der magnetischen Suszepti-
bilität gemäß Gl. (4):
= µr-1 (4)
Dagegen sind µr und bei ferromagnetischen Stoffen abhängig von der magnetischen
Feldstärke H und der magnetischen Vorgeschichte. Für die Größe gilt:
Die Neukurve wird als Grundlage praktischer Berechnungen von magnetischen Kreisen
verwendet. In der Literatur wird sie auch Magnetisierungskurve oder Kommutie-
rungskurve genannt.
Die Hystereseschleife, die sich bei Sättigung einstellt, heißt Grenzkurve oder perma-
nente Zustandskurve.
Die Anfangspermeabilität µi ist die Neigung der Tangente an die Neukurve im Koordi-
natenursprung des B-H-Diagramms.
Rayleigh-Schleife
1 B
i ( H ( 0, 1 0, 2 ) Hc ) (5)
0 H
ermittelt.
1 Bmax
a (6)
0 Hmax
Sie wird auch als Wechselfeldpermeabilität bezeichnet und dient als Grundlage prakti-
scher Berechnungen magnetischer Kreise mit Wechselstromerregung.
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1 dB
d (7)
0 dH
Bei sehr kleinen Wechselfeldaussteuerungen in einem Arbeitspunkt auf der Hysterese-
kurve, der durch eine Gleichstromvormagnetisierung bestimmt wird, werden kleine Lan-
zetten förmige Hystereseschleifen durchfahren (s. Abb. 11).
1 B
rev (8)
0 H
Liegt der Arbeitspunkt im 2. Quadranten der B-H-Kennlinie, so bezeichnet man den An-
stieg als permanente Permeabilität µp.
Wird einer Vormagnetisierung ein größeres Wechselfeld überlagert, dann erfolgt eine
unsymmetrische Aussteuerung der Hysteresekurve (s. Abb. 12).
1 ( B1 B2
ü (9)
0 ( H1 H2 )
Die B-H-Kennlinie eines ferromagnetischen Stoffes ist weiterhin abhängig von der Fre-
quenz f und der Temperatur
Die Frequenzabhängigkeit zeigt Abb. 13.
Abb. 13: Einfluss der Frequenz auf die Hystereseschleife und Permeabilität, (f3 > f2 > f1)
Ursache für den Einfluss der Frequenz sind die sich ändernden Ummagnetisierungs-
verluste. Sie setzen sich zusammen aus Hysterese-, Wirbelstrom- und Zusatzverlus-
ten.
Es gilt Gl.(10):
PvU= Pvh+Pvwb+PvZ , (10)
wobei PvU die Ummagnetisierungsverluste, Pvh die Hystereseverluste, Pvwb die Wir-
belstromverluste und PvZ die Zusatzverluste bezeichnen.
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Die Größe der von der Hystereseschleife eingeschlossenen Fläche ist, je nachdem wie
sie aufgenommen wurde, proportional nur der Hystereseverlustdichte (statische Hyste-
resekurve) oder den gesamten Ummagnetisierungsverlusten pro Volumeneinheit (dy-
namische Hysteresekurve).
Oberhalb einer bestimmten Frequenz tritt bei allen magnetischen Werkstoffen ein deutli-
cher Abfall der Permeabilität auf.
Als Grenzfrequenz fg charakterisiert man die Frequenz, bei der die Permeabilität auf
2/3 der Anfangspermeabilität µi gesunken ist.
