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Die menschliche Sexualität und ihre Erziehung

2021, Schweizerische Zeitschrift für Heilpädagogik

Sexualerziehung oder Sexualbegleitung bleibt beliebig, wenn man sich nicht darüber verständigt, was man unter Sexualität, Geschlechtlichkeit und Liebe versteht. Was will man erziehen oder worin will man jemand unterstützen? So ist für Sigmund Freud Sexualität «eine umfassendere, nach Lust strebende Körperfunktion» zu denen er auch «die bloß zärtlichen und freundschaftlichen» «Regungen» zählen, «für welche unser Sprachgebrauch das vieldeutige Wort ´Liebe´ verwendet» (Freud, 1925) Für Loewit (1997) dagegen ist die Sexualität eine Form der Kommunikation und Merleau-Ponty (1966) wiederum sieht den Leib als Ausgangspunkt für alle Wahrnehmung und Erkenntnis in der Welt. Menschen mit Beeinträchtigung sollen deshalb darin unterstützt werden, einen achtsam wahrnehmenden Bezug zum eigenen Leib aufbauen zu können.

14 BEHINDERUNG UND SEXUALITÄT Gisela Erdin Sexualität und Liebe Grundsätzliche Gedanken zur Sexualität allgemein und bei Menschen mit Unterstützungsbedarf Zusammenfassung Sexualbegleitung bleibt beliebig, wenn man sich nicht darüber verständigt, was man unter Sexualität, Geschlechtlichkeit und Liebe versteht. Was will man erziehen oder worin will man jemand unterstützen? Für Sigmund Freud ist Sexualität «eine umfassendere, nach Lust strebende Körperfunktion», zu denen er auch «die bloss zärtlichen und freundschaftlichen» «Regungen» zählt, «für welche unser Sprachgebrauch das vieldeutige Wort ‹Liebe› verwendet» (Freud, 1925). Für Loewit (1997) dagegen ist die Sexualität eine Form der Kommunikation und Merleau-Ponty (1966) wiederum sieht den Leib als Ausgangspunkt für alle Wahrnehmung und Erkenntnis in der Welt. Menschen mit Beeinträchtigung sollen deshalb darin unterstützt werden, einen achtsam wahrnehmenden Bezug zum eigenen Leib aufbauen zu können. Résumé L’assistance sexuelle reste vague si l’on ne se met pas d’accord sur ce que l’on entend par sexualité, rapport au sexe et amour. Que souhaite-t-on transmettre et en quoi voudrait-t-on soutenir quelqu’un ? Pour Sigmund Freud, la sexualité est « une fonction corporelle embrassant l’ensemble de l’être et aspirant au plaisir », qui englobe également les « émois » « simplement tendres et amicaux » et « pour lesquelles notre langage courant emploie le mot ‹ aimer › dans ses multiples acceptations » (Freud, 1925). Pour Loewit (1997) en revanche, la sexualité est une forme de la communication, et Merleau-Ponty (1966) voit pour sa part le corps comme le point de départ de toutes les perceptions et découvertes en ce monde. C’est pourquoi les personnes en situation de handicap doivent être soutenues pour pouvoir développer une rapport attentif et conscient à leur propre corps. Permalink: www.szh-csps.ch/z2019-04-02 Sexualität oder Liebe? Sind Sexualität und Liebe das Gleiche oder sind es vielleicht sogar Gegensätze? Im Hochmittelalter unterschied man verschiedene Formen von Sexualität zwischen den Geschlechtern. Die Ehe zwischen Mann und Frau beruhte auf einem Vertrag. Sie wurde zuerst vor der Kirche geschlossen, wurde aus Vernunftgründen eingegangen und durch die Väter vereinbart. Es wurde innerhalb des gleichen Standes geheiratet und das Vermögen spielte eine bedeutungsvolle Rolle. Der Geschlechtsverkehr gehörte zur ehelichen Pflicht und wurde