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Auf breiter Basis - Fundanalysen aus Wittenberg

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://portal.dnb.de abrufbar.

4 FORSCHUNGSBERICHTE DES LANDESMUSEUMS FÜR VORGESCHICHTE HALLE P R O J E KT » LU T H E R A R C H Ä O LO G I E « Mitteldeutschland im Zeitalter der Reformation I N T E R D I S Z I P L I N Ä R E TA G U N G VOM 22. BIS 24. JUNI 2012 IN HALLE (SAALE) Forschungsberichte des Landesmuseums für Vorgeschichte Halle Band 4 | 2014 Mitteldeutschland im Zeitalter der Reformation Interdisziplinäre Tagung vom 22. bis 24. Juni 2012 in Halle (Saale) Forschungsberichte des Landesmuseums für Vorgeschichte Halle Band 4 | 2014 Mitteldeutschland im Zeitalter der Reformation Interdisziplinäre Tagung vom 22. bis 24. Juni 2012 in Halle (Saale) Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt landesmuseum für vorgeschichte herausgegeben von Harald Meller Halle an der Saale 2o14 Die Publikation wird gefördert vom Bundesministerium der Finanzen und dem Land Sachsen-Anhalt. SACHSEN-ANHALT Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://portal.dnb.de abrufbar. issn isbn Koordination Recherche Bildrechte Redaktion Bildbearbeitung 2194-9441 978-3-939414-95-7 Ralf Kluttig-Altmann Sophie Mannich, Diana Wolters Saskia Gresse, Ralf Kluttig-Altmann, Sophia Linda Stieme GVD Gutenberg Verlag und Druckerei GmbH Leipzig Für den Inhalt der Arbeiten sind die Autoren eigenverantwortlich. © Papier Satzschrift Konzept und Gestaltung Umschlaggestaltung Layout, Satz und Produktion Druck und Bindung by Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt – Landesmuseum für Vorgeschichte Halle (Saale). Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt unzulässig. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen sowie die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. alterungsbeständig nach din/iso 97o6 FF Celeste, News Gothic Carolyn Steinbeck, Berlin Klaus Pockrandt, Halle (Saale); Nora Seeländer GVD Gutenberg Verlag und Druckerei GmbH Leipzig Grafisches Centrum Cuno GmbH & Co. KG Calbe (Saale) Inhalt 7 Harald Meller und Hans-Georg Stephan Vorwort 9 Matthias Untermann Schule und Jagdschloss – Archäologie und Baugeschichte ehemaliger Klöster in der Reformationszeit 19 Mirko Gutjahr Lutherarchäologie 29 Michael Fessner Das Montanwesen in der Grafschaft Mansfeld zu Luthers Zeiten 35 Kerstin Bullerjahn Hüttenmeister des 15. und 16. Jahrhunderts in der Grafschaft Mansfeld »... den wo das Berckwerck fellet, so ligt die graffschaft vnd lachen alle feinde« 43 Gaby Kuper »eine theure Ehrenpflicht« – Luthers Elternhaus in Mansfeld: Das Baudenkmal und die Frage nach seiner Nutzung in den Jahren 1878 –1885 53 Ines Vahlhaus Der »Goldene Ring« in Mansfeld – Erste Ergebnisse der Ausgrabungen im Vorfeld des Museumsneubaus 63 Volker Herrmann St. Gertruden und St. Marien zu Halle und Kardinal Albrecht 73 Caroline Schulz Vom Markt zum Platz – Der Strukturwandel des Halleschen Marktes vom Spätmittelalter zur Neuzeit 83 Jelena Schmidt und Maike Kohnert Die Kelleranlagen in Mansfeld – Bauen unter Tage 91 Antonia Brauchle Die unterirdische Struktur der Stadt. Kelleranlagen in Wittenberg – zur Entwicklung von Material, Konstruktion und Grundriss vom Spätmittelalter bis in das 16. Jahrhundert 101 Insa Christiane Hennen Quellen des Wittenberger Häuserbuchs: Schoßregister, Stadtkarten, archäologische Relikte, Bauten und Ausstattungen 111 Philipp Robinson Rössner Alte Münzen – schlechtes Geld. Geldfluss in Mitteldeutschland im Zeitalter der Reformation 117 Martin Hille »Dergleichen nie geschehen ist von anfang der welt« Luthers Reformation aus der Sicht seiner altgläubigen Zeitgenossen 123 Christian Hirte Die Schlacht bei Mühlberg als triumphales Bildereignis 133 Thomas Lang »Zwischen Alltag, Kunst und Sünde« Tanz an den wettinischen Höfen um 1500 153 Hans-Georg Stephan Von der Gotik zur Renaissance – Spätmittelalterliche Volksfrömmigkeit und Reformation. Beobachtungen zum Motiv- und Stilwandel ausgehend von Wittenberger Ofenkacheln der Reformationszeit 177 Ralf Kluttig-Altmann Auf breiter Basis – Fundanalysen aus Wittenberg 193 Harald Rosmanitz Luther und die Sieben Freien Künste – Die Wittenberger Ofenkeramik und ihre Bezüge zu Südwestdeutschland 205 Johanna Reetz Judith und der Kaiser – Zeichen der Identifikation und Distinktion in einem Kachelkomplex aus Wittenberg 217 Nadine Holesch Die Steinzeugfunde aus dem Garten des Lutherhauses in Wittenberg 223 Nicole Eichhorn Frühneuzeitliche Glasfunde von Grabungen in Wittenberg, Naumburg und Annaburg 233 Marcus Jung Restaurierung im Rahmen des Projektes »Lutherarchäologie« 241 Daniel Berger und Sophia Linda Stieme Untersuchungen zum frühneuzeitlichen Buchdruck an Bleilettern aus Wittenberg 249 Andreas Stahl »… so laufen die Säu und Hunde darüber« Die Wittenberger Stadtbefestigung in der Lutherzeit 265 Götz Alper Zur Sachkultur im Prämonstratenser-Stift Jerichow vor der Auflösung des Konvents im 16. Jahrhundert 277 Jan Brademann 1600 als religionsgeschichtliche Zäsur? Zur Institutionalisierung religiöser Differenz durch Entsakralisierung am Beispiel des Fürstentums Anhalt Auf breiter Basis – Fundanalysen aus Wittenberg Ralf Kluttig-Altmann Einführung – Aktivitäten seit 2007 Exkursen beispielhaft Potenz und Möglichkeiten einzelner Auswertungsrichtungen vor. Mit dem Stichwort Martin Luther assoziieren wir recht schnell Wittenberg, und mit Wittenberg wiederum die Funde aus Luthers persönlichem Lebens- und Arbeitsumfeld im Augustinereremitenkloster. Diese wurden bereits partiell in Ausstellungen präsentiert, so 2008/2009 in »Fundsache Luther« am Landesmuseum für Vorgeschichte Halle (Saale), und in diesem Zusammenhang publiziert (Meller 2008; Meller u. a. 2008). Über diese Preziosen hinaus hat Wittenberg jedoch archäologisch noch mehr zu bieten: Im Altstadtbereich fanden in den letzten 20 Jahren nahezu 100 kleinere und größere Ausgrabungen statt. Diese zahlreichen Untersuchungen haben eine enorme Menge von Funden ans Tageslicht befördert und eine fast unüberschaubare Zahl archäologischer Beobachtungen erzeugt. In Wittenberg führten ab 1486 die Ernestinische Residenz, die sich daraus ergebende Universitätsgründung 1502 und die wiederum damit in Zusammenhang stehende Geburts- und Frühphase der Reformation zu einer Stadtblüte, wie sie danach nicht wieder erreicht worden ist. Infolgedessen besteht auch ein Großteil des lokalen Fundmaterials aus frühneuzeitlichen Objekten. Diese konnten bis noch vor wenigen Jahren erst ansatzweise ausgewertet und nur in kleinen Ausschnitten der Öffentlichkeit bekannt gemacht werden. Seit Beginn der Lutherdekade ist das anders: Neben der schon erwähnten Lutherausstellung und den damit verbundenen Publikationen sind hier vor allem die Schaffung einer Datenbank für mittelalterlich/neuzeitliches Fundgut am LDA seit 2007 und das Projekt »Ernestinisches Wittenberg« der Stiftung LEUCOREA der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg seit 2009 zu nennen. Seit 2010 nun nimmt das am Landesmuseum für Vorgeschichte angesiedelte Projekt »Lutherarchäologie« dezidiert an der Erforschung der Lutherstätten Wittenberg und Mansfeld teil. Grundziel der Projektfacette Wittenberg ist dabei die weitere Durchsicht der riesigen Fundmenge und ihre akzentuierte Auswertung durch