4
FORSCHUNGSBERICHTE
DES LANDESMUSEUMS FÜR VORGESCHICHTE HALLE
P R O J E KT » LU T H E R A R C H Ä O LO G I E «
Mitteldeutschland
im Zeitalter
der Reformation
I N T E R D I S Z I P L I N Ä R E TA G U N G
VOM 22. BIS 24. JUNI 2012 IN HALLE (SAALE)
Forschungsberichte des
Landesmuseums für Vorgeschichte Halle
Band 4 | 2014
Mitteldeutschland im Zeitalter
der Reformation
Interdisziplinäre Tagung
vom 22. bis 24. Juni 2012 in Halle (Saale)
Forschungsberichte des
Landesmuseums für Vorgeschichte Halle
Band 4 | 2014
Mitteldeutschland im Zeitalter der Reformation
Interdisziplinäre Tagung
vom 22. bis 24. Juni 2012 in Halle (Saale)
Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt
landesmuseum für vorgeschichte
herausgegeben von
Harald Meller
Halle an der Saale
2o14
Die Publikation wird gefördert vom Bundesministerium der Finanzen und dem Land Sachsen-Anhalt.
SACHSEN-ANHALT
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen
Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet
über https://portal.dnb.de abrufbar.
issn
isbn
Koordination
Recherche Bildrechte
Redaktion
Bildbearbeitung
2194-9441
978-3-939414-95-7
Ralf Kluttig-Altmann
Sophie Mannich, Diana Wolters
Saskia Gresse, Ralf Kluttig-Altmann, Sophia Linda Stieme
GVD Gutenberg Verlag und Druckerei GmbH Leipzig
Für den Inhalt der Arbeiten sind die Autoren eigenverantwortlich.
©
Papier
Satzschrift
Konzept und Gestaltung
Umschlaggestaltung
Layout, Satz und Produktion
Druck und Bindung
by Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt – Landesmuseum für
Vorgeschichte Halle (Saale). Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich
geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist
ohne Zustimmung des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt
unzulässig. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen sowie die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
alterungsbeständig nach din/iso 97o6
FF Celeste, News Gothic
Carolyn Steinbeck, Berlin
Klaus Pockrandt, Halle (Saale); Nora Seeländer
GVD Gutenberg Verlag und Druckerei GmbH Leipzig
Grafisches Centrum Cuno GmbH & Co. KG Calbe (Saale)
Inhalt
7 Harald Meller und Hans-Georg Stephan
Vorwort
9 Matthias Untermann
Schule und Jagdschloss – Archäologie und Baugeschichte ehemaliger Klöster
in der Reformationszeit
19 Mirko Gutjahr
Lutherarchäologie
29 Michael Fessner
Das Montanwesen in der Grafschaft Mansfeld zu Luthers Zeiten
35 Kerstin Bullerjahn
Hüttenmeister des 15. und 16. Jahrhunderts in der Grafschaft Mansfeld
»... den wo das Berckwerck fellet, so ligt die graffschaft vnd lachen alle feinde«
43 Gaby Kuper
»eine theure Ehrenpflicht« – Luthers Elternhaus in Mansfeld:
Das Baudenkmal und die Frage nach seiner Nutzung in den Jahren 1878 –1885
53 Ines Vahlhaus
Der »Goldene Ring« in Mansfeld – Erste Ergebnisse der Ausgrabungen
im Vorfeld des Museumsneubaus
63 Volker Herrmann
St. Gertruden und St. Marien zu Halle und Kardinal Albrecht
73 Caroline Schulz
Vom Markt zum Platz – Der Strukturwandel des Halleschen Marktes
vom Spätmittelalter zur Neuzeit
83 Jelena Schmidt und Maike Kohnert
Die Kelleranlagen in Mansfeld – Bauen unter Tage
91 Antonia Brauchle
Die unterirdische Struktur der Stadt. Kelleranlagen in Wittenberg – zur Entwicklung von
Material, Konstruktion und Grundriss vom Spätmittelalter bis in das 16. Jahrhundert
101 Insa Christiane Hennen
Quellen des Wittenberger Häuserbuchs: Schoßregister, Stadtkarten, archäologische Relikte,
Bauten und Ausstattungen
111 Philipp Robinson Rössner
Alte Münzen – schlechtes Geld.
Geldfluss in Mitteldeutschland im Zeitalter der Reformation
117 Martin Hille
»Dergleichen nie geschehen ist von anfang der welt«
Luthers Reformation aus der Sicht seiner altgläubigen Zeitgenossen
123 Christian Hirte
Die Schlacht bei Mühlberg als triumphales Bildereignis
133 Thomas Lang
»Zwischen Alltag, Kunst und Sünde«
Tanz an den wettinischen Höfen um 1500
153 Hans-Georg Stephan
Von der Gotik zur Renaissance – Spätmittelalterliche Volksfrömmigkeit und Reformation.
Beobachtungen zum Motiv- und Stilwandel ausgehend von Wittenberger Ofenkacheln
der Reformationszeit
177 Ralf Kluttig-Altmann
Auf breiter Basis – Fundanalysen aus Wittenberg
193 Harald Rosmanitz
Luther und die Sieben Freien Künste – Die Wittenberger Ofenkeramik und ihre Bezüge
zu Südwestdeutschland
205 Johanna Reetz
Judith und der Kaiser – Zeichen der Identifikation und Distinktion in einem Kachelkomplex
aus Wittenberg
217 Nadine Holesch
Die Steinzeugfunde aus dem Garten des Lutherhauses in Wittenberg
223 Nicole Eichhorn
Frühneuzeitliche Glasfunde von Grabungen in Wittenberg, Naumburg und Annaburg
233 Marcus Jung
Restaurierung im Rahmen des Projektes »Lutherarchäologie«
241 Daniel Berger und Sophia Linda Stieme
Untersuchungen zum frühneuzeitlichen Buchdruck an Bleilettern aus Wittenberg
249 Andreas Stahl
»… so laufen die Säu und Hunde darüber«
Die Wittenberger Stadtbefestigung in der Lutherzeit
265 Götz Alper
Zur Sachkultur im Prämonstratenser-Stift Jerichow vor der Auflösung des Konvents
im 16. Jahrhundert
277 Jan Brademann
1600 als religionsgeschichtliche Zäsur? Zur Institutionalisierung religiöser Differenz
durch Entsakralisierung am Beispiel des Fürstentums Anhalt
Auf breiter Basis – Fundanalysen aus Wittenberg
Ralf Kluttig-Altmann
Einführung – Aktivitäten seit 2007
Exkursen beispielhaft Potenz und Möglichkeiten einzelner
Auswertungsrichtungen vor.
Mit dem Stichwort Martin Luther assoziieren wir recht
schnell Wittenberg, und mit Wittenberg wiederum die Funde aus Luthers persönlichem Lebens- und Arbeitsumfeld im
Augustinereremitenkloster. Diese wurden bereits partiell in
Ausstellungen präsentiert, so 2008/2009 in »Fundsache Luther« am Landesmuseum für Vorgeschichte Halle (Saale),
und in diesem Zusammenhang publiziert (Meller 2008; Meller u. a. 2008). Über diese Preziosen hinaus hat Wittenberg
jedoch archäologisch noch mehr zu bieten: Im Altstadtbereich fanden in den letzten 20 Jahren nahezu 100 kleinere
und größere Ausgrabungen statt. Diese zahlreichen Untersuchungen haben eine enorme Menge von Funden ans Tageslicht befördert und eine fast unüberschaubare Zahl archäologischer Beobachtungen erzeugt.
In Wittenberg führten ab 1486 die Ernestinische Residenz, die sich daraus ergebende Universitätsgründung 1502
und die wiederum damit in Zusammenhang stehende Geburts- und Frühphase der Reformation zu einer Stadtblüte,
wie sie danach nicht wieder erreicht worden ist. Infolgedessen besteht auch ein Großteil des lokalen Fundmaterials
aus frühneuzeitlichen Objekten. Diese konnten bis noch
vor wenigen Jahren erst ansatzweise ausgewertet und nur
in kleinen Ausschnitten der Öffentlichkeit bekannt gemacht
werden. Seit Beginn der Lutherdekade ist das anders: Neben
der schon erwähnten Lutherausstellung und den damit verbundenen Publikationen sind hier vor allem die Schaffung
einer Datenbank für mittelalterlich/neuzeitliches Fundgut
am LDA seit 2007 und das Projekt »Ernestinisches Wittenberg« der Stiftung LEUCOREA der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg seit 2009 zu nennen.
Seit 2010 nun nimmt das am Landesmuseum für Vorgeschichte angesiedelte Projekt »Lutherarchäologie« dezidiert
an der Erforschung der Lutherstätten Wittenberg und Mansfeld teil. Grundziel der Projektfacette Wittenberg ist dabei
die weitere Durchsicht der riesigen Fundmenge und ihre
akzentuierte Auswertung durch den Verfasser, partiell unterstützt von Fachstudenten oder anderen Hilfskräften. Dazu
kommt die Initiierung, fachliche Begleitung bzw. Publikation verschiedener externer Spezialbearbeitungen und universitärer Abschlussarbeiten, welche den Forschungsstand zur
frühneuzeitlichen Sachkultur Wittenbergs zukünftig ebenfalls deutlich erweitern werden1.
Der Verfasser stellt in vorliegendem Beitrag nach einer
kurzen Übersicht über das Gesamtmaterial in drei kleinen
1 Einige dieser Arbeiten wurden auf der diesem
Band zugrunde liegenden Tagung zur Lutherarchäologie 2012 vorgestellt und sind hier
publiziert. Vgl. die Beiträge von N. Eichhorn,
N. Holesch und D. Berger/S. Stieme.
Gesamtmaterial
Der Großteil der frühneuzeitlichen Funde aus Wittenberg
besteht aus Gefäß- und Ofenkeramik, es gehören jedoch auch
Metall, Knochen und in sehr geringem Maße Glas und organische Materialien wie Holz oder Leder zum Fundspektrum.
Diese Mengenverteilung stellt selbstverständlich nicht die
historische Realität dar, sondern unterliegt den unterschiedlichen Erhaltungsbedingungen im Boden, welche organische
Materialien sowie Metalle besonders stark dezimieren. Außerdem erscheinen Materialien wie Metall oder Glas, die
besonders wertvoll waren bzw. sich leicht recyceln ließen,
auch dadurch seltener im Fundbild. Keramik findet hingegen nach dem Zerbrechen nur in Einzelfällen eine Zweitverwendung und überdauert im Boden unbeschadet lange Zeiträume, weshalb sie im Fundbild überdimensioniert auftritt.
