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Florenz! [catalogue entries/schede di catalogo]

D I E STA D T DER RENA ISSANCE I vro-.(' {I,...... '7;.(' ....... - QjNGHセBM Tiff""- " ..t.-,.. ".... N .... _ セ@ 135 セB H イ@ Leonardo da Vinci (1452- 1519) Schematischer Plan von Florenz Um 1515 Feder und Tinte, laviert, schwa r ze Kreide, auf Papier, 298 x J99mm The Royal C ollec tion, HM Quee n E Ji zabeth IT . In v. RL I268I , P (L) 453 Die Z eichnung entstand vermutlich um 1515 und rekurriert sowo h 1auf Leonardos Idealsta dtpläne als auch auf sein e langjä hri gen Au seinand erse tzunge n lnit dem N utzen un d den Gefahren vo n Flüssen im urbanen Raum. Das rigoros orth ogonal reprä sentierte und radikal rationa li sierte Floren z erscheint als Polygon , dessen zehn Ecken durch namentli ch bezeichnete Stadtto re befes tigt sind , auf di e zugleich die gerasterten Straßen zulaufen. D er ve rtikal fli eßende Arno teilt die Stadt (und das Blatt) in zw ei annä hernd gleic he Hälften , die durch fünf Brü cken verbunden sind. Zwischen Porta al Prato und Porta San Frediano ve rläss t der Fluss die Stadt und bege gnet dem im rechten Winkel vo n link s einströmend en Mugnone. Seine Stö rung erze ugt immer stä rker ausschw in ge nde M äa nd er, di e den begradigten Arno nachträglich durchkreu ze n . G eom etri sche Ordnung und die nicht zu zä hm ende D y n amik des Wa ssers stehen sich antago ni sti sch ge genüb er; ein e Dramatisierungjenes Gegensatzes, der sc hon Leona rdos berühmte K arte vo n Imola (Windsor 12284, um 1502) charakterisiert. Wie sich Gitter und Polygon mit dem Impetus des Fluiden ve rmitteln lassen, lässt di e späte Zeichnung offen. Frank Fehrenbach 136 Baldassare Peruzzi (1481 -- 1536) Diagrammatischer Grundriss der Florentiner Stadtmauern 153 0 (?) Schwarze Kreide, Feder und Tinte auf Papier (L); sc hwa rze Kreide (v.); eine hori zo ntale und fünf ve rtikale Kni ckfalten ;Wasserzeich en: zwei Schlüssel in einem G lobus mit Kreu z, 415 x 574 111m. Aufschrift recto: »occidens - porta al prato - porta a faenza - porta a S. ga llo - P[orta] (7) - porta a pintj - P[orta] (7) - Sep rten]trio - porta ala cro ceP[orta] (7) - P[orta] (7) - p o rta alajustitia - oriens - arno f[ium e]- porta a S[an] Nic [o]lo - mo[n]teporta a S[an] giorgio - porta a S[ant]o p[ier] Ga ctolini - m.o [n]tuoso - porta a S. fer iano -- M eridies - molino - civitas h aec hab et pom erius [ntus et extra -molino - porticciola deI prato - S[an] Jova nj - S[ant]a M[ariJ a del fiore - molino - ponte ruba co [n]te - porta - po[n]te vechio - pala zzo a spinj - po[n]te a S[anta] Trin ita - po[n]te ala Carraia [Autograf} < Au fsc hrift ve rso : »360 - 360 - Il - I [suk zess ive]" Stem.pel: Lu gt ro62 Florenz, Gabinetto Diseg ni e Stampe de gli Uffi zi In v. 360 A Die Karte Baldassa re Peru zzis zeigt den Rin g der Florentin er Stadtmauer in synthetischer \JIleise. Ihre Datierung varii ert zwisc hen Anfang der 1:520er Jahre - als Kardin al Giulio de' M edici, der spätere Papst Clemens VII., erstmal s sein e Absichten äußerte, die Wehranlagen der Stadt zu ern eu ern (Marani T984) - und dem Janu ar des Jahres J5 30. Di eses zweite Datum ergibt sich aus der 1978 vo n Ni cholas Adams aufgestellten These, die Zeichnung bezeuge Peru zzis Mitw irken bei der Belagerun g vo n Florenz auf päpstli cher und kaiserli cher Seite, und zwar als Architekt im Dienst der R epublik Siena.Tatsächli ch ersc heint die auß