Band111 PDF
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Hochwasserschutzdeiche
an Fließgewässern
und ihre Durchsickerung
von
Ronald Haselsteiner
.
3
Vorwort
Das in den Jahren 2003 bis 2005 von mir bearbeitete Forschungs- und Entwick-
lungsvorhaben „Deichsanierung“ (Haselsteiner u. Strobl 2005), das von der bayeri-
schen Wasserwirtschaftsverwaltung finanziert und in Zusammenarbeit mit dem
Bayerischen Landesamt für Wasserwirtschaft und zahlreichen Wasserwirtschafts-
ämtern durchgeführt wurde, bildet den Grundstock für die hier enthaltenen Ausfüh-
rungen. Innerhalb dieses Vorhabens wurde auch der Modelldeich in Obernach er-
richtet, an dem die umfangreichen Versuche zur Durchsickerung von Deichen
durchgeführt wurden. Darüber hinaus ermöglichte das genannte Vorhaben einen
ausgiebigen Blick in die Baupraxis. Deswegen konnten hier zahlreiche Fragestel-
lungen vornehmlich zur Durchsickerung von Deichen aufgegriffen und Hinweise
erarbeitet werden, die für die Planung, Ausführung und Überwachung von Deichen
hilfreich sein können.
Die behandelte Thematik ist sehr weitläufig und es besteht noch erheblicher For-
schungsbedarf in den einzelnen Themengebieten. Diese Arbeit greift deshalb gezielt
auf Beispiele zurück, um Sachverhalte erklären. Und sie gibt somit eine Vielzahl
von Anregungen für weitere Forschungstätigkeiten und praktische Umsetzungen.
Ronald Haselsteiner
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Zusammenfassung
Deshalb beinhaltet diese Arbeit sowohl allgemeine Grundlagen aus der Geohydrau-
lik als auch eine Übersicht zur historischen Entwicklung und zu den technischen
Anforderungen an Deiche. Im Vorfeld von Berechnungen werden charakteristische
Wasserstands- und Niederschlagsganglinien aus Messdaten hergeleitet und die geo-
hydraulischen Kenngrößen charakteristischer Deichböden sowie das Saugspan-
nungsverhalten von unterschiedlichen Bodenmaterialien abgeschätzt. Das verwen-
dete numerische Grundwassermodell wurde an den Ergebnissen von maßstäblichen
Modellversuchen kalibriert und verifiziert. Im Zuge der Untersuchung der stationä-
ren sowie instationären Durchsickerung werden u. a. Deiche mit Dichtungen mit
und ohne Fehlstellen sowie Vorwellen- und Vorregenereignisse betrachtet.
Summary
For design load of flood protection levees often steady state seepage is taken. This
conforms to technical specifications, but in case of the occurrence of certain con-
straints unsteady state conditions may be respected for design simultaneously keep-
ing the same security level. For that purpose hydraulic (unsteady) impacts, condi-
tions of existing levees and geohydraulic soil parameters have to be estimated suffi-
ciently accurate.
Therefore this work contains both general basics of geohydraulics and an overview
of historical development and technical specifications for levees. Before the con-
duction of calculations characteristic water level and precipitation hydrographs are
derived from measured data as well as geohydraulic parameters and the suction
power behaviour of different typical soil materials are estimated. The applied nu-
merical groundwater model was calibrated and verified by the results gained from
full scale model tests. For considerations about steady and unsteady seepage flow
amongst others levees with sealing elements with and without voids as well as pre
flood and pre precipitation incidents were examined.
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Übersicht
Vorwort....................................................................................................................... 5
Übersicht..................................................................................................................... 9
Inhaltsverzeichnis ..................................................................................................... 10
1 Einleitung ............................................................................................................ 15
Anhang.................................................................................................................... 347
Inhaltsverzeichnis
Vorwort....................................................................................................................... 5
Übersicht..................................................................................................................... 9
Inhaltsverzeichnis ..................................................................................................... 10
1 Einleitung ............................................................................................................ 15
1.1 Einführung in das Thema ........................................................................... 15
1.2 Gliederung der Arbeit................................................................................. 16
Anhang.................................................................................................................... 347
1 Einleitung
Dass große Strecken der bestehenden Deiche nicht den allgemein anerkannten Re-
geln der Technik (a. a. R. d. T.) entsprechen, deckten die Schäden an Deichen und
die z. T. durch Deichbrüche hervorgerufenen Überschwemmungen während der
letzten Hochwasserereignisse auf. In Bayern traten innerhalb von sechs Jahren, in
den Jahren 1999, 2002 und 2005, größere Hochwasser auf, die in Bayern insgesamt
einen volkwirtschaftlichen Schaden von fast 600 Mio. € verursachten (Mechler
2000, DTK 2003, StUVG BY 2005). Blickt man alleine in Ostdeutschland auf die
Schadenssumme nach dem Augusthochwasser 2002 von etwa 9 Mrd. € (Münchener
Rück 2002) – davon fielen über 6 Mrd. € dem Freistaat Sachsen zu (SMUL 2003) –
wird die Bedeutung des Hochwasserschutzes unmissverständlich untermauert.
Die Beurteilung der Standsicherheit sowohl von bestehenden als auch von neu zu
bauenden Deichen hängt maßgeblich von deren geohydraulischer Belastung ab. Da-
bei stellt sich immer die Frage, inwiefern instationäre Betrachtungen zulässig sind
und unter welchen Umständen die Annahme stationärer Verhältnisse gerechtfertigt
ist. Dabei muss stets unter Wahrung des Sicherheitsniveaus die Wirtschaftlichkeit
im Auge behalten werden.
Der Einfluss eines heute nicht mehr bestreitbaren Klimawandels und die daraus re-
sultierenden veränderten Abflüsse und Wasserstände kann eine „Veränderung der
Höhe, Dauer und Häufigkeit von Hochwasser“ (Zimmermann et al. 2004) herbei-
führen. Die Temperaturerhöhung, die im letzten Jahrhundert 0,7°C betrug, kann zu
einer Zunahme der Niederschläge beitragen (Zimmermann et al. 2004). Auch wenn
exakte Aussagen weder durch statistische Ansätze noch durch mathematische Mo-
dellierung getroffen werden können (Straub 2000, Schumann et al. 2000), muss
man in einem ersten Schritt abschätzen, inwiefern Deiche, die auf Basis anderer,
16
Die mögliche Änderung der hydraulischen Beanspruchung infolge eines nicht quan-
tifizier- und evtl. auch nicht beweisbaren Klimawandels und auch der enorme Tä-
tigkeitsbedarf zur Instandhaltung, Ertüchtigung und Beurteilung von bestehenden
Deichen zeigen deutlich, wie wichtig es ist, über die Durchsickerung von Erdbau-
werken – stationär sowie instationär – insoweit Bescheid zu wissen, um eine techni-
sche und wirtschaftliche Bemessung dieser oft kleinen und jedenfalls komplizierten
Ingenieurbauwerke durchführen zu können.
Diese Arbeit wurde nicht mit dem Anspruch an Vollständigkeit verfasst, aber mit
dem Wunsch nach einer übersichtlichen und weit gefächerten Darstellung sowohl
der Grundlagen von physikalischen Sachverhalten und erdbautechnischen Anforde-
rungen als auch der Analyse der Grundlagen und Synthese zur praktischen Umset-
zung der gefundenen neuen Erkenntnisse im Bereich des Deichbaus selbst und der
bodenphysikalischen Randbedingungen. Auch in den theoretischen Ausführungen
wird stets versucht, den Bogen zu praktischen Anwendung zu spannen und Hinwei-
se und Anregungen für weitere Forschungs- oder Entwicklungsmöglichkeiten zu
geben.
17
Die Arbeit beginnt nach der Einführung mit den geohydraulischen Grundlagen, in
denen sowohl generell Böden selbst und das dort vorkommende Wasser als auch
speziell die Durchlässigkeit von Böden und deren Saugspannungsverhalten be-
schrieben werden (Kap. 2).
Das Kapitel 5 beinhaltet die physikalischen Versuche zur Durchsickerung von Dei-
chen, die Beschreibung des Deichmodells und die geohydraulischen Parameter der
verwendeten Bodenmaterialien, die Auswertung und die Interpretation der Ergeb-
nisse inklusive der numerischen Nachrechnung der Versuche. Das Deichmodell und
die Versuche übernehmen hierbei die Aufgabe, das numerische Modell zu kalibrie-
ren und die Wirkung von einzelnen, besonderen Einflüssen, wie z. B. die Infiltration
infolge von Regenereignissen, zu quantifizieren, um diese dann in der numerischen
Berechnung näher untersuchen zu können.
rung ebenso untersucht wie homogene Deiche und Deiche mit Dräns. Mögliche
Fehlstellen in Dichtungen spielen besonders bei der Festsetzung von möglichen Be-
lastungsszenarien (Lastfälle) eine Rolle, weshalb diese und auch die daraus resultie-
rende dreidimensionale Durchströmung des landseitigen Deichkörpers hinter der
Dichtung mit Fehlstelle erläutert werden (Kap. 6).
Den Abschluss der Untersuchungen bilden, bevor die schriftliche Arbeit mit einer
Zusammenfassung und einem Ausblick endet (Kap. 8), die instationären Durchsi-
ckerungszustände (Kap. 7). Dabei werden sowohl analytische Ansätze im Vergleich
zu eigenen Berechnungen erläutert als auch für die Praxis interessante Sachverhalte
behandelt, wie z. B. maximal auftretende instationäre Durchsickerungszustände im
Zusammenspiel mit Bodenparametern und Wasserstandsganglinien sowie die zum
Erreichen von stationären Verhältnissen notwendige Zeit. In beiden Kapiteln 6 und
7 wird u. a. auf den Einfluss von Niederschlagsereignissen, die in Verbindung mit
Hochwassern auftreten können, eingegangen.
19
2.1.1 Ungleichförmigkeitszahl
Die Ungleichförmigkeit U [-] ist ein Indiz für die Verdichtbarkeit von Erdstoffen.
Böden mit größerer Ungleichförmigkeit lassen sich bei gleichem Porenvolumen
besser verdichten als solche mit kleinerer Ungleichförmigkeit:
d 60
U= Glg. 2-1
d 10
Böden mit U < 5 werden als gleichförmig, mit 5 < U < 15 als ungleichförmig, mit
U > 15 als sehr ungleichförmig bezeichnet (Striegler u. Werner 1973). Die Un-
gleichförmigkeitszahl dient häufig zur Angabe von Anwendungsbereichen einiger
Abschätzungsformeln zur Durchlässigkeitsberechnung (vgl. Abschnitt 2.4).
2.1.2 Krümmungszahl
C=
(d 30 )2
Glg. 2-2
d 60 ⋅ d10
Böden mit C < 1 werden als mäßig oder intermittierend abgestuft und solche mit
1 < C < 3 als gut abgestuft bezeichnet. Nicht bis schwach bindige Böden mit U > 15
und 1 < C < 3 sind i. Allg. gut zu verdichten (Striegler u. Werner 1973, Simmer
1994). Die Krümmungszahl C wird ebenfalls wie die Ungleichförmigkeitszahl U
u. a. bei der Abschätzung der Durchlässigkeit aus Korngrößenverteilungen herange-
zogen (vgl. Abschnitt 2.4).
Da Einzelkörner aufgrund ihrer Form oder aufgrund physikalischer Kräfte nie voll-
20
ständig einen Volumenkörper ausfüllen können, bilden sich Poren, deren Form und
Größe für unterschiedliche Böden variiert. Der Anteil wasser- und/oder luftgefüllter
Hohlräume am gesamten Bodenvolumen wird als Porenanteil n [-], Porosität ε [-]
oder in der Bodenkunde als Porenvolumen PV [-] bezeichnet:
VP
n = ε = PV = Glg. 2-3
Vges
Während Tone einen hohen Porenanteil bis n = 0,90 haben können, weisen körnige
Böden i. d. R. weniger Poren auf, wie dies z. B. bei Sanden und Kiesen mit n = 0,20
bis 0,30 der Fall ist (Simmer 1994, Scheffer et al. 1984).
Die effektive Porosität ne bzw. die speichernutzbare Porosität bezeichnet den Po-
renanteil, der für die Aufnahme und Abgabe von Wasser unter den in der Praxis
vorzufindenden Randbedingungen, wie z. B. die Ausgangsfeuchte, zur Verfügung
steht. Im Extremfall, wenn ein Boden komplett ausgetrocknet ist, kann die effektive
Porosität gleich dem Porenanteil werden, wenn gleichzeitig kein wesentlicher Luft-
einschluss bei der Bewässerung zu erwarten ist. Werte für den speichernutzbaren
Hohlraumanteil sind z. B. in Mull u. Holländer (2002) enthalten.
2.1.4 Porenzahl
n
e= Glg. 2-4
(1 − n )
Für die Porenzahl gelten folglich die gleichen Aussagen wie für den Porenanteil. Sie
wird z. B. für Setzungsberechnungen und für die Abschätzung der Durchlässigkeit
von Böden verwendet (Simmer 1994).
2.1.5 Wassergehalt
Der Wassergehalt w [-] oder θ [-] eines Bodens ist das Verhältnis von der Masse
des Porenwassers mw [kg] zur Trockenmasse des Bodens md [kg] (DIN 18121-
21
1/1998):
mw
w=θ= Glg. 2-5
md
In der Natur stellt sich bei gleich bleibenden Randbedingungen ein Restwasserge-
halt ein. Dieser Restwassergehalt wird auch als die Feldkapazität (FK) bezeichnet
(vgl. Abschnitt 2.2). Der Boden hält in diesem Zustand sein Porenwasser gegen
Gravitationskräfte. Der Restwassergehalt kann bei Sanden und Kiesen 0,02 bis 0,05
und bei Lehmen und Tonen auch über 0,20 betragen (Simmer 1994). Der
(Rest)Wassergehalt beeinflusst maßgebend die ungesättigte Wasserleitfähigkeit und
somit den instationären Durchfeuchtungsprozess.
2.1.6 Sättigung
Die Sättigung S [-] ist der Quotient von Porenwasser VW [m³] und dem gesamten
Porenvolumen VP [m³]:
VW
S= Glg. 2-6
VP
Die Reynoldszahl des Korns Re [-] ist ein Kennzeichen für den Strömungszustand
in porösen Medien. Hohe Reynoldszahlen bezeichnen turbulente Strömungen, nied-
rige hingegen laminare Zustände. Die Reynoldszahl wird in der Grundwasserhyd-
raulik auf einen repräsentativen Korndurchmesser bezogen:
vF ⋅ d
Re = Glg. 2-7
ν
vF Filtergeschwindigkeit [m/s]
Die Gefügeformen von Böden sind unterteilt in Einzelkorn-, Kohärent- und Aggre-
gatgefüge. Einzelkornstrukturen mit losen und unabhängig voneinander liegenden
Bodenteilchen und Kohärentböden mit einer verklebten homogenen Masse bilden
bei fortschreitender Bodenentwicklung Aggregatstrukturen1 aus, die mehr oder min-
der Kohärenz oder die Eigenschaften von Einzelkorngefügen aufweisen können.
Aggregate haben i. d. R. einen heterogeneren Aufbau als die Ausgangsstrukturen.
Der Übergang von den kohärenten oder einzelkörnigen Gefügen zu Aggregatstruk-
turen ist fließend (Scheffer et al. 1984, Kuntze et al. 1994).
Böden mit Einzelkorngefüge sind Sande und Kiese. Durch die Bildung von Was-
sermenisken zwischen den Körnern entsteht Kohäsion2 (Scheffer et al. 1984). In der
Geotechnik wird bei nichtbindigen bzw. körnigen Böden diese Art der Kohäsion, da
sie sich in den Kapillaren bildet, die Kapillarkohäsion oder scheinbare Kohäsion
bezeichnet. Die ursächlichen Kräfte entspringen dabei nicht einer stabilen, durch
den Boden erzeugte Kohäsion, sondern hohen Grenzflächenspannungen bei Teilbe-
netzung der Oberfläche, sprich der Bildung von Menisken zwischen den Körnern
(Kuntze et al. 1994). Diese Art der Kohäsion verschwindet bei Austrocknung oder
bei Sättigung des Bodens (Simmer 1994).
Für bautechnische Zwecke kann nach E DIN 1055/2003 für Sande und Kiessande
eine Kapillarkohäsion von cc,k < 8,0 kN/m² angesetzt werden, sofern der Boden eine
Sättigung 5 < S < 60 % aufweist. Eine Austrocknung sowie eine Überflutung des
Bodens muss in diesem Fall ausgeschlossen werden. Bei Deichen ist beides i. d. R.
nicht auszuschließen.
Schluffe, Lehme und Tone weisen ein Kohärentgefüge auf. Die Bodenbestandteile
_________________________
1
Aggregatgefüge müssen von den drei Grundgefügen Einzel-, Kohärent- und Kittgefüge unterschieden werden.
2
Als Kohäsion wird der Zusammenhalt eines Stoffes durch zwischenmolekulare Kräfte bezeichnet (Scheffer et al. 1984).
23
_________________________
3
Als Pedoturbation wird ein Mischvorgang bezeichnet, bei dem sich Bodenmaterial eines oder verschiedener Horizonte
vermischt und Horizontgrenzen damit verwischen. (Scheffer et al. 1984).
4
Hier: Rückbildung einer heterogenen Aggregatsstruktur zu der homogeneren Ausgangsstruktur eines Kohärent- oder
Einzelkorngefüges (Kuntze et al. 1994).
5
Als Gefügestabilität wird die Fähigkeit von Böden verstanden, ihre physikalischen Eigenschaften trotz Wasser-, Luft-
Wärmeeinwirkungen beizubehalten (Kuntze et al. 1994).
24
et al. 1994).
Wasser in Böden kann unterteilt werden in Grund-, Stau-, Sink- und Sickerwasser
sowie Haftwasser. Letzteres besteht aus Absorptions- und Kapillarwasser (Kuntze
et al. 1994).
_________________________
6
Adhäsion ist in der Bodenkunde der Begriff, der das Haften verschiedener Stoffe durch molekulare Anziehungskräfte an
ihren Phasengrenzflächen bezeichnet (Scheffer et al. 1984).
25
Das direkt an einem Feststoff haftende Wasser wird Film- bzw. Adsorptionswasser
genannt. Es wird durch van der Waalssche Kräfte, Wasserstoffbindungen zwischen
den Sauerstoffatomen der festen Oberfläche und den Wassermolekülen und die vom
elektrostatischen Feld erzeugten Kräfte gebunden (Abb. 2-1). Das direkt an der
Feststoffoberfläche sehr stark gebundene Wasser wird als Schwarmwasser bezeich-
net und bleibt meist auch bei hoher Saugspannung und niedrigem Wassergehalt an
den Körnern haften. Die darauf folgende Schicht wird hygroskopisch gebundenes
Wasser genannt. Beide bilden das Adsorptionswasser (Abb. 2-1).
Zum Haftwasser zählt neben dem Adsorptionswasser ein Teil des Kapillarwassers.
Kapillarwasser wird sowohl durch Adsorptions- als auch Kapillarkräfte beeinflusst.
Es bildet sich in den Hohlräumen zwischen Einzelkörnern, welche als Kapillaren
bezeichnet werden (Abb. 2-1). Die Grenze zwischen reinem Haftwasser und Kapil-
larwasser wird beim Übergang vom geschlossenen zum offenen Kapillarsaum ge-
zogen (Abb. 2-2).
Film-, Manschetten-,
Adsorptionswasser Porenwinkelwasser
1. Schwarmwasser: ψm≈ -4·105 hPa
2. Hygrokopisch geb. Wasser: ψm≈ -5·104 hPa
Filmwasser
Filmwasser
Porenwinkel-
wasser
Kapillarwasser
Bodenkorn
den, wenn der Feststoff nicht vollständig benetzt wird und sich Randwinkel von
α > 0° einstellen (Abb. 2-2).
2 ⋅ σW
hk = ⋅ cos(α ) Glg. 2-8
rk ⋅ ρ W ⋅ g
g Erdbeschleunigung [m/s²]
Die kapillare Steighöhe hk ist, wie man an Glg. 2-8 sehen kann, vom Randwinkel α,
der Grenzflächenspannung des Wassers σW und dem Radius der Kapillarpore rk ab-
hängig. Die Grenzflächenspannung (= Oberflächenspannung) des Wassers wird bei
zunehmenden Temperaturen kleiner. Für reale Porensysteme haben die Rauhigkeit
der Berandung sowie die Netzstruktur der Poren eine gewichtige Rolle bei der Aus-
bildung der Wasserbenetzung. Bei kleinen Kapillarradien, wie Schluffe und Tone
sie haben, sind die kapillaren Steighöhen relativ größer als bei Sanden oder Kiesen.
Dies liegt daran, dass bei kleinen Radien die Anziehungskräfte der Berandung grö-
ßer sind als bei großen Radien. Im Gegensatz zu Kiesen mit einer kapillaren Steig-
höhe von hk ≈ 0,03 ÷ 0,05 m und Sanden mit hk ≈ 0,20 ÷ 0,80 m können feinporige
Böden höhere Steighöhen aufweisen, wie z. B. Lehm mit hk > 1,0 ÷ 5,0 m und Ton
bis hk ≈ 100 m (Simmer 1994, Soos 1990). Bear (1979) enthält weitere Ansätze zur
Abschätzung der kapillaren Steighöhe hk, die die Porosität n und bestimmte Korn-
größendurchmesser verwenden. Die kapillare Steighöhe ist auch dem in den folgen-
den Abschnitten erläuterten Hysterese-Effekt unterworfen, so dass auch hier für Be-
und Entwässerung unterschiedliche Steighöhen auftreten (Schick 2003a).
Grund- oder Stauwasserbereiche weisen i. Allg. Sättigungen auf, die aufgrund von
Lufteinschlüssen Werte von 0,9 < S < 1,0 annehmen können. Darüber bildet sich
der Kapillarsaum aus, der eine geschlossene Wasserphase aufweist und deshalb
auch als geschlossener Kapillarraum bezeichnet wird. Dieser Bereich weist Sätti-
27
gungen von ca. 0,8 < S < 0,9 auf (vgl. Scheuermann 2005). Simmer (1994) geht
davon aus, dass bereits bei niedrigerer Sättigung (0,6 < S < 0,8) eine geschlossene
Wasserphase auftreten kann. Der Kapillarsaum ist die Grenze zum offenen Kapillar-
raum. Dort findet kein kapillarer Aufstieg mehr statt und es ist nur noch Adsorpti-
ons- und Porenwinkelwasser vorhanden. Der ungesättigte Bereich weist mehr oder
weniger ausgeprägt Haftwasser auf (Abb. 2-2). Während im Grund- bzw. Stauwas-
serbereich und im geschlossenen Kapillarraum i. d. R. nur wenige Lufteinschlüsse
auftreten, können im offenen Kapillarraum und oberhalb des kapillaren Aufstiegs
größere Luftzusammenschlüsse auftreten. In Abhängigkeit der Bodenart und –
zusammensetzung wird dieser Zusammenhang mit dem Saugspannungsverhalten
beschrieben (vgl. Abschnitt 2.3).
Bodenlamelle
mit Standrohr
Adsorptions.-
Standrohr
wasser
2·rk
Adsorptions-,
α α
Porenwinkelwasser
Poren- (S < 80 %)
Kapillar- winkel-
ungesättigt
r r Haftwasser
Korn wasser
aufstieg
Luft
Offen
Saugspannung (-)
Geschlossen
(S > 90%)
gesättigt
ein-
Druckhöhe (+)
Wasser geschlossene
Luftblasen
Grundwasser
Stauwasser
Körner
Undurchlässiger Untergrund
2.2.4 Potentialkonzept
Als Potential ist die Arbeitsmenge definiert, „die notwendig ist, um eine Einheits-
menge (Volumen, Masse oder Gewicht) Wasser von einem gegebenen Punkt eines
Kraftfeldes zu einem Bezugspunkt zu transportieren“ (Scheffer et al. 1984). Das
Wasser bewegt sich von Orten höheren Potentials zu denen niedrigeren Potentials.
Das Potential kann in Meter Wassersäule (mWS) oder Druck (hPa = cmWS) ange-
28
geben werden, wenn als Bezugsgröße das Kraftfeld der Erde verwendet wird:
„Das Gesamtpotential ist definitionsgemäß die Summe aller durch die verschiede-
nen im Boden auftretenden Kräfte hervorgerufenen Teilpotentiale.“ (Scheffer et al.
1984) Zur Beschreibung der Potentiale eines Systems ist die Festlegung eines Be-
zugsniveaus notwendig ( ψ = 0 ).
ψh = ψm + ψg Glg. 2-10
Das Gravitationspotential ψg kann als Ortshöhe z angegeben werden und wird des-
halb auch als geodätisches Potential bezeichnet. Das Matrixpotential ψm, auch Ka-
pillarpotential oder Saugspannung bezeichnet, ist ein Maß für den Einfluss der Mat-
rix7 auf den Bodenwasserhaushalt. Das Matrixpotential wirkt dem Gravitationspo-
tential entgegen und wird umso größer, je trockener und feinporiger ein Boden ist.
Trockene Böden fördern aufgrund ihrer Saugspannung (vgl. Abschnitt 2.3) Wasser
von Grund- bzw. Stauwasserhorizonten je nach Bodentextur gegen die Schwerkraft
aufwärts (Abb. 2-2, vgl. Haimerl 2004, Scheffer et al. 1984, Schick 2003a, Scheu-
ermann 2005).
_________________________
7
Als Matrix wird die Phase eines Bodens bezeichnet, in dessen fester Masse das Porensystem als Hohlform eingelagert
ist (vgl. Hartge u. Horn 1999).
29
2.3.1 Saugspannungskurven
Das Saugspannungsverhalten von Böden wird durch pF-Kurven8 bzw. Wasser- oder
Saugspannungskurven ausgedrückt. Einem Bodenwassergehalt θ oder einer Sätti-
gung S wird eine Saugspannung ψ, auch Matrixpotential ψm [hPa = cmWS] ge-
nannt, zugeordnet. Beispiele für charakteristische Saugspannungskurven einiger
Böden sind in Abb. 2-3 gegeben. Die unterschiedlichen Kurvenverläufe lassen sich
anhand der kapillaren Steighöhe und der Porengrößenverteilung von Böden erklä-
ren. Während der Porenraum von Sanden (PV9 = 42 ± 7%) und Kiesen (PV = 25 ±
10%) zum Großteil aus Grobporen (dP > 10 mm) besteht, sind bei Schluff- (PV = 45
± 8%) und Tonböden (PV = 53 ± 8%) vornehmlich Mittelporen (dP = 0,2 - 10 mm)
und Feinporen (dP < 0,2 mm) anzutreffen (Scheffer et al. 1984).
halbfest
steif
Schluff nutzbare
Lehm Feldkapazität Ausroll-
1.0E+03 (nFK) 3.0 grenze 3.0
FK (pF = 2,5)
weich
Sand Feldkapazität
1.0E+02 (FK) 2.0 FK (pF = 1,8) 2.0
Adhäsion
breiig
Fließ-
1.0E+01 Kies 1.0 1.0
grenze
flüssig
Grobporen entwässern bereits bei geringen Saugspannungen (pF < 1,8 - 2,5). Dieser
_________________________
8
pF steht in der Praxis für den negative Logarithmus der Wasserspannung [cmWS] (siehe z. B. Schick 2003a). Der Aus-
druck „pF“ ist dabei auf Schofield (1935) zurückzuführen, wobei F für freie Energie steht und p für Logarithmus vere-
wendet wurde (aus Scheffer et al. 1984).
9
Das in der Bodenkunde verwendete Porenvolumen PV entspricht dem Porenanteil bzw. der Porosität.
30
Bereich pF = 1,8 - 2,5 wird als Feldkapazität10 bezeichnet. Mittelporen geben ihr
Wasser vor Erreichen des permanenten Welkepunkts11 im Bereich der nutzbaren
Feldkapazität (pF = 2,5 - 4,2) ab und Feinporen bei pF > 4,2 (Kuntze et al. 1994).
Dass Grobporen eher entwässern als Feinporen, liegt daran, dass die vom Boden
erzeugte Saugspannung bzw. der Kapillardruck sich indirekt proportional zum Po-
renradius verhält (vgl. Abschnitt 2.2.3). Kiese und Sande geben aufgrund ihrer Po-
renstruktur, die überwiegenden aus Grobporen besteht, bereits unter pF = 2,5 den
Großteil ihres Wassers ab. Tone hingegen halten ein Großteil des Wassers aufgrund
ihres feinporigen Porenvolumens auch bei hohen Saugspannungen über dem per-
manenten Welkepunkt (pF = 4,2). Da sich der Porenraum von Schluffen und Leh-
men relativ gleichmäßig in Fein-, Mittel- und Grobporen aufteilen, verlaufen deren
Saugspannungskurven i. d. R. zwischen denen von Sanden und Tonen (vgl. Abb.
2-3).
_________________________
10
Als Feldkapazität wird der Wassergehalt bezeichnet, den ein natürlich gelagerter Boden gegen die Schwerkraft halten
kann. Sie liegt zwischen Saugspannungen von pF = 1,5 – 2,5. (Kuntze et al. 1994, Scheffer et al. 1984)
11
Als permanenter Welkepunkt wird der Wassergehalt bezeichnet, bei dem Pflanzen irreversibel welken, da die Pflan-
zensaugspannung das im Boden vorhandene Wasser nicht mehr aufnehmen können (Schulte 1988, DVWK 238/1996).
31
Abschnitt 2.3.3, Mangels 2000, Scheuermann 2005). Für geotechnische und geo-
hydraulische Aspekte sind meist nur die Verläufe der Kurven unterhalb des PWP
interessant, weshalb häufig nur die Bereiche von pF = 1 ÷ 4,2 ermittelt werden (vgl.
Ton in Abb. 2-4). Saugspannungen oberhalb des PWP werden unter natürlichen
Voraussetzungen i. d. R. nicht erreicht. Kurven unterhalb pF = 1 nehmen nicht sel-
ten einen relativ senkrechten Verlauf hin zur Vollsättigung S = 1,0.
1)
1.E+07 Cornelis et al. (2001) 7
2)
Powers u. Hwang (2003)
3)
1.E+06 TAW (1996) 6
4)
Sandiger Scheffer et al. (1984) (theor.)
Saugspannung [cmWS]
1.E+05 1) 5
Saugspannung [pF]
Lehm
4)
Schluff 4)
1.E+04 3)
Ton 4
Ton
1.E+03 3
1.E+02 gemessen 2
1.E+01 Sand
4)
1
2)
Sand
1.E+00 0
0.0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5
Wassergehalt [-]
Für die Praxis ist es u. U. hilfreich zum Zweck der Verifizierung die Saugspan-
nungskurven ähnlicher Böden zur Verfügung zu haben. In Tab. 2-1 sind deshalb
Literaturstellen angegeben, die gemessene Saugspannungskurven unterschiedlicher
Böden enthalten.
Bei Betrachtung von Messwerten und bei der Übertragung von Laborwerten auf in-
situ Verhältnisse müssen neben den messtechnisch möglichen Abweichungen auch
die unterschiedlichen Randbedingungen, z. B. aufgrund eines instationären Wasser-
haushaltes in der Natur, berücksichtigt werden. Pachepsky et al. (2001) zeigen an-
hand der Gegenüberstellung von Feld- und Labormessungen von Bodenwasser-
gehalten, dass in der Bodenphysik erhebliche Abweichungen bei der Messung glei-
cher Kenngrößen auftreten können, die nicht selten 100% übersteigen (vgl. auch
Cornelis 2001, Schaap u. Leij 2000). Ähnlich verhält es sich bei der Messung der
gesättigten Durchlässigkeit anhand von Bodenproben, was auch durch die analyti-
schen Betrachtung in Abschnitt 2.4 verdeutlicht wird.
32
B)
Parkin et al. (2000), Viaene et al. (1994) , Zou (2004)
Schluffiger Sand 1)
Wildenschild et al. (2001) , Parkin et al. (2000)
Tonig-schluffiger Sand Wildenschild et al. (2001)
1)
Schluffiger Lehm 1)
Payne u. Chen (2001) , Powers u. Hwang (2003) ,
1)
1)
Beinhaltet auch KR-Beziehungen.
Die Saugspannungskurven von Böden weisen bei Be- und Entwässerung einen un-
terschiedlichen Verlauf auf, was als Hysterese bezeichnet wird (Abb. 2-5, Richwien
2003). Die verzögerte Entwässerung von Böden liegt zum einen an dem „Flaschen-
halseffekt“ (engl. inkbottle-effect) und dem Einfluss eines veränderlichen Randwin-
kels und dem damit verbundenen unterschiedlichen Kapillarauf- und –abstieg. Bei
Entwässerung stellt sich ein kleinerer Randwinkel ein, was eine höhere kapillare
Steighöhe zur Folge hat (vgl. Glg. 2-8). In den Poren eingeschlossene Luft, aber
auch das Schrumpfen oder Schwellen bindiger Böden, können diesen Effekt beein-
flussen und ggf. verstärken (Scheuermann 2005).
Böden können ohne künstliches Zutun aufgrund der Gravitationskräfte bis zur Rest-
feuchte θR austrocknen. Als Anhaltswert für die Größe der Restfeuchte, welche mit
dem Gehalt von Schlämmkorn zunimmt, kann nach Busch et al. (1993) die Feldka-
pazität (FK) angesetzt werden (vgl. Abschnitt 4.5). Wie bereits erwähnt, können
Böden aufgrund der Saugwirkung von Pflanzen definitionsgemäß bis zum perma-
nenten Welkepunkt (PWP) austrocknen. Auch bei extremer Sonneneinstrahlung
können Böden hohe Saugspannungen aufbauen.
1)
1 Bewässerung Schulte (1988)
1.E+05 2) 5
Pham et al. (2003)
2 Entwässerung 3)
Wang u. Benson (1996)
1.E+04 4
Saugspannung [cmWS]
Saugspannung [pF]
Ton3)
1.E+03 3
Sand2)
1.E+02 2
1 2 1 2 1 2 1 2
1.E+01 1
1) 1)
Schluff Schluff
(dicht gelagert) (locker gelagert)
1.E+00 0
0.0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6
Wassergehalt [-]
SS − S R
S = SR +
[1 + (α ⋅ ψ ) ] (
m
n 1− 1
n
) Glg. 2-11
S Sättigung [-]
SS Vollsättigung [-]
α van-Genuchten-Parameter [1/cm]
ψm Matrixpotential [mWS]
n van-Genuchten-Parameter [-]
Angemerkt werden muss, dass hier bereits eine vereinfachte Form der van-
Genuchten-Beziehung angegeben wird, in der der van-Genuchten-Parameter m [-]
durch folgenden Ausdruck ersetzt wurde:
1
m = 1 − Glg. 2-12
n
Ein weiterer weit verbreiteter Ansatz ist der von Haverkamp u. Parlange (1986).
Dieser wird hier zusätzlich angegeben, um beim folgenden Vergleich zu zeigen,
dass es nicht unbedingt wichtig ist, welche mathematische Beschreibung der Saug-
spannungskurve verwendet wird:
_________________________
12
Pedotransferfunktionen (PTF) sind meist analytische Verfahren, um bodenhydraulische Eigenschaften anhand einfa-
cher Bodenparameter abzuleiten.
36
α ⋅ (SS − S R )
S = SR + β Glg. 2-13
α + ψm
α, β Haverkamp-Parameter [-]
Die Eingangsparameter der Gleichung von van Genuchten (1980) α, der die Lage
des Lufteintrittspunkts13 innerhalb von Kurven bestimmt, und n, der die Porengrö-
ßenverteilung charakterisieren soll, streuen stark. Deshalb wurde in der Vergangen-
heit verstärkt versucht, geeignete, bodentypische van Genuchten-Parameter zu er-
mitteln (Vereecken et al. 1988, Nemes et al. 2001, 2003). Die Streuung der Stellpa-
rameter resultiert aber nicht allein aus der Änderung der Bodenwassercharakteristik
gleicher Böden, die in jedem Fall auftritt, sondern auch aus den Verfahren, mit de-
nen die Kurven mittels der Stellparameter an die Messdaten angepasst werden. Da-
bei werden physikalische Zusammenhänge teilweise nicht mehr ausreichend be-
rücksichtigt. Bei der Durchführung von Best-Fit-Analysen basierend auf großen
Datenbanken werden mathematisch formulierte über gemessene Saugspannungs-
kurven gelegt und ein Abweichungskriterium zur Beurteilung der Saugspannungs-
funktion herangezogen. Je höher die Anzahl der Stellparameter ist, desto größer
werden die Streubereiche. Die Streuung der van-Genuchten-Parameter wurde im
_________________________
13
Als Lufteintrittspunkt ΨAEV [cmWS] (Air-Entry-Value) wird die Matrixspannung bezeichnet, ab der eine (deutliche)
Abnahme der Sättigung und gleichzeitig eine Luftzunahme eintreten. Bei Saugspannungskurven liegt er im Schnittpunkt
der Wendepunktstangente mit der Achse mit S = 1,0 (siehe z. B. Schick 2003a). Gegenstück dazu bildet der Wasserein-
trittspunkt ΨWEV [cmWS] (Water-Entry-Value). Dieser kann als Wendepunkt der Hauptbewässerungskurve abgeschätzt
werden (siehe Abb. 2-5, vgl. Scheuermann 2005).
37
Zuge der Ermittlung von Saugspannungsverhalten von Böden oder der Infiltrations-
eigenschaften in der Literatur in umfangreichen Arbeiten untersucht (Bruckler
2002, Mecke et al. 2002, Startsev u. McNabb 2001, Schaap u. Leij 2000).
Der Stellparameter n, der die Neigung bzw. Steilheit der Kurven festlegt, kann Wer-
te von 1 für feinkörnige bis 10 für grobkörnige Böden annehmen (Mangels 2000).
Die Werte für α [cm-1], die das Saugspannungsniveau der Kurven bestimmen, rei-
chen von 0,005 für tonreiche Böden bis zu 0,35 für sandige und kiesige Böden
(Hartge u. Horn 1999, Haimerl 2004). Eine vergleichende Bewertung unterschiedli-
cher Ansätze zur analytischen Beschreibung der Saugspannungsbeziehung enthält
z. B. Cornelis et al. (2001).
Die in Gleichung 2-11 einzusetzende Sättigung bei der Restfeuchte Sr, der sich die
Funktion der Saugspannung asymptotisch annähert, kann bei pF = 107 hPa zu Null
angenommen werden. Es ist auch möglich, den Wassergehalt am permanenten Wel-
kepunkt (PWP) mit pF = 4,2 für Sr zu verwenden. Die Werte für Sr und für SS kön-
nen in Abhängigkeit der Gefügestruktur und der Körnung erheblich streuen (vgl.
Scheffer et al. 1984). Schulte (1988) ermittelte für Grobschluff einen Residualwas-
sergehalt von ca. θ = 0,14, was einer Residualsättigung von ca. SR = 37% entspricht.
Diese Werte stimmen mit den Werten für den PWP nach Kuntze et al. (1994) über-
ein. Demnach liegt der PWP bei mitteldicht bis dicht gelagerten Schluffen bei ca. w
= 11 ÷ 16%. Dies entspricht einer residualen Sättigung bei PWP von Sr,PWP = 30 ÷
35%.
1.0
Parameterverhalten: van Genuchten-Mualem
0.9 mvG-M,G > mvG-M,S > mvG-M,U > mvG-M,T
Haverkamp
AHav,G > AHav,S > AHav,U > AHav,T
BHav,G < BHav,S < BHav,U < BHav,T
0.8
Ton (T)
relative Durchlässigkeit KR [-]
0.7
Kies (G) Schluff (U)
0.6
Sand (S) Sand (S)
0.5
Schluff (U) Kies (G)
0.4
Ton (T)
0.3
0.2
0.1
0.0
0.0 0.2 0.4 0.6 0.8 1.0 1.E+00 1.E+01 1.E+02 1.E+03 1.E+04 1.E+05 1.E+06 1.E+07
1.E+07
Parameterverhalten: Matrixspannung |ψm| [hPa]
nvG-M,G > nvG-M,S > nvG-M,U > nvG-M,T
αvG-M,G > αvG-M,S > αvG-M,U > αvG-M,T
1.E+06
αHav,G < αHav,S < αHav,U < αHav,T Parameter-Tabelle:
βHav,G > βHav,S > βHav,U > βHav,T
Böden
Matrixspannung |ψm| [hPa]
Sättigung S [-]
Zur Anpassung der Hysteresis-Kurven nach van Genuchten (1980) gibt Busch et al.
(1993) an, dass der Stellparameter αd [-] (d: drying) zur Entwässerung die Hälfte
von αw [-] (w: wetting) bei Bewässerung betragen kann:
Viaene et al. (1994) vergleicht sechs unterschiedliche Modelle zur Abbildung von
Saugspannungskurven-Hysteresen und betont, dass eine Vernachlässigung der phy-
sikalischen Grundlagen zu erheblichen Fehlern führen kann (vgl. Abschnitt 2.3.2).
Eine relativ einfache Ermittlung von Hysterese-Kurven auf Basis der van-
Genuchten-Beziehung wird z. B. in Braddock et al. (2001) untersucht. Pham et al.
(2003) beinhaltet einen auf aus der Literatur gesammelten Böden basierenden An-
satz zur Ermittlung von Saugspannungshysteresen (vgl. Kachanoski u. Si 2000).
Resultierend aus der Betrachtung der Literatur und der Möglichkeiten zur Anpas-
sung des van-Genuchten-Modells (vG-Modell) durch die flexible Variation der
40
Stellparameter wird in den folgenden Kapiteln dieser Arbeit das vG-Modell ver-
wendet, wobei eine Ausrichtung der Saugspannungskurven an den drei Kennwerten
n, FK und PWP erfolgt. Dies ist ein praktischer Ansatz, um aus bekannten Boden-
kennwerten eine mathematisch formulierte Saugspannungskurve abzuleiten. Oft-
mals werden bei der Erstellung der Saugspannungskurven „nur“ die obere und unte-
re Grenze der Saugspannung bei SS und Sr = SPWP verwendet. Die Verwendung ei-
ner dritten Größe, hier SFK, ermöglicht es, den Verlauf bei niedrigen Saugspannun-
gen etwas genauer abzuschätzen. Dies ist unter dem Aspekt besonders wünschens-
wert, dass sich der Wasserhaushalt von Deichböden zum Großteil zwischen Vollsät-
tigung und Restfeuchte bewegt. Ausnahmen können natürlich auftreten, wenn Hit-
zeperioden oberflächennahe Bereiche austrocknen, wodurch Sättigungen kleiner als
SFK bis nahe SPWP erreicht werden können.
1.E+07
vG-M-Modell
Bewässerung
Entwässerung
1.E+06
Vergleich aus Scheffer
et al. (1984)
Matrixspannung |ψm| [hPa]
1.E+05
Ton (T)
1.E+04
Schluff (U)
1.E+03
Kies (G)
1.E+01
1.E+00
0.0 0.2 0.4 0.6 0.8 1.0
Sättigung S [-]
2.4 Durchlässigkeit
2.4.1 Allgemeines
Die Durchlässigkeit k von Böden ist definiert als „Verhältniswert zwischen der Fil-
tergeschwindigkeit v und dem hydraulischen Gefälle i bei gleichmäßiger, linearer
Durchströmung eines wassergesättigten Bodens“ (DIN 18130-1/1996).
Bei horizontal geschichteten Böden kann die resultierende vertikal bzw. horizontal
gerichtete Durchlässigkeiten kv und kh mittels folgender Formeln ermittelt werden
(Soos 1990, Dachler 1936):
d ges
kv =
d1 d 2 d Glg. 2-15
+ + ... + n
k1 k 2 kn
d 1 ⋅ k 1 + d 2 ⋅ k 2 + ... + d n ⋅ k n
kh = Glg. 2-16
d ges
Da sowohl bei natürlich gewachsenen als auch künstlich hergestellten Böden eine
schichtweise Unterscheidung i. Allg. schwierig ist, wird häufig ein pauschaler Ani-
42
kS
ψ= Glg. 2-17
DD
Mehr zu dieser Thematik und weitere Hinweise zur Strömung in porösen Böden ist
in Abschnitt 2.5 zu finden.
Die Durchlässigkeit kann durch Versuche mit konstanter oder variabler Druckhöhe
ermittelt werden. Für realistische Randbedingungen im Hinblick auf einen dreidi-
mensionalen Spannungszustand sowie bei geringer Durchlässigkeit k < 10-6 m/s
empfiehlt es sich, die Durchlässigkeit mittels Triaxialzellen zu ermitteln (vgl.
DIN 18130-1/1998). Lowery et al. (2005) entwickelten einen Versuchsstand mit
fallender Druckhöhe und automatischer Druckaufzeichnung. Dabei wurden Proben
mit Durchlässigkeiten von k < 10-6 m/s ohne Verwendung von Triaxialzellen unter-
sucht. Die Ergebnisse waren trotz des vereinfachten Versuchsaufbaus plausibel.
Bei Versuchen mit fallender Druckhöhe kann nach DIN 18130-1/1998 die Durch-
lässigkeit kF14 [m/s] mit folgender Gleichung berechnet werden (vgl. Ab-
schnitt 3.5.5.4):
A St ⋅ l 0 h 1
kF = ln Glg. 2-18
A Pr ⋅ t h 2
_________________________
14
Die Durchlässigkeit wird bei den sogenannten Filterversuchen durch Bestimmung der Filtergeschwindigkeit vF [m/s]
ermittelt. In diesem Zusammenhang wird die Durchlässigkeit auch mit kF bezeichnet. Im Folgenden wird auf eine Diffe-
renzierung verzichtet und i. d. R. die gesättigte Durchlässigkeit kS verwendet.
43
t Versuchszeit [s]
Für die in Abschnitt 3.5.5.4 beschriebenen Versuche zur Bestimmung der Durchläs-
sigkeit von Grasnarben wurde ein Versuchsstand mit drei Durchströmzellen (mit
fallendem Wasserstand) errichtet. Bei der vorhandenen Versuchsvorrichtung sind
Durchlässigkeiten von etwa kF = 10-6 ÷ 10-2 m/s ermittelbar (vgl. Abb. 3-18).
Die Durchlässigkeit ist von der Viskosität des Wassers abhängig. Deshalb bezieht
man sich aufgrund der Vergleichbarkeit i. Allg. auf die Durchlässigkeit k10 bei einer
Temperatur von 10°C. Die Umrechnung erfolgt nach der Gleichung von
POISEUILLE-CHARDABELLAS (DIN 18130-1/1998):
1,359
k 10 = ⋅k Glg. 2-19
1 + 0,0337 ⋅ T + 0,00022 ⋅ T 2
T Temperatur [°C]
Im Folgenden werden einige Ansätze vorgestellt, die unter Zuhilfenahme von Cha-
rakteristiken der Korngrößenverteilung von Böden eine Abschätzung der Durchläs-
sigkeit des gesättigten Bodens ks ermöglichen.
-8
-3 -9 -3 -8 schluffiger Ton -9 -10 ≈ 1·10 -8 -12 -9 -12 -8 -11
Ton 4·10 ÷ 1·10 4·10 ÷ 4·10 10 ÷ 10 10 ÷ 10 10 ÷ 10 2·10 ÷ 2·10
Ton-Schluff -
1) 3)
Grobe Unterteilung der Bodenarten Grenzbereiche
2) 4)
Berücksichtigung wichtiger Beimengungen Mittelwerte
Ein relativ einfacher, empirischer Ansatz für grobkörnige Böden (Sande) stammt
von Hazen (1892):
2
k s = c ⋅ d 10 Glg. 2-20
_________________________
15
Die Durchlässigkeit des gesättigten Bodens ks wird in dieser Arbeit einfacher Weise auch als gesärttigte Durchlässig-
keit bezeichnet.
45
Obwohl Glg. 2-20 streng genommen nur für Sande gilt, liefert sie auch für grobkör-
nige bis hin zu leicht schluffigen Böden z. T. plausible Werte (vgl. Kammerer u.
Loiskandl 2005). Für Sande mit U < 5 wird in der Literatur c = 100 verwendet (Ce-
dergren 1977).
Während Hazen (1892) mit seinem Ansatz annimmt, dass die Durchlässigkeit aus-
schließlich von d10 bestimmt wird, d. h. von den feineren Körnern des Bodens be-
rücksichtigt Beyer (1964) zusätzlich die Ungleichförmigkeitszahl U und somit die
Bodenzusammensetzung. Weit gestufte Böden haben i. d. R. eine dichtere Lagerung
und somit auch eine geringere Durchlässigkeit als vergleichbare, eng gestufte Bö-
den. Die angegebene Gleichung nach Beyer (1964) gilt für 0,06 < d10 < 0,6 mm und
1 < U < 20. Für Sande und Kiese erarbeiteten Beyer u. Schweiger (1969) für Glg.
2-21 empirische Faktoren C**, welche darüber hinaus die Lagerung berücksichti-
gen.
A 2 2
ks = + C ⋅ d 10 = C ** ⋅ d 10 Glg. 2-21
U+B
Vukovic u. Soro (1992) geben die Formel nach Beyer u. Schweiger (1969) mit be-
46
g * 2 Glg. 2-22
ks = ⋅ C B ⋅ d 10
ν
500
C *B = 6 ⋅ 10 −3 ⋅ log Glg. 2-23
U
Kozeny (1953) hat einen auf der CARMAN-Gleichung (siehe Glg. 2-24) basieren-
den Ansatz entwickelt, der die Lagerung bzw. die Dichte des Bodens über den Po-
rengehalt n berücksichtigt (Glg. 2-26, KOZENY-CARMAN-Gleichung).
n3
κ = CK ⋅ ⋅ d 2w Glg. 2-24
(1 − n ) 2
κ Permeabilität [m²]
Über die folgende Beziehung zwischen der Permeabilität κ und der Durchlässigkeit
des gesättigten Bodens kS
47
g
kS = ⋅κ Glg. 2-25
ν
erhält man aus Glg. 2-24 schließlich folgende Form der KOZENY-CARMAN-
Gleichung:
g n3
kS = ⋅ CK ⋅ ⋅ d 2w Glg. 2-26
ν (1 − n ) 2
Der dimensionslose Beiwert Ck wird nach Empfehlung von Vukovic u. Soro (1992)
mit Ck = 8,3·10-3 angenommen.
Wird der empirische Faktor CK ersetzt durch 1/C’, erhält man eine weit verbreitete
Schreibweise oben gezeigter Gleichung (Glg. 2-27), die zahlreich verwendet und
modifiziert wurde (vgl. Busch et al. 1993). Die Gleichung basiert auf dem Gesetz
nach KOZENY-CARMAN, es wird i. Allg. der dimensionslose Parameter C’ ange-
passt. In Busch et al. (1993) ist für C’ eine Spanne von 180 bis 296 angegeben. Der
Originalvorschlag von CARMAN lautet C’ = 180. Ein weiterer Unterschied zu den
angeführten empirischen Ansätzen besteht darin, dass als maßgebender Korn-
durchmesser nicht vereinfachend z. B. d10 o. ä. angesetzt wird, sondern ein invers
gewichteter Durchmesser, der wirksame Korndurchmesser dw, verwendet wird (Glg.
2-28).
1 n ⋅ γW
3
kS = ⋅ ⋅ d 2W Glg. 2-27
C´ (1 − n ) ⋅ η
2
∑ ∆p m ,i
dW = i =1
Glg. 2-28
m
∆p m ,i
∑
i =1
di
1/di harmonisches Mittel aus den Grenzen der jeweiligen Kornklasse [1/m]
Richwien u. Rizkallah (1998) entwickelten einen Ansatz, mit dem die Durchlässig-
keit gesättigter Böden unter Verwendung der durch einen Kompressionsversuch
gewonnenen Daten – dem Steifemodel ES [kN/m²] und dem Konsolidierungsbeiwert
cV [m²/s] – ermittelt werden kann. Carrier u. Beckmann (1984) ziehen zur Ermitt-
lung der Durchlässigkeit ks die Porenzahl e, die Plastizitätszahl Ip und die Ausroll-
grenze wp heran. Weitere Ansätze speziell aus dem angloamerikanischen Raum sind
z. B. in Reddi (2003) enthalten.
Die Anwendung der angefügten Ansätze auf unterschiedliche sehr feinkörnige bis
extrem grobkörnige Bodenarten, die exemplarisch durch ihre Korngrößenverteilung
in Abb. 2-9 dargestellt sind, zeigt ebenfalls große Streuungen der Durchlässigkeits-
werte (Abb. 2-10). Die in Abhängigkeit des wirksamen Korndurchmessers dw nach
Glg. 2-28 dargestellten Graphen zeigen, dass der Ansatz von Hazen (1892) die
größten Durchlässigkeiten und der Ansatz nach Beyer (1964) die kleinsten erzeugt.
