Abb. 1: »As we may think«
Illustration im Life Magazine (1945) und GoPro Headmount (ca. 2008)
Winfried Gerling
Gefährliche Augenblicke – die Fotografie und der Fall
Es mag verwunderlich erscheinen, warum ich einen Text über die Fotografie des
Falls oder Fallens mit dem Bild der Kopfkamera eines Wissenschaftlers aus dem
Life Magazine vom 10. September 1945 beginne. Für den hier verhandelten Sachverhalt scheint sich mir an dieser Stelle eine der unerwarteten Fluchtlinien des
Themas zu zeigen.
Die Kamera, die von Vannevar Bush in seinem visionären und einflussreichen
Essay »As we may think« als eine von Rechenmaschinen unterstützte Zukunft beschrieben wird, ist der Prototyp für eine an den Körper gebundene Technologie,
die den Status einer unbewussten Übertragung der Wahrnehmung auf eine apparative Anordnung und deren Einbettungen in eine vernetzte (digitale) Umwelt hat.
Sie ist wiederum die Bedingung einer veränderten Wahrnehmung und damit auch
der (fotografischen) Sicht auf die Welt, respektive der medialen Konstruktion bzw.
Erzeugung von Welt und der Art, wie diese Sicht oder Welt produziert wird. Sie
ist ebenfalls die Vorahnung einer operativen Bildlichkeit, wie sie sich erst in den
letzten Jahren gezeigt hat.
Im Kern dieses Textes wird es um die Produktion von Bildern des riskanten
Fallens gehen, deren handlungsbezogener Ausgangspunkt hauptsächlich ActionCams wie die GoPro sind. Ihrer technologischen und visuellen Vorgeschichte, ihrer
Gebrauchsgeschichte und ihrer Einbettung in eine technologische Umwelt gilt das
hauptsächliche Interesse dieses Beitrags.
Die Art von Bildproduktion, über die hier zu sprechen ist und das damit verbundene Risiko eines Unfalls, hat eine Vorgeschichte in unserer bildlichen Kultur,
auf die – zwangsläufig skizzenhaft – einführend eingegangen werden soll.
Obwohl mit Newton alles Irdische hinfällig geworden ist, erzählen die Geschichten des Fliegens immer von einem Aufstand gegen das Fallen und gegen die
Gravitation oder aber gegen das Göttliche, der aber, bezogen auf den Menschen,
meist auf dem Erdboden endet. Sieht man von den wenigen Ausnahmen der Weltraumbestattung ab …
Bildgeschichte
Erst in der ausgehenden Renaissance bzw. im Übergang zum Barock werden Bilder denkbar und damit auch darstellbar, die frei fliegende oder zu Boden stürzende menschliche Figuren zeigen. Mit der ›(Er-)Findung‹ der Unendlichkeit der
Welt durch Giordano Bruno, Johannes Kepler, Nikolaus Kopernikus und anderen
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scheint die Vorstellung eines frei im Raum beweglichen – menschlichen – Körpers überhaupt möglich, und wie es scheint, beginnt damit auch erst tatsächlich
ein technologisch begründeter Traum vom Fliegen. Alle Versuche bildlicher Darstellung der Levitation vor diesem Zeitpunkt sind kaum als die eines Falls oder
Schwebens anzusehen, es handelt sich eher um Darstellungen mühsam hängender
Figuren oder Körper, die wirken, als seien sie an den Malgrund geheftet oder als
stünden sie irgendwie in der Luft.
Abb. 2.: Michelangelo Buanarotti: Das Jüngste Gericht (Detail)
Sixtinische Kapelle, Rom (1535–1541)
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Dies ist zum Beispiel in Michelangelos Ausmalung der Sixtinischen Kapelle im
Jüngsten Gericht (Abb. 2) gut zu sehen. Trotz großer Könnerschaft in der Darstellung des körperlichen Volumens gelingt die Darstellung der unbegrenzten Bewegung im Raum nur unzureichend. Die Körper stürzen weder dem Boden entgegen,
noch fliegen sie frei in den Himmel auf. Hendrik Goltzius ist wenige Jahrzehnte
später sehr viel freier in der Darstellung fliegender Körper. Ihr Aufbegehren gegen
den Fall wird so auch deutlicher und erfahrbarer (Abb. 3).
Abb. 3.: Hendrick Goltzius: Phaeton (aus der Serie: Die vier Himmelsstürmer [1588])
Andrea Pozzo ist 100 Jahre danach so meisterlich in der Darstellung der Unendlichkeit und des Aufstiegs in diese, dass er die Decke Sant’Ignazios in Rom gen
Himmel vergessen macht (Abb. 4). Die erstaunliche Leistung des Pozzobildes ist
die durch Anamorphosen gelungene perspektivisch korrekte Darstellung schwebender und aufsteigender Körper auf einer gewölbten Decke und anderen Architekturformen der Kirche. Diese Darstellung ist auf einen Punkt im Raum hin kon-
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struiert und im Moment des Verlassens dieses Augenpunktes, einem Ort für die
Betrachterin, der im vorderen Drittel der Kirche am Boden markiert ist, bricht sie
völlig in sich zusammen und thematisiert auf diese Weise auch die Bewegung des
Betrachters und dessen Verhältnis zum Bild.100
Abb. 4.: Andrea Pozzo: Die Apotheose des heiligen Ignatius von Loyola
Sant’Ignazio, Rom (ca. 1681–1685)
100 Vgl. Felix Burda-Stengel: Andrea Pozzo und die Videokunst. Neue Überlegungen zum barocken
Illusionismus. Berlin 2001.
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Eine zweite wichtige Vorgeschichte der Bildlichkeit, über die ich sprechen möchte,
beginnt mit den Bildern, die erzeugt werden, wenn der Blick oder die Kamera aus
der Höhe auf den Boden gerichtet wird und damit auch die (Zentral-)Perspektiven
auf den Kopf gestellt werden. Der visuelle Aufstieg wurde möglich mit der Theoretisierung der Perspektive in der Renaissance. In einer Zeit, in der das Erheben in
die Luft technisch noch nicht möglich war, entsteht zumindest das Bedürfnis, das,
so gut es möglich war, mittels des Bildes zu tun. Die Vorstellung einer Welt von
oben ist dann auf das Schönste in Jacopo de’ Barbaris großem Holzschnitt Veduta
di Venezia aus dem Jahre 1500 zu sehen.
Abb. 5.: Jacopo de’ Barbari: Veduta di Venezia (1500)
Die ersten Fotografien eines Aufstiegs in die Lüfte werden von Nadar (GaspardFélix Tournachon) 1858 aufgenommen. Obwohl sie sicherlich weder technisch
noch künstlerisch eine Besonderheit der Zeit darstellen, waren sie dennoch eine
»optische Sensation«101. Die geringe Höhe der Aufnahmen erlaubt noch keine
rein vertikale Sicht, aber genau das Bewegte und Unpräzise macht sie für den hier
verhandelten Sachverhalt interessant. Schon in der Produktion dieser Bilder wird
deutlich, welches Risiko die Luftfahrer eingehen, um diese Bilder aufzunehmen:
Nadar und seine Frau wurden bei einem Absturz seines Ballons in der Nähe von
Nienburg am 18. Oktober 1863 schwer verletzt.
