Hausarbeit Modul G2

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Fernuniversität in Hagen

Fakultät für Kultur- und Sozialwissenschaften

Sommersemester 2017

B. A. Kulturwissenschaften

Modul G2: Geschichte der Schriftkultur

Kurs 34202: Europäische Expansion und außereuropäische Schriftkulturen

Betreuerin der Hausarbeit: Dr. Annika Hüsing

Die Bedeutung der Sprache in der jesuitischen Mission im 16. Jahrhundert: Die
sprachwissenschaftlichen Arbeiten von José de Acosta und ihre
Auswirkungen

vorgelegt von:

Roderick Fabian

q9549781

Sietwende 20, 21720 Grünendeich

04142810424

[email protected]

1
Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung ............................................................................................................................... 3
2. Die Frühgeschichte der Jesuiten ............................................................................................. 4
2.1. Der Jesuitenorden ............................................................................................................ 4
2.2. Die Missionsanfänge ....................................................................................................... 6
3. Die sprachwissenschaftlichen Arbeiten von José de Acosta .................................................. 8
3.1. Leben und Wirken ........................................................................................................... 8
3.2. Sprachtheoretische Überlegungen ................................................................................. 12
3.3. Auswirkungen seiner Überlegungen auf die Arbeit der Jesuiten .................................. 15
4. Fazit ...................................................................................................................................... 17

2
1. Einleitung

Kultur, vom lateinischen colere und dessen zweiten Partizip cultum abgeleitet,
wird wörtlich übersetzt mit bebauen, (be)wohnen, pflegen, ehren. Der Duden,
in Berücksichtigung dieser Etymologie, fasst die Bedeutung des Begriffs
Kultur unter anderem als „Gesamtheit der von einer bestimmten Gemeinschaft
auf einem bestimmten Gebiet während einer bestimmten Epoche geschaffenen,
charakteristischen geistigen, künstlerischen, gestaltenden Leistungen.“1 Diese
Definition spiegelt eine Auffassung des Begriffs Kultur wieder, deren
Gültigkeit auf epochal begrenzte Kulturen (z. B. die Kulturen der Inka oder
Maya) bezogen werden kann. Die Verdichtung auf nur drei
Betrachtungskriterien lässt allerdings bestenfalls eine feuilletonistische
Betrachtungsweise kultureller Entwicklungsgeschichte zu.
Wissenschaftlichen kulturgeschichtlichen Betrachtungen liegen daher
umfangreichere Aspekte zugrunde, die „das von Menschen zu bestimmten
Zeiten in abgrenzbaren Regionen aufgrund der ihnen vorgegebenen
Fähigkeiten in ihrer Auseinandersetzung mit der Umwelt und ihrer Gestaltung
in ihrem Handeln in Theorie und Praxis Hervorgebrachte (Sprache, Religion,
Ethik, Institutionen, Staat, Politik, Recht, Handwerk, Technik, Kunst,
Philosophie und Wissenschaft)“2, wie auch die Prozesse des „Hervorbringens
und des Reproduzierens“3 der genannten Kulturinhalte in Korrelation zu den
Lebens- und Handlungsformen der Individuen wie der Gesellschaft des
betrachteten Kulturbereiches setzen.
Vor dem Hintergrund dieser Definition beschäftigt sich diese Hausarbeit mit
der Bedeutung von Sprache für die jesuitische Mission in Peru im 16.
Jahrhundert im Rahmen der europäischen Expansion. Es besteht dabei ein
Zusammenhang zur zweiten Kurseinheit des Kurses 34202, welcher sich
thematisch mit der Rolle der Sprache in der christlichen Mission befasst.
Am Beispiel der Arbeiten des Jesuiten José de Acosta soll konkret gezeigt
werden, welchen Beitrag die Beschäftigung mit Sprache zu den

1
http://www.duden.de/rechtschreibung/Kultur
2
siehe hierzu: Meyers enzyklopädisches Lexikon, 9. Auflage, Band 14, S. 437: 1975
3
Ebd.

3
Evangelisationsstrategien der Jesuiten geleistet hat. Dabei ist insbesondere von
Interesse, welche Rolle die Sprache in Acostas Vorstellungen einnahm und
welche Strategien er anwandte, um mit den indigenen Völkern in Kontakt zu
treten und mit deren Kultur vertraut zu werden.
Ziel ist es, herauszuarbeiten, welche sprachtheoretischen Überlegungen er in
seinen Schriften anstellte und was seine Ansichten waren innerhalb der
europäischen Expansion und ihres Einflusses auf indigene Sprachen.
Das zweite Kapitel befasst sich näher mit der Geschichte der Jesuiten und ihres
Ordens. Von Interesse sind hierbei vor allem Fragen nach der
Entstehungsgeschichte und den Anfängen der Mission. Mit welchen Absichten
wurde der Jesuitenorden gegründet? Welche Ziele und Interessen wurden mit
der Entsendung von Missionaren in die außereuropäische Welt verfolgt?
Im dritten Kapitel steht der jesuitische Missionar José de Acosta im
Mittelpunkt der Betrachtung. Dabei werden zunächst Informationen über seine
Person und seinen Werdegang gegeben. Anschließend wird ein Blick auf seine
sprachwissenschaftlichen Arbeiten geworfen und seine in diesem
Zusammenhang aufgestellten Theorien in Bezug auf Sprache und
Spracherwerb. Daran anknüpfend soll geklärt werden, wie de Acostas
theoretische Entwürfe praktisch umgesetzt wurden und welche Bedeutung sie
für die konkrete Arbeit der Jesuiten hatten.
Das Fazit fasst abschließend die Ergebnisse zusammen.

