Labordiagnostik PDF
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A. Voill-Glaninger
Labordiagnostik bei Coronavirus SARS-CoV-2 (Finanzreferent)
Durch die zunehmende Zahl an COVID-19 Fällen in Österreich, welche durch das E. Einwallner
Coronavirus SARS-CoV-2 verursacht werden, möchte die Österreichische (Finanzreferent-Stellvertreter)
Gesellschaft für Laboratoriumsmedizin und Klinische Chemie (ÖGLMKC) die
G. Baumann
Eckpunkte der Labordiagnostik für COVID-19 zusammenfassen. Die Empfehlungen (Ausbildung)
werden auch mit der Österreichische Gesellschaft für Hygiene, Mikrobiologie und
Präventivmedizin (ÖGHMP) abgestimmt. Diese Zusammenfassung entspricht dem M. Exner
(Industriekontakte)
derzeitigen Kenntnisstand, neue wissenschaftliche Kenntnisse zu COVID-19
werden derzeit nach teils stark verkürzten Peer-Review-Verfahren veröffentlicht und A. Griesmacher
machen eine laufende Aktualisierung und eine rationale Bewertung notwendig. (Qualitätssicherung &
Standardisierung)
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hohen Probendurchsatz. Solche Systeme eignen sich vor allem zur effizienten Abarbeitung von
Proben in Großlaboren.
• Point-of-Care-Systeme: Einzelne Anbieter haben Kartuschen-Systeme für die SARS-CoV-2 PCR
auf den Markt gebracht. Diese Komplettsysteme sind auf einfache Bedienbarkeit ausgelegt und
erlauben eine automatisierte Virus-PCR in einem Point-of-Care Setting. Für die Einzelprobe ist die
Zeit bis zum Analyse Ergebnis kurz (unter einer Stunde), weshalb diese Systeme auch als
(molekulargenetische) Schnelltests bezeichnet werden. Neben der Analysenzeit der Einzelprobe
ist auch der Probendurchsatz des jeweiligen Systems zu beachten. Solche Systeme eignen sich
vor allem zu einer raschen Analyse von Einzelproben in einem Point-of-Care Setting oder
außerhalb der Probenannahmezeiten von Großlaboren.
Die Verfügbarkeit von Reagenzien für PCR Tests und RNA-Extraktion sowie von Abstrich-Systemen hat
sich verbessert. Sowohl medizinische Laboratorien als auch Hersteller kommerzieller Testsystems
arbeiten weiterhin an einer Erhöhung der Analysekapazitäten. Die ÖGLMKC befürwortet und unterstützt
ausdrücklich Kooperationen zur weiteren Steigerung der Analysenkapazität, verweist jedoch auf die
Notwendigkeit einer ausreichenden Qualitätskontrolle der SARS-CoV-2 PCR Analytik, um valide und
reproduzierbare Testergebnisse für alle Patientinnen und Patienten zu gewährleisten.
1.1.3.2. Molekulargenetische Grundlagen
Etablierte in-house und kommerzielle Testsysteme beruhen meist auf dem Nachweis von 2
Gensequenzen (Targets) von SARS-CoV-2. Dabei ist üblicherweise eine Gensequenz selektiv für das
Genus Betacoronavirus und eine Gensequenz spezifisch für den Cladus SARS-CoV-2.
Die bisher verwendeten Testsysteme weisen meist 2 Sequenzen der folgenden Gene nach: N
(nucleocapsid), E (envelope), S (spike) und RdRP (RNA-dependent RNA polymerase).
So verwendet beispielsweise der von der Virologie der Charité in Berlin publizierte Test zunächst das E
Gen zum Nachweis von Sarbecovirus, einem Subgenus des Betacoronavirus. Dieser wird mit dem
Nachweis des RdRP Gens kombiniert, der parallel mit einer für SARS-CoV-2 spezifischen Reaktion und
mit einer Reaktion, die auf das gesamte Subgenus Sarbecovirus ausgerichtet ist, durchgeführt wird (Euro
Surveill. 2020 Jan;25(3). doi: 10.2807/1560-7917.ES.2020.25.3.2000045.). Der vom Institut Pasteur in
Paris verwendete Test ist ähnlich angelegt und weist das E Gen von Sarbecovirus sowie 2 Sequenzen
des RdRP Gens nach, welche in einem Multiplex Ansatz kombiniert werden können. Gemäß aktualisierten
WHO Guidelines for Laboratory Analysis (03/20) kann bei fortgeschrittener Verbreitung von SARS-CoV-2
in einer Region auch ein vereinfachter Workflow mit Amplifikation von nur einer spezifischen Region (z.B.
PCR Nachweis des E Gens) zur Anwendung kommen (https://www.who.int/emergencies/diseases/novel-
coronavirus-2019/technical-guidance/laboratory-guidance). Darüber hinaus muss durch eine zusätzliche
interne Kontrolle, welche die Nukleinsäureextraktion und -amplifikation sowie die Integrität der Reagenzien
prüft, die Validität der Testergebnisse sichergestellt werden.
Die beschriebene analytische Sensitivität der PCR Assays für SARS-CoV-2 liegt typischerweise im
Bereich von ca. 10 Kopien viraler Nukleinsäuren pro Reaktion. (J Clin Microbiol. 2020 Mar 4. pii:
JCM.00310-20. doi: 10.1128/JCM.00310-20.; Euro Surveill. 2020 Mar;25(9). doi: 10.2807/1560-
7917.ES.2020.25.9.2000173). Für den jeweiligen Assay sind die Herstellerangaben zu berücksichtigen
und vor Testeinführung im Labor durch Vergleichsmessungen zu verifizieren. Bei Verfügbarkeit von CE-
IVD zertifizierten PCR Assays für SARS-CoV-2 empfiehlt die ÖGLMKC dringend auf diese
zurückzugreifen. Wenn im Einzelfall die Einführung eines In-House PCR Tests für SARS-CoV-2 notwendig
ist, weil CE-gekennzeichnete Test nicht verfügbar sind oder für die Beantwortung der klinischen
Fragestellung nicht ausreichend geeignet sind, so ist dessen Testperformance vom durchführenden Labor
gründlich zu validieren und zu dokumentieren.
