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Kunsthalle Wien: Destination Wien 2015, Vienna 2015

Destination Unknown die durch Arbeitsprozesse patinierte Tisch platte seines Studios auf die Gleise der Wiener Schnellbahn, um sie beim Überrollen in drei akkurate Teile trennen zu lassen … "Skulptural" im klassischen Sinn wirken Julian Göthes schwarz glänzende Figuren, die etwas zu zitieren scheinen, ohne aber eine konkrete Referenz zu verraten. Stets überlebens groß, laden sie den Ausstellungsraum mit ihrer unheimlich wirkenden Anwesenheit auf und ziehen uns in den Bann: telepathische Kräfte, als minimalistische Konstruktion getarnt.

Kunsthalle Wien 4471 Berlin, Germany December 13, 2018, 12:35pm n i l ny r e B rma e G m DESTINATIONkWIEN 2015 4 2 5 n e i W e l h l c i a e h r t er s t n s u K Ö 1 DESTINATION WIEN 2015 2 DESTINATION WIEN 2015 1 DOKUMENTATION 2 STATEMENTS Christian Höller oellinger/rainer Christian Egger Stefanie Sargnagel 3 KÜNSTLER/INNEN Adrian Alecu Ovidiu Anton Anna Artaker Kurdwin Ayub Josef Bauer Cäcilia Brown Adrian Buschmann Hugo Canoilas Julian Charrière 3 4 12 58 60 66 70 74 78 80 86 90 94 98 102 106 110 114 Mitya Churikov Los Destinados 118 122 Julius Deutschbauer Klaus Pobitzer Panos Mylonas Eva Egermann Christian Eisenberger Christian Falsnaes Marina Faust Lukas Feigelfeld Daniel Ferstl Andreas Fogarasi Heinz Frank Heribert Friedl Peter Fritzenwallner G.R.A.M. Kerstin von Gabain Till Gathmann Aldo Giannotti Sofia Goscinski Julian Göthe Eva Grubinger Harald Gsaller Rebekka Hagg Michael Heindl Nicholas Hoffman Ana Hoffner David Jourdan DESTINATION WIEN 2015 126 130 134 138 144 148 152 156 160 164 168 172 176 180 184 188 192 196 200 204 208 212 216 Barbara Kapusta Eric Kläring Tonio Kröner Tina Lechner Sonia Leimer Paul Leitner Constantin Luser Nana Mandl Christian Mayer Ralo Mayer Sarah Mendelsohn Melitta Moschik Hans Nevídal Josip Novosel Denise Palmieri Michael Part Nicola Pecoraro permanent breakfast 220 226 230 234 238 242 246 250 254 258 264 268 272 276 280 284 288 292 Friedemann Derschmidt Ursula Hofbauer Abbé Libansky Karin Schneider Barbara Zeidler Lilly Pfalzer / Sergio Valenzuela Karin Pliem Johannes Porsch Hanna Putz Andreas Reiter Raabe 296 300 304 308 314 Ritornell Valentin Ruhry Maruša Sagadin Ari Sariannidis Johann Schoiswohl Leander Schönweger Misha Stroj Philipp Timischl Jenni Tischer Octavian Trauttmansdorff Nadim Vardag Salvatore Viviano Tanja Widmann Birgit Zinner 318 322 326 330 334 338 342 346 350 354 358 362 366 370 4 WERKLISTE 374 5 DESTINATION WIEN 2015 EXTENDED 382 IMPRESSUM DESTINATION WIEN 2015 390 4 5 DIE KUNSTLANDSCHAFT WIEN IM WEITWINKEL Wenn eine Ausstellungsinstitution, deren öffentlicher Auftrag die Präsentation internationaler Gegenwartskunst ist, einmal in fünf Jahren ihr Augenmerk auf die Kunstlandschaft ihrer nächs­ ten Umgebung richtet, so soll dies mit größtmöglichem Weit­ winkel geschehen. Destination Wien 2015 ist ein neues Ausstel­ lungsformat der Kunsthalle Wien, eine multiple Schau im Großformat, die alle ihre verfügbaren Räumlichkeiten nutzt, um Wien als Schnittstelle künstlerischen In­ und Outputs inner­ halb der globalen Kunstszene erleb­ und sichtbar zu machen. So war bereits der Modus des Suchverfahrens auf Weitwinkel angelegt: Alle, die sich selbst oder ihre künstlerische Arbeit in einer Beziehung zu Wien als kulturellem Mischpult kon­ oder divergierender Kunstpositionen erachten, waren zur Einreichung eingeladen; ebenso wurden Vorschläge von kunstkundiger Seite in den Research­Fundus aufgenommen. Herkunft, Alter, Laufbahn, künstlerische Sprache sollten keine Limits markieren für die hausinterne, ihrerseits vielstimmige Jury. Die es dann nicht leicht hatte, das einzige vorgegebene Limit – bedingt durch Raum­ und Zeitvolumen der Ausstellung – ziehen zu müssen. Die schließlich getroffene Auswahl soll und will keinen Anspruch auf Objektivität erheben. Viel eher lässt sie sich als multisubjektiv beschreiben, im Sinne eines Resultats mehrstim­ mig geführter Debatten. Destination Wien 2015 ist eine Mög­ lichkeit der Präsentation zeitgenössischer, auf Wien fokussierter Kunstproduktion – eine Möglichkeit, die viel guten Stoff bietet auch zur Ausweitung der zunächst intern geübten Auseinander­ setzung. Vermehrt wird dieser Stoff zudem durch über 50 DESTINATION WIEN 2015 Wiener Kultureinrichtungen, die der Einladung gefolgt sind, den Zielraum des Projektes auf die ganze Stadt auszudehnen: Destination Wien EXTENDED verstärkt den angestrebten Weit­ winkel und verleiht ihm gleichzeitig Tiefenschärfe. Was nicht zuletzt beweist, dass Kooperation im Kunstbetrieb wesentlich zur Verbesserung unserer Sehschärfe beitragen kann. MEHR ALS EINE AUSSTELLUNG „Der Gegner findet mein Gewicht nicht“, sagt der Taiji-Meister Zhang, dessen Lehrsätze während einer der zahlreichen Per­ formances, die der Ausstellungs­ und Veranstaltungsparcours Destination Wien 2015 zu bieten hat, multimedial zum Vortrag kommen.1 Welches „Gewicht“ hat Wien als Produktions-, Präsen­ tations­ und Distributionsstätte zeitgenössischer Kunst – im internationalen Kontext, für die Künstler/innen selbst, für ihr Publikum, ihre Vermittler, Sammler, Förderer und die Kunstkritik? Wie gestaltet sich das Zusammenleben von Künstler/innen innerhalb der Kunstszene wie auch im gesellschaftlichen, poli­ tischen, medialen Raum? Wer findet hier wie wessen „Gewicht“? Welche Gewichtungen nehmen dabei „state of the art“ und individuelles Kunstwollen ein? Destination Wien 2015 erörtert Fragen dieser Art auf mehreren Foren und über mehrere Kanäle zugleich. Die Kunst­ halle Wien bietet in ihren Ausstellungshallen im Museums­ quartier und am Karlsplatz sowohl einen Querschnitt von über 70 ausgewählten Positionen unterschiedlicher künstlerischer Medien und Konzepte als auch ein dichtes Veranstaltungspro­ gramm quer durch künstlerische Gattungen und zeitrelevante Themen. Unter dem Label Destination Wien EXTENDED präsen­ tieren zeitgleich mehr als 50 Wiener Galerien, Offspaces, DESTINATION WIEN 2015 6 7 Kulturvereine und ­institutionen nahezu 250 weitere Positionen zur Kunst aus oder über Wien – wodurch sich nicht zuletzt die einzigartige Gelegenheit bietet, simultan an über 60 verschiede­ nen Schauplätzen einen umfassenden Einblick in das aktuelle Wiener Kunstgeschehen zu erhalten. Die Kunsthalle Wien zeigt in ihren Räumlichkeiten Beiträge von Künstler/innen unterschiedlicher Generationen und mit unterschiedlichen Hintergründen, die in der Summe die für den internationalen Kunststandort Wien charakteristische Diver­ sität künstlerischer Sprachen und Medien widerspiegeln. Die Auswahl der Beiträge wurde von einer ebenso heterogenen fünfköpfigen Jury getroffen – zur Disposition standen eine per Open Call gewonnene Vielzahl künstlerischer Vorschläge so­ wie ein aus Recherchen und externen Empfehlungen gespeister Fundus an Namen, Werken und Projekten. Das Resultat ist ein pluralistisches Bild der Wiener Kunstlandschaft. Keine Hit­ parade der Kunstmarkt­Bestseller wird hier angestimmt, kein Wettbewerb von top (emerging) artists ausgetragen, keinem tem­ porären oder regionalen Mainstream gehuldigt. Zur Sprache kommen sowohl Künstler/innen, die gerade erst auf dem besten Weg zu künstlerischer Eigenständigkeit sind und auch solche, die bereits auf ein umfangreiches Lebenswerk zurückblicken und gleichermaßen junge Kunst produzieren – Kunst, die flüchtige Modetrends im Seitenspiegel Revue passieren lässt, um den Blick frei zu haben für Neuformulierungen zeitgeistresistenter Fragestellungen. DREI HETEROGENE AUSSTELLUNGSDISPLAYS Der Intention, dass Destination Wien 2015 nicht Zielraum nur für Kunsttrophäensammler/innen sein soll, entspricht der jeweils unprätentiöse Charakter der von drei Künstler­Architekten entworfenen Ausstellungsdisplays. In der oberen Halle der Kunsthalle Wien im Museumsquartier deutet Johannes Porsch mittels roh verspachtelter, frei im Raum stehender und immer wieder durchbrochener Rigipswände einen großen White Cube an, der den Raum gleichsam verdoppelt und den dadurch entstehenden Bezug von „hier“ und „dort“ in ein dynamisches Verhältnis von Innen und Außen verwandelt. Zur Montage und Positionierung der Kunstwerke in der unteren Halle setzt Eric Kläring vorhandene Bau­ und Konstruk­ tionselemente aus den Lagern und Werkstätten der Kunst­ halle ein. Der Gedanke des Recyclings trifft hier mit einer offenen und den Raum zugleich gliedernden Struktur zusammen. Für den Veranstaltungsraum am Karlsplatz hat Ovidiu Anton ein Setting entworfen, das modular angelegt ist und auf Displayelemente vergangener Ausstellungen unterschied­ licher Wiener Kunstinstitutionen zurückgreift. Aus Teilen alter Einbauten gefertigt, schreiben sich in Antons Re­Design die materiellen und farblichen Charakteristika dieser Ausstellungen ein und laden die architektonische Klarheit des gläsernen Raums mit der Historie anderer Orte auf. WIR WOLLEN RAUM FÜR INTERPRETATIONEN LASSEN, ANSTATT ZU SAGEN: „DAS IST DIE SZENE“ Dementsprechend gibt es in den Hallen im Museumsquartier kaum inhaltlich sortierte Bereiche – die Positionierung der DESTINATION WIEN 2015 DESTINATION WIEN 2015 8 9 Kunst folgte primär ihrer formal­ästhetischen Kommunizierbar­ keit in Wechselwirkung zu den gegebenen räumlichen Dis­ positiven und ihrer Begehbarkeit durch das Publikum. Begehbar kann dabei sogar die Kunst selbst sein, wie zum Beispiel die von Johannes Porsch in sein als Kunstwerk ange­ legtes Display eingefügten Bodenplatten in der oberen Halle im Museumsquartier oder das großformatige Boden­Bild von Andreas Reiter Raabe im Eingangsbereich zur unteren Halle, das gleichsam alle Regeln der Kunstpräsentation mit Füßen treten lässt. Wenige Schritte weiter schafft Cäcilia Browns frei im Raum stehendes Drehfoyer eine spürbare Distanz zwischen Besucher und Objekt: Die Drehtür kann nicht durchschritten, sondern nur von außen betrachtet werden. Stop making sense war der Titel eines berühmten Konzert­ films der Talking Heads von 1983. Eva Egermann lässt diesen Slogan gemeinsam mit vielen anderen konventionswidrigen Aus­ sagen in einem neuen Kontext auferstehen: Instrumental be­ gleitet intoniert sie in ihren Videos widerständige Praktiken und Aneignungen entlang von Devianz, Krankheit und Behinderung durch unterschiedliche geschichtliche Kontexte und Räume. Konkret mit Geschichte befasste sich Anna Artaker für ihre REKONSTRUKTION DER ROTHSCHILDSCHEN GEMÄLDE­ SAMMLUNG IN WIEN. Insgesamt 80 Abbildungen der einst opu­ lenten Sammlung, die von den Nationalsozialisten geraubt, vom Staat Österreich nur zögerlich restituiert und letztlich in alle Welt verstreut wurde, konnte die Künstlerin recherchieren. Ihre Rekonstruktion verdichtet sich zu einem konzentrierten Bild verdrängter österreichischer Geschichte. Weitere Leerstellen der Geschichte sind Gegenstand der von Johann Schoiswohl erstellten Diaserie Nichts gesehen!, die auf einem Fotoalbum einer deutsch-österreichischen Familie aus den Jahren 1939 bis 1955 basiert, aus dem alle Fotos DESTINATION WIEN 2015 herausgerissen wurden. Übrig bleiben nur die Bildunterschriften und Kommentare. Der Künstler befasst sich mit der Rolle von Bildern und Perspektiven bei der Entstehung von kollektiven und persönlichen Erinnerungen. Auch Heribert Friedls Installation coexist entschlüsselt sich nicht auf den ersten Blick. Verschiedene auf die Rigipswand aufgetragene Duftlasuren müssen haptisch aktiviert werden, damit sie als Gerüche wahrgenommen werden können. Ob die­ se dann etwas über den Naschmarkt, den Fiaker­Stand am Stephansplatz, das Café Sacher oder die Kaisergruft erzählen, wird Diskussionsgegenstand der an den Duftclouds reibenden Beriecher/innen sein. Anderswo steht ein dunkler Schrank an der Wand. In einer seiner Türen steckt ein Schlüssel, der sich wie von unsicht­ barer Hand langsam im Kreise dreht. Die Tür bleibt dennoch geschlossen, denn Leander Schönweger lüftet Geheimnisse nicht, sondern erinnert uns daran, dass es sie gibt. Paul Leitners Apparaturen hingegen sind sichtbar und spürbar, wenn sie so wie in seinen the traveler genannten Skulpturen mittels Windkanaltechnik versuchen, natürliche Pro­ zesse in Schwebe zu halten: Einzelne pflanzliche Flugsamen werden durch Luftströme fixiert und somit daran gehindert, ihre Reise zu Destinationen ihrer Keimung fortzusetzen. Daneben floriert, fließt, morpht und expandiert eine Natur, die es von Natur aus nicht gibt: Karin Pliems gemalte Kunst­ Biotope lassen Pflanzen aus unterschiedlichen Weltteilen und Lebensräumen zusammenkommen, wo sie gemeinsam neue Arten, Hybride und Mutationen generieren. Während die Malerin ihre Vor­Bilder als draußen gefundene Materialien im Atelier versammelt, bringt Michael Heindl Materialien aus seinem Atelier in den Stadtraum, um es dort durch zivilisatorische Errun­ genschaften modifizieren zu lassen. So legte er für die Arbeit DESTINATION WIEN 2015 10 11 Destination Unknown die durch Arbeitsprozesse patinierte Tisch­ platte seines Studios auf die Gleise der Wiener Schnellbahn, um sie beim Überrollen in drei akkurate Teile trennen zu lassen … „Skulptural“ im klassischen Sinn wirken Julian Göthes schwarz glänzende Figuren, die etwas zu zitieren scheinen, ohne aber eine konkrete Referenz zu verraten. Stets überlebensgroß, laden sie den Ausstellungsraum mit ihrer unheimlich wirkenden Anwesenheit auf und ziehen uns in den Bann: telepathische Kräfte, als minimalistische Konstruktion getarnt. FLÜSSIGES NEBEN FESTEM Neben der Präsentation fix installierter Exponate in den beiden Ausstellungshallen der Kunsthalle Wien Museumsquartier finden am Karlsplatz performative und diskursive Veranstaltun­ gen statt. Das Publikum als integrativer Teil der Rezeption von Kunst ist hier wie dort eingeladen, aktiv an den gebotenen Aktionen teilzunehmen. Die Performances, Lectures und Talks sowie eine Reihe von geladenen Offspaces und anderen Institu­ tionen gestalteten Abende thematisieren unter anderem das Zusammenspiel und die Konfrontation von Kunstproduzenten, Sammlern, Vermittler­ und Vermarkter/innen innerhalb unse­ res Kunstsystems, dessen „Destinationen“ zwischen Kommerz, Erfolg, Idealismus oder Subversion angesiedelt sein können. Birgit Zinner etwa ist in ihrer Live / Talkshow sowohl Mode­ ratorin als auch Gast. Vom Bildschirm aus beantwortet sie Fragen, die sie sich und ihrem Publikum vor Ort stellt – Fragen, die Produktionsbedingungen, Distributionsweisen von Kunst sowie deren Weiterleben ab Eingang in das private Ambiente ihrer Käufer betreffen. DESTINATION WIEN 2015 „Taiji heißt Gegensätze [zeigen/integrieren]“, sagt Meister Zhang. Er gehört einer kleinen Community innerhalb des Wiener Gemeinlebens an, die ihre Kultur und Philosophie einem umso größeren Kreis von Interessent/innen zu vermitteln vermag. Harald Gsaller lässt ihn in seiner Lecture Performance virtuell auftreten, nicht ohne auch eine Live­Probe durch eine seiner Schüler/innen vorführen zu lassen. Meister Zhangs Lehr­ satz könnte auch ein Motto von Destination Wien 2015 sein. In ihrer Performance Edit me please filmt Lilly Pfalzer sich selbst und ihr Ambiente live mittels Hand­ und Body­Kameras, um in der Folge die Rolle der singenden Akteurin einzunehmen. Während sie alte französische Schlager in deutscher Überset­ zung intoniert, mutiert ihr Partner Sergio Valenzuela in surrealem Ganzkörperkostüm zur tänzerischen Kulisse eines zunehmend skurriler werdenden Szenarios. Dieses Doppel­Spiel ist Bestandteil einer Performance­ Serie, die am 10. Mai das Finale der Veranstaltungen am Karls­ platz bildet. Im Sinne der Polyphonie kommt es hier zu einer choreografierten Abfolge mehrerer Auftritte, die improvisatorisch ineinander übergehen. Die Möglichkeit, dass dabei temporär zwei oder mehrere Performer/innen simultan auftreten, kann nicht ausgeschlossen werden … Kuratorium Destination Wien 2015 1 Harald Gsaller, Laozi in Vienna / Tajii ist diese Dinge, Lecture Performance, 25. 4. 2015, 20 Uhr, Kunsthalle Wien Karlsplatz DESTINATION WIEN 2015 12 13 1 DOKUMENTATION 14 57 Ausstellungsansichten Destination Wien 2015, Kunsthalle Wien, Fotos: Jorit Aust Video­Dokumentation der Performances: ↠ www.youtube.com/user/kunsthallevienna DESTINATION WIEN 2015 DESTINATION WIEN 2015 ↠ Cäcilia Brown 16 ↠ Josip Novosel 17 ↠ Andreas Reiter Raabe ↠ Constantin Luser ↠ Octavian Trauttmansdorff ↠ G.R.A.M. ↠ Christian Eisenberger ↠ Daniel Ferstl ↠ Ana Hoffner ↠ Adrian Alecu 20 21 ↠ Philipp Timischl ↠ Christian Falsnaes 24 ↠ Nicola Pecoraro ↠ Eva Egermann ↠ Josef Bauer 27 ↠ Ari Sariannidis ↠ Melitta Moschik ↠ Eric Kläring 30 ↠ Johann Schoiswohl ↠ Barbara Kapusta ↠ Andreas Fogarasi ↠ Julian Göthe ↠ Johannes Porsch ↠ Nadim Vardag ↠ Heribert Friedl 36 ↠ Julian Charrière ↠ Paul Leitner 37 ↠ Hanna Putz ↠ Michael Part 38 ↠ Leander Schönweger ↠ Tanja Widmann ↠ Mitya Churikov ↠ Nana Mandl ↠ Maruša Sagadin 42 43 ↠ Marina Faust ↠ Christian Mayer ↠ Ralo Mayer ↠ Anna Artaker ↠ Till Gathmann ↠ Michael Heindl ↠ David Jourdan ↠ Heinz Frank 46 47 ↠ Karin Pliem ↠ Jenni Tischer ↠ Tina Lechner ↠ Sonia Leimer ↠ Misha Stroj 48 ↠ Tonio Kröner ↠ Kerstin von Gabain ↠ Tanja Widmann ↠ Nadim Vardag ↠ Till Gathmann ↠ Jenni Tischer 52 53 ↠ Cäcilia Brown ↠ Paul Leitner ↠ Sofia Goscinski 54 55 ↠ Valentin Ruhry ↠ Christian Mayer ↠ Hugo Canoilas ↠ Adrian Buschmann ↠ Eva Grubinger ↠ Sofia Goscinski 58 59 2 STATEMENTS DESTINATION WIEN 2015 DESTINATION WIEN 2015 60 61 Christian Höller DAS GROSSE GANZE DENKEN Standorterwägungen. Kaum ein anderes Schlagwort stellt das Einsickern neoliberaler Ideologeme in den Kunstbetrieb einschlägiger unter Beweis. Die Stadt als Konsum­ und Unter­ haltungszone, die Stadt als Themenpark, die Stadt als (markt­ konformes) Testlabor von Differenz – und nunmehr seit geraumer Zeit: die Stadt als Kunststandort. Unabhängig von den viel­ fältigen (vielleicht unabdingbaren) ökonomischen Interessen, die in diesem Ansatz mitschwingen, wird so die Frage nach den Produktions­ und Rezeptionsbedingungen von gegenwärtiger Kunst noch einmal grundlegend neu aufgeworfen. Ist die Gegenwartskunst in all ihren Schattierungen, Verzweigungen bzw. ihrer Uneinheitlichkeit überhaupt noch auf einen materi­ ellen, einen geografischen bzw. ortsspezifischen Rahmen hin umlegbar? Sind nicht die „deterritorialisierenden“ (auf den Vernetzungsmodus der Digitalkultur aufbauenden) Aspekte dieser Praktiken inzwischen viel entscheidender geworden? Auf welche Weise sind Kunst und ihr Entstehen noch an Orte gebunden? Sieht man sich die Produktionswirklichkeit gegenwärtiger Kunst näher an, so macht die örtliche Umgebung im Sinne eines DESTINATION WIEN 2015 Arbeitsumfeldes kaum den entscheidenden Faktor aus. Das Produzieren, angewiesen auf materielle Stützen und institutio­ nelle Outlets, hat sich zu einem Maß in ortsübergreifende Kreisläufe, Prozesse und Zusammenhänge hineinverlagert, zu dem das Kunstmachen heute im digitalen Gleichzeitigkeits­ bzw. Vernetzungsmodus operiert. Lokale Gegebenheiten stellen wichtige Einflussfaktoren dieses Produzierens dar – sei es die als unbefriedigend empfundene Realität vor der eigenen Haus­ tür oder das unüberschaubare große Ganze der Globalpolitik, wie es sich in rezipierbaren Dosen stets auch im örtlichen Kon­ text manifestiert. (Man denke aktuell an den Niederschlag von Islamophobie oder Anti-Arabismus, gerade auch in westlichen oder mitteleuropäischen Metropolen). Doch diese lokalen Bedingungen sind scheinbar selbst unauflöslich mit weitrei­ chenden, gleichsam translokalen Agenden durchmischt. Das globale Anderswo hat sich längst in das Hier und Jetzt ein­ geschrieben. Ortsspezifik kann demgemäß allenfalls als Folie bzw. als eine Art Prisma künstlerischer Praxis dienen, an dem sich globale Einflussströme vorübergehend bündeln und zugleich wieder brechen. Ähnliches lässt sich in Bezug auf heutige „Kunstmetropo­ len“ konstatieren. Städte wie London, New York oder Berlin sind nach wie vor maßgebliche Anziehungspunkte für die primären Akteure und Akteurinnen der Gegenwartskunst. Doch scheint dies eher pragmatischen Erwägungen geschuldet zu sein als tatsächlicher Produktionsnotwendigkeit. Dem Reiz der vorhandenen, als potenziell befruchtend angesehenen „Szene-Dichte“ bzw. dem prekären Versprechen, an jenen Orten mehr Aufmerksamkeit erregen zu können als anderswo. DESTINATION WIEN 2015 62 63 Das Distributionsmodell „Kunststadt“ hat sich, um es überspitzt zu sagen, auf gewisse Weise selbst zu unterwandern begon­ nen, indem die darin Handelnden nicht lokal, sondern verstärkt international agieren. „First we take Manhattan, then we take Berlin“, wie es bei einem weisen alten Mann einmal hieß. Wäh­ rend die kaufkraftbestimmenden Renditen translokal geerntet werden und einzelne (Kunst-)Städte allenfalls als „Hubs“, also Steckplätze fungieren, an denen sich der Finanzkalkulator am bequemsten einstöpseln lässt. Umgelegt auf sogenannte Szene-Ausstellungen wirft dies die Frage auf, ob ein oberfläch­ licher Marker wie „Kunststandort Wien“ mehr als bloß ein notdürftiger Platzhalter sein kann. Ein gleichsam künstlicher Behälter, aus dem Energien, Affekte, übergreifende Ansätze in viele Richtungen und Dimensionen zugleich ausströmen und so jeden örtlichen Rahmen sprengen. zeitiger Praktiken – so wie dies an den vielen, teils unverbundenen globalen „Gegenwarten“ augenscheinlich wird. Diesem Auseinanderdriften ist notgedrungen nur mit kuratorischer Willkür bzw. apodiktischen Setzungen beizukommen – und viele Bei­ spiele der jüngeren Vergangenheit unterstreichen das Primat dieser (teils dezidierten, bewusst eingesetzten) Willkür gegen­ über der Stringenz eines thematisch­ästhetischen, von den künstlerischen Arbeiten selbst herrührenden Zusammenhangs. Gerade in Bezug auf Gruppenausstellungen stellt sich die Frage, inwiefern der Charakter einer kontingenten, ausschnitt­ haften Zusammenschau eine Art Grenzwert bildet oder in irgendeiner Form transzendierbar ist. Vielleicht macht dieser Behältnis­Charakter aber den Reiz des Standortkonzepts aus. Einzelne Städte, Städtenamen, als verbindendes Organisationsprinzip ausstellerischer Unterneh­ mungen herzunehmen, macht Sinn, wenn es an anderen Ordnungskriterien für gegenwärtige Praktiken (medienbezoge­ nen, genremäßigen, nationalen etc.) zu mangeln beginnt. Zwar wird beispielsweise die thematische Gruppenausstellung immer noch gerne gepflegt, ihre schlussendliche Legitimität bricht sich jedoch zunehmend an der immer deutlichen Disjunkt­ heit gegenwartskünstlerischer Ansätze und Sphären. Ihre raison d’être, einst am linearen Raster neuer, durchzusetzender Kunstströmungen ausgerichtet, steht und fällt heute mit der verstärkten Abkopplung bzw. dem Auseinanderdriften (un­)gleich­ Warum also nicht die Stadt, die Szene, das lokale Milieu zum behelfsmäßigen Rahmen machen? Eine Destination (sprich: Bestimmungsort) annehmen, wo kein gemeinsamer Bewegungs­ oder Bestimmungszusammenhang vorhanden ist? Unwei­ gerlich führt dieser strategische Einsatz zu der Frage, was einen spezifischen (kunststädtischen) Kontext, auch wenn er nur nominell in Anspruch genommen wird, als besonders ausweist und im Vergleich zu anderen Städten hervorhebenswert macht. Sind dies Eigenschaften, die aus dem Szenekonglomerat oder dem Betrieb selbst erwachsen und solcherart eine über­ bordende, unkontrollierte Lebendigkeit generieren? Liegt diese Vitalität nicht darin begründet, dass sie unentwegt nach außen drängt? Anders gesagt: Bricht sich nicht gerade über den DESTINATION WIEN 2015 DAS GROSSE GANZE … AUFBRECHEN DESTINATION WIEN 2015 64 65 behelfsmäßigen Kunststadtrahmen hinaus etwas Bahn, das lokal (sei es durch materielle, institutionelle bzw. sonstige milieu­ spezifische Demarkationen) mitnichten einhegbar ist? Dafür würde die betonte, auch kuratorisch nicht zu zähmende „Polyphonie“, ja die zentrifugale Vehemenz der in Destination Wien vertretenen Praktiken sprechen: die vielen heterogenen, teils unvereinbaren Stimmen, die im Prinzip jeder Orchestrierung widerstreben, die aber dennoch einen Aufführungsort brau­ chen, um genau das unter Beweis zu stellen. Oder handelt es sich hier primär um Setzungen und Postu­ late, die einen Wertschöpfungsprozess zuallererst in Gang bringen sollen? Muss man die Behauptung einer „Destination“ nicht eher als Anstoß einer bislang nicht vorhandenen Auf­ merksamkeitswelle sehen? Wobei keineswegs ausgemacht ist, wie dieser Begründungsakt dem großen Ganzen – über den städtischen Rahmen hinausgedacht – je gerecht werden könnte. Schließlich müssten darin Energien und Vektoren eine Bünde­ lung erfahren, die sich (abstrakt gesprochen) ihrer Natur nach einer solchen Homogenisierung widersetzen. Insofern wäre der Konstruktionsakt, auf dem die Rede von der „distinguierten Kunststadt“ fußt, ein gezieltes, schlussendlich aber sein Ziel notwendig verfehlendes Manöver. Denn dabei würde, um es nochmals hypothetisch zu überspitzen, etwas zu steuern versucht, was gar nicht steuerbar ist: ein disjunktes, sich teils überlappendes, in sich selbst gefaltetes, aber zugleich unein­ dämmbar auf ein Außen hin orientiertes Gebilde. Besser gesagt: ein Energiegemenge, das aufgrund seiner Uneinheitlichkeit das Gegenwartsszenario auf geradezu unbändige Weise auf­ mischt. In all dem eine „Destination“ anzunehmen, käme dem­ DESTINATION WIEN 2015 nach einem rhetorischen Schachzug gleich, der realiter auf eine ganz bestimmte Umkehrwirkung zielt: nämlich die Vektoren, die unweigerlich nach draußen gerichtet sind bzw. kreuz und quer über jeden geografischen Bestimmungsrahmen hinweg verlaufen, auf ein imaginäres Ziel (besagten Kunststandort) hin umzudirigieren. Ein augenzwinkernder Begründungsakt, dem sich die reale Unbotmäßigkeit, ja die gelebte Renitenz gegen­ wärtiger Praxis schlichtweg nicht fügt. Dies rückt auch den scheinbar nicht totzukriegenden Standortdiskurs in ein neues Licht: Wo der Bezugnahmemodus der durch und durch pluralen Gegenwartskunst über jedes ortsbezügliche Schema hinausgeht, wo der „territoriale Modus“ selbst unumkehrbar porös geworden ist, dort wird auch der kunststädtische Kontext zu einer immer loseren, im besten Fall metaphorischen Einfassung. Und mehr noch: Das „singulär Plurale“ einer lebendigen Szene beweist sich gerade darin, dass sie derlei Einfassung immer schon durchlöchert hat und Standorterwägungen solcherart ad absurdum geführt werden. Nicht zuletzt darin weist die gegenwärtige Praxis entschieden über das omnipräsente Ökonomie­Diktat hinaus. DESTINATION WIEN 2015 66 67 oellinger/rainer FEEL CORDIALLY INVITED TO: Wir haben das Kunststudium aus Naivität und Romantik begon­ nen und in der Hoffnung ernst genommen zu werden, beendet. Wir sind jung, unkonventionell, vielseitig gebildet und kennen viele interessante Menschen. Untertags arbeiten wir im Callcenter und hanteln uns von Honorarnote zu Honorarnote. Wir verkaufen unsere Kunst an unsere gesamte Verwandtschaft und versuchen mit Hilfe von Steuerberatern das bisschen Geld zu halten, das wir verdient haben. Wir sehen uns nicht in einem Wettbewerb miteinander, sondern sind im Gegenteil dazu bereit, enge Netzwerke wie doppelte Böden zu spannen. Teamgeist ist gefragter denn je! Trotzdem kämpft jeder für sich allein, um die einzigartige Position, den eigenen „Unique Selling Point“ und die damit einhergehende Legitimität. Denn es wird sehr viel schwieriger, sich von allen zu unterscheiden, wenn sich alle voneinander unterscheiden wollen. Adorno hat mal gesagt: „So viel Individualismus und so wenige Individuen.“ Natürlich hat man Adorno gelesen und zitiert ihn nicht nur. Alle sind gut, wer ist dann besser? Alles ist gut, was ist dann besser? Wir haben gelernt, dass alle Meinungen gleichwertig DESTINATION WIEN 2015 sind. Wir haben auch gelernt, dass Kritik jetzt Feedback heißt und als Sandwich leicht verdaulich verpackt werden muss. In erster Linie verhindert wohl unsere Angst, etwas Falsches zu sagen und damit unsere eigene Position zu schwächen, dass wir uns über andere künstlerische Arbeiten äußern. Lieber lästern wir hinter dem Rücken der anderen. Wir wissen nicht mehr, in welcher Weise wir miteinander in Kontakt treten können, dürfen oder sollen; denn wenn wir gemeinsam eine Ausstel­ lung machen, sind wir beim nächsten Stipendium Konkurrenten. Die Widersprüche zwischen einem individualistischen System und dem Wunsch nach mehr Gemeinsamkeit sind schwer vereinbar, Austausch und Diskurs bleiben auf der Strecke. Vernissagen nehmen wir in erster Linie als soziale Aktivität und als Möglichkeit zum Netzwerken wahr. Wir werfen mit Zitaten aus der Populärkultur um uns, lassen eine Referenz auf diesen oder jenen Philosophen fallen und bleiben dabei vage. In unserer Unsicherheit loben wir Licht, Boden, Hängung. Das Aus­ sehen unseres Gegenübers, die Alkoholmenge, den Flyer. Wir trinken mit unseren Freunden und treffen den einen oder anderen Kurator, mit dem wir selbstverständlich ein interes­ santes Gespräch führen. (Man wird ja dem eigenen Glück ein bisschen auf die Sprünge helfen dürfen.) Unsere Off-Spaces – angeblich Enklaven unserer Emanzipation – sehen aus wie Franchise­Filialen der großen Institutionen. Hier wird das Big Business gespielt, Geld gibt es zwar noch im­ mer keines, aber Kuratoren, Reputation und das Gefühl einer Zugehörigkeit. Feel cordially invited! Eigentlich freuen wir uns am meisten darüber, dass uns eine Kunsthalle zur Partner­ institution erklärt. DESTINATION WIEN 2015 68 69 Professionalisierte Selbstdarstellung wird zur Strategie erklärt, denn wir haben gelernt, dass Präsentation und Selbstver­ marktung den Weg zum Erfolg ebnen. Die nächste Ausstellungs­ teilnahme bedeutet eine Zeile mehr im Lebenslauf. Um den Vergleich mit den Lebensläufen unserer Kollegen standhalten zu können, updaten wir immer, übertreiben hier, schummeln da und haben Soloausstellungen gemeinsam mit drei anderen Künstlerinnen. Wer hat also den Längeren? Dieser Erfolgsdruck entspricht einer gesamtgesellschaftlichen Tendenz, die viel­ gerühmte Kreativbranche agiert gemäß ihrer oft gepriesenen Vorreiterrolle. Mit dem Zwang zur Selbstverwirklichung steigt nicht nur die Verantwortung für die eigene Karriere sondern auch für das damit eng verbundene Glück. Weil der Beruf mit unserer Berufung übereinstimmt, können wir uns damit identifi­ zieren. Deshalb macht es uns auch so unglaublich viel Spaß. Und weil es uns so unglaublich viel Spaß macht, sind wir bei der Trennung zwischen Arbeit und Freizeit nicht so streng. Viel Arbeit = Viel Spaß. passiert, was mit großer Wahrscheinlichkeit passieren muss: 9 von 10 Mal wird unsere Einsendung diesmal leider nicht alle Schritte der Entscheidungsfindung passieren. Die Enttäuschung können wir wegstecken, aber die Zweifel sind geweckt. Die viel gerühmte Freiheit, der eigenen Erfüllung nachgehen zu dürfen, entpuppt sich als tückische Falle. Denn es ist das Eine, den verdienten Erfolg die eigene Errungen­ schaft nennen zu können; die Kehrseite der Medaille offenbart sich in der bedrohlichen Fallhöhe, sollte er wider Erwarten nicht eintreten. ↠ www.oellingerrainer.net Die leidenschaftliche Selbstausbeutung passiert in der Hoffnung, dass sich irgendwann der große Scheinwerfer doch noch auf uns richtet, dass uns irgendjemand die Bestätigung für die Qualität unserer Arbeit gibt: Mit dem Hintergedanken, endlich entdeckt zu werden, reichen wir auch beim nächsten Open Call ein. Open Calls zum Thema Licht, Open Calls zum Thema Tod, Open Calls zum Thema digitale Migration, Open Calls zum Thema Österreich während dem Ersten Weltkrieg. In vorauseilendem Gehorsam versuchen wir zu antizipieren, was die Jury von uns erwarten könnte, drucken unser Portfolio auf dem schweren Papier (35 €), doch noch schnell handgebunden (10 € extra) und sind dann trotzdem enttäuscht wenn das DESTINATION WIEN 2015 DESTINATION WIEN 2015 70 71 Christian Egger WIEN + WIEN BESTIMMUNGSORT UND LÖSCHUNGSHAFEN Von den vielen Bedeutungen, die das Wort Destination im Englischen mit sich trägt, scheint mir der Versuch am interessan­ testen, zwischen Bestimmungsort und Löschungshafen das Phänomen Wien zu ergründen. Es ist schwierig zu formulieren, zuweilen hart zu benennen, was diese Stadt ausmacht und auch welche Attraktion sie für Künstler/innen, Kritiker/innen und Kurator/innen überhaupt bereithalten soll. Mit welchen anderen Städten will oder soll Wien sich derzeit messen? Und hat Wien im Vergleich zu heißen City­Aktien wie Brüssel, Berlin oder Istanbul leise und kontinuierlich auch abseits offizieller Big Points bezüglich Lebensqualität und Museumsdichte zugelegt? An der Berufsgruppe Künstler/in davon ableitende Argumente festzumachen, ist überdies schwierig – sind sie doch meist unterwegs und auf Reisen. Wenn sie aber zurückkehren, tragen sie dennoch Schuld an den Veränderungen und Preis­ steigerungen in ihrem Bezirk. Es wäre seltsam, davon auszu­ gehen, dass Leute sich an einem einzigen Ort aufhalten. Dieser Text kann also auf keinen Fall eine 1:1 Abbildung aktuellen Pulsierens oder glamourösen Passierens sein. Er muss eher das Format eines Protokolls, eines spontanen, zufälligen Treffens einnehmen: Auf einer zum Shopping animierenden (wahlweise DESTINATION WIEN 2015 von politisch Grün oder Schwarz verbreiterten) Straße im sechs­ ten oder ersten Bezirk, wie ein Treffen zweier bärtiger Bachelors der Kunstgeschichte, wie eine Séance transdisziplinär krea­ tiver Wiener/innen aus allen Epochen unbestimmten Ausgangs, wie ein diskursiver Riss im unendlichen Assoziationsgeflecht künstlerischer (Stadt­)Erfahrung? „Aber wesentlich scheint sich mir hier doch die Krise einer Bür­ gerlichkeit abzuspielen, die marxistisch zur Probe gedacht (Marxismus ist eine Antwort auf Wien!), außerhalb der Dialektik liegt, einer Kulturinsel gewissermaßen, die durch Inzucht mit Haltung vertrottelt und objektiv um so mehr schon vergessen ist, je monomanischer sie sich für sich selbst interessiert. Das äußere Bild der wirtschaftlich völlig stagnierenden, vom Welt­ verkehr verlassenen, sich mit Sensationen mühsam erhitzenden Stadt passt ganz dazu, dass man künstlerisch und (soweit ich sehe) philosophisch im Grunde reaktionär ist; dass aller Radi­ kalismus nur Schein ist (Koko!), nichts als überspitzte oder nach außen projizierte Individuumspsychologie, versteht sich als genaues Gegenbild der falsch konkreten Bürgerlichkeit, in der Klavierfirmen, die doch exportieren wollen und müssen, pleite machen, weil sie aus Kulturduselei keine Maschinen haben oder gar kein Telefon. Das Kraus’sche ‚gemütlich bin ich selber‘ gilt tatsächlich polemisch für die ganze Stadt.