Berechnung Und Bemessung Der Spundwand

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8.

Berechnung und Bemessung der Spundwand

8.2.0

Allgemeines
Die charakteristischen Einwirkungen und Widerstnde zur Berechnung
der Spundwandbeanspruchungen werden als Grenzzustand 1B gem
DIN 1054 angesetzt. Die Einwirkungen aus Wasserdruck sind nach E 19,
Abschn. 4.2, E 113, Abschn. 4.7 und E 114, Abschn. 2.9 zu ermitteln.
Fr die Anwendung von modifizierten Teilsicherheitsbeiwerten werden
in E 214, Abschn. 8.2.0.1 Hinweise gegeben.
Fr den Nachweis der Tragfhigkeit ist der Grenzzustand GZ 1B zu
untersuchen, dabei sind die Nachweise gegen folgende Versagensarten
des Sttzbauwerkes zu fhren:
Bruch des Bodens im Erdwiderstandsbereich infolge der Horizontalkraftbeanspruchung aus dem Bodenauflager Bh,d.
(Nachweisformat Bh,d Eph,d siehe DIN 1054, Abschn. 10.6.3)
Axiales Versinken der Spundwand im Baugrund infolge der Vertikalkraftbeanspruchung Vd.
(Nachweisformat Vd R1,d siehe E 4, Abschn. 8.2.4.6)
Der Nachweis der Standsicherheit fr die tiefe Gleitfuge erfolgt ebenfalls
im GZ 1B, der Nachweis der Sicherheit gegen Gelndebruch hingegen
im GZ 1C.
ndert sich das statische System im Verlauf des Baufortschritts oder
durch nachtrglich durchgefhrte Manahmen, so sind alle erforderlichen
Spundwandnachweise neu zu fhren. Wird whrend eines Bauzustandes
z. B. eine Betonsohle vor der Spundwand eingebracht, die anschlieend
als Sttzung wirksam ist, stellt dieses Auflager fr nachfolgende Lastflle eine grundlegende nderung des statischen Systems und der Art
und Wirkungsrichtung des Bodenauflagers dar.
Der Tragfhigkeitsnachweis fr die Elemente von Spundwandbauwerken
aus Stahl ist nach E 20, Abschn. 8.2.6 zu fhren.
Die Tragfhigkeitsnachweise fr Spundwnde aus Stahlbeton oder Holz
sind nach DIN 1045-1 bzw. DIN EN 1995-1 zu fhren.
Die Gebrauchstauglichkeit im Grenzzustand GZ 2 umfasst Zustnde,
die das Bauwerk unbrauchbar werden lassen, ohne dass dabei die Tragfhigkeit verloren geht. Bei Uferbauwerken muss dieser Nachweis dahingehend gefhrt werden, dass die Wandverformung ggf. unter
Bercksichtigung der Ankerdehnung und der daraus resultierenden
Setzungen hinter der Wand fr das Bauwerk und die Umgebung unschdlich ist.

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8.2.0.1

Teilsicherheitsbeiwerte fr Beanspruchungen und Widerstnde


(E 214)
Bei der Berechnung von Spundwandbauwerken sowie den Ankerwnden
und -platten von Rundstahlverankerungen sind fr Nachweise im GZ 1B
folgende Teilsicherheitsbeiwerte magebend:

8.2.0.2

G und Q fr Einwirkungen gem Tabelle E 0-1,


G,red fr Wasserdruckeinwirkungen nach E 216, Abschn. 8.2.0.3,
Ep und Gl fr Widerstnde gem Tabelle E 0-2,
Ep,red fr den Erdwiderstand nach E 215, Abschn. 8.2.0.2.

