BILD Der FRAU Studie: Weiblichkeit. - Gefühlt. Gelebt. Gemacht.
BILD Der FRAU Studie: Weiblichkeit. - Gefühlt. Gelebt. Gemacht.
BILD Der FRAU Studie: Weiblichkeit. - Gefühlt. Gelebt. Gemacht.
Weiblichkeit.
Gefhlt. Gelebt. Gemacht.
Inhaltsbersicht.
1. So viel Frau war nie! Art und Anlass dieser Untersuchung. 1.1 1.2 1.3 1.4 Weiblichkeit Warum das Thema brennt. 7 Weiblichkeit Blitzlichter aus den Wissenschaften. 8 Weiblichkeit Thema dieser Untersuchung. 14 Weiblichkeit Herangehensweise der Untersuchung. 15
2. Topograe der Weiblichkeit. Wie Frauen Weiblichkeit verorten. 2.1 2.2 Verortete Weiblichkeit im MindMap. 19 Verortete Weiblichkeit in Geschlechter-Klischees. 24
3. Bilder der Weiblichkeit. Wie Frauen Weiblichkeit sehen. 3.1 3.1.1 3.1.2 3.2 3.2.1 3.2.2 Weibliche Settings. 32 Erotische Inszenierungen. 32 Mtter-Inszenierungen. 45 Weibliche Close-Ups. 57 Beurteilung von weiblichen Werbegesichtern. 58 ltere Werbegesichter. 64
4. Weiblichkeit in aktuellen Print-Kampagnen. Wie Werbung Weiblichkeit inszeniert. 4.1 4.2 Geglckte und missglckte weibliche Werbeinszenierungen. 72 Likes und Dislikes der Generationen. 77
5. Female Insights Female Communication. Ein Epilog. 5.1 5.2 Female Insights. Weiblichkeit und Wirklichkeit. 84 Female Communication. Weiblichkeit und Werbung. 86
Kapitel 1
Biologie Gene, Sex, Hormone. Die Biologie hat es noch recht einfach, zum Thema Weiblichkeit Stellung zu beziehen. Weiblichkeit deniert sich durch die Zugehrigkeit zum weiblichen Geschlecht, also schlichtweg durch das zweifach auftretende Geschlechtschromosom X , durch das Vorhandensein von Geschlechtsorganen, sowie die entsprechende Menge weiblicher Sexualhormone. Der Unterschied zwischen Mnnchen und Weibchen ist also ganz klar genetisch bedingt. Gott sei Dank, sonst gbe es Probleme bei der zweigeschlechtlichen Fortpanzung. Neurowissenschaften Nerven, Hirn, Hormone. In der Neurowissenschaft ist der Fokus auf die Funktionsweise von Nerven, Gehirn und deren hormonelle Steuerung gerichtet. Ging so mancher Forscher noch im letzten Jahrtausend davon aus, dass die Unterlegenheit der Frauen daher rhrt, dass ihr Gehirn im Volumen eher dem eines Gorillas als dem eines Mannes hnelt, glaubt heute natrlich kaum noch jemand, dass die geringere Gre des Frauenhirns sich auf die Intelligenz des weiblichen Geschlechts auswirkt. Dennoch werden eiig typische Unterschiede zwischen mnnlichen und weiblichen Gehirnen zusammengetragen, forciert durch vielfltige Alltagserfahrungen, wie sie unter anderem in dem Bestseller Warum Mnner nicht zuhren und Frauen schlecht einparken ( Barbara und Allan Pease ) eindrcklich beschrieben werden. Ein Beispiel fr gehirnanatomische Stereotype war die Annahme, dass der unterschiedlich dicke Balken zwischen den Hirnhlften, Voraussetzung fr ganzheitliches Denken, bei Frauen eher einer Autobahn, bei Mnnern eher einer Sackgasse gleiche. Inzwischen ist dieser scheinbar so einleuchtende Befund jedoch wissenschaftlich revidiert.
Anhngerin der sogenannten Dierenzhypothese ist unter anderem die Neuropsychiaterin Louann Brizendine , Autorin des Buches Das weibliche Gehirn Warum Frauen anders sind als Mnner. Ein Unisex-Gehirn gebe es deswegen nicht, weil das Gehirn hormongesteuert sei, und damit das weibliche Gehirn, in strogen mariniert, die Welt grundlegend anders wahrnehme. Der Mann sei also der Homo testosteronis oder auch der Denkende, die Frau der Homo oestrogeniensis, also die Fhlende. Kritiker solcher Thesen, wie der Neuropsychologe Lutz Jncke halten dagegen, dass zwar ein fein orchestriertes Konzert aus Genen und Hormonen die Geschlechtsorgane gestaltet und Hormone dazu beitragen, das Gehirn zu verschalten, dass sich der Mensch aber weitgehend von der hormonellen Lenkung befreit habe und er sich genau darin vom Tier unterscheide. Die Hirnforscherin Kirsten Jordan umschreibt das Verhltnis von angeboren und erworben so, dass man zwar mit einer zartrosa oder hellblauen Tnung zur Welt kme, aber erst unsere Erfahrung, die Kultur, in der wir leben, wrden sie zu satten Farben vertiefen. Geschlechterrollen seien also nicht naturgegeben, sondern eine spezische evolutionre Strategie des Homo sapiens, sich durch Kulturtechniken seine Lebenswelt selbst zu gestalten. Egal wie der Befund letztendlich lautet, die Wissenschaftlerin Melissa Hines (Brain Gender) verdeutlicht in einer Stellungnahme zu Brizandines HormonTheorie die Brisanz der Fragestellung: Was den Leuten bleiben wird, ist, dass es im Gehirn der Geschlechter Unterschiede gibt was zutreend ist. Aber sie werden es dazu nutzen, zu behaupten, dass all unsere Klischees von Mnnern und Frauen auf Biologie beruhen. Der Punkt ist, dass das Gehirn vernderbar ist. Es verndert sich die ganze Zeit.