“1 Mit ein wenig Fantasie und einer Ahnung zeitlicher Dimension ist dieses Zitat aus dem Jahr 1925 noch immer aktuell oder gar modern verschärft. Heute wirken lediglich andere Protago­ nisten. Jeder Satz von Georg Kreisler über diese Stadt bleibt ein immergrüner. Mit den Absurditäten eines Ortes kann man arbeiten, obwohl das oft von außen klischeehaft mit Wien Verbundene – das Weinselige, der Grant, das Sudern, das Lang­ DESTINATION WIEN 2015 72 73 same, das zu Tode mitzitierte Morbide – den vor Ort entste­ henden Arbeiten der überwiegend hier lebenden Künstler/innen selten anzusehen ist. Auf keinen Fall sollte man den Fehler machen, ihre temporäre Anwesenheit als dauerhafte Einver­ ständniserklärung mit Wien aufzufassen, ihre auf Erfahrung beruhenden Argumente einer Standortkritik aber ernst nehmen. Ich bin deshalb nicht der weit verbreiteten Ansicht, dass es heute vollkommen egal ist, wo man den Laptop aufschlägt, das iPhone auflädt oder ein „Projekt“ ersinnt, solange die Follower/ innen den zeitgenössischen nachhaltigen Kreativbeweis schon irgendwie, irgendwo, zeitnah mitbekommen.2 Ein Bedürfnis nach Zugehörigkeit, eine Sehnsucht nach einem Ort, einer Zeit, einem Ich, das unwiederbringlich in der Vergangenheit Wiens verloren ist oder sich in eine weit entfernte Zukunft verlängert, das einen die Stadt selbst dann vermissen lässt, wenn man dort ist, wiegt mehr und wird auch mit zunehmenden Alter wich­ tiger. Ein sinnlicher Konnex zur Stadt und ihren Bewohner/ innen, ein anhaltender direkter Austausch mit ihren Künstler/ innen, eine erarbeitete Gesprächsqualität, die nicht nur für Wien hervorragende queere Performance­ und Musikszene, ihr außerordentlich feiner Free­Jazz (man höre nur Susanna Gartmeyers Debut AOUIE (chmafu / GOD Records)) – dies alles ist interessanter, wichtiger und schöner als die Burger, Bubble­ Tea und Cupcakes einer Stadt. Bin ich jetzt schon City­Senioren­Marketing? Die Krocha­Bewe­ gung wurde von den Bobo­Medien im Aufkeimen und ersten vielversprechenden Ansätzen nachhaltig zerstört. Die erste Vienna­Biennale fand vor genau neun Jahren statt. Einer der beiden künstlerischen Leiter/innen in Person des Künstlers Mario Grubisic war Pionier in der Kreativnutzung des Karlskirchen­ Vorplatzes lange vor dem Popfest. Indem er die dortige Henry DESTINATION WIEN 2015 Moore Skulptur mit Fahrradlichtern und Radiogeräten für einen Abend (an dem gleichzeitig Vernissage und Finissage begangen wurden) verzierte, feierte und prä-gentrifizierte. Wien ist immer ein wenig selbstvergesslich oder großbürgerlich ignorant patschert zu sich, oder wie man hier auch durchaus zu sagen pflegen darf deppat. Merkt das alles gar nicht – 1.700 Polizisten gegen sechs (?) Punks zu schicken, SPÖ­Stadträtinnen als Beatles-Cover-Reenactment auf „Good Weibs“ machen zu lassen etc. Wirken mitunter deshalb genau hier auf Beschleuni­ gung zielende philosophische Strömungen wie der Akzelera­ tionismus so unheimlich wie uneinholbar schnell? 1 2 Theodor W. Adorno an Siegfried Krakauer, Wien 10.4.1925 aus Briefwechsel Der Riss der Welt geht auch durch mich, Frankfurt am Main 2008, S. 41 „Müsste man folglich nicht in der kollektiven Gegenwart, im Zeitalter der ‚Kultur‘ als lückenloser Vernet­ zung, in der das Nachbild und das Klischee vorherrschen, wieder Trennung, Isolierung, Fürsichsein suchen, wenn einem noch an dem produktiven Impuls gelegen ist, an der Kunst oder am Denken einer Gegen­Kultur? Müsste man es nicht im Namen der Individualität tun, die sich gegen ihre eigene Versto­ ckung und Verhärtung wendet, die also um so offener ist, um so weniger auf sich und den Geist beharrt, je unerbittlicher sie sich abkehrt und die Vergeistigung auf die Spitze treibt?“ Alexander García Düttman in: Was weiß Kunst? Für eine Ästhetik des Widerstands, Konstanz 2015, S. 35 DESTINATION WIEN 2015 74 75 Stefanie Sargnagel In Wien gibt es viele Künstler und Künstlerinnen. Jedes Jahr neh­ men die Kunstuniversitäten wieder neue Leute auf, damit es nicht weniger Künstler und Künstlerinnen werden und damit die Stadt flippig und modern bleibt. Manche studieren Kunst, weil ihre Eltern Künstler oder Künstlerinnen sind, manche studieren Kunst, weil ihre Eltern viel Geld haben und sie daher nichts mit Zukunft studieren müssen und andere studieren es, weil ihnen ihre Zukunft egal ist. Alle studieren Kunst, weil sie meinen, ein großes Talent zu haben und, dass die Welt es sehen sollte. Wenn sie an den Universitäten aufgenommen werden, freuen sie sich und fühlen sich auf ihrem Weg, Künstler oder Künstlerin zu werden, bestätigt. Sie lernen all die anderen kennen, die auch glauben, sie hätten Talent. Sie wollen sich ausdrücken, sind kreativ und originell, aber manche verhalten sich arrogant, weil sie denken das gehört dazu. Einige haben ganz strenge Ideale, aber nicht alle. Dann bauen sie Installationen aus Pappe oder Eisen oder matschen mit Öl herum oder sie probieren Performances aus, filmen oder tanzen, schreien und musizieren. Dabei machen sie auch viele Parties und nehmen Drogen oder Alkohol zu sich. Sie lieben es, sich zu berauschen und sind sehr befreit, auch sexuell. Viele sind lesbisch oder schwul oder alles auf einmal. Es wird oft wild und turbulent, dann treten sie Türen ein im Offspace, zerschlagen Waschbecken oder werden bewusstlos am Klo. Sie brechen sich die Nasen oder den Kiefer oder das Herz. DESTINATION WIEN 2015 Dabei lernen sie einander kennen und haben dann später ein Network. Nebenbei machen sie auch „Research“. Das ist Nachden­ ken, im Internet surfen, Bücher lesen oder zum BILLA gehen – einfach schauen. Sie sind rastlos auf der Suche nach Inspiration und sie machen Ausstellungen gemeinsam im Offspace, zei­ gen ihre Kunstwerke her oder schauen andere an und sagen „Das ist spannend, ist das aus Keramik? Hast du eine Zigarette?“ oder „Das erinnert mich an Power Point, es ist sehr internetmä­ ßig, aber nicht zu internetmäßig, verstehst du?“ Sie verstehen es intuitiv oder intellektuell richtig und falsch oder gar nicht. Man muss auch nicht alles verstehen, das macht es ja schön, es ist die Welt der Fantasie. Meistens sind die Künstler und Künstlerinnen pleite, zumindest am Anfang, aber für Wein und coole Klamotten reicht’s – sie lieben schöne Dinge. Es gibt ganz elegante Künstler und Künstlerinnen, sie sehen aus, als hätte sie jemand in einem 3D­Programm designt, es gibt aber auch sehr schmuddelige, die streng riechen und schon am Morgen betrunken sind. Viele wollen nicht normal sein und viele können gar nicht normal sein. Manchmal denken sie, sie wären normal, weil sie viel unter sich sind und schon ganz vergessen haben, was wirklich normal ist. Der Wein und das Bier sind oft gratis auf den Vernissagen, zu denen sie gehen und manchmal gibt es sogar Salzstangen oder Brötchen, die eine Bank bezahlt, dann greifen sie eifrig zu mit ihren Fingern, die voller Farbklekse sind. Manchmal schmuggeln sie sich auch auf VIP Veranstaltun­ gen oder eine erfolgreiche Freundin nimmt sie mit, dann gibt’s sogar Antipasti oder was Warmes. DESTINATION WIEN 2015 76 77 Sie sind sehr verrückt und durchgedreht, aber sie achten auch sehr auf ihr Benehmen wenn jemand aus der echten Kunstwelt auftaucht, jemand der Nummer 1 auf irgendeiner Liste ist, ein Kurator oder eine Sammlerin oder ein Galerist, jemand mit Geld oder Einfluss, jemand vom Markt. Dann wischen sie sich den Rotweinmund sauber und suchen subtil deren Nähe. Sie wollen so gerne ein Gespräch, so wahnsinnig dringend gerne und fassen Mut und sagen: „Hey, schau mal, wir haben fast dieselben Schuhe. Ich bin übrigens Sebastian, drüben ist meine Installation.“ oder „Hey, du warst doch auch bei Rebecca in New York, the show was so great, don’t you think?“ Wenn sie es zu etwas bringen wollen, müssen sie sich Mühe geben. Sie kreieren und schöpfen und schaffen, sie probieren, dass ihre Kunst auch wie Kunst aussieht. Sie schauen sich andere Kunst an, machen sie nach, dann machen sie es ganz anders oder genau gleich und am Schluss haben sie ihre eigene Kunst und eines Tages vielleicht sogar eine Galerie. Sie wollen radikal unangepasst sein oder sehr berühmt oder radikal angepasst. In Wien fühlen sie sich wohl, da ist es nicht sehr gefährlich. Es ist behaglich und das Leben ist gemütlich wie in einer gepolsterten Zelle. Sie leben angstfrei, satt und unbedroht in internationalen Altbau­WGs mit Stuck. Manche trauen sich deshalb besonders viel, weil sie sich gut entfalten können, andere werden auch faul und machen immer dasselbe, weil es ange­ nehm läuft. Alle sind lieb, verbündet, aufgeschlossen und nett, aber auch böse, überheblich, neidig und gemein. Immer wie­ der gehen sie raus in die weite Welt nach Berlin oder L.A., nach Paris oder Basel aber oft kommen sie zurück. Manche werden reich und erfolgreich, andere nur erfolgreich und wieder andere DESTINATION WIEN 2015 nur reich und viele andere gar nichts davon, dann brauchen sie einen Job. Am reichsten werden die Männer, weil ihre Sachen teurer und beliebter sind. Sie werden oft Meister genannt, sind alt und schwerfällig und kommen zweimal pro Jahr in den ORF. Hin und wieder kommen Künstler oder Künstlerinnen in die Entzugsanstalt oder in die Psychiatrie, weil die Fantasie mit ihnen durchgeht. Aber das ist nicht schlimm, manchmal hilft’s für die Kunst. Manche sind sehr dumm, aber trotzdem gute Künstler, wegen dem Feeling, andere so klug und gebildet, dass man sie gar nicht mehr versteht. Es gibt auch viele, die tun nur so, das nennt man: „Fake it, till you make it“. Die beste Künstlerin bin ich. ↠ stefaniesargnagel.tumblr.com DESTINATION WIEN 2015 78 79 3 KÜNSTLER/INNEN DESTINATION WIEN 2015 DESTINATION WIEN 2015 80 81 Adrian Alecu *1972 in Bukarest, lebt in Hamburg und Wien ↠ www.adrianalecu.us 81 Im Theater, 2004 Courtesy der Künstler 82 83 85 A fragment of time, 2006 Fotografien, 35 mm Leica Kleinbildformat Courtesy der Künstler DESTINATION WIEN 2015 82 A fragment of time A night in the city. Light is coming from the street lamps, illuminating the shadows. A young man is sitting at a table, eating a small meal at a restaurant patio facing the street. On the other side of the street a bus is arriving. People are getting off. I take a few pictures and move on with my small camera. I try not to be observed, not to disturb. The street, a never ending stage with acting people. These people have no names, they have no stories. Where did they come from and where are they going? Who knows? What is the difference between coming and going? Maybe they are taking. They are my protagonists, and our guide through this film. And if there is no dialogue, the pictures have to do it — to communicate with each other. That is what I am aiming for, maybe also because I do not believe in contemplation. 83 84 On the street It was my third day in Beirut and I was still excited: By the idea that this was a place about which I had seen so much on TV as a child and (at that time) did not imagine I would one day be here, but also by what I had already seen in the past two days. I did not expect anything special from this trip because I knew the place was special. There would be a lot of things, which would surprise me… Geographically, Beirut is situated in the orient but from an architectural point of view it looks as if in Europe. I read that in the Sixties this place was called the “Switzerland of Orient”. In the few days I spent there, I saw more impressive buildings than I ever saw in Bucharest in twenty years, the place where I was born. I brought my small photo camera, which allowed me to take pictures without being recognized. I do not like to look like tourist, even if I am one. It was early evening and I was walking around the area of Bourj Abi Haidar Street. The street was still lively and I enjoyed the beautiful atmosphere of the city and the nice weather — taking pictures of almost everything around me. All of a sudden, a man in his mid-thirties, casually dressed in jeans and a shirt approached me to ask in a very hurried but friendly way about my documents. I did not really understand what he wanted from me but his wife, from the balcony of a house just behind him, told me in much better English that he was from the police. He took my passport and told me to wait. “Relax” was his word to give me the feeling I did not have to be worried. In less than few minutes, another man arrived, riding on a scooter. He was a bit older than the other one, also casually dressed. He was the chief and around 60 years old. He asked me where I came from and what I was doing there. I told him about myself while he checked my passport. Finally, he asked: “Why did you photograph this house?” pointing at the building behind me with his arm. “Hmmm...” I smiled, he smiled and the younger man smiled too. I told him how I take pictures of a lot of houses. That I am an artist and that maybe that was why I was there. I am interested in apparently simple things. Daily life. Meanwhile I called one of the friends I had made a day before at an internet cafe, not far from there — one of four young students who worked there. I told Youssef what was happening and when he asked me where I was, I did not know, so I passed the phone to the older man. The chief was a kind of silent man and it seemed 85 Youssef was too much for him. I could hear the alerted voice of Youssef. The older man switched off the mobile phone, gave it to me and said: “He is crazy.” After a while of silence and thinking, I offered the film. I took it out of the apparatus and gave it to him. They let me go and told me to decide carefully what to photograph. Apparently the building I had photographed was the house of a very important member of... who knows. There were a lot of cameras around and the policemen were worried about me. Text: Adrian Alecu 86 87 Ovidiu Anton * 1982 in Timişoara, lebt in Wien ↠ www.ovidiuanton.com ↠ Video im Browser öffnen 87 Street Cat Deluxe, 2013 HD­Video, 37 Min. / Videostill Courtesy Christine König Galerie, Wien 88 Ohne Titel (Ausstellungsdisplay), 2015 Entwurf Ausstellungsdisplay Destination Wien 2015 Kunsthalle Wien Karlsplatz Grafik: Cansu Berksan Courtesy der Künstler und Christine König Galerie, Wien DESTINATION WIEN 2015 89 Ohne Titel (Ausstellungsdisplay), 2015 Ansichten Ausstellungsdisplay Destination Wien 2015 Kunsthalle Wien Karlsplatz Fotos: Maximilian Pramatarov Courtesy der Künstler und Christine König Galerie, Wien 88 Wenn Ovidiu Anton bei seinen Spaziergängen durch die Stadt oder während der Arbeit am Ausstellungsaufbau die Ausgangsmaterialien für seine Kunstwerke sammelt, dann interessiert ihn an seinen Fundstücken ihr Materialwert wie ihre fetischisierte Aura. Anders als bei seinen Nachbauten von Le Corbusiers Tabouret Cabanon, 2012 (Aus den Serien: Straßenabsperrbretter und Ausstellungsdisplays Secession), mit denen er auf das klassisch-avantgardistische Versprechen der Synchronisation von Kunst und Leben rekurriert, indem er gefundene Straßenabsperrungen und ausgediente Ausstellungsdisplays, alltäglich urbane Trivialität mit Hochkulturschrott, in einen Dialog bringt, bezieht sich Anton bei seinem für das Projekt Destination Wien entwickelten Ausstellungsdisplay auf ein Kunstsystem, welches weniger ein konstitutives gesellschaftliches Außen nötig zu haben scheint, sondern vielmehr zunehmend damit beschäftigt ist, sich im völlig überdrehten Selbstbezug beim Beobachten zuzuschauen. Anton kombiniert hier upgecylete Materialreste von Kunstwerken und Ausstellungsmodulen mit ausgeliehenen Sitzgelegenheiten diverser Wiener Kunstinstitutionen. Er verweist so nicht nur auf jene Überflussgesellschaft, die scheinbar ihren eigenen Trash permanent reaktivieren muss und ihre neuen Shared Economies, sondern er provoziert auch Überlegungen zu Ideenadaption und Materialplünderung, Eigentumsverhältnissen, Autor/innenschaft und Originalität, befragt den Mythos der Gesetzlosigkeit von Kunst bzw. einer Kunst der Gesetzlosigkeit und schafft eine multireferenzielle Grundlage für viel Sitzfleisch. Text: Marius Ertelt, 2015 89 90 91 Anna Artaker * 1976 in Wien, lebt in Wien 91 93 Régence­Salon im 1. Stock des Palais Nathaniel Rothschild, Theresianum­ gasse 16 – 18, 1040 Wien © BDA­Archiv, Restitutionsmaterialien Bestand Rothschild und Gutmann, AR 1-546 REKONSTRUKTION DER ROTHSCHILD’SCHEN GEMÄLDE­ SAMMLUNG, 2013 – 2014 Ausstellungsansicht Anna Artaker Arbeiterkammer Wien, 2013 – 2014 Foto: Hertha Hurnaus, 2013 Courtesy Arbeiterkammer Wien DESTINATION WIEN 2015 92 93 DIE ROTHSCHILD’SCHE GEMÄLDESAMMLUNG IN WIEN, 2014 DIE ROTHSCHILD’SCHE GEMÄLDESAMMLUNG IN WIEN entstand für die Arbeiterkammer Wien und wendet sich der Geschichte ihres Standorts bzw. der Kunstsammlung zu, die bis 1938 ebendort ausgestellt war. Die in der Kunsthalle Wien gezeigten Tafeln sind die bleibende Dokumentation einer Ausstellung, die ab November 2013 ein Jahr lang im Foyer des Hauptgebäudes der Arbeiterkammer Wien zu sehen war, wo von 1884 bis 1955 das Palais Albert Rothschild stand. Die fünf Tafeln versammeln Reproduktionen von Gemälden, die sich bis zur „Arisierung“ im Besitz der österreichischen Familie Rothschild befanden. Darunter Meisterwerke von Rembrandt und Frans Hals, Jean-Honoré Fragonard und Antoine Watteau oder Francesco Guardi, die zur Ausstattung des Palais Albert Rothschild am heutigen Standort des AK Hauptgebäudes sowie des benachbarten Palais Nathaniel Rothschild gehörten, wo heute das AK Bildungszentrum steht. Die Werke der Rothschild’schen Sammlung, die der Staat Österreich nach dem Zweiten Weltkrieg nur zögerlich an die Familie restituierte, sind heute in der ganzen Welt verstreut. So bleibt auch meine Rekonstruktion der Sammlung lückenhaft: Verschiedene Quellen identifizieren knapp vierhundert Bilder der Gemäldesammlung, die insgesamt bis zu doppelt so viele Exemplare umfasste. Von den vierhundert gelisteten Werken sind achtzig im Maßstab 1:5 reproduziert, je nach Verfügbarkeit in Farbe oder Schwarzweiß. In der Ausstellung vor Ort entsprachen die Abbildungen 1:1 der Originalgröße der Bilder. Reproduziert wurden alle, zu denen Bildmaterial und Maße recherchiert werden konnten. Die Rekonstruktion der ROTHSCHILD’SCHEN GEMÄLDESAMMLUNG erinnert an die Geschichte ihrer beiden ehemaligen Aufstellungsorte und ihrer kunstsinnigen Bewohner: Das Palais Albert Rothschild beherbergte nach der „Arisierung“ die von Adolf Eichmann geleitete „Zentralstelle für jüdische Auswanderung“. Im Palais Nathaniel Rothschild wurde der Sicherheitsdienst der SS einquartiert. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der Restitution an die Familie kaufte die Arbeiterkammer Anfang der 1950er Jahre die Grundstücke mit den beiden Palais. In der Theresianumgasse errichtete sie nach Abriss des devastierten Palais das 1952 eröffnete Franz Domes-Lehrlingsheim, das 1983 dem heutigen AK Bildungszentrum weichen musste. Das Palais Albert Rothschild in der Prinz Eugen-Straße wurde 1955 abgebrochen und an seiner Stelle das von Franz Mörth entworfene Hauptgebäude der AK Wien erbaut, das 1960 eröffnet wurde. Die Rekonstruktion der Gemäldesammlung der legendären Bankiersfamilie in der Arbeiterkammer, für deren Klientel die Rothschilds häufig Inbegriff des Klassenfeinds waren, spricht verschiedene Funktionsmodi von Kunst an: Kunst als Distinktionsmerkmal einer vermögenden Oberschicht – Louis von Rothschild war studierter Kunsthistoriker und empfing wöchentlich Kuratoren des Kunsthistorischen Museums zum Privatissimum. Kunst als Spiegel und Träger gesellschaft- licher Veränderungen – denkt man an die niederländische Malerei des „goldenen Zeitalters“, die mit dem erstarkenden Bürgertum entstand und den Schwerpunkt der Rothschild’schen Sammlung bildete. Und zuletzt DIE ROTHSCHILD’SCHE GEMÄLDESAMMLUNG IN WIEN selbst, welche die entscheidende Rolle des jüdisch-österreichischen Bürgertums für das kulturelle Leben dieses Landes würdigt und deutlich macht, welche Lücke die Ermordung und Vertreibung der jüdischen Bürger durch die Nationalsozialisten bis heute hinterlässt. Text: Anna Artaker 94 PERFORMANCE on DEMAND Kurdwin Ayub Weltuntergangs-Zynismus mal bodenständig. Ja, warum nicht. Wenn ein B-Prominenter in einem White Cube und nicht im Dschungelcamp Tierhoden isst, denke man möglicherweise es sei kunstkritisch und wiederum Kunst. Der Kontext muss passen, am besten in einem Museum, man habe viel Geld und man überlege sich gute Worte dazu. Und dann noch die beliebte Intimität: Wenn man auf Youtube klickt und im Fernsehen Reality Shows sieht, entdeckt man viel Intimität, die sehr leicht zugänglich ist. * 1990 in Dohuk, lebt in Wien 95 96 97 Video 1, 2014 Video 8 Min. / Videostill Privatfotos, Wien, o. J. Fotos von den Dreharbeiten zum Film Wrecking Ball Iraq Courtesy die Künstlerin Text: Kurdwin Ayub DESTINATION WIEN 2015 Verletzliche private Emotionen kann jeder sehen. Man kann sie im ­Internet­eingeben­und­findet­sein­Angebot.­Warum­nicht­gleich­schnell.­ Ich­ biete­ meine­ Kunst­ mit­ passendem­ Kontext­ auf­Anfrage­ an.­ So­ geht’s schneller und je intimer desto besser. Inklusive ne Ladung Klischee – menschlich. Ich komme aus dem Irak und kenne die stereotypen Vorstellungen über das Land. Wegen den Medien denke man, es sei kriegerisch und heftig dort. Es geht so weit, dass die Menschen im Land selber schon damit spielen. Keine Frage – es ist heftig dort, und die Anzahl­der­Rambos­steigt.­Man­kokettiert­überall­mit­Klischee­und­den­ Stereotypen. Und alle inszenieren sich doch eh schon. Vergleiche das eher mit einem Science-Fiction-Endzeit Film, wo es aber keine Katastrophe am Ende gibt, sondern nur ein durchgehendes Warten mit einem Ende ohne Bang aber mit Puff und­die­Welt­ist­weg.­Achtung­ich­füge­Privatleben­und­Drama­hinzu­–­ für die Öffentlichkeitsarbeit der PerformanceKünstlerin: Mein Hirn ist kaputt, Blödmann. Es ist düster. Vielleicht weil­ich­Akne-Tabletten­ nehme.­Auf­der­Schachtel steht in der Liste der Nebenwirkungen: „1 von 10000 Patienten bekommen Depressionen und Selbstmord.“ Die­besagte­Künstlerin:­Kurdwin­Ayub­wurde­1990­im­Irak­geboren.­Sie­ lebt und arbeitet als Regisseurin, Drehbuchautorin und PerformanceKünstlerin in Wien. Von 2008 bis 2013 studierte sie in der Klasse für Malerei und­experimentellem­Animationsfilm­ von­ Judith­ Eisler­ an der Universität für angewandte Kunst in Wien. Parallel dazu nahm sie 2011 auch das Studium an der Akademie­der­bildenden­Künste­in­Wien­in­der­Klasse­für­Performative­ Kunst von Carola Dertnig auf. Seit 2010 Teilnahme an diversen Filmfestivals­und­Einzelpräsentationen,­auch­Ausstellungen­und­Filmpreise­ im­ In-­ und­ Ausland.­ A ­ ktuell­ führt­ sie­ bei­ dem­ Dokumentarfilm­ Wrecking Ball Iraq Regie (Takacs Produktion) und schreibt das Drehbuch zu dem Langspielfilm­ Ninja_Ninja (WILDart Film), Vertrieb: Sixpackfilm. 98 99 Atz-Jeton für Josef B. Schrift, ein stehengebliebenes Ohr: Relikte der „Realität“, die habe er gerne. Den Wortlaut wisse er jedoch nicht. Was Missverstehen hervorrufen kann. Als ein Käufer nicht glauben wollte, dass er das Wort nicht beachtete. … Zu Beginn der Wischungen stand ein Kunstverkaufskatalog: Josef Bauer hat ihn ausgewischt. Mit einer Selbstvergessenheit, die diesen Künstler zum Glück nie verließ. Schon davor deckte er Postkartenfundstückmotive mit verhärteten Pinselstrichen zu. Dann ein malerisches Decken mit Acryl (auch Beton), das Gesicht oft ein Fleck mit Augen/Nase-Achse wie die Naht eines Lederballs. Dann die ausschließliche Wischung mit Aceton. Schließlich die Verbindung von Wischen und Decken (wie hier, wo das Hintergrundgrau auch ein bemaltes ist). Im Visier der Rand (wo die Wischung sich löst zu Poren, die Farbe drunter mischt mit), und die Betonung der Grenze im Wegnehmen und Hinzufügen. … Künstler wie Bauer agieren prozesshaft. Zu vorläufig Abgeschlossenem entstehen so neuerliche Beziehungen. Das Übergießungsverfahren reicht bis in die 1970er-Jahre zurück (und unter „Herumgelegenes“ fielen dort auch tote Tiere, Geschenke der Katze). Die fast ohne Zutun entstehende Form interessiere ihn da. Entschieden wird aber, wie weit der Guss, ist der Schuh voll, hinaufreicht. Bemerke ich, dass der Spitz des Flecks, des Paares Einheit betonend, ausläuft wie die beiden Schuhe, ruft das wie die Pointe des Feststeckens nach Interpretation. Der Künstler dagegen konzentrierte sich aufs Gießen, aufs Wischen. … Ich habe Glück: Die 6 Zeilen nach dem Wort „Wort-Führer“ links unten sind zu entziffern. So kann ich sie wischen, indem ich die Vokale halte und neu behänge: „Die liegende Cinema-Fee minder schön irrt. Zweit-Schau? Pfand ums Fuhr-Werken? Gleis Eins: PET-Schmerz. O, er schabt’s fort und weg!“ Dass das Original nicht mit „Kondensat vor Zugseil“, sondern mit „Moderator zu sein“ endete, wen will’s noch kümmern? Nicht nur was ätzen, auch jemanden atzen mag sein! Josef Bauer * 1934 in Wels, lebt in Linz ↠ www.josef­bauer.net Text: Christian Steinbacher, 2015 100 Aus der Serie Beauty Case, 2007 39 × 33 cm Courtesy der Künstler DESTINATION WIEN 2015 101 Doris Schuhe aus der Serie Beauty Case, 1985 38 × 24 × 19 cm Courtesy der Künstler 100 101 102 Cäcilia Brown * 1983 in Sens, lebt in Wien ↠ www.caeciliabrown.net 103 Fotos: Cäcilia Brown, 2014 104 Fotos: Cäcilia Brown, Wien, 2012 / Andreas Kurz, 2011 DESTINATION WIEN 2015 105 Foto: Cäcilia Brown, 2014 106 107 Adrian Buschmann Raoul Hausmann * 1976 in Kattowitz, lebt in Wien und Vallebona * 1886 in Wien, † 1971 in Limoges 108 Flirt, 2015 Abstrakte Bildidee, 2015 Fotos: David Avvazadeh Courtesy Gabriele Senn Galerie, Wien DESTINATION WIEN 2015 DESTINATION WIEN 2015 108 109 Adrian Buschmann Flirt, 2015 Öl auf Leinen, Diptychon, je 210 × 130 cm Raoul Hausmann ↠ Flirt, 1931 Aquarell und Gouache über Bleistift, 29 × 25 cm Adrian Buschmann Abstrakte Bildidee, 2015 Holz, Metall, Strohhalm, Öl auf Leinen, 40 × 30 cm Raoul Hausmann ↠ Abstrakte Bildidee, 1918 Aquarell auf Papier, 19,5 × 29,5 cm 110 Hugo Canoilas And left Earth together deafn’d & cold. Inhabitants in vain they shrink together remaining down besolated places built & wept. Living together a man and their eyes, heavens hipocricy infection. weak grindings & torments. Ay ages long ago! * 1977 in Lissabon, lebt in Wien Now, those cities of religion knotted in the brain. Like embrios with wings of fire, a soul stretched throughout the cold & dim sorrowing soul. Heavens behind me pain & woe. The wind upon death, one moment, no flesh nor sons and daughter. 