Beyer u. Schweiger (1969) haben für den Ansatz von Beyer (1964) zur Erleichte-
rung der Anwendung einen dimensionslosen Beiwert entwickelt, woraus resultiert,
dass beide Kurvenverläufe sich in etwa entsprechen. Kozeny (1953) sowie Busch et
al. (1993) beruhen beide auf den gleichen physikalischen Ansätzen nach KOZENY-
CARMAN und unterscheiden sich nur dadurch, dass abweichende empirische Bei-
49
90
80 U, T
U, s
Siebdurchgang [%]
70
Auelehm
6
60 U, s
S, u S, g G
50
5 St, g
40 4 Flusskies
30 3
G, s 2
20
1
Boden-Nr.
dW,6 = 0.0003 mm
10
0
0.001
0.002
0.006
0.01
0.02
0.1
0.2
2.0
6.3
0.063
0.63
1.0
10
20
63
100
200
630
1000
dm,2
dW,3
dW,2
dW,4
dW,1
dm,4
dm,3
dm,5
dW,5
dm,6
dm,1
Korngröße in mm
Der von Vukovic u. Soro (1992) in Glg. 2-23 verwendete Ansatz liegt i. Allg. nahe
am ermittelten Mittelwert der Durchlässigkeiten, der in etwa auch durch die Be-
rechnung nach Kozeny (1953) und Busch et al. (1993) erhalten wird (Abb. 2-10).
Abweichungs-
1.E+02 2
faktor
Beyer (1964)
280
Kozeny (1953)
Kiese (G)
Schluff (U, s)
1.E-04 -4
Schluff-Ton (S, T)
sandiger
195
log(ks)
2
1 3
1.E-06 mitteldichte Lagerung 65 -6
4
1.E-08 10 -8
8 5 100
6
4
1.E-10 2 -10
0 6
Hazen Beyer Beyer u. Beyer u. Kozeny Busch et
(1892) (1964) Schweiger Schweiger
(1969) (1969)*
(1953) al. (1993) Boden-Nr.
1.E-12 -12
100 10 1 0.1 0.01 0.001 0.0001
Für teilgesättigte Böden gilt immer ku< kS. Mit abnehmender Sättigung nimmt auch
die Durchlässigkeit ab, theoretisch bei S = 0 bis zu ku = 0 m/s. Aufgrund einge-
schlossener Luftporen im Boden und einer sich praktisch einstellenden Bodenrest-
feuchte bewegen sich die Durchlässigkeiten zwischen ku(SR) und ku(1-SL).
1) 1)
Leong u. Rahardjo (1997) Ayra at al. (1999)
1.0 2)
Concalves et al. (1997)
2)
Mualem (1976) (theor.)
3) 1)
Mualem (1976) (theor.)
rel. Durchlässigkeit KR [-]
Lehm
0.8
2) 2)
2) Lehm Sand
Sand (n=0.25)
0.6
1) 2)
3) Sand Schluff
Schluff Ton
1) (n=0.45)
0.4
1)
Ton
0.2
Ton3) 2)
Ton
3) (n=0.55)
Sand
0.0
0.1 1 10 100 1000 10000 100000 0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6
Matrixpotential ψm [hPa] Wassergehalt θ [-]
Abb. 2-11: Beispiele der Beziehung zwischen relativer Durchlässigkeit KR und dem
Wassergehalt und dem Matrixpotential für unterschiedliche Böden
Für die Funktion KR (ψ oder S) existieren zahlreiche Ansätze (vgl. z. B. Bear 1979,
Hillel 1980, Busch et al. 1993). Weite Verbreitung hat der Ansatz von Mualem
(1976) in Verbindung mit der Saugspannungsbeziehung nach van Genuchten (1980)
52
(siehe Glg. 2-11) gefunden. Zum Vergleich wird hier zusätzlich der geschlossene
Ansatz von HAVERKAMP betrachtet (siehe Glg. 2-32). Der Zusammenhang zwi-
schen Sättigung S, Matrixspannung ψ und relativer Durchlässigkeit KR wurde be-
reits in Abb. 2-7 dargestellt (Abschnitt 2.3.3).
1 m
2 Glg. 2-30
K R = S ⋅ 1 − 1 − S
L m
m van-Genuchten-Parameter [-]
Der von Mualem (1976) entwickelte Ansatz wird häufig mit van Genuchten (1980)
kombiniert, wobei die vereinfachte Beziehung in Glg. 2-12 verwendet wird. Da-
durch ist eine geschlossene Schreibweise für die relative Durchlässigkeit möglich:
2
n
1− 1
n
K R = S L ⋅ 1 − 1 − S n −1 Glg. 2-31
A
KR =
A + ψm
B Glg. 2-32
A, B Haverkamp-Parameter [-]
Die Eingangsparameter L und n für Glg. 2-31 streuen in den einzelnen Untersu-
chungen erheblich. Mualem (1976) hat anhand von 45 Bodenproben ermittelt, dass
L = 0,50 angenommen werden kann. Andere Untersuchungen zeigten, dass L zwi-
schen -8.73 und 100 streuen kann (, Yates et al. 1992, Schuh u. Cline 1990). Schaap
u. Leij (2000) nehmen u. a. diese Streuung zum Anlass, um anhand der Daten von
235 Bodenproben, die Stellgrößen des van-Genuchten-Mualem-Modells α, L und n
für unterschiedliche Bodenarten zu untersuchen. Eine theoretische Anwendung der
53
Leong u. Rahardjo (1997) geben eine Übersicht über existierende Ansätze zur Be-
schreibung der Sättigungsdurchlässigkeitsbeziehung und entwickeln eine auf der
Gleichung nach Fredlund u. Xing (1994) für Saugspannungskurven basierende Pe-
dotransferfunktion (PTF). Gleichzeitig zeigen sie, dass ihr Ansatz für die untersuch-
ten, von Sand bis Ton reichenden Böden im Vergleich zu den Messdaten gute Wer-
te erzeugt.
Für weitere Betrachtungen und nicht zuletzt der Notwendigkeit einer Zuordnung
von festen Parametern für die Berechnungen mittels eines mathematisch-
numerischen Modells wird aus bereits genannten Gründen (vgl. Abschnitt 2.3.3) das
weit verbreitete und im verwendeten numerischen Strömungsmodell implementierte
van-Genuchten-Mualem-Modell verwendet und den Anforderungen entsprechend
folgendermaßen vereinfacht und modifiziert:
spricht.
2.4.5 Anisotropie
kh
A= Glg. 2-33
kv
Der Anisotropiefaktor kann nach Busch et al. (1993) Werte zwischen 2 und 10 an-
nehmen (vgl. Kutzner 1996). Prinz (1997) gibt eine Spanne zwischen 2 und 30 an,
Richwien (2001) bis zu 100. Besonders ausgeprägt ist das anisotrope Verhalten bei
feinschichtigen Sedimenten und beim Vorhandensein von tonigen Zwischenschich-
ten, die sich in einem natürlichen Ablagerungsprozess bilden können.
Der Anisotropiefaktor A (Glg. 2-33) kann mittels der Gleichungen für die vertikale
_________________________
16
Als Anisotropie wird i. Allg. die Richtungsabhängigkeit einer Eigenschaft bezeichnet. Innerhalb dieser Arbeit wird mit
Anisotropie durchwegs die Richtungsabhängigkeit der Durchlässigkeit bezeichnet (vgl. Prinz 1997).
55
und horizontale Durchlässigkeit (Glg. 2-15, Glg. 2-16) abgeschätzt werden. Bei-
spielhaft ist dies in Abb. 2-12 für einen zweischichtigen Boden gezeigt. Hohe Ani-
sotropiewerte sind für dieses Beispiel nur bei großen Durchlässigkeitsunterschieden
der Schichten erreichbar (vgl. Abschnitt 4.5.2).
30
d1/d2 Skizze:
1,00
25
Anisotropiefaktor A [-]
0,25 k1 d1
20
0,10
k2 d2
15
0,05
A = 10
10
obere Grenze nach
Busch et al. (1993)
A=1
0
1 10 100 1000
Verhältnis k1/k2 [-]
Anzumerken verbleibt, dass bei hohen Anisotropiefaktoren A > 100 nicht mehr von
einem anisotropen Boden ausgegangen werden kann, sondern von einem geschich-
teten Boden. Die Abschätzung der Durchsickerung erfolgt dann nicht mehr über den
Anisotropiefaktor A, sondern über die separate Berücksichtigung und ggf. Model-
lierung der jeweiligen Schichten.
2.5.1 Allgemeines
Das Gesetz von DARCY sagt aus, dass in einem isotropen, porösen Medium die
Filtergeschwindigkeit17 vF proportional zum negativen Gradienten der Piezometer-
höhe ist (Glg. 2-34, vgl. z. B. DIN 18130-1, Kinzelbach u. Rausch 1995):
vF
kF = oder v F = k F ⋅ i Glg. 2-34
i
vF Filtergeschwindigkeit [m/s]
Den Durchfluss Q [m³/s] durch ein Kontrollvolumen erhält man aus Glg. 2-34 durch
_________________________
17
Die Filtergeschwindigkeit stellt eine mittlere Fließgeschwindigkeit dar. Davon zu unterscheiden ist die Porenge-
schwindigkeit als Abstandsgeschwindigkeit, welche die tatsächlich in den Poren auftretende Fließgeschwindigkeit dar-
stellt (siehe Glg. 2-41).
57
Q = v⋅ A = k ⋅i ⋅ A Glg. 2-36
Das Darcy-Gesetz gilt streng genommen nur in einem linearen Bereich, in dem der
hydraulische Gradient und der Durchfluss voneinander linear abhängig sind und die
Durchlässigkeit kF konstant ist. Sobald Trägheits- und turbulente Reibungskräfte
überhand nehmen, ist der postlineare Bereich erreicht. Das prälineare Stadium vor
dem proportionalen Bereich ist gekennzeichnet durch die Dominanz von Haftkräf-
ten. Dadurch verliert Wasser seine Newton’schen Eigenschaften und es bedarf eines
Anfangspotentialunterschieds ∆ψ > 0, um Wasser zu bewegen (Abb. 2-13) (vgl.
Bear 1979, Hillel 1980, Busch et al. 1993). Bear (1979) gibt als Gültigkeitsintervall
des Darcy’schen Gesetzes eine Spanne der Reynoldszahl von Re = 1 ÷ 10 an.
USBR (1986) ordnet Re < 1 dem laminaren und Re > 12 dem turbulenten Strö-
mungsbereich zu. Dazwischen liegt der Übergangsbereich. Nagy u. Karadi (1961)
fanden in ihren Untersuchungen einen anderen Zusammenhang. Danach tritt der
laminare Strömungsbereich bei Re < 5, der Übergangsbereich in der Spanne 5 < Re
< 200 und der Turbulenzbereich bei Re > 200 auf (Müller 2006).
i = a ⋅ vF + b ⋅ vF
2
Glg. 2-37
a, b Anpassungsparameter [-]
Die weitere Bestimmung der Faktoren a und b nach Forchheimer (1901) ist z. B. in
Dachler (1936) und Wang (2001) beschrieben.
vGrenz
i-k-Beziehung
Geschwindigkeit v [m/s]
Durchlässigkeit k [m/s]
kGrenz Re-v-Beziehung
(nach David 1999)
r
ea
Lin
5)
nach Matthess (1983) ia: Anfangsgradient [-]
Eine andere Darstellung des Gültigkeitsbereiches des Gesetzes von DARCY ist
z. B. in Simmer (1994) (vgl. Mangels 2000) enthalten. Sie sagt aus, dass sich in
Abhängigkeit der mittleren Korngröße und des hydraulischen Gradienten Ton im
prälaminaren und Kies im postlinearen Bereich befinden, während Schluffe und
Sande weitgehend einen linearen Zusammenhang aufweisen.
Eine indirekte Art, die Abnahme der Filtergeschwindigkeit im prälinearen und post-
linearen sowie turbulenten Bereich zu berücksichtigen, ist, eine abgeminderte
59
Luckner u. Schestakow (1976) schlagen folgenden Ansatz für den prälinearen Be-
reich vor:
1 Glg. 2-38
k* = ⋅k
1+ α ⋅ vF
Für den prälaminaren Bereich kann auf Vorschlag von Busch et al. (1993) folgender
Ansatz nach Häfner et al. (1985) verwendet werden, der durch Anpassung der α-
Werte auch alle anderen Strömungsbereiche abdeckt:
α −1
k * = k ⋅ grad( h ) Glg. 2-40
Ein einfacher Richtwert zur Beurteilung, ob Darcy an der oberen Grenze noch gül-
tig ist, gibt z. B. Rössert (1999) durch Angabe einer Grenzfiltergeschwindigkeit von
vF, grenz < 3,0·10-3 m/s. Weitere Ansätze zur Berücksichtigung der Turbulenz und der
daraus notwendigen Abminderung des Durchlässigkeitsbeiwertes sind z. B. in Bear
(1979) oder USBR (1987) enthalten.
vF Glg. 2-41
va =
ne
60
Sie kann u. U. wichtig sein, um die tatsächlichen Strömungskräfte auf die Boden-
matrix zu ermitteln, um daraus Aussagen über mögliche hydrodynamische Boden-
deformationsvorgänge treffen zu können. Vernachlässigt wird in dieser Arbeit die
Gewundenheit der Poren- bzw. Fließkanäle, die sog. Tortuosität T* [-]:
L
2
Glg. 2-42
T* = P
x
Über die Tortuosität kann die in den Porenkanälen tatsächlich auftretende Fließge-
schwindigkeit abgeschätzt werden. Busch et al. (1993) verweisen auf einen von
CARMAN angegebenen Wert von T* = 2. Bei Erosionsvorgängen spielt die tat-
sächliche Geschwindigkeit und die dadurch hervorgerufene Schubspannung eine
Rolle. Im Gegensatz dazu ist bei der Betrachtung von Durchsickerungsvorgängen i.
Allg. lediglich die Abstandsgeschwindigkeit va [m/s] (Glg. 2-41) von Interesse.
Besitzt das Darcy-Gesetz Gültigkeit, kann unter Annahme von DUPUIT, dass das
hydraulische Gefälle i in einem horizontal durchsickerten Erdkörper dem Quotien-
ten dh/dx entspricht, folgende Gleichung für die Strömungsgeschwindigkeit des
Wassers angegeben werden:
kS ⋅ i Glg. 2-43
va =
ne
Die Ableitung des Weges nach der Zeit ist bekanntlich die Geschwindigkeit, woraus
mit dem hydraulischen Gradienten
h Glg. 2-44
i=
x
xdx k S 1⋅ x 2 k S
∫ ∫ dt = n e ⋅ h → 2 ⋅ t = n e ⋅ h
dx dt
Glg. 2-45
schließlich eine implizite Formel für die eindimensionale Ausbreitung der Durchsi-
ckerungsfront angeben werden kann:
kS
x (t) = 2 ⋅ ⋅h⋅t Glg. 2-46
ne
h Druckhöhe [mWS]
t Zeit [s]
Die Dauer t, in der die Durchsickerungsstrecke x zurückgelegt wird, lässt sich durch
einfache Umformung der Glg. 2-46 angeben:
ne ⋅ x2
t(x) = Glg. 2-47
2⋅k ⋅h
Eine Besonderheit bei der Durchsickerung von Deichen stellen röhrenförmige Fehl-
stellen in Dichtungen oder generell in Böden dar. Wie in Abschnitt 2.4 erwähnt
wurde, basiert ein Teil der theoretischen Ansätze zur mathematischen Bestimmung
der Durchlässigkeit von Böden auf dem Gesetz von HAGEN-POISEUILLE, wel-
ches in folgender Gleichung angegeben ist und den Durchfluss durch eine zylinder-
förmige Säule beschreibt:
π ⋅g ⋅ d4 ⋅ I
Q= Glg. 2-48
128 ⋅ ν
Q Durchfluss [m³/s]
62
Das Gesetz von HAGEN-POISEUILLE kann somit auch zur Simulation der erhöh-
ten Durchsickerung von röhrenförmigen Hohlräumen, wie z. B. Fehlstellen durch
Wurzeln oder Wühltiere, im Deich Verwendung finden (vgl. Abschnitt 3.5 und 3.6).
Die Kontinuitätsgleichung für instationäre Strömungen sagt aus, dass in einem defi-
nierten Kontrollvolumen bei inkompressiblen Flüssigkeiten die Summe aller Ge-
schwindigkeitsveränderungen gleich der Änderung des Wassergehaltes in der Zeit-
einheit t ist (vgl. Scheffer et al. 1984):
∂v x ∂v y ∂v z ∂θ
+ + = Glg. 2-49
∂x ∂y ∂z ∂t
Aus der Kontinuitätsbedingung und dem Darcy-Gesetz wurde von Richards (1931)
folgende Differentialgleichung für instationäre Strömungsvorgänge formuliert, die
isotrope homogene Verhältnisse betrachtet (kxx = kyy = kzz; kh = kv):
∂ ∂h ∂ ∂h ∂ ∂h ∂θ
k ⋅ + k ⋅ + k ⋅ = Glg. 2-50
∂x ∂x ∂y ∂y ∂z ∂z ∂t
∂ 2h ∂ 2h ∂ 2h
+ + = ∇∇h = 0 Glg. 2-51
∂x 2 ∂y 2 ∂z 2
Laut Bear (1979) kann bei der Behandlung von durchströmten Erdbauwerken die
63
2.6.1 Allgemeines
Der Wasserhaushalt von Deichen hängt von vielen Parametern ab. In dieser Arbeit
werden in erster Linie die Niederschläge und der Einstau betrachtet. Der zeitliche
Fokus ist hierbei auf das Hochwasser selbst und die Wochen davor gerichtet. Da
auch Niederschläge und die damit verbundenen Hochwasser und deren Abfolge
zeitlich nicht exakt festgelegt werden können, handelt es ich im Rahmen dieser Ar-
beit um eine grobe Abschätzung (vgl. Abschnitt 4.2).
Die Sättigung des Deichkörpers wie auch das Infiltrationsverhalten ist im Winter
und Sommer bzw. Frühjahr unterschiedlich. Bei einer ausreichend mächtigen
Schneedecke im Winter werden Vorregenereignisse oberflächig in die Vorfluter
geleitet, während im Sommer die Niederschläge infiltrieren oder teilweise nach
Schmierschichtbildung an der Oberfläche abfließen. Bei geneigten Flächen tritt zu
den üblichen Komponenten der Wasserbilanz noch der Oberflächenabfluss auf
(Frinken 2003).
N Niederschlag [mm]
V Verdunstung [mm]
A Abfluss [mm]
Der Abfluss bei geneigten Flächen kann unterteilt werden in den unterirdischen Ab-
fluss Au [mm] und oberflächigen Abfluss Ao [mm], was die Wasserhaushaltsglei-
chung aus Glg. 2-52 in folgender Weise verändert:
Falls kein Bewuchs vorhanden ist, wie an Deichwegen, tritt anstelle der realen bzw.
tatsächlichen Evapotranspiration die reale Evaporation Ea [mm]:
N = Ea + Ao + Au Glg. 2-54
Vereinfachend werden im Folgenden nur noch Glg. 2-53 bzw. Glg. 2-54 näher be-
trachtet.
_________________________
18
Summe von Evaporation und Transpiration, d. h. von Bodenverdunstung, Interzeptionsverdunstung und Transpiration
65
2.6.3 Niederschlag
Ea Evaporation19 [mm]
Ei Interzeptionsverdunstung20 [mm]
Ta Transpiration21 [mm]
_________________________
19
Mit Evaporation werden die Verdunstung auf der unbewachsenen Erdoberfläche (Bodenverdunstung, Schneeverduns-
tung, Eisverdunstung) und der auf den Pflanzenoberflächen zurückgehaltene Niederschlag bezeichnet (DVWK
238/1996).
20
Als Interzeptionsverdunstung wird der Teil der Verdunstung bezeichnet, der auf Pflanzen zurückgehalten wird und auf
diesen wieder verdunstet (DVWK 238/1996)
21
Mit Transpiration wird die Verdunstung von Pflanzenoberflächen aufgrund biotischer Prozesse bezeichnet (s. o.).
66
HAUDE auf bayerische Verhältnisse an, so ergeben sich für die Hochwasser ge-
fährdeten Monate die in Abb. 2-14 dargestellten realen Evapotranspirationsraten
ETa [mm/d]. Die Werte für die tägliche, reale Evapotranspiration ETa bewegen sich
zwischen 2,7 mm/d im August und 1,0 mm/d im Januar und Dezember. Verglei-
chende Betrachtungen von Beispielen aus DVWK 238/1996 zeigen eine zufrieden
stellende Genauigkeit der berechneten Werte, so dass auf die Anwendung aufwen-
digerer Verfahren verzichtet werden kann.
4.0
HAUDE (U=45%)
3.5 PENMAN & MONETEITH
HAUDE (U=45%,1:1)
3.0 PENMAN & MONETEITH (1:1)
HAUDE (U=45%,1:2)
ETa [mm/d]
1.5
1.0
0.5
0.0
Abb. 2-14: Evapotranspirationsrate ETa [mm/d] von mit Gras bewachsenen Flä-
chen für bayerische Verhältnisse für unterschiedliche Neigungen und
Jahreszeiten
Für geneigte Flächen erhöht sich ETa aufgrund der geometrischen Verhältnisse fol-
gendermaßen:
1
ETa ,Hang = ETp ⋅ Glg. 2-56
cos(α )
Vereinfachend wurden für bayerische Verhältnisse die in folgender Tab. 2-4 zu-
sammengefassten Klimadaten zur Berechnung von ETa verwendet:
67
Reddi (2003) gibt für große Gefälle und für mit Gras bewachsene Flächen einen
Abflusskoeffizienten von ψ = 0,3 an. Für schwach geneigte Flächen (I < 2%) ohne
nennenswerte Vegetation ist nach Reddi (2003) der Abflusskoeffizient ψ = 0,6.
Brechtel u. Hammes (1985) geben eine Spanne für den Oberflächenabfluss von ca.
5% bis 80% der Beregnungsmenge an. Der oberflächige Abfluss nimmt von mit
Mischwald bewachsenen Böden bis hin zu Anbruchflächen ohne Vegetation zu.
Eine weitere Möglichkeit der Bestimmung des Oberflächenabfluss ist das Curve-
Number-Modell, das vom Soil-Conservation-Sevice in den USA entwickelt wurde.
Dieses Verfahren ist als SCS-Verfahren in Deutschland bekannt und in DVWK
113/1984 beschrieben. Eine Abschätzung mit einem CN-Wert = 58 bzw. 71 für
Dauerwiesen auf relativ durchlässigen und undurchlässigen Böden zeigt, dass in
etwa ähnliche Ergebnisse erreicht werden, wie bei konstantem Abflussbeiwert (vgl.
Abb. 2-15).
Für den betrachteten Fall der Infiltration von Deichen an Fließgewässern wird nicht
unterschieden in Zwischenabfluss und unterirdischen Abfluss. Die Infiltration wird
mit einer pauschalen Evapotranspirationsrate von ETa = 2,5 mm/d angesetzt. Dabei
wird angenommen, dass 50% des Niederschlags abzüglich der Evapotranspiration
in den Deichkörper infiltriert. 50% des Niederschlags wird an den mit Gras bewach-
senen Böschungen (Neigungen von 1:1 bis 1:3) oberflächig abgeleitet. Die aus die-
sen Betrachtungen resultierende Infiltration kann nachstehender Abb. 2-15 ent-
nommen werden.
150
Oberflächenabfluss + Infiltation
ir = iN Ao + I
1,5E-06
125
1:3
Böschungs-
1:2
neigungen 100
Infiltration [mm/d]
Infiltration [m/s]
1:1
1,0E-06
Infiltration I 75
Evapotranspirations-
verlust (2,5 mm/d) 50
5,0E-07
1:3
25
Böschungs- 1:2
neigungen 1:∞ (unbewachsen)
1:1
0,0E+00 0
0 25 50 75 100 125 150
Niederschlag [mm/d]
ben und somit zur Erhöhung der Sättigung beitragen (siehe Abschnitt 5.6.3).
3 Hochwasserschutzdeiche an Fließgewässern
Nachdem sich die ersten Siedlungen auf den Anhöhen in den Flussniederungen na-
he zum Gewässer niedergelassen hatten, begannen die Menschen, die nährstoffrei-
chen Talauen als Weide- und Ackerland zu nutzen. Durch die Errichtung von einfa-
chen Erdwällen schützten sie Ernte und Vieh vor Hochwassern. Die Bauwerkssi-
cherheit war aufgrund der mangelnden Bautechnik mit den heutigen Richtlinien
nicht zu vergleichen. Dies und fehlende Werkzeuge zur hydrologischen und hydrau-
lischen Abschätzung von Abflüssen hatten ein häufiges Brechen der Deiche zur
Folge. Als Bemessungshochwasserstand diente häufig das größte bekannte Hoch-
wasser (HHW) oder ein gerade eingetretenes Hochwasser (HW). Deichbruchstellen
wurden nicht selten mittels neuer Deiche geschlossen, die der Einfachheit halber
entlang der entstandenen Kolke geführt wurden, was unregelmäßige Deichlinien zur
Folge hatte.
Hochwasserschutz an Flüssen durch Deichbau lässt sich bis in das frühe Mittelalter
zurückführen. Erste Deichbauten, meist Ringdeiche bzw. Erdverwallung für den
Schutz einzelner Objekte, errichteten holländische Siedler in Deutschland am Nie-
derrhein vereinzelt seit dem 9. Jahrhundert und verstärkt im 12. Jahrhundert an der
Elbe (Schmidt 2000). Größere, zusammenhängende Deichanlagen waren fortan am
Unterlauf des Rheins und der Maas in Holland sowie seit dem 13. Jahrhundert im
Weichseldelta zu finden (Ehlers u. Winkel 1947). An der Oder z. B. in der Nähe
von Frankfurt waren im Jahre 1348 Deiche nachweislich vorhanden. Der älteste
Banndeich (Haupt-/Volldeich) stammt aus dem Jahr 1350 und liegt am Niederrhein
zwischen Kleve und Nijmegen (Schmidt 2000). In den folgenden Jahrhunderten
fanden u. a. an Elbe, Rhein und Oder größere Bauaktivitäten statt. Zugleich bildeten
sich an besagten Gewässern Deichverbände als Selbsthilfegemeinschaften, da die
damalige Obrigkeit dem Hochwasserschutz nicht immer die notwendige Aufmerk-
samkeit schenkte. Die ersten Deichverbände entstanden in Niedersachsen im 15.
Jahrhundert. Im preußischen Deichamtsgesetz wurden die Deichverbände erstmals
1860 rechtlich verankert. Die Wichtigkeit des Deichbaus für den Hochwasserschutz
wird auch dadurch dokumentiert, dass noch vor der Bildung der Deichverbände ers-
te Deichregelements bzw. Deichordnungen wahrscheinlich bereits im 14. Jahrhun-
dert und nachweislich seit 1436 bestanden haben und bis heute immer wieder er-
neuert wurden (Schmidt 2000).
71
In diesen Deichordnungen sind Hinweise zur baulichen Gestaltung der Deiche ent-
halten. So auch in der „Teich- und Uferordnung für die Lebusische Niederung an
der Oder“ von M. F. Creutz aus dem Jahre 1717. In dieser Zeit entstanden ebenfalls
bemerkenswerte Fachbücher zum Wasserbau mit Ausarbeitungen zum Deichbau.
So erschien z. B. im Jahre 1724 ein Buch mit dem Titel „Schau-Platz der Wasser-
Bau-Kunst“ von Jacob Leupold, einem Naturwissenschaftler, das den Bau, die Un-
terhaltung und die Ertüchtigung von Flussdeichen behandelte (Weiß 2003).
Die ersten Deichbauten glichen aufgrund ihrer Bauweise, bei der u. a. Flechtzäune
verwendet wurden, und der dadurch möglichen, steilen Böschungen mit Erde ge-
füllten Mauern. Das Erdmaterial für diese Verwallungen wurde deichnah gefördert.
Dementsprechend konnten Deiche aus dem Frühmittelalter aus verschiedensten Ma-
terialien aufgebaut sein. Die Erfahrungen der unzähligen Deichbrüche und der an-
schließend notwendigen Anpassungsmaßnahmen, die meist aufgrund des Auftretens
eines Hochwassers mit höherem Wasserstand Aufhöhungen darstellten, schlugen
sich in der technischen Gestaltung des Deichquerschnitts der jeweiligen Zeitalter
nieder (Abb. 3-1).
72
<1
Deichnahes
: 1 1)
wie z. B. Rauwehr
:1
Baumaterial
1)
<1
1575 1) 16 Fuß = 4,65 m
(nach der Deichordnung für den Niederrhein aus dem 2) i. Allg. natürlicher Reibungswinkel (hier: Kies mit ϕ = 35°)
Jahre 1575; nach Schmidt 2000)
3) einzelne Baumreihen zugelassen.
Krone1)
4) 2 Fuß ≈ 0,60 m
16 Fuß
5) i. Allg. natürliche Verbauten wie z. B. Rauwehr
HW
2 Fuß4) Bäume2)
≈
1
2) Deichnahes :1
3 ,3 2
: 1, Baumaterial )
1
Bäume2) ≈
Böschungsbefestigung5)
1717
(konstruiert nach der „Teich- und Uferordnung für die
Lebusische Niederung an der Oder“ von M. F. Creutz aus Krone1) 1) 12 Fuß ≈ 3,76 m
dem Jahre 1717; in Hahn-Weißhaupt u. Trömel 2003) 12 Fuß 2) keine Bäume am und auf dem Deich erlaubt.
HW
Sicherheitsabstand ≈1 Sicherheitsabstand
,5 :1
Bäume2) :1 Reine Erde aus dem Vorland ,5 Bäume2)
12 Fuß ≈1 ohne Gehölzreste 12 Fuß
Dichtung4)
Waren bis vor wenigen Jahrzehnten Deiche grundsätzlich aus natürlichen Böden
geschüttete Erdbauwerke, finden heutzutage immer mehr künstliche Baumaterialien
Anwendung. Dichtungen, wie z. B. Spund- oder Erdbetonwände, oder Geokunst-
stoffe, wie z. B. Geogitter oder Vliese, werden immer häufiger zur Erhöhung der
Bauwerkssicherheit eingesetzt.
Der Deichbau in Bayern entwickelte sich anders und später als im Rest Deutsch-
lands, obwohl die Donau zu den von Hochwasser am häufigsten frequentierten
Flüssen Europas zählt und zählte. Berichte von „katastrophalen“ Hochwasserereig-
nissen existieren bereits aus dem Jahr 1012 (LfW BY 1998). Deichbauaktivitäten
fanden vor 1850 praktisch nicht statt (Abb. 3-2). Gemeinschaftliche Zusammen-
schlüsse zu Deichverbänden gab es ebenfalls nie.
Das hatte, sieht man von den Schäden und zahlreichen Todesopfer infolge Hoch-
wassers seit Anfang der Hochwasserdokumentation ab, auch positive Aspekte für
die bayrischen Deiche. Die nun teilweise schon 100 Jahre alten Deiche wurden nach
relativ modernen Deichbaurichtlinien errichtet. Die Deichhöhe konnte bereits an-
hand zahlreicher dokumentierter Hochwasserereignisse relativ hoch abgeschätzt
werden. Kritisch unterdimensionierte, mittelalterliche Erdverwallungen sind in
Bayern i. d. R. nicht aufzufinden. Diese „Altdeiche“ erfüllen in Bayern u. U. bei
kleineren Hochwasserereignissen immer noch ihren Zweck, auch wenn sie nach
Norm nicht standsicher sind. Die Anpassung an die allgemein anerkannten Regeln
der Technik (a .a. R. d. T.) ist, wenn auch ein bestimmtes Schadenspotential vor-
handen ist, dringend notwendig.
74
25% 1250
Donau
Datenquelle: Isar
Deichzustandserhebung. Iller
Gew. 1. u. 2. Ordnung in Bayern.
Prozentualer Anteil an Gesamtstrecke [-]
Salzach Laber
(siehe Haselsteiner u. Strobl 2005) Zusam ... Lech
Schmutter ...
Isar
Donau
g
un
ier
5% n 250
Sa
nd
T re
0% 0
1850- 1861- 1871- 1881- 1891- 1901- 1911- 1921- 1931- 1941- 1951- 1961- 1971- 1981- 1991- 2001- k.A.
1860 1870 1880 1890 1900 1910 1920 1930 1940 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2002
Zeitraum
Erweiterung der Deichstrecken wurde kontinuierlich bis heute fortgeführt. Die Ver-
teilung der Deichstrecken auf die größeren Gewässer in Bayern ist in Abb. 3-3 dar-
gestellt. Knapp 50% der 1.191 km Deichstrecken an o. g. Gewässern in Bayern sind
bereits in der Vergangenheit saniert worden. Sanierungsaktivitäten setzten Anfang
des 20. Jahrhundert ein und nehmen bis heute stetig zu, was zum einen am mangel-
haften Zustand der Deiche und zum anderen an den fortentwickelten Baurichtlinien
liegt.
Deiche werden aufgrund ihrer oft geringen Ausmaße und großen Längserstreckung
von den vielen Umwelteinflüssen, wie z. B. Sonne, Frost, Regen, Tiere und anthro-
pogener Tätigkeit, in höherem Maße beeinflusst als große Talsperrendämme, die
zudem einer ständigen lückenlosen Überwachung unterliegen und regelmäßig si-
cherheitstechnisch überprüft werden. Die stetige Alterung der Deiche und begrenzte
Finanzmittel lassen den Schluss zu, dass es sich beim Bau von Deichen und deren
Ertüchtigung sowie Unterhaltung um eine Sisyphosarbeit handelt. Derartige Aufga-
ben sollte man natürlich positiv gestimmt angehen, so wie auch A. Camus in „Le
Mythe de Sisyphe““ mit einem positiven Resümee schließt: „Wir müssen uns Sisy-
phos als einen glücklichen Menschen vorstellen.“ (Camus 1942)
Bereits in den 70er Jahren des 20. Jahrhundert führte die Notwendigkeit, Regeln
speziell für den Deichbau zu erlassen, dazu, dass die damalige Deutsche Demokrati-
sche Republik die technische Normenreihe TGL 28721 Teil 1 bis 5 für Flussdeiche
einführte. Einige Jahre zuvor, im Jahre 1971, hatte der Deutsche Verband für Was-
serwirtschaft e. V. (ehemals: Deutscher Verband für Wasserwirtschaft und Kultur-
bau (DVWK); heute: Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und
Abfall (DWA)), in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Erd- und
Grundbau e. V. (DGEG) und der Länderarbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA) be-
reits „Empfehlungen für Flussdeiche“ herausgegeben (DVWW 1971).
Aus diesen Empfehlungen entstand 1986 das Merkblatt „Flussdeiche“ des DVWK-
Verbandes (DVWK 210/1986), das einige Jahre später als Basisdokument für die
DIN 19712/1997 fungierte. Zum Großteil finden sich die Inhalte der TGL 28721 in
DIN 19712/1997 wieder. Einige bis heute noch kontrovers diskutierte Punkte hin-
gegen waren in den TGL fest integriert und wurden in DIN 19712 nur am Rande
behandelt, wie z. B. der Einsatz von geophysikalischen Methoden bei der Erkun-
dung von Deich und Untergrund. Beide Regelwerke, die DIN 19712 und das
DVWK-Merkblatt 210, befinden sich zurzeit in Überarbeitung.
(1996), Pilarczyk (1998) und USBR24 (1987) erwähnt. Aus Großbritannien ist dem
Autor jedoch kein entsprechendes normatives Regelwerk innerhalb der „British
Standards“ bekannt, das sich mit speziell mit Flussdeichen beschäftigt. Es existieren
jedoch einige technische Berichte zu diesem Thema, wie z. B. EA25 W35 (1996).
3.3.1 Allgemeines
„Die Standsicherheit kann mit einem Deich aus homogenem Material erreicht wer-
den.“ (DIN 19712/1997) Daraus wird klar, dass Deiche durchaus homogen aufge-
baut sein können. Sie können aber auch mit Drän und/oder mit Dichtung ausgebil-
det werden. Das Sicherheitsdenken bei allen vier Formen des Deichquerschnittes
(Abb. 3-3) ist dasselbe. Der Deich muss den Bemessungsbelastungen dauerhaft oh-
ne Schaden standhalten.
U U
b d
Stk Stk
D D
Dr Dr
U U
_________________________
24
USBR: United States Bureau of Reclamation
25
EA: Environmental Agency
78
(Weiß 1997) oder für den Rhein (Kast u. Brauns 2003, Schulze 2003) entwickelt.
Diese „Regelprofile“ weichen je nach Randbedingungen von einem durch die nor-
mativen Vorschriften geforderten Mindestquerschnitt in Abhängigkeit der unter-
schiedlichen Randbedingungen mehr oder weniger ab.
3.3.2.1 Deichkrone
„Die Kronenbreite sollte mindestens 3,0 m betragen. Zur Entwässerung sollte sie
entweder schwach gewölbt sein oder eine Neigung von mindestens 2 % zur Wasser-
seite aufweisen.“ Nicht befahrbaren Kronen von Deichen unter 2 m Höhe reicht
eine Breite von 2,0 m aus. (DIN 19712/1997)
3.3.2.2 Deichböschungen
Wie die Kronenbreite hängt auch die Wahl der Böschungsneigungen vor allem von
Aspekten der Standsicherheit ab. Globale und lokale Standsicherheitsnachweise
haben als Eingangsparameter stets die Scherparameter des Bodens sowie dessen
Wichte. Weiter spielen der Deichaufbau und mögliche Durchsickerungszustände im
Rahmen der zu berücksichtigenden Lastfälle (vgl. Abschnitt 4.3.2) die entscheiden-
de Rolle (DIN V 4084-100/1996). Darüber hinaus können die Einbindung in das
Landschaftsbild, Möglichkeiten der Deichunterhaltung und Eigentumsverhältnisse
berücksichtigt werden (DIN 19712/1997). Je flacher eine Böschung ist, desto stand-
sicherer wird sie.
79
Deichböschungen sollten nach DIN 19712/1997 Neigungen von 1:3 und flacher
aufweisen. Als obere Grenze von Böschungsneigungen wird von USACE EM
(2000a) die Neigung von 1:2 angegeben. Bei austretendem Sickerwasser an der Bö-
schung sollte auf 1:5 abgeflacht werden (USACE EM 2000a). Schneider et al.
(1997) empfehlen Böschungsneigungen von 1:3,5 mit Abflachungen bis zu 1:5 im
unteren Drittel der Böschung, wo Sickerwasser austreten kann. Eine den Beanspru-
chungen angepasste Gestaltung der Böschungsneigungen wurde bereits in Ehlers u.
Winkel (1947) propagiert (vgl. BAW MSD 2005).
Eine Abflachung auf 1:5 bis 1:6 im Bereich der austretenden Sickerlinie (Hangquel-
le) gewährleistet primär die lokale Standsicherheit. Bei Vorhandensein von Dräns
zur Entwässerung an den Deichfüßen oder von entsprechend geeignetem, grobem
und durchlässigem Schüttmaterial kann auf eine lokale Abflachung verzichtet wer-
den, sofern die globale Standsicherheit gegeben ist.
Steilere Böschungen, vor allem auf der Landseite, sind dann möglich, wenn eine
Durchströmung mittels Dichtung und/oder Drän verhindert wird. Ohne auftretende
Strömungsbelastung wird die i. Allg. die lokale Standsicherheit maßgebend, so dass
auch steilere Neigungen als 1:2 möglich sind.
Böschungsneigungen von 1:10 bis 1:20 und flacher mit intakter Vegetationsdecke
können einer definierten Überströmung widerstehen. Erfahrungen haben gezeigt,
dass Böschungen von 1:15 Überströmungshöhen von bis zu 0,24 m schadlos über-
standen haben (Baumgarten u. Thies 1983). Weitere Ausführungen zur Überströ-
mungssicherung von Erdbauwerken sind in Bossard (1991); LfU BW (2004) und in
Haselsteiner et al. (2007) zu finden.
3.3.2.3 Bermen
3.3.2.4 Deichwege
Die Mindestbreite von Deichwegen kann aus ihrer Nutzung bzw. der Mindestkro-
nen- oder Mindestbermenbreite oder den erforderlichen Breiten für öffentliche Stra-
ßen oder Wege abgeleitet werden. Lagerungsmöglichkeiten für Deichverteidi-
gungsmittel aber auch das Anlegen von Wendeplätzen oder Ausweichstellen kön-
nen bereichsweise zu deutlich größeren Wegbreiten führen (vgl. Reincke 1980).
Ausweichstellen haben nach USACE EM (2000a) beispielsweise eine Breite von
etwa 7,31 m und Wendeplätze von etwa 12,20 m bei einer Länge von über 30 m.
Nach DIN 19712/1997 ist der „wirtschaftlichste und natürlichste Schutz für den
Deichkörper … eine stark verwurzelte und geschlossene Grasnarbe“. Die Dicke der
Vegetationsschicht beträgt in der Regel 10 bis 25 cm. Intensiv gepflegter Rasen bil-
det eine geschlossene, deckende Grasnarbe. Magerrasen hingegen schützt den Deich
v. a. durch ein dichtes, unterirdisches Wurzelgeflecht. Er gedeiht auf nährstoffar-
men, grobkörnigen Böden auch bei geringer Aussaatdichte ohne Humusauftrag
(Boser 1999). Neben Rasen und Magerrasen können auch extensiv gepflegte Wie-
sengesellschaften, Hochstaudenfluren und bei Gewässernähe auch Fluss- und Bach-
röhrichte auf Deichböschungen auftreten. Die Artenvielfalt bzw. die ökologische
Wertigkeit spielen bei der Auswahl der Vegetationsformen ebenfalls eine wesentli-
che Rolle (DVWK 226/1993, DIN 19657/1973, LfW BY 1984, Hiller 1974, 1999).
Die Erosionsschutzwirkung einer Vegetationsdecke hängt in hohem Maße von den
Standortgegebenheiten und der Pflege ab und kann zu markanten Erscheinungsun-
terschieden führen, wie am Vergleich von Deichen an der Isar (Büring 1999) und
am Rhein (Husicka 2003) deutlich wird.
3.3.2.6 Mindestquerschnitt
Als Minimallösung kann nach Regelwerk ein homogener Deich ohne Berme und
relativen steilen Böschungen von 1:2 ausgeführt werden (Abb. 3-4,
DIN 19712/1997, USACE EM 2000a, vgl. BAW MSD 2005). Bei durchlässigen
Deichen wird sich jedoch ein Durchsickerungszustand einstellen, der die Standsi-
cherheit einer derartigen Minimallösung gefährdet. Sie ist deshalb i. d. R. nur dann
in Betracht zu ziehen, wenn keine übermäßige hydraulische Belastung zu erwarten
ist. Dies ist dann der Fall, wenn die Hochwasserereignisse schnell auftreten und der
Deich gleichzeitig relativ undurchlässig ist. Mit dem Thema der instationären
Durchsickerung von Deichen beschäftigt sich Kapitel 7.
Trotz der regelkonformen Bemessung muss man sich im Klaren sein, dass bei Aus-
reizung der Sicherheiten bei solchen Bauwerken die Sicherheitsreserven gegen nicht
vorhersehbare Einwirkungen, wie z. B. Wühltiergängen oder sukzessive
Gehölzausbildung, schwinden. Bei hohen Schadenspotenzialen und anderen un-
günstigen Randbedingungen können Deiche über die in DIN 19712/1997 enthalte-
nen Forderungen hinaus ähnlich wie Talsperrendämme nach DIN 19700/2004 aus-
gebildet werden. Eine Übersicht der Anforderungen aus DIN 19712/1997 samt
82
besonderen Randbedingungen
F Einbaudichte nach Proctor (DIN 18127) / Einbaulagen i. d. R. 0,20 bis 0,40 m
notwendig
J wasserseitig: i. d. R. Grasnarbe auf 10 – 25 cm Oberboden
Dräns bestehen in der Regel aus körnigem Material, wie z. B. Sand, Kies, Splitt,
Schotter, oder aus Geokunststoffen (DIN 19712/1997).
Natürliche Dräns sollten eine Mindestdicke von 0,50 m aufweisen (Weiß 1997).
Dräns sind so zu bemessen, dass sie das zu erwartende zufließende Sickerwasser
mit mindestens zweifacher Sicherheit abführen können. Falls ein Drän für die
Standsicherheit eines Deiches erforderlich ist, sollte er kontrollierbar und regene-
rierbar sein, sonst muss die Standsicherheit ohne Drän im Lastfall 3 nachgewiesen
werden (DIN 19712/1997). Brauns u. Raju (1993) fordern, dass der Sickerwasser-
abfluss aufgrund der mit dem hydraulischen Gradienten überproportional anstei-
genden Fließwiderstände mit fünffacher Sicherheit bemessen wird (vgl. Abschnitte
2.3.2 und 2.5.2). Die Durchlässigkeit des Dräns sollte 100fach größer sein, als das
zu dränierende Bodenmaterial (Brauns u. Raju 1993). Im Einzelfall können Dräns
bis zu 0,6·H ausgeführt werden, wenn Gründe der Standsicherheit dafür sprechen
(Schmidbauer u. Erb 1958, Abb. 3-6).
83
A Dränteppich E Sickerschacht
B Fußdrän F Offener Graben
C Auflastdrän
D Dränberme
h C
0,6*h B
D F
A
Deichgräben können, sofern dies die Nutzung des Hinterlandes, wie z. B. intensive
Landwirtschaft oder Bebauung, notwendig macht, in einem Abstand von mindes-
tens 2,5 m vom Deichfuß angeordnet werden. Da solche Gräben die Strömung unter
und im Deich verstärken und erhöhte hydraulische Gradienten auftreten können,
kann ein größerer Abstand von mehr als 5,0 m notwendig werden. Es sollte geprüft
werden, ob die Wasserableitung im Deichhinterland ohne spezielle Gräben am
Deich und die dann erforderlichen Schöpfwerke ggf. unter der Inkaufnahme eines
Polderwasserstandes bewerkstelligt werden können.
3.3.4.1 Allgemeines
(DIN 19712/1997)
OD ID OD ID
DT DT
DS
OD ID OD ID
UD
UD
U U
3.3.4.2 Oberflächendichtungen
Nach DVWK 215 (1990) muss der Durchlässigkeitsbeiwert k326 < 10-7 m/s bei ei-
nem hydraulischen Gradienten i = 10 bei einer natürlichen Dichtung mindestens
gegeben sein. Mineralische Dichtungen bestehen aus natürlichen oder künstlichen
gering durchlässigen Böden. Die Dicke der Dichtung sollte i. d. R. mindestens
1,0 m betragen, wobei sie zusätzlich durch eine Deckschicht inklusive Vegetations-
schicht (D > 0,80 m) gegen mechanische Angriffe gesichert sein sollte. In Berück-
sichtigung von Frost- und Taueinwirkungen sowie Trocknungsrissen sollte die Di-
cke der natürlichen Dichtung, der Deckschicht und der Vegetationsdecke ausrei-
chend bemessen werden (DWA 2005). Praktische Anhaltswerte für die Bemessung
und Anwendung von natürlichen Oberflächendichtungen sind in Tab. 3-1 gegeben
(vgl. DWA 2005, Kleber-Lerchbaumer 2006) Bei der Festlegung des Durchlässig-
keitsbeiwerts k für die Bemessung sollte berücksichtigt werden, dass die Durchläs-
sigkeit durch Frost-Tau-Wechsel sich wesentlich erhöhen kann (Quandt 1998).
_________________________
26
Die Durchlässigkeit k3 wird laut DVWK 215/1990 für Erddichtungen bei einem hydraulischen Gradienten von i = 10
im Labor an Bodenproben ermittelt, die aus verschiedenen Stellen der Dichtung entnommen werden.
86
Zum Vergleich der zwei hier genannten Dichtungen kann anstelle der Durchlässig-
keit die Permittivität ψ [1/s] (Glg. 2-18) verwendet werden. Eine Oberflächendich-
tung der Dicke DOD = 1,0 m mit k = 5·10-8 m/s hat somit die gleiche Permittivität ψ
= 5·10-8 m/s wie eine geosynthetische Tondichtungsbahn der Dicke DGTD = 0,01 m
mit k = 5·10-10 m/s (DWA 2005).
3.3.4.3 Innendichtungen
Stahlspundwände werden im Deichbau sowohl als Dichtungen für Deich und Un-
tergrund als auch als Gründungsbauwerke verwendet. Die Durchlässigkeit von
Spundwänden ist stark abhängig von der Abdichtung der Schlösser, welche künst-
lich und natürlich erfolgen kann. Im Allgemeinen wird bei Spundwänden eine
Dichtwirkung von k < 10-8 m/s und undurchlässiger angenommen. Die maximal
erreichbare Tiefe beträgt 33 m. Die Wandstärke der Profile beträgt 4 bis 24 mm.
Die Wahl der Wandstärke und der Stahlsorte hängen u. a. von der statischen Bean-
spruchung ab (vgl. Tab. 3-3, Schulze 2003, Breitenstein 2006).
cke der Wand hängt vom Fördergerät ab und beträgt 0,4 bis 2,0 m (vgl. Tab. 3-4,
DVWK 215/1990).
Einax. Druckfest. qu,28 [MN/m²] > 0,30 > 5,0 0,11 - 0,70 > 0,30
Maximale Tiefe t [m] 25 9.5 25 50
Dicke [m]: 0,35 - 0,88 0,35 - 1,0 < 0,20 0,4 - 2,0
1) A)
aus Wildner et al. (1999) Verfahren Fa. Bauer Spezialtiefbau
2) B)
aus B-A-E (2000) Verfahren Fa. Sidla & Schönberger
3)
aus Kleist (1999) nach DVWK (1986)
4)
vgl. DVWK 215/1990
Dichtungen sollen soweit als technisch möglich an die Krone herangeführt werden
und in jedem Fall über den Bemessungshochwasserstand reichen. Häufig reicht je-
doch die Frosteindringtiefe bis unter den Bemessungshochwasserstand (BHW),
wenn der Freibord kleiner ist als die Frosteindringtiefe. Scholz u. Schulz (2002)
88
Nicht selten treten Mängel in Kombination auf. Der in Abb. 3-8 gezeigte, aufgegra-
bene Deich wies steile Böschungen von Neigungen bis zu 1:1,5 auf und war be-
reichsweise aus locker gelagertem Kiesboden mit eingelagerten großen Findlingen
aufgebaut (vgl. Abb. 3-9 Beispiel a).
Am dargestellten Beispiel lässt sich auch gut zeigen, dass ein anfangs bestehender
Deichkern aus Kiesen mit Findlingen beidseitig bei Baumaßnahmen mit dichterem,
vermutlich schwach bindigem Boden verstärkt wurde. Anhand der Schichtung und
der Bodenlagerung können Rückschlüsse auf die angewendeten Verdichtungstech-
niken gezogen werden. An diesem Beispiel können bis zu drei unterschiedliche Er-
tüchtigungshorizonte festgestellt werden (Abb. 3-8, Abb. 3-9 Beispiel a).
Häufig werden zur Verringerung der Durchsickerung dichte, bindige Baustoffe auf
der Wasserseite eingebaut. Dies und die Erhöhung des Deichs wurden am Donau-
deich in Abb. 3-9 (Beispiel b) durchgeführt (vgl. Schweitzer u. Wildner 2004).
Findlinge
Mindestens vier Mal und ohne besondere Auswahl des Deichbaumaterials oder der
Einbautechnik wurde der in Abb. 3-9 (Beispiel c) gezeigte Oderdeich schichtweise
erhöht. Im Deich waren auch Rundhölzer zu finden, welche wahrscheinlich für die
90
Begeh- und Befahrbarkeit der jeweiligen älteren Deichkronen auf diesen platziert
und anschließend im Deich belassen wurden (Hahn-Weißhaupt u. Trömel 2003).
günstig gestuften kiesigem, gut 4 Erhöhung des Deiches mit sandig-kiesigem, schwach
2
verdichtetem Material schluffigem Material über gesamten Altdeich (verdichtet)
Vegetation auf Oberbodenschicht (i. Allg. 5 1 Ältester Deichkörper aus kiesigem Material mit
lose auf die Deichböschung aufgetragen) Findlingen (schlecht verdichtet)
3. Bauphase
2. Bauphase
H<2m
≈ 1,5
≈ 1,5 1. Bauphase
1
1
3. Bauphase
H≈4m
2. Bauphase
≈ 2,0 ≈ 2,0
1. Bauphase
1 1
≈ 3,0
≈ 2,0 2. Bauphase
1
1 1. Bauphase
Die Abschätzung des hydraulischen Verhaltens oder der Stabilität von Deichen bei
derart inhomogenen Querschnitten mit ungünstigem Aufbau und locker, gelagerten,
durch Störungseinflüsse veränderten Böden ist schwierig bis unmöglich zu bewerk-
stelligen (Pohl 2000). Auch verstärkte Erkundungsmaßnahmen können nur be-
schränkten Einblick in die vorhandenen Verhältnisse geben, so dass im Zuge von
Ertüchtigungsmaßnahmen entweder der Deichkörper komplett abgetragen und wie-
deraufgebaut werden muss oder die Ertüchtigungsmaßnahmen so zu planen sind,
91
dass die Unsicherheit im Aufbau die Standsicherheit nicht beeinträchtigt. Nicht sel-
ten kommen deswegen statisch wirksame Innendichtungen zur Anwendung (vgl.
z. B. Haselsteiner u. Strobl 2006a, b; Haselsteiner 2006). Ohne den Einsatz von
künstlichen Dichtungen wurden zahlreiche, höchst inhomogene Oderdeiche ohne
den Einsatz von künstlichen Dichtungen ertüchtigt (Dahlke et al. 1999a).