Ermittlung der Bemessungswerte fr das Biegemoment (E 215)


Bei Vorliegen bestimmter Randbedingungen darf bei der Ermittlung der
Biegemomente ein reduzierter Teilsicherheitsbeiwert Ep,red fr den Erdwiderstand gem Tabelle E 215-1 angesetzt werden:
Tabelle E 215-1. Reduzierte Teilsicherheitsbeiwerte Ep,red fr den Erdwiderstand
bei Ermittlung der Biegemomente

GZ 1B

LF 1

LF 2

LF 3

Ep,red

1,20

1,15

1,10

Es sind folgende Flle zu unterscheiden:


Unterhalb der rechnerischen Gelndeoberflche vor dem Sttzbauwerk
im weiteren Verlauf Berechnungssohle genannt stehen Bden
an, fr die folgende Klassifizierungsmerkmale gelten:
(1) Nichtbindiger Boden muss mindestens eine mittlere Festigkeit
nach Tabelle A3 der DIN 1055-2 aufweisen, damit reduzierte
Teilsicherheitsbeiwerte Ep,red angesetzt werden knnen:
Benennung
geringe
Festigkeit
mittlere
Festigkeit
hohe
Festigkeit

Lagerungsdichte D

Spitzenwiderstand

U3

U>3

qc [MN/m2]

0,15 D < 0,30

0,20 D < 0,45

5,0 qc < 7,5

0,30 D < 0,50

0,45 D < 0,65

7,5 qc < 15

0,50 D < 0,75

0,65 D < 0,90

15 qc < 25

(2) Bindiger Boden muss mindestens eine steife Zustandsform nach


DIN 18 122, Teil 1 aufweisen, damit reduzierte Teilsicherheitsbeiwerte Ep,red angesetzt werden knnen:
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Zustandsform

Konsistenzzahl IC

weich
steif
halbfest bis fest

0,50 IC < 0,75


0,75 IC < 1,00
1,00 IC < 1,25

Die Umlagerung des aktiven Erddrucks nach E 77, Abschn. 8.2.2.1


erfolgt bis zu der Berechnungssohle.
Ab einer Kote, die tiefer liegt als die Berechnungssohle, stehen Bden
von mindestens mittlerer Festigkeit bzw. steifer Konsistenz an. Erst
unterhalb dieser Tiefenkote im weiteren Verlauf Trennebene genannt drfen die reduzierten Teilsicherheitsbeiwerte angesetzt werden. Die weichen bzw. gering festen Bodenschichten zwischen
Berechnungssohle und Trennebene drfen nur als Auflast p0 auf die
Trennebene angesetzt werden. Die Umlagerung des aktiven Erddrucks
nach E 77, Abschn. 8.2.2.1 erfolgt in diesem Fall bis zur Trennebene
statt bis zur Berechnungssohle (Bild E 215-1).
Auflast p0
Berechnungssohle

Umlagerungsfigur
Trennebene

Ep,red

Schicht nicht ausreichender Festigkeit


bzw. Konsistenz

Bild E 215-1. Lastbild fr die Ermittlung der Biegemomente mit reduzierten Teilsicherheitsbeiwerten bei Bden mit nicht ausreichender Festigkeit bzw. Konsistenz zwischen Berechnungssohle und Trennebene

Wenn auf die Anwendung der herabgesetzten Teilsicherheitsbeiwerte


Ep,red verzichtet wird, ist die Erddruckumlagerungsfigur entsprechend
Bild E 215-2 bis auf die Tiefe der Berechnungssohle zu fhren.
Berechnungssohle

Umlagerungsfigur

Ep

Schicht nicht ausreichender Festigkeit


bzw. Konsistenz

Bild E 215-2. Lastbild fr die Ermittlung der Biegemomente mit nicht reduzierten Teilsicherheitsbeiwerten bei Bden mit nicht ausreichender Festigkeit bzw. Konsistenz unterhalb der Berechnungssohle

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Stehen unterhalb der Berechnungssohle ausschlielich Bden geringerer Festigkeit bzw. Konsistenz an, als fr die Anwendung von Ep,red
erforderlich ist, muss die Berechnung der Biegemomente mit nicht
herabgesetzten Teilsicherheitsbeiwerten Ep durchgefhrt werden. Die
Umlagerung des aktiven Erddrucks nach E 77, Abschn. 8.2.2.1 erfolgt
in diesem Fall bis zur Berechnungssohle.
8.2.0.3

