GS2006 EAB Tagungsunterlagen
GS2006 EAB Tagungsunterlagen
GS2006 EAB Tagungsunterlagen
für Grundbau,
Bodenmechanik,
Felsmechanik und
Tunnelbau
Ordinarius:
Prof. Dr.-Ing. Norbert Vogt
Pasing:
Baumbachstraße 7
81245 München
089 / 289-27 131, 133
Fax: 289-27 189
Innenstadt:
Arcisstraße 21
80290 München
089 / 289-22 440, 487
Fax: 289-22 441
[email protected]
www.gb.bv.tum.de
Geotechnik-Seminar
Moderation:
Prof. Dr.-Ing. Norbert Vogt
Prof. Dr.-Ing. Pieter Vermeer, Universität Stuttgart und PLAXIS Group, Delft
Aktuelle und zukünftige Anwendung der Finite-Element-Methode zur 75
Berechnung von Baugruben im Hinblick auf
Standsicherheitsnachweise mit den Verfahren des EC 7
1 Neues Sicherheitskonzept
1.2 Begriffe
Selbstverständlich wurden in der 4. Auflage der EAB ohne Einschränkung die Vorgaben und
Festlegungen der neuen DIN 1054 übernommen, als erstes die Begriffe:
a) Einwirkungen:
Der Begriff "Einwirkungen" erfaßt nicht nur einwirkende Lasten bzw. Kräfte, sondern
auch aufgezwungene oder behinderte Verformungen oder Bewegungen.
b) Neuer Oberbegriff: Auswirkungen von Einwirkungen:
Er erfaßt zunächst die Beanspruchungen, also
- Schnittgrößen, insbesondere Normalkraft, Querkraft, Biegemoment,
- oder auch Spannungen, insbesondere Druck-, Zug-, Biege-, Schub- und Ver-
gleichsspannung.
Auswirkungen" sind darüber hinaus aber auch
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- Veränderungen am Bauwerk, insbesondere Dehnung, Verformung, Rißbreite, so-
wie
- Lageveränderung des Bauwerks, insbesondere Verschiebung, Setzung, Verkan-
tung.
c) Widerstände:
Es gibt unterschiedliche Arten von Widerständen beim Baugrund:
- Basiskenngröße ist die Scherfestigkeit
in Form von Reibungswinkel, Kohäsion, Scherfestigkeit des undränierten Bodens.
- Unmittelbar daraus abgeleitet sind die Bodenwiderstände,
bei Baugruben insbesondere in Form von Erdwiderstand.
- Aus Probebelastungen abgeleite Werte oder Erfahrungswerte sind
insbesondere Fußwiderstand und Mantelwiderstand.
Außerdem gibt es den Bauteilwiderstand als Ergebnis von Abmessung und Festigkeit
entsprechend der jeweiligen Bauartnorm.
d) Neue Begriffsfestlegung:
- Der Begriff "Widerstand" beschreibt den Bruchzustand im Boden.
- Der Begriff "Bodenreaktion" beschreibt den in Anspruch genommenen Anteil des
Bodenwiderstandes.
1.3 Grenzzustände
Ein Grenzzustand ist ein fiktiver Zustand, welcher der Bemessung zugrunde gelegt wird:
- Grenzzustand GZ 1: Grenzzustand der Tragfähigkeit.
- Grenzzustand GZ 2: Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit.
Der Grenzzustand GZ 1 ist untergliedert in GZ 1A, GZ 1B und GZ 1C:
a) Grenzzustand GZ 1A:
Insbesondere Aufschwimmen und hydraulischer Grundbruch:.
Kennzeichen: Nur Einwirkungen.
Grenzzustandsbedingung: Fd = Fk·γdst ≤ Gk·γstb = Gd
Teilsicherheitsbeiwerte auf stabilisierende und destabilisierende Einwirkungen.
c) Grenzzustand GZ 1B:
Versagen infolge des Überschreitens der Tragfähigkeit eines Bauteils oder des Unter-
grundes.
Grenzzustandsbedingung: Ed = Ek·γF ≤ Rk/γR = Rd
Teilsicherheitsbeiwerte auf charakteristische Beanspruchungen und Widerstände.
d) Grenzzustand GZ 1C:
Insbesondere Versagen in Form eines Geländebruchs.
Grenzzustandsbedingung: Ed ≤ Rd
Teilsicherheitsbeiwerte auf die Scherfestigkeit.
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1.4 Teilsicherheitsbeiwerte
Die in EAB verwendeten Teilsicherheitsbeiwerte sind voll aus der neuen DIN 1054 über-
nommen worden.
Es wurde lediglich eine zusätzliche Spalte für den Lastfall LF 2/3 aufgenommen. Die zugehö-
rigen Teilsicherheitsbeiwerte wurden zwischen denen des Lastfalls LF 2 und denen des Last-
falls LF 3 interpoliert.
1.5 Berechnungsverfahren
Der Kernpunkt der neuen DIN 1054 liegt in den neuen Festlegungen zur Ermittlung der Bau-
werksabmessungen und der Bemessungsschnittgrößen. Der Ablauf von Berechnung und
Bemessung einer Konstruktion nach diesem Ansatz läßt sich am Beispiel einer einmal ge-
stützten, im Boden frei aufgelagerten Wand wie folgt beschreiben:
a) In einem ersten Schritt werden die charakteristischen Einwirkungen auf das gewählte
statische System angesetzt und damit die charakteristischen Schnittgrößen ermittelt.
b) In einem zweiten Schritt werden die charakteristischen Schnittgrößen mit den Teilsi-
cherheitsbeiwerten für Einwirkungen in Bemessungsschnittgrößen umgerechnet.
c) In einem dritten Schritt werden die Bemessungsschnittgrößen den Bemessungswider-
ständen gegenübergestellt. Das gilt gleichermaßen für die Steifenkräfte, für das Biege-
moment in der Spundwand und für das Erdauflager.
Abweichend vom üblichen Vorgehen im übrigen konstruktiven Ingenieurbau werden die Teil-
sicherheitsbeiwerte für Einwirkungen nicht auf die charakteristischen Einwirkungen selbst,
sondern auf die mit charakteristischen Einwirkungen ermittelten Beanspruchungen ange-
wendet.
2.2 Einwirkungen
Die bisherige EB 24 hieß "Berechnungslastfälle und zulässige Spannungen". Das paßt nicht
mehr zum Teilsicherheitskonzept. Die überarbeitete EB 24 "Einwirkungen" beschäftigt sich
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nur noch mit den Einwirkungen und ihrer Bewertung als ständige bzw. veränderliche Einwir-
kungen und deren Kombination in Form von
- Regelfall,
- Sonderfall und
- Ausnahmefall.
Im einzelnen sind folgende Festlegungen von Interesse:
a) Im Hinblick auf die Abgrenzung von ständigen und veränderlichen Einwirkungen gilt
folgendes:
- Der charakteristische ständige Wasserdruck ergibt sich aus einem rechnerischen
Wasserstand, der vertraglich vereinbart werden muß.
- Eine großflächige Gleichlast bis zu pk = 10 kN/m5 wird immer als ständige Last be-
handelt. Diese Regelung wurde von uns in die DIN 1054 eingebracht. Sie ermög-
licht es, diesen Erddruckanteil aus Verkehrslast in die umgelagerte Lastfigur einzu-
beziehen.
b) Im Regelfall sind neben den ständigen Einwirkungen anzusetzen:
- Unmittelbar einwirkende Nutzlasten, z.B. aus Brücken oder Baugrubenabdeckun-
gen,
- Erddruck aus Nutzlasten auf der Geländeoberfläche,
- Erddruck aus Nutzlasten in benachbarten Gebäuden.
c) In Sonderfällen sind neben des Einwirkungen des Regelfalls anzusetzen:
- Fliehkräfte, Bremskräfte und Seitenstoß,
- selten auftretende Lasten und unwahrscheinliche oder seltene Kombinationen,
- Wasserdruck infolge von Wasserständen, die über den vereinbarten Stand hinaus-
gehen,
- Temperaturwirkungen auf Steifen in bestimmten Fällen.
d) In Ausnahmefällen sind neben den Einwirkungen des Regelfalls anzusetzen:
- Anprall von Baugeräten gegen Unterstützungen, z.B. von Hilfsbrücken,
- Ausfall von Betriebs- und Sicherungsvorrichtungen,
- Auskolkungen vor der Baugrubenwand,
- kurzzeitige Lasten, z.B. beim Prüfen, Überspannen oder Lösen von Steifen oder
Ankern.
2.3 Bemessungssituationen
Im übrigen konstruktiven Ingenieurbau ist es üblich, das gleichzeitige Auftreten von verän-
derlichen Einwirkungen über Lastkombinationen und psi-Beiwerte zu erfassen. Abweichend
davon waren sich die Arbeitsausschüsse, welche die DIN 1054, die EAB und die EAU zu
erarbeiten hatten, darin einig, für geotechnische Bauwerke statt dessen die bewährten Last-
fälle beizubehalten. Weiterhin waren wir uns darin einig, daß beim Auftreten von selten oder
einmalig auftretenden planmäßigen Einwirkungen sowie in Bauzuständen wie bisher eine
Herabsetzung des rechnerischen Sicherheitsniveaus angemessen sein sollte.
a) Dementsprechend werden in der neuen EAB die bereits genannten Einwirkungskombi-
nationen wie folgt eingeordnet:
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- Der Regelfall ist dem Lastfall LF 2 zugeordnet.
- Der Sonderfall ist dem neu eingeführten Lastfall LF 2/3 zugeordnet.
- Der Ausnahmefall ist dem Lastfall LF 3 zugeordnet.
b) Lediglich in drei Situationen sind die Teilsicherheitsbeiwerte des Lastfalls LF 1 maßge-
bend:
- bei der Bemessung von Steifen wegen der Knickempfindlichkeit.
- beim Nachweis der Standsicherheit in der tiefen Gleitfuge bei Baugruben neben
Bauwerken wegen der Gefahr von Wandbewegungen,
- beim Nachweis der Geländebruchsicherheit.
2.4 Bodenkenngrößen
a) Die bisherige Empfehlung EB 2 enthielt nur drei kurze Absätze. In zwei Absätzen wurde
auf die DIN 1055 Teil 2 verwiesen, der dritte Absatz regelte den Ansatz einer Kapillar-
kohäsion von c = 2,0 kN/m². In der neuen Fassung ist dieser Hinweis auf die DIN 1055
Teil 2 entfallen, weil der Entwurf für diese Norm aufgrund von Einsprüchen immer weiter
abgespeckt wurde. Zusammen mit den Kollegen vom Arbeitsausschuß "Ufereinfassun-
gen" waren wir der Meinung, daß die bereits vorgenommenen Rückschnitte am ur-
sprünglichen Entwurf der DIN 1055 Teil 2 den Wert dieser Norm erheblich beeinträchtigt
haben. Wir haben daher vereinbart, im wesentlichen den ursprünglichen Entwurf für die
Neufassung als Empfehlung zu veröffentlichen. Auch in der EAU 2004 ist diese Verein-
barung bereits umgesetzt.
b) Sowohl in der Neufassung der DIN 1055 Teil 2 als auch in der neuen EAB und in der
neuen EAU finden sich im wesentlichen folgende Änderungen:
- Mittelwerte der Wichte anstelle von oberen Werten,
- Charakteristische Werte anstelle von cal-Werten,
- Angaben zur Kapillarkohäsion nichtbindiger Böden,
- Aufteilung der bindigen Böden in 6 Gruppen anstelle von bisher 4 Gruppen,
Die bisherigen Angaben zur Erddruckermittlung sind entfallen.
c) Der entscheidende Unterschied von EAB und EAU gegenüber der neuen DIN 1055-2
liegt in den Angaben zur Scherfestigkeit:
- Die neue DIN 1055-2 wird wie bisher sehr vorsichtige Werte angeben, die auch oh-
ne Mitwirkung eines Sachverständigen verwendet werden können, z.B. ' = 22,5
für mitteldicht gelagerten nichtbindigen Boden.
- EAB und EAU geben darüber hinaus auch höhere Werte für Reibungswinkel und
Kohäsion an, die zu erwarten sind, wenn ein Baugrundsachverständiger aufgrund
eigener Erfahrungen die vorhandenen Untersuchungsergebnisse bewertet oder zu-
sätzliche Baugrunduntersuchungen vornimmt,
z.B. φ' = 22,5° - 27,5° für mitteldicht gelagerten nichtbindigen Boden.
Mit der Angabe der Spannen soll ein Anreiz geschaffen werden, mehr Baugrunduntersu-
chungen anzuordnen als bisher, weil in der Regel die Mehrkosten von Baugrunduntersu-
chungen weit geringer sind als die Kosteneinsparungen an der Baugrubenkonstruktion durch
günstigere Angaben zur Scherfestigkeit.
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2.5 Erddruckneigungswinkel
Eine große Rolle bei der Ermitlung von Erddruck und Erdwiderstand spielt der Winkel, der
sich zwischen der Kraftrichtung und der Normalen auf die Wand einstellt. Diese Frage wurde
bisher im wesentlichen in EB 4, Absatz 2 behandelt. Jetzt ist eine eigene Empfehlung EB 89
daraus geworden:
a) In Anlehnung an die geplante Neufassung der DIN 4085 werden nunmehr zwei Begriffe
unterschieden:
- Als Wandreibungswinkel wird der physikalisch größtmögliche Winkel zwischen der
Kraftrichtung und der Normalen zur Wand bezeichnet.
- Als Erddruckneigungswinkel wird der Winkel zwischen der Kraftrichtung und der
Normalen zur Wand bezeichnet, der sich unter den gegebenen Randbedingungen
tatsächlich einstellen kann.
b) In Anlehnung an die bisherige und die geplante Neufassung der DIN 4085 wurden die
Begriffe "verzahnt", "rauh", "weniger rauh" und "glatt" eingeführt und erläutert.
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- Umlagerung des Erddruckes aus Bodeneigengewicht, großflächiger Auflast und
ggf. aus Kohäsion von Geländeoberfläche bis Baugrubensohle oder tiefer in eine
wirklichkeitsnahe Lastfigur.
- Ermittlung der Auflagerkräfte BGh,k und BQh,k bei der gewählten Auflagerung im Bo-
den.
- Ermittlung des charakteristischen Erdwiderstandes.
- Erhöhung der Auflagerkräfte: Bh,d = BGh,k·γG + BQh,k·γQ.
- Abminderung des Erdwiderstandes: Eph,d = Eph,k/γEp.
- Nachweis der Grenzzustandsbedingung: Bh,d ≤ Eph,d.
- Ggf. Iteration der Einbindetiefe bis: Bh,d = Eph,d.
- Ermittlung der charakteristischen Schnittgrößen in den Einzelteilen.
- Nachweis der Grenzzustandsbedingung Ed ≤ Rd für alle Einzelteile.
c) Der bisherige Weg hatte folgende Vorteile:
- Zum einen ließ sich mit Hilfe des Verfahrens von BLUM zielsicher die erforderliche
Einbindetiefe ermitteln.
- Zum anderen gab es durch den Ansatz eines festen Auflagers in Höhe der Resul-
tierenden des verbleibenden Erdwiderstandes keine groben Fehler bei der Ermitt-
lung von Schnittgrößen und Verformungen.
- Außerdem konnte der Erddruck aus veränderlichen Einwirkungen dem Erddruck
aus ständigen Einwirkungen überlagert werden.
d) Den Verlust der ersten beiden Vorteile müssen wir hinnehmen. Das bisherige Verfahren
ist nur noch für Vorbemessungen anwendbar. Zum dritten Punkt aber haben wir die
Empfehlung EB 104 erarbeitet, nach der es zulässig ist, in der Regel
- den Erddruck aus veränderlicher Last mit dem Faktor γQ/γG zu vergrößern und
- die Schnittgrößen bei der Bemessung nur noch mit dem Teilsicherheitsbeiwert γG
zu vergrößern.
Damit lassen sich erhebliche Vereinfachungen bei der Schnittgrößenermittlung erzielen.
3.1 Ersatzreibungswinkel
Bereits in der 1. Auflage der EAB wurde der sogenannte Mindesterddruck eingeführt. Damit
wurde eine einfache Regelung getroffen für den Fall, daß bei bindigem Boden der negative
Erddruck aus Kohäsion den Erddruck aus Bodeneigengewicht weitgehend oder ganz auf-
zehrt. Seitdem gibt es die Mindesterddruckbeiwerte Kach = 0,20 und Kach = 0,15.
Anstelle dieser Mindesterddruckbeiwerte wurden nunmehr in der 4. Auflage die Ersatzrei-
bungswinkel φErs = 40° und φErs = 45° eingeführt. Damit kann der Einfluß des Erddrucknei-
gungswinkels berücksichtigt werden, gegebenenfalls auch der Einfluß einer Wandneigung
und einer Geländeneigung.
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3.2 Rechteckförmige Lastfigur mit Korrekturfaktoren
Bereits in der 1. Auflage der EAB spielte die Erddruckumlagerung eine große Rolle. Als
wertvolle Hilfe wurde als Vereinfachung das Erddruckrechteck angeboten mit Korrekturfakto-
ren für die Schnittgrößen in Abhängigkeit von der Anzahl und Anordnung der Steifen. In der
2. Auflage kamen dann genauere Lastfiguren hinzu. Auch in der 3. Auflage gab es unverän-
dert beide Möglichkeiten.
Inzwischen haben sich die genaueren Lastfiguren weitgehend durchgesetzt, das Erddruck-
rechteck mit Korrekturfaktoren hat ausgedient. In der 4. Auflage der EAB finden Sie nur noch
einen Hinweis auf die 3. Auflage. Man kann somit das Erddruckrechteck mit Korrekturfakto-
ren durchaus weiter benutzen und sich auch weiterhin auf die EAB berufen.
3.5 Wasserdruck
a) In der neuen DIN 1054 ist bereits geregelt, daß auch die Schnittgrößen aus einem ver-
änderlichen Wasserdruck mit dem Teilsicherheitsbeiwert γG für ständige Einwirkungen
belegt werden darf. Der veränderliche Anteil des Wasserstandes ist in der Regel durch
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die Oberkante der Baugrubenwand festgelegt. Unter diesen Umständen ist es nicht ge-
rechtfertigt, den größeren Teilsicherheitsbeiwert γQ zu verlangen.
b) Darüber hinaus wird in der überarbeiteten Empfehlung EB 63 erlaubt, den Wasserdruck
auf der Innenseite der Baugrube gegen den Wasserdruck auf der Außenseite aufzu-
rechnen und die Wasserdruckdifferenz als eine charakteristische Einwirkung zu behan-
deln. Dies ist auch im Sinne der DIN 1055-100 korrekt, da es sich im Fall einer Baugru-
be um die gleiche Ursache, nämlich das Grundwasser handelt. Bei einer Schleuse wäre
dies anders. Da ist der Wasserdruck in der Schleuse unabhängig vom Wasserdruck des
Grundwassers.
Schlußbemerkung
Weitere Regelungen zur Umsetzung des Teilsicherheitskonzeptes in der 4. Auflage der EAB
werden in den nachfolgenden Vorträgen erläutert.
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12
Technische Universität München
Zentrum Geotechnik
Geotechnik – Seminar
Gliederung
1. Vorbemerkung
2. Belastung
3. Statisches System
4. Ermittlung der Einbindetiefe
5. Berechnung der Auflagerkräfte
6. Bodenmechanische Nachweise
7. Ermittlung der Schnittgrößen und Verformungen
8. Teilweise eingespannte Wand
9. Bewertung der bodenmechanischen Einspannung
10. Literaturhinweise
Anhang A: Berechnung eines Beispiels
Anhang B: Das Nomogrammverfahren von Blum zur Berechnung einer einfach gestützten,
im Boden voll eingespannten Wand bei Anwendung des Teilsicherheitsdkonzeptes
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1 Vorbemerkung
Die DIN 1054 sieht vor, dass für eine hinsichtlich aller Abmessungen vollständig entworfenen
Baugrubenwand die Nachweise der Standsicherheit (GZ 1) und der Gebrauchstauglichkeit
(GZ 2) geführt werden. Die hierfür anwendbaren Berechnungsverfahren sind in Kapitel 4 der
EAB beschrieben. Nachfolgend wird von diesen Verfahren das analytische Trägermodell
verwendet, das in der Regel für die Bemessung einer einfachen Baugrubenwand eingesetzt
wird.
Um zu einem Entwurf für eine Baugrubenwand als Voraussetzung für den Standsicherheits-
und Gebrauchstauglichkeitsnachweis zu kommen – insbesondere um eine maßgebende
Einbindetiefe der Wand anzusetzen, muss für eine gegebene Baugrubensituation zunächst
die Belastung der Baugrubenwand bestimmt werden. Dann wird das statische System der
Wand festgelegt. Hieraus wird die maßgebende Einbindetiefe der Wand nach dem Kriterium
ermittelt, dass eine ausreichende Sicherheit gegen Aufbruch des Bodens vor der Wand
besteht. Mit dieser Einbindetiefe kann der Entwurf für die Baugrubenwand vollständig
aufgestellt werden. Dann folgen die Berechnung der Auflagerkräfte, die bodenmechanischen
Nachweise und die Ermittlung der Schnittgrößen, die für den Nachweis der „inneren“
Standsicherheit der Bauteile maßgebend sind. Die Vortragsfolge spiegelt so die
Vorgehensweise bei Entwurf und Bemessung einer einfachen Baugrubenwand wieder. Die
Ausführungen werden begleitet von einem Beispiel (Anhang A).
2 Belastung
Die Berechnung beginnt mit dem Ansatz der Belastung. Bei Baugrubenwänden gilt (Abb. 1):
Abb. 1: Lastbildermittlung für gestützte Spundwände und Ortbetonwände bei Ansatz des
aktiven Erddrucks und freier Auflagerung in bindigem Boden (Bild EB 16-1)
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• Belastung wird auf der Erdseite vom Wandkopf bis zum realen bzw. bei (im Sinne von
Blum) eingespannten Systemen bis zum theoretischen Fußpunkt angesetzt. Da der
Fußpunkt noch nicht bekannt ist, wird die Belastung unterhalb der Baugrubensohle
als Funktion der Tiefe t formuliert.
• Der (belastende) Erddruck wird als aktiver oder als erhöhter aktiver Erddruck
angesetzt, wobei die bisherige Verfahrensweise generell gültig bleibt.
• Der Erddruck aus Bodeneigengewicht, geg. aus Kohäsion und einer großflächigen
Gleichlast bis pk = 10 kN/m2 ist bei wenig nachgiebig gestützten Baugrubenwänden
umzulagern. Für die Umlagerung werden wirklichkeitsnahe Lastfiguren angeboten.
Die vereinfachte rechteckige Lastfigur, bei der nachträglich die Auflagerkräfte
vergrößert werden müssen und das Feldmoment abgemindert werden darf, wird in
der 4. Auflage der EAB nicht mehr explizit dargestellt; es findet sich lediglich ein
Hinweis auf die entsprechenden Empfehlungen in der dritten Auflage.
• Wasserdruck wird als hydrostatischer Druck angesetzt, wobei die Differenz des
Wasserdruckes auf der Erdseite und der Baugrubenseite als Belastung wirkt.
Wasserdruck kann auch unter Berücksichtigung der Strömung angesetzt werden,
wobei die Auswirkung der Wasserströmung auf die wirksame Bodenwichte zu
berücksichtigen ist.
Bis auf den für die Lastumlagerung empfohlenen Wandbereich und die konsequente
Trennung von ständigen und veränderlichen Lasten folgt die EAB in der 4. Auflage im
Wesentlichen den Angaben zur Belastung in der dritten Auflage.
3 Statisches System
Die weitere Berechnung mit dem analytischen Trägermodell erfordert die Festlegung des
statischen Systems des Trägers. Der Angriffspunkt eines Ankers oder einer Steife wird im
Allgemeinen als (einwertiges) horizontal unverschiebliches Auflager angesehen.
Die Bodenreaktionsspannung σph,k, die über den Ruhedruck hinausgehend durch
Verschiebungen der Wand gegen den Boden im Einbindebereich entsteht, bildet ein weiteres
Auflager. Hinsichtlich dieses Auflagers ist zwischen einer frei aufgelagerten und einer voll
bzw. teilweise eingespannten Wand zu unterscheiden.
• Für eine freie Auflagerung der Wand im Boden bietet die EAB mehrere
Möglichkeiten für die Verteilung der Bodenreaktion an (Abb. 2), in deren Schwerpunkt
zunächst ein (einwertiges) horizontal unverschiebliches Auflager angenommen
werden darf.
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• Für eine Einspannung der Wand im Boden wird die Modell-Vorstellung von Blum
herangezogen. In der Abb. 3 ist vereinfacht die (wirklichkeitsnahe) Bodenreaktion im
Einbindebereich vor der Wand mit einer durchgehenden Schraffur hervorgehoben.
Abb. 2: Beispiele für den Ansatz der Bodenreaktion bei freier Auflagerung im Boden
(Bild EB 80-1)
Der Ansatz von Blum fügt eine Spannungsfläche so dazu, dass die Bodenreaktion bis
zum theoretischen Fußpunkt linear mit der Tiefe ansteigt. Zum Ausgleich wird eine
gleich große Spannungsfläche auf der Erdseite der Wand hinzugefügt, die zusammen
mit der unterhalb des Drehpunktes der Wand (theoretischer Fußpunkt) entstehenden
Bodenreaktion die gesamte Ersatzkraft Ch,k bildet, die im theoretischen Fußpunkt
angreift. In Abb. 3 ist dieses für den Erdwiderstand dargestellt; es wird angenommen,
dass die gleiche Überlegung auch für die Bodenreaktion, die nur einen Teil des
Erdwiderstandes in Anspruch nimmt, gültig ist. Der Ansatz gilt sowohl für die nicht
gestützte, im Boden eingespannte Wand als auch für die im Wandkopfbereich
gestützte und im Boden eingespannte Wand. Bei der einfach gestützten Wand wird
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unterhalb des theoretischen Fußpunktes eine „Rückdrehung“ der Wand
vorausgesetzt.
Schließlich ist noch ein (einwertiges) vertikal unverschiebliches Auflager am Wandfuß
anzubringen. So entstehen die statischen Systeme der Abb. 4 für das analytische
Trägermodell, wobei in Abb. 4 auch für die im Boden frei aufgelagerte Wand eine lineare
Zunahme der Bodenreaktion mit der Tiefe dargestellt ist.
Das zweiwertige Auflager im Fußpunkt der im Boden frei aufgelagerten Wand lässt eine
Drehung, aber keine Verschiebung zu. Das dreiwertige Auflager im theoretischen Fußpunkt
der im Boden voll eingespannten Wände (nicht gestützt und einfach gestützt) stellt zusätzlich
die Bedingung der vertikalen Tangente der Biegelinie sicher.
Für die Ermittlung der Einbindetiefe ist es erforderlich, die Bemessungswerte der
Belastung und des Widerstandes auf das Trägermodell aufzubringen. Die Belastung wird
hierzu (siehe Abb. 4) mit den Teilsicherheitsbeiwerten γG bzw. γQ vergrößert und der
Erdwiderstand mit γEp abgemindert. Sowohl die erhöhte Belastung als auch der
abgeminderte Erdwiderstand sind unterhalb der Baugrubensohle von der zu ermittelnden
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Einbindetiefe t0 bzw t1 abhängig. Die für eine ausreichende Sicherheit gegen Aufbruch des
Bodens vor der Wand erforderliche Einbindetiefe t0 bzw. t1 wird wie folgt ermittelt:
• Bei Verwendung eines Stabwerksprogramms werden System und Belastung
eingegeben, wobei der Bemessungswert des Erdwiderstandes als „negative“
Belastung aufgefasst wird. t1 bzw. t0 sind zu variieren, bis die in Abb. 4 angegebene
Bedingung im Fußauflager erfüllt ist.