In Bayern werden beinahe zwei Drittel der Deiche an Gewässern 1. und 2. Ordnung
von semiterrestrischen Auen-27 und Gleyböden28 unterlagert (Haselsteiner u. Strobl
2005). Diese bindige Deckschicht wird häufig als Auenlehm bezeichnet. Lehm wird
jedoch genau genommen aus gleichstarken Fraktionen von Ton, Schluff und Sand
gebildet. Die Zusammensetzung der an Deichen anzutreffenden bindigen Deck-
schichten ist abhängig von Entstehungsgeschichte und je nach Ablagerungsort sehr
unterschiedlich, was an den Sieblinien in Abb. 3-10 gezeigt wird. Wenn also von
Auenlehm gesprochen wird, handelt es sich nicht nur um reine Lehmböden, sondern
um Schluffe und Sande mit unterschiedlich starken Beimengungen.
_________________________
27
Auenböden beziehen ihren Namen aufgrund ihrer Verbreitung in den Auen. (Fluss-)Auen sind durch Niedrig- und
Hochwasser geprägte entlang von Bächen und Flüssen verlaufende Niederungen. Auenböden können auch als
Schwemmlandböden oder alluviale Böden bezeichnet werden (Kuntze et al. 1994, Scheffer et al. 1984).
28
Davon unterschieden werden müssen Stagnogleye, welche zu den terrestrischen Böden zählen und sich aufgrund der
Vernässung durch die Unterlagerung von dichten Schichten bilden (Scheffer et al. 1984).
92
Deich HW Deich
GW GW
MW
Bodenkundl. Erklärungen:
Bodenprofil A - A Auenböden Gleyböden Ah: Mineralischer Oberbodenhorizont mit
z. B. Tschernitza z. B. Gley bis 15% Humus und organischen
Deichkies (AT) (GG) Anteilen (> 0,6 %)
Ah aC: Mineralischer Untergrundhorizont mit
40 – 80 cm
Bindige Deckschicht Ah unregelmäßigem Grundwassereinfluss
(> 40 cm)
Untergrundkies (aC) G: Mineralbodenhorizont mit
Go GW Grundwassereinfluss und hydromorphen
Go GW
Sandschicht Merkmalen
Gor Go: G oxidiert im
Untergrundkies Gor Grundwasserschwankungsbereich
Gr (> 10% Rostflecken)
Undurchlässiger Gr Gor: G (Go) auch außerhalb
Untergrund Wurzelbahnen (< 5% Rostflecken)
Gr: G reduziert im Nassbereich an über
Bodenprofiltypen abhängig vom Grundwasserstand! 300 Tagen (< 5 % Rostflecken)
Durch die Eindeichung von Gebieten, in denen Auen- und Gleyböden vorhanden
sind, treten dort Überschwemmungen seltener auf und die Ablagerung von Boden-
feinteilen bzw. die Bildung „junger“ Auenbodenschichten wird verhindert. Verän-
dern sich auch Grundwasserstände und bleiben Überflutungen durch Qualmwasser
aus, können sich aus semiterrestrischen Bodengesellschaften terrestrische Brauner-
deböden bilden (Scheffer et al. 1984).
Als Deichbaustoffe sind natürliche und künstliche Baustoffe geeignet, sofern sie die
Anforderungen an Durchlässigkeit, Verdichtungsfähigkeit, Scherfestigkeit und Fil-
tereigenschaften erfüllen. Neben Steinen mit Kantenlängen bis zu 15 cm kann u. a.
recycelter Bauschutt verwendet werden. Ausschlusskriterium ist i. Allg. ein zu ho-
her Anteil an organischen Bestandteilen (> 4 %). Der Untergrund ist i. d. R. natür-
lich gewachsen und wird ggf. von einer bindigen Deckschicht überlagert
(DIN 19712/1997).
Über 70% der bayrischen Deiche an Gewässer 1. und 2. Ordnung sind aus Kiesen
aufgebaut. Davon sind ein Großteil Einheitsdeiche. Bei knapp 15% wurden im
Deichkörper überwiegend Schluffe aus bindigen Deckschichten verbaut. Fast zwei
Drittel aller Deiche werden, wie im vorigen Abschnitt erwähnt, von einer bindigen
Deckschicht, welche meist aus tonigen, sandigen oder kiesigen Schluffen – be-
zeichnet als Auenböden oder Gleye – besteht, unterlagert (Haselsteiner u. Strobl
2005). In Baugrundgutachten einiger Deichstandorte an bayrischen Gewässern wie-
sen die bindigen Deckschichten bereichsweise am gleichen Standort eine Variation
ihrer Mächtigkeit von 0,0 bis 2,0 m auf. Beim überwiegenden Rest der Deiche ste-
hen direkt unterm Deichlager Kiese an. Diese Kiesablagerungen sind sehr durchläs-
sig, haben eine Mindestschichtdicke von mehreren Metern und werden i. d. R. von
undurchlässigeren Schichten, Mergel oder Tonen, unterlagert. Unter dem Deich
bzw. der Auelehmschicht sind ebenfalls Sande oder Schluffe anzutreffen, welche
die Form von Sandbändern und/oder Schlufflinsen annehmen können. Der Unter-
grund von Deichen kann u. U. derart inhomogene Strukturen aufweisen und mit
95
3.5.1 Allgemeines
Bewuchs, vor allem große Gehölze, und Wühltiere können den Deich durch die
Bildung von Hohlräumen, die Sickerwegigkeiten darstellen, in seiner Funktion be-
einträchtigen. Aus diesem Grund sind bereits zahlreiche Abhandlungen und Regel-
werke erarbeitet worden, die primär die Sicherstellung der Standsicherheit von
Flussdeichen im Auge haben und die Zulässigkeit von Bewuchs eben von dieser
abhängig machen und erst nachgestellt den ökologischen oder landschaftsästheti-
schen Aspekten Beachtung schenken (DIN 19712/1997, DVWK 226/1993, DVWK
247/1997).
- Rasen,
unterschieden.
Während gut ausgebildete Grasnarben aus Rasen oder Magerrasen auf den Deich-
böschungen sich auf die Standsicherheit günstig auswirken, beinhalten Gehölze
stets Gefährdungspotential, wobei Büsche weniger kritisch zu beäugen sind als
Bäume (Winski 2004). Die Unterscheidung zwischen Baum und Busch kann sich
im Einzelfall jedoch schwierig gestalten (siehe z. B. Aas u. Riedmiller 1987). Der
Gehölzbewuchs ist auf und an Deichen deshalb nur sehr restriktiv oder aufgrund
durchgeführter Sicherungsmaßnahmen bzw. Vorkehrungen zugelassen (Haselstei-
ner u. Strobl 2004, 2005, 2006a, 2007, siehe auch Abschnitt 3.5.2).
Die Ausbildung und Entwicklung von Bewuchs hängt im Wesentlichen von den
Standortbedingungen sowie von den Pflegemaßnahmen ab (DVWK 226/1993). Für
die Standsicherheit des Deiches spielen in erster Linie die Wurzeln von Gräsern,
Kräutern, Wiesengesellschaften, etc. und Gehölzen eine wichtige Rolle, die zur
Versorgung der Pflanze mit Wasser und Nährstoffen genutzt werden und zur stati-
schen Verankerung des Sprosses in den Boden dienen. Deshalb ist es von gesteiger-
97
tem Interesse, welche Formen Wurzeln im Boden allgemein und speziell in Deichen
annehmen können.
In dieser Arbeit wird differenziert in Gehölzwurzeln und die Wurzeln von Rasen
und Wiesengesellschaft, wobei zu beachten ist, dass die Vegetationsdecken auf-
grund ihrer Eigenschaften bei Deichen eine besondere Rolle spielen. Deshalb wird
im Folgenden auch verstärkt auf die Vegetationsdecken (Grasnarben) eingegangen
(siehe Abschnitt 3.5.5).
Artspezifisch können nach Köstler et al. (1968) Bäume drei unterschiedliche Wur-
zelsysteme ausbilden (DVWK 226/1993, Winski 2004, LfU BY 1990):
Nach Köstler et al. (1968) können Wurzeln nach ihrem Durchmesser in Fein- und
Grobwurzeln unterteilt werden (Tab. 3-6).
Die Intensität der Durchwurzelung kann in extensiv, intensiv und kombiniert unter-
schieden werden. Intensivwurzler, wie z. B. unterschiedliche Gräser und Kräuter,
haben kurze, stark verzweigte und dicht beieinander liegende Wurzeln. Extensiv-
wurzler haben hingegen ein weitstreichendes und meist auch tiefgehendes Wurzel-
system (Schiechtl 1985).
Die Beispiele in Abb. 3-13 zeigen jedoch, dass die Ausbreitung bzw. die Ausbil-
98
Das Wurzelwachstum ist wesentlich von dem im Boden gespeicherten oder in ei-
nem Grundwasserleiter geführten Wasser abhängig. Bei Deichen, die aus kiesigen
Böden geschüttet sind, stellt die organische Deckschicht, auch als Oberboden30 oder
Mutterboden bezeichnet, oft die einzige Wasserquelle dar, da das Wasser in Kiesen
aufgrund der grobporigen Struktur nur in sehr geringem Maße gespeichert werden
kann. Dort treten deshalb vorzugsweise bei Bäumen Flachwurzelsysteme auf (Abb.
3-13). Marks u. Tschantz (2002) geben einen Wassergehalt von mindestens
w = 12% an, den eine Wurzel i. Allg. im Boden als Lebensgrundlage benötigt. Ein
steinig, sandiger Boden hemmt die Wurzelausbreitung ebenso wie Tone, da diese
aufgrund ihrer feinporigen Struktur bei Austrocknung große Wasserbindungskräfte
aufweisen31.
Treten tiefer liegende wasserführende Schichten auf, können vor allem Gehölze, die
zu Pfahlwurzelsystemen neigen, auch kiesige Schichten durchdringen (hydrotropi-
scher Reiz). Der erhöhte mechanische Widerstand von grobkörnigen Böden verur-
sacht i. d. R. auch ein verlangsamtes Wachstum (Polomski u. Kuhn 1998). Beispiele
sind in LfW BY (1990) enthalten (Abb. 3-13, E).
_________________________
30
Als Oberboden wird die oberste Schicht des durch physikalische, chemische und biologische Vorgänge entstandenen
belebten Bodens verstanden. Er ist für vegetationstechnische Zwecke besonders geeignet und enthält Wurzeln und Samen
von standorttypischen Pflanzen. (DIN 18915/2002)
31
Der Wasseranteil in Böden, der nicht von Pflanzen genutzt werden kann, wird auch als Totwasser bezeichnet (Büring
1999). Der pflanzenunwirksame Porenanteil liegt über Porenanteil beim permanenten Welkepunkt (siehe Abschnitt 2.3).
99
Die Luftkapazität und somit der Sauerstoffvorrat von bindigen Böden ist geringer
und somit ungünstiger für das Wurzelwachstum als von körnigen Böden. Gräser
sind bzgl. Sauerstoffvorkommen anspruchsloser als Bäume. Sauerstoff- und Was-
servorkommen werden durch Reduktion des Porenvolumens, besonders der Grob-
poren, durch z. B. Verdichtungsarbeit beeinträchtigt (Büring 1999). Die Durchwur-
zelung selbst sorgt für eine Auflockerung des Bodens, was die Luftkapazität wie-
derum erhöht (Lichtenegger 1985). Die Luftkapazität von durchwurzelten Oberbö-
den am Niederrhein beträgt nach Husicka (2003) in etwa 10 bis 12%. Diese Werte
bestätigen auch umfangreiche Untersuchungen an sächsischen Deichen (LfL SA
2005).
(Scheffer et al. 1984). Da der Großteil des Edaphons zum Überleben Sauerstoff be-
nötigt, spielen wiederum Luft- und Wasserkapazität eine wesentliche Rolle.
Die Intensität der Durchwurzelung dieser Bereiche steigt deshalb mit ausreichender
Belüftung und dem Wassergehalt, was z. B. durch die Wurmtätigkeit und das Ver-
rotten abgestorbener Wurzeln begünstigt wird.
Mit zunehmender Korngröße sind die wachsenden Wurzelspitzen nicht mehr in der
Lage die Körner beiseite zu schieben. Sie sind deshalb zur Richtungsänderung oder
zum Wachstumsstopp gezwungen. Eine Ausbreitung von Bodenwurzeln durch
selbst erzeugte Druckkräfte, die Bodenpartikel verdrängen können, ist aufgrund der
geringen, von der Wurzel selbst erzeugbaren Drücke in vernachlässigbarem Aus-
maß möglich (Haselsteiner u. Strobl 2006a, Kuntze et al. 1994). Die Wurzel sucht
sich seinen Weg demnach nach dem „Prinzip des geringsten Widerstandes“. Bei
Deichen, die zum Großteil aus gut verdichtetem Kies bestehen, werden der Durch-
wurzelung in hohem Maße Widerstände entgegengesetzt. Lediglich in einer locker
gelagerten Oberbodenschicht ist aus diesem Grund in größerem Umfang eine
Durchwurzelung möglich.
Wesentlichen Einfluss auf die Bildung von Hohlräumen für die Durchwurzelung hat
die wühlende Markofauna (vgl. Abschnitt 3.6) und Risse, die z. B. durch Verfor-
mungen, durch Frost, Austrocknung bzw. Schrumpfen und Quellen, Setzungen und
Senkungen hervorgerufen werden.
Im Allgemeinen beruht die schädigende Wirkung von Frost auf der beim Phasen-
übergang von Wasser zu Eis auftretenden Volumenausdehnung um ca. 9,1%. Bei
mehreren Frosttauwechseln kann dies zur irreversiblen Zerstörung des vorhandenen
101
Gefüges führen. Risse, Spalten und die Bildung von Frostlinsen sind das Resultat,
was sowohl zu einer Abnahme der Festigkeit und der Stabilität als auch einer Erhö-
hung der Durchlässigkeit führen kann. Wesentlich für die Betrachtung von Frost an
Deichen ist die Frosteindringtiefe, die z. B. nach Brown (1964) abgeschätzt werden
kann. In der Praxis wird in Bayern häufig mit einer Frosteindringtiefe von 0,8 bis
1,2 m gerechnet. Kiese der Klassifizierung GW, GI und GE sowie Sande SW, SI
und SE sind frostsicher (FGSV 1997). Gefährdet sind nach Scheffer et al. (1984)
Böden mit Schluff- und Tongehalten von über 5% bei schneller Wassernachliefe-
rung, sprich hoher Durchlässigkeit, und einem langsamen Gefrierungsprozess, wo-
durch größere Eislinsen entstehen können. Weitere Hinweise zu Frost im Baugrund
sind z. B. in Jessberger (1990) zu finden. Demnach sind bindige Deckschichten als
Vegetationsdecken besonders gefährdet.
Hartge (1985) beschreibt den Durchwurzelungsvorgang von Tonböden und führt die
mögliche Durchwurzelung hauptsächlich auf Rissbildung zurück. Diese entstünden
in erster Linie durch Schwundrisse infolge Austrocknens nach ggf. eingetretenem
Quellen. Verstärkt wird der Effekt des Schrumpfens durch den Wasserentzug, den
eindringende Wurzeln ausüben. Überkonsolidierte bzw. stark verdichtete Tonböden
werden hingegen als nicht durchwurzelbar bezeichnet.
Hartge (1985) beschreibt ebenfalls die Entwicklung von Wurzeln in Sandböden und
geht davon aus, dass „bei Sandböden mit zunehmender Durchwurzelung eine Ver-
größerung des Porenanteils bei gleichzeitiger Anhebung der Bodenoberfläche“ er-
folgt, da „die Wurzeln sich Platz schaffen“. Dabei wächst die Wurzel zuerst in vor-
handene oder durch Bewegung des Bodens (Frost- und Austrocknungsrisse) neu
entstandene Hohlräume hinein und verdrängt so Boden. Aktiv können Wurzeln
durch Übertragung von Windkräften den Boden lockern und anschließend in den
Hohlraum einwachsen (Haselsteiner u. Strobl 2006a).
Flühler (in Gisi 1997) fand einen Zusammenhang zwischen der Dichte, der Porosi-
tät und der Durchwurzelbarkeit von Feinerde. Sehr stark verdichtete Böden mit
Dichten größer 1,80 g/cm³ sind demnach nur extrem schwer zu durchwurzeln. Lo-
cker gelagerte Oberbodenschichten mit Dichten von ρ = 1,1 bis 1,5 g/cm³ (vgl. Hu-
sicka 2003) werden als „gut durchwurzelbar“ eingestuft. Coder (1998) gibt für die
maximal durchwurzelbare Dichte für verschiedene Bodenarten Grenzdichten an, die
zwischen ρmax = 1,40 g/cm³ für Tone und ρmax = 1,80 g/cm³ für Sande liegen.
Pauschale Wurzelreichweiten anzugeben ist, wie schon erwähnt, aufgrund der vari-
ierenden Randbedingungen bei Deichen nicht möglich. Auch die von Cutler u. Ri-
chardson (1991) oder Balder (1998) ermittelten Reichweiten bei durch Wurzeln
verursachten Schäden sind kein Maß zur Abschätzung der Wurzelausbreitung, da
sie erstens nur Maximalwerte berücksichtigen und zweitens nicht auf die besonde-
ren Standortfaktoren von Flussdeichen eingehen.
Aufgrund der hohen Windbelastung ist der Baum bestrebt, sich durch sein Wurzel-
wachstum im Boden zu verankern. Mit zunehmendem Alter und etlichen Vegetati-
onsperioden wird die Standsicherheit von Bäumen i. d. R. größer. Bei flachwur-
zelnden Gehölzen werden häufig zusätzlich stützende Seitenwurzeln ausgebildet
(Köstler et al. 1968). Gehölze bilden die beanspruchten Bereiche, z. B. die Zugbe-
reiche auf der windabgewandten Seite, stärker aus. Stark vom Wind beanspruchte
Bäume reagieren generell mit einem verstärkten Wurzelwachstum, um ihre Standsi-
cherheit sicherzustellen. Deshalb sind vor allem junge Bäume, die in dichten Pflan-
zungen stehen, standsicherheitsgefährdet, da sie mit verstärktem Höhenwachstum
versuchen, den besten Sonnenplatz einzunehmen und dabei das Wurzelwachstum
vernachlässigen (Mattheck u. Bethge 1999). Die Windeinwirkung und die dadurch
hervorgerufene Bewegung der Wurzeln, die eine Lockerung des Bodens verursa-
chen kann, begünstigt hierbei das weitere Wurzelwachstum (Hartge 1985).
3.5.3.1 Allgemeines
Homogene Rasendecken bilden als artenarme Bestände Wurzeln mit einem Wur-
zelhorizont von 5 – 10 cm aus, während artenreiche Pflanzengesellschaften mit
Wurzelhorizonten von 35 bis 175 cm weitaus tiefer wurzeln können
(DVWK 226/1993).
auf Deichen, dabei stützt sich Winski (2004) insbesondere auf Ehlers (1986),
Köstler et al. (1968), Kutschera at al. (1997), Kutschera u. Lichtenegger (2002),
Schlüter (1990) und Balder (1998). Nach Winski (2004) spielen die Wurzeln von
Sträuchern und die Sträucher selbst bei der Gefährdung der Standsicherheit nur eine
untergeordnete Rolle, weil sie erstens „schwach ausgebildet sind“ und zweitens
„weit weniger statische Problem als Bäume“ haben. Schwierig ist diese Unter-
scheidung nach Winski (2004) bei Strauch- bzw. Baumarten, die keiner der beiden
Arten eindeutig zugeordnet werden können. Deshalb werden hier prinzipiell Sträu-
cher mitbehandelt, wobei im Einzelfall je nach Strauchart keine unmittelbaren stati-
schen und geohydraulischen Gefahren von einem kleinwüchsigen Strauch zu erwar-
ten sind. Grasbewachsene Oberbodenschichten werden in Abschnitt 3.5.5 eingehen-
der behandelt.
Je nach Gewässer und Standort können Vorland und Deiche regelmäßig eingestaut
werden, was dazu führt, dass im Vorland und an der wasserseitigen Deichböschung
sich die typischen Weichholz- und Hartholzauen ausbilden können. In diesen Berei-
chen werden sich mittelfristig die gegen Überflutung und ggf. Staunässe resistenten
Gehölzarten niederlassen (vgl. Gehölzeigenschaften, Anhang 3 bis Anhang 9, S.
351 und 357).
Aufgrund der Nähe zum Gewässer steht i. d. R. unter Flussdeichen Grundwasser an.
Reicht die Wasserversorgung nicht aus, können Gehölze tief liegende Wasserspei-
cher und Grundwasserhorizonte erreichen, wobei Schichten durchwurzelt werden
können (z. B. Kiesschichten), die unter normalen Umständen für Wurzelwachstum
nicht geeignet sind (vgl. Abschnitt 3.5.2.3). Bei Schardeichen kann davon ausge-
gangen werden, dass der Grundwasserstand in etwa dem Wasserstand im Fluss ent-
spricht. Bei hohen Grundwasserständen, z. B. durch stauende Untergrundschichten,
kann Staunässe auftreten. Staunässe führt bei den empfindlichen Gehölzen (vgl.
Gehölzeigenschaften, Anhang 3 bis Anhang 9, S. 351 und 357) zu besonderen Wur-
zelformen, zur Wachstumsbehinderung oder zum Absterben des Baumes. Beson-
ders beim Neubau von Deichen oder Flutpoldern sollte der Einfluss der Verände-
rung des Wasserhaushaltes auf den Gehölzbewuchs berücksichtigt werden.
gen für eine Durchwurzelung durch Gehölzwurzeln, was u. a. die zahlreichen Auf-
grabungen an bayerischen Deichen untersteichen (LfW BY 1990, vgl. Ab-
schnitt 3.5.2).
Deiche, die nicht aus grobem Substrat bestehen, sondern z. B. aus Sand oder bindi-
gen Mischböden, setzen der Durchwurzelung weniger Widerstand entgegen. In hu-
musreichen Mineralböden reicht die Austrocknung bis zu einem Wassergehalt nahe
der Feldkapazität bereits aus, um eine Wiederbenetzung von Schwundrissen und ein
Schließen der Risse zu erschweren. Wurzeln dringen bevorzugt in diese Schwund-
risse ein (Kuntze et al. 1994).
Insbesondere kann die ohnehin schon sehr locker gelagerte Oberbodenschicht durch
Frost zusätzlich gelockert werden. Gleiches gilt für Oberflächendichtungen ohne
ausreichende Überdeckung. Der Frosteinfluss bewirkt zum einen eine Zunahme der
Durchlässigkeit und zum anderen eine Dichteveränderung sowie die Abnahme von
Zug- und Druckfestigkeit (Quandt 1998). Für Innendichtungen gilt ähnliches (vgl.
Abschnitt 3.3.4.3).
„Schluffige Deiche sind weitgehend durchwurzelt“ (Winski 2004). Dies kann auch
für Kiesdeiche gelten, die bei ihrer Errichtung, die teilweise schon einige Jahrzehnte
her ist, nicht richtig verdichtet wurden, wie Abb. 3-13 zeigt. Ob beim angegebenen
Beispiel das intensive Tiefenwachstum im stammnahen Bereich durch lockeren
Kies unterstützt wurde, bleibt zu vermuten.
Schwarzpappel Weide
A Deich am Lech
HB = 16 m
B Deich an der Loisach
HB = 13 m
DB = 1,0 m DB = 0,37 m
Humoser
Humoser Oberboden
Oberboden 0,30 m
0,30 m
≈2m
≈4m
+ Lehm 0,1 m
Bemerkung: Bemerkung:
Die Wurzeln haben sich verstärkt im Weide bildet intensive Pfahlwurzeln und
Bereich des Oberbodens ausgebreitet und verstärkt kräftige Seitenwurzeln aus.
den Kies vertikal durchdrungen.
Grauerle Esche
C Deich an der Loisach
HB = 16,5 m
D Deich am Lech
HB = 9,5 m
DB = 0,23 m (x2, zweistämmig) DB = 0,30 m
Humoser
Humoser
Oberboden Kies
Oberboden
0,20 m (1,3 m)
≈ 1,5 m
>3m
Kies + Grobkies
Bemerkung: Lehm
Eine Grauerle mit spezifischem Kies (humos)
Herzwurzelsystem bildet Flachwurzeln aus. Bemerkung:
Ausbildung eines Senkerwurzelsystems,
resistent gegen massive Überschüttung
Ahorn
E Deich an der Donau
HB = 9 m
DB = 0,5 m Humoser
Oberboden
Oberflächen- 0,30 – 0,70 m
dichtung
≈3m
Kies
Auenboden
Bemerkung:
Ahornwurzeln breiten sich in der Oberbodenschicht bis zur Wasserseite aus.
Pionierwurzeln durchörtern ungünstige Kiesschicht bis in den Auenboden.
Abb. 3-13: Skizzierte Beispiele zur Durchwurzelung von Deichen infolge Gehölzbe-
wuchs (nach LfW BY 1990)
Ähnlich wie in Abb. 3-13 (Beispiel E) gibt Seethaler (1999) ein Beispiel einer Pap-
pel auf einem Hochwasserschutzdeich an der Donau an. Die Pappel durchwurzelte
den Deichstützkörper, obwohl dieser aus Kies besteht, und dringt in die feuchte Au-
enlehmschicht ein. Gleichzeitig breiten sich starke Seitenwurzeln innerhalb der O-
berbodenschicht über die Deichkrone bis zur wasserseitigen Böschung in die dort
befindliche Dichtung aus.
3.5.4.1 Allgemeines
In DIN 19712/1997, DVWK 210/1986 und DVWK 226/1993 sind die bestehenden
Regelungen, die den Bewuchs festlegen, enthalten. In Haselsteiner u. Strobl (2004,
2005, 2006a, 2007) werden weitere Möglichkeiten aufgezeigt, wie und unter wel-
chen Rahmenbedingungen regelkonform mit Bewuchs auf Deichen auch im Rah-
men von Ertüchtigungsmaßnahmen verfahren werden kann.
Von Seiten der Ingenieurbiologie werden folgende auf die Standsicherheit des Dei-
ches positiv wirkende Einwirkungen angeführt:
- Wurzeln können sowohl die lokale als auch globale Standsicherheit erhöhen,
weil sie ungünstige Gleitkreise oder Rutschflächen durchörtern. Man spricht
von einem Verdübelungseffekt (Seethaler 1999). Dies bewirkt eine Boden-
stabilisierung (Schiechtl 1985). Die Erhöhung der lokalen Standsicherheit
108
wird z. B. von BAW MSD (2005) durch den Ansatz einer Wurzelkohäsion
herangezogen. Beim Nachweis der globalen Standsicherheit wird diese
i. d. R. nicht berücksichtigt.
Die Beeinträchtigung der Standsicherheit durch Gehölz nach DIN 19712/1997 las-
sen sich wie folgt zusammenfassen (vgl. Haselsteiner u. Strobl 2004, 2006a):
b. Verrottende Wurzeln
Primär dient die Durchwurzelung zur Stabilisierung des Baumes und Nährstoff-
sowie Wasserversorgung, womit eine Lockerung des Bodens einhergeht. Zusätzlich
wird die Standsicherheit indirekt dadurch herabgesetzt, dass die Deichüberwachung
und somit die Früherkennung von schädigenden Prozessen, wie z. B. Erosionstrich-
ter, erheblich eingeschränkt sein kann (Marks u. Tschantz 2002).
Regeln zu Gehölzen auf Deichen sind in DIN 19712/1997 bzw. DVWK 226/1993
enthalten und können in folgenden Punkten zusammengefasst werden (aus Ha-
selsteiner u. Strobl 2004, Abb. 3-14):
3 3m
1
3m
1
3
1m
Abb. 3-14: Zulässiger Bewuchs auf Deichen (nach DIN 19712/1997 bzw. DVWK
226/1993, vgl. Anhang 2, S. 350)
Folgende Hinweise können über die in DIN 19712/1997 festgelegten Regeln hinaus
noch beachtet werden. Sie beruhen auf Untersuchungen zur Standsicherheit von
111
- Bei der Belassung und/oder Pflanzung von Bäumen in Gruppen sollte darauf
geachtet werden, dass die einzelnen Bäume genügend Platz haben, um ein
überproportionales Höhenwachstum im Konkurrenzkampf mit anderen Art-
genossen zu verhindern, was ungünstige H/D-Verhältnisse und damit geringe
Standsicherheiten der Einzelbäume zur Folge hat.
- Die Durchsickerung oder Sättigung des Wurzelballens von Bäumen kann die
Scherwiderstandskräfte des Bodens und durch Erosionsvorgänge auch die
Verankerung der Wurzel im Boden maßgebend herabsetzen, so dass i. Allg.
eine Durchsickerung mittels baulicher Maßnahmen (Ringdrän o. ä.) ausge-
schlossen werden soll.
Tab. 3-7: Standortspezifische und sonstige Faktoren für die Zulässigkeit von Gehölz
Nr. Standortspezifisch Nr. Sonstige
1 Wasserhaushalt 1 Deichquerschnitt (Überprofil)
2 Nährstoffangebot 2 Sicherungsmaßnahmen
3 Sauerstoffversorgung (wurzelfeste Sperren …)
4 Licht 3 Lage des Gehölzes am Deich
5 Temperatur 4 Größe und Wurzelbildung
6 Wind des Gehölzes
7 Boden 5 Aufwand für Unterhaltung
Gehölze können ähnlich wie in LfU BW (1994) oder BAW MSD (2005) bezüglich
ihres Größenwachstums oder ihrer Wurzelausbreitung eingeteilt werden. Dadurch
kann artspezifisch die Zulässigkeit auf Deichen abgeschätzt werden. Durch eine
Aufgliederung von Deichen in wasserseitige Bereiche, W1 bis W5, in eine Kronen-
zone, und in landseitige Bereiche, L1 bis L6, wie in Abb. 3-15 zu sehen ist und wie
es z. B. in BAW MSD (2005) für Dämme an Bundeswasserstraßen entwickelt wur-
de, können auch unter Berücksichtigung und Bewertung o. g. Faktoren (Tab. 3-7)
von den Regeln in DIN 19712/1997 abweichende Formen des Bewuchses zugelas-
sen werden, wenn die Standsicherheit und Gebrauchstauglichkeit sichergestellt sind.
Die Deichkrone sowie das untere Drittel der landseitigen Böschungen bleiben
i. d. R. gehölzfrei. Falls jedoch die Deichüberwachung auf anderem Wege gesichert
und/oder besondere Sicherungsmaßnahmen durchführt wurden, kann auch von die-
ser Regel abgewichen werden. Näheres zu diesem Konzept kann Haselsteiner u.
Strobl (2004, 2005, 2006a) entnommen werden. Eine Übersicht eines Bewuchskon-
zepts, das u. a. Sicherungsmaßnahmen berücksichtigt und Gehölze in Abhängigkeit
von ihrer Höhe bzw. Einteilung in Gefahrenklassen (GeK) ist in (Anhang 10,
S. 358) gegeben. Die Einteilung ausgewählter Gehölze in vier Gefahrenklassen ist
in Anhang 11 (S. 359) angefügt.
10 m 10 m
30 m 30 m
Zone Zone Zone Zone Zone Zone Zone Zone Zone Zone Zone Zone
W5 W4 W3 W2 W1 0 L1 L2 L3 L4 L5 L6
Abb. 3-15: Zoneneinteilung von Deichen zur Beurteilung der Zulässigkeit von Ge-
hölzen (aus Haselsteiner u. Strobl 2005, 2006a, vgl. Anhang 10)
3.5.5.1 Allgemeines
Da die Vegetationsdecke auf Deichen in erster Linie dem Schutz vor Oberflächen-
erosion dient, wird in der einschlägigen Fachliteratur auf die Bewertung der Erosi-
onsfestigkeit besonderen Wert gelegt (Husicka 2003, Bielitz u. Carstensen 2002,
LfL SA 2005). Anhaltswerte für die von Böschungsaufbauten aufnehmbaren Belas-
tungen können dem Fachgebiet „Böschungssicherungen“ entnommen werden (Tab.
3-8).
Ein Indiz der Erosionsfestigkeit ist die Fehlstellengröße [cm²] pro Vergleichsfläche.
Sofern diese unter 25 cm² beträgt, ist die Grasnarbendichte nach Husicka (2003) als
ausreichend dicht und dementsprechend erosionssicher anzusehen. Andere Quellen
stellen höhere Anforderungen an die Fehlstellengröße und setzen den Schwellen-
wert für eine gute Grasnarbendichte auf 5 cm² herab (Liebrand 1999). Von regel-
mäßigen Pflegemaßnahmen begleitete Deiche in Sachsen entsprechen zum Großteil
dem Kriterium nach Husicka (2003), wobei die Fehlstellengröße jahreszeitlich
114
Unter Grünland reicht nach Scheffer et al. (1984) die intensive Durchwurzelung bis
zu 7 cm in den Boden hinein. Extensivere Durchwurzelung durchdringt i. Allg. Bo-
denschichten von wenigen Dezimetern bis Metern. Dabei wurzeln artenarme Ra-
senkulturen weniger tief als artenreiche Wiesengesellschaften (DVWK 226/1993).
Untersuchte Proben aus Deichen in Sachsen zeigten zum Großteil eine Tiefe der
115
dichten Wurzelschicht von über 8 cm. Einzelwurzeln wurzeln teilweise bis über
30 cm tief (LfL SA 2005). Scharff (1999) lokalisierte den stark durchwurzelten Be-
reich bis zu einer Tiefe von 10 cm. Die Intensität der Durchwurzelung wird häufig
mit der Wurzelmasse angegeben (LfL SA 2005).
Abb. 3-16: Beispiele für Oberböden und des für Durchwurzelung optimalen Siebli-
nienbereiches
116
Landseitige Böschungen weisen nicht selten den gleichen Oberbodenaufbau wie die
Wasserseite auf, werden aber in letzter Zeit verstärkt als Halbtrockenstandorte ge-
nutzt und dementsprechend mit Magerrasenmischungen versehen. Dabei kann
i. d. R. auf eine Andeckung mit humosem Oberboden verzichtet werden. Ggf. soll-
ten temporäre Erosionsschutzmaßnahmen für den Fall von Starkniederschlägen oder
binnenseitigem Einstau getroffen werden.
Rasen33 oder Magerrasen (vgl. Abschnitt 3.3.2.5) entfalten erst nach entsprechender
Saatgutauswahl ihre Wirkung. Dabei sind einige Gräser- und Kräuterarten aufgrund
ihrer biologischen Eigenschaften zu empfehlen. Ausgewählte Gras- und Kräutersor-
ten und ihre Eigenschaften, die bei der Zusammenstellung der Saatgutmischung
berücksichtigt werden sollten, sind zu diesem Zweck in Anhang 12 (S. 360) ange-
geben. Die hier behandelten Vegetationsdecken entsprechen in etwa dem in DIN
18917/2002 bezeichneten Landschafts- bzw. Extensivrasen, welcher die in
DIN 18919/2002 beschriebenen Pflegemaßnahmen bedarf. Je nach Standortbedin-
gungen beinhalten Saatgutmischungen nicht über 10 Arten (DVWK 226/1993). In-
tensiv gepflegte wasserseitige Grasnarben, die einen hohen Erosionswiderstand
aufweisen sollen, bedürfen einer anderen Zusammensetzung als extensiv gepflegte
Magerrasendecken. An feuchten Standorten gedeihen Gräser mit oberirdischen Aus-
läufern besser, auf trockenen Böden Gräser mit unterirdischen Ausläufern (Lichte-
negger 1985). Magerrasen wird nach Boser (1999) auf wasserdurchlässigem Mate-
rial ohne Humusauftrag und bei Zulassen der natürlichen Sukzession angelegt, was
auch Sperber (1990) bestätigt, der darüber hinaus die natürliche Sukzession als die
„beste Lösung“ bezeichnet.
Für die Erosionsfestigkeit ist die Dichte des Bewuchses von Interesse, die Festigkeit
des durchwurzelten Oberbodens hängt von der Intensität und Tiefe der Durchwurze-
lung ab. Schnell wachsende Gräser und Kräuter entwickeln häufig nicht die Intensi-
tät wie sich langsam entwickelnde Sorten. Die Ansaatmischungen sind deshalb so
auf den Standort abzustimmen, dass der Erosionsschutz so rasch wie möglich ein-
setzt, sich aber auch ein tief reichendes Wurzelsystem entwickeln kann und dauer-
haft bei geringer Pflege (wenig Dünger und Mahden) Bestand hat (Lichtenegger
_________________________
33
Rasen ist eine durch Wurzeln und Ausläufer mit der Vegetationstragschicht fest verwachsene Pflanzendecke aus Grä-
sern, die im Regelfall keiner landwirtschaftlichen Nutzung unterliegt. Entsprechend dem Verwendungszweck können
Leguminosen und sonstige Kräuter enthalten sein (DIN 18917/2002). Leguminosen sind Hülsenfrüchtler, wie z. B. Erb-
sen, Bohnen, Erdnüsse, Linsen, Lupinen, Luzernen, u.v.m. .
117
Einige Gräser und Kräuter von Sicherheitsmischungen werden i. Allg. von ortsan-
sässigen und/oder standortgerechten Arten verdrängt und können deshalb eingespart
werden, was Hiller (1974) an einigen Deichstandorten nachgewiesen hat. Aufgrund
der Artenanzahl der in FLL RSM (2006) befindlichen Saatgutmischungen für Rasen
sind diese eher zu den Sicherheitsmischungen zu zählen, was ihre Verwendung bei
gewünschter natürlicher Sukzession in Frage stellt. Vor der Verdrängung von loka-
len Pflanzenarten, die „normierte, einheitliche Regel-Saatgutmischungen“ hervor-
rufen können, warnen Bloemer et al. (2005).
Auf Deichen häufig vorkommende Gras- und Krautarten sind Glatthafer, Gemeine
Quecke, Knaulgras, Rot-Schwingel, Großer Sauerampfer und das Wiesen-Labkraut
(LfL SA 2005, Husicka 2003, Bloemer et al. 2005).
Die Aussaatmenge pro Quadratmeter bewegt sich je nach Autor in einem Rahmen
von 15 g/m² (Hiller 1974), 17 – 20 g/m² (Bielitz u. Carstensen 2002) bis zu 30 g/m²
(Patt et al. 1998). Die für Deichstandorte entsprechenden Landschaftsrasenarten
nach Regel-Saatgut-Mischungen (RSM) (FLL RSM 2006) haben eine Regelaus-
saatmenge von 20 g/m². Bei Verwendung bereits Samen tragender Oberböden sind
i. Allg. geringere Aussaatmengen kleiner 5 g/m² wirkungsvoll, um die vorhandenen
Keimlinge nicht zu verdrängen (vgl. Husicka 2003). Die Aussaatmenge von Mager-
rasenmischungen sollten 6 g/m² Gräser und zusätzlich 1 bis 2 g/m² Kräuter nicht
überschreiten (Patt et al. 1998). DVWK 210/1986 gibt eine Menge von 5 g/m² für
Magerrasen an. Um die Erosionsbeständigkeit zu erhöhen, können der Saatgutmi-
schung auch geringe Beimengungen, wie z. B. Einjähriges Weidelgras (1 g/m²) oder
118
Haselsteiner u. Strobl (2004) haben die Veränderung von Böden infolge Durchwur-
zelung oder Wühltiertätigkeit (Abb. 3-17) als Anlass genommen, um den Einfluss
auf die Durchsickerung von Deichen an einfachen Beispielen zu illustrieren.
Dringt eine gesunde Wurzel in den Boden ein, hängt die Auswirkung auf die Durch-
lässigkeit im Wesentlichen von der Größe und Anzahl der Wurzeln und der Boden-
art ab. Tendenziell wird sich die Durchlässigkeit, auch bei gesunden, nicht abge-
storbenen Wurzeln, erhöhen, obwohl sie vornehmlich in vorhandene Hohlräume
wachsen (Abb. 3-17, A). Werden z. B. Bäume durch Wind bewegt und bewegen
sich auch die Wurzeln mit, können um den Wurzelstrang selbst, sofern die Wurzel
ausreichend steif und/oder zugfest ist, um die Bewegung zu übertragen, verstärkt
Hohlräume auftreten, welche eine örtlich konzentrierte Durchströmung begünstigen
119
können (Abb. 3-17, B). Verrottet die Wurzel restlos oder graben Wühltiere Gänge
oder Bauten in den Boden, können auch röhrenförmige Tunnel auftreten (Abb.
3-17, C), die u. U. auch einbrechen und einen Bereich höherer Durchlässigkeit hin-
terlassen können (Abb. 3-17, D).
A B C D
Ausgangszustand Durch Bewegung Vollkommen verrottete Zusammengebrochener
der Wurzel der Wurzel Wurzel oder stehender Hohlraum mit
im Boden entstandener Hohlraum Wühltiergang erhöhter Durchlässigkeit
Abb. 3-17: Durch Wurzeln und Wühltiere verursachte Hohlräume im Boden (aus
Haselsteiner u. Strobl 2004)
Husicka (2003) fand heraus, dass die Lockerung des Bodens mit zunehmender Tiefe
abnimmt. Demnach haben untersuchte Grasnarben am Niederrhein im oberen Bo-
denhorizont von 0 ÷ 5 cm eine mittlere Dichte von 1,1 g/cm³, wohingegen in einer
Tiefe von 20 ÷ 30 cm dieser Wert auf etwa 1,45 g/cm³ ansteigt. Dies deutet auf eine
mit der Tiefe abnehmende Durchlässigkeit hin, was in den Betrachtungen zur Ab-
schätzung der Durchlässigkeit berücksichtigt wurde (Abschnitt 3.5.5.5). Entspre-
chende Durchlässigkeiten wurden im Bereich des Bodenhorizontes von 0 ÷ 10 cm
ermittelt und bewegen sich zwischen k = 1·10-4 ÷ 3·10-5 m/s.
Prettyman u. McCoy (2003) geben für die Durchwurzelungszone von Rasen Durch-
lässigkeiten von k = 1 ÷ 2·10-3 m/s an. Anderson et al. (2004) stellten fest, dass der
stark durchwurzelte, oberflächennahe Bereich von mit Hecken bewachsenen schluf-
figen Lehmen eine um ca. das 40fache erhöhte Durchlässigkeit (k = 8·10-5 m/s) auf-
weist. Weitere Untersuchungen zu durchwurzelten schluffigen Böden sind in Gabr
120
et al. (1995) enthalten. Auf weitere Literaturstellen und u. a. auf Husicka (2003)
wird anschließend bei den eigenen Untersuchungen eingegangen.
Der an der Versuchsanstalt für Wasserbau errichtete Versuchsstand für die Ermitt-
lung der Durchlässigkeit von Bodenproben bzw. Grasnarben bei fallender Druckhö-
he (Abb. 3-18, vgl. DIN 18130 und Abschnitt 2.4.2) kann drei Durchströmzellen
gleichzeitig fassen. Der Durchströmzellen und somit auch die Proben hatten einen
Durchmesser von DPr = 15 cm. Die Proben der Grasnarben wurden vor Ort mit ei-
nem rechteckigen Stechzylinder der Maße 25 cm x 25 cm ausgestochen, zum Ver-
suchsstand transportiert und anschließend mittels eines runden Stechzylinders auf
die richtige Größe zurecht gestutzt. Die Proben wurden kopfüber in die Durch-
strömzellen eingebaut, wobei zuvor der vorhandene Gras- und Krautbewuchs auf
wenige Zentimeter abgeschnitten wurde. Randbereiche wurden mittels Bentonit
abgedichtet, um eine erhöhte Durchlässigkeiten an den Randbereichen zu verhin-
dern.
Vorratsbehälter
Standrohrzylinder
(Fläche a)
Klemmleiste
OW-Stand
h1
∆h1 ∆t
h2
∆h2
Zelle 2
Zelle 3
Zelle 1
UW-Stand
Ventile
Abb. 3-18: Systemskizze des
verwendeten Ver-
suchsaufbaus zur
Boden-
l
Ermittlung der probe
Schlauch
Durchlässigkeit Auffangbehälter Durchströmzelle
(Fläche A)
von Grasnarben
Das Versuchswasser wurde durch Erhitzung auf 80°C entlüftet. Die Proben wurden
sehr langsam bei geöffnetem Deckel und geöffnetem Entlüftungsventil von unten
nach oben mit Wasser gesättigt. Dadurch wurden mögliche Lufteinschlüsse mini-
miert bzw. eliminiert. Zur Gewährleistung der geohydraulischen Stabilität der Probe
wurde am Ausströmrand eine Sinterplatte eingelegt.
121
Abb. 3-19: Deiche bei Götting (Landkreis Rosenheim) mit variierendem Bewuchs
auf der wasserseitigen Böschung und Gehölzbeständen auf der Landseite
(links: Abschnitt vor Sanierung / rechts: Abschnitt nach Sanierung 1985)
1.E-02
stark durchlässig
Durchlässigkeit k10 [m/s]
1.E-03
durchlässig
1.E-05
1)
Standort 1 bis 6: Versuchsreihe I Lage:
Standort 7: Versuchsreihe II wasserseitig
(Standort 7 entspricht Standort 5) landseitig
1.E-06
0 1 2 3 4 5 6 7
Sanierung Sanierung Altdeich Sanierung Sanierung Altdeich Sanierung
Bew.: 3 Jahre Bew.: 1 Jahr Bew.: 80 Jahre Bew.: 18 Jahre Bew.: 1 Jahre Bew.: 70 Jahre Bew.: 1 Jahre
Standort-Nr. 1)
Tab. 3-10: Mittlere Grasnarbenkennwerte nach Husicka (2003) und ermittelt an-
hand eigener Versuche
Kennwerte Husicka (2003) Eigene Versuche
Dicke der Grasnarbe dges [cm] 25 12.5
-7 -7
Ausgangsdurchlässigkeit ka [m/s] 5·10 1·10
-5 -4
Vorhandene Durchlässigkeit* kDW [m/s] 7·10 7·10
* nach erfolgter Durchwurzelgung (DW)
123
DG Durchwurzelungsgrad [%]
z Durchwurzelungstiefe [cm]
Nach Gisi (1997) kann für Fettwiesen f = 0,2 und für ungedüngte Wiesen f = 0,02
verwendet werden. Ermittelte Durchwurzelungsgrade aus Hähne (1991) zeigen je-
doch, dass Werte für f für extensive Rasenflächen mit f = 0,15 angesetzt werden
können. Udawatta u. Henderson (2003) untersuchten von Eichen durchwurzelte Bö-
den und fanden auch einen zu Glg. 3-1 ähnlichen Zusammenhang (Abb. 3-21).
Durchwurzelungsgrad DG [%]
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100
0
f = 0,05
25 f = 0,10
f = 0,15
Bodentiefe [cm]
f = 0,20
50
DG = 100 − 100 ⋅ (1 − e − f ⋅z )
100
Der Oberboden wird in parallele Schichten unterteilt, denen einzeln mittels Glg. 3-1
ein entsprechender, mittlerer Durchwurzelungsgrad (DG) zugeteilt werden kann.
Mit bekanntem DG kann mittels in der Literatur vorhandener Daten, wenn die Ge-
samtdicke, Bewuchsart (Extensivrasen) und die Durchlässigkeit bekannt ist, durch
Kalibrierung eine Gleichung ermittelt werden, welche die Durchlässigkeitszunahme
in Abhängigkeit vom Durchwurzelungsgrad beschreibt. Als Ausgangsboden bzw.
Oberboden wird vereinfachend ein sandiger Schluffboden angenommen. Ähnlicher
Boden ist z. B. in Büring (1999) enthalten.
Mit einer charakteristischen Vegetationsdecke nach Husicka (2003) und aus eigenen
Versuchen (siehe Tab. 3-10) wird unter Zuhilfenahme von Glg. 2-15 und Glg. 3-1
eine Funktion abgeleitet, mit deren Hilfe die Zunahme der Durchlässigkeit in Ab-
hängigkeit vom Durchwurzelungsgrad abgeschätzt werden kann. Das Vorgehen ist
in Abb. 3-22 skizziert.
kDW/kA
Schicht n
kn=f(DG)
Funktion f(DG) 5
dn
(Erhöhung der
Ausgangsdurchlässigkeit)
DG
Abb. 3-22: Vorgehen zur Ermittlung einer Funktion der Durchlässigkeit in Abhän-
gigkeit zum Durchwurzelungsgrad (DG)
k DW
= 0,001 ⋅ (DG ) − 0,3 ⋅ (DG ) + 30 ⋅ (DG )
3 2
ka
Glg. 3-2
DG Durchwurzelungsgrad [%]
ka Ausgangsdurchlässigkeit [m/s]
Mit Glg. 2-15, Glg. 3-1 und Glg. 3-2 kann die Zunahme der Durchlässigkeit für un-
terschiedliche Grasnarbendicken und Oberbodenmaterialien bzw. Ausgangsdurch-
lässigkeiten abgeschätzt werden.
1000
800
kDW/ka [-]
600
400
200
y = 0,001x3 - 0,3x2 + 30x
0
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100
Durchwurzelungsgrad DG [%]
Wie in Abb. 3-24 zu sehen ist, nehmen Grasnarben geringer Dicke hohe Durchläs-
sigkeiten an, während dickere Vegetationsdecken trotz erfolgter Durchwurzelung
aufgrund der Abnahme der Durchwurzelung mit steigender Bodentiefe geringere
Durchlässigkeiten annehmen. Wesentlich dabei ist die theoretische Ausgangsdurch-
lässigkeit des Bodens. Lockerungsprozesse, Wühltieraktivitäten oder Erosionsvor-
gänge nehmen zusätzlich Einfluss auf die Durchlässigkeit, was hier jedoch nicht
berücksichtigt wurde.
126
1.E+00
ka = 10-4 m/s
1.E-01
Durchlässigkeit kDW [m/s]
ka = 10-5 m/s
1.E-02
ka = 10-6 m/s
1.E-03
1.E-05
1.E-06
0.05 0.10 0.15 0.20 0.25 0.30 0.35 0.40
Die mit Gräsern und Kräutern bewachsenen Oberböden (Grasnarben) besitzen ein
von den Wurzeln im Boden geprägtes Saugspannungsverhalten. Dies resultiert in
erster Linie auf dem Wasserbedarf der Pflanze und den hohen, bis zu 4,2 pF großen
Saugspannungen, die Wurzeln erzeugen können (DVWK 238/1996).
Dies zeigen auch Untersuchungen von Parkin et al. (2000), in welchen das geohyd-
raulische Verhalten von geschichtetem Boden unter einer Grasdecke untersucht
wurde. Die Grasaussaat wurde auf einer 2 cm dicken organischen Humusschicht
aufgebracht, unter der drei Schichten Lehme und Sande mit einer Mächtigkeit von
mindestens 25 cm angebracht waren. Die Durchlässigkeiten der zum Teil durch-
wurzelten Schichten betrugen zwischen kDW = 3·10-5 ÷ 4·10-3 m/s. Das Saugspan-
nungsverhalten ist vergleichbar mit einem Schluff nach Scheffer et al. (1984) (vgl.
Abb. 2-3).
3.6.1 Allgemeines
(Wühl-)Tiere können durch ihre Grab- und Bautätigkeit aber auch aufgrund ihrer
Fressgewohnheiten die Ausbildung einer dichten Vegetationsdecke stören
(DVWK 247/1997). Grobes Substrat, flache Böschungen, und ein großer Abstand
zu Gewässern – DIN 19712/1997 gibt hierfür einen Wert von 30 m an – können
Wühltiertätigkeiten reduzieren oder verhindern (vgl. DVWK 210/1986, DVWK
247/1997). Der Einbau von vertikalen Sperren, Hemmschichten oder das Versteinen
oder der Einbau von gebundenen Deckwerken (DVWK 107/1981) auf Ufern oder
Böschungen sind bauliche Mittel, um Flussdeiche vor dem Zugriff von Wühltieren
zu schützen. Neben technischen Baumaßnahmen kann auch die Beeinflussung des
Lebensraums von Wühltieren zur Vergrämung34 führen. Eine standortgerechte Ges-
taltung von Uferbereichen (Habitatumgestaltung) oder Umsiedlung bzw. die Anle-
gung von Kunstbauten kann ebenfalls dazu führen, dass sich Wühltiere von kriti-
schen Bereichen zurückziehen bzw. fernhalten. Gezielte Jagd oder die Unterstüt-
zung natürlicher Feinde, z. B. durch Aufstellen von Greifvogelstangen, können dazu
dienen, Überbestände zu regulieren (DVWK 226/1993, DVWK 247/1997).