ausgeübt, um Nachkommen zu zeugen. Sich seiner Frau mit Leidenschaft zu nähern, galt als unziemlich. Im 12. Jahrhundert entstand die Verehrung der Frau durch Minnedichtung innerhalb der ritterlich-höfischen Kultur. In diesen Gedichten und Liedern wurde eine Frau, die mit einem anderen Mann verheiratet ist, gepriesen und die Liebe zu ihr verherrlicht. «‹Wie das Fischlein auf den Köder losschnellt›, so lässt sich der Ritter willenlos gefangennehmen und reift im Ausharren, im Minnedienst ohne Erhörung. Der Reiz, der im Verbotenen, nie Erreichbaren liegt, die ungelöste Spannung erzieht den Liebenden zum wahren Ritter; wenn sich die Begehrte versagt, zwingt die Zucht den Mann Schweizerische Zeitschrift für Heilpädagogik, Jg. 25, 4 /2019 BEHINDERUNG UND SEXUALITÄT zur Haltung» (Borst, 1963, S. 524). Unter Minne versteht man also eine sehr gefühlsbetonte Liebe ohne Geschlechtsverkehr. Georges Duby, ein französischer Historiker, betonte die Gleichzeitigkeit des Aufkommens höfischer Liebe mit ihren Normvorschriften und die Durchsetzung des Zölibats (Finger, 2004, S. 13). Für den lustvollen Geschlechtsverkehr gab es Mätressen. Natur oder Kultur? Sigmund Freud schliesst an dieses Verständnis von Sexualität und Liebe an. Er behauptet, die Sexualfunktionen seien beim Kind von Anfang an vorhanden und es brauche eine lange und komplizierte Entwicklung, bis sich aus ihnen das normale Sexualleben der erwachsenen Person gebildet hat (Freud, 1925). Die Phasen der kindlichen Sexualentwicklung, die Freud beschreibt (1920a, S. 23), wurden häufig rezipiert, ohne die wesentlichen Implikationen, die Freud damit verbindet, zur Kenntnis zu nehmen. Der wichtige Punkt in dieser Entwicklung ist für Freud nämlich die Überwindung der Natur durch die Kultur. So bezeichnet er Kinder als «polymorph pervers», was nicht moralisch gemeint ist, sondern als natürlicher Zustand, der von der Kultur überformt werden muss, indem «Triebanteile» beiseitegelassen werden (Freud, 1925). Scham und Ekel sind die Mächte, die daran beteiligt sind, den Trieb innerhalb der als normal geltenden Schranken zu bannen (Freud, 1920a, S. 23 und 33). Menninghausen (1999) fasst die Unterscheidung von Kultur und Natur, die Freud macht, treffend zusammen: «Kultur ist die permanente Erzeugung abjekter1 1 «Abjekt» bedeutet verächtlich. Gemeint ist eine Ablehnung, die nicht im diskursiven Bewusstsein stattfindet, sondern im Körperempfinden verankert ist. Schweizerische Zeitschrift für Heilpädagogik, Jg. 25, 4 /2019 Gegen-, Neben- und Unterwelten, ein ‹ekelhaft, abscheulich und verwerflich› machen; Ekel ist der Name dieser Affektverwandlung. Die Ambivalenz und die Kosten dieser Verwandlung machen das Unbehagen in der Kultur aus» (S. 282). Damit ist der Mensch in eine Zweiheit geworfen: Er besteht aus Natur, der er durch seine Triebe angehört. Er gehört auch der Kultur, der Zivilisation an, die von ihm Triebverzicht fordert. Damit ist aber nur eine mögliche Denkfigur beschrieben, nämlich diejenige, die den Leib – und somit die damit zusammenhängende Sexualität – der Natur zuordnet 2. Für Menschen mit einer Behinderung ist diese Auffassung, dass der Leib ein Naturprodukt ist, das vom Menschen veredelt werden muss, noch gravierender, da dieser Leib mit Störungen behaftet gedacht wird. Behinderung wird in der Regel nicht als Seinsform akzeptiert, besonders nicht auf der leiblichen Ebene. «Der Körper als zentraler