Ruckner, Rudy - Die Wunderwelt Der Vierten Dimension
Ruckner, Rudy - Die Wunderwelt Der Vierten Dimension
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Vorwort
1. Was ist eine Dimension?
Diese "triviale" Frage ist nicht leicht zu beantworten. Auerdem wird jeder Leser einen anderen Zugang zu diesem Begriff
bevorzugen. Da es sich bei diesem Buch um ein naturwissenschaftliches Werk handelt, soll der zentrale Begriff "Dimension" auch
naturwissenschaftlich erklrt werden. Da Rudy Rucker das Wort nicht explizit definiert, mu die Definition ohne die Hilfe des
Buches versucht werden.
Definition: Der Begriff "Dimension" bezeichnet ein unabhngiges Beschreibungs-Merkmal eines Systems.
Was will uns das sagen? Will ich beispielsweise unsere Welt beschreiben (also das System "Welt"), so sehe ich zunchst Raum und
Zeit (das sind 4 Beschreibungsmerkmale). Diese vier Merkmale sind voneinander unabhngig. Die Mathematik knnte sagen "sie
stehen rechtwinklig zueinander".
Die Unabhngigkeit besteht darin, da man kann ganz allgemein "Breite" nicht in "Zeit" umrechnen kann. Das geht einfach nicht diese Merkmale sind vllig unabhngig voneinander. Ebenso gibt es keinen grundstzlichen Wechselkurs zwischen "Hhe" und
"Breite".
Welche Merkmale wren denn "abhngig" voneinander?
Ist die "Temperatur" eine zustzliche Dimension? Nein. Denn Temperatur ist die rumlich und zeitlich verfolgbare Bewegung von
Gasmolekhlen im Raum. Also: die Dimensionen Raum+Zeit knnen das Phnomen "Temperatur" abbilden. Damit ist die
Temperatur keine unbhngige Dimension. Genausowenig wie "Geruch" oder "Farbe".
Wie sieht es denn aus mit der Dimension "Gedanke"? Hier wird es spannend, denn hier gibt es mindestens zwei Meinungen.
A) Der Wissenschaftler wrde sagen: Der "Gedanke" ist ein neurochemischer Vorgang und damit rein materiell und mit Raum und
Zeit zu erklren.
B) Der Mystiker sieht "Gedanken" hingegen als einen neurochemischen Vorgang, der in eine andere (psychische) Dimension
hineinreicht. Damit verlt der "Gedanke" Raum und Zeit. Gedankenbertragung, Gedankenformen und hnliches knnen
Phnomene sein, die die herkmmlichen vier Dimensionen verlassen.
Wer hat Recht? Das mu jeder fr sich selbst entscheiden.
Wenn es noch andere Dimensionen geben sollte, so ist natrlich vllig unklar, warum wir nur Raum und Zeit wahrnehmen knnen.
Ein Biologe wrde vielleicht mit der Evolution argumentieren. Unsere Sinne vermitteln uns ein Abbild der Umwelt, welches
ausreichte, damit die Wesen sich fortpflanzen.
Menschenverstand' kann irrefhrend sein, und es knnte weit mehr Wirklichkeit geben, als das Auge wahrnimmt". {19}
Die Flchenland-Analogie hilft unserer Vorstellungskraft, denn die vierte Dimension verhlt sich zum dreidimensionalen Raum
wie die dritte Dimension zur zweidimensionalen Flche.
Auf dieser Analogie basiert das ganze Buch und es gelingt tatschlich, ein Gefhl dafr zu erzeugen, was die vierte Dimension
ermglicht.
Eine Dimension mehr in unserer Wirklichkeit stellt alles Denken auf den Kopf. Denn ein grundstzlicher Freiheitsgrad mehr
erffnet eine ganz andere Welt mit ganz anderen Gesetzen. Der Effekt ist mindestens damit vergleichbar, da ein bisher blinder
Mensch pltzlich sehen lernt.
Dabei ist die vierte Dimension kein Hirngespinst, die Wissenschaft rechnet mit dieser Dimension, weil anders unsere physikalische
Welt (z.B. mit der Gravitation) nicht erklrbar wre.
Reisen durch Raum und Zeit, Erklren von Geisterphnomenen, Begriffe wie 'Diesseits' und 'Jenseits' werden durch die vierte
Dimension fassbar, ohne da groe theoretische Verrenkungen notwendig werden.
