Als ich noch ein Kind war, schaute ich manchmal sehnsüchtig in das Fotoalbum meiner Eltern,
da gab es Fotos von einer Schiffsreise durch's Mittelmeer zu sehen, von Bonn, Berlin, Koblenz ...
Das werde ich wohl nie sehen können. Mangels Reisefreiheit, denn die Grenzen waren lediglich schwach in Richtung Osten geöffnet.
Meine Eltern waren zum Glück recht reisefreudig. In Kindertagen ging's öfter in Richtung
Thüringen, Wälder, Talsperren...
Lampionabende mit Glühwürmchen im Wald,
Schwimmenlernen in Waldbädern und im damals eiskalten Freibadwasser ... und später
jeden Sommer Urlaub auf Usedom.
Ich höre noch die Musik, die während der Reise im Radio lief .... "Movie-Star" von Harpo,
und die rauchige Stimme der alten Parkplatzeinweiserin in Trassenheide, rieche den Duft
der Anis-Egerlinge, die wir nach manchem Strandtag auf den Wiesen für unsere Vermieterin sammelten und auch den der Flundern, die sie uns als Dankeschön dafür abends gebraten hat.
Und ich fühle das weiche Fell der Katze, die es sich auf meinem Schoß schnurrend bequem
machte...
Von Usedom aus konnten wir bei Ahlbeck über die polnische Grenze gehen - damals waren
auf den Märkten Anstecker von ABBA der Hit und Kettchen mit Rasierklingen...
Später führten uns Familienurlaube auch nach Ungarn an den Balaton. Das war ein Abenteuer -
vom umgetauschten Geld konnten wir ja kaum existieren, geschweige denn genießen. Ich wäre
so gerne mal in eine "Csárda", ein traditionell ungarisches Restaurant, gegangen, so mit
Kerzenlicht und Geigern. Ging nicht...
Wir kochten selbst, ganz ortsüblich mit Paprika und Tomaten, manchmal nach Anleitung unseres Vermieters. Die Rezepte brauche ich nicht aufschreiben, sie sind noch in meinem Kopf.
Trotzdem konnten wir eine ganz neue Welt kennenlernen.
Ich habe dort, an einem Kiosk, die erste "Brigitte" meines Lebens gekauft... Wahrscheinlich sammelten die Leute die ausgelesenen Zeitschriften und verkauften sie dann weiter...
Auf der Fahrt nach Ungarn kamen wir immer an einem Straßenschild vorbei:
Wien 60 km.
Erst 1990 durften wir endlich dort abgebiegen, langersehnt und wunderschön, ein Tag in Wien,
auf dem Weg nach Budapest.
Budapest - ein Traum. Alte Thermalbäder, mitten in der Stadt...
Fischerbastei, Schloß, mit Blick auf das Parlament... gewohnt haben wir bei einer älteren Dame, direkt in den Terrassenhäusern am Burgberg, in der Nähe von Gyula Horn.
Meine Reisen mit 18, 19 und 20 mit einem Jugendreisebüro nach Georgien, Armenien, Aserbaidschan, in den Kaukasus und nach Moskau waren unerwartet eindrucksvoll und wunderschön. Gerne wäre ich später auch noch nach Aschchabad (Turkmenistan) und
Duschanbe (Tadshikistan) gereist, aber dann wurde es im Osten ungemütlich und es tat
mir weh, als ich im Fernsehen die Panzer in Georgien sah...
...hier, in Gagra, am Schwarzen Meer. Eine ungewöhnlich schöne Gegend.
Quelle
Nun standen uns auch andere Reisewege offen.
Meine erste große Reise in die andere Richtung führte mich nach Rom, Neapel und nach Capri.
Egal wie kitschig der Ruf von Capri ist - ich würde jederzeit wieder fahren, es ist einfach wunderschön. Ich habe mich noch nicht satt gesehen. An Rom natürlich auch nicht.
Auf einer Jugendherbergsreise kam ich an den Bodensee, nach Österreich, in die Schweiz
und nach Liechtenstein. Auch schön, aber sehr stressig (auf die Nächte in überfüllten Jugendherbergen bei Sommerhitze kann ich gut verzichten - grauenhaft).
Die letzte große Reise, bevor die Kinder kamen, führte uns nach Schottland. Eine selbstorganisierte Bed- and- Breakfast-Reise ... wir bereisten Schottland von Newcastle aus (Fähre von Hamburg)
bis hinauf zu den Orkneyinseln, die herrliche Westküste entlang ... die Insel Skye... wunderschön.
Mit den beiden Kindern sind wir dann eher an die Ost- und Nordsee gefahren.
Ich liebe das Meer, am meisten mag ich es mitten drin, auf einer Insel. Meeresrauschen, unendliche Weite, Füße im Wasser, Kopf frei pusten lassen, Sonne und Salz auf der Haut.
Mich zieht es förmlich an den Strand, raus an die Luft, ... viel mehr als zu Hause. Vorbei am
Duft von frischen Crêpes und Zimteis .
Nord- und Ostsee geht also immer. Dauerauftrag Reisetraum.
Wo ich auch mal hinmöchte?
Bretagne.
Japan. Ein Traum, den ich schon sehr lange habe. Mal mangels Finanzen gescheitert, mal aus
anderen Gründen, wie z.B. wegen der Katastrophen dort in letzter Zeit.
Kann ja durchaus mal wahr werden.