113 Sentences fall dead in the water, 2012 Acryl auf getrocknetem Palmenblatt, frei hängend über den Rändern des Flusses Tietê, São Paulo, Brasilien 170 × 25 × 15 cm Courtesy der Künstler Text: Hugo Canoilas DESTINATION WIEN 2015 First begotten immmense cracks parchd with heat Heat howling laments his own existence appeared myriads of science mischiveleously ahead. Fire lightning pillars round the void his jorney his dens. Wilderness compassing the abyss weight weigh beneath. Hunger summons the shadow. Sleeping in jeaously Form’d by day again a girdle. Corps were flames aiming, stroking gloomy visions cries casting scales coild. Rock the mountain twain by day in sobbings again. He grew a womb the beast cries the sharp pangs, hissings, blessings. Eternity eternity Two lines of happyness fade in her face. I saw the femal, he embraced her his own divided image a provisory miracle follow’d delight. Remote sights stretch’d beneath the darkned image divided For some there was void for others blood the nerves of night & its clifs became black. The sun in darkness, 2015 114 115 Horizonte der Landschaft der Horizonte paysage n’existe pas Julian Charrière * 1987 in Morges, lebt in Berlin ↠ www.julian­charriere.net 116 117 Panorama, 2009 – 2013 HD­Video, 8:20 Min. / Videostill Courtesy Dittrich & Schlechtriem, Berlin und Bugada & Cargnel, Paris Gibt es Berge in Berlin? Kann man Berge verpflanzen? Sind es dann Kunstberge? Die Seefahrer erfanden den künstlichen Horizont, um der formlosen Weite des Meeres die überlebenswichtige räumliche Orientierung entgegenzusetzen. In unsere Stadtlandschaften führen wir künstliche Horizonte als Projektionsräume ein, um dem Raum im direkten und dem Leben im übertragenen Sinn ein Gefühl von Tiefe zu verleihen. Aber was und wo ist der wahre Horizont? Existiert diese Linie, die von Standort, Körpergröße, Wetter und Lichtverhältnissen abhängig ist, überhaupt? Distanz und Nähe, Vordergrund und Hintergrund, liegt der wahre Horizont allein im Auge des Schauenden? Der Gegensatz Stadt – Land hat sich aufgelöst. Der Horizont in der zeitgenössischen Stadtlandschaft Europas ist vielfach gebrochen, überpräsent oder versteckt. Die eingelösten Utopien der Moderne urbanisierten die Landschaft und verführten am Ende die Landschaft in die Stadt. Urbanisierte Landschaft und landschaftliche Urbanität lassen Differenzen verschwinden, hinter denen sich in der Vergangenheit der Horizont erstreckte. Modelle sind mehr als die verkleinerte Übersicht des großen Ganzen. In der Modellwelt fehlt immer etwas. Sinnlichkeit, Geruch oder Geräusche, man kann die Dinge nicht ertasten. Die zeitliche oder räumliche Dimension, das Volumen oder die Tiefe. Die implizite Aufforderung, die fehlenden Teile durch Imagination zu ersetzen, ist die poetische Kraft, die Landschaftsmodelle auszeichnet. Ein Modell einer Landschaft zu bauen, bedeutet einen Dialog mit einer spezifischen lokalen Erscheinung von Natur zu führen. Das Substrat einer Landschaft zu entdecken und freizulegen ist weit mehr als die Naturwissenschaften vermitteln können. Witterung aufnehmen für das, was in der Luft liegt. Das Modell ist damit die Vorstufe einer neuen Wirklichkeit. Unser Blick ist nicht mehr zum Horizont gerichtet in Erwartung neuer ferner Grenzen. Die handgreiflich vor uns liegende Realität mit ihren gesetzten Bedeutungen gilt es zu entschlüsseln, in einer fortlaufenden Rückkoppelung zwischen Realität und Modell, fremdartig vertrauter Außenwelt und Imagination neu zu interpretieren. Die Montage von Bildern, ähnlich dem technischen Verfahren im Film, entspricht unserer bruchstückhaften Lebenswelt. Sie legt das Konstruktionsprinzip frei, verwendete Materialien brechen die Realität, verlieren die Bindung an das, was sie ursprünglich bedeuteten. Die Teile sind nicht mehr wichtig in ihrer spezifischen Besonderheit, sondern in Bezug zur Konstruktion des Modells. Was ist Urbild, Abbild oder Trugbild? Die Frage stellt sich nicht mehr. Landschaft ist ein Modell, ein Denkbild und Realität zugleich. Text: Günther Vogt, 2012 DESTINATION WIEN 2015 116 117 118 119 Mitya Churikov Untitled (Alterlaa-AG 1968), 2015 Mitya Churikov * 1985 in Kiew, lebt in Berlin ↠ www.mityachurikov.com Mitya Churikov konstruiert heterochrone Landschaften aus skulpturalen Grundformen, die die Grammatik modernistischer Architektur zitieren. Seine minimalistischen Beton-Skulpturen sind größentechnisch variierte Basiselemente modernistischer Komplexe und Reminiszenzen an die einstige moderne, Anselm Franke zufolge gar konstruktivistische Utopie, „die Zukunft zu beherrschen, zu produzieren und zu erfinden“1. Zusätzlich zu seinen Appropriationen dieser fremd gewordenen Sprache aus Gegenwartsperspektive, unternimmt er für seine Installationen, Fotografien und Videoarbeiten eine Recherche lokaler Modernismen – eine quasi-archäologische Recherche, die vor allem in Bezug auf die unzulänglich erforschte architektonische Nachkriegsgeschichte im ehemaligen Ost- und Mitteleuropa von Bedeutung ist.2 Die spezifische Betrachtung dieser lokalen Modernismen, ihre Herauslösung aus der begrifflichen Gattung „Sowjetische Architektur“ sowie Vergleiche zur „westlichen“ Architektur der Moderne ermöglichen somit einen neuen Blick auf die Migration architektonischer Konzepte und Stile. Ein weiteres Anliegen Churikovs ist die Kritik an negativen Charakterisierungen modernistischer Architektur 3, Zuschreibungen, die nicht zwangsläufig der Wahrnehmung von Bewohner/innen modernistischer Komplexe entsprechen und fatale Folgen aufweisen: Gebaut nach dem zweiten Weltkrieg gelten viele Musterbeispiele modernistischer Architektur gegenwärtig nur noch als abrissbereite Symbole einer gescheiterten Utopie. Die Installation Untitled (Alterlaa-AG 1968) (2015) ist eine Auseinandersetzung mit der architektonischen und kulturellen Spezifizität des Wohnparks Alt-Erlaa der Stadt Wien, einer Satellitenstadt, die mit 10.000 Anwohner/innen zu den größten Wohnanlagen Österreichs zählt. Die nach dem Vorbild von Le Corbusiers „Ville Radieuse“ zwischen 1973 und 1985 errichteten Terrassenhochhäuser sind ein besonderes Beispiel für die Zukunftsfähigkeit modernistischer Architektur, denn die Anlage verfügt bis heute über eine hohe Zufriedenheit ihrer Anwohner/innen. Auf seiner Spurensuche nach den Gründen für diese positive Rezeption versammelt Churikov Ikonografien des Alltags in einer urbanen Landschaft, die von Anbeginn an für die Zukunft modelliert wurde. Text: Ulrike Gerhardt 120 121 Untitled (Alterlaa­AG 1968), 2015 © Mitya Churikov Courtesy der Künstler DESTINATION WIEN 2015 1 2 3 Anselm Franke: Die Krankheit der Zeit oder warum sich die Bedingungen des Trips verändert haben, in: Yilmaz Dziewior (Hg.): David Maljkovic. Almost Here, Köln 2007, S. 92 Siehe Katharina Ritter, Ekaterina Shapiro-Obermair, Alexandra Wachter (Hgg.): Architekturzentrum Wien: Sowjetmoderne. Unbekannte Geschichten 1955 – 1991, Zürich 2012 Gemeint sind Charakterisierungen modernistischer Architektur als „kalt“, „brutal“ oder „inhuman“. Siehe hierzu Anna Iltnere: PostSoviet Anamnesis. Sovietera architecture, Design and Art, in: Arterritory.com (February 2013), S. 1 – 14. Zugänglich online unter ↠ www.arterritory.com/en/lifestyle/architecture/2019-post-soviet_anamnesis [letzter Zugriff am 03. 03. 2015] 122 123 Los Destinados Julius Deutschbauer * 1961 in Klagenfurt, lebt in Wien ↠ www.julius­deutschbauer.com Performance und Konzert und Kollaps Klaus Pobitzer * 1971 in Schlanders, lebt in Schlanders und Wien ↠ www.pobitzer.net Panos Mylonas * 1967 in München, lebt in München und Wien 123 125 Bandprobe, o. J. Foto: Los Destinados Courtesy die Künstler Plakatsujet für Destination Wien 2015 Courtesy die Künstler DESTINATION WIEN 2015 Deutschbauer, der den Deutschbauer imitierenden Pobitzer so gut imitiert, dass nicht einmal sie selbst sich auseinanderzuhalten vermögen, und Pobitzer, der den Pobitzer imitierenden Deutschbauer so gut imitiert, dass selbst Mylonas sie nicht auseinanderzuhalten vermag, kollaborieren in ihrer Performance mit Los Destinados, die Deutschbauer / Pobitzer mit Unterstützung des Musikers Panos Mylonas selbst darstellen. „Vor lauter Selbstdarstellung ist allen schon schlecht“, singt Pobitzer. „Echt!“, tönt Deutschbauer nach. „Er ist ein wunderbarer Zwilling“, sagt Pobitzer über Deutschbauer. „Scheiß Zwilling!“, flucht Deutschbauer. Denn wenn alles, was der eine sagt, nur die leise Einflüsterung des anderen ist, was sagt dann der andere überhaupt? „Deutschbauer hat schon immer, immer schon mehr Fruchtwasser als Pobitzer getrunken.“ – „Deutschbauer ist längst schon im Fruchtwasser ertrunken.“ Das ist dem Mylonas auch klar. Die Welt des Einen ist die gleiche wie es die des Anderen sein könnte, so gleich, dass es dieselbe des Einen ist, sodass sich der Eine ebenso gut für den Anderen ausgeben kann oder vielleicht der Andere selbst ist. Diese Welt ist weder Deutschbauers Himmel noch Pobitzers Hölle noch beider Fegefeuer. Deutschbauer / Pobitzer simulieren einen Auftritt. Simulieren heißt: zusammen auftreten. Deutschbauer / Pobitzer / Mylonas simulieren ein Konzert. Deutschbauer simuliert einen Herzinfarkt, Pobitzer eine Gallenkolik, Mylonas Deutschbauer / Pobitzer. Deutschbauer und Pobitzer sitzen am Tisch vor einem Packen alter Flugblätter. Panos Mylonas zeigt ihnen, wie man daraus „Himmel und Hölle“-Spiele bastelt. Gehorsam nehmen Deutschbauer und Pobitzer ein Blatt nach dem anderen. Deutschbauer faltet dessen Ecken bis zur Mitte des Blattes hin. Pobitzer dreht das 124 Blatt so um, dass die Seite mit den zur Mitte hin gefalteten Ecken nach unten schaut. Nun wiederholt Deutschbauer den Vorgang und faltet erneut die Ecken zur Mitte hin. Anschließend dreht Pobitzer das Blatt wieder um und faltet es einmal entlang der x-Achse. Dann faltet Deutschbauer es wieder um den letzten Schritt zurück und Pobitzer faltet das Ganze nochmals, diesmal jedoch um die y-Achse. Drunter und drüber ist auch kreuz und quer. Endlich fährt Deutschbauer mit Daumen und Zeigefinger, Pobitzer mit Mittel- und Ringfinger jeweils in eine der so entstandenen Fingerkammern. Deutschbauer übernimmt die Bemalung für den Himmel, Pobitzer für die Hölle. „Pobitzer hat Hunger“, singt der eine. „Deutschbauer hat Durst“, der andere. Pobitzer füttert Deutschbauer mit Nimm Zwei und Twix. „Deutschbauer nimmt drei und macht jedes U zum X“, singt Mylonas und füttert Pobitzer an, bis dieser nicht mehr kann. „Pobitzer hat nun keinen Hunger mehr.“ – „Deutschbauer Durst nach mehr.“ Deutschbauer stillt seinen Durst und füllt Pobitzer mit Mineralwasser ab, bis dieser nicht mehr kann. So angefüttert und abgefüllt, legt Deutschbauer Feuer, an ein Foto nur, an ein Foto von Pobitzer nur, und Pobitzer legt Feuer an ein Foto von Deutschbauer nur. Mit der Asche der beiden düngt Mylonas eine Doppelblume. Das Publikum hat recht, wenn es sich abwechselnd dem Einen oder dem Anderen zuwendet, während der Eine auf Verlangen des Anderen dessen Spiegelbild spielt. Die unbedingte Gegnerschaft beider bedingt zugleich ihre Verflechtung. Als verdoppelnde Verdoppelte sagen sie alles gleichzeitig und täuschen gleichzeitig etwas anderes vor, als der andere sagt. Sich gegenseitig wegblasend und ersetzend soufflieren sie einander. Als soufflierender Souffleur ist, ohne dass man es genau zu bestimmen vermöchte, einmal Pobitzer, dann wieder Deutschbauer der Doppelgänger dessen, der sich in diesem Raum des Zwischen-zweien, in dem jeder neben sich steht, für den jeweils anderen ausgibt. Sie triumphieren als verdoppelte Doppelte, die in ihrer Verdoppelung halbiert erscheinen. Deutschbauer drängt Pobitzer die Rolle Pobitzers auf. Sobald Pobitzer jedoch seinen Text spricht, ist es der Text Deutschbauers, der den Text Pobitzer-Pobitzers spricht usf. Als Doppelgänger wider Willen, die ohne jede Ähnlichkeit einander unentwegt mit sich selbst verwechseln, bewegen sich Deutschbauer und Pobitzer zwischen Doppeladler und Doppelaxt, Doppelbett, Doppelbödigkeit und Doppelbüchse, Doppeldieb und Dopplereffekt, Doppelfuge und Doppelgrab, Doppelhälfte und Doppelkinn, Doppelloch, Doppelmord und Doppelmylonas, Doppelnarr und Doppelpunkt, Doppelrausch und Doppelschlitz, Doppelschnepfe und Doppeltsehen, Doppelung und duplex viola, Doppelwesen und Doppelzwirn. Das Publikum hat recht, wenn es sich keinem von beiden zuwendet, sondern ausschließlich Panos Mylonas und seiner Gitarre. Text: Los Destinados 126 127 Eva Egermann * 1979 in Wien, lebt in Wien 127 129 Band Rehearsal, Wien, 2014 Videostills Courtesy die Künstlerin An Outcast Night, Wien, 2013 Performance, Projektraum school Foto: Yasmina Haddad Courtesy die Künstlerin DESTINATION WIEN 2015 128 129 Neben den geordneten und idealen Darstellungen gibt es immer auch Cuts und Verletzungen, Abweichungen, Irritationen und Bilder, die nicht produktiv erscheinen, eklektisch und zu laut anmuten. Einige der Materialien lösen teilweise auch heute noch, Staunen, ein gewisses Unverständnis oder Empörung aus, wenn ich sie zeige. Zum Beispiel die vom Sozialistischen Patientenkollektiv in den 1970er Jahren im Sinne der Antipsychiatriebewegung formulierte und politisch theoretisierte Forderung, „aus der Krankheit eine Waffe“ für eine klassenlose Gesellschaft zu machen. Abgesehen vom inhaltlichen Kontext und der radikalen Symbolik des SPK-Slogans liefern mir diese Materialien heute eine Art Vehikel, um über den künstlerischen Subjektstatus im „fitten“ Neoliberalismus und Kunstsystem, zwischen multifunktional einsetzbarer künstlerischer Ich-AG oder Supercrip, Body Issues, Arbeitsverhältnissen und dem Wunsch nach Kollektiven nachzudenken. Und natürlich darüber hinaus. Es interessiert mich der Moment, in dem sich solche nicht produktive, eklektische oder störende Titel / Bilder von der ursprünglichen Bedeutung loslösen, metaphorisch werden und universelleren Charakter annehmen, sie z.B. für eine bestimmte (andere) Zeit stehen könnten oder zum Container verschiedenster Vorstellungen werden. Entkoppelt vom Kontext lässt sich in den Bildern (bzw. Titel, Slogans, Songzeilen, Covers etc.) nachdenken. Als Sammlung und Interpretation werden sie zu (pop-)kulturellen Artefakten einer selbst ausgedachten transhistorischen Subkultur. Meine Recherche beschäftigt sich mit widerständigen Praktiken, Aneignungen, sozialen Bewegungen und Popkulturen, die mit Devianz, Abnorm, Krankheit und Behinderung zu tun haben. Ich arbeite mit Beispielen aus verschiedenen Zeiten und Orten, die Aufbegehren, Irritation oder Widerspruch innerhalb ästhetischer Repräsentationen von Unbeschädigtheit auslösen. Verschiedenste Materialien finden sich in meinen künstlerischen Projekten wieder, reinszeniert, überarbeitet zum Beispiel in Form einer Wandzeitung oder während einer Bandprobe. Entstanden sind dabei ein Zeitschriftenprojekt (das „Crip Magazine“), eine Ausstellung („Über unheimliche Zustände und Körper“) und künstlerische Arbeiten wie Installationen, Performances oder Videoarbeiten. Im April 2013 habe ich Musiker/ innen1 in einen Proberaum eingeladen, um zu den im Jahr 1981 zensierten Song Spasticus Autisticus zu improvisieren bzw. diesen zu covern. Die von mir gestalteten Poster an den Wänden des Proberaums verwiesen auf crip-popkulturelle Bezüge und meine Recherche. zur Jahrhundertwende in den USA organisierten. Die Situation lässt das Event nachvollziehen und fiktionalisiert es gleichermaßen. Anachronistische Körper wandeln durch Zeit und Nebel. „Wir müssen die Transparenz überall bekämpfen. (…) Wir fordern für alle das Recht auf Opazität, das Recht, nicht verstanden zu werden.“ (Glissant) Unterstützung bekomme ich durch Redhead Army, ein PunkrockProjekt in einer Person aus Wien, das für den Sound sorgen wird. Ein Abend mit einer Landkarte aus dem Jahr 1910, devianten Subjekten und das Verschwimmen der Narrative durch Störung, Noise, Theorie, Midi-Punk und Nebel. Text: Eva Egermann Im Rahmen des Performanceprogramms am Karlsplatz zeige ich am 27. April An Outcast Night, eine Performance, in der ich über eine psychogeographische Landkarte aus dem Jahr 1910 spreche. Die Karte wurde ursprünglich während einer „Outcast Night“ (Nächte der Ausgestoßenen) präsentiert, die Anarchist/innen 1 Veronika Eberhart, Roland Gaberz, Bernhard Hussek, Bernhard Kern, Julia Mitterbauer, Phillip Schwarzbauer, Agnes Slowik, Cordula Thym und Martin Zenker 130 131 „Ich habe keine persönliche Frage, die Dinge erfüllen sich in jeder Zeit neu, es muss das Resultat nicht narrativ sein. Denke an keine zusammenhängende Geschichte, eher total zerrissen. Aus der Grenze der Vertrautheit auszubrechen ist vergleichbar mit pubertärem Wüten.“ Christian Eisenberger Christian Eisenberger * 1978 in Semriach, lebt in Wien ↠ www.christianeisenberger.com 132 133 Feuerkopfiglo, 2010 Fotos: Christian Eisenberger Courtesy Galerie Krinzinger, Wien DESTINATION WIEN 2015 Christian Eisenberger wurde als Street Art Künstler durch seine abertausend Interventionen im sogenannten öffentlichen Raum bekannt, wenngleich die Arbeit im Atelier für ihn selbst seit jeher einen gleichrangigen Platz einnahm. Auch wenn es im Laufe der Zeit zu einer Akzentuierung und stärkeren Phrasierung seiner Themen und Motive kam, sind viele davon bereits in diesen frühen Arbeiten erkennbar. Ein Leitmotiv ist das der Unsicherheit bzw. der falschen Sicherheit: Neben dem Vanitas-Motiv (etwa in Form von zerrinnenden Gesichtern) kreisen viele Arbeiten um Zustände von labilem Gleichgewicht, um den Augenblick kurz bevor ein Werk in sich zusammenfällt. Seine konsequente Verweigerungshaltung, ein weiteres Merkmal seines Œuvres, rührt unter anderem auch von einer tiefen Abneigung gegen gerade, zielgerichtete Wege, Ideologien und Strategien des Erfolges. Die Durch-Ökonomisierung des Feldes Kunst im Allgemeinen lief stellvertretend für viele Bereiche idealtypisch und ekelerregend ab und ist aus Sicht eines/r Künstler/ in nur mehr als verständlich sich gegen diese zu stellen. Christian Eisenbergers neue Aluminiumskulpturen greifen die Haptik der bekannten Kartonarbeiten auf und stellen unter anderem Embryos dar, die uns bereits aus den Street Art Arbeiten vertraut sind. Selbiges gilt für seine „Köpfe ohne Neurosen“, die oft nur aus vier Punkten (Auge, Auge, Nase, Mund) bestehen und in stets neuer Gestalt sein Werk begleiten. Was bisweilen ungelenk und brachial erscheint, ist eine genuin neue Abstraktion einer Realität mit einer eigenständigen Handschrift. Wie so häufig entstanden diese Arbeiten scheinbar ansatzlos im Spannungsfeld zwischen Zufall, spielerisch-künstlerischer Intuition und Minimaleingriffen durch seine Person. Gleichzeitig ist Eisenbergers Kunst handwerklich anspruchsvoll, sein Kunstbegriff ist beinahe klassisch und hat keine Ängste vor einer Ästhetisierung. Die Frage bleibt offen: Ob sein zahlenmäßig riesiges Werk ein Spiegel, eine Verdoppelung der unbezwingbaren virtuellen Bilder- und Datenflut des Cyberspace ist, oder, ob er die starke Körperlichkeit seines Werkes der Zersplitterung der Welt entgegenstemmt. Text: Grete Müller 132 133 134 135 Christian Falsnaes * 1980 in Kopenhagen, lebt in Berlin ↠ www.falsnaes.com 135 137 RISE, 2014 Performance und HD­Video / Videostills Courtesy PSM, Berlin DESTINATION WIEN 2015 136 “All of you can go…. No! Not you! No no no! Don’t sit there. Come closer.” (…) “I will not start the performance if you sit down there.” The performance RISE in Akademie der Kunste is representative of Christian Falsnaes’ body of work: make the audience aware of their role as an audience by dictating in an authoritative manner what they should (or should not) do, how they should behave and how they should interact with each other: “What interests me in performance is human relations. I have been working a lot with the relation between the artist and the audience as a power relation as well as all the rituals surrounding it”, explains Falsnaes when we meet after a busy Berlin Art Week. Falsnaes is performing for the first time in a black box for his performance at the opening of Berlin Art Week. And the five hundred audience members are not as easy to control as usually. It is an Indian summer night for the opening and we are all sweating on stage in Akademie der Kunste. The last gesture being asked of us is “to dance exaggerated”, not like we “would usually dance”. “Now stop! Look at each other”, demands Falsnaes. I see wild sweaty stares soon turning into selfawareness and shyness. An audience member having refused Falsnaes’ dictatorship yells to us on stage confrontationally from her audience seat: “Why did you do it?” One of us replies promptly: “Because it felt nice!” And it did indeed feel nice to rub my cheek against the cheek of a bearded stranger. After the performance a group of around thirty audience members refuse to leave the auditorium and insist on getting an explanation. Falsnaes, refusing to “step out of character”, is just as persistent, demanding them to leave and threatening to call security. We were given instructions to act in a certain way; it could be as a festival audience. An audience crashing the stage, eager to be close to our idol, eager to be close to each other in this ecstasy. Our actions could have been related to a concert. But the content was missing. The music was missing. And those against our actions, against the performance, refusing to leave the space, they recollect a different content. The memory of what is no longer there remains, as it often does, especially in performance art. Text: Lotte Løvholm, ↠ Rub your Body against a Stranger (excerpt) 137 138 139 STACKS Five Times Meret Erich von Stroheim expected the actors who would play a role in his period films to wear historical underwear so that their movements and posture would be supported by the awareness this provoked. The invisible layer of the costumes was fundamental to the quality of the acting. Five times Meret is a portrait in several parts of Meret Oppenheim. It is made of images from my archive, views of exhibitions, a filtered look on the works of other artists. The images are printed on semi-transparent silk paper and presented as stacks. Each stack is made of the same ten prints. It is a portrait in five variations, each variation having a different cover. The stacking leads to the invisibility of the images underneath. Marina Faust * 1950 in Wien, lebt in Paris und Wien ↠ www.marinafaust.com STACKS Five Times Meret Erich von Stroheim verlangte von den Schauspielern in seinen Kostümfilmen, dass auch ihre Unterwäsche historisch zu sein habe, damit ihre innere Haltung und Gestik durch das Bewusstsein dieser durch und durch unterstützt sei. Die unsichtbare Schicht der Kleidung war für das Spiel ausschlaggebend. Five Times Meret ist ein mehrteiliges Porträt von Meret Oppenheim. Es besteht aus Bildern meines Archivs, Fotos meiner Sicht auf Ausstellungen, ein gefilterter Blick auf die Arbeiten anderer Künstler. Die auf semitransparentem Seidenpapier gedruckten Bilder werden als Bündel präsentiert. Jedes Bündel beinhaltet die gleichen zehn Bilder. Es ist ein Porträt in fünf Variationen, wobei jede Variation ein anderes Deckblatt hat. Die Bilder haben jeweils eine andere Reihenfolge. Die Stapelung führt zur Unsichtbarkeit der darunterliegenden Bilder. 140 STACK # 1, aus der Serie Five Times Meret, 2014 10 Inkjet­Drucke auf Seidenpapier 49 × 33 cm Courtesy die Künstlerin 142 143 Für eine Weile, wer weiss wie lange, 2015 Ansicht Kunstverein Schattendorf, 2014 Courtesy die Künstlerinnen und Franz West Privatstiftung DESTINATION WIEN 2015 141 STACK # 3, aus der Serie Five Times Meret, 2014 10 Inkjet­Drucke auf Seidenpapier 49 × 33 cm Courtesy die Künstlerin Text: Marina Faust FÜR EINE WEILE, WER WEISS WIE LANGE FOR A WHILE, WHO KNOWS HOW LONG Die Performance von Sonia Leimer und Marina Faust greift eine Situation aus dem Jahr 1999 auf, bei der Franz West mit einem Galeristen einen Tisch mit bunten Gafferbändern beklebte. Diese ist nicht als Reenactment gedacht, sondern ist eine Handlung nach Anweisung, die von jedem ausgeführt werden kann. Das Resultat endet an der Wand. Es bleibt offen, was dieses Objekt ist. The performance of Sonia Leimer und Marina Faust picks up on a situation from 1999 where Franz West covered the surface of a table with gaffer tapes together with an American gallerist. This is not meant as a reenactment but an action upon Franz West’s instruction that can be done by anyone. The result ends on the wall. It remains open what this object is. 144 145 Lukas Feigelfeld * 1986 in Wien, lebt in Berlin ↠ www.feigelfeld.de 145 Interferenz, 2013 HD­Video, 45 Min. / Poster Courtesy der Künstler 146 Interferenz, 2013 HD­Video, 45 Min. / Filmstills Beton, 2011 HD­Video, 55 Min. / Filmstills Courtesy der Künstler DESTINATION WIEN 2015 147 Beton, 2011 HD­Video, 55 Min. / Poster Courtesy der Künstler 146 Interferenz [Spielfilm - 47min - 2013] Auf einer flachen Insel, auf der ein kalter Wind über die karge Landschaft bläst, befindet sich die Arbeiterkolonie #191286. Piwonka ist einer der Handvoll von Gastarbeitern, die gezwungen sind, hier unter schlechtesten Bedingungen ihrer Arbeit nachzugehen. Schon Monate ist er getrennt von seiner geliebten Frau auf dem Festland, als sich eines Tages ein Vorfall am großen Bohrturm ereignet. Komplett von der Außenwelt abgeschnitten, bangen die Arbeiter um ihre Existenz. In diesem Zustand zwischen Leben und Tod bleibt Piwonka nur noch die Erinnerung und Sehnsucht nach seiner Frau. Bevor alles zu zerfallen droht, folgt ihr Piwonka durch seine Träume und findet trotz allem einen Weg, bei seiner Liebe sein zu können. Beton [Spielfilm - 55min - 2011] Wien in den späten 90er Jahren. Verwackeltes VHS Material enthüllt das Videotagebuch von Markus und Anna, einem jungen Paar, ohne Arbeit und mit nichts Gutem im Sinne. Langeweile und der Durst nach Adrenalin drängen sie in eine Spirale von Diebstahl, Alkohol und Drogen. Im Detail dokumentiert mit ihrer Kamera, wird das Videomaterial bald Beweismittel einer schrecklichen Tragödie. 147 148 Daniel Ferstl * 1982 in Linz, lebt in Wien ↠ www.danielferstl.com 149 mavericks #1, 2014 Emaillack, handgefärbte Leinwand 180 × 140 cm Foto: Daniel Ferstl Courtesy der Künstler 150 before the morning comes, the story’s told, 2013 Öl, Transferprint, Holz, Emaillack, Aluminium, handgefärbte Leinwand 140 × 140 × 50 cm Foto: Daniel Ferstl Courtesy der Künstler Rascal the Raccoon (あらいぐまラスカル), Nippon, 1977 Animation DESTINATION WIEN 2015 151 mavericks #3, 2014 Emaillack, handgefärbte Leinwand 180 × 140 cm Foto: Daniel Ferstl Courtesy der Künstler Text: Daniel Ferstl escapism and the various problems attached to it’s fulfillment are the main motivation behind the last few series of works. most things one desires turn out to be shit anyways. I feel that with every shitty/weird holiday trip I go on I could fill another three shows. I like that sappiness – sappiness is great! and the tie-dye with all it’s romanticised cultural context is a great base for that. I try to be as precise as possible at selecting the various images, that I pull into my works – may they be movie stills or other stuff I find interesting – there surely is a personal story behind everyone of them – but after all they still serve as material & abstract means of composition. you might get the hints, but it’s also cool to see the whole piece, you know. it might still be able to drag you in after all 152 153 Andreas Fogarasi * 1977 in Wien, lebt in Wien 153 155 Placemark (Tardos Pannonia), 2014 Marmor, Installation im öffentlichen Raum Foto: Jorit Aust Courtesy der Künstler und Georg Kargl Fine Arts, Wien Postcard (Verde Guatemala), 2013 Postcard (Rosso Antico Muhri), 2014 Marmor, Stahl Foto: Edouard Fraipont Courtesy der Künstler und Georg Kargl Fine Arts, Wien DESTINATION WIEN 2015 Andreas Fogarasi interessiert sich für politische, kulturelle und soziale Praktiken im öffentlichen Raum, für ihre Verbildlichung und ihren Einfluss auf unsere Vorstellungen in der Ära der Expansion ökonomischer Interessen und der Kulturalisierung der Ökonomie. Er setzt sich insbesondere mit dem wechselseitigen Verhältnis zwischen Formen und Konzepten von urbanem Design und Architektur auseinander sowie mit dem sozio-kulturellen System, das diese erzeugen. Um sich im globalen Markt zu positionieren, wo Investoren und Touristen als Käufer und Förderer agieren, bedienen sich die Städte in ihrer Suche nach einer visual identity der Natur, Geschichte, Architektur, Kunst und Kultur und entwickeln vermarktbare Reize. Die Städte müssen dekoriert und verkleidet sein, um verkauft zu werden. Die Lebensumwelt wird dadurch verwandelt: alles ist ästhetisch, alles ist fluide. Kunst und Design werden zu Branchen der Kreativität und zugleich zu Instrumenten des Marketings und der Kontrolle. 154 Andreas Fogarasi inkorporiert diese Instrumentalisierung in sein Werk und spielt damit. Indem er die Organisationsprinzipien und die Ästhetisierung des öffentlichen Raumes übernimmt, schafft Fogarasi Arbeiten, die zugleich affirmativ und kritisch sind. Oft sind es Display-, Stadtmöblierungselemente oder architektonische Details, die er aufgrund ihres paradigmatischen Charakters wählt, um sie anschließend formal und funktional zu isolieren, zu reduzieren und zu abstrahieren. Seine Arbeiten erinnern an minimalistische Skulpturen und Stadtkulissen. Die Silhouette von Placemark (Tardos Pannonia) lädt zur Interpretation der Form als Zeichen ein. Die Raute mit abgeschnittenen Spitzen könnte das verkleinerte Modell einer monumentalen Skulptur sein, ein versteinertes und stummes Werbeobjekt, oder ein Meilenstein. Die Arbeit ist vom Logo der Automarke Renault inspiriert (entworfen von Viktor Vasarely), aber auch von den Pins aus digitalen Stadtplänen. Vor allem ist es das Material der Skulptur, das uns bei näherer Betrachtung ins Auge springt: Ein massiver roter Marmorblock, der von dicken Äderungen durchzogen ist. Hier tauchen Verweise auf die Geschichte der Architektur und ihrer Werkstoffe auf. Dies zeichnet sich auch im Untertitel der Arbeit deutlich ab: Tardos Pannonia, der Name des berühmten Marmors, der aus der ungarischen Region Pannonia stammt und bereits von den Römern abgebaut wurde. Die Wahl des Materials begründet sich in dreifacher Hinsicht: ästhetisch, symbolisch und politisch. Die Assoziationen überschneiden sich gelegentlich; nur eine der möglichen Funktionen des Objekts wird praktisch aktiviert: Die Skulptur, merkwürdig im öffentlichen Raum platziert – vor dem Eingang der Kunsthalle Wien und neben Steinbänken – markiert einen Raum, aber welchen? Es könnte sich um einen neuen Raum für Kunst handeln, zwischen creative industries und sozialer Wertschöpfung, der sich in spektakulären Architekturen oder in kürzlich gentrifizierten Stadtteilen der Imagecity verortet. Jede Arbeit der Postcards-Serie besteht aus einer kleinen Marmortafel, in einem Standard-Postkartenhalter, der im Raum in Augenhöhe zwischen Boden und Decke an Metallseilen gespannt ist. Das Werk schwebt zwischen eleganter Skulptur und Werbevorrichtung im Ausstellungsraum. Hier wird nicht eine urbane Landschaft und ihre luxuriöse Fassade repräsentiert, sondern ein Stück echter Stein ausgestellt – wie vom Titel unterstrichen: die Darstellung touristischer Klischees wird durch die Präsentation einer ihrer Komponenten ersetzt. Dennoch wird das Material auf eine dekorative Größe reduziert und zeigt nur seine polierte Fläche. Die Standardisierung der Postcards durch ihre gleiche Struktur und den räumlichen Rhythmus ihrer Präsentation blickt ironisch auf künstlerische Praxis als Strategie der Kennzeichnung. Die Kombination zahlreicher loser Referenzen und der Einsatz von universellen Formen öffnen die Werke für die Interpretation der Besucher, wo Informationen und Assoziationen zirkulieren. Text: Anne Faucheret 155 156 157 Heinz Frank EWIGE TREUE HÄLT DAS LOCH SEINER LEERE, DIE LEERE IST DER ORT IHRES UMGEKEHRTEN SELBST. HEINZ FRANK * 1939 in Wien, lebt in Wien 158 DAS VIS A VIS DES GEGENÜBERS, 1974 Holz, Spiegel, Teppich, Text aus einem Haiku auf Karton 192 × 15 × 4 cm Foto: Markus Krottendorfer Courtesy Charim Galerie, Wien 159 DAS VIS A VIS DES GEGENÜBERS, 1981 Mischtechnik auf Leinwand 200 × 70 cm Courtesy Charim Galerie, Wien seit es das problem gibt, drängt der mensch. auch das volk drängt, weil es wächst. es braucht den raum unbedingt zum bequemen entfalten. der anspruch nach wohnlichkeit schießt in die höhe und drückt stetig auf die wissenschaft. das problem liegt auf der hand. jetzt ist der allesmacher da, handlich, und macht es wahrscheinlich chemisch. er macht es dort und ordentlich, wo der mensch es will und herrscht im raume. wir haben ihn zur hochzeit bekommen, sagt das junge paar, und sind sehr glücklich. es geht kinderleicht, wir staunen nur. wir nehmen allesmacher und machen alles wie wir es uns immer gewünscht haben, gestern das bett und morgen das übrige. wir füllen den raum mit allesmacher, und der raum wird wohnlich und schön. wir freuen uns riesig, daß es klappt. wenn es nicht sitzt, verwenden wir den sogenannten alleslöscher, der alles löscht, und beginnen von vorne. seit wir ihn haben, gibt es für uns kein problem. wir, unsere nachbarn, unsere freunde und bekannten und alle alle alle bauen alles alles mit allesmacher und machen im falle eines falles mit allesmacher alles. Reinhard Priessnitz: Der Allesmacher, in: Protokolle. Zeitschrift für Literatur und Kunst, XXI, 1986. Hrsg. v. Otto Breicha DESTINATION WIEN 2015 158 159 160 161 „Eine Stadt ohne Geruch ist wie ein Mensch ohne Charakter“ Gernot Böhme Heribert Friedl * 1969 in Feldbach, lebt in Wien ↠ www.nonvisualobjects.com 162 163 Ausstellungsansichten Destination Wien 2015 Fotos: Heribert Friedl Courtesy der Künstler DESTINATION WIEN 2015 Täglich geraten – nicht nur in der Stadt – Menschen in ihrem Alltag beiläufig in unterschiedlichste Geruchswolken. Diese „Konfrontation“ verschiedenster olfaktorischer Atmosphären ist eigentlich ein ständiger Begleiter, wenn man z.B. durch eine Stadt flaniert. Dieses unsichtbare Aufeinandertreffen wird in vielen Fällen als völlig problemlos wahrgenommen und als friedvolle Koexistenz akzeptiert. Wie aber wird diese unsichtbare olfaktorische „Macht“ zu einer bildlichen Information in einem selbst? Interessant ist dabei – auch das ist ein ganz wesentlicher Bestandteil in meiner Arbeit – das Erzählen von diesen situativen Geruchseindrücken, das wie eine „Art retrospektives Geschichtenerzählen bzw. eine Wiederholung (reenactment) dieses Flanierens funktioniert“. Das „Wertvolle“ aber an dieser unpräzisen Objektivität, vor allem bei meiner Arbeit, ist ihre Ungenauigkeit, die keineswegs die Wahrheit des Erlebten widerspiegelt. Und so gebe ich dem Betrachter / Riecher / Besucher auch seine Freiheit der Rezeption wieder zurück. Dieses transparente Konglomerat bzw. diese transparente „Cloud“, die ich direkt auf die Wand installiert habe, ist eigentlich nur als eine indikatorische Ansammlung von Möglichkeiten konzipiert. In weiterer Folge kann diese Arbeit als eine Art olfaktorische Identitätsfindung für einen bestimmten Ort (Wien im Allgemeinen) gedacht sein, soll aber nicht explizit als eine wissenschaftliche olfaktorische Landkarte zu lesen sein, wo ich einem bestimmten Geruch folgen bzw. ihn immer wieder an bestimmten Plätzen vorfinden kann. Es wird in dieser Arbeit eher zitathaft vorgegangen, damit sich die Vorgabe meinerseits nicht in eine dogmatische oder sogar pädagogische Richtung hin entwickelt. Von daher kann es durchaus sein, dass beim Anreiben an der Wand zufällig ein vermeintlich zu erkennbarer Duft (Pferdstall?) entgegenströmt. Der elementarste Teil der Arbeit ist das Ergänzen bzw. ihr Vervollständigen durch Interaktion an der Wand bzw. durch verbale Kommentare. Der/die Betrachter/in bzw. Riecher/in ist notwendig, um die Arbeit zu vervollständigen (durch das Reiben an der Wand). Im selben Augenblick sind sie aber auch die „Zerstörer“ des Werkes. Nur mehr durch die Erinnerung an das eigene erfahrbare Bild wird die Arbeit dann in Form von Sprache artikuliert. „Die Sprache ist nach wie vor das beste Instrument für die Visualisierungsmethoden bei nicht-visuellen Stimuli“ und gerade auch bei dieser Arbeit elementar, seine eigene olfaktorische Erfahrung zu rekonstruieren. Dies ist nicht im Sinne einer kunstkontextuellen, kunstkritikhaften Interpretation zu verstehen, sondern diese Erfahrung hat vielmehr mit der empirischen Darstellung seiner eigenen, persönlichen Geschichte zu tun. Im Besonderen ist die 162 Atmosphäre einer Stadt für Gernot Böhme „die subjektive Erfahrung der Stadtwirklichkeit, die die Menschen in der Stadt miteinander teilen. Sie erfahren sie als etwas Objektives, als eine Qualität der Stadt.