ergewöhnli che Selektion der in der Zeichnung gegeben en Infornutionen auf das engste mit einer militärischen Operation verbunden , als hand ele es sich um einen vorbereitenden Plan oder eine erste Au skundsc haftun g. Die Begrenzungslini en der Mau ern sind insgesamt nur sehr vage angegeb en, werden aber im südlich en Teil, wo die spanischen Truppen stand en , prä ziser. Im Stadtinneren sind nur der Dom und das Baptisterium wiedergegeben, während entlang der M auern alle Mühlen , Brücken und auch der fLir di e Kontrolle des funo strategisch situi erte Palazzo Spini verzeichnet sind; zentrale Informationen zu den Verteidigungseigenschaften der Stadtmauer w ie den Schu ssba hn en , der Breite der Straßen entlang des Flusses und dem unb ebauten Areal entlan g der Mau ern fehlen ebenso wenig. Obgleich in einem der schwersten M o m ente ihrer G eschichte und no ch dazu vermutli ch im feindlichen La ger entstanden , vermittelt di e Zeichnung ein Bild vo n Florenz in seinen alten Stadtmau ern aus dem T4. Jahrhundert, die die Stadt auch aufgrund des M ythos ihrer Unbesiegbarkeit, der we nig später zerstört we rd en sollte, als Zeichen du·er Identität bewa hrt hat. D ario D onetri l3ibliogr:1fie Marani in: Au ss t.-K at. Flore nz [9 84, S. W ur m [9 84, s. [75- [76; Günth er bes . s. [j -j 4. Abb. [8 r T J, Kat. - Nr. 6 7 : [988. S. [70; Fara [999, S. J - 18, Die wohl um 1575 au sgeführte Z eichnung ist ein e Teilstudi e für di e Sze ne d er Ten ll e di PozzlI oli, di e G irolamo Ma cc hi etti fü r ein es der Türchen des in sein er komplexe n Symbolik un d lko nog rafi e vo n Vin ce nzo Bo rgini konzipierten silldiolo Fran cescos l. ge ma lt h at. Di e Stud ie ze igt ein en jun ge n M ann , nach dem lebend en M odell geze ichn et, w ie di e akkurate W iederga be des auf Stu fe und Wand fa ll enden Schattens beweist. Von ein em and eren M ann , der ge rad e di e T hermen verl ässt, emp fa ngt der Jün glin g ein Lein entuch. Von di ese r zwe iten , ka U111 sichtbaren Figur hat Ma cc hi etti in wen ige n Stri chen di e Beweg un g der Arm e, die lebendi ge n Au ge n un d da s bewegte H aa r ski zziert. Mit ge übten , leichten Kreidestri chen ist es dem Kün stler gel unge n , di e Mu skelma ssen, das N ac ken haa r und sogar di e Wand mit dem Sc hatten des Badenden sanft leuchtend h er vo rzuheben. Die T iefe des R aum es ist mit den Nuan ce n roter und weißer Kreide defi ni ert, sodass die R äumli chkeit eher aus Licht und Schatten denn aus einer p erspekti vischen Kompositi on zu entstehen schein t. Sergio Risalili 162 Antonio da Sangallo d . Ä . (um 1455 - 1534) und Francesco da Sangallo (1494 - 1534) R ec to: Ausschnitt aus Donatellos Aposteltür, Architekturdetails und weiblicher Akt Verso: Seilw inde Um 1525 R ecto: Zirkel, ro te Steinstaubgrundierun g, Feder, verdünnte T usc he und B le iwe iß au f Pap ier Verso: Feder au f Papi er, 397 x 275 111m Wa sse rze ichen: Kreuz über Dreiergipfel (Briguet 11 7 18) [nve ntarste mp el "Lu gt 929« Aufschrift rec to: »M « (autog raf); 39, 64 "Ant. S. Ga llo « (vo n späte rer Hand) Aufsc h rift ve rso : "Ant. S. Ga ll o« (vo n späte rer H and) Flo renz, Ga bin etto Diseg ni e Stampe deg li Uffi zi l nv. 260 F So w ie zwe i weitere in den Uffi zien aufbewa hrte Blätter (ln v. 25 9 Fund 261 F) ze igt di ese Zeichnun g mit leichte n Vari ation en R eli efs aus D o natellos Bronze türen für die Alte Sa kri stei von S. Loren zo (1443 - T443), di e sie in einer we ichen Lin ienfüh run g in der Art Botticell is w iedergibt, ähnli ch den grafi sc hen Fi g urenübun gen Filippino Lippi s (Natali 1992) . 