2. Versuchsaufbau/-anordnung
2.1. Gesamtdarstellung
- Erregerwicklung-Windungszahl: wE = 2 . 198
- max. Spulenstrom: IE,max = 25 A
- Polfläche: A P
= (82,5 . 82,5) mm2
- mittlere Eisenlänge: lFe = (872-) mm
- Luftspaltbreite: = 0 ... 40 mm
2.3. Probenmaterialien
Probennummer Material
P1 allg. Baustahl, St 37-2, 1.0114, DIN 17006
P2 Reineisen, Hyperm 0 (RFe 80), DIN 17405
P3 Keramik Al2O3
P4 Hexaferrit, HF 8/22, DIN 17410
P5 plastgebundener Ferrit, HF3/16p, DIN 17410
P6 Weichferrit
3. Versuchsaufgaben
3.1. Prüfen Sie die Übereinstimmung der Vorzeichen der Anzeigen der Messgeräte
(Stromzange, Teslameter) mit den Pfeilrichtungen auf den Spulen des Magneti-
sierungsjoches (= positive Durchflutungsrichtung) und Schalterstellungen!
3.2. Ermitteln Sie mit dem Probenhalter ohne Probekörper und den eingestellten Pol-
abstand = 20 mm die Abhängigkeit B = f (I) für I = 0 ... Imax.
3.3 Prüfen Sie den Restmagnetismus jedes Probenpaares bei offenem magneti-
schem Kreis und im Magnetisierungsjoch. Dazu sind die Probenteile eines Pro-
benpaares in der gekennzeichneten Pfeilrichtung in den Probenhalter des Tes-
lameters anzuordnen.
Dokumentieren Sie die gemessenen Flussdichten. Entmagnetisieren Sie dann die
Proben im Magnetisierungsjoch durch iterative Einstellung der Koerzitivfeldstärke
JHc (Ausreichend entmagnetisiert bedeutet /B/ < 1 mT).
3.4 Nach dem Entmagnetisieren des Probenpaares nehmen Sie zunächst die Mess-
werte für die Neukurve B(H) über den A/D-Wandler und den bereitgestellten PC
auf. Dazu ist nach Aktivierung des Messprogramms „Dagview“ (s. Anleitung am
Versuchsplatz) der Erregerstrom langsam und gleichmäßig von Null bis zur ma-
ximalen Aussteuerung (IE,max = 25 A!) mit Hilfe des Stromreglers („grob“) am
Stromversorgungsgerätes zu stellen. Danach reduzieren Sie den Strom wieder
langsam und gleichmäßig bis auf Null. Bei IE =0 A schalten Sie den Schalter für
die Stromrichtung von Stellung „1“ auf „2“ und erhöhen den Strom langsam und
gleichmäßig von Null bis zur maximalen negativen Aussteuerung (IE,max = - 25 A!).
Unmittelbar danach können Sie den Strom wieder langsam und gleichmäßig auf
Null stellen, bei Null umschalten und auf +IE,max fahren, so dass Sie die vollständi-
ge Hysteresekurve aufgenommen haben.
Deaktivieren Sie die Messwertaufzeichnung von „Dagview“!
Kontrollieren Sie die Richtigkeit ihrer Messwerterfassung durch Import der Mess-
daten in MS Excel und entsprechender grafischen Darstellung. Bei unzureichen-
den Messpunktabständen oder erkennbaren Messfehlern wiederholen Sie die
Messreihe!
3.4 Wiederholen Sie die Prozeduren von Aufgabe 3.3 und 3.4 für jedes Probenpaar.
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4 Versuchsauswertung
4.1 Berechnen Sie aus den unter Pkt. 3.1. gemessenen Werten die H (I) - Kennlinie
des Magnetisierungsjoches. Stellen Sie die B (I) und H (I) grafisch dar.
Machen Sie den Einfluss des Luftspaltes und des Eisenkerns deutlich!
Diskutieren Sie den Einfluss des Eisens auf die Messgenauigkeit der Versuchs-
anordnung zur Bestimmung der B-H-Kennlinien der Proben!
14 Punkte
4.2 Stellen Sie aus unter 3.4 gemessenen Messwerten die Neukurven aller Proben
P1 - P6 in ein gemeinsames Diagramm dar.
Bestimmen Sie die relativen Permeabilitäten µi, µa, und µd (bei H = 50 kA/m) so-
wie die dazugehörigen Suszeptibilitäten i, a, und d.