2. Die Frühgeschichte der Jesuiten

2.1. Der Jesuitenorden

Die Entstehung des Jesuitenordens, auch Societas Jesu (SJ) genannt, geht
zurück auf den heiligen Ignatius von Loyola. Dieser entstammte einer alten
baskischen Adelsfamilie und kam etwa im Jahre 1491 zur Welt.4

4
Hartmann, Peter C.: Die Jesuiten: S. 9

4
Er führte zunächst ein Leben, welches als typisch für den spanischen Adel am
Ende des Mittelalters bezeichnet werden kann.5 Im Alter von 26 Jahren schlug
er die Laufbahn eines Soldaten und Offiziers ein. Er wird zu diesem Zeitpunkt
beschrieben als „ritterlicher Kriegsmann“.6
Im Jahre 1521 kam es zu einem Wendepunkt in seinem Leben, als er in der
Schlacht um Pamplona im Einsatz gegen Soldaten der französischen Armee
schwer verletzt wurde und lange Zeit mit dem Tod ringen musste. Während des
langwierigen Prozesses der Genesung im Krankenlager hatte Ignatius Zeit, sein
bisheriges Leben kritisch zu hinterfragen. Das traumatische Ereignis in Form
der schweren Verletzung kann als Auslöser dafür angesehen werden, dass er
sein Leben in der Folge radikal änderte, wie Peter C. Hartmann schreibt. „Aus
dem ausschweifenden, streitsüchtigen Kriegsmann wurde ein asketischer
Ordensmann und Heiliger, der sich ganz in den Dienst seiner Kirche stellte.“7
Ignatius verließ seine Heimat Loyola und begab sich auf Wanderschaft, in
deren Verlauf er zu verschiedenen Wallfahrtsorten pilgerte, auf Gleichgesinnte
traf und auch sonst mit vielen Menschen ins Gespräch kam, die er für seine
Ideen und Vorstellungen von Frömmigkeit zu begeistern versuchte.8
Mit dem Ziel, Priester zu werden, schlug er jetzt eine akademische Laufbahn
ein und besuchte einige der in Europa neu entstandenen Zentren des Wissens
und der Lehre (= Universitäten), um Latein zu lernen.
Einige seiner Studienkollegen sollten später Gefährten und Mitbrüder werden.
Gemeinsam planten sie, nach Jerusalem zu pilgern, wo sie sich seelsorgerisch
betätigen wollten.9 In dieser Absicht zeigte sich bereits „das zentrale Merkmal
des künftigen Ordens, die Apostolizität, das heißt, seine Orientierung am
seelsorglichen Handeln der Apostel, die einst von Stadt zu Stadt reisten und
dort für den christlichen Glauben warben.“10
Weil die Fahrt nach Jerusalem aus politisch-militärischen Gründen nicht
möglich war, fassten Ignatius und seine Gefährten als alternativen Plan eine
Reise nach Rom ins Auge, um sich dort in den Dienst des Papstes zu stellen.

5
Friedrich, Markus: Die Jesuiten: Aufstieg, Niedergang, Neubeginn: S. 10
6
Hartmann: S. 10
7
Ebd.: S. 11
8
Friedrich: S. 14
9
Ebd.: S. 15
10
Ebd.: S. 16

5
Bereits im Vorfeld hatten sie ausführlich darüber debattiert, ob sie ihre
informelle Gemeinschaft institutionalisieren sollen und waren zu einer
positiven Entscheidung gekommen. Für die Gründung einer solchen religiösen
Gruppe benötigten sie die Zustimmung des Papstes.11
Dieser Schritt erfolgte 1540 in Form der päpstlichen Urkunde, mit der aus dem
losen Verbund von zehn Männern ein Orden wurde – die Gesellschaft Jesu mit
Ignatius als erstem Vorsteher.12
Die Societas Jesu bekam bereits in den ersten Jahren unter Ignatius Führung
großen Zulauf. Waren es 1544 noch lediglich 40 Jesuiten, so wuchs diese Zahl
bis zu Ignatius Tod im Jahr 1556 auf circa 1000, die an 50 Standorten tätig
waren.13

2.2. Die Missionsanfänge

In Bezug auf die Aufgaben und Ziele seines Ordens schrieb Ignatius in der
Gründungsurkunde, dass dieser errichtet worden sei, „um besonders auf die
Verteidigung und Verbreitung des Glaubens und den Fortschritt der Seelen in
Leben und christlicher Lehre abzuzielen durch Predigten, Vorträge und
jedweden anderen Dienst des Wortes Gottes…“14
Zu den wichtigsten Aufgaben der Gesellschaft Jesu gehörte von Anfang an die
Mission auf fernen Kontinenten. Noch zu Ignatius Lebzeiten wurden die ersten
Missionare nach Asien, Afrika und Amerika entsandt, um die indigenen Völker
zu christianisieren und ihnen den katholischen Glauben zu vermitteln.15
Die Jesuiten waren für die Missionstätigkeit in gewisser Weise prädestiniert,
zeichneten sie sich doch durch ihre Flexibilität, Mobilität und
Anpassungsfähigkeit aus.16 Vor ihren Missionseinsätzen eigneten sie sich
grundlegende Kenntnisse in den Sprachen der zu Missionierenden an. Daneben
beschäftigten sich die Ordensbrüder ausführlich mit der jeweiligen Kultur und

