Künstliche Sprachen im Rahmen einer computergestützten lexikostatistischen Untersuchung 1 1. Vorüberlegungen Um die Ähnlichkeit zweier Sprachen feststellen und vergleichen zu können, existieren bislang mehrere unterschiedliche Ansätze und...
moreKünstliche Sprachen im Rahmen einer computergestützten lexikostatistischen Untersuchung 1 1. Vorüberlegungen Um die Ähnlichkeit zweier Sprachen feststellen und vergleichen zu können, existieren bislang mehrere unterschiedliche Ansätze und ausgebaute Projekte. Während viele Jahre zuvor noch statistisch schwer nachweisbare Maßstäbe bzw. schlecht reproduzierbare Methoden angelegt und genutzt wurden, wie etwa die gegenseitige Verständlichkeit (Interintelligibilität) oder die bloße subjektive Einschätzung eines einzelnen Sprachforschers, wurden mit der Zeit zunehmend objektivere Methoden gefordert. Ansätze dazu gab es bereits im frühen 19. Jahrhundert. In den 50er und 60er Jahren des 20. Jahrhunderts entwickelte der Linguist Morris Swadesh ein Verfahren zum Sprachvergleich anhand von normierten Wortlisten. Durch die Entwicklung des Computers konnten die statistischen Berechnungen in einem Bruchteil der Zeit abgewickelt werden, was die Arbeit erheblich erleichterte und die Möglichkeit erlaubte, mehr Daten zu vergleichen, als von Hand berechnet werden könnten. Auch die Zugänglichkeit zu Sprachdaten hat sich in dieser Zeit erhöht. Seit 2007 beschäftigt sich ein internationales linguistisches Projekt, ASJP (Automated Similiarity Judgment Program) mit dem Thema und versucht, durch automatisierte Berechnungen die phonetisch-lexikalischen Distanzen aller Sprachen der Welt untereinander zu vergleichen, um so objektive Aussagen über die phonetisch-lexikalische Ähnlichkeiten in einer bestimmten Stichprobe des Vokabulars zweier oder mehrerer Sprachen zu treffen und andere Daten und Analysen extrapolieren zu lassen. Ähnliche Projekte, allerdings in leicht anderer Ausführung und kleinerem Umfang, sind auch von Oswalt (1970), Villemin (1983), Nakhleh et al. (2005) und anderen umgesetzt worden, zum Teil für einzelne Sprachfamilien. Die Darstellung der Ähnlichkeiten erfolgt in numerischen Werten für jedes Sprachpaar, kann aber als Baumdiagramm grafisch dargestellt werden. Die entstehenden Baumdiagramme ähneln vom Aufbau her stark den genetischen Bäumen, die in der historischen Sprachwissenschaft oft für Sprachverwandtschaften aufgestellt werden. Die vom ASJP-1 Mein Dank gilt Sebastian Sauppe, Søren Wichmann und Helen Geyer für wertvolle Korrekturen, Anmerkungen und Hinweise zu dieser Arbeit.