_________________________
34
Vergrämung (aus der Jägersprache, Wortherkunft von "Gram") bezeichnet das dauerhafte Vertreiben oder Fernhalten
von Wild - entweder unfreiwillig (z. B. durch Lärmen im Revier) oder als gewollte, möglichst nichttötliche Methode zur
entsprechenden Verhaltensänderung bei Wildtieren durch Lerneffekte.
128
Wühltiere legen i. d. R. ein sehr verzweigtes Röhren- bzw. Gangsystem an. Die Ge-
samtlänge oder Ausdehnung dieses Systems kann beim Maulwurf bis zu 50 m
betragen. Während kleinere Wühltiere i. Allg. sich oberflächennah über einem Me-
ter Bodentiefe ausbreiten, können größere Tiere weit in den Deich graben und dort
größere Baue anlegen (DVWK 226/1993, DVWK 247/1997).
4.1 Wasserstandsganglinien
4.1.1 Allgemeines
Die am Deich auftretenden Wasserstände hängen in erster Linie von der Größe des
Abflusses und des Weiteren vom Gewässerverlauf, dem Sohlgefälle, der Sohlbe-
schaffenheit, dem Abflussquerschnitt und dem Bewuchs ab. Bauwerke im Gewäs-
ser, wie z. B. Brücken und Sohlrampen, können einen Rückstau bewirken. Das Ab-
flussregime an Gewässern kann auch durch staugeregelte Flusssperren oder die Be-
wirtschaftung von im Oberlauf befindlichen Speichern beeinflusst werden. Für in-
stationäre Betrachtungen interessieren neben dem höchsten Wasserstand besonders
die Einstaudauer bzw. die Dauer von hohen Wasserständen, da diese für die Durch-
_________________________
35
Die Konzentrationszeit ist die Zeit, die das Wasser braucht, um vom entferntesten Punkt des Einzugsgebietes bis zum
Pegel zu fließen. Sie hängt von der Länge und dem Gefälle des Fließweges ab. (LfW BY 1998)
130
Der Zusammenhang zwischen Wasserstand und Abfluss wird durch die Wasser-
stands-Abfluss-Beziehung beschrieben (Abb. 4-1). Abflussquerschnitte mit Deichen
ohne Vorländer, so genannten Schardeichen, haben i. d. R. für gleiche Abflüsse hö-
here Wasserstandsanstiegsgeschwindigkeiten als solche mit Vorländern, da die W-
Q-Beziehung bei breiten Vorländern mit steigendem Wasserstand weniger stark
zunimmt (Abb. 4-1). Der Bewuchs der Vorländer hat erheblichen Einfluss auf die
Leistungsfähigkeit des Gesamtquerschnitts. Untersuchungen für die Donau haben
gezeigt, dass landwirtschaftlich genutzte Flächen eine erhebliche Rauhigkeitserhö-
hung im Vorland, besonders kurz vor der Ernte, bewirken, wie z. B. Hartlieb (2006)
für Mais gezeigt hat. Dadurch kann lokal eine Erhöhung des Wasserstands im Ver-
gleich zum zugrunde gelegten Bemessungshochwasserstand von bis zu einem Meter
an den untersuchten Gewässerstrecken an der Donau auftreten (Haimerl u. Ebner
2006). Bewuchsstrukturen und die damit verbundene hydraulische Rauhigkeit bil-
den sich saisonal unterschiedlich aus. Landwirtschaftlich genutzte Flächen sind
i. Allg. während der Vegetationsperiode im Sommer rauer, als im Winter. Die hyd-
raulische Leistungsfähigkeit von Abflussquerschnitten mit bewaldeten Vorländern
kann der eines Gewässers mit nur einem Abflussschlauch entsprechen (vgl. Abb.
4-1; Fall A), wenn der Bewuchs sehr dicht bzw. durch Verklausung abflussunwirk-
sam geworden ist und dort Fließgeschwindigkeit v ≈ 0 m/s auftreten (Indlekofer
2004, DVWK 220/1991).
W
A Schardeich: Deich direkt am Gewässer
dQ A dQ B dQ C
> >
dh dh dh h2
h2 A B C h1
h1
C
Q1 QA QB QC Q
B C D
A
Zeit
In den Jahren 1988, 1999, 2002 und 2005 traten in Bayern Hochwasser auf, die ne-
ben der Schmelzschmelze und mäßigen Vorregenereignissen hauptsächlich auf lang
andauernde Starkniederschläge zurückzuführen sind. Während der Hochwasser
2002 und 2005 trat eine Vb-Wetterlage auf. Niederschläge von lokal 150 bis zu 245
mm in 72 Stunden und 24 h-Maxima von 100 bis über 200 mm verursachten be-
reichsweise Abflüsse mit Wiederkehrzeiten T > 100 a (Hannweber 2006, LfW BY
1998, 2002, 2003b).
Als Beispiel für ein extrem langes Hochwasser kann das Ereignis an der Donau im
März bis April 1988 (Pegel Hofkirchen, Abb. 4-3) herangezogen werden. Im März
1988 war viel Wasser flächig über das gesamte Einzugsgebiet in der Schneedecke
gespeichert. Einem mittleren Regenereignis und einsetzendem Tauwetter, was einen
erhöhten Wasserstand und die Sättigung des Bodens zur Folge hatte, folgte ein star-
ker, flächiger Niederschlag mit Niederschlagssummen von 60 bis 150 mm und an-
haltendes Tauwetter. Durch die eintretenden Starkniederschläge folgte dem ersten
Scheitel ein zweiter, so dass dieses Ereignis hier auch als Beispiel eines Vorwellen-
ereignisses Eingang findet (Abb. 4-4, LfW BY 1998).
auf, wobei lokal trotzdem große Niederschlagssummen von ΣN > 200 mm auftra-
ten. Iller, Lech, Ammer und Isar führten Abflüsse mit Jährlichkeiten zwischen T >
20 – 200. Der lang anhaltende Scheitelabfluss der Isar überlagerte sich in der Donau
mit den erhöhten Abflüssen aus Iller und Lech. Da allerdings die nördlichen Zuflüs-
se Naab und Regen keine nennenswerten Zuflüsse brachten, war die Lage an der
Donau ab Regensburg bis zur Isarmündung weniger kritisch. Beispielhaft wird hier
die Wasserstandsganglinie des Pegels Donauwörth vor der Einmündung des Lech in
die Donau gezeigt (Abb. 4-3). Ein erhöhter Zufluss des Inns lief 1999 dem Donau-
scheitel vor und erzeugte im Bereich von Passau ein Vorwellenereignis (Pegel Ach-
leiten 1999, Abb. 4-4). Auch an der Isar trat ein Vorwellenereignis auf. Eine Rück-
haltung durch die Steuerung des Sylvensteinspeichers wurde während dieses Vorer-
eignisses nicht durchgeführt (Isar 1999, Abb. 4-4) (LfW BY 2003b).
Im August 2002 trat ein Hochwasser auf, dessen Schäden in Bayern im Vergleich
zu den Schäden im Osten Deutschlands, in Tschechien und in Österreich relativ ge-
ring ausfielen (LUA BB 2002). Tagelangen Niederschlägen Anfang August 2002
mit Niederschlagssummen von bereichsweise 100 mm in 48 h (06. bis 08.08.2002)
folgten starke Niederschläge mit 116 mm in 24 h im Bereich der Einzugsgebiete
von Inn und Salzach (T ≈ 100 a), die flächig in geringer Intensität vom 10. bis
13.08.2002 anhielten. Während die südlichen Zuflüsse Iller, Lech und Isar mittlere
Abflüsse verzeichneten (T ≈ 10 – 20 a), sorgte eine Verlagerung des Niederschlags-
gebietes in den Nordosten von Bayern dazu, dass am Fluss Regen ein hundertjährli-
cher Abfluss auftrat und an der Donau zwischen Regensburg und der Isarmündung
der Abfluss Jährlichkeiten von T = 20 – 50 a erreichte (vgl. Pegel Freising 2002,
Abb. 4-3). Der Vorscheitel der Donau bei Passau resultiert aus den Abflüssen, die
die Salzach bzw. der Inn abführten (Pegel Achleiten 2002, Pegel Burghausen 2002,
Abb. 4-4) (LfW BY 2002).
Aus hydrologischer Sicht ist das Ereignis August 2005 mit dem Hochwasser 1999
aber auch mit dem Ereignis vom August 2002 vergleichbar (Rudolf et al. 2005). Die
Niederschlagssummen fielen 2005 mit ΣN > 150 mm in 72 h im Vergleich zu
Pfingsten 1999 deutlich geringer aus, was zur Folge hatte, dass die Donau 2005
niedrigere Abflüsse mit entsprechend geringen Jährlichkeiten führte (Pegel Hofkir-
chen 2005, Abb. 4-3). Dagegen traten 2002 entlang der Oberläufe von Isar, Loisach
und Iller Wiederkehrintervalle von ca. T = 100 a mit wesentlich größeren Abflüssen
als 2005 auf (Pegel München, Abb. 4-3). Schäden konnten u. a. durch die Speicher-
bewirtschaftung des Sylvensteinspeichers und des Forggensees vermieden werden
(LfW BY 2005).
134
900
Salzach 2002 Jahrlichkeit T bezogen auf den
Donau 1988
Pegel Burghausen Pegel Hofkirchen maximalen Scheitelabfluss des
800 Qmax ≈ 3000 m³/s Qmax ≈ 3020 m³/s Hauptereignisses.
T ≈ 50 a Donau 2005
T ≈ 10 - 20 a Pegel Hofkirchen Donau 1999
Wasserstand [cm]
500
400
300
200
Isar 2002 Isar 2005 Inn 2005
Pegel Freising Pegel München Pegel Oberaudorf
100 Qmax ≈ 550 m³/s Qmax ≈ 990 m³/s Qmax ≈ 2220 m³/s
T ≈ 10 - 20 a T ≈ 50 - 100 a T ≈ 100 a
0
0 200 400 600 800 1000 1200 1400 1600 1800 2000 2200 2400 [h]
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 [d]
Zeit
Abb. 4-3: Wasserstandsganglinien von bayerischen Flüssen während Hochwasser-
ereignissen
900
Donau 2002 Salzach 2002 Donau 1999
Pegel Achleiten Pegel Burghausen Pegel Hofkirchen
800 Qmax ≈ 7700 m³/s Qmax ≈ 3000 m³/s Qmax ≈ 3300 m³/s
T ≈ 50 - 100 a T ≈ 50 a T ≈ 20 - 50 a
700
Wasserstand [cm]
600
500
400
300
200
Isar 1999
Jahrlichkeit T bezogen auf den
Pegel München
100 maximalen Scheitelabfluss des
Qmax ≈ 830 m³/s Hauptereignisses.
T ≈ 20 - 50 a
0
0 200 400 600 800 1000 1200 1400 1600 1800 2000 2200 2400 [h]
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 [d]
Zeit
Abb. 4-4: Ausgewählte Hochwasserereignisse mit „Vorwellen“
Für die An- und Abstiegsgeschwindigkeiten, vAN und vAB, können bei Deichen, die
i. d. R. im Vergleich zu Talsperren und Hochwasserrückhaltebecken kleinere Höhen
besitzen, gemittelte Werte angesetzt werden, da sich auftretende Geschwindigkeits-
spitzen nur lokal auswirken können. Die Zeit, ab der ein hoher Wasserstand nahe
dem maximalen Wasserstand überschritten wird, wird als Scheiteldauer TSch be-
zeichnet.
136
Wasserstand
[cm]
synthetische Ganglinie
TSch
reale Ganglinie
Wmax
vAB [cm/h]
HAB = Y * HAN
HAN
HSch = X *W max
vAN [cm/h]
WE
WA
TG
Die Dauer des gesamten Hochwasserereignisses TG wird durch den Beginn des ers-
ten markanten Anstiegs des Wasserstandes bis zum Rückgang in etwa auf den Mit-
telwasserstand festgelegt. Diese Festlegung ist nötig, da den Hochwasserereignissen
nicht selten Trockenperioden und somit extrem niedrige Wasserstände vorangehen,
die beim Rückgang nicht mehr erreicht werden, wie es z. B. während des Donau-
hochwassers 1988 der Fall war.
Die Scheitelhöhe HSch [m] wird als Anteil X [-] des maximalen Wasserstandes Wmax
[m] festgelegt:
Zu dem Zeitpunkt tE, wenn ein Anteil Y [-] der Anstiegshöhe HAN [-] wieder unter-
schritten wird, gilt das Ereignis als beendet. Daraus resultiert die Abstiegshöhe HAB
[m] (vgl. Abb. 4-5):
137
H AB = Y ⋅ H AN Glg. 4-2
Die verwendeten Werte X = 0,90 und Y = 0,80 haben sich bewährt, da damit alle
betrachteten Ganglinienereignisse charakterisiert werden konnten.
Nr. 5 6 7 8 9 10 11 12
Gewässer: Salzach Iller Ostrach Mangfall Günz Illach Lech Baunach
Pegelanzahl: 1 1 1 1 1 1 1 1
Ausgew. Ereignisse: 95/02 00/02/05 99/02 99/05 99/00/02/05 99/00 97/99/02/05 93
EO [km²]: 6649 955 127 756 314 32 2287 165
Mittleres Gefälle [-]: 1.E-03 3.E-03 6.E-03 4.E-03 2.E-03 6.E-03 2.E-03 9.E-04
MHW/MW [-]: 4.7 3.7 4.6 5.4 2.2 4.3 2.9 2.4
MHQ/MQ [-]: 12.5 18.0 29.8 34.8 14.7 31.1 14.0 44.0
Über einen charakteristischen Gebietsfaktor FG,char. [km²] (Glg. 4-3) sind in Abb. 4-6
die Anstiegs- sowie Abstiegsgeschwindigkeiten aufgetragen. Die Werte für den
mittleren Hochwasserstand (MHW) und den mittleren Mittelwasserstand (MW)
sind aus dem hydrologischen Jahrbuch entnommen worden, ebenso wie die Ein-
zugsgebietsgrößen EO [km²] (LfW BY 2000). Das mittlere Sohlgefälle wurde aus
den bekannten Pegelhöhen und Fließstrecken ermittelt oder anhand entsprechender
Höhenkarten abgeschätzt. Sowohl für FG,char. [km²] als auch für seine bildenden
Größen waren die Abhängigkeiten von den betrachteten Anstiegs- bzw. Abstiegsge-
schwindigkeiten nicht stark ausgeprägt (Abb. 4-6).
138
MHW
FG ,char. = E O ⋅ I1.5 ⋅ Glg. 4-3
MW
Die Gebietsfaktoren nehmen Werte zwischen FG,char.= 0,0 ÷ 1,0 an. Randabschät-
zungen zeigen eine Spannweite von mittleren Anstiegsgeschwindigkeiten bis zu
vAN = 20 cm/h und Abstiegsgeschwindigkeiten von bis zu vAB = 12 cm/h.
Untere Grenze
Linear (Anstiegsgeschwindigkeit)
-5
y = -3.0x
vAB [cm/h]
-10
Grenzgerade:
vAB = -12·FG,char.
-15
Abb. 4-6: Diagramm zur Abschätzung von vAN und vAB in Abhängigkeit vom Ge-
bietsfaktor FG,char.
Das liegt daran, dass an ein und demselben Gewässer sehr unterschiedlich geformte
Wasserstandsganglinien auftreten können. Das hat für die Bemessung zur Folge,
dass es nicht nur eine Bemessungsganglinie geben kann, sondern dass für unter-
schiedliche Belastungsszenarien auch unterschiedliche Bemessungsganglinien an-
gewendet werden sollten. Diese können für Gewässerabschnitte und Lastfälle ge-
139
-5 Maximalwerte
Linear (Mittelwerte)
-10 Linear (Maximalwerte)
-15
y = -0.50x
-20 R2 = 0.38
y = -0.56x
-25
R2 = 0.76
-30
Abb. 4-7: Zusammenhang zwischen maximalen und mittleren An- und Abstiegsge-
schwindigkeit
Wie in Abb. 4-8 zu sehen ist, kann vereinfachend angesetzt werden, dass die Ab-
stiegsgeschwindigkeit im Mittel etwa der halben Anstiegsgeschwindigkeit ent-
spricht (Glg. 4-4).
1
v AB ≈ ⋅ v AN Glg. 4-4
2
werden können. Diese Festlegung hat für die Form der betrachteten Wasserstands-
ganglinien entsprechende Auswirkungen (Abb. 4-11).
-2
y = -0,25·x
-4
-6
y = -0.50x
v AN
2
R = 0.38
-8
=
v AB
y = -1,4·x
-10
Die breite Streuung von vAB = -(0,25 ÷ 1,40)·vAN zeigt allerdings, dass auch Hoch-
wasserganglinien auftreten können, deren fallender Ast schneller fällt, als der stei-
gende Ast steigt.
Werden die Gesamt- sowie die Scheiteldauer der Hochwasser über das Produkt der
An- und Abstiegsgeschwindigkeit des Wasserstandes (Glg. 4-5) aufgetragen, erhält
man den in Abb. 4-9 dargestellten Zusammenhang.
1 2
v AN ⋅ v AB ≈ ⋅ v AN Glg. 4-5
2
Das Diagramm in Abb. 4-9 gilt streng genommen nur für An- und Abstiegsge-
schwindigkeiten kleiner 10 cm/h. Die für die Festlegung der Berechnungsganglinien
gewählten Scheiteldauern liegen zwischen 2 h und 672 h (28 d).
141
10000
Gesamtdauer
Gesamtdauer TG und Scheiteldauer TSch [h]
Scheiteldauer
Untere Grenze Scheiteldauer
Untere Grenze Gesamtdauer
1000
Potenziell (Gesamtdauer)
Gesamtdauer TG Potenziell (Scheiteldauer)
y = 399.89x-0.35
R2 = 0.43
100
10
1
0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50
vAN*vAB [cm²/h²]
4000
z e)
3500
G ren
re
be y = 3.17x
3000
(O R2 = 0.60
Gesamtdauer TG [h]
h
T Sc
2500 *
=7
TG
2000
* T S ch
TG = 2
1500
0
0 100 200 300 400 500 600 700 800 900 1000
Die Form des Abflussquerschnitts und die vorhandene Deichhöhe bestimmen bei
gegebener Wasserstandsganglinie die Einstaudauer. Betrachtet werden Zustände, in
denen der Deich bis BHW oder bis zur Deichkrone eingestaut wird. An gleichen
Gewässerabschnitten werden folglich Deiche mit geringerer Höhe kürzer eingestaut
(Abb. 4-11).
bis 20 cm/h. Auch wenn die eigenen Untersuchungen sehr schnelle vAN > 10 cm/h
An- und Abstiegsgeschwindigkeiten für bayrische Gewässer nicht bestätigen, wer-
den dennoch Anstiegsgeschwindigkeiten von bis zu 40 cm/h und entsprechende Ab-
stiegsgeschwindigkeiten bis zu 20 cm/h untersucht. Die Scheiteldauern betragen
TSch = 2 – 672 h. Die zugehörigen Hochwasserdauern wurden nach Abb. 4-10 zwi-
schen TG = 2 ÷ 6·TSch für kurze Ereignisse und TG = 7·TSch für lange Ereignisse ge-
wählt (vgl. Tab. 4-2).
Wasserstand
[cm]
TSch
synthetische BHW
Ganglinie Freibord
Wmax
vAB [cm/h]
Deich
HES,2 [m]
HES,1 [m]
(stark überhöht
dargestellt)
vAN [cm/h]
W VL,2 2
TG = TES,2
W VL,1 1
=
WA+E TG=TES,1
Vorland bzw.
1 Wasserstand Deich 1
tA,1 tA,2 tSch,A tSch,E tE,2 tE,1 Zeit [h]
Vorland bzw.
Legende:
W max maximaler Wasserstand [cm] TSch Scheiteldauer [h]
2 Wasserstand Deich 2
WE Wasserstand zum Zeitpunkt tE [cm] TG Gesamtdauer [h]
WA Wasserstand zum Zeitpunkt tA [cm] TES Einstaudauer [h]
HVL Wasserstand in Höhe des Vorlandes [cm] tA Zeit zum Hochwasserbeginn [h]
HES Einstauhöhe [cm] tE Zeit zum Hochwasserende [h]
vAN Anstiegsgeschwindigkeit des Wst. [cm] tSch,A Zeit zum Scheitelbeginn [h]
vAB Abstiegsgeschwindigkeit des Wst. [cm] tSch,E Zeit zum Scheitelende [h]
Für variierende Deichhöhen HD [m] ergeben sich die in Tab. 4-2 dargestellten
Ganglinienparameter. Die Grenzdauern in der letzten Spalte zeigen, dass bei höhe-
ren Deichen aufgrund der Zusammenhänge der Ganglinienparameter und einer be-
144
grenzten Hochwasserdauer der An- und Abstieg sich nur in einem begrenzten Be-
reich bewegt (vgl. Abb. 4-13).
II 0,50 0,25 240 540 840 1440 2040 2640 3240 3840 1680
III 1,0 0,5 72 222 372 672 972 1272 1572 1872 504
IV 2,5 1,25 48 108 168 288 408 528 648 768 336
V 10 5 24 39 54 84 114 144 174 204 168
VI 20 10 12 19,5 27 42 57 72 87 102 84
VII 40 20 6 9,75 13,5 21 28,5 36 43,5 51 42
v AB
H *AN = ⋅ (TG −T Sch ) ⋅ v AN Glg. 4-7
v AB + v AN
Unter Berücksichtigung von Glg. 4-4 und Glg. 4-6 vereinfacht sich Glg. 4-7 zu:
1
H *AN = ⋅ ((Z − 1) ⋅ TSch ) ⋅ v AN Glg. 4-8
3
500
pot. Anstiegshöhen HAN [cm] y = 2x
Z = 2 bis 3
Z=2
400
*
Z=3
Z=7
300 Linear (Z = 2)
Linear (Z = 3)
200 Linear (Z = 7)
y = 0.67x
100
y = 0.33x
0
0 50 100 150 200 250
TSch * vAN [h*cm]
Abb. 4-12: Potentielle Anstiegshöhen HAN* über dem Produkt aus Scheiteldauer TSch
und Anstiegsgeschwindigkeit vAN
Für den Fall, dass die betrachtete Deichhöhe HD größer ist als der potentielle insta-
tionäre Anstieg HAN*, kann ein stationärer Einstau bei einem über das Deichlager
bzw. über die Vorlandhöhe reichenden Wasserstand Hstat. angenommen werden:
H *AN ≥ H D : H AN = H D
Glg. 4-9
H *AN < H D : H AN = H *AN → ( H stat . = H D − H AN )
*
6
vAN vAB TSch
Potentielle Anstiegshöhe HAN [m]
Gang-
linie [cm/h] [cm/h] [h]
*
5 VII VI IV II I
I 0,10 0,05 672
II 0,50 0,25 240
4 V III III 1,0 0,5 72
IV 2,5 1,25 48
3 V 10 5 24
VI 20 10 12
2 VII 40 20 6
0
1 10 100 1000 10000 100000
Die Ganglinien I bis VII werden in Anhang 17 mit einigen realen Ganglinien ver-
glichen und in Tab. 4-4 realen Ereignissen zugewiesen.
Bis auf die sehr lang andauernde und langsam ansteigende Ganglinie I konnten in
der Literatur und aus dem eigenen Datenfundus für alle synthetischen Ganglinien II
bis VII reale Vergleichsereignisse gefunden werden.
147
Aus Sicht der Durchsickerung von Deichen sind Vor- und Nacheinstauereignisse
keine eigenständigen Einzelereignisse, wenn die Sättigungsverhältnisse im Deich
durch den Erst- bzw. Wiedereinstau so verändert werden, dass dies Auswirkungen
auf die Durchsickerungsverhältnisse im Deich hat. Dieser Einfluss hängt neben der
Abfolge der Wasserstandsscheitel auch vom Deichsystem selbst ab. Durchlässige,
homogene Deiche können schon nach geringer Zeit wieder bis zu ihrem Ausgangs-
zustand entwässern, sodass ein direkt anschließendes Hochwasser ein neues Ereig-
nis darstellen kann. Vorereignisse ohne weitgehenden Rückgang des Abflusses
bzw. des Wasserstands haben i. d. R. Auswirkungen auf die Durchsickerung von
Deichen. Dies gilt i. Allg. auch für Deiche, bei denen während dem Abklingen einer
Hauptwelle ein Nachereignis folgt.
Für Vor- sowie Nachereignisse müssen jeweils nur die An- und Abstiegshöhen HAN
und HAB festgelegt werden, wenn man davon ausgeht, dass der Ganglinienverlauf
dem des Hauptereignisses ähnlich ist. Dazu wird erneut ein Faktor XH (Glg. 4-10)
eingeführt, der aufgrund der Festlegungen in Abb. 4-14 Werte zwischen 0 und 1
annehmen kann.
148
H Wasserstand [m]
Wasserstand
[cm]
XH,AN,Nach·Han,Haupt
TSch,Vor TSch,Haupt TSch,Nach
HAN,Nach =
XH,AB,Vor·Han,Haupt
Wmax
WNach,max
HAB,Vor =
XH,AB,Nach·Han,Haupt
XH,AN,Vor·HAN,Haupt
HAN,Haupt
WVor,max
HAB,Nach =
WNach,min
HAN,Vor =
WVor,min
Vor- Haupt- Nach-
ereignis ereignis ereignis
WA+E
TVor THaupt TNach
TG
Abb. 4-14: Parameter zur Abschätzung der Ganglinien mit Vor-, Haupt- und Nach-
ereignis
Zusätzlich wurde ein weiteres Ereignis am Pegel Feldolling in die Auswertung auf-
149
Im Folgenden wird angenommen, dass die Annahme für Vor- und Nachereignisse
XH,AN = XH,AB die Zusammenhänge mit ausreichender Genauigkeit widerspiegelt.
Es wird eine Abstufung von Vor- und Nachereignissen mit XH = 0,25/0,50/0,75
verwendet. Die Scheiteldauern der Vor- sowie Nachereignisse werden dabei mit
dem gleichen Faktor XH = XT multipliziert:
Zwar konnte diese Annahme nicht bestätigt werden, doch liegen die Mittelwerte des
Verhältnisses der Scheiteldauern zwischen 0,5 und 0,72, was zeigt, dass aufgrund
der geringeren Dauer der Vor- und Nachereignisse auch ihre Scheiteldauern i. Allg.
kürzer als die Scheiteldauer des Hauptereignisses sind.
1.0
Ganglinien mit Vorwellen
100%
0.9 y = 1,0x
75%
0.8
50%
XAB.Vor und XAN,Nach [-]
0.7
25% y = 0,8x
0.6
0%
0.5 < 1000 1000 - > 10000
y = 0.9322x
10000 2
Einzugsgebiet EO [km²] R = 0.9485
0.4
0.3 Vorwellen
Grenzkurve I
0.2 Grenzkurve II
Ausreißer Vorw.
0.1 Nachwellen
Linear (Vorwellen)
0.0
0.0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 0.7 0.8 0.9 1.0
XAN,Vor und XAB,Nach [-]
Abb. 4-15: Parameter zur Abschätzung der GL mit Vor- und Nachereignissen
150
_________________________
37
Hier wird lediglich die Auswirkung des fallenden Wasserspiegels auf die Standsicherheit der wasserseitigen Böschung
betrachtet. Deichbrüche und gesteuerte oder ungesteuerte Retentionsmaßnahmen können im Einzelfall auch bei geringer
Wasserstandsabsenkung einen sehr großen Einfluss auf ein Hochwassergeschehen haben, wenn diese Wasserstandsab-
senkung ein Überströmen eines Hochwasserschutzbauwerkes verhindert.
151
= 1,1 cm/h entspricht und im Vergleich zu den in den vorigen Abschnitten betrach-
teten natürlichen Abstiegsgeschwindigkeiten keine nennenswerte Belastung dar-
stellt (Abb. 4-16, vgl. Anhang 15 (S. 363) und Anhang 16 (S. 364)).
2500
berechnet ∆hreal ≈ 0,12 m 1
LfW BY (2003b)
Wasserstandsreduktion
∆h = 0,24 m
2000
gemessen
Abfluss Q [m³/s]
500
0
0 50 100 150 200 250 300 350
Zeit [h]
Broich (2003) diskutiert verschiedene Ansätze zur Berechnung und speziell zur
Vorhersage der Deichbreschenbildung und des Abflusses aus Deichbreschen. Neben
empirischen und numerischen Methoden werden vor allem Parametermodelle zur
Vorhersage empfohlen. Die Abschätzung von Deichbruchzeiten und der Breschen-
ausbildung weisen sehr große Unsicherheiten auf. Für die praktische Anwendung
152
In Abb. 4-17 ist die Überfallcharakteristik eines Deiches, abgeschätzt als breitkro-
niges Wehr, dargestellt. Wesentlichen Einfluss hat, wie erwähnt, die Länge der Bre-
sche, die erfahrungsgemäß bis zu mehrere hundert Metern lang werden kann. Die
Länge der Bresche infolge des Deichbruchs bei Neustadt a. d. Donau während des
Hochwassers 1999 war z. B. 100 m lang. Das Volumen des über den Deich ge-
strömten Wassers belief sich auf über 20 Mio. m³ (Scheuermann 2000). Niesche u.
Krüger (1998) geben ein Beispiel für die Ausbreitung einer Deichbresche von 20 m
Breite auf 100 m in wenigen Stunden während des Hochwassers 1997 an der Oder
an. Die Verbreiterung auf über 200 m erfolgte innerhalb weniger Tage.
5
10 m 25 m 50 m 100 m
4 150 m
200 m
hÜ,Bresche [m]
Breschenlängen LBresche
2 (10 bis 200 m)
1 3
2
QÜ,Bresche = ⋅ µ ⋅ LBresche 2 ⋅ g ⋅ h ü,2 Bresche
3
0
0 500 1000 1500 2000 2500
QÜ,Bresche [m³/s]
In Disse et al. (2003) wird eine auf Basis der POLENI-Überfallformel modifizierte
Deichbruchformel vorgestellt, mit deren Hilfe man abschätzen kann, welcher Ab-
fluss sich ins Hinterland bei entsprechender Deichbresche einstellt. Die vereinfach-
ten Betrachtungen in Abb. 4-17 auf Basis der POLENI-Überfallformel mit einem
konstanten Überfallbeiwert von µ = 0,577 reichen aber für die gewünschte Genau-
153
igkeit der Aussagen hier bei weitem aus, da die Kenngrößen zur genaueren Be-
schreibung einer Deichbresche i. d. R. auch nur vage Abschätzungen darstellen
(Broich 2003).
12,0 m
3 9,0 m 3,0 m
6,0 m
1 4,0 m
2,0 m
0,0 m
8,0 m 50 m
50 m 100 m 50 m
2 5,0 m 3,0 m
0,0 m
14
Sonstige Annahmen: 12 Q-h-Beziehung
Wasserstand h W [m]
10
Vorländer kSt = 15 m1/3/s 3
Hauptgerinne kSt = 35 m1/3/s 8
Sohlgefälle IS = 0,1% 6 1
Neigungen Deiche 1:2
2
4
Neigungen Ufer 1:1
2
0
0 1000 2000 3000 4000 5000 6000 7000
Abfluss Q [m³/s]
Fischer et al. (2005) untersuchten den Einfluss einer Polderflutung, deren Effekt in
etwa mit dem eines Deichbruchs verglichen werden kann, auf das Energielinienge-
154
fälle und stellte fest, dass im Oberwasser sich ein höheres Gefälle einstellt und so-
mit sich dort der Abfluss erhöht bzw. die Fließgeschwindigkeiten zunehmen. Die
Annahme eines konstant bleibenden Abflusses bzw. Energieliniengefälles im OW
stellt somit einer Vereinfachung dar, was jedoch auf die später angeführten Schluss-
folgerungen keinen entscheidenden Einfluss ausübt.
Legende:
Wst.OW Wasserstand vor der Bresche [m] ∆HUW Wasserstandsreduktion [m]
Wst.UW Wasserstand nach der Bresche [m] hgr,OW Grenztiefe im Oberwasser [m]
Wst.Polder Wasserstand im Polder [m] hgr,UW Grenztiefe im Unterwasser [m]
Ausgehend von einem Wasserstand auf der Sohle des Hinterlandes zeigt Abb. 4-20
unter den vereinfachten Annahmen eines vollkommenen Abflusses und eines kon-
stanten Überfallbeiwertes bei einem Deichbruch mit vollständiger Erosion bei Kro-
nenstau, dass mit steigender Deichbreschenlänge bei konstantem Wasserstand vor
dem Deich die Abflussleistung in den Polder über den Deich QÜ,Deich logischerweise
linear zunimmt. Für die Annahme des linearen Abfalls des Wasserstandes entlang
der Deichbresche verringert sich QÜ,Bresche für die gezeigten Beispiele erheblich.
im Unterwasser ∆HUW [m] in Abhängigkeit von der Länge der Bresche betrachtet
(Abb. 4-21). Bei konstanten Wasserständen vor dem Deich ist bei Beispiel 1 theore-
tisch eine Absenkung des Wasserspiegels um die gesamte Überströmhöhe bzw.
Deichhöhe möglich. Bei linearer Abnahme des Wasserstands sind die Wasser-
standsänderungen deutlich reduziert. Unberücksichtigt bleibt, dass eine reduzierte
Überströmhöhe eine verminderte erosive Wirkung auf den Deichköper hat und evtl.
keine vollständige Erosion des Deichkörpers auftreten kann.
2000
Q von H = 2 m
1800 Q von H = 3 m Annahme:
Q/ H=2m/Bsp.1/Korr. A Wasserstand konstant:
1600 Q/ H=3m/Bsp.2/Korr. A Linearer Zusammenhang
Q/ H=3m/Bsp.3/Korr. A
1400
QÜ,Bresche [m³/s]
1200
Annahme:
1000 Wasserstand linear
abnehmend (Korr. A):
800 Polynomischer
Zusammenhang
600
400
200
0
0 25 50 75 100 125 150 175 200
LBresche [m]
Abb. 4-20: Abflüsse ins Hinterland infolge eines Deichbruches bei Kronenstau (3
Beispielfälle)
2.5
Bsp.1
Bsp.2
max. Absenkhöhe Bsp. 1 (HD = 2,0 m)
2.0 Bsp.3
HUW-Bsp.1/korr. A
HUW-Bsp.2/korr. A
HUW-Bsp.3/korr. A
∆HUW [m]
1.5
1.0
0.5
0.0
0 25 50 75 100 125 150 175 200
LBresche [m]
Trotz der vereinfachten Annahmen wird abgeschätzt, dass bei den hier betrachteten
Fällen die Wasserstandsänderungen bei Deichbrüchen auf der sicheren Seite liegen,
da Einflussfaktoren, wie z. B. der allmähliche Bruch eines Deiches und das Spei-
chervolumen [m³] des dahinter liegenden Polder mit dem sich bei der Flutung ein-
stellenden Wasserstand im Unterwasser (UW), vernachlässigt und somit gleichzei-
tig ungünstig angenommen wurden. Je nach Größe des gefluteten Polders (!) und
des zeitlichen Verlaufs der Flutung bzw. des Deichbruchs kann eine Wasserstands-
absenkung u. U. nur sehr begrenzt auftreten. Bei kleinen Abflussquerschnitten mit
relativ hohen Deichen kann sich ein Deichbruch u. U. stärker auf den Unterwasser-
spiegel auswirken.
wiedergeben oder sogar auf der sicheren Seite liegen können, wie z. B. das Beispiel
des Deichbruchs in Neustadt an der Donau zeigt. Eine Überlagerung von Deichbrü-
chen und fallenden Wasserständen wird dagegen die Belastung vergrößern. Es ist
jedoch abzuschätzen, inwiefern im Rahmen einer Deichbemessung ein derartiges
Szenario wahrscheinlich ist und infolge dessen betrachtet werden müsste.
4.2 Regenereignisse
4.2.1 Allgemeines
Regenereignisse werden in dieser Arbeit nicht nur als Ursache für Hochwasser,
sondern auch als zusätzliche Belastung für Deiche während Hochwasser betrachtet.
Große Regengebiete können sich über das alpine Einzugsgebiet bis hin zu einge-
deichten Flussstrecken in den Tälern erstrecken (Hannweber 2006). Bei großen
Flachlandflüssen, wie z. B. der Donau, können die Regenereignisse über den Ein-
zugsgebieten der Zuflüsse Hochwasser verursachen, wohingegen an Flüssen mit
kleineren Einzugsgebieten es eher wahrscheinlich ist, dass die Hochwasser verursa-
chenden Regenereignisse aufgrund der örtlichen Nähe sich ggf. auch über eine ein-
gedeichte Flussstrecke ergießen. Im zweiten Fall ist die Konzentrationszeit sehr
kurz (LfW BY 1998). Bei lang andauernden Hochwasserereignissen, welche vor
allem im Flachland auftreten, ist dagegen die Wahrscheinlichkeit, dass während der
Einstaudauer ein Regenereignis eintritt wiederum höher, die Intensität fällt dort
i. d. R. geringer aus.
Das hat zur Folge, dass bei den kleinen alpinen Flüssen seltene Hochwasserereig-
nisse und seltene Regenereignisse zusammenfallen können, während bei großen
Flachlandflüssen, wie z. B. der Donau, welche die Abflüsse aus einem großen Ein-
zugsgebiet mit langen Konzentrationszeiten beziehen, die starken Niederschlagser-
eignisse i. d. R. weit entfernt vom Vorfluter auftreten.
300
Hochwasser 1999
250 Hochwasser 2005 Lenggries [72h]
(Alpines Gebiet)
Niederschlagshöhen hN [mm]
Wallgau 2005
Lenggries 1999
200
München / Rosenheim [72h]
(Süden)
150
Lenggries 2005 Rosenheim 1999 Kempten 1999
München 1999
Ingolstadt [72h] (Mitte)
100 Kempten 2005
Würzburg [72h] (Norden)
Rosenheim 2005
München 2005
50
Ingolstadt 2005
0
1 10 100
Wiederkehrintervall T [a]
In Abb. 4-23 sind, ähnlich zu Abb. 4-22, nach DWD KOSTRA (1997) die Nieder-
schlagsummen für 24-stündige Regendauern und deren Jährlichkeiten an einigen
bayerischen Standorten dargestellt (vgl. Anhang 20, S. 368). Eingetragen sind zu-
sätzlich Vorregen- und Simultanregenereignisse an ausgewählten Gewässern bzw.
in ausgewählten Gebieten während verschiedener Hochwasserereignisse der letzten
Jahrzehnte. In den südlichen Teilen Bayerns traten, wie anhand der Niederschlags-
159
messungen in München und Freising an der Isar dargelegt ist, während der letzten
Hochwasserereignisse 1999, 2002 und 2005 relativ starke Niederschläge sowohl vor
als auch während der Hochwasser auf. Die Jährlichkeiten dieser Vor- sowie Simul-
tanregenereignisse überstiegen jedoch an der Isar im Bereich München und Freising
eine Jährlichkeit von T = 5 a nicht.
140
Landsberg/Garmisch [24h]
München/Freising/Passau [24h] (Alpin/Süden)
120 Regensburg/Straubing [24h]
Bamberg [24h] (Süden/Mitte)
Niederschlagshöhen hN [mm]
60
40
20
0
0.1 1 10 100
Wiederkehrintervall T [a]
Die Auswertungen der Hochwasser am Lech im Bereich von Landsberg ergaben die
gleichen Resultate. Dagegen treten im alpinen Raum, hier am Beispiel von Gar-
misch-Partenkirchen beispielhaft dargelegt, die Niederschläge mit großer Intensität
oft gleichzeitig mit dem Hochwasser auf. Die betrachteten Niederschläge erreichten
Jährlichkeiten T > 25 a. Anders stellt sich die Situation in der Mitte Bayerns im Be-
reich der Donau dar. Dort waren während der betrachteten Hochwasserereignisse in
Regensburg, Straubing und Passau nur sehr schwache Niederschläge zu verzeich-
nen. Geringfügig anders verhält sich dies bei Frühjahrshochwassern und Winter-
hochwassern an der Donau. Die betrachteten Ereignisse 1993 und 1994 zeigen, dass
außer kleinere Simultanniederschläge mit Jährlichkeiten T < 1 a so gut wie keine
Vorregenereignisse auftraten. Im Norden Bayerns, hier am Beispiel des Mains er-
läutert, traten in den betrachteten Gebieten während der Hochwasser 1993, 1995
160
und 2003 am Main keine nennenswerten Vorregenereignisse auf, aber dafür Simul-
tanniederschläge mit einer Jährlichkeit von bis zu T = 10 a (Abb. 4-23).
Einen großen Einfluss besonders auf die Frühjahrshochwasser und die Winter-
hochwasser in Tauperioden hat die Schneeschmelze. Je nach Art der Schneedecke –
Alt- oder Neuschnee – können dort unterschiedliche Wassermengen gespeichert und
bei Tauwetter wieder freigegeben werden (LfW BY 1998).
Den Ausführungen der Abschnitte 4.2.1, 4.2.2 und 4.1.3 zufolge kann eine Auftei-
lung von zu betrachteten Niederschlägen nach der geographischen Lage in Bayern
erfolgen.
Die Dauer des Vorregens des Hochwassers 2002 betrug im Mittel in etwa sieben
Tage. 2005 und 1999 waren längere Ereignisse von bis zu knapp zwei Wochen bei
geringerer Intensität zu verzeichnen. Simultanregenereignisse während der drei
Hochwasserereignisse 1999, 2002 und 2005 dauerten drei bis fünf Tage beim An-
stieg des Hauptscheitels an. Während der Hochwasser 1993, 1995 und 2003 am
Main waren keine signifikanten Vorregenereignisse zu erkennen. Dagegen trat wäh-
rend dieser Hochwasser am Main Dauerregen als Simultanereignis auf, der in etwa
eine Woche mit variabler Intensität anhielt und eine Jährlichkeit von T < 10 a er-
reichte. Die Winterhochwasser an der Donau und ihren Zuflüssen fallen ähnlich wie
die Frühjahrs- und Sommerhochwasser aus, nur dass keine größeren Vorregener-
eignisse während der betrachteten Hochwasser zu verzeichnen sind (T < 0,5 a). In
alpinen Einzugsgebieten fallen die Niederschlagshöhen naturgemäß höher aus. Auf-
grund der kurzen Konzentrationszeiten treten hier allerdings verstärkt und dauerhaft
Simultanereignisse bis zu einer Jährlichkeit von T = 25 a auf, denen mäßige, lang
anhaltende Niederschläge mit einer Jährlichkeit von T < 1 a vorausgehen (vgl.
Anhang 21, S. 369, und Anhang 22, S. 370).
Die zeitliche Abfolge von Vor- und Simultanregen unter Berücksichtigung der
161
Simultanregen
Dsim Tsim,24h hN,sim,max,24h Tsim,72h hN,sim,max,72h iN,m
Kategorie Region
[d] [a] [mm] [a] [mm] [mm/h]
1)
A Alpine Gegend 7 25 110 100 220 1.77
1)
S Südbayern 7 5 70 20 140 1.13
1)
M a Mittelbayern 7 2 40 20 80 0.64
2)
b
2)
N Nordbayern 7 10 55 50 82.5 0.72
1)
Frühjahrs- und Sommerhochwasser
2)
Winterhochwasser
Das Simultanregenereignis kann, sofern die Niederschläge auch noch bei hohen
Wasserständen auftreten, sowohl eine Vorsättigung mit einhergehender Beschleuni-
gung der Durchsickerung als auch eine Verstärkung der Durchsickerung – sprich
eine Erhöhung der Sickerlinie – verursachen. Deshalb ist es von Bedeutung, wie
Vor- und Simultanregen mit der Hochwasserganglinie überlagert werden. Starke
Niederschläge treten, wie beobachtet (vgl. Anhang 21, S. 369, und Anhang 22,
S. 370), eine gute Woche vor dem Hochwasser auf, aber auch verstärkt während des
ansteigenden Astes bis hin zum Scheitel des Hauptereignisses (Abb. 4-24).
Für die weiteren Betrachtungen wird angenommen, dass Vor- und Simultanregen
unmittelbar aneinander anschließen. Die Spitze des Niederschlags kann mit der
Hochwasserspitze zusammentreffen, oder aber früher eintreten. Näheres zu dieser
162
Zeit [d]
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24
0
20 Kategorie S
hN [mm]
40 Kategorie A
60
80
100
120
0
20 Vorregen Kategorie Ma
40 Kategorie Ma & Mb
hN [mm]
60
0 - X Tage Kategorie N
80
100 7 Tage Vorregen 7 Tage Simultanregen
120
500
400
W [cm]
300
200 3 d später
100 2 d später
0d 1 d später
0
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24
Zeit [d]
Abb. 4-24: Zeitliche Entwicklung von Niederschlägen mit Bezug auf Hochwasser-
ganglinien bei 7-tägigen Ereignissen
4.3.1 Allgemeines
Für die Nachweise der Stand- bzw. Tragsicherheit ist neben den Bodenparametern,
dem Deichaufbau und der Deichgeometrie vor allem die hydraulische Beanspru-
chung maßgebend.
nen verwendet (DVWK 209/1989). Bei langen Messreihen und zahlreichen Pegeln,
wie es an größeren bayrischen Gewässern der Fall ist, ist auf diese Art und Weise
eine Abschätzung von Abflüssen bestimmter Jährlichkeit mit ausreichender Genau-
igkeit möglich. Bedarf es der Ermittlung von selteneren, größeren Abflüssen, bei
denen räumliche Einflüsse, wie z. B. eine flächige Retention im Einzugsgebiet, be-
rücksichtigt werden sollen, müssen Niederschlag-Abfluss-Modelle (N-A-Modelle)
und hydrodynamisch-numerische Strömungsmodelle (HN-Modelle) erstellt werden
(LfU BW 2005). Da diese mathematischen Modelle die parameterreichen und kom-
plexen realen, dreidimensionalen Abläufe z. T. stark vereinfachen, kann auf Kalib-
rierung, Validierung und Verifizierung an gemessenen Regen- und Abfluss- bzw.
Wasserstandsdaten nicht verzichtet werden. Die Ermittlung von zuverlässigen Be-
messungswasserständen und -ganglinien und Maximalabflüssen ist auf diesem We-
ge aufwendig und erst durch den Vergleich mit Messdaten vertrauenswürdig (vgl. z.
B. Forkel 2004).
4.3.2 Lastfälle
Aus der Überlagerung von Einwirkungen und Sicherheitsklassen, welche die Bau-
werkszustände berücksichtigen, können Lastfälle speziell für Hochwasserschutz-
bauwerke wie Deiche abgeleitet werden (vgl. DIN 1054/2005). Eine ausführliche
Übersicht möglicher Lastfälle ist in Anhang 23 (S. 371) gegeben.
_________________________
38
Ausführungen zum Konzept mit Teilsicherheiten sind in Franke (1990), Weißenbach (1991), Simmer (1998) und
Schmidt (2006) enthalten.
164
2010 abgeschlossen sein. Dies führte auch bei der Bemessung von Deichen zu Un-
sicherheiten, da DIN 19712/1997 genau in der Umbruchphase von deutscher zu eu-
ropäischer Normung erstellt wurde und einige Forderungen in Anbetracht fehlender
normativer Regelungen in der Geotechnik formuliert werden mussten39. Deswegen
werden nicht selten die Berechnungen sowohl auf Basis des alten als auch des neu-
en Sicherheitskonzepts durchgeführt und Vergleiche angestellt.
An Überlaufstrecken können Wasserstände über die Krone hinaus auftreten, auf die
der Deich, insbesondere die Krone und die landseitige Böschung, konstruktiv be-
messen werden können. Dies ist jedoch nicht Gegenstand dieser Arbeit. Auf etwai-
ge Baustellenzustände wird in dieser Arbeit ebenfalls nicht näher eingegangen.
_________________________
39
Das neue Konzept mit Teilsicherheitsbeiwerten wird in DIN 19712/1997 zur Ermittlung der globalen Standsicherheit
vorgeschrieben und entsprechend auf DIN V 4084-100/1996 verwiesen. Die entsprechende, gültige Norm DIN
4084/1981 hingegen verwendet globale Sicherheiten.
40
Der Freibord ist der vertikale Abstand zwischen der Deichkrone und dem Bemessungshochwasserstand (DIN
19712/1997). Weiteres zum Thema „Freibord an Flussdeichen“ beinhaltet Haselsteiner u. Strobl (2006b)
165
Für praktische Belange, z. B. für den Nachweis der Böschungsstabilität oder für
Nachweise der hydrodynamischen Bodendeformation41, spielen zum einen der ge-
sättigte und durchströmte Bereich und zum anderen die auftretenden Fließ- und Po-
rengeschwindigkeiten bzw. hydraulischen Gradienten eine Rolle.
4.3.2.1 Lastfall 1
Nach DIN 1054/2005 wird Lastfall 1 durch die Überlagerung von Einwirkungs-
kombination 1 (EK 1) und Sicherheitsklasse 1 (SK 1) gebildet. Dieser „gewöhnli-
che“ Lastfall 1 ist bei Deichen i. Allg. nicht maßgebend, da der Einstau nur im
Hochwasserfall stattfindet. Sind auf dem Deich sonstige Bauten, wie z. B. Straßen
o. ä., angeordnet, müssen die dadurch auftretenden Verkehrslasten natürlich berück-
sichtigt werden. In der Regel ist trotzdem ein Lastfall, bei dem Einstau auftritt,
maßgebend (DWA 2005, DIN 1054/2005, DIN 19712/1997). Eine Durchsickerung
des Deiches erfolgt bei Lastfall 1 höchstens infolge eines Niederschlagsereignisses,
was i. Allg. für die Standsicherheit nicht maßgebend ist (vgl. Anhang 7, S. 371).
4.3.2.2 Lastfall 2
Gleichsam zählt zu Lastfall 2 die Belastung aus fallendem Wasserspiegel bei Rück-
gang des Hochwasserstandes. Zusätzlich kann unterschieden werden in einen Last-
fall „Fallender Wasserspiegel“ infolge der natürlichen Abstiegsgeschwindigkeit der
Hochwasserwelle und „Fallender Wasserspiegel“ infolge eines Deichbruches oder
der Steuerung von Hochwasserrückhalteräumen. Absenkungen infolge von Deich-
brüchen haben bei großen Abflüssen, wie z. B. an der Donau, sehr begrenzte Aus-
wirkungen. In kleineren Gewässern kann eine Überflutung ggf. größere Auswirkun-
gen haben (vgl. Abschnitt 4.1.7).
4.3.2.3 Lastfall 3
Laut DIN 19712/1997 müssen ggf. auch der Ausfall einer eventuell vorhandenen
Dichtung und/oder eines Dräns berücksichtigt werden. DWA (2005) schlägt zusätz-
lich vor, dass die Lastfälle „Sackungen“ und „Windwurf“ Berücksichtigung finden
können. Bei der Annahme des Ausfalls von Dichtung und/oder Drän sollte abge-
schätzt werden, ob ein flächiges Versagen des jeweiligen Elementes praktisch mög-
lich ist und inwiefern ein Ausfall der Dichtung die Entwässerungsvorrichtung über-
_________________________
42
Die Bundesanstalt für Wasserbau berücksichtigt diesen Lastfall mit sehr geringer Auftretenswahrscheinlich als Lastfall
4 (BAW MSD 2005).
167
lastet. Hierfür sind die Fehlstellenanfälligkeit von Dichtungen und u. a. die Durch-
wurzelbarkeit zu bewerten. Hinweise dazu sind z. B. in BAW MSD (2005) und Ha-
selsteiner u. Strobl (2006a) enthalten. Brauns u. Saucke (2005, 2006) widmen sich
ausführlich dem Lastfall „Leck in Dichtung“ bzw. „Ausfall der Dichtung“ in Tal-
sperrendämmen anlässlich der Überarbeitung der neuen Talsperrennorm DIN
19700/2004. Die dort durchgeführte Fallstudie war jedoch in ihren Ergebnissen von
Vornherein klar, da z. B. ein Leck mit der Fläche 1 m² oder ein Spalt angenommen
wird, der eine Öffnungsweite von über 2 mm aufweist. Die angenommene Schwä-
chung der Dichtung erzeugt in etwa die stationäre Durchsickerung von Dämmen
(vgl. Abschnitte 6.6.4, 6.6.5 und 7.5).
