Reproduktionsmedizin
2001 ´ 17: 126±131 Springer-Verlag 2001
Urologie
G. Popken · U. Wetterauer
Urologische Klinik, Universitätsklinikum Freiburg
Peniskurvaturen
Zusammenfassung
Peniskurvaturen sind angeboren (kongenital) oder finden sich im Rahmen von penilen
Fehlbildungen wie Hypospadien und Epispadien. Ebenso treten Penisschaftverkrümmungen im Rahmen der Induratio penis plastica (IPP) und nach Penisfraktur auf. Sie
können unterschiedlichster Ausprägung
sein. Klinische Bedeutung erlangen Peniskurvaturen, wenn die sexuelle Funktion eingeschränkt ist. Dies ist der Fall, wenn aufgrund des Ausmaûes der Penisschaftverkrümmung eine vaginale Penetration erschwert bzw. unmöglich ist oder Schmerzen
beim Geschlechtsverkehr auftreten. Erfahrungsgemäû tritt dies bei Kurvaturen von
mehr als 30 auf.
Die Inzidenz von klinisch relevanten
Peniskurvaturen ist abhängig von der ¾tiologie. Die Angaben in der Literatur sind oft zu
niedrig. Aufgrund der psychologischen Belastung der Männer ist mit einer hohen Dunkelziffer zu rechnen.
Die Therapie der Peniskurvatur ist abhängig von der ¾tiologie und dem Ausmaû
der Kurvatur. Im Rahmen der IPP sind weiterhin Begleitsymptome wie Schmerzen und
eine Einschränkung der erektilen Funktion
für das therapeutische Vorgehen entscheidend. Prinzipiell muss bei den operativen
Techniken zur Korrektur einer Peniskurvatur
unterschieden werden, ob eine Verkürzung
der konvexen oder eine Verlängerung der
konkaven Seite erfolgt.
P
eniskurvaturen werden mit steigender Häufigkeit diagnostiziert. Dies
kann an einer heute veränderten Einstellung zur Sexualität und einem offeneren Umgang mit medizinischen Fragestellungen auf diesem Gebiet, insbesondere bei jüngeren Patienten, liegen.
Abhängig von der ¾tiologie der Penisschaftverkrümmung solle eine Behandlung jedoch erst dann erfolgen, wenn es
für beide Partner zu Beschwerden beim
Geschlechtsverkehr kommt.
Induratio penis plastica
Erstmalig wurde das Erkrankungsbild
der IPP durch Francois Gigot de la Peyronie im Jahr 1743 beschrieben. Aus diesem Grund ist die IPP im angloamerikanischen Sprachraum auch als Peyronie's disease bekannt. Die Angaben zur
Inzidenz sind sehr unterschiedlich (Tabelle 1). Eine Altersabhängigkeit wird
beschrieben, wobei ein typischer Altersgipfel in der 5.±6. Lebensdekade besteht (Pryor 1987).
Häufig ist die IPP mit folgenden Erkrankungen vergesellschaftet: Hepatopathien, Hyperurikämien, Diabetes
mellitus, Rhematoide Arthritis, Morbus
Paget der Knochen und dem Morbus
Tabelle 1
Inzidenz der IPP
Schlüsselwörter
Peniskurvatur · M. Peyronie · Induratio penis
plastica · Korporoplastik
126
Reproduktionsmedizin 2´2001
Autor
Prozentualer Anteil
Smith (1969)
Amin et al. (1993)
Chew et al. (1997)
23
16
10
Dupuytren (20 %±60 %; Pryor 1987;
Carson et al. 1996).
Die ¾tiologie der IPP ist bis zum
heutigen Tage nicht eindeutig geklärt.
Zahlreiche Pathomechanismen werden
diskutiert. Ein wesentlicher Mechanismus scheinen Mikrotraumata durch
Biege- und Scherkräfte an der Tunica albuginea zu sein. Durch Rupturen kleinster Gefäûe kommt es zu einer Fibrinexsudation, Fibroklastenaktivierung und
zur Kollagenbildung mit und ohne Kalzifizierung, die zur typischen Plaquebildung bei der IPP führen (Devine et al.