11
Ebd.: S. 16f.
12
Ebd.: S. 17
13
Hartmann: S. 14
14
Ebd.: S. 25
15
Ebd.: S. 32
16
Ebd.: S. 33

6
Religion der Völker, die sie künftig betreuen sollten, um zu sehen, mit welchen
Strategien die Verkündigung des Evangeliums vollzogen werden konnte und
an welchem Punkt in diesem Zusammenhang anzusetzen war.17
Die Jesuiten beherrschten die Akkomodationsmethode, vermochten es also,
sich der Kultur des Landes anzupassen. So übernahmen sie beispielsweise in
Hochkulturgebieten wie Indien die Kleidung des Gastlandes, um von der
Gesellschaft besser akzeptiert zu werden.18
Der Sprache kam von Beginn an eine bedeutende Rolle in der Mission der
Jesuiten zu. Sie waren der Auffassung, dass Kommunikation die Grundlage für
die Mission bilde und man die Botschaft des Christentums nur dann erfolgreich
verbreiten könne, wenn man in der Lage sei, sich verständlich zu machen.19
Dies wurde bereits durch Loyola in den von ihm erarbeiteten Richtlinien des
Ordens festgelegt. Das Sprachstudium wurde so zum zentralen Bestandteil der
Missionsarbeit; bis zu ihrer Auflösung im Jahr 1773 erstellten die Jesuiten
„mindestens 164 Wörterbücher, 165 Grammatiken, 167 Katechismen und mehr
als 430 andere Texte in insgesamt 134 Sprachen und 6 Dialekten.“20
Bei ihnen war es „spätestens seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts
gängige Praxis geworden, in allen Missionsgebieten in den einheimischen
Idiomen zu evangelisieren.“21 Dieses Vorgehen war zur damaligen Zeit alles
andere als selbstverständlich. Es gab zahlreiche andere, mitunter recht extreme
Ansichten zu diesem Thema. Aus politischen, religiösen oder zivilisatorischen
Gründen wurde eine Mission in kolonialen Sprachen bevorzugt.22
Alonso Sánchez wollte beispielsweise die Chinesen auf Spanisch
evangelisieren und in diesem Zusammenhang das Reich militärisch erobern.
Seiner Ansicht nach waren die Chinesen schneller für das Christentum zu
gewinnen, wenn man ihre Schriftzeichen öffentlich verbrennen und ihnen
Spanisch beibringen würde.23

17
Ebd.: S. 32
18
Ebd.
19
Wendt, Reinhard: Mission in vielen Zungen. Der Beitrag der Jesuiten zu Erfassung und
Klassifizierung der Sprachen der Welt: S. 53
20
Foertsch, Henrike: Spracharbeit zwischen Theorie und Praxis: frühneuzeitliche Jesuiten in
Südostindien, Nordwestmexiko und Peru: S. 76
21
Wendt: Mission in vielen Zungen: S. 53
22
Ebd.: S. 54
23
Ebd.

7
Für die Ordensleitung galt es, sich von solchen Ansichten zu distanzieren und
die Mission in einheimischen Idiomen zu rechtfertigen und in weiterer Folge
durchzusetzen.24 Für die Missionare bedeutete dies eine mühevolle Aneignung
der indigenen Idiome innerhalb der unüberschaubaren Sprachlandschaften auf
der ganzen Welt.25 Zudem waren die erlernten Idiome im direkten Kontakt mit
der einheimischen Bevölkerung anzuwenden.
In Südamerika wurden die Missionen in sogenannten Indianerreduktionen, in
denen die Einheimischen isoliert von den Kolonialherren und unter Anleitung
der Jesuiten lebten, durchgeführt.26
Einer der Beteiligten an der Entwicklung dieser Reduktionen war José de
Acosta. Er war lange Zeit als Missionar in Peru tätig und hatte dort
verschiedene Funktionen inne. Er galt als der erste große Missionstheoretiker
der Neuzeit und entwickelte eine Missionsstrategie, die auf Verständnis für und
Rücksichtnahme auf die Mentalität der Indios und deren Umwelt zielte.
Weiterhin positionierte er sich klar gegen die Vorgehensweise der
Konquistadoren, die auf Unterdrückung und Gewalt ausgerichtet und von
Ignoranz und Unkenntnis geprägt war.27

3. Die sprachwissenschaftlichen Arbeiten von José de


Acosta

3.1. Leben und Wirken

José de Acosta wurde 1540 in Spanien als Sohn einer Familie von zum
Christentum konvertierten Juden geboren. Er besuchte in jungen Jahren das
neugegründete Jesuitenkolleg in seiner Heimatstadt Medina del Campo und
studierte später von 1559 bis 1567 Freie Künste, Philosophie und Theologie an
der Universität von Alcalá de Henares. 1566 wurde er zum Priester geweiht.28

24
Ebd.
25
Ebd.
26
Hartmann: S. 36
27
Ebd.
28
Sievernich, Michael: Vision und Mission der neuen Welt Amerika bei José de Acosta: S.
296f.