Teilsicherheitsbeiwert fr den Wasserdruck (E 216)


Bei Vorliegen der unten genannten Randbedingungen darf eine Reduzierung des Teilsicherheitsbeiwertes G fr den Wasserdruck (stndige
Einwirkung im GZ 1B nach Tabelle E 0-1) in Anlehnung an DIN 1054,
Abschn. 6.4.1 (7) im LF 1 und LF 2 vorgenommen werden. Die Teilsicherheitsbeiwerte G,red sind Tabelle E 216-1 zu entnehmen:
Tabelle E 216-1. Reduzierte Teilsicherheitsbeiwerte G,red fr Wasserdruckeinwirkungen

GZ 1B

LF 1

LF 2

LF 3

G,red

1,20

1,10

1,00

Die Reduzierung der Teilsicherheitsbeiwerte fr Wasserdruckeinwirkungen darf nur vorgenommen werden, wenn mindestens eine der
drei folgenden Bedingungen erfllt ist:
Es liegen fundierte Messwerte ber die hhenmige und zeitliche
Abhngigkeit zwischen Grund- und Auenwasserstnden als Absicherung des in die Berechnung eingehenden Wasserdruckes sowie
als Basis zur Einstufung in die Lastflle LF 1 bis LF 3 vor.
Bandbreite und Auftretenshufigkeit der tatschlichen Wasserstnde
und damit des Wasserdrucks werden auf der sicheren Seite liegend
numerisch modelliert. Diese Prognosen sind beginnend mit der Herstellung der Spundwand mit der Beobachtungsmethode zu berprfen. Stellen sich dabei grere Messwerte ein als vorhergesagt, mssen die der Bemessung zugrunde gelegten Werte durch geeignete
Manahmen wie Drainagen, Pumpenanlagen etc. gewhrleistet werden.
Es liegen geometrische Randbedingungen vor, die den auftretenden
Wasserstand auf einen Maximalwert begrenzen, wie dies z. B. bei den
Spundwandoberkanten von Hochwasserschutzwnden durch Begrenzung der Stauhhe der Fall ist.
Hinter der Spundwand eingebaute Drainagen stellen im Sinne dieser
Festlegung keine eindeutige geometrische Begrenzung des Wasserstandes dar.
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8.2.1

Unverankerte Spundwandbauwerke (E 161)

8.2.1.1

Allgemeines
Unverankerte, im Boden voll eingespannte Spundwnde knnen in
Abhngigkeit von der Biegesteifigkeit der Wand wirtschaftlich sein,
wenn es sich um einen verhltnismig kleinen Gelndesprung handelt.
Sie knnen auch bei greren Gelndesprngen eingesetzt werden, wenn
der Einbau einer Verankerung oder einer anderen Kopfabsttzung sehr
aufwendig ist und wenn in Hinsicht auf die Gebrauchstauglichkeit die
relativ groen Kopfverschiebungen als unschdlich eingestuft werden
knnen.