“1 Gerade auch dieser Aspekt der Atmosphäre ist ein ganz wesentlicher Bestandteil meiner künstlerischen Praxis. Das Schöne daran ist, dass „die Atmosphäre weder zum Objekt noch zum Subjekt gehört, sondern eine Ko-Präsenz dieser Subjekt-Objekt-Spaltung ist. In der Wahrnehmung der Atmosphäre spüre ich, in welcher Umgebung ich mich befinde. Diese Wahrnehmung hat also zwei Seiten: auf der einen Seite die Umgebung, die eine Stimmungsqualität ausstrahlt, auf der anderen Seite ich, indem ich in meiner Befindlichkeit an dieser Stimmung teilhabe und darin gewahre, dass ich jetzt hier bin.“ Übertragen auf den Ansatz meiner künstlerischen Methode ist vor allem das Wahrnehmen des Hier und Jetzt ganz stark an die Vergangenheit gekoppelt. Ich versuche mit meiner künstlerischen Arbeitsweise einen Indikator anzubieten, der formal (kaum sichtbare Duftlasur auf der Wand) eine durchaus objektive Rezeption zulässt, aber in der Metaebene der olfaktorischen Wahrnehmung sofort in ein extrem unterschiedliches subjektives Empfinden der Betrachter (Riecher) umschlägt. Das heißt, „die Vorgabe ist im Allgemeinen objektiv erfahrbar und kann nur unter der Bedingung der Anwesenheit eines leiblichen Subjekts vor Ort wahrgenommen werden“. Text: Heribert Friedl 1 Gernot Böhme: Architektur und Atmosphäre. München 2006, S. 139 163 164 165 A decent set of several so-called Microperformances Peter Fritzenwallner * 1983 in Mittersill, lebt in Wien 166 Bühnchen, (Notes on Brechtian Theater techniques, Socialist Realism vs. Abstract Expressionism, Itchy vs. Scratchy.), 2013 Installationsansicht Lust Gallery, Wien Giorgio Saffra, Paul Wittgenstein (Hrsg.) Neapolitanische Gesten 3 Bier bitte! (Reclam), 2013 Performance Kunstraum Niederösterreich, Wien Foto: Bernard Ammerer Courtesy der Künstler 167 Performancetitlebookcoverpaintings (Reclam), 2013 / 2015 Installationsansicht Kunstraum Niederösterreich, Wien Foto: Annelies Senfter Jacques Lacan (Hrsg.) Fallstudie Reinhold Messner. cold feet­missing limbs, eine Studie zur Psychologie des Körpers. (Reclam), 2013 Performance Kunstraum Niederösterreich, Wien Foto: eSeL.at / Lorenz Seidler Maler, 24, Junggeselle, sucht Single­ atelierwohnung. Komme mit Luise., 2007 Performance / Installation / Video­ produktion, Kunsthistorisches Museum Wien, MUSA Wien Kamera: Bernard Ammerer Foto: Maya Henselek Courtesy der Künstler DESTINATION WIEN 2015 Seit einiger Zeit arbeite ich creepy-conceptuell an der Schnittstelle von Sculptur und Performance, obwohl Sculptur ja sowieso irgendwie performativ ist, da man sie mit dem eigenen Betrachterkörper ja auch umrunden muss, beim Schauen. Es handelt sich hier weniger um ein „Schweifen“ des Blickes über das Bild wie in der Mahlereybetrachtung, sondern vielmehr um ein „Ver-rücken“ des gesamten Betrachterkörpers und -auges. „Creepy“, weil mir dabei die Wertlegung auf die Gestaltung der Oberflächen der Objekte eher nebensächlich erscheint, mir die material-semantischen Ausdifferenzierungen der sehr dogmatischen zeitgenössischen „Abstraktionsbewegung“ in Sculptur, Installation und Mahlerey als zu kalkülhaft und blutleer erscheinen. Ästhetische Produktion jenseits der glänzenden Benutzeroberflächen bedeutet für mich die körperliche sowie geistige Verausgabung, das Oszillieren zwischen Dionysisch-Exzessivem und doch rationalen Gedankenspielen. Meine aktuellen Arbeiten könnten „Microperformances“ genannt werden, Performances dieser Art dauern zwischen einer und ca. 20 Minuten. Bei manchen handelt es sich um kurze Erzählungen, einige verweigern sich jeder Erzählstruktur, diese erzeugen jedoch durch die permanente Wiederholung gleicher Gesten sowie sprachlicher Äußerungen und Objektverwendungen eine sonderbare „Ereignisdichte“. Einige Performances erzeugen ein Kollektivereignis indem spontane Rezipienten eine Rolle in einem kleinen „Stück“, einer Handlung mit Objekten einnehmen. Ich bin Bauer und die Betrachter werden zu Bauern in meinem Bauerntheater. Einige Utensilien stammen aus dem Bauhaus Arsenalstraße. Daneben ein Imbissstand. (Schlemmer) Die Aufeinanderfolge der Performances überlasse ich dem Publikum. Der Ablauf ist immer anders, die Performances greifen ineinander. Eine Performance bietet oft den Kontext für die folgende. Text: Peter Fritzenwallner 168 169 Ja Ja Ja Ja, Ne Ne Ne Ne, 2012 G.R.A.M. Künstlergruppe, gegründet 1987 von Günther Holler­Schuster, Ronald Walter, Armin Ranner und Martin Behr in Graz 170 171 Ja, Ja, Ja, Ja, Ne, Ne, Ne, Ne, 2012 Performance Courtesy die Künstler Diese Performance wurde am 21. 12. 2012 im Rahmen des Festivals steirischer herbst 2012 in der Camera Austria in Graz einmal vor Publikum aufgeführt und dabei auf Video aufgezeichnet. Diese Aufzeichnung wird an die Stelle der Live-Performance treten und im Rahmen der Ausstellung Destination Wien 2015 in der Kunsthalle Wien erstmals in dieser Form gezeigt. Im Mittelpunkt der Arbeiten von G.R.A.M. der vergangenen Jahre stand immer wieder die Auseinandersetzung mit Fragen der Wiederaufführung von massenmedial zirkulierenden und zum kollektiven Gedächtnis gehörenden Bildern. Von der Serie Nach Motiven von ... (2001), die Nachstellungen ikonischer Pressebilder wie solcher des Geiseldramas bei den Olympischen Spielen in München 1972 oder der Erschießung des Vietkong-Soldaten Nguyen Van Lem, über den aufgebahrten Lenin wie in der Global Player-Serie (2006) bis hin zu aktuellen Serien über Konzernchefs und Börsianer-Krisenköpfe (2011), rekonstruieren G.R.A.M. Bildpolitiken, die Erinnerung wie Geschichte determinieren und somit selbst eine Art Wirklichkeitsproduktion vorantreiben. Von Marx ist allerdings der Ausspruch überliefert, dass sich die Geschichte zwar wiederholt, jedoch nur als Farce. In diesem Sinn oszillieren die Bildprojekte von G.R.A.M. zwischen Wiederaufführung, Aneignung, Neudeutung und kritischer Entlarvung, denen jeweils auch eine eigentümliche ironische Selbstverständlichkeit bzw. selbstverständliche Ironie eingeschrieben ist, die das Original immer auf Distanz hält und die Konstruiertheit betont. Parallel dazu sind auch Serien entstanden, die sich mit spezifischen Bildrepertoires der Kunst selbst beschäftigen, neben demjenigen der Wiener Aktionisten vor allem zentrale Arbeiten von Joseph Beuys wie „La rivoluzione siamo Noi“ aus dem Jahr 1972 (G.R.A.M. Nach Motiven von..., 2001) einem Bild, das bis in seine religiösen Konnotationen hinein durchinterpretiert wurde und als Ikone für das Projekt einer Aufhebung der Grenze zwischen Kunst und Leben gelten darf. In Ja Ja Ja Ja, Ne Ne Ne Ne beziehen sich G.R.A.M. neuerlich auf Joseph Beuys als einer Schlüsselfigur der Nachmoderne: Mit Schauspielern des Grazer „Theater im Bahnhof“ wurde die Aktion Ja Ja Ja Ja, Ne Ne Ne Ne aus dem Jahr 1968 für eine Performance und Videoproduktion 2012 in Graz in der Camera Austria wiederaufgeführt. Mit Ja Ja Ja Ja, Ne Ne Ne Ne geben G.R.A.M. Einblick in die Produktion ihrer spezifischen Re-Produktionen, die niemals ganz gelingen, die somit das Original immer schon verfehlen, dieses Original jedoch spezifisch re-aktualisieren und sie damit in ein Feld aktueller Debatten überführen, die sie als zeitgenössische Wirklichkeit trotz aller Ironie ernst zu nehmen und also anders als das Original zu befragen haben. Text: Reinhard Braun DESTINATION WIEN 2015 170 171 172 173 Kerstin von Gabain * 1979 in Palo Alto, Kalifornien, lebt in Wien ↠ www.kerstinvongabain.com ↠ http://afdrupal.artfoundation.at/sites/default/files/styles/scale_900w/public/20150303-20150302-Scan1%20Kopie.jpg? itok=AxoqL8QD ↠ https://vimeo.com/124696550 ↠ http://www.vesch.org/wp-content/uploads/2014/11/kerstin_vgabain_we_will_never_miss.jpg ↠ http://ecx.images-amazon.com/images/I/61xfbyMNKTL.jpg ↠ http://www.secession.at/art/images/2014/gabain.jpg ↠ http://www.isminiadami.com/wp-content/uploads/2014/04/R0040098_LOW.jpg ↠ http://vimeo.com/62436611 ↠ http://www.mak.at/jart/prj3/mak/images/img-db/1358720417361.jpg ↠ http://www.galeriesenn.at/system/html/KvG_OutGettingRibs_72dpi-764e618e.jpg ↠ http://vimeo.com/39783559 ↠ http://images.derstandard.at/t/12/2010/03/24/1269448696179.jpg 173 175 Untitled, 2015 Foto: Kerstin von Gabain Courtesy Gabriele Senn Galerie, Wien Symposium on the dark ages, 2014 Foto: Kerstin von Gabain Courtesy Gabriele Senn Galerie, Wien DESTINATION WIEN 2015 updated 18. May 2015 174 “Rather than being the final product at the end of an artistic process, von Gabain’s sculptures represent a starting point for playful enactments which she then captures in analogue, black-and-white photographs. Von Gabain photographs the individual sculptures alone against a black background with a seemingly objective eye — an eye that imitates the sober and systematic capturing of objects in a style reminiscent of the photographs used to document and inventory collections in museums or for scientific research. Whereas Greek sculptures and modes of presentation typically found in archaeological museums provided the initial model for von Gabain’s casts and photographs, as the work progressed she has increasingly liberated herself from this approach in favour of grotesque, macabre, and yet humorous productions.” Text: Herwig Kempinger / Bettina Spörr: Preface, in: Secession (ed.): Raver geht ins archäologische Museum, Berlin 2014 (excerpt) 175 176 177 Hotel Meurice, 145 West 58th Street, New York 19, N.Y. 14th November, 1961. Mr. Paul Mellon, President, Bollingen Foundation Inc., 140 East 62nd Street, New York 21, N.Y. Till Gathmann * 1977 in Paderborn, lebt in Berlin und Wien ↠ www.tillgathmann.org 178 Table B (for Institute), 2014 Installationsansicht Württembergischer Kunstverein, Stuttgart Courtesy der Künstler DESTINATION WIEN 2015 179 Documents, 2015 Digitalbild Courtesy der Künstler Dear Sir, I take the liberty of writing to you in regard to a matter which, in recent weeks, has been the subject of discussion between Mr. John Barrett and myself. However, in the first place I should like to convey the expression of my sincere gratitude to you as Chairman of the Bollingen Foundation for my having been granted a fellowship for research on the psychogenetic source of the alphabet. The honour bestowed on me by the Board was the greater as I do not possess any scientific qualification. I hope the result of my study, recently published in book form, justifies ex posteriori the decision of the board. (…) This is not the time for diplomatic niceties nor for comfortably sitting down and writing erudite treatises for the shelves of our libraries. Research, i.e. science, must have its eye on the future, or else on the past with a view to the future – in either case for the one and only purpose which the “science”, that is to say, the magic apperception of primitive man has been applied to for many thousands of years, namely, to safeguard the survival of the human species. Now, of course, this has to be accomplished in a novel fashion, higher up on the spiral of men’s developmental ascent. This is where my ideas come in. They have appeared in print, and following established rules, they are copyright. However, in this instance, I have not only a copyright but also, more important, a “copyduty”. It imposes the task upon me to pursue these ideas with utmost energy and force them into the open. (…) Despite its length my letter may not make matters sufficiently clear. I do not hide my fear that it may not be convincing. I would consider it nothing short of catastrophical if you were to reject my plea for your personal assistance. In the first instance, I very much hope you will allow me to call on you as soon as convenient so that I can then amplify and elucidate some of the points made in the foregoing. I am thus anxiously looking forward to receiving your reply to this letter a copy of which I am sending to Mr. Barrett. Yours faithfully, A. Kallir 178 179 180 181 Temporary wealth index Temporary wealth index is an ongoing lecture performance connected to the discussion of shifting, movement and value. At a given moment the participating public is invited to rearrange its position according to the amount of money each person possesses in that specific moment — from the wealthiest to the poorest. Aldo Giannotti * 1977 in Genua, lebt in Wien ↠ www.aldogiannotti.com 181 Temporary Wealth Index, 2015 Performance­Konzept / Skizze Courtesy der Künstler 182 183 Temporary Wealth Index, 2014 Performance, brut Wien Foto: Aldo Giannotti Courtesy der Künstler DESTINATION WIEN 2015 182 183 184 Sofia Goscinski * 1979 in Wien, lebt in Wien ↠ www.sofiagoscinski.org 185 Untitled (Peater Series), 1996 / 2013 Courtesy die Künstlerin 186 Rainbow Country (Major Depression) (Cross), 2012 Courtesy unttld contemporary, Wien DESTINATION WIEN 2015 187 Without Head (Detail from Storyboard for Without Head), 2013 Courtesy unttld contemporary, Wien 188 189 Julian Göthe * 1966 in Berlin, lebt in Berlin 189 Installationsansicht The Shadows Took Shape, Kestnergesellschaft, Hannover, 2011 Courtesy Galerie Buchholz, Berlin/Köln 190 At Work, 2009 Tusche und Gouache auf Xeroxprint 20,5 × 40,5 cm Courtesy Galerie Buchholz, Berlin / Köln 191 Télépathique, 2010 Holz Metall, Acrylglas, Lack, elektronische Bauelemente 200 × 94 × 60 cm Courtesy Galerie Buchholz, Berlin / Köln Julian Göthes Skulpturen erinnern an gigantische Flakons, an zackige, tektonische Körper im Raum. Sie greifen auf vertraute Formen zurück und scheinen etwas zu zitieren, aber einen konkreten Referenten gibt es offenkundig nicht. In ihrem glänzenden Schwarz beanspruchen sie eine deutliche Präsenz, die ihre Immobilität als etwas Temporäres erscheinen lässt. Sie könnten Teil einer Kulisse sein, eines Displays, bleiben aber selbstbezüglich. Ausgangspunkt dieser Skulpturen ist die Tatsache, dass Göthe vor allem Zeichner ist und seine dreidimensionalen Werke als Übersetzung von Linien in den Raum versteht. Die Kanten, Flächen und Volumina, die er zeichnerisch entwirft, werden von Handwerkern minutiös umgesetzt. Stets überlebensgroß, markieren die wie gedrechselt scheinenden Figuren Koordinaten im Raum, laden diesen mit ihrer stets ein wenig unheimlichen Anwesenheit auf und ziehen uns in den Bann: telepathische Kräfte, als minimalistische Konstruktion getarnt. Text: Vanessa Joan Müller, 2015 DESTINATION WIEN 2015 190 191 192 193 Eva Grubinger * 1970 in Salzburg, lebt in Berlin ↠ www.evagrubinger.com Café Nihilismus Die rapiden Entwicklungen neuer Technologien und wissenschaftlicher Entdeckungen, das Empfinden einer beschleunigten, fast außer Kontrolle geratenen Realität: die Stimmung und Beschaffenheit unserer gegenwärtigen Situation erinnert an jene zu Beginn des 20. Jahrhunderts. In Eva Grubingers Café Nihilismus werden diese beiden Epochen miteinander verflochten. Ein gelber Neonschriftzug bildet den Auftakt einer Reihe kurviger Formen, eine Sequenz von Skulpturen und zweidimensionalen Arbeiten deutet eine phantasmagorische Bar an: Kaffeehaus-Kultur und der damit verbundene diskursive Raum waren zu Beginn des 20. Jahrhunderts nicht zuletzt in Wien ein zentrales Thema, und sind es bis heute. 193 Café Nihilismus, 2014 Installationsansicht Kerstin Engholm Galerie, Wien Courtesy Kerstin Engholm Galerie, Wien DESTINATION WIEN 2015 194 Im hinteren Teil von Grubingers Ausstellung reflektieren einige Objekte die Kultur des Kaffeehauses auf materieller Ebene. Eine hängende Skulptur verweist auf den Thonet-Stuhl – das Markenzeichen Wiener Kaffeehäuser sowie Symbol einer neuen Form von Mobiliar: massenproduziert, in Flachverpackung geliefert. Die runde Marmorplatte auf dem Galerieboden erinnert an eine Bistrotischplatte, die zu Boden gefallen ist und dabei ein kleines Pelztier – vielleicht einen Nerz, wie er vor hundert Jahren auf der Ringstraße getragen wurde – unter sich begraben hat. Nur noch sein phallischer Schweif ist zu sehen. Solche Stühle und Marmortische waren auch Teil der Ausstattung des Wiener Café Museum, dessen reduziertes Interieur von Adolf Loos im Jahr 1899 gestaltet wurde. Der österreichisch-ungarische Literat und Journalist Ludwig Hevesi – seines Zeichens Unterstützer der Wiener Secession und Urheber des Satzes „Der Zeit ihre Kunst, der Kunst ihre Freiheit“, der sich über dem Portal der Secession befindet, gab dem Café Museum den Spitznamen Café Nihilismus. Geschwindigkeit und Bewegung werden in einer eleganten Skulptur materialisiert, die an ein Rennrad erinnert und durch ihre Form eine Verbindung zwischen zwei Punkten artikuliert. Eine 10m lange, gebogene Metallkontur am Boden entpuppt sich als Straßenbahnschiene und beschreibt – die Rennradskulptur widerhallend – metaphorisch eine Zeitkurve. Zeit, so schlägt diese Ausstellung vor, verläuft nicht reibungslos und in eine Richtung. Wie Einstein – ebenfalls vor hundert Jahren – in seiner Relativitätstheorie belegte, verläuft die Zeit nicht linear, sondern kurvenförmig und ist untrennbar mit dem Raum verknüpft. Sie kann zeitgleich beschleunigt und stillstehend wahrgenommen werden. Die Infragestellung der Dimension Zeit lag im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts förmlich in der Wiener Luft, genauso wie die umstrittene Auffassung der „vierten Dimension“, die Künstler wie Literaten der Moderne gleichermaßen faszinierte. Ein Beispiel hierfür ist Egon Friedells Die Rückkehr der Zeitmaschine aus den 1930ern, in welchem Friedell die wissenschaftliche Richtigkeit von H. G. Wells Roman Die Zeitmaschine von 1895 hinterfragt. Gegenwärtig findet man in Wien immer noch die gleichen Tische und Stühle wie im ursprünglichen Café Nihilismus, und die zeitgenössische Kunst wird immer noch von der Moderne heimgesucht, wenn auch nicht immer so bewusst. Im innovativen Raum der modernen Kunst, der zeitlich parallel zu Einsteins Entdeckungen zu denken ist, waren das Café und das Fahrrad zwei Schlüsselmotive (siehe Picasso und Braque, siehe Duchamps erstes Readymade Bicycle Wheel, 1913). Jene Collage, die oft als erste ihrer Gattung bezeichnet wird, zeigt – wie Grubingers hängende Skulptur – das Teilelement einer Sessellehne (Pablo Picasso, Still Life With Chair Caning, 1912). Die Collage, welche so zentral für jene Epoche und darüber hinaus wirken sollte, entspricht der Fragmentierung. Dies ist ein Zustand, 195 der vom Anbruch der Moderne bis zur gegenwärtigen zerfahrenen Geisteshaltung, aus der weitläufigen Collage des Internets resultierend, immer alltäglicher erscheint. Die äußere Welt drückt sich in der inneren ab, verzerrt sie. Es ist kein Zufall, dass eine weitere abstrakte Skulptur die Form einer bekannten Le Corbusier-Liege zitiert, diese aber – im wahrsten Sinne des Wortes – mit dem Stoff der Geschäftswelt umhüllt: dem Nadelstreif. Referenzen vermischen sich hier: Loos war dafür bekannt, Nadelstreifenanzüge zu tragen. Der Stoff suggeriert eine männlich dominierte Geschäftswelt, die sich in der Ausstellung als Ganzes widerspiegelt, in der ebenfalls nur Männer vorkommen: eine Unausgewogenheit der Geschlechter, die nicht gänzlich als historisch bezeichnet werden kann. Gleichzeitig verweist die Skulptur auf die Couch des Psychoanalytikers und auf einen Ersatz-Körper (in der Tat spielen viele der Arbeiten auf den menschlichen Körper an). Dennoch bleibt offen, ob dieser Körper den des Analysierenden oder des Analysanden darstellt. Die Stoffbespannung des darunter verborgenen Rohrgestells erinnert auch an eine Zwangsjacke oder einen Leichensack. Diese Übergänge machen auf eine Krise der Wahrnehmung aufmerksam: nicht zu wissen, ob das Gesehene der Wahrheit entspricht. So findet sich zum Beispiel unter den zweidimensionalen Werken die Rechnung eines von Karl Kraus geführten Betriebs aus den 1920er Jahren, doch handelt es sich nicht um den scharfzüngigen Aphoristen, sondern um einen Baustoffhändler gleichen Namens. All das verweist auf ein zentrales Anliegen von Café Nihilismus: eine hohe Aufmerksamkeit auf, ein Gespür für die Wichtigkeit und die gleichzeitig mögliche Täuschung durch Oberflächen. Mittels bespannter, polierter und ihrer Form widersprechender Beschichtungen erinnert Grubinger uns daran, dass unsere gegenwärtige Situation von den Oberfläche definiert wird – Trugbilder des Bildschirms und der Konsumkultur. Oberflächen sind politisch, Oberflächen sind Verkleidungen. Im Vergleich zu den kulturellen Rückblicken auf den Ausbruch des Ersten Weltkriegs vor hundert Jahren, drückt schon der Titel Café Nihilismus Zweifel an den etablierten kulturellen Werten aus und schlägt eine tiefgehende Überprüfung der Beziehung von damals zu heute vor. Ohne den Nostalgiefallen von heute zu erliegen, wird unsere Zeit durch die Vergangenheit befragt, die aus bestimmten Blickwinkeln der unseren unheimlich ähnlich erscheint. Text: Martin Herbert: Eva Grubinger. Café Nihilismus, Berlin 2014 (Auszug) 196 197 Harald Gsaller * 1960 in Lienz, lebt in Wien 197 199 Laozi in Vienna / Lehrsätze Meister Zhang, 2015 Lambda Print, Dibond 120 × 120 cm Courtesy der Künstler Laozi in Vienna / Ha Bu Ri, 2015 Lecture Performance / Digital Data Courtesy der Künstler DESTINATION WIEN 2015 198 199 LAOZI IN VIENNA / TAIJI IST DIESE DINGE Lecture Performance The strategists have a saying, I dare not play the host but play the guest. Laozi LXIX Wien wird Ost-Drehscheibe genannt, Tor zum Osten, o.Ä. Sicherlich ist mit diesen Bezeichnungen die historisch-geopolitische Nähe zum CEE-Bereich gewürdigt. Weniger interessiert die Tatsache, dass seit einigen Jahrzehnten eine lebendige, wachsende Chinese Community entstanden ist. Die gewieften HändlerInnen aus dem fernen Osten, Globalisierer der ersten Stunde, ermöglichen immer mehr ChinaRestaurants, Asia-Läden … Man kann also auch in Wien original chinesische Schaumgummi-Flip-Flops gleich ums Eck von echten Chines/innen um 70 Cent oder weniger kaufen. – LAOZI IN VIENNA wird davon nicht sprechen. Die Lecture Performance LAOZI IN VIENNA / TAIJI IST DIESE DINGE wird interdisziplinär in medialer Personal-Union von Stimme, Fotografie, Video und Grafik davon sprechen, zeigt, wie einige der zu uns gerufenen / gekommenen, immigriert-und-schon-integrierten Chinesen spirituelle Ziele verfolgend in Wien als (Lehr)Meister für Taijiquan, Gongfu wirken, in ihren Wirkstätten in aller Stille Schüler/innen um sich scharen. Was ist das für ein Zusammenleben, das wächst, über Jahre? Was nehmen die Taiji-Adepten von ihrem Lehrer an und umgekehrt? Welche mental-spirituelle Schnitt-Menge könnte abgebildet werden? Auf welche Lieblings-Stellen im daoistischen Urtext, dem Daodejing von Laozi, nehmen die einzelnen am Gemeinschafts-Spiel Beteiligten innerlich Bezug in ihrem Zusammenleben im Daoist Spirit? Welche sind nicht einmal bewusst und vielleicht gerade darum so wirkmächtig? Text: Harald Gsaller 200 201 Rebekka Hagg * 1992 in Klagenfurt, lebt in Tel Aviv Back to the Future ist eine Performance von Rebekka Hagg, die seit November 2014 andauert. Es handelt sich um eine von ihr gestaltete imaginäre Ausstellung, die Arbeiten der Künstlerin enthält. Verschiedene Personen werden eingeladen, in Gesprächen mit Rebekka Hagg eine Führung durch die Ausstellung zu bekommen und danach einen freien Text darüber zu schreiben. Die einzige Dokumentation dieser Arbeit ist in einem Buch zusammengefasst. Diese Texte offenbaren jeweils einen individuellen Blickwinkel und bieten dann ein holographisches Bild der einzelnen Arbeiten und der Ausstellung im Ganzen. Anstatt nur ein Kunstwerk zu sehen, nimmt man Gefühle einzelner Leute wahr und berechnet deren Assoziationen mit ein. Durch eine Ansammlung von subjektiven Empfindungen kann man zu einem objektiven Gesamtbild gelangen. Es bietet sich also ein viel realeres Bild einer Ausstellung, als eine Ausstellung selbst es je sein könnte. Für Rebekka Hagg gibt es zwei besonders spannende Momente in der Kunst: den Prozess der Künstler von der ersten Idee bis zur Umsetzung und den Prozess und die Interpretation der Betrachter. Mit Back to the Future möchte sie quasi eine direkte Kommunikationsbrücke zwischen der Künstlerin und den Betrachtern herstellen und in Frage stellen, ob eine physische Verbildlichung des Kunstwerkes unbedingt notwendig ist, um eine Botschaft zu vermitteln und weiterzutragen. Jede/r Betrachter/in fügt dem Kunstwerk etwas hinzu und lässt die Arbeit dadurch weiter wachsen. Anlässlich der Performance in der Kunsthalle Wien Karlsplatz gibt es die Möglichkeit, von der Künstlerin persönlich eine Führung zu erhalten und auch die von anderen geschriebenen Texte zu lesen. Text: Rebekka Hagg 202 1/125, 2012 Filmstill Courtesy die Künstlerin DESTINATION WIEN 2015 203 24/7, 2012 Filmstills Courtesy die Künstlerin 202 203 204 205 Vor nicht allzu langer Zeit waren bildende Künstler darauf konzentriert, Farben und Formen von den ihnen zugeordneten Rollen zu befreien und im Universum nach anderen Überlebensräumen zu suchen. Michael Heindl Mit Michael Heindl wandern Malkasten, Pinsel, Zeichenblock und Leinwand noch immer durch unsere Zaubergärten. Er benützt Sterne, Milchstraßen, Sonnensysteme und dichte Massen, um auf unseren Gesetzespfaden und Nachbarmauern, in unserem Obstabfall und Müll, auf unserem Rasengrün und der Unzahl aller Straßenecken, in Parkhäusern, Vor- und Innenstädten seinen Unmut zu beruhigen. Er nimmt diese Materialien, um Geräte zu bauen, welche die Löcher schließen sollen, die menschliches Unvermögen, Sensationslust, Atombombenstaub und Kurzsichtigkeit ins Himmelblau rissen. Seine Aktionen, die Resultate und Eindrücke seiner Arbeit lege ich auf die andere Waagschale. Ich kann wieder lächeln und freue mich, dass Malkasten, Hammer und Wasserwaage, Pinsel und Radiernadel ihr Können an Kaugummis, an gepflückte Blätter, Klebeband, Plastiksack, Polizeiauto und Muskelkraft weitergegeben haben. Sein Büttenpapier und seine Farbflecken sind die Stadt, sein Atelier ist das Hinterfragen, die Türen sind die Flughäfen, seine Schritte eine Flugstunde und seine Arbeitsplatte ist heute hier, morgen dort. * 1988 in Linz, lebt in Scharten und Wien ↠ www.michaelheindl.net Wenn Giotto mit seinen Malerkollegen die Freskomalerei liebte, Van Gogh die Inbrunst, das 20. Jahrhundert das Ich, dann liebt Michael Heindl den Versuch, das Ausloten, den Widerstand. Er steigt in seinen Bilderwelten herum, wandelt eine Eintrittskarte für das Kunsthistorische Museum mit Schleifpapier und Buntstiften in ein Ticket für das Naturhistorische Museum um und betritt dieses damit erfolgreich. Er zersägt einen Baum, um ihm von seiner Reisetasche aus Europa zu zeigen und schraubt ihn hunderte Kilometer von seinen Wurzeln entfernt wieder zusammen. Schöner kann man das Verstehenwollen von Kunst und Welt nicht zeigen. 206 Zwischenlösung (Workaround), 2013 – 2014 Objekt, Klebebänder, 44 × 44 × 7 cm, Interventionen, Video, 7:30 Min., Wien, Berlin, Timişoara Courtesy der Künstler DESTINATION WIEN 2015 207 Destination Unknown, 2014 Pressspanplatte mit Arbeitsspuren, dreiteilig, 100 × 38 cm, 100 × 135 cm, 100 × 38 cm. Die Tischplatte aus dem Atelier von Michael Heindl, nahe dem Quartier Belvedere, überrollt von einer Schnellbahn Foto: Michael Heindl Courtesy der Künstler Michael Heindl soll weiter die Polizei verfolgen, Löcher in Parkwiesen graben und tagsüber Unsinnigkeiten begehen, damit ich mich am Abend mit großer Freude seiner Erzählkunst widmen und in ihm einen Künstler sehen kann, der sich mit den Revolutionen von gestern nicht zufrieden gibt und dem „Menschsein“ Größeres zutraut. Text: Edgar Tezak 206 207 208 209 Nicholas Hoffman * 1985 in Canton, Ohio, lebt in Wien 209 210 211 Birdhouse / Nuthouse, 2015 Libretto, Siebdruck, Edition von 75 Stück Birdhouse / Nuthouse, 2015 Libretto, Siebdruck, Edition von 75 Stück Birdhouse / Nuthouse, 2015 HD­Video, 7:12 Min. / Videostills Courtesy der Künstler For the exhibition Destination Vienna 2015 Nicholas Hoffman and friends perform birdhouse / nuthouse, a cycle of songs, videos and short stories revolving around a day in the life of a bored and hopeless process consultant who is looking for a way out. Birdhouse / Nuthouse, 2015 HD­Video 3:00 Min. /Videostill Courtesy der Künstler DESTINATION WIEN 2015 210 211 212 213 Transferred Memories — Embodied Documents starts with a complex description of the video report on camp Omarska, made in 1992 by the ITN journalists Penny Marshall and Ian Williams. It stays very close to practices used by newspapers and the TV, which grabbed an image from the video footage and made it into an “iconic photograph” for the Bosnian war. The pictures of Fikret Alić and other prisoners behind a fence topped with barbwire became the headline for many newspapers that reported on the Bosnian War, juxtaposed with images of emaciated men behind barbwire made around the end of the Holocaust. Transferred Memories — Embodied Documents creates a queer relation between two performers who deal with those images of atrocities together. They both describe their view of these images and listen to each other’s descriptions of their reactions, thereby gaining recognition for their affective responses in front of the images. However they do not depend either on an identification with the bodies shown in the footage nor on an identification with each other. Ana Hoffner * 1980 in Jugoslawien, lebt in Wien ↠ www.anahoffner.com Six images are supposed to illustrate Me and my three daddies. Among them is a baby picture. Is it this baby asking the reader and viewer of the family album to identify his three daddies in six pictures? Or does the “me” belong to the boygirl in General Idea’s Nazi milk? The photographer’s gesture, which transforms to an arm holding a glass of milk transforms to a sleeve with glitter swastikas on Helmut Berger’s glamorous uniform. The 1970s actor became famous not only for his Nazi roles but also for his drag performances as Marlene Dietrich. There might be more security within Boban Stojanović’s performance at Queer Beograd cabaret in 2008, although in this context the gesture of a dancing queen might be close to the Nazi salute. The daddy circle is closed with Fikret Alić, who is shaking hands directly with the viewer of atrocity and camp images. Alić became known as the emaciated man behind barbwire, filmed as a prisoner of the above-mentioned Omarska camp in the Bosnian war in 1992. He escaped the camp employing a wartime drag survival strategy: in women’s clothes he was supposed to be taken to another camp for forced sexual labor then managed to escape and survived. This image of him was taken recently, evoking memories of the camp in the Bosnian War as well as the Holocaust. Text: Ana Hoffner 214 After the Transformation, 2013 HD­Video, 15:52 Min. / Videostill Courtesy die Künstlerin 215 Transferred Memories – Embodied Documents, 2014 HD­Video, 14:35 Min. / Videostills Courtesy die Künstlerin Produziert in Kooperation mit Les Complices*, Zürich. Gefördert vom Bundeskanzleramt Österreich – Sektion Kunst und Kultur. DESTINATION WIEN 2015 214 215 216 217 David Jourdan The project: relax the avant-garde. Why? because the avant garde feels tired in its gestures, feels like it has to plagiarize to “make a statement”. Or feels like it has to resort to appropriation as something incendiary, as something neo avant-garde and from an earlier era. But appropriation is no longer avant-garde. It’s standard practice in and out of the classroom. Is appropriation in “experimental literature” still “experimental”? I don’t think so. (...) I think the more complicated issue here is that between plagiarism and appropriation. I feel that the use of appropriation is clouded by all sorts of neoromantic avant-garde practices and ideologies—and involves saying something like “look at me, I stole something” on the quasi-legal end of the spectrum and “look at me make something new out of something old” on the other end of the spectrum, though the latter has collapsed somewhat into the former. Poetry, like drugs, should not be difficult, it should be easy. Poetry should not be interesting, it should hold out the potential to be very insipid. Boring is the least of what most people have always realized. Poetry should not be uplifting, it should inspire a deep sense of relax. Poetry need not say anything important or humanly meaningful, it should merely evoke a mood. * 1974 in Martigues, lebt in Wien ↠ www.westphalie.com Really, I like appropriation but it’s only appropriation, it’s only what most people do most of the day anyway. This leads to a recognition: today, appropriation, in the experimental literary and in the art world, tends to dramatize itself by calling itself “plagiarism” even though it is just plain appropriation or unacknowledged citation. And this is not avant-garde appropriation anymore, because it simply isn’t shocking anymore. Appropriation per se is no longer shocking—it is just part of our cultural environment where information is exchanged continually and for the most part freely. The end of summer is the end of the things I do not remember. There is no longer time for protestation in language. Poetry should not be performed, it should merely be listened to. The time for conscious experimentation and ego, which is its logical extension, should be replaced by unconscious repetition and listening. All poems should be rewritten over and over again and exist in as many versions as possible. Excerpted from Lisa Holzer, David Jourdan, RR, Relaxed Reading or The Ambient Stylistics of Tan Lin. Performed at MISS READ, the Berlin Art Book Fair, 2012. Recorded on David Le Simple, Vincent Romagny (Eds.), Doppeldoppelgänger, Shelter Press, Lescheraines / CEAAC, Strasbourg, 2014. Transcripted in David Jourdan (ed.), Eight Years, Westphalie, Vienna, 2014. 