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Es lag in der Luft: Parallelen zu Pallottis Visionen
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eBook114 Seiten2 Stunden

Es lag in der Luft: Parallelen zu Pallottis Visionen

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Über dieses E-Book

Der vom deutschsprachigen Pallotti-Institut organisierte 4. Studientag im Mai 2015 beschäftigte sich diesmal nur indirekt mit Pallotti und seiner Vision eines universalen Apostolates; vielmehr ging es um parallele Entwicklungen in Kirche und Staat, denn:
"Pallotti steht mit seinen Ansätzen nicht alleine oder isoliert da, viel-mehr ist er im Kontext seiner Zeit zu sehen. Impulse auf sozialer, kari-tativer, aber auch pastoraler und theologischer Ebene begannen gerade in seiner Lebenszeit sich an mehreren Orten den Weg zu ebnen. Unab-hängig von der Frage, inwieweit Pallotti die Gedanken seiner Zeitge-nossen (…) gekannt haben mag, lagen gewisse Entwicklungen (…) gewissermaßen in der Luft", so B. Proksch in ihrem Buch "Beteiligung - Vielfalt - Dialog".
Was also lag "in der Luft"? Wie haben sich seine Visionen in anderen Bereichen und an anderen Orten entwickelt, konkret im Bereich der Glaubensverbreitung, der Caritas, der Katholischen Aktion und schließlich bei Zusammenschlüssen in Politik, Gesellschaft und Kirche?
SpracheDeutsch
HerausgeberPallotti Verlag
Erscheinungsdatum1. Jan. 2016
ISBN9783876140926
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    Buchvorschau

    Es lag in der Luft - Pallotti Verlag

    Die Autoren des Buches

    [Prof. P. Dr. Hubert Lenz SAC, Jahrgang 1952, ist Professor für Systematische Philosophie und Evangelisierende Pastoral an der PTHV und Leiter der Projektstelle „Wege erwachsenen Glaubens – WeG".]

    Dr. Pier Giorgio Liverani, Journalist und ehemaliger Direktor der katholischen Tageszeitung „Avvenire" Italiens.

    Dr. Bernd Kettern, 54 Jahre, ist Direktor des Caritasverbandes Trier.

    Prof. P. Dr. Paul Rheinbay SAC, Jahrgang 1959, ist Professor für Kirchen- und Spiritualitätsgeschichte und Rektor der PTHV sowie Leiter von Exerzitien- und Kontemplationskursen.

    Prof. P. Dr. Joachim Schmiedl ISch, Jahrgang 1958, ist Professor für Mittlere und Neue Kirchengeschichte an der PTHV und Leiter des Arbeitskreises Ordensgeschichte 19./20. Jahrhundert.

    Dr. Alois Wittmann UAC, Facharzt für Allgemeinmedizin, ist Präsident des Deutschen Koordinationsrates der Vereinigung des Katholischen Apostolats.

    Vorwort

    Für Samstag, den 9. Mai 2015, lud das deutschsprachige Pallotti-Institut an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar (PTHV) zum 4. Studientag ein. Nach der Gründungsveranstaltung im Jahr 2010 zum Thema „Warum zusammen wirken, dem Studientag „100 Jahre »auf der Klostermauer« – eine Schule des Apostolates und der Heiligkeit (2011), „Maria, Königin der Apostel (2012) und dem Symposium „UNIO – unsere Art, Kirche zu sein (2013) sollte es nun um parallele Entwicklungen zu Pallottis Visionen gehen.

    Über Pallottis Visionen selbst wurde ja schon oft gesprochen, darum sei nur kurz zitiert, was er sich als eine Erkenntnis in sein „Geistliches Tagebuch" notiert hatte. Man kann es bezeichnen als die Grundakte des allumfassenden Apostolates aller. Er schreibt:

    „Mein Gott, meine Barmherzigkeit, in Deiner unendlichen Barmherzigkeit gewährst Du mir in besonderer Weise, wenigstens mit der lebendigen Sehnsucht in Deinem heiligen Herzen, zu fördern, zu festigen, zu verbreiten, zu vervollkommnen und dauerhaft zu gestalten:

    1. das Werk eines universalen Apostolates in allen Katholiken zur Verbreitung des Glaubens und der Religion Jesu Christi unter allen Ungläubigen und Nichtkatholiken;

    2. ein anderes, verborgenes Apostolat, um den Glauben unter den Katholiken zu beleben, zu erhalten und zu vertiefen;

    3. ein universales Werk der Liebe durch Ausübung aller Werke der geistlichen und leiblichen Barmherzigkeit; auf dass Du auf alle nur mögliche Weise im Menschen erkannt wirst, da Du ja die unendliche Liebe bist."¹

    Es ging ihm also um das universale Apostolat im Sinne einer Erstverkündigung, das verborgene Apostolat im Sinne einer Glaubenserneuerung innerhalb der Kirche und das universale Liebeswerk. Als vierte Vision lässt sich sein Streben nach Zusammenarbeit aller Kräfte ansehen.

    „Pallotti steht mit seinen Ansätzen nicht alleine oder isoliert da, vielmehr ist er im Kontext seiner Zeit zu sehen. Impulse auf sozialer, karitativer, aber auch pastoraler und theologischer Ebene begannen gerade in seiner Lebenszeit sich an mehreren Orten den Weg zu ebnen. Unabhängig von der Frage, inwieweit Pallotti die Gedanken seiner Zeitgenossen wie etwa des Ozanam oder Rosmini gekannt haben mag, lagen gewisse Entwicklungen – vergleichbar mit heutigen Phänomenen – gewissermaßen in der Luft."²

    Darum wollte der Studientag nicht so sehr auf Pallotti schauen, sondern darauf, was „in der Luft lag" – wie sich seine Visionen in anderen Bereichen und an anderen Orten entwickelt haben, konkret im Bereich der Glaubenskurse, dem Caritasverband als einem Beispiel caritativer Einrichtungen, der Katholischen Aktion und schließlich bei Zusammenschlüssen in Politik, Gesellschaft und Kirche.

    Der Druck dieser Beiträge (der erste Vortrag liegt leider nicht in Schriftform vor, stattdessen wurde ein älterer Artikel von Dr. Liverani ins Deutsche übersetzt und aufgenommen³) begründet somit nun den 6. Band der Reihe „Beiträge zur pallottinischen Forschung" (BpF).

    Vallendar, im Mai 2016

    P. Ulrich Scherer SAC

    Direktor des Pallotti-Instituts an der PTHV

    ¹ Vinzenz Pallotti, Ausgewählte Schriften, hrsg. von Bruno Bayer und Josef Zweifel, Pallotti-Verlag, Friedberg 1985, S. 29.

    ² Brigitte Proksch, Beteiligung – Vielfalt – Dialog. Inspirationen Vinzenz Pallottis zur Ekklesiologie, Pallotti-Verlag, Friedberg 2014, S. 22.

    ³ Pier Giorgio Liverani, Ravvivare la fede nel cammino del cristiano di Oggi, in: Apostolato Universale, Jahr XIII, Nr. 26/2011, Rom, S. 31-42; übersetzt vom Herausgeber dieses Bandes.

    Pausensnacks (Dr. Alois Wittmann UAC)

    Im Winterhalbjahr 2014/15 fand im Apostolatshaus Hofstetten eine Seminarreihe zur Konfessionskunde statt. Die Beschäftigung mit diesem Thema zeigte deutlich, was zu allen Zeiten in religiöser Hinsicht „in der Luft lag" und auf unterschiedlichste Weise Eingang gefunden hat in das Leben der Kirche.

    Aufschlussreich für uns, die wir uns mit Vinzenz Pallotti und der Unio beschäftigen, war die Konfessionelle Situation im 19. Jahrhundert. Ein paar Aspekte möchte ich herausgreifen, um anzudeuten, was zur Zeit der Entstehung der Unio „in der Luft lag".

    Die Mennoniten entstanden im 16. Jahrhundert im Umfeld der Wiedertäuferbewegung; den Namen haben sie vom ursprünglich katholischen Priester Menno Simons. Die Kindertaufe lehnen sie ab und akzeptieren nur die „Glaubenstaufe nach vorheriger Glaubensunterweisung. Sie streben ein „Christentum der Bergpredigt an, pflegen ethischen Aktivismus, Fleiß, Lebensernst, Sittenreinheit, und sie leisten großen Einsatz für Caritas und Gerechtigkeit.

