Abiturprüfung 2014: Biologie, Grundkurs
Abiturprüfung 2014: Biologie, Grundkurs
Abiturprüfung 2014: Biologie, Grundkurs
1 BI GK HT 1
Seite 1 von 4
Name: _______________________
Abiturprüfung 2014
Biologie, Grundkurs
Aufgabenstellung:
I.1 Erläutern Sie die Bedeutung von Homologie und Analogie für die stammesgeschicht-
liche Zuordnung von Lebewesen. Ermitteln Sie das Alter des gefundenen Zahnes
anhand von Material A. (14 Punkte)
I.2 Ermitteln Sie den Zeitpunkt der Abspaltung der Entwicklungslinie des Denisova-
Menschen von der des Homo sapiens (Material B) und zeichnen Sie ihn im Stamm-
baum (Material A) ein. Begründen und erläutern Sie Ihre Entscheidung anhand der
Daten in Tabelle 1 (Material B). Vergleichen Sie das Ergebnis mit dem der morpho-
logischen Zahnuntersuchungen (Material A). (24 Punkte)
I.3 Interpretieren Sie die Befunde der Kern-DNA-Vergleiche von Neandertaler und
Denisovaner mit heutigen Populationen in Bezug auf ihre Verwandtschaftsverhält-
nisse (Material C). Entwickeln Sie mit Hilfe der Daten zur Wanderbewegung eine
Hypothese, wie es zu dieser Verteilung genetischen Materials kommen konnte
(Material C). Erläutern Sie auf der Basis aller Materialien, ob es sich beim Denisova-
Menschen um eine weitere Hominidenart oder eine Unterart handelt. (16 Punkte)
Zugelassene Hilfsmittel:
Wörterbuch zur deutschen Rechtschreibung
Name: _______________________
Abbildung 1: Hominidenstammbaum
(Die Abbildung zeigt eine von mehreren möglichen
Darstellungen des Hominidenstammbaums. Bei der
Bearbeitung ist von dieser Darstellung auszugehen.)
Name: _______________________
1
Melanesien (griech.: schwarze Inseln) nennt man die pazifischen Inselgruppen nordöstlich von Australien, die von
dunkelhäutigen Menschen besiedelt waren oder werden.
Name: _______________________
1. Aufgabenart
Bearbeitung fachspezifischen Materials mit neuem Informationsgehalt
2. Aufgabenstellung1
Thema: Der Denisova-Mensch – weder Neandertaler noch moderner Mensch
I.1 Erläutern Sie die Bedeutung von Homologie und Analogie für die stammesgeschicht-
liche Zuordnung von Lebewesen. Ermitteln Sie das Alter des gefundenen Zahnes
anhand von Material A. (14 Punkte)
I.2 Ermitteln Sie den Zeitpunkt der Abspaltung der Entwicklungslinie des Denisova-
Menschen von der des Homo sapiens (Material B) und zeichnen Sie ihn im Stamm-
baum (Material A) ein. Begründen und erläutern Sie Ihre Entscheidung anhand der
Daten in Tabelle 1 (Material B). Vergleichen Sie das Ergebnis mit dem der morpho-
logischen Zahnuntersuchungen (Material A). (24 Punkte)
I.3 Interpretieren Sie die Befunde der Kern-DNA-Vergleiche von Neandertaler und
Denisovaner mit heutigen Populationen in Bezug auf ihre Verwandtschaftsverhält-
nisse (Material C). Entwickeln Sie mit Hilfe der Daten zur Wanderbewegung eine
Hypothese, wie es zu dieser Verteilung genetischen Materials kommen konnte
(Material C). Erläutern Sie auf der Basis aller Materialien, ob es sich beim Denisova-
Menschen um eine weitere Hominidenart oder eine Unterart handelt. (16 Punkte)
3. Materialgrundlage
Material A: Abbildung 1: verändert nach:
http://www.geodz.com/deu/d/Primatenentwicklung_und_Menschwerdung
Material B: Tabelle 1: selbst erstellt nach:
Krause et al. (2010), S. 2, und Reich et al. (2010), S. 2
Material C: Tabelle 2: selbst erstellt nach:
http://www.evolution-mensch.de/thema/siedlung/erectus.php und
http://www.oekosystem-erde.de/html/homo_sapiens.html
Abbildung 2: verändert nach:
http://www.stepmap.de/landkarte/europa-asien-und-afrika-1164633
1
Die Aufgabenstellung deckt inhaltlich alle drei Anforderungsbereiche ab.