218 o. T., 2015 Courtesy der Künstler DESTINATION WIEN 2015 219 o. T., 2015 Courtesy der Künstler 220 221 Das Gedicht ist für 22 Objekte. Barbara Kapusta Das Ritual des klassischen griechischen Theaters kennt drei Positionen: die Schauspielenden, das Publikum und den Chor. Jede dieser Positionen hat eine doppelte Rolle inne: der Chor übernimmt die Rolle des Publikums. Das Publikum – uneingeweiht in die Vorgänge – spielt die Rolle der Götter, des Schicksals, des Universums. Die Schaupielenden füllen die Lücken: sie stehen in Abhängigkeit zum Dargestellten. Sie eigentlich erhalten das Ritual. Die Doppelheit jeder dieser Rollen könnte auch das Ergebnis einer pataphysikalischen Handlung sein. -- * 1983 in Lilienfeld, lebt in Wien ↠ www.barbarakapusta.net ↠ www.saprophyt.net Pataphysik, und Mimesis, Zufall, die Sprache VON, Sprache an sich sind Rituale von Übersetzung, Übermittlung, Interpretation, Verkörperung, ... aktiviert von der Handlungsmacht der Dinge. Dinge, die sprechen, die schon immer gesprochen haben, die ihre eigenen Sprachen besitzen. Hier ist die Metapher immer eine falsche Fährte um die wahren Machtverhältnisse zwischen den Dingen zu verdunkeln. Zum Beispiel: Ich kam an diesen Ort, nicht weil ich es wollte, sondern weil dieses Glas verlangt neben diesem anderen zu sein. Im Vergleich all dieser Rituale offenbart sich ein Animismus, der in verschiedensten Formen von Camouflage in die Gegenwart hinein überlebt hat. Legt das nicht eine Form von Magie nahe? Oder dass es Magie tatsächlich und noch immer gibt, in jeder Hinsicht und in all ihrer Bedeutungen. Innerhalb deren Simultaneität eben jene Möglichkeit liegt sich eine Welt vorzustellen, die von Magie geformt wurde. Und all deren Bedeutungen zugleich bilden jene Rituale deren Zweck die Beschwörung und das Festhalten der Geister sind. Do you believe in ghosts?, asks the photograph 223 224 225 Ein Gedicht für 22 kleine Objekte, 2015 Courtesy die Künstlerin DESTINATION WIEN 2015 ... Die Fotografie zum Objekt: Grain is an endless wall of points. Das Gedicht zum Objekt: as protagonist.1 222 22 Objekte spielen das Publikum und die Poetin als Schauspielerin mimt den Chor. Das Publikum, sich der Rituale bewusst, schauspielt. Ein Gedicht für 22 kleine Objekte, worin für entweder „im Interesse von“, oder „als Darbietung“ für bedeutet. Mit dem Ziel beides zu sein: Für eine und als eine Darbietung zu sprechen. Sich diesen Kräften zu Füßen legend. Vielleicht kann dann das Gedicht einen Wechsel des Rituals einleiten, eine Wiederherstellung von Metafiktion. Denn im in ihm verlangten Rollenwechsel liegt die Gelegenheit der Wiederbelebung. In die Dienste der Objekte zu treten ... Text: Danielle St. Amour, Evan Webber 1 Zitate aus: Barbara Kapusta, Conversation with a Casting Mold, 2014 Dinge – geformt, gemacht, arrangiert. Die Dinge sind grau, dunkel, braun, schimmern, golden an Stellen. Ihr Material. Das Material der Dinge: Stein, Ton, Schamott, modelliert, gebrannt, glasiert. Greif nach uns. Einem von uns. Unsere Oberfläche willst du berühren. Aber wenn du uns berührst, berühren wir dich. Wir greifen nach dir. Eines berührt dich und stellt fest: Du bist weich und warm. Du wirst weich uns gegenüber. Deshalb hörst du uns sprechen. Stop Tausch der Rollen. 226 227 Eric Kläring * 1978 in Wolfen, lebt in Wien ↠ ericklaering.wordpress.com Im Sinne des Konzeptes von Destination Wien 2015 beschäftigt sich Eric Kläring in seiner Arbeit mit dem Ort Kunsthalle Wien, ihren Arbeits- und Produktionsbedingungen. Das Display der Halle 2 im Erdgeschoss wird ausschließlich aus Bestandsmaterialien der Institution zusammengesetzt. Das Lager gibt die Auswahl vor. Lineare Elemente – Flächige Elemente – Räumliche Elemente. 227 228 229 ohne Titel (out of stock), 2015 Entwürfe für die Ausstellungsarchitektur Kunsthalle Wien Museumsquartier Courtesy der Künstler DESTINATION WIEN 2015 Einzeln oder in Kombinationen, formen sie ein heterogenes Raumgefüge. Starre Setzungen wechseln sich mit offenen ab. Die Gruppe der Displayelemente bildet eine Assemblage aus vorgefundenen, teilweise benutzten Materialien. Funktionale, raumbildende und visuelle Elemente unterteilen die Halle. Auch die architektonische und funktionale Struktur der Halle ist Teil eines Regelwerks, das Spielräume für Verschiebungen sowie performative Momente bei der Positionierung der Kunst enthält. 228 229 Schwelle Der Zugang zu beiden Ausstellungshallen wird markiert und räumlich erfahrbar gemacht. Ein Teppichstreifen wird über die gesamte Breite der Erdgeschoßhalle gelegt. Er windet sich an der Wand in die Höhe, bis seine komplette Länge erreicht ist. Flipper Raumhohe Stangen beschreiben die Vertikale des Raumes. Sie sind gleichzeitig Dreh- und Befestigungspunkt für wandartige Gestelle aus teilweise bereits benutzten Holzwerkstoffplatten. Formale und konstruktive Offenheit lassen die Gestelle unentschlossen wirken. Es wird ein eindeutiges Vorne und Hinten vermieden. Prospekt Im Hintergrund der Halle steht eine Wand aus Präsentationssockeln auf einer Reihe von schwarzen Bestandsbänken. Die Bänke werden zu einem Sockel für Sockel. Raumtasche Ein Seitenbereich der Halle wird durch das Trennen des Rundweges um den Beton-Treppenhauskern zu einer Sackgasse, gleich einer Tasche. Der entstandene Raum wird durch eine abgehängte Decke aus Projektionsleinwänden noch weiter verengt. Die Beleuchtung dieses Raumes ist getrennt regelbar. 230 231 […] The apple watch Apple Watch is designed to remain dark until a wearer raises his or her arm. In the prototypes worn around the Cupertino campus at the end of last year, this feature was still glitchy. For Marc Nussun Newson, it took three attempts—an escalation of acting-styles, from naturalism to melodrama—before his screen came to life. Under normal circumstances, the screen will then show one of nine watchfaces watch faces, each customizable. One will show the time alongside a brightly-lit brightly lit flower, butterfly, or jellyfish; these will be in motion, against a black background. This imagery had dominated the lounge launch, and Ive now explained it his enthusiasm for it. He takes up picked up his Iphone iPhone 6 and presses pressed the home button. “The whole of the display comes on,” he said. “That, to me, feels very, very old.” (The Iphone iPhone 6 reached stores two weeks later.) He went on to explain that an Apple Watch uses a new display technology whos whose blacks are blacker than those in an Iphone’s iPhone’s LED L.E.D. display. This makes it easier to mask the point where, beneath a glas glass surface, a display ends and its frame begins. An Apple Watch jellyfish swims in deep space, and becomes, Ive said, as much an attribute of the watch as an image. On a current IPhone iPhone screen, a jellyfish would be pinned against dark grey gray, and framed in black, and, Ive said, and have “much less magic.” Tonio Kröner * 1984 in Datteln, lebt in München Allan Alan Dye later described to me the “pivotal moment” when he and Ive decided “to avoid the edge of the screen as much as possible.” This was part of an over-arching overarching ambition to blurr blur boundaries between software and hardware. […] Text: Parker, Ian: The Shape of Things to Come, How an industrial designer became Apple’s greatest product, in: The New Yorker, Feb. 23th & Mar. 2nd (2015), S. 138 Andrea Popelka (Kunsthalle Wien, Assistenz) am 24. Februar 2015 am Telefon vorgelesen 232 corner of something 31, 2014 Jute, Aluminiumrahmen, Ölfarbe Foto: Michael Pfisterer Courtesy der Künstler und nous moules DESTINATION WIEN 2015 233 corner of something 8 (standby), 2014 Jute, Aluminiumrahmen Foto: Michael Pfisterer Courtesy der Künstler und nous moules 232 233 234 235 Tina Lechner * 1981 in St. Pölten, lebt in Wien „Each moment in history has its own form of artistic expression, one that reflects the political climate, the intellectual concerns, and the taste of the period“, schreibt die große Fotografin Gisèle Freund in ihrem Buch Photography & Society (1974). In den analogen s/w Fotografien von Tina Lechner findet man vermeintlich regungslose Figuren, oszillierend zwischen Nacht und Tag, zwischen Schatten und Licht, zwischen Traum und Wachsein, der Wahrheit der strahlenden Sonne und den dunklen Kräften der Mitternacht. Es handelt sich um Geschichten von Erkenntnis, aber auch von Erfahrung. Dieser feinsinnige Bildstil hat einige Parallelen in den neuen Bildideen der 1920er/1930er Jahre, aber nur einige. Es sind prägnante Aufnahmen, in ihren geometrischen Kompositionen vermeintlich vom Bauhaus beeinflusst. Jedoch das intime Accessoire, Kreationen eigener Requisiten, welche die Körper ihrer weiblichen Modelle überlagern, Hüte aus Pappe, scheinbar fließende Krägen aus Papier, erzählt von der Abschaffung der Zeit, wird zeitlos und endet in reiner, betörender Schönheit. So unterschiedlich diese dargestellten Frauentypen auch sind, Schönheitsnormen werden hier nicht diktiert. Es sind Lichtgestalten, die jedoch keine Abkehr von der Welt betreiben, sondern uns nur manchmal ihr Gesicht verweigern, uns ihr Antlitz vorenthalten. Diese Frauen führen ein exemplarisches Leben in der Wirklichkeit und verschwinden als Modell aus dem eigenen Foto. Tina Lechner thematisiert die Beziehung zwischen Skulptur und Fotografie und jene Problematiken, die in der Übertragung zwischen den beiden zu finden sind. Sie erschafft Porträts von enormer Eindringlichkeit, bewirkt durch radikale Formund Farbreduktion. Text: Galerie Hubert Winter 236 237 Kontaktbögen, 2012 Courtesy die Künstlerin DESTINATION WIEN 2015 236 237 238 Neues Land / Nowaja Semlja / New Land Sonia Leimers Arbeiten untersuchen die Wahrnehmung und Kontingenz des Raumes ausgehend von seiner physischen architektonischen Erscheinung. Ihre Installationen schaffen Konstellationen, welche die Komplexität von Räumlichkeit und Zeitlichkeit herausfordern, indem sie ungewöhnliche Möglichkeiten aufzeigen und Deutungswege eröffnen. Es ist die Komplexität von Geschichte, bei der die Künstlerin in der Arbeit Neues Land / Nowaja Semlja / New Land ansetzt und die sie durch die Verflechtung von historischen und zeitgenössischen Filmaufnahmen mit skulpturalen Elementen in Form einer Rauminstallation im Ausstellungsraum positioniert. Sonia Leimer * 1977 in Meran, lebt in Wien ↠ www.sonialeimer.net Ausgangspunkt für die Arbeit war Leimers Besuch auf einem atombetriebenen Eisbrecher-Schiff namens Lenin, einst ein Aushängeschild des sowjetischen Pioniergeistes, das seit 1989 im Hafen von Murmansk (Russland) liegt. Als schwimmendes Museum gibt es heute Auskunft über vergangene glorreiche Zeiten des kalten Krieges, in denen damit erstmals arktische Seewege erschlossen wurden. 239 Neues Land / Nowaja Semlja / New Land, 2014 Videostills Courtesy die Künstlerin und Galerie Nächst St. Stephan Rosemarie Schwarz­ wälder, Wien, Barbara Gross Galerie, München 240 Neues Land / Nowaja Semlja / New Land, 2014 Foto: maschekS. 2014 / Susi Maschek Courtesy die Künstlerin und Galerie Nächst St. Stephan Rosemarie Schwarz­ wälder, Wien, Barbara Gross Galerie, München DESTINATION WIEN 2015 241 Neues Land / Nowaja Semlja / New Land, 2014 Videostills Courtesy die Künstlerin und Galerie Nächst St. Stephan Rosemarie Schwarz­ wälder, Wien, Barbara Gross Galerie, München Neues Land / Nowaja Semlja / New Land besteht aus einem Video, ein um das Vielfache vergrößerte Briefkuvert aus den 1970er Jahren wird zur Projektionsfläche – die kubanische Briefmarke darauf zeigt den atombetriebenen Eisbrecher, daneben werden die Anfänge der Navigation illustriert. Räumlich stehen diese im Dialog mit in Beton gefassten Bojen. Diese Objekte abstrahieren ein konkretes Element und schaffen so die Möglichkeit, den Kontext neu zu denken; die Materialität generiert eine Friktion zwischen den narrativen Gewichtigkeiten. Die physischen Objekte im Raum werden zum Symbol für das Unbewegliche, aber auch für die potentielle Handlung des Versenkens, welches in dieselben eingeschrieben ist. Im Video durchbricht Leimer die Starrheit linearer Geschichtsschreibung und führt eine neue Ebene der Narration ein. Das historische analoge Filmmaterial stammt aus einem Filmarchiv in Moskau und zeigt den atombetriebenen Eisbrecher in Aktion, von den Kameras heroisch in Szene gesetzt. Die Künstlerin fordert diese Bilder heraus und setzt sie durch einen präzisen Schnitt völlig neu zusammen; die originale Tonebene wird entfernt. Es entsteht eine bedächtige Montage des historischen Materials und der bei Leimers Reisen entstandenen Aufnahmen, welche Murmansk und das Schiffsmuseum in der Gegenwart zeigen. Bei den historischen Aufnahmen ist nicht nur der Eisbrecher Lenin dokumentiert. Die Künstlerin fügt zusätzlich Bilder aus der Raumfahrt ein, repräsentieren diese zeitgleich zu den historischen Eisbrecher Bildern entstandenen Aufnahmen doch auch den technischen und atomaren Fortschritt der Sowjetunion gegenüber dem Westen. Der Blick auf die Arktis erscheint dabei genauso fremd und exotisch wie der Blick ins Universum. Leimers skulpturale Videoinstallation eröffnet einen Möglichkeitsraum, der sich der Eindeutigkeit von gesprochener Sprache verwehrt; nicht das Dokumentieren eines historischen Moments steht im Mittelpunkt, sondern vielmehr eine Reflektion darüber, wie dieser erzählt und neu gedacht werden kann. Lisa Mazza 242 243 Paul Leitner * 1982 in Wien, lebt in Wien ↠ www.paulleitner.com Mit freundlicher Unterstützung von Troges Lüftungstechnik. 243 paper­jack, 2011 A4 Papier, Wagenheber Foto: Tobias Pilz Courtesy der Künstler und unttld contemporary, Wien 244 245 the traveler, 2012 Ventilator, Windkanal, Acrylglas Röhre, Strohhalme, Hainbuchensamen Fotos: Thomas Alpdorf Courtesy der Künstler und unttld contemporary, Wien DESTINATION WIEN 2015 paper-jack, eine raumvariable Installation, die auf örtliche Begebenheiten reagiert: A4 genormte Papierbögen, durch Wagenheber gegen die Wand gepresst, stemmen sich der horizontalen Raumachse folgend zwischen die Wände. Dadurch wird der Vorgang einer Expansion des Raumes suggeriert. Einem Querbalken ähnlich, bildet das Papier – nicht mehr leicht, flexibel, zweidimensional – eine feste, stabile Struktur. Durch Variation von Papierbögen und Ungenauigkeiten beim Aufbau bilden sich an der Materialoberfläche Unebenheiten aus. Als brachialer Akt hinterfragt die Arbeit die Eigenschaften des Papiers, führt dieses in der Art einer Transformation dem Raum als Materialträger zu. Dadurch können die Bedingungen und Grenzen des Raumes neu erforscht werden. 244 the traveler ist eine Serie von kinetischen Skulpturen, bestehend aus jeweils einem Flugsamen und einer Windkanalkonstruktion. Diese reguliert und richtet einen konstanten Luftstrom, wodurch der Flugsamen in einen Schwebezustand versetzt wird. Die Formen der Skulpturen hängen maßgeblich vom Flugverhalten der Samen ab, da verschiedene Flugkörper unterschiedliche Formen aufweisen. Ähnlich einer Laborsituation wird der Flugsamen durch den gerichteten Luftstrom zum Schweben gebracht und gleichzeitig an einer Position festgehalten. Dies erfolgt durch eine präzise Positionierung vieler Strohhalme, durch welche die nach oben strömende Luft einen unsichtbaren Zylinder formt, aus dem der fliegende Körper nicht ausbrechen kann. Während dieses künstlichen Dauerflugs werden auf einer imaginierten Reise tausende Kilometer zurückgelegt. 245 246 247 Constantin Luser * 1976 in Graz, lebt in Wien ↠ www.constantinluser.net Mit seinen vielschichtigen Zeichnungen, die Worte, Symbole, abstrakte und figurative Elemente zu komplexen Liniengefügen vereinen, hat der österreichische Künstler Constantin Luser (* 1976) innerhalb der letzten Jahre international Aufsehen erregt. Nun erobern seine verschlungenen wie verdichteten Bild- und Ideengeflechte, die er unter Ausschöpfung seines visuellen und gedanklichen Repertoires eigens für diese raumgreifende Einzelpräsentation vor Ort realisiert hat, die Wände der Kunsthalle Krems. Mit einem, oftmals mehreren Finelinern zugleich schreibt, zeichnet und kartografiert der Künstler leichthändig wie präzise, was sein Denken gebiert. Die Direktheit der Umsetzung einer geistigen in eine körperliche Tätigkeit bedingt hierbei die Prozesshaftigkeit und den offenen Charakter seiner Werke. Beständig greift Luser in seinen Zeichnungen auf ein in Notizbüchern festgehaltenes Bilderreservoir zurück, das Motive aus einer natürlichen und einer artifiziellen Welt amalgamiert. Exakt gezeichnete Darstellungen von Menschen, Tieren, Pflanzen oder Organen treffen auf fantastische Architekturen, bizarre Maschinen oder Musikinstrumente. Rhythmisch-wellige Mehrfachlinienführungen, Schrift und verschriftlichte Sprache, Zahlen und Maßangaben, vermeintliche Handlungs- und Konstruktionsanleitungen ergänzen den komplexen Bilderkosmos. Im Zugriff auf sein kontinuierlich anwachsendes Archiv von „Bilddaten“ agiert der Künstler dem modernen User vergleichbar, der durch das grenzenlose Universum digitaler Datennetzwerke navigiert, Informationen verarbeitet und neu zusammenstellt. Constantin Luser geht von der Zeichnung als ursprünglichster Form kreativen Schaffens und unabdingbarer Prämisse seiner künstlerischen Praxis aus. Darüber hinaus konzipierte er für diese Ausstellung eine neue Werkgruppe von feingliedrigskulpturalen Arbeiten aus Messing, die in Erweiterung der zeichnerischen Gedankenströme den Raum besetzen. Durch ihr bewegtes Schweben über den Köpfen der Besucher/innen evozieren die dreidimensionalen linearen Formen auch die Kategorien von Zeit und Raum. Ungeachtet dessen, ob es sich um die Grenzen eines Bildträgers, einer Wand oder eines Raums handelt, sprengen Lusers Werke jeglichen Rahmen. Sie ergehen sich im Kontinuum einer ausufernden piktoralen Informationsflut, die den Besucher/ innen mannigfaltige Assoziationsräume zwischen Realität und Imagination erschließt. Text: Hans-Peter Wipplinger 248 Constantin Luser – Lineare Funktionen, 2014 – 2015 Video zur Ausstellung Galerie Klüser, München / Videostill Courtesy Galerie Klüser, München DESTINATION WIEN 2015 249 No. 9, 2014 Foto: Lepowski Studio © Constantin Luser Courtesy Galerie Klüser, München 248 ↠ Video im Browser öffnen 249 250 Nana Mandl ...........(¯`‘•. ..............(¯‘•(¯‘•............_/)/) ...............(¯‘•.(¯‘•.......((.....(( ................(¯`‘•(¯‘•...((.)..(. ‘ /) .................(¯`‘•.(¯‘((.)....|\_/ .....,,,~”¯¯¯`‘¯(_¸´(_.)......| ...(((./...........................)__ ..((((.\......),,...........(...../__`\ ..))))..\ . .//...¯¯¯¯¯‘ \.../... / / .(((...../ .// .............. | ./.....\/ .))).....|­||.................|­|...........♥♥♥ ((........) \\.................) \...........\|/ .^^^^.““‘“‘.^^^^^^^..“““.^^^^.““““ ............................................... <[email protected]> ................................... ................. * 1991 in Graz, lebt in Wien ↠ www.nanamandl.com 252 253 New Age Kitsch, 2015 Courtesy die Künstlerin DESTINATION WIEN 2015 254 Christian Mayer * 1976 in Sigmaringen, lebt in Wien ↠ www.christianmayer.net 255 Three of Diamonds, 2014 HD­Video, 12 Min. / Videostill Courtesy der Künstler und Galerie Nagel Draxler, Berlin und Köln 256 257 Putting in time (06/89) / Putting in time (01/29/84) / Putting in time (03/11/84) / Putting in time (03/28/80) / Putting in time (08/04/92) / Putting in time (08/28/63) / Putting in time (08/31/87) / Putting in time (10/11/76) / Putting in time (11/01/92) / Putting in time (11/11/76) / Putting in time (12/22/76) / Putting in time (12/31/76), 2014 Originale Pressefotos aus Zeitungsarchiv, UV Druck auf Passepartout, Acrylglasrahmen je 53 × 66 cm Courtesy der Künstler und Galerie Nagel Draxler, Berlin und Köln DESTINATION WIEN 2015 258 259 Ralo Mayer * 1976 in Eisenstadt, lebt in Wien ↠ www.was­ist­multiplex.info Space Post Colonialism 259 261 Illustration aus: Das Problem der Befahrung des Weltraums, Hermann Noordung, 1929 262 263 Digitale Collagen, 2014 Courtesy der Künstler DESTINATION WIEN 2015 Die Idee einer rotierenden Raumstation, deren Drehbewegung künstliche Gravitation ermöglicht, wurde von Herman Potočnik in Wien konzipiert. 1929 veröffentlichte er seine Skizzen in „Das Problem der Befahrung des Weltraums – Der Raketenmotor“ unter dem Pseudonym Hermann Noordung. Das Prinzip ist spätestens seit Kubricks 2001 weithin bekannt, Donauwalzer etc. Wernher von Brauns Entwürfe zukünftiger Space Stations griffen es ebenso auf. (Nazi -> NASA, auch ein Dreh) 1972 verheißen „Die Grenzen des Wachstums“ nichts Gutes, was unsere Zukunft auf dem soeben fotografierten Blauen Planeten angeht. „If you love it, leave it“, so der Slogan der L5-Society, einer 1975 in den USA gegründeten Graswurzelbewegung, die den baldigen Bau von Space Colonies vorantreiben will. Ihre Inspiration: Gerard K. O’Neill und sein Buch „The High Frontier“. 260 Im selben Jahr organisiert O’Neill einen Workshop an der Stanford University in Palo Alto, neben detaillierten Berechnungen und Beschreibungen entstehen auch farbenfrohe Bilder des Lebens im All – as soon as the year 2000. 2013 will ich Rick Guidice ein paar Fragen zu seinen alten Illustrationen stellen. Das Gespräch in seinem Haus südlich der San Francisco Bay dauert 3 Stunden. Nicht viel weiter lebt Al Globus, der das NASA-Archiv für Space Settlements verwaltet. In den 1980ern legte er seine Mitgliedschaft bei der L5-Society zurück, aus Protest gegen deren Unterstützung von Reagans SDI „Star Wars“ Programm. (Spitzen Typ, heißt wirklich so.) Seit 2007 arbeite ich mich an „Biosphere 2“ ab: eine Miniaturwelt unter Glas in der Wüste Arizonas, ein geschlossenes Ökosystem als Test zukünftiger Weltraumkolonien und zur Erforschung globaler ökologischer Zusammenhänge. Und NEIN, es ist nicht gescheitert. Am 26. 9. 1993 endet die zweijährige Mission der Biospherians. Im Sommer davor lande ich in Phoenix, zwei Auto-Stunden von der Biosphere 2, weil sich 17yr old me in Mexico auf die Suche nach dem halluzinogenen Kaktus Peyote machen will. Peyote: inspirierte Allen Ginsberg in San Francisco zu seinem Gedicht Howl und John Allen zum Bau der Biosphere 2. Aber zurück in die Bay Area, nach San Francisco. Bekannterweise biegen sich die Straßen am Horizont nach oben, doch meist verschwindet alles im PazifikNebel, denn hier war’s aus mit der American Frontier. Aber Land’s End heißt nicht Alles End. Al Globus sagt nicht mehr Space Colonies, sondern Space Settlements. Ich schwanke hin und her. Weil WeltraumKOLONIEN doch einiges aufs Tablett bringt. Reine Spekulationen? Der Pazifiknebel ermöglicht auch das monumentale Wachstum der Redwood Mammutbäume. Ihre Jahresringe sind bekannt aus Hitchcocks Vertigo und, darauf Bezug nehmend, durch Chris Marker. Da es plötzlich überall von Rotationen, Spiralen und Kreisen wimmelte, führte auch kein Weg daran vorbei, dass ich selber Bezug nehmen musste. Nebenher gesagt: der deutsche Filmtitel von Vertigo („Aus dem Reich der Toten“) ist wohl der größte Fail der deutschsprachigen Übersetzungsgeschichte. SCHWINDEL. For fuck’s sake. Text: Ralo Mayer 261 262 263 264 Sarah Mendelsohn * 1990 in New York, lebt in Los Angeles und Wien ↠ www.sarah­mendelsohn.net Fred Schmidt­ Arenales * 1991 in Boulder, lebt zurzeit in Wien ↠ www.fredschmidt­arenales.com Lepperova, last night in my dream we were together again in Istanbul. It was during the war, and there were all of these fish from the Sea of Marmara. The fish were being shipped from the Sea of Marmara to Germany. We were trying to intercept the fish in transit. 265 266 267 Propaganda fish drawings, 2015 Courtesy die Künstlerin DESTINATION WIEN 2015 See, before they’re sent to Germany, their bellies are slit open, and their guts are removed. We intercept the fish by the river and on our knees we stuff thumb-sized celluloid strips stamped with anti-Nazi slogans into their slit bellies. We are part of a black propaganda effort, our goal is to unsettle German housewives preparing meals for their families’ meals—the idea is that they’ll get these fish from the market and take them home and start cleaning them and then they’ll find these anti-Nazi slogans and be shocked. Maybe they’ll be shocked into thinking differently. Oh, there’s Monkeyface. There he is, our Giant Schnauzer, eating all the fish before we can discard their guts. The guts keep gushing as we work. Oh, it’s gruesome: slimy intestines all over the sand, a gallbladder on my bare toe. Monkeyface lapping it up. But ours is the good kind of propaganda, we keep reminding ourselves. We’re on the left—don’t forget—this is the good fight! Where? So we’re intercepting these fish and all of a sudden I remember Monkeyface. What about Monkeyface, where is he? In the Mediterranean, anywhere in the Mediterranean. That’s where the fish are. 268 269 Die Wahrnehmung der Welt aus einer technologischen Perspektive Melitta Moschik * 1960 in Villach, lebt in Wien und Graz ↠ www.moschik.at Ein Ort, zu dem man reist, ist im Zeitalter von Google Earth ein virtueller Zielort. Die Welt ist zum Display, zur digitalen Benutzeroberfläche geworden. Der Stadtraum als kultureller Handlungsraum wird vom digitalen Raum als Ort der medialen Kommunikation abgelöst. Die dreiteilige Wandinstallation nimmt die Erde ins Visier der Weltbeobachtung. Das Werk OUTER SPACE verortet die Stadt Wien am digitalen Weltatlas, die Wandobjekte DESTINATIONS visualisieren mittels Satellitenansichten die Topografien der Städte New York und Istanbul. Die gerasterten Bildmotive sind in schwarz lackierte Stahltafeln gestanzt und veranschaulichen deren Informationsstrukturen in perforierter Form. Das Sujet der Landkarte als Funktions- und Repräsentationsmuster greift die Methoden der Weltbetrachtung und Konstruktion von Wirklichkeit auf. Die Rasterbilder lassen kulturelle, touristische und geopolitische Schauplätze lesbar werden und deuten Aspekte territorialer Kontrolle an. Durch den Bearbeitungsprozess mittels CNC Stanztechnik erfahren die Wandobjekte eine besondere Bildsprache und Materialästhetik. Die digitale Erdoberfläche wird als haptische Kommunikationsmatrix abgebildet, die digitale Präsenz der Metropolen in die analoge Bildwirklichkeit transferiert. Wie lässt sich die Wirklichkeit visuell abbilden? 270 DESTINATION NYC, 2013 Wandobjekt, Stahltafel, schwarz lackiert, CNC­Stanzung, Aluminium­Rahmen 160 × 120 × 2,5 cm © Melitta Moschik OUTER SPACE, 2013 Wandobjekt, Stahltafel, schwarz lackiert, CNC­Stanzung, Aluminium­Rahmen 120 × 120 × 2,5 cm © Melitta Moschik DESTINATION TR34, 2013 Wandobjekt, Stahltafel, schwarz lackiert, CNC­Stanzung, Aluminium­Rahmen 160 × 120 × 2,5 cm © Melitta Moschik DESTINATION NYC, 2013 Wandobjekt, Stahltafel, schwarz lackiert, CNC­Stanzung, Aluminium­Rahmen 160 × 120 × 2,5 cm © Melitta Moschik Courtesy die Künstlerin DESTINATION WIEN 2015 271 ENLIGHTENMENT, 2011 Ausstellungsansicht Burgkapelle MMKK – Museum Moderner Kunst Kärnten Rauminstallation, computeranimierte Lichtzeichen, LED­Display in Aluminium­ Gehäuse, 77 × 77 × 15 cm, Sockel: 150 × 90 × 30 cm Foto: Ferdinand Neumüller ALIGNMENT, 2011 Ausstellungsansicht MMKK – Museum Moderner Kunst Kärnten Rauminstallation, 48­teilig, 286 × 790 × 2 cm; Aluminium­Tafeln, Laserschnitt, lackiert, je 70 × 70 × 2 cm; Aluminium­Pfeile, je 52 × 52 cm Foto: Ferdinand Neumüller Courtesy die Künstlerin Welche Funktions- und Repräsentationsmuster bestimmen die Wahrnehmung der Realität? Welche Benutzeroberflächen lenken die Aufmerksamkeit der Betrachter/ innen? Welche Bedeutung tragen Zeichen und Symbole in der Kommunikation im realen und virtuellen Raum? Neben Fragen der Wahrnehmung und Repräsentation von Wirklichkeit sind kommunikationstheoretische und mediale Phänomene Themenfelder, die ich in meinen Werken aufgreife und in den Kunstkontext überführe. Schriftzeichen und Symbolformen aus dem Alltag bieten sich als Kommunikationsmittel an, um die Wirklichkeit zu inszenieren, neu zu konstruieren. Skulpturale Markierungen und Installationen werden zu Trägern visueller Botschaften und spannen einen mehrdeutig lesbaren Anschauungsraum auf. Die Betrachter/innen werden in ein visuelles und semantisches Feld integriert und mit der Frage konfrontiert: Welche Reiz-, Seh- und Handlungsmuster bestimmen die Rezeption der Wirklichkeit? Die künstlerischen Interventionen lassen Zusammenhänge, Strukturen und Bedeutungen sichtbar werden und legen Mechanismen frei, die die Lebenswelt bestimmen. Text: Melitta Moschik 270 271 272 hans nevídal der vortrag spannt den bogen von seinen anfängen als „politischer grafiker“ zur gegenwärtigen position des künstlers. hier soll das projekt projektionen zum 10. mai vorgestellt werden. nevídal beginnt am 10. 5. 2000, etwa zum zeitpunkt des autodafés vom 10. 5. 1933, mit der projektion von brandschutzfilmen (filmen des technischen brandschutzes) an die fassadeder deutschen nationalibliothek in frankfurt am main und setzt 2001 am bücherturm in leipzig fort. die letzte aktion wird 2033 stattfinden. geplant sind 34 aktionen. sie wurden bisher von zwei von eva ursprung kuratierten symposien in der galerie für zeitgenössische kunst leipzig begleitet: Hans Nevídal * 1956 in Wien, lebt in Wien ↠ minimal.mur.at ↠ brandschutz.mur.at 2009 2011 peter glaser, die kalte bücherverbrennung, digitalisierung / datenverlust marc ries, das brennende bild, bilderverbrennung / bücherverbrennung moderiert von britt schlehan zum wandel der zensur im spannungsfeld zwischen leaks, journalismus und neuen medien mit siegfried lokatis, bodó balázs und andy müller maguhn, moderiert von eva ursprung. in frankfurt wird die aktion in unregelmäßigen abständen von performativen vorträgen begleitet, die zusammen das symposion an der tankstelle bilden: 2010 2014 marc ries, das brennende bild chris hables gray, burning books, burning bodies, burning minds nevídal stellt das projekt erstmals 2007 mit dem vortrag similia similibus curare im frankfurter kunstverein zur diskussion. er beruft sich dort auf paracelsus, der 1527 in basel den canon medicine von ibn sina (oder ein anderes medizinisches kompendium) ins johannisfeuer warf. seither versucht nevídal in vorträgen sein vorhaben zu beschreiben und zu verstehen. seit 2010 nennt er sie boko halal … 274 projektionen zum 10. Mai, Leipzig, 2002 © Hans Nevídal 275 projektionen zum 10. Mai, Leipzig, 2001 © Hans Nevídal projektionen zum 10. Mai, Leipzig, 2011 © Hans Nevídal DESTINATION WIEN 2015 die veranstalter der bücherverbrennungen vom mai 1933 nennen meist zwei ereignisse als vorbild: als reaktion auf die hinrichtung seiner bücher verbrannte luther 1520 in wittenberg die bannbulle des papstes und ein exemplar des corpus iuris canonici. 