• Bei Handrechnung ergibt sich bei der nicht gestützten, im Boden eingespannten
Wand und bei der einfach gestützten, im Boden frei aufgelagerten Wand aus Σ M = 0
um den theoretischen Fußpunkt bzw. um den Stützpunkt (Anker bzw. Steife) eine
Gleichung, in der neben einer Konstanten die gesuchte Einbindetiefe t1 bzw t0 in
dritter, zweiter und erster Potenz enthalten ist. Diese Gleichung wird – wie bisher –
durch Probieren, Nullstellenfindung oder mit einem Nomogramm gelöst. Die Tiefe t1
der einfach gestützten, im Boden voll eingespannten Wand kann mit dem
„Nomogrammverfahren“ nach Blum gefunden werden, wie im Anhang B an einem
Beispiel gezeigt wird.
Diese Verfahrensweise zur Ermittlung der Einbindetiefe entspricht im Wesentlichen dem
Berechnungsablauf bei dem bisherigen Konzept des globalen Sicherheitsbeiwertes η. Das
wird noch deutlicher, wenn – wie in der EAB vorgeschlagen wird – die charakteristischen
Werte der Belastung verwendet werden, der Erdwiderstand dann aber mit einem Faktor
γGQ · γEp abgemindert wird; γGQ ist ein mittlerer Teilsicherheitsbeiwert der Einwirkungen; z.B.
ist für den Lastfall 2 γGQ · γEp ≈ 1,60.
Bei zwei- und mehrfach gestützten Baugrubenwänden kann die Einbindetiefe nicht (ohne
Angabe zusätzlicher Bedingungen) ermittelt, d.h. berechnet werden. Sie wird konstruktiv
oder nach anderen Kriterien gewählt, z.B. nach der Tiefenlage einer gering
wasserdurchlässigen Schicht. Dann entfällt der Arbeitsschritt „Ermittlung der Einbindetiefe“
und es sind direkt die Auflagerkräfte mit der vorgegebenen Einbindetiefe zu berechnen,
wobei in einfachen Fällen als statisches System ein Durchlaufträger auf mehreren Stützen
angenommen werden kann (siehe EAB). Gegebenenfalls sind Verfahren anzuwenden,
welche die relative Steifigkeit zwischen Boden und Wand berücksichtigen
(Bettungsmodulverfahren oder FE-Methode).
Mit der so ermittelten Einbindetiefe wird der (endgültige) Entwurf aufgestellt und für diesen
der charakteristische Wert der Belastung bis zum Fußpunkt, bei im Boden voll
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eingespannten Wänden bis zum theoretische Fußpunkt, bestimmt. Nun folgt die Berechnung
der Auflagerkräfte, wobei von den in Abb. 5 dargestellten Systemen ausgegangen wird.
• Bei freier Auflagerung der Wand im Boden und einfacher Stützung durch Steifen
oder Anker sind die Auflagerkräfte aus horizontaler Belastung an einem Balken auf
zwei Stützen (Abb. 5a), bei mehreren Steifen- oder Ankerlagen an einem
Durchlaufträger zu ermitteln. Wird eine linear mit der Tiefe zunehmende
Bodenreaktion angenommen, ist es sinnvoll, von dem in Abb. 4 rechts dargestellten
System auszugehen. Die Ordinate σph,k der Bodenreaktion am Wandfuß ergibt sich
(bei nun bekanntem t0) aus der Bedingung, dass die Auflagerkraft C = 0 wird aus Σ
MAnker. Die vertikale Auflagerlast ergibt sich aus der Summe der vertikalen
Einwirkungen (Wandeigengewicht, Vertikalkomponente des belastenden Erddrucks,
Vertikalkomponente der Ankerkraft usw.).
• Bei voller Einspannung im Boden wird die linear mit der Tiefe anwachsende
Bodenreaktion als „negative“ Belastung betrachtet und die Lastordinate σph,k so
berechnet, dass das Einspannmoment Null wird. Dies kann bei festgehaltener Tiefe t1
iterativ mit einem Stabwerksprogramm erfolgen oder bei Handrechnung mithilfe
des hierfür umgearbeiteten Nomogrammverfahrens nach Blum (siehe Anhang B).
Die Ersatzkraft Ch,k bzw. auch die Stützkraft Ah,k ergeben sich als die zugehörigen
horizontalen Auflagerkräfte. Die vertikale Auflagerlast wird auch bei den
eingespannten Wänden aus der Summe der vertikalen Belastungen gebildet.
19
6 Bodenmechanische Nachweise
20
Bei einer verankerten Wand mit einer mittleren Ankerneigung αA ≥ 150 darf auf diesen
Nachweis verzichtet werden.
Abb. 7: Aufnahme der Ersatzkraft Ch,k am Fuß einer im Boden eingespannten Wand
nach Lackner (Bild EB 26-3)
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• Genauerer Nachweis nach LACKNER (Abb.7): Δt1 ≥ Ch,d /( 2 · ephC,d ). Hierin sind Ch,d
der Bemessungswert der Ersatzkraft C, der sich aus Ch,k mit den
Teilsicherheitsbeiwerten für Beanspruchungen (Einwirkungen) berechnet und ephC,d
der Bemessungswert der Erdwiderstandsspannung in der Tiefe des theoretischen
Fußpunktes auf der Erdseite der Stützwand. Wird der genauere Nachweis geführt, ist
zusätzlich die Bedingung Δt1 ≥ 0,1 · t1 einzuhalten.
22
zu verschieben (dort ist dann s = 0) (siehe Abb.4 rechts) und die Bodenreaktion σph,k
nach Abb. 2 so zu wählen, dass ihre Spannungsfläche gleich der Auflagerlast Bh,k ist.
23
Diese verringerte Einbindetiefe t0 bzw. t1 oder die Tiefe t’1 bzw. die höhere Einspannwirkung
darf mit dem reduzierten Teilsicherheitsbeiwert γEp,red = 1,00 ermittelt werden.
Bei der einfach gestützten, im Boden teilweise eingespannten Wand wird die Einbindetiefe t’1
im Bereich t0 < t’1 < t1 gewählt. Das System der Abb. 9, bei dem die Bemessungswerte von
Belastung und Widerstand angesetzt sind, ergibt mit den Gleichgewichtsbedingungen die
Bemessungswerte der Auflagerkräfte Ah,d und Ch,d. Werden die charakteristischen Werte
der Belastung, die Bodenreaktion aber mit dem durch γGQ ⋅ γEp abgeminderten
Erdwiderstand angesetzt, berechnen sich die Auflagerlasten Ah,k und Ch,k aus den
Gleichgewichtsbedingungen als charakteristische Größen.
Zur Definition eines Einspanngrades der teileingespannten Wand gegenüber der vollen
Einspannung (100 %) können verschiedene Größen herangezogen werden, z. B. die
Wandlänge unterhalb der Baugrubensohle (weniger geeignet), der Drehwinkel im
theoretischen Fußpunkt (Verfahrensweise der EAU), das Feldmoment oder auch das
Einspannmoment (unterhalb der Baugrubensohle).
Abb. 9: Einfach gestützte, teilweise eingespannte Wand (mit Angabe der Bemessungswerte
von Belastung und Widerstand)
24
Werden für ein teileingespanntes System die Schnittgrößen mit γEp = 1,00 bei
Aufrechterhaltung der Tiefe t’1 berechnet, erhöht sich der Einspanngrad. Dieses kann im
Anwendungsfall eine erhebliche Umverteilung der Momente in Richtung auf die volle
bodenmechanische Einspannung bewirken und zu einer wirtschaftlichen Bemessung führen.
Da bei den eingespannten Systemen nach Blum von einem linearem (und elastischem)
Verhalten des Wandbaustoffes ausgegangen wird und die Steifigkeit des Bodens keine Rolle
spielt, ist die Einbindetiefe, die zu einer „vollen bodenmechanischen Einspannung“ führt, für
eine steife Schlitzwand genau so groß wie für eine biegeweiche Spundwand. Die Erzeugung
der Ersatzkraft C erfordert aber eine sog. „Rückdrehung“ der Wand unterhalb des
theoretischen Fußpunktes, die bei biegesteifen Systemen nur möglich ist, wenn z.B. der
Stützpunkt im oberen Wandbereich nachgiebig ist. Die EAB führen daher aus, dass zwar bei
Spundwand-Baugruben mit einer Einspannung gerechnet werden darf, biegesteife
Ortbetonwände aber nur in dem eben erwähnten Fall der nachgiebigen Stützung als
eingespannt gelten können. Gegebenenfalls sollten die Schnittgrößen bei Wänden, deren
Einbindetiefe größer ist, als für eine freie Auflagerung erforderlich, mit Verfahren ermittelt
werden, welche die relative Steifigkeit zwischen Boden und Wand berücksichtigen, d.h. mit
dem Bettungsmodulverfahren bzw. mit der FE-Methode.
10 Literaturhinweise
25
26
Anhang A: Berechnung eines Beispiels
Es werden die Einbindetiefe, die Schnittgrößen und die Biegelinie für eine durch
Verpressanker einfach gestützte, im Boden (voll) eingespannte Spundwand (Profil Larssen
43 mit I = 34900 cm4/m und E = 210000 kN/m2) ermittelt. Abmessungen, Bodenkennwerte
und angesetzte Erddruckneigungswinkel siehe Abb. A.1. Das Grundwasser steht erst in
größerer Tiefe an.
Neben der großflächigen Gleichlast von pk = 10,0 kN/m2 ist ein Bagger mit 30 t
Gesamtgewicht (ohne Abstand von der Baugrube) mit einer 2,0 m breiten veränderlichen
Ersatzlast von qk’ = 110 kN/m2 (Nutzlast) zu berücksichtigen.
Die Stützung durch die Verpressanker ist als näherungsweise unnachgiebig einzuordnen.
27
2 Belastung
Der aktive Erddruck aus Bodeneigengewicht und großflächiger Gleichlast von pk = 10,0
kN/m2 (ständige Belastung) wird bis zur Baugrubensohle in eine abgestufte Rechteckfigur mit
eho,k : ehu,k = 1,20 umgelagert:
Eah,k = 0,5 · 42,30 · 10,0 + 2,35 ⋅ 10,00 = 235,00 kN/m
Eah,k = 0,5 · 10,0 · (eho,k + ehu,k) = 0,5 · 10,0 · (1,20 ⋅ ehu,k + ehu,k) = 11,0 · ehu,k
ehu,k = 235,00 / 11,00 = 21,36 kN/m2
eho,k = 1,20 · 21,36 = 25,64 kN/m2
Die Spundwand wird als einmal in einer Höhe von 2,0 m unter dem Wandkopf
(unverschieblich) gestützte, im Boden (im Sinne von Blum) voll eingespannte Wand
berechnet. Statisch wird im theoretischen Fußpunkt eine Einspannung angesetzt, damit
Verschiebung und Verdrehung in diesem Punkt zu Null werden.
28
Abb. A.2: Belastung der im Boden eingespannten Spundwand
Der Erdwiderstand auf der Baugrubenseite bis zum theoretischen Fußpunkt wird nach
Caquot/Kerisel mit gekrümmter Gleifläche ermittelt (siehe Weißenbach, Baugruben, Teil 2
oder Tabellen in Simmer, Grundbau 1): Für α = β = 00 und δp = - ϕ/2 ergibt sich für ϕ = 350:
kpgh = 6,56. Hiermit gilt:
epgh,k = γ · kpgh · t1 = 18,0 · 6,56 · t1 = 118,08 · t1
Bei der Ermittlung der Einbindetiefe wird mit den Bemessungswerten der Belastung und
des Widerstandes gerechnet. Die Teilsicherheitsbeiwerte für den Lastfall LF 2 betragen:
γG = 1,20 ; γQ = 1,30 und γEp = 1,30. In diesem Fall greift die Resultierende des Erddruckes
aus der Nutzlast (nicht ständige Last) oberhalb des Stützpunktes durch den Anker an. Daher
wirkt dieser Erddruck für das Fußauflager entlastend. Maßgebend für die erforderliche
Einbindetiefe ist die Lastkombination „ständige Einwirkungen“.
Gemäß Abb. A.3 wird die mit γG = 1,20 vergrößerte Erddruckbelastung infolge von
Bodeneigengewicht und der mit γEp = 1,30 verminderte Erdwiderstand (als negative
Belastung) aufgebracht. In einem Stabwerksprogramm wird t solange variiert, bis das
Einspannmoment im theoretischen Fußpunkt (im dreiwertigen Auflager) Null ist. Dies ist bei
t1 = 3,65 m der Fall.
29
Abb. A.3: System und Belastung zur Ermittlung der Einbindetiefe t1
Mit t1 = 3,65 m kann der Entwurf vollständig aufgestellt werden (Abb. A.4) und die
Belastungsordinate im theoretischen Fußpunkt (Abb. A.5) bestimmt werden:
eagh,k = 2,35 + 0,235 · 18,0 · (10,0 + 3,65) = 60,09 kN/m2 (siehe Abb. A.5).
30
Die Belastung der Abb. A.5 wird als charakteristischer Wert auf das statische System
aufgebracht. Nun wird die Größe der linear mit der Tiefe zunehmenden Bodenreaktion derart
gesucht, dass das Moment im theoretischen Fußpunkt Null wird. Dies geschieht z.B. durch
iterative Berechnung mit einem Stabwerksprogramm, wobei das in Abb. A.6 dargestellte
System inclusive Belastung eingegeben und die gesuchte Bodenreaktion als „negative“
Belastung aufgebracht wird.
Das Ergebnis einer Berechnung mit einem Stabwerksprogramm sind folgende
Auflagerkräfte:
• Bei σph,k = 279,04 kN/m2 wird das Einspannmoment MTF = - 5 · 10-4 kN · m / m ≈ 0
Die Resultierende Bh,k der Bodenreaktion beträgt:
Bh,k = 0,5 · σph,k · t1 = 0,5 · 279,04 · 3,65 = 509,25 kN/m
• Ah,k = 154,37 kN/m
• Ch,k = 237,47 kN/m.
Abb. A.6: Statisches System, Belastung und Auflagerkräfte für das Beispiel
5 Nachweise
31
charakteristischen Einwirkungen. Maßgebend in diesem Beispiel ist die Lastkombination
„Ständige Lasten“ (ohne Nutzlasten).
Vereinfachter Nachweis:
Bv,k ≤ Gk + Eav,k + Av,k + Cv,k mit Vk = Gk + Eav,k + Av,k → Bv,k ≤ Vk + Cv,k
Bv,k = Bh.k · tan δp = 509,25 · tan (1/2 · 350) = 160,57 kN/m
Larssen 43 mit gk = 1,66 kN/m2 : Gk = 1,66 · (10,0 + 3,65 + 0,75) = 23,90 kN/M
Eav,k = Eah,k · tan δa = [5,0 · (25,64 + 21,36) + (44,65 + 60,09) / 2 · 3,65] · tan (1/2 · 350)
Eav,k = [235,00 + 191,15]· tan 17,50 = 134,36 kN/m
Av,k = Ah,k · tan αA = 154,37 · tan 100 = 27,22 kN/m
Cv,k = Ch,k · tan δc mit δc = + 1/3 · φc ergibt sich Ch,k = 237,47 · tan (1/3 · 350) = 49,03 kN/m
Nachweis: 160,57 ≤ 23,90 + 134,36 + 27,22 + 49,03
160,57 < 234,51 kN/m Ausnutzungsgrad μ = Bv,k / Vk = 160,57 / 234,51 = 0,68
Genauerer Nachweis:
(Bh,k – ½ · Ch,k) · tan δp ≤ Vk + ½ · Ch,k · tan δc
(509,25 – ½ · 237,47) · tan 17,50 ≤ 23,90 + 134,36 + 27,22 + ½ 237,47 · tan (1/3 · 350)
123,13 < 210,00 kN/m Ausnutzungsgrad μ = 123,13 / 210,00 = 0,59
Der Erdwiderstand wird nach Caquot/Kerisel mit gekrümmter Gleifläche ermittelt (siehe
Weißenbach, Baugruben, Teil 2 oder Tabellen in Simmer, Grundbau 1): Für α = β = 00 und δp
= - ϕ/2 ergibt sich für ϕ = 350: → kpgh = 6,56.
Eph,k = γ ⋅ kpgh ⋅ t12/2 = 18,0 ⋅ 6,56 ⋅ 3,652/2 = 786,56 kN/m
Nach DIN 1054, Tabelle 2 und Tabelle 3 betragen die Teilsicherheitsbeiwerte für den Lastfall
LF 2: γG = 1,20 und γEp = 1,30.
Damit ergibt sich: 509,25 ⋅ 1,20 ≤ 786,56 / 1,30 kN/m → 611,10 ≈ 605,05 kN/m
Ausnutzungsgrad μ = Bh,d / Eph,d = 611,10 / 605,05 = 1,01 ≈ 1,0
32
• entweder gemäß EB 26, Absatz 6 (Abschnitt 6.4) durch pauschalen Tiefenzuschlag
Δt1 = 0,2 ⋅ t1 = 0,2 ⋅ 3,65 = 0,73 m. Hiermit ergibt sich die Gesamteinbindetiefe der
Wand zu t = t1 + Δt1 = 3,65 + 0,73 = 4,38 m ≈ 4,40 m.
• oder gemäß EB 26, Absatz 7 (Abschnitt 6.4) in Anlehnung einer Berechnung nach
Lackner (siehe Abb. A.7).
Δt1 ≥ Ch,d /(2 ⋅ ephC,d)
Ch,d = CGh,k ⋅ γG + CQh,k ⋅ γQ = 237,47 ⋅ 1,20 + 0 = 284,96 kN/m
Die Erdwiderstandspannung in Höhe des theoretischen Fußpunktes ephC,k berechnet
sich mit δp = + 1/3 ϕk und hieraus kpgh = 2,01 (nach DIN 4085) zu
ephC,k = [18,0 ⋅ (10,0 + 3,65) + 10,0] ⋅ 2,01 = 513,96 kN/m2
ephC,d = ephC,k / γEp = 513,96 / 1,30 = 395,35 kN/m2
Abb. A.7: Aufnahme der Kraft Ch,k am Fuß einer im Boden eingespannten
Wand nach Lackner (Bild EB 26-3)
33
• Der vertikalen Auflagerlast Vk wirken die Wandreibung im Einbindebereich an der
Vorderseite der Stützwand und der Spitzenwiderstand entgegen. Auf den
Nachweis gegen Versinken der Wand wird hier nicht eingegangen.
5.5 Anmerkung
Die Einbindetiefe ist in diesem Beispiel ungewöhnlich gering, da folgende günstigen
Umstände vorliegen:
• Der Reibungswinkel ist verhältnismäßig günstig.
• Die Belastung aus Baubetrieb wirkt sich auf die Einbindetiefe nicht aus.
• Es gibt keinen Wasserdruck.
• Der Boden unterhalb der Baugrubensohle steht nicht unter Auftrieb.
• Es gibt keinen Erdruck aus Bauwerkslast.
34
Lastkombination σph,k MkAnker max MkFeld max MkEinsp Ah,k Ch,k
------ kN/m2 kNm/m kNm/m kNm/m kN/m kN/m
ständige Lasten 313,21 - 51,28 147,05 - 144,46 151,70 251,62
ständig + veränd. 303,98 -101,38 137,72 - 136,56 237,99 240,55
veränderliche L. - 9,23 - 50,10 - 9,33 7,90 86,29 - 11,07
Für die Bemessung der Spundwand ist das maximale Feldmoment max MkFeld =
147,05 kNm/m maßgebend. Dieses ist um ca. 7,5 % kleiner als das maximale
Feldmoment bei t1 = 3,65 m (max MkFeld = 159,00 kNm/m).
Der für die Bemessung maßgebende charakteristische Wert der
Horizontalkomponente der Ankerkraft beträgt Ah,k = 237,99 kN/m, d.h. 97,7 % der bei
t1 = 3,65 m auftretenden Ankerkraft von Ah,k = 243,55 kN/m.
σph,k ⋅ 2,12/2 ⋅ (2/3 ⋅ 2,12 + 8,0) = 25,64 ⋅ 5,0 ⋅ 0,5 + 21,36 ⋅ 5,0 ⋅ (2,50 + 3,0) +
44,65 ⋅ 2,12 ⋅ (2,12/2 + 8,0) + (18,0 ⋅ 2,12 ⋅ 0,235) ⋅ 2,12/2 ⋅ (2/3 ⋅ 2,12 + 8,0)
σph,k = (64,10 + 587,40 + 857,60 + 89,48) / 9,978 = 160,21 kN/m2
Bh,k = σph,k ⋅ t0/2 = 160,21 ⋅ 2,12/2 = 169,82 kN/m
Eph,k = 0,5 ⋅ 18,0 ⋅ 2,122 ⋅ 6,56 = 265,35 kN/m
Bh,k ⋅ γG ≤ Eph,k / γG → 169,82 ⋅ 1,20 ≤ 265,35/1,30 kN/m → 203,78 < 204,11 kN/m
35
Δt’1 = Δt1 ⋅ (t’1 – t0)/(t1 – t0) = 0,2 ⋅ 3,65 ⋅ (2,89 – 2,12)/(3,65 – 2,12) = 0,36 m
Damit liegt die Gesamteinbindetiefe der teilweise eingespannten Wand mit t’ = 2,89 +
0,36 = 3,25 m mitten zwischen t0 = 2,12 m der frei aufgelagerten und t = t1 + Δt1 =
3,65 + 0,73 = 4,38 m der voll eingespannten Wand.
• Mit t’1 = 2,89 m ergeben sich die in Abb. A.9 dargestellten charakteristischen Werte
der Belastung und der charakteristische Wert des Erdwiderstandes in t’1 = 2,89 m:
eph,k = 18,0 ⋅ 2,89 ⋅ 6,56 = 341,25 kN/m2
Abb. A.9: Charakteristische Werte der Belastung und des Erdwiderstandes bei der
mit t’1 teilweise eingespannten Wand
36
• Werden die charakteristischen Werte der Belastung und der Bodenreaktion, d.h.
Eph,k/(1,20 ⋅ 1,30), verwendet, berechnen sich die charakteristischen Werte der
Auflagerkräfte Ch,k und Ah,k zu:
8 Vergleich der drei Systeme unter ständiger Belastung und mit γEp = 1,30
Die folgende Tabelle enthält verschiedene Schnittgrößen und Verformungen der drei
untersuchten Systeme, wobei alle Angaben charakteristische Größen sind.
37
38
Anhang B
1 Vorbemerkung
Nach Blum [1] gilt eine durch Anker oder Steife einfach gestützte Spundwand als
bodenmechanisch voll eingespannt, wenn die Biegelinie im sog. theoretischen Fußpunkt
eine senkrechte Tangente aufweist, wobei der Stützpunkt im Bereich des Wandkopfes und
der theoretische Fußpunkt als in waagerechter Richtung unverschieblich angenommen
werden. Der theoretische Fußpunkt ist der Angriffspunkt der sog. Ersatzkraft C (Abb. B.1).
39
Abb. B.1b: Gleichungen zur Ermittlung der Einbindetiefe einer bodenmechanisch voll
eingespannten Spundwand nach dem Verfahren von Blum (Quelle [2])
Die in Abb. B.1b wiedergegebene Gleichung für ζ = x/l kann z.B. mit Hilfe eines in [2]
wiedergegebenen Nomogramms (oder durch Bestimmung der Nullstelle einer Funktion bzw.
durch Probieren) gelöst werden, wodurch die Bezeichnung dieses Verfahrens von Blum als
„Nomogramm-Verfahren“ begründet sein kann.
40
2 Ermittlung der Einbindetiefe bei voller bodenmechanischer Einspannung einer Wand
2.1 Allgemeines
2.2 Beispiel
Es wird das im Anhang A dokumentierte Beispiel einer einfach gestützten, im Boden voll
eingespannten Spundwand behandelt. Die charakteristischen Größen der Belastung sind in
Abb. A.2 dargestellt.
Gemäß Anhang A, Abschnitt 3 betragen der Erddruckbeiwert Kagh,k = 0,235 und der
Erdwiderstandsbeiwert Kph,k = 6,56; die Teilsicherheitsbeiwerte sind in DIN 1054 für den
Lastfall LF 2 mit γG = 1,20 und γEp = 1,30 angegeben. Der Erddruck aus der Verkehrslast
wird bei der Ermittlung der Einbindetiefe t1 (bis zum theoretischen Fußpunkt) nicht angesetzt,
da er das Fußauflager der Wand entlastet.
Für das in Abb. B 2 dargestellte Beispiel ergibt sich:
Krh,d = 6,56 / 1,30 – 0,235 ⋅ 1,20 = 4,7642
ud = 1,20 ⋅ 44,65 / (18,0 ⋅ 4,7642) = 0,6248 m
Hiermit wird gemäß Abb. B.1: l = 8,0 + 0,6248 = 8,6248 m.
41
Abb. B.2: Beispiel mit den charakteristischen Werten von Belastung und Widerstand
Die Belastung bis zur Baugrubensohle wird in diesem Beispiel in 1,0 m breite Laststreifen
eingeteilt und als entsprechend große Einzellasten angesetzt. Unterhalb der Baugrubensohle
ist die dreieckförmige Belastungsfläche bis zum (Bemessungswert) des formalen
Belastungsnullpunktes zu berücksichtigen:
P9 = 44,65 ⋅ 0,6248 / 2 = 13,95 kN/m mit dem Hebelarm bezüglich der Ankerangriffspunktes
von a9 = 8,0 + 0,6248/3 = 8,2083 m.
Die Größen Pi · ai bzw. Pi · ai3 werden tabellarisch (zunächst) mit den charakteristischen
Werten der Belastung ermittelt, wobei im Vergleich der Bezeichnungen von Abb. B.1 und B.3
gilt:
+l N N'
∑ P ⋅ a = ∑ Pi ⋅ ai − ∑ Pi '⋅a'i und
− l0 i =1 i =1
l N
∑ P ⋅ a 3 = ∑ Pi ⋅ ai
3
0 i =1
42
i Pi ai Pi ⋅ ai Pi ⋅ ai3
kN/m m kNm/m kNm3/m
1 25,64 0,50 12,82 3,21
2 25,64 1,50 38,46 86,54
3 25,64 2,50 64,10 400,63
4 21,64 3,50 74,76 915,81
5 21,64 4,50 96,12 1.946,43
6 21,64 5,50 117,48 3.553,77
7 21,64 6,50 138,84 5.865,99
8 21,64 7,50 160,20 9.011,25
Σ 183,72 702,78 21.783,63
9 13,95 8,208 114,51 7.714,40
Σ 197,67 817,29 29.498,03
Mit Rücksicht auf die Berechnungen in Abschnitt 3 werden die Tabellen mit den
charakteristischen Werten der Belastung aufgestellt. Gemäß Abb. B.1 und B.2 werden die
Größen m und n wie folgt berechnet (siehe Tabelle 1 und Tabelle 2), wobei der
Teilsicherheitsbeiwert γG (hier γG = 1,20) berücksichtigt wird.
m = 6 ⋅ [1,20 ⋅ (817,29 – 51,28)] / (18,0 ⋅ 4,7642 ⋅ 8,62483) = 0,1002
n = 6 ⋅ [1,20 ⋅ 29.498,03] / (18,0 ⋅ 4,7642 ⋅ 8,62485) = 0,0519
Im Beispiel des Anhanges A wurde t1 mit t1 = 3,65 m festgelegt. Wie in Abschnitt 5.2 des
Anhanges A gezeigt, reicht die Einbindetiefe t1 = 3,65 m nur mit einem Ausnutzungsgrad von
μ = 1,01 aus, so dass der hier ermittelte Wert von t1 = 3,67 m zu einem Ausnutzungsgrad
μ ≤ 1,0 führen wird.