Psychologie Verhalten, Entwicklung, Psyche. Die Psychologie ist die Wissenschaft vom Menschen, seinem Erleben und Verhalten. Sigmund Freud , Begrnder der Psychoanalyse, erklrt die Dominanz des mnnlichen Geschlechts mit dessen anatomischer berlegenheit und dem daraus resultierenden weiblichen Penisneid. Diese Theorie wird natrlich von keinem Psychologen mehr ernsthaft vertreten. Der aktuelle wissenschaftliche Diskurs zur Gender-Forschung in der Psychologie zeichnet sich durch den AnlageUmwelt-Dualismus aus, also durch das Problem, was genetisch bedingt und was gelernt oder anerzogen ist. Kognitive Theorien der zweiten Hlfte des letzten Jahrhunderts ( Kohlberg, Piaget) konzentrieren sich eher auf die erworbenen Aspekte der Geschlechtsidentitt. Kinder bilden in der aktiven Auseinandersetzung mit ihrer Umwelt Denkstrukturen heraus, die es ihnen ermglichen, sich dem weiblichen oder mnnlichen Geschlecht zuzuordnen. Schon ab dem dritten Lebensjahr haben sie ein Verstndnis dafr entwickelt. Ab dem sechsten bis achten Lebensjahr ist dann das jeweilige Geschlecht bewusst zum unvernderten Merkmal geworden und sie wol-
len sich dementsprechend verhalten. Durch Imitation von geschlechtsspezischen Verhaltensmustern und Identikation mit gleichgeschlechtlichen Bezugspersonen oder Rollenvorbildern und deren Bekrftigung werden Geschlechterunterschiede ausgebildet und Geschlechterrollen aufgebaut. Die aktuelle Psychologie lehnt sich stark an die Erkenntnisse der interdisziplinr geprgten Gehirnforschung an. Der Psychologe Simon Baron-Cohen von der University of Cambridge (The essential Dierence) beantwortet beispielsweise die Frage, warum sich ein Individuum typisch oder untypisch in seiner Gruppe verhlt, ebenfalls mit der Macht der Hormone als innerer Ursache. So denken Mnner in Systemen (S-Hirn), whrend Frauen die Welt mit Hilfe der Empathie (E-Hirn) erfassen. Seiner Meinung nach ndet geschlechtsspezische Prgung schon vor der Geburt im Mutterleib statt. Das Konzept von S- und E-Hirn solle keine Stereotypen verknden, sondern nur den weiblichen beziehungsweise mnnlichen Durchschnitt beschreiben. Er rumt sogar ein, dass manche Mnner ein Gehirn htten, das sehr viel typischer fr eine Frau wre.
Simone de Beauvoir
Grace Jones
Agyness Deyn
Venus
Mars
Soziologie Das gesellschaftliche Geschlechterverhltnis. Man wird nicht als Frau geboren, man wird es, dieser berhmte Satz von Simone de Beauvoir ist die klassisch soziologische Sichtweise auf das Phnomen Weiblichkeit. Die Soziologie unterscheidet zwischen biologischem Geschlecht (Sex) und sozialem Geschlecht (Gender). Im Alltagswissen unserer Gesellschaft ist das Geschlecht ein grundlegendes individuelles Merkmal, das auf natrliche Weise unser soziales Handeln und die soziale Dierenzierung vorgibt. Mit der Geburt wird es eindeutig aus dem biologischen Geschlecht abgeleitet und ist normalerweise nicht vernderbar. Daran geknpft sind geschlechtsspezische Normen, Erwartungen und Rollenmuster. Mit der Zuweisung des sozialen Geschlechts ist auch die Zuweisung des sozialen Status verbunden. So wird das Geschlecht zu einer Determinante sozialer Ungleichheit, indem Mnner und Frauen jeweils unterschiedlich von gesellschaftlichen Ressourcen und Mglichkeiten protieren. Das soziologische Konzept des Doing Gender knpft an den Beauvoir-Satz an und geht davon aus, dass die Geschlechts-
typisierung eben kein feststehendes individuelles Merkmal ist, sondern ab dem Zeitpunkt der Geburt in einem sozialen Prozess konstruiert wird. Eltern, Geschwister, Gleichaltrige, Medien etc. bestimmen mit, was es bedeutet, Junge oder Mdchen, Mann oder Frau zu sein. Das Konstrukt Weiblichkeit unterliegt also dem sozialen Wandel. So werden beispielsweise einige androgyne Ausdrucks- und Verhaltensweisen von Frauen in der westlichen Welt seit den 68 ern zunehmend geduldet oder sogar anerkannt. Feministische Wissenschaft - Ideologie der Geschlechterdifferenz. Feministinnen wie Simone de Beauvoir oder spter Alice Schwarzer haben dafr gekmpft, dass Frauen selbst ber ihr Leben und ihren Krper bestimmen knnen und patriarchalische Strukturen, in denen das Weibliche dem Mnnlichen untergeordnet ist, berwunden werden. Dass Mnner mit dem Feminismus Probleme haben, ist klar, denn das Ziel ist Gleichwertigkeit der Geschlechter und das bedeutet in der Regel Machtverlust fr die Mnner. Aber auch den Frauen scheint der Feminismus suspekt. Selbst die moderne Form des Postfeminismus ist nur bedingt
in: Nur weil wir post sind, heit das noch lange nicht, dass wir auch feministisch sind. ( Ariel Levy, Female Chauvinist Pigs). Selbst innerhalb des Feminismus gibt es die unterschiedlichsten Spielarten zwischen den Polen absoluter Verschiedenheit der Geschlechter bis zur Negierung sowohl des biologischen als auch des sozialen Geschlechts. Wie dem auch sei, Tatsache ist, dass Gerechtigkeit im Sinne praktizierter Gleichberechtigung noch lange nicht erreicht ist. Sonst bekmen Frauen gleichen Lohn fr gleiche Leistung und sie wrden es trotz Familie auch in Fhrungspositionen schaen. Feministische Wissenschaft ist in diesem Sinne keine Theorie der Frau oder des Geschlechts, sondern sie erforscht die Funktionalisierung von Geschlecht fr hierarchische soziale Verhltnisse mit dem Ziel, in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft fr Frauen gleiche Rechte zu erwirken. Rechtswissenschaft Gleichberechtigung und Gleichstellung. Aus der Perspektive der Rechtswissenschaft sind Mann und Frau vor dem Gesetz gleich. 1949 trat das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland in Kraft und legte in Artikel 3 fest: (1) Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich und (2) Mnner und Frauen sind gleichberechtigt. Zwar wurde damit der Grundstein fr die rechtliche Gleichstellung der Frauen gelegt, die gesellschaftliche Frauenfrage jedoch keinesfalls gelst. Erst 1957 konnte sich der Gesetzgeber zur Reform des Brgerlichen Gesetzbuches durchringen. Mit diesem Gleichberechtigungsgesetz von 1958 wurde das Letztentscheidungsrecht des Mannes in Familienangelegenheiten ersatzlos gestrichen, der Frau die Verfgungsgewalt ber ihr Vermgen und das Recht auf Berufsttigkeit ohne Einwilligung des Mannes zugestan-
den. 1977 schlielich nimmt das bgb Abschied vom Leitbild der Hausfrauenehe und verzichtet auf die Vorgabe von Ehemodellen. Im Strafrecht ist Schwangerschaftsabbruch seit 1974 kein Straftatbestand mehr. 23 Jahre spter wird Vergewaltigung auch in der Ehe strafbar. Was Willy Brandt einmal vor Jahren formuliert hat, dass die Emanzipation rechtlich wie eine Schnecke auf Glatteis vorankommt, ist nach wie vor zutreend. Gesetzgeberische Manahmen fr Frauen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie werden nur sehr zgerlich ergrien. Ein Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz fr Kinder ab dem dritten Lebensjahr gibt es seit 1996. Erst das Kinderfrderungsgesetz von 2008 frdert mit dem erweiterten Ausbau der Kinderbetreuung die Berufsttigkeit von Frauen. Damit hinkt Deutschland im europischen Vergleich deutlich hinterher. Die deutsche Gesetzgebung ist also auch heute noch von einer faktischen Gleichstellung weit entfernt. Gleichberechtigung und Gleichstellung ist eben ein kleiner, aber feiner Unterschied. Christliche Theologie Verhltnis Gott / Mensch und Mann / Frau. Ebenso wie das bgb ist in gewisser Weise die Bibel ein Werk, das Normen setzt. In Jahrhunderte langer Deutungstradition haben sich in der christlichen Theologie patriarchalische Denkmuster verfestigt. Schlielich wurde Eva aus der Rippe Adams erschaen. Zum Dank dafr verfhrte sie den Mann, vom Baum der Erkenntnis zu naschen. Klar, wer fr die Vertreibung aus dem Paradies verantwortlich ist.