Mit diesen Bildern beginnt die lange Geschichte der Luftaufklärung und der
Luftüberwachung, die im massenhaften Einsatz heutiger Drohnen und der Popularisierung kartografischer Informationsvernetzung (wie auf Google Maps) ihren
vorläufigen Höhepunkt gefunden hat.
101 Vgl. Christoph Asendorf: Super Constellation Flugzeuge und Raumrevolution. Wien 1997,
S. 34 ff.
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Die Ästhetik, die den Horizont als wesentliches Kompositions- und Konstruktionsprinzip negiert,102 schlägt sich schnell auch in der Malerei nieder, wird aber
besonders virulent in der Fotografie des Neuen Sehens und des Futurismus, die
beide auf je verschiedene Weise die Beschleunigung der Welt thematisieren und
versuchen, dieser durch stürzende Perspektiven und Bewegungsunschärfen einen
visuellen Ausdruck zu geben, der auch eine veränderte Wahrnehmung in dieser
Zeit nachvollziehbar machen soll.
Abb. 6: Filippo Masoero: Scendendo su San Pietro (Abstieg über St. Peter [ca. 1927])
Am 24. Oktober 1946 startet in der Wüste von Nevada eine von den Amerikanern
erbeutete V2-Rakete, die statt mit Sprengstoff mit diversen Messgeräten und einer
Kamera beladen ist. Sie nimmt die ersten Bilder der Erde aus dem Weltall auf. Die
Kamera ist eine 35-mm-Filmkamera, die alle 1,5 Sekunden ein Bild aufzeichnet
und nach der Aufnahme aus einer Höhe von 65 Meilen zurück auf die Erde abgeworfen wurde. Die Kamera wird dabei zerstört. Der Film, der in einer speziellen
Stahlkassette aufgehoben war, übersteht den Fall unbeschadet.103
102 Vgl. Hito Steyerl: In Free Fall. A Thought Experiment on Vertical Perspective. In: e-flux journal
vom 24. April 2011.
103 Die Wissenschaftler, die damals den Versuch begleiteten, waren völlig euphorisiert, als sie diese
Aufnahmen das erste Mal betrachteten. Vgl. Tony Reichardt: First Foto From Space. In: Air &
Space vom 24. Oktober 2006, online unter www.airspacemag.com/space/the-first-photo-from-
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Das vermutlich erste filmische Zeugnis des Falls eines Menschen wird am 4. Februar 1912 aufgezeichnet. Der deutsch-französische Schneider Franz Reichelt –
»The Flying Tailor« – hat einen Fallschirm angefertigt, den er der anwesenden
Presse mit einem Sprung von der ersten Plattform des Eiffelturms vorführen will.
Obwohl zwei Tests mit Puppen gescheitert sind, springt er selbst aus 57 m Höhe
relativ ungebremst in den Tod. Die Reihe der prekären Fotografien von in den Tod
springenden Menschen aus einer außenstehenden Beobachterperspektive ließe sich
weiter fortsetzen, das habe ich an anderer Stelle getan.104
1931 erscheint eine Fotoreportage des Fotografen Willi Ruge, der als Erster einen geglückten Fallschirmabsprung aus der Perspektive des Springers fotografisch
dokumentiert (Abb. 7).
Abb. 7: Willi Ruge: Mit dem Kopf nach unten hängend, bei ungeöffnetem Fallschirm …
aus der Serie Ich fotografiere mich beim Absturz mit dem Fallschirm (1931)
Willi Ruge ist ein Fotojournalist der ersten Stunde. In den 1910er-Jahren beginnt
er zuerst als Amateur, seine Fotografien illustrierten Zeitschriften anzubieten und
professionalisiert sich dabei schnell. Seine Bilder sind geprägt von den Möglichkeiten der immer kleiner werdenden transportablen Kameras. So entwickelt er früh
space-13721411 (Stand: 30.11.2018). Das geschah ca. 22 Jahre vor dem berühmten Foto der
Apollo-8-Mission Earthrise (1968) und dem für die Umweltbewegungen noch bedeutender gewordenen Bild der Blue Marble der Apollo-17-Mission (1972).
104 Vgl. Winfried Gerling/Fabian Goppelsröder: Was der Fall ist – Prekäre Choreographien. Berlin
2017.
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WINFRIED GERLING
den für ihn eigenen Stil der Berichterstattung aus der Ego-Perspektive105 und es
entsteht im Mai 1931 seine erfolgreichste Reportage Ich fotografiere mich beim Absturz mit dem Fallschirm, die am 21. Mai 1931 in der Berliner Illustrirten Zeitung
(Nr. 21) erstmals veröffentlicht wird. Die Ästhetik seiner Bilder ist typisch für
das Neue Sehen, speziell ist allerdings das Moment, sich selbst im Bild sichtbar zu
machen und so nachvollziehbar in Gefahr zu bringen, um die Folgen der ›neuen‹
Geschwindigkeit visuell erfahrbar zu machen. Das setzt sein Projekt auch deutlich
von dem Reichelts ab und lässt die Bedingungen der Gefahr nicht aus einer Perspektive des sicher beiseite Stehenden, sondern aus einer Perspektive der maximalen
Beteiligung miterleben. Eine Ästhetik des ›Dabei-Seins‹ zeigt sich hier, die ihre
volle Ausprägung erst unter den Bedingungen einer ubiquitären und vernetzten
digitalen Fotografie erreichen wird, als einer Fotografie des »Es ist gerade so«106, wie
Wolfgang Ulrich sie bezeichnet.
Ruge nutzt für die Aufnahme des Falls eine modifizierte Filmkamera mit automatischer Filmbeförderung und einem besonderen Auslösemechanismus. Hier
wird früh erprobt, wie die Funktionalität einer Filmkamera für fotografische Aufnahmen zu nutzen ist. Die Aufnahmen seines Falls könnte man als erste riskante
›Selfies‹ bezeichnen. Eine Perspektive, die in der Geschichte der analogen Fotografie ziemlich einzigartig ist und über lange Zeit mehr oder weniger komplett
verschwindet.107
Es kann hier nicht auf das übergroße Thema des Selfies108 eingegangen werden,
zumal die Form des Selbstbildes, um die es hier geht, nicht mit dem Selfie gleichzusetzen ist. Dazu später etwas mehr.
Die Geschichte des menschlichen Sprungs aus einem Flugkörper ließe sich fortsetzen mit den Sprüngen des Wingsuit-Pioniers Clem Sohn, den ersten Stratosphärensprüngen des Airforce-Angehörigen Colonel Joseph Kittinger, in der jüngeren
Vergangenheit mit Felix Baumgartner, dem Google-Manager Alan Eustace und
nicht zuletzt dem extrem waghalsigen Projekt des Skydivers Luke Aikins, der am
30. Juli 2016 aus 7 600 m Höhe in ein 30 x 30 Meter großes Netz sprang.109
105 Im Übrigen gibt es in der GoPro-Gemeinde tatsächlich das Genre der gefilmten Nachahmung
von Computerspielen aus der sogenannten First-Person-Perspective.
