Berechnung Und Bemessung Der Spundwand
Berechnung Und Bemessung Der Spundwand
Berechnung Und Bemessung Der Spundwand
8.2.0
Allgemeines
Die charakteristischen Einwirkungen und Widerstnde zur Berechnung
der Spundwandbeanspruchungen werden als Grenzzustand 1B gem
DIN 1054 angesetzt. Die Einwirkungen aus Wasserdruck sind nach E 19,
Abschn. 4.2, E 113, Abschn. 4.7 und E 114, Abschn. 2.9 zu ermitteln.
Fr die Anwendung von modifizierten Teilsicherheitsbeiwerten werden
in E 214, Abschn. 8.2.0.1 Hinweise gegeben.
Fr den Nachweis der Tragfhigkeit ist der Grenzzustand GZ 1B zu
untersuchen, dabei sind die Nachweise gegen folgende Versagensarten
des Sttzbauwerkes zu fhren:
Bruch des Bodens im Erdwiderstandsbereich infolge der Horizontalkraftbeanspruchung aus dem Bodenauflager Bh,d.
(Nachweisformat Bh,d Eph,d siehe DIN 1054, Abschn. 10.6.3)
Axiales Versinken der Spundwand im Baugrund infolge der Vertikalkraftbeanspruchung Vd.
(Nachweisformat Vd R1,d siehe E 4, Abschn. 8.2.4.6)
Der Nachweis der Standsicherheit fr die tiefe Gleitfuge erfolgt ebenfalls
im GZ 1B, der Nachweis der Sicherheit gegen Gelndebruch hingegen
im GZ 1C.
ndert sich das statische System im Verlauf des Baufortschritts oder
durch nachtrglich durchgefhrte Manahmen, so sind alle erforderlichen
Spundwandnachweise neu zu fhren. Wird whrend eines Bauzustandes
z. B. eine Betonsohle vor der Spundwand eingebracht, die anschlieend
als Sttzung wirksam ist, stellt dieses Auflager fr nachfolgende Lastflle eine grundlegende nderung des statischen Systems und der Art
und Wirkungsrichtung des Bodenauflagers dar.
Der Tragfhigkeitsnachweis fr die Elemente von Spundwandbauwerken
aus Stahl ist nach E 20, Abschn. 8.2.6 zu fhren.
Die Tragfhigkeitsnachweise fr Spundwnde aus Stahlbeton oder Holz
sind nach DIN 1045-1 bzw. DIN EN 1995-1 zu fhren.
Die Gebrauchstauglichkeit im Grenzzustand GZ 2 umfasst Zustnde,
die das Bauwerk unbrauchbar werden lassen, ohne dass dabei die Tragfhigkeit verloren geht. Bei Uferbauwerken muss dieser Nachweis dahingehend gefhrt werden, dass die Wandverformung ggf. unter
Bercksichtigung der Ankerdehnung und der daraus resultierenden
Setzungen hinter der Wand fr das Bauwerk und die Umgebung unschdlich ist.
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8.2.0.1
8.2.0.2
GZ 1B
LF 1
LF 2
LF 3
Ep,red
1,20
1,15
1,10
Lagerungsdichte D
Spitzenwiderstand
U3
U>3
qc [MN/m2]
7,5 qc < 15
15 qc < 25
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Zustandsform
Konsistenzzahl IC
weich
steif
halbfest bis fest
Umlagerungsfigur
Trennebene
Ep,red
Bild E 215-1. Lastbild fr die Ermittlung der Biegemomente mit reduzierten Teilsicherheitsbeiwerten bei Bden mit nicht ausreichender Festigkeit bzw. Konsistenz zwischen Berechnungssohle und Trennebene
Umlagerungsfigur
Ep
Bild E 215-2. Lastbild fr die Ermittlung der Biegemomente mit nicht reduzierten Teilsicherheitsbeiwerten bei Bden mit nicht ausreichender Festigkeit bzw. Konsistenz unterhalb der Berechnungssohle
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Stehen unterhalb der Berechnungssohle ausschlielich Bden geringerer Festigkeit bzw. Konsistenz an, als fr die Anwendung von Ep,red
erforderlich ist, muss die Berechnung der Biegemomente mit nicht
herabgesetzten Teilsicherheitsbeiwerten Ep durchgefhrt werden. Die
Umlagerung des aktiven Erddrucks nach E 77, Abschn. 8.2.2.1 erfolgt
in diesem Fall bis zur Berechnungssohle.