Aber nicht der biologische Geschlechtsunterschied macht aus Sicht der Kirche das Geschlecht zur ewig festgeschriebenen Kategorie, sondern die gttliche Schpfungsordnung, in der Gott die Frau dem Mann als Gefhrtin an die Seite gegeben hat. Damit sind die Hierarchien eindeutig festgelegt: Erst Gott, dann der Mann und schlielich die Frau. Man kann die Bibel aber auch anders lesen, wie im Brief an die Galater (Gal 3, 28 ): Es gibt nicht mehr Mann und Frau, denn ihr alle seid eins in Christus Jesus. Resmee: Weiblichkeit im Spannungsfeld zwischen Empirie und Ideologie. Eine befriedigende Antwort auf die Frage, ob Weiblichkeit nun biologisches Schicksal oder gesellschaftliches Konstrukt ist, kann und wird es vermutlich nie geben. Zu gro sind die Interessenkonikte zwischen Mnnern und Frauen, zwischen Kollektiv und Individuum, zwischen avantgardistischen und wertkonservativen Frauen. Dass es neurologische und hormonelle Unterschiede zwischen Mnnern und Frauen gibt, wird kein Wissenschaftler ernsthaft bestreiten. Gestritten wird um die Gre der Unterschiede und vor allem
um ihre Folgen. Die amerikanische Psychologin Janet Hyde , die sich fr die Gender Similarity Hypothesis stark macht, hat in der bisher grten bersichtsuntersuchung zur Dierenz zwischen Mann und Frau herausgefunden, dass sich die Geschlechter nur in einem Fnftel von 124 untersuchten Merkmalen und Eigenschaften, Denkmustern und Verhaltensweisen signikant unterscheiden. Darunter fanden sich in erster Linie motorische Fhigkeiten, wie etwa Weitwurf, die Hugkeit des Masturbierens, das sexuelle Verhalten in Kurzzeitbeziehungen und die physische Aggression. Dass Mnner mathematisch begabter seien, konnte nicht belegt werden. Ob 25 von 124 Variablen, in denen sich Mnner und Frauen unterscheiden, nun viel oder wenig sind, ob es dem Dierenzmodell oder der Gleichheitshypothese Vorschub leistet, das ist keine Sache der Empirie, sondern der Ideologie. Am Ende des Tages ist es eben eine Frage der Wertvorstellungen und des Zeitgeistes einer Gesellschaft, ob man Gleich- oder Andersartigkeit beziehungsweise Gleichwertigkeit oder berlegenheit des einen Geschlechts ber das andere postuliert.
Kapitel 2
Die Befragten. Wie denkt die ganz normale Frau ber das Thema Weiblichkeit? Um diese Frage beantworten zu knnen, wurden drei Frauengenerationen in dieser Studie bercksichtigt. Die drei Generationen wurden dabei ber ein Lebensphasenkonzept deniert und nicht nur ber das Alter. Denn Weiblichkeit und Frau-Sein wird entscheidender durch die aktuelle Lebenssituation als Mutter oder Nichtmutter bestimmt, als durch das Alter. Nicht umsonst ist die Vereinbarkeit von Beruf und Familie eines der entscheidenden Schlachtfelder weiblichen Selbstverstndnisses. Die erste Frauen-Generation dieser Untersuchung: Future Mums. Das sind Frauen ohne Kind, die sich irgendwann aber mit der Frage Kind oder Karriere beschftigen mssen. Diese Frauengruppe haben wir Future Mums genannt, weil die Wahrscheinlichkeit, dass sie irgendwann einmal Mutter werden, ziemlich gro ist, denn 86 %* der jungen Frauen wollen gerne irgendwann Kinder haben. Sie sind im Alter zwischen 20 und 35 Jahren. (*Bosch-Studie, 2006 )
Die dritte Frauen-Generation dieser Untersuchung: Off-Duty Mums. O-Duty Mums haben Kinder ber 14 Jahre und sind damit nicht mehr so stark von den Kindern in Anspruch genommen, weil sie entweder aus dem Grbsten heraus oder schon aus dem Haus sind. Im Alter liegen sie zwischen 45 und 65 Jahren. Jede dieser Frauen-Generationen, die in ihrer Weiblichkeit durch unterschiedliche Lebensphasen und unterschiedliche Sozialisations-Biographien geprgt ist, ist mit einer Fallzahl von 100 in dieser Untersuchung vertreten, insgesamt haben also 300 Frauen zum Thema Weiblichkeit Stellung genommen.
KURZER UNTERSUCHUNGSSTECKBRIEF. Methode: Computer Aided Psychological Observation (capo) Durchfhrung: Studiotests Erhebungsorte: Regional ausbalanciert Bochum, Hamburg, Leipzig, Nrnberg Untersuchungsgruppen/Lebensphasen: Future Mums On-Duty Mums O-Duty Mums Fallzahl: n = 300. Je Untersuchungsgruppe 100 Flle Stichprobenverfahren: Quotenstichprobe. Quotiert nach Alter, Kindern im Haushalt, Berufsttigkeit und Bildung (awa 2008) Feldzeit: Frhjahr 2008 Projektleitung und Redaktion: Marktforschung Axel Springer AG Durchfhrendes Institut: &equity, Hamburg
Die zweite Frauen-Generation dieser Untersuchung: On-Duty Mums. On-Duty Mums sind allesamt Mtter von Kindern unter 14 Jahren und von Kindern und ihrer Erziehung noch richtig in die Picht genommen. Zur Hlfte sind sie berufsttig, mssen also Kind und Karriere unter einen Hut bringen, zur anderen Hlfte widmen sie sich ganz Familie und Haushalt. Sie sind zwischen 30 und 45 Jahre alt.