den Verfasser, partiell unterstützt von Fachstudenten oder anderen Hilfskräften. Dazu kommt die Initiierung, fachliche Begleitung bzw. Publikation verschiedener externer Spezialbearbeitungen und universitärer Abschlussarbeiten, welche den Forschungsstand zur frühneuzeitlichen Sachkultur Wittenbergs zukünftig ebenfalls deutlich erweitern werden1. Der Verfasser stellt in vorliegendem Beitrag nach einer kurzen Übersicht über das Gesamtmaterial in drei kleinen 1 Einige dieser Arbeiten wurden auf der diesem Band zugrunde liegenden Tagung zur Lutherarchäologie 2012 vorgestellt und sind hier publiziert. Vgl. die Beiträge von N. Eichhorn, N. Holesch und D. Berger/S. Stieme. Gesamtmaterial Der Großteil der frühneuzeitlichen Funde aus Wittenberg besteht aus Gefäß- und Ofenkeramik, es gehören jedoch auch Metall, Knochen und in sehr geringem Maße Glas und organische Materialien wie Holz oder Leder zum Fundspektrum. Diese Mengenverteilung stellt selbstverständlich nicht die historische Realität dar, sondern unterliegt den unterschiedlichen Erhaltungsbedingungen im Boden, welche organische Materialien sowie Metalle besonders stark dezimieren. Außerdem erscheinen Materialien wie Metall oder Glas, die besonders wertvoll waren bzw. sich leicht recyceln ließen, auch dadurch seltener im Fundbild. Keramik findet hingegen nach dem Zerbrechen nur in Einzelfällen eine Zweitverwendung und überdauert im Boden unbeschadet lange Zeiträume, weshalb sie im Fundbild überdimensioniert auftritt. Für unser Projekt stellt gerade das Rekonstruieren der meist stark zerscherbten Gefäße und Kacheln aus den Wittenberger Ausgrabungen einen zwar aufwendigen, aber für jede weiterführende Auswertung unabdingbaren Arbeitsschritt dar. Ein Teil der Objekte muss vor einer weiteren Untersuchung in restauratorische Obhut gegeben werden2. Aufgrund der Menge des lutherzeitlichen Fundguts der Stadt Wittenberg und in Abstimmung mit den bereits genannten parallelen Auswertungen inner- und außerhalb des LDA muss das Projekt »Lutherarchäologie« unweigerlich Schwerpunkte setzen. Vor allem stehen Metallfunde wie Münzen, Waffen, Werkzeuge, Buchbeschläge, Kleidungsaccessoires und Schmuck im besonderen Fokus der Auswertung – nicht zuletzt wegen des zur Verfügung stehenden Restaurierungspotentials, welches besonders bei der arbeitsintensiven Behandlung von Metallfunden nötig ist. Hier erhoffen wir uns neue Aussagen zum frühen Druckereiwesen der Stadt, zu Handelsbeziehungen und lokalem Handwerk im lutherzeitlichen Wittenberg. Von besonderem Interesse sind ebenfalls Importwaren, beinerne Artefakte, keramische Sonderobjekte und spezielle Geschirrkeramikarten. In einem späteren Stadium der Fundaufnahme werden weitere Analysen zur topografischen, chronologischen und sozialen Verteilung bestimmter Objektgruppen im Stadtbild erfolgen. Mit der Funderfassung wird Basisarbeit geleistet, die auch eine komfortable Grundlage für dem Projekt »Lutherarchäo- 2 Vgl. den Beitrag von M. Jung in diesem Band. FORSCHUNGSBERICHTE DES LANDESMUSEUMS FÜR VORGESCHICHTE HALLE · BAND 4 · 2014 178 R A L F K L U T T I G - A LT M A N N a b Abb. 1a und b Petruskachel aus der Serie der Apostel aus dem Lutherhaus, Collegienstr. 54, in Wittenberg. Grün glasierte Irdenware, Höhe 29,1 cm. 1a Gesamtansicht, 1b Detail. logie« möglicherweise nachfolgende Auswertungen legt. Wittenberg dürfte mit der kontinuierlichen Funderfassung schon jetzt die in dieser Hinsicht besterforschte Stadt Mitteldeutschlands sein3. Die folgende Betrachtung einzelner Fundgruppen steht zum jetzigen Zeitpunkt dessen ungeachtet unter dem Vorzeichen einer noch nicht abgeschlossenen Funddurchsicht; quantitativ begründete Aussagen haben das zu berücksichtigen. Exkurs 1: Schloss und Schlüssel Metallobjekte sind, wie schon erwähnt, wegen einer permanenten Wiederverwertung und durch eine schnelle Korrosion im Boden recht seltene Funde. Neben dem alltäglichen Verlieren von Metallgegenständen konservierten in Wittenberg vor allem katastrophale Ereignisse wie der Dreißigjäh- 3 Stellvertretend für alle Mitarbeiter des LDA, die in irgendeiner Weise und oft im Hintergrund an dieser Fundaufarbeitung beteiligt sind, möchte ich Roman Mischker, dem Leiter der Sammlung, und seinen Kollegen einen herzli- rige Krieg oder die Beschießung 1760 im Siebenjährigen Krieg Metallobjekte in Schuttschichten. Derartige Funde gibt es hier jedoch nicht nur aus dem Verbraucherkontext – seit dem Mittelalter lässt sich innerhalb der Stadt auch ein leistungsfähiges Metallgewerbe nachweisen. Hinweise darauf finden wir vor allem in der östlichen Stadthälfte, konzentriert am östlichen Altstadtausgang beiderseits der Collegienstraße. Neben einzelnen metallurgischen Ofenresten sind es typische Werkzeuge, Halbfabrikate bzw. Ausschuss und Metallschlacken, an denen man Eisen- oder Buntmetallverarbeitung an bestimmten Plätzen der Stadt identifizieren kann (Kluttig-Altmann 2013, 40 Abb. 48). Aus der Vielfalt der Metallfunde sollen heute Schlüssel und Schlösser im Fokus stehen. Schlüssel sind nicht nur das Attribut des himmlischen Türstehers Petrus, wie wir auf einer Kachel der Spätrenaissance aus dem Lutherhaus sehen können (Abb. 1), sondern in Spätmittelalter und früher Neuzeit auch ein typischer Burg- und Stadtfund. An diesen Plätzen gab es eine höhere Dichte von materiellem Besitz, komplexe Rechtsbereiche und deswegen viel abzuschließen. Als historischer Hintergrund sollen uns an dieser Stelle die Hinweise auf Schlüssel und Schlösser aus den Abrechnungen des Wittenberger Schlosses zwischen den 1460er und 1530er Jahren dienen4. Fast in jeder Jahresabrechnung des Wittenberger Kurfürstlichen Amtes tauchen Schlüsselangelegenheiten auf – es müssen Schlösser repariert, verändert oder neu angebracht werden, es müssen verlorene und zerbrochene Schlüssel in hohen Stückzahlen ersetzt oder Zweitschlüssel angefertigt werden. Der dafür verantwortliche Kleinschmied war in dieser Hinsicht stets gut beschäftigt. Ein in Frage kommender Handwerker ist zum Beispiel der Kleinschmied Jacuf Lehmann, der ca. 1518–1541 für das Schloss arbeitete. Er hatte seine Werkstatt nahe dem Schloss auf dem Grundstück Coswiger Viertel 14, der heutigen chen Dank für die allzeit freundliche und engagierte Unterstützung sagen. 4 Ich danke meinen Kollegen Thomas Lang und Anke Neugebauer aus dem Forschungsprojekt »Ernestinisches Wittenberg« der LEUCOREA Wittenberg sehr herzlich, dass sie mich auf diese Quellen aufmerksam machten und mich an ihren aktuellen Forschungen teilhaben ließen. Siehe weiterführend auch Neugebauer 2013. FORSCHUNGSBERICHTE DES LANDESMUSEUMS FÜR VORGESCHICHTE HALLE · BAND 4 · 2014 A U F B R E I T E R B A S I S – F U N D A N A LY S E N A U S W I T T E N B E R G Abb. 2 Schaffer Ott aus dem Hausbuch der Mendelschen Zwölfbrüderstiftung, 1443. Abb. 3 Schlosser Ulrich Friederich aus dem Hausbuch der Mendelschen Zwölfbrüderstiftung, 1651. Schlossstr. 95. Die Hinterhofbereiche waren in der damaligen Zeit anscheinend nicht voneinander abgegrenzt, wie der älteste bekannte Wittenberger Stadtplan von 1623 zeigt6. Deshalb können sich unter den 2009 auf der benachbarten Schlossstr. 