Verhandlungspunkt in sozialen Interaktionen wurde bisher auch und vor allem im Bereich der Behindertenpädagogik unterschätzt» (Langner, 2011, S. 137). Der Fokus liegt diesbezüglich immer noch auf der Beschädigung des Körpers, der wiederhergestellt werden soll, was durch das medizinischtherapeutische Eingreifen geschieht. Klee, ein Mensch mit einer körperlichen Beeinträchtigung und einer der Wortführer in der Selbstbestimmungsbewegung, beschreibt dies als «Enteignung des Körpers und des Bewusstseins» (Klee, 1987). 2 Butler (1991) widerspricht und zeigt auf, dass auch der Leib und alles Natürliche in unserer Vorstellung bereits sozial konstruiert ist. 15 16 BEHINDERUNG UND SEXUALITÄT Sexualität ist leiblich Sexualität ist leiblich. Dies wird von Sigmund Freud mit naturhaft, triebhaft-tierisch gleichgesetzt. Loewit (1997) weist dagegen darauf hin, dass der Mensch – im Gegensatz zum Tier – zu jeder Zeit ein sexuelles Wesen ist, wenngleich nicht immer fortpflanzungsfähig. Deshalb widerspricht er denen, die Sexualität auf die Fortpflanzungsfunktion einengen. Damit ist die menschliche Sexualität für Loewit etwas grundsätzlich anderes als beim Tier, das sich ausschliesslich zur Brunftzeit paart, wenn Fortpflanzung möglich ist. Er schliesst daraus, dass die Sexualität beim Menschen neben der Fortpflanzung eine weitere, wesentliche Funktion hat; sie sei ein Mittel der Kommunikation: «Man könnte auch sagen, die Kommunikationsfunktion seiner Sexualität ist das eigentlich Menschliche, der eigentliche Unterschied zwischen menschlicher und tierischer Sexualität» (ebd., S. 31). Aus diesem Grunde würde Loewit statt vom Geschlechtstrieb auch lieber vom «Beziehungstrieb» sprechen (ebd., S. 70). Für Loewit ist Sexualität keine isolierte Lustquelle, sondern «die Verleiblichung unserer Beziehung im weiten nicht-genitalen und im engen genitalen Sinn» (ebd., S. 72). Der Mensch ist – im Gegensatz zum Tier – zu jeder Zeit ein sexuelles Wesen. Sieht man den Trieb wie Freud als Beginn allen menschlichen Strebens, dann wird die Mutter zum ersten «Triebobjekt». Stellt man aber die Intersubjektivität oder «Bindung» zwischen den Menschen an den Ausgangspunkt des Lebens (wie dies neuere Strömungen in der Psychoanalyse tun, vgl. Bowlby & Ainsworth, 2016 u. a.), dann verändert sich die gesamte Vorstellung von Sexualität oder Liebe. Sie wird zu einem zwischenmenschlichen Phänomen, in dem es Sympathie (Verbindung) und Antipathie (Abgrenzung) gibt. Die gegenseitige Berührung ist die Funktion der Sexualität und nicht die Triebbefriedigung, welche eine blosse Selbstbezogenheit darstellt oder die «Dienstleistung» eines anderen Menschen in Anspruch nimmt. Das Begehren Freud nennt die Energie des Sexualtriebes «Libido» (Freud, 1925). Es sei eine Energiequelle, mit der das Kind bereits auf die Welt kommt. Für Freud äussert sie sich «zuerst als Tätigkeit einer ganzen Reihe von Triebkomponenten, welche von exogenen Körperzonen abhängig waren, […] auf Lustgewinn ausgingen und ihr Objekt zumeist am eigenen Körper fanden» (Freud, 1920b, Kursivsetzungen im Original). Der Sexualtrieb folgt dem «Lustprinzip», der «primären Arbeitsweise des seelischen Apparats» (ebd.). Mit dem Ödipuskomplex beschreibt Freud die Überwindung des reinen Lustprinzips und die Unterordnung unter den Vater aufgrund der Kastrationsangst des Jungen und aufgrund des Penisneides des Mädchens. Wilhelm Reich (Psychiater, Psychoanalytiker3 und Sexualforscher, 1897–1957) vertritt die genau entgegengesetzte Ansicht. Er sagt, die Lebenskräfte regeln sich selbst, ohne Zwangspflicht oder Zwangsmoral. Unter Lebenskräfte versteht er den gesamten somatischen Bereich des Menschen. Dazu zählt er auch die Sexualität. Die Unterdrückung dieser Kräfte sind für Wilhelm Reich «sichere Anzeichen für vorhandene antisoziale Regungen. Die antisozialen Handlun- 3 Er geriet in einen Konflikt mit Sigmund Freud und wurde 1934 aus der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung (IPV) ausgeschlossen. Schweizerische Zeitschrift für Heilpädagogik, Jg. 25, 4 /2019 BEHINDERUNG UND SEXUALITÄT gen entstammen sekundären, durch die Unterdrückung des natürlichen Lebens entstandenen Trieben […]. Der lebens- und sexualverneinend erzogene Mensch erwirbt eine Lustangst, die physiologisch in chronischen Muskelspannungen verankert ist» (1969, S. 15f.). Es stehen sich also zwei verschiedene Betrachtungsweisen gegenüber: 1. Zum einen ist es die Anschauung von Freud, die auch in den patriarchalischen Religionen zu finden ist. Der Mensch besteht aus der sündhaften, lustvollen Natur, die durch die Kultur oder die Gottesfurcht teilweise unterdrückt werden muss beziehungsweise von der mit dem «Inzestverbot» Triebteile abgespaltet werden müssen. Die Zivilisierung der sogenannten «Naturvölker» durch die Kolonisation wird durch diese Anschauung gerechtfertigt (Tissberger, 2013). In den Worten von Freud (1930): «Es genügt uns also zu wiederholen, dass das Wort ‹Kultur› die ganze Summe der Leistungen und Einrichtungen bezeichnet, in denen sich unser Leben von dem unserer tierischen Ahnen entfernt und die zwei Zwecken dienen: dem Schutz des Menschen gegen die Natur und der Regelung der Beziehungen der Menschen untereinander». 2. Die gesamte körperorientierte Psychotherapie zum anderen macht diese Unterscheidung nicht. Im Gegenteil, es ist wichtig, seinen Leib zu verstehen. Wilhelm Reich gilt als Vater der körperorientierten Psychotherapie. Er stellte die Freud‘sche Neurosenätiologie infrage und entwickelte die Charakteranalyse. Nach Reich (1969) sind alle Neurosen psychosomatische Störungen, da der Leib ein Teil von uns ist, in dem sich das Erlebte verkörpert. Schweizerische Zeitschrift für Heilpädagogik, Jg. 25, 4 /2019 Eine dritte Einstellung zum eigenen Leib wird von Merlau-Ponty (1966) vertreten. Er spricht dem Leib eine Doppeldeutigkeit zu, er ist Objekt und Subjekt zugleich. Dabei ist der Leib Ausgangspunkt für alle Wahrnehmung und Erkenntnis in der Welt: Endlich ist mein Leib für mich so wenig nur ein Fragment des Raumes, dass überhaupt kein Raum für mich wäre, hätte ich keinen Leib» (S. 127). Der Leib ist «das Vehikel des Zur-Welt-Seins» (ebd., S. 106). Deshalb ist es wichtig, seinen Leib zu kennen, ihn wahrzunehmen, seine Weisheit zu achten und sich mit ihm zu befreunden. Er ist nicht das Gegenteil von Kultur! Er ist aber auch nicht das Ganze, was den Menschen ausmacht. Er kann sich nämlich seinem Leib gegenüberstellen und Verantwortung übernehmen, was er leiblich auslebt und was nicht. Damit wird die Sexualität zu einem Gespräch mit dem eigenen Leib und mit dem verleiblichten Sexualpartner, d. h. dem Liebespartner in seiner Verleiblichung: «Die Psyche kann nur funktionieren, indem sie in Bezug zum gesamten Körper steht, der wiederum die Interaktion mit der äusseren Welt