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Sprachbezogene Probleme bei Titelübersetzung

Diese Arbeit soll das Problem des Übersetzens von Titeln am Material der russischen und deutschen Überschriften analysieren und darstellen. Das vorzustellende Thema wird in der übersetzungswissenschaftlichen Literatur nicht ausführlich behandelt. Im Fokus der Untersuchung stehen translatorische (übersetzerische) Techniken und Ansätze, die beim Titelübersetzen angewandt werden. Außerdem setzen wir uns mit der Ontologie und Phänomenologie des Titels auseinander, das aus der unsererseits angenommenen Sicht des funktionalen Übersetzens als Text betrachtet wird. Schließlich werden am Beispiel der aus dem Russischen ins Deutsche übersetzten Titeln die wichtigsten Strategien und Taktiken des Titelübersetzens beschrieben. Es wird ebenfalls auf ihre Wirkung auf den Leser hingewiesen, die für die Übersetzung auschlaggebend sein soll.

Universität Heidelberg Seminar für Übersetzen und Dolmetschen Sprachbezogene Probleme beim Titelübersetzen September 2012 Inhaltsverzeichnis Einleitung ................................................................................................................................... 3 1. Übersetzen von Texten ........................................................................................................... 4 1.1 Translation und translatorische Problematik .................................................................... 4 1.2 Definition des Begriffs Text ............................................................................................. 4 1.3 Pragmatisch-funktionaler Ansatz ..................................................................................... 5 1.4 Fazit: Strategien und Taktiken – pragmatischer Ansatz ................................................... 5 2. Der Titel als Phänomen .......................................................................................................... 7 2.1 Definition des Titels ......................................................................................................... 7 2.2 Klassifikationen ................................................................................................................ 7 2.3 Funktion ............................................................................................................................ 8 2.4 Fazit: Translationsrelevanz der Eigenschaften des Titels................................................. 8 3. Analyse der Probleme bei der Titeltranslation ....................................................................... 9 3.1 Anmerkungen und Fragestellung zur Analyse der Probleme beim Titelübersetzen ........ 9 3.2 Pragmatische Probleme bei der Titeltranslation ............................................................... 9 3.3 Kulturspezifische Probleme bei der Titeltranslation ...................................................... 10 3.4 Lexikalische und syntaktische (sprachenpaarspezifische) Probleme bei der Titeltranslation ...................................................................................................................... 10 3.5 Beispiele ......................................................................................................................... 11 3.5.1 Prestuplenie i nakazanie .......................................................................................... 11 3.5.2 Nu, pogodi! .............................................................................................................. 12 Schlussbemerkungen ................................................................................................................ 