43
3 Berechnung der Bodenreaktion σph,k mit dem modifizierten Nomogramm-Verfahren
bei gegebener Einbindetiefe t1 einer einfach gestützten, im Boden voll eingespannten
Wand.
3.1 Berechnungsgleichungen
Eine Baugrubenwand oder Uferspundwand mit der freien Höhe lo + l (siehe Abb. B.3) habe
die Einbindetiefe t1 (bis zum theoretischen Fußpunkt). Gesucht wird die Bodenreaktion σph,k
so, dass die Wand als im Boden voll eingespannt gilt.
Die Belastung der Wand wird als charakteristische Größe in Form des aktiven Erddrucks
oder des erhöhten aktiven Erddrucks berechnet und bis zum theoretischen Fußpunkt auf der
Wandrückseite angesetzt. Der Erddruck ist gegebenenfalls gemäß den Empfehlungen des
Arbeitskreises Baugruben bzw. des Arbeitsausschusses Ufereinfassungen umzulagern.
44
Steife) mit P’i und ihr Hebelarm bezüglich des Stützpunktes mit a’i , diejenigen unterhalb des
Stützpunktes mit Pi und ihr Hebelarm mit ai bezeichnet werden.
Im Bereich der Einbindetiefe wirkt die linear mit der Tiefe ansteigende Bodenreaktion, deren
Ordinate im theoretischen Fußpunkt σph,k = γ ⋅ t1 ⋅ k ist. Der „Beiwert k der Bodenreaktion “ ist
derjenige „Erdwiderstandsbeiwert“, der mobilisiert werden muss, um der (elastischen)
Biegelinie der Wand im theoretischen Fußpunkt eine vertikale Tangente zu geben, wobei
gleichzeitig das Moment in diesem Punkt Null wird. Diese Bedingungen sind eingehalten,
wenn k aus der Gleichung
m⋅(1+ς )2 − n
k= ( ς 3 ⋅ 0.8⋅ς 2 + 2 , 5⋅ς + 2 , 0 ) (1)
berechnet wird. Hierbei sind mit den Bezeichnungen der Abb. B.3:
ζ = t1/l (2)
6 ⎡N N'
⎤
m= ⋅ ⎢∑ Pi ⋅ ai − ∑ P'i ⋅a'i ⎥ (3)
γ ⋅l3 ⎣ i =1 i =1 ⎦
N
6
∑ Pi ⋅ ai
3
n= ⋅ (4)
γ ⋅ l 5 i =1
Die Auflagerkraft Ah,k ergibt sich zu:
N N' ⎡ N' N
γ ⋅ k ⋅ t13 ⎤
Ah ,k = ∑ Pi + ∑ P'i + ⎢∑ P'i ⋅a 'i − ∑ Pi ⋅ ai − ⎥ / (l + t1 ) (5)
i =1 i =1 ⎣ i =1 i =1 6 ⎦
3.2 Beispiel
Es wird die Bodenreaktion für das im Anhang A dokumentierte Beispiel mit t1 = 3,65 m (siehe
Abb. A.6 sowie den Abschnitt 2) für die ständigen Lasten bestimmt. Die Einzellasten geben
die Belastung auf einen 1,0 m hohen Wandabschnitt wieder (Abb. B.4). Im untersten
45
Wandabschnitt ist der Laststreifen 0,65 m hoch. Unterhalb der Baugrubensohle wird auf 1 m
Wandhöhe je eine Rechtecklastfläche und eine dreieckige Lastfläche betrachtet.
Abb. B.4: Einfach gestützte und im Boden eingespannte Wand – Einzellasten (Beispiel)
Die Größen Pi · ai bzw. Pi · ai3 werden wieder tabellarisch für die charakteristischen Lasten
bestimmt, wobei die Tabelle 1 erhalten bleibt und von der Tabelle 2 die Summe für die
Lasten P1 bis P8 übernommen wird (siehe Tabelle 3)
i Pi ai Pi · ai Pi · ai3
kN/m m kNm/m kNm3/m
Σ (i = 1 bis 8) 183,72 702,78 21.783,63
9 44,65 8,50 379,53 27.420,68
10 2,115 8,667 18,33 1.376,95
11 48,88 9,50 464,36 41.908,49
12 2,115 9,667 20,45 1.910,67
13 53,11 10,50 557,66 61.481,46
14 2,115 10,667 22,56 2.567,07
15 37,27 11,325 422,08 54.134,49
16 0,894 11,433 10,22 1.336,04
Σ 374,87 2.597,97 213.919,48
46
Mit den tabellarisch ermittelten Summen werden die voranstehenden Gleichungen
ausgewertet.
Gl. (2): ζ = 3,65 / 8,0 = 0,4563
Gl. (3): m = 6 ⋅ [2.597,97 – 51,28] / (18,0 ⋅ 8,03) = 1,6580
Gl. (4): n= 6 ⋅ 213.919,48 / (18,0 ⋅ 8,05) = 2,1761
Gl. (1): k = [1,6580 ⋅ (1 + 0,4563)2 – 2,1761] / [0,45633 ⋅ (0,8 ⋅ 0,45632 + 2,5 ⋅ 0,4563 + 2,0)]
k = 1,3400 / 0,3141 = 4,2661
Mit dem „Beiwert k der Bodenreaktion“ berechnen sich deren Ordinate σph,k im theoretischen
Fußpunkt ddie Bodenreaktionskraft Bh,k und die Auflagerkräfte Ah,k und Ch,k wie folgt
(vergleiche die entsprechenden Werte in Anhang A, Abschnitt 4):
σph,k = γ ⋅ t1 ⋅ k = 18,0 ⋅ 3,65 ⋅ 4,2661 = 280,28 kN/m2 (Anhang A: σph,k = 279,04 kN/m2)
Bh,k = 280,28 ⋅ 3,65 / 2 = 511,51 kN/m (Anhang A: Bh,k = 509,25 kN/m)
Gl. (5): Ah,k = 374,87 + 51,28 + [51,28 - 2.597,97 – 18,0 ⋅ 4,2661 ⋅ 3,653 / 6] /(8,0 + 3,65)
Ah,k = 426,15 – 3.169,03 / 11,65 = 154,13 kN/m (Anhang A: Ah,k = 154,37 kN/m)
Gl. (6): Ch,k = 154,13 + 18,0 ⋅ 4,2661 ⋅ 3,652 / 2 –51,28 – 374,87
Ch,k = 239,50 kN/m (Anhang A: Ch,k = 237,47 kN/m)
4 Literaturhinweise
[1] Blum, H.: Einspannverhältnisse bei Bauwerken. Verlag Ernst & Sohn, Berlin 1931.
47
48
A. Hettler: Anwendung des Bettungsmodulverfahrens
von
Gliederung
1 Grundlagen
2 Nichtlinearer Bettungsansatz von Besler
3 Numerische Umsetzung
4 Beispielhafte Untersuchungen
5 Vergleich mit Messungen an ausgeführten Stützbauwerken
49
A. Hettler: Anwendung des Bettungsmodulverfahrens
(Teile des Manuskripts wurden mit freundlicher Genehmigung übernommen aus BAUTECHNIK 82, 2005,
Heft 9, S. 593-504)
50
A. Hettler: Anwendung des Bettungsmodulverfahrens
51
A. Hettler: Anwendung des Bettungsmodulverfahrens
Der maßgebliche Bettungsmodul ksh mit der Als Abbruchkriterium für die Iteration wurde das
Dimension Kraft pro Länge3 ergibt sich als Fehlermaß Ri im i-ten Schritt
Sekante zwischen Nullpunkt und der aktuellen
si − si −1
Spannung e'ph (z) bei der Verschiebung s(z) in Ri = ≤ R zu l (9)
si
der Tiefe z zu
e 'ph (z) gewählt, wobei si bzw. si-1 die Verschiebungen im i-
k sh = (6) ten bzw. (i-1)-ten Berechnungsschritt bezeichnen.
s(z) Eine hinreichende Genauigkeit wurde mit einem
zulässigen Maß Rzul ≤ 10-3 erreicht. Die Erfahrung
Die Ausgangsspannungen e0 werden für das
mit den Beispielen in Abschnitt 4 zeigt, daß bei ge-
Rechenverfahren als Teil der Bettungsreaktion
ringer Einbindetiefe mit mindestens 10 Iterations-
interpretiert (Bild 3).
schritten, bei großen Einbindetiefen mit 30 und mehr
Unter Verwendung von K′ph nach Gl. (3) Schritten zu rechnen ist. Eine „Handrechnung“ ist
und des dimensionslosen Bettungskoeffizienten folglich äußerst umständlich sowie zeitaufwendig
K 'ph und kann bei zu großen Fehlermaßen zu regelrecht
C* = (7) falschen Ergebnissen führen.
s
z
Start
Mobilisierte Erdwider-
standsspannung e' ph
Eingabe:
eph Berechnung der Belastung
aus Erddruck
e'ph
Generierung des Systems mit
Hilfe von FE-Balkenelementen
eph/2
ksh
Startwert für die Bettung
e0(v) Verschiebung s
Durchführung der Berechnungen mit Verbesserte Bettungswerte
sG s sB Hilfe des Weggrößenverfahrens aus nichtlinearem Ansatz
Ausgabe
52
A. Hettler: Anwendung des Bettungsmodulverfahrens
A b h t S Iy Wy
Bild 6: Verteilung des aktiven Erddrucks
Kph= 6,557
Für den aktiven Erddruck berechnet sich
Kah = 0,235. Unter Beachtung einer Umvertei-
lung nach EAB erhält man die Erddruckvertei-
lung in Bild 6. Bild 7: Ausgangsspannungen und Bettungsansatz
Für den Erdruhedruckbeiwert erhält man in
Anlehnung an Jaky K0 = 0,426. Nach Ca- Bild 8 zeigt die berechneten Biegelinien. Je nach
quot/Kérisel beträgt der Erdwiderstandsbeiwert Einbindetiefe ergibt sich eine Rückdrehung der
Kph = 6,557 für δp = - ϕ /2 = - 17,5°. Wand mit einem ersten Verschiebungsnullpunkt, der
Daraus ergibt sich der ungebettete Bereich etwa zwischen 2,20 m und 3,20 m unterhalb der
zu ze = 0,69 m (Bild 7). Für eine detaillierte Baugrubensohle liegt. Die Bettungsberechnung er-
Bestimmung der Parameter in der Mobilisie- gibt in diesem Falle etwas günstigere Werte als der
rungsfunktion wird auf [7] verwiesen. Ansatz nach Blum mit einer Lage des theoretischen
Fußpunktes bei t1 = 3,65 m. Bei einer Einbindelänge
von 10 m ergibt sich ein weiterer Nullpunkt für die
Verschiebungen.
53
A. Hettler: Anwendung des Bettungsmodulverfahrens
t g =2,12 m t g =3,65 m
8.0
5.0
6.0
-K 0 γ (z+H) -K0 γ (z+H) K 0 γ (z+H)
z [m]
0.0
-K ph γ z -K ph γ z
2.0
BGS
0.0 -5.0
z [m]
-2.0 -2,12 m
-3,65 m -10.0
a) b)
-4.0 t g =2.00 m
t g =2.12 m
10.0
t g =2.50 m
-6.0
t g =3.65 m
t g =5.00 m t g =5,00 m t g =10,00 m
-8.0 t g =7.00 m
t g =10.00 m 5.0
BGS BGS
Bild 8: Biegelinien für Spundwand mit Vorbe- 0.0
z [m]
-Kphγ z -K ph γ z
lastung und erweitertem Ansatz nach
EAB bei verschiedenen Einbindetiefen
-5.0
Die Spannungsverteilungen werden bei-
spielhaft für vier Einbindetiefen in Bild 9 wie-
dergegeben. Auf der Baugrubenseite wird zu- -10.0
nächst wie vorausgesetzt der volle Erdwider- c) d)
54
A. Hettler: Anwendung des Bettungsmodulverfahrens
+ 0,0 m
Moment [kNm/m]
Anker
-300.0 -200.0 -100.0 0.0 100.0 10°
S1
- 4,0 m
10.0 - 5,0 m Ems GW - 5,0 m
8.0
U
6.0 - 15,9 m
- 16,6 m
4.0 - 20,9 m
- 21,6 m
S2
2.0
- 27,0 m
BGS a) b)
z [m]
0.0
-2.0
tg =2.00 m
-4.0
tg =2.12 m
tg =2.50 m
-6.0 tg =3.65 m Messung
tg =5.00 m Rechnung
-8.0 tg =7.00 m
tg =10.00 m
-10.0
55
A. Hettler: Anwendung des Bettungsmodulverfahrens
aktionen auch die Biege- und die Momentenli- Bei einer Einbindetiefe t = 2,12 m ergibt die In-
nien wiedergegeben. tegration bis zum Wandfuß Bh,K = 172,5 kN/m.
Der resultierende passive Erddruck beträgt
t=2,12m t=3,65m t=4,40m
2,00 m
EphP,k = 0,5 ⋅ 2,122 ⋅ 6,557 ⋅ 18 = 265,2 kN/m
166,67 kN/m 25,64 164,94 kN/m 25,64 162,52 kN/m 25,64
Mit den Bemessungswerten
8,00 m
8,00 m
28,2
Bh,d ≈ EphP,d
31,0 29,6
2,00 m
6.3 Einbindetiefe t = 3,65 m
-51,28 -51,28
-51,28
Bei einer Einbindetiefe t = 3,65 m ergibt sich ein
8,00 m
214,15 205,90
194,51
Verschiebungsnullpunkt bei zo = 2,48 m. Die resul-
tierende theoretische Bodenreaktion beträgt
2,12 m
3,65 m -19,20 4,40 m zo
-42,75
Bild 12: Berechnungsergebnisse für drei ver- und der resultierende charakteristische Erdwiderstand
schiedene Einbindetiefen für Parallelbewegung berechnet sich zu
EphP,k = 0,5 ⋅ 2,482 ⋅ 6,557 ⋅ 18 = 362,9 kN/m
Für den Nachweis werden die Bodenreakti-
onen vor dem Wandfuß auf der Baugrubenseite Maßgebend ist strenggenommen der Erdwiderstand
zur Resultierenden für eine Drehung um den Fußpunkt EphF,k (s. Bild 12
t b und c). Geht man von dem Mittelwert für den Ab-
Bh,k = ∫ σ ph,k dz (10) minderungsfaktor aus, erhält man
o
integriert. Dreht sich der Wandfuß zurück und EphF,k = 0,56 ⋅ EphP,k = 203,3 kN/m
wird ein Verschiebungsnullpunkt erreicht, sind Mit den Bemessungswerten
die Bodenreaktionen nur von der Baugruben-
sohle bis zum Verschiebungsnullpunkt zu be- Bh,d = 1,2 ⋅ 211,1 = 253,3 kN/m
rücksichtigen. sowie
Wird durch eine Einspannung ein Verschie-
bungsnullpunkt erreicht und ist das Verfor- EphF,d = 203,3 / 1,3 = 156,3 kN/m
mungsbild ähnlich wie bei einer Wanddrehung läßt sich der Nachweis nicht erbringen.
um den Fußpunkt, ist nach EB 102, Absatz 12
nicht der Erdwiderstand EphP,k für eine Parallel- Setzt man dagegen den Erdwiderstand für Parallel-
bewegung, sondern der reduzierte Erdwider- bewegung an, erhält man
stand EphF,k für eine Drehung um den Fußpunkt
Eph,P,d = 1/1,3 ⋅ 362,9 = 279,2 kN/m
maßgebend. Nach DIN 4085 und EB 102, Ab-
satz 12 liegt der Reduktionsfaktor zwischen 0,5 und
und 0,62. Je nach Einbindetiefe ist das Verfor-
Bh,d = 253,3 kN/m < Eph,d = 279,2 kN/m
mungsbild nicht immer eindeutig einer Paral-
lelbewegung oder einer Drehung um den Fuß- und der Nachweis gelingt.
punkt zuzuordnen. Hier besteht ein gewisser
Ermessensspielraum.
Der Erdwiderstandsbeiwert wurde in dem 6.4 Einbindetiefe t = 4,40 m
Beispiel nach Caquot/Kérisel zu Kph = 6,557
ermittelt (s. Abschnitt 4). Analog zu Abschnitt 6.3 ergibt sich:
zo = 3,00 m
6.2 Einbindetiefe t = 2.12 m Bh,k = 258,6 kN/m
Bh,d = 310,3 kN/m
56
A. Hettler: Anwendung des Bettungsmodulverfahrens
EphP,k = 531,1 kN/m [6] Hettler, A., Maier, Th.: Verschiebungen des
EphP,d = 408,5 kN/m Bodenauflagers bei Baugruben auf der Grundla-
ge der Mobilisierungsfunktion von Besler, Bau-
EphF,k = 297,42 kN/m
technik 81 (2004), S. 323-336.
EphF,d = 228,8 kN/m
Wie bei t = 3,65 m kann die Einbindetiefe bei [7] Hettler, A., Vega-Ortiz, S., Gutjahr, St.: Nichtli-
Ansatz des rechnerischen Erdwiderstands für nearer Bettungsansatz von Besler bei Baugru-
eine Drehung um den Fußpunkt nicht nachge- benwänden, Bautechnik 82 (2005), Heft 9, S.
wiesen werden. 593-664
Offensichtlich besteht bei Wänden mit ei-
nem Verschiebungsnullpunkt im Wandfußbe- [8] Kempfert, H.-G., Smoltczyk, U.: Pfahlgründun-
reich ein Widerspruch zwischen einer Berech- gen, Grundbautaschenbuch, Her-
nung mit einer bodenmechanischen Einspan- ausgeber Smoltczyk, U., Teil 3, 6. Auflage,
nung nach Blum und einer Berechnung mit Ernst & Sohn, 2001.
Bettung. In diesem Punkt besteht noch Klä-
rungsbedarf.
[9] Rifaat, I.: Die Spundwand als Erddruckproblem,
Mitteilungen aus dem Institut für Baustatik,
ETH Zürich, Nr. 5, 1935.
Literatur
[10] Weißenbach, A.: Baugruben, Teil III, Berech-
nungsverfahren, Ernst & Sohn, 1987, Reprint
[1] Besler, D.: Verschiebungsgrößen bei der 2001.
Mobilisierung des Erdwiderstandes von
Sand. Bautechnik 72 (1995), S. 748-755.
[11] Weißenbach, A., Gollub, P.: Neue Erkenntnisse
[2] Besler, D.: Wirklichkeitsnahe Erfassung über mehrfach verankerte Ortbetonwände. Bau-
der Fußauflagerung und des Verformungs- technik 72 (1995), S. 780-799.
verhaltens von gestützten Baugrubenwän-
den. Schriftenreihe des Lehrstuhls Bau- [12] Weißenbach, A., Hettler, A.: Baugrubensiche-
grund-Grundbau der Universität Dort- rung, Herausgeber Smoltczyk, U., Grundbauta-
mund, Heft 22, 1998. schenbuch, Teil 3, 6. Auflage, Ernst & Sohn,
2001.
[3] Franke, E.: Pfähle, Grundbautaschenbuch,
Herausgeber Smoltczyk, U., Teil 3, 5. Auf- [13] Weißenbach, A.: Empfehlungen des Arbeitskrei-
lage, Ernst & Sohn, 1997. ses „Baugruben“ der DGGT zur Anwendung
des Bettungsmodulverfahrens und der Finite-
[4] Hettler, A.: Horizontal belastete Pfähle mit Elemente-Methode. Bautechnik 80 (2003), S.
nichtlinearer Bettung in körnigen Böden. 75–80.
Veröffentlichungen Institut für Bodenme-
chanik und Felsmechanik, Universität [14] Weißenbach, A., Hettler, A.: Berechnung von
Karlsruhe, Heft 102, 1986. Baugrubenwänden nach der neuen DIN 1054.
Bautechnik 80 (2003), S. 857-874.
[5] Hettler, A., Besler, D.: Zur Bettung von
gestützten Baugrubenwänden in Sand,
Bautechnik 78 (2001), S. 89 – 100.
57
A. Hettler: Anwendung des Bettungsmodulverfahrens
58
Schanz: Aktuelle Entwicklungen bei Standsicherheits- und Verformungsberechnungen in der Geotechnik
DGGT-EMPFEHLUNGEN
59
geotechnik 29 (2006) Nr. 1 13
1. Empfehlungen zur Durchführung numerischer Berechnungen Gesamtgliederung der Empfehlung des Arbeits-
1.1 Geometrisches Modell kreises 1.6 „Numerik in der Geotechnik“.
1.2 Berechnungsausschnitt, Anfangs- und Randbedingungen Die als Anhang angeführten Berechnungsbeispiele
1.3 Diskretisierung
1.4 Primärspannungszustand zum Abschnitt 4 werden voraussichtlich in den
1.5 Bauzustände Ausgaben 2006/3 und 2006/4 dieser Zeitschrift
1.6 Stoffgesetze für Boden und Fels
1.6.1 Fels
veröffentlicht.
1.6.2 Boden unter dränierten Bedingungen
1.6.3 Gesättigte kohäsive Böden unter undränierten Bedingungen
1.6.4 Materialien mit zeitabhängigem Verhalten
1.7 Iterationstechnik 3D-Berechnungen bilden trotz verfügbarer
1.8 Dokumentation der numerischen Berechnung Hardware auch aktuell noch die Ausnahme in der
2. Tunnelbau unter Tage Praxis. Sie bleiben der Behandlung ausgewählter,
2.1 Vorbemerkungen
2.2 Berechnungsausschnitt, Anfangs- und Randbedingungen, Diskretisierung in der Regel komplexer Aufgabenstellungen vor-
2.3 Simulation von Bauverfahren behalten. Sie können jedoch, exemplarisch durch-
2.3.1 Bauverfahren geführt, 2D-Studien sinnvoll unterstützen bezie-
2.3.2 Spritzbetonbauweise
2.3.3 Schildvortrieb und Rohrvorpressungen hungsweise ergänzen und sind in einzelnen Fällen
2.3.4 Gefrierverfahren sogar unverzichtbar.
2.4 Auswertung und Beurteilung der Berechnungsergebnisse
2.5 Rückkopplung zwischen Berechnung und Messung
Entsprechend den Vorgaben der aktuellen na-
3. Baugruben tionalen und internationalen Normung werden in
3.1 Vorbemerkungen der vorliegenden Empfehlung sowohl Fragen der
3.2 Numerisches Modell, Berechnungsausschnitt, Anfangs- und Rand- Gebrauchstauglichkeit als auch Fragen der Stand-
bedingungen, Diskretisierung
3.3 Hinweise zur Wahl des Stoffmodells sicherheit behandelt.
3.3.1 Allgemeines Der Abschnitt 4.2 dieser Empfehlungen enthält
3.3.2 Dränierte/undränierte Analyse – Berücksichtigung von Konsolidierungs-
vorgängen
einige einführende Erläuterungen zu Stoffmodellen,
3.4 Einfluss des Grundwassers die zum Verständnis der weiteren Kapitel notwen-
3.4.1 Allgemeines dig sind. Im Abschnitt 4.3 wird auf Fragen der
3.4.2 Simulation der Grundwasserabsenkung im numerischen Modell
3.4.3 Sonstiges Verformungsberechnungen, vor allem bei Baugru-
3.5 Numerische Simulation des Baugrubenverbaus ben, eingegangen. Bei solchen Untersuchungen
3.5.1 Spundwände, Bohrpfahl- und Schlitzwände sowie im Düsenstrahlverfahren können unterschiedliche Stoffmodelle zu signifi-
hergestellte Verbauwände
3.5.2 Frostwände kanten Unterschieden bei den numerischen Ergeb-
3.5.3 Trägerverbau nissen führen. Die ausreichende Komplexität der
3.5.4 Bodenvernagelung
3.5.5 Verpressanker und Steifen
Materialgleichungen, in Abhängigkeit von der je-
3.6 Sicherung der Baugrubensohle weiligen Fragestellung, ist eine wesentliche Vor-
3.6.1 Allgemeines aussetzung für eine realistische Modellierung.
3.6.2 Tiefliegende Dichtsohlen
3.6.3 Hochliegende Sohlen Zentrales Anliegen dieser Empfehlung ist die
3.7 Auswertung und Beurteilung der Berechnungsergebnisse Bewertung der Anwendbarkeit von numerischen
3.7.1 Plausibilitätskontrollen
Methoden (FEM) zur Behandlung von Standsicher-
3.7.2 Verformungsprognosen
3.8 Ausblick heitsuntersuchungen bei Böschungen und Bau-
4. Aktuelle Entwicklungen bei Standsicherheits- und gruben im Abschnitt 4.4. Neben der realistischen
Verformungsberechnungen in der Geotechnik Beschreibung des Baugrunds (Schichtung, GW-
4.1 Einleitung
4.2 Stoffmodelle und Materialkennwerte Verhältnisse, Materialparameter) wird besonders
4.2.1 Vorbemerkungen der Einfluss der Beschreibung der verschiedenen
4.2.2 Häufig verwendete Stoffmodelle konstruktiven Elemente (Wandsysteme, Veran-
4.2.2.1 Linear-elastische Stoffmodelle
4.2.2.2 Stoffmodelle mit veränderlichen Elastizitätsmoduln kerungen, Aussteifungen) im Rahmen einer
4.2.2.3 Elastisch-idealplastische Stoffmodelle Standsicherheitsuntersuchung behandelt. Zusätz-
4.2.2.4 Elastoplastische Stoffmodelle mit isotroper Verfestigung
4.2.2.5 Komplexe Stoffmodelle lich zu den bodenmechanischen Aspekten haben
4.2.3 Bestimmung der Materialparameter bei der Behandlung von Standsicherheitspro-
4.2.3.1 Allgemeines blemen weitere konzeptionelle und numerische
4.2.3.2 Festigkeitsparameter
4.2.3.3 Steifigkeitsparameter Aspekte einen entscheidenden Einfluss. Zum ei-
4.2.4 Auswahl, Validierung und Kalibrierung der Stoffmodelle nen sind prinzipiell verschiedene Definitionen
4.3 Verformungsberechnungen (Gebrauchstauglichkeit)
4.3.1 Allgemeines
der Standsicherheit denkbar. Zum anderen ist die
4.3.2 Modellbildung spezifische numerische Umsetzung der jeweili-
4.3.3 Bauteile (Strukturelemente) gen Sicherheitsermittlung zu bewerten.
4.4 Standsicherheitsberechnungen
4.4.1 Einführung Im Abschnitt 4.5 wird auf die numerische
4.4.2 Vorgehensweise zur Bestimmung der Standsicherheit Modellierung von gekoppelten hydraulisch-mecha-
4.4.3 Modellbildung nischen Problemen, das heißt die Berücksichti-
4.4.3.1 Allgemeines
4.4.3.2 Stoffmodelle für Boden gung von strömendem Grundwasser, eingegangen.
4.4.3.3 Bauteile (Strukturelemente) Die Empfehlung wird durch eine Beispiel-
4.5 Berücksichtigung des Grundwassers
4.5.1 Allgemeines
dokumentation ergänzt. Anhand von typisierten
4.5.2 Ermittlung des Durchlässigkeitsbeiwerts Randwertproblemen wird detailliert dargestellt,
4.5.3 Modellbildung bei welcher Art von Aufgabenstellungen die An-
4.6 Anhang
Beiblatt 1: Berechnungsbeispiele Baugruben wendung der FEM sinnvoll möglich ist.