Mit einem einfachen, schlssigen Konzept die Antwort auf viele wesentliche Fragen zu liefern - wer trumt nicht davon? Die vierte
Dimension liefert darauf eine berzeugende Antwort.
2. Flchenland
"Das Buch "Flchenland" von Edwin Abbott Abbott [er heit tatschlich so], dessen englische Originalausgabe ("Flatland") 1884
erschien, ist die Geschichte eines alten Quadrats namens "A", das einen Ausflug in hhere Dimensionen unternimmt, [...] A
Quadrats Reise in hhere Dimensionen ist die perfekte Metapher fr die mystische Erfahrung einer hheren Wirklichkeit."
{21f}
Das Flchenland ist eine zweidimensionale Flche, auf der die Wesen leben, wie beispielsweise die Tintenkleckse auf (oder in)
einem Blatt Lschpapier. Sie leben dort vergleichbar wie wir in unseren drei Raum-Dimensionen. Die Flchenwesen knnen nicht
nach "oben" schauen, sondern nur nach links und rechts, vorne und hinten. Sie knnen Ecken erkennen und so einen Kreis von
einem Sechseck unterscheiden.
Nachdem die Lebensweise dieser kleinen Lebewesen erklrt wurde (auch dort gibt es Mnnlein und Weiblein - mit den
dazugehrigen Verstrickungen) beginnt der spannende Teil, wenn nmlich ein Lebewesen in Form einer dreidimensionalen Kugel in
die zweidimensionale Welt stt. {27}
Diese Konfrontation ist fr das Quadrat "A" natrlich ein Schock, wie man in Abbildung 14 sehen kann. Nichts ahnend ist "A" mit
seiner Freundin in einem sicher verschlossenen Zimmer. Pltzlich erscheint ein winziger Punkt, der sich schnell zu einem recht
groen Kreis ausdehnt. Im Flchenland sind nur die Geistlichen rund. Hier scheint also ein Geistlicher urpltzlich aufzutauchen und
sich schnell auszudehnen. Kaum war das passiert, wird der Kreis auch schon wieder kleiner und verschwindet schlielich als
winziger Punkt im Nichts.
Abbildung 14 Ein Kreis erscheint in A Quadrats verriegeltem Zimmer (tatschlich ist es natrlich eine Kugel, aber davon haben die
beiden keine Vorstellung).
bertrgt man dieses Phnomen in unsere drei Dimensionen, so entspricht dies Abbildung 18.
Abbildung 29 Eine 2D-Netzhaut mit dem Bild von A Quadrat und eine 3D-Netzhaut mit dem Bild eines Menschen.
"Es ist eine Eigentmlichkeit des 4D-Raums, da wir zwei Punkte im Innern zweier 3-D-Krper miteinander verbinden knnen,
ohne die Oberflche dieser Krper zu durchstoen". {40} Siehe Abbildung 30. Dieser Effekt ist mit dem obigen "Durchschauen" zu
vergleichen.
Abbildung 30 Wie verbindet man zwei Punkte ohne die Grenzflche der Form zu berhren? ber die nchste Raumdimension!
Wir haben einiges ber den Kreis und die Kugel gelernt. Wie aber knnen wir uns eine vierdimensionale Kugel vorstellen? Dazu
macht Rucker einen kleinen Abstecher in die einfache Mathematik (Satz des Pythagoras), um zu zeigen, da eine "vollstndige
Hyperkugel aus einer Serie von Kugeln besteht, die kleiner werden, whrend man sich "ANA" oder "KATA" aus dem Raum
fortbewegt, in dem das Zentrum liegt." {43} Siehe Abbildung 32.
[Anmerkung: Interessant in diesem Zusammenhang ist die Mathematik der komplexen Zahlen, die ausgiebig in dem Fachgebiet der
Elektrotechnik Gebrauch findet. Dort wird mit 'komplexen' Zahlen gerechnet, die sich aus einem 'Realteil' und einem 'Imaginrteil'
zusammensetzen. Der 'imaginre' Teil der Zahl wird durch den Buchstaben 'i' oder 'j' gekennzeichnet und steht senkrecht zum
Realteil. So eine Zahl ist dann zum Beispiel die '3+j5'. In Abbildung 32 sehen wir einerseits die Zahl '100+j0' dargestellt und
andererseits die Zahl '80+j60'. Beide haben die 'komplexe' Entfernung 100 zum Ursprung (nach Pytagoras' a+b=c). Es gibt aber
unendlich viele Kombinationen von Realteil und Imaginrteil, um einen Radius von 100 zustande zu bekommen, so z.B. auch der
komplexe Radius '70,7+j70,7'. Die vierdimensionale Kugel (mit dem vierdimensionalen Radius 100) kann sich in drei Dimensionen
also mit einem (realen) Radius von z.B. 100 zeigen, aber auch mit einem Radius von 70,7 oder 80. Das klingt verwirrend, ist aber
logisch und pat aber zur Flchenland-Analogie.