Moderne Geschlechter-Klischees.
Frauen sind einfhlsamer als Mnner. Frauen knnen mehr gleichzeitig tun als Mnner. Frauen haben ein besseres Krperbewusstsein. Frauen sind sprachlich begabter als Mnner.
Traditionelle Geschlechter-Klischees. Die modernen Geschlechter-Klischees sind also bei allen Frauen-Generationen hoch aktuell. Wie aber steht es um die traditionellen Geschlechter-Klischees? Haben sie noch immer ihre volle Gltigkeit oder ndet hier ein Wandel in den Kpfen der Frauen statt? Sind Mnner nach wie vor die Alpha-Mnnchen, karriere- und statusorientiert, technikverliebt, sachbezogen und gefhlsarm? Und sind Frauen dagegen sanft, harmoniebedrftig, zurckgenommen, eher an privaten Beziehungen interessiert und treusorgend? Bei den traditionellen GeschlechterKlischees werden Generationsunterschiede erwartungsgem sichtbar. So halten sich zwar alle Frauen ganz traditionell fr liebevoller als Mnner, in der klassischen Rolle der Hausfrau und Familienmutter, die an ihrem Nachwuchs klebt, sehen sie sich aber nicht. Da gibt es eine eindeutige Tendenz vor allem bei den jngeren FrauenGenerationen.
Noch weiter gehen die Generationen auseinander, wenn es um die traditionellen mnnlichen Besitzstnde im Berufsleben geht. Jngere Frauen streben zunehmend nach Karriere und Status, und das mit einem ordentlichen Sto Testosteron, also nicht weiblich weichgesplt, sondern wenn ntig angrislustig. Da Technik heute nicht mehr unbedingt Blaumann und Schmiere bedeutet, sondern saubere High-Tech, gehrt bei jngeren Frauen auch diese klassisch mnnliche Domne zu ihren Eroberungen. Die angebliche mathematische berlegenheit der Mnner beurteilen sie genau als das, was sie ist als subtile Diskriminierung. Einer der wenigen wissenschaftlich nachweisbaren Fakten ist, dass Mnner fr One-Night-Stands aufgeschlossener sind. Whrend der Seitensprung beim Mann ein Kavaliersdelikt ist, ist die Erwartung an Frauen dagegen bedingungslose Treue.
Andernfalls verstoen sie klar gegen Rollenerwartungen. Trotzdem glauben realistischerweise nicht wenige Frauen, dass das weibliche Geschlecht dem erotischen Auswrtsspiel genauso zugeneigt ist wie die Mnnerwelt. Denn schlielich gehren zwei Partner zum Liebesspiel. Weiblichkeits-Aphorismen. Die verfhrerische Kunstform des Aphorismus bringt es an den Tag: Tief drinnen empnden sich Frauen als dem Manne berlegen. Und einige von ihnen geben es auch ganz oen zu. Immerhin nden es vier von zehn Frauen zutreend, dass Frauen die besseren Menschen sind. Was wre Nicolas Sarkozy ohne Carla Bruni? Irgendwie fhlen sich alle Frauen ein bisschen Bruni und stehen als starke Frau hinter ihrem Mann. Frauen sind nicht nur kompromissbereiter und liebes-
fhiger als Mnner, sie sind auf ihre Art auch klger. Wobei sie so klug sind, mit ihrer Klugheit ganz opportunistisch hinter dem Berg zu halten. Und damit liegen sie wieder ganz vershnlich auf der Linie der Mnner, denn, Es ist nicht wahr, dass Mnner dumme Frauen bevorzugen. Sie wollen vielmehr Frauen, die sich bei Bedarf dumm stellen knnen und dazu gehrt Verstand (Anonym). Und wenn mehr als die Hlfte der Frauen sich als das fhlende, den Mann als das denkende Wesen beschreiben, dann geschieht das nicht im Sinne Nietzsches Die Frau ist Fleisch, der Mann ist Geist, sondern mit dem neuen Selbstverstndnis als intuitiv intelligentes Wesen.
Traditionelle Geschlechter-Klischees.
Frauen sind liebevoller als Mnner. Frauen haben eine engere Beziehung zu Kindern. Frauen sind nicht so aggressiv. Frauen sind nicht so technikbegabt wie Mnner. Frauen sind nicht so statusorientiert wie Mnner. Frauen sind nicht so karriereorientiert wie Mnner. Die Bestimmung der Frau ist die Familie. Frauen gehen weniger fremd als Mnner. Frauen knnen nicht so gut rechnen wie Mnner.
Gesamt 75% 72% 70% 46% 46% 44% 39% 37% 27%
Future Mums 80% 61% 74% 33% 33% 26% 30% 40% 27%
On-Duty Mums 73% 76% 76% 38% 38% 46% 41% 30% 25%
Off-Duty Mums 71% 80% 59% 68% 68% 59% 47% 40% 30% Die Klugheit der Frau besteht darin, ihre Klugheit nicht zu zeigen. Frauen wollen Liebe, Mnner wollen Sex. Frauen fhlen, Mnner denken. Frauen sind die besseren Menschen. 46% 44% 37% 27% 33% 26% 40% 27% 38% 46% 30% 25% 68% 59% 40% 30% Frauen wollen Konflikte lsen, Mnner eher aussitzen. Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine erfolgreiche Frau. 46% 33% 38% 68%
Weiblichkeits-Aphorismen.
Gesamt
Future Mums
On-Duty Mums
Off-Duty Mums
46%
33%
38%
68%
Kapitel 3
niedrig
Involvement
Abgelehnte Verfhrung
Akzeptierte Verfhrung
niedrig
Akzeptanz
hoch
Die sieht aus, als bekme sie gleich Schlge von ihrem Mann.
Leg dich hin und mach die Beine breit. Die tuscht den Orgasmus bestimmt nur vor.
Da sprechen die Augen Eine starke Frau, die und die Lippen.Erotik mal wei was sie will und trotzdem weiblich ist. ohne nacktes Fleisch.
Tolle Frau. Die kommt endlich mal sexy und taff rber.
Diese Inszenierungen weiblicher Verfhrung fallen bei den Frauen durch. Zwar zeigen sie schon eine gewisse Tendenz zu einer emanzipierten Interpretation des erotischen Pas de deux , weg vom Erotik-
Spielzeug fr den Mann, hin zu einer aktiven Ich mache ihn scharf-Attitde, aber letztendlich ist die Frau doch die Erfllungsgehiln mnnlicher Lste.