13 Literaturverzeichnis :................................................................................................................ 14 Einleitung Im 20. Jahrhundert ist die Übersetzungswissenschaft zu einer unabhängigen Disziplin geworden. Dies ist damit verbunden, dass unterschiedliche mit der Sprache verbundene Lebensbereiche in dieser Zeit an Bedeutung zunahmen, was von immer steigender Nachfrage nach effizienter Kommunikation von hoher Qualität erklärt werden kann. Es sind mittlerweile vielseitige interkulturelle Beziehungen entstanden, die adäquate Übermittlung sich in verschiedenen Regionen unterscheidender Aspekte benötigen. Die Theorie und Praxis des Übersetzens, die die intersprachlichen Transformationen behandeln, werden zu einem sehr intensiv entwickelnden Bereich. Die seit Jahrhunderten bestehenden übersetzungsrelevanten Diskussionen werden in seinem Rahmen behandelt, aus denen Strömungen bestehen, die wegen sich unterscheidender philosophischer Sichtweisen die dialektische Modelle des Übersetzens darstellen. Die unter verschiedenen Aspekten betrachteten übersetzungswissenschaftlichen Modelle erzeugen also Fragen, die auf Unzulänglichkeit der Sprache und menschlicher Kommunikation beruhen. Einbürgernde und verfremdende Übersetzung, Adäquatheit und Äquivalenz, stilistische und pragmatische Diskrepanzen sind einige der Themen, die auf die Komplexität dieses Bereichs der Kommunikation hinweisen. Diese Arbeit soll das Problem des Übersetzens von Titeln am Material der russischen und deutschen Überschriften analysieren und darstellen. Das vorzustellende Thema wird in der übersetzungswissenschaftlichen Literatur nicht ausführlich behandelt. Im Fokus der Untersuchung stehen translatorische (übersetzerische) Techniken und Ansätze, die beim Titelübersetzen angewandt werden. Außerdem setzen wir uns mit der Ontologie und Phänomenologie des Titels auseinander, das aus der unsererseits angenommenen Sicht des funktionalen Übersetzens als Text betrachtet wird. Schließlich werden am Beispiel der aus dem Russischen ins Deutsche übersetzten Titeln die wichtigsten Strategien und Taktiken des Titelübersetzens beschrieben. Es wird ebenfalls auf ihre Wirkung auf den Leser hingewiesen, die für die Übersetzung auschlaggebend sein soll. Diese Arbeit wurde unter dem Einfluss solcher zeitgenössischen Linguisten wie Christiane Nord und Werner Koller konzipiert. Die Beispiele werden teilweise aus den Werken der oben genannten Autoren, teilweise aus eigener sprachlicher Erfahrung genommen. 1. Übersetzen von Texten 1.1 Translation und translatorische Problematik Solange intersprachliche Kommunikation zwischen Menschen besteht, existiert eine Polemik, im Rahmen deren es spekuliert wird, wie dieser Prozess ablaufen muss. Translationswissenschaft stellt einen Teil dieser Polemik dar. Die Sprache wird als sekundäres Zeichensystem behandelt, das trotzdem als höchst widerspruchsvoll erscheint und sich nicht eindeutig erklären lässt. Das ermöglicht eine große Zahl von Theorien, die unterschiedliche mit der Sprache verbundene Phänomene besagen und ein dialektisch pluralistisches Konzept davon vermitteln. Seit dem Anfang war es nicht klar, wie man die Übermittlung des Inhalts von einer Sprache in eine andere, sowohl mündlich (Dolmetschen) als auch Schriftlich (Übersetzen), wahrnehmen soll, was der Gegenstand der Translation ist (Kade 1965: 197). Es existieren unterschiedliche Sichtweisen auf die Ebenen dieses Prozesses, das mehrere Widersprüche verbirgt. Welche Rolle spielt der Übersetzer/Dolmetscher (Translator) als Kommunikationsvermittler im intersprachlichen Dialog? Darf er den Inhalt des Ausgangtextes verändern, indem man z. B. den transkodierten Inhalt der Zielsprache anpasst (Einbürgerung) oder offensichtlich fremd macht (Verfremdung). Soll der intersprachliche Kommunikator mehr die Adäquatheit der Ideen beachten oder möglichst öfter nach Äquivalenten suchen? Kann ein bestimmter Text überhaupt in eine andere Sprache übersetzt werden? Die oben genannten Fragen vertreten teilweise die Problematik der Translationswissenschaft, die in allen Fällen vom bestimmten Text und von der gegebenen Situation stark abhängt (Koschmieder 1953, zit. nach Wilss 1981: 48 - 59). 