Nexus Impulse 17 Hochschulsport Februar2019
Nexus Impulse 17 Hochschulsport Februar2019
Nexus Impulse 17 Hochschulsport Februar2019
Einführung
Der Hochschulsport bietet durch sein lernorientiertes und und Gesundheitskompetenzen auszubilden (Selbstkom-
differenziertes Programm rund 2,5 Millionen Studieren- petenz). Im Rahmen sozialer Organisationsformen, z. B.
den in Deutschland täglich die Möglichkeit, verschiedene im Mannschafts- und Teamsport, offeriert der Sport ein
Sportarten zu erleben, zu erlernen und zu praktizieren – Lernfeld für den Erwerb und die Entwicklung sozialer,
Aktivitäten, die den Lebensalltag nachhaltig bereichern. interaktiver und damit kommunikativer Kompetenzen. Im
Gleichzeitig erschließt der Hochschulsport im Rahmen Kontext systematischer Trainingsprozesse, wie etwa im
der überfachlichen Kompetenzvermittlung in den Bache- Leistungssport, bilden Sportlerinnen und Sportler zudem
lor- und Masterstudiengängen neue Handlungsfelder mit vielfältige personale Kompetenzen wie Zielstrebigkeit,
interessanten sozialen und personalen Qualifizierungs- Selbstbewusstsein und Selbstorganisation aus.
potenzialen. An einigen Hochschulstandorten sind diese
bereits curriculare Studienbestandteile.
Die durch den Hochschulsport bereitgestellten Lernfelder 2. verantwortungsvoll zu handeln und zu führen:
erschließen im besonderen Maße soziale, gesundheitliche Instrumente zur Planung, Entscheidung, Umsetzung
und kommunikative Lernpotenziale, die die Lebenswelt und Kontrolle kennen und anwenden, werteorientiert
der Studierenden stark beeinflussen: Teambildung, Rück- Entscheidungen treffen, Dimensionen von Führung
sichtnahme im Sinne von Fair-Play, individuelle Leistungs- und Führungsstile kennen;
entwicklung und -bereitschaft sowie Durchsetzungsfähig-
keit sind nur einige Aspekte von Kompetenzen, die durch 3. zu kommunizieren und zu kooperieren: team- und
den Hochschulsport ausgebildet und weiterentwickelt kritikfähig sein, Kooperationen eingehen und ge
werden können. Damit können sie ganz wesentlich zur stalten, andere Perspektiven einnehmen, Konflikte
Entwicklung von sozialer Kompetenz junger Menschen, erkennen und lösen können.
die künftig eine wichtige gesellschaftliche Funktion über-
nehmen sollen, beitragen.
BESONDERHEITEN DES
HOCHSCHULSPORTS
KOMPETENZERWERB
IM CURRICULAREN LERNFELD Neben den oben angeführten Bereichen des Kompetenz
erwerbs lassen sich vor allem aus dem Organisations-
Mit der Umstrukturierung der deutschen Studiengänge und Vermittlungsanspruch des Sports weitere Lern- und
im Zuge des europaweiten Bologna-Prozesses erfährt Bildungsmöglichkeiten ableiten. Der Hochschulsport
die Vermittlung berufsqualifizierender Kompetenzen im eröffnet
Studium eine deutliche Aufwertung. Der Begriff „Employ
ability“ als Bildungsziel der Bachelorstudiengänge ist zu ein pädagogisches Handlungsfeld: Wer sich Ver-
einem zentralen Ankerpunkt in der Diskussion um die mittlungskompetenzen im Rahmen einer praxisorien-
inhaltliche und didaktisch-methodische Gestaltung von tierten Ausbildung (z. B. Trainer-Lizenzierungen) an-
Studienangeboten geworden. Vor dem Hintergrund geeignet hat, kann diese bei Übungs- und Trainings
technologischer Entwicklungen, Transformationen der prozessen im Hochschulsport anwenden. Auch hierbei
Arbeitswelt sowie des demografischen Wandels der Ge- lassen sich personale und soziale Kompetenzen
sellschaft sollen Studierende dazu befähigt werden, ihre entwickeln, die unter den Kategorien Kommunikation,
eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten auf der Grundlage Kooperation, Empathie und Selbstreflexion zusam-
ihrer fachlichen, sozialen und methodischen Kompeten- mengefasst werden können.