8
Er war zunächst in seiner Heimat Spanien als Theologe tätig, bis ihm 1571 der
Wunsch erfüllt wurde, auf Mission zu gehen.29
Nach seiner Ankunft in Peru im April 1572 nahm er im dortigen Jesuitenkolleg
seine Arbeit als Lehrer für Theologie auf. Er genoss in dieser Rolle hohes
Ansehen als religiöser Gelehrter und bekleidete das Amt bis er 1573 von
seinem Vorgesetzten Portillo damit betraut wurde, mehrere Visitationen im
südlichen Teil des Königreiches durchzuführen, mit dem Ziel, die Arbeit der
Jesuiten bei den Eingeborenen zu begutachten und zu verbessern. Außerdem
wurde er beauftragt die Möglichkeit zu prüfen, ob in den Städten neue
Standorte von Jesuitenkollegien errichtet werden konnten.30
Für De Acosta erwiesen sich diese Reisen als überaus fruchtbar, konnte er doch
äußerst wertvolle Kenntnisse über das Land und über die indigene Bevölkerung
und ihre Kultur erwerben. Dieses neue Wissen bildete die Grundlage für seine
späteren Schriften. Es ist zudem zu vermuten, dass er während dieser Zeit die
Sprache Quechua erlernte, auf die er sich in seinen Schriften immer wieder
bezieht.31
1576 wurde er zum neuen Provinzial der peruanischen Jesuitenprovinz
ernannt.32 Zu Beginn seiner Amtszeit berief er eine Provinzkongregation ein, in
welcher die Ordensmitglieder in zwei Sitzungen die relevanten Themen für die
Mission in Peru besprachen. Hier wurde der Grundstein gelegt für die weitere
Vorgehensweise der jesuitischen Missionare in Peru.
Unter anderem erarbeiteten er und seine Kollegen die Idee, im Hinblick auf das
Sprachstudium eine Aufteilung vorzunehmen, und zwar in einen theoretischen
Teil innerhalb des Kollegs, und in einen daran anknüpfenden praktischen Part
in der Missionsarbeit.33 Diese Überlegungen decken sich mit De Acostas
Vorstellungen, das reine Grammatikstudium durch die praktische Anwendung
des dabei erworbenen Wissens zu ergänzen. Weiterhin wird in ihnen die
Strategie der Jesuitenmissionare deutlich, in den Reduktionen nicht nur den

29
Ebd.: S. 297
30
Burgaleta, Claudio M.: Jose de Acosta, S. J. (1540-1600): His Life and Thought: His Life
and Thoughts: S. 36
31
Ebd.: S. 37
32
Sievernich: Vision und Mission: S. 297
33
Ebd.: S. 297f.

9
christlichen Glauben zu lehren, sondern auch eine Unterweisung in
einheimischen Idiomen zu vollziehen.34
Wesentliche Inhalte der Tagung flossen in Acostas missionstheoretisches Werk
De procuranda Indorum salute ein.35 Erst elf Jahre später in Spanien
veröffentlicht, wurde es zu einem einflussreichen Leitfaden für Missionare in
der Neuen Welt. De Acosta klagt darin Missionare an, welche sich den
Ureinwohnern gegenüber respektlos verhielten oder daran scheiterten, ihre
Sprache zu verstehen und ihre Kultur zu verinnerlichen. Er warf ihnen vor, den
Prozess der Evangelisierung durch ihre Ignoranz zu verlangsamen.36
Seine Kritik zielte in erster Linie auf die Missionare in Südamerika, die das
Christentum dort eher oberflächlich verkündeten. Er wies sie an, sich intensiver
mit den Völkern auseinanderzusetzen und dabei den Schwerpunkt auf das
Erlernen ihrer Sprache zu legen.37
Nach seiner Zeit als Provinzial übernahm Acosta neue wichtige Aufgaben. So
wirkte er als theologischer Berater des dritten Konzils von Lima und war in
dieser Funktion maßgeblich an der Verfassung verschiedener Schriften im
Auftrag des Konzils beteiligt, darunter ein dreisprachiger Katechismus, der in
die Sprachen Quechua und Aymara übersetzt wurde und „als erstes in
Südamerika gedrucktes Buch“ 1584 in Lima erschien.38
Seine wohl wichtigste Leistung während seiner Zeit in Südamerika war die
bereits erwähnte Beteiligung an der Entwicklung der Reduktionen, er selbst
zeichnete für eine solche in Juli am Titicacasee nahe der Grenze Perus zu
Bolivien verantwortlich.39
Gemäß seiner Betonung der Wichtigkeit, die indigenen Sprachen zu
beherrschen, wurde in Juli eine Sprachschule für die Missionare errichtet, in
der mit großem Erfolg Sprachen wie Quechua unterrichtet wurden.40
Ihm gelang es, seine Ordensbrüder von seiner Idee eines dauerhaften
Apostolats unter den Einheimischen zu überzeugen. Die Reduktion in Juli