Für unser Projekt stellt gerade das Rekonstruieren der meist
stark zerscherbten Gefäße und Kacheln aus den Wittenberger Ausgrabungen einen zwar aufwendigen, aber für jede
weiterführende Auswertung unabdingbaren Arbeitsschritt
dar. Ein Teil der Objekte muss vor einer weiteren Untersuchung in restauratorische Obhut gegeben werden2.
Aufgrund der Menge des lutherzeitlichen Fundguts der
Stadt Wittenberg und in Abstimmung mit den bereits genannten parallelen Auswertungen inner- und außerhalb des
LDA muss das Projekt »Lutherarchäologie« unweigerlich
Schwerpunkte setzen. Vor allem stehen Metallfunde wie
Münzen, Waffen, Werkzeuge, Buchbeschläge, Kleidungsaccessoires und Schmuck im besonderen Fokus der Auswertung – nicht zuletzt wegen des zur Verfügung stehenden
Restaurierungspotentials, welches besonders bei der arbeitsintensiven Behandlung von Metallfunden nötig ist. Hier erhoffen wir uns neue Aussagen zum frühen Druckereiwesen
der Stadt, zu Handelsbeziehungen und lokalem Handwerk
im lutherzeitlichen Wittenberg. Von besonderem Interesse
sind ebenfalls Importwaren, beinerne Artefakte, keramische
Sonderobjekte und spezielle Geschirrkeramikarten. In einem
späteren Stadium der Fundaufnahme werden weitere Analysen zur topografischen, chronologischen und sozialen Verteilung bestimmter Objektgruppen im Stadtbild erfolgen.
Mit der Funderfassung wird Basisarbeit geleistet, die auch
eine komfortable Grundlage für dem Projekt »Lutherarchäo-
2 Vgl. den Beitrag von M. Jung in diesem Band.
FORSCHUNGSBERICHTE DES LANDESMUSEUMS FÜR VORGESCHICHTE HALLE · BAND 4 · 2014
178
R A L F K L U T T I G - A LT M A N N
a
b
Abb. 1a und b Petruskachel aus der Serie der Apostel aus dem Lutherhaus,
Collegienstr. 54, in Wittenberg. Grün glasierte Irdenware, Höhe 29,1 cm. 1a
Gesamtansicht, 1b Detail.
logie« möglicherweise nachfolgende Auswertungen legt.
Wittenberg dürfte mit der kontinuierlichen Funderfassung
schon jetzt die in dieser Hinsicht besterforschte Stadt Mitteldeutschlands sein3. Die folgende Betrachtung einzelner
Fundgruppen steht zum jetzigen Zeitpunkt dessen ungeachtet unter dem Vorzeichen einer noch nicht abgeschlossenen
Funddurchsicht; quantitativ begründete Aussagen haben
das zu berücksichtigen.
Exkurs 1: Schloss und Schlüssel
Metallobjekte sind, wie schon erwähnt, wegen einer permanenten Wiederverwertung und durch eine schnelle Korrosion im Boden recht seltene Funde. Neben dem alltäglichen
Verlieren von Metallgegenständen konservierten in Wittenberg vor allem katastrophale Ereignisse wie der Dreißigjäh-
3 Stellvertretend für alle Mitarbeiter des LDA, die
in irgendeiner Weise und oft im Hintergrund
an dieser Fundaufarbeitung beteiligt sind,
möchte ich Roman Mischker, dem Leiter der
Sammlung, und seinen Kollegen einen herzli-
rige Krieg oder die Beschießung 1760 im Siebenjährigen
Krieg Metallobjekte in Schuttschichten. Derartige Funde
gibt es hier jedoch nicht nur aus dem Verbraucherkontext –
seit dem Mittelalter lässt sich innerhalb der Stadt auch ein
leistungsfähiges Metallgewerbe nachweisen. Hinweise darauf finden wir vor allem in der östlichen Stadthälfte, konzentriert am östlichen Altstadtausgang beiderseits der Collegienstraße. Neben einzelnen metallurgischen Ofenresten
sind es typische Werkzeuge, Halbfabrikate bzw. Ausschuss
und Metallschlacken, an denen man Eisen- oder Buntmetallverarbeitung an bestimmten Plätzen der Stadt identifizieren
kann (Kluttig-Altmann 2013, 40 Abb. 48).
Aus der Vielfalt der Metallfunde sollen heute Schlüssel
und Schlösser im Fokus stehen. Schlüssel sind nicht nur das
Attribut des himmlischen Türstehers Petrus, wie wir auf einer Kachel der Spätrenaissance aus dem Lutherhaus sehen
können (Abb. 1), sondern in Spätmittelalter und früher
Neuzeit auch ein typischer Burg- und Stadtfund. An diesen
Plätzen gab es eine höhere Dichte von materiellem Besitz,
komplexe Rechtsbereiche und deswegen viel abzuschließen.
Als historischer Hintergrund sollen uns an dieser Stelle
die Hinweise auf Schlüssel und Schlösser aus den Abrechnungen des Wittenberger Schlosses zwischen den 1460er
und 1530er Jahren dienen4. Fast in jeder Jahresabrechnung
des Wittenberger Kurfürstlichen Amtes tauchen Schlüsselangelegenheiten auf – es müssen Schlösser repariert, verändert oder neu angebracht werden, es müssen verlorene und
zerbrochene Schlüssel in hohen Stückzahlen ersetzt oder
Zweitschlüssel angefertigt werden. Der dafür verantwortliche Kleinschmied war in dieser Hinsicht stets gut beschäftigt.
Ein in Frage kommender Handwerker ist zum Beispiel
der Kleinschmied Jacuf Lehmann, der ca. 1518–1541 für das
Schloss arbeitete. Er hatte seine Werkstatt nahe dem Schloss
auf dem Grundstück Coswiger Viertel 14, der heutigen
chen Dank für die allzeit freundliche
und engagierte Unterstützung sagen.
4 Ich danke meinen Kollegen Thomas Lang und
Anke Neugebauer aus dem Forschungsprojekt
»Ernestinisches Wittenberg« der LEUCOREA
Wittenberg sehr herzlich, dass sie mich auf diese Quellen aufmerksam machten und mich an
ihren aktuellen Forschungen teilhaben ließen.
Siehe weiterführend auch Neugebauer 2013.
FORSCHUNGSBERICHTE DES LANDESMUSEUMS FÜR VORGESCHICHTE HALLE · BAND 4 · 2014
A U F B R E I T E R B A S I S – F U N D A N A LY S E N A U S W I T T E N B E R G
Abb. 2 Schaffer Ott aus dem Hausbuch der Mendelschen
Zwölfbrüderstiftung, 1443.
Abb. 3 Schlosser Ulrich Friederich aus dem Hausbuch der Mendelschen
Zwölfbrüderstiftung, 1651.
Schlossstr. 95. Die Hinterhofbereiche waren in der damaligen Zeit anscheinend nicht voneinander abgegrenzt, wie der
älteste bekannte Wittenberger Stadtplan von 1623 zeigt6.
Deshalb können sich unter den 2009 auf der benachbarten
Schlossstr. 10 ausgegrabenen, eindrucksvollen Ofenstrukturen durchaus Reste dieser Werkstatt befinden, deren Interpretation auf rein archäologische Weise allerdings nicht zu
konkreten Ergebnissen führte7. Zwei vermutlich spätmittelalterliche, Ost-West orientierte Öfen aus in Lehm gesetzten
Feldsteinen, die man wahrscheinlich nacheinander in Betrieb
hatte, ließen sich aufgrund des rudimentären Erhaltungszustandes und ohne Beifunde funktional nicht näher ansprechen. Daneben gab es noch zwei aus Ziegeln gemauerte Öfen
nord-südlicher Ausrichtung aus dem 16./17. Jahrhundert,
welche mangels typischer Funde ebenfalls nicht mit einer
konkreten handwerklichen Tätigkeit in Verbindung zu bringen waren (s. ausführlich Kluttig-Altmann 2013, 45 Abb. 62).
Abgeschlossen – um auf die o. g. Abrechnungen zurückzukommen – hat man im Wittenberger Schloss so ziemlich
alles, was vorstellbar ist: nicht nur die Silberkammer, die Wagenställe, die Schneiderei, den Bierkeller, den »eppel keller«,
das Backhaus, das Kornhaus, das Hühnerhaus, das Schweinehaus oder die Fleischkammer, den Fischkasten und den Kasten mit den Betttüchern, sondern auch die Orgel und den
Wendelstein in der Schlosskirche, den Weinberg, das heimliche Gemach und sogar den Fischteich. Man denkt auch an
Details und verschließt im Schlachthaus die Hintertür. Für
das Frauenzimmer werden 1508 gleich vier Schlösser mit
jeweils drei Schlüsseln hergestellt. Und man verschließt in
logischer Konsequenz letztlich das »Schränklein, darin die
Schlüssel hängen«8.
Erhält die Liberei (Bücherei) im Schloss 1536 gleich drei
Riegel, weil man das in ihr verwahrte Wissen vor unbefugtem Zugriff schützen will? Nein, der besondere Schutz liegt
eher daran, »do itzo auch pülvür hierin gesezet wordenn«9.
Man hat die um 1512 von Spalatin eingerichtete Bibliothek,
welche sich zunächst im Schlosskirchendach zwischen Taubenschlag und Uhr befand, nicht nur als Lagerort für geistige, sondern später auch reale Munition verwendet. Bei Umbaumaßnahmen 1534 hatte man den Buchbestand bereits
an einen »bequemen ort in unsern schlos zu Wittenberg als
in der großen Hofstube« verlegt – in die obere Hofstube im
Südflügel des Schlosses (Neugebauer 2013, 320 Anm. 75).
Historische Schlüssel sind forschungsgeschichtlich bisher
hauptsächlich ein Gegenstand der Kunstgeschichte, vorrangig als Prunkschlüssel, wie sie im archäologischen Fundkontext kaum auftreten. Über einfache Gebrauchsschlüssel
wissen wir noch nicht sehr viel, trotzdem lassen sich zumindest einfache funktionale und chronologische Unterschiede
ausmachen10. Lange Schlüssel mit einem massiven Schaft
(auch Dorn oder Halm genannt) waren eher für beidseitig
zu benutzende Schlösser an Türen und Toren gedacht. Kurze
5 Freundlicher Hinweis von Thomas Lang
(Leipzig).