1817 feierten die protestantischen studenten der deutschen universitäten auf der wartburg in thüringen mit einer bücherverbrennung den „geburtstag des glaubens und der freiheit“. 1820 schrieb heinrich heine zu diesen vorgängen „das war ein vorspiel nur, dort wo man bücher verbrennt, verbrennt man am ende menschen.“ nach der machtergreifung durch die nationalsozialisten am 30. jänner 1933 rief die deutsche studentenschaft zu einer verbrennung „zersetzender jüdischer und marxistischer schriften“ auf. vom 10. mai bis 21. juni 1933 (wegen des extrem starken regens ein längerer zeitraum) wurden an vielen orten in deutschland öffentlich bücher verbrannt: mit duldung der behörden, sogar begleitet von polizei und feuerwehr, verbrannten nationalsozialistische studenten, SA sowie SS und ihre anhänger auf dem opernplatz in berlin und vielen anderen deutschen universitätsstädten zehntausende bücher. in der folge wurden anhand schwarzer listen die deutschen bibliotheken von „undeutschen“ schriften gesäubert. nevídal: ich sehe das anliegen prophylaktischer psychosozialer hygiene im vordergrund. dies ist durchaus doppelbödig gemeint, da manche das vernichten von „zersetzenden schriften“ auch als akt der prophylaxe und der sozialen hygiene sehen! 276 277 Josip Novosel * 1988 in Zagreb, lebt in Berlin ↠ mistyalreadytaken.tumblr.com ↠ www.instagram.com/d.e.a.l_hr Vienna is the top city of spies. Adolf Loos is one of the outstanding Austrian architects that made an American bar in the first district called Loosbar. Rumors are around that the first whistleblower transaction was in Vienna. The Loosbar is so small that the architecture itself is excluding you automatically when you’re either too late, too big or with too many wrong people. No entrance — come by later. The Internet is the world biggest transactor of informations. An endless coded world that navigates your interests where they actually belong. You belong to the others, the others will know it. (Tell Josip Novosel at the door) Your browser history will tell anyone if you’re an interesting person, an average person or just something else. If u think you’re an individual, we will find a category. “Knowledge is performative”, knowledge is free, we are legion, we do not forget and we don’t forgive but first take a seat and sit with us. Tell us who u actually are. On what u working on. What are your future goals in life? The necessity of judging, excluding or including others are our most natural habits that begins with sympathy if u eat mutual food. Or wear mutual brands or have mutual ideals of freedom or common certain values. But never tell racist jokes when you’re with people that u don’t know. Be sexist when no one is watching. In the future everybody will have 15 Minutes privacy settings by their own. We are postcolonial, u should be selfcolonial. Express your quality just as it’s your natural need. We are anonymous, we are legion. We don’t forgive, we don’t forget. Forget about intimacy being appropriate — it’s enough if you are just polite. Make a statement with others, with many others. Tell everyone who your best friends are. How groundbreaking your story is. That this moment of social interaction changed your basic life in a even more basic life but much better that you couldn’t realize by yourself. Be yourself with others! And to know what is right? There is so much wrong in this world. We have to change it! Russell Brand is anonymous, Žižek is anonymous we do not forgive and do not forget. Namedropping will save our world. After the revolution we have a drink! (RSVP please) Text: Josip Novosel, 2014 278 279 U can sit with us (notre dame de fleurs), 2014 / 2015 Collage Courtesy der Künstler DESTINATION WIEN 2015 280 281 Denise Palmieri * 1986 in Sao Paulo, lebt in Wien ↠ denisepalmieri.tumblr.com 282 As lived our parents / Como nossos pais, 2015 Performance Foto: Anabela Veloso Courtesy die Künstlerin 283 Dawn in Pompeii, 2012 Performance Foto: Lilian Fontenla Resilience, 2014 Performance Foto: Raffaela Bielesch Courtesy die Künstlerin Text: Denise Palmieri DESTINATION WIEN 2015 The action consists of the performer dressed in a cocktail dress getting inside a plaster cloak and singing twice the song Como nossos pais (As lived our parents) from Brazilian composer and singer Belchior. She sings the song first at the top of her lungs and the second time in an audible pitch. In between singing the performer stays on her knees inside the cloak. The song was written in the dictatorial times in Brazil and it is full of metaphors about the fight of the youth against the censorship and the oppression of the government. But mainly it talks about how no matter the efforts of the young they always end up living like their parents lived. The sculpture symbolizes the weight on one’s shoulders. The cloak has its ennoble characteristic and at the same time it carries an antagonist fragility from the plaster. The dress reinforces the fragility but through the appearance. The performance is complementing the sculpture transforming it to an installation that holds and protects the body of the performer. Brazilian artist Lilian Fontenla worked with Denise Palmieri on their first plaster performance The Fifth Story. She performed underneath the plaster and the artist removed her after two hours. In a statement she said that she felt protected and safe once inside the plaster sculpture. Performing As lived our parents the artist felt the same experience. Although it was open and exposed, not covered as in the series of performances Resilience, she felt embraced and protected by the structure. Resilience is a work in progress that was first presented at the Akademie Rundgang 2014. Palmeri based this piece on the former works The Fifth Story (2012) and Dawn in Pompeii (2012). From 2014 until today the performance had already 5 editions that were performed in different locations such as in a cemetery, theater houses and public squares. In 2012, she created the project Performances of Clarice after participating in a study group of the works of the writer Clarice Lispector. The concept of the project was to produce performances based on short stories from Lispector to be performed by other artists, as a way to transform the means of passing a message or an artist’s idea. The literature inspired the performance, which is produced by more than one performer giving the work a more open meaning. Four pieces were developed from this project. The Fifth Story (2012), Potency (2012) and Dawn in Pompeii (2012) together with the artists Lilian Fontenla and Andrea D’amato and Miss Algrave together with the artist Julieta Bacchin. Those works were born from her first performance Inspiration-Expiration (2010) mostly based in literature. In this performance she recited / blew parts of the œuvres, interviews and conversations from the three authors Virginia Woolf, Clarice Lispector and Lygia Fagundes Telles into plastic bags. They were then popped, empting its insides and “letting go” the words. Also, the body became the main theme in her works starting with the Audiovisual Installation Meta-Movement (2011). From that work on the body’s fragility, strength, shape, transformation and many other attributes gain place in her pieces. 282 283 284 285 Modus und Form. Zu zwei Werkserien von Michael Part Michael Part * 1979 in Wien, lebt in Wien ↠ www.michael­part.com 286 287 Stefan Lux / Michael Part _DSC3977.tif / 07.02.2015, _DSC3977.tif / Selective Color / 19.02.2015, 2015 Courtesy die Künstler Michael Part untitled, 2015 Malachitoxalat in Gelatine auf Floatglas, Aluminiumhalterung 33,1 × 26,6 × 4 cm Courtesy Michael Part und Galerie Andreas Huber Nach Greenbergs Doktrin der modernistischen Malerei müsse diese, um zu ihrem eigenen Wesen zu gelangen, alles ausschließen, was sie mit den Raumkünsten Skulptur und Theater verbinde. Fern davon sich in „ihre jeweiligen ‚legitimen‘ Grenzen“1 zurückzuziehen, beeinflussen in der heutigen Variante postmoderner Kunstproduktion künstlerische Medien als Modus andere künstlerische Medien. Die Fotografie zum Beispiel bedient sich nicht nur des Formenvokabulars der abstrakten Malerei, in ihrer Apparatlosigkeit partizipiert sie auch an Modi malerischer Produktion. Ein gutes Beispiel dafür bietet eine Serie monochrom grüner Fotografien von Michael Part. Den Ausgangspunkt für diese Arbeiten bildet eine apparatlose Belichtung eines Silbergelantinefilms. Mithilfe der Beizvirage, einer historischen monochromen Farbkupplertechnik, wird der grüne Farbstoff Malachitoxalat an das Silber des belichteten Schwarzweißfilms angekoppelt. Das verwendete Durchsichtmaterial wird für die Präsentation der Arbeiten in Diarahmen montiert und in einer Black Box projiziert. Der Farbstoff Malachitoxalat wird in der Fotografie oder für andere Färbezwecke nicht mehr verwendet, weil er sehr schnell verblasst. Dieses Defizit ist allerdings ein zentraler Aspekt der Arbeit von Part – die monochrom grünen Dias werden in der Ausstellung in Echtzeit vom Projektor belichtet2 und verändern ihr Aussehen nach dem Modus zeitbasierter Medien wie Film, Video oder Animation. Die Präsentation als Querformat verweist genau auf diesen filmischen Aspekt. Mit seinen Foto- und Chemogrammen gehört Part, im größeren Kontext einer verstärkten Beschäftigung mit der Kunst der Moderne, zu jenen Künstler/innen, die sich mit der Vorgeschichte der Fotografie beschäftigen. Parts Monochromiebezug verweist aber, nicht nur weil die klassische Moderne keine monochromen Fotound Chemogramme produzierte, über eben diese klassische Moderne hinaus auf eine, um es mit Johannes Meinhardt zu sagen, „Malerei nach dem Ende der Malerei“. In der klassischen Moderne und zum Teil auch noch bei den Neo-Avantgarden dominierten die, mit den entsprechenden Sprachregelungen versehenen, jeweiligen ersten, letzten oder absoluten monochromen Bilder in den Primär- und Nichtfarben. Grün hingegen ist keine typische Monochromiefarbe, sondern eine Naturfarbe und kommt daher eher in postmodernen monochromen Werkentwürfen zum Einsatz. Auch seine Messingtafeln, mit deren Hilfe er Silber aus gebrauchter Fixierflüssigkeit extrahiert, werden früher oder später durch den natürlichen Oxidationsprozess des Silbers als schwarze Monochrome enden. Text: Christoph Bruckner (Auszug) 1 2 DESTINATION WIEN 2015 Greenberg, Clement: Zu einem neuen Laokoon, in: ders.: Die Essenz der Moderne. Dresden 1997. S. 71 Michael Part in einer E-Mail an den Autor 286 287 288 289 Nicola Pecoraro * 1978 in Rom, lebt in Rom und Wien 289 la tombe des hommes scorpiones, 2012 Detailaufnahme, Ausstellungsansicht Galleria S.A.L.E.S., Rom, 2012 Courtesy der Künstler 290 untitled, 2013 Courtesy der Künstler und Galleria collicaligreggi, Catania DESTINATION WIEN 2015 291 la tombe des hommes scorpiones, 2012 Detailaufnahme, Ausstellungsansicht Galleria S.A.L.E.S., Rom, 2012 Courtesy der Künstler 290 291 292 293 permanent breakfast Friedemann Derschmidt, Ursula Hofbauer, Abbé Libansky, Karin Schneider, Barbara Zeidler ↠ www.permanentbreakfast.org 293 295 permanent breakfast, Tokio, 2003 ® Kazuhisa Uchihashi permanent breakfast, Slavonice, o. J. ® Dr. Heinrich Reinhart Courtesy die Künstler permanent breakfast, Papua Neu Guinea, 2004 ® Phillip Mayerhofer Courtesy die Künstler Das erste Frühstück fand am Morgen des 1. Mai 1996 auf dem Schwarzenbergplatz in Wien statt. DESTINATION WIEN 2015 Entstehung und Idee Am Morgen des 1. Mai 1996 begann eine Künstlergruppe um Friedemann Derschmidt, öffentliche Räume zu befrühstücken und hörte nicht mehr auf damit. Die Grundidee: Eine Person lädt zum Frühstück. Die geladenen Personen (in der Regel vier an der Zahl) verpflichten sich, am nächsten Tag (oder zum nächsten ihnen möglichen Zeitpunkt) jeweils ein weiteres öffentliches Frühstück abzuhalten, dessen Gäste wiederum ehebaldigst frühstücken und so fort. Der öffentliche Raum verändert sich, wird er befrühstückt, merklich nach den Bedürfnissen der Frühstückenden. Die Frühstückenden beginnen ohne viel Zutun, allein durch ihre Anwesenheit mit dem Umraum zu kommunizieren, ihr eigenes Medium zu sein, Platz zu greifen, Raum zu nehmen, ihn buchstäblich zu besitzen und ihn bloß durch sich selbst oder aber auch mit einem Anliegen zu besetzen. Es wird kundgetan, weitererzählt, wiedergefrühstückt. Das Spiel geht weiter, solange jemand den Faden aufnimmt. Tatsächlich wurde das öffentliche Frühstücken mehr und mehr Kult, konnten immer öfter Menschen beobachtet werden, die sich – auf Plätzen und in Parks, in leeren Springbrunnen und in freien Parklücken – um einen gepflegten Frühstückstisch versammelten, oder ihr Tun als surreale Inszenierungen begriffen. Wovon neben der Vielzahl von mündlich überlieferten Frühstücken hunderte von postalischen Rückmeldungen nebst Foto (u.a. von Frühstückern aus Prag, Berlin, Beirut, Tokyo, New York und Costa Rica) zeugen. 294 Die mittlerweile zehnsprachige Website ↠ www.permantentbreakfast.org wird über die fortdauernde Ankündigung von immer neuen (breakfast-) Experimenten im öffentlichen Raum zusehends auch zu einer Plattform für inhaltliche Auseinandersetzung. permanent breakfast ist ein open-source Projekt. Es wird genutzt von freien Gruppen, Bürger/inneninitiativen, religiösen Gemeinschaften, Seminaren der Universität, Tourismusverbänden, Familien und Freaks. Dass diese Pluralität immer wieder die Frage nach dem künstlerischen Eigentum auf ganz prinzipielle Weise aufwirft, macht die Projektanordnung selbst zu einem Experimentierfeld in Sachen erweiterter Kunstbegriff. Noch dazu, wo die Kette derart selbstständig wurde, dass einzelne Aktivist/innen sich bereits selbst für die Urheber/innen halten. Dennoch arbeitet permanent breakfast mit einer klaren Ästhetik, die Teil der „Spielregeln“ wurde und die es erlaubt surreale Bilder zu produzieren. Permanent breakfast ist gleichzeitig: eine Ideenschleuder, eine „Kunst – mach – Maschine“, ein Think-Tank, ein Label, unter dem unterschiedliche Besitzungen des öffentlichen Raumes stattfinden. Um nur einige Beispiele zur Nutzung bzw. Adaptierung der permanent-breakfast Grundidee zu nennen: • Die „Denkmalbefrühstückung“ als Befragung des „kollektiven Gedächtnisses“ • Das candle-light breakfast als vornehme, a-ökonomische Variante zum Gastgarten • Grenz- und Themenfrühstücke im Rahmen von EU-Projekten • Muhr-Frühstücke in Assoziation zu Graz 03 • Guided Tours zur Erforschung wie öffentlicher Raum funktioniert • Land-art: Kleine Frühstücke werden zelebriert um ein schönes/schräges Bild zu kreieren – Fein gedeckter „gut-bürgerlicher“ Tisch auf einem Jeep in der verregneten Allee in Böhmen – als Filmstills in der Landschaft platziert Immer wieder werden neue breakfast-features entwickelt, die in verschiedene neuralgische Punkte des gesellschaftlichen Diskurses vorstoßen – oder aber „bloß“ Spaß machen. Trotz seiner Unabhängigkeit fühlt sich das Projekt mit anderen weltweiten „Reclaim the street“ Bewegungen verbunden und versteht sich als reales wie virtuelles, als ästhetisches wie diskursives Netzwerk. Text: Walter Pucher Angabe von Copyright, Weitergabe der Spielregeln, Dokumentation, Ergebnisse auf ↠ www.permanentbreakfast.org 295 296 Lilly Pfalzer * 1991 in Wien, lebt in Wien Sergio Valenzuela * 1978 in Santiago de Chile, lebt in Wien 297 298 299 Edit me please, 2015 Performance / Video Foto: Max Kropitz Courtesy die Künstler DESTINATION WIEN 2015 ↠ Video im Browser öffnen 300 301 Auf meinen Leinwänden erörtere ich potenzielle Übereinkünfte von Natur und Zivilisation, indem ich bildlich transformierte Darstellungen verschiedenartiger Lebewesen aus unterschiedlichen Ökosystemen und Weltregionen in jeweils differente Konstellationen bringe. Auf- und verblühende Gewächse aus Tropenwäldern, Alpentälern oder botanischen Gärten können hier mit transgenen Pflanzen, Wassertieren oder auch mit im Malprozess neu geschaffenen Blüten-Hybriden zusammentreffen. So entsteht eine Natur, die es von Natur aus nicht gibt – sofern wir den Mensch mit seiner zivilisatorischen Umtriebigkeit nicht als Teil der Natur erachten: Kreuzungs- und Gentechniken lassen gleichermaßen neue Arten, Hybride und Klone von Lebewesen entstehen, das globale Transportwesen befördert die Invasion biotischer Natur in neue Lebensräume, andere Arten sterben aus … Natur und Zivilisation begegnen sich am Meeresboden wie in der Troposphäre, das Gesamtsystem ist im Wandel und die Frage ist, ob oder wie es im Gleichgewicht bleibt. Die Organismen in meinen Bildern mutieren, konkurrieren und interagieren, bilden neue Formen und Konstellationen und finden im Gesamten – im Bild und als Bild – letztlich immer zu einem Verbund. Der Mensch tritt in meinen Bildern nicht sichtbar auf, aber ich lade ihn ein, visuell, gedanklich und emotional in diese Szenarien einzusteigen, auch, um sich womöglich irgendwo darin zu finden. Karin Pliem * 1963 in Zell am See, lebt in Wien ↠ www.karinpliem.at 301 Concursus naturae II, 2015 Foto: Maximilian Pramatarov Courtesy die Künstlerin Text: Karin Pliem 302 Himmel, Bregenz, 2014 Gestrüpp, Barcelona, 2013 Im Atelier Karin Pliem, Wien, 2014 Fotos : Karin Pliem Courtesy die Künstlerin 303 Butchery, London, 2013 Foto: Karin Pliem Illuminando, 2014 Öl auf Leinwand 110 × 130 cm Foto: Barbara Zeidler Diversity of Voices, 2013 Video­Animation / Videostill Courtesy die Künstlerin DESTINATION WIEN 2015 concursus (lat.): das Zusammenwirken, -treffen, -stoßen, Hereinbrechen, der Ansturm, Wettstreit … natura [humana; animi; corporis; aeris; mortis …] (lat.): Naturkraft, Weltordnung, (natürliche) Beschaffenheit, Wesen, Eigenart, Kreatur, Individuum … ↠ Video im Browser öffnen 304 Before Johannes Porsch * 1970 in Innsbruck, lebt in Wien Before (Hed Boys Mix), PSB, Bilingual, 1996, 7:33 Before (Before the Law), Sockel 6°, Schnitt M 1.10 Pallas von Velletri, Fotografie einer industriell gefertigten Gipsbüste der Firma giustgallery basierend auf einem 3 D Modell eines Gipsabgussfragments nach einer römischen Kopie aus dem 1. Jhdt n. Chr einer verlorenen griechischen Bronze ca. 430 v. Chr. von Kreilas, Glyptothek München Before (Before the Law), Nach: Franz Kafka, Vor dem Gesetz, zitiert nach Judith Butler, in: Gender Trouble, New York 1990, 1999, 2006, S.39. DESTINATION WIEN 2015 308 309 Hanna Putz * 1987 in Wien, lebt in Wien ↠ www.hannaputz.com 309 Aufsichtsperson im Museum, 2015 Courtesy die Künstlerin 313 Aufsichtsperson im Museum, 2015 Courtesy die Künstlerin Text: A conversation between Hanna Putz & Sébastien Pluot. Sébastien Pluot is an independent curator, art historian, researcher and writer. DESTINATION WIEN 2015 Waiting has paradoxical plasticity. Mind expands and shrinks from the most contingent fact to wide horizons of existential thoughts. It can be an emancipatory suspension of time as well as a coercive or thrilling experience. We are in a permanent state of suspense. Constantly participating in the now. When are we? And what does ‘being’ mean, when half of our lived reality is digital? That is reality. What is the meaning of a lived experience vs. a virtual experience? 310 wikipedia.com tells me: “Suspense is a feeling of pleasurable fascination and excitement mixed with apprehension, tension, and anxiety developed from an unpredictable, mysterious, and rousing source of entertainment. The term most often refers to an audience’s perceptions in a dramatic work. Suspense is not exclusive to fiction. It may operate whenever there is a perceived suspended drama or a chain of cause is left in doubt, with tension being a primary emotion felt as part of the situation.” Philospoher Avital Ronell said that “every technology emerges from some sort of deficit, default or wound, and tries to supplement, or prosthetically to compensate for what’s missing.”1 If one considers the wide range of technological apparatus that are made for avoiding waiting it seems that it is one of the most threatening ontological anxiety. We have past and future, very rarely a moment. What is a moment. Is a moment memory? Is a moment time and, who then, is the author of my time? In the end of the 19th Century, many scientists were worried about the new way of life in large modern metropolises. They thought that people were overstimulated by cars, trains, neon lights, signals, advertising. They defined a disease called the “lack of attention” concerning people whose symptoms were the fact of being too distracted, not being able to focus on things anymore.2 Waiting, when ‘acted’ out not as a stream of communication, action and even procrastination, could be moment of freedom between certainty. Could be a moment of thought. Of looking. Up. A person who looks actually sees where he or she is, observes, maybe is bored and / or in a state of being alert to the observation of his / her surroundings. A moment where space and location is happening, in time, is felt for a long, often unentertaining period of time. Someone waiting looks suspicious. My child will not wait for anything. He or she will not be bored. Maybe one day people will not see horror films anymore but will enjoy being terrified by boring films. The moment ‘I am’ (I now, consider ‘being’ as me being aware of my surrounding, alert with my senses, concentration and thought) it seems is, when I am traveling. In a train or on a plane, a ship. I cannot do anything. I am forced to be inactive, in the plane I am even disconnected. My body is still and I feel my thoughts are sharp. I am being productive as I travel, everything goes on, quite literally, around 311 me, things are happening, while I am sitting still, forced for a certain period of time to stay static in a certain location. The world keeps moving. I am working, very well under these circumstances. Artist Mark Geffriaud is often talking about a group of people living in Central America who view the past in front of them and the future in their back. The person who waits today, is a person in suspense. In communication. A person with their head down, not being in any particular place at any particular time. He/she is everywhere, with everyone at the same time as nowhere with no one. Gleichzeitig. Ununterbrochen unterbrochen. In a conference Martin Heidegger stated about boredom: “No matter how fragmented our everyday existence may appear to be, however, it always deals with beings in a unity of the ‘whole,’ if only in a shadowy way. Even and precisely then when we are not actually busy with things or ourselves this ‘as a whole’ overcomes us — for example in genuine boredom. Boredom is still distant when it is only this book or that play, that business or this idleness, that drags on. It irrupts when ‘one is bored.’ Profound boredom, drifting here and there in the abysses of our existence like a muffling fog, removes all things and men and oneself along with it into a remarkable indifference. This boredom reveals beings as a whole.”3 How does a moment become a moment in time? When do I witness time? What is it that I remember? How is my time? How was it. Waiting is organized as a social pyramid. The higher you are, the less you wait. We live in a society of ‘waiting struggles’. Some refugees have to wait literally decades for certainty. During the time waited for a life, life happens, evolves, becomes someone’s life in a certain location, during a certain time period, with other people and cultural models only to often, be interrupted by an end to it all. Prisoners‚ do time. I do suspense. Cultural industries in late capitalist society are taking care of people’s spare time. It is recycled into profitable goods like all things in a capitalist economy. In 1995, artists Pierre Huyghe and friends created the Association of Freed Time for 312 the development of unproductive time. This reflection about spare time led to questionning the elaboration of a society without work. Being physically present somewhere. A Room or Outside. No layers. Flatness. Seeing is a crucial aspect of thinking. A form of making contact. Of being present somewhere. Of scale. (…) Where was I? Ideas can come from boredom. As an artist, to be sharp, for some, has something to do with concentration and time. Being bored as a luxury good. 313 A guard in a museum, theoretically has to have his undivided attention, in a room on objects and people for a certain period of time, the time he is being paid for to do so. He or she waits for his or her shift to be over. Being present with my senses in a certain space for a certain time period. In contact, mostly with others, quite often my abstract virtual audience was or is waiting a moment of non distraction of being ununterbrochen and still not gleichzeitig? Not being able to start something new or finish something old. Stay here or go somewhere else? Not sure I remember. A moment not being commented on. In 1977, the artist Michael Asher was invited to participate in an exhibition at The Los Angeles Institute of Contemporary Art. In a large empty room he installed a table, a couch and chairs. His work implied to hire four persons paid four dollars per hour for just being there six hours a day. He gave no instruction, they were allowed to do whatever they wanted — read, sleep, doing their day-to-day activity. One of them could not stand it and left the group the first day. He wrote a letter of resignation in which he said that he felt “Helplessly and hopelessly Arting.”4 It is a mood rather than a comment. A personal desire to create images of stillness and presence, concentration and boredom. This condition seems to be leaving. Not to sound too melancholic about it. Pierre Bourdieu identified that the public in museums are staying an average duration of 30 minutes with the artworks but have the feeling to have spent 1.5 hours, the duration of a film. In which state did they spend this one hour imaginary moment? The unconscious ignores time and space. The society of immediacy is indulging this ubiquitous feature. Attention that is not delegated by others. I often feel, I want control back over my time. Where is my orientation in a given space. Here, is my navigation. Antonio Gramsci wrote that “The crisis consists precisely in the fact that the old is dying and the new cannot be born. In this interregnum, a great variety of morbid symptoms appears.”5 1 2 3 I heard that screen savers became useless since new technology does not need to rest. Yet, it is still used, but what for? Nostalgia? Habit? Maintaining action that means avoiding the void? 4 5 Interview with Avital Ronell, in: Une traduction d’une langue en une autre, edited by Sébastien Pluot and Yann Sérandour, Les Presses du reel, 2015, p. 13 See Jonathan Crary, Suspensions of Perception: Attention, Spectacle and Modern Culture, Cambridge, 2000 Martin Heidegger: What Is Metaphysics?, Inaugural lecture at the University of Freiburg, 1929 See Michael Asher: Writings 1973-1983 on Works 1969-1979, written in collaboration with Benjamin HD. Buchloh, edited by Benjamin HD. Buchloh, The Press of the Nova Scotia College of Art and Design, and the Museum of Contemporary Art, Los Angeles, 1983 Prison Notebooks, ed. and trans. Quintin Hoare and Geoffrey Nowell-Smith, London 1971, p. 276 314 315 Andreas Reiter Raabe * 1960 in Raab, lebt in Wien 316 o. T., 2011 Acryl und Wasserfarbe auf Leinwand 190 x160 cm Foto: Andreas Reiter Raabe Courtesy der Künstler und Charim Galerie, Wien Ausstellungsansicht Real – Temporary Collection Berlin, 2011 Epoxiharz auf Karton, 2009 70 × 50 × 18 cm Suzani auf Sockel, 2006 60 × 60 × 70 cm Foto: Jens Ziehe Courtesy der Künstler DESTINATION WIEN 2015 317 natural monochromes, seit 2004 Siebdruck auf Folie je 50x70 cm Courtesy der Künstler und Sarah Cottier Gallery, Sydney Bei Reiter Raabe geht es immer um das Nebenprodukt einer nebensächlichen physischen Handlung, einer geistigen Bewegung. Das ist von fundamentaler Wichtigkeit. Im Werk kommt dies zur direkten Anwendung: die Idee, der Prozess, der Gedanke haben Dreidimensionalität. In der ständig sich weiterentwickelnden Arbeit [natural monochromes] werden Schilder am unendlichen Horizont der amerikanischen Landschaft aufgestellt. Wörtlich in den Boden gerammt, ist die konzeptuelle Basis der Arbeit einfach die Grenzenlosigkeit einer Idee. Immer weiter, wieder und wieder, ein Spiel zwischen dem Prozess des Malens und dem Abschluss eines Gemäldes aus „erster“ Hand wird ausgelotet. Ohne jedoch Prinzipien zu involvieren, sind doch für Reiter Raabe weder die Mechanisierung als solche noch die Entpersonalisierung ein Anliegen. Zugleich konkret und flüchtig, geht es im Werk weder um ein vollendetes Resultat noch um ein reines Mittel zum Effekt. Kleinere Leinwände, die in Gruppen hängen und selbst nur Nebenprodukt einer anderen Handlung sind, haben einen fortwährenden Bezug zur Landschaftsmalerei. Räumliche Illusion wird automatisch thematisiert. Das versichert einen einfachen Start; mit schwindender Distanz kommt die Linie vom Vordergrund und rückt in einen unsichtbaren Fluchtpunkt. Dies wiederholt sich; jedes Gemälde wurde so in automatisierter Handlung erstellt, die sich wiederholende Handlung resultiert in gesteigerter Autonomie. Reiter Raabe bewegt sich zwischen Aktion und Reaktion, seine eigene Arbeit mit mehr Arbeit dokumentierend ohne zwischen den Serien eine hierarchische Lücke zuzulassen. Intention in ihrer einfachsten Form, Teil des Rechtfertigungsprozesses, kommt von einer gewissen Art Schuldgefühle, vielleicht gegenüber der künstlerischen Tätigkeit selbst. Bei Intention geht es auch um das Ergebnis und die Erwartung der Wirkung, hier gibt der Künstler zu, dass „Ideen und Verknüpfungen sich vor allem ergeben“, während er „an anderen Dingen arbeitet“. Das ist dann dem Prozess des Zeichnens näher, der immer zugleich achtsam und unbekümmert ist. Auf diese Weise zu arbeiten, garantiert Kontinuität und Dauer eher als ein Resultat. Text: Sacha Craddock (Auszüge) 316 317 318 319 Ritornell in der Kunsthalle Ritornell Richard Eigner * 1983 in Linz, lebt in Linz und Wien Roman Gerold * 1983 in Bruck an der Mur, lebt in Wien ↠ www.ritornell.at Schneebesen werden mit dem Geigenbogen gestrichen, eine Hotelrezeptionistenglocke per vibrierendem Ei zum Singen gebracht; hier werden küchenübliche Eierschneider zu Gitarren, dort afrikanische Kalimbas mit diversen Schlagzeugsticks zärtlich auf klangliche Geheimnisse abgeklopft. Während sich die metallenen Klangstäbe eines rätselhaften Eigenbau-Instruments wie Grashalme hin- und herwiegen, verleihen „schwebende“ Triangeln und mondartige Styroporhalbkugeln der ganzen Situation einen leicht sakralen Touch. Ein aberwitziges Sammelsurium von Werkzeugen kommt zum Einsatz, wenn Richard Eigner und Roman Gerold jene Klangmischung live zubereiten, die für ihr Projekt Ritornell charakteristisch ist. Darin vermischen sich natürliche Klänge zwanglos mit elektronischen. Es ist nämlich alles auch verkabelt. So läuft etwa das Klackern eines Spielzeug-Klopfspechts über ein Kontaktmikrofon in den modularen Synthesizer Gerolds und wird dort zum brüchigen Stimmchen oder zum überdimensionalen Knurren, je nachdem. Unermüdlich forscht das österreichische Soundkünstler-Duo nach klanglichen Potenzialen, die sich in Musikinstrumenten, aber auch in Alltagsgegenständen verstecken. Bisweilen baut Eigner seine Instrumente selbst. Gefundene Klänge werden dann durch elektronische Bearbeitung eingefroren, mikroskopiert, auseinandergefaltet, zerlegt und mit Experimentierfreude und Augenzwinkern neu zusammengesetzt – oder auch nicht. Für das Album Golden Solitude (2009) experimentierten der Schlagzeuger Eigner und der Pianist Gerold mit „kleinformatigen“ Stücken, auf Aquarium Eyes (2013) erkundeten sie die Grenze zum Pop: Sängerin Mimu Merz schrieb Lieder, man coverte Roxy Music’s In Every Dreamhome A Heartache. Nach diversen Kollaborationen präsentierte sich das formwandlerische Projekt bisweilen auch schon als Band, etwa für ein Konzert als Vorgruppe von The Cinematic Orchestra im Burgtheater 2013. Zu zweit – wie in der Kunsthalle – bleiben Eigner und Gerold der offenen Improvisation verbunden, wobei sie immer auch die akustischen Gegebenheiten der jeweiligen Situation miteinbeziehen. Text: Ritornell 320 321 Nachhall Konzert in der Kirche St. Theresia Linz, 2013 Foto: Florian Voggeneder Courtesy die Künstler DESTINATION WIEN 2015 320 321 322 323 Songs of Innocence Valentin Ruhry * 1982 in Graz, lebt in Wien ↠ www.ruhry.at ↠ www.cointemporary.com Das Potential dezentralisierter und ökonomischer virtueller Räume unterscheidet sich stark von deren Umsetzung in der Realität. Globale Netzwerke und Kommunikationsmittel wie das Internet sind streng zentralisiert und ihre Benutzer/innen bereits vertraut mit einer euphemistischen Nomenklatur für Dinge, die exakt das Gegenteil von dem heißen, was sie versprechen: Sharing Economy, Social Networks und Smart Gadgets, um nur einige zu nennen. Songs of Innocence, das dreizehnte Studioalbum der irischen Rockband U2, trägt dieses semantische Prinzip im Titel: veröffentlicht am 9. September 2014, während einer Apple Produktpräsentation in Kalifornien, ist das Album schuldig. Der digitale Release wurde ohne opt-in Möglichkeit bei über 500 Millionen iTunes Kunden und Kundinnen aktiviert, was Apple CEO Tim Cook „the largest album release of all times“ nannte. Die Schuld liegt hier beim Versuch, die bereits schon unsichtbare Trennlinie zwischen Konsument und Bürger endgültig auszulöschen. Nach China und Indien wäre die Gruppe dieser iTunes Kunden und Kundinnen die drittgrößte Bevölkerung der Welt, angeführt von einem kulturellen Souverän. Vergleichbar mit der Unterscheidung Joseph Schumpeters zwischen Kapitalist und Unternehmer ist es in der global village wichtig, dass zumindest erkennbar bleibt, ob strukturelle und gesellschaftliche Veränderungen durch politische oder wirtschaftliche Prozesse legitimiert werden. Schon alleine deswegen, weil die Stimme jedes Bürgers gleich viel zählt, während sich der Einfluss des einzelnen Konsumenten an seiner Kaufkraft misst. Meine Arbeit ist zwischen Skulptur und Konzept angesiedelt. In meinen vergangenen Ausstellungen und Projekten habe ich sowohl direkt als auch im übertragenen Sinn Bezug auf das Thema Dezentralität genommen, das als wesentliche Komponente der digitalen Welt vor dem Hintergrund der globalen Vernetzung und Analyse von Menschen, Waren und Daten im Rahmen digitaler Medien und sozialer Netzwerke zu lesen ist. Text: Valentin Ruhry Verfasst auf einem Apple MacBook Air (13 inch, Mid 2012), unter OS X Yosemite 10.10.2 DESTINATION WIEN 2015 324 325 326 327 Maruša Sagadin * 1978 in Ljubljana, lebt in Wien ↠ marusa.sagadin.at (...) Bei Meet the Residents (Brothers and Sisters, Freundschaften gibt’s nur auf Augenhöhe) findet sich die Sockelplatte als Verkehrsinselrest, Hand und Fuß als ‚fuck u‘-BIG-Konnex, der Pseudo-Zement auf Wandpaneelen, die provisorisch wirkende Sockelskulptur, der langatmige Titel, der erklärt – auch sonst ist alles da, aber das ist noch nicht alles. Angenommen die Rauminstallation Meet the Residents (Brothers and Sisters, Freundschaften gibt’s nur auf Augenhöhe) wäre wie ein Bild zusammengesetzt aus mehreren Teilen, dann versammelten sich hier drei Ebenen des Sinns: die erste, informative Ebene der Kommunikation, die uns die Herkunft der Objekte begreifen lässt, die das Dekor auffährt, die Figur bereitstellt und sie erzählen lässt – eine Hand, zwei Schuhe, Variationen davon, hier eine Insel und dort noch eine, eine Bühne oder zwei, ein Zeh, ein Zahn, die Geste blutrot und voller Botschaften. Es gibt die zweite symbolhafte Ebene der Bedeutung, die mit Selbstportrait und Sockelproblem, mit Materialsprache, Verfremdung und Maßstabsvergrößerung, mit Zitat und Titelreferenz als bekannte künstlerische Verweisstrategien auf eine Geschichte der Kunst (das Weltgerichtstriptychon von Hieronymus Bosch!) und der Popkultur (Splatter!) sowie ihren Zusammenhang Bezug nimmt (Boschs rechte Höllen-Flügelinnenseite neu interpretiert als Gentrifizierung! Privatisierung! soziale Vertreibung!1). Und es gibt eine dritte Ebene der Signifikanz, etwas Stumpfes, Überzähliges, einen dritten Sinn, wie Roland Barthes ihn für den Film benennt, der am Begreifen abgleitet, „zugleich hartnäckig und flüchtig, glatt und entwichen.