34
Foertsch: S. 90
35
Sievernich: S. 298
36
http://www.bu.edu/missiology/missionary-biographya-cacosta-jose-de-1540-1600/
37
Von Collani, Claudia: Allen alles werden – Katholische Missionarsausbildung in der Frühen
Neuzeit: S. 17
38
Sievernich: S. 299
39
Burgaleta: S. 45
40
Ebd.: S. 46

10
entwickelte sich zu einer Art Modellprojekt für die später entstandenen
Reduktionen der Jesuiten in Paraguay.41
In seinen Schriften kommt De Acosta wiederholt darauf zu sprechen, dass das
in seinen Augen skandalöse Verhalten der Spanier für ihn das größte Hindernis
für die Ureinwohner darstelle, ihren Glauben zu leben. Aus diesem Grund
wurde in Juli von Beginn an darauf geachtet, die Spanier von der Stadt
fernzuhalten und die Einheimischen somit vor negativen Einflüssen zu
schützen.42
Er schreibt dazu weiterhin, die Integrität der Missionare, Überredungskunst
sowie die Kooperation mit der Bevölkerung seien im Hinblick auf die
Gewinnung der Ureinwohner für den christlichen Glauben viel nützlicher als
ihnen einfach etwas aufzuzwingen.43 In diesem Sinne forderte er nicht nur eine
an die amerikanische Situation angepasste Evangelisationsmethode, sondern
auch eine eigenständige, amerikanische Theologie, in der alle neuen
Erfahrungen sinnvoll einbezogen werden und man nicht mehr nur auf die Ideen
der Europäer angewiesen ist.44
Nach seiner Rückkehr nach Spanien 1587 verfasste De Acosta sein zweites
bedeutendes Werk, die Historia natural y moral de las Indias. Er schrieb es in
elegantem Spanisch und landete damit einen noch größeren Erfolg als mit
seiner Missionstheorie De Procuranda. Es handelt sich bei diesem Werk um
eine Art Übersicht über die Neue Welt Amerika und eine Auseinandersetzung
mit der Frage, in welchem Verhältnis diese zur bisher bekannten, alten Welt
steht.45 De Acosta stellt darin sein erworbenes Wissen über Amerika dar. Er
beschreibt zum einen die Natur und zum anderen die Lebenswelt der indigenen
Völker. Er analysiert deren Religion, Kultur und Geschichte und stellt
Vergleiche zu den Völkern der Alten Welt an, um nachzuweisen, dass die
Bewohner der Neuen Welt ein Bestandteil der Menschheit sind.46
Ihm ging es in erster Linie darum, zu zeigen, dass das Evangelium gut in diese
bisher unbekannte Welt integriert werden könne.47

41
Ebd.: S. 45
42
Ebd.: S. 46f.
43
Ebd.: S. 47
44
Sievernich: S. 313
45
Ebd.: S. 300
46
Ebd.
47
Ebd.: S. 301

11
3.2. Sprachtheoretische Überlegungen

In seinem Werk „De Procuranda indorum salute“ entwickelte José de Acosta


ein Schema aller nichteuropäischen Kulturen der Welt, mit dessen Hilfe er die
verschiedenen Gesellschaftsformen zu beurteilen versuchte.
Angelehnt an die europäische Kultur ordnete er diese anhand verschiedener
Kriterien ein. Den Normalzustand stellte für ihn das Vorhandensein einer
Hochkultur mit einem stabilen Regierungssystem, einer Gesetzgebung,
Festungsstädten und florierenden Märkten dar. Das wichtigste Kriterium war
jedoch die Existenz einer Schrift.48
Die Völker, die diese von ihm aufgestellten Kriterien am ehesten erfüllten,
beurteilte er am besten. Deshalb nahmen die meisten Völker Lateinamerikas im
Gegensatz zu den indischen und asiatischen in seinem Ansehen eine eher
niedrigere Stellung ein. Ausnahmen waren hier die Inkas in Peru und die
Azteken in Mexiko, auch wenn diese Kulturen keine Schrift kannten.49
Auch wenn die Völker Lateinamerikas im Vergleich mit den asiatischen als
unkultiviert und rückständig angesehen wurden, so war De Acosta dennoch der
Ansicht, dass kein Volk von der Verkündigung des Evangeliums
ausgeschlossen werden dürfe und die „Barbaren“ in Südamerika trotz aller
Defizite fähig waren, den christlichen Glauben zu empfangen.50

Claudio Burgaleta beschreibt die Denkweise Acostas als „Jesuit theological


humanism“, welche sich durch einen feinen rhetorischen Stil sowie die
Bezugnahme auf humanistische und scholastische Fragen und Methoden
auszeichnet. Zudem werden in ihr wesentliche Ideen des Ignatius von Loyola
aufgegriffen, welche dieser in seinen geistigen Übungen niedergeschrieben
hat.51

48
Foertsch.: S. 83
49
Ebd.
50
Von Collani: S. 17
51
Dürr, Renate: Sprachreflexion in der Mission. Die Bedeutung der Kommunikation in den
sprachtheoretischen Überlegungen von Jose de Acosta S.J. und Antonio Ruiz de Montoya S.J.:
S. 171