6 Lück u. a. 2011, Plan 1. Die östlich des Schlosses
auf der Südseite der Collegienstraße gelegenen
Grundstücke Coswiger Viertel 13, 14 und 15
haben einen gemeinsamen Hinterhofbereich.
7 Ausgrabung A-2930, Leitung Holger Rode.
8 ThHStAW, EGA, Reg. Bb 2774, fol. 45v.
9 Ausgabe für die Gebäude des Schlosses 1536
(ThHStAW, EGA, Reg. Bb 2813, fol. 81r).
FORSCHUNGSBERICHTE DES LANDESMUSEUMS FÜR VORGESCHICHTE HALLE · BAND 4 · 2014
10 Vergleiche dazu die reich illustrierten Übersichtswerke Brunner 1988 und Mandel 1993
sowie Lungershausen 2004, 81–87.
179
180
R A L F K L U T T I G - A LT M A N N
Schlüssel mit hohlem Schaft dienten dagegen meist für einseitige Schlösser an Möbeln und Truhen, zum Beispiel am
»Kleiderkasten«. Spätmittelalterliche Schlüssel besitzen im
Allgemeinen noch kein Gesenk bzw. Bund (eine Verstärkung
des Schaftes am Ansatz des Griffes) und meist einen rautenförmigen oder (fast) runden Griff (auch Reide oder Ring
genannt) (vgl. Abb. 4a und b; 5a und b). Schlüssel mit Gesenk und herzförmigem Griff (wobei sich vom Schaft her
eine Spitze in den Griff ausbildet) sind entsprechend jünger
(vgl. Abb. 6). Der Querschnitt des Bartes ist bei spätmittelalterlichen Formen einfach rechteckig, während jüngere Bärte
ab dem 16. Jahrhundert unten eine geschwungene Verbreiterung erfahren können. Ab dem 18. Jahrhundert sind Schlüsselbärte dann so profiliert, wie wir es noch aus der jüngsten
Vergangenheit kennen.
Diese grobe Typologie kann zumindest bei der ersten
Einordnung von Funden helfen. Dabei sollen die mögliche
Langlebigkeit mancher Schlüssel bzw. typologischer Eigenheiten nicht aus den Augen verloren werden. So benutzt der
Diener11 Ott (kein Nachname überliefert) der Nürnberger
Zwölfbrüderstiftung 1443 schon einen recht modern anmutenden Schlüssel mit Reide und leicht herzförmigem Griff
zum Verschließen eines Vorratsschrankes (Abb. 2), während
der Schlosser Ulrich Friederich 1651, also mehr als 200 Jahre
später, noch formal ähnliche Schlüssel herzustellen scheint,
die lediglich Abweichungen in der Bartgestaltung erkennen
lassen (Abb. 3)12.
Vom Material und der Herstellungsart her können Schlüssel sehr unterschiedlich sein. Bei einfachen Gebrauchsschlüsseln handelt es sich um meist gegossene, manchmal
beschichtete Buntmetallschlüssel oder massiv geschmiedete
Eisenschlüssel. Es gibt auch aus Blech hergestellte Schlüssel. Das ist deutlich material- und gewichtssparender und
erscheint sinnvoll, wenn man sich die auf historischen Abbildungen sichtbaren, umfangreichen Schlüsselbunde von
Hof- und Kellermeistern oder anderen Funktionsträgern
vergegenwärtigt. Blechschlüssel sind deshalb ein durchaus
überregionales Phänomen.
In Wittenberg können wir schon mit den bisherigen Funden die genannten Herstellungsarten und einige weitere Details veranschaulichen. Die Funddatenbank verzeichnet zum
jetzigen Zeitpunkt mindestens acht metallene Schlüssel von
sieben verschiedenen Parzellen der Wittenberger Altstadt, von
denen ein Teil in das 16. Jahrhundert gehören kann13. Weitere
mögliche Schlüssel sind im unrestaurierten Zustand oder bei
nur partieller Erhaltung (noch) nicht näher ansprechbar. Aus
der Schlosshofgrabung 2011 liegen ebenfalls Schlüssel als
Fund vor, u. a. ein um 1400 zu datierendes Exemplar, jedoch
lässt der Aufarbeitungsstand noch keine abschließenden
Angaben zu14.
11 Auch als Schaffer bezeichnet. http://nuernberger-hausbuecher.de/75-Amb-2-317-65-r/data;
letzter Zugriff am 12.11.2012.
12 http://nuernberger-hausbuecher.de/
75-Amb-2-317b-127-v/data; letzter Zugriff
am 12.11.2012.
Zwei sehr gut erhaltene Eisenschlüssel, einer aus dem Vorschloss Schlossstr. 14/15 und einer aus der Marstallstr. 13a,
sind spätmittelalterlich (Abb. 4a und b; 5a und b). Die vollen (nicht hohlen) Dorne zeigen keine Überlänge, wie es bei
Schlüsseln dieser Zeit oft üblich ist, sondern schließen mit
dem Bart ab, der besonders bei dem kleineren, nur 6 cm langen Exemplar aus dem Vorschloss eine hohe Komplexität
zeigt. Der sichtbar anders gestaltete und jüngere Schlüssel
aus Eisen (Abb. 6) aus dem Erdgeschoss des Lutherhauses15
findet seine nahezu exakte Entsprechung auf der bereits erwähnten Petruskachel aus einer Apostelserie des späten 16./
frühen 17. Jahrhunderts (vgl. Abb. 1).
Drei Eisenschlüssel von der Collegienstr. 58/59 sind noch
nicht näher datiert, zeigen jedoch interessante technologische Details (Abb. 4c – e; 5c – e). Ein Schlüssel besteht aus
einem einzigen Eisenstab, der vom Griff ausgehend den doppelten Schaft bildet, welcher am Griffansatz von einem kupfernen Ring zusammengehalten wird. Anders entstanden ist
einer der o. g. Blechschlüssel – hier wurde ein Eisenstab, der
den runden Griff bildet, teilweise flach ausgeschmiedet und
bildet den hohlen Schaft sowie den flachen Bart. Das kantige
Ende wurde in den so entstandenen Hohlschaft gesteckt16.
Der Schlüsselbart ist hier sehr simpel gestaltet.
Schlösser sind archäologisch ein noch seltenerer Fund als
Schlüssel. Die Funddurchsicht ergab bisher zwei Schlösser in
Wittenberg – am Lutherhaus und in der Collegienstraße 32.
Es handelt sich in beiden Fällen um ehemals fest montierte
Schlösser (keine Vorhängeschlösser o. ä.). Das Exemplar von
der Collegienstr. 32 ist sehr gut erhalten (vgl. Abb. 9 und 10
im Beitrag von M. Jung in diesem Band). Es handelt sich um
ein halbovales Einsatzschloss, aufgrund seiner geringen Größe wahrscheinlich für eine Truhe oder einen Schrank, mit
einem verhältnismäßig kleinen Zungenansatz. Seine Vorderseite ist mit einer netzartigen Gravur versehen. Dieses
Schloss lässt sich nur grob in das Spätmittelalter bzw. die
frühe Neuzeit einordnen, wobei eine sehr lange Lebensdauer
von Objekten wie Truhen oder die Wiederverwendung von
Schlössern in neuen Möbeln zu berücksichtigen ist17. Das andere Schloss(-fragment) aus dem Lutherhaus zeigt erheblich
größere Ausmaße und einen kräftigen Riegelmechanismus,
kann im unrestaurierten Zustand jedoch vorerst nicht näher
angesprochen werden.
Die historischen Abrechnungen aus dem Wittenberger
Schloss der 1460er bis 1530er Jahre unterscheiden zwischen
»Blechschlössern«, »starken Schlössern« (ggf. mit mehreren Riegeln), »Blindschlössern«18, »zweifachen Schlössern«,
»Mahlschlössern« und »Bogenschlössern« (Vorhängeschloss?). Es ist zu hoffen, dass diese Typen mit weiteren
Funden zukünftig noch besser materiell illustriert werden
können.
13 Im Zusammenhang mit dem Projekt »Lutherarchäologie« soll hier auf parallele Funde in
Mansfeld verwiesen werden: Schlenker 2007,
100 Abb. 94 und 102 Abb. 96.
14 Ausgrabung A-3500. Freundlicher Hinweis der
Grabungsleiterin Johanna Reetz.
15 Derselbe Schlüssel wurde bereits, allerdings
noch unrestauriert, abgebildet bei Meller 2008,
240 f. Katnr. E 12 und Stephan 2008, 25 Abb. 15.
16 Die Herstellungstechnik wird schematisch dargestellt bei Lungershausen 2004, 82 Abb. 32.
17 Ein herzlicher Dank an Stefan Krabath/Landesamt für Archäologie Sachsen, für Hilfe bei
der Ansprache.
18 Schloss ohne Kasten oder Bedeckung mit einer
Riegelvorrichtung, welches ohne Schlüssel
zu bedienen ist. Freundlicher Hinweis Anke
Neugebauer (Halle/Saale).
FORSCHUNGSBERICHTE DES LANDESMUSEUMS FÜR VORGESCHICHTE HALLE · BAND 4 · 2014
A U F B R E I T E R B A S I S – F U N D A N A LY S E N A U S W I T T E N B E R G
Abb. 4a und 5a Eisenschlüssel von der Schlossstr.
14/15 (Vorschloss) in Wittenberg. Länge 6 cm.
4a
5a
Abb. 4b und 5b Eisenschlüssel von der Marstallstr. 13a in Wittenberg.
Erhaltene Länge 10,7 cm.
4b
5b
Abb. 4c und 5c Schlüssel
aus verkupfertem Eisenblech aus der Collegienstr. 58/59 in Wittenberg.
Erhaltene Länge 6,5 cm.
4c
5c
Abb. 4d und 5d Eisenschlüssel mit Kupferring
aus der Collegienstr. 58/59
in Wittenberg. Erhaltene
Länge 7,6 cm.
4d
5d
Abb. 4e und 5e Schlüssel
aus einem einzigen,
teilweise zu einem Blech
ausgeschmiedeten Eisendorn aus der Collegienstr.
58/59 in Wittenberg. Griff
und Bart sind rechtwinklig
zueinander verdreht. Länge
10,7 cm.
4e
5e
Abb. 6 Eisenschlüssel aus dem Lutherhaus,
Collegienstr. 54, in Wittenberg. Länge 11,5 cm.