8.2.1.2

Entwurf, Berechnung und Bauausfhrung


Um die erforderliche Standsicherheit von unverankerten d. h. zu 100 %
im Boden eingespannten Spundwnden zu erreichen, sind an Entwurf,
Berechnung und Bauausfhrung die folgenden Anforderungen zu stellen. In Zweifelsfllen muss eine verankerte Spundwand gewhlt werden, bei der die Standsicherheit nicht ausschlielich von der Einspannung
im Boden abhngt.
Alle Einwirkungen sind mglichst genau zu erfassen, z. B. auch der
Verdichtungserddruck bei Hinterfllungen nach DIN 4085. Dies gilt
speziell fr diejenigen Einwirkungen, die im oberen Bereich der Spundwand angreifen, da diese den Bemessungswert des Biegemomentes
und die erforderliche Einbindetiefe mageblich beeinflussen.
Die eindeutige Einstufung in die Lastflle LF 1 bis LF 3 unter Einschluss z. B. ungewhnlich tief ausgebildeter Kolke und besonderer
Wasserberdrcke muss mglich sein.
Die Berechnungstiefe der Sohle darf im Erdwiderstandsbereich
keinesfalls unterschritten werden. Deshalb ist sie unter Einschluss der
erforderlichen Zusatztiefen fr die evtl. Bildung von Kolken und fr
Baggerarbeiten anzusetzen.
Die statische Berechnung unverankerter d. h. voll im Boden eingespannter Spundwnde darf nach dem Ansatz von BLUM [61] durchgefhrt werden, wobei der aktive Erddruck in klassischer Verteilung
unter Bercksichtigung von E 4, Abschn. 8.2.4 angesetzt werden muss,
weil bei diesem System keine Erddruckumlagerung mglich ist.
Die rechnerisch erforderliche Einbindetiefe unter Bercksichtigung
von E 56, Abschn. 8.2.9 muss in der Bauausfhrung unbedingt erreicht werden.
Im Gebrauchszustand d. h. mit charakteristischen Einwirkungen
ist zustzlich zu den Schnittgren auch die Verformung der freistehenden Spundwand zu berechnen. Die auftretenden Verformungswerte
sind auf ihre Vertrglichkeit mit dem Bauwerk und dem Untergrund
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zu untersuchen, z. B. im Hinblick auf Bildung von Spalten in bindigen Bden auf der Erddruckseite, die sich mit Wasser fllen knnen.
Ebenso ist die Vertrglichkeit der Verformungen mit dem gesamten
sonstigen Bauvorhaben zu berprfen. Diese Vorgehensweise ist
besonders fr grere Gelndesprnge wichtig.
Frei stehende, hinterfllte Spundwnde sind hinsichtlich der Verformungen unkritisch, weil die Verformungen bereits beim Verfllen
auftreten und daher meistens unschdlich im Hinblick auf die spter
anschlieenden Baumanahmen sind.
Die Verschiebung der Wand ist abhngig vom Grad der Inanspruchnahme des Erdwiderstands. Hier spielen auch die elastischen Durchbiegungen der voll im Boden eingespannten Wand eine groe Rolle.
Die Neigung der Spundwand gegen die Senkrechte ist beim Einbringen im Allgemeinen so zu whlen, dass bei Ansatz der mageblichen
Einwirkungen und demzufolge bei der grten Durchbiegung ein
optisch unvorteilhafter berhang des Wandkopfes vermieden wird.
Der Kopf der unverankerten Spundwand soll zumindest bei Dauerbauwerken mit einem die Einwirkungen verteilenden Holm bzw. Gurt
aus Stahl oder Stahlbeton versehen werden, um ungleichmige Verformungen so weit wie mglich zu verhindern.
8.2.2

Berechnung einfach verankerter, im Boden eingespannter


Spundwandbauwerke (E 77)

8.2.2.1

Erddruck
Fr die im Hafenbau bliche, relativ nachgiebige Verankerung von Sttzbauwerken ohne Vorspannung hat sich der Ansatz des aktiven Erddrucks
bewhrt.
Die mit der sog. klassischen Verteilung ermittelte Erddruckkraft jedoch
vermindert um den Anteil der Kohsion darf fr die Spundwandnachweise ber die Hhe HE umgelagert werden. Eine Erddruckumlagerung
ist nicht zulssig, wenn sich bei in Abzug gebrachtem Kohsionsanteil
gegenber dem nicht umgelagerten Erddruckverlauf kleinere Beanspruchungen der Verankerung ergeben. Dies ist z. B. beim Herstellverfahren
Abgrabung bei wechselnden Bodenschichten mglich, wenn fr bindige Schichten im Bereich der Umlagerungshhe HE der umzulagernde
Gesamterddruck durch den Abzug des Kohsionsanteils erheblich reduziert wird und so die umgelagerten Erddruckordinaten im Verankerungsbereich kleiner sind als ohne Umlagerung.
Das Grenverhltnis der Ankerkopflage a in Bezug auf die Umlagerungshhe HE dient als Kriterium zur Fallunterscheidung bei der Auswahl der Umlagerungsfiguren (E 77, Abschn. 8.2.2.3). Die Strecken
HE und a sowie die nicht umgelagerte Erddruckverteilung ea,k infolge
Bodeneigenlast und ggf. Kohsion sowie groflchiger Gelndeauflasten