sicherstellt» (Kern, 2014, S. 47). Es ist wichtig, seinen Leib zu kennen, ihn wahrzunehmen und sich mit ihm zu befreunden. Fazit Eine die Sexualität des Menschen mit Unterstützungsbedarf bejahende Assistenz muss sich bewusst werden, dass die «Enteignung des Leibes» durch die Behandlung von medizinischen und therapeutischen Fachpersonen sowie Erziehenden bei Menschen mit Unterstützungsbedarf häufig weitreichend ist. Andere bestimmen über den Leib des Menschen mit Unterstützungsbedarf: Sie waschen ihn, sie geben vor zu wissen, was 17 18 BEHINDERUNG UND SEXUALITÄT das Beste für ihn ist und «verbessern» ihn durch Übungen oder Operationen (Klee, 1987). Für diese Menschen ist es wichtig, zuerst einen achtsam wahrnehmenden Bezug zum eigenen Leib aufzubauen. Bei der Frage, ob eine Berührerin hinzugezogen werden sollte, muss auch dieser Aspekt bedacht werden: Hilft es dem Menschen, sich mit seinem Leib und seiner Sexualität näher zu befreunden oder wird die Befriedigung leiblicher Bedürfnisse einfach an eine weitere dienstleistende Person externalisiert? Menschen mit Unterstützungsbedarf müssen darin gefördert werden, selbstverantwortlich Handlungen zuzustimmen oder abzulehnen. In unserer pluralistischen Gesellschaft gibt es wenig rechtlich legitimierte Einmischung in das Privat- und Intimleben. Es ist weitgehend erlaubt, seine Sexualität in unterschiedlicher Art und Weise zu leben. Es gibt dennoch Gesetze, die eingehalten werden müssen und ethische Grundhaltungen, die eingefordert werden. Da wir nicht nur unser Leib sind, sondern uns diesem auch reflexiv entgegenstellen können, müssen wir nicht jedes leibliche Verlangen (nicht jede Sexualpräferenz) ausleben. Wird unter Sexualität ein leiblichemotionales und begriffliches Gespräch verstanden, dann beginnt dieses Gespräch mit dem Zuhören: dem Zuhören dem eigenen Leibe, den Neigungen und Gefühlen und den leiblich sich äussernden Emotionen und Gefühlen meiner Partnerin bzw. meines Partners. Dieses Gespräch ist nur möglich in symmetrischen Machtbeziehungen. Darum ist das Verbot einer Sexualhandlung mit Kindern, Jugendlichen und mit Menschen, die in einem Abhängigkeitsverhältnis stehen, wie es in unserer Gesetzgebung verankert ist, ethisch richtig. Menschen mit Unterstützungsbedarf sind überwiegend gewohnt, sich asymmetrischen Beziehungen unterzuordnen, weil sie in einem Betreuungsverhältnis leben. Sie müssen darin ermutigt werden, auf ihren Leib und ihre Emotionen zu hören und selbstverantwortlich Handlungen zuzustimmen oder abzulehnen. Sie müssen ebenfalls dahingehend unterstützt werden, die leiblich-emotionalen Äusserungen anderer Menschen wahrzunehmen, zu verstehen und ernst zu nehmen und nicht nur auf Anweisungen hin zu handeln. Sexualität, das Bedürfnis nach einer erotischen Freundschaft, ist das Bedürfnis, sich selbst sein zu dürfen in der Gemeinschaft mit einer anderen Person. Menschen mit einer geistigen Behinderung können sehr wohl solche Freundschaften schliessen und aufrechterhalten. Sie müssen aber die Gelegenheit erhalten, Fähigkeiten zu üben wie symmetrische Freundschaften zu schliessen und aufrechtzuerhalten, Nähe und Distanz auszuhandeln, Zurückweisung und Einsamkeit zu ertragen sowie Bedürfnisse und Ängste zu benennen. «To be loved means to be recognized as existing» (Thich Nhat Hanh, Interview am 12.05.2013 ). Literatur Borst, A. (1963). 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