FORSCHUNGSBERICHTE DES LANDESMUSEUMS FÜR VORGESCHICHTE HALLE · BAND 4 · 2014
181
182
R A L F K L U T T I G - A LT M A N N
a
b
c
Abb. 7a–c Wärmerohr aus innen grün glasierter Irdenware vom Schlossplatz 5 in Wittenberg.
Außen großflächige Glasurverläufe. Ein Rand als
verdickter Lippenrand ausgeformt, der andere
innen angeschrägt (beschnitten). Länge 54 cm,
Durchmesser 15,5–16 cm.
Exkurs 2: funktionale Ofenkeramik
Welch großes kulturgeschichtliches Aussagepotential die
Bildprogramme von Reliefkacheln besitzen, muss an dieser
Stelle nicht ein weiteres Mal betont werden. Ein Ofen besitzt
jedoch noch mehr spannende Bauteile, deren Aussagewert weniger im dekorativen, dafür eher im funktional-technischen
Bereich liegt. Dazu gehören beidseitig offene Wärmeröhren
sowie verschließbare Backrohre und Warmwasserbehälter.
Im Folgenden sollen einige dieser Formen, welche sich im
Wittenberger Fundbild niederschlagen, vorgestellt werden.
Sie verdeutlichen, dass man mit einem Kachelofen mehr tun
konnte bzw. kann als nur Raumtemperaturen erhöhen. Jene
interessanten Objekte sind als archäologische Funde kaum
publiziert und eher aus der Volkskunde bekannt, obwohl sie
durchaus in frühneuzeitlichem Fundmaterial vorkommen.
Diese Forschungssituation wird zu einem gewissen Anteil
hausgemacht sein, da die Objekte im fragmentierten Zustand schwer erkennbar sind. Am ehesten fallen noch der
typische Einschub-Rand, die abgerundeten Seitenkanten des
Korpus und die allgemein grobe Fertigung der Gefäße auf
(s. u.). Ein von Albrecht Dürer gestaltetes Wappen zeigt uns
schon um 1490/1494 eine Ofendarstellung mit Wassergefäß
und einer weiteren Sonderform, evtl. einem Backrohr (Roth
Heege 2012, 154 Abb. 250). Auch Ofenmodelle bzw. Miniaturöfen können eine gute Quelle dafür sein, wann und wo
diese Formen Verwendung fanden und wie man sie in den
Ofenbau integrierte19.
In Wittenberg gibt es aus archäologischem Kontext gleich
mehrere fast vollständig erhaltene Exemplare dieser Sonder-
keramiken sowie einzelne Nachweise der Ränder und Fragmente anderer, bisher noch nicht näher ansprechbarer Ofensonderkeramik. Hier eröffnet sich also die Möglichkeit, mehr
über die Funktionsweise frühneuzeitlicher Heiztechnik und
Wohnkultur zu erfahren.
Wärmeröhren
Bis in die Gegenwart gehören Wärmeröhren zur Ausstattung mancher Kachelöfen, welche horizontal in den Ofen(-oberbau) eingesetzt werden. In sie können Speisen zum
Garen oder Warmhalten eingestellt werden, ebenso Behälter
mit zu erwärmendem Wasser. Außerdem vergrößern diese
Röhren die Ofenoberfläche und tragen so zu effizienterem
Heizen bei. Wärmeröhren sind ihrem Einsatz folgend nur
auf der unglasierten Außenseite verrußt, wo sie Kontakt
zum Ofeninnenraum bekamen. Die Innenwandung ist als
»Schauseite« manchmal glasiert20.
Ein fast vollständiges Exemplar vom Schlossplatz 5 besitzt einen Durchmesser von ca. 16 cm und ist 54 cm lang
(Abb. 7a–c). Durch seine Länge ist die Tiefe des Ofenoberbaus, in den es eingesetzt war, zu rekonstruieren. Die Röhre
mit abgerundet viereckigem Querschnitt trägt innen eine
grüne Glasur, die möglicherweise der Ofenfarbe entsprach.
Einzelne längsparallele Kratzer auf der Innenglasur lassen
auf das oben geschilderte Einschieben von Gefäßen schließen. Bereits bei der Herstellung entstand an einem Ende der
Ofenröhre ein ca. 15 cm langer Riss, der möglicherweise später zum Zerbrechen der Röhre führte.
FORSCHUNGSBERICHTE DES LANDESMUSEUMS FÜR VORGESCHICHTE HALLE · BAND 4 · 2014
A U F B R E I T E R B A S I S – F U N D A N A LY S E N A U S W I T T E N B E R G
Abb. 8 Komplett erhaltenes Backrohr aus Grammelsbrunn bei Dingolfing,
19. Jahrhundert.
Backrohre und Wasserbehälter
Backrohre sehen ähnlich aus wie Wärmeröhren und werden
ebenfalls horizontal in den Ofen eingesetzt. Sie besitzen jedoch einen Boden (»hinten«) und am vorderen Ende einen
an drei von vier Seiten innen doppelt profilierten Rand, in
welchen man einen flachen Deckel einschieben kann, der
von seiner Größe her der abgerundet quadratischen Rohrmündung entspricht und diese abdichtet. Dadurch kann im
Inneren eine höhere Temperatur entstehen. Vollständig erhaltene Vergleichsbeispiele von aus dem Ofenverbund gelösten Backrohren stammen u. a. aus Grammelsbrunn bei Dingolfing21 (Abb. 8), Straubing22 und Passau23 in Niederbayern24
sowie Leipzig in Sachsen25. Die Einbausituation kann man
entweder auf den o. g. Ofenmodellen oder an in musealem
Kontext erhaltenen Öfen sehen (Abb. 9).
Nachweise der quadratischen Flachdeckel sind ebenfalls
selten, da sie im fragmentierten Zustand ähnlich schwer zu
identifizieren sind wie die Röhren, zu denen sie gehören.
Manchmal ist die Oberseite der Deckel ritzverziert, und ihre
Randkante – meist in lederhartem Zustand vor dem Brand
– mit dem Messer nachbearbeitet. In Wittenberg konnten
noch keine Fragmente dieser Deckel registriert werden.
Wasserbehälter können im mitteldeutschen Fundraum
ähnlich gestaltet sein wie Backrohre, sie besitzen ebenfalls
einen Boden und möglicherweise eine für einen Einschubdeckel geschaffene Mündung26. Diese eimer- bzw. topfähnlichen Behälter, welche in neuzeitlichen Wohnungen für eine
19 Vgl. Roth Heege 2012, 24 Abb. 6 mit
einem Ofenmodell des 18. Jahrhunderts aus
Salzburg/A sowie verschiedene Exemplare,
z. B. aus dem 19. Jahrhundert, im Depot des
Germanischen Nationalmuseums Nürnberg.
20 Vgl. ein fast komplett erhaltenes, 62,5 cm
langes Exemplar mit verbrannter Innenglasur
von der Petersstr. 28 in Leipzig bei Kluttig-Altmann 2006, 330, 381 u. Taf. 43, Katnr. 104.4.
21 Eine andere Abbildung desselben Stückes aus
dem 19. Jahrhundert findet sich bei Grasmann
(2010, 346 Abb. 356), wo es auch archivalische
Abb. 9 Ofen aus der Zeit um 1800 im Krahulez-Museum Eggenburg/A
mit Backfach und gut erkennbarem Einschubrand. Freundlicher Hinweis
zur Datierung von H.-G. Stephan (Halle/Saale).
Art Warmwasseranschluss sorgten, wurden vertikal etwa
zur Hälfte in den Ofenunterbau eingepasst bzw. an ihn angesetzt. Im Gegensatz zu den eher zylindrischen Backrohren
sind Warmwasserbehälter leicht konisch geformt. Volkskundliche Vergleiche aus der Lausitz oder Oberfranken zeigen, dass sie auch großen bauchigen Töpfen ähneln können
(Abb. 10 und 11).
Beide Formen, die im Einzelfall schwer zu unterscheiden
sein können, treten in Wittenberg komplett unglasiert auf.
Ihre Außenwandung ist dort, wo sie Kontakt mit der Ofenatmosphäre hatte, verrußt – dies betrifft bei Backrohren mehr
oder weniger die gesamte Außenfläche, bei halb in den Ofen
eingesetzten Wasserbehältern natürlich nur die ofeninnere
Seite. Als Backrohr ist vermutlich ein nahezu vollständig
erhaltenes Exemplar aus dem Lutherhaus anzusprechen
(Abb. 12). Es ist 45 cm lang und erweitert sich von einem
Bodendurchmesser von 20 cm bis zum viereckig ausgezogenen Rand nur geringfügig auf ca. 23,5 cm. Die Außenseite
Hinweise gibt, welche die Produktion derartiger Formen (»Ofen Rörn« und »Rern sambt
dem Schub«) für das späte 17. und frühe
18. Jahrhundert belegen.
22 Aus dem reichen Fundmaterial einer Töpferei
um 1600 in Straubing sind mehrere Backrohre
und Deckel bekannt: Endres 1986, 55 Katnr.
392 u. Taf. 5; Endres 2005, 72 Abb. 12.
23 Böhmer 2006, 272 Abb. 317–319.
24 Abbildungen und Beschreibungen der
niederbayerischen Exemplare finden sich bei
Kaltenberger 2009, 747 Abb. 562–564.
FORSCHUNGSBERICHTE DES LANDESMUSEUMS FÜR VORGESCHICHTE HALLE · BAND 4 · 2014
25 Vgl. Fragmente vom Augustusplatz Leipzig
bei Kluttig-Altmann 2006, 331, 368 f. u. Taf. 6,
Katnr. 505.1 (hier wohl falsch als Ofenröhre
angesprochen). Vgl. auch die Definition der
Ofengefäße und weitere Abbildungen bei Roth
Heege 2012, 314 f.
26 Vgl. ein ca. 37 cm hohes Exemplar vom Augustusplatz Leipzig bei Kluttig-Altmann 2006,
331 f. u. Taf. 26, Katnr. 3013.1.
183
184
R A L F K L U T T I G - A LT M A N N
Abb. 10 Boxberg-Sprey (Kr. Weißwasser).
Wohnraum in einer sorbischen Heidekate, Lehmkachelofen mit zwei Warmwasserbehältern.
Aufnahme von 1936.
ist allseitig verrußt, und vermutlich durch Wandungsrisse ist
Ruß auch auf die Innenseite gelangt. Ein ungelöstes Rätsel
ist hier, dass der Einschubrand keine komplett offene Seite
besitzt, wie trotz des unvollständigen Erhaltungszustandes
offenbar wird, in ihn also kein Flachdeckel eingeschoben
werden konnte.
