Papers by Esther Kilchmann
Muttersprache bzw. Native Speaker sind als Begriff und Konzept fundamental in das moderne westlic... more Muttersprache bzw. Native Speaker sind als Begriff und Konzept fundamental in das moderne westliche Verständnis von Sprachen, ihrer Standardisierung und ihrer Erwerbs-und Verwendungsformen eingelassen und überdies mit monolingual normierten und als weitgehend homogen gedachten Sprechkollektiven verbunden. (s. u.a. Bonfiglio 2010; Ahlzweig 1994) Die sich als kultureller Regelfall und natürlich begründet präsentierenden Konzepte von Muttersprache und Native speaker erweisen sich dabei als Resultate nicht nur linguistischer Normierungen, sondern auch vielfältiger politisch-sozialer Praktiken und historisch-kultureller Konstruktionen, bei denen es nicht zuletzt um die Herstellung von (v.a., aber nicht ausschließlich sprachlicher) Identität und die Bestimmbarkeit von (Nicht-)Zugehörigkeit geht. (Doerr 2009) Muttersprache und Native speaker zielen mit anderen Worten zwar zunächst auf einen linguistischen Gegenstand ab, wirken aber durch ihre sozialpolitischen, psychologischen und ästhetischen Effekte weit über diesen hinaus und sind bis heute für Sprachverständnis und soziale Wahrnehmung von Sprecher*innen, affektive Reaktionen auf bestimmte Sprachen und Akzente, Modelle von Sprachlehre und Bildung sowie Literaturschaffen bestimmende Größen.
Annette von Droste-Hülshoff Handbuch, 2018
Annette von Droste-Hülshoff Handbuch, 2018
Zeitschrift Fur Germanistik, 2006
Challenging the Myth of Monolingualism, 2014
Literaturtheoretische Revisionen, 2014
Zeitschrift für interkulturelle Germanistik, 2012
Die Erkundung literarischer Mehrsprachigkeit formiert sich als neues literaturwissenschaftliches ... more Die Erkundung literarischer Mehrsprachigkeit formiert sich als neues literaturwissenschaftliches Feld seit der Jahrtausendwende – in der Literatur selbst hat das Schreiben in mehr als einer Sprache selbstredend eine viel längere Tradition. Bislang überwiegend aus komparatistischer und romanistischer Perspektive behandelt, wird Mehrsprachigkeit hier von Seiten der Germanistik und bezogen auf die deutsche Literatur in den Blick genommen.1 Der Schwerpunkt liegt mit Absicht nicht auf den vielfältigen und komplexen Formen mehrsprachigen Schreibens in der Gegenwartsliteratur, die gegenwärtig auch literaturwissenschaftlich intensiv untersucht werden. Die Texte von Autorinnen und Autoren wie Herta Müller, José F.A. Oliver, Emine Sevgi Özdamar und Yoko Tawada stehen trotzdem am Ausgang dieses Heftes, insofern sie in mancherlei Hinsicht der germanistischen Literaturwissenschaft die Augen für mehrsprachige Schreibverfahren erst geöffnet haben. Ausgehend von den Verschiebungen, die die interkulturelle Anlage ihrer Texte in der deutschen Literaturlandschaft vornimmt, verschiebt sich auch der Blick auf frühere Texte. Die hier versammelten Beiträge untersuchen heterolinguale Verfahren in unterschiedlichen literaturhistorischen Kontexten des 20. Jahrhunderts und werfen so Schlaglichter auf eine verdeckte Geschichte mehrsprachigen Schreibens in der deutschen Literatur. Die einzelnen Beiträge schließen dabei an aktuelle Diskussionen um Interkulturalität und Transkulturalität, um Verhandlung von Identität und Alterität im literarischen Text an,2 im Vordergrund steht aber die Frage nach einer ästhetischen Aufbereitung von Mehrsprachigkeit, nach Formen und Funktionen mehrsprachiger Schreibpraktiken innerhalb des literarischen Textes. Mit dem als »textinterne Mehrsprachigkeit« (Kremnitz 2004: 14) bzw. als »heterolingual« (Sternberg 1981: 222) bezeichneten Phänomen wird das deut-
Zeitschrift für interkulturelle Germanistik, 2012
Forum Vormärz Forschung, 2012
www.aisthesis.de Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nation... more www.aisthesis.de Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Zeitschrift für interkulturelle Germanistik, 2012
In occidental Poetics, deviation from linguistic norms has always been considered as constitutive... more In occidental Poetics, deviation from linguistic norms has always been considered as constitutive of literary language. Moreover, it is, as Šklovskij states, always marked by alienation and can therefore even appear as a ›foreign‹ language. Taking this as a starting point, the article analyses poetic techniques and topoi in contemporary heterolingual literature. This, it will be argued, programmatically establishes a poeticity of foreign language. Taking up devices of experimental literature, those texts focus on the transition between individual languages, and use it systematically to produce effects of alienation, and deautomatization. Thus, it is also aimed at establishing a firm link between poetic language and cultural criticism.