10 ausgegrabenen, eindrucksvollen Ofenstrukturen durchaus Reste dieser Werkstatt befinden, deren Interpretation auf rein archäologische Weise allerdings nicht zu konkreten Ergebnissen führte7. Zwei vermutlich spätmittelalterliche, Ost-West orientierte Öfen aus in Lehm gesetzten Feldsteinen, die man wahrscheinlich nacheinander in Betrieb hatte, ließen sich aufgrund des rudimentären Erhaltungszustandes und ohne Beifunde funktional nicht näher ansprechen. Daneben gab es noch zwei aus Ziegeln gemauerte Öfen nord-südlicher Ausrichtung aus dem 16./17. Jahrhundert, welche mangels typischer Funde ebenfalls nicht mit einer konkreten handwerklichen Tätigkeit in Verbindung zu bringen waren (s. ausführlich Kluttig-Altmann 2013, 45 Abb. 62). Abgeschlossen – um auf die o. g. Abrechnungen zurückzukommen – hat man im Wittenberger Schloss so ziemlich alles, was vorstellbar ist: nicht nur die Silberkammer, die Wagenställe, die Schneiderei, den Bierkeller, den »eppel keller«, das Backhaus, das Kornhaus, das Hühnerhaus, das Schweinehaus oder die Fleischkammer, den Fischkasten und den Kasten mit den Betttüchern, sondern auch die Orgel und den Wendelstein in der Schlosskirche, den Weinberg, das heimliche Gemach und sogar den Fischteich. Man denkt auch an Details und verschließt im Schlachthaus die Hintertür. Für das Frauenzimmer werden 1508 gleich vier Schlösser mit jeweils drei Schlüsseln hergestellt. Und man verschließt in logischer Konsequenz letztlich das »Schränklein, darin die Schlüssel hängen«8. Erhält die Liberei (Bücherei) im Schloss 1536 gleich drei Riegel, weil man das in ihr verwahrte Wissen vor unbefugtem Zugriff schützen will? Nein, der besondere Schutz liegt eher daran, »do itzo auch pülvür hierin gesezet wordenn«9. Man hat die um 1512 von Spalatin eingerichtete Bibliothek, welche sich zunächst im Schlosskirchendach zwischen Taubenschlag und Uhr befand, nicht nur als Lagerort für geistige, sondern später auch reale Munition verwendet. Bei Umbaumaßnahmen 1534 hatte man den Buchbestand bereits an einen »bequemen ort in unsern schlos zu Wittenberg als in der großen Hofstube« verlegt – in die obere Hofstube im Südflügel des Schlosses (Neugebauer 2013, 320 Anm. 75). Historische Schlüssel sind forschungsgeschichtlich bisher hauptsächlich ein Gegenstand der Kunstgeschichte, vorrangig als Prunkschlüssel, wie sie im archäologischen Fundkontext kaum auftreten. Über einfache Gebrauchsschlüssel wissen wir noch nicht sehr viel, trotzdem lassen sich zumindest einfache funktionale und chronologische Unterschiede ausmachen10. Lange Schlüssel mit einem massiven Schaft (auch Dorn oder Halm genannt) waren eher für beidseitig zu benutzende Schlösser an Türen und Toren gedacht. Kurze 5 Freundlicher Hinweis von Thomas Lang (Leipzig). 6 Lück u. a. 2011, Plan 1. Die östlich des Schlosses auf der Südseite der Collegienstraße gelegenen Grundstücke Coswiger Viertel 13, 14 und 15 haben einen gemeinsamen Hinterhofbereich. 7 Ausgrabung A-2930, Leitung Holger Rode. 8 ThHStAW, EGA, Reg. Bb 2774, fol. 45v. 9 Ausgabe für die Gebäude des Schlosses 1536 (ThHStAW, EGA, Reg. Bb 2813, fol. 81r). FORSCHUNGSBERICHTE DES LANDESMUSEUMS FÜR VORGESCHICHTE HALLE · BAND 4 · 2014 10 Vergleiche dazu die reich illustrierten Übersichtswerke Brunner 1988 und Mandel 1993 sowie Lungershausen 2004, 81–87. 179 180 R A L F K L U T T I G - A LT M A N N Schlüssel mit hohlem Schaft dienten dagegen meist für einseitige Schlösser an Möbeln und Truhen, zum Beispiel am »Kleiderkasten«. Spätmittelalterliche Schlüssel besitzen im Allgemeinen noch kein Gesenk bzw. Bund (eine Verstärkung des Schaftes am Ansatz des Griffes) und meist einen rautenförmigen oder (fast) runden Griff (auch Reide oder Ring genannt) (vgl. Abb. 4a und b; 5a und b). Schlüssel mit Gesenk und herzförmigem Griff (wobei sich vom Schaft her eine Spitze in den Griff ausbildet) sind entsprechend jünger (vgl. Abb. 6). Der Querschnitt des Bartes ist bei spätmittelalterlichen Formen einfach rechteckig, während jüngere Bärte ab dem 16. Jahrhundert unten eine geschwungene Verbreiterung erfahren können. Ab dem 18. Jahrhundert sind Schlüsselbärte dann so profiliert, wie wir es noch aus der jüngsten Vergangenheit kennen. Diese grobe Typologie kann zumindest bei der ersten Einordnung von Funden helfen. Dabei sollen die mögliche Langlebigkeit mancher Schlüssel bzw. typologischer Eigenheiten nicht aus den Augen verloren werden. So benutzt der Diener11 Ott (kein Nachname überliefert) der Nürnberger Zwölfbrüderstiftung 1443 schon einen recht modern anmutenden Schlüssel mit Reide und leicht herzförmigem Griff zum Verschließen eines Vorratsschrankes (Abb. 2), während der Schlosser Ulrich Friederich 1651, also mehr als 200 Jahre später, noch formal ähnliche Schlüssel herzustellen scheint, die lediglich Abweichungen in der Bartgestaltung erkennen lassen (Abb. 3)12. Vom Material und der Herstellungsart her können Schlüssel sehr unterschiedlich sein. Bei einfachen Gebrauchsschlüsseln handelt es sich um meist gegossene, manchmal beschichtete Buntmetallschlüssel oder massiv geschmiedete Eisenschlüssel. Es gibt auch aus Blech hergestellte Schlüssel. Das ist deutlich material- und gewichtssparender und erscheint sinnvoll, wenn man sich die auf historischen Abbildungen sichtbaren, umfangreichen Schlüsselbunde von Hof- und Kellermeistern oder anderen Funktionsträgern vergegenwärtigt. Blechschlüssel sind deshalb ein durchaus überregionales Phänomen. In Wittenberg können wir schon mit den bisherigen Funden die genannten Herstellungsarten und einige weitere Details veranschaulichen. Die Funddatenbank verzeichnet zum jetzigen Zeitpunkt mindestens acht metallene Schlüssel von sieben verschiedenen Parzellen der Wittenberger Altstadt, von denen ein Teil in das 16. Jahrhundert gehören kann13. Weitere mögliche Schlüssel sind im unrestaurierten Zustand oder bei nur partieller Erhaltung (noch) nicht näher ansprechbar. Aus der Schlosshofgrabung 2011 liegen ebenfalls Schlüssel als Fund vor, u. a. ein um 1400 zu datierendes Exemplar, jedoch lässt der Aufarbeitungsstand noch keine abschließenden Angaben zu14. 11 Auch als Schaffer bezeichnet. http://nuernberger-hausbuecher.de/75-Amb-2-317-65-r/data; letzter Zugriff am 12.11.2012. 12 http://nuernberger-hausbuecher.de/ 75-Amb-2-317b-127-v/data; letzter Zugriff am 12.11.2012. Zwei sehr gut erhaltene Eisenschlüssel, einer aus dem Vorschloss Schlossstr. 14/15 und einer aus der Marstallstr. 13a, sind spätmittelalterlich (Abb. 4a und b; 5a und b). Die vollen (nicht hohlen) Dorne zeigen keine Überlänge, wie es bei Schlüsseln dieser Zeit oft üblich ist, sondern schließen mit dem Bart ab, der besonders bei dem kleineren, nur 6 cm langen Exemplar aus dem Vorschloss eine hohe Komplexität zeigt. Der sichtbar anders gestaltete und jüngere Schlüssel aus Eisen (Abb. 6) aus dem Erdgeschoss des Lutherhauses15 findet seine nahezu exakte Entsprechung auf der bereits erwähnten Petruskachel aus einer Apostelserie des späten 16./ frühen 17. Jahrhunderts (vgl. Abb. 1). Drei Eisenschlüssel von der Collegienstr. 58/59 sind noch nicht näher datiert, zeigen jedoch interessante technologische Details (Abb. 4c – e; 5c – e). Ein Schlüssel besteht aus einem einzigen Eisenstab, der vom Griff ausgehend den doppelten Schaft bildet, welcher am Griffansatz von einem kupfernen Ring zusammengehalten wird. Anders entstanden ist einer der o. g. Blechschlüssel – hier wurde ein Eisenstab, der den runden Griff bildet, teilweise flach ausgeschmiedet und bildet den hohlen Schaft sowie den flachen Bart. Das kantige Ende wurde in den so entstandenen Hohlschaft gesteckt16. Der Schlüsselbart ist hier sehr simpel gestaltet. Schlösser sind archäologisch ein noch seltenerer Fund als Schlüssel. Die Funddurchsicht ergab bisher zwei Schlösser in Wittenberg – am Lutherhaus und in der Collegienstraße 32. Es handelt sich in beiden Fällen um ehemals fest montierte Schlösser (keine Vorhängeschlösser o. ä.). Das Exemplar von der Collegienstr. 