In Anbetracht der Durchsickerung von Deich und Untergrund sind der Aufbau des
Deichs und des Untergrunds, ggf. das Vorhandensein von Dichtungen, Dräns und
Schichtungen, und die erhöhte Durchlässigkeiten von lokal begrenzten Bereichen,
wie z. B. Fehlstellen, sowie das Verhältnis der Durchlässigkeit von benachbarten
Bodenschichten mit besonderem Augenmerk zu betrachten. Das ganzheitliche Ge-
bilde Deichbauwerk mit Untergrund wird im Folgenden als Deichsystem bezeichnet
(vgl. Tab. 4-6).
dDS
kDS
tUD
tUD
dU
kUD
dU
kU kUD kU
kÆ0 kÆ0
A Homogener Deich IA II A
BK
08 Parameter: HD, BK, dU, kD, kU, 10 Parameter: HD, BK, dDS, dU, kD,
1
m
kD
m
1
kUD, m, (tUD) kDS, kU, kUD, m, (tUD)
HD
Hydraulische Trennung !
Abkürzungen:
1:m: Neigung der Böschungen kDr: Durchlässigkeit des Dränkörpers [m/s]
aDr: Abstand des Dräns vom wasserseitigen Deichfuß [m] kDD: Durchlässigkeit der Dichtung im Deich [m/s]
HD: Deichhöhe [m] kDS: Durchlässigkeit der Deckschicht [m/s]
BK: Breite der Deichkrone [m] kU: Durchlässigkeit des Untergrundes [m/s]
dDS: Dicke der Deckschicht [m] kUD: Durchlässigkeit der Untergrundabdichtung [m/s]
dU: Mächtigkeit der durchlässigen Untergrundschicht [m] tUD: Einbindetiefe der Untergrundabdichtung [m]
kD: Durchlässigkeit des Deichschüttkörpers [m/s]
Für die meisten Deichsysteme mit und ohne undurchlässige Deckschicht stellt sich
die Festlegung der soeben aufgezählten hydraulischen Randbedingungen, wie in
Abb. 4-25 dargestellt wird, dar.
z
Sickerwasseroberfläche
Oberwasserstand
ψH,o vn Sickerwasseraustritt
1 3
vn Deich 4 vn Unterwasserstand
ψH,u 1 vn 2
(undurchlässige Deckschicht)
ψ H [m] vn [m/s]
1 1 ψ H ,o vn ≠ 0 5
2 ψH vn = 0 durchlässiger Untergrund
vn 3 z vn = 0 vn
4 z vn > 0
5 ψ H ,u vn ≠ 0
vn 2
undurchlässiger Untergrund
x
Für das Auftreten von Quellen, Senken und/oder Rissen (Fehlstellen) in Boden-
schichten, wie z. B. im Auenboden oder in einer natürlichen Oberflächendichtung,
_________________________
43
Die Randbedingung der 3. Art ist eine Kombination der Randbedingungen 1. und 2. Art. Sie tritt in der Grundwasser-
hydraulik nur selten auf (David 1999).
170
müssen ggf. die Randbedingungen entsprechend lokal angepasst werden oder mit
zusätzlichen hydraulischen Ansätzen der Rohrhydraulik kombiniert werden (vgl.
Abschnitt 2.5.4). Auch Niederschläge können auf diesem Wege simuliert werden.
Auch in relativ feuchten Klimazonen, wie dies in weiten Teilen Südbayerns der Fall
ist, können gering mächtige Oberflächenschichten nach langer Trockenheit und ex-
tremer Sonneneinstrahlung austrocknen und einen Wassergehalt annehmen, der un-
ter den PWP sinkt. Die hat zur Folge, dass die Saugspannung Werte kleiner als pF =
6,0 bis 6,2 annimmt. Durchwurzeltem Boden wird das Wasser bis hin zum PWP (pF
= 4,2) durch den Wasserbedarf der Pflanzen entzogen. In den von der Evapotranspi-
ration nicht betroffenen Bodenschichten kann sich die Restfeuchte bzw. Feldkapazi-
tät einstellen, die einer Wasserspannung von pF = 1,8 bis 2,5 entspricht (Scheffer et
al. 1984).
Durchwurzelte
Oberbodenschichten
SPWP SPW P
(pF = 4,2) (pF = 4,2)
Deichkörper
SFK
(pF = 1,8 – 2,5)
SFK
GW (pF = 1,8 – 2,5) Untergrund
Ss Grundwasser
(pF = 0)
Unter realen Bedingungen wird sich der in Abb. 4-26 gezeigte Zustand allerdings
nicht einstellen, da in Natura ein ständiger Wechsel der Randbedingungen, wie z. B.
der Sättigung im Deich, auftritt.
Es wird davon ausgegangen, dass für den Deichbau standortspezifische Böden ver-
wendet werden, so dass der gewählte Auenboden auch als natürliche Oberflächen-
dichtung und der Untergrundkies als Stützkörpermaterial des Deiches eingesetzt
werden.
Abb. 4-27: Sieblinien für den Deichbau verwendeter Böden mit charakteristischen
Korngrößenverteilungen und Sieblinien anderer Böden zum Vergleich
Sehr durchlässige Kiese weisen i. Allg. ein Saugspannungsverhalten auf, das in den
relevanten Sättigungsbereichen so schwach ausgeprägt ist, dass eine pauschale Fest-
173
Die gesättigte Durchlässigkeit ks der betrachteten Böden beträgt für die Kiese 5·10-4
< ks < 10-3 m/s, wobei für den nicht verdichteten Untergrund eine höhere Durchläs-
sigkeit und eine höhere Anisotropie angenommen werden. Der Dränkies weist na-
turgemäß mit kS = 2·10-2 m/s die größte Durchlässigkeit auf. Die Deichdichtung und
die Auenbodenschicht haben Durchlässigkeiten von 10-7 < ks < 10-6 m/s. Der Auen-
boden wurde aufgrund seiner natürlichen Entstehung als etwas durchlässiger ange-
nommen. Die Durchlässigkeit des Sandes liegt zwischen den Kiesen und dem
Schluff. Die Schichtung der Böden wurde durch einen Anisotropiefaktor von 2 bis
10 berücksichtigt. Die Porosität der betrachteten Böden wurden anhand von Litera-
turangaben festgelegt, wobei die Porosität der natürlich gelagerten Böden etwas
höher angenommen wurde (vgl. Tab. 4-8).
Tab. 4-7: Allgemeine geotechnische Bodenkenngrößen der betrachteten Böden
Dränkies Stützkörper- Untergrund- Sand Oberflächen- A)
Auelehm
kies kies dichtungA)
Kies, eng gest. Kies, sandig, schwach schluffig Sand, kiesig, schluffig Schluff, sandig, schwach tonig
5)
Bez. G, st G, s, u S, g, u U, s, t
6)
Bez. GE GI oder GW SE oder SU UM
Wichte1)4)7) γ [kN/m³] 19 20.0 19.0 18.0 20.5 19.5
4)7)
Wichte unter Auftrieb γ' [kN/m³] 11 12.0 11.0 10.0 10.5 9,5
4)
dränierter Scherparamater ϕ' [°] 40.0 35.0 32.5 32.5 22.5 22.5
4)
Kohäsion c [kN/m²] 0.0 0.0 0.0 0.0 5.0 3.0
Fließgrenze1)3) wL [-] - - - 0.20 0.35
Ausrollgrenze1) wP [-] - - - 0.20 0.25
1)
Plastizitätszahl IP [-] - - - 0.00 0.1
wirksamer Korndurchmesser dW 9.6 0.39 0.11 0.006
d10 6.3 0.2 0.06 0.001
174
Luftporenanteil (0,1 - 0,5 θr,FK)4) θa [-] 0,005 0,025 0,040 0,035 0,025 0,040
0,195 0,225 0,26 0,315 0,325 0,30
Sättigungswassergehalt θs [-] (SS = 0,975) (SS = 0,90) (SS = 0,87) (SS = 0,90) (SS = 0,93) (SS = 0,91)
-2 -4 -3 -5 -7 -6
2·10 5·10 10 2·10 10 10
Gesättigte Durchlässigkeit7)8) ks [m/s] -0 -3 1)7) -2 -4 4)7) -2 -4 4)7) -3 -7 4)7) -7 -8 3) -5
(1·10 - 1·10 ) (1·10 - 5·10 ) (1·10 - 5·10 ) (1·10 - 5·10 ) (10 - 10 ) (10 - 10-6)1)11)
175
4)6) 1 2 5 2 2 10
Anisotropiefaktor kh/kv [-]
(2 - 30)4)17) (2 - 30)4)17) (2 - 30)4)17) (2 - 30)4)17) (2 - 30)4)17) (2 - 30)4)17)
0,03 0,05 0,10 0,30 4,00 2,00
kapillare Steighöhe5) hk [m]
(0,03 - 0,05)1)5) (< 0,20)5) (< 0,20)5) (0,20 - 0,40)1) (1,00 - 5.00)1)5) (1,00 - 5.00)1)5)
0,200 0,050 0,070 0,060 0,050 0,060
αw [1/cm]
(0,005 - 0,035)8) (0,005 - 0,035)8) (0,005 - 0,035)8) (0,005 - 0,035)8) (0,005 - 0,035)8) (0,005 - 0,035)8)
Bewässerung 4,0 5,0 5,0 2,5 2,0 2,0
van Genuchten nw [-]
(1,5 - 10)4)16) (1,5 - 10)4)16) (1,5 - 10)4)16) (1,5 - 10)4)16) (1,5 - 10)4)16) (1,5 - 10)4)16)
Parameter13)
αd [1/cm] 0,150 0,040 0,060 0,030 0,010 0,020
Entwässerung
nd [-] 4,0 2,5 2,5 2,5 2,0 2,0
14) 0,75 0,80 0,80 0,60 0,50 0,50
Mualem Parameter L [-]
(0.26 - 1.03)12) (0.26 - 1.03)12) (0.26 - 1.03)12) (0.26 - 1.03)12) (0.26 - 1.03)12) (0.26 - 1.03)12)
Literatur:
1) 5) 9) 13) 17)
Simmer (1994) Soos (1990) DIN 4020 van Genuchten (1980) Prinz (1997)
2) 6) 10) 14)
Scheffer et al. (1984) Haimerl (2004) DIN 18196 Mualem (1976)
3) 7) 11) 15)
Striegler u. Werner (1973) Türke (1999) Schulte (1988) Kuntze et al. (1994)
4) 8) 12) 16)
Busch et al. (1993) Hartge u. Horn (1999) Schaap u. Leij (2000) Mangels (2000)
176
- Die Hysterese bzw. die Hauptentwässerungskurve wird nicht durch die emp-
fohlene Anpassung der α-Werte erstellt (vgl. Glg. 2-14), sondern dem Ver-
lauf der Hauptbewässerungskurve angeglichen, wobei die Kurven zusätzlich
mit den Kurven entsprechender Böden aus der Literatur verglichen werden
(siehe Abschnitt 2.3.2).
2,5 pF
4,2 pF
Smax
0.9 0.9
SS − S R m = 0,20
0.8 S = SR + 0.8
[1 + (α ⋅ ψ ) ]
1
n 1− n
0.7 0.7
m = 1,00
Bewässerung
Entwässerung
Sättigung S [-]
0.2 0.2 KR = S 0 ,5
⋅ 1 − 1 − S m
Sand
0.1 Untergrundkies 0.1 1
gilt auch für die
Dränkies Stützkörperkies Oberflächendichtung
Sr,PWP,Kies = 0
0.0 0.0
1.0E+00 1.0E+01 1.0E+02 1.0E+03 1.0E+04 1.0E+05 0.0 0.2 0.4 0.6 0.8 1.0
Das Auftreten und der Nutzen mit Gras bewachsener Oberböden wurde bereits in
Abschnitt 3.5.5 eingehend beschrieben. Die geohydraulische Wirkung bzw. das
Saugspannungsverhalten dieser Art von Vegetationsdecken kann häufig vernachläs-
sigt werden, besonders wenn es sich um Schichten sehr geringer Mächtigkeit han-
delt. Das Saugspannungsverhalten entspricht dem eines Schluff-Tones, was die ver-
suchstechnisch ermittelten Saugspannungskurven von Fank (1999) und Roy et al.
(2000) zeigen (Abb. 4-29).
0.6 0.6
0.5 0.5
Lehmiger Sand
(theor. nach v. Genuchten)
0.4 0.4 Lehmiger Sand
Lehmiger Sand
(aus Fredlund 1997)
0.3 0.3
Schluff
(nach Scheffer et al. 1984)
0.2 0.2
m = 1,00
2,5 pF
0.1 0.1
4,2 pF
1,8 pF
0.0 0.0
1.0E+00 1.0E+01 1.0E+02 1.0E+03 1.0E+04 1.0E+05 0.0 0.2 0.4 0.6 0.8 1.0
Die Zusammensetzung des untersuchten Bodens von Fank (1999) entspricht einem
lehmigen Sand, Roy et al. (2000) haben einen sandigen Lehm untersucht. Das er-
mittelte Saugspannungsverhalten weicht jedoch von den in der Literatur ermittelten
typischen sandigen Lehmen bzw. lehmigen Sanden ab. Hierzu wurde als Vergleich
die theoretische Saugspannungskurve eines Schluffes nach Scheffer et al. (1984)
und eine gemessene Kennlinie aus Fredlund et al. (1997) eingefügt, um diese Ab-
weichung zu verdeutlichen (Abb. 4-29). Der mit Wurzeln durchsetzte Boden
„täuscht“ einen saugfähigeren tonigen Schluff oder schluffigen Ton vor. Dies ist auf
die vom Bewuchs verursachte Saugwirkung zurückzuführen. Die Durchlässigkeits-
beziehung wird als die des „vorgetäuschten“ dichten Bodens angenommen.
178
Die Wurzeln sorgen für eine erhöhte Durchlässigkeit, die nach eigenen Versuchen
und Versuchen von Husicka (2003) bei kS = 10-4 m/s liegen kann (vgl. Abschnitt
3.5.5.4). Aufgrund der vertikalen Durchörterung durch die Wurzeln wird ange-
nommen, dass der Anisotropiefaktor etwa A = 1 ist und nicht, wie bei natürlich ge-
wachsenen oder künstlich verdichteten Mineralböden, größer.
_________________________
44
Der W/B-Wert ist das Verhältnis von Wasser zu Bindemittel. Er entspricht dem W/Z-Wert (Wasser-Zement-Wert aus
der Betontechnologie).
180
Für die folgenden Berechnungen wird von einem Porengehalt von 80% und von
einem Kapillarporenanteil von 50% ausgegangen. Es wird angenommen, dass die
Kapillarporen miteinander verknüpft sind und sich somit ein effektiver Porengehalt
von ne = 0,40 einstellt. Vergleicht man die Matrix der Dichtwand mit der eines To-
nes, so zeigt sich, dass Dichtwände weitaus kleinere Porengrößen aufweisen als
Ton, was wiederum Rückschlüsse auf das Saugspannungsverhalten von Dichtwän-
den zulässt. Als maximaler Sättigungsgrad wird Smax = 0,90 angenommen.
Die gesättigte Durchlässigkeit einer Dichtung wird an der oberen Grenze für diese
Art von Dichtungen mit ks = 10-8 m/s angenommen (DVWK 215/1990). Die Para-
meter zur Abschätzung der Saugspannungskurve sowie der Sättigungs-
Durchlässigkeits-Beziehung werden, wie in Tab. 4-10 gezeigt, festgelegt. Die für
hydraulisch gebundene Dichtungen gewählten Kenngrößen ergeben die in Abb.
4-30 dargestellten Saugspannungskurven und Durchlässigkeits-Sättigungs-
Beziehungen. Zum Vergleich wurde auch eine auf die in Abschnitt 4.4.2 beschrie-
bene Weise abgeschätzte Saugspannungskurve eines Tonbodens beigefügt.
1.0 1.0
Smax
0.9 0.9
0.7 0.7
Sättigung S [-]
Sr,PWP,Ton
0.4 0.4
0.3 0.3
Bewässerung
0.2 Entwässerung 0.2
4,2 pF
1,8 pF
0.1 0.1
2,5 pF
0.0 0.0
1.0E+00 1.0E+01 1.0E+02 1.0E+03 1.0E+04 1.0E+05 0.0 0.2 0.4 0.6 0.8 1.0
4.6.1 Allgemeines
In diesem Abschnitt wird die Infiltration von Regenwasser bzw. daraus resultieren-
dem Oberflächenwasser in den Deich betrachtet. Generell können jedoch, wie
Scheuermann (2005) bemerkt, die Infiltration und die Wasserbewegung im Boden
aufgrund der gegenseitigen Beeinflussung voneinander nicht getrennt betrachtet
werden.
Entscheidenden Einfluss auf den Wasserhaushalt im Deich hat die häufig anzutref-
fende bindige Deckschicht unter Deichen. Sie verhindert das vertikale Versickern
von Wasser in den Untergrund und trägt so zur Bildung von Stauwasser bei, was
wiederum bei Hochwasser entscheidenden Einfluss auf die instationäre Durchsicke-
rung haben kann. Die berechnete Sättigung des Deiches bei einer Niederschlagsin-
tensität von iN = 30 mm/h ist in Abb. 5-20 (S. 208) angegeben.
182
4.6.2 Infiltrationsgrößen
- iN < kS: Die Niederschlagsintensität ist geringer als die gesättigte Durchläs-
sigkeit kS. Das Wasser wird infolge von Saugkräften des ungesättigten Bo-
dens in den Deich gesogen.
- kS < iN < kS + kS,M: Die Niederschlagsintensität ist kleiner als die Infiltrati-
onskapazität des gesamten Bodens (kS,M: Durchlässigkeit der Makroporen im
Boden). Das Wasser staut sich an der Oberfläche, fließt in den Makroporen
ab und kann in die Bodenmatrix, sprich die Mikroporen, eindringen.
In Abb. 4-31 sind die wesentlichen Größen des Wasserhaushalts, welche für die
Infiltration wichtig sind, schematisch dargestellt. Vereinfachend wird im Folgenden
auch im Kronenbereich Deichkörpermaterial und nicht die an Deichkronen häufig
vorkommenden Wegeaufbauten angenommen. Die spezifischen geohydraulischen
Parameter der Vegetationsdecke wurden bereits in Abschnitt 4.5.3 behandelt (vgl.
183
Abschnitt 3.5).
Der Einfluss des Grundwassers auf den Wasserhaushalt von Deichen wurde nicht
berücksichtigt. Für die effektive Wurzeltiefe wird hier generell die Mächtigkeit der
Vegetationsdecke verwendet, da ein Eindringen von Wurzeln in die häufig vor-
kommenden kiesigen Deichmaterialen i. d. R. nicht erfolgt (vgl. Haselsteiner u.
Strobl 2006a). Kapillare Aufstiegsraten können bei den betrachteten Deichen mit
Vegetationsdecke und durchlässigem Deichkörpermaterial vernachlässigt werden,
da diese infolge hoch liegender Grundwasserstände relativ geringe Werte annehmen
(DVWK 238/1996).
N
N Krone
V
Ea Böschung
Ao
Ei + Ta Au
d VD
Ao Niederschlag N [mm]
= tW
Verdunstung V [mm]
Oberflächiger Abfluss Ao [mm]
m Unterirdischer Abfluss Au [mm]
Dicke des Wegeaufbaus dWA [m]
1 er
) h körp
(VD De
ic N
e cke Au
nsd en)
atio bod Ao
e get Ober Ea 2%
V (
Tragschicht
Niederschlag N [mm]
Interzeptionsverdunstung Ei [mm]
Frostschutz-
Reale Transpiration Ta [mm] dWA
Reale Evaporation Ea [mm] schicht
Au (Binderschicht)
Böschungsneigung 1:m [-]
Dicke der Vegetationsdecke dVD [m]
Wurzeltiefe tW [m]
Deichkörper
Der Anteil von Niederschlag, der in den Bodenkörper bzw. Deich infiltriert, kann
mittels Abb. 2-15 abgeschätzt werden. Bei den durchgeführten Untersuchungen am
Modelldeich verblieben in etwa 20% des Niederschlags bei stationären Bedingun-
gen im Deich und führten zu einer Sättigungserhöhung des Deichkörpers (vgl. Ab-
schnitt 5.6.3)
184
4.7 Zusammenfassung
In Kapitel 4 werden z. T. Grundlagen geschaffen, die für eine stationäre und instati-
onäre Betrachtung der Durchsickerung von Deichen grundlegend oder zumindest
hilfreich sein können:
3. Des Weiteren wurden die beim Deichbau in Bayern häufig verwendete Bö-
185
5.1 Allgemeines
An der Versuchsanstalt Obernach wurde ein Deich im Maßstab 1:1 geschüttet. Der
Aufbau des Deiches im Querschnitt und in der Draufsicht ist in Abb. 5-1 dargestellt.
Für die Deichschüttung wurde überwiegend Sand der Körnung 0/4 mm verwendet.
Die Neigung der Sandböschung beträgt 1:2,5, die Kronenbreite 2,0 m und ca. 3,0 m
inklusive der angeschütteten Kieskörper. Der Deich ist 1,6 m hoch und liegt auf
einer 0,4 m mächtigen Sandschicht auf. Im Einlauf- sowie im Auslaufbereich der
Untergrundschicht ist ein zweistufiger Kornfilter angeordnet. Die Böschungen des
Deiches wurden aus Stabilitätsgründen mit gebrochenem Kies (8/32 mm) auf die
Neigung 1:2,8 abgeflacht. Die Kieslage ist vom Sandkörper sowie von den Filtern
durch ein Geotextil der Fa. Naue GmbH & Co. KG getrennt (Abb. 5-1). Der Stütz-
körper aus Sand wurde in Lagen zu je 0,20 cm im Überprofil geschüttet und mit ca.
90% der Proctordichte mit Hilfe einer Vibrationsplatte verdichtet. Proctorversuche
mit dem Einbaumaterial haben gezeigt, dass die Proctorkurve flach verläuft, was
heißt, dass der erreichbare Verdichtungsgrad vom Wassergehalt relativ unabhängig
ist und der Sand im restfeuchten Zustand bei Wassergehalten von w = 4 ÷ 8% (S =
13 ÷ 24 %, n = 0,34) ausreichend gut verdichtbar ist. Dieses Verhalten ist für eng
gestufte Sande typisch (vgl. Werner u. Striegler 1973, Striegler 1998). Die Bö-
schungsoberflächen wurden abschließend durch Abziehen des überschüssigen Ma-
terials profiliert. Die Durchlässigkeit des Deichsandkörpers beträgt im Mittel kS =
4·10-4 m/s. Der gebrochene Kies hat eine Durchlässigkeit von ungefähr kS = 10-2 bis
10-1 m/s. Der Deich ist aufgrund seiner Breite von 2,5 m ein Scheibenmodell, d. h.
Untersuchung von dreidimensionalen Strömungsvorgängen ist nicht möglich.
Querschnitt durch das Deichmodell (Schnitt A - A)
Wasserbehälter
Wasser-
stands-
+2,10 m
regler Befüllen OK Seitenwand
linke Seitenwand
undurch-
lässige
1:2,8 1:2,8 Absperrung
durch- durch-
Wasser-
lässiges Oberwasser Deichkrone Unterwasser lässiges
stands-
Wider- Wider-
regler
lager lager Sickerwasser-
A A messkasten
(mit Lochblende)
rechte Seitenwand
In Abb. 5-2 sind die Sieblinien der für den Modelldeich verwendeten Materialien
Sand und Kies und zum Vergleich ein für ein anderes Deichmodell der Universität
Karlsruhe verwendeter Sand (Scheuermann 2005) dargestellt. Die Körnungsbänder
weisen einen relativ geringen Streubereich auf, was z. T. daran liegt, dass das Mate-
rial aus einer Kiesgrube bezogen wurde.
Die Ränder sowie alle in den Deich reichenden, für die Verkabelung der Messauf-
nehmer notwendigen PVC-Schutzrohe wurden mit Bentonit ummantelt, um eine
erhöhte Rand- bzw. Störstellendurchsickerung zu vermeiden. Es wurden Bentonit-
Kügelchen der Fa. Süd Chemie AG verwendet.
_________________________
45
Das Glück ist doch eine schöne Sache!
189
1.0 1.0
1)
Modellsand Bewässerung Smax
0.9 Modellsand Entwässerung
1) 0.9
Modellsand VAO (Messpunkte)
0.8 van Genuchten (vG) 0.8
Modellsand (vG) - Bew.
Modellsand (vG) - Entw. m = 0,20
0.7 Modellsand Bewässerung
2) 0.7
2)
Modellsand Entwässerung
Sättigung S [-]
Sr,PWP,Kies = 0
0.0 0.0
1.0E+00 1.0E+01 1.0E+02 1.0E+03 1.0E+04 0.0 0.2 0.4 0.6 0.8 1.0
Saugspannung ψm [cmWS bzw. hPa] relative Durchlässigkeit Kr [-]
Abb. 5-3: Saugspannungskurven und Kurven für die relative Durchlässigkeit für
den Modellsand und –kies
Die Abweichung der Körnungen und die geringe Verdichtungsarbeit, die beim Ein-
bau des Deichmaterials an der VAO geleistet wurde, führten zu einer im Vergleich
zum Sand von Scheuermann (2005) erhöhten Durchlässigkeit. Dementsprechend
weicht auch das Saugspannungsverhalten ab. Obwohl aufgrund des höheren Anteils
an feinen Korngrößen eine geringere Porosität n vorliegt, wurde festgestellt, dass
das Deichmaterial bereits früher be- bzw. entwässert, was ein unter den von Scheu-
ermann (2005) für seinen Modellsand ermittelten Hauptsaugspannungskurven lie-
gendes Kurvenpaar in Abb. 5-3 zur Folge hat.
Wst
PT100 (8 St.)
+1,60 m
EP 10 mm (7 St.)
EchoProbes (10 St.)
+1,00 m
Ultraschall (3 St.)
+0,60 m Pegelrohre (3 St.)
Wst +0,00 m
-0,40 m
Die EchoProbes der Fa. Decagon Devices wurden für die Versuche eigens mittels
eines Vorversuches in einem mit Sand gefüllten Becken mit einstellbarem Wasser-
stand kalibriert. Die EchoProbes geben die Spannung wieder, die durch die Feuchte
bzw. die Leitfähigkeit des Wassers in einer zylindrischen Bodensäule von ca. 2 cm
um den Messfühler bei festgelegter Versorgungsspannung entsteht. Der Messbe-
reich hängt dabei von der Art des Bodens und seiner Verdichtung ab. Mittels der
Kalibrierungsgeraden kann aus dem Messsignal [V] die Sättigung S [-] ermittelt
werden. Die Genauigkeit der Messgeber wird vom Hersteller mit ± 3% angegeben
(UMS 2003, Decagon 2002). Ein Teil der Sättigungsgeber wird oberflächennah an-
geordnet, um dadurch über die Sättigungserhöhung Aufschluss über die lokale In-
filtration infolge von der künstlichen Beregnung zu erhalten.
Die eingebauten Temperaturgeber, die bei der Fa. UMS GmbH bezogen wurden,
werden nur qualitativ zu Kontrollzwecken herangezogen. Infolge dessen wird in
dieser Arbeit nicht näher auf sie eingegangen. Die PT100 (Typ: Th2 – h) haben ei-
nen Messbereich von –50 bis + 100 °C und geben die Temperatur [°C] direkt mit
einer Abweichung von maximal ± 0,1 °C wieder (UMS 2002). Die Umgebungs-
und Wassertemperaturen werden mit einem elektronischen Thermometer gemessen.
Zwei der Ultraschallpegel haben einen Messbereich von etwa 0,30 bis 3,00 m. Der
dritte Geber vor der Lochblende hat einen Messbereich von 0,05 bis 0,50 m. Die
Ultraschallsonden werden eigenhändig kalibriert. Die Genauigkeit der Messungen
liegt im Bereich von wenigen Millimetern. Aufgrund des ruhenden Wasserspiegels
waren kontinuierliche und exakte Messungen möglich.
Die Standrohrpegel bzw. Pegelrohre haben einen Durchmesser von einem Zoll46. Es
werden angespitzte, geschlitzte Stahlrohre verwendet und in den Deich bis zur Soh-
le des Betontroges eingeschlagen.
Zur Modellierung des Verhaltens der Saugspannung und der Durchlässigkeit beim
Übergang von Be- in Entwässerungsvorgänge und umgekehrt in den Bereichen zwi-
schen Rest- und Vollsättigung werden im Modell implementierte Übergangskurven
(scanning curves) nach SCOTT herangezogen.
FeFlow bietet weiter die Möglichkeit, den Durchfluss z. B. nach der Gleichung für
Rohrströmungen nach Hagen-Poiseuille (vgl. Abschnitt 2.5.4) durch einzelne Ele-
mente zu bestimmen. Dadurch können Strukturen mit erhöhter Durchlässigkeit, wie
z. B. Hohlräume oder Wühltiergänge, simuliert werden (Diersch 2002).
Die Versuche wurden in zwei Serien, A und B, in den Sommermonaten der Jahre
2004 und 2005 durchgeführt. Die Ganglinien M I bis VII (Modellganglinien), eine
Ganglinie als Vorereignis, Vorregenereignisse sowie der Einfluss einer Vegetati-
onsdecke mit und ohne Störstellen sind untersucht worden. Insgesamt wurden 21
Versuche durchgeführt (Tab. 5-2).
194
Die Kenngrößen der Ganglinien M I bis VII sind in Tab. 5-3 dargestellt. Aufgrund
der manuellen Anpassung der Wasserstandsganglinien stellte sich ein treppenförmi-
ger Verlauf (siehe z. B. Abb. 5-6) ein. Ein Vergleich mit den charakteristischen
Hochwasserganglinien für bayerische Gebiete aus Abschnitt 4.1.5 zeigt, dass die für
die Versuche gewählten Ganglinienkenngrößen durchaus praktische Relevanz ha-
ben und zu den kürzeren Wasserstandsganglinien mit hohen An- wie Abstiegsge-
schwindigkeiten des Wasserstandes zählen.
Tab. 5-4: Regenereignisse I bis VII und Regenereignis von Versuch B05
Charakteristika
iN dN ΣiN T
Serie Versuch Bez. [mm/h] [h] [mm] [a] iN: Niederschlagsintensität
1
A 06a Vorregen I 3,6 48 90 100 dN: Ereignisdauer
2
A 06b Vorregen II 19/38 3 76 > 100 T: Jährlichkeit
2
A 06c/08 Vorregen III 35 4 140 >> 100
B 04a Vorregen IV 10 16 160
B 04b Vorregen V 20 14 280 B-Serie weist
keine realistischen
B 04c Vorregen VI 30 13 390 Werte für
B 04d Vorregen VII 40 13 520 Jährlichkeiten auf.
B 05 Vor-/ Simultanregen 40 8 320
1
bezogen auf ein 72h-Ereignis
2
bezogen auf ein 24h-Ereignis
Nach den Versuchen der Serie A im Jahr 2005 wurde die Grasnarbe wieder vom
Modelldeich entfernt, der ursprüngliche Aufbau mit Kiesanschüttung wiederherge-
stellt und im darauf folgenden Jahr 2006 die Versuchsserie B durchgeführt.
196
Deichkrone
2 ,0
m
Deichfuß
28.09.2004: 7,5 m
Mäßig bewölkt.
Zeitweise leichter Regen.
Temperaturen ca. 20 °C.
Angenehmes Arbeitswetter.
Die Messfrequenz für die elektronischen Aufnehmer wurde minimal auf f = 1/60 s
begrenzt. Kontrollen an den Pegelrohren wurden alle 15 bis 60 Minuten durchge-
führt. Der Wasserstand vor dem Deich wurde je nach Anstiegsgeschwindigkeit der
entsprechenden Ganglinie stündlich oder alle 2 Stunden angepasst, was, wie bereits
erwähnt, einen stufenförmigen Verlauf der Wasserstands- und Porenwasserdruck-
ganglinien zur Folge hatte (Abb. 5-7). Da die Wasserstandsregulierung manuell von
statten ging, wurde bei längeren Versuchsdauern im Schichtbetrieb mit eingewiese-
nem Personal gemessen. Die Beregnung wurde ebenfalls manuell gesteuert und
stündlich reguliert.
Wie mehrmals in dieser Arbeit erwähnt, hat der Ausgangszustand der Sättigung von
Erdbauwerken erheblichen Einfluss auf die instationäre Durchsickerung. Zwischen
den Versuchen wurde deswegen mindestens eine Pause von zwei Tagen zur Ent-
wässerung eingeplant, was bei dem vorhandenen Deichsystem mit der relativ hohen
Durchlässigkeit ausreichend war. Die Ausgangszustände aller Versuche, hier ge-
zeigt an der Sättigungsverteilung des Ausgangszustandes vor Versuch A01, waren
deshalb ungefähr gleich (Abb. 5-6). Die Verteilung der Sättigung wurde auf Basis
der Messpunkte (EchoProbes 01 bis 10) und angenommener Randsättigungen inter-
poliert.
197
200
Modellquerschnitt EP 1 gem. EP 1 ber.
Wst
140
EP 6 gem. EP 6 ber.
EP 7 gem. EP 7 ber.
120
Wasserstand KP1 gem.
KP2 gem. KP3 gem.
100
80
60
40
20
0
0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32
Zeit [h]
Die Druckgeber zeigten für Wasserdrücke kleiner 0,20 mWS nicht mehr die exak-
ten Werte an, die anhand der Berechnungsergebnisse abgeschätzt werden konnten.
Dies liegt, wie bereits erwähnt, daran, dass sich die Messgrößen am Rande des
Messbereichs von 0 – 1 bar bewegten.
Die Sättigungsgeber zeigten bei den Versuchen mit Einstau das in Abb. 5-8 darge-
stellte Verhalten. Aufgrund der schnell voranrückenden Durchsickerung wurden
praktisch nur die gesättigten und restfeuchten Zustände aufgezeichnet. Anders ver-
hielt es sich bei den Beregnungsversuchen, bei denen flächig ein ungesättigter über
die Restfeuchte reichender Sättigungsgrad gemessen werden konnte (vgl. Abschnitt
5.6.3). Messung und Berechnung stimmen gut überein (Abb. 5-8).
Modellquerschnitt
Wst
Echo 01 ber.
Wst
Echo 01 gem.
Echo 02 ber.
Echo 02 gem.
100 200 Echo 03 ber.
Echo 03 gem.
90 180 Echo 04 ber.
Echo 04 gem.
80 160
Echo 05 ber.
70 140 Echo 05 gem.
Wasserstand [cm]
Echo 06 ber.
Sättigung S [%]
Zeit [h]
Die Messung der Sickerwassermenge indirekt über den Wasserstand vor der Loch-
blende zeigte den in Abb. 5-9 dargestellten Verlauf. Die Messungen zeigten durch-
199
wegs etwas größere Durchflüsse als die Berechnungen, was daran liegen könnte,
dass im Deich Bereiche erhöhter Durchlässigkeit – wahrscheinlich horizontal ge-
schichtet – auftreten, die jedoch insgesamt gering sein dürften, da sie keine wesent-
liche bzw. messbare Beeinflussung des Verlaufes der Sickerlinie hervorgerufen ha-
ben (vgl. Abschnitt 5.6.1 und 5.6.2).
0.28 140
q gem.
0.24 q ber. 120
Wasserstand
0.20 100
Wasserstand [cm]
Durchfluss q [l/s]
0.16 80
0.12 60
0.08 40
0.04 20
0.00 0
0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32
Zeit [h]
Abb. 5-9: Gemessener und berechneter Durchfluss im Vergleich bei Versuch A01
5.6 Untersuchungsergebnisse
Bei den Versuchen mit Einstau, insbesondere mit langen Einstaudauern (A02, B02)
oder langsam steigendem Wasserstand (A04) wurde versucht, stationäre Durchsi-
ckerungsverhältnisse im Deich zu erreichen. Zum Vergleich zu den gemessenen
Durchsickerungszuständen wurden numerisch und analytisch ermittelte stationäre
Sickerlinien beigefügt (Abb. 5-10). Der in den folgenden Diagrammen angegebene
Einstaugrad ε [-] bezeichnet das Verhältnis von Einstauhöhe hW [m] zu Deichhöhe
HD [m] (vgl. Glg. 6-6, S. 221).
200
A02,max / ε=0,75
1.6 A04,max / ε=0,75
Höhe HD [m]
-1 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11
Deichlager LD [m]
Folgende Abb. 5-11 zeigt die gemessenen und berechneten Sickerlinien zu unter-
schiedlichen Zeitpunkten bzw. Wasserständen für Versuch A01. Die Berechnung
stimmt mit der Messung zufrieden stellend überein, außer bei niedrigen Wasser-
ständen, bei denen, wie bereits im vorigen Abschnitt 5.5 erwähnt wurde, die elekt-
ronischen Porenwasserdruckgeber (EP) die niedrigen Drücke nicht mehr exakt auf-
zeichneten.
Sickerlinien
gemessen (steig. Wst.)
berechnet (steig. Wst.)
gemessen (fall. Wst.)
Deich zweifach überhöht berechnet (fall. Wst.)
1.6 dargestellt!
Wasserstand [m]
1.2
0.8
0.4
0
-0.4
0 6 121824 -1 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11
Zeit [h] Deichlager LD [m]
und B03 zu definierten Zeitpunkten sind in Abb. 5-12 dargestellt. Es ist erkennbar,
dass Wasserstandsganglinien mit schnell ansteigendem Wasserstand weniger Deich-
fläche durchfeuchten (A02) als langsam ansteigende „Wellen“ und lang andauernde
Versuche (A03a, A04). Ähnlich, wie bei Versuch A03a, verhielt sich die Durchsi-
ckerung bei Versuch B03. Dies gilt für den steigenden wie fallenden Ast der Gang-
linien.
Messungen
Berechnungen
1.2
0.8
0.4
0
-0.4
A03aA01 A02A04
0 24 48 -1 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11
Zeit [h] Deichlager LD [m]
Gleiches erkennt man bei Betrachtung der Versuche B01 und B02 bei Wasserstän-
den bis zur Krone. Wie bereits in Abb. 5-10 gezeigt, wurden während Versuch B02
in etwa stationäre Verhältnisse erreicht (Abb. 5-13).
1.6
Wasserstand [m]
Messungen
Berechnungen
1.2
0.8
0.4
0
-0.4
B01B02
0 24 48 -1 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11
Zeit [h] Deichlager LD [m]
Während des ansteigenden Astes des Versuches B01 traten Probleme mit der Zu-
laufpumpe auf, so dass diese immer wieder ausfiel und somit die Wasserstands-
ganglinie einen leicht unregelmäßigen Verlauf annimmt.
A Sat
a Sat = Glg. 5-1
A Deich
Der Flachenanteil aSat wird in folgendem Diagramm mit dem Einstaugrad ε (siehe
Glg. 6-6, S. 221) aufgetragen. Es ist nun leicht zu erkennen, dass die Versuche A02
und A04 an die berechneten stationären Verhältnisse heranreichen. Während Ver-
such A01 noch fast 60% der Deichfläche sättigt, schafft es der kurze Einstau von
Versuch A03a nur auf 50% (Abb. 5-14).
1.0
A01 - Nullversuch
0.9
A02 - langer Einstau
0.8 A03a - Schnell
A04 - Langsam
0.7
Einstaugrad ε [-]
max A01
0.6 num. Berechnung
max A02
max A03a
0.5
max A04
g
0.4 ie
nst FF stat. e=0,75
A A01 ber.
0.3
A03a ber.
0.2 g
s tie
0.1 Ab
0.0
0.0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 0.7 0.8 0.9 1.0
Abb. 5-14: Gesättigter Flächenanteil aSat und Einstaugrad ε für die Versuche A01,
A02, A03a und A04 (gemessen), für A01 und A03a zusätzlich berechnet
203
Auch zu erkennen ist, dass die maximale Durchsickerung z. T. erst nach dem zeitli-
chen Auftreten des maximalen Wasserstandes auftritt. Näheres hierzu ist im Kapitel
7 bei der instationären Durchsickerung unter Abschnitt 7.2.4 zu finden.
Vorwellen wurden in den Versuchen A05 ohne und A09 mit Grasnarbe simuliert.
Versuch A09 wird in Abschnitt 5.6.4 im Zusammenhang mit der Wirkung von
Grasnarben näher erläutert. In Abb. 5-15 sind die Ganglinien von Versuch A01 und
A05 sowie an definierten Zeitpunkten die berechnete und gemessene Sickerlinie
dargestellt. Es ist zu erkennen, dass der Voreinstau eine im Vergleich zur Wasser-
standsganglinie A01 verstärkte Durchsickerung und Beschleunigung der Durchsi-
ckerungszeit erzeugt.
Die Beschleunigung sowie die Verstärkung, sprich die Erhöhung der Sickerlinie,
lässt sich aus Abb. 5-16 folgern. Die Hysteresiskurve von Versuch A05 erreicht den
maximalen Sättigungsanteil von Versuch A01 bereits bei einem Einstaugrad ε =
0,70.
Berechnungen
1.6 Messungen
Wasserstand [m]
A01 = A05
max A05
1.2 max A01
0.8
0.4
0
-0.4 Deich zweifach überhöht
A05 A01 dargestellt!
-12 0 12 24 -1 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11
Zeit [h] Deichlager LD [m]
Dieselbe Flächensättigung wie bei Versuch A05 tritt bei Versuch A01 bei ε = 0,64
am absteigenden Ast auf. Die Zeitpunkte bei linearer Annahme der Wasserstands-
ganglinien können somit zu tε=0,70;A05 = 11,2 h und tε=0,64;A01(abst.Ast) = 13,8 h ermittelt
werden. Das ergibt somit eine Beschleunigung der Durchsickerung von ∆t = 2,6 h
(14,5%). Setzt man die maximalen, gesättigten Flächenanteile von Versuch A05
asat,max = 0,63 und Versuch A01 aSat,max = 0,58 ins Verhältnis, erhält man einen Quo-
204
tienten von 1,08, also eine Erhöhung des gesättigten Flächenanteils um 8%.
1.00
A01 gem.
0.80
aSat,A05 = aSat,max,A01 = 0,58 (ε = 0,70) A01 ber.
Einstaugrad ε [-]
max A05
eg
0.40 sti
An FF stat. e=0,75
eg
0.20 sti
Ab
0.00
1.00
A05 gem.
0.80
aSat,A05 = aSat,max,A01 = 0,58 (ε = 0,70)
Einstaugrad ε [-]
A05 ber.
max A05
0.40 eg
sti
An FF stat. e=0,75
eg
sti
0.20
Ab
0.00
0.0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 0.7 0.8 0.9 1.0
Abb. 5-16: Gesättigter Flächenanteil aSat und Einstaugrad ε für die Versuche A01
und A05 (Vorwelle)
Bei Betrachtung der maximalen Sickerlinien beider Versuche (vgl. Abb. 5-15) er-
gibt sich eine mittlere Erhöhung der Sickerlinie von ∆h = 0,09 m, was ebenfalls ei-
nem prozentualen Anstieg von 8% entspricht. Der Vergleich der Berechnungser-
gebnisse ergibt in etwa das gleiche.
Bei Betrachtung der mittleren Sättigung Sm des Modelldeiches ist erkennbar, dass
im Vergleich zu dem Verlauf der mittleren Sättigung bei Versuch A01 ohne Bereg-
205
Abb. 5-17: Verlauf der mittleren Sättigung Sm für alle Versuche dargestellt mit der
entsprechenden Regenintensität iN und ggf. der Wasserstandsganglinie
206
Für die betrachteten zehn Böden – zwei Bodenmaterialien vom Deichmodell (Ab-
schnitt 5.2) und acht theoretische Deichböden (siehe Abschnitt 4.5) – werden in die-
ser Arbeit Einströmrandbedingungen abgeschätzt, die im Berechnungsprogramm
den Niederschlag simulieren. Diese Randbedingungen wurden an den Beregnungs-
versuchen am Modell kalibriert und auf andere Bodenarten übertragen unter der
Annahme, dass gleiche Intensitäten auch den gleichen, mit Luft gefüllten Poren-
raum oberflächig bewässern und die Regenintensitäten zur Infiltrationsmenge einen
linearen Zusammenhang aufweisen (vgl. Abb. 2-15), was natürlich aufgrund der
Vereinfachungen mit Unsicherheiten behaftet ist.
Modellsand Modellkies
1.E+04 Vegetationsdecke Stützkörperkies
Untergrundkies O-Dichtung
Saugspannung ψm [cmWS bzw. hPa]
Auelehm Dränkies
Sand Ton
1 mm/h 3.6 mm/h
5.8 mm/h 10 mm/h
1.E+03
20 mm/h 30 mm/h
40 mm/h
nichtbindige bindige
Böden Böden
1.E+02
1.E+01
Die Ergebnisse der mit Beregnung durchgeführten Versuche zeigen, dass mit stei-
gender Regenintensität die anfängliche Zuwachsrate der mittleren Sättigung zu-
nimmt und stationäre Verhältnisse schneller erreicht werden. Abb. 5-19 zeigt, dass
die Ganglinien der mittleren Sättigung von Messung und Berechnung eine gute Ü-
bereinstimmung aufweisen. Auch punktuell weisen Messungen gute Übereinstim-
mung auf, was anhand von Vergleichen ausgewählter gemessener und berechneter
Sättigungsganglinien an den jeweiligen Messpunkten belegt wird (siehe Anhang 24,
S. 372).
Legende:
kein Versuch
kein Versuch
1,0 mm/h (kein Versuch)
3,6 mm/h (A06a)
A06a
B04a
B04b
B04d
B04c
1.0 5,8 mm/h (kein Versuch)
10 mm/h (B04a)
0
iN [mm/h]
40 mm/h (B04d)
0.7 40
0.6
0.5
0.4
0.3
0.2
berechnet
0.1 gemessen
0.0
0 6 12 18 24 30 36 42 48
Zeit [h]
Abb. 5-19: Vergleich der Messdaten mit Berechnungen der mittleren Sättigung Sm
für unterschiedliche Regenereignisse
Die unterschiedliche Aufsättigung des Deichkörpers und das in den Deich infiltrie-
rende Regenwasser lassen sich am einfachsten an einer Darstellung der Sättigungs-
verhältnisse im Deich veranschaulichen. Für iN = 30 mm/h sind in Abb. 5-20 die
208
Nur ein Teil des infiltrierenden Wassers wurde im Deich gespeichert und führt zu
einer Erhöhung der Sättigung. Die untersuchten Beregnungsintensitäten iN verur-
sachten die in Abb. 5-21 gezeigten gespeicherten Niederschlagshöhen iN,Sp. [mm/h].
10 1.0
7 0.7
iN,Sp. [mm/h]
6 0.6
5 0.5
4 0.4
3 0.3
2
iN,Sp./iN ≈ 20 % 0.2
1 0.1
0 0.0
0 5 10 15 20 25 30 35 40
Niederschlagsintensität iN [mm/h]
Der Einfluss der Grasnarbe war generell als relativ gering zu bewerten bzw. teilwei-
se messtechnisch nicht zu erfassen. Das lag hauptsächlich daran, dass die Durchläs-
sigkeit der Grasnarbe mit kS = 2·10-4 m/s in etwa der Durchlässigkeit des Deichma-
terials entsprach (vgl. Abschnitte 3.5.5.4 und 5.2). Bei der Durchsickerung infolge
Einstaus war folglich kein Einfluss erkennbar. Dies zeigt der Vergleich der Versu-
che A01 und A07 (Abb. 5-22).
Bei Versuch A08 wurde der Deich mit Grasnarbe einem Regenereignis mit an-
schließendem Einstau (Ganglinie I) unterzogen. Der Vergleich mit Versuch A06c
ohne Grasnarbe zeigt, dass die mittleren Sättigungsverhältnisse annähernd identisch
sind (Abb. 5-17).
1.0
A01
0.9 max A01
A07
0.8 maxA07
A09
0.7 maxA09
Einstaugrad ε [-]
A05
0.6 maxA05
eg
sti
FF stat. e=0,75
0.5
A n
0.4
0.3
g
s tie
0.2 Ab
0.1
0.0
0.0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 0.7 0.8 0.9 1.0
gesättigter Flächenanteil aSat [-]
Abb. 5-22: Gesättigter Flächenanteil aSat und Einstaugrad ε für die Versuche A01,
A05 (Vorereignis), A07 (Grasnarbe) und A09 (Grasnarbe mit Vorereig-
nis)
Dies bedeutet, dass für Vorregen III mit iN = 40 mm/h die Grasnarbe und die darauf
210
befindliche Vegetation keinen Einfluss hat. Da es sich bei der untersuchten Regen-
intensität um ein extremes Ereignis handelt, kann trotzdem nicht ausgeschlossen
werden, dass bei schwächeren Niederschlagsereignissen die Pflanzen Regenwasser
in der Vegetationsdecke zurückhalten können. Vergleicht man A01, A05 (Vorereig-
nis), A07 (Grasnarbe) und A09 (Grasnarbe + Vorereignis) miteinander, so ist er-
kennbar, dass das Niederschlagsvorereignis eine Verstärkung der Durchsickerung
verursacht.
Durchfluss Q [l/s]
bestätigt die Aussage, dass die ganglinien
100 0.40
Grasnarbe auch zzgl. Störstellen
bei derartigen Belastungen inkl. 80 0.50
Randbedingungen und dem vor-
60 0.60
liegendem Deichsystem keinen
40 0.70
Einfluss zu haben scheint. Die
Durchflussmengen der Versuche 20 0.80
unterscheiden sich nur gering-
0 0.90
fügig. Bei A10 ist die Durch- 0 6 12 18 24 30 36
flussmenge unwesentlich gerin- Zeit [h]
ger.
Abb. 5-23: Durchflussmengen der Versuche A02
und A10 im Vergleich
5.7 Zusammenfassung
- unterschiedliche Wasserstandsganglinien,
211
- ein Ganglinienvorereignis,
- eine Grasnarbe.
6.1 Allgemeines
„Bei dem Entwurf und der Berechnung von Deichen mit und ohne Dichtungen ist
mit der Möglichkeit einer völligen Durchsickerung bis zur landseitigen Böschung zu
rechnen.“ DIN 19712 (1997) fordert dies generell für alle Deiche. Jedoch bereits
Schmidbauer u. Erb (1958) bemerken, dass „genau geprüft werden [muss], ob die
Bemessung eines kurzzeitig eingestauten Deiches nach der Durchfeuchtungsgrenze
erfolgen kann oder ob vorsorglich die stationäre Sickerströmung und Sickerlinie47
zugrunde gelegt werden müssen.“ Auf die Abhängigkeit der Durchfeuchtung des
Deiches u. a. von der Materialdurchlässigkeit, vom Deichaufbau, vom Vorsätti-
gungszustand und von der Dauer des Hochwassers sowie von der absoluten Höhe
des Wasserstandes vor dem Deich wird in DIN 19712/1997 hingewiesen, aber auf-
grund von Sicherheitsaspekten wird bei Ermangelung einer exakten Datenbasis die
Annahme des stationären Durchsickerungszustandes für die Bemessung empfohlen.
Die Durchsickerung bei stationären Verhältnissen wird neben der Geometrie vor
allem vom Aufbau des Deiches bestimmt, was in der Zusammenstellung unter-
schiedlicher Deichsysteme gezeigt wird (Abb. 6-2). Homogene Deiche auf undurch-
lässiger Untergrundschicht erfahren i. Allg. die größte Durchsickerung. Bei homo-
genen Deichen auf durchlässigem Untergrund stellt sich aufgrund der Verlagerung
eines Teils der Strömung in den Untergrund eine verminderte Durchsickerung des
Deichs ein (Abb. 6-2 – Fall 1, vgl. Abb. 6-1).
Die Abschwächung der Durchsickerung hängt dabei von der Mächtigkeit der durch-
_________________________
47
Als Sickerlinie oder –fläche wird i. Allg. die Wasserspiegellinie des in den Deich eindringenden und diesen durchströ-
menden Sickerwassers bezeichnet. Die Sickerlinie ist gekennzeichnet dadurch, dass dort maximale Sättigung und atmo-
sphärischer Druck herrschen. Die Sickerlinie kennzeichnet den Übergang von der gesättigten zur ungesättigten Zone.