Beiblatt 2: Berechnungsbeispiele Böschungen
60
14 geotechnik 29 (2006) Nr. 1
4.2.1 Vorbemerkungen
Numerische Berechnungen stellen mathematisch-
physikalische Modellierungen praktischer Frage-
stellungen dar. Sie beinhalten eine vereinfachte
Nachbildung des Baugrunds einschließlich der für
die jeweils aktuelle Fragestellung relevanten Stoff-
eigenschaften. Hierzu stehen Stoffmodelle zur Ver-
fügung, die das reale Verhalten des Bodens mathe-
matisch abbilden. Um das mechanische Verhal-
ten von Böden zu beschreiben, werden mit Stoff-
modellen Zusammenhänge zwischen Spannun-
gen und Dehnungen formuliert. Verschiedentlich
werden darüber hinaus zum Beispiel auch zeitli-
che und/oder thermische Effekte berücksichtigt.
Es ist grundsätzlich festzustellen, dass es das
„richtige Stoffmodell“ nicht gibt. Vielmehr stellen
alle entwickelten Formulierungen Näherungen
dar, und häufig kann mit unterschiedlichen An-
sätzen das reale Verhalten des Bodens in ähnli-
cher Qualität beschrieben werden.
61
geotechnik 29 (2006) Nr. 1 15
Bild 1. Nicht-
lineares Verhalten
nach Stoffmodellen
mit veränderlichen
Elastizitätsmoduln
(gestrichelte Linien)
und lineares
beziehungsweise
bilineares Verhalten
nach linearelastisch
ideal-plastischen
Stoffmodellen
(durchgezogene
Linien) im Triaxial-
versuch (links) und
im Ödometerver-
such (rechts).
Bild 2. Grenz-
bedingungen;
links im Haupt-
spannungsraum,
rechts in der Ebene
der deviatorischen
Spannungen.
62
16 geotechnik 29 (2006) Nr. 1
plastischen Dehnung ∆εpl festgelegt. Sie wird aus Falls keine experimentell bestimmten ψ-
einem plastischen Potenzial abgeleitet und er- Werte vorliegen, wird folgende Näherung
möglicht die Berücksichtigung sowohl von empfohlen: ψ = ϕ – 30° für Reibungswin-
Volumenvergrößerungen (Dilatanz) als auch von kel ϕ ≥ 30° beziehungsweise ψ = 0 für
Volumenverkleinerungen (Kontraktanz) infolge Reibungswinkel ϕ < 30°. Während fortge-
von Scherbeanspruchungen. Die Art der Volumen- setzter Scherung sollte ab einer kritischen
änderung wird meistens durch den Dilatanzwinkel Volumenvergrößerung beziehungsweise
ψ beschrieben (Bild 3). Porenzahl auch für Reibungswinkel ϕ ≥ 30°
Innerhalb des Bereichs zulässiger Spannungen keine Dilatanz mehr auftreten, das heißt
ist das Materialverhalten linear-elastisch gemäß es sollte ψ = 0 gelten (vgl. Bild 3).
Abschnitt 4.2.2.1 (unabhängig von der Belastungs- (E2-6) Elastisch-idealplastische Stoffmodelle
richtung), das heißt es liegt zum Beispiel für sind für Standsicherheitsberechnungen
ödometrische Belastung und Entlastung die glei- grundsätzlich geeignet.
che konstante Steifigkeit zu Grunde, und es kommt (E2-7) Elastisch-idealplastische Stoffmodelle
zu keinen bleibenden Verformungen (Bild 4). Bei sind bedingt geeignet für Verformungs-
dieser Kategorie von Stoffmodellen sind der Rei- berechnungen ohne Richtungsumkehr,
bungswinkel ϕ und der Dilatanzwinkel ψ ebenfalls zum Beispiel Setzungsberechnungen un-
spannungs- und dichteunabhängig. ter Dammschüttungen. Es wird empfoh-
Elastisch-idealplastische Stoffmodelle werden len, eine mit der Tiefe zunehmende Stei-
für Zuwächse der Spannung und der Dehnung (∆σ figkeit durch Modellierung mehrerer
und ∆ε) formuliert. Ein definierter Zusammen- Schichten mit jeweils konstanter Steifig-
hang zwischen Spannung σ und Dehnung ε be- keit anzunähern.
steht jedoch nicht.
(E2-4) Das Kriterium nach Mohr-Coulomb ist 4.2.2.4 Elastoplastische Stoffmodelle
für Standsicherheitsberechnungen prin- mit isotroper Verfestigung
zipiell geeignet. In diesem Kriterium wird Bei elastoplastischen Stoffmodellen mit Verfesti-
die Abhängigkeit der Scherfestigkeit von gung (zum Beispiel Cam-Clay-Modell, Hardening-
der mittleren Hauptspannung (höhere Soil-Modell) entstehen plastische Dehnungen εpl
Scherfestigkeit zum Beispiel im Biaxial- bereits vor Erreichen der Grenzbedingung. Diese
versuch als im Triaxialversuch) jedoch plastischen Dehnungen sind an eine Fließbedin-
nicht berücksichtigt, was bei ebenen und
dreidimensionalen Standsicherheitsbe- Bild 3. Kontraktanz
rechnungen zu Reserven führt. In den und Dilatanz im
Kriterien nach Matsuoka/Nakai und Lade Triaxialversuch
hängt die Scherfestigkeit von der mittle- (Versuchsergebnis
ren Hauptspannung ab, und die Reserven mit Punkten dar-
bei Standsicherheitsberechnungen wer- gestellt).
den genutzt. Das bekannte Kriterium nach
Drucker-Prager ist für Standsicherheits-
berechnungen ungeeignet, da die Scher-
festigkeit je nach Belastungspfad stark
überschätzt werden kann.
(E2-5) Der Dilatanzwinkel ψ sollte immer klei-
ner als der Reibungswinkel ϕ angenom-
men werden (nicht assoziierte Fließregel).
63
geotechnik 29 (2006) Nr. 1 17
gung und die im Abschnitt 4.2.2.3 angesprochene re Zustandsgrößen. Ihr Vorteil besteht darin, dass
Fließregel gekoppelt. Es wird eine spannungsab- das Materialverhalten auch bei komplizierten
hängige elastoplastische Steifigkeit formuliert (vgl. Belastungspfaden (zum Beispiel bei zyklischen
Bild 4). Bei Erfüllen der Fließbedingung befindet Beanspruchungen beziehungsweise das Verhal-
sich der Spannungszustand σ auf einer Fließfläche, ten bei sehr kleinen Dehnungen – small strains)
deren Größe sich mit fortschreitender plastischer realistisch beschrieben werden kann. Nachteilig
Dehnung εpl ändert (Aufweiten der Fließfläche). ist, dass die verschiedenen Zustandsgrößen für
Dieses Verhalten wird als Verfestigung bezeichnet. den Anfangszustand bekannt sein müssen und
Die Größenänderung der Fließfläche geschieht nach für eine praktische Anwendung sehr vertiefte
allen Richtungen gleichmäßig (isotrop). Kenntnisse und Erfahrungen auf dem Gebiet der
In der Regel hat die Fließfläche eine Gestalt, Stoffgesetze vorliegen müssen.
durch die der elastische Bereich allseitig um-
schlossen ist, zum Beispiel eine zusammenge- Elastoplastische Stoffmodelle
setzte Form aus „Kegel“ und „Kappe“ oder die mit anisotroper Verfestigung
Form eines Ellipsoiden. Dadurch können auch Die Gestalt, Größe und Lage der Fließfläche kann
plastische Dehnungen bei Kompressionsbean- sich in Abhängigkeit von der Verformungs-
spruchungen abgebildet werden. geschichte in komplexer Art verändern. Diese Art
Bei elastoplastischen Stoffmodellen mit isotro- von Stoffmodellen besitzt eine mathematisch
per Verfestigung ist die Gestaltänderung der Fließ- komplizierte Struktur und enthält oft eine höhere
fläche symmetrisch. Anzahl von Stoffparametern.
Das Cam-Clay-Modell ist geeignet zur Beschrei-
bung von weichen, normalkonsolidierten bezie- Hypoplastische Stoffmodelle
hungsweise leicht überkonsolidierten Böden, bei Bei hypoplastischen Stoffmodellen wird nicht zwi-
denen die Steifigkeit proportional zum mittleren schen elastischer und plastischer Dehnung unter-
Druck zunimmt. In der Regel wird im Cam-Clay- schieden. Dadurch entfallen Fließfläche, Fließregel
Modell die Grenzbedingung nach Drucker-Prager und Verfestigungsgesetz. Dennoch ergeben sich bei
eingeführt. Dies kann zur Überschätzung des verschiedenen Belastungsrichtungen unterschied-
Scherwiderstands führen (vgl. E2-4). liche nichtlineare, spannungs- und dichteabhängige
Das Hardening-Soil-Modell ist für eine Viel- Materialsteifigkeiten. Zur Erfassung von kompli-
zahl von Böden geeignet. Die Fließfläche besteht zierten Belastungspfaden (zum Beispiel zyklische
aus einem „Kegel“ und einer „Kappe“. Dement- Beanspruchungen) wird neben der Spannung σ und
sprechend setzt sich die plastische Dehnung εpl der Porenzahl e zusätzlich die „intergranulare Deh-
aus zwei Anteilen zusammen (plastische „Kegel- nung“ als Zustandsgröße einbezogen.
Dehnung“ und plastische „Kappen-Dehnung“). (E2-11) Komplexe Stoffmodelle sind grundsätz-
Es ist die Grenzbedingung nach Mohr-Coulomb lich für verschiedenartige Verformungs-
enthalten. berechnungen geeignet. Nur mit diesen
(E2-8) Elastoplastische Stoffmodelle mit isotro- Stoffmodellen kann zyklisches Verhalten
per Verfestigung sind grundsätzlich für von Böden modelliert werden. Ihre An-
Verformungsberechnungen einschließlich wendung erfordert Erfahrung und inten-
weniger Richtungsumkehrungen geeignet. sive Plausibilitätskontrollen.
(E2-9) Elastoplastische Stoffmodelle mit isotro-
per Verfestigung sind für Standsicherheits- 4.2.3 Bestimmung der Materialparameter
berechnungen in gleicher Weise wie elas- 4.2.3.1 Allgemeines
tisch ideal-plastische Stoffmodelle geeig- Materialparameter sind immanente Bestandteile
net. Bei identischen Grenzbedingungen von Stoffmodellen. In vielen Stoffmodellen wird
bieten sie gegenüber den elastisch ideal- auf Materialparameter der konventionellen Boden-
plastischen Stoffmodellen für Stand- mechanik (zum Beispiel Reibungswinkel ϕ, Kohä-
sicherheitsberechnungen keine Vorteile. sion c oder Steifemodul Es) zurückgegriffen. Zum
(E2-10) Bei ödometrischer Erstbelastung ergibt Teil haben Materialparameter keinen Bezug zur
sich nichtlineares elastoplastisches Ver- konventionellen Bodenmechanik und sind allein
halten, bei Ent- und Wiederbelastung stei- durch das jeweilige Stoffmodell definiert. Die
feres elastisches Verhalten (vgl. Bild 4). Parameterbestimmung für innere Zustandsgrö-
Deswegen sind Stoffmodelle mit isotro- ßen von komplexen Stoffmodellen wird hier nicht
per Verfestigung für Verformungs- behandelt.
berechnungen bei Aushubvorgängen (E2-12) Der Anwender muss wissen, welche Zu-
besonders geeignet. standsgrößen in dem verwendeten Stoff-
modell enthalten sind, um die Prinzipien
4.2.2.5 Komplexe Stoffmodelle der Parameterbestimmung verstehen und
Komplexe Stoffmodelle enthalten in der Regel handhaben zu können und somit auch
außer der Spannung σ und gegebenenfalls der Auswirkung der Parameter auf die Genau-
Porenzahl e noch weitere, meistens nicht messba- igkeit der Ergebnisse bewerten zu können.
64
18 geotechnik 29 (2006) Nr. 1
(E2-13) Die Parameter von Stoffmodellen sollten fahrungen beziehungsweise aus Korrela-
als repräsentative Werte angegeben wer- tionen zu Klassifikationskennwerten oder
den. Es sind keine Sicherheitszuschläge Ergebnissen von Felduntersuchungen ab-
und Sicherheitsabschläge anzusetzen. geschätzt werden.
(E2-14) Es wird empfohlen, die Parameter von (E2-17) Andere Parameter, zum Beispiel der
Stoffmodellen nicht nur anhand einer Dilatanzwinkel ψ, werden in der Regel
Methode zu bestimmen, sondern sie an- anhand der Ergebnisse von Triaxialver-
hand weiterer Verfahren zu überprüfen. suchen und Sonderversuchen bestimmt.
In der Regel sollten die verwendeten An- Bei der Bestimmung des Dilatanzwinkels
sätze durch Nachrechnung von Mess- ψ ist die Empfehlung (E2-5) zu beachten.
ergebnissen überprüft werden.
4.2.3.3 Steifigkeitsparameter
4.2.3.2 Festigkeitsparameter Gebräuchliche Steifigkeitsparameter sind der Elas-
In der Regel wird die Grenzbedingung durch die tizitätsmodul E und der Steifemodul Es. Oft wird
beiden konventionellen effektiven Scherparameter auf die Parameter von konventionellen Kom-
Reibungswinkel ϕ’ und Kohäsion c’ oder durch pressionsgesetzen, zum Beispiel logarithmischer
Hilfsgrößen, die sich auf diese beiden Parameter Ansatz nach Terzaghi (Parameter: Kompressions-
zurückführen lassen, definiert. Gegebenenfalls sind beiwert Cc und Schwellbeiwert Cs), Exponential-
zusätzliche Parameter, zum Beispiel der Reibungs- Ansatz nach Ohde (Parameter: Referenzsteifigkeit
winkel triaxialer Extensionsversuche ϕext, erfor- ve und Exponent we) oder auf Parameter von
derlich. Ansätzen für die Scherphasen von Triaxialver-
(E2-15) Die Bestimmungsmethoden für die effek- suchen, zum Beispiel hyperbolischer Ansatz
tiven Scherparameter ϕ’ und c’ sind weit- Duncan/Chang (zwei Parameter), zurückgegriffen.
gehend durch Normen geregelt. In be- Bei manchen Stoffmodellen werden komplexe
gründeten Fällen sind Sonderversuche Ansatzfunktionen verwendet, deren Parameter
notwendig, zum Beispiel Biaxialversuch, keine bodenmechanische Bedeutung besitzen und
triaxialer Extensionsversuch. durch „Curve Fitting“ bestimmt werden müssen.
(E2-16) Falls keine Ergebnisse von Laborversuchen (E2-18) Der Elastizitätsmodul E kann bei Böden
verfügbar sind, können die Scherparameter aus Ergebnissen von triaxialen Kompres-
als repräsentative Werte anhand von Er- sionsversuchen oder Ödometerversuchen
65
geotechnik 29 (2006) Nr. 1 19
66
20 geotechnik 29 (2006) Nr. 1
sen, dass die erforderliche Größe des der Empfehlungen des AK 1.6 (2002) ent-
Berechnungsausschnitts von der Wahl des halten. Ferner sind stets Sensibilitäts-
Stoffmodells abhängig ist. studien zu empfehlen. Durch die Varia-
(E3-2) Für Vorentwürfe und zur Beurteilung von tion maßgeblicher Parameter ist deren
Verformungstendenzen reicht meist die Einfluss auf die Berechnungsergebnisse
Festlegung der benötigten Parameter auf- zu untersuchen. Grundsätzlich können
grund von Erfahrungswerten beziehungs- Verformungsgrößen einzelner Bauteile zur
weise der Ansatz von Materialparametern Kontrolle auch mithilfe von klassischen
aus einschlägiger Fachliteratur. Im Regel- Berechnungsverfahren abgeschätzt und
fall sind im Baugrundgutachten nur Kenn- der numerischen Berechnung gegenüber-
werte für die erdstatischen Nachweise gestellt werden. Aufgrund der stärkeren
vorhanden. Zur Berechnung von realisti- Vereinfachungen in den analytischen Be-
schen Verformungen sind repräsentative rechnungen bezüglich des Material- und
Kennwerte ohne zusätzliche Sicherheits- Systemverhaltens kann in der Regel keine
zu- oder -abschläge zu verwenden. Zu vollständige Übereinstimmung bei den
deren Ermittlung sollte daher ein geotech- Ergebnissen erzielt werden. Zur qualitati-
nisches Untersuchungsprogramm in Ab- ven Bewertung sind solche Vergleichs-
hängigkeit vom gewählten Stoffmodell betrachtungen jedoch hilfreich.
zur Ermittlung der erforderlichen Para- (E3-7) Die Qualität von Verformungsprognosen
meter durchgeführt werden. Zur Berück- lässt sich erheblich durch ein Beobach-
sichtigung der Streuung der bodenmecha- tungskonzept mit baubegleitenden Mes-
nischen Parameter in der Natur sowie zur sungen steigern, wobei das Berechnungs-
Elimination von Unsicherheiten bei der modell laufend anzupassen und dadurch
Bestimmung der Parameter sollten stets zu verbessern ist. Die Überprüfung des
Berechnungen mit unteren und oberen Berechnungsmodells durch Vergleichs-
Grenzwerten durchgeführt werden. berechnungen sollte bereits während der
(E3-3) Als Initial- oder Anfangszustand wird in ersten Bauphasen erfolgen. Können keine
der Regel der vor Beginn einer Baumaß- übereinstimmenden Ergebnisse ermittelt
nahme im Baugrund herrschende Span- werden, sind die Berechnungsparameter
nungszustand bezeichnet. Er sollte in ei- und das Baugrundmodell innerhalb geo-
ner Vorberechnung ermittelt werden. Auf- technisch sinnvoller Grenzen zu modifi-
grund der Vielzahl von möglichen Ein- zieren.
flüssen sowie geologischen oder tekto- (E3-8) Hinsichtlich der Simulation von Bauzu-
nisch bedingten Vorbelastungen ist es in ständen wird auf den Abschnitt 3 der
den meisten Fällen schwierig, den Initial- Empfehlungen des AK 1.6 (2002) verwie-
zustand mit ausreichender Genauigkeit sen.
abzubilden. In diesen Fällen empfiehlt es
sich, Vergleichsberechnungen mit unter- 4.3.3 Bauteile (Strukturelemente)
schiedlichen Ansätzen durchzuführen. (E3-9) Für Spundwände, Bohrpfahlwände- und
Weitergehende Betrachtungen sind im Schlitzwände werden im Abschnitt 3.5.1
Abschnitt 1 der Empfehlungen des AK 1.6 der Empfehlungen des AK 1.6 (2002) de-
(1991) enthalten. taillierte Beschreibungen und Empfeh-
(E3-4) Linear-elastisch ideal-plastische Stoff- lungen für Verformungsberechnungen
modelle sind für Standsicherheitsberech- gegeben.
nungen meist geeignet, für Verformungs- (E3-10) Bei Verankerungen ist zu beachten, dass
prognosen dagegen im Allgemeinen un- Verformungen des gesamten von der Ver-
geeignet (siehe Abschnitt 4.2). ankerung erfassten Bodenblocks auftre-
(E3-5) Rechnerisch können sich in manchen ten können (Fangedammeffekt). Das
Fällen, zum Beispiel an der Gelände- Berechnungssystem muss dementspre-
oberfläche und im Bereich von Baugru- chend groß gewählt werden. Im Abschnitt
ben, unrealistische Zugspannungen aus- 3.5.3 der Empfehlungen des AK 1.6 (2002)
bilden. Diese können bei der Formulie- werden detaillierte Beschreibungen und
rung des Stoffmodells durch das so ge- Empfehlungen für Verformungsberech-
nannte tension-cut-off vermieden wer- nungen für Verpressanker gegeben.
den. In diesen Fällen sind Mohrsche (E3-11) Zur Bestimmung der Verformung von Pfäh-
Spannungskreise mit negativen Haupt- len ist es erforderlich, neben den Verfor-
spannungen nicht zulässig. mungen des Bauteils selbst auch die Ver-
(E3-6) Für die Ergebnisse von numerischen Be- formungen am Übergang Bauteil und Bo-
rechnungen sind stets Plausibilitätskon- den und die Bodenverformungen zu erfas-
trollen durchzuführen. Weitergehende sen. Die Verformungen des Bodens im
Informationen sind im Abschnitt 3.7.1 Nahbereich des Pfahls hängen stark vom
67
geotechnik 29 (2006) Nr. 1 21
räumlichen Spannungszustand um den lehnt sich für reine Bodenstrukturen an die Defi-
Pfahl und vom Verbund zwischen Pfahl nition von Fellenius an und entspricht der Defini-
und Boden ab. Der Übergang vom Pfahl tion der Teilsicherheitsbeiwerte für die Wider-
zum Boden muss mit Interface Elementen stände beim Nachweis der Gesamtstandsicherheit
modelliert werden, mit denen das Verhal- (GZ 1C) nach DIN 1054:2005-01.
ten der Kontaktfläche beschrieben werden Tragen neben dem Widerstand des Bodens
kann. Die Wahl der Reibungsparameter andere, konstruktive Elemente, zum Beispiel Nägel
der Kontaktelemente beeinflusst die Grö- oder Verbauwände, zum Systemwiderstand bei,
ße der Verformungen in starkem Maß. wird ihr Anteil analog zum Widerstand des Bo-
Zur Wahl der Kennwerte wird empfohlen, dens berücksichtigt (siehe E4-5).
Parameterstudien und Plausibilitätskon-
trollen durchzuführen. Ferner sollte im 4.4.2 Vorgehensweise zur Bestimmung
Berechnungsmodell der Einfluss der Pfahl- der Standsicherheit
herstellung auf die Spannungen im Boden (E4-1) Die Bestimmung des Zahlenwerts der
erfasst werden, wobei auch die Dilatanz Standsicherheit kann grundsätzlich auf
des Bodens zu berücksichtigen ist. Die zwei Arten erfolgen:
vorgenannten Einflüsse können meist nur a) Durch mehrfache Wiederholung der Be-
in dreidimensionalen oder für einzelne rechnung mit jeweils reduzierten Rechen-
Pfähle auch in rotationssymmetrischen werten für den Systemwiderstand:
Berechnungen erfasst werden. Für allgemeine Strukturen sind die Re-
chenwerte für die Kohäsion und für den
4.4 Standsicherheits- Tangens des Reibungswinkels sowie die
berechnungen Bauteilwiderstände schrittweise abzu-
mindern. Ist die wahre Größe der Sicher-
4.4.1 Einführung heit gesucht, müssen sie so lange redu-
Dieser Abschnitt der Empfehlungen gibt Hinwei- ziert werden, bis Systemversagen eintritt.
se zu Standsicherheitsberechnungen mit numeri- Ist es nicht möglich, die Reduktion im
schen Methoden und zeigt, welche Aspekte bei der Rahmen des Rechenprogramms automa-
Modellbildung besonders beachtet werden müs- tisch vorzunehmen, kann dieses Vorge-
sen. hen sehr aufwändig sein, da das System in
Anhand von Musterbeispielen wird gezeigt, der Nähe des Versagens empfindlich rea-
dass bei Einhalten dieser Empfehlungen die er- giert und bei der Iteration kleine Schritt-
rechneten Ergebnisse für die Standsicherheit mit weiten eingehalten werden müssen.
den Ergebnissen von konventionellen Berechnun- In der Praxis wird in der Regel nicht der
gen, die das Tragverhalten der Struktur zutreffend genaue Abstand zum Versagenszustand
abbilden und für die umfangreiche Erfahrungen gesucht, sondern es genügt der Nachweis,
vorliegen, gut übereinstimmen. Die Möglichkei- dass eine vorgegebene Sicherheit min-
ten der Modellbildung bei numerischen Metho- destens eingehalten wird. In diesen Fäl-
den erlauben es darüber hinaus, Systeme zu un- len ist es ausreichend, die Berechnung
tersuchen, die aufgrund ihrer Komplexität mit sofort mit den um den geforderten Si-
konventionellen Methoden nicht mehr realitäts- cherheitsfaktor reduzierten Bodenkenn-
nah behandelt werden können. werten und Bauteilwiderständen durch-
Die Standsicherheit ist im Rahmen der nume- zuführen und nachzuweisen, dass für die-
rischen Analyse durch das Verhältnis des vorhan- se Parameter kein Versagen eintritt. Hier-
denen Systemwiderstands zu dem Systemwider- durch wird der Rechenaufwand deutlich
stand, bei dem rechnerisch der Bruch eintritt, vermindert.
definiert: b) Durch eine so genannte ϕ-c-Reduktion:
Dieses Berechnungsverfahren eignet sich
vorhandener Widerstand ohne Modifikation nur für Bodenstruktu-
γ=
erforderlicher Widerstand ren ohne konstruktive Elemente. Es ist in
einigen Rechenprogrammen bereits im-
Bei Nachweisen, bei denen der Systemwiderstand
plementiert. Zunächst wird dabei eine Be-
allein durch den Scherwiderstand des Bodens be-
rechnung mit den charakteristischen Wer-
stimmt wird, ist dies das Verhältnis des Tangens
ten für die Bodenkennwerte durchgeführt.
des charakteristischen Werts des Reibungswinkels
Anschließend werden programmintern die
zu dem Wert des Tangens des Reibungswinkels, für
Bodenkennwerte in kleinen Schritten so
den das System rechnerisch gerade versagt. Diese
lange reduziert (und somit in der Regel die
Definition gilt analog für die Kohäsion.