12
De Acosta zufolge stellte die Kenntnis und das Beherrschen einer
einheimischen Sprache eine von drei Voraussetzungen für eine erfolgreiche
Mission dar. Er fasste das Wesen der Mission als ein kommunikatives
Geschehen auf, das auf dem Vorbild des Missionars, den Glaubensinhalten und
der Sprache beruhe, die man der indigenen Bevölkerung versuchte
näherzubringen und mit deren Hilfe man in den Dialog mit den Einheimischen
kommen wollte.52
De Acosta machte in seinen Überlegungen deutlich, dass der Erwerb der
indigenen Sprache und ihrer Idiome für ihn von essenzieller Wichtigkeit und
damit unerlässlich ist. Nur mit der Aneignung der Sprache sei es möglich, die
Sichtweisen beider Kommunikationspartner nachzuvollziehen und sich damit
auseinanderzusetzen.53 Seiner Ansicht nach stellte die Beherrschung der
Idiome das Werkzeug dar, mit dem es möglich war, in der verwirrenden
Sprachenvielfalt auf der gesamten Welt den Überblick zu behalten. Für ihn war
es in diesem Zusammenhang keine Option, auf die Dienste eines Dolmetschers
zurückzugreifen. Damit taten sich die Missionare keinen Gefallen, bewegten
sie sich dadurch doch „zwangsläufig sprach- und deshalb hilflos als Barbaren
unter Barbaren, denn als Missionare waren sie gezwungen zu reden, durften die
Botschaft des Evangeliums nicht verschweigen.“54
De Acosta vertrat daher die Auffassung, dass dieses Reden nur in den
einheimischen Idiomen vollzogen werden konnte und es nicht einzusehen sei,
dass die indigenen Völker in der ihnen fremden Sprache eines Missionars
kommunizieren sollten und somit auf ihre eigene Muttersprache zu verzichten
hatten.55 Er bildete mit dieser Position ein Gegenstück zu damals
weitverbreiteten Ansichten, denen zufolge aus politischen und zivilisatorischen
Gründen eine Mission in der Sprache der Kolonialherren zu bevorzugen sei.
Der in diesem Zusammenhang häufig geäußerten Forderung nach einer
Durchsetzung des Spanischen als Mittel der Herrschaftsrepräsentation
entgegnete er deswegen, dass „man eine Mehrheit nicht dazu zwingen könne,
die Sprache der Minderheit zu sprechen…“56

52
Ebd.
53
Ebd
54
Wendt, Reinhard: Wege durch Babylon: S. 7
55
Ebd.
56
Dürr: S. 171

13
Vielmehr sei es notwendig und auch weitaus gewinnbringender, sich in jedem
Fall an die Sprache der Mehrheit anzupassen. Hiermit stellte er heraus, dass
eine Anpassung an die neue Kultur und fremde Sprache Voraussetzung für den
Erfolg der Mission sei.57
Acosta betonte in seinen Überlegungen immer wieder die Wichtigkeit, die
Perspektiven der „Empfängerseite“ hervorzuheben, da deren Wahrnehmung die
Missionskommunikation in entscheidendem Maße beeinflusse.58
Vor diesem Hintergrund schrieb er, man müsse „die ernsthafte sowie häufige
Unterhaltung mit den Indios pflegen, denn durch das Zuhören und Sprechen
werde man mit der Sprache vertraut.“59
Er machte mit diesen Ausführungen deutlich, dass jedes Volk, jede Kultur über
eigene sprachliche Konzepte und Wörter, mit denen diese ausgedrückt werden,
verfüge. Diese spezifischen Konzepte gelte es zu begreifen, weshalb
Spracherwerb eng mit der Kenntnis der jeweils anderen Kultur verknüpft sei.
Aus diesem Grund sah er als überaus nützlich an, sich über einen längeren
Zeitraum bei den Indios aufzuhalten und mit ihnen zusammenzuleben, um
somit ein tieferes Verständnis für ihre Rituale und Bräuche zu erlangen.60
Dieser direkte Kontakt ermöglichte darüber hinaus, die überlieferten
Vorstellungen über indigene Sprachen abzubauen. Kämen diese auf den ersten
Blick barbarisch und unkultiviert daher, zeige sich in einer intensiveren
Auseinandersetzung mit ihnen, dass diese besonders im Hinblick auf die
Aussprache „so viele Gemeinsamkeiten mit der kastilischen Sprache (haben)
wie mit keiner anderen.“61
Weiterhin seien diese auch unter ästhetischen Gesichtspunkten den klassischen
europäischen Sprachen sehr ähnlich, ihnen teilweise gar überlegen.
Diese Erläuterungen machen deutlich, wie die Theorie einer auf
Kommunikation basierenden Kenntnis der indigenen Sprachen die europäische
Sichtweise auf eben diese veränderte. Schienen sie lange Zeit meilenweit von
den klassischen Sprachen entfernt zu sein, so zeigte sich nun „eine universelle