1.1.4. Bewertung von PCR Resultaten
Die Dauer der Nachweisbarkeit von Virus-RNA im Nasopharynxsekret scheint großen individuellen
Schwankungen zu unterliegen und beträgt laut einer Fallserie im Median 12 Tage (1-24 Tage). Bei > 80%
der Patienten ist der Nachweis zumindest 7 Tage lang positiv (JAMA. 2020 Mar 3. doi:
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10.1001/jama.2020.3204). In Einzelfällen wurde auch eine PCR-Positivität für >25 Tage beschrieben. Eine
rezente Arbeit beschreibt einen detailierten Zeitverlauf der Viruslast in unterschiedlichen
Probenmaterialien. Zu Symptombeginn war die Konzentration viraler RNA hoch, nahm in
Rachenabstrichen im Krankheitsverlauf rasch ab und war dort typischerweise für etwa zwei Wochen
nachweisbar, während in Proben der tiefen Atemwege (induziertes Sputum) und im Stuhl noch eine
verlängerte Virusausscheidung beobachtet wurde (Nature 2020 April 1. doi: 10.1038/s41586-020-2196-x
(2020)).
Von hoher praktischer Relevanz ist, dass bei einigen bestätigten COVID-19 Fällen die Virus-RNA nur
intermittierend nachweisbar ist (JAMA. 2020 Mar 3. doi: 10.1001/jama.2020.3204). Dieses Phänomen
kann präanalytische (Probenhandling, experimenteller Einsatz von Virostatika) und analytische Gründe
haben. Typischerweise ist es jedoch im späten Krankheitsverlauf zu beoachten, wenn die Viruslast im
Nasopharynxsekret gering ist und am Detektionslimit der PCR Methode liegt. Bei geringer Viruslast ist
auch die korrekte Probengewinnung für den Virusnachweis besonders wichtig. Zur Dokumentation, dass
keine Virusausscheidung mehr erfolgt, wird daher ein zweimalig negativer PCR Test im Abstand von ≥ 24
Stunden empfohlen. (https://www.ecdc.europa.eu/en/publications-data/novel-coronavirus-sars-cov-2-
discharge-criteria-confirmed-covid-19-cases)
1.1.4.1. Positivität für nur ein PCR Target
Wenn ein PCR Test auf der Amplifikation von zwei (oder mehr) Zielsequenzen von SARS-CoV-2 basiert
und nur eine davon positiv ist, während die andere negativ ist, sind grundsätzlich mehrere Ursachen in
Betracht zu ziehen:
• Die Virusmenge in der Probe liegt an der Nachweisgrenze des Tests
• Ein technischer Fehler in der Analyse der Probe (sowohl falsch positiv als auch falsch negativ
möglich)
• Eine Mutation in einer der Zielsequenzen von SARS-CoV-2
• Das Vorliegen eines anderen Coronavirus als SARS-CoV-2
Das PCR Ergebnis ist in diesen Fällen in Zusammenschau mit den Rohdaten (frühe oder späte
Amplifikation des Targets) und den molekulargenetischen Charakteristika des Assays zu bewerten. Wenn
ein technischer Fehler ausgeschlossen werden kann, wird in der aktuellen epidemiologischen Situation
empfohlen, die Amplifikation von nur einem PCR Target als positives Testergebnis und damit als Hinweis
auf das Vorliegen einer Infektion mit SARS-CoV-2 zu werten. Dies ergibt sich aus der Überlegung, dass
derzeit nur ein humanpathogenes Betacoronavirus zirkuliert, dass SARS-CoV-2 eine genetische Diversität
aufweist, dass „schwach-positive“ oder „nicht auswertbare“ Ergebnisse möglicherweise Unsicherheiten im
Meldewesen und in behördlichen Abläufen mit sich bringen und dass allfällige falsch-negative Ergebnisse
die Adhärenz an Isolations- und Quarantänemaßnahmen untergraben könnten.
Davon zu differenzieren ist, dass manche Testsysteme von vorneherein nur auf den Nachweis von
Gensequenzen des Genus Betacoronavirus oder des Subgenus Sarbecovirus ausgerichtet sind, sodass
der spezifische Nachweis von SARS-CoV-2 eine anschließende Sequenzierung des PCR Produkts
notwendig machen würde (https://www.who.int/docs/default-source/coronaviruse/peiris-protocol-16-1-
20.pdf?sfvrsn=af1aac73_4; https://www.who.int/emergencies/diseases/novel-coronavirus-
2019/technical-guidance/laboratory-guidance).
Wenn bei einem Patienten wiederholt nur eine Gensequenz nachgewiesen werden kann und das Ergebnis
nicht am Detektionslimit des Tests liegt, sind weitere Bestätigungstests zu erwägen. Gegebenenfalls
sollen die Spezimina nach vorheriger Kontaktaufnahme an ein Referenzlabor für SARS-CoV-2
weitergeleitet werden; das Österreichische Referenzlabor ist das Zentrum für Virologie der Medizinischen
Universität Wien.
1.1.4.2. Negative PCR Ergebnisse
Ein einmalig negatives PCR-Ergebnis schließt eine SARS-CoV-2-Infektion nicht zu 100% aus. Bei
begründetem Verdacht auf SARS-CoV-2-Infektion und initial negativem PCR Ergebnis, sollte zwischen
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Kliniker und Labormediziner eine erneute Probenentnahme und -untersuchung abgesprochen werden.
Diese Empfehlung wird durch Fallserien gestützt, wonach die PCR bei epidemiologisch, klinisch und CT-
morphologisch definierten Verdachtsfällen initial negativ sein kann (Lancet. 2020 Feb 15;395(10223):514-
523. doi: 10.1016/S0140-6736(20)30154-9. Radiology. 2020 Feb 12:200343. doi:
10.1148/radiol.2020200343.).
Falsch-negative Ergebnisse können insbesondere in der Präanalytik begründet sein und z.B. auf
schlechter Probenqualität, langer Probenlagerung, unsachgemäßem Probentransport oder ungünstigem
Zeitpunkt der Probenentnahme, bezogen auf den Krankheitsverlauf, beruhen. In der Analytik können
Inhibition der PCR oder Mutation des Virus eine Rolle spielen (Clin Infect Dis. 2020 Mar 4. pii: ciaa203.
doi: 10.1093/cid/ciaa203.). Ersteres kann durch Verwendung einer internen Kontrolle für Nukleinsäure-
Extraktion und -Amplifikation erkannt werden.