Umhüllende des Grenzkriteriums verklei-
Die derartig ermittelte Sicherheit
nert), bis Systemversagen eintritt.
tan ϕ k c (E4-2) Zur Bestimmung der Sicherheit sind die
γ= = k
tan ϕ ult c ult Verfahren der Neuberechnung mit jeweils
68
22 geotechnik 29 (2006) Nr. 1
69
geotechnik 29 (2006) Nr. 1 23
(E4-9) Die Wahl der Toleranzgrenzen für den 4.4.3.3 Bauteile (Strukturelemente)
Abbruch der Iteration (global und lokal) (E4-14) Ob eine Baugrubenwand mit Stabele-
kann die Ergebnisse im Grenzbereich des menten oder mit Kontinuumselementen
Versagens deutlich beeinflussen. Vom simuliert wird, ist in den Details der
Benutzer oder Programmhersteller muss Modellierung zu berücksichtigen. Bei der
daher ein Satz von Musterbeispielen veri- Verwendung von Kontinuumselementen
fiziert werden, um die beim jeweiligen wird die Dicke der Wand, und damit das
Programm und der untersuchten Auf- Tragverhalten am Fuß, realistisch erfasst.
gabenstellung zulässigen Toleranzgrenzen Um bei einer Diskretisierung mit Balken-
abschätzen zu können. Die Zahlenwerte elementen im Fußpunkt rechnerisch kei-
sind in der Regel nicht von einem Pro- ne unrealistisch hohen Spannungsspitzen
gramm auf ein anderes übertragbar, da die auszuweisen, sind – wie auch bei Unter-
Definitionen der Toleranzgrenzen unter- suchungen im Gebrauchszustand – zu-
schiedlich sind. Als Musterbeispiele kön- sätzlich horizontale Stabelemente, wel-
nen die Beispielberechnungen im Anhang che die Breite der Aufstandsfläche simu-
dienen. lieren, anzuordnen. Fehlen sie, kann sich
(E4-10) Zusätzlich zur Validierung der Program- rechnerisch infolge der hohen Spitzen-
me wird eine Variation der Toleranz- drücke ein lokales Versagen einstellen
grenzen im Rahmen der Untersuchung und somit der Sicherheitsfaktor unter-
der erforderlichen Feinheit der Diskreti- schätzt werden.
sierung zur Absicherung der Berechnungs- (E4-15) Wie bereits unter (E4-5) ausgeführt, sind
ergebnisse empfohlen. die Bauteilwiderstände analog zu den Bo-
denparametern zu reduzieren und auch
4.4.3.2 Stoffmodelle für Boden ihre Maximalbeanspruchungen zu begren-
(E4-11) Die Berechnungsergebnisse (Verformun- zen. In Sonderfällen, wenn zum Beispiel
gen, errechnete Sicherheit) sind bei der in Steifen unzulässige Zugkräfte auftre-
rechnerischen Untersuchung von Bö- ten, ist dies bei der Modellierung der Ele-
schungen nur wenig von der Wahl des mente zu erfassen oder das System ist in
Stoffmodells abhängig. Der klassische geeigneter Form anzupassen. Dies kann
elastisch- ideal plastische Ansatz mit der durch Entfernen der jeweiligen Steife oder
Grenzbedingung nach Mohr-Coulomb ist auch durch deutliche Reduktion der Dehn-
daher für solche Berechnungen ausrei- steifigkeit erfolgen. Letzteres hat den Vor-
chend. teil, dass anhand des Vorzeichens der dann
(E4-12) Die geringe Abhängigkeit der errechneten sehr kleinen Kräfte gegebenenfalls schnell
Standsicherheit von der Wahl des Stoff- erkannt wird, wann die Steife in späteren
modells hat sich auch für die im Anhang Bauzuständen wieder Druck bekommt.
dokumentierten Berechnungen von Bau- (E4-16) Die Interaktion zwischen Boden und Bau-
gruben bestätigt, sodass auch hier für die teilen (speziell zwischen Boden und
Bestimmung der Standsicherheit das klas- Baugrubenwand) ist mit geeigneten Kon-
sische Mohr-Coulomb-Modell ausreichend taktelementen zu simulieren. Zur Ab-
ist. Die vor dem Start der ϕ-c-Reduktion sicherung der Rechenergebnisse sollten
beziehungsweise der Reduktion der Bau- die Eigenschaften der Übergangselemente
teilwiderstände errechneten Verformun- variiert werden.
gen und Schnittgrößen sind von der Wahl
des Bodenmodells abhängig; die mittels 4.5 Berücksichtigung
Reduktion der Scherparameter errechnete des Grundwassers
Standssicherheit wird davon jedoch nicht
signifikant beeinflusst. 4.5.1 Allgemeines
(E4-13) Der Dilatanzwinkel kann grundsätzlich Die vollständige Beschreibung des Spannungszu-
zusammen mit dem Reibungswinkel re- stands im Boden erfordert die Berücksichtigung
duziert werden. Für die hier behandelten der Strömungskräfte, des Auftriebs und bei Teil-
Aufgabenstellungen zeigt sich aufgrund sättigung der Kapillarspannungen. Daher ist die
der relativ geringen Behinderung der Ver- Berücksichtigung der Grundwassersituation von
formungen nur ein vernachlässigbarer grundlegender Bedeutung für jegliche numerische
Einfluss des Dilatanzwinkels auf die Berechnung.
Standsicherheit, sodass es unwesentlich Bei Baugruben beispielsweise wirkt sich das
ist, ob er bei der Reduktion der Scher- Grundwasser auf das Verformungsverhalten des
parameter abgemindert wird oder nicht. Baugrunds (zum Beispiel Auftrieb der Baugruben-
Diese Aussage ist jedoch nicht unmittel- sohle, horizontale Verformungen der Stütz-
bar auf andere Aufgabenstellungen wie elemente, Setzungen der Geländeoberfläche) und
etwa Pfahlgründungen übertragbar. auf die Standsicherheit des Baugrubenverbaus (zum
70
24 geotechnik 29 (2006) Nr. 1
71
geotechnik 29 (2006) Nr. 1 25
72
26 geotechnik 29 (2006) Nr. 1
Bild 7. Ersatz-
randbedingungen
für stationäre
Grundwasser-
berechnungen.
(E5-9) Für die Berechnung einer stationären Grund- kann die Reichweite auch zeitabhängig in
wasserströmung bei rotationssymmetri- die Berechnung eingeführt werden:
schen Problemstellungen kann als erste
Annäherung für die Abschätzung der k ⋅ h ⋅t
R =η
Reichweite R die empirische Formel von n*
Sichardt angewendet werden:
mit der Tiefe der Absenkung h [m], der
R = 3000⋅ s ⋅ k Absenkungszeit t [s], der effektiven Porosi-
tät n* und dem dimensionslosen Beiwert
mit der Absenktiefe s = h0 – h [m] und h, mit dem die Geometrie des Problems
dem Durchlässigkeitsbeiwert k [m/s]. Die und die Anisotropie des Bodens berück-
Reichweite ergibt sich dabei in der Di- sichtigt wird. Diese Gleichung gilt für
mension [m]. ungespannte Grundwasserleiter. Der Bei-
(E5-10) Für eine vertikal-ebene Anströmung darf wert η kann Bild 6 entnommen werden.
die Reichweite nach Feldversuchen des Die effektive Porosität n* kann näherungs-
U.S. Army Corps of Engineers eingesetzt weise für Sand zu 0,15, für Schluff zu 0,10
werden: und für Ton zu 0,05 angesetzt werden.
(E5-12) Der bei Grundwasserberechnungen zu wäh-
R = 1500 ⋅ s ⋅ k bis R = 2000⋅ s ⋅ k lende Berechnungsausschnitt kann wesent-
lich größer sein als der für Spannungsbe-
Es sind die gleichen Dimensionen wie bei rechnungen erforderliche Baugrundaus-
der Formel nach Sichardt zu verwenden. schnitt. Zur Reduzierung des Randabstands
(E5-11) Da Grundwasserabsenkungen im Allge- können näherungsweise Ersatzrandbedin-
meinen nichtstationäre Vorgänge sind, gungen nach Bild 7 angewendet werden.
73
geotechnik 29 (2006) Nr. 1 27
Geotechnik-Seminar
München, 27 Oktober 2006
Kurzfassung
Es wird eine 6 Meter tiefe Baugrube betrachtet; zunächst in einem weichen Ton und anschließend in einem dichten Sand.
Als Baugrubenverbau wird sowohl eine einfach abgestützte, biegeweiche Spundwand als auch eine fünffach steifere
Schlitzwand untersucht. Dadurch, dass die Abstützung unverschieblich ist, ergibt sich hier, genauso wie am Fußauflager,
eine Reaktionskraft die von der Steifigkeit der Wand und den Eigenschaften des Bodens bestimmt wird. Auflagerkräfte,
Biegemomente und Setzungen werden numerisch ermittelt.
Im Rahmen einer Sensitivitätsanalyse werden die Verbauwände mit drei unterschiedlichen Stoffgesetzten untersucht: das
Mohr-Coulomb Modell, ein Kappe Modell und das HS-Small Modell. Es zeigt sich, dass diese Modelle vor allem im Hinblick
auf die Verschiebungen zu unterschiedlichen Ergebnissen führen, wobei nur das HS-Small Modell realistische Setzungen
hinter der Wand prognostiziert.
Vor allem beim Mohr-Coulombschen Modell stellt die Wahl der zutreffenden Parameter ein Problem dar. Dies entsteht
dadurch, dass dieses Modell weder die Spannungsabhängigkeit noch den Steifigkeitsunterschied zwischen Erstbelastung
und Entlastung / Wiederbelastung berücksichtigt. Bei Anwendung des Mohr-Coulombschen Modells werden deswegen
mehrere Eingabevarianten für die Steifigkeit untersucht. Es zeigt sich, dass mit Hilfe von Teilschichten und unter
Berücksichtigung, dass der Baugrubenaushub zu Entlastung führt, die Ergebnisse einer Mohr-Coulombschen Analyse
zwar verbessert werden, aber dennoch mangelhaft bleiben. Vielleicht könnten die Ergebnisse durch die Anwendung von
kleineren Querdehnzahlen noch weiterhin verbessert werden, aber diese „verbesserte“ Mohr-Coulombsche
Herangehensweise stellt keine objektive Prozedur da.
Bei Anwendung des etwas höherwertigeren Kappe Modells1 ergeben sich schlechtere Ergebnisse als beim Mohr-Coulomb
Modell. Die Schlussfolgerung dieser Untersuchung ist, dass die Analyse einer Verbauwand ein hochwertiges Stoffgesetz
verlangt.
Zur Beurteilung der inneren und äußeren Standsicherheit einer Wand braucht man unabhängig davon, ob Biegemomente
und Stützkräfte voll numerisch oder handmäßig ermittelt werden, eine in Normen verankerte Sicherheitsphilosophie. In
diesem Rahmen verlangen einige Länder einen Standsicherheitsnachweis aufgrund einer abgeminderten Scherfestigkeit,
d.h. mit cd und ϕd, während andere Länder dies für den Wandfuß mit einem abgeminderten passiven Widerstand
verlangen. Es wird gezeigt, dass beide Standsicherheitskontrollen auch unter Anwendung von numerischen Analysen
durchführbar sind.
2 1
Gemeint ist hier das sog. Soft Soil Modell, nicht etwa das Hardening-Soil Modell
75
Inhalt
> Einleitung
> Standsicherheitsnachweise
30 m
30.0 m
6.0
6,00m
m
24 m
24.0 m
Flächenlast
Verkehrslast 10 10 kPa
kN/m²
0.0
0,00 m
Aushubschritt 1 = -2,00
Aushubsschritt m m
1: - 2.0 Steife - 1.5
Steife = -1,50 m m
Aushubschritt
Aushubsschritt2 = -4,00 m m
2: - 4.0 γ = 19 kN/m³
kN/m³
30 m
30.0
24 m
m
Aushubschritt 3 = -6,00
Aushubsschritt m m
3: - 6.0
GW-Spiegel
Grundwasserspiegel =--6,00
6.0mm
24.0
Schlitzwand
Stützwand / Spundwand
γ´ = 11 kN/m³
kN/m³
Einbindetiefe im Ton: 5m
Einbindetiefe im Sand: 2,5m
76
Eingabeparameter für Ton
σ
Mohr-
Mohr-Coulomb
ε
Verhalten E Tension cut-off ν c´ ϕ´ ψ K0 = δw
[kN/m2] [kN/m2] [-] [kN/m2] [°] [°] 1-sin ϕ [-]
Ton Drainiert ??? ja 0.35 5 26 0 0.562 2/3 ϕ´
Kappe-
Kappe-Modell
ε
Verhalten λ* κ* ν c´ ϕ´ ψ δw[-]
[-] [-] [-] [kN/m2] [°] [°]
Ton Drainiert 0,0222 0,01 0.2 5 26 0 2/3 ϕ´
HS-
HS-small
ε
Mohr-Coulomb
A A A
3 6 18 2
7 8
9 10 22 21
16 17
77
Mohr-Coulomb Modell (ohne Teilschichten) Ù HS-small Modell
Spundwand in Ton
120
100 HS-Small
80
Mohr Coulomb
„Setzung“
Setzung“ hinter der
B o denhebung [m m ]
60
40
Wand
20
0
0 5 10 15 20
-20
-40
Wandabstand [m] Schlitzwand in Ton
120
100
B o d e n h e b u n g [m m ]
80
HS-Small
60
40
Mohr Coulomb
20
0
-0,8 4,2 9,2 14,2 19,2
-20
-40
Wandabstand [m]
8
78
Mohr-Coulomb Modell Ù MC Modell mit Teilschichten Ù HS-small Modell
Spundwand in Ton
120
100 HS-Small
Mohr Coulomb
B o d e n h e b u n g [m m ]
80
0
0 5 10 15 20
-20
-40
Wandabstand [m] Schlitzwand in Ton
120
100
Schlitzw and Boden
B o d e n h e b u n g [m m ]
80
HS-Small
60
40
Mohr Coulomb
20 MC-E50-mit Schichtung
0
-0,8 4,2 9,2 14,2 19,2
-20
-40
10 Wandabstand [m]
79
MC mit Teilschichten Ù MC mit Teilschichten und EEntlastungÙ HS-small
11
Spundwand in Ton
100
80 HS-Small
B o d e n h e b u n g [m m ]
60 MC-Eur-mit Schichtung
MC-E50-mit Schichtung
40
„Setzung“
Setzung“ hinter der
20 Wand
0
0 5 10 15 20
-20
-40
Wandabstand [m]
Schlitzwand in Ton
100
80
HS-Small
B o d e n h e b u n g [m m ]
60
MC-Eur-mit Schichtung
40
MC-E50-mit Schichtung
20
0
-0,8 4,2 9,2 14,2 19,2
-20
Schlitzw and Boden
-40
Wandabstand [m]
12
80
Kappe Modell Ù HS-small Modell
13
Spundwand in Ton
30
HS-Small
20
Cap model
B o d e n h e b u n g [m m ]
10
0
0 5 10 15 20
„Setzung“
Setzung“ hinter der
-10 Wand
-20
-30
-40
Wandabstand [m]
Schlitzwand in Ton
30
HS-Small
20
Cap model
B o d e n h e b u n g [m m ]
0
-0,8 4,2 9,2 14,2 19,2
-10
-20
-30
-40
Wandabstand [m]
14
81
Eingabeparameter
Mohr-
Mohr-Coulomb
ε
Verhalten E Tension cut-off ν c´ ϕ´ ψ K0 = δw
[kN/m2] [kN/m2] [-] [kN/m2] [°] [°] 1-sin ϕ [-]
Sand Drainiert ja 0,3 1 35 5 0,426 4/5 ϕ´
HS-
HS-small
ε
15
Spundwand Schlitzwand
16
82
Errechnete Setzungen für Wände in einem dichten Sand
Spundwand
10
5
B o d e n h e b u n g [m m ]
0
0 5 10 15 20
-5
HS-Small
-10
Mohr Coulomb
-15 MC-Eur-mit Schichtung
MC-E50-mit Schichtung
-20
Wandabstand [m]
Schlitzwand
10
5
B odenhebung [m m ]
0
-0,8 4,2 9,2 14,2 19,2
-5
HS-Small
-10
Mohr Coulomb
MC-Eur-mit Schichtung
-15 MC-E50-mit Schichtung
-20
Wandabstand [m]
17
Standsicherheitsnachweise
18
83
Die Reduktion der Scherfestigkeit
τreduziert / τk γ = τk / τreduziert
1 γBruch
τBruch / τk
19
20
84
Reduktion der Scherfestigkeit auf 60% bis zum Bruch
21
x
Ah,k
z
Bh,k
Widerstandsfaktor =
E p ,k
=
∫ e dz
ph
Bh ,k ∫ σ ′ dz
x
eph kann mit klassischen Formeln ermittelt werden. Die horizontale Spannung σ‘x
22
und die Resultierende ergeben sich aus einer FE-
FE-Berechnung.
85
Schlussfolgerungen
23
Referenzen
Willner,
Willner, E. (2005): Numerische Berechnung von Baugruben mit
unterschiedlichen Stoffgesetzen. Diplomarbeit am Institut fü
für
Bodenmechanik und Grundbau, TU Graz.
Brinkgreve,
Brinkgreve, R.B.J. und Vermeer, P.A. (2002): PLAXIS Finite Element
Code for Soil and Rock Analyses.
Analyses. A. A. Balkema,
Balkema, Rotterdam.
86
Anhang
- unterschiedlichen Aushubsphasen
- Interaktion Wand / Boden > Interface-Elemente
- Wechselnder Grundwasserspiegel
- Steifen oder Anker (inklusive Lasteinleitung in den Boden)
- Angrenzede Bebauung (Häuser, Tunnel, Pfähle, …)
> ein einfaches elastisch – perfekt plastisches Modell ist nicht hinreichend
> wie das Mohr-Coulomb Modell ist auch ein Kappe Modell nicht hinreichend
25
26
87
Hardening-Soil Modell Ù HS-small Modell
27
Spundwand in Ton
Schlitzwand in Ton
28
88
Hardening-Soil Modell Ù HS-small Modell
Spundwand in Sand
Schlitzwand in Sand
29
Steifenkräfte
Ton
89
Steifenkräfte
Sand
31
90
Technische Universität München
Zentrum Geotechnik
_____________________________________________________________________
von
Dipl.-Ing. W. Hackenbroch
c/o Ing.-Büro DOMKE Nachf.
47259 Duisburg
Mannesmannstr. 161, Tel. (0203) 75840-0, Fax 0203) 75840-66
Gliederung
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Bemessung der Einzelteile in der 4. Auflage der EAB von W. Hackenbroch
1. Allgemeines
Alle bauartspezifischen Bemessungsnormen, die in EAB, 3. Auflage, als Grundlage für die Bemessung der
Einzelbauteile angegeben sind, wurden zwischenzeitlich auf Basis des Teilsicherheitskonzeptes überarbeitet
und veröffentlicht. Zum Teil sind diese Vorschriften schon baurechtlich eingeführt bzw. befinden sich kurz
davor.
In den Anhängen A7, A8 und A9 finden sich die aus diesen Bemessungsnormen stammenden wesentlichen
Materialkenngrößen und Teilsicherheitsbeiwerte zur Ermittlung der Bauteilwiderstände im Grenzzustand der
Tragfähigkeit und für den Nachweis der Gebrauchstauglichkeit; Beispiel:
A 8: Materialkenngrößen und Teilsicherheitsbeiwerte für
Bauteile aus Stahl
Sinngemäß nach DIN 18800–1:1990-11 und EAU 2004 bzw. DIN EN 10248-1, für
Erzeugnisdicken < 40 mm.
St 37-2 S235JR
360
St 37-3U S235JO 240 139
StSp 37 S240GP 340
210 000 81 000
Lastfall LF 1 LF 2 LF 2/3 LF 3
Gemäß der Änderung A1 vom Februar 1996 zu DIN 18800-1:1990-11 dürfen bei dem Nachweis-
verfahren elastisch/elastisch, sofern kein Nachweis nach DIN 18800-2 bis 18800–4:1990-11 ge-
führt werden muß und nicht von der Möglichkeit der Berücksichtigung örtlich begrenzter Plastizie-
rung des Querschnittes nach den Elementen 749 und 750 Gebrauch gemacht wird, die Beanspruch-
barkeiten um 10 % erhöht werden. 92
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Wenn in den nachfolgenden Erläuterungen von „alter“ und „neuer“ Bemessung die Rede ist, wird immer auf
die Regelung in EAB, 3. Auflage („alt“), und EAB, 4. Auflage („neu“), Bezug genommen.
Ed ≤ RM,d
Im Fall einer Holzbohle mit einachsiger Biegung nach Absatz 5 ergibt sich für den Nachweis der Biegenormal-
spannungen
Md kmod ⋅ fm,k
aus Ed = σm, d = und RM,d = fm,d =
Wy,n γM
σm,d ≤ fm,d
Dabei ist
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Bemessung der Einzelteile in der 4. Auflage der EAB von W. Hackenbroch
Neu ist der Modifikationsbeiwert kmod, der bei normalen Hochbauten den Einfluß der Nutzungsklasse (Kenn-
zeichnung der klimatischen Verhältnisse der Umgebung des Bauwerkes während seiner Nutzungsdauer) und
der Klasse der Lasteinwirkungsdauer (gestaffelt von „sehr kurz“ ≤ 1 Minute, bis hin zu „ständig“≥ 10 Jahre)
auf die Festigkeitseigenschaften des Holzes berücksichtigt. Diese Werte liegen für Vollholz zwischen 1,10
und 0,50. Für Verbauholz darf - wie bereits in DIN 4124: 2002-10 verankert - dieser Wert mit 1,0 angesetzt
werden.
Nachfolgend wird der vereinfachte Vergleich einer Bemessung nach „alter“ und „neuer“ EAB für das übli-
cherweise bei Holzausfachungen eingesetzte Nadelholz GK II (neu: C 24 / S 10) vorgenommen.
Wenn aber - ausnahmsweise – noch mit der vereinfachten rechteckförmigen Lastfigur nach EAB 3. Auflage
gerechnet wird (siehe Hinweis in EB 12, Absatz 4), so sollte die Bemessungs-Biegefestigkeit mit einem An-
passungsfaktor 0,8 abgemindert werden, da sich sonst zu günstige Ergebnisse ergeben!
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Bemessung der Einzelteile in der 4. Auflage der EAB von W. Hackenbroch
• Bei der Bemessung einer Ausfachung aus unbewehrtem Beton wird sich keine nennenswerte Änderung
gegenüber den bisherigen Ergebnissen ergeben, es wird etwas günstiger.
• Bei der Bemessung einer Ausfachung aus Stahlbeton wird sich bei der reinen Biegebemessung ein gün-
stigeres Ergebnis ergeben. Bei höheren Beanspruchungen kann aber der Schubnachweis maßgebend wer-
den und zu ungünstigeren Ergebnissen führen als bisher, d.h. um ohne Schubbewehrung auszukommen
sind evtl. größere Ausfachungsstärken erforderlich.
• In EB 47 Absatz 6 (Abschnitt 13.2) ist der Hinweis aufgenommen worden, dass rechnerische Nachweise
der Ausfachung beim Prüfen, Überspannen oder Lösen der Anker und vorgespannten Steifen nicht erfor-
derlich sind, das Verhalten der Ausfachung bei Ausführung dieser Arbeiten aber zu beobachten ist!
Für den einfachen Regelfall der Stahlträgerbemessung nach dem Verfahren Elastisch-Elastisch ist in EB 48
Absatz 1 (Abschnitt 13.3) die Grenzzustandsbedingung und Bemessungsgleichung angebenen:
1. Für Bohlträger ist die Sicherheit gegen Materialversagen entsprechend der Grenzzustandsbedingung
Ed ≤ RM,d
für die nach Abschnitt 5 ermittelten Bemessungsschnittgrößen nachzuweisen. Hierbei beinhaltet der Bemessungs-
wert Ed die Beanspruchung aus der ungünstigsten Kombination von Schnittgrößen aus Einwirkungen, der Bemes-
sungswert RM,d den Bauteilwiderstand. Im einfachsten Fall eines doppeltsymmetrischen Bohlträgers aus Stahl mit
einachsiger Biegung nach Absatz 3, Satz 1 und Absatz 4, Satz 1 ergibt sich beispielsweise im Nachweisverfahren
Elastisch-Elastisch für den Nachweis der Normalspannungen
Nd Md f y,k
aus E d = σ y ,d = ± und R d = f y ,d =
A Wy ,n γM
σy,d ≤ fy,d .
Dabei ist
Dieser Fall ist „so einfach wie früher“, erst wenn man höhere Beanspruchbarkeiten ausnutzen will, wird der
Nachweisaufwand deutlich höher.
Nachfolgend wird eine Trägerbemessung gezeigt unter Berücksichtigung der Änderung A1 zu DIN 18800-1,
von der bislang nur selten Gebrauch gemacht wird.
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P p = 10 kN/m²
Ausgangswerte
Bohlträger: HEB 200, S 235
Achsabstand: at = 2,50 m
Knicklänge sk ca. 5,00 m
1,50
Materialkennwerte (EAB Anhang A8)
2
fy,k = 240 N/mm² 30°
E = 210.000 N/mm²
γM = 1,1 4,50
fy,d = fy,k / γM = 218 N/mm²
1. Bedingung:
Es müssen keine Nachweise nach DIN 18800-2, -3 und -4 geführt werden.
2. Bedingung:
Es darf nicht von Möglichkeiten der Elemente (749) oder (750) Gebrauch gemacht werden. Damit
sind örtlich begrenzte Plastifizierungen gemeint.
• DIN 18800-1, El. (745) – Beulen einzelner Querschnittsteile (Flansch, Steg etc.)
(Nachweis nach DIN 18800-3 und –4):
In allen Querschnittsteilen sind die Grenzwerte grenz (b / t)
- nach Tabelle 12 (z.B. für den Steg eines doppel T-Profils)
- nach Tabelle 13 (z.B. für den Flansch eines doppel T-Profils)
einzuhalten. Für Walzträger gilt:
- Die Grenzwerte für die Flansche werden bei allen Walzprofilen eingehalten.
- Die vorh. (b/t)-Werte für die Stege (DIN 18800-1, Tabelle 12 und 15) ergeben sich nach
Tabelle 1 – 12.16 [Literatur: Beuth-Kommentare –Stahlbauten – Erläuterungen zu DIN 18800 Teil
1 bis Teil 4, Ernst & Sohn Berlin, Beuth Verlag GmbH Berlin und Köln (3. Auflage 1998)], die
nachfolgend auszugsweise für Profile bis zu einer Nennhöhe von 400 mm wiedergegeben wird.
Nachweis für den HEB 200 mit Hilfe der folgenden Tabelle:
Die grenz (b/t) Werte [Nennhöhe < 270] sind eingehalten, keine weiteren Nachweise!
Tabelle [vorh.(b/t)] gilt für Stähle mit fy,k ≤ 360 N/mm² (S 355)
Für alle nicht aufgeführten Werte gilt vorh. (b/t) ≤ grenz (b/t) [DIN 18800-1, Tab. 12 u. 15]
Fett gedruckte Werte vorh.(b/t) sind für fy,k ≤ 240 N/mm² (S 235) eingehalten
Nennhöhe IPE IPEo IPEv HEA HEB HEM
[mm] IPBL IPB IPBv
< 270 Keine Überschreitung von grenz (b/t) der Stege für
die Nachweisverfahren Elastisch-Elastisch und Elastisch-Plastisch
270 33,3
300 35,0 31,1
330 36,1 31,9
360 37,3 32,5
400 38,5 34,1 9731,2
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Bemessung der Einzelteile in der 4. Auflage der EAB von W. Hackenbroch
Bemessung
• DIN 18800-1, El. (752) – Vereinfachung für Stäbe mit I-förmigem Querschnitt:
Nachfolgend wird auf die Möglichkeit der Spundwandbemessung nach der zukünftigen DIN EN 1993-5
(Bemessung und Konstruktion von Stahlbauten, Teil 5: Pfähle und Spundwände) eingegangen. Im Abschnitt
5 dieser Norm sind die Tragfähigkeitsnachweise aufgeführt.
Grundlage für die Ermittlung der Grenztragfähigkeit von Stahlspundbohlen ist die Klasseneinteilung, ähnlich
wie es diese auch für Stahlprofile des Hochbaues gibt (siehe z.B. EC 3-1-1).
Tabelle 5-1 aus DIN EN 1993-5, Querschnittsklassifizierung, siehe nächste Seite.