Bahnsen, U. (2010). Der kleine Finger der Evolution. Zeit online Wissen, 24.3.2010
Verfügbar unter: http://www.zeit.de/2010/13/N-Finger (Zugriff 15.04.2013)
Green, R. E. et al. (2010). A Draft Sequence of the Neandertal Genome; Science 328,
S. 710 – 722
Krause, J. et al. (2010). The complete mitochondrial DNA genome of an unknown
hominin from southern Siberia, nature LETTERS doi:10.1038/nature08976, S. 1 – 4
Meyer, M. et al. (2012). A High-Coverage Genome Sequence from an Archaic
Denisovan Individual, Science 338, doi: 10.1126/science.1224344, S. 222 – 226
Reich, D. et al. (2010). Genetic history of an archaic hominin group from Denisova Cave
in Siberia. Nature 2010, 468, doi:10.1038/nature09710, S. 1053 – 1060
Reich, D. et al. (2011). Denisova Admixture and the First Modern Human Dispersals
into Southeast Asia and Oceania, The American Journal of Human Genetics 89,
S. 516 – 528
Skalli, S. (2010). Das fremde Menschengeschlecht aus dem Altai, Zeit online Wissen,
22.12.2010. Verfügbar unter:
http://www.zeit.de/wissen/2010-12/denisova-mensch-neandertaler (Zugriff: 15.04.2013)
Stringer, C. http://antropus.de/artikel.php?id=forschung-denisova-stringer
(Zugriff: 15.04.2013)
http://www.evolution-mensch.de/thema/siedlung/erectus.php (Zugriff: 15.04.2013)
http://www.oekosystem-erde.de/html/homo_sapiens.html (Zugriff: 15.04.2013)
http://www.geodz.com/deu/d/Primatenentwicklung_und_Menschwerdung
(Zugriff: 15.04.2013)
http://www.stepmap.de/landkarte/europa-asien-und-afrika-1164633 (Zugriff: 14.05.2013)
2. Medien/Materialien
entfällt
5. Zugelassene Hilfsmittel
Wörterbuch zur deutschen Rechtschreibung
Teilaufgabe I.2
maximal
Anforderungen erreichbare
Punktzahl
Der Prüfling
1 ermittelt den Zeitpunkt der Abspaltung der Entwicklungslinie des Denisova-Menschen 2
von der des Homo sapiens (Material B) und zeichnet ihn im Stammbaum (Material A)
ein, z. B.:
Teilaufgabe I.3
maximal
Anforderungen erreichbare
Punktzahl
Der Prüfling
1 interpretiert die Befunde der Kern-DNA-Vergleiche von Neandertaler und Deniso- 6
vaner mit heutigen Populationen in Bezug auf ihre Verwandtschaftsverhältnisse
(Material C), z. B.:
Da außer bei Afrikanern in allen heutigen Populationen Neandertalerallele ge-
funden wurden, muss außerhalb von Afrika ein Genfluss zwischen Neandertaler
und Homo sapiens sapiens stattgefunden haben.
In Melanesien wurde zusätzlich ein Genfluss zwischen Populationen des Homo
sapiens sapiens und den Denisovanern nachgewiesen.
Ein höherer Anteil an genetischem Material der Denisovaner bei den Melanesiern
deutet auf einen im Vergleich zum Neandertaler späteren Genfluss mit Deniso-
vanern hin.
(Die Begründung des höheren Anteils an genetischem Material der Denisovaner bei
den Melanesiern mit stärkerem Genfluss ist ebenfalls zu akzeptieren.)
2 entwickelt mit Hilfe der Daten zur Wanderbewegung eine Hypothese, wie es zu dieser 6
Verteilung genetischen Materials kommen konnte (Material C), z. B.:
Nach Auswanderung des Homo erectus aus Afrika entwickelten sich neue Homi-
nidenformen (zuerst Denisovaner im asiatischen Raum, dann Neandertaler in
Asien und Europa).
Nach Auswanderung von Homo sapiens sapiens aus Afrika kam es zunächst zum
Genfluss zwischen Neandertaler- und Homo sapiens sapiens-Populationen.
Nach weiteren Wanderbewegungen im südostasiatischen Raum kam es auch mit
Populationen von Denisovanern zum Genaustausch, so dass hier heute noch
genetisches Material der Denisovaner im Genpool der Melanesier zu finden ist.
3 erläutert auf der Basis aller Materialien, ob es sich beim Denisova-Menschen um eine 4
weitere Hominidenart oder eine Unterart handelt, sinngemäß:
Da ein Genfluss zwischen den Vorfahren der Melanesier und den Denisova-
Menschen stattgefunden hat, muss es sich zu dem Zeitpunkt eher um eine Unter-
art als eine weitere Art gehandelt haben.
Da der Denisova-Fund erst 30.000 bis 48.000 Jahre alt ist, kann es sich zu diesem
Zeitpunkt aber auch schon um getrennte Arten gehandelt haben.
(Eine Argumentation über die lange Dauer der getrennten Entwicklung und die
daraus ggf. resultierende genetische Isolation ist entsprechend zu werten.)