Literatur und Transnationalität, 2019
Die Vorstellung, dass die Angehörigen einer Nation durch eine Sprache geeint sind, die sie gleich... more Die Vorstellung, dass die Angehörigen einer Nation durch eine Sprache geeint sind, die sie gleichzeitig von den Angehörigen anderer Nationen unterscheiden, ist dem westlichen Nationalgedanken zutiefst eingelassen (vgl. II.1 Grabbe). Die Idee einer einheitlichen Muttersprache, die zugleich die eine Sprache der nationalen Institutionen und des nationalen Schriftgutes sein sollte, darf als eine der wirkmächtigsten Erfindungen der europäischen Moderne gelten (Bonfiglio 2010). Mehrsprachigkeit und Übersetzung erfuhren demgegenüber eine Auslagerung an die Peripherien der nationalen Ordnung. Von dieser liminalen und marginalisierten Stellung sind sie gegenwärtig gerade in der Literatur zum zentralen Modus transnationaler Überschreitungsbewegungen und Hinterfragungen der Zuschreibung eindeutiger nationaler und sprachlicher Zugehörigkeiten avanciert (Trigonakis 2007; vgl. auch II.2 Bachmann-Medick). Mehrsprachigkeit, so fasst es der deutsch-bulgarische Autor Ilja Trojanow, meint Weltläufigkeit im Literarischen und ist der Pfad, der aus der Beengung der nationalen Literatur hinauszuführen verspricht (Hübner 2010, 18). Ein zwingender Zusammenhang zwischen Ein-und Mehrsprachigkeit auf der einen Seite und nationalen Einheiten bzw. deren transnationaler Überschreitung auf der anderen besteht und bestand allerdings nie. Staatspolitisch-kulturelle Einheiten können institutionell mehrsprachig sein, multilinguale Individuen Angehörige einer einzelnen, monolinguale verschiedener Nationen. Tatsächlich stellt historisch und geografisch gesehen der Monolingualismus eher einen Ausnahmefall dar von der Regel mehrsprachiger Individuen und sozio-kultureller Systeme (Zsiga 2014; Balogh 2012; Baldzuhn 2011; Liu 1995). Mehr als eine historische oder regionale Gegebenheit ist Einsprachigkeit mithin ein kulturelles Konstrukt, Ergebnis starker historischer Normierungen von Sprache wie kultureller Vorstellungen einer einmaligen, emotional aufgeladenen Bindung an eine bestimmte Sprache. Eben hier setzt das kulturwissenschaftliche Interesse an Einund Mehrsprachigkeit an. Wie werden sie historisch-kulturell erzeugt und gewertet? Inwiefern beeinflusst Einsprachigkeit als Norm sowohl Produktion als auch Rezeption von Literatur und wie wirken Ordnungskategorien wie Nationalsprache und-literatur bis heute fort? Im nationalphilologischen Blick musste es lange ein blinder Fleck sein, dass trotz der einsprachigen Norm zu allen Zeiten selbst in Westeuropa mehrsprachige Texte entstanden und Schriftsteller in mehreren Sprachen schrieben (Schmeling und Schmitz-Emans 2002; Kremnitz 2004; Forster
Zwischen den Sprachen, 2019
dada. performance and programme, 2017
Gedichte von Annette von Droste-Hülshoff. Interpretationen, 2014
Interpretation des Gedichtes "Die Stadt und der Dom" von Annette von Droste-Hülshoff
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Papers by Esther Kilchmann
Die Studie vereint so eine Literaturgeschichte mehrsprachiger Texte mit einem neuen theoretischen Zugang für die literarische Mehrsprachigkeitsforschung, der durchgängig die mit Sprachwechseln stets verknüpften ästhetischen, poetologischen und sprachkritischen Anteile sichtbar macht.