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sind in den Bildern E 77-1 und E 77-2 definiert. In Bild E 77-2 ist beispielhaft eine berbaukonstruktion mit der Bauhhe H und einer
Stahlbetonplatte zur Erddruckabschirmung angeordnet.
Es gelten folgende Bezeichnungen:
HG Hhe des gesamten Gelndesprunges
H Hhe einer berbaukonstruktion von OK Gelnde bis UK Abschirmplatte
HE Hhe des Erddruckumlagerungsbereiches
oberhalb der Berechnungssohle bzw. der Trennebene nach E 215,
Abschn. 8.2.0.2. Bei einem berbau mit Abschirmplatte beginnt
die Hhe HE in UK Abschirmplatte.
a
Abstand des Ankerkopfes A vom oberen Beginn der Umlagerungshhe HE
p
a

GW

HG

HaW

HE
Ber.-Sohle
Trennebene
p0
JEp,red
Epgh,k

Eaph,k

Eagh,k

W res,k

Bild E 77-1. Beispiel 1: Umlagerungshhe HE und Ankerpunktlage a bei Ermittlung der


Biegemomente mit Ep,red

p
H

a
HG

HaW

GW

Eah,

HE
Ber.-Sohle

JEp
Epgh,k

Eagh,k

Eaph,k

W res,k

Bild E 77-2. Beispiel 2: Umlagerungshhe HE und Ankerpunktlage a bei Ermittlung der


Biegemomente mit Ep

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Unterhalb der Berechnungssohle bzw. der Trennebene nach E 215,


Abschn. 8.2.0.2 wird auf der Einwirkungsseite die nicht umgelagerte
Verteilung des aktiven Erddrucks angesetzt.
8.2.2.2

Erdwiderstand
Die zu erwartende Bodenreaktion wird bei einer Spundwandberechnung
mit dem Ansatz von BLUM [61] entgegen dem tatschlichen Verlauf
mit einem linearen Anstieg in die Berechnung eingefhrt. Gleichzeitig
wird eine fr diesen Ansatz aus Gleichgewichtsgrnden erforderliche
Ersatzkraft C angesetzt.
Das fr die Ermittlung der Einbindelnge erforderliche charakteristische Bodenauflager Bh,k wird dabei durch den mobilisierten Erdwiderstand Eph,mob gebildet, der einen zum charakteristischen Erdwiderstand Eph,k affinen Verlauf aufweisen muss und nicht umgelagert werden
darf.

8.2.2.3

Erddruckumlagerung
Die Erddruckumlagerung ist in Abhngigkeit von zwei Herstellverfahren
zu whlen:
Verfahren Abgrabung vor der Wand (Fall 1 bis 3, Bild E 77-3)
Verfahren Verfllung hinter der Wand (Fall 4 bis 6, Bild E 77-4)
Dabei werden jeweils drei Bereiche des Ankerkopfabstandes a unterschieden:
0 a 0,1 HE
0,1 HE < a 0,2 HE
0,2 HE < a 0,3 HE
In den Bildern E 77-3 und E 77-4 gilt neben den Bezeichnungen der
Bilder E 77-1 und E 77-2 fr die Gre des Mittelwerts em der Erddruckverteilung ber die Umlagerungshhe HE der Ausdruck
em = eahm,k =