Vom Schlossplatz 5 stammt ein ähnlich großes Gefäß,
welches jedoch deutlich konischer gestaltet ist und deshalb wahrscheinlich ein Wasserbehälter war (Abb. 13).
Es ist 63 cm lang, sein runder Boden misst ca. 28,5 cm im
Durchmesser und die viereckig ausgezogene Mündung mit
Einschubrand 35,5 cm. Es zeigt im Innenraum schwache
Rußspuren und auf der Hälfte der Außenseite, »hinten« und
an den Seiten. Ein halber Einbau in den Ofen nach Art der
Wasserbehälter wäre demnach denkbar.
Von weiteren Parzellen – der Schlossstr. 1, der Collegienstr. 58/59, der Fleischerstr. 4b und der Coswiger Str. 32
– stammen typische Fragmente von Backrohren oder Wasserbehältern. Meist handelt es sich um Teile des Doppelrandes. Ein Randfragment von der Coswiger Str. 32 trägt eine
einfache Ritzung, etwa deutbar als »VIW«, auf der Oberseite
(Abb. 14a–c).
Der Ansatz eines rundgedrehten Sondergefäßes mit durch
eine Platte halb abgedeckter Mündung stammt von der Marstallstr. 13a, der erhaltene Teil seiner Außenseite trägt starke
Rußspuren. Hier handelt es sich sicher um ein Wassergefäß,
dessen in den Ofen hineinreichender Teil der Mündung somit abgedeckt war, während der vordere Teil zum Schöpfen
offenstand (Abb. 15a–d).
Unter den zahlreichen und vielfältigen Lieferungen keramischer Produkte, die das Wittenberger Schloss ab der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts aus Schmiedeberg erhält
27 Ausgaben für den Küchenvorrat: vier Einträge
über 1150 Stockfische, 20 Stücke Salz aus
Halle, 51 Beckenschüsseln und 0,5 Ofentopf
aus Schmiedeberg (ThHStAW, EGA, Reg. Bb
(s. u.), ist regelmäßig auch von der Neuanschaffung eines
(halben) »Ofentopfes« die Rede27. Möglicherweise handelt es
sich dabei um einen Wasserspeicher oder ein anderes Ofensondergefäß aus dem eben geschilderten Formenspektrum.
Direkte Vergleichsfunde konnten im Töpfereiabwurf aus
Schmiedeberg bisher nicht identifiziert werden.
Abb. 11 Stubenofen aus Tschirn im Frankenwald in Bayern mit Backrohr
(rechts) und zwei eingebauten Wassergefäßen. Im kleineren Behälter wurden der Überlieferung nach Klöße gekocht. Aufnahme vor 1970.
2723, fol. 12r). »21 gr 3 d für 1 Ofentopf zu
Schmiedeberg bezahlt« (ThHStAW, EGA, Reg.
Bb 2735 fol. 17r).
FORSCHUNGSBERICHTE DES LANDESMUSEUMS FÜR VORGESCHICHTE HALLE · BAND 4 · 2014
A U F B R E I T E R B A S I S – F U N D A N A LY S E N A U S W I T T E N B E R G
a
b
Abb. 12a und b Backrohr (?) aus unglasierter heller Irdenware aus dem Lutherhaus, Collegienstr. 54 in Wittenberg. Höhe 45 cm.
a
b
Abb. 13a und b Wasserspeicher (?) eines Ofens aus unglasierter heller Irdenware vom Schlossplatz 5 in Wittenberg.
Höhe 63 cm, Bodendurchmesser 28,5 cm, Randdurchmesser 35,5 cm.
FORSCHUNGSBERICHTE DES LANDESMUSEUMS FÜR VORGESCHICHTE HALLE · BAND 4 · 2014
185
186
R A L F K L U T T I G - A LT M A N N
a
c
b
Abb. 14a–c Fragment eines Ofengefäßes aus unglasierter heller Irdenware
mit Ritzung auf der Randoberseite. Coswiger Str. 32 in Wittenberg.
Erhaltene Breite 11 cm.
a
b
c
d
Abb. 15a–d Fragment eines Ofengefäßes aus unglasierter heller Irdenware
mit Teilabdeckung der Öffnung (in den Ofen eingebaute Gefäßhälfte) von
der Marstallstr. 13a. Mündungsdurchmesser ca. 23 cm.
FORSCHUNGSBERICHTE DES LANDESMUSEUMS FÜR VORGESCHICHTE HALLE · BAND 4 · 2014
A U F B R E I T E R B A S I S – F U N D A N A LY S E N A U S W I T T E N B E R G
Exkurs 3: Bad Schmiedeberg
Eine fundierte Auswertung der frühneuzeitlichen Sachkultur Wittenbergs benötigt eine zumindest ausschnitthafte
Einbeziehung des lokalen Umfelds, da dieses wirtschaftlich
mit der Stadt eng verflochten war. An erster Stelle zu nennen
ist hier die für keramische Produkte herausragende, amtssässige Stadt Schmiedeberg, das heutige Bad Schmiedeberg, ca.
25 km südlich von Wittenberg gelegen. Wir finden nicht nur
viele keramische Objekte in Wittenberg, deren Herkunft auf
Schmiedeberg deutet, sondern haben durch eine reiche archivalische Überlieferung zu Residenz und Stadt Wittenberg
auch die Chance, diesen Güterstrom zeitlich und lokal enger
zu differenzieren.
Besonders viele Waren aus Schmiedeberg bezog im späten 15./frühen 16. Jahrhundert die Kurfürstliche Residenz,
wie zahlreiche Aktenbelege illustrieren. Die meisten dieser
Bestellungen dürften durch den Schlossneubau jener Zeit
nötig geworden sein; sicher nicht nur aus Gründen einer besseren Qualität, sondern auch, weil die Produktionskapazitäten in Wittenberg einfach nicht ausgereicht haben werden.
An den Kurfürsten wurden, neben Baustoffen und anderen
Materialien, häufig Kacheln und Geschirre von namentlich
genannten Töpfern aus Schmiedeberg geliefert (s. u.).
Im städtischen Milieu Wittenbergs, außerhalb des Schlosses, ist das anders. Aus den Wittenberger städtischen Kämmereirechnungen wissen wir, dass die Stadt als Auftraggeber zumindest im 15. Jahrhundert nichts aus Schmiedeberg
bezog28. Hier offenbaren sich ganz deutlich unterschiedliche
Versorgungsstrategien zwischen Herrschaft und Bürgertum.
Dieses Verhältnis muss sich im Laufe des 16. Jahrhunderts
deutlich geändert haben, wie das Fundbild suggeriert. Im
16. Jahrhundert finden wir die hochwertigen, polychrom
glasierten Ofenkacheln, deren Produktion wir in Schmiedeberg verorten dürfen, auch in bürgerlichen Haushalten.
An diesen Kacheln wie anhand anderer Fundgruppen wird
noch nachzuweisen sein, dass das Repräsentationsbedürfnis größerer Haushalte – die von Wittenberger Professoren,
Bürgermeistern, Druckern und Verlegern oder eben auch der
von Martin Luther – dem des Kurfürsten nachstrebte oder
von diesem aktiv gefördert wurde. Der 1536 für Luther errichtete polychrome Ofen ist dafür ein Beispiel, welches wir
im Fundbild gut fassen konnten (Schmitt/Gutjahr 2008, 138;
Stephan 2008, 56 Abb. 65a, 67).
Die vorläufige Auswertung des Schmiedeberger Fundmaterials vom Töpferberg lässt erkennen, dass hier von der
Mitte des 14. bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts manganrot
engobiertes Steinzeug produziert wurde, zeitgleich und noch
bis ins 16. Jahrhundert rot bemalte weiße Irdenware und unglasiertes/glasiertes Gebrauchsgeschirr mit zum Teil seltenen
Formen. Besonders hervorzuheben ist eine qualitativ sehr
hochstehende Produktion spätgotischer und renaissancezeitlicher Kacheln (H. Rode, Grabungsbericht D-683, 2006).
Die bisherigen Vermutungen, welche Anteile des Wittenber-
28 Für diese Einschätzung danke ich meiner
Kollegin Antje J. Gornig aus dem Forschungsprojekt »Ernestinisches Wittenberg« der
LEUCOREA Wittenberg.
ger Fundspektrums Eigenproduktion sind und welche aus
Schmiedeberg stammen, sollen schrittweise durch den direkten Materialvergleich verifiziert werden. Zu diesem Zweck
werden im Projekt »Lutherarchäologie« die 2005–2006 ergrabenen reichen Hinterlassenschaften von Töpfereien aus
Bad Schmiedeberg zumindest partiell in die Auswertung
einbezogen29. In der Zusammenschau historischer und archäologischer Ergebnisse zur Klärung der Provenienz Wittenberger Funde entsteht momentan ein sehr differenziertes
und farbenfrohes Bild, welches vorerst in groben Umrissen
sichtbar ist, im Zuge weiterer Forschungen jedoch verfeinert
und konkretisiert werden wird. Erste Beispiele können hier
vorgestellt werden.
Fußbodenfliese
In einem Überblick über die Wittenberger Baukeramik und
Ziegeleiprodukte ist der Verfasser bereits 2011 näher auf
frühneuzeitliche Fußbodenplatten aus Wittenberg eingegangen (Kluttig-Altmann 2011, 158 f. Abb. 8 –10, 224 Abb. 8 –10).
Es gibt einfache, unglasierte Platten aus rotbrennendem Ziegelton und – schon deutlich seltener – einfarbig ocker oder
grün glasierte sowie nur eine einzige polychrom glasierte
Platte mit eingeprägtem Reliefdekor vom Grundstück Markt
4 (Abb. 16a–c)30. Alle glasierten Fußbodenplatten in Wittenberg sind aus einem weißbrennenden Ton gefertigt, was auf
einen anderen Hersteller deutet als bei den wahrscheinlich
in den Wittenberger Ziegelhütten produzierten unglasierten
Platten aus roter Zieglerware.