1.2. Direkter Virusnachweis mittels Antigentest
Ein direkter Nachweis viraler Antigene setzt die Verfügbarkeit eines spezifischen Antikörpers im
Testsystem voraus. Einzelne Hersteller haben Antigentests auf den Markt gebracht, derzeit wir aber noch
keine diagnostische Anwendung von Antigen-basierten Schnelltests empfohlen (siehe auch WHO
Empfehlung https://www.who.int/news-room/commentaries/detail/advice-on-the-use-of-point-of-care-
immunodiagnostic-tests-for-covid-19).
1.3. Indirekter Virusnachweis mittels Antikörpertest
Immunologische Tests zur serologischen Untersuchung weisen Antikörpern gegen Coronavirus SARS-
CoV-2 im Blut von Patienten nach, welche im Rahmen der Immunreaktion des Patienten gegen SARS-
CoV-2 gebildet werden. Der zeitliche Verlauf bis zur Nachweisbarkeit von Antikörpern im Rahmen einer
SARS-CoV-2 Infektion ist unterschiedlich und für viele Tests noch nicht abschließend untersucht. Im
Allgemeinen wurde (mit großer individueller Schwankung) einer Serokonversion nach etwa 10 Tagen
beschrieben.
Die verfügbaren Antikörpertests unterscheiden sich in wesentlichen Punkten:
• Antikörper-Klasse: Die meisten Testsysteme weisen entweder IgG, IgM oder IgA Antikörper
gegen SARS-CoV-2 nach. Die Kinetik der Antikörperklasse im Krankheitsverlauf ist eine
unterschiedliche und wirkt sich je nach Zeitpunkt der Probenentnahme auch auf die klinische
Sensitivität des Antikörpertests aus. Typischerweise treten IgM und IgA Antikörper rascher auf,
während IgG Antikörper länger persistieren. Für SARS-CoV-2 wurde aber auch ein
vergleichsweise frühes Auftreten von IgG Antikörpern beschrieben (Lancet. 2020 Mar 23;
doi.org/10.1016/S1473-3099(20)30196-1.)
• Antikörper-Spezifität: Für den Antikörpertest werden virale Proteine verwendet, an welche die
Antikörper des Patienten binden. Welche Proteine von SARS-CoV-2 genau als Antigen für den
Antikörpernachweis genutzt werden, unterscheidet sich zwischen den Testsystemen und wird von
einigen Herstellern gar nicht angegeben. Hieraus kann sich ein entscheidender Unterschied in der
Spezifität des Tests ergeben, da eine Kreuzreaktivität gegenüber anderen Coronaviren
grundsätzlich möglich ist. Neben den bekannten und seltenen Coronaviren SARS und MERS
treten Infektionen mit anderen niedrig pathogenen humanen Coronaviren (HCoV-HKU1, HCoV-
NL63, HCoV-OC43 und HCoV-229E) häufig auf. Wenn ein Antikörpertest eine Kreuzreaktivität
gegenüber einem anderen Coronavirus aufweist und ein Patient eine Infektion mit einem solchen
durchgemacht hat, kann der serologische Test für SARS-CoV-2 falsch positiv sein. Für viele
Antikörpertests ist die Kreuzreaktivität von Antikörpern gegen andere Coronaviren derzeit nur
unzureichend charakterisiert, sodass die Spezifität nicht abschließend beurteilt werden kann.
Falsch positive Ergebnisse sind nicht nur durch Kreuzreaktivitäten gegen andere Coronaviren
beschrieben, sondern wurden auch bei anderen (viralen) Erkrankungen, bei
Autoimmunerkrankungen oder anderen Zuständen beobachtet.
• Art der Testdurchführung: Die Art der verfügbaren Tests ist deutlich unterschiedlich und reicht
von klassischen Labortests (wie Enzyme-linked Immunosorbent Assay (ELISA) oder Arten von
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Chemiluminescence Immunoassays (CLIA)), welche mit entsprechendem Equipment in
medizinischen Laboratorien durchführbar sind und eine gleichzeitige Analyse mehrere Proben
erlauben, bis zu „Schnelltests“ welche eine Analyse einzelner Blutsproben ohne weiteres
Equipment erlauben. Letzter sind oft immunchromatographische „lateral flow“ Verfahren, in der
Form ähnlich einem Schwangerschafts-Teststreifen für die Heimanwendung.
• Art des Ergebnisses: Je nach Art des Testsystems ist das Ergebnis des Antikörpertests rein
qualitativ (positiv/negativ) oder quantitativ. Quantitative Tests haben potentiell den Vorteil, die
Dynamik von Anstieg bzw. Abfall des Antikörpers beurteilen zu können.
Derzeit sind viele am Markt befindliche Antikörpertests nur unzureichend klinisch validiert, sodass oft keine
robusten Daten zur Sensitivität und Spezifität in einer bestimmten klinischen Situation vorhanden sind. Für
die diagnostische Anwendung ist es entscheidend, dass diese Daten in einem für die klinische
Fragestellung relevanten Kollektiv von Patienten bzw. gesunden Personen erhoben worden sind. So
können Daten zur klinischen Sensitivität und Spezifität eines Tests, welche bei COVID-19 Patienten im
fortgeschrittenen Krankheitsverlauf erhoben wurden, nicht für die Fragestellung einer COVID-19 Diagnose
bei Symptombeginn umgelegt werden.
Wenn die Indikation für einen Antikörpertest gestellt wird, so sollen vor allem solche Tests zur Anwendung
kommen, die nach aktuellem Stand der Technik die höchste Sensitivität, Spezifität und Präzision
aufweisen und deren Leistungsdaten vom jeweiligen Labor verifiziert wurden. Die ÖGLMKC empfiehlt
daher serologische Untersuchungen für SARS-CoV-2 nur in medizinischen Laboratorien durchzuführen
und patientennahe serologische Schnelltests nur in Ausnahmefällen einzusetzen.