4 erfüllt ein weiteres aufgabenbezogenes Kriterium. (2)
b) Darstellungsleistung
Anforderungen maximal
erreichbare
Punktzahl
Der Prüfling
führt seine Gedanken schlüssig, stringent und klar aus.
strukturiert seine Darstellung sachgerecht.
6
verwendet eine differenzierte und präzise Sprache.
gestaltet seine Arbeit formal ansprechend.
Schule: _____________________________________________
Teilaufgabe I.1
Anforderungen Lösungsqualität
Der Prüfling maximal
erreichbare
EK2 ZK DK
Punktzahl
Teilaufgabe I.2
Anforderungen Lösungsqualität
maximal
Der Prüfling erreichbare
EK ZK DK
Punktzahl
2
EK = Erstkorrektur; ZK = Zweitkorrektur; DK = Drittkorrektur
Teilaufgabe I.3
Anforderungen Lösungsqualität
maximal
Der Prüfling erreichbare
EK ZK DK
Punktzahl
Darstellungsleistung
Anforderungen Lösungsqualität
maximal
Der Prüfling erreichbare
EK ZK DK
Punktzahl
Festlegung der Gesamtnote (Bitte nur bei der letzten bearbeiteten Aufgabe ausfüllen.)
Lösungsqualität
maximal
erreichbare
EK ZK DK
Punktzahl
Paraphe
Die Klausur wird abschließend mit der Note: ________________________ (____ Punkte) bewertet.
Unterschrift, Datum:
gut 11 95 – 90
gut minus 10 89 – 84
befriedigend plus 9 83 – 78
befriedigend 8 77 – 72
befriedigend minus 7 71 – 66
ausreichend plus 6 65 – 60
ausreichend 5 59 – 54
ausreichend minus 4 53 – 47
mangelhaft plus 3 46 – 39
mangelhaft 2 38 – 32
mangelhaft minus 1 31 – 24
ungenügend 0 23 – 0
Name: _______________________
Abiturprüfung 2014
Biologie, Grundkurs
Aufgabenstellung:
II.1 Fassen Sie anhand von Material A die physiologischen Ursachen von Morbus Fabry
zusammen. Nennen Sie den Zweck der Polymerasekettenreaktion (PCR) und beschreiben
Sie das PCR-Verfahren (Material B). (16 Punkte)
II.2 Erläutern Sie mithilfe der Materialien B und D die Art der Mutation und ihre Auswir-
kungen auf mRNA, Polypeptid und Aktivität der -Galaktosidase der Patienten im
Vergleich zu nicht Betroffenen.
Erklären Sie die unterschiedliche Ausprägung und den Verlauf der Krankheit bei
Patient 1 und 2. Begründen Sie die Genotypen der Patienten auf der Basis möglicher
Genotypen der Eltern und erläutern Sie, ob die Eltern der Patienten ebenfalls an
Morbus Fabry erkrankt sein mussten (Materialien A, B und D). (25 Punkte)
II.3 Erörtern Sie mithilfe von Material B, weshalb neben homozygoten Frauen auch hetero-
zygote Frauen erkranken können, und bewerten Sie, unter welchen Voraussetzungen
die Chorionzottenbiopsie als Früherkennung zur Diagnostik von Morbus Fabry sinnvoll
erscheint (Materialien A bis C). (13 Punkte)
Zugelassene Hilfsmittel:
Wörterbuch zur deutschen Rechtschreibung
Name: _______________________
Morbus Fabry beruht auf einem genetisch bedingten Defekt der -Galaktosidase, einem in
den Lysosomen gebildeten Enzym. Dieses Enzym ist für den Abbau von zuckerhaltigen
Lipiden, den sogenannten Glykosphingolipiden, verantwortlich. Durch die fehlende Aktivität
der -Galaktosidase kommt es nicht nur zur Anreicherung dieser Lipide in den Lysosomen,
sondern auch in den inneren Wandschichten (Endothelien) vieler Gefäße sowie den Deck-
geweben (Epithelien) einiger Organe. Insbesondere Muskel- und Nervenzellen sowie die
Nieren sind betroffen. Somit handelt es sich bei Morbus Fabry um eine Stoffwechselstörung,
die zu einer Multiorganerkrankung führt.
Ein betroffener 32-jähriger Mann (Patient 1) leidet seit seinem zehnten Lebensjahr unter
anderem an Empfindungsstörungen der Gliedmaßen, Hautveränderungen und einer Horn-
hauttrübung. Außerdem wurde eine abnormale Vergrößerung des Herzmuskels festgestellt.
Bei ihm konnte keine Aktivität des Enzyms -Galaktosidase gefunden werden. Bei einem
60 Jahre alten Mann (Patient 2) mit Verdacht auf Morbus Fabry zeigten sich im Rahmen
eines Diagnoseverfahrens eine abnormale Vergrößerung des Herzmuskels und eine deutlich
verringerte Aktivität der -Galaktosidase.
Bei beiden Patienten wurde das GLA-Gen nach einer PCR sequenziert mit folgenden
Ergebnissen:
118 144
Nicht Betroffener: 5′ ... CCT ACC ATG GGC TGG CTG CAC TGG GAG ... 3′
Morbus Fabry-Patient 1: 5′ ... CCT ACC ATG GGC TAG CTG CAC TGG GAG ... 3′
316 342
Nicht Betroffener: 5′ ... CTT CAG GCA GAC CCT CAG CGC TTT CCT ... 3′
Morbus Fabry-Patient 2: 5′ ... CTT CAG GCA GAC CCT CAG CGC CTT CCT ... 3′
Abbildung 1: Ausschnitte aus den Nucleotidsequenzen der nicht-codogenen Stränge der Morbus Fabry-
Patienten 1 und 2 im Vergleich mit entsprechenden Nucleotidsequenzen eines nicht Betroffenen.
Name: _______________________
Die Chorionzottenbiopsie ist nicht ohne Risiko. So kommt es nach dem Eingriff bei etwa
0,5 – 2 % der Frauen zu einer Fehlgeburt. Auch deshalb sollte zur Diagnostik von Erbkrank-
heiten vor dem Eingriff eine genetische Beratung der Eltern stattfinden.
Name: _______________________
1. Aufgabenart
Bearbeitung fachspezifischen Materials mit neuem Informationsgehalt
2. Aufgabenstellung1
Thema: Morbus Fabry
II.1 Fassen Sie anhand von Material A die physiologischen Ursachen von Morbus Fabry
zusammen. Nennen Sie den Zweck der Polymerasekettenreaktion (PCR) und beschreiben
Sie das PCR-Verfahren (Material B). (16 Punkte)
II.2 Erläutern Sie mithilfe der Materialien B und D die Art der Mutation und ihre Auswir-
kungen auf mRNA, Polypeptid und Aktivität der -Galaktosidase der Patienten im
Vergleich zu nicht Betroffenen.
Erklären Sie die unterschiedliche Ausprägung und den Verlauf der Krankheit bei
Patient 1 und 2. Begründen Sie die Genotypen der Patienten auf der Basis möglicher
Genotypen der Eltern und erläutern Sie, ob die Eltern der Patienten ebenfalls an
Morbus Fabry erkrankt sein mussten (Materialien A, B und D). (25 Punkte)
II.3 Erörtern Sie mithilfe von Material B, weshalb neben homozygoten Frauen auch hetero-
zygote Frauen erkranken können, und bewerten Sie, unter welchen Voraussetzungen
die Chorionzottenbiopsie als Früherkennung zur Diagnostik von Morbus Fabry sinnvoll
erscheint (Materialien A bis C). (13 Punkte)
1
Die Aufgabenstellung deckt inhaltlich alle drei Anforderungsbereiche ab.
3. Materialgrundlage
Material B:
Abbildung 1: verändert nach:
Germain, D. P. (2010), Figure 27, und Sakuraba et al. (1990), S. 787
Material C:
Abbildung 2: online unter:
http://www.eurogentest.org/index.php?id=364 (Zugriff: 21.01.2014)
Germain, D. P. (2010). Fabry disease, Review. Orphanet Journal of Rare Diseases, 5,
S. 30 – 78
Beck, M., Whybra, C., Kriegsmann, J. (2001). Morbus Fabry: Aktuelle therapeutische
Perspektiven. Deutsches Ärzteblatt 98, S. 466 – 468
Fabry, J. (1898). Ein Beitrag zur Kenntnis der Purpura haemorrhagica nodularis (Purpura
papulosa haemorrhagica Hebrae). Archiv für Dermatologie und Syphilis, 43, S. 187 – 200
Sakuraba, H. et al. (1990). Identification of Point Mutations in the -Galactosidase A
Gene in Classical and Atypical Hemizygotes with Fabry Disease. American Journal of
Human Genetics, 47, S. 784 – 789
2. Medien/Materialien
entfällt
5. Zugelassene Hilfsmittel
Wörterbuch zur deutschen Rechtschreibung
Teilaufgabe II.2
maximal
Anforderungen erreichbare
Punktzahl
Der Prüfling
1 erläutert mithilfe der Materialien B und D die Art der Mutation und ihre Auswir- 2
kungen auf mRNA, Polypeptid und Aktivität der -Galaktosidase der Patienten im
Vergleich zu nicht Betroffenen, z. B.:
Bei Patient 1 liegt eine Punktmutation (Substitution) vor: Guanin wurde an Posi-
tion 131 durch Adenin ersetzt.
Es handelt sich bei Patient 2 um eine Punktmutation (Substitution) an Position
337: Thymin wurde durch Cytosin ersetzt.
2 erläutert mithilfe der Materialien B und D die Art der Mutation und ihre Auswir- 5
kungen auf mRNA, Polypeptid und Aktivität der -Galaktosidase der Patienten im
Vergleich zu nicht Betroffenen, z. B.:
Patient 1: nicht-codogener Strang: TAG, mRNA: UAG, Stopp-Codon
Nicht Betroffener: nicht-codogener Strang: TGG, mRNA: UGG, Aminosäure:
Tryptophan
Die Translation des Polypeptids (-Galaktosidase) wird abgebrochen, weil durch
die Substitution ein Stopp-Codon entsteht. Es handelt sich deshalb um eine
Nonsense-Mutation.
Das entstandene Polypeptid ist stark verkürzt und daher nicht funktionstüchtig.
Deshalb konnte keine Aktivität der -Galaktosidase nachgewiesen werden.
3 erläutert mithilfe der Materialien B und D die Art der Mutationen und ihre Auswir- 5
kungen auf mRNA, Polypeptid und Aktivität der -Galaktosidase der Patienten im
Vergleich zu nicht Betroffenen, z. B.:
Patient 2: nicht-codogener Strang: CTT, mRNA: CUU, Aminosäure: Leucin
Nicht Betroffener: nicht-codogener Strang: TTT, mRNA: UUU, Aminosäure:
Phenylalanin
Das Polypeptid (-Galaktosidase) unterscheidet sich in einer Aminosäure. Es
handelt sich deshalb um eine Missense-Mutation.
Der Austausch einer Aminosäure führt wahrscheinlich zu einer räumlichen Ver-
änderung der -Galaktosidase und damit zu einer eingeschränkten Funktion, ins-
besondere, wenn das aktive Zentrum des Enzyms betroffen ist. Deshalb wurde
eine verringerte Aktivität der -Galaktosidase nachgewiesen.
4 erklärt die unterschiedliche Ausprägung und den Verlauf der Krankheit bei Patient 1 5
und 2, z. B.:
Patient 1 besitzt keine funktionsfähige -Galaktosidase. Deshalb lagern sich in
seinen Zellen besonders viele zuckerhaltige Lipide ab, die bereits im jüngeren
Alter zu den beschriebenen Symptomen führen.
Patient 2 besitzt -Galaktosidase mit einer eingeschränkten Funktion. Deshalb
wirkt sich die insgesamt geringere Ablagerung der zuckerhaltigen Lipide zu-
nächst gar nicht bzw. kaum aus. Trotzdem treten später, wenn auch erst im höhe-
ren Lebensalter, durch die zunehmende Akkumulation typische Symptome auf.
5 begründet die Genotypen der Patienten auf der Basis möglicher Genotypen der Eltern 5
(Materialien A, B und D), z. B.:
Die Patienten haben in Bezug auf die Vererbung der Krankheit Morbus Fabry
den Genotyp XaY, wobei Xa für das X-Chromosom mit dem mutierten GLA-Allel
steht (a: mutiertes GLA-Allel, das rezessiv vererbt wird).
Die Genotypen der Väter können XaY oder XAY sein, da vom Vater nur ein
Y-Chromosom ohne das entsprechende GLA-Gen an den Sohn weitergegeben
wird.
Die Mütter können homozygot (Xa Xa) oder heterozygot (XA Xa) sein, müssen
aber ein X-Chromosom mit dem mutierten GLA-Allel an den Sohn weitergegeben
haben.
6 erläutert, ob die Eltern der Patienten ebenfalls an Morbus Fabry erkrankt sein mussten 3
(Materialien A, B und D), z. B.:
Der Vater war erkrankt, wenn er ein mutiertes GLA-Allel auf seinem X-Chromosom
besaß.
Die Mutter war nur dann zwangsläufig erkrankt, wenn sie homozygote Merkmals-
trägerin war.
7 erfüllt ein weiteres aufgabenbezogenes Kriterium. (2)
Teilaufgabe II.3
maximal
Anforderungen erreichbare
Punktzahl
Der Prüfling
1 erörtert mithilfe von Material B, weshalb neben homozygoten Frauen auch hetero- 5
zygote Frauen erkranken können, z. B.:
Homozygote Frauen (XaXa) erkranken zwangsläufig, da sie im Gegensatz zu
heterozygoten Frauen, aber genau wie erkrankte Männer kein intaktes Allel zur
Expression der -Galaktosidase besitzen.
Bei Frauen ist in jeder Körperzelle immer nur ein X-Chromosom aktiv, so dass
heterozygot betroffene Frauen in einem Teil ihrer Körperzellen das nicht mutierte
Allel XA aufweisen, in anderen Bereichen das Morbus Fabry-Allel Xa. Dadurch
ergibt sich hier eine Mosaiksituation und je nach Verteilung eine unterschiedliche
Schwere, d. h. Ausprägungsgrad, der Krankheit.