Die Spundwandprofile werden entsprechend dem Verhältnis von Flanschbreite b zu Flanschdicke tf,
(Flanschschlankheit) sowie unter Berücksichtigung der Stahlgüte in 4 Klassen eingeteilt.
Die Grenzwerte für Klasse 2 (und 1) – Profile dürfen nach Anhang C, Abschnitt C.1.2 überschritten werden,
wenn Mpl, Rd nicht voll ausgenutzt wird, die Grenzwerte werden dann mit einer entsprechend reduzierten
Fließgrenze bestimmt.
Spundbohlen, deren Abmessungen außerhalb der angegebenen
98 Grenzen liegen, sind in Klasse 4 einzustufen.
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Bemessung der Einzelteile in der 4. Auflage der EAB von W. Hackenbroch
Diese Klassen bestimmen die Anwendbarkeit der verschiedenen Berechnungsmethoden zur Ermittlung der
Schnittgrößen aus Einwirkungen und die Verfahren zur Berechnung der Querschnittswiderstände, d.h.
• Klasse 1 - Querschnitte:
Verfahren Plastisch-Plastisch
Plastische Berechnung und Bemessung sind zulässig. Es ist jedoch zusätzlich zur Einhaltung des Grenzwertes
b : tf , der dem Grenzwert für Klasse 2 - Querschnitte entspricht, auch der Nachweis der Rotationskapazität
nach Anhang C, Abschnitt C 1.2 zu führen.
• Klasse 2 - Querschnitte:
Verfahren Elastisch-Plastisch
Elastische Berechnung ist erforderlich. Die Ausnutzung der plastischen Querschnittswerte ist zulässig.
• Klasse 3 - Querschnitte:
Verfahren Elastisch-Elastisch
Elastische Berechnung ist erforderlich. Nur Ansatz der elastischen Querschnittswerte zulässig.
• Klasse 4 - Querschnitte:
Verfahren Elastisch-Elastisch mit lokalem Beulversagen
Elastische Berechnung ist erforderlich. Eine Verminderung des elastischen Querschnittswiderstandes durch
lokales Beulen im elastischen Bereich ist zu berücksichtigen (siehe Anhang A zu DIN EN 1993-5).
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Von den Spundwandherstellern werden zwischenzeitlich Tabellen herausgegeben, in denen die plastischen
Widerstandsmomente und die Klasseneinteilung nach DIN EN 1993-5 angegeben sind.
In den gebräuchlichen Stahlgüten S 240 bis S 355 erfüllen die Bohlen überwiegend die Kriterien der Klasse 2,
die Bohlen mit geringen Wandstärken liegen in Klasse 3 bzw. bei höheren Stahlgüten in Klasse 4.
Überwiegend können daher bei den gängigen Profilen die plastischen Querschnittswerte ausgenutzt werden
oder zumindest „wie bisher“ die unabgeminderten elastischen Querschnittswerte. Tragfähigkeitseinbußen ge-
genüber der bisherigen Bemessungspraxis ergeben sich bei den Spundbohlen der Klasse 4, d.h. insbesondere
bei den Profilen mit sehr kleinen Wandstärken.
Bei der Ermittlung der Profiltragfähigkeit ist auf den Einfluß einer möglichen Verminderung der Schubkraft-
übertragung in den Spundwandschlössern einzugehen.
Die mögliche Verminderung der Schubkraftübertragung wird mit dem Faktor βB bei der Ermittlung des Wi-
derstandmomentes und mit dem Faktor βD bei der Ermittlung des Trägheitsmomentes berücksichtigt.
βB = 1,0 für Z-Bohlen und Dreifach-U-Bohlen
βB ≤ 1,0 für Einzel- und Doppelbohlen
Der volle Wert des Widerstandmomentes und Trägheitsmomentes von U-Bohlen kann nur dann angesetzt
werden, wenn die maximale Schubkraft in den Schlössern durch Verschweißen oder Verpressen aufgenommen
werden kann. Ein entsprechender statischer Nachweis ist immer zu führen.
Bei Doppelbohlen bleibt aber auch dann noch das Problem der schiefen Hauptachsenlage (schiefe Biegung),
das bisher in der Bemessungspraxis immer vernachlässigt wurde.
Die genauen Werte für βB und βD in Abhängigkeit der verschiedenen Einflussfaktoren (Bodentyp, Bohlentyp,
Einbringverfahren, Behandlung der Baustellenfädelschlösser, Lage von Abstützungen etc.) sollen im Nationa-
len Anhang zu DIN EN 1993-5 angegeben werden, dieser liegt z.Zt. aber noch nicht vor.
In Anlehnung an niederländische Festlegungen (CUR 166) wird z.B. für verpreßte Doppelbohlen mit einer
Lage Steifen oder Ankern, über komplette Bohlenlänge im nichtbindigen Boden, βB = 1,0 und βD = 0,9 ange-
setzt, hier sind aber die endgültigen Festlegungen im NAD abzuwarten.
Der Bemessungswert des Querschnitt-Momentenwiderstandes ergibt sich zu:
βB Faktor, der die mögliche Verminderung der Schubkraftübertragung in den Schlössern be-
rücksichtigt. (Wie vorstehend erläutert.)
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Bemessung der Einzelteile in der 4. Auflage der EAB von W. Hackenbroch
Bei der Bemessung ist der Einfluß der Querkraft und Normalkraft bei Überschreitung bestimmter Verhältnis-
werte der einwirkenden Schnittgrößen zu den Bemessungswerten der plastischen Querschnittswiderstände
durch Querkraft/Momenten - Interaktion oder Normalkraft/Querkraft/Momenten - Interaktion zu berücksichti-
gen.
Es gibt ein Ablaufdiagramm zur Bemessung von Spundwänden nach EN 1993-5, das von Herrn Dipl.-Ing.
Kalle (Arbed Spundwand GmbH) zusammengestellt wurde, siehe nächste Seite. Der zugehörige komplette
Vortrag ist in der Zeitschrift „Hansa International Maritime Journal – 142, Jahrgang – 2005 – Nr. 6“ abge-
druckt. Der zunächst kompliziert aussehende Ablauf reduziert sich bei den üblicherweise nur mit Normalkräf-
ten und Querkräften unterhalb der Verhältnis-Grenzwerte beanspruchten Baugrubenwände auf den vorstehend
angegebenen Biegespannungsnachweis und evtl. den Stabilitätsnachweis.
Beispiel:
Für die im Vortrag von Prof. Walz berechnete, im Boden voll eingespannte, Spundwand wird die Bemessung
mit dem Nachweisverfahren Elastisch-Plastisch durchgeführt.
Für das dort gewählte Spundwandprofil ergibt sich nach Profiltabelle:
Larssen 43 (S 240 GP) → Klasse 2
3
Wy,el = 1.660 cm /m
Wy,pl = 2.184 cm3/m
A = 212 cm²/m
Av = 1,2 · (42-1,2) / 0,5 = 117,5 cm²/m
Sy = 1.100 cm3/m
Iy = 34.900 cm4/m
iy = 12,8 cm
Doppel - U - Bohlen, Schlösser verpreßt: βB = 1,0 , βD = 0,9 (nach CUR)
Beanspruchungen an der Stelle max. MFeld (x = 6,10m):
ME,d = 1,20 · 147,05 = 176,46 kNm/m
VE,d = 0 kN/m
NE,d = 1,20 · (25,64 · 5,0 + 21,36 · 1,10) · tan 17,5° + 1,20 · 151,7 · tan 10° = 89,5 kN/m
Knicklänge ca. 8 m, kein Wasserüberdruck
Mc,Rd = β B · Wpl · fy / γM0 = 1,0 · 2184 · 240 · 10-3 / 1,0 [1,1] = 524,2 kNm/m [476,5]
0,5 0,5
Vpl,Rd = Av · fy / (3 · γM0) = 117,5 · 24,0 / (3 · 1,0 [1,10]) = 1628 kN/m [1480]
Npl,Rd = Av · fy / γM0 = 212 · 24,0 / 1,0 [1,10]) = 5088 kN/m [4625]
2 2
Ncr = E · J · βD · π / sK² = 21000 · 34900 · 0,9 · π / 800² = 10.161 kN/m
Nachweise
VE,d / Vpl,Rd = 0 < 0,5 keine Querkraft/Momenten - Interaktion
NE,d / Npl,Rd = 89,5 / 5088 = 0,018
< 0,25 keine Normalkraft/Momenten - Interaktion
NE,d / Nc,R = 89,5 / 10161 = 0,009
< 0,04 kein Stabilitätsnachweis erforderlich
ME,d = 176,46 kNm/m < Mc,Rd = 524,2 kNm/m [476,5]
Da die Bemessung nach DIN 1045-1 seit dem 01.01.2005 für Hochbau- und Ingenieurbauwerke verpflichtend
ist, werden die Berechnungs- und Nachweisformate als bekannt unterstellt. Nachfolgend sollen daher nur eini-
ge Ergänzungen und Klarstellungen für die Anwendung bei Baugrubenwänden angesprochen werden.
• Für Bemessung und Konstruktion ist DIN 1045-1 als übergeordnete Norm maßgebend. Um auf dem
neuesten Stand der „Auslegungen DIN 1045-1“ zu sein, empfiehlt es sich, ab und zu die Internetseite des
Deutschen Normenausschusses (www.nabau.din.de) zu besuchen.
• Nachweis der Beschränkung der Rissbreite ist in der Regel nicht erforderlich, wenn die Mindestbeweh-
rung zur Sicherstellung eines duktilen Bauteilverhaltens nach DIN 1045-1, Abschnitt 13, bei der Kon-
struktion beachtet wird.
Ausnahmen:
- Umgebungsbedingungen der Expositionsklasse XA3 (chemisch stark angreifende Umgebung) liegen
vor
- Umgebungsbedingungen der Expositionsklassen XS (Bewehrungskorrosion, ausgelöst durch Chlori-
de aus Meerwasser) und XA (Betonangriff durch chemischen Angriff der Umgebung) liegen vor und
der maßgebende Bauzustand dauert länger als 2 Jahre.
103
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Bemessung der Einzelteile in der 4. Auflage der EAB von W. Hackenbroch
6.1 Nachweisformat
Der Nachweis der Abtragung von Vertikalkräften in den Untergrund ist in EAB, Abschnitt 4.9, EB 84 be-
schrieben.
Nachweisformat: Vd ≤ Rd
Die Einwirkungen und Widerstände ergeben sich für den Normalfall einer im Boden frei aufgelagerten oder
eingespannten Baugrubenwand gemäss den nachfolgenden Darstellungen. Dabei darf die Vertikalkomponente
der Ersatzkraft C bei negativem Neigungswinkel δC als Widerstand angesetzt werden. Die Vertikalkomponen-
te des Erddruckes ist unabhängig vom gewählten Erddruckneigungswinkel δa immer als Einwirkung anzuset-
zen.
Einwirkungen Widerstände
Vd = VG,k · γG + VQ,k · γQ + [Eagv,k · γG + Eapv,k · γQ] + [AvG,k · γG + AvQ,k · γQ] + [CvG,k · γQ + CvQ,k · γQ]
• Sofern nur Eigengewicht und die vertikale Erddruckkomponente in den Untergrund abzutragen ist, genügt
im allgemeinen bei Baugruben bis zu 10 m und normalen Bodenverhältnissen ohne weiteren Nachweis eine
Einbindetiefe von 1,50 m.
In EAU 2004 ist bezüglich der anzusetzenden Aufstandsfläche von Spundwänden der Hinweis auf einen ande-
ren Ansatz zu finden (ca. der 6 bis 8fache Stahlquerschnitt des Profils), der deutlich ungünstiger ist als der
Ansatz in EB 85. Aufgrund der bisher dem Arbeitskreis Baugruben aus der Praxis vorliegenden Erfahrungen
gibt es derzeit allerdings noch keinen Grund, von diesem Ansatz, der vor langer Zeit im Buch Weißenbach
„Baugruben Teil III“ veröffentlich wurde, abzuweichen.
In verschiedenen Empfehlungen im Abschnitt 13 der EAB 4. Auflage wird noch deutlicher auf konstruktive
Maßnahmen zur Sicherung der Baugrubenkonstruktionen gegen Ausfall einzelner Bauteile hingewiesen als
bisher.
• Bohlträger (EB 48), Gurte (EB 51) und Steifen (EB 52)
- In EB 48 werden konstruktive Maßnahmen zur Sicherstellung des Bohltägerabstandes, Verhinderung
einer Trägerverdrehung, Sicherung eines Steifen- oder Ankerausfalles angegeben.
- In EB 52 wird auf die Erfordernis besonderer konstruktive Maßnahmen und Schutzmaßnahmen für
Steifen hingewiesen, die bei einem Ausfall zum Einsturz der Baugrubensicherung führen können.
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Bemessung der Einzelteile in der 4. Auflage der EAB von W. Hackenbroch
Festigkeitsklasse C 16 C 24 C 30 C35 C 40
Biegung fm,k 1) 16 24 30 35 40
Steifigkeitskennwerte in N/mm²
Elastizitätsmodul
parallel E0,mean 1) 2) 8 000 11 000 12 000 13 000 14 000
Rohdichtekennwerte in kg/m³
Rohdichte ρk 310 350 380 400 420
1
) Bei nur von Rinde und Bast befreitem Nadelrundholz dürfen in den Bereichen ohne
Schwächung der Randzone um 20% erhöhte Werte in Rechnung gestellt werden.
2
) Mittelwerte; für die charakteristischen Steifigkeitskennwerte gelten folgende
Rechenwerte:
E0,05 = 2/3 . E0,mean E90,05 = 2/3 . E90,mean G05 = 2/3 . Gmean
Nach Drucklegung der 4. Auflage wurde vom NABau der Wert fv,k von 2,7 auf 2,0 N/mm2 reduziert!
106
Technische Universität München
Zentrum Geotechnik
Geotechnik – Seminar
Gliederung
1. Einführung
2. Schnittführung und Sicherheitsdefinition
3. Nachweis der Standsicherheit in der tiefen Gleitfuge für eine im Boden voll
eingespannte, einfach verankerte Spundwand unter aktivem Erddruck
4. Nachweis der Standsicherheit in der tiefen Gleitfuge für eine im Boden voll
eingespannte, einfach verankerte Spundwand unter erhöhtem aktiven Erddruck
5. Nachweis der Standsicherheit in der tiefen Gleitfuge bei mehrfach verankerten
Baugrubenwänden
107
1 Einführung
Bei Stützung einer Baugrubenwand durch eine Verankerung sind folgende Nachweise für die
Verankerung zu führen:
• Nachweis gegen Bruch des Ankerzuggliedes,
• Nachweis gegen Herausziehen des Ankerkörpers und
• Nachweis einer ausreichenden Ankerlänge.
Es handelt sich durchweg um Nachweise ausreichender Bauteilabmessungen. Daher
werden die genannten Nachweise im Grenzzustand GZ 1B geführt.
Der Nachweis einer ausreichend gewählten Ankerlänge wird über den Nachweis der
Standsicherheit in der tiefen Gleitfuge geführt. Ist die Ankerlänge zu kurz, versagt das Wand-
Anker-Bodensystem durch Abgleiten auf einer nach oben gekrümmten Gleitfuge, die vom
Ankerkörper zum Wandfuß verläuft (Abb.1). Dabei führt der Gleitkörper, der die Wand und
den durch die Verankerung zusammengehaltenen Bodenbereich umfasst, eine drehend-
gleitende Bewegung um einen tief liegenden Drehpunkt aus.
Abb. 1: Versagen auf der tiefen Gleitfuge bei einer einfach gestützten, im Boden frei
aufgelagerten Wand im Modellversuch
Links: Verlauf horizontaler Einstreuschichten bei großen Verformungen (ca. 10mm
Wandkopfverschiebung)
Rechts: PIV-Auswertung bei kleiner Wandbewegung (Wandverschiebung von 0 auf 0,5 mm)
Das in der EAB beschriebene Berechnungsmodell zum Nachweis der Standsicherheit in der
tiefen Gleitfuge geht auf das Verfahren von Kranz zurück, das ursprünglich für schlaffe Anker
hergeleitet wurde. Bei einem schlaffen Anker entsteht durch das Abgleiten des aktiven
Gleitkeiles auf der steil geneigten Gleitfuge zunächst die Ankerkraft, die dann die flacher
geneigte tiefe Gleitfuge auslöst (siehe Abb. 1 rechts und Abb.2). Wird ein Anker auf den
108
erhöhten aktiven Erddruck vorgespannt, bildet sich die aktive Gleitfläche nicht mehr sichtbar
aus.
Das Verfahren von Kranz lässt sich auch für vorgespannte Anker, bei Bemessung der
Baugrubenwand auf erhöhten aktiven Erddruck und bei mehrfach verankerten Wänden
anwenden.
Nach Kranz wird die nach oben gekrümmte Gleitfuge als Näherung durch eine gerade
Gleitfuge ersetzt, auf der im Versagensfall ein etwa trapezförmiger Bodenblock abgleitet.
Dieser Bodenblock wird freigeschnitten, wobei der Rundschnitt wie folgt verläuft:
• zwischen Wand und Boden längs der Hinterfläche der Stützwand, wobei auch die
Ankerkraft freigeschnitten wird;
• längs der tiefen Gleitfuge unter Freischneiden der Gleitflächenresultierenden Q
(bestehend aus Normal- und Reibungskraft) und geg. der Kohäsionskraft;
• an einer zu definierenden Stelle senkrecht nach oben längs der realen
Ankerwandrückseite bzw. längs einer fiktiven Wandrückseite.
Abb. 3: Ermittlung des Widerstandes Amögl,k beim Nachweis der Standsicherheit in der tiefen
Gleitfuge (Bild EB 44-2)
109
Unter Ansatz aller in den Schnittflächen wirkenden charakteristischen Kräfte, der
Gewichtskraft des Gleitkörpers und der vollen (charakteristischen) Scherfestigkeit in der
Gleitfläche wird die charakteristische Größe derjenigen Ankerkraft (Amögl,k) berechnet, die das
Abgleiten des freigeschnittenen Bodenkörpers verursacht. Eine ausreichende Sicherheit
gegen das Abgleiten auf der tiefen Gleitfuge und damit eine ausreichende Länge des Ankers
ist nachgewiesen, wenn die Bedingung
Avorh,G,k ⋅ γG + Avorh,Q,k ⋅ γQ ≤ Amögl,k / γEp
erfüllt ist.
Die Größen Avorh,G,k und Avorh,Q,k ergeben sich aus der Schnittgrößenermittlung an der
Baugrubenwand. Die Einzelheiten des Nachweises werden an einem Beispiel erläutert.
3 Nachweis der Standsicherheit in der tiefen Gleitfuge für eine im Boden voll
eingespannte, einfach verankerte Spundwand unter aktivem Erddruck
3.1 Beispiel
Es wird das in dem Beitrag „Ermittlung der Einbindetiefe und der Schnittgrößen“ im dortigen
Anhang A behandelte Beispiel einer bodenmechanisch voll eingespannten, einfach
verankerten Spundwand betrachtet. In dieser Berechnung ergaben sich:
Avorh,G,k = 154,37 / cos 100 = 156,75 kN/m
Avorh,Q.k = 89,18 / cos 100 = 90,56 kN/m
Es wird ein unter αA = 100 geneigter, insgesamt 14,0 m langer Anker mit einer
Verpressstrecke von 4,0 m Länge gewählt (siehe Abb.4), der senkrecht zur Zeichenebene in
einem Abstand von a = 2,0 m angeordnet wird.
110
Abb. 4: Abrutschender Erdkörper für das Beispiel einer im Boden eingespannten, einfach
verankerten Baugrubenwand
111
EaQ,v,k = EaQ,h,k ⋅ tan δa = 88,30 ⋅ tan 17,50 = 27,84 kN/m
• Der Erddruck auf die vertikale Ersatzankerwand wirkt parallel zur Geländeoberfläche:
δa = β = 00 → mit ϕk = 350 : Kagh = 0,271
Ea1,k = 10,0 ⋅ 0,271 ⋅ 4,08 + 18,0 ⋅ 0,271 ⋅ 4,082 / 2 = 51,66 kN/m⋅
Amögl,k = [Hk + Sk ⋅ tan (ϕk - ϑ)] / {cos αA ⋅ [1 + tan αA ⋅ tan (ϕk - ϑ )]}
112
Sofern der Abstand a (senkrecht zur Zeichenebene) von Verpressankern größer ist als die
halbe Krafteinleitungstrecke lr, ist die mögliche Ankerkraft Amögl,k auf
Amögl,red,k = ½ ⋅ Amögl,k ⋅ lr / a
abzumindern. Der Abstand der Anker senkrecht zur Zeichenebene betrage hier a = 2,00 m.
Mit der Länge der Krafteinleitungsstrecke von lr = 4,00 m ergibt sich
Amögl,red,k = ½ ⋅ 400,75 ⋅ 4,00 / 2,00 = 400,75 kN/m = Amögl,k
3.6 Nachweis der Standsicherheit in der tiefen Gleitfuge für die Lastkombination „nur
ständige Einwirkungen“
Obwohl die Lastkombination „ständige und veränderliche Einwirkungen“ beim Nachweis der
Standsicherheit in der tiefen Gleitfuge in der Regel ungünstiger ist als der Fall „ständige
Einwirkungen“, wird hier auch die letztgenannte Lastkombination untersucht. Der
Querkraftnullpunkt liegt hierbei ca. 1,0 cm höher; dieses wird vernachlässigt.
Sk = 1736,12 + 118,20 –108,98 = 1745,34 kN/m
Hk = 345,63 – 51,66 = 293,97 kN/m
Amögl,k = [293,97+1745,43 ⋅ tan(35,00–34,620)] / {cos10,00 ⋅ [1+tan10,00 ⋅ tan(35,00–34,620)]}
= 305,55 / 0,986 = 309,90 kN/m
156,75 ⋅ 1,20 ≤ 309,90 / 1,30 kN/m → 188,10 < 238,38 kN/m → μ = 0,79
4 Nachweis der Standsicherheit in der tiefen Gleitfuge für eine im Boden voll
eingespannte, einfach verankerte Spundwand unter erhöhtem aktiven Erddruck
4.1 Beispiel
Die in Anhang A des Beitrages „Ermittlung der Einbindetiefe und der Schnittgrößen“
dargestellte Baugrubenwand soll auf erhöhten aktiven Erddruck (E = 0,5 ⋅ Ea + 0,5 ⋅ E0)
bemessen werden, weil sich z.B. setzungsempfindliche Rohrleitungen unmittelbar neben der
Baugrube befinden. Die Bemessung als im Boden voll eingespannte und einfach verankerte
Wand ergibt eine Einbindetiefe t1 bis zum theoretischen Fußpunkt von t1 = 4,76 m. Die
Gesamteinbindelänge beträgt mit Δt1 = 0,2 · t1 etwa 5,70 m. Der Querkraftnullpunkt liegt
113
3,05 m unter der Baugrubensohle. Der in Ansatz gebrachte erhöhte aktive Erddruck ist in
Abb. 6 dargestellt. Es ergeben sich folgende Ankerkräfte:
Avorh,G,k = 183,00 / cos 100 = 185,82 kN/m
Avorh,Q,k = 91,78 / cos 100 = 93,20 kN/m
Die Anker werden in einem Abstand (senkrecht zur Zeichenebene) von a = 2,0 m
angeordnet.
Abb. 6: Einfach verankerte, im Boden voll eingespannte Spundwand unter erhöhtem aktivem
Erddruck.
4.2 Hinweise der EAB für den Nachweis der Standsicherheit in der tiefen Gleitfuge bei
Bemessung der Baugrubenwand auf erhöhten aktiven Erddruck
Bei verankerten Baugrubenwänden, die für einen erhöhten aktiven Erddruck (oder für einen
abgeminderten bzw. für den vollen Erdruhedruck) bemessen worden sind, darf die
114
Standsicherheit in der tiefen Gleitfuge im Grundsatz nach den gleichen Regeln wie für den
aktiven Erddruck nachgewiesen werden, wobei folgendes zu beachten ist:
• An die Stelle der aktiven Erddrucklast Ea2,k tritt im Krafteck nach Abb. 3 die
Erddrucklast E2,k des erhöhten aktiven Erddrucks (bzw. des abgeminderten oder
vollen Ruhedruckes).
• An die Stelle der aktiven Erddrucklast Ea1,k tritt im Krafteck der Abb. 3 die
Erddrucklast E1,k, die nach den gleichen Regeln ermittelt wird, wie die Erddrucklast
E2,k.
• Die Teilsicherheitsbeiwerte für ständige und veränderliche Beanspruchungen sowie
für Widerstände dürfen geradlinig interpoliert werden zwischen
- den Teilsicherheitsbeiwerten für den Lastfall LF 2 bei Ansatz von aktivem Erddruck
und
- den Teilsicherheitsbeiwerten für den Lastfall LF 1 bei Ansatz von Erdruhedruck.
Die EAB führen weiter aus: „Da sich diese Interpolation nur verhältnismäßig wenig
auswirkt, andererseits aber der Nachweis der Standsicherheit in der tiefen Gleitfuge
ziemlich empfindlich auf Ungenauigkeiten reagiert, wird empfohlen, in der Regel mit
den Teilsicherheitsbeiwerten für den Lastfall LF 1 zu rechnen, sofern die
Baugrubenwand mit erhöhtem aktivem Erddruck bemessen wird.
4.3 Nachweis der Standsicherheit in der tiefen Gleitfuge für das Beispiel
Die Ankerlänge wird auch für die auf erhöhten aktiven Erddruck bemessene
Baugrubenwand mit insgesamt 14,00 m bei einer Verpresskörperlänge von 4,0 m
angenommen.