Zusammenfassend sind nach derzeitigem Kenntnisstand serologische Tests alleine (ohne PCR) weder
zum diagnostischen Nachweis noch zum Ausschluss einer akuten Infektion durch SARS-CoV-2 geeignet.
Es kann jedoch sinnvoll sein, Anti-SARS-CoV-2 Antikörpertests ergänzend zu PCR Analysen
durchzuführen, insbesondere, wenn mehrere Serumproben im Krankheitsverlauf mit einem validen
Antikörpertest untersucht werden, um die Serokonversion zu beurteilen. Die ÖGLMKC empfiehlt daher,
bei Patienten mit hohem klinischen Verdacht auf COVID-19 Serumproben für Antikörpertests zu
asservieren. Daneben sind Antikörpertests für epidemiologische Studien wesentlich. Von einer
unkritischen Anwendung von Antikörpertests empfiehlt die ÖGLMKC weiterhin Abstand zu nehmen.
1.3.1. Potentielle Anwendungen von Antikörpertests gegen SARS-CoV-2
• Nach derzeitigem Kenntnisstand eignen sich serologische Tests zum Nachweis von Antikörpern
gegen SARS-CoV-2 insbesondere für epidemiologische Analysen zu durchgemachten
Infektionen in der Bevölkerung.
o Ein falsch positives Ergebnis eines Antikörpertests (z.B. bei Kreuzreaktivität gegen andere
Coronaviren) könnte dazu führen, dass die Prävalenz überschätzt wird.
• In der Diagnostik einer SARS-CoV-2 Infektion bei einem individuellen Patienten ist der
Antikörpernachweis dem direkten Virusnachweis mittels PCR unterlegen
o Diese gilt insbesondere für die Frühphase der Erkrankung. Ein falsch negatives Ergebnis
eines Antikörpertests kann besonders in der Frühphase der Erkrankung dazu führen, dass
die Möglichkeit einer SARS-CoV-2 Infektion bei einem Patienten fälschlicherweise
ausgeschlossen wird. Dies wäre auch im Rahmen einer möglichen Stufendiagnostik
(Antikörper-Schnelltest vor PCR) nicht vermeidbar, sodass eine solche derzeit nicht zur
Diagnose einer SARS-CoV-2 Infektion empfohlen wird. In Folge eines falsch negativen
Antikörper-Tests in der Frühphase der Infektion könnte durch eine falsche Sicherheit eine
Ausbreitung begünstigt werden (wenn z.B. dadurch keine Quarantänemaßnahmen
getroffen würden).
o Ein weiteres Problem sind immunsupprimierte Personen, welche keine bzw. für eine für
den serologischen Nachweis zu geringe Menge an Antikörpern bilden. Bei ihnen wird ein
serologischer Test gegen SARS-CoV-2 grundsätzlich negativ ausfallen und ist daher zur
Diagnostik gar nicht geeignet.
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o In der Spätphase der Erkrankung kann ein positiver Antikörpertest ergänzend zur PCR
hingegen diagnostisch hilfreich sein; insbesondere, wenn im Verlauf der Erkrankung
mehrere Blutproben im zeitlichen Abstand mit einer dokumentierten Serokonversion
vorliegen.
• Eine Antikörpertestung ergänzend zur PCR ist vor allem bei hoher klinischer Wahrscheinlichkeit
für COVID-19 sinnvoll. Hierfür werden serielle Antiköpertests zur Beurteilung der Serokonversion
empfohlen.
• Es wird derzeit angenommen, dass nach einer SARS-CoV-2 Infektion ein gewisser
immunologischer Schutz vor einer neuerlichen Infektion besteht (die Dauer der Immunität und
das klinische Ausmaß ist bislang jedoch unklar). Grundsätzlich ist ein Antikörpernachweis mit
einem hinreichend spezifischen Test zum Nachweis einer durchgemachten Infektion geeignet.
Derzeit gibt es jedoch noch zu wenig aussagekräftige Daten, welche Antikörper in welcher Höhe
einen wirksamen immunologischen Schutz gegen eine neuerliche SARS-CoV-2 Infektionen
reflektieren. Goldstandard zum Nachweis immunologisch aktiver Antiköper gegen SARS-CoV-2 ist
ein Neutralisationstest. Ob und wie gut die mit einem bestimmten serologischen Test
nachgewiesen Antikörper mit einem Virus-neutralisierenden Effekt korrelieren, ist für die meisten
Tests noch ungenügend belegt.
o Ein falsch positives Ergebnis eines Antikörpertests (z.B. bei Kreuzreaktivität gegen andere
Coronaviren) kann dazu führen, dass man für eine Person fälschlicherweise eine Immunität
gegen SARS-CoV-2 annimmt. Wenn für eine solche Person keine Schutzmaßnahmen
gelten, besteht die Gefahr einer Infektion mit SARS-CoV-2 und in Folge einer Übertragung
an Kontaktpersonen.
o Bei Genesenen COVID-19 Patienten (Diagnose PCR-gesichert) können serologische
Tests zur Anwendung kommen, um das Ausmaß der Antikörperbildung zu beurteilen. Dies
ist insbesondere von unmittelbarere Relevanz, wenn Plasmapräparate von Genesenen (im
Rahmen von Studien) zur passiven Immunisierung Erkrankter verwendet werden.
Klassische Antikörpertests können hierbei als Vorscreening zur Anwendung kommen.
Goldstandard zum Nachweis immunologisch aktiver Antikörper ist der Neutralisationstest.
1.3.2. Bewertung eines positiven Antikörperbefundes
Mit den derzeit verfügbaren Testsystemen ist ein positiver Antikörperbefund mit großer Vorsicht und im
klinischen Gesamtzusammenhang zu interpretieren. Das wesentliche Problem ist, dass bei den meisten
der derzeit verbreiteten Tests immer wieder falsch positive Ergebnisse beobachtet werden (zumindest ca.
1 bis 3%, bei einigen Tests auch deutlich mehr; Preprint from medRxiv 2020 March 20.
doi:10.1101/2020.03.18.20038059). Diese Limitation der Spezifität ist zum Teil auf eine Kreuzreaktivität
von Antikörpern gegen andere Erreger zurückzuführen. Einige Hersteller haben Antikörpertests mit einer
falsch-positiv Rate von deutlich <1% auf den Markt gebracht bzw. angekündigt. Bei einer breiten
Verfügbarkeit von neuen, spezifischeren Tests ist eine zeitnahe Neubewertung des Einsatzes von
Antikörpertests in der COVID-19 Diagnostik zu erwarten.
