Montag, 3. Februar 2020

Auf ein Neues

Bevor ich mit meinem neuen 12tel Blick beginnen kann, muss ich erstmal gedanklich und bebildert das alte Jahr ad acta legen ;)




Das letzte Jahr war schon ein besonderes für mich. Still liegt der See noch am Jahresanfang 2019. Was mag kommen?




Erstmal Schnee. Aus Spass holen wir den kleinen Schlitten aus dem Keller, mit dem früher meine Kinder ihre Kuscheltiere spazieren fuhren. Gebaut hat ihn vor ca. 80 Jahren der Onkel meiner Mutter in Dresden.
Für meine jetzt 81-jährige Mutter. Frisch gewachst läuft er noch immer wie geschmiert.




Ein anderes Projekt wird weitergeführt. Selbstgemachte Bürodeko. Diesmal ein Narrenschiff nach einer Grundanleitung von Ann Wood.




Was dann kam, war gar nicht mehr lustig. Seit Februar belagerte mich ein hartnäckiger Husten, der nicht mehr weggehen wollte. Zusammen mit mehreren anderen komischen Symptomen.
Nach einigen Untersuchungen gibt es einen dringenden bösartigen Verdacht. Ich werde 2 Wochen lang im Krankenhaus untersucht und nach Auswertung von einigen Gewebeproben kann endlich Entwarnung für Bösartiges gegeben werden. Dennoch ist eine Heilung langwierig. Die festgestellte Erkrankung ist eine seltene, ich habe vorher noch nie davon gehört.



Ich werde hochdosiert mit einigen Medikamenten behandelt, die meine Arbeitsfähigkeit unmöglich machen, ich muss zur Verlaufskontrolle regelmäßig mehrere Fachärzte besuchen.




Wenn es mir gut geht, beschäftige ich mich in diesen Monaten gerne mal mit Handarbeiten.
Ein Meermädchen aus einer Materialpackung von Tone Finnanger, ein Mohairschal zum Geburtstag einer Freundin entstehen.
Außerdem habe ich das Bedürfnis, mich von Dingen und Kleidung die ich nicht mehr benutze, zu befreien.
Stück für Stück miste ich aus und gebe weg.





Im Juli versuche ich eine Wiedereingliederung in die Arbeit und muß sie nach wenigen Tagen wieder abbrechen, da ich den Anforderungen im Publikumsverkehr im öffentlichen Dienst noch nicht gewachsen bin.

Wenigstens sehe ich einmal meinen 12tel-Blick wieder:




Ich beschäftige mich mit der Sommerpost von Michaela und Tabea, probiere einmal was ganz neues. Das ist überhaupt das Beste, ungewohnte Materialien und Techniken zu entdecken und zu benutzen. Es entsteht ein Gummibandbuch (Fauxdori) aus dem neuen Buch von Michaela.  Für die Hefte aus der Sommerpost.




Da ich in diesem Jahr wegen der fortwährenden Krankheit nicht an Urlaub oder Verreisen denken kann, reise ich visuell mit vielen von Euch mit. Im Blog, auf Instagram  usw.




Mein Bruder macht Urlaub in Ungarn am Balaton. Er fährt extra für mich zu unserer ehemaligen Unterkunft und anderen prägnanten Orten und schickt mir Fotos.




Schöne Familienurlaube haben wir dort verbracht, wenn wir auch nicht genug Geld tauschen durften, um auch mal in eine Csárda (ein typisches ungarisches Wirtshaus mit Geigenmusik) gehen zu können. Ich habe nie wieder leckere Pfirsiche als dort in Ungarn gegessen.




Hier zu Hause folgen immer wieder Facharztbesuche, um die Auswirkungen der Erkrankung auf andere Organe im. Auge zu behalten.




Die Medikamente wirken bei mir, bei Absenkung der Dosis habe ich zwar immer wieder Anpassungsschwierigkeiten, die ich aber langsam kennenlerne und einordnen kann.




Die Sommerpost ist eine gute Ablenkung und macht viel Freude. Ich habe Zeit, Beschäftigung und Spaß an meiner eigenen Gestaltung, die wegen Meeressehnsucht bei mir der Möwe gewidmet ist und bin immer wieder erstaunt und erfreut über die Gestaltungen der Mitglieder meiner Gruppe, die mir geschenkt werden.




Ich stricke nebenbei immer wieder zum Stressabbau und zur Beschäftigung und so habe ich bald einen Vorrat an Geschenken.




Das schönste Geschenk ist zu meinem Geburtstag im September, dass ich nun doch schon Ende September zu einer Reha auf die Hochseeinsel Borkum fahren kann.




Die Reha soll mir helfen, nach der langen Zeit der Krankheit körperlich wieder fit zu werden und einen Umgang mit der chronischen Erkrankung zu finden, sodaß vielleicht meine Arbeitsfähigkeit bald näherrücken kann.