1.2 Definition des Begriffs Text Um den Translationsprozess beschreiben zu können, muss der Begriff Text definiert werden, der diesen Prozess verursacht. Es muss aber zuallererst erwähnt werden, dass das, was man unter diesem Begriff versteht, kann unter verschiedenen Generalisierungsniveaus erfasst werden. Die geläufigste Definition, nach der als Text eine objektive Bedeutungseinheit verstanden wird, die über bestimmte Kriterien verfügt wie z. B. Kohäsion, Kohärenz, Intentionalität, Akzeptabilität, Informativität, Situationalität und Intertextualität (Beaugrande, Dressler1981: 13-31) kann ganz verschiedene Erscheinungsformen einnehmen. 1.3 Pragmatisch-funktionaler Ansatz Die translationswissenschaftliche Polemik hat mehrere Ansätze erzeugt, die zwar einander widersprechen können, ergänzen aber das ganze Bild der translatorischen Kommunikation. In dieser Arbeit werden die Untersuchungsobjekte durch den Rahmen des so genannten pragmatischen Ansatz gesehen, der sich durch solche Theorien wie Funktionales Übersetzen und Skopostheorie erklärt werden kann, die von Christiane Nord, Hans Vermeer und Katharina Reis und anderen Sprachwissenschaftlern ausgearbeitet wurden. Der pragmatische Ansatz besteht hauptsächlich darin, dass Translation als „zielgerichtete Handlung“ (Nord 1993: 9) verstanden wird, die sich auf den Zweck, oder „Skopos,“ und die Funktion des zu übersetzenden Textes orientiert, der sich von der kommunikativen Situation bestimmt ist. Der Zweck wird von der kommunikativen Situation des Textes sowie vom Rezipienten bestimmt, wenngleich sich die Textfunktion „extern“ und in einer „konkreten Rezeptionssituation“ erweist. Im Rahmen dieses Ansatzes wird auf solche Aspekte der Translation geachtet wie die Intentionen, Taktiken und Strategien der Sender bzw. der Empfänger und die Kommunikationssituation, die aus solcher Faktoren wie Zeit, Ort sowie Kultur und Konvention besteht (Nord 1993: 8 - 26). 1.4 Fazit: Strategien und Taktiken – pragmatischer Ansatz Es gibt unterschiedliche Ebenen der Analyse der Kommunikation, die eine Pluralität der Erscheinungsformen und Aspekte verzeichnet. Der auf dem Konzept des Textes im weiteren Sinne basierende Verstand der Translation als intersprachlicher Transkodierung gewährleistet den Blick auf die Kommunikation als bewusstes Handeln, das die Anwendung unterschiedlicher Strategien voraussieht. 2. Der Titel als Phänomen 2.1 Definition des Titels Im Duden wird als Titel „[…] der Name eines Buches, einer Schrift, eines Kunstwerks“ (Duden 2006) kennzeichnet, der durch […] Titelschutz (Hiller 1980, zitiert nach Nord 1993: 27) gegen unerlaubte Verwendung, Missbrauch, Nachahmung oder verwechselbare Bezeichnungen gesichert ist“. Im engeren Sinne versteht man also unter dem Begriff Titel eine Art Textbezeichnung, d.h. einen Text an sich der einen anderen Text begleitet. Bei der Textlinguistik wird der Titel als „textuelles Phänomen“ behandelt (Mecke, Heiler 2000: 3). Ein Titel ist also ein unverzichtbarer Bestandteil des Textes, der seine Essenz zusammenfasst und kennzeichnet. Der Titel funktioniert ohne Text nicht, was umgekehrt genauso abläuft, wobei wenn der Titel formal abwesend ist, geht es um den Nulltitel. Daraus lässt sich schließen, dass Titel eine wichtige Eigenschaft des Textes ist. Da heutzutage ein Text nicht mehr als ein unabhängiges Phänomen betrachtet werden kann, wird unter dem Begriff Text nicht ein einzelner Text, sondern der so genannte Hypertext verstanden. Es besteht nämlich eine Verbindung zwischen sämtlichen Texten, die das gleiche oder ähnliche Thema behandeln. Der Zusammenhang kann durch solche Spuren wie Zitate hergestellt werden, die eine Gruppe von Texten zu einer Texteinheit entwickeln (Nord 1993: 189 - 201). 