8.2.0.3
GZ 1B
LF 1
LF 2
LF 3
G,red
1,20
1,10
1,00
Die Reduzierung der Teilsicherheitsbeiwerte fr Wasserdruckeinwirkungen darf nur vorgenommen werden, wenn mindestens eine der
drei folgenden Bedingungen erfllt ist:
Es liegen fundierte Messwerte ber die hhenmige und zeitliche
Abhngigkeit zwischen Grund- und Auenwasserstnden als Absicherung des in die Berechnung eingehenden Wasserdruckes sowie
als Basis zur Einstufung in die Lastflle LF 1 bis LF 3 vor.
Bandbreite und Auftretenshufigkeit der tatschlichen Wasserstnde
und damit des Wasserdrucks werden auf der sicheren Seite liegend
numerisch modelliert. Diese Prognosen sind beginnend mit der Herstellung der Spundwand mit der Beobachtungsmethode zu berprfen. Stellen sich dabei grere Messwerte ein als vorhergesagt, mssen die der Bemessung zugrunde gelegten Werte durch geeignete
Manahmen wie Drainagen, Pumpenanlagen etc. gewhrleistet werden.
Es liegen geometrische Randbedingungen vor, die den auftretenden
Wasserstand auf einen Maximalwert begrenzen, wie dies z. B. bei den
Spundwandoberkanten von Hochwasserschutzwnden durch Begrenzung der Stauhhe der Fall ist.
Hinter der Spundwand eingebaute Drainagen stellen im Sinne dieser
Festlegung keine eindeutige geometrische Begrenzung des Wasserstandes dar.
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8.2.1
8.2.1.1
Allgemeines
Unverankerte, im Boden voll eingespannte Spundwnde knnen in
Abhngigkeit von der Biegesteifigkeit der Wand wirtschaftlich sein,
wenn es sich um einen verhltnismig kleinen Gelndesprung handelt.
Sie knnen auch bei greren Gelndesprngen eingesetzt werden, wenn
der Einbau einer Verankerung oder einer anderen Kopfabsttzung sehr
aufwendig ist und wenn in Hinsicht auf die Gebrauchstauglichkeit die
relativ groen Kopfverschiebungen als unschdlich eingestuft werden
knnen.
8.2.1.2
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zu untersuchen, z. B. im Hinblick auf Bildung von Spalten in bindigen Bden auf der Erddruckseite, die sich mit Wasser fllen knnen.
Ebenso ist die Vertrglichkeit der Verformungen mit dem gesamten
sonstigen Bauvorhaben zu berprfen. Diese Vorgehensweise ist
besonders fr grere Gelndesprnge wichtig.
Frei stehende, hinterfllte Spundwnde sind hinsichtlich der Verformungen unkritisch, weil die Verformungen bereits beim Verfllen
auftreten und daher meistens unschdlich im Hinblick auf die spter
anschlieenden Baumanahmen sind.
Die Verschiebung der Wand ist abhngig vom Grad der Inanspruchnahme des Erdwiderstands. Hier spielen auch die elastischen Durchbiegungen der voll im Boden eingespannten Wand eine groe Rolle.
Die Neigung der Spundwand gegen die Senkrechte ist beim Einbringen im Allgemeinen so zu whlen, dass bei Ansatz der mageblichen
Einwirkungen und demzufolge bei der grten Durchbiegung ein
optisch unvorteilhafter berhang des Wandkopfes vermieden wird.
Der Kopf der unverankerten Spundwand soll zumindest bei Dauerbauwerken mit einem die Einwirkungen verteilenden Holm bzw. Gurt
aus Stahl oder Stahlbeton versehen werden, um ungleichmige Verformungen so weit wie mglich zu verhindern.
8.2.2
8.2.2.1
Erddruck
Fr die im Hafenbau bliche, relativ nachgiebige Verankerung von Sttzbauwerken ohne Vorspannung hat sich der Ansatz des aktiven Erddrucks
bewhrt.
Die mit der sog. klassischen Verteilung ermittelte Erddruckkraft jedoch
vermindert um den Anteil der Kohsion darf fr die Spundwandnachweise ber die Hhe HE umgelagert werden. Eine Erddruckumlagerung
ist nicht zulssig, wenn sich bei in Abzug gebrachtem Kohsionsanteil
gegenber dem nicht umgelagerten Erddruckverlauf kleinere Beanspruchungen der Verankerung ergeben. Dies ist z. B. beim Herstellverfahren
Abgrabung bei wechselnden Bodenschichten mglich, wenn fr bindige Schichten im Bereich der Umlagerungshhe HE der umzulagernde
Gesamterddruck durch den Abzug des Kohsionsanteils erheblich reduziert wird und so die umgelagerten Erddruckordinaten im Verankerungsbereich kleiner sind als ohne Umlagerung.
Das Grenverhltnis der Ankerkopflage a in Bezug auf die Umlagerungshhe HE dient als Kriterium zur Fallunterscheidung bei der Auswahl der Umlagerungsfiguren (E 77, Abschn. 8.2.2.3). Die Strecken
HE und a sowie die nicht umgelagerte Erddruckverteilung ea,k infolge
Bodeneigenlast und ggf. Kohsion sowie groflchiger Gelndeauflasten
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sind in den Bildern E 77-1 und E 77-2 definiert. In Bild E 77-2 ist beispielhaft eine berbaukonstruktion mit der Bauhhe H und einer
Stahlbetonplatte zur Erddruckabschirmung angeordnet.
Es gelten folgende Bezeichnungen:
HG Hhe des gesamten Gelndesprunges
H Hhe einer berbaukonstruktion von OK Gelnde bis UK Abschirmplatte
HE Hhe des Erddruckumlagerungsbereiches
oberhalb der Berechnungssohle bzw. der Trennebene nach E 215,
Abschn. 8.2.0.2. Bei einem berbau mit Abschirmplatte beginnt
die Hhe HE in UK Abschirmplatte.
a
Abstand des Ankerkopfes A vom oberen Beginn der Umlagerungshhe HE
p
a
GW
HG
HaW
HE
Ber.-Sohle
Trennebene
p0
JEp,red
Epgh,k
Eaph,k
Eagh,k
W res,k
p
H
a
HG
HaW
GW
Eah,
HE
Ber.-Sohle
JEp
Epgh,k
Eagh,k
Eaph,k
W res,k
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Erdwiderstand
Die zu erwartende Bodenreaktion wird bei einer Spundwandberechnung
mit dem Ansatz von BLUM [61] entgegen dem tatschlichen Verlauf
mit einem linearen Anstieg in die Berechnung eingefhrt. Gleichzeitig
wird eine fr diesen Ansatz aus Gleichgewichtsgrnden erforderliche
Ersatzkraft C angesetzt.
Das fr die Ermittlung der Einbindelnge erforderliche charakteristische Bodenauflager Bh,k wird dabei durch den mobilisierten Erdwiderstand Eph,mob gebildet, der einen zum charakteristischen Erdwiderstand Eph,k affinen Verlauf aufweisen muss und nicht umgelagert werden
darf.
8.2.2.3
Erddruckumlagerung
Die Erddruckumlagerung ist in Abhngigkeit von zwei Herstellverfahren
zu whlen:
Verfahren Abgrabung vor der Wand (Fall 1 bis 3, Bild E 77-3)
Verfahren Verfllung hinter der Wand (Fall 4 bis 6, Bild E 77-4)
Dabei werden jeweils drei Bereiche des Ankerkopfabstandes a unterschieden:
0 a 0,1 HE
0,1 HE < a 0,2 HE
0,2 HE < a 0,3 HE
In den Bildern E 77-3 und E 77-4 gilt neben den Bezeichnungen der
Bilder E 77-1 und E 77-2 fr die Gre des Mittelwerts em der Erddruckverteilung ber die Umlagerungshhe HE der Ausdruck
em = eahm,k =
Eah,k
HE
Die Lastfiguren der Bilder E 77-3 und E 77-4 erfassen alle Ankerkopflagen a im Bereich von a 0,30 HE. Fr tiefer angeordnete Verankerungen gelten diese Umlagerungsfiguren nicht, sondern es sind fr den
jeweiligen Einzelfall zutreffende Erddruckverlufe zu ermitteln.