260 F zeigt da s Feld mit den beiden Eva n gelisten M ark us und Luk as vo m rec hten Flügel der Apos teltür. Wä hrendjün gere Z uschreibun- Bi bl iog rafie Pr: tri o li Tofa ni 2ooR , S. 130- 13 1: Nr. 60 (mit ßi bliograti c) 257 ge n der Serie den Namen des Architekten und Bildhauers G iuliano da Sa nga llo bevorz uge n , beobac hteren H einrich vo n Geymülle r (1885) und Bernard Berenson (I90 3) in ersten kennersc hafrli chen Übunge n di e N ähe der Bl ätter ZU111 Skizzenbuch des Brud ers Anton io des Ält eren (lnv. 7793-7907 A) , das vo n Geymüller dem Gabinetto Disegni eS tamp e der Uffi zien üb erl assen hatte (Ploder 2006) . Nicht nur, d ass di e gesa mte Fläche von Vorder- un d Rü ckseite des Blattes mit akribi sch geze ichneten Figurenstudi en und ra sc h hingeworfene n K o nstruktion ss ki zze n un d Architekturd eta ils bedec kt ist, deutet darau f hin , dass di eses Blatt ursprüngli ch Teil des Ski zze nbu chs war. Auch Besc haffenhe it, R aster und Wasserze ichen des ve r we nd eten Papiers enrsprechen denen des Skizzenbuchs. ln den 1520erJahren begann auß erd em ein and eres Mitglied der Fami lie Sanga ll o, Francesco di G iulian o, das W erkstatt- und Skizzenbuch zu führen, und zwa r ge rade mir Fig urenstudi en w ie etwa zwei Versione n eines wei bli chen Torsos (Fede rze ichnung, l nv. 7809 A ve rso), die sehr gena u dem hi er mit dem Pinsel gezoge nen Torso am rec hten un teren R and von m att 260 F entsprec hen . Für die Urheberschaft Fran cesco da Sa n ga ll os m ag üb erdies d ie Ähnlich keit der Pro fil zeichnun g der beiden Eva nge li sten mit einer Srud ie na ch der Sk ulp t ureng rupp e der HeiligeIl A illia in Orsanmichele (Inv. 7794 A ve rso) im Skizze nbu ch sprec hen. Auch anges ichts der sta rken Au sri chtung an der Formcnsprache Donatell os in Francescos bi ldhaueri sc hem W erk (Caglioti 20 1 1a) sc heinr die bisher geäußerte Z usc hreibun g der Zeic hnun g 260 F zwe ifelh aft. Vielm ehr bestäti gen di ese W erk stattbl ätrer, w ie se hr sich im Corp us der Sa nga ll o-Zeichnun ge n kün stleri sc her und fa m ili ärer Traditi o nsZLIsamm enh ang LiberIage rn. Dnrio DOlle/li Bibl iog r,fle Perrio li T ofa n i JC)C)J. S. [1 6: N atali in: Ausst.-Kac. Florenz 1992. S . 39-40, K :1 t. -N r. 1.1 I ; Mc.:lli 2006, S. 15 0 Anm. 4; Plodt,'J" 2000, S. J -79, bcs. S. (i] - 62, Nr. 352; Cagliocj 201 1:1, S. 37- 53. bes. S. 53 An lll . ' 5; Genrilini 20 13. S. 72-gS. bes. 5. 8 1 Abb. 12. S. S5 Anl11. 01 KUNST UND W I SSENSC H AFT: VOM NATURSTUD I UM Z U G ALI LEO GA U LE ! 23° Antonio da Sangallo d.]. (1484 - 1546) Arabisches A strolabium Vor 1520 Si lberst ift , Federzirkel und Feder auf Papier, Inittig gefa ltet, 230 x 336 mm Inventarstempel »Lu g t 930« Aufschrift: »Da qu esta banda sta 1o alidada Strolabio Eg ypti zio daritto e dari ve rso - da qu es ta band a si inca passa le tavole un a so pra all altra cioe tre tavo le e di poi la ragna qui retro desegniateAlidada - Li bu si dell o alid ada co lli q uali sintraguarda sono tutti da l lnezo in la co n'le sta segni ata - vite femina - asse a vite quale se cingie le ta vole t la ragna et 10 alidado « Floren z, Gabinetto Disegni e Stampe degli Uffi zi In v. 1454 A rlv Die zwisc hen 1500 und 1520 entstandene Zeichnung stammt vo n der H and des Florentin er Baumeisters