213
BK
HW B Freibord
mL
Sickerlinie 1
HD mW
hW Durchlässiger
1 Deichkörper hA UW
MW
Bindige Deckschicht
LD
Abkürzungen:
BK: Kronenbreite hA: Austrittspunkt der Sickerlinie 1:mW: Neigung der wasserseitigen Böschung
LD: Deichlager HW B: Bemessungshochwasserstand 1:mL: Neigung der luftseitigen Böschung
HD: Deichhöhe MW: Mittelwasserstand
hW : Einstauhöhe UW: Unterwasserstand
Deichkörper
MW (D) UW
Untergrund (U)
MW Deichkörper (D) UW
Deichkörper (D) UW
MW
bindige Deckschicht (bD)
natürliche Untergrund (U)
Oberflächendichtung
Deichkörper
MW (D) UW
Untergrund (U)
Schaffernak (1917) und Iterson (1919) entwickelten Lösungen, indem sie aus der
Querschnittsfläche und dem hydraulischen Gradienten den Durchfluss ermitteln. Sie
berücksichtigen dabei auch die besondere Form des jeweils betrachteten Deichquer-
schnitts. Infolge dessen formulierten sie eine Ausströmbedingung und legen da-
durch eine Länge der Hangquelle über den durch die Böschungsneigung festgeleg-
ten hydraulischen Gradienten fest. Zwischen Einströmpunkt und Austrittspunkt der
Sickerlinie hA nehmen sie eine Parabel an. Casagrande (1937) verlegte den Ansatz-
_________________________
48
Die DUPUIT-FORCHHEIMER-Annahme trifft die Vereinfachung, dass die vertikalen Geschwindigkeiten gleich Null
sind und Grund- bzw. Sickerwasseroberfläche bekannt ist (David 1999).
216
Das Verfahren nach DACHLER-PAVLOVSKY beruht auf der von DACHLER und
PAVLOVSKY propagierten Aufteilung des Erdbauwerkes in drei Teile (Fragmen-
tenverfahren) und der daraus möglichen iterativen Gleichungslösung (Dachler 1936,
Erb 1965).
h1
mW a
hW
HD
1 0,3·s k h3 = hA
α β
y0
L‘‘
s L‘ h3·mL
d
L
x
Bereich I2 Bereich II2 Bereich III2
0.70
Sickermenge: Sickermenge: Sickermenge: 0.65
0.60
q = k ⋅ h 3 ⋅ sin(2β) / 2 q = k ⋅ h3 / mL q = k ⋅ y0 (für 30° < β < 180°) 0.55
2 0.50
q = k ⋅ a ⋅ sin β (für β < 30°) 30 80 130 180
Böschungswinkel β [°]
Abb. 6-3: Analytische Verfahren zur Abschätzung der stationären Durchsickerung von homogenen Deichen auf undurch-
lässigem Untergrund
218
Anhaltswerte zur Anisotropie sowie hier verwendete Werte wurden bereits in den
Abschnitten 2.4.5 und 4.5 angegeben.
Bei Verwendung der analytischen Ansätze kann zur Berücksichtigung der Ani-
sotropie die Deichgeometrie mit dem Faktor λ [-] gestreckt werden, wenn für den
gesamten Strömungsbereich gleiche anisotrope Verhältnisse, sprich das gleiche
Durchlässigkeitsverhältnis von vertikaler zu horizontaler Durchlässigkeit vorliegt
(Dachler 1936).
kv 1
λ= = Glg. 6-1
kh A
1
λ' = Glg. 6-2
λ
km = kv ⋅ kh Glg. 6-3
In Abb. 6-4 sind für einen Beispieldeich die stationären Verhältnisse unter Zuhilfe-
nahme des Verfahrens von KOZENY-CASAGRANDE und unter Verwendung der
Ergebnisse von numerischen Berechnungen dargestellt. Die Sickerlinie aus der Be-
rechnung für A = 10 liegt gering, im Mittel 1,4 cm über der Linie mit A = 1. An der
höchsten Stelle liegt sie 3,3 cm darüber, was zeigt, dass dies praktisch keine Aus-
wirkungen hat. Gleiches zeigen auch die Ergebnisse nach KC, wobei zu erkennen
ist, dass für einen Anisotropiefaktor A = 10 die Sickerlinie nach KC über der aus
219
den numerischen Berechnungen zum Liegen kommt. Der Einfluss der Zunahme der
Anisotropie schlägt sich folglich bei den analytischen Verfahren stärker nieder.
FeFlow
3,0 m Kozeny-Casagrande
2.0 A = 10
A=1
1.5 A = 10
Höhe [m]
3 A=1
1.0 Durchlässiger, homogener
1 3
Deichkörper
0.5
1
0.0
Deich zweifach
Undurchlässiger Untergrund überhöht
dargestellt!
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15
Deichlager [m]
Abb. 6-4: Stationäre Sickerlinien für A = 1 und A = 10 für einen Beispieldeich nach
dem Verfahren von KOZENY-CASAGRANDE im Vergleich mit Berech-
nungsergebnissen
Auf der sicheren Seite können trotz der Annahme von isotropen Verhältnissen die
berechneten Austrittspunkte hA – egal, ob analytisch oder numerisch berechnet –
abschätzungsweise zur Berücksichtigung der Anisotropie mit folgender Gleichung
nach oben hin korrigiert werden. Der Korrekturfaktor fA kann auf der sicheren Seite
liegend bei ähnlichen Deichgeometrien, wie sie in Abb. 6-5 untersucht wurden, mit
fA = 0,05 bis 0,10 angenommen werden.
Anzumerken ist, dass sich der Verlauf der Sickerlinie i. d. R. weitaus weniger ver-
220
ändert als der Austrittspunkt der Sickerlinie. Obwohl dies auch bedeutet, dass sich
die Länge der Hangquelle vergrößert, bleibt die Durchsickerungsmenge bei kleinen
Anisotropiefaktoren aufgrund der Korrektur der Durchlässigkeit nach Abb. 6-9 in
etwa gleich.
1.0
Berechnungen (FeFlow)
0.9 Kozeny-Casagrande
0.8
Geometrie 1
HD = 3,0 m analytisch (KC)
0.7
BK = 3,0 m numerisch (FeFlow)
1:m = 1:3,0
0.6
hA/hW [-]
Geometrie 2
0.5 HD = 3,0 m analytisch (KC)
BK = 2,0 m
numerisch (FeFlow)
Geom. 3 1:m = 1:2,0
0.4
Geom. 1 Geometrie 3
0.3 Geom. 2 HD = 4,0 m analytisch (KC)
Abb. 6-5: Einfluss der Anisotropie auf verschiedene Deichgeometrien bei Kronen-
stau nach dem Verfahren von KOZENY-CASAGRANDE und numeri-
schen Berechnungen
Blickt man auf die Zusammenhänge in Abb. 2-12, wird erkannt, dass hohe Ani-
sotropiefaktoren in geschütteten Deichen nur dann auftreten, wenn entweder sich
sehr undurchlässiges Material vom durchlässigen absondert (k1/k2 >> 10) oder sich
ein großer Anteil des Schüttmaterials entmischt (d1/d2 > 0,5). Die Auswirkungen der
Anisotropie auf die stationären Verhältnisse können für praktische Belange als ver-
nachlässigbar klein angesehen werden, wenn man annimmt, dass geschüttete
Deichkörper eine Anisotropie von A < 10 aufweisen.
Bei großen Anisotropien sollte man dagegen von einem geschichteten Medium aus-
gehen und die einzelnen Schichten getrennt betrachtet mit den entsprechenden ge-
ometrischen und geohydraulischen Parametern zu einem Gesamtobjekt zusammen-
fügen (vgl. Abschnitt 2.4.5).
221
In Abb. 6-6 werden vier analytische Verfahren zur Ermittlung der Sickerlinie von
homogenen Dämmen auf undurchlässigem Untergrund verglichen. Berechnet wird
die Austrittshöhe der Sickerlinie auf der landseitigen Böschung hA [m]. Dabei wird
ein Formfaktor f [-] eingeführt, der die Eingangsgrößen der Deichgeometrie berück-
sichtigt (Glg. 6-5).
m ⋅ HD
f= Glg. 6-5
BK
m Böschungsneigung [-]
HD Deichhöhe [m]
BK Kronenbreite [m]
Bei den folgenden Auswertungen wird als Kenngröße der Einstaugrad ε [-] betrach-
tet:
hW
ε= Glg. 6-6
HD
Es ist zu erkennen, dass die größten Werte für hA, also auch die höchsten Sickerli-
nien nach DACHLER (D), ermittelt werden. PAVLOVSKY (P) hingegen unter-
schätzt die Lage der Sickerlinie und die Durchflussmenge besonders bei größeren
Einstaugraden, was bereits Davidenkoff (1964) anmerkt. DACHLER-
PAVLOVSKY (DP) und KOZENY-CASAGRANDE (KC) ergeben mittlere Aus-
trittshöhen, wobei bei höheren Einstaugraden ε ≈ 1,0 DP größere Werte ergibt. Bei
kleinen Formfaktoren, sprich steileren Böschungsneigungen, kleineren Deichhöhen
oder größeren Kronenbreiten (vgl. Abb. 6-6), liegen die Ergebnisse von KC über
denen von DP. Bei einem Einstaugrad von ε = 0,5 kann vereinfachend angenommen
werden, dass Sickerwasser bei hA = 0,15·hW austritt, wobei diese Einstaugrade nur
bei vorhandenem Freibord und sehr kleinen Deichen (HD < 2,0 m) für Lastfall 2
(vgl. Abschnitt 4.3, Punkt 4.3.2.2) von Interesse sind.
222
Das Verfahren nach DACHLER-PAVLOVSKY (vgl. Erb 1965) weist bei hohen
Wasserständen, wie gesagt, geringfügig höhere Sickerlinien auf als das Verfahren
nach KOZENY-CASAGRANDE, wie auch an den Beispielen in Abb. 6-7 gezeigt
wird. Bei geringen Formfaktoren (f < 1,0 bei ε = 1,0; f < 1,5 bei ε = 0,75) ist dies
umgekehrt (vgl. Abb. 6-6 und Abb. 6-7). Mit abnehmendem Einstaugrad ε nimmt
der Unterschied der vier betrachteten, analytischen Verfahren ab.
0.70
Systemskizze: BK
ε = hW /HD m
1
0.60 HD h m
W 1
2
R = 0.99 hA
R2 = 0.99
Austrittsverhältnis hA/hW [-]
R2 = 1.00 5.0
Kronenbreite BK [m]
R2 = 0.95
0.30 R2 = 0.99 1m
4.0
R2 = 0.98
R2 = 1.00
Formfaktor f [-]
3.0
0.20 ε = 0,75 2m
R2 = 0.90 3m
R2 = 1.00 2.0
4m
R2 = 0.97
R2 = 0.99
0.10 1.0
ε = 0,5
0.0
0 5 10 15 20
0.00 Neigung x Deichhöhe m*HD [m]
0.5 1.0 1.5 2.0 2.5 3.0 3.5 4.0 4.5 5.0
1/2
Formfaktor f = [(m*HD)/(BK)]
Mit geringem Einstaugrad werden auch die Unterschiede zwischen den analytischen
untereinander und numerischen Verfahren geringer. Die numerischen Berechnun-
gen liefern bei hohen Einstaugraden durchwegs die höchsten Sickerlinien. Dies bes-
tätigen die in Abb. 6-7 angeführten drei Beispiele. Während Beispieldeich 1 und 3
die gleichen Formfaktoren f = 1,4 aufweisen, besitzt Deich 2 einen Formfaktor von
f = 1,7. Man kann jedoch hier deutlich erkennen, dass bei Betrachtung der Lage der
gesamten Sickerlinie die Unterschiede der verschiedenen Berechnungsmethoden
marginal sind (Abb. 6-7).
Die analytischen Verfahren selbst unterscheiden sich in Bezug auf die Form und
Lage der Sickerlinie, wie eben erwähnt, nur wenig. Auch die etwas höhere Lage der
berechneten Sickerlinien hat nur unwesentlichen Einfluss auf die globale Standsi-
cherheit der landseitigen Böschung nach DIN V 4084-100/1996, weshalb gegen
223
Beispiel 1 2m
Beispiel 2 1m
2.0 2 1,5
1.5 1 1
Höhe [m]
2 1,5
1.0
1 1
0.5
Formfaktor f = 1,4 Formfaktor f = 1,7
0.0
Undurchlässiger Untergrund Undurchlässiger Untergrund
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 0 1 2 3 4 5 6 7
Deichlager [m] Deichlager [m]
Kozeny-Casagrande
Beispiel 3 3m Dachler-Pavlovsky
2.0 GW-Modell (FeFlow)
3
1.5
Höhe [m]
1
3 Deiche zweifach
1.0
1 überhöht
0.5 dargestellt!
Formfaktor f = 1,4
0.0
Undurchlässiger Untergrund
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15
Deichlager [m]
Wie sich geometrische und hydraulische Kenngrößen bei einem homogenen Deich
auf undurchlässigem Untergrund auf den Durchfluss auswirken, ist in Abb. 6-8 dar-
gestellt. Abhängig von der Durchlässigkeit des Deichbodens stellt sich im doppel-
logarithmischen Maßstab ein linearer Zusammenhang ein, da der Durchfluss von
der Deichdurchlässigkeit direkt proportional abhängig ist. Die Änderung von Para-
metern bewirkt eine Parallelverschiebung, die bei Änderung der Einstau- und
Deichhöhe am größten ausfällt. Änderungen der Neigung sowie der Kronenbreite
wirken sich weniger stark aus (vgl. Abschnitt 6.4.2).
224
1.E-01
ε = hW /HD HD [m] HD: Deichhöhe [m]
4,0 BK: Kronenbreite [m]
2,0 1:m: Böschungsneigung [-]
wenn: 1,0 hW: Einstauhöhe [m]
1.E-02 + HD
ε: Einstaugrad [-]
+m
- BK + Parallel-
verschiebung
+ hw
Durchfluss q [l/sm]
BK = 3,0 m
1.E-03 m=3
ε = 1,0
1.E-04 wenn:
Parallel- - HD
verschiebung
- -m
+ BK
1.E-05 - hw
DACHLER-PAVLOVSKY
KOZENY-CASAGRANDE
1.E-06
1.E-08 1.E-07 1.E-06 1.E-05 1.E-04 1.E-03
Durchlässigkeit kS [m/s]
6.4.2 Einfluss der geometrischen und hydraulischen Kenngrößen auf die sta-
tionären Durchsickerungsverhältnisse
Der Einfluss der Neigung der Wasser- und Luftseite 1:mW und 1:mL, der Kronen-
breite BK und der Deichhöhe HD auf die Lage des Austrittspunktes der Sickerlinie
und somit auf die Lage der Sickerlinie ist in Abb. 6-9 dargestellt. Je größer der
Einstaugrad ist, desto höher tritt die Sickerlinie aus (Abb. 6-9, A). Je flacher die
wasserseitige Böschung verläuft, desto niedriger tritt das Sickerwasser an der luft-
seitigen Böschung aus (Abb. 6-9, B). Mit steileren luftseitigen Böschungen nimmt
225
die Höhe des Wasserausrittspunkts zu (Abb. 6-9, C). Je breiter die Krone ist, desto
niedriger tritt das Wasser auf der Luftseite aus (Abb. 6-9, D). Eine Änderung der
Deichhöhe hat bei geometrisch gleichen und homogenen Deichen, sprich gleichen
Formfaktoren, relativ zur größeren Deichhöhe keine Änderung der stationären Ver-
hältnisse zur Folge.
Wstx 1 2 3
mW,x
B 1 mW,1 > mW,2 > mW,3
mL,x
1
C mL,1 < mL,2 < mL,3
hA,1 < hA,2 < hA,3 hA,x
1 2 3
BK,x
Abb. 6-9: Einfluss geometrischer Kenngrößen eines homogenen Erddammes auf die
Lage des Wasseraustrittspunktes hA
Schwieriger fällt es, eine Aussage zu treffen, wie sich die Durchsickerungsverhält-
nisse bei Variation von zwei oder noch mehr geometrischen Einflussparametern
verändern. Deshalb ist es wichtig, abschätzen zu können, wie stark sich die Verän-
derung einer Größe auf die stationären Durchsickerungsverhältnisse auswirkt.
Kronenbreite ziehen folglich aufgrund des stärkeren erhöhenden Einflusses der luft-
seitigen Böschung eine Anhebung der Sickerlinie im Deich nach sich.
1.0
ε = hW /HD=1,0 ε = hW /HD=1,0 Systemskizze:
BK
0.9 HD = 3,0 m HD = 3,0 m m
1
BK = 3,0 m BK = 3,0 m HD h m
W 1
0.8 hA
1:mW = 1:3 1:mL = 1:3
Austrittsverhältnis hA/hW [-]
DACHLER DACHLER-PAVLOVSKY
0.7
PAVLOVSKY KOZENY-CASAGRANDE
0.6 Numerische Berechnungen
0.5
0.4
0.3
0.2
0.1
0.0
2.0 3.0 4.0 5.0 6.0 2.0 3.0 4.0 5.0 6.0
luftseitige Böschungsneigung 1:mL [-] wasserseitige Böschungsneigung 1:mW [-]
Die Verbreiterung der Krone zeigt bei den geometrischen Stellgrößen den stärksten
Einfluss auf das Austrittsverhältnis, wenn eine Abflachung der Böschung um ∆m =
1,0 mit einer Verbreiterung der Krone um ∆BK = 1,0 m verglichen wird. In Abb.
6-11 ist beispielhaft das Austrittsverhältnis abhängig von der Deichkronenbreite
dargestellt.
1.0
ε = hW /HD=1,0 Systemskizze:
0.9
HD = 2,0 m BK
mL
Austrittsverhältnis hA/hW [-]
0.6
HD = 3,0 m Systemskizze:
BK
BK = 3,0 m m
1
0.5 1:mL = 1:3 HD h m
W 1
hA
1:mW = 1:3
Austrittsverhältnis hA/hW [-]
DACHLER DACHLER-PAVLOVSKY
0.4 PAVLOVSKY KOZENY-CASAGRANDE
Numerische Berechnungen
0.3
0.2
0.1
0.0
0.0 0.2 0.4 0.6 0.8 1.0
Einstaugrad ε [-]
Die geometrischen Deichkenngrößen und der Einstaugrad können auf das Austritts-
verhältnis hA/hW die in Abb. 6-13 dargestellten Auswirkungen haben. Dabei wirkt
sich eine Abflachung der wasserseitigen Böschung mindernd, eine Abflachung der
luftseitigen Böschung erhöhend und eine Verbreiterung der Krone wiederum min-
dernd auf den Wasseraustrittspunkt aus. Aus diesen Zusammenhängen kann folglich
auch der Einfluss der geometrischen Parameter auf das Austrittsverhältnisse hA/hW
bei unterschiedlichen Einstaugraden abgeleitet werden (Abb. 6-13).
228
Austrittsverhältnis hA/hW
Austrittsverhältnis hA/hW
HD q3 > q2 > q 1 HD q3 < q2 < q1
qx = mL,1 < mL,2
qx = mL,1 < mL,2
BK BK
mL,1 mL,1
mL,2 mL,2
q3
q2
q1 q3
q2
q1
mW,1 = mL,1
Austrittsverhältnis hA/hW
Austrittsverhältnis hA/hW
HD,3 < HD,2 < HD,1 HD,1 > HD,2
mW,2 = mL,2 HD,1 / m2 / BK,2
m2 > m1 BK,1 > BK,2
m2 > m1 HD,2 / m2 / BK,2
HD,1
HD,3
1.0
ε = 1,00
Systemskizze: A‘Sat
BK
0.9 m
aSat = Asat/ADeich und a'Sat = A'Sat/ADeich [-]
ε = 0,75 1 ASat
HD h m
W 1
0.8 hA
A‘Sat: Fläche unter der Geraden [m²]
0.7 ASat: Fläche unter der Sickerlinie [m²]
ε = 0,50 ADeich: Fläche des Deichquerschnittes [m²]
0.6
KOZENY-CASAGRANDE (Sickerlinie)
0.5 KOZENY-CASAGRANDE (Gerade)
0.3
0.2
0.1
ε = hW /HD
0.0
0.0 2.0 4.0 6.0 8.0
1/2
Formfaktor f = [(m*HD)/(BK)]
Die etwas höheren Werte der Berechnungen und der Geradenabschätzung nach KC
haben jedoch i. Allg. keine wesentliche Veränderung der Lage der Sickerlinie zur
Folge. Vereinfachend kann aber auch, zumindest bei flach geneigten Deichen, die
Abschätzung unter Zuhilfenahme einer Geraden zwischen Einströmpunkt und Aus-
trittspunkt hA verwendet werden.
Tritt eine stationäre Durchsickerung eines Deiches auf und wird diese zusätzlich
von einem Niederschlagsereignis überlagert, kann daraus eine Erhöhung der Sicker-
linie resultieren.
Die Erhöhung der Austrittshöhe der Sickerlinie ∆hA mit steigender Regenintensität
230
ist in Abb. 6-15 dargestellt. Aufgrund der größeren beregneten Oberfläche von ho-
hen Deichen infiltriert dort mehr Niederschlagswasser als bei niedrigen Deichen.
Dieser Effekt nimmt mit abnehmender Regenintensität ab.
15 Systemskizze:
H=1m
iN
H=2m
BK
H=4m
m
∆hA
2
y = 0.003x + 0.157x
Erhöhung der Austrittshöhe ∆hA [cm]
Polynomisch (H=4m) 2 m 1
R = 0.996 HD iN > 0 hA,i
Polynomisch (H=2m) 1 iN = 0 hA
10 Polynomisch (H=1m) 2
y = 0.002x + 0.161x kDeich = 5,0 10-4 m/s
2
R = 0.999 BK = 3,0 m
m = 3,0
2
y = 0.000x + 0.173x
2
R = 0.993
0
0 10 20 30 40
Niederschlagsintensität iN [mm/h]
Abb. 6-15: Absolute Erhöhung der Austrittshöhe hA der Sickerlinie bei unterschied-
lichen Niederschlagsintensitäten iN und Deichhöhen HD (numerisch be-
rechnet)
Obwohl die absolute Erhöhung der Sickerlinie bei hohen Deichen größer als bei
niedrigen Deichen ausfällt, ist die prozentuale Anhebung des Austrittspunktes als
Indikator der Lage der gesamten Sickerlinie linear proportional zur Regenintensität
(Abb. 6-16). Für praktische Belange kann festgehalten werden, dass bei höheren
Deichen HD > 2,0 m sowie bei niedrigen Regenintensitäten iN < 2 mm/h der Ein-
fluss des Niederschlagsereignisses auf die stationäre Durchsickerung vernachlässig-
bar klein ist (< 1 %).
231
100% Systemskizze:
H=1m
y = 0.005x
H=2m iN
R2 = 0.993
Prozentuale Zunahme der Austrittshöhe [-]
H=4m BK
y = 0.002x
Linear (H=4m) R2 = 0.990
m
1 ∆hA
m
Linear (H=2m) y = 0.001x HD 1
iN > 0 hA,i
10% Linear (H=1m) R2 = 0.973
iN = 0 hA
1%
0%
0 1 10 100
Niederschlagsintensität iN [mm/h]
Abb. 6-16: Prozentuale Erhöhung der Austrittshöhe hA der Sickerlinie bei unter-
schiedlichen Niederschlagsintensitäten iN und Deichhöhen HD (nume-
risch berechnet)
6.5.1 Allgemeines
Bei Deichen, die auf durchlässigem Untergrund gebaut sind und deren Materialei-
genschaften sich von den Bodeneigenschaften des Untergrundes nicht signifikant
unterscheiden, i. Allg. ist dies der Fall, wenn die Durchlässigkeiten um weniger als
das 10fache differieren, verringert sich die Durchsickerung des Deiches und das
Wasser sickert in höherem Maße durch und in den Untergrund. Dies zeigt sich so-
wohl in der Reduzierung der Durchsickerungsmenge als auch in einer niedrigeren
Lage der Sickerlinie.
Erb (1965) ist der Meinung, dass bereits bei einem Durchlässigkeitsunterschied
vom Faktor 10 Deich und Untergrund getrennt betrachtet werden können (vgl. Ce-
dergren 1977). Entsprechend gilt der Umkehrschluss, dass ein Deich höchstens
zehnfach durchlässiger als der Untergrund sein darf, um das hier betrachtete System
eines Deiches auf durchlässigem Untergrund vorzufinden.
232
Wie in Abb. 6-17 an einem Beispieldeich gezeigt wird, sinkt die Sickerlinie im
Deich mit steigender Mächtigkeit einer durchlässigen Untergrundschicht. Der Po-
tentialabbau erfolgt mit steigender Mächtigkeit zunehmend in der Untergrund-
schicht.
3,0 m
4
3 HU = 0,0 m
Höhe [m]
3 1
2 Durchlässiger
Deichkörper 3
1 HU = 12,0 m
1
0
HU [m]
Durchlässiger Untergrund
0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28
Deichlager [m]
Mit zunehmender Untergrundmächtigkeit schwächt sich der Einfluss auf die Lage
der Sickerlinie bis zum Erreichen einer minimalen (tiefsten) Lage allmählich ab
(Abb. 6-18). Zur Bewertung der Abnahme der Höhenlage der Sickerlinie wird die
mittlere Höhe der Sickerlinie hSL,m [m] betrachtet:
1 n
h SL ,m = ∑ h SL,i
n i =1 Glg. 6-7
n Anzahl der betrachteten Punkte bzw. Höhen [-] (i. d. R. n > 10)
Um die prozentuale Abnahme ∆aSL,m [-] zu erhalten, muss zum einen hSL,m und zum
anderen ein Bezugswert hSL,m,0 [m], der in diesem Fall der mittleren Sickerlinie für
einen Untergrund der Mächtigkeit HU = 0 m entspricht, und das Höhenverhältnis
aSL,m [m] betrachtet werden:
h SL ,m
a SL ,m = Glg. 6-8
HD
Aus hSL,m,0 kann die Bezugsgröße ∆aSL,m,0 [-] ermittelt werden (siehe Abb. 6-18).
233
Die prozentuale Abnahme ∆aSL,m [-] der mittleren Sickerlinienhöhe hSL,m [m] beträgt
knapp über 20%. Ab etwa einer Mächtigkeit des durchlässigen Untergrundes, die in
etwa der zweifachen Deichhöhe entspricht, wirkt sich in den untersuchten Beispie-
len eine weitere Zunahme der Untergrundtiefe praktisch nicht mehr auf die Lage der
Sickerlinie aus.
HU/HD [-]
0.0 0.5 1.0 1.5 2.0 2.5 3.0 Systemskizze:
BK
1.0 0.0 m
1
HD h m
0.9 -0.1 W 1 kDeich hSL,m
Achse hA
0.8 -0.2
∆aSL,m = (aSL,m,0 - aSL,m,i)/aSL,m,0 [-] HU kUntergrund ≈ kDeich
0.7 -0.3
aSL,m = hSL,m/HD [-]
k= 0
0.6 HD = 2 m -0.4
m = 3,0
ε = 1,00
BK = 3,0 m
0.5 -0.5
kDeich = 5,0 10-4 m/s
0.4 -0.6 -3
kUntergrund = 1,0 10 m/s
0.0 -1.0
0.0 0.5 1.0 1.5 2.0 2.5 3.0
HU/HD [-]
Abb. 6-18: Mittlerer Höhenanteil der Sickerlinie aSL,m und prozentuale Abnahme
∆aSL,m in Abhängigkeit des Verhältnisses HU/HD
Bei vollkommenen Dichtungen (vgl. Abschnitt 3.3.4) wirkt sich in erster Linie das
Verhältnis der Durchlässigkeiten der Dichtung und der angrenzenden Materialien
auf die Durchsickerungsverhältnisse aus. Sobald die Dichtung um das 1000fache
undurchlässiger ist, erfolgt praktisch der gesamte Druckabbau innerhalb der Dich-
234
tung und die Sickerlinie im landseitigen Stützkörper bildet sich in Abhängigkeit des
Unterwasserstands aus (vgl. Cedergren 1977). Dies gilt für Dichtungen von weni-
gen Zentimetern bis einigen Metern Dicke, wie beispielhaft in Abb. 6-19 an einem
Deich mit einer 0,50 m dicken Innendichtung anhand numerischer und analytischer
Berechnungsergebnisse gezeigt wird.
Mit zunehmendem Verhältnis der Durchlässigkeiten des Deichbodens und der Dich-
tung kDeich/kDichtung [-] nehmen der Durchfluss und die Lage der Sickerlinie innerhalb
des landseitigen Deichbereiches ab. Wie in Abb. 6-19 zu sehen ist, findet ab einem
Verhältnis von kDeich/kDichtung > 1000 beim gezeigten Deichsystem der Druckabbau
praktisch komplett in der Dichtung statt, was o. g. These untermauert.
10
3 1 100
2 1000
Dichtung 3
1 (DDichtung = 0,50 m)
1
0
Undurchlässiger Untergrund
0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26
Deichlager [m]
Abb. 6-19: Verlauf von Sickerlinien in einem Deich mit Innendichtung bei unter-
schiedlichen Verhältnissen kDeich/kDichtung
Uginchus (1960) leitet für derartige Fragen zur Durchsickerung gedichteter Damm-
systeme einen analytisch Lösungsansatz her, wobei er durch die Annahme eines
vorhandenen Dränkörpers nahe der landseitigen Dammoberfläche die Höhe der Si-
ckerlinie dort vereinfachend zu Null annimmt. Damit schafft er sich eine Ausström-
bedingung, die nicht für alle Deichsysteme Gültigkeit besitzt. Die Verlusthöhe im
wasserseitigen Stützkörper kann i. Allg. vernachlässigt werden, auch wenn Ugin-
chus (1960) hierfür einen Verlustkoeffizienten nach MIKHAILOV vorschlägt.
Die Abnahme der Durchsickerungsmenge in einem Deich mit Dichtung ist in Abb.
6-20 dargestellt. Bei großen Unterschieden der Durchlässigkeiten zwischen Dich-
tung und des Deichbodens ergeben die Berechnungen höhere Werte. Die Ergebnisse
nach Uginchus (1960) liegen nicht zuletzt aufgrund der ähnlichen Annahmen von
KOZENY-CASAGRANDE sehr eng beieinander. Das Herangehen von Uginchus
(1960) wurde durch die Annahme lediglich dahingehend vereinfacht, dass die Si-
ckerlinie am landseitigen Deichfußpunkt austritt.
235
1000.0
BK
m
1
HD h m kDeich
W 1 kDeich q
100.0 kDichtung
DDichtung
Uginchus (1960)
10.0 HD = 4,0 m
BK = 3,0 m
m=3
DDichtung = 0,50 m
1.0
0.1
1 10 100 1000 10000 100000
kDeich/kDichtung [-]
Ähnlich wie bei Deichen mit Innendichtung verhält sich die Durchsickerung bei
Deichen mit Oberflächendichtungen. Beim gezeigten Beispiel (Abb. 6-21) ist die
Abweichung von analytischer und numerischer Berechnung größer als bei dem zu-
vor betrachteten Deich mit Innendichtung.
236
Durchlässiger
Deichkörper 3,0 m Analytisch nach KC
kOD/kDeich
4 Numerisch mit FF
3 10
Höhe [m]
3 1 100
Oberflächendichtung 1000
2 (DOD = 0,50 m)
10000
3
1
1
0
Undurchlässiger Untergrund
0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26
Deichlager [m]
Abb. 6-21: Verlauf von Sickerlinien in einem Deich mit Oberflächendichtung unter-
schiedlicher Durchlässigkeit
Dies spiegelt sich auch beim Vergleich der Sickerwassermengen wider (Abb. 6-22).
Während die Ergebnisse nach Uginchus (1960) und KOZENY-CASAGRANDE
sich in etwa entsprechen, zeigen die numerischen Berechnungen bereits ab q/kDeich <
200 l/m² einen abweichenden Verlauf.
1000.0
Systemskizze:
BK
m
1
HD h m kDeich
W 1 q
100.0 kDichtung
D Dic
htu
ng
KOZENY-CASAGRANDE
Uginchus (1960)
10.0
HD = 4,0 m
BK = 3,0 m
m=3
DDichtung = 0,50 m
1.0
0.1
1 10 100 1000 10000 100000
kDeich/kDichtung [-]
Werden die Zusammenhänge aus Abb. 6-20 und Abb. 6-22 auf Dichtungen und
Deichböden unterschiedlicher Durchlässigkeit übertragen, erhält man den in Abb.
6-23 gezeigten Zusammenhang zwischen der Durchlässigkeit des an die Dichtung
angrenzenden Deichbodens und den Durchfluss q [l/sm]. Der analytische Ansatz
nach KOZENY-CASAGRANDE liefert ab einem bestimmten Durchlässigkeitsver-
hältnis Grenzwerte, die sich auch über die hier angegebenen Betrachtungsgrenzen
(kDeich = 105·kDichtung) fortführen lassen. Die dargestellten Ergebnisse der numeri-
schen Berechnungen liegen, wie bereits zuvor erläutert, über den analytisch ermit-
telten Ergebnissen. Für kDeich = kDichtung ergibt sich unter Verwendung eines doppelt
logarithmischen Maßstabs eine Grenzgerade. Diese Linie beschreibt nichts anderes
als den Durchfluss durch einen homogenen Deich, der lediglich von den geometri-
schen und hydraulischen Randbedingungen abhängig ist. Dieser Zusammenhang
wurde bereits in den Abschnitten 6.4.1 und 6.4.2 erläutert (vgl. Abb. 6-8).
1.E+01
HD = 4,0 m
BK = 3,0 m
1.E+00 m=3
g
un
ht
DDichtung = 0,50 m
ic
kD
=
ch
ei
1.E-05
kDeich = 10 kDichtung
kDeich = 10 kDichtung
kDeich = 10 kDichtung
kDeich = 10 kDichtung
1.E-06
5
1.E-07
1.E-09 1.E-08 1.E-07 1.E-06 1.E-05 1.E-04 1.E-03 1.E-02 1.E-01
Abb. 6-23: Abschätzung des Durchflusses q für Deiche mit Innendichtung (Abb.
6-20) und Oberflächendichtung (Abb. 6-22) für unterschiedliche Durch-
lässigkeiten der Dichtung kDichtung und des Deichbodens kDeich
238
Die Wirkung von Vegetationsdecken kann analog zur Wirkung von Dichtungen
betrachtet werden (Abschnitt 6.6.1). Dichtungen und Vegetationsdecken weisen
jedoch ein unterschiedliches Saugspannungsverhalten auf (vgl. Abschnitte 4.5.3 und
4.5.4). Dadurch, dass die Pflanzen bzw. Wurzeln dem Boden Wasser entziehen,
treten in Vegetationsdecken in Anbetracht der relativ hohen Durchlässigkeit hohe
Saugspannungen auf (vgl. Abschnitt 3.5.5).
In Abb. 6-25 ist die Abnahme der Sickerwassermenge bei steigendem Durchlässig-
keitsverhältnis dargestellt.
3,0 m kDeich/kVD
4 50
KC
3 100
FF
Höhe [m]
3 Vegetationsdecke 1
500
1000
2 (DVD = 0,20 m)
3
1
Durchlässiger Deichkörper 1
0
Undurchlässiger Untergrund
0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26
Deichlager [m]
1000
ε = 1,0 Systemskizze:
BK
m
1
HD h m kDeich
W 1 q
KOZENY-CASAGRANDE
HD = 4,0 m
BK = 3,0 m
m=3
DVD = 0,20 m
10
FF e=1,0
KC e=1,0
1
1 10 100 1000 10000
kDeich/kVD [-]
HD [m]
3,60
HU/tD = 80% m=3
0,40
0,80
1,20
0
1,60
3, 2
2,00
Abb. 6-26: Beispiel des Potentialabbaus an einem Deich mit einer unvollkommenen
Innendichtung
Der in Abb. 6-27 abgebildete Erddamm mit Innendichtung zeigt die Sickerlinien für
tD/HU = 0 und 90% bei unterschiedlichen Untergrundmächtigkeiten. Trotz der rela-
tiv tief reichenden Dichtung bis zu 90%·HU wird auch hier, wie bereits bei Abb.
6-26 für tD/HU = 80% angemerkt, der landseitige Deichkörper zu einem großen Teil
durchsickert, d. h. hinter der Dichtung treten abhängig von den Randbedingungen
noch Potentiale von ψ ≈ 0,5·∆ψ ≈ 2,0 m auf (Abb. 6-28).
3,0 m
HU [m] tD/HU = 0 %
4
3 tD/HU = 90 %
Höhe [m]
3 2,0
1 4,0
12,0
2
Durchlässiger 3
1 Deichkörper
Dichtung 1
0
HU [m] tD [m]
Durchlässiger Untergrund
0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26
Deichlager [m]
Abb. 6-27: Sickerlinien in einem Deich mit unvollkommener Innendichtung bei un-
terschiedlichen Untergrundmächtigkeiten HU und Verhältnissen tD/HU
Mit zunehmender Untergrundmächtigkeit stellt sich trotz der relativ größeren, nicht
abgedichteten Bereiche eine niedrigere Sickerlinie ein, was auf den verstärkten Po-
tentialabbau im Untergrund zurückzuführen ist. Dieser Effekt wurde bereits in Ab-
schnitt 6.5 erläutert (vgl. Abb. 6-17).
Der Wasserstand direkt hinter der Dichtung h1 [m] und der Wasseraustrittspunkt hA
[m] bezogen auf die Wasserstandshöhe hW [m] für das in Abb. 6-27 dargestellte
Deichsystem sind in Abb. 6-28 dargestellt. Die Abnahme beider Größen setzt, wenn
man davon ausgeht, dass beim betrachteten Deichsystem der Austrittspunkt der Si-
ckerlinie bei vollkommener Abdichtung nahe Null liegt, verstärkt erst bei tD/HU >
241
90% ein. Bei tD/HU = 90% hat sich der Wasserstand bei den betrachteten Fällen im
Mittel um 35%, der Wasseraustrittspunkt hingegen um 65% reduziert.
1.0
ε = 1,0 Systemskizze: BK
0.9
HD h h1
W kDeich hA
0.8
tD kDichtung
h1/hW HU
0.7 kUntergrund ≈ kDeich
h1/hW und hA/hW [-]
k= 0
0.6 HD = 4,0 m kDeich = 5,0 10-4 m/s
m = 3,0 kDichtung = 1,0 10-8 m/s
0.5 BK = 3,0 m
kUntergrund = 1,0 10-3 m/s
0.4
h1/hW :
0.3 HU = 2,0 m HU = 8,0 m
hA/hW HU = 4,0 m HU = 12,0 m
0.2
hA/hW :
0.1 HU = 2,0 m HU = 8,0 m
HU = 4,0 m HU = 12,0 m
0.0
0.0 0.2 0.4 0.6 0.8 1.0
tD/HU [-]
Die Anfälligkeit von Dichtungen für Fehlstellen ist von der Art der Dichtung und
deren Belastung abhängig. Dichtungsmaterialien, Einbauverfahren, Konstruktions-
weise und etwaige Umwelteinflüsse sowie Alterung können das Auftreten von Ris-
sen, Spalten, Löchern oder Fenstern verursachen bzw. begünstigen. Kutzner (1996)
stellt fest, dass eine verstärkte Durchsickerung von Dämmen mit Dichtungen auf
„Fehlstellen oder Fugen“ zurückzuführen ist. Ursachen für derartige Fehlstellen
können auch Setzungen, Austrocknung, unsachgemäße Ausführung, Wühltiere,
Wurzeln, chemische Lösungsprozesse, mechanische Überbelastung, Sabotage etc.
sein.
Die Fehlstellen in Dichtwänden treten i. d. R. lokal auf, so dass sich ein dreidimen-
sionales Strömungsfeld (vgl. Abschnitt 6.6.5) einstellt. Wurzeln in Oberflächen-
dichtungen oder aus dem Schloss gesprungene Spundwandbohlen verursachen
räumlich begrenzt eine Verstärkung der Durchsickerung. Seltener treten linienhaft
242
Fehlstellen auf, was z. B. bei weit reichenden Setzungen oder nicht abgedichteten,
dünnen, sandigen Bodenschichten (Schmalwand!) der Fall sein kann.
Wie bereits Brauns (1978) bemerkte und Cedergren (1977) anhand von Potential-
netzen zeigte, genügen bereits sehr kleine Öffnungen bzw. Fehlstellen in Dichtun-
gen, um den Durchfluss um ein Vielfaches zu erhöhen. Brauns (1978) ermittelte auf
analytischem Weg die Durchströmung von Innen- und Oberflächendichtungen grö-
ßerer Dammbauwerke durch in der Längsachse auftretende Risse bzw. Spalten mit
einer Öffnungsweite von 0,5 bis 5 mm. Die eigenen Auswertungen konnten den von
Brauns (1978) dargestellten Sachverhalt bestätigen (siehe Abb. 6-31). Brauns
(1978) legt seinen Auswertungen eine Spaltströmung zugrunde (siehe Wittke 1984),
während in den eigenen Berechnungen von einer Röhre ausgegangen wird.
Der in Abb. 6-29 dargestellte Deich weist in der Dichtung Fehlstellen in unter-
schiedlichen Höhen von 0,00/0,25/0,50·H auf. In den numerischen Berechnungen
wurde zur Ermittlung der erhöhten Strömung durch diese Fehlstellen der Ansatz der
Röhrenströmung nach HAGEN-POISEULLE verwendet, der im verwendeten nu-
merischen Modell bereits impliziert ist (vgl. Abschnitt 2.5.4, Glg. 2-48).
3m
4 3 stat. Sickerlinie für
Deich ohne Dichtung
Durchlässiger 1
3 Deichkörper rFS [cm]
Höhe [m]
-4
(k = 5,0•10 m/s)
Deich
2 5,0
3 2 1
0
HFS [m]
0,05
1 Fehlstellen
1 (H = 0, 1, 2 m)
FS
0,02
0 5 10 15 20 25
Deichlager [m]
Abb. 6-29: Durchsickerung eines Deiches mit Innendichtung und Fehlstellen mit
unterschiedlichen Lagen und hydraulischen Radien rFS
Einfacher halber wurde auf eine Berücksichtigung möglicher Turbulenzen bei grö-
ßeren Reynoldszahlen in der Röhre und im Deichboden verzichtet. Klüber u. Breth
(1977) untersuchten die Durchsickerung großer Dämme mit relativ großen Fehlstel-
len in den Oberflächendichtungen numerisch und berücksichtigen dabei für die
Durchsickerung eines sehr durchlässigen Steinschüttkörpers den Turbulenzeinfluss
im postlaminaren Bereich unter Verwendung eines FORCHHEIMER-Ansatzes
nach Irmay (1958). Sie verglichen die Ergebnisse mit den Resultaten, die sich bei
laminaren Strömungsverhältnissen ergeben. Der Einfluss auf die stationären Durch-
sickerungsverhältnisse scheint jedoch begrenzt zu sein. Wie bereits erwähnt, werden
bei den numerischen Berechnungen die prä- und postlaminaren Änderungen des
Fließverhaltens von Sickerströmungen in dieser Arbeit vernachlässigt, was jedoch
aufgrund der Ergebnisse von Klüber u. Breth (1977) z. T. gerechtfertigt ist.
1000 Systemskizze: BK
kDeich
kDeich trägt wesentlich zum kDichtung
Potentialabbau bei.
HD h 2
1
q
W 3 HD/2
HD/4
Fehlstellen
HD = 4,0 m
BK = 3,0 m
s
s
m/
m/
0 -5
0 -4
m=3
2·1
5·1
10 DDichtung = 0,50 m
m /s
Abb. 6-30: Einfluss von Fehlstellen in Innendichtung auf den Durchfluss q/k für
unterschiedliche Deichdurchlässigkeiten kDeich und Fehlstellenradien rFS
244
k Di
en
-7 m /
s DDichtung = 0,50 m
q [l/sm]
Ob
0
=1 0,2 mm
k Di
0 mm
kDi= 10-8 m/s
sinngemäß
e
1.E-03 erweitert nz
gre -8 m/s
nter 0
U =1
k Di
0 mm
1.E-04 (nach KOZENY-CASAGRANDE)
1.E-05
1.E-08 1.E-07 1.E-06 1.E-05 1.E-04 1.E-03
kDeich [m/s]
Die Kurven für unterschiedliche Fehlstellengrößen neigen sich gegen einen maxi-
malen Grenzwert, der hier aufgrund der Begrenzung der Durchlässigkeit des
Deichmaterials auf kS = 1·10-3 m/s nicht dargestellt wird. Die Grenzkurve für eine
Durchlässigkeit der Dichtung von kDi = 10-7 m/s liegt nahe an der Kurve für
rhydr. = 0,5 mm, woraus sich in grober Näherung folgern lässt, dass diese Fehlstel-
lengröße ausreicht, um die Durchlässigkeit der betrachteten Innendichtung von
kDi = 10-8 m/s um eine Zehnerpotenz zu erhöhen. Verfährt man auf diese Weise wei-
ter, können Radien rhydr. > 1 mm bereits bei einer Stützkörperdurchlässigkeit von
245
kS > 10-4 m/s eine Erhöhung um das 100fache bewirken, wenn man anstelle der
Fehlstelle für eine intakte Dichtung eine Ersatzdurchlässigkeit für die gesamte
Dichtung ansetzt.
Treten Fehlstellen in Dichtungen horizontal über große Längen auf, wie dies z. B.
bei Längsrissen durch Schwinden in natürlichen Oberflächendichtungen oder bei
einer hydraulisch gebundenen Dichtung durch Setzungen im Untergrund erfolgen
kann, dann sind zweidimensionale Betrachtungen durchaus gerechtfertigt. Der sich
dadurch einstellende Durchsickerungszustand ist, wie in den Abschnitten zuvor ge-
zeigt wurde, stark vom Deichsystem, der Fehlstellengröße sowie auch vom Durch-
lässigkeitsbeiwert kS des landseitigen Stützkörpers abhängig (vgl. Brauns 1977).
1 Wasserstand (OW)
1 2 Wasserstand (UW)
8 3 Hangquelle
5 Sickerfläche im Deich
9
6 Innendichtung
4 10
7 Undurchlässige Deckschicht
5 8 Symmetrieebene
11
3 9 Sickerwasserhöhe (h1 [m])
6
10 Austrittshöhe (hA [m])
2
7 11 Einflusslänge (LE [m])
Abb. 6-32: Skizze eines Deiches mit Innendichtung und Fehlstelle und der Sicker-
wasseroberfläche im unterwasserseitigen Deichkörper
246
Die räumliche Ausbildung ist in dem Deichquerschnitt in Abb. 6-33 anhand der im
Abstand a [m] von der Fehlstellenachse auftretenden Sickerlinien dargestellt. Zum
Vergleich wurde die Sickerlinie beigefügt, die sich aus der zweidimensionalen Be-
rechnung ergibt. Es ist zu erkennen, dass die Sickerlinie der 2D-Berechnung deut-
lich über der 3D-Berechnung in Fehlstellenachse (a = 0 m) liegt. Des Weiteren wird
der räumliche Einfluss deutlich, der sich in einer Abnahme der Höhenlage der Si-
ckerlinie mit steigendem Abstand von der Fehlstellenachse niederschlägt. Bereits ab
ca. 20 bis 30 m Entfernung liegt die Sickerlinie ziemlich flach auf ähnlichem Hö-
henniveau, wie es sich ohne Fehlstelle einstellen würde.
Absunk in
Fehlstellenachse
3,0 m
4 a [m]: Abstand von
3 der Fehlstellenachse
Höhe [m]
Durchlässiger
3 Deichkörper 1 a [m]
2 (kDeich = 1,0•10-3 m/s)
2D
3D
0 5 10
Fehlstelle 15 3
1 (dFS = 10 cm)
20 30
1
0
Dichtung:
DDichtung = 0,50 m Undurchlässiger Untergrund
kDichtung = 1,0•10-8 m/s
0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28
Deichlager [m]
Abb. 6-33: Deich mit Dichtung mit Fehlstelle und den Sickerlinien im unterwasser-
seitigen Deichkörper für unterschiedliche Abstände a von der Fehlstel-
lenachse
Die Ausbildung der Sickerwasserfläche unterhalb einer Fehlstelle hängt neben dem
Fehlstellendurchmesser und der Geometrie des landseitigen Teils des Deiches auch
vom Deichmaterial ab. Deshalb wurde für unterschiedliche Fehlstellendurchmesser
dFS = 0,001 ÷ 0,1 m und zwei Durchlässigkeiten kS = 1·10-3 m/s und kS = 5·10-4 m/s
die entsprechende Sickerwasseroberfläche an einem Beispieldeich berechnet und als
mittlere Höhe der Sickerlinien hSL,m (Glg. 6-7) über den Abstand von der Fehlstel-
lenachse a [m] in Abb. 6-34 dargestellt.
Die geringere Durchlässigkeit führt zu einer höheren Lage der landseitigen Sicker-
wasseroberfläche. Wie bereits bei der zweidimensionalen Betrachtung festgestellt,
nimmt die Durchsickerung mit kleiner werdenden Fehlstellendurchmessern ab. Da-
bei stellen sich eine Obergrenze, ab der der landseitige Deichkörper den Potential-
abbau bestimmt, und eine Untergrenze ein, ab der die angenommene Fehlstelle un-
durchlässiger ist, als die angenommene Durchlässigkeit der Dichtung. Die Ober-
247
grenze befindet sich beim betrachteten Beispiel bei dFS > 0,1 m, die Untergrenze bei
dFS < 0,001 m.
Anzumerken bleibt, dass sich im näheren Bereich der Fehlstellenachse bei der drei-
dimensionalen Betrachtung im OW der Dichtung eine deutliche Absenkung in Fehl-
stellenachse einstellt, die bei den zweidimensionalen Betrachtungen (Abb. 6-29)
geringer ausfällt.
Aus Abb. 6-34 kann eine so genannte Einflusslänge LE [m] abgeschätzt werden. Als
Einflusslänge LE wird hier die Länge bezeichnet, ab der die Sickerwasseroberfläche
den von der Fehlstelle unbeeinflussten Verhältnissen entspricht, also keine Erhö-
hung der Sickerwasseroberfläche durch die Fehlstelle mehr zu verzeichnen ist. Die
Einflusslänge nimmt, abhängig von den eben genannten Parametern und dem
Deichsystem, eine maximale Größe an, die beim betrachteten Beispiel LE = 30 m
für kS = 5·10-4 m/s und LE = 24 m für kS = 1·10-3 m/s ist (Abb. 6-35).
0.30
10 cm
1 cm
Fehlstellen- 0.6 cm
0.25 durchmesser 0.4 cm
dFS
0.2 cm
0.1 cm
Höhenverhältnis aSL,m [-]
0.15 Deichgeometrie:
10
BK = 3,0 m
cm
HD = 4,0 m
m=3
0.10
hSL,m [m]: mittlere Höhe
0.
2
der Sickerwasserfläche
cm im UW der Dichtung
0.05
0.1 cm
0.00
0 10 20 30 40 50
Abstand von Fehlstellenachse a [m]
Abb. 6-34: Ausbreitung der Sickerwasserfläche hinter einer Dichtung mit Fehlstel-
le, dargestellt als Höhenverhältnis aSL,m für unterschiedliche Fehlstellen-
durchmesser aufgetragen über vom Abstand von der Fehlstellenachse
248
In Abb. 6-35 ist neben der Einflusslänge auch der Vergleich zwischen der mittleren
Höhe der Sickerlinie im unterwasserseitigen Bereich hSL,m von der zwei- und drei-
dimensionalen Berechnungen in Fehlstellenachse dargestellt. Bei maximal erreich-
baren dreidimensionalen Durchsickerungsverhältnissen, d. h. bei Fehlstellengrößen
von dFS = 0,01 ÷ 0,1 m, erreichen die dreidimensionalen maximal 60 ÷ 75% der
zweidimensionalen mittleren Sickerlinienhöhen. Bei sehr kleinen Fehlstellen-
durchmessern dFS < 0,001 m erreichen die dreidimensionalen nur noch einen Bruch-
teil der zweidimensionalen Ergebnisse.
1.0 50
Höhenverhältnis 3D/2D (linke y-Achse)
0.9 Einflusslänge (rechte y-Achse) 45
1 10-3 m/s
0.8 5 10-4 m/s 40
Höhenverhältnis hSL,m,3D/hSL,m,2D [-]
1 10-3 m/s
5 10-4 m/s
0.7 35
Einflusslänge LE [m]
0.6 30
0.5 25
0.4 20
Deichgeometrie:
BK = 3,0 m
0.3 HD = 4,0 m 15
m=3
0.2 10
hSL,m [m]: mittlere Höhe
0.1 der Sickerwasserfläche 5
im UW der Dichtung
0.0 0
0.1 1 10
Fehlstellendurchmesser dFS [cm]
Abb. 6-35: Vergleich von 2D und 3D-Berechnung und Größe der Einflusslänge LE
in Abhängigkeit des Fehlstellendurchmessers dFS für einen Beispieldeich
mit zwei unterschiedlichen Durchlässigkeiten ks
6.7.1 Allgemeines
Deiche haben in den meisten Fällen keinen Drän. Im Rahmen der Ertüchtigung von
Deichen werden häufig Anschüttungen aus grobkörnigem Material als Dränkörper
angeordnet, der gleichzeitig den Deichhinterweg aufnimmt (vgl. Abschnitt 3.3.2).
Die Lage der Sickerlinie im Bestandsdeich wird durch eine Anschüttung nicht ver-
ändert. Das hat zur Folge, dass die Anschüttungen ggf. bis zu ca. 2/3 der Deichhö-
he, wenn stationäre Verhältnisse angesetzt werden, geführt werden müssen, um ei-
nen ungefilterten Austritt der Sickerlinie zu verhindern (siehe Abschnitt 6.4).