2.2 Klassifikationen Genauso wie der Text verzeichnet der Titel eine große Menge Typen und Formen, die eine Klassifikation des Titels ermöglichen. Christiane Nord beispielsweise unterscheidet zwischen mehreren Möglichkeiten, den Titel zu klassifizieren, eine davon ist die Kategorie von Titeltypen: Einfachtitel, Doppeltitel, Titelgefüge und Titelreihen (Nord 1993: 52 - 59). Eine andere Möglichkeit wäre, die morphologischen und syntaktischen Funktionen der Titelkomponente bei der Klassifikation zu beachten: Man unterscheidet zwischen nominalen, satzförmigen, adverbialen, verbalen, adjektivischen und interjektionsförmigen Titeln (Nord 1993: 59 - 63). Solche Klassifikation ist zweifellos für die Titelforschung sehr nützlich. Was diese Arbeit angeht, haben wir andere Eigenschaften des Titels als relevant ausgewählt, die für Translation wichtig sind, da sie das Thema und die Grundidee des Textes verdeutlichen. 2.3 Funktion Der Zusammenhang zwischen dem Titel und der Grundidee des Textes wird durch die Funktion des Titels ausgedrückt. Das, was uns der Autor mit seinem Text sagen und beibringen wollte, wird im Titel implizit gemerkt. Als bedeutend gelten seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts die folgenden drei Funktionen: die Ausdrucksfunktion („Kundgabe“), die Appellfunktion („Auslösung“), die Mitteilungsfunktion („Inhalt“), die des Autors Absichten resümieren (Bühler 1934: 35 - 38). Es werden ebenfalls solche Funktionen wie die poetische („Ästhetik“), metasprachliche („Terminologie“) und phatische („Kontaktaufnehmen“) (Mecke, Heiler 2000: 8-9) genannt, die Roman Jakobson ursprünglich der Sprache zugeschrieben hat und die folglich in der Textlinguistik benutzt wurden. Christiane Nord fügt einige Funktionen hinzu, die ausschließlich dem Titel gehören: die distinktive Funktion (der Text wird durch seinen Titel „exklusiv“), die metatextuelle Funktion (der Text wird durch seinen Titel ein Teil des universellen Textkorpus) und die Darstellungsfunktion (der Titel selbst wird zu einem aussagekräftigen Begriff, der für Benennung anderer Phänomene benutzt wird). Die oben genannten Funktionen des Titels sind bei dem Translationsprozess höchst relevant. Da sie die Absichten und Ziele des Autors verbergen, sollen sie bei der Übermittlung der Kodes so verändert werden, dass die Grundidee des Textes beibehalten wird. 2.4 Fazit: Translationsrelevanz der Eigenschaften des Titels Der Titel als textuelles Phänomen ist beim Translationsprozess sehr wichtig, da er einen Spur zur Bedeutung und zur Grundidee des Textes darstellt. Für diesen Prozess sind besonders die Funktionen des Titels wichtig, weil sie seine pragmatische Seite (die Beziehung zwischen dem Autor, Leser und Translator) am meisten berühren. Außerdem sind kultur- und sprachenpaarspezifische Probleme von Bedeutung, die sich fast immer bei der Translationen ergeben. 3. Analyse der Probleme bei der Titeltranslation 3.1 Anmerkungen und Fragestellung zur Analyse der Probleme beim Titelübersetzen Christiane Nord definiert den Begriff „Übersetzungsproblem“ auf folgender Weise: Als Übersetzungsproblem bezeichne ich die objektiven Probleme, die sich unabhängig von der Kompetenz des Übersetzers/der Übersetzerin und den arbeitstechnischen Gebenheiten aus der Übersetzungsaufgabe ergeben… (Nord 1993: 208) Wie schon erwähnt wurde, sind die meisten sprachlichen Probleme beim Titelübersetzen pragmatisch, lexikalisch, strukturell und kulturell bedingt. Welche Erscheinungsformen haben diese Probleme? Welche Möglichkeiten gibt es, trotz dieser Probleme eine optimale Translationsvariante zu finden? In diesem Kapitel werden die oben genannten Übersetzungsprobleme präzis formuliert und beschrieben. Es werden Beispiele angeführt, um ihre Manifestation zu verfolgen. 