• Die höchste Aussagekraft hat ein positiver Antikörpertest, wenn die Serokonversion im Verlauf der
Erkrankung dokumentiert wird.
• Wenn die klinische Präsentation und die Bildgebung eindeutig für COVID-19 sprechen (also eine
entsprechend hohe Vortestwahrscheinlichkeit vorliegt) und der direkte Virusnachweis mittels PCR
Testung nicht bzw. zu spät durchgeführt wurde (und daher negativ ist), kann ein positiver
Antikörperbefund den Verdacht auf COVID-19 erhärten.
• Bei asymtomatischen Personen oder bei Patieten mit untypischer klinischer Präsentation ist die
Aussagekraft eines positiven Antikörpertests (ohne dokumentiere Serokonversion) gering. Der
positiv prädiktive Wert eines Testergebnisses ist vor allem von der Spezifität des Tests und der
Prävalenz der Erkrankung abhängig. Mit Stand 09.04.2020 ist in Österreich die Häufigkeit von
COVID-19 Fällen mit 148/100.000 Einwohnern oder 0,15% der Bevölkerung dokumentiert. Die
Dunkelziffer von unbekannten Infektionen ist zwar nicht genau bekannt, aber selbst wenn man von
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einer sehr hohen Dunkelziffer ausgeht und eine 10 mal höhere Häufigkeit annimmt (die letzten
Schätzungen gehen von einer geringeren Dunkelziffer aus), ergibt sich eine maximale Prävalenz
von 1,5% für COVID-19 Fälle (Erkrankte gesamt inklusive der Genesenen). Bei einem
hypothetischen Antikörpertest mit einer Sensitivität von 100% und einer Spezifität von 98,5% ergibt
sich unter Berücksichtigung der Prävalenz für die Allgemeinbevölkerung ein positiv prädiktiver Wert
von 50%. Mit anderen Worten, der Test ist selbst bei idealen Bedingungen zumindest gleich oft
falsch positiv wie richtig positiv. In der Realität fällt diese Bewertung für die meisten Antikörpertests
noch deutlich schlechter aus. Oben genannte Zahlen gelten für IgG basierte Tests, bei
Einbeziehung IgM oder IgA ist die Spezifität des Tests oft deutlich geringer. Die Wertigkeit eines
positiven Antikörperbefundes bei asymtomatischen Personen oder bei Patieten mit untypischer
klinischer Präsentation ist daher kritisch zu sehen. Um bei der derzeitigen Prävalenz von COVID-
19 in Österreich bei Vorliegen eines positiven Antikörpertests (auch bei IgG) mit großer
Wahrscheinlichkeit davon ausgehen zu können, dass eine Person in der Vergangenheit eine
Infektion mit SARS-CoV-2 durchgemacht hat, müsste der Test eine Spezifität von deutlich mehr
als 99% aufweisen und dies durch eine hinreichend große Studie abgesichert sein.
• Um darüber hinaus auch noch eine Aussage zur Immunität zu treffen, sollte der Antikörpertest
gegenüber einem Goldstandard zum Nachweis immunologisch aktiver Antiköper gegen SARS-
CoV-2 (Neutralisationstest) validiert sein. Für den LIAISON® SARS-CoV-2 S1/S2 IgG Test gibt die
Firma Diasorin eine Übereinstimmung mit Ergebnissen eins Plaque-Reduktions-
Neutralisationstests bei Patienten mit gesicherter COVID-19 Erkrankung an. Proben von Patienten
ohne COVID-19 Erkrankung (falsch positive Ergebnisse) wurden in dieser Auswertung nicht
berücksichtigt. Die ÖGLMKC empfiehlt daher weiterhin ausdrücklich, den positiven Befund eines
aktuell verfügbaren Antikörpertests für sich alleine (ohne PCR-gesicherte COVID-19 Erkrankung)
nicht als Beweis einer Immunität gegen SARS-CoV-2 zu interpretieren.
• Da SARS-CoV-2 erst vergleichsweise rezent entdeckt wurde und belastbare Daten zu Patienten
fehlen, ist noch nicht bekannt, wie das klinische Ausmaß einer Immunität ist und wie lange diese
anhält. Die WHO hält in einer Stellungnahme vom 24.04.2020 fest, dass es derzeit keinen sicheren
Beweis gibt, dass Menschen, die von einer COVID-19 Erkrankung genesen sind und Antikörper
entwickelt haben, vor einer neuerlichen Infektion wirksam geschützt sind
(https://www.who.int/news-room/commentaries/detail/immunity-passports-in-the-context-of-covid-
19). Die ÖGLMKC empfiehlt daher den Nachweis einer Immunreaktion – unabhängig vom
jeweiligen Test und von spezifischen methodischen Limitationen – derzeit noch nicht als Beweis
einer vollständigen Immunität gegen SARS-CoV-2 zu interpretieren.
1.3.3. Beispiele für die Befundinterpretation eines Antikörpertests
In der Befundinterpretation eines Antikörpertests soll ausdrücklich auf die Limitationen nach derzeitiger
Datenlage hingewiesen werden. Ein Beispiel für die Interpretation eines positiven bzw. negativen Anti-
SARS-CoV-2 IgG-Tests sind unten angeführt. Unbeschadet dessen kann und soll natürlich auch eine
individuelle Befundinterpretation erfolgen. Dieses kann auch die jeweilige Prävalenz von COVID-19
berücksichtigen.
• Anti-SARS-CoV-2 IgG-Test positiv:
Das positive Testergebnis kann ein Hinweis auf den Kontakt mit dem SARS-CoV-2 Virus sein.
Kreuzreaktivitäten mit anderen Viren können derzeit nicht ausgeschlossen werden. Bezüglich einer
Immunität kann aufgrund der aktuellen Datenlage derzeit keine Aussage getroffen werden.