32 ist sehr gut erhalten (vgl. Abb. 9 und 10 im Beitrag von M. Jung in diesem Band). Es handelt sich um ein halbovales Einsatzschloss, aufgrund seiner geringen Größe wahrscheinlich für eine Truhe oder einen Schrank, mit einem verhältnismäßig kleinen Zungenansatz. Seine Vorderseite ist mit einer netzartigen Gravur versehen. Dieses Schloss lässt sich nur grob in das Spätmittelalter bzw. die frühe Neuzeit einordnen, wobei eine sehr lange Lebensdauer von Objekten wie Truhen oder die Wiederverwendung von Schlössern in neuen Möbeln zu berücksichtigen ist17. Das andere Schloss(-fragment) aus dem Lutherhaus zeigt erheblich größere Ausmaße und einen kräftigen Riegelmechanismus, kann im unrestaurierten Zustand jedoch vorerst nicht näher angesprochen werden. Die historischen Abrechnungen aus dem Wittenberger Schloss der 1460er bis 1530er Jahre unterscheiden zwischen »Blechschlössern«, »starken Schlössern« (ggf. mit mehreren Riegeln), »Blindschlössern«18, »zweifachen Schlössern«, »Mahlschlössern« und »Bogenschlössern« (Vorhängeschloss?). Es ist zu hoffen, dass diese Typen mit weiteren Funden zukünftig noch besser materiell illustriert werden können. 13 Im Zusammenhang mit dem Projekt »Lutherarchäologie« soll hier auf parallele Funde in Mansfeld verwiesen werden: Schlenker 2007, 100 Abb. 94 und 102 Abb. 96. 14 Ausgrabung A-3500. Freundlicher Hinweis der Grabungsleiterin Johanna Reetz. 15 Derselbe Schlüssel wurde bereits, allerdings noch unrestauriert, abgebildet bei Meller 2008, 240 f. Katnr. E 12 und Stephan 2008, 25 Abb. 15. 16 Die Herstellungstechnik wird schematisch dargestellt bei Lungershausen 2004, 82 Abb. 32. 17 Ein herzlicher Dank an Stefan Krabath/Landesamt für Archäologie Sachsen, für Hilfe bei der Ansprache. 18 Schloss ohne Kasten oder Bedeckung mit einer Riegelvorrichtung, welches ohne Schlüssel zu bedienen ist. Freundlicher Hinweis Anke Neugebauer (Halle/Saale). FORSCHUNGSBERICHTE DES LANDESMUSEUMS FÜR VORGESCHICHTE HALLE · BAND 4 · 2014 A U F B R E I T E R B A S I S – F U N D A N A LY S E N A U S W I T T E N B E R G Abb. 4a und 5a Eisenschlüssel von der Schlossstr. 14/15 (Vorschloss) in Wittenberg. Länge 6 cm. 4a 5a Abb. 4b und 5b Eisenschlüssel von der Marstallstr. 13a in Wittenberg. Erhaltene Länge 10,7 cm. 4b 5b Abb. 4c und 5c Schlüssel aus verkupfertem Eisenblech aus der Collegienstr. 58/59 in Wittenberg. Erhaltene Länge 6,5 cm. 4c 5c Abb. 4d und 5d Eisenschlüssel mit Kupferring aus der Collegienstr. 58/59 in Wittenberg. Erhaltene Länge 7,6 cm. 4d 5d Abb. 4e und 5e Schlüssel aus einem einzigen, teilweise zu einem Blech ausgeschmiedeten Eisendorn aus der Collegienstr. 58/59 in Wittenberg. Griff und Bart sind rechtwinklig zueinander verdreht. Länge 10,7 cm. 4e 5e Abb. 6 Eisenschlüssel aus dem Lutherhaus, Collegienstr. 54, in Wittenberg. Länge 11,5 cm. FORSCHUNGSBERICHTE DES LANDESMUSEUMS FÜR VORGESCHICHTE HALLE · BAND 4 · 2014 181 182 R A L F K L U T T I G - A LT M A N N a b c Abb. 7a–c Wärmerohr aus innen grün glasierter Irdenware vom Schlossplatz 5 in Wittenberg. Außen großflächige Glasurverläufe. Ein Rand als verdickter Lippenrand ausgeformt, der andere innen angeschrägt (beschnitten). Länge 54 cm, Durchmesser 15,5–16 cm. Exkurs 2: funktionale Ofenkeramik Welch großes kulturgeschichtliches Aussagepotential die Bildprogramme von Reliefkacheln besitzen, muss an dieser Stelle nicht ein weiteres Mal betont werden. Ein Ofen besitzt jedoch noch mehr spannende Bauteile, deren Aussagewert weniger im dekorativen, dafür eher im funktional-technischen Bereich liegt. Dazu gehören beidseitig offene Wärmeröhren sowie verschließbare Backrohre und Warmwasserbehälter. Im Folgenden sollen einige dieser Formen, welche sich im Wittenberger Fundbild niederschlagen, vorgestellt werden. Sie verdeutlichen, dass man mit einem Kachelofen mehr tun konnte bzw. kann als nur Raumtemperaturen erhöhen. Jene interessanten Objekte sind als archäologische Funde kaum publiziert und eher aus der Volkskunde bekannt, obwohl sie durchaus in frühneuzeitlichem Fundmaterial vorkommen. Diese Forschungssituation wird zu einem gewissen Anteil hausgemacht sein, da die Objekte im fragmentierten Zustand schwer erkennbar sind. Am ehesten fallen noch der typische Einschub-Rand, die abgerundeten Seitenkanten des Korpus und die allgemein grobe Fertigung der Gefäße auf (s. u.). Ein von Albrecht Dürer gestaltetes Wappen zeigt uns schon um 1490/1494 eine Ofendarstellung mit Wassergefäß und einer weiteren Sonderform, evtl. einem Backrohr (Roth Heege 2012, 154 Abb. 250). Auch Ofenmodelle bzw. Miniaturöfen können eine gute Quelle dafür sein, wann und wo diese Formen Verwendung fanden und wie man sie in den Ofenbau integrierte19. In Wittenberg gibt es aus archäologischem Kontext gleich mehrere fast vollständig erhaltene Exemplare dieser Sonder- keramiken sowie einzelne Nachweise der Ränder und Fragmente anderer, bisher noch nicht näher ansprechbarer Ofensonderkeramik. Hier eröffnet sich also die Möglichkeit, mehr über die Funktionsweise frühneuzeitlicher Heiztechnik und Wohnkultur zu erfahren. Wärmeröhren Bis in die Gegenwart gehören Wärmeröhren zur Ausstattung mancher Kachelöfen, welche horizontal in den Ofen(-oberbau) eingesetzt werden. In sie können Speisen zum Garen oder Warmhalten eingestellt werden, ebenso Behälter mit zu erwärmendem Wasser. Außerdem vergrößern diese Röhren die Ofenoberfläche und tragen so zu effizienterem Heizen bei. Wärmeröhren sind ihrem Einsatz folgend nur auf der unglasierten Außenseite verrußt, wo sie Kontakt zum Ofeninnenraum bekamen. Die Innenwandung ist als »Schauseite« manchmal glasiert20. Ein fast vollständiges Exemplar vom Schlossplatz 5 besitzt einen Durchmesser von ca. 16 cm und ist 54 cm lang (Abb. 7a–c). Durch seine Länge ist die Tiefe des Ofenoberbaus, in den es eingesetzt war, zu rekonstruieren. Die Röhre mit abgerundet viereckigem Querschnitt trägt innen eine grüne Glasur, die möglicherweise der Ofenfarbe entsprach. Einzelne längsparallele Kratzer auf der Innenglasur lassen auf das oben geschilderte Einschieben von Gefäßen schließen. Bereits bei der Herstellung entstand an einem Ende der Ofenröhre ein ca. 15 cm langer Riss, der möglicherweise später zum Zerbrechen der Röhre führte. FORSCHUNGSBERICHTE DES LANDESMUSEUMS FÜR VORGESCHICHTE HALLE · BAND 4 · 2014 A U F B R E I T E R B A S I S – F U N D A N A LY S E N A U S W I T T E N B E R G Abb. 8 Komplett erhaltenes Backrohr aus Grammelsbrunn bei Dingolfing, 19. Jahrhundert. Backrohre und Wasserbehälter Backrohre sehen ähnlich aus wie Wärmeröhren und werden ebenfalls horizontal in den Ofen eingesetzt. Sie besitzen jedoch einen Boden (»hinten«) und am vorderen Ende einen an drei von vier Seiten innen doppelt profilierten Rand, in welchen man einen flachen Deckel einschieben kann, der von seiner Größe her der abgerundet quadratischen Rohrmündung entspricht und diese abdichtet. Dadurch kann im Inneren eine