zen zielgerichtet und eigenverantwortlich anzupassen.
ein Praxisfeld: Durch Sportgroßveranstaltungen mit
ihren hohen organisatorischen Anforderungen kön-
EMPLOYABILITY UND nen Mitwirkende praxisorientiert Fähigkeiten erlangen
PERSÖNLICHKEITSENTWICKLUNG oder weiterentwickeln, etwa für das Planen und Um-
setzen von Vorhaben, beim Entwickeln von Lösungen
Neben Fach- und Methodenkompetenz wurden im für unerwartete Probleme oder aber beim Kommuni-
aktualisierten Hochschulqualifikationsrahmen (HQR) von zieren und Präsentieren geplanter Projekte.
2017 mit den Dimensionen Sozialkompetenz und Selbst-
kompetenz überfachliche Schlüsselkompetenzen in die ein Engagementfeld: Studierende können entlang
Curricula der Studiengänge verankert. Diese beinhalten ihrer individuellen Interessen die Hochschule und
Kompetenzen, die für die Persönlichkeitsentwicklung der deren Sportbereich mitgestalten und dabei zahlreiche
Studierenden und ein späteres erfolgreiches Berufsleben Sozial- und Personalkompetenzen erwerben – die
besonders relevant sind. Im Hinblick auf den Hochschul- Fähigkeit, sich durchzusetzen beispielsweise, Kom
sport sind etwa folgende Fähigkeiten zu nennen: promisse zu finden, sich in andere einzufühlen oder
sich selbst zu reflektieren.
1. sich selbst zu organisieren und zu steuern: Ziele setzen
und verfolgen, eigenständig arbeiten, Zeit einteilen,
sich selbst reflektieren und kritisieren;
4 nexus IMPULSE FÜR DIE PRAXIS | Ausgabe 17
SPORT ORGANISIEREN
Handlungsorientierung
Nach Pätzold (1999) werden damit drei didaktische
EVENTMANAGEMENT
Ebenen beschrieben, die als methodisch-didaktische Die Studierenden lernen auf der theoretischen
Leitlinien in die allgemeine Lehrkonzeption eingehen: Ebene das Veranstaltungs- und Eventmanagement
Auf der Zielebene wird die Befähigung zum selbst- kennen, übernehmen in selbstständigen Projekt-
ständigen, reflektierten Handeln umschrieben. Auf gruppen praxisrelevante Tätigkeitsbereiche für die
Organisation des universitären Sporttages „Dies
der konkreten Aktionsebene sind Methoden und
Academicus“ (u.a. Public Relation, Marketing &
Techniken gemeint, die selbstorganisiertes Lernen
Sponsoring, Personalkoordination, Ablauforganisa-
initiieren, steuern, kontrollieren und reflektieren.
tion, Peer-Analyse). Ziel ist das Aneignen spezifischer
Auf der Kontextebene wird ein lernanregendes, zu Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten, die für
selbstorganisierten Lernprozessen antreibendes eine erfolgreiche Eventorganisation notwendig
Arbeitsklima verstanden. sind (wie beispielsweise Planungs-, Organisations-,
Kommunikations- und Präsentationsfertigkeiten
Ressourcenorientierung oder auch Problemlösekompetenz).
Die Ressourcen der einzelnen Teilnehmenden und
der gesamten Gruppe müssen im Lernprozess In diesen beiden Beispielen lernen Studierende, un-
berücksichtigt und methodisch unter unterschied ter realen Praxisbedingungen im Team zu arbeiten
lichen Fragestellungen reflektiert werden. und die eigene Rolle im Team mit Hilfe angeleiteter
Reflexionsverfahren zu hinterfragen.
Kommunikationsorientierung
Bei der Vermittlung überfachlicher Kompetenzen
empfiehlt es sich, instruktive Methoden zu ergänzen.