Ein positiver IgG-Test schließt eine aktive Infektion nicht sicher aus. Bei entsprechender klinischer
Symptomatik oder sonstigem Verdacht auf eine aktive Infektion empfehlen wir zur Abklärung der
Infektiosität die Durchführung eines SARS-CoV-2 PCR Tests aus respiratorischem Material (Nasen-
Rachen-Abstrich).
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• Anti-SARS-CoV-2 IgG-Test negativ:
Ein negatives Testergebnis schließt den Kontakt mit dem SARS-CoV-2 Virus nicht sicher aus. Die Bildung
von IgG-Antikörpern findet mit hoher Zuverlässigkeit erst 3-4 Wochen nach Erregerkontakt statt. Bei
entsprechender klinischer Symptomatik oder sonstigem Verdacht auf eine aktive Infektion empfehlen wir
zur Abklärung der Infektiosität die Durchführung eines SARS-CoV-2 PCR Tests aus respiratorischem
Material (Nasen-Rachen-Abstrich).
1.4. Begriffsdefinitionen für die Eigenschaften diagnostischer Tests
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Der positiv prädiktive Wert ist die Wahrscheinlichkeit, mit der eine Erkrankung vorliegt, wenn der
Labortest positiv (pathologisch) ausfällt. Je höher die klinische Spezifität eines Labortests ist und je
häufiger einer Erkrankung auftritt, desto höher ist der positiv prädiktive Wert des Testes.
Der negativ prädiktive Wert ist die Wahrscheinlichkeit, mit der eine Erkrankung ausgeschlossen werden
kann, wenn der Labortest negativ (normal) ausfällt. Je höher die klinische Sensitivität eines Labortests ist
und je seltener einer Erkrankung auftritt, desto höher ist der negativ prädiktive Wert des Testes.
1.5. Qualitätssicherung
1.5.1. Rechtliche Grundlagen
Die Testung von Probenmaterial zu humandiagnostischen Zwecken mit Testkits und Geräten unterliegt
dem österreichischen Medizinproduktgesetz (MPG) und dessen Ziel die Sicherheit und die qualitativ
hochwertige Versorgung der Patienten und der Gesellschaft mit Medizinprodukten und
labordiagnostischen Tests sicherzustellen. Eine konforme, qualitativ hochwertige und damit rechtlich
zulässige Testung erfordert daher
• CE-gekennzeichnete Testkits oder
• korrekt durch das Laboratorium inhouse-validierte Testkits oder
• durch Ausnahmegenehmigung des Gesundheitsministeriums nach §32 Abs. 1 auf Antrag des
Herstellers oder auf Basis von §113a zugelassene Testkits
Die Anforderungen des MPG einschließlich Qualitätssicherung gelten für jedes Labor, das Tests für
Patienten durchführt, unabhängig vom rechtlichen Status oder allfälligen Krisensituationen und werden
auch durch das Epidemiegesetz oder verwandte Regelungen nicht außer Kraft gesetzt. Grundlage des
österreichischen Medizinproduktegesetzes sind die EU-Richtlinien 93/42 EG und 98/79 EG, an deren
Vorgaben sich das nationale Recht zu halten hat. Qualitätssicherung in medizinischen Laboratorien im
niedergelassenen Bereich wird durch eine Verordnung der Ärztekammer (genehmigt durch das
Gesundheitsministerium) festgelegt. Qualitätssicherung in der medizinischen Laboranalytik im
Spitalsbereich ist im Kur- und Krankenanstaltengesetz enthalten. Eine qualifizierte Empfehlung für die
konkrete Umsetzung gibt die ÖNORM K 1950 auf Basis der internationalen Norm EN ISO 15189:2014.
Die maßgeblichen Regelungen zur Dokumentation für die Nachvollziehbarkeit und die Haftung der
medizinischen Laboratorien sind zum Teil im MPG, zum Teil im Ärztegesetz und im Kranken- und
Kuranstaltengesetz enthalten und sind für die Patienten und Behörden wichtig, um Nachfragen
durchführen und ggf. Ansprüche durchsetzen zu können. Die in den Regelungen festgelegten Struktur-
und Qualitätsanforderungen sind für eine korrekte medizinisch hochwertige Leistung von Laboratorien
nicht nur rechtlich geboten, sondern auch eine der wichtigsten Voraussetzungen für die Arbeit der klinisch
tätigen Ärztinnen und Ärzte, die auf medizinisch aussagekräftige Befunde und begleitende Expertise für
ihre Arbeit am Patienten angewiesen sind.
Die Agentur für Gesundheits- und Ernährungssicherheit (AGES) ist rechtlich verpflichtet (§68 MPG) alle
Laboratorien, die Medizinprodukte (in-vitro Diagnostika) anwenden, bei der Einhaltung dieser rechtlichen
Bestimmungen zu überwachen und bei Verstößen entsprechend vorzugehen, damit die Gefährdung von
Patienten und der Öffentlichkeit durch fehlerhafte Laboranalytik verhindert werden kann.
1.5.2. Bewertung von diagnostischen Test
In der gegenwärtigen Pandemiesituation sind die am Markt verfügbaren Testkits (in-vitro-Diagnostika)
entweder mit Eilzulassungen für den amerikanischen Markt (FDA) genehmigt und danach von den
Herstellern CE-gekennzeichnet worden oder sind überhaupt nur als Forschungskits verfügbar, bei denen
keine nachvollziehbare Überprüfung der Qualität durch den Hersteller erfolgt ist, wobei Hersteller
insbesondere jetzt bei SARS-CoV-2 Kits nur sehr lückenhaft überwacht werden können und trotzdem bei
der Aufbringung des CE-Kennzeichens faktisch autonom sind. Damit ist auch bei CE-gekennzeichneten
Tests erhöhte Vorsicht geboten. CE-gekennzeichneten Tests zur SARS-CoV-2 Diagnostik im Labor
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unterliegen nach derzeitiger Gesetzeslage nicht der Notwendigkeit einer objektiven Bewertung der
Herstellerangaben durch eine unabhängige benannte Stelle.
Bei Forschungskits muss jedes Labor selbst die volle Verantwortung für die Analytik und die klinische
Verwertbarkeit der Befunde übernehmen (inhouse-Test), d.h. selbst die Validierung/Bewertung
einschließlich von Abnahme und Transport der für den Test vorgesehenen Proben vornehmen, die sonst
durch die industriellen Hersteller in aufwendigen Testverfahren durchgeführt werden. Dabei muss das
Laboratorium dokumentieren, dass die Leistungsanforderungen im Anhang I der EU-Richtlinie 98/79 EG
erfüllt sind und die Dokumentation ggf. der Behörde vorlegen können.