Frauen mit eigenem Willen und vermeintlich natrlichem Umgang mit Erotik das gefllt allen Frauen. Diese Frauen in Verfhrungspose sind nicht Sex-Objekte,
sondern erotisch agierende Subjekte, die sich zwar hingeben, aber nicht aufgeben.
Sex in der Mdchendusche der Klosterschule. Das ist doch nur ein feuchter Mnnertraum.
Die sieht aus wie eine Nutte, die Geld fr den nchsten Schuss braucht.
Oh Gott.Diese Lara Croft- Ziemlich geschmackFantasien sind nur was loses Verkleidungsfr infantile Mnner. spielchen als heilige Jungfrau Maria.
Sexy! Das regt die Fantasie an und lsst mir meine eigene Erotik.
Die Frau ist selbstbewusst Ein sehr sthetisches und sehr sinnlich. Denn Bild. Sehr sexy, ohne Erotik passiert im Kopf. plump zu wirken.
Die Frau fr den Mann! So versteht keine der Frauen das Spiel der erotischen Verfhrung. Sie wollen nicht erotisches Objekt, sondern erotisches Subjekt sein. Wollen nicht das Oensichtliche und Plumpe,
sondern das Subtile und Ranierte. Inszenierungen, die unmissverstndlich auf weibliche Submission setzen, echaueren die Frauen.
Weibliche Erotik ist eher eine Sache der Phantasie. Da sind sich die Frauen einig. Weibliche Erotik ist Andeutung, nicht Fleischbeschau. Ist poetisch, nicht prosaisch.
Verfhrungsszenarien. Hier gibt es Unterschiede zwischen den jngeren und den lteren Frauen.
Geliebte Verfhrung
Future Mums
Verhasste Verfhrung
Sie ist sehr schn und sagt einfach alles mit ihrem Blick.
Wow. Eine tolle Frau. Ganz natrlich und sehr sehr sexy.
x x
Future Mums mgen die Verfhrung mit den Augen. Fr sie ist das Gesicht die wichtigste Wae im Werben um den Mann. Erotik ist ein Spiel mit dem Blick.
Und der ist mal fordernd, mal vertrumt. Verfhrung bedeutet fr sie mehr Sehnsucht als Erfllung, mehr romantische Liebe als begehrende Libido.
On-/Off-Duty Mums
On-/Off-Duty Mums
On-/Off-Duty Mums Eine wunderschne Frau, die mit sich und ihrem Krper im Einklang ist. Die Frau hat eine tolle Ausstrahlung: Selbstsicher und sehr sexy. Ein super Typ. Die nimmt sich was sie will und hat einfach Feuer. Eine Frau, die sich und ihren Krper genieen kann. Erotik pur.
Abgelehnte Verfhrung
Bei erotischen Darstellungen sind sich Frauen aller Generationen einig, was als abstoend, unsthetisch oder emprend empfunden wird. Bei der Analyse der geliebten Verfhrung zeigt sich dagegen, dass junge Frauen ohne Kinder etwas andere Vorlieben haben, als Frauen mit Kindern und mehr Lebens-, Krper- und Liebeserfahrung. Generationsspezische Prferenzen bei den Inszenie-
Akzeptierte Verfhrung
rungen mit niedrigem Involvement sind in der Grak zwar dargestellt (akzeptierte und abgelehnte Verfhrung), da sie aber weder im Positiven noch im Negativen besonderes emotionales Engagement schaen, haben sie fr die Kommunikations-Learnings weniger Relevanz und werden nicht weiter kommentiert.
On-/O-Duty Mums mgen selbstbewusste Krperlichkeit. Sie verstecken sich nicht, setzen Blick und Krper voll ein. Hier spiegelt sich ein reiferer Umgang mit weiblicher Erotik, denn die Zeit mdchen-
hafter Scham ist vorbei. Diese sexualisierte Erotik befriedigt auch die eigene Lust und nicht nur die des Mannes.
Unterschiedliche Verfhrungsprinzipien.
Verfhrung kennt seit jeher viele Spielarten. Die Analyse der unterschiedlichen Verfhrungsszenarien lt insgesamt sechs altbekannte Verfhrungsprinzipien erkennen. Einige davon sind unproblematisch und kommen bei allen Frauen gut an, andere bentigen bei der konkreten Inszenierung mehr Feingefhl.
Victoria Beckham
Heidi Klum
Angelina Jolie
Was haben wir gemacht? Wir wollten wissen, wie deutsche Frauen auf diesen neuen Mutter-Typus reagieren. Wie sympathisch diese Yummy Mummy ihnen ist und wie sehr sie das eigene Ver-
stndnis von Mutter-Sein prgen knnte. Um diese Fragen gebhrend beantworten zu knnen, bekamen die Frauen folgenden psychologischen Steckbrief:
Den meisten Frauen ist eine so genannte Yummy Mummy schon einmal in irgendeiner Form begegnet. Vor allem den OnDuty Mums, die sich mit Balance-Modellen zwischen Frau- und Muttersein aus
gegebenem Anlass natrlich intensiv auseinandersetzten. Aber woher genau kennen Frauen Yummy Mummys?
Der Typus Yummy Mummy polarisiert. Die eine Hlfte der Frauen ndet ihn mehr oder weniger sympathisch, die andere Hlfte eher unsympathisch. Diese unterschiedlich ausgeprgte Identikationsbereitschaft mit einem nach auen hin erotisch agilen Mutter-Typus gilt fr alle drei Frauen-Generationen gleichermaen. Unabhngig vom Alter und unabhngig vom Mutter-Status ist die Yummy
Mummy fr die einen attraktive Identittsmglichkeit, gibt sie ihnen doch die Lizenz fr erotisch akzentuiertes Auftreten und Verhalten trotz aller Rollenerwartungen als Mutter. Fr die anderen ist die Yummy Mummy eine rollenpluralistische Anforderung, die sie noch weiter in die berforderungs-Krise treibt, als es das richtige Leben ohnehin schon tut.
Auf den ersten Blick wird deutlich: Die Yummy Mummy ist ein medial vermitteltes Phnomen. Nur knapp ein Viertel der Frauen kennt eine reale Yummy Mummy aus ihrem eigenen sozialen Umfeld, aber
mehr als die Hlfte der Frauen hat in den Medien schon mal etwas ber Frauen vom Typ der Yummy Mummy gelesen oder ein prominentes Beispiel vorgefhrt bekommen.
Das ist richtig von gestern. Mit Freude die Putz- und Waschfrau der Familie.
Die Frau kmmert sich um ihre Karriere und das Kind macht was es will. Doof.
So eine schicke BusinessTrulla mit Kind. Das ist das totale Klischee.