57
Ebd.: S. 172
58
Ebd.
59
Ebd.: S. 173
60
Ebd.: S. 173f.
61
Ebd.: S. 174

14
Gemeinsamkeit, die den Spracherwerb erleichterte und damit die Basis für
Verständigung bot.“62
Mit diesen Überlegungen trug De Acosta einen nicht unerheblichen Teil zur
Debatte über eine gemeinsame Ursprache bei, wobei es ihm eher darum ging,
das Erlernen der fremden Sprache hervorzuheben.63 Ihm war dabei durchaus
bewusst, welch große Herausforderung das Sprachenstudium darstellte und
dass es von vielen Europäern abgelehnt wurde.64 Doch er blieb bei seiner
Überzeugung, dass dies der einzige Weg sei, den indigenen Völkern den
christlichen Glauben zu vermitteln.
Neben diesen Theorien über mögliche Gemeinsamkeiten zwischen indigenen
und klassischen Sprachen betonte er auch, wie nützlich die Kenntnis einer
fremden Sprache für die eigene Sprache sein könne. Er war einer der wenigen
Autoren seiner Zeit, die der Sprachenvielfalt positiv gegenüberstanden und
betrachtete Sprachen als „Ausdruck der jeweiligen Kultur (…)“ in ihren
unterschiedlichen Ausprägungen. Indem man Kenntnisse der fremden Kultur
erwerbe, könne man die eigene Sprache mit bisher unbekannten
Begrifflichkeiten und sprachlichen Konzepten bereichern.65

3.3. Auswirkungen seiner Überlegungen auf die Arbeit der Jesuiten

Das Werk De Procuranda indorum salute ist ein Beispiel dafür, dass die
Missionare von Anfang an ihre Methoden aufzeichneten.
In seiner darin behandelten Theorie beschreibt De Acosta die Mission als
„jegliche Reise in die Regionen der Ureinwohner (…), um das Wort Gottes zu
verbreiten…“66 Die Verkündigung des Evangeliums stellte für Acosta dabei
einen zentralen Aspekt dar.67
Wie bereits erwähnt, handelt es sich bei dem Werk um eine Art Leitfaden für
Missionare in der Neuen Welt. Acosta schreibt, wie Missionare mit den

62
Ebd.
63
Ebd.: S. 175
64
Ebd.
65
Ebd.: S. 175f.
66
Gómez Mendoza, Manuel: Epochen der Evangelisierung in der Geschichte Lateinamerikas:
S. 92
67
Ebd.

15
Einheimischen umgehen sollten, um sie vom christlichen Glauben zu
überzeugen. Er skizziert Lösungsansätze, wie man die durch linguistische und
kognitive Unterschiede bedingten Probleme bewältigen kann und versucht
seine Leser für die Missionstätigkeit zu begeistern, indem er aufzeigt, mit
welchen Strategien sie ihre Arbeit verbessern können. Weiterhin schreibt er
Verhaltensregeln vor, welche die Missionare befolgen sollen, um den Prozess
der Evangelisierung zu erleichtern.68 An einer anderen Stelle seines Handbuchs
weist Acosta die Missionare auf die Wichtigkeit ihrer apostolischen Tätigkeit
hin. So beschreibt er, wie sie ihr Leben organisieren sollen, nachdem sie ihre
Arbeit unter den Einheimischen aufgenommen haben und macht deutlich, dass
sie sich mit den speziellen Bedürfnissen der indigenen Bevölkerung
beschäftigen und darauf eingehen sollen. Zudem bestärkt er sie darin, die
fremden Sprachen zu erlernen und dabei Gewalt und Habgier zu vermeiden.
Mit diesen Ausführungen bereitet er die Missionare auf das Ziel vor, eine
verständnisvollere und professionellere Form der Vermittlung des
Christentums zu entwickeln und zu verinnerlichen.69
Nicht zuletzt durch diese in seinem bedeutenden Werk niedergeschriebenen
Überlegungen kann Acosta durchaus als Pionier der Missionsarbeit und ihrer
Theorie bezeichnet werden. Gemeinsam mit seinem Ordensbruder Alessandro
Valignano formulierte er seinerzeit die missionsstrategischen Leitlinien des
Ordens.70 Die darin erarbeiteten Grundsätze wurden von vielen Missionaren,
auch aus den kommenden Generationen, befolgt. Sie setzten sich durch und das
Evangelisieren in den indigenen Idiomen wurde zu einem wichtigen Merkmal
der jesuitischen Missionsarbeit.
Die theoretischen Überlegungen von Acosta und Valignano fanden in der
praktischen Arbeit der Jesuiten ihren Niederschlag, ihre Überzeugungen
bildeten das Fundament für das Sprachstudium und wurden auch zu späteren
Zeitpunkten und in anderen Regionen aufgegriffen.71
Im Hinblick auf De Procuranda ist zu vermuten, dass die dort dargestellte
Missionsstrategie viele Missionare in ihrem Wirken maßgeblich beeinflusst hat

68
Shepherd, Gregory J.: José De Acosta‘s De Procuranda Indorum Salute: A Call for
Evangelical Reforms in Colonial Peru: S. 24
69
Ebd.: S. 25
70
Wendt: Mission in vielen Zungen: S. 54
71
Foertsch: S. 88

16
und diese sich an Acosta orientieren und seine theoretischen Entwürfe in die
Tat umzusetzen versuchten. Dem Spracherwerb wurde somit von den
nachfolgenden Missionaren weiterhin oberste Priorität zugeschrieben.