Die Europäische Kommission hat den akutellen Stand der Literatur zu Leistungsdaten von SARS-CoV-2
Test zusammengefasst: „Current performance of COVID-19 test methods and devices and proposed
performance criteria - Working document of Commission services” (Link:
https://ec.europa.eu/docsroom/documents/40805). Auch in diesem Dokument wird betont, dass für viele
der Labortests keine unabhängigen Studien zur Beruteilung der Leistungsdaten vorliegen.
1.5.3. Validierung und Verifizierung von Labortest
Jeder Labortest, der zu diagnostischen Zwecken an humanen Proben verwendet werden soll, muss vorab
vom Labor auf seine Eignung überprüft werden. Dies gilt auch für CE-gekennzeichnete Tests. Die Norm
EN ISO 15189:2014 unterscheidet hierfür zwischen einer Validierung und eine Verifizierung des
Testverfahrens.
Verifizierung: validierte Untersuchungsverfahren von Herstellern (also CE-gekennzeichnete Tests), die
ohne Veränderung benutzt werden, sind vor der Einführung in den routinemäßigen Gebrauch einer
Verifizierung zu unterziehen. Die vom Hersteller angegeben Leistungsmerkmale des Testes sind vom
Labor zu verifizieren, insbesondere ist zu dokumentieren, dass die Leistungsmerkmale für die konkrete
Anwendung im dem jeweiligen Labor ebenfalls erreicht werden.
Validierung: Erhebung der Leistungsmerkmale eines Untersuchungsverfahrens bzw. Labortests durch
ein – in der Regel aufwendigeres – Evaluierungsverfahren im Labor. Eine Validierung kommt zur
Anwendung, wenn keine validen Leistungsmerkmale eines vom Hersteller validierten
Untersuchungsverfahrens vorliegen oder das Verfahren im Labor wesentlich modifiziert wurde.
Insbesondere ist eine Validierung durchzuführen bei:
• nicht genormten Verfahren (nicht CE-gekennzeichneten Test, insbesondere allen „research use
only“ Tests bzw. Forschungskits);
• für das Laboratorium gestalteten oder entwickelten Verfahren (inhouse-Tests);
• Standardverfahren, die außerhalb ihres vorgesehenen Anwendungsbereichs benutzt werden (CE-
gekennzeichnete Tests, die für einen Zweck genutzt werden, für den sie der Hersteller nicht
validiert hat);
validierte und anschließend modifizierte Verfahren (CE-gekennzeichnete Tests, die im Labor mit
wesentlichen Modifikationen zu den Herstellerangaben verwendet werden).
1.5.4. Praktische Hinweise
Bei CE-gekennzeichneten Labortests für SARS-CoV-2 ist der Hersteller verpflichtet Leistungsdaten des
Tests anzugeben. Die Qualität dieser Angaben ist bei den derzeit verfügbaren Tests äußerst
unterschiedlich und wird derzeit nicht durch eine unabhängige benannte Stelle überprüft. Es obliegt daher
dem Labor, die vom Hersteller angegebenen Leistungsdaten auf ihre Qualität zu überprüfen und zu
beurteilen, ob die Validierung durch den Hersteller nach wissenschaftlichen Standards durchgeführt
wurde. Darüber hinaus ist das Erreichen der Leistungsdaten im jeweiligen Labor zu verifizieren (siehe
Validierung und Verifizierung von Labortest). In der Praxis zeigen sich häufige Probleme bei
Herstellerangaben, auf die exemplarisch eingegangen werden soll.
1.5.5. Probandenauswahl zur Erhebung der klinischen Sensitivität und Spezifität
Idealerweise sollten klinische Sensitivität und Spezfität eines Untersuchungsverfahrens an einer
Patientenkohohrte erhoben werden, die für die klinische Fragestellung repräsentativ ist und auch eine
Einschätzung des positiv bzw. negativ prädiktiven Wertes des Tests erlaubt. In der Praxis werden aufgrund
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der Limitationen der testunabhängigen Definition von COVID-19 Patienten von nahezu allen Herstellern
zwei unabhänige Patientenkohorten zur Erhebung der klinischen Sensitivität und Spezifität verwendet. So
wird beispielsweise die klinische Sensitivität eines Anti-SARS-CoV-2 Antikörpertests an Patienten mit
PCR-gesicheter COVID-19 Erkrankung erhoben. Unabhängig davon werden Seren von Probanden, die
vor Auftreten von SARS-CoV-2 archiviert worden sind, zur Erhebung der Spezifität verwendet. Diese
Vorgangsweise ist in der aktuellen Situation sinnvoll, hat aber gewisse Einschränkungen; insbesondere
lassen sich aus solchen Untersuchungen keine unmittelbaren Schlüsse ableiten, die die Prävalenz von
SARS-CoV-2 beinhalten. So ist es ausdrücklich unzulässig, aus der Summe dieser beiden Kohorten einen
positiv bzw. negativ prädiktiven Wertes des Tests zu errechnen, wie es von einzelnen Herstellern getan
wird. Eine solche Vorgangsweise würde die Prävalenz von COVID-19 mit jener gleichsetzen, die sich aus
einer beliebigen Zusammenstellung dieser beiden Kohorten ergibt.
Bei der Beurteilung der klinischen Sensitivität, ist es besonders entscheidend, dass die Patientenkohorte
für die jeweilige Fragestellung repräsentativ ist. Wenn beispielsweise die klinische Sensitivität eines Anti-
SARS-CoV-2 Antikörpertests ausschießlich bei hospitalisierten Patienten in einem späten
Krankheitsstadium getestet wurde, ist es unzulässig, diese Ergebnisse ohne weitere Testung auf
ambulante Patienten in der Frühphase der Erkrankung bei Symptombeginn umzulegen. Etliche Hersteller
sind daher dazu übergegangen die klinische Sensitivität in Abhängigikeit vom Krankheitsstadium
anzugeben.