höhere Temperatur entstehen. Vollständig erhaltene Vergleichsbeispiele von aus dem Ofenverbund gelösten Backrohren stammen u. a. aus Grammelsbrunn bei Dingolfing21 (Abb. 8), Straubing22 und Passau23 in Niederbayern24 sowie Leipzig in Sachsen25. Die Einbausituation kann man entweder auf den o. g. Ofenmodellen oder an in musealem Kontext erhaltenen Öfen sehen (Abb. 9). Nachweise der quadratischen Flachdeckel sind ebenfalls selten, da sie im fragmentierten Zustand ähnlich schwer zu identifizieren sind wie die Röhren, zu denen sie gehören. Manchmal ist die Oberseite der Deckel ritzverziert, und ihre Randkante – meist in lederhartem Zustand vor dem Brand – mit dem Messer nachbearbeitet. In Wittenberg konnten noch keine Fragmente dieser Deckel registriert werden. Wasserbehälter können im mitteldeutschen Fundraum ähnlich gestaltet sein wie Backrohre, sie besitzen ebenfalls einen Boden und möglicherweise eine für einen Einschubdeckel geschaffene Mündung26. Diese eimer- bzw. topfähnlichen Behälter, welche in neuzeitlichen Wohnungen für eine 19 Vgl. Roth Heege 2012, 24 Abb. 6 mit einem Ofenmodell des 18. Jahrhunderts aus Salzburg/A sowie verschiedene Exemplare, z. B. aus dem 19. Jahrhundert, im Depot des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg. 20 Vgl. ein fast komplett erhaltenes, 62,5 cm langes Exemplar mit verbrannter Innenglasur von der Petersstr. 28 in Leipzig bei Kluttig-Altmann 2006, 330, 381 u. Taf. 43, Katnr. 104.4. 21 Eine andere Abbildung desselben Stückes aus dem 19. Jahrhundert findet sich bei Grasmann (2010, 346 Abb. 356), wo es auch archivalische Abb. 9 Ofen aus der Zeit um 1800 im Krahulez-Museum Eggenburg/A mit Backfach und gut erkennbarem Einschubrand. Freundlicher Hinweis zur Datierung von H.-G. Stephan (Halle/Saale). Art Warmwasseranschluss sorgten, wurden vertikal etwa zur Hälfte in den Ofenunterbau eingepasst bzw. an ihn angesetzt. Im Gegensatz zu den eher zylindrischen Backrohren sind Warmwasserbehälter leicht konisch geformt. Volkskundliche Vergleiche aus der Lausitz oder Oberfranken zeigen, dass sie auch großen bauchigen Töpfen ähneln können (Abb. 10 und 11). Beide Formen, die im Einzelfall schwer zu unterscheiden sein können, treten in Wittenberg komplett unglasiert auf. Ihre Außenwandung ist dort, wo sie Kontakt mit der Ofenatmosphäre hatte, verrußt – dies betrifft bei Backrohren mehr oder weniger die gesamte Außenfläche, bei halb in den Ofen eingesetzten Wasserbehältern natürlich nur die ofeninnere Seite. Als Backrohr ist vermutlich ein nahezu vollständig erhaltenes Exemplar aus dem Lutherhaus anzusprechen (Abb. 12). Es ist 45 cm lang und erweitert sich von einem Bodendurchmesser von 20 cm bis zum viereckig ausgezogenen Rand nur geringfügig auf ca. 23,5 cm. Die Außenseite Hinweise gibt, welche die Produktion derartiger Formen (»Ofen Rörn« und »Rern sambt dem Schub«) für das späte 17. und frühe 18. Jahrhundert belegen. 22 Aus dem reichen Fundmaterial einer Töpferei um 1600 in Straubing sind mehrere Backrohre und Deckel bekannt: Endres 1986, 55 Katnr. 392 u. Taf. 5; Endres 2005, 72 Abb. 12. 23 Böhmer 2006, 272 Abb. 317–319. 24 Abbildungen und Beschreibungen der niederbayerischen Exemplare finden sich bei Kaltenberger 2009, 747 Abb. 562–564. FORSCHUNGSBERICHTE DES LANDESMUSEUMS FÜR VORGESCHICHTE HALLE · BAND 4 · 2014 25 Vgl. Fragmente vom Augustusplatz Leipzig bei Kluttig-Altmann 2006, 331, 368 f. u. Taf. 6, Katnr. 505.1 (hier wohl falsch als Ofenröhre angesprochen). Vgl. auch die Definition der Ofengefäße und weitere Abbildungen bei Roth Heege 2012, 314 f. 26 Vgl. ein ca. 37 cm hohes Exemplar vom Augustusplatz Leipzig bei Kluttig-Altmann 2006, 331 f. u. Taf. 26, Katnr. 3013.1. 183 184 R A L F K L U T T I G - A LT M A N N Abb. 10 Boxberg-Sprey (Kr. Weißwasser). Wohnraum in einer sorbischen Heidekate, Lehmkachelofen mit zwei Warmwasserbehältern. Aufnahme von 1936. ist allseitig verrußt, und vermutlich durch Wandungsrisse ist Ruß auch auf die Innenseite gelangt. Ein ungelöstes Rätsel ist hier, dass der Einschubrand keine komplett offene Seite besitzt, wie trotz des unvollständigen Erhaltungszustandes offenbar wird, in ihn also kein Flachdeckel eingeschoben werden konnte. Vom Schlossplatz 5 stammt ein ähnlich großes Gefäß, welches jedoch deutlich konischer gestaltet ist und deshalb wahrscheinlich ein Wasserbehälter war (Abb. 13). Es ist 63 cm lang, sein runder Boden misst ca. 28,5 cm im Durchmesser und die viereckig ausgezogene Mündung mit Einschubrand 35,5 cm. Es zeigt im Innenraum schwache Rußspuren und auf der Hälfte der Außenseite, »hinten« und an den Seiten. Ein halber Einbau in den Ofen nach Art der Wasserbehälter wäre demnach denkbar. Von weiteren Parzellen – der Schlossstr. 1, der Collegienstr. 58/59, der Fleischerstr. 4b und der Coswiger Str. 32 – stammen typische Fragmente von Backrohren oder Wasserbehältern. Meist handelt es sich um Teile des Doppelrandes. Ein Randfragment von der Coswiger Str. 32 trägt eine einfache Ritzung, etwa deutbar als »VIW«, auf der Oberseite (Abb. 14a–c). Der Ansatz eines rundgedrehten Sondergefäßes mit durch eine Platte halb abgedeckter Mündung stammt von der Marstallstr. 13a, der erhaltene Teil seiner Außenseite trägt starke Rußspuren. Hier handelt es sich sicher um ein Wassergefäß, dessen in den Ofen hineinreichender Teil der Mündung somit abgedeckt war, während der vordere Teil zum Schöpfen offenstand (Abb. 15a–d). Unter den zahlreichen und vielfältigen Lieferungen keramischer Produkte, die das Wittenberger Schloss ab der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts aus Schmiedeberg erhält 27 Ausgaben für den Küchenvorrat: vier Einträge über 1150 Stockfische, 20 Stücke Salz aus Halle, 51 Beckenschüsseln und 0,5 Ofentopf aus Schmiedeberg (ThHStAW, EGA, Reg. Bb (s. u.), ist regelmäßig auch von der Neuanschaffung eines (halben) »Ofentopfes« die Rede27. Möglicherweise handelt es sich dabei um einen Wasserspeicher oder ein anderes Ofensondergefäß aus dem eben geschilderten Formenspektrum. Direkte Vergleichsfunde konnten im Töpfereiabwurf aus Schmiedeberg bisher nicht identifiziert werden. Abb. 11 Stubenofen aus Tschirn im Frankenwald in Bayern mit Backrohr (rechts) und zwei eingebauten Wassergefäßen. Im kleineren Behälter wurden der Überlieferung nach Klöße gekocht. Aufnahme vor 1970. 2723, fol. 12r). »21 gr 3 d für 1 Ofentopf zu Schmiedeberg bezahlt« (ThHStAW, EGA, Reg. Bb 2735 fol. 17r). FORSCHUNGSBERICHTE DES LANDESMUSEUMS FÜR VORGESCHICHTE HALLE · BAND 4 · 2014 A U F B R E I T E R B A S I S – F U N D A N A LY S E N A U S W I T T E N B E R G a b Abb. 12a und b Backrohr (?) aus unglasierter heller Irdenware aus dem Lutherhaus, Collegienstr. 54 in Wittenberg. Höhe 45 cm. a b Abb. 13a und b Wasserspeicher (?) eines Ofens aus unglasierter heller Irdenware vom Schlossplatz 5 in Wittenberg. Höhe 63 cm, Bodendurchmesser 28,5 cm, Randdurchmesser 35,5 cm. FORSCHUNGSBERICHTE DES LANDESMUSEUMS FÜR VORGESCHICHTE HALLE · BAND 4 · 2014 185 186 R A L F K L U T T I G - A LT M A N N a c b Abb. 14a–c Fragment eines Ofengefäßes aus unglasierter heller Irdenware mit Ritzung auf der Randoberseite. Coswiger Str. 32 in Wittenberg. Erhaltene Breite 11 cm. a b c d Abb. 15a–d Fragment eines Ofengefäßes aus unglasierter heller Irdenware mit Teilabdeckung der Öffnung (in den Ofen eingebaute Gefäßhälfte) von der Marstallstr. 