Die Problemlage der gesellschaftlichen Linken und die offenen Fragen des Marxis-mus erfordern die Fortentwicklung des Praxis- und Marxismusdenkens. Eine pra-xisontologische Besinnung und G.H. Meads genetische Erkenntnistheorie und...
moreDie Problemlage der gesellschaftlichen Linken und die offenen Fragen des Marxis-mus erfordern die Fortentwicklung des Praxis- und Marxismusdenkens. Eine pra-xisontologische Besinnung und G.H. Meads genetische Erkenntnistheorie und Geistphilosophie öffnen den Weg zur Entwicklung von Marx‘ dialektischem Pra-xisdenken im Sinne einer integralen Konstitutions-, Erkenntnis- und Wissen-schaftstheorie der gesellschaftlichen Praxis und Emanzipation.
Im konstitutionstheoretischen Zusammenhang klären sich Fragen zur innerlogischen Dialektik Hegels, zu deren Aufhebung in Marx‘ Konzept der Dialektik der Praxis und bezüglich Blochs Kategorienlehre. Als höchste Entwicklungsform gewährt die Praxis Einsicht in die Rolle des dialektischen Geistigen in der Selbstorganisation alles Materiellen. Dies gilt und erscheint, wie Engels aufzeigte, von der physikalischen Tiefe, über die Vielfalt des Lebendigen bis in die kosmische Dimension und impliziert eine Fundamentalkritik des modernen Physikalismus.
Entsprechend ist Marx‘ Wissenschaft der politischen Ökonomie und ihre Konzeption des ökonomischen Werts Ausdruck einer dialektischen Wert-, Reproduktions- und Praxisanalytik. Ihr transformistischer Sinn verweist auf einen historischen theoretischen Lag der Kritik der politischen Ökonomie. Dieser äußert sich in der Verkennung des latenzhaltigen, widersprüchlichen Charakters des modernen Sozi-alkapitalismus und im Unvermögen zur konkreten Alternative. Alle Kritik der politischen Ökonomie wird in einer künftigen, positiven Sozioökonomie aufgehen.
Die Erkenntnis der im Bestehenden latent kristallisierten Systemalternative bestätigt den Charakter gesellschaftlicher Wirklichkeit als widersprüchliche Praxis und Synthesis gesellschaftlicher Praxisperspektiven. Die politisch-ökonomische Selbst-bezüglichkeit der sozialkapitalistischen Formierung bekräftigt das Konzept einer maßhaltigen Selbstorganisation und nationalen Konstitution von ‚Gesellschaft‘. Diese Existenzform wird durch den Marktradikalismus und neoliberalen Internati-onalismus unterminiert, und mit der Globalisierung wurde die von Marx viel zu früh anvisierte systemgeschichtliche Übergangsperiode eröffnet.
Im Übergang ist der formationelle Widerspruch zwischen der alten Praxisformierung und der latent andrängenden neuen der akute, alles durchdringende Haupt-widerspruch. Die Kräfte für die nötige Wende zu einer höheren Zivilisation können sich daher nur im Hinblick auf eine erkennbare politisch-ökonomische Systemalter-native konstituieren. Die Philosophie der Revolution muss daher durch ein Konzept der Geburtshilfe dieses Neuen in und aus der alten Welt konkret werden.
Mit dieser Vergewisserung über die Natur und Zukunft der gesellschaftlichen Praxis und die Stellung des Menschen in einem lebendigen Universum öffnet sich die Tür zu einer wahrhaftigen Existenz- und Weltphilosophie.