“2 (...) Text: Dirck Möllmann: Maruša sagt, der öffentliche Raum ist ein Hund, in: Maruša Sagadin © MMXV, Nürnberg 2015 (Auszug) 328 329 Hand (die B.I.G.), 2014 Foto: Anna Barfuss Extra Extra Elle (Bergisel), 2014 Foto: West. Fotostudio Poster (Extra Extra Elle), 2014 Foto: West. Fotostudio Triptychon, 2014 Foto: Anna Barfuss Courtesy die Künstlerin 1 2 DESTINATION WIEN 2015 Vgl. Dieter Lesage (Hg): Das neueste Weltgerichtstroptychon. The Very Last Judgement Triptych, Berlin 2014, S. 7 – 21 Roland Barthes: Der dritte Sinn, in: ders.: Der entgegenkommende und der stumpfe Sinn, Frankfurt am Main 1990, S. 47 – 66, 50 330 Ari Sariannidis * 1986 in Berlin, lebt in Berlin und Wien ↠ www.arisariannidis.com ↠ www.garretgrimoire.org 331 332 333 beyond health, 2015 Courtesy der Künstler DESTINATION WIEN 2015 334 335 Ohne Titel Johann Schoiswohl * 1979 in Wels, lebt in Scharnstein und Wien ↠ www.johannschoiswohl.at 335 Texte: Opa war kein Nazi: Nationalsozialismus und Holocaust im Familiengedächtnis, Harald Welzer, Sabine Moller und Karoline Tschuggnall. Fischer Taschenbuch Verlag, 2008. Fremde im Visier: Fotoalben aus dem Zweiten Weltkrieg, Petra Bopp. Kerber Verlag, 2009. Die Erziehung zum Wegsehen: Photogra­ phie im NS­Staat, Rolf Sachsse. Philo Fine Arts, 2003. 336 337 Bilder aus der Serie Nichts gesehen!, 2010 Diaprojektion #„Nichts gesehen!“ 1 / KRIEG 1939, 2010 #„Nichts gesehen!“ 4 / DER GROSZE ABSCHIED, 2010 #„Nichts gesehen!“ 5 / MIT MAMA ALLEIN DAHEIM, 2010 #„Nichts gesehen!“ 7 / FRONTURLAUB, 2010 #„Nichts gesehen!“ 14 / NOV. 1955, 2010 Diafilm Alltag im Faschismus / Heimaterde, 2008 Alltag im Faschismus / Fasching 1939, 2008 Schwarzweißprint Die besten Jahre meines Lebens / Sommer 1941, Sommer 1936, 2009 Die besten Jahre meines Lebens / Winter 1942 / 43, Hammerfest., 2009 Große Geschichte der Fotografie / 2, 2010 Große Geschichte der Fotografie / 3, 2010 C­Print von Color­Negativ Courtesy der Künstler DESTINATION WIEN 2015 Welche Funktion erfüllte das Fotoalbum im Nationalsozialismus? Welche Bedeutung fiel der Fotografie im Dritten Reich der Nazis zu? Diesen Fragen geht die Diaschau Nichts gesehen! nach. Ein gefundenes Fotoalbum wird zum Ausgangspunkt der Betrachtungen. Da die Fotos aus dem Album verschwunden sind, und nur noch Bildunterschriften sichtbar sind, rückt das konkrete Foto zugunsten einer historischen Auseinandersetzung in den Hintergrund. Nicht zuletzt sollen auch eigene Geschichtsbilder überprüft und hinterfragt werden. 336 337 338 339 Der innere Mensch Wir werden uns in einem Bunker verstecken und sperren uns darin ein. Dass die anderen draußen sich auch verstecken wollen, kriegen wir gar nicht mit. Langsam wird es draußen ruhig und friedlich werden. Dann, wenn wir uns wirklich sicher sein werden, kommen wir aus unserem Versteck heraus. Es ist niemand mehr da. Leander Schönweger * 1986 in Meran, lebt in Wien 339 Der Innere Mensch, 2015 Holzschrank, Schlüssel, Motor / Skizzen Courtesy der Künstler 340 The Creator Has a Master Plan, 2014 Raumspezifische Installation, Schultafel, Sound, Modellbaumotoren / Skizze Courtesy der Künstler DESTINATION WIEN 2015 341 Komfyr; sekvens 7, 2013 Skulptur, Herd, Topf, Paraffinöl, Elektronik Courtesy der Künstler 340 Richtigstellung „Es sind Elemente aus Traumsequenzen, die im Moment gefangen sind wie eine Schallplatte, die wegen eines Kratzers die selbe Stelle ständig wiederholt. Momente, aus denen sich der Mensch mit einem simplen Handgriff befreien könnte, dessen jedoch nicht fähig ist, so wie das Laufen ohne vom Fleck zu kommen: Simple Aktionen, die aus unerfindlichen Gründen unausführbar sind. Werkzeuge des täglichen Lebens entziehen sich der Kontrolle und bringen ein Eigenleben zu Tage, ...“ Solche Kommentare benutze ich um meine Arbeiten zu beschreiben und beziehe mich dabei oft auf Träume. Mit „Träume“ meine ich hier nicht Wünsche oder Tagträumereien, sondern Träume die im Schlaf einherkommen. Ich habe meine Träume in einem Traumtagebuch mehr oder weniger akkurat aufgezeichnet und komme beim Durchsehen zum Schluss, dass meine bisherige Vorgehensweise, meine Arbeiten in das Traumartige zu verschieben, völlig fehlgeleitet ist. Obwohl viele meiner Arbeiten sehr wohl ein Element in, oder als Metapher für, den Charakter von Träumen sein können, zumal ich bereits Eindrücke aus meinen Träumen als Arbeit umgesetzt habe, können sie doch nur verschwindend kleine Bestandteile in dem unendlichen Reich der alle Welten des Seins und der Empfindung ansprechenden Träume sein. Vielmehr sehe ich jetzt meine Arbeiten als Metaphern für die alltäglichen Verhaltensmuster, Dogmen, ja verinnerlichte Spinnereien, die wir unbewusst kultivieren, in die Welt außerhalb des Schlafes anwendbar. Träume weisen uns höchstens zärtlich auf die Muster, die wir uns selbst oder die uns von der Umwelt indoktriniert wurden, hin, zeigen uns Symptome von Krankhaftigkeiten, während sie uns gönnerhaft phantastische Urlaube spendieren. Text: Leander Schönweger 341 342 343 Misha Stroj * 1974 in Ljubljana, lebt in Wien 343 Die Insel, 2004 / 2015 Holz, Drahtgeflecht, Papiermaché, Lack 92 × 190 × 101 cm Foto: Misha Stroj Courtesy der Künstler und Kerstin Engholm Galerie, Wien 344 Wiener Kante, 2000 Papiermaché 103 × 108 × 112 cm Foto: Hannes Böck Courtesy der Künstler und Kerstin Engholm Galerie, Wien 345 Io non aumento piú (Versione Fanfarone), 2012 / 14 Künstlergürtel, Alu 163,5 × 105 × 4 cm Courtesy der Künstler und Kerstin Engholm Galerie, Wien Text: Cesare Pavese: Dialoghi con Leucò, Torino, 1953. In: Gespräche mit Leuko, ins Deutsche übertragen von Catharina Gelpke, Hamburg, 1958. Zitiert wird der Dialog: L’isola / Die Insel (es sprechen Kalypso und Odysseus) und Il mistero / Das Mysterium (es sprechen Dionysos und Demeter) DESTINATION WIEN 2015 344 345 346 Philipp Timischl * 1989 in Graz, lebt in Wien 347 Hi, my name is Sixtine., 2015 Courtesy der Künstler und saxpublishers 348 Do you believe in horoscopes?, 2015 Courtesy der Künstler und saxpublishers DESTINATION WIEN 2015 349 What role does chance play?, 2015 Courtesy der Künstler und saxpublishers 350 351 Gitter seien das Sinnbild der künstlerischen Moderne und dabei selbstbezüglich und realitätsfern, ahistorisch, entwicklungsunfähig und antinarrativ, schreibt Rosalind Krauss 1979,1 dem Geburtsjahr Jenni Tischers. Dass die Gitter und Rahmen, die Tischers Arbeit durchziehen, die renommierte Kunsttheoretikerin Lügen strafen, liegt nicht unbedingt an einer geschichtlichen Verschiebung. Einige der Narrationen und Bezüge, die Tischer zwischen ihren Rahmen verspannt und in ihre Fadenkreuze verwickelt, hätte auch Krauss durchaus sehen können – wäre sie nicht nur auf Kasimir Malevich, Piet Mondrian und Agnes Martin eingegangen, sondern ebenso auf Anni Albers, Gunta Stölzl oder Lenore Tawney. Das Gitter ist eben nicht bloß rechtwinklige und autonome Abstraktion. Es ist auch Grundprinzip des Textilen, des Knüpfens und Webens – und als Teppich, Gewand oder Fangnetz weder weltfremd noch geschichtslos. Mit seiner formal-ästhetischen Attraktivität ist Tischers Werk eine stark dekorative Komponente zueigen, welche die Künstlerin ebenso wenig scheut wie die Nähe zu kunsthandwerklich-textiler Handarbeit. Beides ist in den Sphären autonomer Kunst traditionell verpönt; doch Tischer folgt der modernistischen Behauptung einer interesselos weltabgewandten Ästhetik nicht. Ihr spezifischer Formalismus verspannt eine von deterministischen Zwecken emanzipierte Autonomie dialektisch mit dem Quasi-Funktionalen von geschichtsbewusstem Realitätsbezug und Tauglichkeit zur Dekoration. Wenn sich Tischers Arbeiten also bestens in Wohnzimmer, Cafés oder andere Alltagsräume fügen (das Wandgeflecht Vienna Texture (Singer / Dicker) war Teil eines Raumkonzeptes, das sich auf Entwürfe des Wiener Architekturbüros Singer / Dicker aus den 30iger Jahren bezog) dann deshalb, weil sie auch eine – Walter Benjamin würde sagen „zerstreute“ – Rezeptionshaltung affirmieren, die sich nicht innerhalb des White Cube in leib- und lebensferner Kontemplation verschanzt. Jenni Tischer * 1979 in Heidelberg, lebt in Berlin Text: Ines Kleesattel: Ein Gitter (Form) ist ein Gewebe (Material) ist ein Emblem (Funktion), in: Pin, Berlin 2014 (Auszug) 352 O. T., 2015 Collage Courtesy die Künstlerin und Galerie Kroba­ th Wien|Berlin 353 O. T., 2015 Collage Courtesy die Künstlerin und Galerie Kroba­ th Wien|Berlin 1 DESTINATION WIEN 2015 Vgl. Rosalind Krauss: Grids, in: October, Vol. 9 (Summer 1979), S. 50 – 64 352 353 354 Octavian Trauttmansdorff * 1965 in Wien, lebt in Wien 355 Textcollage nach Michel Tort, o. J. Courtesy der Künstler 356 Ohne Titel, 2012 Foto: Octavian Trauttmansdorff Courtesy Sammlung Fotohof 357 27,9%, 1998 Installationsansicht Galerie Krobath Wien|Berlin Foto: Octavian Trauttmansdorff Courtesy der Künstler Ohne Titel, 1998 Courtesy Sammlung mumok – Museum für Moderne Kunst Wien Smoking – Non Smoking, 2001 Ausstellungsansicht 2. Berlin Biennale Foto: Marco Microbi Reckmann Courtesy der Künstler Gouvernementalität, 2000 Ausstellungsansicht Kestner Gesellschaft, Hannover, EXPO Hannover, 2000 Courtesy Kestner Gesellschaft, Hannover Ausstellungsansicht Salzburger Kunstverein, 2001 Foto: Andrew Phelps Courtesy der Künstler Ad Acta, 2009 Foto: Barbara Kapusta Courtesy Saprophyt, Wien Vitrine, 1990er Courtesy der Künstler Fällt die Verpackung, fällt das Ziel, zeigt sich das Konstrukt, 2014 Ausstellungsansichten One Million Years – System und Symptom, Museum für Gegenwartskunst, Basel Foto: Gina Folly Courtesy Museum für Gegenwartskunst, Basel DESTINATION WIEN 2015 358 55 REGEX Hans-Christian Lotz Nadim Vardag A regular expression is a string containing a combination of normal characters and special metacharacters or metasequences. The normal characters match themselves. Metacharacters and metasequences are characters or sequences of characters that represent ideas such as quantity, locations, or types of characters. […] Pattern matching consists of finding a section of text that is described (matched) by a regular expression. The underlying code that searches the text is the regular expression engine. You can predict the results of most matches by keeping two rules in mind: * 1980 in Regensburg, lebt in Berlin und Wien ↠ www.nadimvardag.com 1. The earliest (leftmost) match wins Regular expressions are applied to the input starting at the first character and proceeding toward the last. As soon as the regular expression engine finds a match, it returns. 359 untitled, 2012 Tischgestelle, Tischlerplatte mit Papierbeschichtung 200 × 300 × 72,8 cm untitled, 2012 Tischlerplatte mit MDF­Beschichtung, Tusche, Glas 112 × 100 × 100 cm Ausstellungsansichten Georg Kargl Fine Arts, Wien, 2012 Fotos: Matthias Bildstein Courtesy der Künstler und Georg Kargl Fine Arts, Wien 360 untitled, 2012 Tischlerplatte mit MDF­Beschichtung, Tusche, eloxiertes Aluminium, Acrylglas, Glas 112 × 100 × 100 cm untitled, 2012 Tischlerplatte mit MDF­Beschichtung, Tusche, eloxiertes Aluminium, Acrylglas, Glas 65 × 100 × 100 cm Astrid Wagner untitled, 2012 Glasierte Keramik 16 × 10 × 14 cm 361 untitled, 2014 Monitor, Video, eloxierte Aluminiumrohre, Stativelemente, Badematte, Kopfhörer 50 × 90 × 60 cm untitled, 2012 Video, 5 min. Musiktitel On My Body von M.E.S.H Ausstellungsansicht ASPN, Leipzig, 2014 Foto: Stefan Fischer Courtesy der Künstler und Georg Kargl Fine Arts, Wien untitled, 2012 Tischgestelle, Tischlerplatte mit Papierbeschichtung 200 × 300 × 72,8 cm Courtesy der Künstler und Georg Kargl Fine Arts, Wien Text: Hans­Christian Lotz, aus dem Katalog Nadim Vardag: Repeat and Fade – Wiederholen und Ausblenden, 2013, S. 55 – 59 DESTINATION WIEN 2015 2. Standard quantifiers are greedy Quantifiers specify how many times something can be repeated. The standard quantifiers attempt to match as many times as possible. They settle for less than the maximum only if this is necessary for the success of the match. The process of giving up characters and trying less-greedy matches is called backtracking. Regular expression engines have differences based on their type. There are two classes of engines: Deterministic Finite Automaton (DFA) and Nondeterministic Finite Automaton (NFA). DFAs are faster, but lack many of the features of an NFA, such as capturing, lookaround, and nongreedy quantifiers. In the NFA world, there are two types: traditional and POSIX. 56 DFA engines DFAs compare each character of the input string to the regular expression, keeping track of all matches in progress. Since each character is examined at most once, the DFA engine is the fastest. One additional rule to remember with DFAs is that the alternation metasequence is greedy. When more than one option in an alternation (foo|foobar) matches, the longest one is selected. So, rule No.1 can be amended to read “the longest leftmost match wins.” Traditional NFA engines Traditional NFA engines compare each element of the regex to the input string, keeping track of positions where it chose between two options in the regex. If an option fails, the engine backtracks to the most recently saved position. For standard quantifiers, the engine chooses the greedy option of matching more text; however, if that option leads to the failure of the match, the engine returns to a saved position and tries a less greedy path. The traditional NFA engine uses ordered alternation, where each option in the alternation is tried sequentially. A longer match may be ignored if an earlier option leads to a successful match. So, here rule #1 can be amended to read “the first leftmost match after greedy quantifiers have had their fill wins.” POSIX NFA engines POSIX NFA Engines work similarly to Traditional NFAs with one exception: a POSIX engine always picks the longest of the leftmost matches. For example, the alternation cat|category would match the full word “category” whenever possible, even if the first alternative (“cat”) matched and appeared earlier in the alternation. (1) The animals on the cover are a hallmark of the br instantly recognizable throughout the world. Ove readers have sent O’Reil the anim “What kind of ani the cover o “Is that a lemur or a Web sit “Does the animal relate to the book “Have you consider cover images a “How do you do drawings? Are th generate “Why do you put an about computer How animals en our boo The last question touche O’Reilly history. Edie Free Creative Director) was hir book covers. She thought strangest titles–sed and awk of the popular fantasy ga Dragons While looking for imagery Dover Pictorial Archive (and now CD-ROMs) cont collections of 18th- and 19 copperplate engravings encountered a pair of slen an epiphany. “That’s She scanned several anim and placed them on moc she then presented to eve O’Reilly had ten or so empl rs of O’Reilly books rand, making them e on bookshelves er the years, countless lly questions about mals: imal is that on of ...?” a tarsier on your te?” l on the cover k’s contents?” red selling your as posters?” those animal hey computer ed?” nimals on books languages?” nded up on oks es on a bit of early dman (now O’Reilly’s red to design the first t the books had the k?–that evoked images ame, “Dungeons and s.” y, she came across the s, a series of books taining copyright-free 9th-century wood and s of animals. She nder lorises and had s sed and awk!” mals from the archive ck-up covers, which eryone at O’Reilly. loyees at the time, and 59 58 people wondered if the animals were appropriate. But Edie convinced them to follow her instincts. Customers wound up loving the covers, and a brand was born. Those first animals appear on some of O’Reilly’s classic titles: the slender lorises on sed & awk; the potto on Managing Projects with make; and the tarsier, known as the “vi guy,” on Learning the vi Editor. (That’s also the tarsier blinking at you from the top of the O’Reilly home page.) Things have changed a lot at O’Reilly since those first archive images were scanned. An increasing number of the animal images are now drawn by hand. Hatching an idea During the writing and editing process, O’Reilly book designers usually approach Lorrie with a firm idea about the animal they want on the cover of a book. The designer requests sketches, often with a very specific pose to fit the book’s cover design. Once in a while, Lorrie offers her own ideas about which animal should be on the cover of a book. When the designer was at a loss, Lorrie suggested African wild dogs for the cover of Managing IMAP (~September 2000) because she realized the animal’s splotchy coat resembled a map. It was also Lorrie who championed the blue-footed boobies on Zero Administration for Windows. One of the artists behind our animals One of our prolific artists is Lorrie LeJeune. Officially, Lorrie is an editor in the O’Reilly Cambridge, Massachusetts, office, but she’s also a freelance artist on the side. She designs and makes her own jewelry, plays the mandolin and violin, and takes a wide variety of art classes. “Looking back, I probably should have gone to art school,” Lorrie muses. “My degree in animal science only gets used for telling funny stories about cows and chickens.” A five-year veteran of O’Reilly, Lorrie was actually first hired to do corporate sales, “a job I never actually did.” Instead, she became O’Reilly’s very first product manager, brokering book information between the editorial and sales and marketing groups. “It was,” she says, “like being an air traffic controller for books.” After discovering she was more passionate about making books than selling them, Lorrie switched to her present editorial position. At one point, some casual tinkering with sketches led to her taking on the lion on the cover of AOL in a Nutshell. From there her involvement escalated. To date, she’s drawn the animals on the covers of some twenty O’Reilly titles, with another five in progress. Sketching in the details Lorrie begins each assignment by researching multiple sources to produce preliminary sketches. (She also regularly visits the Peabody Museum at Harvard University and the Smithsonian Museum of Natural History to view animal exhibits.) Sometimes Lorrie is able to do a straightforward re-creation of a Dover engraving. Other times she must refer to multiple sources because individual drawings don’t show the complete animal, or aren’t entirely accurate, or the animal is depicted in a less than desirable pose. She may have to develop a composite image, as in the case of the black-tailed prairie dog for Open Source– kurz & gut Pocket Reference for O’Reilly Germany. In this case, the designer asked Lorrie for a “fat prairie dog” to fill the cover space, but in her research, Lorrie could only find illustrations of long, skinny prairie dogs standing on their hindquarters. Finally, she stumbled across a magazine cover which featured a prairie dog in a hunkered down position, and she was then able to create an initial sketch. She also created the composite drawing of the meerkat for the O’Reilly Network’s new open wire service. Lorrie does her rough sketches in pen-and-ink, depicting the animal in different poses. Even after the designer selects a particular sketch, Lorrie may need to re-draw it several times. Once a sketch is accepted, Lorrie then draws a more careful rendering to use as a model in the final process. This detailed sketch is often used for the O’Reilly catalog mock-ups. Since the catalogs are usually printed well in advance of a new title’s actual production, it’s common for the final book illustration to have a slightly different appearance than the catalog version. Reverse engineering For the next phase, Lorrie transfers the image to a medium called scratchboard, a thick piece of cardboard coated with white clay. She applies ink to the board, creating a silhouette of the animal. Then she begins rendering the animal in more detail by carefully scratching away the ink layer using a sharp tool called a scratch knife. Scratchboard brings the O’Reilly animal images into relief for an appearance much like the original Dover engravings. The challenge is that scratchboard requires Lorrie to use her drawing techniques in reverse. “I am literally working backwards,” she explains. “Instead of drawing in the shadows, I am scratching out the highlights. The lighter the detail, the more work I have to do.” She typically begins with the animal’s eyes, the pivotal feature of the entire image to Lorrie’s way of thinking. Once she gets the eyes right, the rest of the drawing begins to fall into place. For the panther on Java Foundation Classes, she worked particularly long and hard at giving the animal an intense stare. Her first round of scratching yields a basic line drawing. Then she establishes lighter and darker tones as she begins to add detail. If she makes an error, she can patch the ink and re-scratch, but she can’t make major changes. Since the scratchboard surface can accommodate only one or two revisions, Lorrie says that she tries to have a complete understanding of what she’s going to do and not make any mistakes. She likens this process to watching a photographic image emerge in developing fluid. Moreover, Lorrie must recognize when the scratchboard image is “finished.” After going over her work with an eraser to clean off excess ink and dust, Lorrie creates a high-resolution digital scan. A question of style Lorrie tries to imbue her illustrations with the historical, somewhat less-than-accurate style of the old Dover engravings. Her technique has evolved with each project’s demands and through trial and error. Each animal presents its own unique complexities. She was recently commissioned to draw a dragon for an O’Reilly retail bookstore promotion. This was her first illustration of a mythical creature. She pored over Asian art books for anything with images of dragons–lacquer boxes, kimonos, silk screens –to help her draw samples. When she tackled the walking tiger for the recent O’Reilly Conference on Java, she realized she had to capture both the pattern and surface characteristics of the tiger’s coat. Besides the graphical pattern of the stripes, she also had to show the underlying nap of the fur. Replicating fur, feather, and scale patterns remains one of Lorrie’s greatest challenges. “That’s when having a background in animal science helps!” From start to finish, an O’Reilly animal requires anywhere from 8 to 20 hours of manual labor. And for reasons no one can fully explain, hand-drawn animals on high-tech computer books became a wild success. (2) (1) Stubblebine, T., 2007, Regular Expressions Pocket Reference, Second Edition, O’Reilly Media, Sebastopol, p. 3–4. (2) Houston, L., 2000, September 1, Animal Magnetism: Making O’Reilly Animals. Retrieved May 5, 2013 from http://oreilly.com/news/lejeune_0400.html 362 363 Salvatore Viviano * 1980 in Palermo, lebt in Paris und Wien ↠ www.salvatoreviviano.com ↠ www.facebook.com/Oneworkgallery MOZZARELLA IN CARROZZA Cut the mozzarella into ¼-inch thick slices, enough to cover 2 slices of bread. Keep the remaining mozzarella for other use. Top the cheese with the remaining 2 slices of bread, to make 2 sandwiches, and press down to compact. In a bowl, whisk together the eggs, garlic, and parsley and season with salt and pepper. Put the breadcrumbs on a plate. 363 Mozzarella in Carrozza, 2015 Fotocollage Courtesy one work gallery, Wien 364 I never liked being in bed alone, 2015 Fotografie, Edition von 100 Stück Courtesy der Künstler 365 National Geographic, Auszug aus Black Pages Magazine, Januar 2012 Foto: Philipp Fleischmann, Wien, 2012 In a large skillet over medium-high heat, pour the oil into a depth of ¼-inch. When the oil is hot, dip each sandwich into the egg mixture, dredge in the breadcrumbs. Fry, turning once, until crisp and the cheese has melted. Add 1 or 2 horses, make a round and go away. Cello: Barbara Riccabona. DESTINATION WIEN 2015 364 365 366 Tanja Widmann * 1966 in Villach, lebt in Wien 367 368 369 TJW/ presents If it´s not me. Let’s make out let’s make out (A Little Later Remix), 2015 Courtesy die Künstlerin DESTINATION WIEN 2015 Tanja Widmann TJW/ presents If it´s not me. Let’s make out let’s make out (A Little Later Remix) 2015 TJW/ presents If it´s not me Let’s make out let’s make out A Little Later Remix A little later a slight variation that’s all that matters you might have seen this before it doesn’t matter this time you it might get it just a little later a default pattern it doesnt matter OOO O we’ve come so far I’m getting the following error with imacros URL GOTO=http://www.tblog.com/blog_admin/addpost.php?view=full TAG POS=1 TYPE=INPUT:TEXT FORM=NAME:post_form ATTR=NAME:ititle CONTENT={{!VAR1}} TAG POS=1 TYPE=IM ATTR=ID:mce_editor_0_c T=2 FRAME F=0 TAG POS=1 TYPE=TEXTAREA FORM=NAME:source ATTR=ID:htmlSource CONTENT={{!VAR8}} TAG POS=1 TYPE=INPUT:BUTTON FOR ATTR=ID:insert TAG POS=1 TYPE=INPUT:S FORM=NAME:post_form ATTR=NAME:publish&&VALUE:Publish<SP>This<SP>Post! TypeError: can't access dead object, line: 9 (Error code: -1001) If somebody can help here are some logging details account:lugartecnologico52 paswword:1234 The site is tblog.com A major improvement in memory usage, by disallowing add-ons to keep references to DOM objects after their parent document was destroyed. This eliminates the most common cause of memor It felt like this for sure It felt like this for sure you are probably bored maybe you want to sleep if you would like to have a rest if you have a desire for something I will put the tranquilizers can I help you auto contrast auto color auto correction resize she is doing so well she says this image is just like another this image is like any other OMG She’s beautiful Yeah, she’s a woman too This is true She has no style There is none I don’t have style There is none if it’s not me. If it’s me if it’s not me if it’s me if it’s not me if it’s me if it’s not me, it’s me if it’s not me it’s not me it’s not me if it’s me if it’s me it’s me it’s me if it’s not me if it’s not me, it’s not me if it’s not me, it’s me it’s me if it’s me if it’s not me it’s not me it’s not me if it’s not me if it’s me, it’s me if it’s me, it’s me I am it if it is not me if it is mine, it is not mine if it is not mine OHNO it is me if it is me it is mine if it is mine it is not me if it is not me it is me if it is me it is not me she says my algorithm is it me it’s me ….7 if (1 2 3 4 1 3 3 2 1 5 5 1 1 3 2 5 1 3 6 6 2 5 1 3 5) if it’s me, it’s mine .....4 if it’s mine it’s not me .....1 370 371 Birgit Zinner Live / Talkshow Hat das Kunstwerk ein Wesen oder ist es eines? Oder ist es vielmehr viele? Wo fängt es an und wann hört es auf? Sicherlich ist es wesentlich. Für wen oder wofür? Für die Person, die es macht und die, die es besitzen will. Wie entsteht es und was passiert mit ihm, wenn es das Atelier verlässt? Verändert es sich oder andere? Kann man es denn besitzen und wenn, wie? Oder frisst es uns auf? Birgit Zinner Mit diesen und anderen Fragen untersucht Birgit Zinner die Dreiecksbeziehung zwischen Kunstwerk, Künstlerin und Besitzer/innen. In Form einer Performance spricht sie mit der Künstlerin, die aus ihrem Atelier zugeschaltet wird, und mit Besitzer/innen aus dem Publikum. Worüber man nicht reden kann, darüber sollte man reden. * 1963 in Steyr, lebt in Wien ↠ www.birgitzinner.com 372 Overview 2013, 9. Versuch, 2013 Buntstift, Tusche, Papier 42 × 59 cm © Bildrecht Wien, Foto:Johannes Zinner Courtesy Galerie Ulrike Hrobsky, Wien Plan der Besitzerinnen und Besitzer, Stand Feb. 2015, 2015, Buntstift, Tusche, Papier 51 × 73 cm Courtesy die Künstlerin 373 Die Rückkehr der Lipsis, 2013 Installation, Acryl, MDF­platten, Holz, Eisen © Bildrecht Wien, Foto: Johannes Zinner Courtesy die Künstlerin „Alle meine seit 1985 entstandenen Kunstwerke setze ich miteinander in Verbindung. Die Einzelteile fungieren als bildhafte Modelle mit den Mitteln der erweiterten Malerei innerhalb meiner Untersuchungsmethode, ausgehend von der Frage der Beziehung Subjekt / Objekt und Raum und der Idee der Gleichzeitigkeit von Produktion und Reflexion. Dieses Konstrukt sehe ich wachsen, sich entwickeln und sich immer wieder neu konfigurieren. Einerseits durch mich, wenn ich einzelne Bestandteile hinzufüge, verändere oder anders interpretiere. Andererseits sehe ich in der von mir in das Objekt eingebetteten Struktur eine Weiterführung eines Prozesses ermöglicht, der auch durch andere weitergeführt werden kann. Ich ermuntere Personen, die sich für den Erwerb dieser Teile entscheiden, damit anhand von Regeln und Anweisungen weiterzuarbeiten. Sie werden auf Variationsmöglichkeiten hingewiesen und vertraut gemacht mit einem Plan, auf dem ihre eigene Rolle im Beziehungsgeflecht aufgezeigt wird.