Liegt die Gelndeoberflche in geringem Abstand unter dem Anker, darf
der Erddruck entsprechend dem Wert a = 0 umgelagert werden.
Die Lastfiguren Fall 1 bis Fall 3 gelten nur unter der Voraussetzung,
dass sich der Erddruck infolge ausreichender Wandverformung auf die
steiferen Auflagerbereiche umlagern kann. Dadurch bildet sich zwischen
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Fall 2
0,1 HE < a 0,2 HE
Fall 3
0,2 HE < a 0,3 HE
0,85 em
1,0 em
0,70 em
a
a
A
A
em
em
1,30 em
em
1,15 e m
HE
1,0 e m
Fall 4
0 a 0,1 HE
Fall 5
0,1 HE < a 0,2 HE
Fall 6
0,2 HE < a 0,3 HE
0,25 em
0,50 e m
a
a
a
A
em
2,00 em
em
1,75 e m
em
HE
1,50 e m
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a
Ursprngliche
Sohle
Neue Sohle
HE,0
HE,Neu
HE,0
die Sttzwand mit zunehmender Biegesteifigkeit die fr eine Gewlbebildung erforderlichen Wanddurchbiegungen nicht aufweist, wie z. B.
bei Stahlbetonschlitzwnden. In diesem Fall ist zu prfen, ob die Verschiebung des Fuauflagers infolge der Mobilisierung des Erdwiderstands fr die Erddruckumlagerung nach dem Verfahren Abgrabung Fall 1 bis Fall 3 ausreicht.
Ist der Ansatz der Lastfiguren Fall 1 bis Fall 3 aus den vorgenannten
Grnden nicht zulssig, darf der zu dem vorliegenden a/HE-Wert gehrende Fall 4 bis Fall 6 des Herstellverfahrens Hinterfllte Wand
zugrunde gelegt werden.
8.2.2.4
Bettung
Eine einfach verankerte Spundwand kann auch unter Ansatz einer horizontalen Bettung als Bodenauflager berechnet werden [67], [68], [69],
[70] und [71]. Dabei ist zu beachten, dass die Bodenreaktionsspannung
h,k in der Berechnungssohle infolge charakteristischer Einwirkungen
nicht grer sein darf als die charakteristischen d. h. maximal mglichen Erdwiderstandsspannungen eph,k (DIN 1054, Gl. (47) und (48)).
8.2.3
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8.2.3.2
Lastfiguren
Die in E 77, Abschn. 8.2.2 fr die einfach verankerte Spundwand angegebenen Lastfiguren gelten fr die Ermittlung der Schnittgren,
Auflagerkrfte und Einbindelnge der zweifach verankerten Spundwand sinngem. Die zur Festlegung der Lastfigur bentigte Hhe der
Ankerkopflage a zur Ermittlung des a/HE-Wertes ist hierbei die mittlere Kote zwischen den beiden Ankerlagen A1 und A2. Der Erddruck
wird dann analog zu den einfach verankerten Spundwnden ber
die Hhe HE bis zur Berechnungssohle bzw. der Trennebene umgelagert.
8.2.3.3
8.2.3.4
Bettung
Die zweifach verankerte Spundwand kann wie bei der einfach verankerten Spundwand auch unter Verwendung horizontaler Bettungskrfte als
Bodenauflager berechnet werden (E 77, Abschn. 8.2.2.4).
8.2.3.5
Vergleichsberechnung
Fr die Gestaltung des Wandkopfes und fr die Bemessung der oberen
Ankerlage A1 muss vergleichsweise auch eine Berechnung nach E 133,
Abschn. 8.4.7 Hilfsverankerung am Kopf von Stahlspundwandbauwerken durchgefhrt werden. Ergeben sich hierbei grere Beanspruchungen, ist dieses Ergebnis fr die Bemessung magebend.
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