Eah,k
HE

Die Lastfiguren der Bilder E 77-3 und E 77-4 erfassen alle Ankerkopflagen a im Bereich von a 0,30 HE. Fr tiefer angeordnete Verankerungen gelten diese Umlagerungsfiguren nicht, sondern es sind fr den
jeweiligen Einzelfall zutreffende Erddruckverlufe zu ermitteln.
Liegt die Gelndeoberflche in geringem Abstand unter dem Anker, darf
der Erddruck entsprechend dem Wert a = 0 umgelagert werden.
Die Lastfiguren Fall 1 bis Fall 3 gelten nur unter der Voraussetzung,
dass sich der Erddruck infolge ausreichender Wandverformung auf die
steiferen Auflagerbereiche umlagern kann. Dadurch bildet sich zwischen
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Herstellverfahren Abgegrabene Wand


Fall 1
0 a 0,1 HE
a

Fall 2
0,1 HE < a 0,2 HE

Fall 3
0,2 HE < a 0,3 HE

0,85 em

1,0 em

0,70 em
a

a
A
A

em

em

1,30 em

em

1,15 e m

HE

1,0 e m

Bild E 77-3. Erddruckumlagerung fr das Herstellverfahren Abgegrabene Wand

Herstellverfahren Hinterfllte Wand

Fall 4
0 a 0,1 HE

Fall 5
0,1 HE < a 0,2 HE

Fall 6
0,2 HE < a 0,3 HE

0,25 em

0,50 e m

a
a

a
A

em

2,00 em

em

1,75 e m

em

HE

1,50 e m

Bild E 77-4. Erddruckumlagerung fr das Herstellverfahren Hinterfllte Wand

Ankerpunkt und Bodenauflager ein vertikales Erddruckgewlbe aus.


Fall 1 bis Fall 3 drfen demzufolge nicht angesetzt werden, wenn
die Spundwand zwischen Gewssersohle und Verankerung grtenteils
hinterfllt und anschlieend vor ihr nicht so tief gebaggert wird, dass
dadurch eine ausreichende zustzliche Durchbiegung entsteht (Anhaltswert fr eine ausreichende Baggertiefe ist ca. ein Drittel der
Umlagerungshhe HE,0 des ursprnglich vorh. Systems entsprechend
Bild E 77-5);
hinter der Spundwand bindiger Boden ansteht, der noch nicht ausreichend konsolidiert ist;
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a
Ursprngliche
Sohle

Neue Sohle

HE,0
HE,Neu
HE,0

Bild E 77-5. Erforderliche zustzliche Baggertiefe fr eine Erddruckumlagerung nach dem


Herstellverfahren Abgegrabene Wand

die Sttzwand mit zunehmender Biegesteifigkeit die fr eine Gewlbebildung erforderlichen Wanddurchbiegungen nicht aufweist, wie z. B.
bei Stahlbetonschlitzwnden. In diesem Fall ist zu prfen, ob die Verschiebung des Fuauflagers infolge der Mobilisierung des Erdwiderstands fr die Erddruckumlagerung nach dem Verfahren Abgrabung Fall 1 bis Fall 3 ausreicht.
Ist der Ansatz der Lastfiguren Fall 1 bis Fall 3 aus den vorgenannten
Grnden nicht zulssig, darf der zu dem vorliegenden a/HE-Wert gehrende Fall 4 bis Fall 6 des Herstellverfahrens Hinterfllte Wand
zugrunde gelegt werden.
8.2.2.4

Bettung
Eine einfach verankerte Spundwand kann auch unter Ansatz einer horizontalen Bettung als Bodenauflager berechnet werden [67], [68], [69],
[70] und [71]. Dabei ist zu beachten, dass die Bodenreaktionsspannung
h,k in der Berechnungssohle infolge charakteristischer Einwirkungen
nicht grer sein darf als die charakteristischen d. h. maximal mglichen Erdwiderstandsspannungen eph,k (DIN 1054, Gl. (47) und (48)).