Stellen Sie die Werte in einer Tabelle gegenüber!
26 Punkte
4.3 Ordnen Sie die Proben P1 - P6 allein anhand der unter 4.2 ermittelten Neukurven
und berechneten Permeabilitäten den Magnetismusarten zu.
Begründen Sie Ihre Zuordnung!
12 Punkte
4.4 Stellen Sie aus den unter 3.4 gemessenen Messwerten die Hysteresekurven aller
Proben P1 - P6 in ein gemeinsames Diagramm dar.
Entnehmen Sie daraus die Koerzitivfeldstärken BHC und Remanenzinduktionen
Br !. Stellen Sie die Werte in einer Tabelle gegenüber!
Diskutieren Sie die technische Bedeutung der Proben P1 - P6 anhand der ermitt-
leten magnetischen Kennwerte!
24 Punkte
4.5 Berechnen Sie die magnetischen Kennwerte BHc und Br der Probe P4 bei einer
Temperaturerhöhung um 60 K?
Wie ändert sich die B-H-Kennlinie der Probe P4? Welche Auswirkungen hat das
für die Auslegung eines Permanentmagnetmotors? Welche Schlussfolgerungen
ergeben sich daraus für den Konstrukteur?
Die Temperaturkoeffizienten für Hartferrite (P4) betragen:
(BHC) = +0,001 K-1 und (Br) = - 0,002 K-1.
12 Punkte
4.6 Welche Verluste entstehen beim Einbringen von Werkstoffen der Proben P1 - P6
in ein Wechselfeld? Diskutieren Sie die Unterschiede! Berücksichtigen Sie dabei
die unterschiedlichen elektrischen und magnetischen Eigenschaften der Proben!
12 Punkte
Summe: 100 Punkte
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5 Literatur
/3/ Racho, R.; Kuklinski, P.; Krause, K.: Werkstoffe für die Elektrotechnik und Elekt-
ronik. Leipzig, Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie, 1985
/4/ Reinboth, H.: Technologie und Anwendung magnetischer Werkstoffe. 3., überarb.
und erg. Aufl., Verl. Technik ,1970
6 Kontrollfragen
6.2 Erläutern Sie die atomistische Deutung des Magnetismus auf Basis des Bohr-
schen Atommodells!
6.3 Stellen Sie die Abhängigkeiten B(H) von dia-, para- und ferromagnetischen Mate-
rialien qualitativ – aber relativ zur Abhängigkeit im Vakuum - in einem Diagramm
dar, begründen Sie die Verläufe!
6.4 Was sind spontane Magnetisierungen, wo treten sie auf und welche Ursachen
haben sie?
6.6 Stellen Sie die vollständige B(H)-Kurve eines ferromagnetischen Materials dar,
erläutern Sie den Verlauf und erklären Sie charakteristische Werte?
6.8 Welcher Teil der vollständigen B(H)-Kurve ist hinreichend, um die Eigenschaften
von weichmagnetischen Materialien zu charakterisieren?
6.9 Welcher Teil der vollständigen B(H)-Kurve ist hinreichend, um die Eigenschaften
von hartmagnetischen Materialien zu charakterisieren?
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6.13 Was sind JHc und BHc, was sagen sie aus, und wie ist das Größenverhältnis bei
weich- und hartmagnetischen Materialien?
6.17 Stellen Sie allgemein den Verlauf des Zusammenhanges B(I) eines elektrisch
erregten magnetischen Kreises mit einem Luftspalt der Breite dar! Wann ist der
Zusammenhang linear?
6.18 Mit welchen Materialien kann man magnetische Gleichfelder abschirmen und wa-
rum?
6.19 Mit welchen Materialien kann man magnetische Wechselfelder abschirmen und
warum?
6.20 Welche Verluste entstehen in einem ferromagnetischen Material, wenn von einem
sich zeitlich ändernden Magnetfeld durchdrungen wird?
7 Versuchsverantwortlicher/ Kontakt