Die Durchsicht des Schmiedeberger Materials ergab
jetzt ein erstes Fußbodenplattenfragment, welches dem polychrom glasierten Wittenberger Stück vergleichbar ist. Die
Schmiedeberger Platte ist wohl aufgrund von Brennrissen im
Produktionsprozess als unglasierter Schrühbrand aussortiert
worden (Abb. 17a und b). Auch wenn es mit dem Wittenberger Exemplar keine genaue motivische Übereinstimmung
gibt (was aufgrund des jeweils geringen Erhaltungszustandes auch nur begrenzt beurteilt werden kann), liegen doch,
neben der weißen Scherbenfarbe, deutliche technologische
Parallelen vor: eine einheitliche Plattendicke von 3,5 cm, die
Prägung der Verzierung durch ein spezielles Model in ähnlicher Ausführung sowie der gesonderte, wenige Millimeter
starke Auftrag einer feiner gemagerten, ebenfalls weißbrennenden Tonschicht auf den Plattengrundkörper für die geprägte und glasierte Oberfläche (vgl. Abb. 16b und 17b).
Wir dürfen aufgrund dieses Vergleichs davon ausgehen,
dass der Ursprung beider Platten auf dem Schmiedeberger
Töpferberg liegt. Dazu passt eine Aktennotiz aus den Amtsrechnungen des Schlosses von 1504/1505, dass 2 ß 56 gr an
Kneypfe den Töpfer zu Schmiedeberg für 2640 (44 Schock)
»glasurthe pflaßtersteyn« zu zahlen sind, je ein Schock für
4 gr31. Es ist nicht die einzige derartige Bestellung, die im
Zuge des Schlossneubaus an Schmiedeberger Töpfer gerich-
29 Grabungen D-667/G-782 und D-683/G-802
»Töpferberg/Alte Gärtnerei«, Grabungsleitung
Holger Rode.
30 An dieser Stelle soll auf ein ähnliches Fußbodenplattenfragment aus Mansfeld, Grabung
FORSCHUNGSBERICHTE DES LANDESMUSEUMS FÜR VORGESCHICHTE HALLE · BAND 4 · 2014
Goldener Ring, hingewiesen werden;
s. den Beitrag von I. Vahlhaus, Abb. 10,
in diesem Band.
31 ThHStAW, EGA, Reg. Bb 2744, fol. 89v.
187
188
R A L F K L U T T I G - A LT M A N N
a
c
b
Abb. 16a–c Polychrom glasierte Fußbodenplatte aus heller Irdenware mit
eingeprägtem floralem Dekor und weiß, grün und ocker gefüllten Feldern
auf der stark abgetretenen Oberseite. Markt 4 in Wittenberg. Dicke 3,6 cm,
Kantenlänge nicht ermittelbar. 16b: Gut sichtbar die extra aufgebrachte,
wenige Millimeter starke Oberflächenschicht.
Kacheln
tet wird. In der bisherigen Verteilung glasierter Fußbodenplatten auf repräsentative Parzellen wie Markt 432, Schlossstr.
10 (als archäologischer Fund) sowie auf das (Vor-)Schloss (als
Fund und schriftliche Überlieferung) erschließt sich die Exklusivität dieser Art von Bodengestaltung.
32 Die in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts
den Markt 4, das Marktviertel 3, besitzenden
Bürger Johann Ritter und Christoff Schramm
sind zum Beispiel Ratsherren, Bauherren und
Kämmerer, Letzterer später noch Stadtrichter.
Freundlicher Hinweis meiner Kollegin Insa
Christiane Hennen (Wittenberg). Vgl. Hennen
2011, 142 Abb. 7; Kettner 1734, 87, 109.
33 Kluttig-Altmann 2013, 105–115. Siehe dort im
Beitrag von Thomas Lang den Überblick zu
den bisher fassbaren schriftlichen Nennungen
zu Wittenberger Töpfern im 15. und 16. Jahrhundert. Mindestens vier hiesige Töpfer –
Ein erheblicher Teil des Wittenberger Fundmaterials besteht
aus Ofenkacheln. Die Dekorvielfalt ist außerordentlich, und
fast jeder neue Fundkomplex steuert bisher unbekannte
Motive bei. Qualitative Abstufungen z. B. bei den grün glasierten Kacheln, sowohl was die verwendeten Model als
auch die Kachelausformung selbst betrifft, sind dabei augenscheinlich. Obwohl es auch in Wittenberg selbst erste Belege
für eine Kachelproduktion gibt33, liegt die Vermutung nahe,
dass nicht das gesamte dort gefundene Formenspektrum
auch vor Ort hergestellt worden ist34.
Wieder sind es zahlreiche Belege aus den Schlossrechnungen, die Kachelbestellungen u. ä. in Schmiedeberg betreffen:
Zwei Wagenknechte mit vier Pferden haben 1489 die Woche
Peter Töpfer, Nisius Topper, Clemens Schrammen und Simon Kratz – haben in den ersten
Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts für das
Schloss gearbeitet, Kacheln dorthin geliefert
und Öfen ausgebaut bzw. gewartet. Die archäologischen Nachweise für derartige Produktionen sind bisher marginal (was auch daran
liegen wird, dass die meisten der Genannten
wahrscheinlich in den Vorstädten gearbeitet
haben) und setzen bisher mit Funden aus der
Collegienstr. 58/59 erst in der ersten Hälfte
bzw. Mitte des 17. Jahrhunderts ein (KluttigAltmann 2013, 109).
34 Den ersten Vergleich eines Schrühbrandes
einer Blattnapfkachel mit Eckwappen aus Bad
Schmiedeberg mit einer fertigen Kachel aus
dem Wittenberger Lutherhaus bietet Stephan
2008, 48 Abb. 56 a/b. Siehe ausführlicher zur
aktuellen Forschungssituation zu den Wittenberger und Bad Schmiedeberger Kacheln
auch die Beiträge von H.-G. Stephan und H.
Rosmanitz in diesem Band.
FORSCHUNGSBERICHTE DES LANDESMUSEUMS FÜR VORGESCHICHTE HALLE · BAND 4 · 2014
A U F B R E I T E R B A S I S – F U N D A N A LY S E N A U S W I T T E N B E R G
a
b
Abb. 17a und b Fußbodenplatte aus heller Irdenware mit eingeprägtem floralen (?) Dekor, wahrscheinlich Schrühbrand. Die extra aufgebrachte Oberflächenschicht zeigt Brennrisse und ist z. T. abgeplatzt, was vermutlich zum Aussondern dieses Stücks vor dem Glasurbrand geführt hat. Ausgrabung
»Alte Gärtnerei« (Töpferberg) in Bad Schmiedeberg. Dicke 3,5 cm, Kantenlänge nicht ermittelbar.
nach Bartholomei (dem 24. August) zu Schmiedeberg Kacheln geholt35, ein Töpfer zu Schmiedeberg wird 1492 für
Kacheln und Bilder (»bilde«) für den Ofen in der Stube
»kegin der fisscherey« und »hoffstube« bezahlt36, Christoff
Töpfer zu Schmiedeberg liefert im Abrechnungszeitraum
1494/1495 die Menge von 211 »lange gemalte kacheln«, 49
»bilde-«, 575 »lange grune kacheln«, 30 »gemalte fuß kacheln«, 54 »gemalte sym[s]«, 300 »leysten« und 201 »slechte
fuß kachel«, aus denen man elf [!] Öfen gemacht hat, zudem
90 »kronchen«37. Drei Jahre später stellt er bereits wieder
vier neue Öfen auf38. 1503/1504 wird Kneypfe, der Töpfer
zu Schmiedeberg, für das Errichten von 14 Öfen im »Collegium«39 mit 2 ß 9 gr entlohnt40, ein Jahr später für das Aufbauen (»zcu machen«) von vier neuen Öfen in dem oberen
(»uber«) Gemach41. Kney(p)fe ist jahrlang viel beschäftigt
durch Schlossaufträge. 1509/1510 bekommt er z. B. 57 gr 3 d
für 1 ß »napfkacheln«, 3 ß »cleine gefyrte kacheln«, 30 »bilde
kacheln«, 76 »fuskachln«, »die mit anderen alden kacheln«
zu drei Öfen versetzt wurden42. Diese Aufzählungen ließen
sich nahezu beliebig fortsetzen. Man erkundigt sich seitens
der Residenz Anfang des 16. Jahrhunderts oft in Schmiedeberg »nach eym ofen macher«43 – was darauf hindeutet, dass
man unter dem Vorzeichen des Schlossneubaus in Wittenberg selbst keine ausreichende Produktionskapazität und/
oder Qualität (für bestimmte Räume/Öfen) vorfand.
Diese Beispiele schriftlicher Hinweise auf Schmiedeberg
korrespondieren mit einer großen Anzahl von Schrüh- und
Fehlbränden, wohl auch benutzten Kacheln und Modelfragmenten, die aus der Durchsicht des überwältigend reichen
35
36
37
38
39
ThHStAW, EGA, Reg. Bb 2729, fol. 35r.
ThHStAW, EGA, Reg. Bb 2731, fol. 65r.
ThHStAW, EGA, Reg. Bb 2733, fol. 82r.
ThHStAW, EGA, Reg. Bb 2736, fol. 72v.
Gemeint ist hier das »collegium Friderici«
(heute Collegienstr. 62), genauer der alte
Bau (»collegium vetus«), an dessen Stelle
Fundmaterials vom Schmiedeberger Töpferberg sichtbar
werden. Ein Beispiel einer ausnahmsweise gelb glasierten
Blattnapfkachel mit auffällig gelockten Köpfen in den Zwickeln liegt als Schrüh- und Glattbrand aus Bad Schmiedeberg
vor (Abb. 18a und b); ein ähnliches, ebenfalls gelb glasiertes
Exemplar, das motivisch jedoch nicht identisch ist, fand sich
im Cranachhof Schlossstr. 1 (Abb. 18c). Die Spannweite bei
Modeln reicht dabei von spätgotischen Nischenkacheln über
Modeln für Figurenteile (für Öfen?) bis hin zu solchen für
Blatt- und Blattnapfkacheln des 16. Jahrhunderts. Ebenso
gibt es grün und gelb glasierte (letztere sind im Fundbild
Wittenbergs sehr selten!) Topf- und Blattkacheln sowie polychrom verzierte Blattkacheln der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Zwischen den jeweiligen Funden beider Städte
– Schmiedeberg als Produzent, Wittenberg als Konsument –
ergeben sich vielfältige Anknüpfungspunkte bei Einzelmotiven, verschiedenen Szenen gleicher Kachelserien etc. Eine
konkrete Motiv-Übereinstimmung ließ sich beim jetzigen
Arbeitsstand erst bei einzelnen Objekten nachweisen, wird
aufgrund der Vielzahl der Motive und der zufälligen Fundüberlieferung jedoch auch bei fortschreitender Auswertung
sicher nur partiell möglich sein.