4. Fazit

Nach genauerer Betrachtung des Lebens und Wirkens von José de Acosta kann
man zu dem Schluss kommen, dass es ein Leben für die Gesellschaft Jesu war.
Schon in frühester Jugend war er fasziniert vom Jesuitenorden, möglicherweise
auch aufgrund der Tatsache, dass vier seiner fünf Brüder ebenfalls Mitglieder
des Ordens waren, wie bei Burgaleta zu lesen ist.72
Die meiste Zeit seines Lebens stand er im Dienste des Ordens, bekleidete
mehrere bedeutende Ämter und war ein angesehener Gelehrter und
Wissenschaftler.
Mit seiner neuen, verstehenden Methodik vermochte er es, sich von dem
Großteil der Missionare seiner Zeit, fundamental abzuheben. Er konnte seine
Position gegenüber anderen behaupten, die das mühsame Erlernen der fremden
Sprachen und die damit verbundene Assimilation an die Kultur der
Ureinwohner für verzichtbar hielten und den christlichen Glauben im Sinne der
Kolonialherren auf Spanisch auf der Welt zu verbreiten versuchten.
Es hat sich im Hinblick auf die Fragestellung dieser Hausarbeit gezeigt, dass
die Sprache in Acostas Missionstheorie eine zentrale Rolle einnahm. Für seine
Vorstellung von einer guten und angemessenen Mission war sie von
erheblicher Bedeutung.
Es ist deutlich geworden, dass Acosta mit seinen Arbeiten bewirkt hat, Mission
nicht mehr lediglich als eine Handlung der Missionare zu verstehen, sondern
als kommunikatives Geschehen, an dem immer zwei Parteien beteiligt sind.
Er hat mit seinen theoretischen Überlegungen erreicht, dass die intensive
Beschäftigung mit den indigenen Sprachen und Idiomen zu einem essenziellen
Bestandteil der Missionsstrategie der Jesuiten wurde.
Man kann Acosta durchaus als eine Art Vermittler zwischen den Kulturen
betrachten, denn er machte in seinen Ausführungen deutlich, dass die Völker

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Burgaleta: S. 6

17
Südamerikas keineswegs barbarisch waren und im Kontakt mit ihnen etwas
erreicht werden konnte, wenn man ihnen mit Respekt begegnete. Und ein
Ausdruck dieses Respekts war es ohne Zweifel, sich an die Sprache der
Einheimischen anzupassen.
Mit seinen beiden Hauptwerken, De Procuranda Indorum Salute und Historia
natural y moral des las indias, welche beide auf seinen Beobachtungen und
Erfahrungen während seiner Zeit in Lateinamerika beruhen, erarbeitete er sich
den Ruf eines einflussreichen Missionstheoretikers und wurde so auch eine
bedeutende Persönlichkeit seines Ordens.

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Literaturverzeichnis

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Thought: His Life and Thoughts. 1999

Dürr, Renate: Sprachreflexion in der Mission. Die Bedeutung der


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S.J. und Antonio Ruiz de Montoya S.J. In: Geschichte und Gesellschaft 36.
Göttingen 2010: S. 161-196

Friedrich, Markus: Die Jesuiten. Aufstieg, Niedergang, Neubeginn.


München, Berlin, Zürich 2016

Foertsch, Henrike: Spracharbeit zwischen Theorie und Praxis:


frühneuzeitliche Jesuiten in Südostindien, Nordwestmexiko und Peru, in:
Wendt, Reinhard (Hg.): Wege durch Babylon. Tübingen 1998

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Lateinamerikas. in: Krämer, Klaus; Vellguth, Klaus (Hg.): Evangelisierung –
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Hartmann, Peter C.: Die Jesuiten. München 2008

Shepherd, Gregory J.: José De Acosta‘s De Procuranda Indorum Salute: A


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Sievernich, Michael: Vision und Mission der neuen Welt Amerika bei José de
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Von Collani, Claudia: Allen alles werden – Katholische Missionarsausbildung


in der Frühen Neuzeit, in: Reller, Jobst (Hg.): Ausbildung für Mission: Das
Missionsseminar Hermannsburg von 1849 bis 2012. Berlin 2015

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Wendt, Reinhard: Mission in vielen Zungen. Der Beitrag der Jesuiten zu
Erfassung und Klassifizierung der Sprachen der Welt. In: Meier, Johannes
(Hg.): „…usque ad ultimum terrae. Die Jesuiten und die transkontinentale
Ausbreitung des Christentums 1540-1773. Göttingen 1999, S. 47-58

Wendt, Reinhard: Wege durch Babylon. Missionare, Sprachstudien und


interkulturelle Kommunikation. Tübingen 1998

Nachschlagewerke

Meyers enzyklopädisches Lexikon, 9. Auflage, Band 14, S. 437: 1975

Internetseiten

http://www.duden.de/rechtschreibung/Kultur: (Letzter Aufruf: 25.08.2017)

http://www.bu.edu/missiology/missionary-biographya-cacosta-jose-de-1540-
1600/: (Letzter Aufruf: 25.08.2017)

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