(Andere fachlich richtige Lösungen werden entsprechend gewertet.)
2 bewertet, unter welchen Voraussetzungen die Chorionzottenbiopsie als Früherkennung 3
zur Diagnostik von Morbus Fabry sinnvoll erscheint (Materialien A bis C), z. B.:
Morbus Fabry ist eine sehr seltene Krankheit. Eine standardmäßige Vorsorgeunter-
suchung erscheint daher nicht sinnvoll.
Bei einer Chorionzottenbiopsie kann es zu einer Fehlgeburt kommen. Der Ein-
griff muss also im Verhältnis zum Verdacht stehen, das Kind könne erkranken.
3 bewertet, unter welchen Voraussetzungen die Chorionzottenbiopsie als Früherkennung 5
zur Diagnostik von Morbus Fabry sinnvoll erscheint (Materialien A bis C), z. B.:
Eine Chorionzottenbiopsie zur Diagnostik von Morbus Fabry ist daher nur sinnvoll,
wenn die Eltern nicht bereit sind, ein an Morbus Fabry erkranktes Kind auszutragen
und die Konsequenzen der Erkrankung anzunehmen (Bereitschaft zum Schwan-
gerschaftsabbruch), und
– der Vater an Morbus Fabry erkrankt ist und ein Mädchen erwartet wird (das
Mädchen könnte dann Symptome aufweisen) oder
– in der Familie der Mutter Morbus Fabry vorkommt, also die Mutter das Allel
besitzen könnte; insbesondere bei einem Jungen wäre dann die Wahrschein-
lichkeit zu erkranken hoch.
(Vergleichbare, fachlich sinnvolle Argumente sind zu akzeptieren.)
4 erfüllt ein weiteres aufgabenbezogenes Kriterium. (2)
b) Darstellungsleistung
Anforderungen maximal
erreichbare
Der Prüfling Punktzahl
Schule: _____________________________________________
Teilaufgabe II.1
Anforderungen Lösungsqualität
Der Prüfling maximal
erreichbare
EK2 ZK DK
Punktzahl
Teilaufgabe II.2
Anforderungen Lösungsqualität
maximal
Der Prüfling erreichbare
EK ZK DK
Punktzahl
2
EK = Erstkorrektur; ZK = Zweitkorrektur; DK = Drittkorrektur
Teilaufgabe II.3
Anforderungen Lösungsqualität
maximal
Der Prüfling erreichbare
EK ZK DK
Punktzahl
Darstellungsleistung
Anforderungen Lösungsqualität
maximal
Der Prüfling erreichbare
EK ZK DK
Punktzahl
Festlegung der Gesamtnote (Bitte nur bei der letzten bearbeiteten Aufgabe ausfüllen.)
Lösungsqualität
maximal
erreichbare
EK ZK DK
Punktzahl
Paraphe
Die Klausur wird abschließend mit der Note: ________________________ (____ Punkte) bewertet.
Unterschrift, Datum:
gut 11 95 – 90
gut minus 10 89 – 84
befriedigend plus 9 83 – 78
befriedigend 8 77 – 72
befriedigend minus 7 71 – 66
ausreichend plus 6 65 – 60
ausreichend 5 59 – 54
ausreichend minus 4 53 – 47
mangelhaft plus 3 46 – 39
mangelhaft 2 38 – 32
mangelhaft minus 1 31 – 24
ungenügend 0 23 – 0
Name: _______________________
Abiturprüfung 2014
Biologie, Grundkurs
Aufgabenstellung:
III.1 Skizzieren Sie für die beschriebene Lebensgemeinschaft in der Kakaoplantage ein
Nahrungsnetz und erläutern Sie die unterschiedlichen Trophieebenen und die Formen
interspezifischer Wechselwirkung in diesem Ökosystem (Material A). (16 Punkte)
III.2 Beschreiben Sie die in Material B dargestellten Ergebnisse der Untersuchungen mit
Kakao-Miniermotten und Kakao-Wanzen. Erläutern Sie auch mithilfe der Informa-
tionen in Material A die Ergebnisse. (22 Punkte)
III.3 Begründen Sie, ob der Einsatz von Insektiziden zur Reduzierung des Befalls durch
die Kakao-Miniermotte führt, und diskutieren Sie, ob es sich bei der Kakao-Wanze
um einen Schädling des Kakaobaums handelt (Materialien A und B). (16 Punkte)
Zugelassene Hilfsmittel:
Wörterbuch zur deutschen Rechtschreibung
Name: _______________________
a b c
d
Abbildung 1: a Kakaoschote, b durch Kakao-Wanzen vernarbte Schote, c halbierte Frucht mit Fraßschäden
durch Larven der Kakao-Miniermotte (nur helle Bereiche sind nicht geschädigt), d Kakao-Wanze
An den Kakaoschoten fressen oder saugen zahlreiche Schädlinge. Sie behindern damit deren
Wachstum oder bringen sie zum Absterben und verringern so die Ernteerträge.