106 Wolfgang Ulrich: Instant-Glück mit Instagram. In: Neue Zürcher Zeitung vom 10. Juni 2013, online unter www.nzz.ch/aktuell/feuilleton/uebersicht/instant-glueck-mit-instagram-1.18096066/
[Stand: 30.11.2018].
107 Sieht man von den eher vergnüglichen Bildern eines Jaques Henri Lartigues ab.
108 Vgl. hierzu meinen Beitrag: Be a Hero. Self-Shoots at the Edge of the Abyss. In: Exploring the
Selfie – Historical Theoretical and Analytical Approaches to Digital Self-Photography. Hg. v. Julia
Eckel, Jens Ruchatz u. Sabine Wirth. London 2017, S. 261–283.
109 Es existiert eine lange Geschichte der Aufzeichnung von Körperfunktionen wie Herzschlag, Blutdruck und Atemfrequenz, die derartige Flüge ›wissenschaftlich‹ begleiten. So z. B. schon 1932, als
Lola Schröter den Weltrekord eines Absprungs aus 7 350 Metern Höhe aufstellte. Ihre Herztätigkeit wurde zumindest direkt beim Absprung aufgezeichnet (vgl. Franz Burda [Hg.]: Fünfzig Jahre
Motorflug. Offenburg 1953, S. 199).
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Abb. 8: Clem Sohn mit aufgespannten Flügeln, bereit zum Abflug
(New York Times vom 16. Dezember 1930)
Technologische Bedingungen
Aber nach dieser sehr skizzenhaften Konturierung der verschiedenen Historien
meines Themas zurück zu dem einleitenden Beispiel, der Life-Illustration für Vennevar Bushs As we may think.110
Bush formuliert in seinem Essay das Konzept einer memex (Memory Extender)
genannten informationsverarbeitenden Maschine zur persönlichen Unterstützung
einer Wissenschaftlerin, das für die gesamte Entwicklung des Personal Computers
große Bedeutung erlangen sollte. Der Untertitel, der dem Essay in der Times vorangestellt ist – »A top U.S. scientist forsees a possible future world in which manmade machines will start to think« spricht Bush im Verlauf des Essays dann auch
tatsächlich von der Fotografie als einer wahrnehmenden Sensorik.
But there are signs of a change as new and powerful instrumentalities come into use.
Photocells capable of seeing things in a physical sense, advanced photography which can
record what is seen or even what is not […].111
110 In der gleichen Life-Ausgabe erschienen Bilder des von Atombomben zerstörten Hiroshimas.
111 Hervorh. des Verf. – Hier das ausführliche Zitat: »But there are signs of a change as new and
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WINFRIED GERLING
Bush war zur Zeit der Veröffentlichung einer der einflussreichsten und bekanntesten Wissenschaftler der USA. Er beriet von 1941 bis 1951 Roosevelt und Truman
als »Science Advisor« und hatte 1940 als Vorsitzender des National Defense Research Committee (NDRC) und 1941 als Direktor des Office of Scientific Research and Development (O.S.R.D.) die Kooperation von Militär, Industrie und
universitärer Forschung stark vorangetrieben und sogenannte kriegswichtige Technologien entwickelt.112
Einige wesentliche Elemente der weiteren Beschreibung des fotografischen
Gerätes in der memex betreffen die erhebliche Verkleinerung der fotografischen
Apparatur mit einem 4 x 4 mm großen Negativ,113 die Fokussierung der Aufnahme
durch die Brille des Nutzers (siehe kleines Quadrat im Glas) und die unmittelbare
Sichtbarkeit des visuellen Outputs als trocken entwickeltes Positiv. Er ist damit
noch sehr dem Denken einer analogen Apparatur verhaftet, die alle Arten von
Bildern aufnehmen sollte, die mit der Arbeit der Forscherin am Arbeitsplatz des
memex verbunden waren, also Bilder, Texte, Grafiken etc. Die Einbindung dieser
powerful instrumentalities come into use. Photocells capable of seeing things in a physical sense,
advanced photography which can record what is seen or even what is not, [thermionic tubes
capable of controlling potent forces under the guidance of less power than a mosquito uses to
vibrate his wings, cathode ray tubes rendering visible an occurrence so brief that by comparison a
microsecond is a long time, relay combinations which will carry out involved sequences of movements more reliably than any human operator and thousands of times as fast – there are plenty of
mechanical aids with which to effect a transformation in scientific records.] // […] // A record if it
is to be useful to science, must be continuously extended, it must be stored, and above all it must
be consulted. Today we make the record conventionally by writing and photography, followed by
printing; but we also record on film, on wax disks, and on magnetic wires. Even if utterly new
recording procedures do not appear, these present ones are certainly in the process of modification and extension. Certainly progress in photography is not going to stop. Faster material and
lenses, more automatic cameras, finer-grained sensitive compounds to allow an extension of the
minicamera idea, are all imminent. Let us project this trend ahead to a logical, if not inevitable,
outcome. The camera hound of the future wears on his forehead a lump a little larger than a walnut. It takes pictures 3 millimeters square, later to be projected or enlarged, which after all involves
only a factor of 10 beyond present practice. The lens is of universal focus, down to any distance
accommodated by the unaided eye, simply because it is of short focal length. There is a built-in
photocell on the walnut such as we now have on at least one camera, which automatically adjusts
exposure for a wide range of illumination. There is film in the walnut for a hundred exposures,
and the spring for operating its shutter and shifting its film is wound once for all when the film
clip is inserted. It produces its result in full color. It may well be stereoscopic, and record with two
spaced glass eyes, for striking improvements in stereoscopic technique are just around the corner.
The cord which trips its shutter may reach down a man‘s sleeve within easy reach of his fingers.
A quick squeeze, and the picture is taken. On a pair of ordinary glasses is a square of fine lines
near the top of one lens, where it is out of the way of ordinary vision. When an object appears in
that square, it is lined up for its picture. […] Often it would be advantageous to be able to snap
the camera and to look at the picture immediately.« (Vannevar Bush: As we may think. In: The
Atlantic Monthly 176 [1945], S. 101–108, Auszüge aus Abschnitt 1 u. 2)
112 Auch nach dem Krieg plädierte er für eine weiterhin starke Forschungsförderung und die Zusammenarbeit von Militär, Industrie und Universitäten.
113 Der technische Hintergrund ist der des Mikrofilms.
GEFÄHRLICHE AUGENBLICKE
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Apparatur in die vernetzte Speicherumgebung des memex ist die Vorstellung einer
an Apparate delegierten (Hilfs-)Wahrnehmung.