Fr das Flchenland gilt dann also: Ein Radius beschreibt einen Kreis. Ein komplexer Radius eine Kugel (mit diesem Begriff
"Kugel" kann ein Flchenwesen aber nichts anfangen).
Fr unsere 3D-Welt gilt: Ein Radius beschreibt eine Kugel. Ein komplexer Radius eine Hyperkugel (aber mit diesem Begriff knnen
wir nichts anfangen).
Der Leser mag sich jetzt fragen: Wofr diese Zahlenspielerei? Das ist einfach zu beantworten: Erklrungen wie diese knnen es dem
naturwissenschaftlich geschulten (verbogenen?) Menschen erleichtern ein Gefhl fr die 4. Dimension zu bekommen.]
Abbildung 32: Analogie der Kugel: 2D plus "aufwrts" ist das gleiche wie 3D plus "ANA".
Auf die Gefahr hin, da das Zitat verwirren knnte: "Diese Kugelfamilie bildet eine dreidimensionale 'Hyper-Oberflche' analog der
zweidimensionalen Oberflche einer dreidimensionalen Kugel. Die Hyperoberflche einer Hyperkugel ist ein gekrmmter
3-D-Raum im 4-D-Raum. Das ist eine wichtige berlegung, denn viele Wissenschaftler nehmen tatschlich an, da der Raum
unseres Universums die Hyperoberflche einer sehr groen Hyperkugel [mit einem Durchmesser von 80 Milliarden Lichtjahren] ist.
Sehen wir zu, ob wir das noch klarer machen knnen..." {44}
Dieses Kapitel vermittelt ein gutes Gefhl (mehr ist wohl kaum zu erwarten) davon, was die vierte Raumdimension bedeuten kann.
Inzwischen ist man mit der Vorstellung der vierten Dimension auch schon gut vertraut und wird neugierig auf die nun folgenden
Details.
Abbildung 43 Der Wrfel besucht das Quadrat im Gefngnis. Der Anfang einer langen Freundschaft.
Das Quadrat will dem Wrfel nicht glauben, da er 3-dimensional ist. Als Beweis der Existenz der dritten Dimension dreht der
Wrfel das Quadrat ber die dritte Dimension um, um den anderen Flchenwesen ein Exempel zu statuieren.
Kurzzeitig sehen die anderen Flchenwesen eine Linie anstelle eines Quadrates, bis sofort danach das Quadrat wieder erscheint - nur
spiegelverkehrt. Wrde uns ein 4-dimensionales Wesen ebenso behandeln, so wrde man von uns kurzzeitig eine hauchdnne
Scheibe sehen, um welche unser Krper in der vierten Dimension gedreht wrde. Anschlieend wren auch wir spiegelverkehrt und
htten das Herz nicht mehr 'am richtigen Platz'. {60}
Aus der Perspektive des 4-dimensionalen Wesens hat sich aber nichts wesentliches verndert. Je nach dem, ob es unseren
3-dimensionalen Krper aus der Richtung ana oder kata betrachtet, kann es uns in seiner Vorstellung spiegeln. Genauso knnen wir
es mit zweidimensionalen Abbildungen durchfhren, wie dem Necker-Wrfel, oder mit der folgenden Zeichnung. Siehe
Denkakrobatik 4.2. {63}
Denkakrobatik 4.2 Kann Kilroy den Kfer sehen? Der Betrachter mu das Bild "kippen" lassen. Zwei Lsungen sind mglich.
Als kleine Hilfe zur Vorstellung dieser Aussage knnte folgendes gelten: Da die Zeit ja auch als die vierte Dimension angesehen
werden kann, knnte man sich den Raum (bzw. ein Ereignis in ihm) aus der Vergangenheit und aus der Zukunft heraus ansehen. Das
klingt vielleicht wirr, kann aber helfen, mit den Dimensionen etwas zu spielen.