Die Kakao-Wanze (Helopeltis sulawesi) (Abbildung 1d) tritt bereits drei Monate vor der Ei-
ablage der Kakao-Miniermotte auf. Kakao-Wanzen legen ihre Eier auf den Kakaoschoten
ab. Die Tiere saugen an Kakaoschoten, wodurch deren Oberfläche vernarbt und verhärtet
(Abbildung 1b). Die Kakaobohnen in der Schote werden nicht geschädigt. Kakao-Wanzen
und Kakao-Miniermotten können auf einer Schote zur gleichen Zeit zusammenleben.
Auch Ratten sind ernst zu nehmende Schädlinge in Kakaoplantagen. Sie ernähren sich dort
vor allem von Kakaoschoten und können bis zu 90 % der Ernte einer Plantage zerstören,
wie Untersuchungen in Malaysia belegen.
Name: _______________________
Gesamtzahl geernteter
Kakaoschoten
1. Aufgabenart
Bearbeitung fachspezifischen Materials mit neuem Informationsgehalt
2. Aufgabenstellung1
Thema: Schädlinge in Kakaoplantagen
III.1 Skizzieren Sie für die beschriebene Lebensgemeinschaft in der Kakaoplantage ein
Nahrungsnetz und erläutern Sie die unterschiedlichen Trophieebenen und die Formen
interspezifischer Wechselwirkung in diesem Ökosystem (Material A). (16 Punkte)
III.2 Beschreiben Sie die in Material B dargestellten Ergebnisse der Untersuchungen mit
Kakao-Miniermotten und Kakao-Wanzen. Erläutern Sie auch mithilfe der Informa-
tionen in Material A die Ergebnisse. (22 Punkte)
III.3 Begründen Sie, ob der Einsatz von Insektiziden zur Reduzierung des Befalls durch
die Kakao-Miniermotte führt, und diskutieren Sie, ob es sich bei der Kakao-Wanze
um einen Schädling des Kakaobaums handelt (Materialien A und B). (16 Punkte)
3. Materialgrundlage
Material A:
Abbildung 1a bis 1c: verändert nach Wielgoss et al. 2012
Abbildung 1d: verändert nach: http://www.uni-goettingen.de/de/3240.html?cid=4322
Material B:
Abbildung 2, Tabelle 1 und 2: verändert nach Wielgoss et al. 2012
Clough, Y., Putra, D. D., Pitopang, R. & Tscharntke, T. (2009). Local and landscape fac-
tors determine functional bird diversity in Indonesian cacao agroforestry. Biological
Conservation 142, S. 1032 – 1041
Freudig, D. (2004): Lexikon der Biologie. Heidelberg: Spektrum, Akademischer Verlag
See, Y. A. & Khoo, K. C. (1996). Influence of Dolichoderus thoracicus (Hymenoptera:
Formicidae) on cocoa pod damage by Conopomorpha cramerella (Lepidoptera:
Gracillariidae) in Malaysia. Bulletin of Entomological Research 86, S. 467 – 474
Wielgoss, A. C., Clough, Y., Fiala, B., Rumede, A. & Tscharntke, T. (2012). A minor
pest reduces yield losses by a major pest: plant-mediated herbivore interactions in
Indonesian cacao. Journal of Applied Ecology 49, S. 465 – 473
http://www.uni-goettingen.de/de/3240.html?cid=4322 (Zugriff 21.01.2014)
1
Die Aufgabenstellung deckt inhaltlich alle drei Anforderungsbereiche ab.
2. Medien/Materialien
entfällt
5. Zugelassene Hilfsmittel
Wörterbuch zur deutschen Rechtschreibung
Teilaufgabe III.2
maximal
Anforderungen erreichbare
Punktzahl
Der Prüfling
1 beschreibt die in Material B (Abbildung 2) dargestellten Ergebnisse der Untersuchungen 4
mit Kakao-Miniermotten und Kakao-Wanzen, sinngemäß:
Die Anzahl geernteter Kakaoschoten steigt von Februar bis Juni an und fällt dann
wieder ab.
Die Anzahl der Kakaoschoten, die nur von der Kakao-Miniermotte befallen wurden,
ist größer als die Anzahl derer, die nur von der Kakao-Wanze befallen wurden.
Es konnte im Vergleich hierzu nur eine geringe Anzahl von Kakaoschoten fest-
gestellt werden, die von beiden Arten befallen waren.