1997; El-Sakka et al. 1998a; Jarow u.
Lowe 1997). Kofaktoren wie Chromosomenanomalien im Plaquegewebe, Autoimmunprozesse und Störungen des
Kollagenmetabolismus werden diskutiert (Ralph 1999).
Die Diagnostik der IPP besteht aus
der typischen Anamnese, Penispalpation, Sonographie der Schwellkörper,
Photoautodokumentation und der Erzeugung einer artifiziellen Erektion.
Die Klinik der IPP zeichnet sich im
akuten Stadium hauptsächlich durch
schmerzhafte Erektionen aus und kann
gelegentlich durch Thrombosen der Vv.
circumflexae und V. dorsalis penis begleitet sein. Oft lassen sich weiche Resistenzen tasten. Sonographisch findet
man meist hypodense Areale.
Im chronischen Stadium der Fibrose lassen sich typische Plaques in der
Regel im Septumbereich palpieren, die
zu Peniskurvaturen, Einschnürungen
der Schwellkörper und zu Parästhesien
Priv.-Doz. Dr. Gralf Popken
Urologische Klinik, Universitätsklinikum
Freiburg, Hugstetter Straûe 55, 79100 Freiburg
E-Mail:
[email protected]
Reproduktionsmedizin
2001 ´ 17: 126±131 Springer-Verlag 2001
G. Popken · U. Wetterauer
Penile curvature
Abstract
Penile curvature has been gaining in importance as a symptom of several diseases.
There are congenital forms (congenital penile curvature, hypo- and epispadias) as well
as acquired forms (Peyronie's disease, traumatic curvature, urethral manipulation syndrome). It is difficult to estimate how many
patients require treatment for penile angulation. The prevalence of this condition depends upon etiology. In cases of Peyronie's
disease, it is greater than 10 % with a maximum between the 5th and 6th decade. In
cases of congenital curvature, it is probably
higher than 0.4±6 per 1,000. Penile curvatures are being diagnosed with increasing
frequency, possibly as a result of raised public
awareness of sexual problems and less reluctance to consult a physician when they
appear. Penile angulation not only causes
sexual dysfunction, e. g. , substantial difficulty and pain during intercourse or even total coital incapacity, but also severe psychological problems. Surgical intervention to
cure penile curvature is the first-line therapy
and is required when coital function is impaired. Surgical strategies have to depend
upon the etiology, the degree of angulation,
and coexisting diseases such as erectile dysfunction.
Different surgical techniques have been described. Nesbit performed the first operative
correction in 1965, which was modified by
Kelâmi in 1985. The surgical correction of
congenital penile curvature generally involved shortening the convex site of the organ by direct excision, closing a longitudinal
incision transversely, or a plication of the tunica albuginea. In cases of severe angulation
due to Peyronie's disease, the superior surgical technique today is plaque incision with
different grafts. In cases of concomitant
erectile dysfunction, penile implants are the
method of choice.
Keywords
Penile curvature · Peyronie's disease · Induratio penis plastica · Nesbit procedure
distal der Plaques führen können. Die
Plaques breiten sich bei der Mehrzahl
der Patienten im Septum am Dorsum
penis aus, sodass die Kurvatur meist
nach dorsal gerichtet ist. Im Verlauf der
Erkrankung, die häufig schubweise verläuft, kann es zu einem Wechsel der
Richtung der Peniskurvatur kommen.
Sonographisch zeigen sich hyperdense
Areale. Wesentlich zur Einschätzung
der Peniskurvatur ist die Photodokumentation des erigierten Penis von lateral und kranial, die selbst oder bei artifizieller Erektion durchgeführt wird. Sie
wird zur Verlaufskontrolle und zur präoperativen Abschätzung des Ausmaûes
der Kurvatur benötigt.
Häufig ist die IPP gleichzeitig von
einer arteriellen penilen Minderperfusion (30 %) und einer venookklusiven
Dysfunktion (40 %) begleitet. Dies führt
dann zu einer begleitenden erektilen
Dysfunktion, die unbedingt in das therapeutische Vorgehen mit einbezogen
werden muss.