Irdenware und Steinzeug
Das graue, meist manganviolett engobierte oder manchmal
nur mit einer grünlichen Salzglasur bedeckte Steinzeug aus
Schmiedeberg ist im ganzen Stadtgebiet von Wittenberg als
der heutige Südflügel der LEUCOREA steht.
Freundlicher Hinweis von Anke Neugebauer
(Halle/Saale). Der Kurfürst als Einrichter der
neuen Universität finanzierte Grundstück,
Bau und Ausstattung dieses Kollegiums.
Vgl. dazu Ludwig 2011, 125 f.
FORSCHUNGSBERICHTE DES LANDESMUSEUMS FÜR VORGESCHICHTE HALLE · BAND 4 · 2014
40 ThHStAW, EGA, Reg. Bb 2742, fol. 113r.
41 ThHStAW, EGA, Reg. Bb 2744, fol. 89v.
42 ThHStAW, EGA, Reg. Bb 2754, fol. 72r.
Hier hat man gleichzeitig einen Hinweis auf
die Verwendung alter Kacheln beim Setzen
neuer Öfen.
43 Z. B. ThHStAW, EGA, Reg. Bb 2744, fol. 82v.
189
190
R A L F K L U T T I G - A LT M A N N
a
b
c
Abb. 18a–c Quadratische Blattnapfkacheln mit Köpfen als Zwickelverzierung. 18a: Schrühbrand vom Töpferberg in Bad Schmiedeberg. Breite
16,3 cm; Ausformung der Gesichter unscharf, Scherben leicht glimmerhaltig. 18b: Gelb glasiertes Stück vom Töpferberg in Bad Schmiedeberg.
Breite 15,5 cm; leichte Rußspuren auf der Rückseite. 18c: Ähnlich gestaltetes, gelb glasiertes Kachelfragment aus der Schlossstr. 1 in Wittenberg.
Breite 14,5 cm.
Fund präsent, wenn auch quantitativ verhalten und häufig
nur in kleinen Fragmenten (Abb. 19). Darüber eine detailliertere Übersicht zu geben wird an anderer Stelle der Raum
sein44. Auch Irdenwaregeschirre aus Schmiedeberg (Abb. 20)
hat es schon im 15. und 16. Jahrhundert in Wittenberg gegeben, wie zahlreiche Erwähnungen in den schriftlichen
Schlossquellen belegen (auch wenn hier im Einzelfall schwer
zwischen Steinzeug und Irdenware getrennt werden kann):
»2 gr nach Schmiedeberg und Zahna als ich um Krusen nach
Schmiedeberg und dem Vogt zu Zahna um Schüsseln geschrieben [habe]«45, »1 Tonne [Bier] den Töpfers zu Schmiedeberg, pflegt man ihnen jährlich zu geben, wenn sie Töpfe
bringen«46; ein »ofen vol topphe«, den man in Schmiedeberg
für 32 gr für den Küchenvorrat machen ließ47; oder »35 große trinckkannen, hat man czu Smedeberg [für den Kellervorrat] machen laßen«48.
44 Vgl. auch den Beitrag von N. Eichhorn
in diesem Band.
45 In der Woche nach Jacobi (ThHStAW,
EGA, Reg. Bb 2724, fol. 53v).
Der genaue Abgleich mit dem Fundmaterial Wittenbergs,
besonders außerhalb des Schlosses, steht noch aus. Bisher
scheint es so, als ob das Irdenwaregeschirr bürgerlicher
Haushalte in der Stadt vor allem von eigenen Wittenberger Töpfern geliefert worden wäre, da noch keine auffälligen typologischen Gemeinsamkeiten mit Schmiedeberg im
gleichen Zeithorizont beobachtet werden konnten und seit
dem 15. Jahrhundert auch zahlreiche schriftliche Quellen
auf ein eigenständiges Wittenberger Töpferhandwerk verweisen, welches sowohl in der ummauerten Stadt als auch
in den Vorstädten angesiedelt war49. Dies ist jedoch nur eine
vorläufige Einschätzung, die sicher schon bald konkretisiert
werden kann.
Ziel des vorliegenden Beitrages ist es, einen komprimierten Überblick zu geben über das Forschungspotenzial, welches in dieser umfassenden Aufnahme des frühneuzeitlichen
Fundmaterials Wittenbergs und Schmiedebergs liegt. Die
ausgewählten Beispiele zur tieferen Erforschung einzelner
Sachgruppen – vor allem solcher, die nicht ständig im Fokus
der Forschung stehen – geben einen Einblick in die Auswertungsschwerpunkte dieser Funde im Rahmen des Projektes
»Lutherarchäologie«. Sie sollen dazu beitragen, die reiche
materielle Kultur der Stadt Wittenberg, wie Martin Luther
sie erlebte, weiter ans Licht zu holen und dort Erkenntnisse
hinzuzugewinnen, wo die Schriftquellen schweigen.
46 ThHStAW, EGA, Reg. Bb 2725, fol. 82r.
47 ThHStAW, EGA, Reg. Bb 2728, fol. 15r.
48 ThHStAW, EGA, Reg. Bb 2735, fol. 53v.
49 Siehe ausführlicher im Beitrag von T. Lang
zum Handwerk in Wittenberg in KluttigAltmann 2013, 161 f.
FORSCHUNGSBERICHTE DES LANDESMUSEUMS FÜR VORGESCHICHTE HALLE · BAND 4 · 2014
A U F B R E I T E R B A S I S – F U N D A N A LY S E N A U S W I T T E N B E R G
Abb. 19 Kleiner Krug aus manganviolett engobiertem grauem Steinzeug
vom Töpferberg in Bad Schmiedeberg. Leichte Unregelmäßigkeiten in
Wandung und Oberfläche (partielle Anflugglasur), wahrscheinlich als Ausschuss entsorgt. Höhe 6,1 cm.
Abb. 20 Henkeltopf aus heller Irdenware vom Töpferberg in Bad Schmiedeberg. Bereits unglasiert ausgesondert, da beim Schrühbrand Boden abgeplatzt. Höhe 18,2 cm.
Literaturverzeichnis
Böhmer 2006
H. Böhmer, Die Ilzer Hafner. Schwarzgeschirr
aus Passau vom Ende des 16. bis Ende des
19. Jahrhunderts (Grafenau 2006).
Brunner 1988
J.-J. Brunner, Der Schlüssel im Wandel der Zeit
(Stuttgart 1988).
Endres 1986
W. Endres, Straubinger Keramik um 1600
– der Fundkomplex »vorm obern tor«. Vorbericht 4 (reduzierend gebrannte Schwarzware
aus Objekt 1). Jahresber. Hist. Ver. Straubing
87, 1985/1986, 45–67.
Endres 2005
W. Endres, Straubinger Renaissancekeramik.
Kat. Gäubodenmuseum Straubing 30 (Straubing 2005).
Grasmann 2010
L. Grasmann, Die Hafner auf dem Kröning und
an der Bina (Straubing 2010).
Hennen 2011
I. C. Hennen, Universität und Stadt: Einwohner, Verdichtungsprozesse, Wohnhäuser. In: H.
Lück/E. Bünz/L. Helten/D. Sack/H.-G. Stephan
(Hrsg.), Das ernestinische Wittenberg: Universität und Stadt (1486–1547). WittenbergForsch. 1 (Petersberg 2011) 135–145.
Kaltenberger 2010
A. Kaltenberger, Keramik des Mittelalters und
der Neuzeit in Oberösterreich. Stud. Kulturgesch. Oberösterreich 23 (Linz 2010).
Kettner 1734
P. G. Kettner, Historische Nachricht von dem
Raths-Collegio der Chur-Stadt Wittenberg, darinne die sämtliche Mitglieder […] vom Anfange
des 14. Seculi bis auf gegenwärtige Zeiten
[…] dargestellet […] und alte Wittenbergische
Familien, wie auch viele Merckwürdigkeiten
der Stadt […] (Wolfenbüttel 1734).
Kluttig-Altmann 2006
R. Kluttig-Altmann, Von der Drehscheibe bis
zum Scherbenhaufen. Leipziger Keramik des
14. bis 18. Jahrhunderts im Spannungsfeld
von Herstellung, Gebrauch und Entsorgung.
Veröff. Landesamt Arch. mit Landesmuseum
Vorgesch. 47 (Dresden 2006).
Kluttig-Altmann 2011
R. Kluttig-Altmann, Baukeramik aus Wittenberger Grabungen: Archäologisches Fundmaterial als interdisziplinärer Gegenstand. In: H.
Lück/E. Bünz/L. Helten/D. Sack/H.-G. Stephan
(Hrsg.), Das ernestinische Wittenberg: Universität und Stadt (1486–1547). WittenbergForsch. 1 (Petersberg 2011) 154–163.
Kluttig-Altmann 2013
R. Kluttig-Altmann, Feuergefährliches Handwerk in der Stadt – Ofenstrukturen und ihre
Begleitfunde. Mit einem Beitrag von T. Lang.
In: H. Lück/E. Bünz, L./Helten/A. Kohnle/D.
Sack/H.-G. Stephan (Hrsg.), Das ernestinische
Wittenberg: Stadt und Bewohner. WittenbergForsch. 2 (Petersberg 2013) 105–115 (Textbd.
2.1) sowie 39–45 (Bildbd. 2.2).
Lück u. a. 2011
H. Lück/E. Bünz/L. Helten/D. Sack/H.-G.
Stephan (Hrsg.), Das ernestinische Wittenberg:
Universität und Stadt (1486–1547). Wittenberg-Forsch. 1 (Petersberg 2011).
Ludwig 2011
U. Ludwig, Die Universitätsgebäude von
der Gründung der Leucorea 1502 bis zum
Jahr 1547. In: H. Lück/E. Bünz/L. Helten/D.
Sack/H.-G. Stephan (Hrsg.), Das ernestinische
Wittenberg: Universität und Stadt (1486–
1547). Wittenberg-Forsch. 1 (Petersberg 2011)
121–134.
Lungershausen 2004
A. Lungershausen, Buntmetallfunde und Handwerksrelikte des Mittelalters und der frühen
Neuzeit aus archäologischen Untersuchungen
in Braunschweig (Rahden [Westfalen] 2004).
FORSCHUNGSBERICHTE DES LANDESMUSEUMS FÜR VORGESCHICHTE HALLE · BAND 4 · 2014
Mandel 1993
G. Mandel, Der Schlüssel. Geschichte und Symbolik der Schlüssel und Schlösser (Stuttgart
1993).