• Eigengewicht des abrutschenden Erdkörpers:
Gk = 11,82 ⋅ 18,0 ⋅ [4,08 + ½ ⋅ (13,05 – 4,08)] = 1822,29 kN/m
• großflächige Gleichlast (ständig): Pk = 10,0 ⋅ 11,82 = 118,20 kN/m
• veränderliche Einwirkung: Q’k = 2,0 ⋅ 110,0 = 220,00 kN/m
• Erddruck aus ständigen Einwirkungen (siehe Abb.5):
EGh,k = (14,95 + 34,14) ⋅ 5,00/2 + (32,00 + 51,19) ⋅ 5,00/2 + (62,84 + 80,99) ⋅ 3,05/2
= 122,73 + 207,97 + 219,34 = 550,04 kN/m
EGv,k entsteht nur aus dem Anteil aktiver Erddruck. Nach Abb. 4 gilt:
EGv,k = 0,5 ⋅ [(25,64 + 21,36) ⋅ 5,0 + (44,65 + 57,55) ⋅ 3,05/2] ⋅ tan 17,50
= 0,5 ⋅ [235,00 + 155,86] ⋅ tan 17,00 = 61,62 kN/m
• Erddruck aus Nutzlast:
EQh,k = 25,85 ⋅ 3,42 = 88,30 kN/m
EQv,k = 88,30 ⋅ tan 17,50 = 27,84 kN/m
• Erddruck auf die vertikale Ersatzankerwand:
115
Maßgebender Erddruckbeiwert: Kh = 0,5 ⋅ [0,271 + (1 – sin 35,00)] = 0,3487
E1,k = 10,0 · 0,3487 · 4,08 + 18,0 · 0,3487 · 4,082/2 = 14,23 + 52,24 = 66,47 kN/m
• Gleitflächenwinkel: tan ϑ = (13,05 – 4,08) / 11,82 = 0,7589 → ϑ = 37,190
• Sk = 1822,29 + 118,20 + 220,00 – 61,62 – 27,84 = 2071,03 kN/m
• Hk = 550,04 + 88,30 – 66,47 = 571,87 kN/m
• Amögl,k = [571,87+2071,03⋅tan (35,00-37,190] / {cos100⋅[1+tan100 ⋅ tan(35,00-37,190)]}
= 492,67 / 0,9782 = 503,67 kN/m
• Bildung der Mittelwerte der Teilsicherheitsbeiwerte:
Ständige Einwirkungen:
- LF 1: γG = (1,35 + 1,20) / 2 = 1,275 (da erhöhter aktiver Erddruck)
- LF 2: γG = (1,20 + 1,10) / 2 = 1,150 (da erhöhter aktiver Erddruck)
- maßgebend für den Nachweis der Standsicherheit: γ’G = (1,275 + 1,150) / 2 = 1,213
Veränderliche Einwirkungen: γ’Q = ( 1,50 + 1,30) / 2 = 1,40
Erdwiderstand: γ’Ep = (1,40 + 1,30) / 2 = 1,35
• Nachweis der Standsicherheit in der tiefen Gleitfuge:
• 185,82 ⋅ 1,213 + 93,20 ⋅ 1,40 ≤ 503,67 / 1,35 kN/m
355,88 < 373,09 kN/m Ausnutzungsgrad μ = 355,88 / 373,09 = 0,95
• Nachweis mit den Teilsicherheitsbeiwerten des Lastfalles LF 1:
185,82 ⋅ 1,275 + 93,20 ⋅ 1,50 ≤ 503,67 / 1,40
376,72 ≈ 359,76 kN/m Ausnutzungsgrad μ = 376,72 / 359,76 = 1,05
Der Nachweis der Standsicherheit in der tiefen Gleitfuge bei mehrfach verankerten
Baugrubenwänden wird in Anlehnung an die Veröffentlichung von Ranke, A. H. /
Ostermayer, H.:“Beitrag zur Stabilitätsuntersuchung mehrfach verankerter Baugrubenum-
schließungen“ geführt. Hierbei ist jeder Mittelpunkt einer Krafteinleitungsstrecke einmal als
Endpunkt einer tiefen Gleitfuge anzunehmen.
Gemäß Abb. 7 sind die charakteristischen Kräfte derjenigen Anker als Beanspruchung Avorh,k
anzusetzen, deren Krafteinleitungsstrecke innerhalb des abrutschenden Erdkörpers bzw.
innerhalb des aktiven Gleitkeiles liegt, der die Erddruckkraft Ea1,k bewirkt. Anker, deren
Krafteinleitungsstrecke außerhalb liegen, leisten keinen Beitrag zu Avorh,k.
116
Abb. 7: Beispiele für Anker, deren Kräfte nicht als Beanspruchung berücksichtigt werden
(Bild EB 44-3)
Die Kräfte von Ankern, deren Krafteinleitungsstrecke von der tiefen Gleitfuge geschnitten
werden, dürfen bei Annahme einer gleichmäßigen Verteilung der Mantelreibung entlang der
Krafteinleitungsstrecke in einen Anteil vor und einen Anteil hinter dem Schnitt aufgeteilt
werden. Der Anteil der Ankerkraft, der innerhalb des Gleitkörpers abgetragen wird, ist als
Beanspruchung zu behandeln. Das gleiche gilt für die Kräfte von Ankern, die von der aktiven
Gleitfläche hinter der Ersatzankerwand geschnitten werden.
117
118
Geotechnik-Seminar
TU München
Gliederung
1. Einleitung
3. Besondere Regelungen
4. Berechnungsbeispiel
119
Baugruben in weichen Böden von H.-G. Kempfert
1 EINLEITUNG
Die Berechnung und Ausführung von Baugruben in tiefreichenden sehr weichen Böden, wie
sie z.B. im süddeutschen Raum in den seenahen Bereichen vorkommen, stellen eine
schwierige bautechnische Aufgabe dar. Dies wird durch die EAB in angemessener Form
aufgegriffen und Anwendungsregeln für die Praxis getroffen.
In EAB und [9] wird auf die besondere Bedeutung der maßgebenden Randbedingungen für
Baugruben in weichen Böden hingewiesen, d.h. ob dränierte oder undränierte Zustände die
Situation realistisch beschreiben. Während der Aushubphasen ergeben sich vor und hinter
der Wand Spannungspfade im Boden, die sehr unterschiedlich verlaufen und eine eindeutige
Zuordnung zu den Spannungs- und Porenwasserdruckbedingungen nicht immer zweifelsfrei
zulassen. Darüber hinaus hat sich aber auch gezeigt, dass Berechnungen unter Verwendung
der Scherfestigkeit des undränierten Bodens cu,k zu unsinnigen Ergebnissen führen können
bzw. nicht immer auf der sicheren Seite liegen. Die Empfehlungen der EAB geben deswegen
einen pragmatischen Weg auf der Grundlage effektiver Spannungen mit den
Scherparametern ϕ’k bzw. c’k oder mit dem Winkel der Gesamtscherfestigkeit ϕ’s,k für unter-
schiedliche Zustände vor.
Die vorliegenden Ausführungen erläutern einige Punkte der Empfehlungen des Arbeits-
kreises Baugruben für Baugruben in weichen Böden. Weiterhin werden Änderungen aus der
Einführung des Teilsicherheitskonzeptes aufgegriffen und an einem Berechnungsbeispiel
detailliert erläutert. Eine umfassende Darstellung der Thematik mit zahlreichen Ausführungs-
beispielen findet sich in [10].
• Eigenschaften der weichen Böden für die Anwendung der Empfehlungen (EB 90)
• Herstellung und Konstruktionsmaßnahmen von Böschungen (EB 91)
• Einbringungs- und Herstellungsverfahren von Verbaukonstruktionen (EB 92)
• Empfehlungen zum Bauvorgang und einzelnen Konstruktionselementen (EB 93)
• Ermittlung der effektiven Scherfestigkeit weicher Böden (EB 94)
• Berechnungsansätze für den Erddruck auf Baugrubenwände (EB 95)
• Berechnungsansätze für die Bodenreaktion bei Baugrubenwände (EB 96)
• Berechnungsansätze zur Berücksichtigung des Wasserdruckes bei
Baugrubenwänden (EB 97)
120
Baugruben in weichen Böden von H.-G. Kempfert
3 BESONDERE REGELUNGEN
Unräniert Dräniert
unterhalb der Baugrubensohle
Spannungsänderung
γ' * H
γ' * H
t0 t1 t∞
Zeit
Bild 1: Schematische Darstellung der effektiven Spannungsentwicklung bei Baugruben
121
Baugruben in weichen Böden von H.-G. Kempfert
-60
Porenwasserüber- und unterdrücke [kN/m²]
Kernaushub
Pkt D (11.5 m unter GOK)
Voraushub Pkt D (25.0 m unter GOK)
-40
- = Porenwasserunterdruck
+ = Porenwasserüberdruck
-20 Endaushub
20
Einbau der Bodenplatte Bild 2: Porenwasserüber- und
40
Grundwasserabsenkung -unterdrücke unter einer Bau-
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110 120 130 grube, aus [4]
Zeit [Tage]
In [8] und [11] wird bestätigt, dass eine rechnerische Untersuchung mit dränierten
Bedingungen am zutreffendsten ist; ebenso werden die kurzen Abbauzeiten von Poren-
wasserunterdrücken infolge Aushubentlastung bestätigt. Weiterhin wird festgestellt, dass Be-
rechnungen mit totalen Spannungen bei Baugruben in weichen Böden häufig unzutreffende
Ergebnisse liefern, siehe z.B. [7].
Zusammenfassend bedeutet dies, dass entsprechend den Ausführungen der EAB bei
Baugruben in weichen Böden in den überwiegenden Fällen Berechnungen mit den
dränierten Randbedingungen den ungünstigsten Zustand bzw. die Verhältnisse wirklich-
keitsnah beschreiben. Jedoch besteht bei bestimmten Randbedingungen mit Porenwasser-
überdruckbildung auch die Möglichkeit eines undränierten Bruchzustandes, worauf die EAB
ebenfalls eingeht.
Damit wird im allgemeinen bei Baugruben in weichen Böden davon ausgegangen, dass das
Tragverhalten des Bodens insbesondere die Scherfestigkeit mit den effektiven Scher-
parametern unabhängig von den vorliegenden dränierten oder undränierten Entwässerungs-
bedingungen zu beschreiben ist. Die entscheidende Abhängigkeit des undränierten Ver-
haltens bei gesättigten bindigen Böden im Anfangszustand von den effektiven Spannungen
wird auch in [8] bestätigt, siehe auch [6]. Dies setzt eine Beziehung zwischen den totalen
und den effektiven Scherparametern voraus. Auf der Grundlage von [8] und [1] wurde eine
vereinfachte Beziehung zwischen dem Winkel der Gesamtscherfestigkeit ϕ's,k und der
undränierten Scherfestigkeit cu,k für verschiedene Spannungspfade entwickelt, siehe [9] und
[6]. Es gilt
1
sin ϕ′s,k = (1)
1
(K + (1 − K 0 ) ⋅ A f ) − 2 ⋅ A f + 1
λ cu 0
122
Baugruben in weichen Böden von H.-G. Kempfert
für den anisotrop konsolidierten Anfangszustand, wobei λ cu = c u,k σ'v die normalisierte
keit cu,k, z.B. insitu aus Flügelsondierungen, mit Gl. 1 nach [9] und [6] zu bestimmen.
Gl. 1 ist beispielhaft für einen konstanten Wert von K0 = 0,577 in Bild 3 graphisch ausge-
wertet. Es ist zu beachten, dass Gl. 1 auch von K0 abhängt und daher die berechnete
effektive Gesamtscherfestigkeit ϕ′s,k iterativ zu ermitteln ist. Für alle anderen Spannungs-
K0 = 0.577
40
50
0.
.33
=
=0
cu
λ
40 λ cu
0 .3 0
λ cu =
ϕ´s [°]
30
λcu = 0.25
20
λcu = 0.20
10
λcu = 0.10
Bild 3: Beispielhafte Darstellung von ϕ′s,k in
0 Abhängigkeit von Af nach Gl. 1, mit
0 0.4 0.8 1.2 1.6 2
Af [-] K0 = 0,577
• Spundwände,
• Bohrpfahlwände und
• Schlitzwände
geeignet.
Die relative Steifigkeit der Verbauwände, der möglichen Stützungen der Verbaukonstruk-
tionen und deren Verbindungen beeinflussen maßgeblich die Bodenverformungen und somit
den auf die Verbauwände wirkenden Erddruck, siehe auch Bild 4.
123
Baugruben in weichen Böden von H.-G. Kempfert
Berme und
Nicht gestützte Wand Schräge Steife Schräge Steifen Sohlaussteifung
Sohlplatte
Bauwerk
Nach [13] sind maximale Setzungen in sehr weichen bis weichen Böden mit großer
Mächtigkeit bei einer durchschnittlichen Arbeitsausführung von mehr als 2% der Aushubtiefe
zu erwarten.
Aus diesem Grund wird unabhängig von der Baugrubentiefe nach EB 93, Absatz 2
empfohlen bei Spundwänden und auch bei Ortbetonwänden einen umlaufenden Kopfbalken
zur Reduzierung der Verformung bereits im Vorweg des Aushubs anzuordnen.
Bei Baugruben geringer Tiefe, i.d.R. bis zu 3 m wird nach EB 93, Absatz 3 empfohlen
parallel zur Schmalseite der Baugrube einen Graben zur Herstellung eines aussteifenden
Unterbetonstreifen anzuordnen und diesen in Abhängigkeit der Tagesleistung abschnitts-
weise zu einer aussteifenden Betonscheibe zu erweitern.
124
Baugruben in weichen Böden von H.-G. Kempfert
4 BERECHNUNGSBEISPIEL
4.1 Allgemeines
Die Anwendung der Empfehlungen für Baugruben in weichen Böden werden nachfolgend
am Beispiel einer Baugrubenkonstruktion in einem tiefreichenden normalkonsolidierten
weichen Boden dargestellt.
Die Herstellung einer 6 m tiefen Baugrube in einem tiefreichenden weichen Boden wird im
Wesentlichen durch folgende Bauphasen beschrieben:
• Spundwandeinbringung,
• Voraushub auf -1,0 m mit Zwischenberme,
• Herstellung der 2 Untergeschosse in Kernbauweise,
• Aussteifung der Spundwand,
• Zwischenaushub auf -4,0 m,
• Abschnittsweise Herstellung der Sohlaussteifung,
• Endaushub auf -6,0 m.
125
Baugruben in weichen Böden von H.-G. Kempfert
pk = 10,00 kN/m²
EG 10 m 10 m
± 0,00 m (GOK)
- 1,00 m (Voraushub) - 1,00 m (GW)
Aussteifung
1. UG
- 4,00 m (Zwischenaushub)
2. UG - 6,00 m (Endaushub)
Spundwand
Bild 6: Beispiel einer Baugrube in tiefreichendem weichem Boden
Im Rahmen des Beispieles werden die Berechnungen für folgende Bauzustände durchge-
führt:
- Zwischenaushub zur Herstellung der Sohlaussteifung auf –4,0 m nach EB 96, Absatz 3
- Endaushub mit wirksamer Sohlaussteifung auf –6,0 m nach EB 96, Absatz 4
Der Voraushub auf -1,0 m mit Zwischenberme zur Herstellung der oberen Aussteifung über
die in Kernbauweise hergestellte Untergeschossdecke wird nachfolgend nicht nachge-
wiesen.
Die EAB empfiehlt ausdrücklich, dass die Berechnungen bei Baugruben in weichen Böden
mit effektiven Scherparametern, d.h. im dränierten Zustand, durchzuführen sind. Aus diesem
Grund wird das Beispiel mit dränierten Scherparametern berechnet. Sofern im Anfangs-
zustand Porenwasserüberdruck vorhanden bzw. zu erwarten ist, wird die Berechnung mit
dem Ersatzreibungswinkel und effektiven Spannungen empfohlen. Hierzu wird vergleichs-
weise zusätzlich zur dränierten eine undränierte Berechnung durchgeführt.
126
Baugruben in weichen Böden von H.-G. Kempfert
4.2 Bodenkenngrößen
Der Baugrund besteht aus einem normalkonsolidierten weichen Seeton mit einem
Grundwasserspiegel ab einer Tiefe von 1,0 m unter Geländeoberkante.
Die charakteristische undränierte Scherfestigkeit cu,k des Bodens sind in Bild 7 und die
Bodenkenngrößen in Tabelle 1 angegeben.
5.0
10.0
λcu = 0,30 (unterhalb GW)
Tiefe [m]
15.0
20.0
c u,k
λ cu =
25.0 σ 'v,k
Bild 7: Undränierte Scherfestigkeit cu,k
30.0
Tabelle 1: Bodenkenngrößen
4.3.1 Allgemeines
Die Berechnung des Zwischenaushubs auf -4,0 m zur Herstellung der Sohlaussteifung wird
für den maßgebenden dränierten Zustand mit effektiven Scherparametern nach EB 94,
Absatz 11 durchgeführt. Dieser Bauzustand ist maßgebend für die Festlegung der Einbinde-
tiefe.
In einer vergleichenden Berechnung wird für den Fall des undränierten Zustandes bei
vorhandenem bzw. zu erwartendem Porenwasserüberdruck die Scherfestigkeit ersϕs,k nach
EB 94, Absatz 10 ermittelt.
127
Baugruben in weichen Böden von H.-G. Kempfert
normalkonsolidierten Böden ohne organische Anteile zu erwarten ist, wird ϕ 'k ≈ ϕ 's,k . Dabei
1
sin ϕ 's,k = (2)
1
(K + (1 − K 0 ) ⋅ A f ) − 2 ⋅ A f + 1
λcu 0
und
A f = A f,s (4)
Für die Ermittlung des Winkels der Gesamtscherfestigkeit ist die normierte undränierte
Scherfestigkeit λcu = 0,30 des gesättigten Bodens unterhalb des Grundwasserspiegels
maßgebend. Daraus ergibt sich durch Iteration
1
sin ϕ 's,k = = 0,448
1
0,30
( 0,552 + (1 − 0,552 ) ⋅ 1,2 ) − 2 ⋅ 1,2 + 1
ϕ 's,k = 26,6°
• Erddruckbeiwerte
Bei weichen Böden darf unterstellt werden, dass zwischen Baugrubenwand und Boden eine
Adhäsion wirksam ist, die vereinfachend durch den Ansatz eines Erddruckneigungswinkels
δk berücksichtigt wird.
Für den aktiven Erddruck ergibt sich mit δa,k = 1/3 ϕ’ nach EB 95, Absatz 6b) der Erddruck-
beiwert unter der Annahme von ebenen Gleitflächen nach DIN 4085 zu
128
Baugruben in weichen Böden von H.-G. Kempfert
Kagh = 0,349.
Der Erdwiderstandsbeiwert ergibt sich mit δp,k = -1/3 ϕ’ nach EB 96, Absatz 2 unter der An-
nahme von gekrümmten Gleitflächen nach DIN 4085 zu
Kpgh = 3,288.
Kote [m] σ'z [kN/m²] pk [kN/m²] Kagh [-] eagh,k [kN/m²] eaph,k [kN/m²] eah,k [kN/m²]
Der hydrostatische Wasserdruck auf der Innen- und Außenseite der Baugrubenwand wird
überlagert und als hydrostatischer Wasserüberdruck wü,k berücksichtigt.
(
w ü,k = w a,k − w p,k = γ w ⋅ z 'a − zp ) (6)
0,0 - - - - 0,0
-1,0 0,0 - 0,0 - 0,0
-4,0 3,0 0,0 30,0 0,0 30,0
-4,0 + t 3,0+t t 30,0+10 . t 10 . t 30,0
129
Baugruben in weichen Böden von H.-G. Kempfert
0,0 - - - -
-1,0 - - - -
-4,0 0,0 0,0 3,288 0,0
-4,0 + t t 9 .t 3,288 29,60 . t
• Erddruckumlagerung
Bei Baugruben in weichen Böden ist in der Regel mit dem Auftreten der klassischen Erd-
druckverteilung zu rechnen, insbesondere dann, wenn sich die Wand aufgrund des vor-
gesehenen Bauvorgangs am Kopf mehr verschieben kann als in Höhe der Baugrubensohle.
Im vorliegenden Fall wird aufgrund der oberen Stützung am Wandkopf und der Stützung
durch Bodenreaktion am Wandfuß für den Zwischenbauzustand eine Erddruckumlagerung in
eine rechteckförmige Belastungsfigur von Geländeoberfläche bis zu Baugrubensohle
angesetzt.
Des Weiteren wird in diesem Beispiel die Anisotropie des Bodens nach EB 94, Absatz 9
berücksichtigt.
130
Baugruben in weichen Böden von H.-G. Kempfert
pk = 10,00 kN/m²
± 0,00 m
zp
t t t
σ
ph,d Ch,d eah,d wü,d σph,k Ch,k eah,k wü,k
a) b) c)
Zur Einhaltung der Grenzzustände der Tragfähigkeit und der Gebrauchstauglichkeit sind für
den Nachweis der Einbindetiefe bei Baugruben in weichen Böden nach EB 93, Absatz 3
folgende Bedingungen einzuhalten:
c) (
Bh,k ≤ E0h,k + Eph,k − E0h,k ⋅ ηeff ) (Gebrauchstauglichkeitsnachweis mit ηeff ≤ 0,75)
Hierbei wird im Stabwerksprogramm die Einbindetiefe iterativ optimiert, so dass mit der
charakteristischen Spannung des Erdwiderstandes multipliziert mit dem Anpassungsfaktor
ηp ≤ 0,50 (hier = 0,50) die Auflagerkraft Ch,k zu Null wird.
Nach EB 96, Absatz 3a) ergibt sich die erforderliche Einbindetiefe zu t = 7,90 m.
131
Baugruben in weichen Böden von H.-G. Kempfert
Für diese Einbindetiefe ergibt sich der Nachweis nach EB 96, Absatz 3a) zu
Bh,k
μ= = 1,00 .
Eph,k ⋅ ηp
Der Nachweis für den Grenzzustand der Tragfähigkeit nach EB 96, Absatz 3b) wird für diese
Einbindetiefe auf der Grundlage der Berechnung mit charakteristischen Einwirkungen und
charakteristischer Bodenreaktion für den Lastfall 2 (Regelfall) durchgeführt.
Eph,k 923,5
Bh,d = Bh,k ⋅ γ G = 459,7 ⋅ 1,2 = 551,6kN / m ≤ Eph,d = = = 710,4kN / m
γEp 1,3
Bh,d
μ= = 0,78 .
Eph,d
Der Nachweis für den Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit nach EB 96, Absatz 3c) ist
( )
Bh,k = 459,7 kN / m ≤ E0h,k + Eph,k − E0h,k ⋅ ηeff = 155,1 + ( 923,5 − 155,1) ⋅ 0,75 = 731, 4kN / m
Bh,k
μ= = 0,63 .
( )
E0h,k + Eph,k − E0h,k ⋅ ηeff
Für die Nachweise der Einbindetiefe für den Grenzzustand der Tragfähigkeit und der
Gebrauchstauglichkeit nach EB 96, Absatz 3b) bzw. 3c) werden aus Vergleichsgründen die
erforderlichen Einbindetiefen ebenfalls iterativ optimiert.
Die iterativ optimierten Einbindetiefen sind in Tabelle 6 mit Angabe der jeweiligen Ausnut-
zungsgrade bezogen auf die einzelnen Nachweise nach EB 96, Absatz 3 zusammengestellt.
132
Baugruben in weichen Böden von H.-G. Kempfert
Bei diesem Beispiel ergibt sich, wie der Vergleich der Ausnutzungsgrade verdeutlicht, die
ungünstigste Bemessungssituation aus dem Nachweis nach EB 96, Absatz 3a) zur
Berücksichtigung des Einflusses der Anisotropie zu t = 7,90 m. Diese Einbindetiefe ist
maßgebend für die Ermittlung der charakteristischen Schnittgrößen.
133
Baugruben in weichen Böden von H.-G. Kempfert
pk = 10,00 kN/m²
± 0,00 m
125,8
A h,k - 1,00 m
z
a
H = 4,0 m
z'
a
- 4,00 m
364,3
zp
t = 7,90 m -75,5
σ ph,k e
ah,k w
ü,k M k [kNm/m] Qk [kN/m]
C h,k
Bild 9: Statisches System mit Einwirkungen, Bodenreaktion und Schnittgrößen für den Zwi-
schenaushub zur Herstellung der Sohlaussteifung
c u1,k 9,5
sin ( ersϕs1,k ) = = = 0,5 , (8)
σ 'v1,k 19,0
ersϕs1,k = 30,0°.
134
Baugruben in weichen Böden von H.-G. Kempfert
Da größere Ersatzreibungswinkel als ersϕs,k = 27,5° nur verwendet werden dürfen, wenn der
Entwurfsverfasser bzw. der Fachplaner über die erforderlichen Kenntnisse und Erfahrungen
verfügt, wird in diesem Beispiel auf die Anwendung des erhöhten Ersatzreibungswinkels
verzichtet, so dass für
ersϕs1,k = 27,5°
gilt.
ersϕs2,k = 17,5°.
• Erddruckbeiwerte
Für den aktiven Erddruck ergeben sich mit δa,k = 1/3 ϕ’ die Erddruckbeiwerte unter der
Annahme von ebenen Gleitflächen nach DIN 4085 zu
Kagh,2 = 0,502.
Der Erdwiderstandsbeiwert ergibt sich mit δp,k = -1/3 ϕ’ unter der Annahme von gekrümmten
Gleitflächen nach DIN 4085 zu
Kpgh,2 = 2,064.
Kote [m] σ'z [kN/m²] pk [kN/m²] Kagh [-] eagh,k [kN/m²] eaph,k [kN/m²] eah,k [kN/m²]
0,0 0 10,0 0,337 0 3,04 3,04
-1,0 (o) 19,0 10,0 0,337 6,40 3,04 9,44
-1,0 (u) 19,0 10,0 0,502 9,54 5,02 14,56
-4,0 46,0 10,0 0,502 23,09 5,02 28,11
. .
-4,0 + t 46,0+9 t 10,0 0,502 23,09+4,52 t 5,02 28,11+4,52 . t
Der hydrostatische Wasserüberdruck wü,k ist bereits in Tabelle 3 angegeben.
135
Baugruben in weichen Böden von H.-G. Kempfert
0,0 - - - -
-1,0 - - - -
-4,0 0,0 0,0 2,064 0,0
-4,0 + t t 9 .t 2,064 18,58 . t
• Erddruckumlagerung
Wie zuvor wird für den Zwischenbauzustand eine Erddruckumlagerung in eine
rechteckförmige Belastungsfigur von Geländeoberfläche bis zu Baugrubensohle angesetzt.
Die erforderliche Einbindetiefe ergibt sich wie im dränierten Zustand aus dem Nachweis nach
EB 96, Absatz 3a) zur Berücksichtigung des Einflusses der Anisotropie bei Baugruben in
weichen Böden.
Damit wäre dieser Zustand bei einer Berechnung mit undränierten Scherparametern sehr
ungünstig.
136
Baugruben in weichen Böden von H.-G. Kempfert
Wandlänge und der zugrunde liegenden effektiven Scherfestigkeit mit dem Winkel der
Gesamtscherfestigkeit ϕ’s,k.
Durch die streifenweise hergestellte Sohlplatte im Zuge des Aushubs, darf unterstellt
werden, dass näherungsweise auch nach dem vollständigen Bodenaushub unterhalb der
Sohlplatte der ursprüngliche Erdruhedruck weitgehend erhalten geblieben ist. Bei Annahme
eines im Ausgangszustand unter Auftrieb stehenden Bodens ergibt er sich aus dem Ansatz
Allerdings kann im Bereich unmittelbar unterhalb der Sohlplatte nur der Grenzwert eph,k des
mit δp,k = 0 ermittelten Erdwiderstandes wirksam sein.
Die über den Erdruhedruck hinausgehende Bodenreaktion wird mit dem Ansatz eines
konstanten Bettungswiderstandes berücksichtigt. Unterhalb des Schnittpunktes von e0g,k und
eph,k wird der Bettungswiderstand
Es,h,k
k s,k = (11)
tB
angesetzt.
Die durch den Bettungsmodul mobilisierte charakteristische Bodenreaktion muss die Be-
dingung
Kote [m] σ'z [kN/m²] pk [kN/m²] Kagh [-] eagh,k [kN/m²] eaph,k [kN/m²] eah,k [kN/m²]
137
Baugruben in weichen Böden von H.-G. Kempfert
Der Erdwiderstandsbeiwert ergibt sich mit δp,k = 0 unter der Annahme von gekrümmten
Gleitflächen nach DIN 4085 zu
Kpgh = 2,6216.
Kote [m] zp [m] σ'z [kN/m²] Kpgh [-] eph,k [kN/m²] K0 [-] e0g,k [kN/m²]
Der Schnittpunkt von Erdruhedruck und Erdwiderstand liegt bei –7,9 m. Somit ergibt sich für
den anzusetzenden Bettungswiderstand eine Länge tB = 4,0 m.