Für das therapeutische Vorgehen
bei der IPP ist entscheidend, dass in
30±50 % der Patienten Remissionen
und vollständige Rückbildung der Symptome ohne jegliche Therapie beobachtet werden. Berücksichtigt werden
muss auch, dass diese Erkrankung in
Schüben verlaufen kann und somit Kurvaturen pro- bzw. regredient sein können Eine operative Therapie sollte erst
erfolgen, wenn ein Befund mindestens
6±12 Monate stabil ist.
Medikamentöse Ansätze zur Behandlung der IPP sind zahlreich. Ihre
Effektivität wird in Bezug auf die
Schmerzreduktion, die Ausprägung der
Peniskurvatur und die Plaquegröûe beurteilt. Bei keiner der in Tabelle 2 aufgeführten Substanzen konnte ein eindeu-
tiger therapeutischer Effekt nachgewiesen werden.
Ultraschalltherapie oder Iontophorese werden vereinzelt bei der Behandlung der IPP beschrieben, ohne dass
derzeit jedoch Ergebnisse kontrollierter
Studien vorliegen.
Eine Strahlentherapie, die i. d. R. als
Röntgenweichteiltherapie durchgeführt
wird, liefert nur unzureichende Erfolge
bei der Behandlung der IPP. Häufig
führt sie zusätzlich durch eine radiogene Nerven- und Gefäûschädigung zu einer erektilen Dysfunktion und problematisiert bzw. kompliziert einer spätere
operative Versorgung.
Bei der Stoûwellenbehandlung sind
die vorliegenden Studienergebnisse
derzeit nicht schlüssig. Es fehlen kontrollierte, prospektive Untersuchungen,
wobei die vorliegenden Daten auf einen
positiven Effekt hindeuten könnten
(Ralph 1999; Gianneo et al. 1999).
Ist eine Behandlung der IPP wegen
Peniskurvatur bzw. erektiler Dysfunktion notwendig, stellt die operative Korrektur derzeit die Therapie der 1. Wahl
dar. In Abhängigkeit von dem Ausmaû
der Kurvatur und einer bestehenden
Erektionsstörung erfolgt das therapeutische Vorgehen (Tabelle 3). Weiterhin
ist zu berücksichtigen, dass es durch fibromatöse Umbauprozesse bei der IPP
zu einer deutlichen Längenreduktion
des Penis kommen kann, die durch eine
Korporoplastik verstärkt wird.
Kongenitale Peniskurvaturen
Angeborene Penisschaftverkrümmungen treten bei kongenitalen Peniskurvaturen oder komplexeren Penisfehlbildungen wie der Hypo- oder Epispadie
auf. Die Prävalenz der kongenitalen Pe-
Tabelle 2
Medikamentöse Therapie der IPP
Vitamin E
Antioxidanz
Kalium-4-Aminobenzoat (PotabaÒ)
Kolchizin
Tamoxifen
Superoxid-Dismutase (OrgoteinÒ)
Verapamil
Kortison
Kollagenasen
IF-a-2B
?
Zytostatisch/antiproliferativ
TGF-b
Antiinflammatorisch
Kollagensynthese
Antiinflammatorisch
Kollagen
?
Reproduktionsmedizin 2´2001
127
Urologie
Tabelle 3
Operative Strategie bei der IPP
Keine ED
ED
Kurvatur < 30
±
Medikamentös
(Schwellkörperimplantat)
Kurvatur > 30
Korporoplastik
Korporoplastik + medikamentös
Schwellkörperimplantat
Kurvatur > 60
Plaqueinzision + Graft
(Plaqueinzision + Graft) + medikamentös
Schwellkörperimplantat
niskurvatur liegt deutlich höher als in
der Literatur beschrieben und wird mit
steigender Frequenz diagnostiziert.
Dies kann an einer heute veränderten
Einstellung zur Sexualität und einem offeneren Umgang mit medizinischen
Fragestellungen auf diesem Gebiet, insbesondere bei jüngeren Patienten, liegen (Ebbehoj u. Metz 1987; Poulsen u.