Dieses Kapitel lehrte uns weitere Aspekte: wie ein 4-D-Lebewesen uns wahrnimmt und wie es mit uns interagieren kann. Doch was
soll ein vierdimensionales Lebewesen sein? Hat das etwas mit unserer Vorstellungswelt zu tun?
Medien standen natrlich von Anfang an in dem starken Verdacht, Betrger zu sein. [...] Keine noch so groe Sammlung der
farbigsten Anekdoten kann eine echte wissenschaftliche Untersuchung ersetzen. Die wenigen Wissenschaftler, die dem Spiritismus
Glauben schenkten, begannen nach soliden Theorien zur Untermauerung ihres Geisterglaubens zu forschen. [...] Wenn es Geister
gibt, dann scheinen uns zunchst - ganz abstrakt - zwei Annahmen offenzustehen. Entweder [die Geister] befinden sich in unserem
Raum, sind dann aber so gut wie substanzlos und knnen nicht mit der Materie wechselwirken, oder sie halten sich irgendwie ganz
auerhalb unseres Raums auf." {69f}
Beide Mglichkeiten lassen viele Fragen offen. Viel einfacher ist die Erklrung "...da sie irgendwo ganz auerhalb unseres Raums
zu Hause sind" und quasi in der vierten Dimension leben. "Der Reiz dieser Idee liegt darin, da die Geister sich gnzlich auerhalb
unseres normalen, materiellen Raums aufhalten und trotzdem in unmittlbarer Nhe sind - nur einen Schritt ana oder kata." {70}
In dem Film "Poltergeist" verlassen Blle einen Raum und tauchen woanders wieder auf. Mit der vierten Dimension lt sich dieser
Effekt erklren - siehe Abbildung 58.
Abbildung 61 Getrennte Wesen knnen ber die nchste Dimension ein Ganzes sein. Alle 2D-Wesen haben eine gemeinsame
"Seele"?
Denksportaufgabe: Ist das logisch?
Zur Frage, ob der Mensch ein 4-dimensionales Wesen sei, antwortet P.D. Ouspensky Anfang unseres Jahrhunderts:
"Wenn die vierte Dimension existiert, gibt es zwei (einander ausschlieende) Mglichkeiten. Entweder besitzen wir selbst die vierte
Dimension, da heit, sind Wesen von vier Dimensionen, oder wir besitzen nur drei Dimensionen, in welchem Fall wir gar nicht
existieren.
Wenn es die vierte Dimension gibt und wir nur drei besitzen, so bedeutet dies, da wir keine reale Existenz haben, da wir nur in
irgend jemandes Einildung existieren und all unsere Gedanken, Gefhle und Erfahrungen sich im Geist eines hheren Wesens
abspielen, das uns visualisiert. Wir sind nur Erzeugnisse seines Geistes, und unser gesamtes Universum ist nichts als eine von seiner
Phantasie erschaffene Kunstwelt.
file:///E|/Bcher/Dav's Party/Z-BLOCK/4. Dimension/NV074.HTM (8 von 20) [13.06.2001 01:05:19]
Wollen wir dem nicht zustimmen, so bleibt uns nur zu erkennen, da wir selbst Wesen von vier Dimensionen sind." {78f}
[Dieser Argumentation mu man nicht unbedingt folgen, denn sie setzt stillschweigend voraus, da es a) eine vierte Dimension gibt
und b) da es nicht mglich sei, da wir in dieser 4-D-Welt eine begrenzte 3-D-Teilwelt sein knnen. Letzteres ist aber durchaus
denkbar. Wer kann uns beweisen, da niemand eine kleine 2-D-Welt in seinem Keller zchtet mit echten, lebendigen
Flchenwesen? Im brigen gibt es gengen Mystiker, die sich vorstellen, da wir alle die Imagination eines groen Geistes sind.
Interessant ist diese denkbare Verbindung ber die vierte Dimension allemal. Das "Kollektive Unterbewute" von C.G. Jung pat
sehr gut in dieses Konzept. Ebenso kann man sich hier leicht vorstellen, wie ein Magier Wirkungen vornehmen kann, ohne einen
Krper zu berhren.]
Abbildung 74 Das Quadrat "A" soll gettet werden, weil es fremd ging.