Antoni o Cordin i, ge nannt Antonio da Sanga Ll o der Jüngere (Scagli a I991). Das Blatt gibt minutiös di e Einzelteile eines arabischen Astrolabiums wieder. Auf der Vord erseite des Blattes ist die obere Planisp härenscheibe der insgesa mt drei Scheiben der M ate r w iedergegeben , da neben die Rü ckseite, in der oberen Hälfte di e Alhidade sowie die als Ersatz fLir die Originalteile dienend e Schraube mit Mutter. Die Rü ckseite des Blattes ze igt im selben M aßstab das N etzgitter des Astrolabium s m it spitz zulaufend en Z eigern. Obsc hon Sangallo sich erli ch ni cht Arabisch sprach , sind auf allen Teilen di e Originalgravuren in kufisch en Lettern gut les bar wiedergegeben ; selbs t die Signatur des um die Mitte des 9.Jahrhunderts in Bagdad tätige n Astrolabienbau ers Khafif rech ts o ben auf der Rü ckseite des Astrolabiums konnte entziffert we rd en (Saliba 1991). Sangal1 0s Interesse galt diesem Stü ck aber sicher nicht nur seiner exo tisch en Fo rm en wegen, so nd ern vo r alleIn als m athernatisc h- astron o misc hem M essinstrumen t. Darauf we isen au ch di e in abendländi sch er Schrei bweise am Rand verm erkten Zahlenwerte der W inkelmaße des linken Quadranten hin. Die Rü ckseite diente zud em offenbar alsVorla ge fLir den Kompass, den Antonio da Sa ngallo bei der Land vermess ung benutzte (Cam erota 2001).Wie n oc h we ni ge andere Blätter in den Uftl zien (I nv. 1455 A, 3945 A) belegt di ese 23 I Z eichnun g Sangallos In teresse an vermessu ngstechnisch en Fragen . Im reich en Fund us von Geländea llfnalunen und Bauplänen des Arcbüekten und Festun gsba um eisters befi nd et sic h eine eigene kleine Abteilung mit akribisch ausgeflih rten Zeichnungen unter der R.ubrik "Strolabii et quadranti«. Dnrio DOlletti Dibli og raflt' Saliba 199 1, S. 109 - [19; Scaglia in: Froll1ll1('l/Adams QセYTL@ S. 227-229; CJIllt' rot:1 in: Ausst. - K:H. Fl ore nz 200111002, $.152, KJt.-Nr. X.I. H; Sa li ba 2007. 5.222 - 223 Span isch (?) Astrolabi um Ende 16. J ahrhund er t M essing, vergoldet, 0 8,5 cm Flo renz, Mu seo Ga lil eo In v. IT OS Unter den astronomischen Instrun'lenten aus der Zeit vor der Erfindung des Teleskops w ar das planispährische A strolabium das wo h l m eistb enutzte . E s bes teht in der H auptsach e aus vier Teilen: der M ater, einer am R and erhöhten Scheib e mit Aufhäng ungsr in g, in d ie soge nannte Tymp ana mit den Azimuthkoo rdinaten für de n j eweili ge n Beobachtun gso rt eingelegt werd en , und darüb er di e net zartig durchbro chene R ete, i n di e di e Projektion des Sternenhinunels nut der Position w ichtiger Fi:xsterne g rav iert ist. Auf der Rü ckseite der M ater ist als ve rstellbare Visiervorrichtung eine sogen annte Alhidade angebracht. Aus seit dem 7. J ahrhund ert entstand enen Schriften üb er den Gebrau ch des 297 Astrolabium s geht hervor, dass es außer zu astronomi schen Zwecke n und zur Zeitbestiml1lung unter and erem bei der Landvermess un g zum Einsatz kam . Di eses Tasc henastrolabium sta mmt w ie m ehrere ähnli che St ücke unterschiedlich er Größ e und Entstehungszeit au s der Medici-Sammlu ng. Es verfü gt üb er zwei auswec hselbare Tympana für den 37. bzw. 40. Breitengrad, was un gefa hr der Breite vo n Sevilla b zw. Toledo entspricht. Auf der Rück seite ist die Orthogonal projektion aus dem T6. Jahrhundert nac hJu an de Rojas wiedergegeben. Gia/gia Strallo 13ibliografle Miniati 1991 , S. S, NI'. 9; Call1erota 20 103. S. 100- 10 1