Kirkeby 1995; Yachia et al. 1993). Das
Durchschnittsalter dieser Patienten, die
sich an einen Arzt wenden, liegt zwischen 14 und 20 Jahren. Die funktionellen Probleme dieser Patienten sind oft
mit kosmetischen und psychologischen
Problemen vergesellschaftet (Horton
et al. 1985; Erpenbach et al. 1991).
Die Pathogenese der kongentialen
Peniskurvatur ist bislang nicht schlüssig geklärt. Wahrscheinlich ist ein unterschiedliches Wachstum der Corpora
cavernosa in der Embryonalentwicklung auf ein temporäres Androgendefizit bzw. Androgenresistenz zurückzuführen. Hierdurch kommt es zu einer
Asymetrie der Tunica albuginea.
Gleichzeitig können Differenzierungsstörungen der Penisschafthaut sowie
der Colle- und Buck-Faszie bestehen,
die zu einer Peniskurvatur führen (Kaplan u. Lamm 1975).
ner longitudinalen Inzision (Yachia
1990) oder einer Plikation der Tunika
(Ebbehoj u. Metz 1985; Fritz et al. 1990;
Nooter et al. 1994).
Das von Yachia beschriebene Verfahren (transversaler Verschluss einer
longitudinalen Inzision) ist ein einfaches und wenig invasives Verfahren,
das das kavernöse Gewebe intakt lässt
(Yachia 1990).
Die modifizierte Korporoplastik
nach Nesbit-KelaÃmi (segmentale Resektion der Tunica albuginea) ist zeitaufwendiger und erfordert gröûere chirurgische Erfahrung. Bei ausgeprägten
Kurvaturen kann es zu signifikanten Penisschaftverkürzungen kommen (Nesbit 1966; KelaÃmi 1985). Beide Techniken
erfordern einen Verschluss der Tunica
albuginea (Abb. 1).
Die Plikation der Tunica albuginea
auf der konvexen Seite der Corpora cavernosa ist eine einfache Operation
a
(Abb. 2). Die Langzeitergebnisse dieses
Verfahrens werden in der Literatur unterschiedlich bewertet (Poulsen u. Kirkeby 1995; KelaÃmi 1985; Fritz et al. 1990;
Karanikas 1994).
Die kosmetischen und funktionellen Ergebnisse der Korporoplastik sind
abhängig von der ¾tiologie, der Ausprägung der Kurvatur und der operativen
Technik (Tabelle 4). Die Erfolgsrate
liegt zwischen 60 % und 100 % (Ebbehoj
u. Metz 1985; KelaÃmi 1987; Knispel et al.
1991; Sislow et al. 1989). Patienten mit
einer IPP zeigen aufgrund der kavernösen Fibrosen und präoperativ bestehenden Erektions- bzw. Sensibilitätsstörungen deutlich schlechtere Ergebnisse
nach Korporoplastiken (Sislow et al.
1989; Bailey et al. 1985; Afsar 1993; Ralph
et al. 1995). Postoperative Komplikationen wie Restkurvaturen, Sensibilitätsstörungen, Ödeme, Wundinfektionen,
Penisschaftverkürzungen oder Indurationen werden in 10±64 % beschrieben
(Poulsen u. Kirkeby 1995; Knispel et al.
1991; Sislow et al. 1989; Ralph et al. 1995;
Frank et al. 1981; Sosa et al. 1984). Postoperative Hämatome sind durch eine
Leckage der Tunica albuginea nach
dem Nesbit-KelaÃmi-Verfahren häufiger
als nach einer Plikation der Tunica albuginea (Theiss et al. 1990). Penisschaftverkürzungen sind durch eine segmentale Resektion der Tunica albuginea bedingt. Durchschnittlich kann mit einer
Verkürzung von 1±2 mm pro 10 Kurvatur gerechnet werden. Ödeme und Sensibilitätsstörungen entstehen aufgrund
b
Korporoplastik
Die chirurgische Korrektur einer Peniskurvatur wurde erstmalig von Nesbit
1965 beschrieben (Nesbit 1966) und
1985 von Kelâmi modifiziert (KelaÃmi
1985, 1987). Zahlreiche weitere Modifikationen sind beschrieben. Die Korporoplastik besteht generell aus einer Verkürzung der Tunica albuginea auf der
konvexen Seite der Kurvatur durch eine
Exzision der Tunica albuginea (Nesbit
1966), einem transversem Verschluss ei-
128
Reproduktionsmedizin 2´2001
Abb. 1 a, b ~ Modifizierte Korporoplastik nach Nesbit-Kelami. a Exzison der Tunica albuginea auf der
konvexen Seite der Kurvatur. b Verschluss der Tunica albuginea
a
störungen werden bei 0,5±12 % beobachtet (Ralph 1999).