Weitaus wirksamer, wenn auch im Zuge von Ertüchtigungen oft nur unter enormem
Mehraufwand möglich, sind Kamin- oder Fußdräns, Dränteppiche oder Dränröhre,
die in den Deichkörper hineinreichen und so die Durchsickerung von der Bö-
schungsoberfläche fernhalten.
Verkürzt der Drän den mittleren Sickerweg, den das Wasser durch den undurchläs-
sigeren Deichkörper zurücklegen muss, dann steigt die Sickerwassermenge mit den
hydraulischen Gradienten an. Das Beispiel in Abb. 6-36 zeigt, dass, sofern der Drän
ausreichend durchlässig ist, die durchströmten Bereiche des Deiches reduziert wer-
den können, aber die Sickerwassermenge wie auch die lokal auftretende Gradienten
ansteigen (siehe Abb. 6-37).
Wie in Abb. 6-36 zu sehen ist, findet eine Verlagerung der Sickerlinie in den
Deichkörper erst bei relativ weit in den Deich reichenden Dränvorrichtungen von
statten. Die Sickerwassermengen werden bei einem Drän, der bis zur Deichachse
des betrachteten Deiches reicht, um das Dreifache erhöht (Abb. 6-37).
250
3,0 m
4 3 Drän 1 - 6
3 1 kein Drän Sickerlinie (KC)
Höhe [m]
3 1 Sickerlinie (FF)
2 Durchlässiger
Deichkörper
1 6 5 4 3 2
(kDeich = 5,0 10-4 m/s) 1
0
Sehr durchlässiger Dränkörper (1 bis 6)
Undurchlässiger Untergrund (kDrän = 5,0 10-2 m/s)
(kUntergrund = 1,0 10-7 m/s)
0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26
Deichlager [m]
Abb. 6-36: Lage der Sickerlinien in einem Beispieldeich mit Dränteppichen unter-
schiedlicher Länge
1600 Systemskizze: BK
LDrän
1200
HU LDeich
kUntergrund ≈ kDeich
1000
q/kDeich [l/m²]
k= 0
ε [-]
KOZENY-CASAGRANDE
800 1,00 Numerische Berechnungen
6.8 Zusammenfassung
nen Deichen können prinzipiell alle Verfahren zur Abschätzung der stationä-
ren Durchsickerung verwendet werden.
5. Bei Deichen auf durchlässigem Untergrund sucht sich das Sickerwasser mit
zunehmender Untergrundmächtigkeit verstärkt seinen Weg durch den Un-
tergrund. Im betrachteten Beispiel beträgt die maximale Abnahme der mitt-
leren Höhe der Sickerlinie in etwa 20%. Diese Reduktion wird bei einer Un-
tergrundmächtigkeit erreicht, die in etwa der zweifachen Deichhöhe ent-
spricht (Abb. 6-18). Eine Vergrößerung der Untergrundmächtigkeit wirkt
sich nach Überschreiten einer Grenze nicht mehr auf die Durchsickerung im
Deich aus.
10. Die Betrachtung eines Beispieldeichs mit Drän zeigt, dass nur durch weit in
den Deichkörper reichende Dränkörper die Lage der Sickerlinie von der Bö-
schungsoberfläche weg verlagert werden kann (Abb. 6-36), was gleichzeitig
eine Erhöhung der anfallenden Sickerwassermenge und der hydraulischen
Gradienten nach sich zieht. Bei Dräns, die weit bis zu LDrän/LDeich = 0,50 in
den Deich reichen, stellt sich je nach Einstaugrad eine Vervielfachung der
Durchsickerungsmenge ein (Abb. 6-37).
255
7.1 Allgemeines
Während für die Standsicherheit der landseitigen Böschung entscheidend ist, wie
schnell und wie weit sich die Sickerfront im Inneren eines Deiches ausbreitet und
ggf. an der landseitigen Böschung austritt oder in einem Drän gefasst wird, kann die
wasserseitige Böschung bei schnell fallendem Wasserstand eine Rückströmung er-
fahren, wodurch ihre Standsicherheit gefährdet werden kann. Deshalb ist dieser Be-
lastungszustand in der DIN 19712/1997 besonders berücksichtigt:
„Für die Standsicherheit der wasserseitigen Böschung kann der fallende Wasser-
spiegel kritisch sein. Hierzu wird aus der Sickerlinie ... die Lage der Sickerwasser-
oberfläche nach [Abb. 7-1]... abgeschätzt. In Einzelfällen können genauere Nach-
weise erforderlich werden, bei denen die Wechselwirkung zwischen der Absinkge-
schwindigkeit des Flusswasserspiegels, der Lage der Sickerlinie im Deichkörper bei
HWB und der Durchlässigkeit berücksichtigt wird.“ (DIN 19712/1997, Abb. 7-1)
Durchlässiger
Deich
Wst. 1
Sickerlinie bei HW max
vAB Sickerlinie bei HW
hW Wst. 2
S UW
Undurchlässiger Untergrund
hW/3
S: Strömungskraft [kN/m] Wst. 1: Scheitelwasserwasserstand [m] vAB: Abstiegsgeschwindigkeit [cm/h]
hW: Einstauhöhe [m] Wst. 2: Wasserstand nach Rückgang [m] UW: Unterwasserstand [m]
Scheuermann (2005) führt in seiner Arbeit die gängigen Ansätze zur Abschätzung
der instationären Durchsickerung an, so dass innerhalb dieser Arbeit auf eine aus-
führliche und umfassende Schilderung verzichtet werden kann. Es werden im Fol-
genden lediglich drei analytische Ansätze beschrieben, die für die eigenen Berech-
nungsergebnisse als Vergleich herangezogen werden sollen.
gen Böschung mW. Die Durchsickerungszeit ergibt sich folglich durch Einsetzen
folgender geometrischer Beziehung für die mittlere Sickerweglänge xm [m] (Glg.
7-1) anstelle von x in Glg. 2-47:
2 2
h h
xm = x − w ⋅ mw + W Glg. 7-1
2 4
Üblicherweise wird bei den analytischen Verfahren ein über die Zeit konstanter
Luftporenanteil na bzw. ein effektiver Porenanteil ne (Cedergren 1977, Mull u. Hol-
länder 2002, vgl. Abschnitt 2.1.3) als Eingangsgröße verwendet. Da in der Natur i.
d. R. nur restfeuchte Böden vorkommen und während des Durchsickerungsvor-
gangs der dafür zur Verfügung stehende Porenraum gefüllt wird, stellt dies natürlich
eine grobe Vereinfachung dar.
In Abb. 7-2 ist die zur Ausbreitung einer instationären Feuchtefront in Deichen be-
nötigte Referenzdurchströmzeit t* [h] in Abhängigkeit von der gesättigten Deichbo-
dendurchlässigkeit kS und von der relativen Ausbreitungsgeschwindigkeit x/h dar-
gestellt (vgl. Cedergren 1977). Während der eindimensionale Ansatz nach DUPUIT
unabhängig von der Geometrie ist, hängt die Ausbreitungszeit nach BRAUNS, wie
bereits erwähnt, von der wasserseitigen Neigung ab. Für Einstauhöhen, die von hw*
= 1,0 m abweichen, kann die Durchsickerungszeit t [h] durch Multiplikation der
betrachteten, tatsächlichen Einstauhöhe hw [m] mit der Referenzdurchströmzeit t*
258
hw *
t= ⋅t Glg. 7-2
h *w
hw Einstauhöhe [m]
10000.0000
1
DUPUIT-FORCHHEIMER-Annahme
(vz ≈ 0)
1000.0000
28 d
7d
100.0000
Referenzdurchströmzeit t* [h]
1d
10.0000
10
=
h
x/
1.0000 hw* = 1,0 m
5
= na = 0,30
x/h
1
0.1000 1D nach DARCY
2 BRAUNS (m=2,0)
=
h
x/ BRAUNS (m=3,0)
ERB (m=2,0)
0.0100
instationäre
Feuchtefront
xm nach
m BRAUNS
0.0010
h 1 h/2
x
0.0001
1.E-01 1.E-02 1.E-03 1.E-04 1.E-05 1.E-06 1.E-07
Durchlässigkeit kS [m/s]
Eine andere, allgemeingültige Darstellung (Abb. 7-3) unter Zuhilfenahme der di-
mensionslosen Durchfeuchtungszeit T [-] aufgetragen über der relativen Sohlaus-
breitung x/h [-] (vgl. Glg. 7-3, Scheuermann 2005) erlaubt, wie auch Abb. 7-2, ei-
nen Vergleich von unterschiedlichen analytischen Verfahren.
kS ⋅ t
T= Glg. 7-3
ne ⋅ hW
t Durchfeuchtungszeit [s]
Anzumerken bleibt, dass die Ansätze von ERB und BRAUNS einen möglichen
Austritt der Sickerlinie auf der landseitigen Böschung sowie eine flächige Ausbrei-
tung der Sickerlinie nicht abbilden, was ihre Anwendbarkeit natürlich einschränkt.
Eine Abschätzung bis zu dem Zeitpunkt, ab dem die Durchsickerung den landseiti-
gen Deichfuß erreicht, ist unter Beachtung der vereinfachten Annahmen aber mög-
lich. Die Abnahme der hydraulischen Gradienten mit der Zeit bei fortschreitender
Durchsickerung wird bei den genannten Verfahren nicht berücksichtigt. Im Ver-
gleich zu realen Verhältnissen wird so die Durchsickerungsgeschwindigkeit anfangs
unterschätzt und bei fortschreitender Durchsickerung zunehmend überschätzt.
260
100.0
1
DUPUIT-FORCHHEIMER-Annahme
(vz ≈ 0)
BRAUNS m = 1,5
BRAUNS m = 2,0
dimensionslose Durchfeuchtungszeit T [-]
BRAUNS m = 2,5
BRAUNS m = 3,0
10.0
1
1D nach DARCY
ERB m = 3,0
ERB m = 2,5
ERB m = 2,0
ERB m = 1,5
1.0
instationäre
Feuchtefront
xm nach
m BRAUNS
h 1 h/2
x
0.1
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
Stationäre Verhältnisse werden nur dann erreicht, wenn ein ausreichend langer Ein-
stau auftritt. Erb (1965) führt eine einfache Abschätzung unter den Annahmen
durch, dass die Sickerlinie eine Parabel darstellt, die mittlere Einströmfläche 2/3·HD
[m²/m] beträgt und eine mittlere Sickerweglänge Lm [m] verwendet werden kann.
Die mittlere Sickerweglänge Lm wird hier in vereinfachender Weise überschlägig
etwas zu groß mit dem Parameter d [m], dem Abstand vom Parabelanfang bis zum
landseitigen Deichfuß, nach dem Verfahren von KOZENY-CASAGRANDE für
stationäre Verhältnisse abgeschätzt (siehe Abb. 6-3, S. 217).
261
Erb (1965) betrachtet die Wasservolumina, die aufgrund des effektiven Porenanteils
ne [-] bzw. des Luftporenanteils na [-] im Deich gespeichert werden können und die
aufgrund des Einstaus und des dadurch auftretenden mittleren hydraulischen Gefäl-
les in den Deich eindringen können. Der Ansatz von Erb (1965) zur Abschätzung
der Dauer tstat., die benötigt wird, bis sich stationäre Zustände einstellen, ist in Glg.
7-4 angegeben:
na ⋅d2
t stat . = Glg. 7-4
kS ⋅ h W
In Abb. 7-4 wird tstat. nach dem Ansatz von Erb (1965) (vgl. Glg. 7-4) für einen Bei-
spieldeich berechnet und mit dem eindimensionalem Ansatz nach DARCY (mit D.-
F.-Annahme49) verglichen. Während für kleine Deichhöhen bzw. Wasserstände
DARCY geringere Zeiten erzielt, erhält Erb (1965) bei steigender Deichhöhe die
geringeren Zeiten. Der Vergleich hinkt jedoch ein wenig, da mit DARCY nicht die
Zeit für das Erreichen einer stationären Sickerlinie, sondern die Durchlaufzeit tL [h]
abgeschätzt wird. Die Durchlaufzeit entspricht der Zeit, welche die Durchsicke-
rungsfront braucht, um die Länge des Deichlagers LD [m] zu durchlaufen.
Im Vergleich zur Durchlaufzeit nach DUPUIT werden bei kleinen Deichen die sta-
tionären Verhältnisse nach ERB, wie bereits gesagt, später erreicht. Bei hohen Dei-
chen ist dies umgekehrt. Das liegt daran, dass mit zunehmender Deichhöhe bei
gleich bleibender Kronenbreite BK der Einfluss der wasserseitigen Böschung größer
wird. Der mittlere, von Erb (1965) angenommene Sickerweg wird mit zunehmender
_________________________
49
In dieser Arbeit wird der eindimensionale, instationäre Durchsickerungsansatz ohne Berücksichtigung spezieller
Einström- und Ausströmbedingungen bzw. der besonderen Deich- und Dammgeometrie als DARCY-Ansatz unter Be-
rücksichtigung der DUPUIT-FORCHHEIMER-Annahme (D.-F.-Annahme) bezeichnet.
262
100000.00
7d
100.00 BK = 3,0 m
m = 2,0
1d ε = 1,0
10.00 HD n = ne (Abb. 7-15)
[m] 1
DUPUIT-FORCHHEIMER-Annahme
(vz ≈ 0)
50
1.00
BK Erb (1965)
10 m
m 1 1D (DARCY1)
0.10 HD h
W 1 A
1 d
LD
0.01
1.E-01 1.E-02 1.E-03 1.E-04 1.E-05 1.E-06 1.E-07
Durchlässigkeit kS [m/s]
Abb. 7-4: Zeit bis zum Erreichen der stationären Verhältnisse tstat. nach Erb (1965)
im Vergleich mit der Durchlaufzeit tL für unterschiedliche Deichdurch-
lässigkeiten ks eines homogenen Deiches bei plötzlichem Einstau
In Abb. 7-5 wird tstat. nach ERB mit tstat. aus numerischen Berechnungen verglichen.
Das Erreichen des stationären bzw. quasi-stationären Zustands bei den numerischen
Berechnungen wird zu dem Zeitpunkt festgelegt, an dem die Sickerlinie 98% ihrer
maximalen Wasserdruckhöhe für t Æ ∞ erreicht hat. Es werden Deichhöhen von HD
= 2,0 und 4,0 m betrachtet. Als Ausgangssättigung S0 [-] wird die Sättigung bei der
Feldkapazität SFK und die Sättigung beim permanenten Welkepunkt SPWP angesetzt.
Betrachtet werden die Böden und deren entsprechende geohydraulische Bodenpa-
263
rameter aus Abschnitt 4.5 (siehe Tab. 4-8, Tab. 4-9 und Tab. 4-10). Die Berechnun-
gen zeigen, dass bei großen Durchlässigkeiten, hier z. B. kS > 1·10-3 m/s, kein ent-
scheidender Unterschied aufgrund der unterschiedlich gewählten Ausgangssätti-
gungen auftritt. Dieser nimmt aber mit abnehmender Durchlässigkeit stetig zu. Bei
der Annahme einer Ausgangssättigung im Bereich der Feldkapazität liegt der ein-
dimensionale Ansatz nach Erb (1965) über den numerischen Berechnungen. Dies
tritt bei Annahme des permanenten Welkepunkts als Ausgangssättigung erst ab ei-
ner Durchlässigkeit kS = 10-4 ÷ 10-5 m/s auf. Während der Verlauf der zwei berech-
neten Kurven für S0 = SFK dem Verlauf der analytischen Kurven entspricht, trat bei
der Annahme einer noch geringeren Ausgangssättigung von S0 = SPWP das Errei-
chen der stationären Verhältnisse mit abnehmender Durchlässigkeit wesentlich ver-
zögert ein.
100000
SPWP Erb (1965)
num. Ber. 2 m SFK
HD = 4,0 m num. Ber. 2 m SPWP
10000 365 d num. Ber. 4 m SFK
num. Ber. 4 m SPWP
stationäre Durchströmzeit tstat. [h]
112 d
numerische Berechnungen
1D-stationär nach Erb (1965)
1000
28 d
Deichkenngrößen:
SFK
BK = 3,0 m
7d m = 2,0
100 ε = 1,0
HD = 2,0 m
n = ne (für 1-dim.) (ne siehe Abb. 7-15)
1d Ausgangssättigungen S0:
m
0
4, SFK: S0 = Feldkapazität
10
0
m SPWP: S0 = Permanenter Welkepunkt
2,
Annahme:
plötzlicher Einstau bis zur Krone
1
1.E-03 1.E-04 1.E-05 1.E-06 1.E-07
Durchlässigkeit kS [m/s]
Abb. 7-5: Stationäre Zeit tstat. nach Erb (1965) im Vergleich mit numerischen Be-
rechnungen bei plötzlichem Einstau (vAN →∞)
schnell eine hohe relative Durchlässigkeit KR erreichen, bedarf es bei den undurch-
lässigeren Böden, wie Schluffen und Tonen, einer großen Druck- bzw. Saugspan-
nungsänderung, um hohe Werte der relativen Durchlässigkeit KR zu erhalten. Dar-
aus kann gefolgert werden, dass die bei S0 = SPWP im Vergleich zu S0 = SFK erhöh-
ten Saugspannungen, die als hydraulisches Potential eine Vergrößerung des hydrau-
lischen Gradienten bewirken, weniger stark beschleunigend wirken, als die relative
Durchlässigkeit verzögernd wirkt (Abb. 7-5).
Die Annahme eines plötzlichen Einstaus vernachlässigt die Einsickerung, die be-
reits während des allmählich steigenden Wasserstandes eintritt. Die Durchsicke-
rungszeit bis zum Erreichen der stationären Durchfeuchtung tstat. tritt bei Berück-
sichtigung des allmählichen Anstiegs des Wasserstands abhängig von der Anstiegs-
geschwindigkeit vAN [cm/h] entsprechend später ein. Für unterschiedliche Deich-
durchlässigkeiten wird vereinfachend die Durchlaufzeit50 tL [h] anhand zweier Dei-
che unterschiedlicher Höhe betrachtet. Unter Zuhilfenahme einer iterativen Lösung
für den eindimensionalen Durchsickerungsansatz nach Erb (1965) werden An-
stiegsgeschwindigkeiten vAN = 0,01 bis 1,0 m/h betrachtet (Abb. 7-6). Die Verwen-
dung der Durchlaufzeit tL liegt hierbei auf der sicheren Seite, was auch daran zu
sehen ist, dass die entsprechenden Geraden für vAN Æ ∞ unter denen für tstat. nach
Erb (1965) liegen.
Anhand der in Abb. 7-6 dargestellten Zusammenhänge lässt sich auch in Anbetracht
dessen, dass die Anstiegsgeschwindigkeiten vAN [m/h] durchaus realistische Größen
darstellen (vgl. Abschnitt 4.1), vereinfachend aussagen, dass bei Durchlässigkeiten
von kS < 10-6 m/s und undurchlässiger keine merkbare Verzögerung durch allmähli-
chen Einstau eintritt. An Gewässern mit schnellen Anstiegsgeschwindigkeiten
vAN > 0,10 m/h ist dies bereits bei einer Durchlässigkeit von kS = 10-5 m/s und un-
_________________________
50
Die Durchlaufzeit tL ist die Zeit, die die Durchfeuchtungsfront braucht, um vom wasserseitigen bis zum landseitigen
Deichfuß zu sickern. Eindimensional entspricht dies physikalisch der Durchsickerung einer horizontalen restfeuchten
Bodensäule mit der Länge des Deichlagers LD [m] nach DARCY mit D.-F.-Annahme.
265
durchlässiger der Fall. Für ganz schnelle Anstiegsgeschwindigkeiten vAN > 0,50 m/h
erhöht sich entsprechend die Durchlässigkeit auf kS = 10-4 m/s und undurchlässiger.
Die Aussagen gelten natürlich nur für die betrachteten Deiche, eine Übertragung auf
andere Systeme ist jedoch in grober Abschätzung sicherlich möglich. Anzumerken
verbleibt noch, dass diese iterative eindimensionale Betrachtung die Durchlaufzeit
tL abschätzt. Das bedeutet, dass die Sickerlinie bereits am landseitigen Deichfuß-
punkt austritt, wenn der Wasserstand die Kronenhöhe noch nicht erreicht hat. Des-
wegen sind in Abb. 7-6 zusätzlich für unterschiedliche Anstiegsgeschwindigkeiten
vAN die jeweiligen Anstiegszeiten tAN eingetragen.
Systemskizze: hW [m]
BK
m
m stat. Sickerl
.
1
hW HD
1
t [h]
tAN tstationär
10000.00
stat. Durchströmzeit tstat. und Durchlaufzeit tL [h]
Abb. 7-6: Durchlaufzeit tL (iterativ nach ERB) und stationäre Zeit tstat. nach Erb
(1965) für unterschiedliche Durchlässigkeiten kS bei plötzlichem Einstau
(vAN →∞) und allmählichem Einstau (vAN ≤ 1,00 m/h) für Deiche der
Höhe 2,0 m und 4,0 m
einstauzeiten. Somit kann zur Abschätzung von tstat. abhängig von kS und vAN die
Kroneneinstauzeit bzw. Anstiegszeit tAN verwendet werden.
Der Ähnlichkeitsfaktor κ [-], der in der Literatur normalerweise bei der Beurteilung
von Rückströmungsvorgängen in wasserseitigen Dammkörpern bei fallendem Was-
serstand Verwendung findet (vgl. Abschnitt 7.3), kann auch zur Beurteilung der
Durchsickerung beim steigendn Ast herangezogen werden. Mit κ kann anhand der
folgenden Untersuchung abgeschätzt werden, ob bei allmählichem Einstau eines
Deiches eine vollständige Durchsickerung eintritt. Die in Glg. 7-5 dargestellte Un-
gleichung beruht auf den in Abb. 7-7 angegebenen Ergebnissen der Berechnungen
an einem Beispieldeich mit HD = 2,0 m und 4,0 m.
kS
κ= ≥ 100 ÷ 1.000 Glg. 7-5
n e ⋅ v AN
Es ist zu erkennen, dass ab κ > 100 zum Zeitpunkt tAN die gesättigte Fläche a’sat die
für t Æ ∞ eintretende, stationäre Sättigungsfläche annimmt. Bei den Betrachtungen
werden Anstiegsgeschwindigkeit von vAN = 0,10 ÷ 40 cm/h und Deichdurchlässig-
keiten von kS = 1·10-3 ÷ 1·10-7 m/s untersucht.
i. d. R. sind dies kleinere homogene, ggf. beschädigte „Altdeiche“, tritt auch bei
relativ hohen Anstiegsgeschwindigkeiten von vAN > 10 cm/h eine simultane Durch-
sickerung ein.
Systemskizze:
hW [m]
BK
m
m stat. Sickerl. 1
hW HD
1
t [h]
tAN
a'Sat = Fläche unterhalb Sickerlinie nachbei
1.0 t
asat,stat.(HD=4,0m) = 0,92
1 HD = 2,0 m
0.9 HD = 4,0 m
1
asat,stat.(HD=2,0m) = 0,88
0.8 BK = 3,0 m
m = 3,0
0.7 εmax = 1,0
0.6 kS = 2·10-2 ÷ 10-8 m/s
a'Sat [-]
(Weitere Bodenkennwerte:
0.5 siehe Kapitel 4)
0.4 1
nach KOZENY-
0.3 CASAGRANDE
0.2
κ = 1000
κ = 100
κ = 200
0.1
0.0
0.10 1.00 10.00 100.00 1000.00 10000.00
Ähnlichkeitsfaktor κ [-]
Abb. 7-7: Gesättigter Flächenanteil a’sat nach Anstieg der Ganglinie bis zur Krone,
aufgetragen über dem Ähnlichkeitsfaktor κ für zwei Beispieldeiche
Diesen Zusammenhang veranschaulicht auch Tab. 7-1. Für die Ganglinien I bis VII
(siehe Abschnitt 4.1.5) sind die entsprechenden κ-Werte aufgetragen. Die schattier-
ten Bereiche sind Belastungsszenarien, in denen gleichzeitig mit dem Einstau eine
vollständige Durchsickerung eintritt. Bei den weißen Feldern ist dies für die be-
trachteten Deichsysteme nicht der Fall. Bei der Abschätzung der instationären
Durchsickerung wird im Folgenden der hinsichtlich der Durchsickerung nicht be-
kannte Bereich (weiße Felder) genauer betrachtet.
268
Systemskizze:
hW [m]
BK
m
m stat. Sicke
rl.
1
hW HD
1
t [h]
tAN Eingeschränkt Quasi stationär
100.00
de
Eingeschränkte
era
nzg
Durchsickerung
Gre
10.00
Ab
vAN = hW /tAN [cm/h]
ne
hm
en
d
Zu
1.00 ne
hm
en
d
0.10
vollständige
(quasi stationäre)
00
0
0
10
10
20
Durchsickerung
=
=
=
κ
κ
κ
0.01
1.E-07 1.E-06 1.E-05 1.E-04 1.E-03 1.E-02
gesättigte Durchlässigkeit kS [m/s]
Abb. 7-8: Grenzkriterium für mit dem Einstau eintretende vollständige Durchsicke-
rung in Abhängigkeit von vAN und kS
Tab. 7-1: Abgrenzung einer mit dem Einstau eintretenden völligen Durchsickerung
für die numerisch berechneten Deichsysteme und Ganglinien
Ganglinie
I II III IV V VI VII
vAN [cm/h]
0.1 0.5 1.0 2.5 10 20 40
kS-Werte vAN [m/s]
[m/s] 2.8E-07 1.4E-06 2.8E-06 6.9E-06 2.8E-05 5.6E-05 1.1E-04 ne [-]
2.0E-02 327273 65455 32727 13091 3273 1636 818 0.22
1.0E-03 14400 2880 1440 576 144 72 36 0.25
5.0E-04 7200 1440 720 288 72 36 18 0.25
2.0E-05 360 72 36 14 3.6 1.8 0.9 0.20
1.0E-06 24 4.8 2.4 1.0 0.2 0.12 0.06 0.15
1.0E-07 4 0.7 0.4 0.1 0.04 0.02 0.01 0.10
1.0E-08 0.7 0.14 0.07 0.03 0.007 0.004 0.002 0.05
κ > 100 Völlige Durchsickerung mit Einstau κ < 100 Keine völlige Durchsickerung mit Einstau
Bei homogenen Deichen treten, wenn in etwa κ > 100 ist, bereits mit dem Einstau
stationäre Verhältnisse auf. Diese Abschätzung berücksichtigt jedoch nicht die fort-
schreitende Durchsickerung während der Scheiteldauer TSch [h] der Wasserstands-
ganglinie, während der die Durchsickerung noch die maximalen stationären Ver-
hältnisse erreichen kann. Deshalb wird im Folgenden untersucht, bei welchen
Durchlässigkeiten Deiche unter Berücksichtigung verschiedener charakteristischer
Ganglinien (vgl. Abschnitt 4.1.6), stationäre, maximale Durchsickerungszustände
auch unter Berücksichtigung eines begrenzt anhaltenden Scheitelwasserstandes er-
fahren können. Dabei konnte für homogene Deiche unter Berücksichtigung der real
vorkommenden An- und Abstiegsgeschwindigkeiten Durchlässigkeiten von 10-6 m/s
< kS < 10-3 m/s im Voraus als interessant eingegrenzt werden.
Zuerst wird für einen Beispieldeich die zeitliche Ausbreitung der Durchsickerungs-
front an definierten Zeitpunkten der Wasserstandsganglinie verglichen. In Abb. 7-9
ist zu erkennen, dass bei κ = 36 die Sickerlinie zur Zeit t1 [h], an dem Zeitpunkt, an
dem der Wasserstand gerade die Krone erreicht, bereits fast stationäre Verhältnisse
erreicht. Bei t2 = t1 + TSch [h] (t2 > t1) sind die stationären Verhältnisse endgültig
erreicht.
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15
Deichlager [m]
Hingegen werden für κ = 3,6 bei den betrachteten Zeitpunkten keine stationären
Verhältnisse erreicht. Zum Zeitpunkt t2 ist der Deich mit κ = 3,6 aber immerhin im
270
Vergleich κ = 1,0 zu einem Großteil durchsickert. Bei κ = 1,0 hingegen dringt das
Wasser zum Zeitpunkt t2 nur etwa bis zu einem Drittel des Deichlagers vor, zum
Zeitpunkt t1 fällt die Durchsickerung entsprechend geringer aus.
Ein schnell ansteigender Wasserstand, der wie ein plötzlicher Einstau bewertet wer-
den kann, wie dies von zahlreichen Autoren gemacht wird (vgl. Scheuermann
2005), erzeugt schnell einen hohen hydraulischen Gradienten, der die Ausbrei-
tungsgeschwindigkeit unmittelbar beeinflusst. In Abb. 7-10 (links) ist für einen Bei-
spieldeich mit der Durchlässigkeit kS = 2·10-5 m/s die Durchfeuchtungszeit t [d] ü-
ber die relative Sohlausbreitung x/h [-] aufgetragen bei Annahme einer Ausgangsät-
tigung von SFK. Zum Vergleich sind auch drei Kurven angegeben, welche die Sohl-
ausbreitung eindimensional nach DARCY (D.-F.-Annahme) beschreiben. Die lang-
sameren Ganglinien IV bis VII verursachen aufgrund der anfänglich geringen hyd-
raulischen Einströmgradienten eine langsamere Durchströmung. Bei der Betrach-
tung der Durchfeuchtungszeit genauer wird ein erheblicher Unterschied der Durch-
feuchtungszeit von z. B. Ganglinie VII und Ganglinie I, die sich durch den Faktor
20 unterscheiden, erkannt. Zum Vergleich wird eine Auswertung unter Verwendung
der dimensionslosen Durchfeuchtungszeit T [-] beigefügt (Abb. 7-10, rechts).
Des Weiteren ist für praktische Belange, besonders bei der Planung von Deicher-
tüchtigungen, von Interesse, welchen Einfluss eine Vergrößerung oder Verkürzung
der Deichaufstandsfläche bzw. des Deichlagers auf die instationäre Durchsickerung
hat. Zur überschlägigen Beurteilung wird hierzu eine Abschätzung unter Zuhilfe-
nahme der eindimensionalen Durchsickerung nach DARCY (D.-F.-Annahme) ange-
stellt.
100.00 100.0
HD = 2,0 m I
numerisch
BK = 3,0 m berechnet II
m=3
II
kS = 2·10-5 m/s
10.0
II IV
V
III
1.00 V
VI
VI
1-dim.1 1.0
ne = 0,35 numerisch
VII
0.10 berechnet VII
ne = 0,20 HD = 2,0 m
BK = 3,0 m
m=3
ne = 0,05 1
Annahme eines kS = 2·10-5 m/s
plötzlichen Einstaus
0.01 0.1
0.5 1.5 2.5 3.5 4.5 5.5 6.5 7.5 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
100000
hW = 1,0 m
hW = 4,0 m
10000
Durchströmzeit t [h]
1000
28 d
100
1d
10
25
10
Sickerweglänge LS [m] 0,1 0,5 2,5
1
1.E-08 1.E-07 1.E-06 1.E-05 1.E-04 1.E-03 1.E-02
Durchlässigkeit kS [m/s]
Gleiches gilt, wenn für die instationäre Durchsickerung eine wasserseitig aufliegen-
de Vegetationsdecke berücksichtigt wird. Bei den empfohlenen Dicken der Vegeta-
tionsdecken und den zu erwartenden Durchlässigkeiten, die im Bereich von kVD >
1·10-5 m/s liegen, treten keine relevanten Verzögerungen auf.
Für die Beurteilung der Auswirkungen auf die Lage der Sickerlinie bei stationären
Verhältnissen wird auf Kapitel 6 verwiesen.
Innerhalb der zweiten Betrachtung werden zwei Deiche mit HD = 2,0 m und
HD = 4,0 m rechnerisch mit den in Abschnitt 4.1.6 festgelegten, charakteristischen
Wasserstandsganglinien I bis VII beaufschlagt. Als Untersuchungsgröße kann z. B.
die maximal gesättigte Fläche asat,max herangezogen werden. Für die Durchlässigkeit
kS = 2·10-5 m/s und eine Deichhöhe von HD = 2,0 m sind die sich einstellenden Si-
273
ckerlinien bei maximaler gesättigter Fläche in Abb. 7-12 dargestellt. Die gesättigten
Flächen nehmen bei den langsamen Ganglinien I bis IV in etwa den Verlauf bei sta-
tionären Verhältnisse ein. Dagegen fallen die Flächen bei kurzen Wellen sehr gering
aus.
Stationär
HWmax 3,0 m Ganglinie IV
2.0 (TG = 12 d)
Deichkörper 3 Ganglinie V
1.5 (kS = 2 10-5 m/s) 1 (TG = 3,5 d)
Höhe [m]
3 Ganglinie VI
1.0 (TG = 1,75 d)
1
0.5 Ganglinie VII
(TG = 0,875 d)
0.0
Undurchlässiger Untergrund Deich zweifach überhöht
dargestellt!
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15
Deichlager [m]
Trägt man die maximal gesättigten Flächenanteile asat,max über das Verhältnis des
Zeitpunktes tasat,max, an dem dieser maximale Zustand auftritt, zur gesamten
Einstaudauer TG auf, erhält man den in Abb. 7-13 dargestellten Zusammenhang.
Während relativ durchlässige Deiche mit kS = 1·10-3 m/s auch bei sehr schnellen
Ereignissen (Ganglinie VII) noch während des Hochwassers sehr hohe Durchsicke-
rungszustände erfahren, treten die maximalen Durchsickerungen bei Durchlässig-
keiten von kS = 1·10-6 ÷ 2·10-5 m/s nur mehr bei den lange dauernden Ganglinien I
bis III während des Hochwasserereignisses auf. Bei dieser Betrachtung wurden zu-
sammenhängende Sickerlinien (vgl. Abb. 7-12) über der Sohle betrachtet. Bei un-
durchlässigen Deichen können die maximalen Durchsickerungszustände auch auf
eine Zusickerung des im Deich über der Feldkapazität gespeicherten Wassers zu-
rückzuführen sein.
noch einen gesättigten Flächenanteil von 58% bei 0,60·TG. Bei einer Durchlässig-
keit von kS = 1·10-6 m/s beträgt dieser sogar nur noch 16% bei 86·TG (Abb. 7-13).
100
1
asat,max,stat = 0,92 HD k S
90 1
nach KOZENY-CASAGRANDE [m] [m/s]
2m 110-3
Ganglinien I - VII
80 Ganglinie I 4m 110-3
HD = 2,0 m (weiß)
2m 510-4
HD = 4,0 m (schwarz)
70 4m 510-4
BK = 3,0
2m 210-5
t = TG
asat,max [%]
60 m=3 4m 210-5
Ganglinie II
2m 110-6
50 4m 110-6
40
nach
Ganglinie III
Ereignis
30
20 Ganglinie IV
Ganglinie V
10
Ganglinie VI
0
0.1 1.0 10.0 100.0
Tasat,max/TG [-]
Anschaulich lässt sich das eben beschriebene Verhalten anhand der Abb. 7-14 dar-
stellen. Hier ist der maximale, gesättigte Flächenanteil asat,max für die Ganglinien I
bis VII über der gesättigten Durchlässigkeit kS aufgetragen. Mit zunehmender Er-
eignisdauer nimmt auch die maximale Sättigungsfläche zu. Ganglinie I verursacht
bereits bei Deichen mit kS > 2·10-5 m/s stationäre Durchsickerungszustände. Gang-
linie VII schafft dies lediglich bei Deichen mit kS > 1·10-3 m/s.
275
100 1
asat,max,stat = 0,92
I
80
II
asat,max [%]
60
III IV V VI VII
40 Ganglinien I - VII
HD = 2,0 m (weiß)
HD = 4,0 m (schwarz)
BK = 3,0
20 m=3
1
nach KOZENY-CASAGRANDE
0
1.E-06 1.E-05 1.E-04 1.E-03 1.E-02
kS [m/s]
7.3.1 Allgemeines
kS
κ= Glg. 7-6
n e ⋅ v AB
Je nach Verfasser variiert die untere Grenze, bei der eine vollständig nachhängende
Sickerlinie auftritt, zwischen κ = 0,10 ÷ 1,0. Uhlig (1962) gibt an, dass für κ < 0,25
÷ 1,0 annähernd eine maximal rücksickernde Strömung auftritt, wobei für steile Bö-
schungen κ = 0,25 gilt und für flache Böschungen κ = 1,0. Dieser Zusammenhang
kann anhand der auftretenden mittleren hydraulischen Gradienten erklärt werden.
Flache Böschungen entwässern aufgrund ihrer kleineren hydraulischen Gradienten
langsamer als steile Böschungen, weshalb flache Böschungen bereits bei geringeren
Abstiegsgeschwindigkeiten zu einer maximal ausgebildeten Rückströmung neigen.
Schneider et al. (1997) geben als entsprechende Grenze κ = 0,10 an (vgl. Brauns
1977). Da die Autoren z. T. Dämme mit Innendichtungen oder geneigten Kerndich-
tungen untersuchten, wird vom Verfasser hier ebenfalls in erster Näherung vorge-
schlagen, die untere Grenze aus Schneider et al. (1997), die in Anlehnung an
Schnitter u. Zeller (1957) und Brauns (1977) festgelegt wurde, in Betracht zu zie-
hen.
Bei Annahme eines konstanten Porenanteils ergeben sich für Glg. 7-6 Geraden. Bei
folgender Betrachtung wird zum einen die effektive Porosität ne,spez. und zum ande-
ren bei Annahme einer Restsättigung 0,5·ne,spez. angenommen. Die Kurven nehmen
einen gekrümmten Verlauf ein, was den Sachverhalt wiedergibt, dass wenig durch-
lässige Böden aufgrund ihres geringen Anteils an frei verfügbarem Wasser schneller
entwässern, als es bei der Annahme eines für unterschiedliche Böden konstanten
Porenanteils der Fall ist. Dies bedeutet nicht, dass mehr Wasser aus den Poren
strömt, sondern dass das wenige Wasser, das abfließt, in verhältnismäßig kürzerer
Zeit zum Erreichen eines stabilen Restfeuchtezustands führt, als bei o. g. Annahme
eines zu großen, konstanten Porenanteils (Abb. 7-15).
278
100.0
nachhängende ne = 0,2 Systemskizze: BK
Sickerlinie
ne = 0,5
max. Sicker
ne = 0,2 vAB [cm/h] l.
HD
Abstiegsgeschwindigkeit vAB [cm/h]
ne = 0,5 hW
0,5*ne,spez. 0,5*ne,spez.
10.0 Schnitter & Zeller (1957) / Brauns (1977) /
ne,spez
ne,spez. Uhlig (1962)
ne,spez. [-] (bodenspezifisch, siehe Tabelle)
ne [-] (konstant)
1.0E-07
1.0E-06
1.0E-05
1.0E-04
1.0E-03
1.0E-02
-5
10 0.20 0.10
-6 * nach:
10 0.15 0.08
-7 Busch et al. (1993)
10 0.10 0.05 Mull u. Holländer (2002)
Durchlässigkeit kS [m/s] 10
-8
0.05 0.03
Ausgehend von einer stationären Durchsickerung des Deiches bei Kronenstau wer-
den im Folgenden unterschiedliche Deichböden und Abstiegsgeschwindigkeiten für
ein definiertes Deichsystem – homogener Erddamm auf undurchlässiger Unter-
grundschicht – untersucht und mit den im vorherigen Abschnitt betrachteten analy-
tischen Abschätzungskriterien verglichen. Eine Auswahl der sich einstellenden Si-
ckerlinien zum Zeitpunkt, an dem der Wasserstand den wasserseitigen Deichfuß
erreicht, sind in Abb. 7-16 dargestellt. Im Folgenden wird dieser Zeitpunkt als Ab-
stiegszeitpunkt TAB [-] bezeichnet. Mit zunehmendem Ähnlichkeitsfaktor κ [-] fällt
die Größe der gesättigten Deichfläche ab. In grober Abschätzung bestätigen die an-
geführten Durchsickerungszustände die aus der Literatur bekannten Grenzbetrach-
279
Ähnlichkeits-
3,0 m
faktor κ [-] stationäre Sickerlinie
4 (bei Kronenstau)
0.05
Höhe [m]
0 4 8 12 16 20 24 28
Deichlager [m]
Abb. 7-16: Sickerlinien eines Beispieldeichs bei fallendem Wasserstand für ausge-
wählte Ähnlichkeitsfaktoren κ (Ausgangszustand: stationäre Durchsi-
ckerung bei Kronenstau)
Für den in Abb. 7-17 gezeigten Beispieldeich sind die maximalen Druckhöhenun-
terschiede von Deichmitte zu wasserseitigem Deichfuß ∆hW [mWS] für unter-
schiedliche Durchlässigkeiten kS zum Zeitpunkt TAB über die Abstiegsgeschwindig-
keit vAB aufgetragen. Der oben beschriebene Sachverhalt wird hier besonders klar.
Während bei der Durchlässigkeit von kS = 1·10-6 m/s bis Abstiegsgeschwindigkei-
ten von etwa vAB = 5 cm/h annähernd die maximal mögliche Belastung auf die was-
serseitige Böschung ausgeübt wird, nimmt das Verhältnis ∆hW/HD [-] bei sehr
durchlässigem Kies mit kS = 2·10-2 m/s auch unter Berücksichtigung sehr hoher Ab-
stiegsgeschwindigkeiten i. d. R. eine vernachlässigbare Größe ein. Dies gilt ebenso
für die Betrachtung der hydraulischen Gradienten i.
280
Systemskizze:
hW,max BK stat. Sickerl.
(bei Kronenstau)
vAB [cm/h] m m
1 1 HD
∆hW
0,5·LD
1.0
hW,max/HD = 0,85
HD = 4,0 m
0.9
0.25 BK = 3,0 m
0.8 -6 m=3
1·10
0.7
i = ∆hW /(0,5*LD)
0.20
kS [m/s]
∆hW /HD [-]
0.6
0.4
0.10
0.3 -4
5·10
0.2
0.05
0.1 2·10-2
0.0 0.00
0.1 1.0 10.0 100.0
vAB [cm/h]
Abb. 7-17: Verhältnis des maximalen Druckhöhenunterschieds ∆hW und der Deich-
höhe HD und hydraulische Gradienten i in Abhängigkeit von der Ab-
stiegsgeschwindigkeit vAB für unterschiedliche Durchlässigkeiten kS
(Ausgangszustand: stat. Kronenstau)
1.0
HD = 4,0 m Ausgangszustand:
0.9 BK = 3,0 m Stationäre Durchsickerung
∆hW,max/HD = 0,85
bei Kronenstau
m=3
0.8
0.7
Untergrenze Bereich Sickerlinie κ
A "stark
0.6 A
∆hW /HD [-]
0.2
Obergrenze C "wenig bis kaum
> 100
∆hW/HD < 0,20 nachhängende
Sickerlinie"
0.1
0.0
0.01 1.00 100.00 10000.00
Ähnlichkeitsfaktor κ [-]
In Abb. 7-19 kann für das angegebene Deichsystem aus einer bekannten Abstiegs-
geschwindigkeit vAB [m/s] für unterschiedliche Böden, hier charakterisiert über den
kS-Wert, direkt der κ-Faktor abgelesen werden. Bei den in der Praxis vorkommen-
den Abstiegsgeschwindigkeiten spielen demnach lediglich die Durchlässigkeiten
von Deichen zwischen kS = 10-5 ÷ 10-3 m/s eine Rolle. Dies gilt natürlich nur für
homogene Dämme ohne Berücksichtigung der hydraulischen Wirkung von einer
Vegetationsdecke. Diese kann, sofern sie undurchlässiger ist als der Deichkörper,
einen Aufstau erzeugen, was die Standsicherheit der Böschung gefährden kann.
282
100
kS [m/s] HD = 4,0 m
90 BK = 3,0 m
Abstiegsgeschwindigkeit vAB [cm/h]
m=3
80
Ausgangszustand:
70 Stationäre Durchsickerung
bei Kronenstau
60 5·10-4
50
2·10-5
40
30
20
1·10-6
10
0
0.1 1.0 10.0 100.0
Ähnlichkeitsfaktor κ [-]
7.4.1 Allgemeines
werden, die keine Auswirkungen auf den nachfolgenden Einstau durch das Haupt-
ereignis haben. Diese Ereignisse be- und entwässern so schnell, dass mit dem Ein-
stau eine simultane Durchsickerung und beim Rückgang des Wasserstandes eine
simultane Entwässerung auftritt. Dieser Zusammenhang wurde bereits in den Ab-
schnitten 7.2 und 7.3 erläutert (siehe Tab. 7-1 und Abb. 7-8).
0% 20%
1 HD = 4,0 m
-10% 2
BK = 3,0 m
m=3
-20% 3 15%
Nr. GL kS [m/s]
-30% 4 1 III 1·10-7
∆hm,max [%]
∆thmax,0 [%]
-7
2 II 1·10
-5
3 V 2·10
-40% 5 10% -6
4 II 1·10
5 IV 1·10-6
-50% 6 6 III 1·10-6
Nr. GL kS [m/s]
-7 3
1 III 1·10
4
-60% 2 II 1·10-7 5%
-5
3 IV 2·10 2
4 II 1·10-6 HD = 4,0 m
-70% 5 IV 1·10-6 BK = 3,0 m
6 III 1·10-6
m=3
-80% 0%
0.00 0.25 0.50 0.75 0.00 0.25 0.50 0.75
7.5.1 Allgemeines
In Abb. 7-21 ist ein Deichsystem mit Innendichtung und einer Fehlstelle mit Fehl-
stellendurchmesser dFS = 10 cm dargestellt. Zu den Zeitpunkten t =
0,5/1,0/1,5/3,0/48 h sind die entsprechenden Sickerlinien eingezeichnet. Zum Ver-
gleich werden die stationären Sickerlinien der zwei- und dreidimensionalen Berech-
nung hinzugefügt. Die stationären Verhältnisse werden nach ca. 3,0 h erreicht. Der
Vergleich der stationären Durchsickerungszeit mit der eines vergleichbaren unge-
dichteten Deiches (siehe Abb. 7-4) zeigt, dass praktisch kein Unterschied zwischen
der stationären Durchsickerungszeit des untersuchten Deichsystems und des nicht
gedichteten Deiches besteht. Die Dichtung hat aufgrund der Fehlstelle somit auf die
zeitliche Entwicklung der Durchsickerung keinen Einfluss. Sie reduziert lediglich,
wie in den Abschnitten 6.6.4 (2D) und 6.6.5 (3D) bereits erläutert wurde, die Aus-
breitung der Durchsickerung im Vergleich zum ungedichteten Zustand.
3,0 m
4
3
Höhe [m]
Durchlässiger
3 Deichkörper 1 48 h bzw. stationär
1,0 h
2 (kDeich = 1,0•10-3 m/s) 2D
3D
3,0 h
3
1 1,5 h
1
0,5 h
0
Fehlstelle Dichtung:
(dFS = 10 cm)
DDichtung = 0,50 m Undurchlässiger Untergrund
kDichtung = 1,0•10-8 m/s
0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28
Deichlager [m]
Abb. 7-21: Berechnete Sickerlinien eines Deiches mit Innendichtung mit Fehlstelle
zu unterschiedlichen Zeiten bei schnellem Einstau (vAN = 4 m/h) (3D-
Berechnung, vgl. Abb. 6-33)
In Abb. 7-22 werden der Durchfluss, der durch eine Röhre nach dem Gesetz von
HAGEN-POISEUILLE (Glg. 2-48) strömen kann und die sich daraus ergebende
Befüllungszeit tB [h], die dazu notwendig ist, den Porenraum des landseitigen, hin-
ter der Dichtung liegenden Deichkörpers zu füllen, betrachtet. Auf diese Art und
Weise kann festgestellt werden, dass bei Fehlstellendurchmesser dFS > 2 cm die Be-
füllungszeit relativ unabhängig von den hier betrachteten Deichhöhen unter einer
Stunde liegt. Dies ist auch ein Indiz dafür, dass erst ab kleinen Fehlstellendurch-
messer von dFS < 1 cm mit einer für die Praxis relevanten Verzögerung des Eintre-
tens der stationären Verhältnisse gerechnet werden kann, obwohl die getroffenen
286
100000
Systemskizze
Dichtung BK
VW = ne·V
10000 HD hW
q
28 d Fehlstelle
HD
Befüllungszeit tB [h]
DDi = LFS
[m] BK = 3,0 m
1000
10 m=3
1,0 ne = 0,20
7d LFS = 0,50 m
100 DDi = 0,50 m
ε = 1,0
1d
10
1
0.001 0.010 0.100
7.6.1 Allgemeines
Zieht man in Betracht, dass die für Vor- und Simultanniederschlagsereignisse mitt-
leren Regenintensitäten sich etwa in der Spanne von iN,m ≈ 0,50 ÷ 2,0 mm/h bewe-
gen (vgl. Abschnitt 4.2), dann relativieren sich mögliche Beschleunigungseffekte
beim gezeigten Beispiel sehr schnell. Bei einer stationären Durchsickerungszeit von
t0 = tstat.,So=50% = 29 h wird durch eine Reduktion der Sättigung von ∆S = 10% bei
iN,m = 1 mm/h eine Beschleunigung um 3 h erzeugt, da tstat.,So=40% = 32 h beträgt.
Läuft allerdings diesem Deich eine Trockenperiode voraus, welche eine Sättigungs-
reduktion von ∆S = 20% zur Folge hat und tritt dann ein lang andauernder Nieder-
schlag der Intensität iN,m = 2 mm/h ein, dann wird dadurch das Erreichen der statio-
nären Verhältnisse von tstat.,So=30% = 56,5 h um 28,5 h beschleunigt, also um rund
einen Faktor 2. Es ist unwahrscheinlich, dass der gesamte Deichkörper bis SPWP aus-
288
8
mittlere
Smax = 0,90
SPWP = 0,14
iN,m Niederschlags-
7 intensität iN,m
30 mm/h
1 mm/h
6 3 mm/h
20 mm/h 5 mm/h
∆t/t0 = (t0-ti)/t0 [-]
5 10 mm/h
15 mm/h
15 mm/h
4 20 mm/h
30 mm/h
10 mm/h
3
5 Systemgrößen:
Ganglinie V
2 HD = 2,0 m
BK = 3,0 m
1 3 mm/h m=3
kS = 2·10-5 m/s
1 mm/h
0
0.0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 0.7 0.8 0.9 1.0
Ausgangssättigung S0 [-]
Wie auch hier erkannt werden kann, spielen der Wasserhaushalt und die sich ein-
stellende Restfeuchte im Deich eine erhebliche Rolle bei der Beurteilung der be-
schleunigenden Wirkung von Vorregenereignissen. Die in Abschnitt 4.2 auch be-
trachteten Simultanniederschlagsereignisse haben besonders bei sehr durchlässigen
Deichen eine verstärkende und beschleunigende Wirkung. Bei undurchlässigeren
Deichen ist zu vermuten, dass Vor- und Simultanereignisse ähnliche Auswirkungen
haben können. Auf Simultanereignisse wird jedoch im Rahmen dieser Arbeit nicht
mehr eingegangen.
289
7.7 Zusammenfassung
4. Unter Zuhilfenahme der κ-Abschätzung (vgl. Abschnitte 7.2 und 7.3) konnte
ermittelt werden, bei welchen Kombinationen von Voreinstauereignissen
und Deichsystemen keine Beeinflussung der Durchsickerung durch das Vor-
einstauereignis während des Hauptereignisses eintritt bzw. der Deich nach
Abklingen des Vorereignissen wieder seinen Ausgangssättigungszustand er-
reicht hat. Überschlägig kann man davon ausgehen, dass für κ > 100 unter
Verwendung der Anstiegsgeschwindigkeit des Wasserstandes vAN keine Be-
einflussung bzw. Erhöhung der Sättigungsverhältnisses im Deich auftreten.
Dies ist vor allem bei durchlässigen Deichen der Fall. Bei undurchlässigeren
Deichen mit kS < 10-5 m/s tritt i. d. R. eine Beschleunigung und Verstärkung
der Durchsickerung ein (Abb. 7-20). Allgemeingültige Aussagen können je-
doch nicht getroffen werden.
Die Ergebnisse dieser Arbeit sind vielfältiger Natur. Während zu Beginn der Arbeit
vornehmlich die Zusammenstellung der notwendigen Grundlagen im Mittelpunkt
steht, werden nach und nach immer unter Beachtung von bereits vorhandenen
Kenntnissen Randbedingungen formuliert und Annahmen zur Abschätzung der sta-
tionären und instationären Durchsickerung getroffen. Nach Kalibrierung und Verifi-
zierung des numerischen Modells an den Ergebnissen der Versuche am Modell-
deich an der Versuchsanstalt Obernach werden anschließend zahlreiche Untersu-
chungen zu unterschiedlichen Fragestellungen durchgeführt, wobei stets darauf ge-
achtet wird, die mathematische Modellierung mit den Ergebnissen analytischer Ver-
fahren zu vergleichen.