13a. Mündungsdurchmesser ca. 23 cm. FORSCHUNGSBERICHTE DES LANDESMUSEUMS FÜR VORGESCHICHTE HALLE · BAND 4 · 2014 A U F B R E I T E R B A S I S – F U N D A N A LY S E N A U S W I T T E N B E R G Exkurs 3: Bad Schmiedeberg Eine fundierte Auswertung der frühneuzeitlichen Sachkultur Wittenbergs benötigt eine zumindest ausschnitthafte Einbeziehung des lokalen Umfelds, da dieses wirtschaftlich mit der Stadt eng verflochten war. An erster Stelle zu nennen ist hier die für keramische Produkte herausragende, amtssässige Stadt Schmiedeberg, das heutige Bad Schmiedeberg, ca. 25 km südlich von Wittenberg gelegen. Wir finden nicht nur viele keramische Objekte in Wittenberg, deren Herkunft auf Schmiedeberg deutet, sondern haben durch eine reiche archivalische Überlieferung zu Residenz und Stadt Wittenberg auch die Chance, diesen Güterstrom zeitlich und lokal enger zu differenzieren. Besonders viele Waren aus Schmiedeberg bezog im späten 15./frühen 16. Jahrhundert die Kurfürstliche Residenz, wie zahlreiche Aktenbelege illustrieren. Die meisten dieser Bestellungen dürften durch den Schlossneubau jener Zeit nötig geworden sein; sicher nicht nur aus Gründen einer besseren Qualität, sondern auch, weil die Produktionskapazitäten in Wittenberg einfach nicht ausgereicht haben werden. An den Kurfürsten wurden, neben Baustoffen und anderen Materialien, häufig Kacheln und Geschirre von namentlich genannten Töpfern aus Schmiedeberg geliefert (s. u.). Im städtischen Milieu Wittenbergs, außerhalb des Schlosses, ist das anders. Aus den Wittenberger städtischen Kämmereirechnungen wissen wir, dass die Stadt als Auftraggeber zumindest im 15. Jahrhundert nichts aus Schmiedeberg bezog28. Hier offenbaren sich ganz deutlich unterschiedliche Versorgungsstrategien zwischen Herrschaft und Bürgertum. Dieses Verhältnis muss sich im Laufe des 16. Jahrhunderts deutlich geändert haben, wie das Fundbild suggeriert. Im 16. Jahrhundert finden wir die hochwertigen, polychrom glasierten Ofenkacheln, deren Produktion wir in Schmiedeberg verorten dürfen, auch in bürgerlichen Haushalten. An diesen Kacheln wie anhand anderer Fundgruppen wird noch nachzuweisen sein, dass das Repräsentationsbedürfnis größerer Haushalte – die von Wittenberger Professoren, Bürgermeistern, Druckern und Verlegern oder eben auch der von Martin Luther – dem des Kurfürsten nachstrebte oder von diesem aktiv gefördert wurde. Der 1536 für Luther errichtete polychrome Ofen ist dafür ein Beispiel, welches wir im Fundbild gut fassen konnten (Schmitt/Gutjahr 2008, 138; Stephan 2008, 56 Abb. 65a, 67). Die vorläufige Auswertung des Schmiedeberger Fundmaterials vom Töpferberg lässt erkennen, dass hier von der Mitte des 14. bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts manganrot engobiertes Steinzeug produziert wurde, zeitgleich und noch bis ins 16. Jahrhundert rot bemalte weiße Irdenware und unglasiertes/glasiertes Gebrauchsgeschirr mit zum Teil seltenen Formen. Besonders hervorzuheben ist eine qualitativ sehr hochstehende Produktion spätgotischer und renaissancezeitlicher Kacheln (H. Rode, Grabungsbericht D-683, 2006). Die bisherigen Vermutungen, welche Anteile des Wittenber- 28 Für diese Einschätzung danke ich meiner Kollegin Antje J. Gornig aus dem Forschungsprojekt »Ernestinisches Wittenberg« der LEUCOREA Wittenberg. ger Fundspektrums Eigenproduktion sind und welche aus Schmiedeberg stammen, sollen schrittweise durch den direkten Materialvergleich verifiziert werden. Zu diesem Zweck werden im Projekt »Lutherarchäologie« die 2005–2006 ergrabenen reichen Hinterlassenschaften von Töpfereien aus Bad Schmiedeberg zumindest partiell in die Auswertung einbezogen29. In der Zusammenschau historischer und archäologischer Ergebnisse zur Klärung der Provenienz Wittenberger Funde entsteht momentan ein sehr differenziertes und farbenfrohes Bild, welches vorerst in groben Umrissen sichtbar ist, im Zuge weiterer Forschungen jedoch verfeinert und konkretisiert werden wird. Erste Beispiele können hier vorgestellt werden. Fußbodenfliese In einem Überblick über die Wittenberger Baukeramik und Ziegeleiprodukte ist der Verfasser bereits 2011 näher auf frühneuzeitliche Fußbodenplatten aus Wittenberg eingegangen (Kluttig-Altmann 2011, 158 f. Abb. 8 –10, 224 Abb. 8 –10). Es gibt einfache, unglasierte Platten aus rotbrennendem Ziegelton und – schon deutlich seltener – einfarbig ocker oder grün glasierte sowie nur eine einzige polychrom glasierte Platte mit eingeprägtem Reliefdekor vom Grundstück Markt 4 (Abb. 16a–c)30. Alle glasierten Fußbodenplatten in Wittenberg sind aus einem weißbrennenden Ton gefertigt, was auf einen anderen Hersteller deutet als bei den wahrscheinlich in den Wittenberger Ziegelhütten produzierten unglasierten Platten aus roter Zieglerware. Die Durchsicht des Schmiedeberger Materials ergab jetzt ein erstes Fußbodenplattenfragment, welches dem polychrom glasierten Wittenberger Stück vergleichbar ist. Die Schmiedeberger Platte ist wohl aufgrund von Brennrissen im Produktionsprozess als unglasierter Schrühbrand aussortiert worden (Abb. 17a und b). Auch wenn es mit dem Wittenberger Exemplar keine genaue motivische Übereinstimmung gibt (was aufgrund des jeweils geringen Erhaltungszustandes auch nur begrenzt beurteilt werden kann), liegen doch, neben der weißen Scherbenfarbe, deutliche technologische Parallelen vor: eine einheitliche Plattendicke von 3,5 cm, die Prägung der Verzierung durch ein spezielles Model in ähnlicher Ausführung sowie der gesonderte, wenige Millimeter starke Auftrag einer feiner gemagerten, ebenfalls weißbrennenden Tonschicht auf den Plattengrundkörper für die geprägte und glasierte Oberfläche (vgl. Abb. 16b und 17b). Wir dürfen aufgrund dieses Vergleichs davon ausgehen, dass der Ursprung beider Platten auf dem Schmiedeberger Töpferberg liegt. Dazu passt eine Aktennotiz aus den Amtsrechnungen des Schlosses von 1504/1505, dass 2 ß 56 gr an Kneypfe den Töpfer zu Schmiedeberg für 2640 (44 Schock) »glasurthe pflaßtersteyn« zu zahlen sind, je ein Schock für 4 gr31. Es ist nicht die einzige derartige Bestellung, die im Zuge des Schlossneubaus an Schmiedeberger Töpfer gerich- 29 Grabungen D-667/G-782 und D-683/G-802 »Töpferberg/Alte Gärtnerei«, Grabungsleitung Holger Rode. 30 An dieser Stelle soll auf ein ähnliches Fußbodenplattenfragment aus Mansfeld, Grabung FORSCHUNGSBERICHTE DES LANDESMUSEUMS FÜR VORGESCHICHTE HALLE · BAND 4 · 2014 Goldener Ring, hingewiesen werden; s. den Beitrag von I. Vahlhaus, Abb. 10, in diesem Band. 31 ThHStAW, EGA, Reg. Bb 2744, fol. 89v. 187 188 R A L F K L U T T I G - A LT M A N N a c b Abb. 16a–c Polychrom glasierte Fußbodenplatte aus heller Irdenware mit eingeprägtem floralem Dekor und weiß, grün und ocker gefüllten Feldern auf der stark abgetretenen Oberseite. Markt 4 in Wittenberg. Dicke 3,6 cm, Kantenlänge nicht ermittelbar. 16b: Gut sichtbar die extra aufgebrachte, wenige Millimeter starke Oberflächenschicht. Kacheln tet wird. In der bisherigen Verteilung glasierter Fußbodenplatten auf repräsentative Parzellen wie Markt 432, Schlossstr. 10 (als archäologischer Fund) sowie auf das (Vor-)Schloss (als Fund und schriftliche Überlieferung) erschließt sich die Exklusivität dieser Art von Bodengestaltung. 