Es,h,k 3,0
k s,k = = = 0,75 MN 3
tB 4,0 m
138
Baugruben in weichen Böden von H.-G. Kempfert
Ch,k [kN/m]
330,0
(Sohlaussteifung)
Der Nachweis für die Bettungsreaktion nach EB 96, Absatz 4b) ergibt sich zu
BBh,k = 111,1kN
m ( )
≤ Eph,k − E V,k ⋅ ηp = ( 410,7 − 261,2 ) ⋅ 0,75 = 112,1kN
m
.
pk = 10,00 kN/m²
± 0,00 m
45,2
A h,k - 1,00 m Ah,k
z a
6,0 m
56,6
z' a
C h,k 153,6
-226,5
e
pgh,k
-176,4
zp
5,9 m
tB = 4,0 m
e 0g,k eah,k w
ü,k M k [kNm/m] Q k [kN/m]
Bild 10: System, sowie charakteristischer Erddruck und Bodenreaktion für Endaushub auf -
-6,0 m mit wirksamer Sohlaussteifung
G d + Pd ≤ R v,d + R Gr ,d (13)
139
Baugruben in weichen Böden von H.-G. Kempfert
Pk
B=20,00 m bg pk = 10,00 kN/m²
± 0,00 m (GOK) cu,k
H1 cu1,k
- 1,00 m (GW)
H=6,00 m
H2
tg=5,90 m
- 11,90 m
r0 r0 RGr,k cu3,k
tG=r0
lg z
Bild 11: System und Randbedingungen für den Nachweis der Aufbruchsicherheit der Baugru-
bensohle
Bei über die Tiefe konstanter undränierter Scherfestigkeit cu,k und ohne seitliche Auflasten
ergibt sich die maßgebende Breite bg = B. In dem vorliegenden Beispiel ist allerdings wegen
der mit der Tiefe linear zunehmenden undränierten Scherfestigkeit cu,k die maßgebende
Breite bg zur Bestimmung des maximalen Ausnutzungsgrades μ iterativ zu bestimmen.
Gd + Pd
μ= (14)
R v,d + RGr,d
Zur Vereinfachung kann die undränierte Scherfestigkeit cu,k bereichsweise mit einem
mittleren Wert cui,k berücksichtigt werden. Dadurch erhält man im einzelnen
( (
Gd = Gk ⋅ γ G = γ r ⋅ H1 + γ '⋅ H2 + t g )) ⋅ b g ⋅ γG , (15)
Pd = Pk ⋅ γ G = pk ⋅ bg ⋅ γ G , (16)
140
Baugruben in weichen Böden von H.-G. Kempfert
RGr,d =
(
bg ⋅ γ '⋅ t g + 5,14 ⋅ c u3,k ). (18)
γ Gr
Der iterativ zu ermittelnde Ausnutzungsgrad ergibt sich demnach für dieses Beispiel zu
( )
⎡ γ r ⋅ H1 + γ '⋅ H2 + t g + pk ⎤ ⋅ bg ⋅ γ G
⎣ ⎦
μ= (19)
1
⎡c u1,k ⋅ H1 + c u2,k ⋅ (H2 + t g ) + bg ⋅ ( γ '⋅ t )
+ 5,14 ⋅ c u3,k ⎤ ⋅
⎣ g ⎦ γ
Gr
Durch Variation der Breite bg erhält man den maximalen Ausnutzungsgrad μ = 0,66 für eine
maßgebende Breite bg = 7,0 m, siehe Bild 12. Somit besteht eine ausreichende Aufbruch-
sicherheit der Baugrubensohle.
0,8
μmax = 0,656
0,7
Ausnutzungsgrad μ [-]
0,6
0,5
bg = 7,0 m
0,4
0,3
0,2
0,1
0
0 5 10 15 20 25 30 35
bg [m]
Bild 12: Vorhandener Ausnutzungsgrad μ beim Nachweis der Aufbruchsicherheit der Bau-
grubensohle in Abhängigkeit der maßgebenden Breit bg
Literatur
[2] Burland et al. (1979): Movements around excavations in London clay. Design Pa-
rameters in Geotechnical Engineering, BGS, London, Vol. 1.
[3] Clough, G.W. / O’Rourke, T.D. (1990): Construction induced movements of in-situ
walls. Design and Performance of Earth Retaining structures, Geotechnical special
publication 25, ASCE, New York, pp. 439-470.
141
Baugruben in weichen Böden von H.-G. Kempfert
[4] Freiseder, M. (1998): Ein Beitrag zur numerischen Berechnung von tiefem Baugrund
in weichen Böden. Inst. f. Bodenmechanik und Grundbau, TU Graz, Heft 3.
[5] Fujita, K. (1994): Soft ground tunneling and buried structures. Proc. of the XIII
ICSMFE, New Dehli, India, pp. 89-107.
[8] Janbu, N. (1977): Slopes and excavations in normally and lightly overconsolidated
clays. Proc. of the IX ICSMFE, Tokyo, Vol. 2, pp. 549-566.
[9] Kempfert, H.-G. / Gebreselassie, B. (2002): Zur Diskussion von dränierten oder un-
dränierten Randbedingungen bei Baugruben in weichen Böden. Bautechnik, Heft 9,
S. 603-611.
[10] Kempfert, H.-G. / Gebreselassie, B. (2006): Excavations and Foundation in Soft Soils.
Springer Verlag Berlin, Heidelberg, New York.
[11] Lafleur et al. (1988): Behaviour of a test excavation in soft Champlain Sea clay. Can.
Geotech. J. 25, pp. 705-715.
[12] Palmer, J.H.L. / Kenny, T.C. (1972): Analytical study of a braced excavation in week
clay. Canadian Geotechnical Journal, Vol. 9, pp. 145-164.
[13] Peck, R.B. (1969): Deep excavations and tunneling in soft ground. State of the Art
Report, Proc. of the VII ICSMFE, Mexico, pp. 225-290.
142
TECHNISCHE UNIVERSITÄT MÜNCHEN
Zentrum Geotechnik
Geotechnik Seminar
Die neue EAB
mit dem Teilsicherheitskonzept
von
143
Inhaltsverzeichnis
1. Einführung S. 145
4. Zusammenfassung S. 149
5. Anhang
A 1: Übersicht S. 150
A 2: Messprogramm S. 151
A 5: Baugrubenwände S. 154
144
1. Einführung
Der Stellenwert der Messtechnik bei der Planung und Ausführung von Baugrubenkonstruktio-
nen wurde seit dem Erscheinen der 3. Auflage der EAB im Jahre 1994 aus folgenden Grün-
den deutlich aufgewertet:
- Die technischen Möglichkeiten der Messtechnik haben sich erheblich erweitert (z. B. Stich-
wort Online-Messungen).
- Bei der Anwendung der Beobachtungsmethode nach DIN 1054 sind die Messungen Teil
der Nachweisführung für die Standsicherheit bzw. die Gebrauchstauglichkeit der Baugru-
benkonstruktion.
Der Abschnitt 14 der nun vorliegenden 4. Auflage der EAB trägt dieser Entwicklung Rech-
nung. Schon durch die neue Überschrift des Abschnittes 14: „Messtechnische Überprüfung
und Überwachung von Baugrubenkonstruktionen“ soll für den Anwender der EAB deutlich
gemacht werden, dass Messungen an Baugruben nicht nur wünschenswerte, aber im Falle
knapper Geldmittel zu vernachlässigende Ergänzungen einer Bauaufgabe sind, sondern ein
fester Bestandteil der Planung und Bauausführung. So wurden die Abschnitte 14.1 bis 14.7
komplett überarbeitet, um den aktuellen Anforderungen an Baugrubenkonstruktionen und
den Möglichkeiten der Messtechnik Rechnung zu tragen.
145
2. Zweck von Messungen und Überprüfungen
Im Abschnitt 14.1 der EAB werden 5 Ziele aufgeführt, die mit Messungen verfolgt werden
zu a) Dieses Ziel ist sicher das wichtigste für die Baubeteiligten, aber insbesondere für die
Planungsverantwortlichen. Je höher die Anforderungen an eine Baugrubenkonstruktion
sind, umso mehr ist es erforderlich, die statisch wirksamen Planungsparameter,
also z. B. Schichtenfolge und Grundwasserstände sowie die Ergebnisse der statischen
Berechnungen zu überprüfen. Ein Paradebeispiel hierfür sind die Messungen, die im
Zuge des Neubaus der Schleuse Uelzen II durchgeführt wurden. Im Anhang 1 – 10
sind das Messprogramm und der Bauablauf dargestellt und Messergebnisse für
die Überprüfung der Beanspruchung der Baugrubenwände, der Baugrubensohle
(rückverankertes HDI-Gewölbe) und der Stahlbetonstreifen aufgezeigt. Vergleiche
mit den Ergebnissen der statischen Berechnungen bzw. mit den Prognosen der nume-
rischen Berechnungen wurden während der Baugrubenherstellung zeitnah durchge-
führt.
Schließlich ist die Kenntnis des Verlaufs des Potentialabbaus auch maßgebend für den
Nachweis der hydraulischen Grundbruchsicherheit.
146
Wie soll man aber den Potentialabbau rechnerisch ermitteln, wenn keine Angaben über
die Isotropie bzw. Anisotropie des anstehenden tertiären Feinsandbodens vorliegen?
Mit Porenwasserdruckgebern, die man entlang des maßgebenden Strömungsfadens
anordnet, kann man den gewählten Wasserdruckansatz in situ überprüfen, um dann
evtl. die erforderliche Einbindelänge der Spundwände korrigieren zu können.
zu b) Der Einsatz von Messungen, um rasch und zielgerichtet auf Abweichungen reagieren
zu können, die sich im Zuge der Bauausführung ergeben, wird am Beispiel einer Bau-
grube in Berlin gezeigt (s. Anhang 11 – 14).
Durch Inklinometermessungen in einer Stahlbetonschlitzwand wurde erkannt, dass die
Wandverformungen schon in den ersten Aushubzuständen deutlich größer waren als
prognostiziert. Nachdem festgestellt wurde, dass mit der Herstellung der tiefliegenden
HDI-Sohle eine Auflockerung des die HDI-Sohle überlagernden Sandbodens einher-
ging, musste eine zusätzliche Ankerlage angeordnet werden, um die Verformung der
Wand und auch ihre statische Beanspruchung zu begrenzen.
Messtechnik wurde auch eingesetzt, um das Maß der Undichtigkeit der Baugruben-
konstruktion - Stahlbeton-Schlitzwände, Einphasen-Richtwände und HDI-Sohle - zu
überprüfen und mögliche Fehlstellen zu lokalisieren (s. Anhang 13).
Über Wasserdruckgeber, die über die gesamte Baugrube verteilt in Pegel eingebaut
wurden und online an eine Messstation angeschlossen wurden, konnte sehr differen-
ziert die Zuströmung durch Leckstellen in die gelenzte Baugrube nach Abschalten der
Brunnen beobachtet werden.
147
3. Planung, Durchführung und Auswertung von Messungen
Der Nutzen der Messungen kommt erst dann zur vollen Entfaltung, wenn mit der Planung der
Messungen auch die Dokumentation, Weiterleitung und Auswertung der Messergebnisse
festgelegt wird.
Hierzu gehört auch die Festlegung der Schwellen-, Eingreif- und Alarmwerte. Definitionen die-
ser Begriffe sind im Abschnitt 14.2, Absatz 2, gegeben.
Auf eine weitere Kommentierung des Abschnittes 14.2 und der weiteren Abschnitte wird ver-
zichtet, da die EAB selbsterklärend sind.
4. Zusammenfassung
Nun gilt es, daran zu arbeiten, dass auch die Bauherrn einsehen, dass der Einsatz von Mes-
sungen auch in ihrem Interesse liegt, nämlich einer Bauleistung hoher Qualität, die termin-
und kostengerecht erbracht wird.
Der Arbeitskreis Baugruben hofft, hier indirekt mit dem Abschnitt 14 einen Beitrag geleistet zu
haben.
148
Anlage 1: Messungen Baugrube Schleuse Uelzen II - Übersicht
Schleuse Uelzen II
Übersicht Baugrube
Arbeitskreis Baugruben
2006-10-27, Messtechnische Überwachung von Baugruben, Dipl.-Ing. Christof Sänger, Ed. Züblin AG 4
149
Anlage 2: Messungen Baugrube Schleuse Uelzen II - Messprogramm
Schleuse Uelzen II
Messeinrichtungen im Grundriss
Arbeitskreis Baugruben
2006-10-27, Messtechnische Überwachung von Baugruben, Dipl.-Ing. Christof Sänger, Ed. Züblin AG 5
Schleuse Uelzen II
Messeinrichtungen im Systemschnitt
Arbeitskreis Baugruben
PW- u. Erdruckmesser
Ketteninklinometer
Kraftmessdosen GW-Pegel
2006-10-27, Messtechnische Überwachung von Baugruben, Dipl.-Ing. Christof Sänger, Ed. Züblin AG 6
150
Anlage 3: Messungen Baugrube Schleuse Uelzen II – Bauablauf (1)
Schleuse Uelzen II
Wesentliche Bauzustände
Arbeitskreis Baugruben
BZ 0
Geschiebemergel
UK SW
untere Sande
27,00
Soil-Jet Sohle
Soil-Jet-GEWI
2006-10-27, Messtechnische Überwachung von Baugruben, Dipl.-Ing. Christof Sänger, Ed. Züblin AG 7
Schleuse Uelzen II
Wesentliche Bauzustände
Arbeitskreis Baugruben
Geschiebemergel
UK SW untere Sande
27,00
Soil-Jet Sohle
Soil-Jet-GEWI
2006-10-27, Messtechnische Überwachung von Baugruben, Dipl.-Ing. Christof Sänger, Ed. Züblin AG 8
Schleuse Uelzen II
Wesentliche Bauzustände
Arbeitskreis Baugruben
Geschiebemergel
UK SW
untere Sande
27,00
Soil-Jet Sohle
Soil-Jet-GEWI
2006-10-27, Messtechnische Überwachung von Baugruben, Dipl.-Ing. Christof Sänger, Ed. Züblin AG 9
151
Anlage 4: Messungen Baugrube Schleuse Uelzen II – Bauablauf (2)
Schleuse Uelzen II
Wesentliche Bauzustände
Arbeitskreis Baugruben
Geschiebemergel
UK SW
untere Sande
27,00
Soil-Jet Sohle
Soil-Jet-GEWI
2006-10-27, Messtechnische Überwachung von Baugruben, Dipl.-Ing. Christof Sänger, Ed. Züblin AG 10
Schleuse Uelzen II
Wesentliche Bauzustände
Arbeitskreis Baugruben
Geschiebemergel
UK SW
untere Sande
27,00
Soil-Jet Sohle
Soil-Jet-GEWI
2006-10-27, Messtechnische Überwachung von Baugruben, Dipl.-Ing. Christof Sänger, Ed. Züblin AG 11
Schleuse Uelzen II
Wesentliche Bauzustände
Arbeitskreis Baugruben
Geschiebemergel
UK SW untere Sande
27,00
Soil-Jet Sohle
Soil-Jet-GEWI
2006-10-27, Messtechnische Überwachung von Baugruben, Dipl.-Ing. Christof Sänger, Ed. Züblin AG 12
152
Anlage 5: Überprüfung der Baugrubenkonstruktion - Baugrubenwände
Schleuse Uelzen II
Inklinometermessung
Arbeitskreis Baugruben
20 15 10 5 0 -5 -10 -15
Inklinometermessgerät 0
mm
Neigungsmessonde - NMGD 2
6
- BZ I, Kraftschluss 1. SL
Neigungsmessonde - NMGD 8
- BZ II, Aushub 38,00 mNN
10
18
20
22
24
26
28
30
32
34
36
38
40
42
44
46
48
50 m
2006-10-27, Messtechnische Überwachung von Baugruben, Dipl.-Ing. Christof Sänger, Ed. Züblin AG 13
Schleuse Uelzen II
Inklinometermessung
Arbeitskreis Baugruben
10,00
9,00
8,00
7,00
6,00
5,00
4,00
3,00
2,00
1,00
0,00
BZ 1 BZ 2 BZ 3 BZ 4
Bauzustand
2006-10-27, Messtechnische Überwachung von Baugruben, Dipl.-Ing. Christof Sänger, Ed. Züblin AG 14
153
Anlage 6: Überprüfung der Baugrubenkonstruktion
Baugrubensohle - rückverankertes HDI-Gewölbe (1)
Schleuse Uelzen II
Gleitdeformetermessung
Arbeitskreis Baugruben
GD-02
UK HDI-Sohle
24,50
BZ 1
BZ 2
BZ 3
BZ 4
BZ 5
UK GD-Rohr
0,00
2006-10-27, Messtechnische Überwachung von Baugruben, Dipl.-Ing. Christof Sänger, Ed. Züblin AG 16
Schleuse Uelzen II
Gleitdeformetermessung
Arbeitskreis Baugruben
Vertikalverschiebung HDI-Sohle (MQ1) ------ Gemessene Relativverschiebung (UK-HDI / GD-Fuß) von GD02 (Mitte)
------ Gemessene Relativverschiebung (UK-HDI / GD-Fuß) von GD01(Rand)
Hebung [mm] ------ Gemessene Relativverschiebung (UK-HDI / GD-Fuß) von GD03 (Rand)
32,0
30,0
28,0
26,0
24,0
22,0
20,0
18,0
Differenzverschiebung BG-Mitte / BG-Rand
16,0
vorh Δu = 9 mm < zul Δu = 15 mm
14,0
12,0
10,0 Alarmwert
8,0
6,0 Prognosewert
Abschlußmessu
4,0
GD01 - 04.07.01
2,0
GD02 - 05.06.01
0,0 GD03 - 04.07.01
-2,0
-4,0
01.05.00
08.05.00
15.05.00
22.05.00
29.05.00
05.06.00
12.06.00
19.06.00
26.06.00
03.07.00
10.07.00
17.07.00
24.07.00
31.07.00
07.08.00
14.08.00
21.08.00
28.08.00
04.09.00
11.09.00
18.09.00
25.09.00
02.10.00
09.10.00
16.10.00
23.10.00
30.10.00
06.11.00
13.11.00
20.11.00
27.11.00
04.12.00
11.12.00
18.12.00
25.12.00
01.01.01
08.01.01
15.01.01
22.01.01
29.01.01
05.02.01
12.02.01
19.02.01
26.02.01
05.03.01
12.03.01
19.03.01
26.03.01
02.04.01
09.04.01
16.04.01
23.04.01
30.04.01
07.05.01
14.05.01
21.05.01
28.05.01
04.06.01
11.06.01
18.06.01
25.06.01
02.07.01
09.07.01
Einbau Endaushub
Einbau 1. Steifenlage Aushub 38,0 Aush. 31,5 Herstellung Schleuse II
2. Steifl. 29,90
BZ I BZ II BZ III BZ V
BZ II BZ IV
Flutng. Flutng.
BG BG
2006-10-27, Messtechnische Überwachung von Baugruben, Dipl.-Ing. Christof Sänger, Ed. Züblin AG 17
154
Anlage 7: Überprüfung der Baugrubenkonstruktion
Baugrubensohle - rückverankertes HDI-Gewölbe (2)
Schleuse Uelzen II
Gleitmikrometermessung
Arbeitskreis Baugruben
-1000
-800
-600
-400
-200
200
400
[kN]
-10 -8 -6 -4 -2 0 2
0
0 [mm] 0
HDI-Sohle UK=24,50
2 2
4 4
6 6
8 8
10 10
12 12
Normalkräfte
14
Foto Fa. Solexprts 14
Dehnungen
- BZ I, Kraftschluss 1. SL 16 16
UK GEWI
- BZ IV, Endaushub UK GEWI
6,50
6,50 [m]
[m] 20
20
Prognosewert : Fmax,p = 586 kN
2006-10-27, Messtechnische Überwachung von Baugruben, Dipl.-Ing. Christof Sänger, Ed. Züblin AG 18
155
Anlage 8: Überprüfung der Baugrubenkonstruktion – Streifenkraftmessung (1)
Schleuse Uelzen II
Baugrube – Stahlbetonsteifen
Arbeitskreis Baugruben
Obere
Steifenlage
Regelquerschnitte:
70 cm x 80 cm u.
70 cm x 90 cm
Steifenlänge: 53 m
Steifenabstand: 8 m
Untere
Steifenlage
Regelquerschnitte:
80 cm x 100 cm u.
90 cm x 100 cm
Steifenlänge: 51 m
Steifenabstand: 8 m
2006-10-27, Messtechnische Überwachung von Baugruben, Dipl.-Ing. Christof Sänger, Ed. Züblin AG 21
Schleuse Uelzen II
Steifenkraft: direkte Messung mit Kraftmessdose
Arbeitskreis Baugruben
Kraftmessgeber
Ausgleichsplatte
Gurt Steife
Schlitzwand
Elastomerlager
Konsole
2006-10-27, Messtechnische Überwachung von Baugruben, Dipl.-Ing. Christof Sänger, Ed. Züblin AG 22
156
Anlage 9: Überprüfung der Baugrubenkonstruktion – Streifenkraftmessung (2)
Schleuse Uelzen II
Steifenkraft: alternative Messung
Arbeitskreis Baugruben
DMS
DMS
DMS1
1
DMS
DMS5 DMS
DMS 5 SPMDDMS
DMS4 DMS2
4 2
SPMD SPMD
DMS
DMS3 DMS 3
2006-10-27, Messtechnische Überwachung von Baugruben, Dipl.-Ing. Christof Sänger, Ed. Züblin AG 23
Schleuse Uelzen II
Steifenkraft: alternative Messung
Arbeitskreis Baugruben
Gehäuse
doppelwandig
ca. 5 x 5 x 50 cm
Kraftmessdose
Betonprisma längsseitig
kraftschlussfrei zur
Umgebung
2006-10-27, Messtechnische Überwachung von Baugruben, Dipl.-Ing. Christof Sänger, Ed. Züblin AG 24
157
Anlage 10: Überprüfung der Baugrubenkonstruktion – Streifenkraftmessung (3)
Schleuse Uelzen II
Messergebnisse der Steifenkraft
Arbeitskreis Baugruben
Temp. °C
-7500 55
Druck
BZ III Fertigstellung Schleuse Teil 1
-6500 45
Endaushub auf 29,90
-6000 BZ IV 40
-5500 35
-5000 30
-4500 25
[kN]
-4000 20
-3500 15
-3000 10
-2500 5
-2000 0
-1500 -5
Zug
-1000 -10
Temteratur 24h Durchschnitt
-500 -15
Steifenkraft 24h Durchschnitt
0 -20
19.02.01
28.02.01
02.03.01
03.03.01
05.03.01
07.03.01
08.03.01
10.03.01
11.03.01
13.03.01
15.03.01
25.03.01
04.04.01
08.04.01
20.04.01
01.05.01
12.05.01
23.05.01
05.06.01
16.06.01
27.06.01
08.07.01
19.07.01
31.07.01
11.08.01
22.08.01
02.09.01
13.09.01
25.09.01
09.10.01
29.10.01
09.11.01
20.11.01
01.12.01
12.12.01
24.12.01
04.01.02
15.01.02
2006-10-27, Messtechnische Überwachung von Baugruben, Dipl.-Ing. Christof Sänger, Ed. Züblin AG 25
Schleuse Uelzen II
Untere Steifenkraft MQ1 während des Baufortschrittes
Arbeitskreis Baugruben
kN
2006-10-27, Messtechnische Überwachung von Baugruben, Dipl.-Ing. Christof Sänger, Ed. Züblin AG 26
Schleuse Uelzen II
Temperatureinfluss – untere Steifenlage
Arbeitskreis Baugruben
Gemessene
Temperaturdifferenz
ΔT = 3,5 K
Gemessene Steifen-
kraftdifferenz
ΔHt = 330 kN
2006-10-27, Messtechnische Überwachung von Baugruben, Dipl.-Ing. Christof Sänger, Ed. Züblin AG 27
158
Anlage 11: Messungen Baugrube Berlin – Baugrubenwand, Verformung (1)
Baugrube Berlin
Übersicht Baugrube
Arbeitskreis Baugruben
2006-10-27, Messtechnische Überwachung von Baugruben, Dipl.-Ing. Christof Sänger, Ed. Züblin AG 28
159
Anlage12: Messungen Baugrube Berlin – Baugrubenwand, Verformung (2)
Baugrube Berlin
Geplantes Verbaukonzept
13,40 Arbeitskreis Baugruben
10,10
Wasserdruck
tiefliegende HDI-Sohle
2006-10-27, Messtechnische Überwachung von Baugruben, Dipl.-Ing. Christof Sänger, Ed. Züblin AG 29
Baugrube Berlin
Rechnerische Verformungen
Arbeitskreis Baugruben
2006-10-27, Messtechnische Überwachung von Baugruben, Dipl.-Ing. Christof Sänger, Ed. Züblin AG 30
160
Anlage13: Messungen Baugrube Berlin – Überprüfung Dichtigkeit Baugrube (1)
Baugrube Berlin
Gemessene Verformungen
Arbeitskreis Baugruben
2006-10-27, Messtechnische Überwachung von Baugruben, Dipl.-Ing. Christof Sänger, Ed. Züblin AG 31
Baugrube Berlin
Alternatives Verbaukonzept
Arbeitskreis Baugruben
Schrägsteifen
Kapselpressen zur
Vorspannung der
Steifen
Steilanker
2006-10-27, Messtechnische Überwachung von Baugruben, Dipl.-Ing. Christof Sänger, Ed. Züblin AG 32
161
Anlage14: Messungen Baugrube Berlin – Überprüfung Dichtigkeit Baugrube (2)
Baugrube Berlin
Übersicht Online-Pegelmessungen
Arbeitskreis Baugruben
Undichte Fuge in
Schlitzwand ?
Fehlstelle in
Dichtwand ?
Fehlstelle in
Schlitzwandwand ?
2006-10-27, Messtechnische Überwachung von Baugruben, Dipl.-Ing. Christof Sänger, Ed. Züblin AG 33
Baugrube Berlin
Auswertung der Pegeldaten
Arbeitskreis Baugruben
2006-10-27, Messtechnische Überwachung von Baugruben, Dipl.-Ing. Christof Sänger, Ed. Züblin AG 33
162
Anlage15: Messungen Baugrube Düsseldorf
Bemessung Baugrubenwand bei Umströmung
isotrop oder anisotrop ? (1)
2006-10-27, Messtechnische Überwachung von Baugruben, Dipl.-Ing. Christof Sänger, Ed. Züblin AG 34
hydrostatische Wasserdruckverteilung
Wasserdruck bei isotropem Boden
Wasserdruck bei anisotropem Boden
Tertiär
2006-10-27, Messtechnische Überwachung von Baugruben, Dipl.-Ing. Christof Sänger, Ed. Züblin AG 35
163
Anlage16: Messungen Baugrube Düsseldorf
Bemessung Baugrubenwand bei Umströmung
isotrop oder anisotrop ? (2)
35
25
20
15
Block 50 = östliches Ende
von Dock 2.3 Tunnel
10 Rheinschlinge
2006-10-27, Messtechnische Überwachung von Baugruben, Dipl.-Ing. Christof Sänger, Ed. Züblin AG 36
Messprogramm Spundwand
Aushubsohle ±0
-1,0
-4,0
-7,0
-10,0
-13,0
2006-10-27, Messtechnische Überwachung von Baugruben, Dipl.-Ing. Christof Sänger, Ed. Züblin AG 37
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