1.5.6. Zu geringe Fallzahl und fehlende Angaben von Konfidenzintervallen
„Current performance of COVID-19 test methods and devices and proposed performance criteria -
Working document of Commission services” (Link: https://ec.europa.eu/docsroom/documents/40805),
betont die Notwendigkeit 95% Konfidenzintervalle für die Ergebnisse diagnostische Sensitivität und
Spezifität eines Labortests anzugeben, welche im Rahmen einer klinischen Studie anhand einer
geeigneten Kohorte untersucht wurde. In diesem Zusammenhang ist die Fallzahl der untersuchten
Probanden wesentlich. Abbildung 1 zeigt den Zusammenhang zwischen Fallzahl und Breite des
Konfidenzintervals bei einem Test mit 95% Spezifität nach Bruderer
(https://onlinelibrary.wiley.com/doi/epdf/10.1111/j.1553-2712.1996.tb03538.x).
Abbildung 1: Beispiel zum Zusammenhang zwischen Breite des 95% Konfidenzintervall und der Fallzahl,
mit folgenden Annahmen: 95% Spezifität, Irrtumswahrscheinlichkeit α=0.05, 1% Prevalenz
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Wenn beispielsweise ein Hersteller die diagnostische Spezifität eines Anti-SARS-CoV-2 Antikörpertests
anhand von nur 50 Probanden überprüft und sich bei diesen 50 Proben kein falsch positives Ergebnis
zeigt, ist die Aussagekraft dieser Testevaluierung relativ gering, obwohl die Spezifität nominell bei 100%
liegt. Einzelne Hersteller haben Anti-SARS-CoV-2 Antikörpertests bei mehr als 1.000 Probanden evaluiert,
was zu statistisch aussagekräftigeren Ergebnissen mit engem Konfidenzintervall führt.
1.5.7. Externe Qualitätskontrollen
Ringversuche (bzw. Rundversuche) sind ein wesentliches Mittel der externen Qualitätssicherung. Hierzu
werden von einer externen Stelle Proben an die teilnehmenden Labore versandt. Die Ringversuchsproben
sind im Labor wie Patientenproben einzusetzen und abzuarbeiten. Die Ergebnisse werden vom Labor
rückgemeldet und von der Ringversuchsleitung beurteilt. Sowohl für SARS-CoV-2 PCR Tests als auch für
Anti-SARS-CoV-2 Antikörpertests sind mittlerweile Ringversuche unterschiedlicher Anbieter verfügbar.
Die ÖGLMKC spricht sich für eine verpflichtende Teilnahme an Ringversuchen für SARS-CoV-2 Tests
aus. Für ausnahmslos alle Labore, die SARS-CoV-2 Analysen am Menschen durchführen, sind
sanktionierbare Regelungen zur Sicherstellung der erforderlichen Qualität in der Anwendung der in-vitro-
Diagnostika unerlässlich.
3. Weiterführende Literatur
Weitere Labore finden Sie auch auf der Homepage der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit
(AGES)
https://www.ages.at/themen/krankheitserreger/coronavirus/
5. Sonstiges
Hinweis für Laboratorien:
Interessierte fachärztliche Laboratorien, die mit der Veröffentlichung ihrer Kontaktdaten auf der oben
genannten Website einverstanden sind, bitten wir Kontakt mit der Geschäftsstelle der ÖGLMKC
aufzunehmen. Nähere Informationen dazu finden Sie auch auf der Webseite.
https://www.covid19-labore.at/lab_info.php
Alle Laboratorien, die SARS-CoV-2 Diagnostik durchführen, sollen im Rahmen der externen
Qualitätssicherung an Rundversuchen teilzunehmen. In Österreich bietet die Österreichische Gesellschaft
für Qualitätssicherung und Standardisierung medizinisch-diagnostischer Untersuchungen (ÖQUASTA)
Rundversuche zur SARS-CoV-2 Diagnostik an.
https://oequasta.at/
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Autoren in alphabetischer Reihenfolge:
• Christoph Binder, Klinisches Institut für Labormedizin, Medizinische Universität Wien
• Markus Exner, Labors.at - Mühl-Speiser-Bauer-Spitzauer und Partner Fachärzte für med. und
chem. Labordiagnostik OG, Wien
• Georg Greiner, Klinisches Institut für Labormedizin, Medizinische Universität Wien
• Andrea Griesmacher, Zentralinstitut für Medizinische und Chemische Labordiagnostik,
Universitätsklinken Innsbruck
• Alexander Haushofer, Institut für Medizinische und Chemische Labordiagnostik, Klinikum Wels-
Grieskirchen
• Gregor Hörmann, Zentralinstitut für Medizinische und Chemische Labordiagnostik,
Universitätsklinken Innsbruck & Klinisches Institut für Labormedizin, Medizinische Universität Wien
• Harald Kessler, Diagnostik & Forschungsinstitut für Hygiene, Mikrobiologie und Umweltmedizin,
Medizinische Universität Graz
• Georg Mustafa, Medilab Medizinisch - chemisches Labor Dr. Mustafa Dr. Richter OG, Salzburg
• Manfred Nairz, Klinik für Innere Medizin II & Zentralinstitut für Medizinische und Chemische
Labordiagnostik, Universitätsklinken Innsbruck
• Matthias Perné-Mayerhofer, Medizinisches Labor DDr. Johann Perné, Klagenfurt
• Franz Ratzinger, Ihr Labor Ordinationsgemeinschaft für Labordiagnostik und Mikrobiologie, Wien
• Christian Schweiger, Klinisches Institut für Labormedizin, Medizinische Universität Wien
• Robert Straßl, Klinisches Institut für Labormedizin, Medizinische Universität Wien
• Thomas Szekeres, Klinisches Institut für Labormedizin, Medizinische Universität Wien
• Andreas Tiran, Labor Dr. Tiran, Graz
Korrespondenz:
Gregor Hörmann
Zentralinstitut für Medizinische und Chemische Labordiagnostik, Universitätsklinken Innsbruck &
Klinisches Institut für Labormedizin, Medizinische Universität Wien
Postadresse: Universitätskliniken Innsbruck, ZIMCL, Anichstraße 35, 6020 Innsbruck
Tel: +43 (0) 512 504 - 83673
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