3.2 Pragmatische Probleme bei der Titeltranslation Pragmatische Translationsprobleme sind Probleme, die mit der kommunikativen Situation verbunden sind. Solche Probleme sind zu beobachten, wenn man die Funktion des Titels in einer Sprache mit seiner Funktion in einer anderen vergleicht. Die Disparität zwischen ihnen liegt nicht an den außersprachlichen Bedingungen, sondern an extralinguistischen Wahrnehmungsbesonderheiten von Menschen, die verschiedene Sprachen sprechen. (Nord 1993: 211). Verschiedene Kulturen verfügen über verschiedene Paradigmen, was nicht direkt mit der Sprache verbunden sein kann. Der Titel, der die Kernideen des Textes enthält, soll eine bestimmte Invarianz behalten, was die Beibehaltung der im Ausgangstext präsenten Funktionen voraussieht. Dabei sollen die in der Ausgangssprache damit verbundenen Assoziationen ebenfalls wiedergegeben werden, was natürlich eine schwierige Aufgabe darstellt (Nord 1993: 215 - 216). Wenn der Translator mit den angesprochenen Problemen konfrontiert wird, kann ihn die subjektive Sichtweise an manchen Stellen täuschen. 3.3 Kulturspezifische Probleme bei der Titeltranslation In jeder Kultur existiert eine Gruppe der Konventionen, die sich von den Konventionen in einer anderen Kultur unterscheiden. Solcher Unterschied, der als selbstversverständlich gilt, kann als Translationsproblem gelten. Das besteht darin, dass manche Kodes wie Titelform oder die in Sprichwörtern vertretene Konzepte unvergleichbar und uniäquivalent spiegeln. Deswegen kann die Adäquatheit beim Translationsprozess nur zu einem bestimmten Grad erzielt werden, wenn es überhaupt das Ziel des Translationsprozesses ist (Nord 1993: 247 262). 3.4 Lexikalische und syntaktische (sprachenpaarspezifische) Probleme bei der Titeltranslation Das offensichtlichste Problem, das bei der Translation der Titel zu sehen ist, ist das, was von den strukturellen Unterschieden der Ausgangs- und Zielsprachen bedingt ist. Die sind spezifisch linguistische Probleme, die sich in den Bereichen Lexik, Grammatik und Phonetik offenbaren (Nord 1993: 262 - 263). Phonetische Probleme sind in den sprachbedingten Unterschieden der Sprechbarkeitswahrnehmung zu finden. Die so genannten faux amis, die Polysemie, Synonymie- und Homonymierelationen sowie Konnotationen sind die Beispiele von lexikalischen Problemen. Die Probleme der Titeltranslation syntaktischer Art werden vom sich in allen Sprachen unterscheidenden Syntax verursacht (ebd.: 263 - 279). 3.5 Beispiele Die unten folgenden Beispiele, die die bezeichneten Translationsprobleme illustrieren, sind aus den Übersetzungen der russischen Literatur ins Deutsche genommen. In der Regel ist jede Titelübersetzung in diesem Fall ein Zusammenspiel von Translationsproblemen. 3.5.1 Prestuplenie i nakazanie Die Übersetzung vom Titel des Romans von Dostojewski Prestuplenie i nakazanie veranschaulicht das lexikalische und das pragmatische Translationsproblem. Es gibt drei Übersetzungsvarianten (Schuld und Sühne, Verbrechen und Strafe und Raskolnikow), was beweist, dass der Titel für die Übersetzer als uneindeutig vorkam. Erstens gibt es hier ein pragmatisches Problem, das die russische und die deutsche Weltanschauung als ganz unterschiedlich darstellt: Während es im Deutschen eine deutliche Trennung zwischen Moral und Gerechtigkeit gibt, werden diese Begriffe in der russischen Sprache identifiziert, was mögliche Probleme beim Translation auslösen kann. Der Übersetzer, der dieses Problem meiden wollte, hat den Namen des Protagonisten als Titel setzte. Zweitens sind die Russischen Begriffe „Prestuplenie“ und „Nakazanie“ konnotativ stärker als die deutschen Schuld/Verbrechen bzw. Sühne/Schuld. Dabei sind sie semantisch breiter. 