b
Penisprothetik bei der IPP
Abb. 2 a, b ~ Korporoplastik nach Schröder-Essed. a Plikationsnaht der Tunica albuginea auf
der konvexen Seite der Kurvatur. b Raffung der Tunica albuginea durch die Plikationsnaht
einer Läsion der Lymphgefäûe und des
neurovaskulären Bündels und können
meist durch eine sorgfältige Präparation mit der Lupenbrille vermieden werden. Indurationen im Bereich der Korporoplastik treten in bis zu 45 % auf
und sind durch spezielle Nahttechniken
zu minimieren (Popken et al. 1999).
Plaquechirurgie bei der IPP
Die Indikation zur Plaquechirurgie bei
der Induratio penis plastica besteht
im chronischen, stabilen Stadium der
Erkrankung, wenn ausgeprägte Kurvaturen ( > 60 ) vorliegen und keine
Erektionsstörungen gleichzeitig bestehen. Aufgrund eines deutlichen Längenverlustes bei ausgeprägten Kurvaturen nach einer Korporoplastik nach
Nesbit-KelaÃmi ist die Plaquechirurgie
diesem Verfahren vorzuziehen (Ralph
1999).
Eine ausgiebige Plaqueexzision mit
Ersatz der Tunica albuginea durch verschiedenste Materialien ist aufgrund
der auftretenden postoperativen Komplikationen (erektile Dysfunktion, Sensibilitätsstörungen, Rekurvaturen) heute obsolet (Austoni et al. 1995).
Die Plaqueinzision mit Deckung
des Defektes nach Schaftstreckung mit
unterschiedlichen Materialien ist heute
die Therapie der Wahl. Hierzu muss
eine Darstellung des gesamten Plaques,
meist unter Mobilisation des dorsalen
Gefäûnervenbündels erfolgen. Einige
Autoren beschreiben, dass eine Ausdünnung des Plaques durch Fräsen
oder Laser hilfreich sein kann. Danach
erfolgt eine Inzision des Plaques und
Streckung des Penis. Der entstehende
Defekt muss dann gedeckt werden.
Hier kommen unterschiedlichste Materialien zum Einsatz. Die gröûten klinischen Erfahrungen liegen mit Venengrafts vor (Tabelle 5). Die postoperativen Erfolgsraten betragen zwischen
75 % und 96 %. Postoperative Erektions-
Etwa 30±40 % der Patienten mit Induratio penis plastica haben aufgrund begleitender arterieller und/oder venookklusiver Störungen eine Erektionsstörung. Bei diesen Patienten ist die Implantation eines Schwellkörperimplantates die Therapie der 1. Wahl. Andere
Verfahren sollten wegen deutlich
schlechteren Ergebnissen und höheren
Komplikationen bei einer evtl. sekundär
erforderlichen Penisprothetik nicht
durchgeführt werden.
Aufgrund der bestehenden Vernarbungen und Fibrosen im Bereich der
Corpora cavernosa ist zur präoperativen Statuserhebung und Planung des
operativen Vorgehens eine Darstellung
der Schwellkörper (Kavernosographie)
sinnvoll.
Die Implantation von Penisprothesen bei Induratio penis plastica gehört
aufgrund der vernarbten Schwellkörperverhältnisse und der daraus entstehenden Problematik in die Hände erfahrener Chirurgen. Die Schaffung des
kavernösen Raumes gelingt nicht wie
üblich mit Dilatatoren. Oftmals ist eine
scharfe chirurgische Eröffnung und Dilatation der Corpora cavernosa mit speziellen Dilatatoren (nach Rosello) oder
speziellen Kavertomen (Wilson et al.