Abbildung 75 Der Wrfel hilft dem Quadrat aus der tdlichen Falle
In unserer rumlichen Welt gibt es identische Phnomene: Eine Masse dehnt den sie umgebenden Raum analog zu dem, wie der
Wrfel die Flche dehnte. Stellen wir uns vor, da ein Lichtstrahl von Punkt A nach Punkt B leuchtet, aber in der Mitte eine groe
Masse im Raum schwebt: Was passiert dann? Den Lichtstrahl zeigen die Abbildung 78 und Abbildung 79.
Abbildung 78 Die krzeste Verbindung zwischen dem Ort 'A' und dem Ort 'B'
Abbildung 112 Eine Art Treppe fhrt von einem Flchenland in das nchste. Das Quadrat kann in die Welt der Kleckse reisen.
Abbildung 113 Die "Treppe" aus der Sicht der Quadrate. Was befindet sich wohl jenseits der Schwelle?
Eine in der dritten Dimension gebogene Flche dient als "Tor" zur anderen Flchenwelt; Quadrate und 'Kleckse' - eigentlich Wesen
paralleler Welten - knnen sich begegnen. Wie dieses Tor aus der Sicht der Quadrate aussieht, kann man in Abbildung 113
erkennen. Allerdings ist die Abbildung 112 noch nicht ganz richtig, korrekt ist aber Abbildung 116. Dort schmusen das mnnliche
Quadrat "A" und die Frau Una im Land der Kleckse, wobei Unas Ehemann (das Sechseck) diesen Umstand gerne beenden wrde,
was er aber nicht kann, weil ein langgestreckter Klecks ihm den Blick durch den Tunnel in das Klecksland verwehrt - siehe
Abbildung 117.
Abbildung 117 Der Blick vom Flchen-Land zum Klecks-Land ist dem Sechseck verwehrt.
Wollen wir diese Umstnde auf unsere dreidimensionale Welt bertragen, so htte der Hypertunnel die Form einer Kugel, die ein
ganzes Universum enthielte, unvorstellbar geschrumpft und verzerrt - hnlich einer Weihnachtsbaumkugel. {151} Solche Effekte
knnen auftreten, wenn ein Materieklumpen eine so hohe Dichte hat, da der Raum sich in einen anderen Raum hinein krmmt.
Schwarze Lcher sind Kandidaten fr solche Effekte.
[Wer hier an die winzige Galaxy in dem Kinofilm "Men in black" denkt, liegt vielleicht gar nicht so falsch...]
Denkbar sind aber auch Wurmgnge bzw. Einstein-Rosen-Brcken, die in denselben Raum zurckfhren, in dem sie beginnen siehe Abbildung 121.
Abbildung 121 Beispiel einer Einstein-Rosen-Brcke, die zwei Punkte im Universum verbindet.
Genauso, wie viele 3-D-Kugeln in ein Zimmer passen, knnen auch viele 3-D-Universen in der vierten Dimension Platz finden.
"Wenn wir die vierte Dimension aber ernst nehmen, ergibt sich ganz natrlich die Vermutung, da es andere Welten geben knnte.
All diese Universen zusammengenommen bilden den Kosmos oder Superraum. Nach der traditionellen christlichen Anschauung
besitzt der Kosmos drei parallele Ebenen, den Himmel, die Welt und die Hlle. Fr die Theosophen besitzt der Kosmos sieben
Ebenen, von denen sechs 'astral' sind. Die SF-Literatur operiert ganz selbstverstndlich mit unendlich vielen parallelen Universen."
{157} - siehe Abbildung 125.
Abbildung 125 Aus wievielen Parallel-Universen besteht unser Kosmos? Wie komplex ist unsere Welt? Siehe das Vorwort.
Abbildung 138 Zeit vergeht, in dem man sich Schritt fr Schritt durch die Zeitdimension bewegt.
[Anmerkung: Ein schlauer Geist mag einwenden, da die Zeit ja kontinuierlich verluft und deswegen ein "Hpfen" von Scheibe zu
Scheibe nicht mglich ist. Dem ist zu entgegnen, da in einer wichtigen physikalischen Formel (der Heisenbergschen
Unschrfe-Relation) nach der Zeit aufgelst werden kann, die dann notwendigerweise geqantelt sein mu. Demnach gbe es gibt
also keinen kontinuierlichen Flu, sondern nur ein Hpfen zwischen den Ereignissen.]