In den ersten Kapiteln im Rahmen der Grundlagen wurde verstärkt auf bestehende
Erkenntnisse und Literaturstellen zurückgegriffen. Nach der Erläuterung einiger
relevanter Bodenkennwerte wurden die für die Geohydraulik notwendigen boden-
physikalischen und geohydraulischen Grundlagen ausführlich behandelt. Schwer-
punkte wurden hier auf das Saugspannungsverhalten, die Durchlässigkeit von gesät-
tigten und ungesättigten Böden und deren physikalische Zusammenhänge sowie
deren mathematische Formulierung gelegt. Anschließend wurde die Wasserbewe-
gung im Boden u. a. anhand des Darcyschen Gesetzes und dessen Gültigkeitsberei-
che erklärt. Die geohydraulischen Grundlagen in Kapitel 2 wurden mit einem Ab-
schnitt über die Infiltration in Deichen abgeschlossen.
Anhand der hier vorgestellten Vorgehensweise kann die Datenbasis zur Generie-
rung charakteristischer Wasserstands- und Niederschlagsganglinien vergrößert wer-
den und im Anschluss daran, gewässerspezifisch für einzelne Polderbereiche Be-
messungsganglinien entwickelt werden. Dadurch kann im Einzelfall eine Bemes-
sung von Deichen unter Berücksichtigung von instationären Durchsickerungszu-
296
Die hier angestellten Berechnungen wurden unter der Annahme der Gültigkeit des
Darcyschen Gesetzes durchgeführt. Der Einfluss sowohl des prälaminaren Bereichs,
der bei der Durchströmung von sehr undurchlässigen Bodenmaterialien, wie z. B.
Dichtungen, auftreten kann, als auch auftretende Strömungsturbulenzen im postla-
minaren Bereich, die bei groben Drän- oder Filtervorrichtungen auftreten können,
auf die stationären sowie instationären Durchsickerungsvorgänge bedürfen noch
einer Klärung. Die turbulente Strömung in Dränvorrichtungen beeinflusst direkt die
Leistungsfähigkeit von Dräns. In der Literatur herrscht hier ebenfalls Unklarheit,
mit welcher Sicherheit Dränkörper belegt werden sollen. In DIN 19712/1997 ist die
zweifache Sicherheit gefordert, während Brauns u. Raju (1993) die fünffache Si-
cherheit vorschlagen.
abbildet und anderseits entsprechend Vereinfachungen trifft, die auf der sicheren
Seite der Bemessung liegen.
298
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Abkürzungsverzeichnis
C Kohlenstoff HW Hochwasser(stand)
DD Deichdichtung ID Innendichtung
DG Durchwurzelungsgrad K Kalium
DP DACHLER-PAVLOVSKY KC KOZENY-CASAGRANDE
Dr Drän KP Kontrollpegel
DT Dichtungsteppich Mg Magnesium
EK Einwirkungskombination(en) N Stickstoff
FF FeFlow OW Oberwasser
FK Feldkapazität P PAVLOVSKY
_________________________
51
pH ist die Abkürzung des lateinischen Ausdrucks „potentia hydrogenii".
334
PTF Pedotransferfunktion
RSM Regelsaatmischung
SK Sicherheitsklasse(n)
SL Sickerlinie
stat. stationär
theor. theoretisch
u. und
u. a. unter anderem
u. ä. und ähnliches
U Untergrund
UD Untergrunddichtung
UW Unterwasser(stand)
VD Vegetationsdecke
vG van Genuchten
vgl. vergleiche
Wst. Wasserstand
z. B. zum Beispiel
z. T. zum Teil
335
Lateinische Zeichen
A [-] Anisotropiefaktor
A [mm] Abfluss
A [m²] Fläche
AH [-] Haverkamp-Parameter
a [-] Forchheimer-Beiwert
a [m] Abstand
BH [-] Haverkamp-Parameter
BK [m] Kronenbreite
b [-] Forchheimer-Beiwert
c [kN/m²] Kohäsion
cV [m²/s] Konsolidierungsbeiwert
D [-] Lagerungsdichte
DG [-] Durchwurzelungsgrad
d [m] Korndurchmesser
d [m] Zylinderdurchmesser
d [m] Schichtdicke
Ei [mm] Interzeptionsverdunstung
ES [kN/m²] Steifemodul
e [-] Porenzahl
HD [m] Deichhöhe
HU [m] Untergrundmächtigkeit
h [mWS] (Wasser)Druckhöhe
hN [mm] Niederschlagshöhen
hW [m] Einstauhöhe
IP [-] Plastizitätszahl
iN [mm/h] Niederschlagsintensität
k [m/s] Durchlässigkeit
ka [m/s] Ausgangsdurchlässigkeit
c [m/s] Durchlässigkeit
L [-] Mualem-Parameter
m [-] van-Genuchten-Parameter
mG [-] van-Genuchten-Parameter
340
N [mm] Niederschlag
n [-] Porenanteil
n [-] van-Genuchten-Parameter
na [-] Luftporenanteil
nG [-] van-Genuchten-Parameter
PV [-] Porenanteil
q [l/s] Durchfluss
Re [-] Reynoldszahl
rK [m] Kapillarradius
S [kN/m] Strömungskraft
S [-] Sättigung
S0 [-] Ausgangssättigung
SL [-] Luftporenanteil
SS [-] Vollsättigung
T [°C] Temperatur
T [a] Jährlichkeit
T* [-] Tortuosität
Ta [mm] Transpiration
t [m] Tiefe
t [h] Durchström(feuchtungs)zeit
t* [h] Referenzdurchströmzeit
tL [h] Durchlaufzeit
342
tN [h] Niederschlagszeit
tW [m] Wurzeltiefe
U [-] Ungleichförmigkeitszahl
V [mm] Verdunstung
VP [m³] Porenvolumen
VW [m³] Wasservolumen
v [m/s] Fließgeschwindigkeit
va [m/s] Abstandsgeschwindigkeit
vF [m/s] Filtergeschwindigkeit
W [m] Wasserstand
w [-] Wassergehalt
wL [-] Fließgrenze
343
wP [-] Ausrollgrenze
z [m] Durchwurzelungstiefe
Griechische Zeichen
α [°] Benetzungswinkel
α [1/cm] van-Genuchten-Parameter
α [-] Haverkamp-Parameter
αG [1/cm] van-Genuchten-Parameter
αH [-] Haverkamp-Parameter
β [-] Haverkamp-Parameter
βH [-] Haverkamp-Parameter
ε [-] Porenanteil
ε [-] Einstaugrad
γ [kN/m³] Wichte
344
κ [m²] Permeabilität
θL [-] Luftanteil
ρd [kg/m³] Trockenrohdichte
τ [N/m²] Schubspannung
ψ [-] Abflusskoeffizient
ψ [mWS] Gesamtpotential
ψ [1/s] Permittivität
345
ψg [mWS] Gravitationspotential
Firmenverzeichnis
Süd Chemie AG
Lenbachplatz 6
D-80333 München
UMS GmbH
Gmunderstr. 37
81379 München
WASY mbH
Gesellschaft für wasserwirtschaftliche Planung und Systemforschung
Waltersdorfer Straße 105
D-12526 Berlin-Bohnsdorf
347
Anhang
Anhang 10: Zulässigkeit von Gehölzen auf Deichen unter Berücksichtigung von
Sicherungsmaßnahmen und einer Gehölzklassifizierung (vgl. Anhang 11) .. 358
Anhang 11: Gehölzklassifizierung auf Basis der Höhe von Gehölzen (GeK 1 bis
GeK 4, vgl. BAW MSD 2005) ....................................................................... 359
Anhang 22: Niederschläge und Abflüsse ausgewählter HW-Ereignisse (B) ......... 370
Anhang 24: Vergleich der gemessenen und berechneten Ganglinien der Sättigung
für ausgewählte Messpunkte und unterschiedliche Versuche bzw.
Niederschlagsintensitäten ............................................................................... 372
349
Auelehmschicht
γ γ' ϕ' c k
1)
Nr. Gewässer / Ort Bez. [kN/m³] [kN/m³] [°] [kN/m²] [m/s]
1 Mangfall / Bad Aibling U, s, g 19.0 9.0 22.5 2.5 1.0E-08
2 Main / Schweinfurt Keine Auelehmschicht vorhanden!
3 Isar / Tahlkirchen U, s 20.0 11.0 30.0 2.0 1.0E-06
4 Grassau Keine Auelehmschicht vorhanden!
5 Salzach / Tittmoning Keine Auelehmschicht vorhanden!
6 Donau / Mariaposching U, fs 20.5 10.5 22.5 5.0 1.0E-08
7 Donau / Vohburg TM, TL 20.5 10.5 27.5 5.0 1.0E-06
8 Donau / Dünzing T/U 19.0 9.0 22.5 5.0 -
9 Donau / Mailing TA, TM 18.0 8.0 20.0 5.0 1.0E-08
10 Donau / Neuburg U, UL 19.0 10.0 25.0 2.5 5.0E-07
11 Iller / Untermaiselstein TL, OU 19.0 9.0 22.5 0 - 5 -
12 Iller / Immenstadt TM, TL 19.0 9.0 25.0 0 - 5 -
Untergrund
γ γ' ϕ' c k
1)
Nr. Gewässer / Ort Bez. [kN/m³] [kN/m³] [°] [kN/m²] [m/s]
1 Mangfall / Bad Aibling G, s, u' 19.0 10.0 32.5 0.0 1.0E-02
2 Main / Schweinfurt GU, GI 20.0 12.0 32.0 0.0 1.0E-02
3 Isar / Tahlkirchen G, s 21.0 12.0 37.5 0.0 1.0E-03
4 Grassau S, u, g 21.0 11.5 30.0 5.0 1.0E-06
5 Salzach / Tittmoning G, s - - 35.0 0.0 -
6 Donau / Mariaposching G, s, u' 22.0 14.0 35.0 0.0 1.0E-03
7 Donau / Vohburg GE, GW 19.0 11.0 32.0 0.0 1.0E-02
8 Donau / Dünzing G, s 18.0 9.0 33.0 0.0 1.0E-03
9 Donau / Mailing GU, GT 22.0 13.0 35.0 0.0 1.0E-02
10 Donau / Neuburg GU, SU 21.5 12.5 32.5 0.0 1.0E-03
11 Iller / Untermaiselstein GU, GU* 20.0 10.0 30.0 0.0 1.0E-03
12 Iller / Immenstadt GW, GU 22.0 12.0 32.5 0.0 3.5E-03
1)
Bezeichnung nach DIN 18196 oder DIN 4020 k. A.: keine Angaben
Gehölze im Vorland dürfen nicht zu einer Wasserseitige Böschung Krone Landseitige Böschung
unzulässigen Beeinflussung des (Rasen) (befahrbar) (Magerrasen)
Hochwasserabflusses führen.
Überdimensionierter Berme < H/3
Wasserstand 3m
Bereich (befahrbar)
(bei Hochwasser)
3 5m
5m 1 3m
1
3m
10 m 3 10 m
1m
Gehölz1) Sträucher1) Deichschutzstreifen Rasen auf 10 – 25 cm Fahrbahn- Sträucher1) Fahrbahn- Kein Deichschutzstreifen Sträucher1) Gehölz1)
(Pappeln > 30 m) (Nutzungs- Oberboden aufbau (Wurzeln dürfen nicht Aufbau / Gehölz (Nutzungs- (Pappeln > 30 m)
einschränkung) (intensive Pflege) in dem erdstatischen Kein einschränkung)
Querschnitt eindringen.) Gehölz
Oberer
Betriebswasserstand
3
1
10 m
Baumdaten Wurzeldaten
Nr.* horiz.4 vert.4
Kronenform1 Standort (A)
2
[m] [m]
1 breitrund,regelmäßig H*,E* 10 1,0÷1,4 3
2 breit,rundlich,hoch angesetzt S*,E* 12 ÷ 15 0,5 ÷ 1,6
3 breit,unregelmäßig,offen H*,S*,E* 5 ÷ 14 0,8 ÷ 1,5
15 13
4 gleichmäßig spitz, kegelförmig - 4÷8 < 0,5 3
5 kugelig,unregelmäßig,locker H*,E* 14 3
19 1,0÷1,6
6 kegelförmig-rundlich,breit 17 14 2
W*,H* 9 ÷ 30
7 Im Flachland: abgerundet, grobastig, unregelmäßig15 - 1÷19 13 > 1,5 3
8 15 - - 3
anfangs schmal kegelförmig, dann breit abgeflachtem 0,5÷1,6
9 lockere, abgerundete Krone15 - 3÷10,5 14 1,5 ÷ 2
10 hoch,kegelförmig W* 14 2
9 ÷ 30
11 breit ausladend H* 14 2
9 ÷ 30
12 dicht verzweigt W*,S* 14 0,5 ÷ 2,5
11÷ 18
13 kegelförmig, dicht, geschlossen E* 11 14 flach 1
14 kegelförmig,breit,locker H*,S*,E* 13 3
2÷17 1,0÷1,6
15 13
15 breite Krone, geschlossen, regelmäßig - 2÷17 1,0÷1,6 3
16 15 - - 3
anfangs spitz kegelförmig, später säulig abgeflachter Wipfel 1,0÷1,6
17 kegelförmig,breit,locker S* 14 3
9 ÷ 30 0,9÷1,5
18 dicht,geschlossen,schief! W*,S* 14 0,5 ÷ 2,9
11÷ 18
19 rund,unregelmäßig,offen S* 9,5 14 flach 13
20 kugelig,rund H*,E* 12 14 -
21 schmal,hoch angesetzt H*,S* 14 -
19
22 breit,rundlich,locker W*,E* 10 1.5
23 kegel,breit,unregelmäßig H*,E* 14 3
max.17 0,8÷1,2
24 17 6 14 -
breitkronig H* 15
25 auslandende Krone im freien Gelände 6 13 3
H* 0,6÷5,7 0,6÷1,6
26 länglich,locker W* - -
27 ovale Krone mit spitzwinklig ansteigenden Ästen15 - 8,5 ÷ 9 0,5 ÷ 0,9
28 breitrund,locker H*,S*,W*17 - 1,5÷1,8 3
29 rund,regelmäßig,dicht H*,E* 10 3
1,0÷1,4
30 säulen-,kegelförmig H*,S*,E* 14 -
7,5
31 kugelig,locker,hochgesetzt H*,S*,E 14 -
7,5
32 kegelförmig,breit ausladend H* 14 -
8
33 unregelmäßig,dicht verzweigt H*,E* 14 13
11 0,7÷1,4
34 kugeliger,dichter Strauch S*, W*17 - -
35 hoher,breiter Strauch H*,S*,E*,W*17 - -
36 dicht,stark beastet H* 4÷8 1 ÷ 1,5
37 schmal W* - -
38 breit ausladend,mehrstämmig 17 - 1
W* flach
39 dickbuschig W* - -
40 breit,buschig,dichter Strauch H* - -
41 hoher Strauch 17 - -
H*,E*, W*
42 breit ausladend,dicht H*,S* - -
43 breit aufrecht, dicht H*,S*,E*,W*17 - -
44 15 - 14 -
kurzstämmig und rundkronig 7,5
45 formlos,locker H*,E*,W*17 8,7 14 tief 1
46 formlos,locker H*,S*,E* 14 1
8,7 tief
47 breit,locker H*,S* - -
48 buschig,verzweigt H*,E* - -
49 99 W*,S* - -
strauchartig
50 dicht,ausladend H*,E* - -
Wurzeldaten Eigenschaften
Nr.*
Wurzelsysteme3 Reaktion bei Überschüttung
1 Herz-Senkerwurzel, starke Hauptseitenwurzeln und dünne Senkerwurzeln 16
unempfindlich14
2 Pfahlwurzel, Pfahl-Herzewurzelsystem 16
Adentivwurzelbildung9
3 Senkerwurzel, Pahl-Tiefwurzler10, auch Herzwurzler1, hohe Reichweite16 Adentivwurzelbildung9
4 Flachwurzel 10
empfindlich14
5 Pfahlwurzel, Tiefwurzler 1
Adentivwurzelbildung9, empfindlich14
6 Herzwurzel unempfindlich99
7 10
Herz-Pfahlwurzel , Tiefwurzler 15
unempfindlich18
8 Herzwurzel, Tiefwurzler 15 -
9 Senkerwurzel, Herzwurzel10, intensive Wurzelbildung15 -
10 Flachwurzler 7 unempfindlich99
11 8
Flachwurzler , hohe Vertikalausdehnung 16
unempfindlich14
12 Herzwurzel, oberflächennah intensiv wurzelnd 16
unempfindlich14
13 Herzwurzel7, Herzwurzel99 -
14 Pfahlwurzel, ab 30 bis 50 Jahre Herzwurzelsystem 1
empfindlich14
15 Pfahlwurzel, ab 30 bis 50 Jahre Tiefwurzler 15 -
16 Pfahlwurzel, Tiefwurzler 15 -
17 Senkerwurzel, Tiefwurzler 1
unempfindlich99
18 Herzwurzel, Flachwurzler 1
unempfindlich99
19 Senkerwurzel, Tiefwurzler 1
empfindlich14
20 Flach-Intensivwurzel7, geringe Stärke von Wurzelsträngen16 -
21 Tief- / Flachwurzel 8 -
22 Herzwurzel, Flachwurzel17 unempfindlich18
23 Herzwurzel, intensiv 17 -
24 Herzwurlzel, Flachwurzler10 empfindlich14
25 Herzwurzel, Intensivwurzler mit teilweise tellerförmigen Ausprägung16 unverträglich14
26 mittl. Wurzelsyst. 7
unempfindlich99
27 15
Herzwurzel, Tiefwurzler , Herz-Senker-Wurzelsystem 16
unverträglich14
28 1
Herzwurzel, Tiefwurzler , keine Hauptseiten- und wenige Starkwurzeln 16 -
29 flache Herzwurzel17 Adentivwurzelbildung9
30 Flachwurzler15, Intensivwurzler16 empfindlich14
31 7
Intensivwurzel , Flachwurzler , Wurzelteller 15 16
empfindlich14
32 7
mittl. Wurzelsyst. , Tiefwurzler 15 -
33 Herzwurzel, Intensivwurzler16 -
34 Herzwurzel, stark verzweigt1 unempfindlich99
35 Herzwurzel, stocknah tiefgehend 16
unempfindlich18, Adentivwurzelbildung99
36 Herzwurzel, flach wurzelnd 15
empfindlich14
37 Flachwurzel 7
unempfindlich99
38 Herzwurzel, flach ausgebreitet1 unempfindlich18
39 7 17
Flachwurzel , Herzwurzel , ohne Staunässe tiefenstrebend 16
unempfindlich, Adentivwurzelbildung99
40 7
Intensivwurzel , oberflächennah 1 -
41 Flachwurzel 1, Herzwuzler10 -
42 Flachwurzel 7 -
43 flache Wurzel7, Intensivwurzler mit vielen Feinwurzeln16 -
44 Flachwurzler15 empfindlich14
45 7
Intensivwurzel , Tiefe weitverzweigte Wurzeln 16
empfindlich14
46 7
Intensivwurzel , Tiefe weitverzweigte Wurzeln 99 -
47 Herzwurzel10, Flachwurzel16 -
48 Flachwurzel 7,Herzwurzel10 -
49 - unempfindlich, Adentivwurzelbildung99
50 Flach-Intensivwurzel 7 -
Eigenschaften
Nr.*
Reaktion bei Überflutung und Staunässe7
1 empfindlich, benötigt Wasserschwankungen1
2 14
mäßig empfindlich
3 1 14
weniger empfindlich , mäßig empfindlich
4 9
sehr empfindlich
5 1
unempfindlich
6 15
weniger empfindlich
7 9
sehr empfindlich
8 9
empfindlich gegenüber Staunässe
9 14
empfindlich gegenüber Staunässe
10 9
weniger empfindlich
11 9
weniger empfindlich
12 9
unempfindlich
13 empfindlich gegenüber Staunässe14
14 6 16 14
unempfindlich , empfindich gegenüber GW-Senkung , weniger empfindlich
15 9
sehr empfindlich
16 weniger empfindlich gegenüber Staunässe99
17 weniger empfindlich9
18 1 14
weniger empfindlich , unempfindlich
19 1
empfindlich
20 6
empfindlich bei Staunässe
21 9
unempfindlich
22 weniger empfindlich1
23 unempfindlich gegenüber Staunässe6
24 -
25 6
empfindlich
26 1
unempfindlich
27 9
unempfindlich
28 1
unempfindlich gegenüber Staunässe, empfindlich gegenüber Überflutungen
29 1
empfindlich
30 1 14
weniger empfindlich , empfindlich
31 1
empfindlich
32 unempfindlich1
33 weniger empfindlich1
34 weniger empfindlich, verträgt Staunässe1
35 1
empfindlich
36 1
weniger empfindlich
37 1
weniger empfindlich
38 1
unempfindlich
39 1
unempfindlich
40 1
empfindlich
41 (un)empfindlich1
42 unempfindlich gegenüber Staunässe6, empfindlich gegenüber Überflutungen1
43 unempfindlich1
44 empfindlich gegenüber Staunässe99
45 1
weniger empfindlich
46 1
empfindlich
47 8
unempfindlich gegenüber Staunässe
48 99
empfindlich gegenüber Staunässe
49 1
weniger empfindlich, benötigt Wasserschwankungen
50 1
weniger empfindlich
19 mehrstämmig1, Stockausschlag2
20 Stockausschlag2, bodenfestigend7, halbschattenveträglich17
21 2 14 17
Wurzelbrut, Stockausschlag , verursacht Schäden , halbschattenverträglich
22 6 8
Stockausschlag ,Wurzelbrut!, bodenfestigend
23 2 2 17
Stockausschlag , schnittverträglich , halbschattenverträglich
24 6 17
Bruchgefahr der Äste , schnellwüchsig
25 13 14 15 16
sturmgefährdet (kleine Wurzel) , verursacht Schäden , Schattenbaumart , Stockausschlag
26 -
27 verursacht starke Schäden14, bodenfestigend8, anpassungsfähig16
28 Stockausschlag2, schlankwüchsig6, bodenfestigend8
29 6
geringe Feuchtigkeitsanprüche, schnellwüchsig
30 1 15
mehrstämmig , Halbschattenbaumart, Sprossenbildung
31 15
Licht- bis Halbschattenbaumart
32 15
Licht- bis Halbschattenbaumart
33 8
bodenfestigend
34 sehr schnellwüchsig6, Stockausschlag2
35 Stockausschlag2, geringe Wasseransprüche6, bodenfestigend8
36 Wurzelbrut, Stockausschlag
37 sehr anspruchsvoll, wildverbissgefährdet5, Stockausschlag2
38 8
Stockausschlag, bodenfestigend
39 5 8
trockenresistent, größte ökologische Amplitude, anpassungsfähig , Stockausschlag, bodenfestigend
40 6 16
schnittverträglich , Stockausschlag, Wurzelausläufer
41 6 8 8
Stockausschlag, schnellwüchsig , Wurzelbrut , bodenfestigend
42 2 17
Stockausschlag , schnellwüchsig
43 Stockausschlag6
44 Licht- bis Halbschattenbaumart15
45 sehr anpassungsfähig, anspruchslos1, Stockausschlag8
46 1 2
sehr anpassungsfähig,anspruchslos , schnittverträglich
47 2 6 17
Wurzelbrut , Stockausschlag , schattenverträglich
48 6 99
schnellwüchsig , Halbschatten- bis Schattenbaumart
49 1 2
schattenverträglich , Stockausschlag
50 2 6
Stockausschlag , hohe Wasseransprüche
Literatur
1
LfU BW (1994)
2
DVWK 244/1997
3
Köstler et al. (1968)
4
LfW BY (1990)
5
Hiller (1985)
6
Tobias (2003)
7
Patt (1998)
8
DIN 19657/1973
9
Sinn (2004)
10
Wessolly u. Erb (1998)
11
Mattheck (2002)
12
Bruder (1998)
13
Polomski u. Kuhn (1998)
14
Balder (1998)
15
Aas u. Riedmiller (1987)
16
Winski (2004)
17
Lange u. Lecher (1989)
18
Begemann u. Schiechtl (1986)
19
infrage kommend nach LfW BY (1984)
99
Internet
Legende
A Standort
Sicherungs- Deich- Zone9) Zone9) Zone9) Zone9) Zone9)10)11) Zone11) Zone10)11) Zone5)10)11) Zone Zone Zone Zone
maßnahmen1)8)10) querschnitt2)3) W5 W4 W3 W2 W1 0 L1 L2 L3 L4 L5 L6
Landseitiges und GeK GeK GeK GeK4) GeK6)11) GeK GeK GeK4) GeK GeK GeK
3 wasserseitiges -
1 2 3 4 4 4 4 4 3 2 1
Überprofil
358
Statisch wirksames GeK GeK GeK GeK GeK6)11) GeK GeK4) GeK GeK GeK
4 Sicherungselement - -
1 2 2 3 4 4 4 3 2 1
1) Ein Eindringen der Wurzeln in den statischen Querschnitt ist zu verhindern, außer wenn andere statische Sicherungselemente die Standsicherheit sicherstellen.
2) Deichwege und Fahrbahnen sind von Gehölz freizuhalten. Die Deichkrone und Deichverteidigungswege müssen für den vorgesehen Verkehr ein ausreichendes Lichtraumprofil haben.
3) Beim Vorhandensein einer Oberflächendichtung ist ein Eindringen der Wurzeln in dieselbige auszuschließen.
4) Das Eindringen von Wurzeln in den erdstatisch erforderlichen Querschnitt des Deiches oder in einen landseitigen Drän ist ggf. durch eine Wurzelsperre am Deichfuß zu verhindern.
5) Außer in diesen Bereichen sind auf und am Deich standsichere, u. U. bestehende Einzelgehölze im Einzelfall bis zu GK 3 zulässig, sofern genug Platz für eine ausreichende Wurzelausbreitung
vorhanden ist, aber gleichzeitig die Wurzeln keine Beeinflussung der Standsicherheit bewirken.
6) Bei Schardeichen, bei erhöhtem Strömungsangriff und/oder erhöhter Erosionsgefahr durch Wellen ist auf der wasserseitigen Böschung kein Gehölz zulässig.
7) Gehölze mit minderer Gefahrenklasse (z. B. GeK 4) sind im Allgemeinen in Zonen höherer Gefahrenklasse (z. B. GeK 1) zulässig.
8) Sind aufgrund der Randbedingungen oder aufgrund besonderer Pflege- und Unterhaltungsmaßnahmen z. B. geringere Höhen und/oder geringere Wurzelausbreitungen sicher abschätzbar
cherungsmaßnahmen und einer Gehölzklassifizierung (vgl. Anhang 11)
und/oder ist aufgrund besonderer Sicherungsmaßnahmen eine Beeinträchtigung der Deichsicherheit auszuschließen, können Gehölze einer höheren Gefahrenklasse auch in die nächst niedrigere
eingestuft werden.
9) Gehölze auf der Wasserseite müssen einer regelmäßiger u. U. nicht seltenen Überflutung standhalten.
10) Sind Gehölzbestände am Deich vorhanden, insbesondere innerhalb der Deichschutzstreifen, müssen Sicherungsmaßnahmen, z. B. der Einbau einer Wurzelsperre, durchgeführt werden. Am
Deich sollten i. d. R. maximal Gehölze der GeK 3 und auf dem Deich der GeK 4 zugelassen werden (Ausnahme siehe unter Punkt 11).
11) In diesen Bereichen können im Einzelfall maximal Gehölze, die der GeK 3 entsprechen, dann zugelassen werden, wenn es sich um Deiche mit niedrigem Schutzgrad und geringem Schadens-
potential handelt. Im Hochwasserfall ist keine Deichverteidigung vorgesehen. Gehölze lassen keine Beeinträchtigung der Standsicherheit erwarten und/oder sowohl die Standsicherheit als auch
Anhang 10: Zulässigkeit von Gehölzen auf Deichen unter Berücksichtigung von Si-
die Deichüberwachung sowie Deichverteidigung sind durch bauliche und/oder betriebliche Maßnahmen sichergestellt.
359
Anhang 11: Gehölzklassifizierung auf Basis der Höhe von Gehölzen (GeK 1 bis
GeK 4, vgl. BAW MSD 2005)
GeK 1 2 3 4
Name
H > 30 m 30 > H > 10 m 10 > H > 5 m 5>H
Große Bäume Normalwüchsige Bäume / Sehr Kleine Bäume / Große Sehr kleine Bäume /
Nr. große Sträucher Sträucher Normalwüchsige Sträucher
1 Alle Hybridpappeln Alle Strauchweidenarten Grauweide Alle Wildrosenarten
2 Bergahorn Bruchweide Grünerle Berberitze
3 Bergulme Eberesche/Vogelbeere Hasel Besenginster
4 Esche Elsbeerbaum Holzapfel / Apfelbaum Brombeere
5 Eßkastanie Feldahorn Hundsrose Faulbaum
6 Fichte Feldulme Korbweide Felsenbirne
7 Flatterulme Grauerle/Weißerle Kornelkirsche Heckenkirsche
8 Graupappel Hainbuche Kreuzdorn Himbeere
9 Kiefer Holzbirne Mandelweide Kratzbeere
10 Lärche Loorbeerweide Purpurweide Kriechweide
11 Robinie Mehlbeere Rainweide/ Liguster Ohrweide
12 Schwarzpappel Moorbirke Roter Hartriegel Schlehdorn
13 Silberpappel Nordische Eberesche Schwarzer Holunder Schwarzweide
14 Silberweide Reifweide Spindelstrauch Wasserschneeball
15 Sommerlinde Roßkastanie Weichselkirsche
16 Stieleiche Rot- / Weißweide Weissdorn (eingriff.)
17 Traubeneiche Rotbuche Weissdorn (zweigriff.)
18 Weißtanne Roter Holunder Wolliger Schneeball
19 Zitterpappel / Aspe Sandbirke
20 Schwarzerle
21 Speierling
22 Spitzahorn
23 Stechpalme
24 Traubenkirsche
25 Vogelkirsche
26 Wildbirne
27 Winterlinde
Nr. 1 1 4 Standorte, 1,3,4
Gras- / Kräutersortenname Wurzeltiefe Wuchsform Wurzeln Eigenschaften
1,3,4
deutsch botanisch [cm] Böden
1 Deutsches Weidelgras1,4 Lolium perenne bis 20 Horste Leichte Horstwüchsigkeit verhindert Empfindlich gegen Trockenheit und lange schnelle Entwicklung, Samen billig, Probleme bei der
(Gras) ggf. den Rasenschluss Schneebedeckung, stickstoffreiche Böden, Bestandserhaltung, tritt- und schnittfest
Lehme und Tone
2 Einjahrs-Rispegras2,4 Poa annua flach2 Horste2 oberirdische Ausläufer, flach geneigte Böschungen rasche, hohe Regenerationsfähigkeit
(Gras) oberflächennahe Wurzeln, sehr
dichtes Geflecht
3 Flechtstraußgras1,4 Agrostis stolonifera tief2 Stolone oberirdische Ausläufer, dichtes kühl-feuchte, flach geneigte, lehmige, tonige bodenverstigender Erstbesiedler in
(Gras) Geflecht, tief reichende Böden Überschwemmungsgebieten
Durchwurzelung
4 Gewöhnliches Poa trivialis - Horste dichter als das Wiesen-Rispengras stickstoffreiche Standorte, humose Lehme Nässezeiger, Erstbesiedler in Flusssäumen
Rispengras1,4 und Tone, sickerfeucht bis nass
(Gras)
5 Glatthafer4 Arrhenatherum elatius tief4 leichte Horste sehr kräftiges, tief reichendes steile Böschungen, grobkörniges, sandig bis geringe, oberflächige Grasnarbendichte, wenig
(Gras) Wurzelsystem steiniges Material, halbtrockene Standorte empfindlich gegen abrollendem Bodenmaterial
6 Hornklee4 Lotus corniculatus bis 604 Pfahlartig Pfahlwurzel, Stocktriebe, dicht, für alle warmen Böden geeignet langsame Entwicklung, keine Düngung und max.
(Kraut) kräftigeres Wurzelsystem als eine Mahd notwendig
Wundklee
7 Hundszahn4 Cynodon dactylon - Ausläufer4 unterirdische Ausläufer, reich trockene, steile Böschungen, anspruchslos empfindlich gegen Winterkälte und lang andauernde
(Gras) verzweigte tiefreichende gegenüber Nährstoffhaushalt Schneebedeckung, schlechter oberirdischer
Wurzelstränge, dicht Erosionsschutz
8 Knaulgras4 Dactylis glomerata bis 604 Horste4 siehe Glatthafer grobkörniges Bodenmaterial, siehe Glatthafer schnelle Entwicklung, Düngung während der ersten
(Gras) Jahre
9 Kriechende Quecke1,4 Agropyron repens bis 80 - 100 Rhizome siehe Hundszahn, aber nicht so dicht dichte Lehme und Tone, humose Böden, winterfest, überschwemmungsresistent
(Gras) siehe Hundszahn, mäßig trocken
360
10 Rasen-Schmiele4 Deschampsia bis 904 Horst Tiefreichendes Wurzelsystem anspruchslos gegenüber Nährstoffhaushalt schnelle Entwicklung
(Gras) caespitosa
11 Rot-/Rohr-Schwingel1,4 Festuca 4 Ausläufer/Horste dichte Bewurzelung feuchte, kühle Lagen und trockene Standorte entwickelt sich sehr langsam (1 - 2 Jahre), geringe
50 / sehr tief
(Gras) rubra/arundinacea Pflege notwendig
12 Rotes Straußgras4 Agrostis tenuis keine bis kurze dichte Bewurzelung bei Düngung, saure Böden, empfindlich gegen Trockenheit schnellere Entwicklung als Rot-Schwingel
(Gras) Ausläufer reich verzweigte mitteltief reichende
Wurzelstränge
13 Schweden-Klee4 Trifolium hybridum bis 1004 - extensiv, gleichmäßiges, verteiltes anspruchslos, warme trockene aberauch schnelle Entwicklung, winterfest, nicht ausdauernd,
(Kraut) (30 - 50) Wurzelwerk, wurzelt an trockenen feuchte Böden billiges Saatgut
Standorten tiefer, starke
Seitenwurzeln
Anhang 12: Eigenschaften ausgewählter Gräser und Kräuter
14 Wehrlose Trespe4 Bromus inermis bis 804 Ausläufer,hoch- tiefreichendes, intensives trockenresistent, mäßig geneigte Böschungen, hohe Regenerationsfähigkeit, ähnlich wie Hundszahn
(Gras) wüchsig Wurzelsystem nicht so frostresistent wie Quecke, rolliges
Material
15 Weißklee1 Trifolium repens 50 - 70 Stolone/Ausläufer senkrechte Wurzelausläufer flach geneigte, nicht zu trockene, dichte verdrängt niedrig wüchsige Untergräser
(Kraut) (>50) Lehme und Tone, stickstoffreiche Böden
16 Wiesen-Rispengras1,4 Poa pratensis bis 65 Rhizome tief reichendes, kräftiges Wurzelwerk warme, trockene Standorte, bis zu einem langsame Entwicklung, zur Bestandserhaltung
(Gras) hohen Maß trocken- und winterresistent, Dünung notwendig
lockere humose Lehme
17 Wiesen-Schwingel2,4 Festuca pratensis tief - sehr tief2 Horste2 kräftiges, tief reichendes hohe Bodenfeuchte, lehmig, tonige langsame Jugendentwicklung
(Gras) Wurzelsystem Böschungen
18 Wundklee4 Anthyllis vulneraria 4 Pfahlartig tiefreichende Primärwurzel (kalk-)steinige, besonnte, warme Böschungen, teures Saatgut
bis 120
(Kraut) steinige Rohbödenböschungen
Literatur:
1 2 3 4
Hiller (1999) Tobias (1991) Patt et. al. (1998) Lichtenegger (1985)
361
0 100 200 300 0 100 200 300 400 500 600 0 200 400 600 800 1000
900
362
Wasserstand [cm]
1 Achleiten Donau 88/94/99/02
Hofkirchen 1988 Schwabelweis 1999 2 Burghausen Salzach 95/02
800 3 Donauwörth Donau 88/94/99/02
Schwabelweis 1988 Achleiten 1988 4 Engen Illach 99/00
5 Faulbach Main 93/95
Schwürbitz 2003 Schwürbitz 1995 6 Feldolling Mangfall 99/05
700 7 Freising Isar 99/02/05
Trunstadt 1995 Faulbach 1995 8 Hofkirchen Donau 88/94/99/02/05
9 Ingolstadt Donau 88/94/99/02
10 Kehlheim Donau 88/94/99/02
600 11 Kempten Iller 00/02/05
12 Kraiburg Inn 85/99/02
13 Landsberg Lech 97/99/02/05
14 Lauben Günz 99/00/02/05
500 15 Lenggries Isar 99/02
16 Lohr Baunach 93
17 München Isar 99/02/05
18 Oberaudorf Inn 85/91
400 19 Raunheim Main 93/95
Anhang 14: Verwendete Wasserstandsganglinien (Anzahl: 94)
450
Wasserstand bzw. Anstiegshöhe [cm]
400
350
300
Freising 2002
250
IIb
200
Schwabelweis 1988
150 IIIb
IIa Ia
100 IIIa
Ib
50
0
0 500 1000 1500 2000 2500 3000 3500
Engen 1999a Zeit [h]
500
Wasserstand bzw. Anstiegshöhe [cm]
450
400
Vb
350
300
250
Burghausen 1985
200
IVb
150 Lauben 1999
Va
100 IVa
50
0
0 50 100 150 200 250 300 350
Zeit [h]
500
Wasserstand bzw. Anstiegshöhe [cm]
450
400
VIb
350
300
VIIb
250
200
VIIa VIa
150
100
50
0
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100
Zeit [h]
366
Auswertungstabelle: Vorwellenereignisse
Auswertungstabelle: Nachwellenereignisse
Pegel-Bez. Raunheim Faulbach Landsberg Schwabelweis
Jahr 1993 1993 1997 1999
Nr. 1 2 3 4
W A [cm] 181.6 200.7 161.0 317.7
W max [cm] 456.8 579.9 303.5 560.5
W Nach,min [cm] 197.9 226.7 165.7 381.6
W Nach,max [cm] 330.1 386.2 265.8 473.6
XH,AB,Nach [-] 0.43 0.49 0.74 0.64
XH,AN,Nach [-] 0.48 0.42 0.70 0.38
XH,AN,Nach/XH,AB,Nach [-] 1.11 0.86 0.96 0.59
TSch,Haupt [h] 269.4 130.7 52.5 182.9
TSch,Nach [h] 124.3 93.4 93.9 493.6
XH,Nach [-] 0.46 0.71 1.79 2.70
367
Hof
Schweinfurt
Main Bayreuth
Aschaffen-
burg Würzburg Bamberg
Weiden
Nürnberg
Amberg
Ansbach
Regensburg
Deggendorf
u
na
Ingolstadt Do
Isar Passau
n au Landshut
Do
Pfarr-
Donau-
Freising kirchen
wörth pe
r
Am
Krumbach
München
ch
Iller
za l
Sa
Rosenheim Traun-
stein
ll
Mangfa
Weilheim
Kempten
Isar
Ammer
Tiroler
Achen
369
10.8
11.8
12.8
13.8
14.8
15.8
16.8
17.8
18.8
19.8
20.8
21.8
22.8
23.8
24.8
25.8
26.8
27.8
28.8
29.8
30.8
31.8
1.8
2.8
3.8
4.8
5.8
6.8
7.8
8.8
9.8
PA - hn
0 1000 R - hn
SR - hn
20 750
Wst [cm]
hN [mm]
PA - W
40 500 R-W
60 250
Hochwasser August 2002
80 0
0 400 FS - hn
20 300 M - hn
Wst [cm]
hN [mm]
FS - W
40 200 M-W
60 100
80 0
0 500 LL - hn
A - hn
20 375 GAP - hn
Wst [cm]
hN [mm]
LL - W
40 250
60 125
80 0
0 800 PA - hn
20 600 R - hn
Wst [cm]
hN [mm]]
SR - hn
40 400
Hofk. - W
60 200 R-W
80 0
Hochwasser August 2005
0 600 FS - hn
M - hn
20 450
Wst [cm]
hN [mm]
FS - W
40 300 M-W
60 150
80 0
0 500 LL - hn
A - hn
20 375
Wst [cm]
hN [mm]
GAP - hn
LL - W
40 250
60 125
80 0
1.8
3.8
5.8
7.8
9.8
11.8
13.8
15.8
17.8
19.8
21.8
23.8
25.8
27.8
29.8
31.8
Datum
10.5
11.5
12.5
13.5
14.5
15.5
16.5
17.5
18.5
19.5
20.5
21.5
22.5
23.5
24.5
25.5
26.5
27.5
28.5
29.5
30.5
31.5
1.5
2.5
3.5
4.5
5.5
6.5
7.5
8.5
9.5
PA - hn
0 720
R - hn
20 540
Wst [cm]
hN [mm]
SR - hn
40 360 PA - W
R-W
60 180
Hochwasser Mai 1999
80 0
0 600 FS - hn
M - hn
20 450
FS - W
Wst [cm]
hN [mm]
M-W
40 300
60 150
80 0
0 600 LL - hn
A - hn
20 450 GAP - hn
Wst [cm]
hN [mm]
LL - W
40 300
60 150
80 0
1.5
3.5
5.5
7.5
9.5
11.5
13.5
15.5
17.5
19.5
21.5
23.5
25.5
27.5
29.5
31.5
Datum
Hochwasser April 1994 Hochwasser Dez. 1993 Hochwasser Dez./Jan. Hochwasser Jan./Feb. Hochwasser Dez./Jan.
2002/2003 1995 1993/94
hN [mm]
hN [mm] hN [mm] hN [mm] hN [mm]
80
60
40
20
0
80
60
40
20
0
80
60
40
20
0
80
60
40
20
0
80
60
40
20
0
1.12
5.4 15.12 15.12
15.1
7.4 3.12
17.12 17.1 17.12
9.4 5.12
19.12 19.1 19.12
Datum
Datum
Datum
Datum
Datum
0
0
0
200
400
600
800
200
400
600
800
200
400
600
800
400
800
200
400
600
800
1200
1600
Wst [cm] Wst [cm] Wst [cm]
Wst [cm] Q [m³/s]
Anhang 22: Niederschläge und Abflüsse ausgewählter HW-Ereignisse (B)
BA - W
BA - W
BA - hn
BA - W
BA - hn
BA - hn
R-W
WÜ - hn
R - hn
WÜ - hn
WÜ - hn
PA - W
IN - Q
R - hn
Faulb. - W
KE - Q
Faulb. - W
SR - hn
Schwü. - W
Schwü. - W
Schwü. - W
DON - Q
Sicherheitsklassen
SK 1 SK 2 D)
SK 3
"Auf die Funktionszeit des "Bauzustände bei der "Während der Funktionszeit einmalig oder
Bauwerkes angelegte Herstellung oder Reparatur des voraussichtlich nie auftretende Zustände."
Zustände." Bauwerkes und Bauzustände
Versagen Versagen Andere das Bauwerk
gewässern
durch Baumaßnahmen neben
Einwirkungsgrößen dem Bauwerk." der der schädigende
E) E) F)
Dichtung Dränung Versagenszustände
Regel-Kombination Eigenlast
EK 1
"Ständige sowie während der Verkehrs- und Auflasten (LF 11)2)) LF 22) (LF 31))
Funktionszeit des Bauwerks regelmäßig (i. d. R. auf Krone und/oder Berme)
auftretende veränderliche Einwirkungen."
Seltene Kombination Wasserdruck und
EK 2 Strömungskräfte bei BHW
"Außer den Einwirkungen der Regel- Schnell fallender
Kombination seltene oder einmalige A)
Wasserspiegel LF 22) LF 23) LF 32)4)
planmäßige Einwirkungen."
aus EK 1
ggf. andere seltene
Einwirkungen oder
zzgl. Einwirkungen
Belastungen
Außergewöhnliche Kombination Wasserdruck und
EK 3 Strömungskräfte bei
B)
"Außer den Einwirkungen der Regel- Kronenstau
Schnell fallender
371
Einwirkungskombinationen
C)
außergewöhnliche Einwirkung, insbesondere Wasserspiegel LF 34) (LF 31)2)3)) (LF 3a5))
ggf. andere
aus EK 1
bei Erdbeben, Katastrophen oder Unfällen."
außergewöhnliche
zzgl. Einwirkungen
Einwirkungen oder
Belastungen
1) A)
Lastfall ist i. d. R. nicht maßgebend. Nach Eintreten des Bemessungshochwassers oder ggf. des Baustellenhochwassers.
2) B)
Überlagerung der entsprechenden Einwirkungskombination und Sicherheitsklasse nach Im Einzelfall kann auch ein niedrigerer Wasserstand als Kronenstau zwischen Kronenhöhe und BHW
DIN 1054 sachgerecht sein, wenn die Jährlichkeit des Abflusses bei Kronenstau nicht dem gewünschten Schutzgrad
3) unter Berücksichtigung des Schadenspotentials entspricht.
Für die zu betrachtenden Baustellenzustände kann ein entsprechendes
C)
Baustellenhochwasser als Bemessungsgrundlage bestimmt werden. Fallender Wasserspiegel nach Kronenstau oder infolge eines außergewöhnlichen Erreignissen wie z.B.
4)
Entspricht Lastfall 3 nach DIN 19712 einem Deichbruch oder einer Wasserspiegelsenkung durch z. B. Inanspruchnahme von Flutpoldern.
5) D)
"Für den Extremfall, dass in einer Grenzsituation die Einwirkungskombination EK 3 und Ggf. ist eine Überlagerung der einzelnen Versagensformen zu betrachten.
die Sicherheitsklasse SK 3 zusammentreffen, kann es in begründeten Sonderfällen E)
Bei Dichtungen und Dränungen sollte abgeschätzt werden, inwiefern die Dichtwirkung und Dränfähigkeit
angemessen sein, die Teilsicherheitsbeiwerte für Einwirkungen und Widerstände gleich γF durch Alterung oder andere Einflüsse beeinträchtigt werden können.
= γR = 1,00 zu setzen." (DIN 1054/2005) F)
Ggf. müssen weitere Versagenszustände, wie z. B. Windwurf bei Gehölzbewuchs und Senkungen /
Einbrüche, bei zu erwartender, übermäßiger Wühltiertätigkeit oder andere das Bauwerk schädigende
Zustände, wie z. B. das Versagen einzelner Bauteile, berücksichtigt werden.
Anhang 23: Übersicht möglicher Lastfälle bei Hochwasserschutzdeichen an Fließ-
372
Anhang 24: Vergleich der gemessenen und berechneten Ganglinien der Sättigung
für ausgewählte Messpunkte und unterschiedliche Versuche bzw. Niederschlagsin-
tensitäten
1.0
A06a
Echo 01 0.8 Modellquerschnitt
Echo 05
Wst
0.6
S [-]
0.4 Wst
0.2
0.0 gemessen
berechnet
0 12 24 36 48
1.0 1.0
0.8 B04c 0.8
0.6 Echo01 0.6
S [-]
S [-]
Echo04
0.4 0.4
B04a
Echo01 0.2 0.2
Echo04
0.0 0.0
0 12 24 36 48 0 12 24 36 48
1.0 1.0
0.8 B04d 0.8
Echo01
0.6 0.6
S [-]
S [-]
Echo05
Danksagung
„Der Ernst, mein Junge, ist eine Angelegenheit der Zeit; er entsteht, soviel will ich
Dir verraten, aus einer Überschätzung der Zeit. Auch ich habe den Wert der Zeit
einst überschätzt, darum wollte ich hundert Jahre alt werden. In der Ewigkeit aber,
siehst du, gibt es keine Zeit; die Ewigkeit ist bloß ein Augenblick, gerade lange ge-
nug für einen Spaß.“ (Hermann Hesse, Der Steppenwolf, 1974)
Damit möchte ich weder behaupten, dass es ein einzigartiger Spaß ist, eine Doktor-
arbeit zu verfassen, noch, dass dies nur einen Augenblick gedauert hat. Sondern ich
möchte mich bei all denjenigen bedanken, die eben wie ich während meiner Tätig-
keit an der Universität Freude und Spaß empfanden und in einem meist unbe-
schwerten Miteinander diese förderten.
Für die zuverlässige und tatkräftige Unterstützung, besonders bei dem Aufbau des
Deichmodells, möchte ich mich bei allen Kollegen an der Versuchsanstalt Obernach
bedanken, unter deren behüteten Schirm ich bereits zu Zeiten meiner Diplomarbeit
einen heimatlichen Zufluchtsort gefunden habe. Diesen Ort personifizierte für mich
vor allem Herr Georg Reindl. Besonders erwähnen möchte ich in diesem Zusam-
menhang auch Herrn Franz Rieger, dessen Tatkraft mir stets Bewunderung abver-
langte. Den Herren Richard Schmitt, Stephan Höck, Hubert Holzer und Karlheinz
Schwaiger möchte ich für die zuverlässige und häufig spontane handwerkliche Un-
terstützung danken.
Meinen (ehemaligen) Kollegen und Freunden in München wünsche ich eine glück-
liche Zukunft. Ich werde mich stets an die einzigartigen Zeiten erinnern, in denen
ich Lebensrettern und wahren Helden zur Seite stehen konnte. Unserer guten Seele,
Frau Dorothea Petry, danke ich für ihre soziale Kompetenz und die nicht fachlichen
Gespräche. An Herrn Dr.-Ing. Sebastian Perzlmaier und unsere gemeinsamen Jahre
im Büro werde ich stets wohlwollend zurückdenken. Aufschauen musste ich immer
zu Herrn Dr.-Ing. Patrick Schäfer, der sein strenges Leben stets leichten Fußes
374
meisterte. Herrn Dr.-Ing. Andreas Rimböck danke ich für die zahlreichen ernsthaf-
ten Gespräche zwischen Tür und Angel. Und die skurrilen und lustigen Begebenhei-
ten, die ich mit Herrn Dr.-Ing. Marco Conrad erleben durfte, werde ich in Ehren
halten.
Der tatkräftigen Unterstützung von Herrn cand.-ing. Christian Bauer schulde ich für
die Unterstützung bei der numerischen Modellierung Dank. Seine Hinweise und
Anregungen waren stets Quell neuer Inspirationen und Ideen. Ebenso möchte ich
mich für die Unterstützung von Frau Franziska Hammerl bedanken, die stets be-
strebt war, mich bei meinen Tätigkeiten zu entlasten.
Den Herren Dipl.-Geol. Michael Mett und Dipl.-Ing. Thomas Meister danke ich,
dass sie die Überströmungssicherung von Deichen beackerten und mir somit den
Rücken für das Verfassen des vorliegenden Werkes frei hielten. Herrn Piyarath
Amornchart und Herrn Sava Kisliakov gebührt Dank für die zuverlässige und sorg-
fältige Durchführung einiger Versuche zur Durchsickerung von Deichen während
meiner Abwesenheit bzw. Schlafstunden an der Versuchsanstalt. Den zahlreichen
Diplomanden, die am Themenbereich „Deich- und Dammbau“ Interesse zeigten,
möchte ich für ihre fachlichen wie persönlichen Anregungen danken.
Herrn BD Herbert Weiß möchte ich für die fachlich konstruktiven und stets wohl-
wollenden „Auseinandersetzungen“ danken, die wir im Rahmen des Projektes
„Deichsanierung“ führen konnten.
Meinen Kolleginnen und Kollegen möchte ich hier noch einmal explizit danken,
dass Sie mir stets mit Rat und Tat zur Seite standen und in den schwierigen Phasen
dieser Arbeit meine Launen ertragen haben. Ich danke Herrn Dipl.-Ing. Tobias Haf-
ner, Herrn Dipl.-Ing. Roland Hoepffner und Herrn Dipl.-Ing. Markus Fischer für die
Durchsicht der Arbeit und die zahlreichen fachlichen Anregungen. Herausheben
muss ich Frau Dipl.-Ing. Katharina Fiedler, die sich die Mühe machte, sowohl
sprachlich als auch fachlich die vorliegende Arbeit auf Herz und Nieren zu prüfen.
Bei meinen Freunden möchte ich mich entschuldigen, dass ich Ihnen in der Vergan-
genheit nicht die angemessene Zeit gewidmet habe. Ich danke meinen Eltern Chris-
ta und Peter, meinem Bruder Herbert und meiner Lebenspartnerin Ivana, dass sie
die Liebe zu meinem Beruf respektieren und es mir somit relativ leicht machen und
machten, meinen beruflichen Interessen so freizügig und unbeschwert zu folgen.