BEISPIEL FREIE UNIVERSITÄT BERLIN:
In den bestehenden Veranstaltungen nehmen darum PROJEKTMANAGEMENT
gesprächsorientierte Verfahren zwischen zwei oder Der Hochschulsport der Freien Universität Berlin
mehreren Personen einen breiten Raum ein. Damit bietet eine Lehrveranstaltung mit dem Titel:
verbundene soziale Kompetenzen werden – über alle „Grundlagen des Eventmanagements am Beispiel
Fächer hinweg – sinnvollerweise mit einer stark kom- von Sportevents/-veranstaltungen“ an. Diese ist als
munikationsorientierten Didaktik vermittelt. So wer- Modul Bestandteil der Studien- und Prüfungsord
den dialogische, diskursive, selbstgesteuerte, selbst- nung für den Studienbereich Lehramtsbezogene
Berufswissenschaft für Grundschulen. Die Themen-
kritische, empathische, kontroverse wie konsensuale
felder Dienstleistungs-, Gesundheits-, und Veranstal
Kommunikationsformen geübt und verfeinert.
tungsmanagement bieten die Basis für einen Theo
rie-Praxis Transfer jenseits fachspezifischer Inhalte
der Studiengänge.
Kapitelname
nexus IMPULSE FÜR DIE PRAXIS | Ausgabe 17 77
Weiterführende Informationen
Links
Lehrveranstaltung „Projektmanagement“, FU Berlin, www.hochschulsport.fu-berlin.de/bildung/projektmanagement
Studiumplus, Universität Potsdam, www.uni-potsdam.de/de/zessko/schluesselkompetenzen-studiumplus
TU Braunschweig, www.tu-braunschweig.de/sportzentrum/bildung/ects
Veranstaltungsmanagement, Universität Jena, www.hochschulsport.uni-jena.de/Jobs+_+Engagement
Qualifikationsrahmen im Hochschulbereich, www.hrk.de/themen/studium/qualifikationsrahmen/hqr-und-fqrs
Literatur
Allgemeiner Deutscher Hochschulsport (2013). adh-Leitbild.
Göring, A. (2010). Bildungskonzeption der zentralen Einrichtung für den Hochschulsport der Georg-August-
Universität Göttingen. In Arbeitspapiere für den Hochschulsport, Göttingen.
Göring, A. & Koglin, E. (2017). Akademisierung der beruflichen Bildung – Perspektiven für den Hochschulsport
als Bildungseinrichtung.
nexus Impulse für die Praxis.
Nr. 1 (2012): Kompetenzorientierung im Studium und Nr. 5 (2014): Employability - Von der Leerformel zum Leitziel.
Pätzold, G. (1999). Lernfelder – Lernortkooperation, Bochum.
Kontakt
Projekt nexus – Übergänge gestalten, Studienerfolg verbessern
Ahrstraße 39, 53175 Bonn
+49 (0)228 887-0
IMPRESSUM
nexus impulse für die Praxis Gestaltung: Gabriele Hentschel
Nr. 17: Mit Hochschulsport mehr bewegen
Kompetenzen außerhalb des Hörsaals erwerben und Februar 2019 | 1. Auflage, ISSN: 2195-3619
nachhaltig nutzen
Nachdruck und Verwendung in elektronischen Systemen – auch
Herausgeber auszugsweise – nur mit vorheriger schriftlicher Genehmigung
Hochschulrektorenkonferenz durch die Hochschulrektorenkonferenz. Die HRK übernimmt
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[email protected] | www.hrk-nexus.de Illustrationen. Praxisbeispiele aus den Hochschulen dienen zur
Illustration der Thematik. Die Auswahl stellt keine Wertung dar.
Autor: Benjamin Schenk, Jugend und Bildungsreferent des
Allgemeinen Deutschen Hochschulsportverbands, Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in dieser B roschüre
Kontakt: [email protected] | www.adh.de auf die Nennung der männlichen und weiblichen Form ver-
zichtet. Es sind selbstverständlich immer beide Geschlechter
Redaktion: Dr. Peter A. Zervakis, Nicole Körkel, Dorothee Fricke gemeint.