    Auch die Baptisten haben ihren Ursprung in der Wiedertäuferbewegung. Außerhalb eines dogmatischen Konfessionalismus konzentrieren sie sich auf ein Hauspriestertum, zu dem auch die Frau berufen ist.

    Die Quäker wurden im 17. Jahrhundert vom Schuhmacher George Fox gegründet. Wichtiger als gelehrte Schulbildung, kirchliche Verkündigung und Bibelstudium ist für sie die innere Stimme Gottes, die in der Seele eines jeden Menschen spricht. Die Liebe Gottes und die Liebe zu dem Mitmenschen stehen im Zentrum. Die Quäker setzen sich weltweit ein für Caritas, Frieden und Völkerverständigung; 1947 erhielten sie den Friedensnobelpreis.

    Die genannten Bewegungen waren zwar keine „Kinder" des 19. Jahrhunderts, doch sie verbreiteten sich damals weltweit und ihr Leben wurde sicherlich wahrgenommen.

    1729 trat in England John Wesley in den „Holy Club ein, einer Vereinigung junger Männer, die es ernst nahmen mit dem Glauben. Im Jahr vorher war Wesley nach der Lektüre von Thomas von Kempens „Nachfolge Christi anglikanischer Priester geworden. Die Club-Mitglieder engagierten sich tagsüber in caritativer Arbeit und lasen abends gemeinsam im Neuen Testament. Sie pflegten eine peinlich genaue Ordnung für religiöse Übungen und Studien und eine methodisch geregelte Frömmigkeit und Lebensweise. Deshalb wurden sie von den Oxforder Studenten scherzhaft „Methodisten genannt. Der Name blieb ihnen haften. Die Mitglieder einte ein stetes Streben nach Heiligung. „Seelen zu retten ist mein Beruf, die ganze Welt ist meine Pfarrei, verkündete Wesley. Nachdem Wesley die Anglikanische Kirche verlassen hatte und keine Priester zur Verfügung hatte, wurde die Laienhilfe systematisch ausgebaut; der Methodismus wurde zu einer gewaltigen Laienbewegung. Im 19. Jahrhundert setzte die Bewegung auf das Europäische Festland über; 1832 erreichte sie Deutschland. Nach Einschätzung von Kirchenhistorikern war Wesley der „protestantische Ignatius von Loyola" und wäre vielleicht unter anderen Umständen ein Ordensstifter oder ein reformatorischer Papst geworden.

    1829 wurde in England William Booth geboren. Die missglückte Befreiung des „Kleinen Mannes nach der französischen Revolution und der Restauration und die zunehmende soziale Not durch industrielle Revolution und Kapitalismus veranlasste Booth, sich als methodistischer Laienprediger bei den Armen sozial-missionarisch zu engagieren. 1865 kam er nach London und betrieb Seelsorge im Osten der Stadt, dem schwersten Seelsorgegebiet der damaligen Welt. Nachdem er die Methodistische Kirche verlassen hatte, hielt er Gottesdienste im Freien und in öffentlichen Gebäuden, in einem Tanzsaal, einem Wollspeicher, einem Pferdestall, einer Schenke, einer Kegelbahn und in einer Handwerksstätte. Ab 1868 gab es ein eigenes Missionshaus. Slum-sisters reinigten Armenwohnungen, Drunkards-rescue-Brigaden lasen Betrunkene von der Straße auf, Gefängnisbrigaden kümmerten sich um entlassene Häftlinge, in Magdalenenheimen kamen gefallene Mädchen unter. Aus der „Ostlondoner Mission wurde die „Christliche Mission, und schließlich schritt man als „Heilsarmee zur „Eroberung der Welt". Oberstes Gebot war: Rette deine Seele, rette deines Nächsten Seele.

    Ab 1826 hielt der Londoner Bankier Henry Drummond jährliche Religionskonferenzen mit etwa vierzig gleichgesinnten Männern. In diese Gruppe brachte Edward Irving eschatologisches Gedankengut ein und er gab den Anlass, das altkirchliche Apostelamt wieder einzuführen. 1832 rief Drummond den Rechtsanwalt

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