Involvement
Der Blick auf die Mtter-Inszenierungen, die Frauen ablehnen, aber sich dabei nicht besonders aufregen, macht eines sofort klar: Solitre Rollenmodelle, in denen Frauen nur Mutter oder Hausfrau sind,
sind als Identifikationsangebot absolut berholt. Ebenso unattraktiv und unauthentisch ist die Karriere-Tussi mit Kind als niedlicher Nebensache.
Abgelehnte Mtter-Inszenierungen
Akzeptierte Mtter-Inszenierungen
niedrig
Akzeptanz
hoch
Die Frau reduziert auf ihre Rolle als trutschiges Hausmtterchen. Schrecklich. Unsympathisch. Einerseits penetrant schwanger, andererseits lt sie ihr Kind plrren. Bei solchen Frauen zhlen nur Geld und Glamour. Die Kinder sind Staffage. Eine versnobte Schnepfe, die nur an sich denkt. Und ihr Kind ist auch schon versaut.
Zum Aufreger werden Mutter-Kind-Szenarien dann, wenn neben eindimensionalen Rollenzuweisungen auch noch Persnlichkeitsfacetten durchscheinen, die den Frauen hchst unsympathisch sind. Wenn aus frsorglich gluckenhaft wird, aus selbstbewusst karrieregeil oder aus gutaussehend eitel und aufgetakelt. Frauen wol-
len weder Mtter-Inszenierungen sehen, in denen sich Frauen wegen ihrer Familie selbst aufgeben, noch Frauen, die in ihrem Egoismus und ihrer Egozentrik den Bogen deutlich berspannen und bei denen Kinder zum modischen Accessoire degradiert werden.
Mtter-Inszenierungen. Hier gibt es Unterschiede zwischen den jungen und den lteren Frauen.
Verhasste Mtter-Inszenierungen Geliebte Mtter-Inszenierungen
Future Mums Die bilden eine tolle Einheit. Eine richtig nette und glckliche Familie. Hand in Hand. Die machen alles gemeinsam und lieben ihr Kind. Ein schnes Familienbild. Ich mag die Innigkeit, die durch ein Kind entsteht. Eine coole Mutter, die trotzdem total auf ihr Kind eingeht. On-/Off-Duty Mums
Future Mums
On-/Off-Duty Mums
Dass das Modell Familie keineswegs ausgedient hat, zeigt die positive Bewertung von Szenarien mit der klassischen Familientriade Vater, Mutter, Kind. Das Kind als Unterpfand der Liebe und einigendes Band zwischen den Eltern ist oensichtlich eine Wunschphantasie aller Frauen. Egal, ob
schon Mutter oder noch nicht. Auffllig ist aber bei allen Positiv-Inszenierungen, dass beide Partner einen direkten Bezug zum Kind haben und, dass alle Beteiligten im Wir aufgehen. Familie also nicht nur eine Sache der Frau ist.
Future Mums
Future Mums
On-/OffDuty Mums
On-/OffDuty Mums
Abgelehnte Mtter-Inszenierungen
Akzeptierte Mtter-Inszenierungen
Die beiden freuen sich richtig. Eine Mutter, die fr jeden Spa zu haben ist.
Eine Mutter, die ihrem Kind die Welt zeigt und erklrt. Das Bild ist s.
Ein super schnes Bild. Man fhlt die Wrme zwischen Mutter und Kind.
Das ist wahre Mutterliebe. Alle sehen so glcklich und zufrieden aus. Das mag ich.
Mtter-Inszenierungen, die mitten ins Herz treen, visualisieren vor allem eines: Innigkeit. Momentaufnahmen von Mutter und Kind, die Liebe und Geborgenheit, Nhe und Wrme ausstrahlen und bei denen das Kind im Fokus mtterlicher Aufmerksamkeit steht, erleben alle Frauen als attraktives Identikations-Angebot. Und zwar unabhngig von Lebensphase
und Lebenssituation. Zwar steht bei diesen Mutter-Kind-Arrangements die Inszenierung als Mutter im Vordergrund, die Frauen haben aber eine Ausstrahlung, die signalisiert, dass hinter aller Mtterlichkeit eine starke, selbstbewusste Persnlichkeit steht, bei der das ganze Spektrum weiblicher Rollenmodelle denkbar ist.
Zwischen den Generationen gibt es einige Unterschiede, je nachdem, ob man schon Mutter ist oder nicht. Interessanterweise gibt es im Gegensatz zu den Verfhrungsszenarien nicht nur generationsspezische Besonderheiten im Quadranten der geliebten Inszenierungen, sondern auch im Quadranten der verhassten. In der Erotik gibt es oenbar eine intuitive, generationsund zeitgeistbergreifende Ablehnung gegenber bestimmten sexuellen Projektionen. Die Vorstellungen von Mtterlichkeit dagegen unterliegen strker sozialen und zeitgeistigen Strmungen, die die Genera-
tionen nicht nur in den Vorlieben, sondern auch in den Abneigungen dierenziert. Auch hier sind Spezika bei den Inszenierungen mit niedrigem Involvement in der Grak zwar dargestellt, werden wegen ihrer geringen Erkenntnis-Relevanz aber nicht weiter kommentiert.
Verhasste Inszenierungen:
Future Mums. Das altmodisch gestellte Mutter-Tochter-Portrait empnden insbesondere junge Frauen als Ausdruck eines traditionell brgerlichen Rollenmodells, das Frauen zum Gehorsam gegenber einem patriarchalisch organisierten Wertekanon anleitet.
So ein spieiges, altes Familien-Portrait. Echt gruselig.
On-/Off-Duty Mums. Das auf elitr dressierte Kindchen kommt bei Frauen, die bereits Kinder haben, berhaupt nicht gut an. Denn ein Kind darf nicht als Trophe zum Angeben instrumentalisiert werden, sondern muss ein Individuum mit eigenen kindlichen Bedrfnissen bleiben.
Armes Kind. Muss schon Golf spielen, damit die Eltern angeben knnen.
Mutter und Kind als lebhaftes Doppelpack. Die Mutter fhrt das Kind ins Leben ein und erklrt ihm die Welt. Diese Art der aktiven Mutter-Kind-Darstellung gefllt allen Frauen. Den jungen ein bisschen mehr als den lteren. Hier gilt die Regel: Richtig ist, was dem Kind angemessen ist. Die Darstellung bertrieben ambitionierter Aufzucht ist eher unsympathisch.
On-/Off-Duty Mums. Im Gegensatz zu Future Mums haben On-/O-Duty Mums bereits erlebt, dass aus niedlichen Babys schnell grere Kinder werden. Da sie wissen, was es heit, Kinder gro zu ziehen, wnschen sie sich partnerschaftliche Entlastung durch den Mann, nicht nur wenn die Kinder klein sind, sondern auch bis zur Pubertt.
Ein total schnes Familienbild. Harmonisch und einfach liebevoll.