Wenn sich Quadrat "A" dies anschauen wrde, so she er einzelne Scheiben seiner Welt (siehe Abbildung 142). Diese Scheibe ist
natrlich so gro wie seine Welt. In der Abbildung ist aus knstlerischen Grnden nur ein Ausschnitt gezeigt.
[Anmerkung: Vorsicht: Ohne da Rudy Rucker es ausdrcklich erwhnte, hat sich das Quadrat "A" zwei (!) Dimensionen
hochgearbeitet: Um seine Welt von auen zu sehen, ist er in die dritte Dimension gegangen. Um dann aber noch den Zeitverlauf
bergeordnet betrachten zu knnen, mute er eine weitere Dimension erklimmen, nmlich die vierte Dimension. Die Kugel an
seiner Seite ist also in Wirklichkeit eine Hyperkugel.]
Abbildung 142 So sieht die Flchenwelt aus der vierten Dimension aus.
Verbindet er diese Scheiben miteinander, so sieht er sein Universum statisch, und der "Wurm" seines Lebens schlngelt sich dort
hindurch - siehe Abbildung 140.
Abbildung 140 hnlich der "Akasha-Chronik" liegt das Flchenland offen vor dem Quadrat.
Mit diesem Kapitel wurde also die Zeit als die vierte Dimension angesehen. Dabei kann das Modell des Blockuniversums durchaus
Probleme aufwerfen; zum Beispiel knnte man der Ansicht sein, da der Mensch keinen freien Willen mehr habe, weil schon alles
festgelegt ist: "Wenn wir wirklich Raumzeit-Muster in einem Blockuniversum sind, dann existiert die Zukunft bereits. Widerspricht
das der Anschauung, da wir einen freien Willen besitzen? Eigentlich nicht. Wenn ich sage, da die Zukunft schon da ist, meine ich
nicht, da die Zukunft vorausgesagt werden kann. Wenn Sie Ihren Krimi halb gelesen haben, ist das Ende schon da, schwarz auf
wei auf der letzten Seite. Das heit aber nicht, da Sie mit Sicherheit wissen knnen, wie das Ende aussieht. [...] Es ist die Natur
einer Pflanze, der Sonne entgegenzuwachsen, zu blhen und Frchte zu tragen. Es ist die Natur eines Mensch, zu leben, zu lieben
und zu arbeiten. Hchstwahrscheinlich gibt es keine 'groe Antwort', und das Leben hat ber sich selbst hinaus keine Bedeutung.
Aber das gengt doch." {186f}
[Anmerkung: Diese Ansicht kann man teilen oder nicht. Etwas anders als oben ausgedrckt kann man sagen: So lange man alle
Aspekte der Zukunft nicht zuverlssig vorhersagen kann (und kein Devinations-System ist fr die entfernteste Zukunft zuverlssig
glasklar und bestimmt), ist man durch die Existenz der Zukunft in seiner Freiheit nicht sehr beeintrchtigt. Unabhngig davon ist es
erstaunlich, da Rucker hier davon spricht, da man die Zukunft nicht voraussagen kann und im nchsten Kapitel das
"I-Ging"-Orakel vorstellt.
Die etwas trivialere Ebene des freien Willens: Wir sind durch die Evolution, unsere Gene, durch Prgung, soziale Manipulation und
Komplexe sowieso nicht 'frei'. Was zerbrechen wir uns den Kopf ber den 'ganz groen Zyklus' der Freiheit?
Selbst dann, wenn unsere Zukunft bis in letzte Detail festgelegt wre, mssen wir dies nicht unbeding merken, aber das fhrte jetzt
wirklich zu weit. Was das Menschenbild von Rudy Rucker angeht: "liebe und arbeite", so knnte man mit der Diskussion darber
ein ganzes Diskussionsforum fllen...]