8.2.3

Berechnung doppelt verankerter Spundwnde (E 134)


Im Unterschied zu E 133, Abschn. 8.4.7, in der die mit Hilfsverankerungen zusammenhngenden Problemstellungen erfasst sind, werden in
E 134 doppelt verankerte Spundwandbauwerke behandelt, d. h. es liegen zwei Verankerungslagen in verschiedenen Hhen vor.
Die gesamten Einwirkungen auf die Spundwand durch Erd- und Wasserdruck werden den beiden Ankerlagen A1 und A2 sowie dem Bodenauflager B zugewiesen. Wegen der Verteilung der Einwirkungen auf das
vorliegende statische System wird der berwiegende Teil der Gesamtverankerungskraft vom unteren Anker A2 aufgenommen.
Besteht die Verankerung aus Rundstahlankern, werden beide Ankerlagen zweckmig zu einer gemeinsamen Ankerwand gefhrt und in

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gleicher Hhe angeschlossen, wobei als Ankerrichtung beim Nachweis


der Standsicherheit fr die tiefe Gleitfuge die Richtung der Resultierenden aus den Ankerkrften A1 und A2 angesetzt wird.
Bei nicht in einer Ankerwand zusammengefhrten Verankerungen (z. B.
mit Verpressankern nach DIN EN 1537) sind beide Anker unabhngig
voneinander in den Standsicherheitsnachweis mit einzubeziehen.
8.2.3.1

Erddruck und Erdwiderstand


Aktiver Erddruck und Erdwiderstand sind wie bei der einfach verankerten Wand zu bercksichtigen.

8.2.3.2

Lastfiguren
Die in E 77, Abschn. 8.2.2 fr die einfach verankerte Spundwand angegebenen Lastfiguren gelten fr die Ermittlung der Schnittgren,
Auflagerkrfte und Einbindelnge der zweifach verankerten Spundwand sinngem. Die zur Festlegung der Lastfigur bentigte Hhe der
Ankerkopflage a zur Ermittlung des a/HE-Wertes ist hierbei die mittlere Kote zwischen den beiden Ankerlagen A1 und A2. Der Erddruck
wird dann analog zu den einfach verankerten Spundwnden ber
die Hhe HE bis zur Berechnungssohle bzw. der Trennebene umgelagert.

8.2.3.3

Bercksichtigung von Verformungen vorheriger Aushubphasen


Da bereits eingetretene Durchbiegungen von Spundwnden wegen des
Nachrutschens des Bodens auf der Erddruckgleitflche nur teilweise
reversibel sind, mssen die Einflsse der Bauzustnde auf die Beanspruchungen im Endzustand dann bercksichtigt werden, wenn sie fr
den Nachweis der Gebrauchstauglichkeit magebend werden. Dies kann
z. B. der Fall sein bei der Bercksichtigung der Wanddurchbiegung in
Hhe des Ankerpunktes A2, die bei einer vorbergehend nur im Punkt A1
verankerten Spundwand als Sttzensenkung fr das statische System im
Endzustand zu bercksichtigen ist.

8.2.3.4

Bettung
Die zweifach verankerte Spundwand kann wie bei der einfach verankerten Spundwand auch unter Verwendung horizontaler Bettungskrfte als
Bodenauflager berechnet werden (E 77, Abschn. 8.2.2.4).

8.2.3.5

Vergleichsberechnung
Fr die Gestaltung des Wandkopfes und fr die Bemessung der oberen
Ankerlage A1 muss vergleichsweise auch eine Berechnung nach E 133,
Abschn. 8.4.7 Hilfsverankerung am Kopf von Stahlspundwandbauwerken durchgefhrt werden. Ergeben sich hierbei grere Beanspruchungen, ist dieses Ergebnis fr die Bemessung magebend.
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