Die Auslagerung der menschlichen Wahrnehmung an Maschinen wird in gewisser Weise schon rund eineinhalb Jahrzehnte früher von Ernst Jünger in der Einleitung zu dem 1931 erschienen und von Ferdinand Buchholtz herausgegebenen
Band Der gefährliche Augenblick beschrieben. Es ist dasselbe Jahr, in dem Ruge
seine Reportage veröffentlicht:
Auch die Geschichte der Erfindungen stellt uns immer deutlicher die Frage, ob ein
Raum der absoluten Bequemlichkeit oder ein Raum der absoluten Gefahr das verborgene Endziel der Technik ist. Ganz abgesehen davon, daß es kaum eine Maschine, kaum
eine Wissenschaft gab, die nicht schon im Weltkriege eine mittelbar oder unmittelbar
gefährliche Funktion besaß, haben bereits heute Erfindungen wie die des Automobilmotors, größere Verluste im Gefolge gehabt als jeder noch so blutige Krieg […].114
Und weiter:
Darüber hinaus ist an dieser zugleich nüchternen und gefährlichen Welt das Wunderbare die Registratur der Augenblicke, in denen die Gefahr erscheint, – eine Registratur,
die wiederum, wenn sie nicht das menschliche Bewußtsein unmittelbar übernimmt, durch
Maschinen geleistet wird. Schon heute gibt es kaum einen Vorgang, der Menschen von Bedeutung scheint, auf den nicht das künstliche Auge der Zivilisation, die photografische Linse
gerichtet ist. So entstehen oft Bilder von einer mathematischen Dämonie, durch die das neue
Verhältnis des Menschen zur Gefahr auf eine besondere Weise sichtbar wird. Man muß
erkennen, daß es sich hier weit weniger um die Eigenheit neuer Mittel handelt als um
einen neuen Stil, der sich technischer Mittel bedient.115
Abgesehen davon, dass hier eine wesentliche These Paul Virilios (und auch Friedrich Kittlers) vorweggenommen wird, beschreibt Jünger auf eigentümliche Weise
eine Tendenz, die in den letzten Jahren eine neue Ausprägung bekommen hat: Digitale Maschinen leisten die Registratur und »übernehmen das Bewusstsein, wenn
es nicht vom Menschen geleistet wird«. Er beschreibt – in sehr aktueller Sprechweise – die Technik als eine Umgebung oder Umwelt, die menschliche Züge annimmt
bzw. übernimmt. Die technologische Bedingung,116 wie es Erich Hörl genannt hat.
Das »künstliche Auge der Zivilisation« als selbstständig handelnde Entität.
Hierauf werden wir zurückkommen.
114 Ernst Jünger: Über die Gefahr. In: Ders.: Der gefährliche Augenblick. Hg. v. Ferdinand Bucholtz.
Berlin 1931, S. 15.
115 Ebd., S. 16 (Hervorh. des Verf.).
116 Vgl. Erich Hörl: Die technologische Bedingung. Zur Einführung. In: Ders. (Hg.): Die technologische Bedingung. Beiträge zur Beschreibung der technischen Welt. Berlin 2011, S. 7–53.
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WINFRIED GERLING
Environment
Mit einem kleinen zeitlichen Sprung möchte ich mich nun dem Kern dieses Textes zuwenden: Menschen, die mit Kameras eine körperliche Verbindung eingehen
und den Fall erproben. Diese Verbindung gab es mit wenigen Ausnahmen wie z. B.
Willi Ruge bis vor wenigen Jahren nicht.
Abb. 9: Brandon Mikesell: Urban Wingsuit Flight (2017)
Der Entwickler der GoPro und Gründer der Company – Nick Woodman – ist ein
passionierter Surfer und Extremsportler. Er erkannte einen Mangel an Equipment,
das es Surfer/-innen erlaubt, angemessene Aufnahmen ihrer Erlebnisse zu produzieren. Gewöhnliche Kameras waren zu unhandlich und meist zu empfindlich,
um in der Umgebung des Surfens gut zu funktionieren. So entwickelte er ab 2002
einen analogen Prototyp, der 2004 als eine sehr leicht zu bedienende, analoge,
nicht zu fokussierende 35-mm-Kamera in einem wasserdichten Gehäuse mit einer
Armbefestigung in den Handel kam. Damit entwickelt er das, was später einmal
ActionCam genannt werden wird. Der Name der Firma entsteht aus der metaphorischen Übertragung des Bedürfnisses, mit einfachen Mitteln unter schwierigen
Bedingungen professionelle Bilder zu produzieren: go professional.
Schnell wird von allen erdenklichen (Extrem-)Sportler/-innen erkannt, dass
sich die Kamera sehr gut eignet, um ihr Erleben aus der sehr speziellen Ego-Perspektive zu zeigen, die schon bei Willi Ruge zu sehen war.
Die digitale GoPro erscheint 2006 als eine der ersten digitalen Kameras, die
sowohl Video- (10 sec.) als auch Fotoaufnahmen erzeugen kann. GoPro war zeitweilig der am stärksten wachsende Kamerahersteller weltweit. Seitdem immer weiterentwickelt, ist die GoPro inzwischen ein kleiner, sehr stabiler Hightech-Apparat
GEFÄHRLICHE AUGENBLICKE
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mit extremem Weitwinkel, der auf vieles verzichtet, was heute in Digitalkameras üblich ist. Es gibt z. B. kein Display (jedenfalls bis zur GoPro Hero 4), keinen
Zoom, keine Möglichkeit zu fokussieren etc. Bestimmte Funktionalitäten können
an externe Geräte wie ein Tablet übertragen werden, da die Kamera über die Möglichkeit der WLAN-Vernetzung verfügt. Intendiert ist, dass diese Apparate erstens
viele Einstellungen automatisiert selbsttätig übernehmen und dass zweitens häufig
die zeitaufwändige Postproduktion Teil dieser Kultur ist.117 Die GoPro produziert
im weitesten Sinne Serienaufnahmen, die als Video, als Einzelbild, als Zeitraffer
oder Zeitlupe aufgenommen und betrachtet werden können. Die technologische
und ästhetische Konvergenz von Fotografie und Bewegtbild im Digitalen wird in
diesem Apparat auf einzigartige Weise vorangetrieben.118
Interessant ist für den hier betrachteten Gegenstand, dass die GoPro-Company
sehr geringe Aufwendungen für Werbung hat, da der Video-Content für die Werbeclips in der Regel durch die Nutzer selbst produziert wird bzw. die vernetzten Videos schon Werbung genug sind. Es werden allerdings immer wieder verhältnismäßig geringe Summen aufgewendet für Wettbewerbe – sogenannte Challenges119 –
wie das beste Surfvideo oder die beste Aufnahme eines Basketball-Trick-Shots.120
Diese Fotos und Videos werden dann wiederum in der GoPro-Community verbreitet bzw. ›geteilt‹, was in der Regel über YouTube, Facebook, Twitter und Instagram passiert, sodass es immer neuen Ansporn gibt für die Nutzer/-innen, sich
zu überbieten und spektakulärere Bilder zu machen. Das ist eine typische Strategie
der freiwilligen Einbindung von User/-innen in Produktionsprozesse von Firmen
im Kontext digitaler Medien.
Martin Lister beschreibt diese Einbindung wie folgt: »Forms of social media
[…] are now also recognised as ways of ›monetizing‹ the labour of amateurs and
selling it back to them.«121
Zu dem hier beschriebenen medialen Environment gehören zusammengefasst
die GoPro mit ihren sehr speziellen Features, ubiquitäre, mobile und smarte Rechnerumgebungen und deren weltweite Vernetzung, damit materiell auch die Kabel
und Server, Festplatten etc. (Hardware), die sogenannten sozialen Netzwerke, insbesondere YouTube, Instagram, Facebook und Twitter, Red Bull als Sponsor, respektive The Red Bulletin Magazine, die GoPro-Company, Algorithmen (Software)
und nicht zuletzt die Menschen (Wetware), die Teil dieses Environments sind.
In dieser technologischen Umwelt existiert das Modell einer Fotografin, die ein
117 Es ist zu beobachten, dass oftmals soviel Aufwand für die Postproduktion der Bilder betrieben
wird, wie es Aufwand war, die aufgenommene Situation zu erzeugen. Am Abend wird das geschnitten, was am Tag aufgenommen wurde, und sofort ins Netz gestellt.
118 Vgl. hierzu Winfried Gerling: Moved Images – Velocity, Immediacy and Spatiality of Photographic Communication. In: Mika Elo/Merja Salo/Marc Goodwin (Hg.): Photographic Powers.
Helsinki 2015, S. 287–307.
119 Ein typisches Beispiel für eine digitale Kultur der Überbietung und gleichzeitigen Vermessung.
120 Marty Biancuzzo: Why GoPro is Set for a Strong Wall Street Debut. In: Wallstreet Daily vom 21.
Mai 2014, online unter www.wallstreetdaily.com/2014/05/21/gopro-ipo (Stand: 30.11.2018).
121 Martin Lister: Introduction. In: Ders.: The photographic image in digital culture. Routledge
2
2013, S. 1–21, hier S. 2.
160
WINFRIED GERLING
Bild produziert, um es anderen zu zeigen, nicht mehr. Das Modell ist ein komplexes Gefüge aus Bewusstem, absichtsvoll Erzeugtem und technologisch Unbewusstem, dessen wichtigste Bedingung die mit dem Körper verbundenen und vernetzten digitalen Apparate sind. Ein wesentliches Indiz dafür ist, dass die GoPro über
keinen Sucher und, zumindest in der Anfangszeit, kein Display verfügt, die Bilder
werden als Produkt der körperlichen Aktion begriffen und nicht als fotografische
Suche nach dem entscheidenden Augenblick oder der besten Komposition. Das
heißt dann aber auch, dass die Situationen, in denen aufgenommen wird, spektakulär bzw. besser noch riskant zu sein haben.
Die Sichtbarkeit der Bilder wird von Algorithmen der jeweiligen Plattformen
bestimmt und so gehört zu dem spektakulären Bild auch immer noch ein Aufmerksamkeitsoutfit des Files, das heißt bearbeitete Metadaten wie Tags, Aufnahmeort, Technik etc. Allein der Tag »GoPro« sorgt bei Youtube für eine deutlich
erhöhte Aufmerksamkeit bestimmter Bild-Genres.
Als Grundlage dieser Prozesse ist eine Operativität der digitalen Bilder zu konstatieren: Die Algorithmen zum Durchsuchen dieser kaum zu überblickenden
Bildermengen sind heute so ›schlau‹, dass sie die interessantesten Bilder in den
erzeugten Bildmengen heraussuchen, wie ein bekannter Softwarehersteller wirbt:
»Smart image Algorithms highlight your best shoots for you.«122 Die Möglichkeit
der unmittelbaren Vernetzung von Kameras und sonstigen Produktionsplattformen mit sozialen Netzwerken ist heute hoch standardisiert, eine automatisierte,
nichtmenschliche Auswahl der ›besten‹ Bilder ist mehr als vorstellbar.123 Bilder werden also von Apparaten für Maschinen produziert, die ihnen Bedeutung zuschreiben oder eben nicht. Volker Pantenburg beschreibt die operativen Bilder mit Bezug
auf Harun Farocki als ›Zwischenprodukt‹ innerhalb des Prozesses:
»Operativ« heißt in diesem Zusammenhang, dass das Bild in keiner Weise mehr »für
sich« und einem potentiellen Betrachter gegenüber steht, sondern ganz zum Bestandteil
einer elektronisch-technischen Operation wird. […] Sie [die operativen Bilder] sind
nicht zur separaten Veröffentlichung gedacht und müssen strenggenommen gar nicht
als Bilder in Erscheinung treten, sondern entstehen lediglich als Zwischenprodukt innerhalb eines umfassenderen technischen Prozesses […].124
Als Zwischenprodukt könnten, mit Bezug auf die digitale Fotografie, dann die
Bilder gelten, die nicht mehr gebraucht werden, von der Software als Ausschuss
definiert also nicht mehr angesehen werden. Sie sind sozusagen das operative Bild
einer Negativität. So bleibt der größte Teil dieser Produktion absolut unsichtbar.
122 Vgl. http://getnarrative.com (Stand: 30.11.2018).
123 Auf den Seiten der großen Social-Media-Portale ist das Normalität.
124 Volker Pantenburg: Vermessen: Bilder der Welt und Inschrift des Krieges. In: Ders.: Film als Theorie. Bildforschung bei Harun Farocki und Jean-Luc Godard. Bielefeld 2006, S. 217–233, hier
S. 227 f.
GEFÄHRLICHE AUGENBLICKE
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Ästhetik
Trotz der konstatierten technologischen Annäherung von bewegtem und stillgestellten Bild gibt es eine Differenz in dessen Wahrnehmung.
Das Medienspezifische des fotografischen Bildes ist, dass es den Sturz im Stillstand zeigt, der Film/das Video macht daraus immer den trivialen oder erbärmlichen Moment einer Nichtbeherrschbarkeit der Schwerkraft durch den Menschen
oder das spektakuläre Bild der Gerade-noch-Überlebenden. So stellt die Fotografie
immer auch die Möglichkeit eines medialen Widerstands gegen das Vergängliche
dar. Wobei sie die Mortifikation in sich führt. In den Fotografien und Videos von
Unfällen mit der GoPro lässt sich deren mediale Differenz aufs Beste nachvollziehen.
So wie wir es einerseits gewohnt sind, mit dem fotografischen Bild als augenblickskritischem Medium die Vergänglichkeit des im Bild Fixierten als Grundsätzliches zu akzeptieren, sind wir andererseits durch den Film mit der immer wieder
neu erzeugten, einbalsamierten Lebendigkeit des Gezeigten konfrontiert, zumindest wenn wir extreme Beschleunigungen oder Verlangsamungen ausnehmen – das
optisch Unbewusste125 –, wie es Walter Benjamin genannt hat, das eher der fotografischen Basis des Filmbildes zugewandt ist.
Der Film will wie André Bazin sagt: »[…] nicht mehr nur den in einem Augenblick festgehaltenen Gegenstand bewahren wie der Bernstein den intakten Körper
von Insekten einer vergangenen Zeit; […] Zum ersten Mal ist das Bild der Dinge
auch das ihrer Dauer, eine sich bewegende Mumie«.126
Kann man also in Bezug auf den Film von einer Mumifizierung der Zeit reden,
wäre zu überlegen, wie die Fotografie die Zeit festhält, also nicht fallen lässt. Christian Metz sieht das – mit starkem Bezug auf Philippe Dubois – auf folgende Weise:
Wie der Tod ist der Schnappschuss [instantanée] [allgemeiner: die Fotografie] ein Raub,
eine zugleich gewaltsame und unfaßbare Überschreitung der Schwelle, die das Objekt
der gewöhnlichen Welt entreißt, um es in einer anderen Welt unterzubringen, während
der Film das Objekt nach dem Akt seiner optischen Aneignung in einem Gesamtablauf
wiederherstellt, der um so mehr an denjenigen des Lebens erinnert. Die fotografische
»Aufnahme« ist unmittelbar und endgültig, wie der Tod und wie die Bildung des Fetischs im Unbewußten […].
Und weiter:
Der Film gibt den Toten einen Anschein von Leben zurück, der zwar schwankend,
schattenhaft und fragil ist, aber sogleich durch das Begehren des liebenden Publikums
und sein drängendes Verlangen nach Stillung desselben verstärkt wird, während die
125 Walter Benjamin: Kleine Geschichte der Photographie. In: Ders.: Das Kunstwerk im Zeitalter
seiner technischen Reproduzierbarkeit. Frankfurt am Main 1977, S. 45–64, hier S. 50.
126 André Bazin: Ontologie des fotografischen Bildes. In: Ders.: Was ist Kino? Bausteine zur Theorie
des Films. Köln 1975, S. 25 (Hervorh. des Verf.).
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WINFRIED GERLING
Fotografie kraft der objektiven Suggestion ihres Signifikanten – Unbewegtheit und Stille – die Toten als Tote würdigt.127
Abgesehen also von einer technischen Konvergenz des bewegten und des statischen
Bildes unter den Bedingungen digitaler Produktionsweisen, die hier nicht weiter
ausgeführt werden kann,128 gehört die besondere Perspektive dieser Bilder zu dem
einschlägigen Kennzeichen dessen, was man als wesentliche Veränderung ausmachen kann. Es läge nahe zu vermuten, dass es sich bei den Bildern um eine Art
von ›Selfies‹ handelt, da auch die aufnehmenden Personen immer wieder im Bild
sind. Während der Selfiestick129 im Bild aber immer der Ausdruck des etwas verzweifelten Versuches ist, eine Perspektive von außerhalb des Körpers einzunehmen
und in gewisser Weise ›herkömmliche‹ (Selbst-)Porträtaufnahmen zu produzieren,
verändert die an den Körper montierte GoPro diese Perspektive entscheidend: Es
handelt sich vorrangig um Bilder aus der sogenannten First-Person-Perspective,
deren Geschichte im Film beginnt, um eine subjektive Perspektive zu erzeugen und
die im Computerspiel der sogenannten First-Person-Shooter in den letzten rund
25 Jahren eine außerordentliche Konjunktur erlebt hat.
In den Bildern der GoPro wird die an den Körper gekoppelte Kamera zum
eigentlichen Zentrum des Bildes. Sie ist das ruhende Moment, die Welt dreht sich
um sie, und so wird auch die First-Person-Perspective relativiert, die Kamera wird
zum eigentlichen Akteur bzw. Kern dieser Bilder. Diese Kamera produziert eine
andere Form der Stabilität (oder Ruhe) als der statisch feststehende Horizont in
einer traditionellen Bildvorstellung. Allein das zufällige Verlassen dieser statischen
Ordnung thematisiert die Kamera als Ort der Erzeugung dieser Bilder. Der Körper
ersetzt den Horizont. Die Kamera wird zum ruhenden Zentrum in extrem bewegter und stürzender Umgebung. Die tendenzielle Auflösung von perspektivischer
Wahrnehmung der Luftaufnahme tut ein Übriges. Diese Apparatur erzeugt eine
eigenwillige stabile Verbindung von Aufnahmeperspektive und aufgenommener
Trägerin.
Mit der ActionCam und durch ihre Koppelung von Körper(-bild) und Apparat
verändert sich das, was im Film und in der Fotografie als das Off bezeichnet wird:
Die Kamera ist Teil des fotografierten und fotografierenden Körpers und erscheint
aufgrund ihrer multiplen Befestigungen an einem Körper häufig mit im Bild. Es
handelt sich – wie gezeigt – nicht einfach um die Kenntlichmachung einer subjektiven Kamera. Die an den Körper montierte GoPro verändert die Perspektiven
entscheidend: Der Körper ist eins mit der Kamera, als solcher anhaltend im Bild
127 Christian Metz: Foto, Fetisch. In: Hubertus von Amelunxen (Hg.): Theorie der Fotografie IV
1980–1995. München 2000, S. 345–355, hier S. 349 f.
128 Vgl. hierzu Gerling, Moved Images (Anm. 19).
129 Der Selfiestick kam erstaunlicherweise schon 1983 an der Minolta Disc 7 zum ersten Mal zum
Einsatz. Die Minolta Disc 7 war eine eigentümliche Kamera für das analoge Film-Disc-Format
mit dem sehr speziellen Feature an der Vorderseite der Kamera: ein Spiegel zur besseren Erzeugung
von Selbstporträts. Dies kann als die Vorwegnahme der Back Camera des Smartphone angesehen
werden. In den USA wurde der Stick 1985 patentiert: US-Patent 4530580; vgl. www.google.de/
patents/US4530580 (Stand: 30.11.2018).
GEFÄHRLICHE AUGENBLICKE
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und damit Teil dessen, was eigentlich einen Aspekt des Offs als hors cadre kennzeichnet. Dieser technologische Körper kann nicht mehr aus dem Bild aus- oder in
das Bild eintreten. Wo bleibt das Off, wenn jederzeit die Perspektiven gewechselt
werden können und die bildproduzierenden Apparate bzw. die Apparate tragenden
Körper ständig mit im Bild sichtbar sind oder sogar die Displays, auf denen die
Bilder aktuell angesehen werden?130 Entscheidend für einen tendenziellen Verlust
des Off ist, dass wir immer wissen, wer im Bild ist. Champ als das aufgenommene
Bild, hors champ als das diegetische Off und hors cadre131 als der Teil des Offs, der
nicht ins Bild kommen kann, können so auf diese Weise nicht mehr differenziert
werden. Insbesondere auch, weil die Mittel der Erzeugung und die der Distribution Teil des technologischen Körpers sind, von dem hier gesprochen wird. So ist
nicht einmal mehr die Position der Rezeption als hors cadre distinkt zu trennen.132
Allerdings könnten hier die Netzwerke des Ver-Teilens als eine Art Off bezeichnet
werden. Sie werden in diesen Bildern nicht sichtbar und sind trotzdem Bedingung
ihrer Erzeugung und Sichtbarkeit.
Abb. 10: GoPro: Pelican learns to fly (2014; Screenshot)
130 Vgl. Florian Krautkrämer: Revolution Uploaded – Un/Sichtbares im Handy-Dokumentarfilm.
In: ZFM – Zeitschrift für Medienwissenschaft 11 (2014), S. 113–126.
131 Diese Unterscheidungen sind im (Spiel-)Film üblich: »Champ« bezeichnet das aufgenommene
Bild, als »hors-cadre« wird der Teil des Off bezeichnet, der nicht ins Bild kommen kann, wie die
Kamera oder die Bereiche dahinter. Als »hors-champ« bezeichnet man das diegetische Off, der
potenziell durch eine Kamerabewegung oder einen Gegenschnitt ins Bild kommen kann.
132 Was hier symptomatisch an der GoPro ausgeführt wird, gilt in ähnlicher Weise für Aufnahmen,
die mit dem Smartphone oder dem Tablet in der Öffentlichkeit gemacht werden.
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WINFRIED GERLING
Philippe Dubois hat entschieden den Unterschied zwischen dem filmischen und
dem fotografischen Off – als absolut außerhalb des Bildfeldes liegend133 – vertreten
oder wie Winfried Pauleit sagt: »Die Qualität des fotografischen Off kann […] als
Abwesenheit einer raumzeitlichen Kontinuität gedacht werden.«134 Diese Beschreibung kann kaum noch gelten, wenn Fotografien Einzelbilder serieller oder videografischer Aufzeichnungen sind. Hier zeigt sich ein Symptom der Annäherung von
Fotografie und Video unter den Bedingungen digitaler Apparaturen. Das Wissen
um die Möglichkeit, das jeweilige Bild im nächsten oder vorigen leicht verändert
wieder zu sehen, eine Person aus dem Bild treten zu lassen, lässt das fotografische
Off als hors champ näher an das filmische rücken. Eine Fotografie ist zwar immer
noch ein distinkter Schnitt in der Raum- und Zeitachse, aber der virtuelle Verweis
auf das davor oder danach liegende Bild lässt den Rand des Bildes durchlässig und
auch eine Verschiebung auf der Zeitachse möglich werden. Das wird besonders
deutlich, wenn man sich die weit verbreiteten Timelapse-(Zeitraffer-)Aufnahmen
ansieht. Plötzlich erscheint eine Protagonistin und verschwindet wieder aus dem
Bildfeld. Das Wissen um ihre mögliche Gegenwart lässt das fotografische Off weniger absolut erscheinen.
Risiko und Gefahr
Insbesondere das fotografische Off lässt immer einen Rest an Möglichkeit offen,
das veränderte Off der GoPro überlässt wenig der Vorstellungskraft, es soll und
kann jederzeit die Perspektive gewechselt werden, davon zeugen schon die multiplen Montagen von Kameras am Körper, aber auch das Fliegen im Schwarm
und die Begleitung am Boden. Es wurden nie so viele Bilder von Verletzten und
Sterbenden selbst erzeugt wie mit dieser Technologie. Der Körper wird behandelt
wie die eingangs besprochene V2-Rakete als Träger einer medial zu erzeugenden
Botschaft. Die Bilder müssen als Produkt einer veränderten Wahrnehmung der
Realität angesehen werden. Ihre Produktion ist die Bedingung des Risikos, das
vielleicht stärker als Teil der Medienproduktion begriffen wird und nicht so sehr
als Teil der Existenz …
Möglicherweise ist die Ästhetik der GoPro so durchsetzungsfähig, weil sie ihre
Vorbereitung im Computerspiel hatte.135 Die Generation der GoPro-User/-innen
ist auch eine Generation der Spieler/-innen und damit an die First-Person-Perspective gewöhnt. Mir scheinen hier neben den historischen Linien der zu Beginn
ausgeführten Bildlichkeit besonders die des Computerspiels eine wesentliche Rolle
zu spielen sowie eine Kultur des Aufmerksamkeit erzeugenden riskanten Handelns.
Dass das Computerspiel alles andere als eine virtuelle Realität ist, sondern viel-
133 Philippe Dubois: Der fotografische Akt. Amsterdam/Dresden 1998, S. 198.
134 Winfried Pauleit: Filmstandbilder: Passagen zwischen Kunst und Kino. Frankfurt am Main/Basel
2004, S. 114.
135 Auf die Reinszenierung von Computerspielen mit der GoPro wurde oben schon hingewiesen.
GEFÄHRLICHE AUGENBLICKE
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mehr eine digitale Wirklichkeit, darauf hat Markus Rautzenberg hingewiesen.136
Der Rahmen der Aufmerksamkeitsproduktion kann erst einmal klein sein, unter
Umständen nur der eines engeren Freundeskreises (der Community) wie z. B. zu
Beginn des im postkommunistischen Russland sich verbreitenden Roofings: das
riskante und freie Klettern und Posieren auf hohen Bauten – oftmals verlassene
Industriearchitekturen. Wobei die fotografische Dokumentation auch hier immer
eine wichtige Rolle gespielt hat.
Die Aussicht aber, in seinem riskanten Handeln von einer größeren Community wahrgenommen zu werden und das möglicherweise zu einer Existenzgrundlage
zu machen,137 ist für viele ein wichtiger Antrieb. Die Sichtbarkeit bzw. die Aufmerksamkeit in den sozialen Netzwerken wie Youtube und Instagram, in die diese
Aufnahmen dann eingespeist werden, ist darüber hinaus algorithmisch bedingt,
sodass die Aufmerksamkeit immer auch Produktion des oben beschriebenen technologischen Environments ist. Eine andere Motivation, die hier kaum ausgeführt
werden kann, da ich weder Ethnologe, Soziologe noch Psychologe bin, ist die immer wieder stereotyp behauptete Existenzialität und die Kontrolle über das, was
die Existenz ist, die von den Extremspringerinnen und -springern (Basejumping,
Wingsuit-Flying etc.) angeführt wird. Es gehe um das Sich-selbst-Spüren, und
man müsse wissen, ob es der Sprung wert sei zu sterben.
»Wenn du unten sicher gelandet bist, weißt du, dass du für dich und dein Handeln absolute Verantwortung übernehmen kannst.«138 Oder: »The Proper Function
Of Man Is To Live, Not To Exist. I Shall Not Waste My Days In Trying To Prolong
Them. I Shall Live Them.«139
Allein die Anzahl der verunglückten Basejumper/-innen140 lässt darauf schließen, dass es zumindest ein verringertes Bewusstsein von der Endlichkeit der Existenz unter den Bedingungen medial aufzuzeichnender – extremer Geschwindigkeit
gibt. Es geht anscheinend nicht um das Unterscheiden einer physischen Realität
und einer fotografischen Wirklichkeit, sondern es geht um deren gegenseitige Einflussnahme.
136 Siehe Markus Rautzenberg: Wirklichkeit zur Ikonizität digitaler Bilder. In: Marcel Finke/Mark
Halawa (Hg.): Materialität und Bildlichkeit. Visuelle Artefakte zwischen Aisthesis und Semiosis.
Berlin 2012, S. 112–125, hier S. 121.
137 Dies ist bei einigen Roofern zu beobachten, die inzwischen weltweit gesponsert Wolkenkratzer
besteigen.
138 Mirja Kuckuk: Die Sucht zu springen. Der Tod springt mit. In: Süddeutsche online vom 17. Mai
2010, online unter www.sueddeutsche.de/leben/trendsport-base-jumping-die-sucht-zu-springen1.289096-2 (Stand: 30.11.2018).
139 Brandon Mikesell (bmikesell23, online unter https://instagram.com/bmikesell23/ [Stand:
30.11.2018]) paraphrasiert hier Jack London. Das Original lautet wie folgt: »I would rather be
ashes than dust! I would rather that my spark should burn out in a brilliant blaze than it should
be stifled by dry-rot. I would rather be a superb meteor, every atom of me in magnificent glow,
than a sleepy and permanent planet. The proper function of man is to live, not to exist. I shall not
waste my days in trying to prolong them. I shall use my time.« (Jack London zit. n. The Bulletin
[San Francisco] vom 2. Dezember 1916, Teil 2, S. 1)
140 Vgl. Base Fatality List, online unter www.blincmagazine.com/forum/wiki_index.php?title=BASE_
Fatality_List (Stand: 30.11.2018).
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WINFRIED GERLING
Die Basis der Produktion dieser Bilder ist dann immer mit einem doppelten
Überbietungsgestus verbunden, der sich aus der Vermittlung der aufgenommenen
Bilder ergibt. Einerseits geht es darum, die spektakulärsten und damit riskantesten
Bilder zu machen, und andererseits, diese in ihrer ästhetischen Qualität auch immer ›besser‹ werden zu lassen.
Es werden Situationen herbeigeführt, die ein erhebliches Risiko in sich bergen und außer Kontrolle geraten können und sollen, den (Un-)Fall also geradezu
provozieren. So entsteht Unerwartetes, nicht Intendiertes, eine Bildproduktion,
die vorsätzlich ›aus Versehen‹ gemacht wird. Es entstehen Bilder, deren Einsatz
der Körper ist, sie ziehen eine prekäre Kultur des ›Missglückens‹ (Fail) nach sich.
Allerdings entsteht auch ein unerwartetes Moment von Kreativität, wie die große
Anzahl vorsätzlich (post-)produzierter Fail-Videos anzeigt.141
Mit Bezug auf den Apparat müssen wir aber mindestens zwei Konzepte von
Risiko denken. Einerseits, und das ist naheliegend, das Risiko, das eingegangen
wird, um spektakuläre Bilder zu produzieren, aber andererseits auch das Risiko,
den Apparat zu verlieren, sei es an die Schwerkraft oder an fotografisch aktive Tiere. Als Folge entstehen mindestens zwei neue Genres von Videos, die des Falls einer
einsamen Kamera und die des ›Kameradiebstahls‹ durch Tiere.142
Eine konkrete Gefahr geht von dem Apparat allerdings nicht aus, sieht man
einmal davon ab, dass es theoretisch möglich ist, dass eine frei stürzende GoPro
auch jemanden verletzen könnte.143 Was für die vielen frei an Drohnen fliegenden
Kameras nochmals anders gilt.
Die Bilder einer fotografischen Apparatur, die hier besprochen wurden, sind
dann immer im doppelten Sinne das Produkt eines Unbewussten: Einerseits sind
es Bilder, die, wie Benjamin sagt, der »optisch unbewussten« Produktion des Fotografischen entspringen und damit etwas sichtbar machen, das in der menschlichen
Wahrnehmung nicht existiert. Der andere Aspekt, der hier versucht wurde zu zeigen, ist, dass die zugrundeliegenden ubiquitären und vernetzten technologischen
Infrastrukturen in unserer Umwelt ein »technologisch Unbewusstes«144 erzeugen,
das im Hintergrund (unbewusst) Handlungen und Vorgänge automatisiert und im
141 Siehe z. B. den Youtube-Kanal BestFails TV, online unter www.youtube.com/channel/UCeFh8Gh5MTD3piJE6ID8QmQ (Stand: 30.11.2018), wobei einem hier das schadenfrohe Lachen
angesichts der teilweise schreckenerregenden Unfälle immer wieder im Halse steckenbleibt.
142 Vgl. z. B. Möwe klaut meine GoPro und filmt die Aussicht von der Insel Cíes, online unter www.
youtube.com/watch?v=vZ_Q6v8kfH0 (Stand: 30.11.2018).
143 Wie Jürgen Fohrmann in seinem Beitrag mit Luhmann für das Flugzeug eindrücklich ausgeführt
hat.
144 In jüngerer Vergangenheit ist dieser Begriff ausgehend von Nigel Thrift diskutiert worden: Nigel
Thrift: Remembering the technological unconscious by foregrounding knowledges of position.
In: Environment and Planning D: Society and Space 22 (2004), S. 175–190, bes. S. 186. Ich
möchte auch darauf hinweisen, dass dieser Begriff von dem italienischen Fotografen und Philosophen Franco Vaccari mit Bezug auf die Fotografie schon 1979 geprägt wurde. Vaccari betont, dass
neben dem menschlichen Unbewussten ein technologisch Unbewusstes existiert, das immer dann
aktiv wird, wenn der Mensch seine Tätigkeit an Maschinen überträgt. Der fotografische Apparat
sei fähig, ein Bild ohne das Zutun eines menschlichen Subjekts kulturell zu strukturieren (vgl.
Franco Vaccari: Fotografie e inconscio tecnologico. Turin 2011).
GEFÄHRLICHE AUGENBLICKE
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Gebrauch unter die Bewusstseinsschwelle sinken lässt, während diese Technologien
immer stärker in körperliche Gewohnheiten eingebunden werden.
Sybille Krämer sagt, dass Medien Welten erzeugen:
Die Technik als Werkzeug erspart Arbeit; die Technik als Apparat aber bringt künstliche
Welten hervor, sie eröffnet Erfahrungen und ermöglicht Verfahren, die es ohne Apparaturen nicht etwa abgeschwächt, sondern überhaupt nicht gibt. Nicht Leistungssteigerung, sondern Welterzeugung ist der produktive Sinn von Medientechnologien.145
So sind diese Bilder dann eben Bilder aus einer Welt, die es ohne die mediale
Aufzeichnung nicht gäbe. Sie entspringen der Apparatur oder genauer in unserem
Fall der Bedingung, die die Kamera mit den Körpern und ihrer unterbewussten
technologischen Einbettung in eine ubiquitäre vernetzte digitale Umwelt erzeugt.
Oder wie Mark B. N. Hansen es ausdrückt:
Wir können sogar behaupten, dass der Körper eins wird mit der umfassenden Umwelt,
aus der er hervorgeht. In dieser Hinsicht werden Medien in erster Linie als ›atomistische‹ Empfindungen in allen Größenordnungen erfahren; erst danach – und auf einer
weit höheren Organisationsebene (und Ebene innerer Selbstreferenz) – werden sie als
›Gegenstand‹ von Wahrnehmung erfahren […].146
Symptomatisch ist hier zu sehen, wie sehr diese Bildproduktion in eine technologische Umwelt eingebettet ist, die den Körper des Menschen als Natur zur Not nicht
mehr braucht bzw. auch wie naturalisiert, jedenfalls unterhalb der Bewusstseinsschwelle diese Technologie inzwischen in unserer Umwelt aufgegangen ist.
So ist am Ende das Erschrecken des Menschen vor dem Kameradiebstahl nur
Teil der Erkenntnis, dass hier eine Umwelt erschaffen wurde, deren Gefahr eine
Autonomie dieses Environments ist. Die vermeintliche Überlegenheit des Menschen steht auf dem Spiel, wenn die Kamera ohne das Zutun des Menschen Bilder
produziert und verbreitet oder das Tier sein Bild selbst erzeugt und dem Menschen
den Apparat dieser Erzeugung vorenthält.
145 Sybille Krämer: Das Medium als Spur und als Apparat. In: Dies.: Medien, Computer, Realität,
Wirklichkeitsvorstellungen und Neue Medien. Frankfurt am Main 1998, S. 85.
146 Mark B. N. Hansen: Medien des 21. Jahrhunderts, technisches Empfinden und unsere originäre
Umweltbedingung. In: Erich Hörl (Hg.): Die technologische Bedingung – Beiträge zur Beschreibung der technischen Welt. Berlin 2011, S. 391 f.