Partnerschaftliche Kinderbetreuung:
Vater, Mutter, Kind als glckliche Familien-Idylle mit viel Geborgenheits-Appeal. Diese Art der Mutter-Darstellung, die das Kind als Voraussetzung und Vervollkommnung einer Familie interpretiert und einen Vater auf Augenhhe zeigt, bietet allen Frauen Identikationspotenzial.
Im brigen, was theoretisch vielleicht gar nicht so schlecht klingt und bei Heidi Klum oder Angelina Jolie auch funktioniert, weil man um den professionellen Betreuungsstab fr die Kinder wei, ist als inszenierte Nachstellung problematisch. Da fehlt es einfach an Sympathie und Glaubwrdigkeit.
3.2
Weibliche Close-Ups.
Fr die Analyse und Interpretation der Close-Ups haben wir den s.a.p.-Dreiklang kreiert. s.: Wie Sympathie. Das Gesicht ist sehr sympathisch / sympathisch. a.: Wie Attraktivitt. Das Gesicht ist sehr attraktiv / attraktiv. p.: Wie Perfektion. Das Gesicht ist zu (perfekt) attraktiv.
* Sympathie-Skala: sehr sympathisch, sympathisch, weniger sympathisch, sehr unsympathisch * Attraktivts-Skala: sehr attraktiv, attraktiv, weniger attraktiv, zu attraktiv
Worum geht es? Im vorangegangenen Kapitel ging es um erotische und mtterliche Frauen-Inszenierungen. Die Frage war also, wie werden Bilder beurteilt, die Frauen in erster Linie in einer bestimmten Rolleninszenierung zeigen. Jetzt wird es darum gehen, wie Frauen auf weibliche Close-Ups reagieren, also auf Gesichter von Frauen, deren Darstellung vor allem auf ihre Ausstrahlung und Persnlichkeit schlieen lassen. Welche Gesichter werden als sympathisch empfunden? Welche als attraktiv? Welche Spielregeln lassen sich daraus fr die Auswahl von weiblichem Kommunikations-Personal ableiten? Gelten fr jngere und ltere Werbegesichter die gleichen Gesetze fr Attraktivitt und Sympathie? Was haben wir gemacht? Wieder gingen insgesamt 60 Bilder an den Start, diesmal Portraits von Frauen unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Anmutung. Um herauszunden, was fr Frauen attraktiv ist und wie Attraktivitt und Sympathie korrelieren, sollte jedes Portrait jeweils auf einer 4er Skala* nach diesen zwei Kriterien, Sympathie und Attraktivitt, beurteilt werden.
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Sympathisch und attraktiv
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Sympathisch und attraktiv Unsympathisch und nicht attraktiv
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Future Mums On-Duty Mums
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Off-Duty Mums
Kapitel 4
Print-Anzeigen mit weiblichen Inszenierungen. Hier sind sich die drei Frauen-Generationen einig.
hoch
Missglckte Weiblichkeitsinszenierungen Besonders geglckte Weiblichkeitsinszenierungen
Involvement
Die Frau als lsternes Luder. Natrlich ist eine Pin-Up-Pose genau die richtige Strategie, um Mnner in die Sex-Falle zu locken. Hier ist der Mann gemeint, nicht die Frau. Nicht weibliche Sehnschte werden angesprochen, sondern der mnnliche Paarungs-Instinkt. Damit liefert die Anzeige fr Frauen denitiv kein Identikationsangebot.
Fehlt nur noch, dass sie nackt auf dem Auto liegt. Typische Mnnerwerbung
Die Frau als schne Maske. Frauen wollen schn sein, aber natrlich schn, nicht maskiert, glatt und leblos. Natrlich leben wir in Zeiten, in denen Attraktivittsmanipulation als legitim gilt, das Resultat aber sollte diese Mhen nicht ahnen lassen.
Das ist irgendwie eklig, wie sie sich diese knstliche Haut berzieht. Natrlich will man schn sein, aber das mchte ich nicht sehen.
Problematische Weiblichkeitsinszenierungen Gelungene Weiblichkeitsinszenierungen
niedrig
niedrig
Akzeptanz
hoch
Bei diesen Anzeigen sind sich alle Frauen in ihrer Beurteilung einig. Dass Anzeigenmotive unterschiedlichster Branchen sowohl bei den Tops als auch bei den Flops zu nden sind zeigt, dass alle Branchen bei der Inszenierung von Weiblichkeit viel
richtig und viel falsch machen knnen. Auch eine Weiblichkeitsdomne wie die Kosmetik kann Tops oder Flops landen. Im Folgenden werden die vier Quadranten beleuchtet und die einzelnen Anzeigen der Reihe nach analysiert.
Die Frau als biedere Hilfsarbeiterin. Sicherlich legt nicht jede Frau eine steile Karriere mit Kostmchen und Blackberry hin. Aber als bescheidene Hilfsarbeiterin, die sich unscheinbar hinter Kartons verschanzt und nach der Schicht noch den Gatten bekocht, so wollen sich Frauen heute oensichtlich nicht sehen.
Nicht gerade sexy, weder der Job noch die Frau. Also so mchte ich nicht enden.
Die Frau als hoffnungsvolle Heiratskandidatin. Eine in der Gesamtkomposition wenig geglckte Inszenierung. Frauen sehen sich nicht in der Rolle als passive Heiratskandidatin, die zuhause sitzt, sich fr ihn schn macht und darauf wartet, dass er endlich anruft und sie glcklich macht.
Eigentlich ist die doch noch gar nicht so alt. Aber dieses etwas biedere, unselbstndige. Also ich wrde nicht darauf warten, dass ein Mann kommt und mich glcklich macht.
Die Frau als erotische Meeresgttin. Das ist keine Pose fr den Mann, sondern pure Autoerotik, die den Blick des Mannes aber nicht ausschliet. Der weibliche Krper und seine Schnheit nicht nur geschaen als Freude fr den Mann, sondern gleichermaen als weiblicher Genusssensor.
Feuchte T-Shirts knnen ja schnell mal peinlich sein. Aber hier ist es einfach unglaublich sexy, weil es nicht nur ein feuchter Mnnertraum ist, sondern auch die weibliche Phantasie anregt.
Die Frau als verkniffene Zicke. Grimassen sind fr die nonverbale Kommunikation von Angesicht zu Angesicht einfach problematisch. Hier springt der Funke der Sympathie nicht ber. Das Model wirkt zwar nicht maskenhaft und arrogant, dafr aber verkniffen und zickig.
Die knnte eigentlich ganz nett und frisch aussehen, mit der Grimasse wirkt sie aber eher verkniffen und zickig. Mit der wrde ich mich lieber nicht anlegen.
Die Frau als weiblicher Prototyp offen, sympathisch und attraktiv. Was Frauen ausmacht, ist ihre Persnlichkeit. Oen, unverstellt und stark soll sie sein. Diese Inszenierung zeigt genau das Wunschbild, das Frauen von sich haben: Stark, aber nicht cool, selbstbewusst, aber nicht arrogant, schn, aber nicht eitel, empndsam, aber nicht fgsam, jugendlich, aber nicht naiv.
Eine tolle Frau, offen, aktiv und einfach sehr sympathisch.
Die Frau als lcherliches Stereotyp. Zugegeben, Frauen sind eitel. Sie sind aber nicht bld. Und dass Frauen auf Stckelschuhen joggen, nden sie nur mig witzig. Bei dieser Inszenierung fhlen sie sich in ihrer Weiblichkeit verschaukelt und reagieren verschnupft.
bertrieben und unglaubwrdig. Wer bitte joggt auf High-Heels? Soll das witzig sein?
Missglckte Weiblichkeitsinszenierungen
Future Mums On-Duty Mums Off-Duty Mums Future Mums
Die Frau als geheimnisvolle Schnheit. Die Augen sind der Spiegel der Seele. Und was Frauen in diesen Augen sehen, ist Sanftmut und Sinnlichkeit. Diese Frau hat natrlichen Liebreiz und ein kleines Geheimnis. Frauen fhlen sich in der Inszenierung als Mysterium Weib verstanden.
Eine schne und interessante Frau: Erotisch, geheimnisvoll, sensibel und empndsam.
XXX
Die Frau als rassige Amazone. Ganz klar eine Inszenierung, die mit sthetischer berhhung arbeitet und die Sehnschte und Trume von Frauen gekonnt anspricht. Wohl jede Frau mchte sich so selbstbewusst, schn und stark in ihrer Weiblichkeit fhlen, insbesondere in ihrer Rolle als erotisches Wesen.
Die sieht aus wie eine stolze Amazone: Stark, aufregend, intelligent und sexy.
X
Future Mums On-Duty Mums Off-Duty Mums Future Mums On-Duty Mums Off-Duty Mums
Die Frau als abenteuerlustige Partnerin. Wie Frauen sich Partnerschaft vorstellen? Natrlich gleichberechtigt und gleich stark. Leidenschaften wollen geteilt werden und das Leben soll Spa miteinander machen. Dabei betrachten sich Frauen als genauso frei, abenteuerlustig, aktiv und spontan wie Mnner.
Das sieht einfach nach einer prima Partnerschaft aus. Die Frau ist keine Spabremse und der Typ muss nicht mit seinen Freunden losgehen, um was zu erleben.
Problematische Weiblichkeitsinszenierungen
Gelungene Weiblichkeitsinszenierungen
Die Frau als charmante Verfhrerin. Diese Frau berzeugt mit mdchenhaftem Charme. Ihre unbekmmerte Art und ihr kecker Blick machen sie zu einer erotischen Ansicht fr die jngeren Frauen.
Das Model ist frech und sexy. Eine se Romantikerin mit SexAppeal und eigenem Kopf.
Die Frau als lssige Partnerin. Ganz klar, die beiden sind jung, schn, lssig und frei. Und das ist ein exklusives Lebensgefhl junger Frauen, die das Leben noch nicht so stark in die Pflicht genommen hat.
Die sind jung, schn, lssig und machen ihr Ding.
Die Frau als eitle Alte. Fr junge Frauen hat diese Inszenierung lterer Weiblichkeit keine Vorbildfunktion. Zu bemht um Jugendlichkeit und fr das Alter unangemessen eitel.
Die wirkt total zickig auf mich. Fr ihr Alter ist die viel zu doll geschminkt.
Die Frau als leidenschaftliche Schnheit. Hier werden weibliche Bedrfnisse angesprochen, die genau den Nerv der Frauen treen, die mitten im Leben stehen. Auch wenn man im Alltag seine Frau steht, wnscht man sich hin und wieder, als verfhrerisches, erotisches Wesen wahrgenommen zu werden, und seine leidenschaftliche Seite auszuleben.
Eine leidenschaftliche Frau mit einem traumhaft schnen Gesicht. Klar sieht man nicht so aus, aber hin und wieder kann man ja versuchen, sich zumindest so zu fhlen.
Die Frau als nette Schwiegertochter. Genau das richtige fr die O-Duty Mums: Der nette, unprtentise Schwiegertochtertypus. Schlicht im Poloshirt, frisch und mit Humor. Fr die jngeren Frauen dagegen fehlt da ein bisschen Attraktivitt, um Top-Anzeige zu werden.
Eine total nette junge Frau. Hbsch, aber nicht eitel und ganz natrlich.
Die Frau als liebevolle Mutter. Die Welt als Frau mit Kindern hat neben allen Pflichten auch seine schne Seite. Und genau diese Seite ist gelungen inszeniert. Die innige Mutter-Kind-Beziehung berhrt und bewegt die Herzen. Die Waschmaschine ist lediglich Mittel zum Zweck und nicht der Hausfrauen Glck.
Eine schne Szene: Die liebevolle Mutter, die mit ihrem Kind Spa macht. Leider viel zu selten im Alltag.
Die Frau als reifes Spiegelbild. Diese Inszenierung spricht gelungen die richtige Zielgruppe an: Frauen mit einer gewissen Reife, die im Alter weder Kuh noch Ziege geworden sind, sondern ihre Natrlichkeit, Oenheit und Jugendlichkeit bewahrt haben, ohne verkrampft zu wirken.
Einfach ganz natrlich und sympathisch. Diese Frau achtet auf sich und ist gepflegt, ohne aufgetakelt zu wirken.
Die Frau als liebevolles Frauchen. Die Rolle des liebevollen Frauchens, das dem Gatten Herzdame und Hausfrau zugleich ist, schtzt die Zielgruppe gar nicht. Auch wenn die Anwesenheit des Mannes Mitwirkung in der Kche andeutet, kommt das gesamte Arrangement traditionell, bieder und gestellt daher.
Das wirkt so berzogen harmonisch. Die Frau ist so betulich. Und im brigen, wenn mein Mann in der Kche ist, kurz bevor die Gste kommen, nervt das meistens eher.
Die Frau als liebevolle Mutter. Genau wie die On-Duty Mums mgen O-Duty Mums diese innige Mutter-Kind-Inszenierung. Die liebevolle Zrtlichkeit, die Selbstvergessenheit und Konzentration auf das Wesentliche rhrt Frauen mit Kindern, egal ob sie noch klein oder schon aus dem Haus sind.
So ein hnliches Foto habe ich auch von mir und meiner Tochter. Natrlich nicht auf der Waschmaschine, aber das war eine schne Zeit, als sie so klein war.
Kapitel 5
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