Gedanken errtern, da unsere Raumzeit neben dem einfachen Ursache-Wirkung-Prinzip auch noch ander Strukturen enthalten
knnte." {224} Da dazu Berechtigung besteht, leitet der Autor daraus ab, da "unsere Welt sich wohl doch nicht ganz so
deterministisch verhlt. [...] Mit der Einfhrung der Quantenmechanik in unserem Jahrhundert haben wir [...] einsehen mssen, da
selbst das einfachste Atom in seinem Verhalten prinzipiell unberechenbar ist." {224f} Rudy Rucker schliet daraus, da "wir uns
angesichts der Tatsache, da Ursache und Wirkung nicht die gesamte Struktur der Welt erklren knnen, nach anderen
Gestaltungsprinzipien umsehen sollten. Ich denke vor allem an ein nichtkausales Verbindungsprinzip, da Synchronizitt genannt
wird. Was ist Synchronizitt?" {225f}
Das Modell der Synchronizitt beschreibt Phnomene, wie "Sie lernen ein neues Wort kennen, und in derselben Woche begegnet es
Ihnen an drei verschiedenen Stellen. Sie denken an einen alten Schlulfreund, den Sie seit Jahren nicht gesehen haben; das Telefon
klingelt, und eben dieser Freund ist am Apparat. Sie beschlieen, an einer Tagung teilzunehmen in der Hoffnung, dort mit einem
gewissen Dr. X sprechen zu knnen - und wer sitzt auf dem Weg von Flughafen in die Stadt vor Ihnen im Bus? Dr. X." {226} siehe Abbildung 180.
Abbildung 180 Wie innere und uere Prozesse sich bedingen knnen.
"C.G. Jung und Wolfgang Pauli begannen 1920, den Begriff Synchronizitt im Sinne von 'nichtkausale Verbindung' oder
'sinngeme Koinzidenz' zu verwenden. Die klarste Formulierung seiner Ideen ber Sycnchronizitt findet man in seinem Vorwort
zum I Ging, einem uralten, chinesischen Weissagungsbuch." {226f} [Siehe auch "Zufall, Freiheit und Orakel" von elektroNICK und
"Synchronizitt" von David F. Peat] Mit dem I-Ging bekommt ein Fragesteller Muster - siehe Abbildung 181 - die Aussagen ber
Gegenwart und Zukunft geben.
Abbildung 181 Kann sich die Zukunft in einem Orakel wiederspiegeln (hier dem I-Ging)? Kommt die Information aus einer anderen
Dimension?
Mit den Gedanken der Verwebung von Bewutsein und Materie entfernt sich Rudy Rucker nach eigenen Angaben nicht weit von
der modernen Physik: "Nach den Aussagen der Quantenmechanik ist die erfahrene Wirklichkeit das Produkt der Wechselwirkung
zwischen der phnomenalen Welt und der Subjektivitt des Beobachters. [...] Bestimmt also unsere Geistesverfassung, was uns
widerfhrt?" {229}
file:///E|/Bcher/Dav's Party/Z-BLOCK/4. Dimension/NV074.HTM (17 von 20) [13.06.2001 01:05:19]
Den Unterschied zwischen Kausalitt und Synchronizitt erkennt man an den folgenden Abbildungen 184 und 185. Dort sieht man
links die klassische Ursache-Wirkungs-Kette und rechts, wie die Synchronizitt in Raum und Zeit wirkt. "Der Gedanke, auf den wir
abzielen, lautet: Ursache und Wirkung knnen als vertikale Strukturierung der Raumzeit betrachtet werden, whrend Synchronizitt
eine horizontale Strukturierung darstellt. Ursache und Wirkung fhren zu Verzweigungsmustern in der Zeit; Synchronizitt
arrangiert diese Muster im Gleichtakt.
Abbildung 184 Die Situation A bringt die Situationen B und C kausal hervor.
Abbildung 185 In den Situationen B und C passiert zur gleichen Zeit ein Ereignis, obwohl es keine gemeinsame, kausale Ursache
gibt. Ist Sinn im Spiel, so knnte man von Synchronizitt sprechen.
Das alle diese Gedanken nicht rein mystische Spekulationen sind, begrndet Rudy Rucker folgendermaen: "Merkwrdigerweise ist
in der Quantentheorie nicht nur Platz fr Synchronizitt - sie wird geradezu gefordert. Diese erst in den siebziger Jahren gewonnene
Einsicht wurde inspiriert durch das sogenannte Einstein-Rosen-Podolsky- (ERP-) Paradox von 1935." {232}
Was hat das Gesagte mit Telepathie (Gedankenbertragung) oder Psychokinese (Bewegen von Materie durch Gedanken) zu tun?