3.5.2 Nu, pogodi! Ein anders Beispiel der Übersetzungsprobleme ist die Übersetzung des Titels der russischen Zeichentrickserie Nu, pogodi!. Hier finden wir erneut eine Kombination der Translationsprobleme. Die pragmatische Form des Titels wurde in seiner deutschen Übersetzung nicht beibehalten. Die Ausdruckskraft des russischen imperativen Aufrufes ist in seiner deutschen Übersetzung nicht mehr präsent. Der Titel Hase und Wolf ist pragmatisch sowie konnotativ neutral. Ein anderes Translationsproblem war von kulturspezifischen Art: Im Unterschied zu russischen Titeln ist für deutsche Titeln solche syntaktische Struktur untypisch. Deswegen wurde eine strukturell mehr verbreitete Variante ausgewählt. Schlussbemerkungen Als Teil der Kommunikation verzeichnet Translation mehrere Probleme, die nicht vom Übersetzer abhängen, sondern von linguistischen und extralinguistischen Faktoren bedingt sind. Der Titel, der eine Art Text ist, muss ebenfalls übersetzt werden, was eine der schwierigsten Stellen beim Translationsprozess ist. Um die Adäquatheit und Äquivalenz des Textes beizubehalten, muss der Translator pragmatisch Handeln, wobei er bestimmte Strategien und Taktiken auswählen muss, damit die Kommunikationssituation invariant bleibt. Titel ist eine besondere Textart, deren Klassifikation beim Translationsprozess beachtet werden muss. Die unterschiedlichen Titelfunktionen sind translationsrelevant und müssen beim Übersetzen analysiert werden, damit der Titel in der Zielsprache adäquat übermittelt wird. Es gibt drei Typen sprachpaarspezifische Kommunikationssituation der Übersetzungsprobleme: Probleme. verbunden, Pragmatische kulturspezifische pragmatische, Probleme Probleme kultur- sind beruhen mit auf und der den traditionellen Charakter der Titelbenutzung, sprachpaarspezifische Probleme beziehen sich auf lexikalische, phonetische und grammatische Unterschiede, die zwischen Sprachen existieren. Die analysierten Beispiele haben gezeigt, dass es in meisten Fällen um den Zusammenhang der Probleme geht, für die keine optimale Lösung gefunden werden kann. Literaturverzeichnis: Beaugrande, R.A./Dressler, W. U. (1981), Einführung in die Textlinguistik, Tübingen: Niemeyer. Bühler, K. (31982): Sprachtheorie. Die Darstellungsfunktion der Sprache, Stuttgart: Fischer. Duden (62006). Deutsches Universal Wörterbuch, Mannheim, Leipzig, Wien, Zürich: Dudenverlag. Hiller, H. (41980): Wörterbuch des Buches, Frankfurt/M.: Klostermann. Kade, O. (1965), „Zu einigen Grundlagen der allgemeinen Übersetzungstheorie“, in: Fremdsprachen: SS. 163 – 167. Koller, W. (1972). Grundprobleme der Übersetzungstheorie. Bern, München. Koschmieder, E. (1953) : „Das Gemeinte“, in: Lexis III, 2, SS. 149 – 159. Mecke, J./S. Heiler. Hrsg. (2000). Titel-Text-Kontext: Randbezirke des Textes. Festschrift für Arnold Rothe zum 65. Geburtstag. Berlin Nord, C. (1980). „Die verhinderte Entdeckung der Ana Maria Matute.“ Lebende Sprachen 25: 82-85. Nord, C. (1991a). Textanalyse und Übersetzen. Theoretische Grundlagen, Methode und didaktische Anwendung einer übersetzungsrelevanten Textanalyse. Heidelberg: Julius Groos (1988) Nord, C. (1993). Einführung in das funktionale Übersetzen. Am Beispiel von Titeln und Überschriften. Tübingen, Basel Wilss, W. (1981), Übersetzungswissenschaft, Bd. 3, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft.