Daddy gefunden
Von Muriel Jensen
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Augusta ist total verwirrt! Sie genießt Brams zärtliche Küsse, obwohl er wie ein Fremder für sie ist. Als man sie vor einiger Zeit nach einem Mordanschlag hochschwanger aus dem Wasser fischte, hatte sie ihr Gedächtnis verloren. Bram erzählt Gusty, wie alles begann: sie und ihre Drillingsschwestern Athena und Alexis waren die umschwärmten Stars eines Maskenballs. Heiß flirteten sie mit frei Freunden - den ehemaligen CIA-Agenten David, Trevyn und Bram. Längst sind aus Athena und David und aus Alexis und Trevyn glückliche Paare geworden. Und Bram? Kann ihm Gusty überhaupt vertrauen? Warum waren die Drogenhändler hinter ihm und ihr her? Ist er wirklich ihr Ehemann und der Vater ihrer kleinen Tochter Sadie? Gusty möchte es gern glauben, denn sie hat sich leidenschaftlich in Bram verliebt. Doch dann kehrte ihre Erinnerung plötzlich wieder zurück ...
Muriel Jensen
<p>So lange Muriel Jensen zurückdenken kann, wollte sie nie etwas andere als Autorin sein. Sie wuchs in einer Industriestadt im Südosten von Massachusetts auf und hat die Menschen dort als sehr liebevoll und aufmerksam empfunden. Noch heute verwendet sie in ihren Romances Charaktere, die sie an Bekannte von damals erinnern. Als sie zehn Jahre alt war, zog ihre Familie nach Los Angeles. Mit 17 Jahren, direkt nach der High School, nahm sie ihren ersten Job bei einer Telefongesellschaft an. Als der Drang zu schreiben in ihr wuchs, wurde sie Sekretärin bei der Los Angeles Times und besuchte abends Schreibseminare. Ihren zukünftigen Ehemann Ron traf sie dort an einem Kopierer (von denen es damals im ganzen Gebäude nur zwei gab!). 1968 heirateten sie und Ron. Während der ersten Ehejahre arbeitete Ron als Redakteur bri mehreren kleinen Zeitungen, denen stets eins gemeinsam war: Sie waren immer unterbesetzt. Muriel half ihm manchmal und fand schnell heraus, dass das definitiv nicht der richtige Job für sie war. Die Herausgeber hatten überhaupt kein Verständnis für ihre Neigung, in den Artikeln etwas hinzuzudichten. Also beschloss sie: wenn schreiben, dann Romane. 1973 zogen sie und ihr Mann nach Oregon und adoptierten drei Kinder. Plötzlich musste Muriel ganz neue Prioritäten setzen, aber trotzdem konnte sie den Wunsch, endlich Bücher zu schreiben, nicht länger ignorieren. Zeit dafür fand sie abends. 1983 hieß es, der kanadische Verlag Harlequin habe in New York ein Büro aufgemacht und suche nach Manuskripten von amerikanischen Autorinnen für amerikanische Leserinnen. Damals leitete Muriel eine Buchhandlung und hatte, wenn keine Kundinnen im Laden waren, an einem Roman geschrieben. Sie überarbeitete ihn und schickte ihn Harlequin zu. Mittlerweile sind ihre Kinder erwachsen, die Schar der Enkelkinder wird ständig größer, und zur Familie gehören außerdem vier Katzen und ein Labrador Retriever namens Amber. Vor ungefähr zehn Jahren beschloss Ron, an der Universität Kunst zu studieren. Er baute den Keller ihres Hauses zu einem Atelier um. Inzwischen verkauft er seine Werke regelmäßig an zwei Galerien. Muriel und Ron leben in einem alten viktorianischen Haus, das auf einem Hügel liegt, von dem man einen herrlichen Blick auf den Columbia River hat. Es vergeht kein Tag, an dem Muriel nicht von dort aus Lastkähne, Boote der Küstenwache, Yachten und Fischerboote beobachtet und über die Menschen an Bord nachdenkt – eine ständige Quelle der Inspiration.</p>
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Daddy gefunden - Muriel Jensen
IMPRESSUM
Daddy gefunden erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2001 by Muriel Jensen
Originaltitel: „Father Found"
erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BIANCA
Band 1302 - 2002 by CORA Verlag GmbH, Hamburg
Übersetzung: M.R. Heinze
Umschlagsmotive: GettyImages_Paul Bradbury
Veröffentlicht im ePub Format in 12/2017 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733754594
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:
BACCARA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY
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1. KAPITEL
Grüne Wiese, grüne Tannen, herbstlich gelbe Eichen! Augusta Bishop stand auf der Veranda der Hütte und glaubte, wahnsinnig zu werden! Wenn sie sich nicht bald daran erinnerte, wer sie war, passierte etwas. Nach drei Wochen war sie bereits so frustriert, dass sie am liebsten alles in die Luft gesprengt hätte.
„Es ergeht mir wie dir, sagte sie und strich über ihren geschwollenen Leib. „Eine unsichere Zukunft vor dir und keine Vergangenheit.
Dr. Lane hatte Amnesie diagnostiziert. Seiner Meinung nach konnte sie sich jederzeit wieder an alles erinnern – oder nie wieder. Wissen und Fähigkeiten hatte sie behalten. Sie hatte nur keine Ahnung mehr, wer sie war, wo sie lebte und wen sie liebte.
Augusta trat von der Veranda hinunter und ging ein Stück über die Wiese, hielt sich jedoch an die Anweisung ihres Mannes, den Wald nicht zu betreten. Er hatte ihr erklärt, jemand, den er hinter Gitter gebracht hatte, hätte einen Anschlag auf ihr Leben ausgeübt. Dadurch hätte sie das Gedächtnis verloren, und vorsichtshalber hatte er sie nach Oregon in die Berghütte eines Freundes gebracht.
Beeindruckende Berge umgaben das kleine Tal. Augusta konnte kaum glauben, dass sie diesen Anblick vergessen hatte. Als Bram sie jedoch vor etwas mehr als zwei Wochen herbrachte, war sie sicher gewesen, diese Gegend zum ersten Mal zu sehen.
„Wir haben hier die Flitterwochen verbracht", behauptete er mit ruhiger Stimme, die ihr die Angst etwas nahm.
Verzweifelt bemühte Augusta sich um ihr Gedächtnis. Es reichte jedoch nur drei Wochen zurück, als sie Wasser spuckend an die Oberfläche des Columbia Rivers kam. Frierend und verstört hatte sie sich gefragt, was bloß mit ihr passiert war.
Der Scheinwerfer eines Bootes hatte sie erfasst, und ein Mann zog sie aus dem Wasser.
„Was ist passiert?, fragte der Mann und hüllte sie in seine Jacke. „Sind Sie mit dem Auto in den Fluss gestürzt? Waren Sie allein?
Sie wollte antworten, konnte es jedoch nicht.
Er verständigte die Polizei in Astoria. „Hier Captain Burgess, Lotsenboot Rainbow. Ich habe soeben eine junge Frau aus dem Wasser gezogen. Schicken Sie einen Krankenwagen zur Landestelle Red Lion."
Er wendete das Boot und fuhr zu den Lichtern am anderen Ende einer mächtigen Brücke.
„Wie heißen Sie?", fragte er, doch auch das konnte sie nicht beantworten.
Mit wachsender Panik stellte sie fest, dass sie schwanger war. Verstört stemmte sie sich von der Kabinenbank hoch.
„Ganz ruhig. Der Captain hielt sie am Arm fest. „Schon gut, das ist nur der Schock. Setzen Sie sich und hängen Sie sich wieder die Jacke um. Im Krankenhaus hilft man Ihnen. Dann erinnern Sie sich auch wieder an alles.
Das war schon vor drei Wochen geschehen. Trotzdem wusste sie jetzt nicht mehr als damals.
Mühsam setzte Augusta sich ins Gras. Mitte Oktober gab es keine Insekten mehr. Sie hörte nur das Rascheln der Blätter und Brams Axt. Er hackte Feuerholz. Die Hütte mit den vier Räumen lag nur knapp einen Kilometer von Paintbrush entfernt, einer Vierhundert-Seelen-Gemeinde, doch auf die Versorgung mit Strom war kein Verlass. Auf den Kamin konnten sie nicht verzichten.
Die Nächte waren bereits kalt. Bram meinte, es würde bald schneien. Jetzt hackte er schon seit einer halben Stunde Holz, dieser Mann, von dem sie vergessen hatte, dass sie mit ihm verheiratet war. Am frühen Morgen nach dem Unfall hatte er sie in ihrem Krankenhausbett geweckt.
„Ich bringe dich heim", flüsterte er ihr zu.
Sie hatte trotz der bedrohlichen Lage keine Angst vor ihm. Seine dunkelbraunen Augen gaben ihr ein Gefühl der Sicherheit.
Er hielt seine Hand neben die ihre. Sie trugen identische goldene Ringe. „Ich weiß, dass du dich an nichts erinnerst, doch ich bin dein Mann. Hier bist du in Gefahr, aber ich bringe dich in Sicherheit."
Er hüllte sie in eine Decke, kletterte aus dem Fenster und half ihr ins Freie. Es war noch dunkel, als sie wegfuhren. Bram war seinen Worten nach Privatdetektiv, sie Lehrerin. Er hatte an der Küste von Oregon einen Fall bearbeitet, und sie war von ihrem Haus in Kalifornien zu ihm gekommen, um mit ihm seinen Geburtstag zu feiern. Hinterher waren sie mit zwei Wagen losgefahren, sie auf dem Weg zum Flughafen von Portland, er zurück zu seiner Arbeit.
Er war ihr in einigem Abstand auf der schmalen Straße am Fluss gefolgt und hatte gesehen, wie ein Wagen aus einer Seitenstraße kam, und ihr Auto mit hoher Geschwindigkeit rammte und es in den Fluss schleuderte.
Bram hatte den Wagen der Angreifer identifiziert. Er gehörte dem Bruder von Nicanor Mendez, einem Drogen- und Mädchenhändler, den Brams Aussage ins Gefängnis gebracht hatte.
Bram war von der Ehefrau des Bruders engagiert worden. Sie vermutete, dass ihr Mann sie betrog. Die Beschattung hatte Bram nach Mexiko geführt, und sobald ihm klar wurde, was Mendez dort machte, verständigte er die DEA, die Drogenfahndung.
Da Bram sicher war, dass Mendez Rache suchte, die Nachrichten gesehen hatte und wieder hinter Augusta her sein würde, hatte er sie aus dem Krankenhaus geholt. Seither versteckten sie sich.
Das alles erschien ihr unwirklich, weil sie sich nicht daran erinnerte. Was sie bei sich gehabt hatte, lag in dem Leihwagen auf dem Grund des Flusses.
Bram hatte sie in ihr Haus in Pansy Junction in Kalifornien gebracht. Die Hoffnung, die bekannte Umgebung würde helfen, hatte sich jedoch nicht erfüllt.
Gusty hatte sich daheim einige Tage ausgeruht. Nachdem zweimal angerufen wurde, ohne dass sich jemand meldete, waren sie bei Nacht und Nebel wieder verschwunden, nach Portland geflogen und von dort weitergefahren.
Bram hatte auf getrennten Schlafzimmern bestanden, weil Gusty sich auch an die gemeinsamen Intimitäten nicht erinnerte. Seither lebten sie wie Freunde zusammen.
Bram kam mit Holzscheiten auf den Armen hinter dem Haus hervor. Ob es vor dem Unfall Probleme in der Ehe gegeben hatte? Schließlich waren sie sehr unterschiedlich. Bram war tüchtig und selbstbewusst und neigte dazu, Befehle zu erteilen, anstatt um etwas zu bitten.
Sie dagegen … Nun ja, das war schwer zu sagen. Schließlich wusste sie nur wenig über sich. Sie hatte sich bisher ganz gut neben Bram behauptet, auch wenn sie sich wegen der drohenden Gefahr und der außergewöhnlichen Situation weitgehend nach seinen Wünschen richtete. Allerdings vermutete sie, dass sie nicht sonderlich selbstbewusst war. Fünf Wochen vor der Geburt ihres Kindes bereitete ihr das alles große Sorgen.
Was passierte denn, wenn sie eines Tages ihr Gedächtnis wieder fand und entdeckte, dass mit der Ehe etwas nicht stimmte? Vielleicht hatte sie Bram verlassen wollen – oder er sie. Musste sie sich dann allein um ihr Kind kümmern?
Laut Bram war sie Lehrerin, doch ohne Informationen über ihre Vergangenheit konnte sie nicht unterrichten. Was sollte sie sonst machen? In den letzten Wochen hatte sie herausgefunden, dass sie kochen konnte. Sie kannte sich auch im Garten aus. Brams Freunde hatten viel Gemüse gepflanzt. Unerwartet hatten sie vor Brams und Gustys Ankunft in die Stadt zurückkehren müssen. Gusty hatte seither viel geerntet, nur die Kürbisse nicht.
„Einen Löwenzahn für deine Gedanken." Bram ging neben ihr in die Hocke und reichte ihr die Blume mit den weißen flaumigen Samenfäden.
Er war ein ungewöhnlicher Mann, groß und muskulös. Er strahlte Stärke aus, sowohl innerlich als auch rein körperlich.
Das gut geschnittene Gesicht erinnerte an Bogart oder Bronson, und es war überraschend, wie strahlend er lächeln konnte – was er allerdings selten tat.
Abgesehen davon, dass er wie selbstverständlich das Kommando übernahm, war er seit dem Auftauchen im Krankenhaus stets nett und fürsorglich gewesen.
Er hielt ihr den Löwenzahn an die Lippen. „Wünsch dir was, forderte er sie lächelnd auf. „Dann musst du pusten und mir sagen, was du dir gewünscht hast.
Sie gehorchte, und die duftigen Samen schwebten davon. Einige verfingen sich in seinem dunklen Haar. Gusty wischte sie wieder weg. Seltsam. Auch wenn sie sich nicht an ihr gemeinsames Leben erinnerte, berührte sie Bram gern. Vielleicht erinnerte sich das Kind unter ihrem Herzen an ihn, und das wiederum übertrug sich auf sie.
„Ich darf es dir nicht sagen, sonst erfüllt sich der Wunsch nicht", wehrte sie ab.
Er ließ den Blick über ihr Gesicht wandern. „Daran erinnerst du dich?"
„Der Arzt sagte, ich würde mich an solche Dinge erinnern wie an Zähneputzen", meinte sie mutlos.
Bram schob die Hände unter ihre Achseln. „Komm ins Haus. Es ist schon zu kalt, um auf der Erde zu sitzen. Bereit?"
„Bram, mir geht es gut. Sie versuchte, seine Hände wegzuschieben. „Es wird nicht mehr viele solcher Tage geben. Ich möchte das Wetter nutzen.
Er störte sich nicht an ihrem Widerspruch, und ihr blieb nichts anderes übrig, als sich von ihm helfen zu lassen.
„Ich kann gar nicht glauben, dass ich dich geheiratet habe, sagte sie seufzend, „wenn du mich in der Verlobungszeit auch dermaßen herumgeschubst hast.
„Wir waren nicht verlobt. Er legte ihr den Arm um die Schultern und führte sie zur Hütte. „Wir haben anfangs ständig gestritten und dann gleich geheiratet.
Sie blieb verblüfft stehen. „Nicht verlobt? Aber nach deinem Heiratsantrag muss doch einige Zeit verstrichen sein."
„Na ja, schon, sofern du die drei Tage gelten lässt, in denen wir auf die Blutuntersuchung und die Heiratslizenz warteten. Übrigens hast du mir den Heiratsantrag gemacht."
Bram fand ihren verblüfften Gesichtsausdruck zwar amüsant, aber nicht gerade schmeichelhaft. Im Moment ging es jedoch nicht um sein Selbstbewusstsein, sondern um Gustys Sicherheit.
„Das redest du mir nur ein, sagte sie misstrauisch und ging weiter. „Ich habe dir garantiert keinen Antrag gemacht.
„Wieso denn nicht? Er stützte sie an einer unebenen Stelle. „Du warst wild auf mich.
„Wirklich?"
„Und wie! Du bist mir bis Portland gefolgt, wo ich in einer Scheidungssache zu tun hatte."
Gusty blieb erneut stehen und verschränkte starrsinnig die Arme. „In unserem Haus in Kalifornien fragte ich dich, wie lange wir schon verheiratet sind."
„Richtig. Ich sagte, es wären acht Monate."
„Du hast mir außerdem versichert, wir hätten nicht wegen meiner Schwangerschaft geheiratet."
„Auch richtig, bestätigte er lächelnd. „Du wurdest schwanger, weil wir verheiratet sind. Muss gleich in der Hochzeitsnacht passiert sein.
„Ich bin dir also gefolgt und habe dir einfach so einen Heiratsantrag gemacht", sagte Gusty.
„Ja."
„Das sieht mir nicht ähnlich. Das heißt, mein Gefühl sagt mir, dass ich keinem Mann über siebenhundert Kilometer hinterher reisen und einen Korb riskieren würde. So mutig bin ich nicht."
Behutsam schob er sie zur Hütte. „Du erinnerst dich einfach nicht daran, wie es ist, verliebt zu sein. Das verleiht einem Kräfte, die man sich nicht vorstellen kann."
„Und wieso hast