Von Februar bis Juni sind weniger Schoten von beiden Schädlingen gleichzeitig
als von der Kakao-Wanze allein befallen. Danach sind mehr Schoten von beiden
als nur von der Kakao-Wanze befallen.
2 beschreibt die in Material B (Tabelle 1) dargestellten Ergebnisse der Untersuchungen 3
mit Kakao-Miniermotten und Kakao-Wanzen, z. B.:
Das durchschnittliche Gesamt-Trockengewicht der Kakaobohnen pro Kakaoschote
aus nicht befallenen Kakaoschoten und aus Kakaoschoten, die von der Kakao-Wanze
befallen waren, unterscheidet sich nur gering (32,5 g im Vergleich zu 32,3 g).
Im Gegensatz dazu ist das durchschnittliche Gesamt-Trockengewicht der Bohnen
pro Kakaoschote aus Kakaoschoten, die von der Kakao-Miniermotte befallen
waren, wesentlich geringer (nur 21,5 g).
Teilaufgabe III.3
maximal
Anforderungen erreichbare
Punktzahl
Der Prüfling
1 begründet, ob der Einsatz von Insektiziden zur Reduzierung des Befalls durch die 6
Kakao-Miniermotte führt (Materialien A und B), z. B.:
Chemische Schädlingsbekämpfung führt nicht zur Reduzierung des Befalls, weil:
– Insektizide die Larven der Kakao-Miniermotten im Fruchtfleisch der Kakao-
bohnen wahrscheinlich nicht erreichen.
– Insektizide eingesetzt werden, sobald erste Kakao-Wanzen auf den Kakao-
schoten sichtbar sind. Dies geschieht aber vor der Eiablage der Kakao-Minier-
motten.
– Insektizide die Kakao-Wanzen auf den Kakaoschoten abtöten. Dies hat zur
Folge, dass die Oberfläche der Kakaoschoten weniger vernarbt und die
Kakao-Miniermotten besser in die Kakaoschoten eindringen können.
(Andere fachlich richtige Lösungen werden entsprechend gewertet.)
2 diskutiert, ob es sich bei der Kakao-Wanze um einen Schädling des Kakaobaums 2
handelt (Materialien A und B), z. B.:
Es handelt sich um Schädlinge, da die Kakao-Wanzen an den Früchten saugen
und ihnen Inhaltsstoffe entziehen. Außerdem vernarbt die Oberfläche der Früchte.
(Andere sinnvolle Lösungen mit vergleichbarem Umfang werden entsprechend
gewertet.)
b) Darstellungsleistung
Anforderungen maximal
erreichbare
Der Prüfling Punktzahl
Schule: _____________________________________________
Teilaufgabe III.1
Anforderungen Lösungsqualität
Der Prüfling maximal
erreichbare
EK2 ZK DK
Punktzahl
Teilaufgabe III.2
Anforderungen Lösungsqualität
maximal
Der Prüfling erreichbare
EK ZK DK
Punktzahl
1 beschreibt die in … 4
2 beschreibt die in … 3
3 beschreibt die in … 3
4 erläutert auch mithilfe … 6
5 erläutert auch mithilfe … 6
6 erfüllt ein weiteres aufgabenbezogenes Kriterium: (2)
……………………………………………………………..
……………………………………………………………..
Summe III.2 Teilaufgabe 22
2
EK = Erstkorrektur; ZK = Zweitkorrektur; DK = Drittkorrektur
Teilaufgabe III.3
Anforderungen Lösungsqualität
maximal
Der Prüfling erreichbare
EK ZK DK
Punktzahl
1 begründet, ob der … 6
2 diskutiert, ob es … 2
3 diskutiert, ob es … 8
4 erfüllt ein weiteres aufgabenbezogenes Kriterium: (2)
……………………………………………………………..
……………………………………………………………..
Summe III.3 Teilaufgabe 16
Summe der III.1, III.2 und III.3 Teilaufgabe 54
Darstellungsleistung
Anforderungen Lösungsqualität
maximal
Der Prüfling erreichbare
EK ZK DK
Punktzahl
Festlegung der Gesamtnote (Bitte nur bei der letzten bearbeiteten Aufgabe ausfüllen.)
Lösungsqualität
maximal
erreichbare
EK ZK DK
Punktzahl
Paraphe
Die Klausur wird abschließend mit der Note: ________________________ (____ Punkte) bewertet.
Unterschrift, Datum:
gut 11 95 – 90
gut minus 10 89 – 84
befriedigend plus 9 83 – 78
befriedigend 8 77 – 72
befriedigend minus 7 71 – 66
ausreichend plus 6 65 – 60
ausreichend 5 59 – 54
ausreichend minus 4 53 – 47
mangelhaft plus 3 46 – 39
mangelhaft 2 38 – 32
mangelhaft minus 1 31 – 24
ungenügend 0 23 – 0