Meller 2008
H. Meller (Hrsg.), Fundsache Luther: Archäologen auf den Spuren des Reformators.
Begleitband zur Landesausstellung »Fundsache
Luther – Archäologen auf den Spuren des
Reformators« im Landesmuseum für Vorgeschichte Halle/Saale vom 31. Oktober 2008 bis
26. April 2009 (Stuttgart 2008).
Meller u. a. 2008
H. Meller/S. Rhein/H.-G. Stephan (Hrsg.),
Luthers Lebenswelten. Tagungen Landesmus.
Vorgesch. Halle 1 (Halle [Saale] 2008).
Neugebauer 2013
A. Neugebauer, Wohnen im Wittenberger
Schloss. Zur Nutzung und Ausstattung der
fürstlichen Gemächer, Stuben und Kammern.
In: H. Lück/E. Bünz/L. Helten/A. Kohnle/D.
Sack/H.-G. Stephan (Hrsg.), Das ernestinische
Wittenberg. Stadt und Bewohner. WittenbergForsch. 2 (Petersberg 2013) 315–333 (Textbd.
2.1) sowie 155–168 (Bildbd. 2.2).
Roth Heege 2012
E. Roth Heege, Ofenkeramik und Kachelofen.
Typologie, Terminologie und Rekonstruktion.
Schweizer Beitr. Kulturgesch. u. Arch. Mittelalter 39 (Basel 2012).
Schlenker 2007
B. Schlenker, Archäologie am Elternhaus
Luthers. In: H. Meller (Hrsg.), Luther in
Mansfeld. Forschungen am Elternhaus des
Reformators. Arch. Sachsen-Anhalt, Sonderbd.
6 (Halle [Saale] 2007) 17–112.
191
192
R A L F K L U T T I G - A LT M A N N
Schmitt/Gutjahr 2008
R. Schmitt/M. Gutjahr, Das »Schwarze Kloster«
in Wittenberg. Bauforschung und Archäologie
im und am Kloster der Augustiner-Eremiten
und Wohnhaus Martin Luthers. In: H. Meller
(Hrsg.), Fundsache Luther: Archäologen auf
den Spuren des Reformators. Begleitband
zur Landesausstellung »Fundsache Luther –
Archäologen auf den Spuren des Reformators«
im Landesmuseum für Vorgeschichte Halle/
Saale vom 31. Oktober 2008 bis 26. April 2009
(Stuttgart 2008) 132–141.
Stephan 2008
H.-G. Stephan, Lutherarchäologie: Funde
und Befunde aus Mansfeld und Wittenberg.
Gedanken und Materialien zur Erforschung
der Lebenswelt des Reformators und zur
Alltagskultur Mitteldeutschlands im 16. Jh.
In: H. Meller/S. Rhein/H.-G. Stephan (Hrsg.),
Luthers Lebenswelten. Tagungen Landesmus.
Vorgesch. Halle 1 (Halle [Saale] 2008) 13–78.
• Reg. Bb 2731, fol. 65r (Auszüge Amtsrechnung
Wittenberg 29. Apr. 1492 bis 28. Apr. 1493).
• Reg. Bb 2733, fol. 82r (Auszüge Amtsrechnung
Wittenberg 27. Apr. 1494 bis 26. Apr. 1495).
• Reg. Bb 2735 fol. 17r, fol. 53v (Auszüge
Amtsrechnung Wittenberg 24. Apr. 1496 bis
23. Apr. 1497).
• Reg. Bb 2736, fol. 72v (Auszüge Amtsrechnung
Wittenberg 23. Apr. 1497 bis 29. Apr. 1498).
• Reg. Bb 2742, fol. 113r (Auszüge Amtsrechnung Wittenberg 30. Apr. 1503 bis 1. Mai
1504).
• Reg. Bb 2744, fol. 82 v, 89v (Auszüge Amtsrechnung Wittenberg 01. Mai 1504 bis 01. Mai
1505).
• Reg. Bb 2754, fol. 72r (Auszüge Amtsrechnung
Wittenberg 1. Mai 1509 bis 1. Mai 1510).
• Reg. Bb 2774, fol. 45v (Amtsrechnung Wittenberg 1. Mai 1520 bis 1. Mai 1521).
• Reg. Bb 2813, fol. 81r.
Ungedruckte Quellen
Thüringisches Hauptstaatsarchiv Weimar,
Ernestinisches Gesamtarchiv (ThHStAW, EGA)
• Reg. Bb 2723, fol. 12r (Auszüge Amtsrechnung
30. Mai 1456 bis 27. Mai 1457).
• Reg. Bb 2724, fol. 53v (Auszüge Amtsrechnung
Wittenberg 1. März 1478 bis 28. Feb. 1479).
• Reg. Bb 2725, fol. 82r (Auszüge Amtsrechnung
Wittenberg 22. Feb. 1485 bis 19. Feb. 1486).
• Reg. Bb 2728, fol. 15r (Auszüge Amtsrechnung
Wittenberg 17. Feb. 1488 bis 15. Feb. 1489).
• Reg. Bb 2729, fol. 35r (Auszüge Amtsrechnung
Wittenberg 15. Feb. 1489 bis 14. Feb. 1490.
Abbildungsnachweis
1; 6; 9
2
3
4a–e; 7a–c;
12a–b; 13a–b
14a–b; 15a–b;
16a–b; 17a–b;
18a–c; 19–20
5a
5b; 14c; 15c–d
5c–e
8
10
11
16c
Verf.
Stadtbibliothek Nürnberg, Amb. 317.2°, f.64v
Stadtbibliothek Nürnberg, Amb. 317n.2°, f. 127v
M. Jung/LDA
LDA
J. Halling/LDA
M. Albrecht/LDA
M. Janietz-Hermann/LDA
Bildarchiv Fränkisches Freilandmuseum Bad Windsheim
O. Kaubisch, SLUB Dresden/Abt. Deutsche Fotothek
E. Roth Heege/Zug (Schweiz)
K. Brüning/LDA
Anschrift
Dr. Ralf Kluttig-Altmann
Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt
Landesmuseum für Vorgeschichte
Projekt »Lutherarchäologie«
Richard-Wagner-Straße 9
06114 Halle (Saale)
Forschungsprojekt »Ernestinisches Wittenberg«
Stiftung LEUCOREA
Collegienstraße 62
06886 Lutherstadt Wittenberg
FORSCHUNGSBERICHTE DES LANDESMUSEUMS FÜR VORGESCHICHTE HALLE · BAND 4 · 2014
Bislang erschienene Bände in der Reihe
»Forschungsberichte des Landesmuseums für
Vorgeschichte Halle«
Die neueste Reihe des Landesamtes für Denkmalpflege und
Archäologie Sachsen-Anhalt existiert seit 2o12. An dieser
Stelle werden die Ergebnisse längerfristiger Forschungsvorhaben, beispielsweise der Deutschen Forschungsgemeinschaft, der VolkswagenStiftung oder der »Lutherarchäologie« publiziert. Ziel ist es, mehrere Einzelbände zu einem
umfassenden Themenkomplex, die über mehrere Jahre verteilt erscheinen, projektbezogen vorzulegen.
Die ersten beiden Bände stellen jeweils Teilergebnisse des
DFG-Forschungsprojektes zur Himmelsscheibe von Nebra
vor, doch sollen in dieser Reihe künftig zahlreiche weitere
wissenschaftliche Vorhaben publiziert werden.
Lieferbar sind folgende Bände:
1
2
FORSCHUNGSBERICHTE
DES LANDESMUSEUMS FÜR VORGESCHICHTE HALLE
FORSCHUNGSBERICHTE
DES LANDESMUSEUMS FÜR VORGESCHICHTE HALLE
HIMMELSSCHEIBE VON NEBRA
HIMMELSSCHEIBE VON NEBRA
»DER AUFBRUCH ZU NEUEN HORIZONTEN«
D F G - P R O J E KT F O R 5 5 0
»DER AUFBRUCH ZU NEUEN HORIZONTEN«
D F G - P R O J E KT F O R 5 5 0
Geochemische
Charakterisierung von
mitteleuropäischen
Kupfervorkommen zur
Herkunftsbestimmung
des Kupfers der
Himmelsscheibe von
Nebra
Bronzezeitliche
Färbetechniken an
Metallobjekten
nördlich der Alpen
MANUELA FROTZSCHER
Band 1/2o12 Manuela Frotzscher,
Geochemische Charakterisierung von mitteleuropäischen Kupfervorkommen zur Herkunftsbestimmung des Kupfers der Himmelsscheibe
von Nebra.
ISBN 978-3-939414-8o -3, € 29,oo
FORSCHUNGSBERICHTE DES LANDESMUSEUMS FÜR VORGESCHICHTE HALLE · BAND 4 · 2014
Eine archäometallurgische Studie
zur prähistorischen Anwendung
von Tauschierung und Patinierung
anhand von Artefakten und
Experimenten
DANIEL BERGER
Band 2/2o12 Daniel Berger,
Bronzezeitliche Färbetechniken an Metallobjekten
nördlich der Alpen. Eine archäometallurgische
Studie zur prähistorischen Anwendung von
Tauschierung und Patinierung anhand von
Artefakten und Experimenten.
ISBN 978-3-939414-81- o, € 49,oo
3
3
FORSCHUNGSBERICHTE
DES LANDESMUSEUMS FÜR VORGESCHICHTE HALLE
HIMMELSSCHEIBE VON NEBRA
»DER AUFBRUCH ZU NEUEN HORIZONTEN«
D F G - P R O J E KT F O R 5 5 0
Isotopengeochemische
Untersuchungen zu
möglichen Zinnquellen
der Bronzezeit Mitteleuropas
MIKE HAUSTEIN
Band 3/2o13 Mike Haustein,
Isotopengeochemische Untersuchungen zu möglichen Zinnquellen der Bronzezeit Mitteleuropas.
ISBN 978-3-939414-99-5, € 16,oo
Erhältlich im Buchhandel oder direkt beim
Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt
Landesmuseum für Vorgeschichte
Richard-Wagner-Str. 9
D- o6114 Halle (Saale)
Tel.: +49-345-5247-332
Fax: +49-345-5247-351
E-Mail:
[email protected]
FORSCHUNGSBERICHTE DES LANDESMUSEUMS FÜR VORGESCHICHTE HALLE · BAND 4 · 2014