32 Die in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts den Markt 4, das Marktviertel 3, besitzenden Bürger Johann Ritter und Christoff Schramm sind zum Beispiel Ratsherren, Bauherren und Kämmerer, Letzterer später noch Stadtrichter. Freundlicher Hinweis meiner Kollegin Insa Christiane Hennen (Wittenberg). Vgl. Hennen 2011, 142 Abb. 7; Kettner 1734, 87, 109. 33 Kluttig-Altmann 2013, 105–115. Siehe dort im Beitrag von Thomas Lang den Überblick zu den bisher fassbaren schriftlichen Nennungen zu Wittenberger Töpfern im 15. und 16. Jahrhundert. Mindestens vier hiesige Töpfer – Ein erheblicher Teil des Wittenberger Fundmaterials besteht aus Ofenkacheln. Die Dekorvielfalt ist außerordentlich, und fast jeder neue Fundkomplex steuert bisher unbekannte Motive bei. Qualitative Abstufungen z. B. bei den grün glasierten Kacheln, sowohl was die verwendeten Model als auch die Kachelausformung selbst betrifft, sind dabei augenscheinlich. Obwohl es auch in Wittenberg selbst erste Belege für eine Kachelproduktion gibt33, liegt die Vermutung nahe, dass nicht das gesamte dort gefundene Formenspektrum auch vor Ort hergestellt worden ist34. Wieder sind es zahlreiche Belege aus den Schlossrechnungen, die Kachelbestellungen u. ä. in Schmiedeberg betreffen: Zwei Wagenknechte mit vier Pferden haben 1489 die Woche Peter Töpfer, Nisius Topper, Clemens Schrammen und Simon Kratz – haben in den ersten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts für das Schloss gearbeitet, Kacheln dorthin geliefert und Öfen ausgebaut bzw. gewartet. Die archäologischen Nachweise für derartige Produktionen sind bisher marginal (was auch daran liegen wird, dass die meisten der Genannten wahrscheinlich in den Vorstädten gearbeitet haben) und setzen bisher mit Funden aus der Collegienstr. 58/59 erst in der ersten Hälfte bzw. Mitte des 17. Jahrhunderts ein (KluttigAltmann 2013, 109). 34 Den ersten Vergleich eines Schrühbrandes einer Blattnapfkachel mit Eckwappen aus Bad Schmiedeberg mit einer fertigen Kachel aus dem Wittenberger Lutherhaus bietet Stephan 2008, 48 Abb. 56 a/b. Siehe ausführlicher zur aktuellen Forschungssituation zu den Wittenberger und Bad Schmiedeberger Kacheln auch die Beiträge von H.-G. Stephan und H. Rosmanitz in diesem Band. FORSCHUNGSBERICHTE DES LANDESMUSEUMS FÜR VORGESCHICHTE HALLE · BAND 4 · 2014 A U F B R E I T E R B A S I S – F U N D A N A LY S E N A U S W I T T E N B E R G a b Abb. 17a und b Fußbodenplatte aus heller Irdenware mit eingeprägtem floralen (?) Dekor, wahrscheinlich Schrühbrand. Die extra aufgebrachte Oberflächenschicht zeigt Brennrisse und ist z. T. abgeplatzt, was vermutlich zum Aussondern dieses Stücks vor dem Glasurbrand geführt hat. Ausgrabung »Alte Gärtnerei« (Töpferberg) in Bad Schmiedeberg. Dicke 3,5 cm, Kantenlänge nicht ermittelbar. nach Bartholomei (dem 24. August) zu Schmiedeberg Kacheln geholt35, ein Töpfer zu Schmiedeberg wird 1492 für Kacheln und Bilder (»bilde«) für den Ofen in der Stube »kegin der fisscherey« und »hoffstube« bezahlt36, Christoff Töpfer zu Schmiedeberg liefert im Abrechnungszeitraum 1494/1495 die Menge von 211 »lange gemalte kacheln«, 49 »bilde-«, 575 »lange grune kacheln«, 30 »gemalte fuß kacheln«, 54 »gemalte sym[s]«, 300 »leysten« und 201 »slechte fuß kachel«, aus denen man elf [!] Öfen gemacht hat, zudem 90 »kronchen«37. Drei Jahre später stellt er bereits wieder vier neue Öfen auf38. 1503/1504 wird Kneypfe, der Töpfer zu Schmiedeberg, für das Errichten von 14 Öfen im »Collegium«39 mit 2 ß 9 gr entlohnt40, ein Jahr später für das Aufbauen (»zcu machen«) von vier neuen Öfen in dem oberen (»uber«) Gemach41. Kney(p)fe ist jahrlang viel beschäftigt durch Schlossaufträge. 1509/1510 bekommt er z. B. 57 gr 3 d für 1 ß »napfkacheln«, 3 ß »cleine gefyrte kacheln«, 30 »bilde kacheln«, 76 »fuskachln«, »die mit anderen alden kacheln« zu drei Öfen versetzt wurden42. Diese Aufzählungen ließen sich nahezu beliebig fortsetzen. Man erkundigt sich seitens der Residenz Anfang des 16. Jahrhunderts oft in Schmiedeberg »nach eym ofen macher«43 – was darauf hindeutet, dass man unter dem Vorzeichen des Schlossneubaus in Wittenberg selbst keine ausreichende Produktionskapazität und/ oder Qualität (für bestimmte Räume/Öfen) vorfand. Diese Beispiele schriftlicher Hinweise auf Schmiedeberg korrespondieren mit einer großen Anzahl von Schrüh- und Fehlbränden, wohl auch benutzten Kacheln und Modelfragmenten, die aus der Durchsicht des überwältigend reichen 35 36 37 38 39 ThHStAW, EGA, Reg. Bb 2729, fol. 35r. ThHStAW, EGA, Reg. Bb 2731, fol. 65r. ThHStAW, EGA, Reg. Bb 2733, fol. 82r. ThHStAW, EGA, Reg. Bb 2736, fol. 72v. Gemeint ist hier das »collegium Friderici« (heute Collegienstr. 62), genauer der alte Bau (»collegium vetus«), an dessen Stelle Fundmaterials vom Schmiedeberger Töpferberg sichtbar werden. Ein Beispiel einer ausnahmsweise gelb glasierten Blattnapfkachel mit auffällig gelockten Köpfen in den Zwickeln liegt als Schrüh- und Glattbrand aus Bad Schmiedeberg vor (Abb. 18a und b); ein ähnliches, ebenfalls gelb glasiertes Exemplar, das motivisch jedoch nicht identisch ist, fand sich im Cranachhof Schlossstr. 1 (Abb. 18c). Die Spannweite bei Modeln reicht dabei von spätgotischen Nischenkacheln über Modeln für Figurenteile (für Öfen?) bis hin zu solchen für Blatt- und Blattnapfkacheln des 16. Jahrhunderts. Ebenso gibt es grün und gelb glasierte (letztere sind im Fundbild Wittenbergs sehr selten!) Topf- und Blattkacheln sowie polychrom verzierte Blattkacheln der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Zwischen den jeweiligen Funden beider Städte – Schmiedeberg als Produzent, Wittenberg als Konsument – ergeben sich vielfältige Anknüpfungspunkte bei Einzelmotiven, verschiedenen Szenen gleicher Kachelserien etc. Eine konkrete Motiv-Übereinstimmung ließ sich beim jetzigen Arbeitsstand erst bei einzelnen Objekten nachweisen, wird aufgrund der Vielzahl der Motive und der zufälligen Fundüberlieferung jedoch auch bei fortschreitender Auswertung sicher nur partiell möglich sein. Irdenware und Steinzeug Das graue, meist manganviolett engobierte oder manchmal nur mit einer grünlichen Salzglasur bedeckte Steinzeug aus Schmiedeberg ist im ganzen Stadtgebiet von Wittenberg als der heutige Südflügel der LEUCOREA steht. Freundlicher Hinweis von Anke Neugebauer (Halle/Saale). Der Kurfürst als Einrichter der neuen Universität finanzierte Grundstück, Bau und Ausstattung dieses Kollegiums. Vgl. dazu Ludwig 2011, 125 f. FORSCHUNGSBERICHTE DES LANDESMUSEUMS FÜR VORGESCHICHTE HALLE · BAND 4 · 2014 40 ThHStAW, EGA, Reg. Bb 2742, fol. 113r. 41 ThHStAW, EGA, Reg. Bb 2744, fol. 89v. 42 ThHStAW, EGA, Reg. Bb 2754, fol. 72r. Hier hat man gleichzeitig einen Hinweis auf die Verwendung alter Kacheln beim Setzen neuer Öfen. 43 Z. B. ThHStAW, EGA, Reg. Bb 2744, fol. 82v. 189 190 R A L F K L U T T I G - A LT M A N N a b c Abb. 18a–c Quadratische Blattnapfkacheln mit Köpfen als Zwickelverzierung. 18a: Schrühbrand vom Töpferberg in Bad Schmiedeberg. Breite 16,3 cm; Ausformung der Gesichter unscharf, Scherben leicht glimmerhaltig. 18b: Gelb glasiertes Stück vom Töpferberg in Bad Schmiedeberg. Breite 15,5 cm; leichte Rußspuren auf der Rückseite. 18c: Ähnlich gestaltetes, gelb glasiertes Kachelfragment aus der Schlossstr. 