1999) nötig. In Einzelfällen sind
Tabelle 4
Erfolgsrate der Korporoplastik
Autor
¾tiologie
Op-Technik
Erfolgsrate [%]
Ebbehoj u. Metz (1987)
Poulsen u. Kirkeby (1995)
Klevmark et al. (1994)
Manning et al. (1998)
Schultheiss et al. (1998)
KelaÃmi (1987)
Poulsen u. Kirkeby (1995)
Popken et al. (1994)
Porst (1997)
Knopf et al. (1991)
Klevmark et al. (1994)
Manning et al. (1998)
Schultheiss et al. (1998)
Schubert u. Kümmerling (1992)
Ralph et al. (1995)
Porst (1997)
Kongenital
Kongenital
Kongenital
Kongenital
Kongenital
Kongenital
Kongenital
Kongenital
Kongenital
IPP
IPP
IPP
IPP
IPP
IPP
IPP
Plikation
Plikation
Plikation
Plikation
Plikation
Nesbit
Nesbit
Nesbit
Nesbit
Plikation
Plikation
Plikation
Plikation
Nesbit
Nesbit
Nesbit
94
60
81
73
67
96
82
90
89
35
82
47
57
89
82
77
Reproduktionsmedizin 2´2001
129
Urologie
Tabelle 5
Ergebnisse der Plaqueinzision mit Graft bei der Therapie der IPP
Autor
[n]
El-Sakka et al. (1998 b)
Akkus et al. (1998)
Montorsi et al. (1999)
Kadioglu et al. (1999)
Ralph et al. (1998)
112
42
50
20
20
Penisbegradigung
Penisverkürzung
Postoperative
ED
[%]
96
93
80
75
80
[%]
17
26
40
0
20
[%]
12,3
9,0
6,0
0,5
5,0
Schwellkörpererweiterungen mit einer
Patchplastik erforderlich (Knoll et al.
1993; George et al. 1996).
Prinzipiell sollten aufgrund der
physiologischeren Verhältnisse hydraulische 3-Komponenten-Implantate eingebracht werden. Hier haben sich insbesondere kleinere (downsized) Modelle
bewährt.
Die Komplikations- bzw. Revisionrate der Penisprothesenimplantation
bei vernarbeten Schwellkörperverhältnissen ist deutlich erhöht und beträgt
bis zu 30 %.
Eine Alternative zu Schwellkörperplastiken bei der operativen Korrektur
einer Peniskurvatur mit Penisprothesenimplantation ist die Modellage der
Schwellkörper um ein hydraulisches
Implantat. Diese Technik zeigt bei guten
kosmetischen Resultaten eine deutlich
geringere Komplikationsrate (Wilson
u. Delk 1994).
Hinweise für die Praxis
Aufgrund der steigenden Häufigkeit, mit der
sich auch junge Patienten mit Peniskurvaturen an den Arzt wenden, gewinnt dieses
Krankheitsbild zunehmend an Bedeutung.
Wichtig erscheint hier eine umfangreiche
Aufklärung der Patienten über Ursachen und
therapeutische Möglichkeiten. Eine therapeutische Intervention sollte dann erfolgen,
wenn diese Erkrankung für den Patienten
bzw. das Paar an Bedeutung gewinnt. Meist
liegen dann Penisschaftverkrümmungen von
mehr als 30 vor. In der Praxis hat sich eine
Autofotodokumention bewährt. Abhängig
von der ¾tiologie sollte dann das therapeutische Vorgehen geplant werden. Insbesondere bei Patienten mit Induratio penis plastica
ist zu berücksichtigen, dass Spontanremissionen möglich sind und eine operative In-
130
Reproduktionsmedizin 2´2001
tervention erst bei 6±12 Monate stabilem
Befund erfolgen sollte. Ebenso ist bei diesen
Patienten eine begleitende Erektionsstörung
für die Wahl einer operativen Therapie entscheidend.
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