"Manche Leute glauben dieser neuen Entwicklung entnehmen zu knnen, da solche einstmals bernatrlichen Dinge wie
Telepathie und Psychokinese damit ihre naturwissenschaftliche Weihe empfangen haben. Dem ist nicht so." {234}
Und hier beginnt ein bemerkenswerter Teil des Buches. Rucker zeigt, da wir alle die Telepathie ja eigentlich schon immer nutzten:
"Gedankenbertragung" durch Sprache. Und da wir Materie schon immer bewegten: Wir knnen ja gehen oder Auto fahren. "Was
brauchen wir Telepathie, wenn wir doch Telefone haben? Was soll uns Psychokinese, wenn wir doch Hnde haben? Was ist an
Teleportation eigentlich so viel besser als an Flugzeugen? Aber man mchte ja immer gern ber das hinaus, was man hat." {235}
Rucker mchte darauf hinaus, da Telepathie und Psychokinese letztlich (nicht entdeckte) Effekte der Synchronizitt sind. Und weil
die Synchronizitt uns nicht "willentlich" zur Verfgung stehe {237}, sei das bewute Streben nach diesen Effekten eine
"Wahnvorstellung". {238}
[Anmerkung: Darber kann man sehr verschiedener Meinung sein. Die von Rucker vorgenommene Reduktion und die damit
einhergehende Sprachwahl mag dem einen oder anderen Leser als eine Entgleisung vorkommen. Was hier wohl letztlich passiert,
ist, da das ganze Gebiet der Magie auf das Modell der Synchronizitt abgewlzt wird und damit fr den Menschen per Definition
nicht zugreifbar ist. Schade eigentlich - der Mensch kann nach Rucker nicht auf hhere Dimensionen zugreifen, sondern nur die
Ereignisse, die von dort kommen (Synchronizitten) bestaunen. Hier schimmert ein christliches Weltbild durch, da der Autor
immer wieder explizit nicht zu propagieren wnscht. Wie Rucker schon erwhnte: Der Mensch ist fr das Lieben und Arbeiten
geschaffen. Na dann gute Nacht.]
Diverses
Zum Autoren des Buches
Rudy Rucker, eigentlich Rudolf von Bitter, ein Ururenkel des Philosophen Hegel, promovierte in Mathematik und ist Dozent an der
State University von New York (die Vorlesungen ber hhere Geometrie wurden 1977 unter dem Titel "Geometry, Relativity and
the fourth dimension" verffentlicht). 1970-80 war er Gastprofessor fr Philosophie und Mathematik an der Universitt Heidelberg.
Mit diesem Buch startet er den Versuch "umfassend und allgemeinverstndlich darzustellen, was es mit der vierten Dimension in
materieller wie in geistiger Hinsicht auf sich hat". {7}
Seine weiteren Verffentlichungen zur vierten Dimension:
"Spacetime doughnuts", 1981
"Message found in a copy of flatland", 1983
Der Klappentext
"In seinem geistreichen Parforceritt durch Zeit und Raum macht Rudy Rucker, ein Mathematiker und brillanter Querdenker, uns
bekannt mit allem, was bisher ber hhere Dimensionen gedacht, spekuliert und in Erfahrung gebracht wurde.
So phantastisch die 'hheren Wirklichkeiten', in die der Autor uns einfhrt, auch erscheinen mgen, sie sind Bestandteil anerkannter
wissenschaftlicher Theorien. Und so schwer die Vierte Dimension sein mag - Rucker macht sie uns anschaulich, ja erfahrbar. Wir
brauchen keine mathematischen oder physikalischen Vorkenntnisse dazu: nur etwas Aufmerksamkeit, Phantasie und intellektuellen
Wagemut."
Themenverwandte Literatur
- "Synchronizitt" ein Buch von David F. Peat u.a. zum Thema "I-Ging"
- "Zufall, Freiheit und Orakel" ein Vortrag von elektroNICK zum Thema Devinations-Systeme: "I Ging", "Tarot" und "freier Wille"
- Wer sich dafr interessiert, wie man auf magischem Wege Kontakt zur vierten Dimension aufnehmen kann, dem sei das Buch
"Magie" von William G. Gray heiestens empfohlen.
- Ansonsten bitte ber die NGFG-interne Suchmaschine nach Stichworten suchen !!!
"Die Wunderwelt der Vierten Dimension" von Rudy Rucker, 1988 erschienen im Scherz-Verlag, 300 Seiten.
Mail an den Autoren (der freut sich darber)
Zurck zur NGFG e.V.