Das größte Glück am Beginn der Reha ist ein Zimmer mit Meerblick und Aussicht auf die der Insel vorgelagerten Sandbank, auf der sich viele Seehunde niedergelassen haben. Herrlich. Ich kann es kaum fassen und genieße den Blick bis zur Abreise mit allen Sinnen.




Ich nutze alle Möglichkeiten, um meine Belastbarkeit langsam zu steigern und um zu schauen, was ich wieder kann. Ich habe einen kleinen Kreis von netten Menschen um mich. Nach einiger Zeit bin ich tiefenentspannt, mein Puls sinkt, ich traue mir mehr zu. Ich kann weiter gehen als bisher und länger stehen. Was für ein schönes Gefühl.




Das Wetter ist nordseetypisch. Die Sonne scheint, es ist mild, es regnet, es gibt Wind und es gibt Sturm, es ist kalt - alles im Wechsel. Das Meer ist noch relativ angenehm, man kann durchaus barfuß am Wasser spazieren gehen .




    In der 3.Reha-Woche habe ich Zeit zum Malen.  Wie gut das tut, im Tun zu versinken, an nichts anderes denken zu müssen. Meine Tischkollegen sagen mir beim Abendessen, dass ich ganz anders aussehe und wirke nach dem Malen ....




Physiotherapie gibt es in der Klinik nur in Ausnahmefällen,  vielleicht ist das auch besser so, bei diesem Aushang ;). Kompensiert wird das durch Medijet und Schlickpackungen für trotzdem Bedürftige. Besser als nix.
Getan wird durch verschiedene Gymnastikformen trotzdem viel aktiv. Atemgymnastik, Tai Chi, Wirbelsäulengymnastik, Wassergymnastik, Walking am Strand und Strandgymnastik stehen regelmäßig auf dem Plan. Nach 4 Wochen ist es Zeit, nach Hause zu fahren.
Ich bin sehr dankbar, dass ich dort sein konnte.




Zu Hause ist es auch noch schön. Mein jüngster Sohn hat inzwischen zum ersten Mal über so lange Zeit allein unser Haus gehütet und kam prima zurecht. Sehr erleichterndes Gefühl.
Wie immer im Herbst fahre ich zu meiner Lieblingswasserburg Vischering (unten) mit Spaziergang zu Burg Lüdinghausen (oben).



Mitte November beginne ich zum zweiten Mal mit einer Wiedereingliederung. Diesmal mit weniger Stunden , über eine längere Zeit.  Es funktioniert besser, auch, weil ich jetzt weniger Medikamente nehmen muss.




Anfang Dezember schmücke ich meinen Adventskranz mit Meeresbaumschmuck von der Insel.
Ich nehme an der Adventspost von Michaela und Tabea teil und übe mich im Vergolden und "Verzimten" ;). Mein Rezept sind Zimtschnecken. Mmh, lecker. Ich backe auch Rezepte meiner Gruppenmitglieder nach und freue mich auf die Folgejahre, für die ich diesen tollen Fundus nutzen kann.



                                                     Die Sammlung aus meiner Gruppe:




So wird es langsam Weihnachten und ich schließe Frieden mit diesem herausforderndem Jahr.




Für meine Verhältnisse habe ich in der Adventszeit relativ oft Plätzchen gebacken und sogar seit langem mir wieder einmal die Mühe gemacht, mein Wendt & Kühn - Engelsorchester  aufzubauen.




Eine liebe Freundin aus meiner ersten Lebenshälfte hat mir einen neuen Engel geschenkt. Die kleinen grünflügeligen Dinger wurden ganz nah meiner früheren Heimat hergestellt, leider gab es für uns damals keine Möglichkeit, sie zu kaufen. Kurz nach der Wende gelang es mir, dieses Riesenexemplar für einen sehr günstigen Preis zu bekommen :)



                                                    Die letzte Bürodeko für 2019. ...




Fazit? 

So ein Jahr hatte ich auch noch nicht. Ein Glück, dass die erste Schockdiagnose nicht wahr wurde!
Ich muss halt nach und nach die Vielfältigkeit meines neuen Begleiters kennenlernen und auf mich aufpassen.  Auf der anderen Seite habe ich mich gefreut, daß es bei meinen beiden Söhnen wie geschmiert mit Fachabi und Studium lief.  Es wird immer wieder neue Herausforderungen geben, aber wie sage ich gerne? 

Es ist nie nur Ebbe!






1 Kommentar :

  1. Da hast du ja wirklich Auf und Ab genug erlebt in diesem Jahr! Und es freut ich, dass du mit einiger Zuversicht ins Neue gegangen bist. Weiterhin alles Gute!
    Astrid

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