“1 „Mit dem fortgesetzten Ausformen neuer Formen aus bestehenden Formen zieht Zinner das Rezeptionsparadox autonomer Kunst, dessen Unabschließbarkeit, in den Produktionsprozess selbst hinein. Ihre Arbeiten organisieren und demonstrieren die Produktion neuer Formen aus deren Rezeption.“2 1 2 DESTINATION WIEN 2015 Birgit Zinner, 2015 Edgar Landgraf: Formen aus Formen ausformen, in: arbeiten, Birgit Zinner, Katalog 2008 372 373 374 375 4 WERKLISTE DESTINATION WIEN 2015 DESTINATION WIEN 2015 376 377 ↠ Adrian Alecu ↠ Hugo Canoilas ↠ Christian Falsnaes ↠ Heinz Frank The Egg, 2014 HD­Video, Farbe, Ton, 16:9, 16 Min. Working City, 2014 HD­Video, Farbe, Ton, 16:9, 28 Min. The sun in darkness, 2015 Interventionen im Lainzer Tiergarten, Gedicht, verschiedene Materialien, Maße variabel Foto, 168 × 118,8 cm, Wandtext, 29,7 × 118,8 cm RISE, 2014 HD­Video, Farbe, Ton, 15:15 Min. DAS VIS A VIS DES GEGENÜBERS, 1974 Holz, zwei Spiegel, Teppich, Text aus einem Haiku, Papier, 192 × 15 × 4 cm DAS VIS A VIS DES GEGENÜBERS, 1981 Mischtechnik auf Leinwand, 200 × 70 cm ↠ Ovidiu Anton ↠ Julian Charrière Ohne Titel (Ausstellungsdisplay), 2015 Ausstellungsdisplay Kunsthalle Wien Karlsplatz Holz, Metall Panoramen, 2013 HD­Video, Farbe, Ton, 8:20 Min. DIE ROTHSCHILD’SCHE GEMÄLDESAMMLUNG IN WIEN, 2013 – 2014 Pigmentdruck auf Papier, fünfteilig, 100 × 60 cm, 100 × 250 cm, 100 × 220 cm, 100 × 60 cm, 100 × 120 cm ↠ Kurdwin Ayub Untitled (Alterlaa­AG 1968), 2015 Installation und Video, verschiedene Materialien, ca. 270 × 120 × 30 cm Für eine Weile, wer weiss wie lange, 2015 Performance Tisch und Stühle von Franz West BuchSTABEN, 1968 – 1980 (P, R, E, S, L, ägyptisches Kreuz – T) Holz, Aluminium, Polyester, Lack, Maße variabel Blaues Bild, 1985 Öl auf Leinen, kaschiert auf Hartfaserplatte, 80 × 103 cm Körpergalerie, 1974 Schwarzweißdruck auf Papier, zweiteilig, je 24 × 16 cm (gerahmt) Ohne Titel (Betonkugel), 2008 Beton auf Gips, Durchmesser: 74 cm ↠ Cäcilia Brown Drehfoyer, 2014 Stahl, Kugellager, beschichtetes Pressspan, 150 × 200 × 220 cm nun entschuldigen sie mir, ich bin hier, 2013 Stahlbetonplatten, fünfteilig, Maße variabel ↠ Adrian Buschmann Flirt, 2015 Öl auf Leinen, Diptychon, je 210 × 130 cm Abstrakte Bildidee, 2015 Holz, Metall, Strohhalm, Öl auf Leinen, 40 × 30 cm Probe Heiligenstädter Lände, 2015 Zweikanal­HD­Video, Farbe, Ton, 16:9, 11:55 Min. Aufgenommen im April 2013 mit den Musiker/ innen Veronika Eberhart, Bernhard Hussek, Bernhard Kern, Julia Mitterbauer, Agnes Slowik, Cordula Thym und Martin Zenker, Ton- und Kameraassistenz: Roland Gaberz, Cordula Thym und Philipp Schwarzbauer. SPK Cover, 2015 Digitalprint, 118,9 × 84,1 cm Sozialistisches Patienten Kollektiv (SPK), 1987: Aus der Krankheit eine Waffe machen. Mit einem Vorwort von Jean­Paul Sartre von 1972, Mann­ heim: KRRIM – PF – Verlag für Krankheit. An Outcast Night, 2015 Performance mit Redhead Army Der Wiener Minimalkompromiss, 2015 Wandtapete und Neonschrift, 238 × 336 cm Ja, Ja, Ja, Ja, Ne, Ne, Ne, Ne, 2015 Performance ↠ Christian Eisenberger Paar, 2014 Acryl auf Leinwand, 100 × 120 cm O.T., 2014 Acryllack auf Leinwand, Diptychon, je 120 × 100 cm DESTINATION WIEN 2015 ↠ Daniel Ferstl yellow, 2015 Handgefärbtes Leinen, Transferprints, Acryllack, Acrylfarbe, 180 × 150 cm the captain’s daughter, 2013 Öl, Acryllack, Leinen, 180 × 150 cm if she knew what she wants (he’d be giving it to her …), 2013 Ton ungebrannt, Lack, Epoxidharz, ca. 50 × 25 × 25 cm brezelchen, 2015 Ton ungebrannt, Lack, Epoxidharz, ca. 50 × 25 × 25 cm ↠ Andreas Fogarasi Placemark (Tardos Pannonia), 2014 Marmor, Stahl, 100 × 70 × 10 cm Postcard (Verde Guatemala), 2013 Postcard (Rosso Antico Muhri), 2014 Marmor, Stahl, Maße variabel ↠ Peter Fritzenwallner A decent set of several Microperformances, 2015 Performance ↠ G.R.A.M. Günther Holler-Schuster, Ronald Walter, Armin Ranner, Martin Behr Beton, 2011 HD­Video, Farbe, Ton, 4:3, 55 Min. Interferenz, 2013 HD­Video, Farbe, Ton, 16:9, 45 Min. Interferenz, 2013 Sound: James Ginzburg, Asphalt I, 2015 ↠ Eva Egermann ↠ Josef Bauer ↠ Heribert Friedl coexist, 2015 Duftlasuren auf Trägerwand, Maße variabel ↠ Lukas Feigelfeld ↠ Los Destinados Julius Deutschbauer, Klaus Pobitzer, Panos Mylonas Performance und Konzert und Kollaps, 2015 Perfomance Performance on demand, 2015 Performance Five Times Meret aus der Serie STACKS, 2014 Inkjet­Print auf Seidenpapier, fünfteilig, je 49 × 33 cm ↠ Marina Faust / ↠ Sonia Leimer ↠ Mitya Churikov ↠ Anna Artaker ↠ Marina Faust ↠ Kerstin von Gabain Symposium on the dark ages, 2014 Schwarzweißfotografie, 37,5 × 37,5 × 3 cm (gerahmt) Ossobuco, 2015 Gips, Papier, Schnur, Plastik, 32 × 25 × 17 cm ↠ Till Gathmann Some Formal Aspects of the Letterform B / Table B (for Institute), 2014 – 2015 Holz, Stahlrohr, Inkjet­Prints kaschiert auf MDF, A4­Kopien, 70 × 130 × 130 cm Some Formal Aspects of the Letterform B, 2015 Performance, Wollfaden, Graphitstift, Ölkreide, Gartenharke, Diaprojektion, A4­Kopien ↠ Aldo Giannotti Temporary Wealth Index, 2015 Performance DESTINATION WIEN 2015 378 379 ↠ Sofia Goscinski ↠ Ana Hoffner ↠ Tina Lechner ↠ Christian Mayer Rainbow Country, 2012 Fine Art Print auf Papier, 18­teilig, je 40 × 28 cm (gerahmt) without head, 2012 – 2013 HD­Video, Farbe, Ton, 8 Min. Transferred Memories – Embodied Documents, 2014 HD­Video, Farbe, Ton, 16:9, 14:35 Min. The Queer Family Album – Me and my Three Daddies, 2014 Fotoinstallation, zweiteilig, je 21 × 29,7 cm (gerahmt) The Queer Family Album – Vacations before Migrations, 2015 Fotoinstallation, vierteilig, je 21 × 29,7 cm (gerahmt) Ohne Titel, 2015 / Ohne Titel, 2015 Silbergelatineabzug, je 70 × 58 cm (gerahmt) Ohne Titel, 2011 Silbergelatineabzug, zweiteilig, je 44,5 × 36,5 cm (gerahmt) Nine of Hearts, 2015 HD­Video, Farbe, Ton, 14 Min. Putting in time (04/17/85) / Putting in time (06/07/62) / Putting in time (10/16/87) / Putting in time (03/03/61), 2014 je 66 × 53 cm (gerahmt) Putting in time (08/04/92) / Putting in time (06/89) / Putting in time (03/28/80), 2014 je 53 × 66 cm (gerahmt) jeweils originales Pressefoto aus Zeitungsarchiv, UV­Druck auf Passepartout, Acrylglasrahmen ↠ Julian Göthe Télépathique, 2010 Holz, Metall, Acrylglas, Lack, elektronische Bauelemente, 200 × 94 × 60 cm ↠ Eva Grubinger Café Nihilismus, 2014 Installation, verschiedene Materialien Café Nihilismus / Handlebars, 2014 Polierte Stahlstangen, Leder, 90 × 200 × 40 cm Café Nihilismus / Pinstripe, 2014 Metall, Stoff, 53 × 48 × 160 cm ↠ David Jourdan Ohne Titel, 2015 1208 × 681 × 19 mm Ohne Titel, 2015 1002 × 589 × 22 mm Ohne Titel, 2015 997 × 533 × 19 mm Ohne Titel, 2015 1198 × 367 × 22 mm Papierdrucke, kaschiert auf Rohspanplatte ↠ Sonia Leimer Neues Land / Nowaja Semlja / New Land, 2014 Aluminium, Papier, Video, Farbe, ohne Ton, 16:9, 7:37 Min., Maße variabel Ohne Titel (Versenkbares Objekt), 2014 Beton, Fender, 65 × 53 × 55 cm Ohne Titel (Versenkbares Objekt), 2014 Beton, Fender, 42 × 42 × 110 cm Ohne Titel (Versenkbares Objekt), 2014 Beton, Fender, Seil, 65 × 53 × 55 cm ↠ Paul Leitner Back to the Future, 2015 Performance Ein Gedicht für 22 kleine Objekte, 2015 Text, Ton gebrannt und glasiert, Stoff, Siebdruck auf Papier, Maße variabel Ein Gedicht für 22 kleine Objekte, 2015 Performance paper­jack, 2011 A4 Papier, Schraubzwinge, 21 × 29,7 × 100 cm the traveler #1, 2012 Ventilator, Windkanal, Acrylglasröhre, Strohhalme, Hainbuchensamen, Maße variabel the traveler #2, 2015 Ventilator, Windkanal, Acrylglasröhre, Strohhalme, Löwenzahnsamen, Maße variabel the traveler #3, 2015 Ventilator, Windkanal, Acrylglasröhre, Strohhalme, Ahornsamen, Maße variabel ↠ Michael Heindl ↠ Eric Kläring ↠ Constantin Luser Zwischenlösung (Workaround), 2013 – 2014 Klebebänder, Durchmesser: 45 cm Destination Unknown, 2014 Pressspanplatte mit Arbeitsspuren, dreiteilig, 100 × 38 cm, 100 × 135 cm, 100 × 38 cm Ohne Titel (out of stock), 2015 Ausstellungsdisplay Kunsthalle Wien Museums­ quartier, Ausstellungshalle Erdgeschoß Teppich, Aluminiumrohre, Holzstaffeln, Holzwerk­ stoffplatten, Projektionsleinwände, Molton, Dis­ persion D1.1 the landing, 2015 / D1.2 the landing, 2015 Drahtinstallation, Maße variabel ↠ Harald Gsaller Laozi in Vienna / Tajii ist diese Dinge, 2015 Lecture Performance Mit Taiji­Meisterschülerin Anna Muck (Studio Zhang, Wien), Video, 45 Min. ↠ Rebekka Hagg ↠ Nicholas Hoffmann birdhouse / nuthouse, 2015 Performance mit Veronika Eberhart, Stephen Mathewson, William Meleyal und Klemens Waldhuber ↠ Barbara Kapusta ↠ Tonio Kröner Vanity Fair, 2015 Dispersion, Maße variabel being out, 2014 Styropor, Fieberglas, Grundierung, 46 × 19 × 24 cm corner of something 3, 2006 Jute, Aluminiumrahmen, Beinschwarz, 160 × 225 cm DESTINATION WIEN 2015 ↠ Ralo Mayer Silicium, Sequoias, Schwindel: Kinder zwischen Mond und Erde, niemand weiss was dann passiert. So what bashed open their skulls and ate up their brains and imagination? (Space Post­ Colonialism), 2013 – 2014 Installation, verschiedene Materialien, Gesamt­ maß variabel ↠ Sarah Mendelsohn / Fred Schmidt-Arenales To Lepperova from Kunsthalle, 2015 ↠ Melitta Moschik OUTER SPACE, 2014 Wandobjekt, Stahltafel, schwarz lackiert, CNC­Stanzung, Alu­Rahmen, 120 × 120 × 2,5 cm DESTINATION TR34, 2013 Wandobjekt, Stahltafel, schwarz lackiert, CNC­Stanzung, Alu­Rahmen, 120 × 160 × 2,5 cm DESTINATION NYC, 2013 Wandobjekt, Stahltafel, schwarz lackiert, CNC­Stanzung, Alu­Rahmen, 120 × 160 × 2,5 cm ↠ Nana Mandl happy brake, 2015 Acryl, Ölkreide, Papier und Glitzer auf Digitaldruck auf Leinwand, 190 × 130 cm cute collection, 2014 Mixed Media, ca. 43 × 33 cm (gerahmt) hang on $$, 2015 Mixed Media, zweiteilig, Maße variabel ↠ Hans Nevídal boko halal, 2015 Lecture Performance ↠ Josip Novosel ach Otto, hiányozni fogsz, 2015 Installation, Baustellenradio, Fotodruck, Sockel, Maße variabel DESTINATION WIEN 2015 380 381 ↠ Denise Palmieri ↠ Hanna Putz ↠ Misha Stroj ↠ Nadim Vardag As Lived our Parents, 2015 Performance 07min02 / 15min47 / 04min33 / 12min21, 2015 Fotografie, je 120 cm × 96 cm (gerahmt) ↠ Michael Part ↠ Andreas Reiter Raabe untitled, 2015 9 Fotogramme auf 35 mm Silbergelatine­Durch­ lichtmaterial, chemische Tonung (Malachitoxalat), digital gesteuerte Projektion, Loop, 8:55 Min. untitled, 2013 Silber auf Messing (Zementation), 39 × 26 × 1,7 cm (ohne Rahmen) untitled, 2013 Silber auf Messing (Zementation), 100 × 66 × 1,7 cm (ohne Rahmen) O.T., 2015 Acryl auf Spanplatten, 950 × 670 cm Io non aumento piú (Versione Fanfarone), 2012 / 2014 Gürtel, Aluminium, 163,5 × 105 × 4 cm Wiener Kante, 2000 Papiermaché, 103 × 108 × 112 cm Der Verrat, 2005 Holz, Stuhlsitze, Maschendraht, Zeitung, Dekorpapier, 320 × 50 × 234 cm untitled, 2012 Tischlerplatte mit MDF­Überzug, Tusche, eloxiertes Aluminium, Acrylglas, Glas, 65 × 100 × 100 cm untitled, 2012 Tischlerplatte mit MDF­Überzug, Tusche, eloxiertes Aluminium, Glas, 90 × 100 × 100 cm untitled, 2012 Tischlerplatte mit MDF­Überzug, Tusche, Glas, 112 × 100 × 100 cm untitled, 2012 / 2015 Monitor, eloxierte Aluminiumrohre, Stativelemen­ te, Badematte, Kopfhörer, 50 × 90 × 60 cm, Video, Farbe, Ton, 5 Min., Musiktitel On My Body von M.E.S.H. ↠ Nicola Pecoraro Untitled, 2015 Wachs auf Teppich, fünfteilig, je 200 × 100 cm ↠ permanent breakfast Friedemann Derschmidt, Ursula Hofbauer, Abbé Libansky, Karin Schneider, Barbara Zeidler ↠ Ritornell Richard Eigner, Roman Gerold Konzert anlässlich der Finissage ↠ Valentin Ruhry Vorsitz, 2015 Hemd des Künstlers, Kleiderhaken, Metallstange, Maße variabel Gladys Anna Elizabeth, 2015 Poster, 139,5 × 89,5 (gerahmt) 3,20 €, 2015 Buch, Maße variabel ↠ Philipp Timischl Bin gerade aufgewacht und noch immer betrunken., 2014 Give me first then I give you back. It’s capitalism!, 2014 You know you love me. XOXO, Gossip Girl, 2014 It’s nice. I feel relatively ‘safe’ or whatever., 2014 UV­Direktdrucke auf Epoxidharz auf Leinwand, graviertes Acrylglas, je 92 × 72 cm (gerahmt) ↠ Salvatore Viviano Mozarella in Carozza, 2015 Performance mit Barbara Riccabona, Cello ↠ Jenni Tischer Astrid Wagner Triptychon, 2014 Zementgrundierung auf Trägermaterial, dreiteilig, 250 × 340 × 2,5 cm Extra Extra Elle (Bergisel), 2014 Holz und Farbe, 165 × 38 × 38 cm Hand (die B.I.G.), 2014 Holz, Beton, Stahl, Farbe, 230 × 62 × 35 cm Vienna Texture (Singer / Dicker), 2014 Holzstäbe gebeizt, Baumwollgarn, Wandfarbe, 280 × 450 cm Making Grid XII, 2015 Glas, Modelliermasse, Nadel, Garn, Metallständer, Durchmesser: 27 cm Making Grid XIII, 2015 Glas, Metall, Stricknadeln, Stoff, Durchmesser: 47 cm, Tiefe: 10 cm ↠ Ari Sariannidis ↠ Octavian Trauttmansdorff Concursus naturae I, 2015 Concursus naturae II, 2015 Öl auf Leinwand, je 200 × 250 cm life surplus / we’re not just another local drug mall, we’re your friends, 2015 Installation, verschiedene Materialien, Video, Maße variabel Soziales Korn, 2015 Installation, zwei Schwarzweißfotografien, 400 × 127 cm, Papier, Video, HD­Video, Farbe, Ton, 16:9, 4 Min. ↠ Johannes Porsch ↠ Leander Schönweger TJW/ presents If it’s not me. Let’s make out let’s make out (A Little Later Remix), 2015 Siebdruck aus der Reihe OMG ONG OH NO Ed. 1/18, Philips PicoPix 3410, USB Stick, Slideshow OMG ONG OH NO 18/18, Inkjetdruck auf Etiketten, Glas, Maße variabel Remix Version von Johannes Porsch. Siebdrucke gedruckt mit David Jourdan. OMG ONG OH NO (Matrix) performed von Catharina Wronn. OMG ONG OH NO (Slideshow) performed von Philips PicoPix 3410. Shifter, 2015 Ausstellungsdisplay Kunsthalle Wien Museums­ quartier, Ausstellungshalle Obergeschoß Rigipsplatten, Bodenverlegeplatten, Spachtelmasse Lordship and Bondage, 2015 Poster, Offset-Druck auf Papier, 1000 Stück, 59,5 × 84,1 cm Der Innere Mensch, 2015 Holzschrank, Schlüssel, Motor, 200 × 221 × 63 cm ↠ Birgit Zinner ↠ Johann Schoiswohl Birgit Zinner Live / Talkshow, 2015 Performance permanent breakfast, 2015 Aktion im öffentlichen Raum ↠ Lilly Pfalzer / Sergio Valenzuela Edit me please, 2015 Performance ↠ Karin Pliem ↠ Maruša Sagadin Ohne Titel, 2012 glasierte Keramik, 16 × 10 × 14 cm ↠ Tanja Widmann Nichts gesehen!, 2010 35mm Diaprojektion, Metallregal, Leinwand, Maße variabel Bombensplitter, 2015 Stahlhelm, 2015 C­Print, je 61 × 51 cm (gerahmt) DESTINATION WIEN 2015 DESTINATION WIEN 2015 382 383 5 DESTINATION WIEN 2015 EXTENDED DESTINATION WIEN 2015 DESTINATION WIEN 2015 384 1 385 39 DADA 7 11/4 – 25/4 Salon Arno Schmid Oliver Marceta, Arno Schmid Grundsteingasse 39, 1160 Wien ↠ www.masc.at 2 10/4 – 9/5 Membranen Sabine Müller­Funk Strauchgasse 2, 1010 Wien ↠ bildraum.bildrecht.at Aa Collections 8 16/4 – 25/4 How I see the world Gert Resinger 30/4 – 9/5 Mascara Massacre Vera Klimentyeva 14/5 – 23/5 MAID N´MATE Ksenia Kostritski 28/5 – 6/6 LIQUID BODIES Zoe Dewitt Burggasse 68, 1070 Wien ↠ www.aacollections.net 3 9 10 das weisse haus Akademie der bildenden Künste Wien Archiv für Gegenwart AU – Kunstgalerie 19/4 – 3/5 Flächen Wiens Johanna Schuh Brunnengasse 76, 1160 Wien ↠ www.viennau.com 6 basement wien 18/4 – 3/5 Phänomen – die andere Realität Alfred Graf, Josef Moucha Grundsteingasse 8, 1160 Wien ↠ www.basement­wien.at Christine König Galerie 21/3 – 16/5 I have no time for colour Dan und Lia Perjovschi Schleifmühlgasse 1A, 1040 Wien ↠ www.christinekoeniggalerie.com 1/4 – 30/6 what would niklas luhmann do? Albert Allgaier, Philipp Friedrich, Helmut Heiss, Fernando Mesquita, Thea Möller, Martin Sturm, Salvatore Viviano Mühlfeldgasse 5, 1010 Wien ↠ www.ah­ef­ge.com 5 Bildraum 07 | Bildrecht 1/4 – 30/4 Homo Sapiens Galacticus III Udo Fon Burggasse 7 – 9, 1070 Wien ↠ bildraum.bildrecht.at 13/3 – 17/5 Atlas von Arkadien Anna Artaker / Meike S. Gleim xhibit der Akademie der bildenden Künste Wien Schillerplatz 3, 1010 Wien ↠ www.akbild.ac.at 4 Bildraum 01 | Bildrecht 22/4 – 6/6 Interlaced Structures Samuel Dowd, Mariah Garnett, Rebecca La Marre, METASITU, Elien Ronse Hegelgasse 14, 1010 Wien ↠ www.dasweissehaus.at 11 studio das weisse haus Artist in Residence und Theorist in Residence­Programm 21/3 Open Studio Day Kriehubergasse 24 – 26, 1050 Wien ↠ studiodwh.wordpress.com 12 DI∞G 22/5 – 24/5 RESONATE Theresa Eipeldauer, Julie Mueller, Sira­Zoé Schmid, Sebastian Koch, Alan Cicmak, Mathias Pöschl, Brandon Morse, Valentin Ruhry, Max Schaffer, Markus Oberndorfer, Marc-Alexandre Dumoulin, Markus Hanakam & Roswitha Schuller hosted by dwell Mittersteig 2a, 1040 Wien ↠ dwell.wellwellwell.at ↠ di8g.wordpress.com DESTINATION WIEN 2015 13 EIKON Schaufenster 17 Galerie Andreas Huber 20/3 – 23/5 ... at least I did not rob a bank ... Carola Dertnig Schleifmühlgasse 6 – 8, 1040 Wien 21/4 19:00 Wienfilm 1896 – 1976 Ernst Schmidt Junior Schikaneder, Margaretenstraße 24, 1040 Wien ↠ www.galerieandreashuber.at 27/2 – 15/5 Michael Part 29/5 – 23/8 Barbara Kapusta quartier21 / Electric Avenue, Museumsplatz 1, 1070 Wien ↠ www.eikon.at 14 flat 1 18/4 – 26/4 Die Kunst ist ein Ausweg bei sexuellen Problemen Petra Buchegger, Hannes Glaser, Markus Hofer, Karin Maria Pfeifer, Aletheya Schreder, Sula Zimmerberger Stadtbahnbogen 6 – 7, 1060 Wien ↠ www.flat1.at 15 Fotogalerie Wien 31/3 – 2/5 SMELLS LIKE TEEN SPIRIT Ole John Aandal, Claudia Balsters, DK, Paul Kranzler, Sira­Zoé Schmid, Axel Stockburger 12/5 – 13/6 TEXT:BILD – Transformation Jochen Höller, Margret Kreidl, Falk Messerschmidt, Julie Monaco, Ulrich Nausner, Bastian Schwind, Lawrence Weiner, Christina Werner Währinger Straße 59, 1090 Wien ↠ www.fotogalerie­wien.at 16 Gabriele Senn Galerie 20/3 – 25/4 Bad Pringle Kerstin von Gabain 29/4 – 23/5 Kocherscheidt sur 72:13 Ivo Kocherscheidt 29/5 – 2/7 Displacement Texts and Interventions Marko Lulić Schleifmühlgasse 1A, 1040 Wien ↠ www.galeriesenn.at 18 Galerie Charim | Charim Events 23/4 – 6/6 (Galerie Charim), 29/4 – 23/5 (Charim Events) Urban Diary Tracey Emin, FEMIN (Toshain / Ceeh), Moussa Kone, Markus Krottendorfer, Roberta Lima, Elisabeth Penker, Tamuna Sirbiladze Charim Galerie, Dorotheergasse 12, 1010 Wien Charim Events, Schleifmühlgasse 1a, 1040 Wien ↠ www.charimgalerie.at 19 Galerie Chobot 13/3 – 8/5 Betrachtungen – Arbeiten aus 10 Jahren Markus Redl Domgasse 6, 1010 Wien ↠ www.galerie­chobot.at 20 Galerie Elisabeth & Klaus Thoman 28/2 – 22/4 schleie farbe lief Florin Kompatscher 28/3 – 22/4 7 Steine Karl Prantl 25/4 – 23/5 abstrakt John M. Armleder, Éva Bodnár, Erwin Bohatsch, Herbert Brandl, Günther Förg, Florin Kompatscher, Hermann Nitsch, Oswald Oberhuber, Walter Obholzer, Fritz Panzer, Markus Prachensky, Rudolf Polanszky, Arthur Salner, Josh Smith, Rudi Stanzel, Hans Staudacher, Walter Vopava, Tal R, Arnulf Rainer, Max Weiler, Otto Zitko 25/4 – 23/5 Common Infinite/Painting Thomas Baumann 29/5 – 5/9 Michael Kienzer 29/5 – 5/9 drawing now Seilerstätte 7, 1010 Wien ↠ www.galeriethoman.com DESTINATION WIEN 2015 386 387 21 Galerie Emanuel Layr 20/3 – 25/4 Howl Franz Amann 29/4 – 6/6 Birgit Megerle An der Hülben 2, 1010 Wien ↠ www.emanuellayr.com 26 Galerie Lindner 9/4 – 22/5 bezugnehmend auf Michael Kargl Schmalzhofgasse 13/3, 1060 Wien ↠ www.galerie­lindner.at 27 Galerie Michaela Stock 22 Galerie Frey 17/4 – 23/5 Zwischen den Dünen Christian Bazant-Hegemark, Paul Deflorian, Veronika Dirnhofer, David Zeller, Iris Dittler Gluckgasse 3, 1010 Wien ↠ www.galerie­frey.com 23 Galerie Heike Curtze und Petra Seiser 10/4 – 28/4 Schön ist es überall | Bilder von Straßen und Wolken Markus Krön 30/4 – 19/5 Wien – Mein Geweide | Bildgedichte aus dem Bauch Heinz Cibulka Seilerstätte 15/16, 1010 Wien ↠ www.heikecurtze.com 24 Galerie Jünger Wien 24/4 – 31/5 Die Ruhe des Blicks Fritz Simak 24/4 – 31/5 Vienna Underground – Groupshow Christy Astuy, Michael Blank, Casaluce / Geiger, Eva Engelbert, Fabian Fink, Jakob Gasteiger, Rudolf Goessl, Heidi Harsieber, Ilse Haider, Josef Kern, Hans Nevídal, Robert Puczynski, Elisabeth von Samsonow, Karl Spörk, Karl­Heinz Ströhle, u.a. Paniglgasse 17A, 1040 Wien ↠ www.galerie­juenger.at 25 Galerie Krinzinger 29/5 – 4/7 Martha Jungwirth Seilerstätte 16, 1010 Wien ↠ www.galerie­krinzinger.at 20/3 – 13/5 The Outworn Structure Sandro Đukić 17/5 – 31/5 APPROPRIATION | PERFORMANCE | PART 1 Barbis Ruder, Vlasta Delimar, Sandro Đukić, María José Alós Esperón, Sebastian Gärtner, Tomislav Gotovac, Fritzia Irizar, Marko Marković, Veronika Merklein, Siniša Labrović, Amanda Piña, Goran Škofić, Elisabeth Tambwe, Slaven Tolj, Anna Vasof, Alexander Viscio, Beate Susanne Wehr 29/5 – 27/6 APPROPRIATION | INTERPIKTORALITÄT | PART 2 Hans Arp, Patrick Baumüller, Johanna Binder, Max Ernst, Luiza Margan, Hans Kotter, Man Ray, Milija Pavićević, Viktors Svikis, Marko Zink Schleifmühlgasse 18, 1040 Wien ↠ www.galerie­stock.net 28 Galerie nächst St. Stephan Rosemarie Schwarzwälder 10/4 – 16/5 Picture Wild Portrait Me Saskia Te Nicklin Grünangergasse 1, 1010 Wien ↠ www.schwarzwaelder.at 29 Galerie Peithner-Lichtenfels 15/4 – 30/4 Wie ist es, eine Fledermaus zu sein? Ein postromantischer Schau(er)kasten Michael Endlicher Red Carpet Showroom am Karlsplatz, Umsteigeplattform zwischen U1, U2 und U4 ↠ www.peithner­lichtenfels.at 30 Galerie Steinek 29/4 – 3/6 Le circuit heroesque Ilse Haider Eschenbachgasse 4, 1010 Wien ↠ www.galerie.steinek.at DESTINATION WIEN 2015 31 Galerie Ulrike Hrobsky 36 Krobath Wien | Berlin 14/3 – 9/5 Lost in Thought Maria Temnitschka 16/4 – 21/5 Birgit Zinner Grünangergasse 6, 1010 Wien ↠ www.hrobsky.at 28/4 – 4/6 Florentina Pakosta Eschenbachgasse 9, 1010 Wien ↠ www.galeriekrobath.at 37 Kunsthalle Exnergasse 32 SHOWROOM Galerie Ulrike Hrobsky 10/4 – 2/5 Wien Hannah Schneider Grundsteingasse 40, 1160 Wien ↠ www.hrobsky.at 33 hinterland galerie 16/4 – 16/5 Bahnhof Behruz Heschmat 21/5 – 27/6 Das belastete Papier Parastou Forouhar 1/5 – 30/9 Krongarten Krongasse 20, 1050 Wien ↠ art.hinterland.ag 38 Kunstraum Niederösterreich 34 IG Bildende Kunst / Vereinigung Bildender Künstlerinnen Österreichs 1/4 – 15/5 (IG Bildende Kunst), 1/4 – 2/5 (VBKÖ) La múltiple lucha Maja Borg, Maris Bustamante, Raúl Cuesta & Anaïs Huerta, Rotmi Enciso, Charles Fairbanks, Regina José Galindo, Lourdes Grobet, Martha Hellion, Michael Ramos Araizaga, Carla Pataky, Gerardo Montes de Oca Valadez, Paola Picazo, Mariel Rodríguez, Mitglieder des Colectivo Acción Solidaria con México-Austria, Tabea Huth, Katia Tirado IG Bildende Kunst Gumpendorferstraße 10 – 12, 1060 Wien VBKÖ Maysedergasse 2, 1010 Wien ↠ www.igbildendekunst.at ↠ www.vbkoe.org 35 Knoll Galerie Wien 9/4 – 6/6 DERZEIT·IRRE·KVNST·DER·KVNST· IHRE·FREIZEIT· Paul Horn Gumpendorfer Straße 18, 1060 Wien ↠ www.knollgalerie.at 16/4 – 30/5 LIFE’S FINEST VALUES Lisa Schmidt-Colinet & Alexander Schmoeger & Florian Zeyfang, Libia Castro & Ólafur Ólafsson, cylixe, Jan Peter Hammer, Annika Eriksson, Brigitta Kuster & Gülây Akin & Angelika Levi, Ina Wudtke, Iratxe Jaio & Klaas van Gorkum, Oliver Ressler, Ines Schaber & Mathias Heyden, Katleen Vermeir & Ronny Heireman Währinger Straße 59, 1090 Wien ↠ www.kunsthalleexnergasse.wuk.at Performancereihe #3: as can be seen from 23/4, 19:00 SPOT ON ME Tabitha Dattinger & Astrid Sodomka, Otto Krause & Milan Loviška, Michikazu Matsune 21/5, 19:00 ALICE TOKLAS READS HER FAMOUS HASHISH FUDGE RECIPE Louise Guerra, Anne Käthi Wehrli, u.a. Herrengasse 13, 1014 Wien ↠ www.kunstraum.net 39 Kunsttankstelle Ottakring 11/4 – 25/4 Everyday Rebellion Arash & Arman T. Riahi (Riahi Brothers), Bele Marx & Gilles Mussard Grundsteingasse 45 – 47, 1160 Wien ↠ www.kunsttankstelleottakring.at 40 Kunstverlag Wolfrum 23/4 – 20/6 Spring Alina Kunitsyna, Karin Pliem, Markus OrsiniRosenberg, Christy Astuy, Regula Dettwiler, Jürgen Paas, Leander Kaiser, Julie Monaco, Ronald Kodritsch Augustinerstraße 10, 1010 Wien ↠ www.wolfrum.at DESTINATION WIEN 2015 388 389 41 Lisabird Contemporary 17/4 – 17/5 Eismänner Wolfgang Grinschgl Brucknerstraße 8, 1040 Wien ↠ www.lisabird.at 46 MUSA – Museum, Startgalerie, Artothek 42 MASC Foundation 11/4 – 25/4 Cross Borders Branka Kuzmanovic, Canan Dagdelen, Sedef Hatapkopulu, Aljoscha, Bele Marx & Gilles Mussard Grundsteingasse 40, 1160 Wien ↠ www.masc.at 43 Mauve 11/4 – 8/5 The Longest Nose 18/4, 19:00 Release: foundations magazine the vienna issue Löwengasse 18, 1030 Wien ↠ www.mauve­vienna.com 44 Medienwerkstatt Wien / FLUSS – NÖ Initiative für Fotound Medienkunst 18/4 – 4/5 Visionen der Medienkunst 4: Eine andere Wirklichkeit Elisa Andessner, Miriam Bajtala, Mara Mattuschka Neubaugasse 40a, 1070 Wien ↠ www.medienwerkstatt­wien.at ↠ www.fotofluss.at 45 mo.ë vienna 13/5 – 17/5 Woher kommst du? Barbara Zeidler Thelemangasse 4, 1170 Wien ↠ www.moe­vienna.org 28/4 – 24/10 Die achtziger Jahre. Pluralismus an der Schwelle zum Informationszeitalter Robert Adrian X, Christiane Adrian­Engländer, Siegfried Anzinger, Renate Bertlmann, Tassilo Blittersdorff, Erwin Bohatsch, Herbert Brandl, Ernst Caramelle, Linda Christanell, Josef Dabernig, Gunter Damisch, Walter Ebenhofer, Loys Egg, Tone Fink, Thomas Freiler, Franz Graf, Ilse Haider, Karin Hazelwander, Lore Heuermann, H + H Joos, Martha Jungwirth, Birgit Jürgenssen, Gudrun Kampl, Johanna Kandl, Angelika Kaufmann, Herwig Kempinger, Josef Kern, Michael Kienzer, Alfred Klinkan, Kiki Kogelnik, Peter Kogler, Karl Heinz Koller, Brigitte Kowanz, Hans Kupelwieser, Paul Albert Leitner, František Lesàk, Karin Mack, Mara Mattuschka, Dora Maurer, Elfriede Mejchar, Alois Mosbacher, Walter Obholzer, Florentina Pakosta, Max Peintner, Walter Pichler, Beverly Piersol, Margot Pilz, Lisl Ponger, PRINZGAU / podgorschek, Arnulf Rainer, Thomas Reinhold, Gerwald Rockenschaub, Gerhard Rühm, Romana Scheffknecht, Hubert Scheibl, Roman Scheidl, Hubert Schmalix, Zbyněk Sekal, Tim Sharp, Hubert Sielecki, Oswald Stimm, Thomas Stimm, Bernhard Tragut, Elmar Trenkwalder, Manfred Wakolbinger, Peter Weibel, Franz West, Zelko Wiener, Erwin Wurm, Gerlinde Wurth, Robert Zahornicky, Otto Zitko, Heimo Zobernig, u.a. Felderstraße 6 – 8, 1010 Wien ↠ www.musa.at 47 one work gallery 28/4 – 15/5 One Work of Marianne Vlaschits Marianne Vlaschits Getreidemarkt 11/3, 1060 Wien ↠ www.instagram.com/oneworkgallery 49 SALoTTo VIENNA 50 Sammlung Friedrichshof 13/5, 19:30 Künstlergespräch mit Bjarne Melgaard Schleifmühlgasse 6, 1040 Wien ↠ www.sammlungfriedrichshof.at 51 SCHNEIDEREI – See you next Thursday 29/4 work in progress – Songül Boyraz in Kollaboration mit Kürşad Özdemir 12/5 – 20/5 Ausstellung Songül Boyraz in Kollaboration mit Kürşad Özdemir 27/5 Introduce #14 Ines Hochgerner Krongasse 10, 1050 Wien ↠ www.seeyounextthursday.com 52 TONSPUR – Kunstverein Wien 23/2 – 23/5 Ears of the other (TONSPUR 65) Jacob Kirkegaard 24/5 – 22/8 For Maryanne Amacher (TONSPUR_lost) Alvin Curran TONSPUR_passage quartier21/MQ Wien Museumsplatz 1, 1070 Wien ↠ www.tonspur.at 53 Turnsaal Galerie 48 Projektraum Viktor Bucher URBANAUTS Aldo Giannotti, Marlene Hausegger, Julie Hayward, Daniel Leidenfrost, Michail Michailov, Kamen Stoyanov Praterstraße 13/1/2, 1020 Wien ↠ www.projektraum.at DESTINATION WIEN 2015 54 Universität Wien SALoTTo VIENNA Netzwerk SeeLab (mediaOpera, isOti, Globally Integrated Village Environment, THIS­PLAY u.v.m.) U2 Endstation Seestadt / Ausgang Seestadt­ straße, auf der ehemaligen Rollbahn ↠ www.salotto­vienna.net 3/3 – 26/4 Radical Busts Ausstellung im Programmschwerpunkt „Geschlechtergerechtigkeit“ im Rahmen des 650­Jahr­Jubiläums der Universität Wien Marianne Maderna Arkadenhof und Aula der Universität Wien, Universitätsring 1, 1010 Wien ↠ gender.univie.ac.at 55 unttld contemporary 20/3 – 16/5 Matter of a burning body Daniel Domig Schleifmühlgasse 5, 1040 Wien ↠ www.unttld­contemporary.com 56 Verband Österreichischer Kunsthistorikerinnen und Kunsthistoriker 28/5 – 31/5 Kunstgeschichte­Festival An verschiedenen Orten in Wien ↠ kunstgeschichte­festival.at 57 wellwellwell 18/4, 19:00 is it going well? – The Exhibition perlimpinpin 24/4, 19:00 Is it going well? – The Dance Mittersteig 2a, 1040 Wien ↠ www.wellwellwell.at 58 zs art galerie 24/4 – 3/6 ViennaPerspectives Alex Klein, Robert Staudinger, Irene Wölfl Westbahnstraße 27 – 29, 1070 Wien ↠ www.zsart.at 3/3 – 30/5 Vienna Severin Koller Kirchengasse 27, 1070 Wien ↠ www.turnsaal.com DESTINATION WIEN 2015 390 391 PUBLIKATION AUSSTELLUNG Destination Wien 2015 ISBN 978­3­85247­049­8 Destination Wien 2015 17/4 – 31/5 2015 Dramaturgie Vanessa Joan Müller, Andrea Hubin Diese Publikation erscheint anlässlich der Ausstellung Destination Wien 2015 in der Kunsthalle Wien, 17. 4. – 31. 5. 2015. Kuratorium Marie Egger, Anne Faucheret, Lucas Gehrmann, Luca Lo Pinto, Matthias Nothnagel, Andrea Popelka, Nicolaus Schafhausen Vermittlung Isabella Drozda, Anna May Herausgeber Kunsthalle Wien GmbH Ausstellungsproduktion Veronika Floch, Karin Haas Redaktion Kuratorium Bauleitung Johannes Diboky Gestaltung Alexander Nussbaumer, Christoph Schörkhuber (Assistenz) ↠ alexandernussbaumer.com Technik Beni Ardolic, Frank Herberg, Mathias Kada, Othmar Stangl Cover NETRO ↠ netro.cc Externe Technik Harald Adrian, Hermann Amon (Video, Audio), Dietmar Hochhauser, Alfred Lenz, Danilo Pacher Ausstellungsansichten Jorit Aust Ausstellungsaufbau Marc­Alexandre Dumoulin, Chris Fortescue, Johann Groebner, Scott Hayes, Tom Latzel, Johann Schoiswohl, Andi Schweger, Stephen Zepke Druck Books on Demand GmbH © 2015 für die abgebildeten Werke bei den Künstler/innen; und Bildrecht, Wien 2015: Josef Bauer © Bildrecht, Wien 2015, Christian Eisenberger © Bildrecht, Wien 2015, Eva Grubinger © Bildrecht, Wien 2015, Harald Gsaller © Bildrecht, Wien 2015, Ralo Mayer © Bildrecht, Wien 2015, Karin Pliem © Bildrecht, Wien 2015, Birgit Zinner © Bildrecht, Wien 2015; und siehe Bildnachweis. © 2015 für die Texte bei den Autor/innen. Veranstaltungsmanagement Martina Piber, Gerhard Prügger Marketing Dalia Ahmed, David Avazzadeh, Katharina Baumgartner, Bernadette Vogl, Christina Dopplinger (Praktikantin) Presse und Kommunikation Katharina Murschetz, Stefanie Obermeir, Beatrix Kouba (Praktikantin) INFORMATION Mehr Informationen zum Programm finden Sie unter: ↠ kunsthallewien.at ↠ facebook.com/KunsthalleWien ↠ instagram.com/KunsthalleWien ↠ twitter.com/KunsthalleWien #Destination Kunstvermittler/innen Selma Abdic, Wolfgang Brunner, Daniela Fasching, Maximiliano Kostal, Ursula Leitgeb, Alexandra Matzner, Michael Simku Kunsthalle Wien GmbH Museumsplatz 1 1070 Wien, Austria ↠ www.kunsthallewien.at +43 1 52189­0 Buchhaltung Mira Gasparevic, Doris Hauke Shop und Kassa Christina Zowack Die Kunsthalle Wien GmbH ist die Institution der Stadt Wien für internationale zeitgenössische Kunst und Diskurs. Direktor Nicolaus Schafhausen Kaufmännische Geschäftsführerin Ursula Hühnel­Benischek Assistenz der Geschäftsführung Sigrid Mittersteiner Wir danken allen Beteiligten, Partnern, Mitarbeiter/innen, Unterstützer/innen und Ideengeber/innen für die freundliche Zusammenarbeit. Falls die Kunsthalle Wien trotz intensiver Recherchen nicht alle Inhaber von Urheber­ rechten ausfindig machen konnte, ist sie bei Benachrichtigung gerne bereit, Rechts­ ansprüche im üblichen Rahmen abzugelten. Dieses digitale Buch wird als Katalog und kostenfreie PDF­Version auf ↠ www.kunsthallewien.at angeboten. © 2015 Kunsthalle Wien GmbH DESTINATION WIEN 2015 DESTINATION WIEN 2015 Kunsthalle Wien #Destination