1 in Wittenberg. Breite 14,5 cm. Fund präsent, wenn auch quantitativ verhalten und häufig nur in kleinen Fragmenten (Abb. 19). Darüber eine detailliertere Übersicht zu geben wird an anderer Stelle der Raum sein44. Auch Irdenwaregeschirre aus Schmiedeberg (Abb. 20) hat es schon im 15. und 16. Jahrhundert in Wittenberg gegeben, wie zahlreiche Erwähnungen in den schriftlichen Schlossquellen belegen (auch wenn hier im Einzelfall schwer zwischen Steinzeug und Irdenware getrennt werden kann): »2 gr nach Schmiedeberg und Zahna als ich um Krusen nach Schmiedeberg und dem Vogt zu Zahna um Schüsseln geschrieben [habe]«45, »1 Tonne [Bier] den Töpfers zu Schmiedeberg, pflegt man ihnen jährlich zu geben, wenn sie Töpfe bringen«46; ein »ofen vol topphe«, den man in Schmiedeberg für 32 gr für den Küchenvorrat machen ließ47; oder »35 große trinckkannen, hat man czu Smedeberg [für den Kellervorrat] machen laßen«48. 44 Vgl. auch den Beitrag von N. Eichhorn in diesem Band. 45 In der Woche nach Jacobi (ThHStAW, EGA, Reg. Bb 2724, fol. 53v). Der genaue Abgleich mit dem Fundmaterial Wittenbergs, besonders außerhalb des Schlosses, steht noch aus. Bisher scheint es so, als ob das Irdenwaregeschirr bürgerlicher Haushalte in der Stadt vor allem von eigenen Wittenberger Töpfern geliefert worden wäre, da noch keine auffälligen typologischen Gemeinsamkeiten mit Schmiedeberg im gleichen Zeithorizont beobachtet werden konnten und seit dem 15. Jahrhundert auch zahlreiche schriftliche Quellen auf ein eigenständiges Wittenberger Töpferhandwerk verweisen, welches sowohl in der ummauerten Stadt als auch in den Vorstädten angesiedelt war49. Dies ist jedoch nur eine vorläufige Einschätzung, die sicher schon bald konkretisiert werden kann. Ziel des vorliegenden Beitrages ist es, einen komprimierten Überblick zu geben über das Forschungspotenzial, welches in dieser umfassenden Aufnahme des frühneuzeitlichen Fundmaterials Wittenbergs und Schmiedebergs liegt. Die ausgewählten Beispiele zur tieferen Erforschung einzelner Sachgruppen – vor allem solcher, die nicht ständig im Fokus der Forschung stehen – geben einen Einblick in die Auswertungsschwerpunkte dieser Funde im Rahmen des Projektes »Lutherarchäologie«. Sie sollen dazu beitragen, die reiche materielle Kultur der Stadt Wittenberg, wie Martin Luther sie erlebte, weiter ans Licht zu holen und dort Erkenntnisse hinzuzugewinnen, wo die Schriftquellen schweigen. 46 ThHStAW, EGA, Reg. Bb 2725, fol. 82r. 47 ThHStAW, EGA, Reg. Bb 2728, fol. 15r. 48 ThHStAW, EGA, Reg. Bb 2735, fol. 53v. 49 Siehe ausführlicher im Beitrag von T. Lang zum Handwerk in Wittenberg in KluttigAltmann 2013, 161 f. FORSCHUNGSBERICHTE DES LANDESMUSEUMS FÜR VORGESCHICHTE HALLE · BAND 4 · 2014 A U F B R E I T E R B A S I S – F U N D A N A LY S E N A U S W I T T E N B E R G Abb. 19 Kleiner Krug aus manganviolett engobiertem grauem Steinzeug vom Töpferberg in Bad Schmiedeberg. Leichte Unregelmäßigkeiten in Wandung und Oberfläche (partielle Anflugglasur), wahrscheinlich als Ausschuss entsorgt. Höhe 6,1 cm. Abb. 20 Henkeltopf aus heller Irdenware vom Töpferberg in Bad Schmiedeberg. Bereits unglasiert ausgesondert, da beim Schrühbrand Boden abgeplatzt. Höhe 18,2 cm. Literaturverzeichnis Böhmer 2006 H. Böhmer, Die Ilzer Hafner. Schwarzgeschirr aus Passau vom Ende des 16. bis Ende des 19. Jahrhunderts (Grafenau 2006). Brunner 1988 J.-J. Brunner, Der Schlüssel im Wandel der Zeit (Stuttgart 1988). Endres 1986 W. Endres, Straubinger Keramik um 1600 – der Fundkomplex »vorm obern tor«. Vorbericht 4 (reduzierend gebrannte Schwarzware aus Objekt 1). Jahresber. Hist. Ver. Straubing 87, 1985/1986, 45–67. Endres 2005 W. Endres, Straubinger Renaissancekeramik. Kat. Gäubodenmuseum Straubing 30 (Straubing 2005). Grasmann 2010 L. Grasmann, Die Hafner auf dem Kröning und an der Bina (Straubing 2010). Hennen 2011 I. C. 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Abbildungsnachweis 1; 6; 9 2 3 4a–e; 7a–c; 12a–b; 13a–b 14a–b; 15a–b; 16a–b; 17a–b; 18a–c; 19–20 5a 5b; 14c; 15c–d 5c–e 8 10 11 16c Verf. Stadtbibliothek Nürnberg, Amb. 317.2°, f.64v Stadtbibliothek Nürnberg, Amb. 317n.2°, f. 127v M. Jung/LDA LDA J. Halling/LDA M. Albrecht/LDA M. Janietz-Hermann/LDA Bildarchiv Fränkisches Freilandmuseum Bad Windsheim O. Kaubisch, SLUB Dresden/Abt. Deutsche Fotothek E. Roth Heege/Zug (Schweiz) K. Brüning/LDA Anschrift Dr. Ralf Kluttig-Altmann Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt Landesmuseum für Vorgeschichte Projekt »Lutherarchäologie« Richard-Wagner-Straße 9 06114 Halle (Saale) Forschungsprojekt »Ernestinisches Wittenberg« Stiftung LEUCOREA Collegienstraße 62 06886 Lutherstadt Wittenberg FORSCHUNGSBERICHTE DES LANDESMUSEUMS FÜR VORGESCHICHTE HALLE · BAND 4 · 2014 Bislang erschienene Bände in der Reihe »Forschungsberichte des Landesmuseums für Vorgeschichte Halle« Die neueste Reihe des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt existiert seit 2o12. An dieser Stelle werden die Ergebnisse längerfristiger Forschungsvorhaben, beispielsweise der Deutschen Forschungsgemeinschaft, der VolkswagenStiftung oder der »Lutherarchäologie« publiziert. Ziel ist es, mehrere Einzelbände zu einem umfassenden Themenkomplex, die über mehrere Jahre verteilt erscheinen, projektbezogen vorzulegen. Die ersten beiden Bände stellen jeweils Teilergebnisse des DFG-Forschungsprojektes zur Himmelsscheibe von Nebra vor, doch sollen in dieser Reihe künftig zahlreiche weitere wissenschaftliche Vorhaben publiziert werden. Lieferbar sind folgende Bände: 1 2 FORSCHUNGSBERICHTE DES LANDESMUSEUMS FÜR VORGESCHICHTE HALLE FORSCHUNGSBERICHTE DES LANDESMUSEUMS FÜR VORGESCHICHTE HALLE HIMMELSSCHEIBE VON NEBRA HIMMELSSCHEIBE VON NEBRA »DER AUFBRUCH ZU NEUEN HORIZONTEN« D F G - P R O J E KT F O R 5 5 0 »DER AUFBRUCH ZU NEUEN HORIZONTEN« D F G - P R O J E KT F O R 5 5 0 Geochemische Charakterisierung von mitteleuropäischen Kupfervorkommen zur Herkunftsbestimmung des Kupfers der Himmelsscheibe von Nebra Bronzezeitliche Färbetechniken an Metallobjekten nördlich der Alpen MANUELA FROTZSCHER Band 1/2o12 Manuela Frotzscher, Geochemische Charakterisierung von mitteleuropäischen Kupfervorkommen zur Herkunftsbestimmung des Kupfers der Himmelsscheibe von Nebra. ISBN 978-3-939414-8o -3, € 29,oo FORSCHUNGSBERICHTE DES LANDESMUSEUMS FÜR VORGESCHICHTE HALLE · BAND 4 · 2014 Eine archäometallurgische Studie zur prähistorischen Anwendung von Tauschierung und Patinierung anhand von Artefakten und Experimenten DANIEL BERGER Band 2/2o12 Daniel Berger, Bronzezeitliche Färbetechniken an Metallobjekten nördlich der Alpen. Eine archäometallurgische Studie zur prähistorischen Anwendung von Tauschierung und Patinierung anhand von Artefakten und Experimenten. ISBN 978-3-939414-81- o, € 49,oo 3 3 FORSCHUNGSBERICHTE DES LANDESMUSEUMS FÜR VORGESCHICHTE HALLE HIMMELSSCHEIBE VON NEBRA »DER AUFBRUCH ZU NEUEN HORIZONTEN« D F G - P R O J E KT F O R 5 5 0 Isotopengeochemische Untersuchungen zu möglichen Zinnquellen der Bronzezeit Mitteleuropas MIKE HAUSTEIN Band 3/2o13 Mike Haustein, Isotopengeochemische Untersuchungen zu möglichen Zinnquellen der Bronzezeit Mitteleuropas. ISBN 978-3-939414-99-5, € 16,oo Erhältlich im Buchhandel oder direkt beim Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt Landesmuseum für Vorgeschichte Richard-Wagner-Str. 9 D- o6114 Halle (Saale) Tel.: +49-345-5247-332 Fax: +49-345-5247-351 E-Mail: [email protected] FORSCHUNGSBERICHTE DES LANDESMUSEUMS FÜR VORGESCHICHTE HALLE · BAND 4 · 2014